Was ist die Frage, die Sie sich in den letzten Jahren gestellt haben? Überall dort, wo es um Macht und Geld geht, sind Frauen unterrepräsentiert in Österreich, so auch im Kunst- und Kulturbereich. Und genau hier, bei dieser Ungerechtigkeit, setzt das Frauenbüro der Stadt Linz an mit dem Marianne von Willemer Frauenliteraturpreis. Ein Preis, der Frauen fördert, die sich dem Schreiben widmen. Ein Preis, der mit 3.600 Euro dotiert ist. Ein Preis, der von der Stadt Linz vergeben wird. Das kann sich sehen lassen, finde ich. Und ein Preis, und vor allem eine Preisträgerin, die wir heute gebührend feiern werden, alle gemeinsam. Mein Name ist Sabina Kauti-Pinner, ich bin die Frauenbeauftragte der Stadt Linz und es freut mich mega, dass Sie alle, ihr alle heute mit uns die Preisträgerin feiern Danke für euer Kommen. Zuerst aber, weil von nichts kommt nichts. Es braucht einfach ganz viele Menschen, ganz viele ermögliche Innen, damit solche Preise möglich sind. Und es braucht Menschen in unserer Mitte, die sich hierfür einsetzen, dafür kämpfen und klar sagen, ja, auch das ist die Aufgabe der Stadt Linz, Frauenerfolge sichtbar zu machen. Und in diesem Sinne darf ich ganz herzlich die ressortzuständige Frauenstadträtin Eva Schobisberger begrüßen. Stadträtin Eva Schobisberger begrüßen. Ein großes Danke und auch ein Danke für Ihre Anwesenheit, die auch eine Wertschätzung bedeutet, an Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. Und wir im städtischen Frauenbüro können unsere fundierte Arbeit in diesem Ausmaß machen, weil wir eine Geschäftsbereichsdirektorin haben, die Feministin ist und klar hinter dem Thema steht. Danke an Personaldirektorin Brigitta Schmitzberger. Applaus Diesen Preis zugrunde liegt ein Gemeinderatsbeschluss der Stadt Linz. Danke auch in diesem Sinne an die Anwesenheit einiger Linzer Gemeinderätinnen, welche ich als große Wertschätzung der Arbeit vom Frauenbüro der Stadt Linz interpretiere. Und um die Fülle dieser Unterstützung zu zeigen, würde ich jetzt vorschlagen, dass ich einfach die Gemeinderätinnen, die Anwesenden alphabetisch aufsage und sie dann alle aufstehen, damit wir auch diese große bildliche Wertschätzung zeigen können. Also alphabetisch, danke fürs Dasein, Burgsteller Stefan von den Neos. Garnherr Teresa von der ÖVP, Klitsch Ute von der FPÖ, Langer Helge von den Grünen, Rotschmieder Michael von der Kappeöl. Und Rosica Ekova Stojanova von den Grünen. Es freut mich auch ganz besonders, dass heute viele KollegInnen und Führungskräfte aus dem Magistrat der Stadt Linz da und anwesend sind. Danke euch für eure Unterstützung und danke, dass ihr da seid. Applaus Sie haben sicher schon gesehen, die heutige Veranstaltung wird vom DorfTV aufgezeichnet. Danke für die tolle Zusammenarbeit und die Kooperation. Zusätzlich darf ich mich auch für den Gebärdendolmetsch durch Stefanie Thurnherr bedanken. Und natürlich auch ein großes Danke an An Danker, die uns den heutigen Abend musikalisch untermalen wird. Applaus Diese Veranstaltung wird ermöglicht, weil es ganz viele Menschen gibt, die im Vorder- und Hintergrund ganz Großartiges leisten. die im Vorder- und Hintergrund ganz Großartiges leisten. Bitte begrüßen Sie mit mir Personen, die ganz stark eben auch mit dafür verantwortlich sind, dass diese Veranstaltung heute stattfinden kann, dass wir eine Preisträgerin haben. Danke, Doktorin Petra Maria Dallinger. Sie kommt nachher eher auf die Bühne. Sie ist Direktorin der Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich. Danke Claudia Rohmeder, Verlagsleiterin Residenz Verlag Wien. Applaus Und auch ein großes Dank an Sabine Weißensteiner, Geschäftsführerin Buchhandlung Fürstl-Gerber-Lenz. Applaus Und auch ein großes Dank an Sabine Weißensteiner, Geschäftsführerin Buchhandlung für Stuttgarter Linz. Ja, wie eingangs erwähnt, von nichts kommt nichts. Und damit in Linz ganz viel kommt, gibt es eine Person, die sich schon seit über einem Jahrzehnt für feministische Themen stark macht und dafür kämpft. Und ich freue mich sehr, Sie um Ihre Begrüßungsworte zu bitten. Bitte, Frauenstadträtin Eva Schobisberger. Ja, danke, Pena, Kati, Pina. Schönen guten Abend und ich freue mich wirklich sehr, dass wir alle heute hier gemeinsam sind um diese wunderbare Preisträgerin. Ich verrate jetzt auch noch einmal den Namen Barbara Rieger. Herzlich willkommen und an dieser Stelle schon gratuliere zum Preis. Und wie gesagt, ich freue mich sehr, dass wir heute alle hier sind und diese wunderbare Preisträgerin gemeinsam feiern können. Also die Konkurrenz an Veranstaltungen ist heute besonders groß. Es ist unter anderem die Best-of-Premiere, sagt man das so, Best-of-Vernissage, der Start von Best-of anlässlich 50 Jahre Kunstuniversität Linz, wo natürlich viele Vertreterinnen des Kunst- und Kulturbereichs auch dort sind. Also umso mehr freut es mich, dass Sie alle heute hier sind. Was heute auch noch stattfindet, ist ein Gedenken an die Situation in Israel. Mich hat heute die Charlotte Herrmann, die Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, zu dieser Gedenkveranstaltung eingeladen. Genau jetzt statt am Menschenrechtsbrunnen und am Friedensblatt in Linz. Also ich glaube, das ist sehr symbolträchtig und stark, dass das dort ist. Ich möchte Ihnen die Einladung vorlesen und Sie gleichzeitig einladen, dass wir dieser Einladung zumindest im Kleinen hier auch folgen und einen Moment des Gedenkens dann auch hier einlegen. hier auch folgen und einen Moment des Gedenkens dann auch hier einlegen. Wir laden dazu ein, Gewalt und Tod Unschuldiger vor allen Frauen und Kindern ist kein Weg zum Frieden und der Menschheit unwürdig und beschämend. Frauen als Vertreterinnen verschiedener Religionen laden am Donnerstag, also heute, jetzt, zu einem stillen Innehalten ein, um der Opfer des Hamas-Terroranschlages zu gedenken. Und ich möchte Sie einladen, dass wir dieser Einladung eben jetzt auch hier folgen und Sie bitten, kurz sich von Ihren Stühlen zu erheben und einen Moment in Stille innezuhalten. Danke. Es ist sicher so, dass jetzt jeder und jede von Ihnen andere Bilder im Kopf hatte, aber ich bin mir sicher, dass die Überschrift, die allen gleich war, Gewalt ist. Und in vielen Fällen bestimmt auch Gewalt gegen Frauen, sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Das seit jeher in Kriegen ein besonders grauenhaftes Instrumentarium ist, in Kriegen ein besonders grauenhaftes Instrumentarium ist, wo über den Körper von Frauen Männer sich gegenseitig besonders schlimme Botschaften ausrichten. Gewalt gegen Frauen, auch wenn man das ganz bestimmt nicht vergleichen kann mit dem, was Frauen in Israel, in der Ukraine oder auch im Iran durchmachen, ist Gewalt gegen Frauen aber auch bei uns immer noch Thema, das da ist und das allgegenwärtig ist. Also auch bei uns gibt jede dritte Frau an, das ist die letzte aktuelle Umfrage der Statistik Austria dazu, jede dritte Frau in Österreich sagt, dass sie zumindest einmal im Leben Opfer von Gewalt oder sexualisierter Gewalt geworden ist. Also ich glaube, dass das Zahlen sind, die für sich sprechen und dass es an uns ist, zumindest einmal im Leben Opfer von Gewalt oder sexualisierter Gewalt geworden ist. Also ich glaube, dass das Zahlen sind, die für sich sprechen und dass es an uns ist, da natürlich etwas dagegen zu unternehmen und zwar jede und jeder von uns in dem Bereich und in dem Ausmaß, wo er oder sie kann. Eine, die das in ihrem literarischen Schaffen tut, die Gewalt in ihren Werken thematisiert und auf den Tisch legt, ist Barbara Rieger. Sie wurde auch für ein solches Werk ausgezeichnet. Das Werk oder der Auszug aus ihrem Roman, den wir heute auszeichnen dürfen, heißt Eskalationsstufen. Also es könnte irgendwie die Überschrift von einem Kommentar zur aktuellen Situation sein. Es wird darin Themenbereiche wie dysfunktionale Familie, Gewalterfahrung und auch Abhängigkeitsverhältnisse thematisiert. Also ich bedanke mich dafür, dass das passiert, weil ich glaube, dass es unglaublich wichtig ist, diese Themenbereiche gerade auch in der Kunst und in der Literatur auf den Tisch zu legen, weil das, was Gewalterfahrungen quer durch auch gemeinsam haben, ist, dass sie immer noch tabuisiert werden und viel zu wenig thematisiert werden, gerade wenn es um sexualisierte Gewalt oder Gewalt gegen Frauen geht. Also danke für dieses Werk und danke an die Jury, dass sie diese Preisträgerin mit diesem Werk ausgezeichnet haben. Wir haben schon gehört, wer die Juroren waren. Ich wiederhole trotzdem jetzt noch einmal Euren Namen, weil ich wirklich sehr dankbar bin dafür, dass Ihr diese Arbeit wieder gemacht habt und uns diese Preisträgerin beschert habt. Das war Petra Maria Dallinger, die Leiterin des Stifterhauses, Sabine Weißensteiner, die Leiterin der Buchhandlung Fürstlberger und Claudia Romeda vom Residenzverlag. Vielen Dank. Wie Sie sehen können, haben wir versucht, die Jury möglichst breit darzustellen und nämlich wirklich aus jedem Bereich des Literaturbetriebes eine Vertreterin herauszugreifen, weil wir einfach möchten, dass so Werke ausgezeichnet werden, die halt alle Blickwinkel aus dem Literaturbetrieb oder aus jedem Blickwinkel des Literaturbetriebes auszeichnungswürdig sind. Dafür, dass wir heute hier sein können und gemeinsam feiern können, möchte ich mich sehr herzlich beim Team des Frauenbüros bedanken. Allen voran die Geschäftsbereichsdirektorin Brigitta Schmitzberger, Abena Kati Pinder haben Sie heute schon gesehen, unsere Frauenbeauftragte. Hinter den Kulissen, in dem Fall auch wirklich hinten im Raum, Roswitha Magauer, die Laura Schachner sehe ich gerade nicht. Die Anne Brack, die neben der Roswitha Magauer steht. Und die Glinde Hartl, die uns auch gerade im Frauenbüro begleitet. Danke für eure Arbeit. Und ich weiß auch mir, falls schwer, angesichts der Schwere, die im Raum hängt und die gerade über der Welt hängt, aber trotzdem, ich bin zutiefst überzeugt, dass es auch an der Zeit ist, Feste zu feiern, Frauen zu feiern für das, was sie geleistet haben. Und wenn ich in den Raum blicke, sehe ich viele, die tagtäglich in ihrer Arbeit, in ihrem Schaffen, in ihrem Tun für eine gerechtere Welt, für eine gerechtere Gesellschaft, für eine feministische Gesellschaft eintreten. Und ich glaube, dass es auch notwendig ist und für uns alle wichtig ist, uns gegenseitig zu stärken, Danke zu sagen und uns zu feiern. In diesem Sinne wünsche ich uns auch heute einen schönen Abend und lasst uns feiern. Dankeschön für die Worte und vor allem auch für den Blick über unseren Linzer Tellerrand. Im Gedenken an die Autorin und aus Linz stammende Marianne von Willemer wird dieser Frauenliteraturpreis eben alle zwei Jahre seitens der Stadt Linz vergeben. Heuer haben wir ganze 48 Einreichungen gehabt. Diese wurden von unserer dreiköpfigen Jury studiert, analysiert und auch diskutiert. Und die Jury ist zu dem einstimmigen Ergebnis gekommen, dass unsere heutige Preisträgerin das super verdient hat. Ich möchte Ihnen kurz die Jurybegründung vorlesen, die es meiner Ansicht nach sehr auf den Punkt bringt, warum der Romanauszug Eskalationsstufen heuer gewonnen hat. Der Romanauszug Eskalationsstufen adressiert eine große Bandbreite an Themen. Dysfunktionale Familie, Gewalterfahrung, Abhängigkeitsverhältnisse. Die Autorin schafft es, die thematische Komplexität sprachlich sehr gut zu lösen. Dieses Können ermöglicht es den LeserInnen zur ich erzählenden Personen unterschiedliche, teils auch ambivalente Beziehungen aufzubauen. Der Text entfaltet in seinem schnellen Erzählen eine Sogwirkung. Den Text dürfen wir dann später auch noch alle gemeinsam miterleben. Und es ist soweit, ich darf ein paar Worte zu unserer Preisträgerin sagen und ein bisschen sie vorstellen. Sie ist 1982 in Graz geboren, studierte in Wien und absolvierte den Lehrgang Wiener Schreibpädagogik. Sie studierte eben, also es folgte eine Absolvierung der Leondinger Akademie für Literatur und sie ist Freiautorin und Schreibpädagogin. Sie ist Freiautorin und Schreibpädagogin. Gemeinsam mit Alain Barbero hat sie das Foto- und Literaturblog café.entropy.at herausgegeben. Und aus dem gingen zwei Fotoliteraturbände hervor. Bisher erschienen zwei Romane, Bis ans Ende Marie, das war 2018, und Friss oder Stirb, das war 2020. Für den Roman Eskalationsstufen, der übrigens nächstes Jahr bei Kremmeier und Schirau erscheinen wird, das heißt, das kann man sich schon vormerken, für nächstes Jahr dann, erhielt sie das Arbeitsstipendium des Landes Oberösterreich. Und es freut uns sehr, dass sie das auch dann eingereicht hat. Bitte begrüßen Sie jetzt schon vorab und mit einem großen Applaus gratulieren Sie bitte unsere heurige Preisträgerin Barbara Rieger. Eine großartige Leistung, die gewürdigt gehört und gewürdigt wird. Und es freut mich sehr, jetzt eine unserer Juroren zu mir auf die Bühne zu bitten, die die Laudatio halten wird. Danke, Doktorin Petra Maria Dallinger. Applaus Maria Dallinger. Eskalationsstufen von Barbara Rieger. Wer spricht, fragen wir uns beim immer atemloseren Lesen des Textes Eskalationsstufen. Ein Romanauszug von Barbara Rieger. Wer spricht zu uns? Ein Ich, das durch den Wald läuft, ein Ich, das die Angst vor Wolf und Bär durch apotropäische Allerweltsvernunftsätze in Schach zu halten versucht, ein Ich, das sich gleichermaßen bedroht wie gewarnt fühlt von den Erscheinungen der umgebenden Natur. So etwa von einem Laut, einem leisen Schrei des Eises, wie es aufbricht, wenn Gletscherwasser sich den Weg an die Oberfläche bahnt, einem Schrei, da das Hereinbrechen von Gefahr das jähe Auftauchen von der Runterliegenden markiert. Der leise Schrei erlenkt den Blick auch den unseren auf eine Szene am Rande des Waldes, ans Ufer eines Gebirgsees. Was geschieht? Vielleicht wird eine Frau ermordet, vielleicht wird sie erwürgt oder wird sie mit einem Stock in den See geprügelt. Niemand ist zu sehen. Wahrnehmungen, die Angst machen, Wahrnehmungen, die mit Verlusten verbunden sind, sehen und nicht sehen. Das Ich wird sich zusehends fremd. Der Blick in den Spiegel zeigt Unvertrautes. Ich sehe mir nicht mehr ähnlich. dem Maler und Geliebten. Anstelle von Zärtlichkeit steht Gewalt, Macht, Aggression und Demütigungen dominieren die Begegnungen, auch die sexuellen. Zweifel an der eigenen Potenz beim Malen und Vögeln als Rechtfertigung. Das Ich zeigt Verständnis für das, was ihm angetan wird. Die Bindung an die eigene Herkunftsfamilie wirkt ein wenig lose, die Geburt eines Kindes scheint ein neues Anknüpfen zu ermöglichen, ein sich distanzieren, ein leichter und heller werden, ein aus dem Tal hinaus streben. Und außerdem gibt es unerwartet ein Erbe, das den Absprung, einen Neubeginn, Versöhnung begünstigen könnte. Eine Nachricht und einen Anruf später steht die Uhr auf Rückkehr. Hier endet die Textpassage aus den Eskalationsstufen, die die Jury im Rahmen ihrer Beratungen zur Auszeichnung vorgeschlagen hat. Hier endet sie leider und das ist in mehrerlei Hinsicht ein bisschen quälend, denn die Beklemmung, die sich so lakonisch vermittelt, Bilder, die aufsteigen, ganz aus der Perspektive der Fliehenden, das Laufen durch den Wald an den See, die Protagonistin am Bahnhof auf dem Weg in die falsche Richtung und vieles andere mehr, die bleiben. Sie verlangen nach Antworten. Wer ist dieses Ich? Ein Ich in Abhängigkeit, vielleicht angezogen vom Mythos des Künstlers, von der Idee der Erlösung des Anderen, möglicherweise aus einer dysfunktionalen Familie, ein Ich vielleicht in der Sehnsucht auf Rückkehr in eine Normalität, welcher Art immer. Vielleicht lesen wir in dieses Ich Geschichten hinein, Geschichten von Frauen und Gewalterfahrungen, von der Unfähigkeit, sich zu lösen. Barbara Rieger schreibt dieses Ich ohne Pathos hart am Rande des Abgrunds. Dieses Ich ist überaus präsent, Es hat etwas Zwingendes. Mit ihm lassen wir uns ein auf etwas Gefährliches. Mit ihm hetzen wir durch den Wald. Mit ihm steigen wir in den Zug, unverabschiedet, trotzig. Mit ihm kehren wir zurück zu dem, was kaputt macht. Weil etwas noch nicht zu Ende ist, nur ein Punkt, eine Stufe in einer Bewegung auf ein Ende zu, ein Ende, das noch nicht erreicht ist. Wer spricht zu uns, was kommt da noch? den beiden bereits genannten Romanen Bis ans Ende Marie 2018 und Friss oder stirb 2020 gezeigt, wie nah sie in ihrem Schreiben an toxischen Beziehungen, an Suchterkrankungen, an sich anbahnenden Psychosen ist. Es macht mir Spaß, an die Grenze zu gehen. Es macht Spaß, die Figuren in den Wahnsinn zu treiben, sagte Rieger nach Erscheinen ihres Debuts in einem Interview. Spaß ist vielleicht nicht die erste Assoziation beim Lesen von Eskalationsstufen, vielmehr ein In-Verbindung-Treten mit der Protagonistin, mit diesem Ich, die Atemlosigkeit beim Lesen und das ist ziemlich viel für einen Text von einigen wenigen Seiten und es ist ein wirklich guter Grund für eine Auszeichnung. Im Namen der Jury, wir wurden mehrfach genannt, ich möchte bei den Kolleginnen trotzdem noch einmal mit einschließen, Claudia Romeda und Sabine Weißensteiner, letztere übrigens die Juryvorsitzende. einer, letztere übrigens die Juryvorsitzende. Im Namen von uns dreien also die allerherzlichste Gratulation zum Marianne-von-Willem-Preis 2023. Wir freuen uns sehr mit Barbara Rieger und wir freuen uns auf den Roman, der auch, das wurde schon gesagt, 2024, wie die bisherigen im Verlag Grimmaier und Scheriau erscheinen wird. Ein Auszug ist in Literatur und Kritik im Septemberheft erschienen. Trotzdem, wir brauchen Geduld und irgendwie haben wir die gar nicht. Alles Gute, Barbara Wieler. Applaus treten wir jetzt gemeinsam in Verbindung, so wie es die Juharin gerade gesagt hat, mit der Protagonistin. Und ich freue mich, dass unsere Preisträgerin Barbara Rieger uns nun aus ihren Romanauszug-Eskalationsstufen vorlesen wird. Dankeschön. Könnte ich vielleicht noch ein Mikro haben, sonst würde ich hier lesen. Ah ja, okay. Passt. Funktioniert. Okay. Okay. Danke sehr. Ich möchte mich auch zuerst noch einmal bedanken bei allen, die jetzt hier schon genannt wurden, die das ermöglicht haben und bei der Jury, besonders jetzt auch bei der Laudatio, die sehr schön war für mich und auch bei meinen Kolleginnen stellvertretend möchte ich Marlene Goltz nennen, weil sie mich gerade so anschaut. Kolleginnen sind total wichtig beim Schreiben, weil sie einem Feedback geben auf Texte und einem helfen, an den Schrauben zu drehen. Weiters möchte ich mich bedanken bei meiner Familie, die mich freispielt. Heute findet auch der Elternabend meiner Tochter statt, wo ich nicht sein kann, wo stattdessen mein Partner hingeht und meine Oma ist bei meiner Tochter zu Hause. Ohne das wäre es nicht möglich. Wäre ich ein Mann, würde ich das vielleicht nicht sagen, vielleicht aber schon. Oder? Nicht? Ich sehe Kopf schütteln, genau. Aber ich sage es. Das Ich, denke ich, das könnte jeder von uns sein. Das ist so die Idee von dem Roman. Es ist ein Romanauszug, es ist immer schwierig mit Romanauszügen, weil eigentlich vor dieser Stelle, die ich lese, schon vieles passiert ist und das eher schon Richtung Ende der Eskalation spielt. Aber Sie haben ja schon einiges dazu gehört und ich lese das jetzt einfach, Ich habe es ein bisschen gekürzt und mein Tisch wackelt ein bisschen, aber das macht nichts. Okay. mit Einkaufen gefahren sein. Ich gehe über den Schotter Richtung Scheune, einen Moment lang zögere ich. Dann schiebe ich den Haken nach oben, öffne die Tür und mache einen Schritt hinein. Die Axt an der Wand, Holzscheite von oben bis unten, bis nach hinten, ganz hinten sehe ich Leinwände oder Teile davon, Fetzen. Ich erkenne ihr Gesicht. Ich mache einen Schritt darauf zu und wieder einen Schritt zurück. Langsam gehe ich rückwärts raus aus der Scheune. Ich drehe mich um und laufe hinein in den Wald Richtung Talschluss. Ich werde dem Weg folgen, beschließe ich. Werde sehen, wohin er führt. wenn ich Glück habe, führt er zum See. Steine unter meinen Füßen, Wurzeln und halbgefrorene Pützen, ich springe. Rechts neben mir, links neben mir, über mir, vor mir, hinter mir Bäume, überall Bäume, ein Wald aus Bäumen, denke ich, und mir ist, als ob es tausend Bäume gäbe und hinter Bäumen keine Welt. Je weiter ich laufe, desto dichter stehen sie, desto fester wird die Erde. Auf einmal muss ich an die Wölfe denken, die sich wieder in Österreich ansiedeln, Rudel bilden, aber nicht hier, sage ich mir, hier gibt es Wölfe doch nur hinter Gittern. Hier ist auch schon lange kein Bär mehr gesichtet worden, oder? Ich versuche mir das vorzustellen, diesen ersten Blick in die kleinen schwarzen Augen und dann den letzten, über mir der Schrei einer Krähe. Ich bemerke, dass ich schneller laufe, immer schneller. Ich frage mich, wie schnell ich laufen könnte, falls. Ich müsste mich auf den Boden legen, die Hände über dem Nacken mich totstellen. Der Wald wird wieder lichter und ich wieder langsamer. Ich bleibe stehen und sehe nun tatsächlich den See, wie gefroren er noch ist. Ich starre auf die Gebirgswand vor mir. Es ist nicht unmöglich, ihn zu lieben. Aber ich höre einen leisen Schrei, ein Ächzen, ein Blubbern. Es muss das Eis sein, wie es aufbricht. Das Gletscherwasser, das von unten nach oben dringt, sich seinen Weg an die Oberfläche bahnt. Plötzlich sehe ich etwas am anderen Ufer. Sehe ich ihn am anderen Ufer spazieren, dicht neben ihm eine Frau. Ich schütte den Kopf, gehe ein paar Schritte zurück in den Wald, halte mich fest an einem Baum. Sie sind weit entfernt. Ich muss mich täuschen. Ich schließe die Augen, lehne mich gegen den Baum, versuche selbst ein Baum zu werden, ein Hintergrund. Ich habe Angst vor dem, was ich sehen würde, würde ich hinschauen. Ich habe Angst zu sehen, wie er ihr die Hände um den Hals legt, sanft zuerst, dann fester. Habe Angst zu sehen, wie sie niedersinkt. Wie er sie hochhebt, wie ihr Kopf hin und her baumelt, die langen Haare schleifen am Boden. Er trägt sie aufs Eis und ich weiß, er wird sie, einen Moment lang denke ich sogar, sie werden beide versinken, aber nein, einer wie er kommt immer davon. nur sinken, aber nein, einer wie er kommt immer davon. Er wird sie ablegen, einen dicken Ast nehmen und mit dem Ast so lange gegen ihre Beine, ihre Hüften stoßen, bis sie Übergewicht bekommt und ins Wasser kippt. Wie viele Meter, frage ich mich, jedenfalls tief genug. Dann hole ich Luft, öffne die Augen und sehe hin zu meinem Baum hervor. Niemand ist zu sehen, nur das Eis knackt. Ich drehe mich um und laufe talauswärts. Auf der Lichtung vor der Hütte bleibe ich stehen und betrachte das Auto, lege meine Hand auf die Motorhaube, sie ist noch warm. Vorsichtig nähere ich mich der Tür, von drinnen höre ich Stimmen. Joe? Rufe ich in die Hütte hinein? Er steht in der Küche, schenkt sich Whisky ein, deutet auf den Fernseher und dann auf die Zeitung am Tisch. Ostern is coming, sagt er, Zeit für einen Drink, möchtest du auch? Ich möchte nach Hause, denke ich. Joe sieht mich fragend an. Ich gehe duschen, sage ich. Du duscht viel in der letzten Zeit, sagt er. Und ich nicke, gehe, schließe die Tür, ziehe mich aus, betrachte Teile meines nackten Körpers im kleinen Spiegel, betrachte mein Gesicht. Ich sehe mir nicht ähnlich. Als ich aus dem Badezimmer komme, ruft Joe aus der Stube meinen Namen. Ich öffne die Tür, er hat eingeheizt, sitzt im T-Shirt und in der Jogginghose auf dem Sofa, neben ihm ein volles Whiskyglas. Er sagt, komm mal her. Ich gehe zu ihm. Er zieht am Band meines Bademantels, zieht mich zu sich aufs Sofa, er greift in meine feuchten Haare. Er sagt, wie schön du bist. Er sagt, nie weiß ich, ob ich malen oder vögeln soll. Er nimmt meine Hand und legt sie in seinen Schritt. Er lehnt sich zurück und schließt die Augen und ich denke, ich will nicht, nicht so. Aber er schiebt sich mir entgegen, schiebt seine Jogginghose nach unten, schiebt meinen Kopf, schiebt sich in meinen Mund. Ich habe keine Lust, ich versuche wegzurutschen, aber er hält mich fest, hält mich zurück. Seine Stimme kommt von oben. Sie sagt, denkst du noch an ihn? Ein Stoß ging meinen Gaumen, ein Riss an meinen Haaren, als ich versuche, mich aufzurichten. Er sagt, denkst du an ihn, während du mit mir schläfst? Ich reiße mich los, richte mich auf. Ich rufe, wovon redest du? Er sagt, mit wem hast du telefoniert? Mit wem, fragt er noch einmal. Und ich höre, wie etwas in mir knackt, bricht. Ich höre, wie ich schreie, mit deiner verdammten Ex. Joe greift nach seinem Glas und trinkt. Ich sage, sage jetzt ganz ruhig Wir sind uns einig Du bist der Beste Beim Malen Und beim Vögeln Joe stellt sein Glas ab Besser ist dein Großvater, fragt er leise Und einen Moment lang tut es mir leid Und als er nach vor schnellt und mich an den Haaren packt Und nach unten auf den Boden zieht, als mein Gesicht gegen das Fell gedrückt wird, denke ich, dass es dumm war, von mir hin so zu reizen, dass ich gemein war, denke ich, während ich die Zähne zusammenbeiße, weil ich sicher nicht schreien werde vor Schmerz, wie ich es gesagt habe, so, als wäre es eine Lüge, obwohl es doch stimmt, denke ich, während mein Kopf immer wieder gegen die Kante des Sofas gestoßen wird. Warum ich ihm wehtun will, frage ich mich, während meine Haare nach hinten, da hast du das Beste, schreit er, da hast du, was du willst. Seine Hände an meinem Hals, er lässt von mir ab, ich höre seine Schritte sich entfernen. Einen Moment lang wünschte ich mir, einer von uns nehme das Gewehr aus dem Schrank, einer von uns würde es beenden. Aber als er zurückkommt, sind seine Hände leer und ich sitze am Sofa und verhalte mich, als wäre nichts, wieder einmal gar nichts Besonderes passiert. Er sagt, ich fahre zum See. Ich bewege mich nicht, bleibe sitzen, bis ich die Eingangstür höre, das Auto, wie es anspringt, das Knirschen des Bodens unter den Reifen. Ich bleibe sitzen, bis es still geworden ist. Ich denke an die Bilder über mir, frage mich, wie ich sie mitnehmen könnte und wohin, als plötzlich die Stiege knarrt. Das Holz ist lebendiger als ich. Sobald ich wieder zu Kräften komme, werde ich gehen, sage ich mir. Diesmal wirklich. Ich werde meinen Koffer packen und in einen Feldweg entlang durch den Schlamm ziehen, wenn es sein muss, werde ihn hier lassen, wenn nötig. Ich verlagere mein Gewicht, rutsche langsam vom Sofa hinunter und krieche auf allen Vieren bis ins Bad, krieche wieder in die Duschwanne, strecke mich nach dem Duschkopf und drehe das Wasser auf. Ich möchte zu Ostern meine Familie besuchen, sage ich zu Joe. Ich möchte zu meiner Mutter fahren und auch auf den Hof. Als ich es sage, fällt mir auf, dass es wie eine Frage klingt, dass ich Angst habe vor seiner Antwort, vor seiner Reaktion Aber er nickt und sagt nur, okay Ich habe also meinen Koffer aus dem Koffer von Joe geholt Und ihn wieder hineingestellt Ich habe die beiden Koffer wieder in den Schrank gestellt Ich habe die wichtigsten Sachen in den Rucksack gepackt Ich habe Joe versprochen, nur ein, zwei, nur wenige Tage weg zu sein. Joe hat überlegt, mitzufahren. Er hat überlegt, mich hinzubringen. Er hat überlegt, stattdessen nach Wien zu fahren. Er hat überlegt, zumindest mit nach Linz zu fahren. Er hat sich dazu entschlossen, mich nur zum Regionalzug zu bringen. Er hat sich entschlossen, in der Hütte zu bleiben und zu malen. Er hat sich vorgenommen, ein Bild zu vollenden. Das Bild zu vollenden, das er schon lange vollenden will. Er verstehe, dass ich wegfahre, hat Joe gesagt, dass ich zu meiner Familie fahre, ganz verstehe er es aber nicht. Joe sitzt neben mir, sitzt am Fahrersitz, seine Hand umschließt den Kupplungshebel, das Auto rumpelt über den Feldweg, durch den Wald und je weiter weg wir von der Hütte kommen, desto leichter wird mir, desto weniger kann ich verstehen, warum er nicht mitkommt, warum er hierbleiben will, desto weniger kann ich mir vorstellen, wieder zurück. Je weiter wir wegfahren, desto heller wird es, fast kann ich die Sonne sehen und ich ignoriere sein Schweigen, sein missmutiges Gesicht, den unausgesprochenen Vorwurf. Ich schaffe es ebenso zu schweigen, ihn nicht zu fragen, nicht darauf anzusprechen. Schade, dass du nicht mitkommst, könnte ich sagen und es würde nur eine halbe Lüge sein. Joe biegt zur Haltestelle, parkt das Auto und stellt den Motor ab, aber er steigt nicht aus. Ich steige aus, lasse die Autolür zufallen, nehme den Rucksack aus dem Kofferraum, lasse den Deckel des Kofferraums zufallen. Er steigt noch immer nicht aus. Ich klopfe gegen die Fahrertür, öffne sie schließlich von außen. Willst du dich nicht verabschieden? Frage ich. Er sagt, ich hasse Abschiede. Ich schlucke, ich warte. Eine Sekunde, zwei, ich höre das Pfeifen des Zuges. Ich will nicht, ich werde nicht diskutieren. Ich beuge mich zu ihm hinunter und versuche ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Bis bald, sage ich, richte mich auf und mache die Autolüge vorsichtig zu, winke noch einmal und gehe Richtung Zug. Als ich drinnen bin, als ich mich gesetzt habe, als ich aus dem Fenster schaue, ist sein Auto schon weg und unter meiner Maske atme ich auf, atme ich ein, atme ich aus, ich atme, der Zug fährt langsam, aber er fährt aus dem Tal hinaus. Wie gut es sich dann anfühlt, aus dem Zug zu steigen, auf einem richtigen Bahnhof zu stehen, zwischen anderen Menschen auf einer Rolltreppe, mit anderen Menschen durch eine Halle zu gehen, auf eine Straßenbahn zu warten, wie gut es sich anfühlt, in eine Straßenbahn zu steigen, dieses Geräusch, wenn sie losfährt, das sanfte Wackeln, wie gut es sich anfühlt, in eine Straßenbahn zu steigen, dieses Geräusch, wenn sie losfährt, das sanfte Wackeln, wie gut es sich anfühlt, Geschäfte zu sehen, auch wenn die meisten geschlossen haben, wie gut es sich anfühlt, andere Menschen zu sehen, auch wenn sie Masken tragen. Als meine Mutter die Wohnungstür öffnet und mich an sich drückt, beginne ich zu weinen. Den Handy-Klingelton brauche ich dann in ein paar Sekunden nochmal, bitte. Das kommt dann nämlich im Text, also bitte nicht ausschalten. Wirklich, ja. Später wasche ich meine Hände, wasche mein Gesicht, wieder sehe ich in einem kleinen Badezimmerspiegel und versuche mich zu erkennen. Als meine Mutter auf ihren winzigen Balkon geht, um zu rauchen, stelle ich mich neben sie und schnorre mir eine. Ich ziehe eine Zigarette, es dauert zwei, drei Züge, bis mein Körper zu prickeln beginnt. Die Arme, die Beine, bis sich etwas umstellt in mir, als würde sich ein Filter auf meinen Sehnen legen, als würde alles in Sepia strahlen. Die Sonne scheint auf Hauswände, auf Menschen, auf Autos, Busse, Hunde und ich sehe, dass die Welt noch existiert, dass da noch eine Welt existiert neben ihm. Ich inhaliere tief, noch tiefer. Willst du gleich noch eine? fragt meine Mutter lachend und ich schüttle ebenfalls lachend den Kopf. Das Handy läutert. Es ist Joe. Ich hebe nicht ab. Warum ist er nicht mitgekommen? fragt meine Mutter. Hat er Angst vor mir? Er hat gerade Angst vor allen Menschen, sage ich. Ich sehe, wie meine Mutter ihre Meinung dazu hinunterschluckt. Ich sehe, wie sie ihre Hand auf meine legt. Julia, sagt sie, weißt du, damals, als du ein Kind warst, ich betrachte die bunten Ringe an ihren Fingern, ihre Hände sind groß, aber zart, ganz anders gebaut als meine. Ich weiß, damals, sagt sie, damals konnte ich nicht für dich da sein, aber jetzt, jetzt kannst du immer zu mir kommen. Sie deutet auf ihre Wohnung, es ist klein, aber danke, Mama, sage ich und drücke ihre Hand. Ich habe das Wichtigste vergessen, ruft sie plötzlich, springt auf und geht zur Komodi. Das Handy beginnt wieder zu läuten, ich schalte es auf lautlos und lege es weg. Das ist vom Notar, hast du nichts bekommen. Ich schütte den Kopf, vielleicht ein Problem mit dem Nachsehendeauftrag, sage ich, aber oder Joe hat meine Post verschwinden lassen, sage ich nicht. Ein Vorschlag zur Aufteilung des Erbes, sagt sie. Der Pflichtteil für Gudi und mich. Ich verzichte zu Steffis Gunsten auf meinen Anteil am Hof. Du verzichtest auf deinen Anteil am Hof und bekommst dafür die Wohnung in Linz. Die Wohnung in Linz? Du weißt schon, sagt sie. Die haben sie damals von der Schwiegermutter geerbt. Ich schütte den Kopf. Schwiegermutter, Mutter von meiner Oma. Sie ist Vermieter, dann ein Großcousin, höre ich die Stimme meiner Mutter, mir ist schwindelig, du musst nur herausfinden, ob das ein Mietvertrag, ein befristeter Mietvertrag ist, ob du den auflösen kannst oder zu mir nach Linz ziehen, sagt meine Mutter und dann beginnt es zu surren in meinen Ohren, dann läutet das Telefon von meiner Mutter, sie steht auf, ich denke, es ist sicher Joe. Meine Mutter hält in der Bewegung inne, kommt wieder zurück. Fährst du auf den Hof, fragt sie mich. Ich nicke. Dann kannst du ja alles besprechen. Zurück zum Bahnhof gehe ich zu Fuß und versuche mir vorzustellen, dass alles wieder normal wird. Ich stelle mir vor, nach Linz zu ziehen, in Linz zu wohnen, stelle mir vor, regelmäßig in die Museen, in die Galerien zu gehen, stelle mir vor, vielleicht sogar wieder ein Studium zu beginnen, meine Mutter öfter zu sehen und es nicht zu weit zu haben zum Hof, regelmäßig auf den Hof fahren zu können. Ich stelle mir vor, dass alles wieder gut wird zwischen Steffi und mir und meiner Tante, dass sie mir verzeihen, dass der Großvater mich immer bevorzugt hat. Ich stelle mir vor, dass alles gut wird und erst als ich in die Bahnhofshalle trete, als ich auf die Tafel mit den Abfahrtszeiten schaue, denke ich wieder an Joe. Zwei Züge, zwei Täler, zwei Möglichkeiten und wie knapp sie nebeneinander liegen. Ich ziehe das Handy aus der Tasche und lese seine Nachrichten. Es geht mir nicht gut, es geht mir gar nicht gut ohne dich. Ich weiß nicht, wie ich den Tag überstehen soll ohne dich und diese Nacht, dieses Leben. Ich liebe dich, schreibt Joe. Und da ist ein Foto vom Bild von seiner Ex. Ich kann nicht mehr, lese ich. Ich rufe ihn an, um ihm zu sagen, er soll sich zusammenreißen. Er soll einmal kein Theater machen. Er soll mich einmal wegfahren lassen. Er soll mich lassen. Aber als ich seine Stimme höre, klingt sie so erbärmlich wie noch nie. Joe sagt, Julia, das Bild ist fertig und ich bin es auch. Julia, das Bild ist fertig und ich bin es auch. Einen Moment lang wird seine Stimme überdeckt vom Geräusch der einfahrenden Züge. Ein Zug vor mir, leb wohl, Julia, sagt Joe. Ein Zug hinter mir, ich drehe mich um. Warte, Joe, rufe ich. Ich komme. Danke. Danke Barbara Rieger für diesen Auszug aus den Roman-Eskalationsstufen. Wir haben jetzt in dem Auszug ewig schon eingangs erwähnt ganz viele Themen gehabt Es ist um Gewalt gegangen Es ist um dysfunktionale Familien gegangen Es ist stark um Abhängigkeitsverhältnisse gegangen Das sind alles sehr präsente und brennende gesellschaftliche Themen, die wir aktuell noch immer haben. Meine Frage an dich, wir haben uns vorher auf das Du-Wort geeinigt, was sind deine Beweggründe, diese Themen zu adressieren und diesen Themen eine Bühne, einen Raum zu geben? Also ich muss sagen, leider nehmen sich diese Themen einfach den Raum. Also leider passieren diese Dinge tagtäglich. Und ich glaube, das war bei mir eigentlich schon so 2018, wo dieses Thema mich so angesprungen ist auf verschiedenen Ebenen. Das hat mich so beschäftigt und damals habe ich den ersten Text geschrieben, der hieß Wenn es dich umbringt, ist es nicht Liebe. Und dann habe ich mir gedacht, ich muss einen Roman schreiben über diese Frage, die sich für mich stellt. Für mich stellt sich die Frage, warum machen wir als Frauen da mit? Warum machen wir da mit? Warum gehen wir da hinein? Und diese Julia, warum geht die da hinein? Warum macht sie das? Ich habe versucht, das zu verstehen. Es war nicht leicht und auch nicht angenehm, weil es eben nicht nur Fiktion ist, sondern diese Themen gibt es ja. Ich muss mich irgendwie damit auseinandersetzen. Ja, und du hast ja auch eingangs gesagt, dass diese Protagonistin jede von uns sein könnte. Genau, ja. Und das heißt, es ist auch vielleicht eine Möglichkeit, wie wir mit diesen Themen reflektieren können und uns auch auf diese Fragestellung oder auf diese Reise, die du ja auch durchgegangen bist mit der Fragestellung, warum lässt sich diese Frau darauf ein? Bist du da zu einer Lösung gekommen oder bist du noch auf der Reise? Ja, ich hoffe, der Roman ist quasi die Lösung. Also natürlich, der Roman ist immer mehr, oder wie ich einen Roman verstehe, ist es immer mehr Frage, oder Literatur ist immer mehr Frage als Antwort. Aber ich hoffe, es hilft schon, auch ein bisschen nachzuvollziehen, dieses Spiel aus Anziehung und Abhängigkeit und Faszination einfach für dieses narzisstische Gegenüber. Das heißt, ein kleiner Cliffhanger für den Roman, der ja dann nächstes Jahr erscheint. Und es ist ein sehr wichtiges gesellschaftspolitisches Thema, wo wir natürlich als Frauenbüro der Stadt Linz ganz stark in diesem Themenbereich arbeiten. Wir haben draußen ganz viele Infomaterialien aufliegen, wo es um Gewaltprävention, wo es um Gewaltschutz gibt und wir haben auch unsere Visitenkarten liegen, deshalb bitte einfach zugreifen und auch aktiv über dieses Thema nachdenken, reflektieren und auch voll gerne auf uns zukommen. Meine letzte Frage an unsere Preisträgerin, der Marianne von Willemmer, Frauenliteraturpreis. Was bedeutet es für dich, diesen Preis zu gewinnen? Das ist eine schwierige Frage, weil Preis, es ist immer so schön, es ist schön, einen Preis zu bekommen, ich freue mich total, ich bin gerührt, aber es ist auch ein bisschen so im Zentrum zu stehen, das ist auch so ein bisschen schwierig für mich und ja, ich finde es prinzipiell voll schön, dass es diesen Preis gibt und voll wichtig, weil eben wie eingangs gesagt wurde, Frauen auch in der Literatur unterrepräsentiert sind. quasi ihr Werk verschwiegen wurde oder ihre Gedichte, als die von Goethe gegolten haben. Und diese Überdeckung und auf der anderen Seite mit dem Preis die Sichtbarmachung, das finde ich einfach total schön. Und für mich ist es auch so, ich bin ja nicht aus Oberösterreich, ist auch so, ich bin ja nicht aus Oberösterreich, ist es für mich auch so ein Stück so, ja, okay, Oberösterreich quasi nimmt mich auch ein bisschen auf. Ja. Also Linz hat dich definitiv aufgenommen. Und danke, dass wir dich heute im Zentrum stellen dürfen. Ich sage das. Danke. Ich darf nun ganz herzlich zur offiziellen Preisverleihung die Frauenstadträtin Eva Schobisberger zu uns auf die Bühne bitten. Vielen Dank. Tschüss. Tschüss. Ich denke mal, stehe zu weit. Das glaube ich auch. Vielleicht darf ich den Kult weg, oder? Yes. Ja. Juhu! Vielen Dank. Passt nicht in meine Geldtasche. Danke. Ist ja symbolisch, das Echte kommt ja aus dem Bankkonto. Ja, wir sind am Ende unserer Festveranstaltung angelangt. Ich darf mich ganz nochmal herzlich bedanken, dass Sie, dass ihr alle da wart. Danke an unsere Kooperationspartner DorfTV, danke fürs Dolmetschen, danke für die musikalische Untermalung und ein ganz großes Danke möchte ich natürlich auch an unser Team im Frauenbüro der Stadt Linz weitergeben und ich möchte, dass bitte das Team jetzt auf die Bühne kommt, weil ich es schön finde, wenn wir alle sichtbar auf der Bühne sind. Bitte begrüßen Sie mit mir Anne Brack, Rosita Magauer, Sigi Hartl. Wir sind heute nicht ganz vollzählig. Laura Schachner ist in einer Weiterbildung. Das zeigt, wir improven uns stetig weiter. Ohne diesen tollen Team wäre diese Veranstaltung nicht möglich gewesen. Sie arbeiten im Vor- und Hintergrund. Danke für die tolle Zusammenarbeit und vor allem danke, dass ich mich immer auf euch verlassen kann. Danke. Ja, dann schauen wir vor, wir laden jetzt ein zu einem gemeinsamen Austausch, zu einem gemeinsamen Feiern unserer Preisträgerin Barbara Rieger. Bitte kommen Sie auf uns zu, reden Sie miteinander, tauschen Sie aus. Draußen gibt es Getränke und Imbisse. Wir freuen uns auf ein gemeinsames Get-Together. Dankeschön, dass Sie da waren. Applaus Thank you.