grüß euch ich bin's der turm willkommen in meinem oberen geschoss ich erreiche euch aus dem jahr 2399 durch die geografischen gravvitations-Echos der Raumzeit. Ich bin halb Mensch, halb Baum und habe mich auch noch 2150 freiwillig dazu entschlossen, meine Baum-DNS von den Bio-Architekten zu dieser gigantischen Struktur formen zu lassen. Wie in allen anderen lebenden Gebäuden, den Lebeuden, lebt ein Teil der Bevölkerung in meinem Körper. Es kitzelt ein bisschen, aber das mag ich eh. All diese kleinen Leben, die in mir wutzeln. Wie ich da hergekommen bin? Naja, die haben uns da drüben in der Felsberg aufzogen. Da drüben, wo die Sunn aufgeht. Ja genau da. Wir sind als experimentelle lebende Kohlenstoffspeicher gedacht, weil die Stahlproduktion so viel CO2 gemacht hat. Solche wie mich gibt es jetzt überall am Planeten. Direkt aus der Luft gewachsen. Wir sind Teil der Lösung. Wisst ihr, wir saugen den Kohlenstoff auf, damit alles schön kühl bleibt. Da drüben, auf der linken Seite, das ist meine Gudi. Die blüht so schön. Sie war die Erste in unserer Familie, die den Übergang gemacht hat. Sie ist wie eine Mutterfigur für alle Linzerle-Bäude. Was bitte sagen? Hältst du über mich? Nein, nein, Gudi, passt schon. Ja, ich bin Sorgen, heißt das über mich? Nein, nein, gut, ich weiß schon. Ja, ich bin Sorgen. Ich bin da, um euch von meiner Realität zu erzählen, in der fast alle Menschen es durch das schwierige 21. Jahrhundert geschafft haben und gut im 22. angekommen sind. Okay, dann schauen wir jetzt weiter zu unserer nächsten Station, den BBB. Da gibt es einiges zu sehen. Das erste, was ich euch zeigen möchte, ist der neue Bahnhof. Wie man sieht, ist der riesig. Heutzutage sind Antimateriezüge wirklich die Methode zum Reisen. Nachdem wir die Folgen der Klimakatastrophe verstanden haben, sind alle Autos und Flugzeuge verboten worden. Und wir haben also ganze Welt in ein gemeinschaftliches, tunnelgestütztes Reisensystem investiert. Es ist super effizient und anscheinend sehr bequem. Wenn man wirklich will, kann man vom Bahnhof aus überall hinkommen. Weil die Leute eh keinen Stress haben, geht es recht gemütlich dahin. Aber die meisten sind sehr glücklich, wo sie sind. Ich kann natürlich nirgendwo hin. Naja, egal. Da daneben sieht man die alten und die neuen Bibliotheken. Es gibt natürlich noch viel mehr Bibliotheken. Fast an jeder Ecke. Man hat sie alle vergrößert, sodass jeder sich alles, was er nur manchmal braucht, ausleihen kann. Wie ihr vielleicht nicht mehr wisst, Bibliotheken sind die Orte, an denen alle Sachen aufbewahrt werden, die man gemeinsam nutzen kann. Und das ist heutzutage fast alles. Es gibt Bücher, Eichler, aber auch alles andere, von einer Nudelmaschine über den digitalen Haarreifen bis hin zu allen möglichen Werkzeugen, Computer, Antischwerkkraft-Sexkapseln und kollektive Gesangsinstrumente, die es sehr beliebt. Grundsätzlich muss man sagen, gibt es wenig, was man heutzutage überhaupt noch besitzen muss. Hier im Vordergrund seht ihr eine Obst- und Gemüsekuppel der Stadt. In der Mitte wird das Essen angebaut und rundherum sind die Lager und Gemeinschaftsrestaurants. Weil wir keine Supermärkte mehr haben und die meisten auch keinen Kühlschrank mehr daheim haben, essen die Leute miteinander in solchen Kuppeln. Das ist so schön. Die Abende in der Stadt sind so gemütlich und lustig. Das ist unfassbar. Mit Musik und Tanz und die Kinder, die überall spielen. Ich glaube, die Familie Meier ist gerade heimgekommen. Die sind so neid und sie wohnen alle in meinem fünften Stock. Die sind alle so laut. Da grustet mich gerade wer. Das mag ich. Naja, so schlimm sind die eh nicht. Für den Fall, dass ihr gerade erst ankommen seid, ich bin ein lebendes Gebäude. Ein Lebeude aus der Zukunft. Ich bin in der gleichen Gravitationsposition wie der Turm, auf dem ihr gerade seid. Deswegen kann ich mit euch reden. Ich bin da, um euch von einer Zukunft zu erzählen, in der sich die Menschen und der Planet zusammengetan haben, um sich gegenseitig zu retten. Es ist schön da, für alle und alles. Mir fehlt nur eins, dieses eine große, schöne Gebäude. Wie immer, weiter geht's. Das ist die große grüne Ader. Die ist wirklich wichtig. Sie lässt den Wind in die Stadt ein und funktioniert wie eine riesige, natürliche Klimaanlage. Zu eurer Zeit ist die grüne Ader von Immobilienhaien angegriffen und zerstört worden. In meiner Zeit haben sich die Stadt und die Leute um die grüne Ader angenommen und in alle Richtungen erweitert. So kann jetzt der Wind und die Wildtiere tief ins Innere der Stadt kommen. So profitieren wir jetzt alle von der Vielfalt an Leben und Natur vor unserer Haustür. Wie der Verkehr unter die Erde verlegt worden ist, ist es recht einfach möglich worden. Viele Menschen verbringen ihre Zeit mit der Pflege der Natur. Jetzt fragt ihr euch sicher, woher die Leute die ganze Zeit für das Garteln und Naturpflege herhaben. Das liegt daran, dass die Arbeitswochen jetzt nur mehr maximal 20 Stunden hat. Und das Pflegen von wem und was auch immer sowieso als Arbeit gilt. Weil wir den Konsum und die Banken abgeschafft haben, sind so viele der alten Berufe einfach verschwunden. Und wir haben jetzt Zeit für die Arbeit, die uns wirklich wichtig ist und diejenigen, die wir wirklich gern haben. Es gibt nicht nur Gärten und Restaurants im Zentrum. Die ganze Stadt widmet sich genossenschaftlichen Makerspaces, kulturellen Spezialitäten, organischen Druckräumen und so weiter. Was ihr euch ja immer vorstellt, es wird dort produziert, angetrieben von den kollektiven Wünschen und Bedürfnissen. Wie auch immer, ein großer Teil unserer Aktivitäten dreht sich um dieses komisch aussehende Gebäude am Fluss. Das ist der lokale Nachrichten-, Kultur- und Unterhaltungssender. Es war eine wichtige Entscheidung und ein ziemlicher Kampf um den Planeten, wie wir den Ultrareichen die Kontrolle über die Informationen und den Landbesitz entrissen haben. Die haben immer wieder versucht, die wachsende Wohlstandskluft zu verbergen und den Klimawandel zu leugnen. Um dagegen anzukämpfen, sind eure Kinder buchstäblich an jeder Straßenecke gestanden und haben den Leuten die Wahrheit erklärt. Stellt euch vor, Fridays for Future überall, in jedem Land, in jedem Dorf, jeden Tag. Und darum hat jeder Stadtteil ihre eigenen Kulturkommentatorinnen für Filme, Nachrichten, Musik, Tanz und so weiter. Meine Lieblingssendung im Moment ist Oma und ich, in der sich die Linzer Teenager mit ihren Großmüttern und Großvätern zusammentun, um die neuesten Gewandkreationen der Stadt zu begutachten. Vor kurzem hat die Oma der letzten Staffel zufällig wen in mir besucht. Da habe ich ein bisschen mit ihr geredet. Voll nett. Ich bin so ein Fan von der. Ich glaube, ich bin ein bisschen rot geworden. Das ist sehr ungewöhnlich für mich. Mich nennen sie nämlich Sorgen, weil ich immer ein bisschen depressiv bin. Wisst ihr? Naja, es stimmt eh. Vor ca. 150 Jahren hab ich zusammen mit meinem Freund Henrike entschlossen, dass wir uns zu Leboiden umwandeln lassen. Aber dann hat er ohne es mir zu sagen, sich freiwillig gemalt und ich war ja auch schon einpflanzt. Ich hab den so geliebt. Aber so ist's. Naja, zumindest geht's dem Rest der Welt gut. Okay, ich weiß, sie haben nicht so viel Zeit. Also geht's weiter. Ein kl gut. Okay, ich weiß, Sie haben nicht so viel Zeit, also geht's weiter. Ein klassisches Bauwerk, das ziemlich unverändert geblieben ist, ist das Linzer Rathaus. Es beherbergt jetzt die Willkommensabteilung. Zu eurer Zeit war das die Aufenthaltsbehörde. Ein kafkaeskes Büro im hinteren Bereich vom Rathaus, das scheinbar dazu diente, Gäste, die an Aufenthaltssuchten zu segieren und zu verlieren. Heute ist die Hauptaufgabe vom Rathaus, das scheinbar dazu diente, Gäste, die einen Aufenthalt suchten, zu segieren und zu verlieren. Heute ist die Hauptaufgabe vom Rathaus die Beratung von Leuten, die woanders herkommen. Falls ihr euch fragt, was mit dem Stadtrat und der Verwaltung passiert ist, die sitzen jetzt in einem Gebäude, das völlig transparent ist. Außerdem haben wir ein System entwickelt, wo die Leute mit sensiblen Jobs regelmäßig ausgewechselt werden. Aber kleinere Problemchen gibt es trotzdem immer wieder mal. Heute, wo wir eine direkte Demokratie und gründliche Lokalnachrichten haben, kann das schnell mit einer Abstimmung gelöst werden. Weiter geht's. Hier ist eines meiner Lieblingselemente der Stadt, der Fluss. Im Jahr 2030 ist die Donau zur Bürgerin geworden. Das war der Anfang des Umschwungs. Es hat nicht lange gedauert und der Amazonas in Brasilien ist auch zur Weltbürgerin geworden. Dieser Schritt hat dann im Grunde die Regenwälder gerettet. Mittlerweile haben alle Flüsse Avatarer bekommen, die in den entsprechenden Räten sitzen. Die bekommen viele Stimmen. Es hat dann weitere 50 Jahre gedauert, bis dann Amazon.com zusammen mit den Supermärkten zu öffentlichem Gut wurde. Das macht wirklich Sinn. Ich meine, warum sollten Privatpersonen öffentliche Güter wie Lieferungen und Lebensmittel besitzen und davon profitieren. Falls Sie gerade erst jetzt zu uns gestoßen sind, ich komme aus einer gerechten, nachhaltig, globalen Gesellschaft des Jahres 2399. Wir haben es geschafft. Lassen Sie das sacken. Wir haben zwar einige kleine Inselstaaten verloren und die Küstenlinie wurde kleiner, klar. Aber Afrika hat überlebt. Der Amazonas hat überlebt. Die Antarktis hat überlebt. Und die meisten Tierarten haben auch überlebt. Wir haben einige sehr große Veränderungen und Anpassungen vornehmen müssen, aber wir haben es geschafft. Wir leben in einer Welt, in der es keine Ausbeutung der Erde mehr gibt. Ja, es ist möglich. So, jetzt bin ich fast fertig mit der Tour. Jetzt kommen nur noch die virtuellen Container. Da sind sie. Schaut, da kommen jetzt einige reisende Avatare. Ja, ihre Gedanken sind da drinnen, aber ihre Körper sind in den Containern. Und das funktioniert so. Das Gehirn einer Benützerin kann träumen, reisen und erforschen, was und wie sie oder er will, während ihr oder sein Körper in einer Art Koma liegt und zusätzlich Energie für das Netz liefert. Es ist wie in dem Film Die Matrix, aber alles freiwillig. Für Gamer, Träumer und Eskapisten und man munkelt, es gibt noch ein paar Ex-Milliardäre, die in imaginären Welten immer nur Gott spielen wollen. Eigentlich ist der Bezirk voll von eher außergewöhnlichen Lebenskonzepten. Wir halten es für sehr wertvoll, jede und jeden seine Träume leben zu lassen, wie dunkel sie auch immer sein mögen. Jede und jeder kann mit ihrer und seiner Zeit machen, was sie oder er will. Du kannst sogar ein Baum werden, wenn du Lust auf eine große Veränderung hast. Obwohl ich das an deiner Stelle nicht tun will. Wie auch immer. Damit ist die Tour so gut wie beendet. Nur noch eine Sache. Nicht, dass ihr glaubt, bei uns ist alles perfekt und eitle Wonne. Nichts ist perfekt hier, wisst ihr. Wir bemühen uns immer noch, Sachen besser zu machen. Und es gibt immer wieder Probleme. Die größten Kämpfe drehen sich um die Aufteilung der Ressourcen. Das ist nicht einfach. Zwischen verschiedenen Gruppen gibt es immer Reibereien, aber das ist normalerweise ziemlich lokal orientiert. Kriege gibt es keine mehr. Oft gibt es Konflikte um die Unterbringung und die Migration zwischen den Gruppen. Dann gibt es noch spezifische Dinge, die mit der Technologie zu tun haben. Jetzt, wo die Menschen ihre Persönlichkeiten hochladen, haben einige sogar Probleme mit ihrem eigenen anderen Ich. Und es gibt interessante Fragen rund um die Raumfahrt. Wir sind immer noch dabei, das Chaos im Orbit nach den Satellitenkriegen aufzuräumen. Aber wir haben auf dem, was ihr gehabt habt, aufgebaut und es besser, fairer und nachhaltiger gemacht. Und das müssen wir auch weiterhin tun. Für immer.