Einen schönen guten Abend. Wie schnell die Zeit vergeht, wir sind schon wieder beim vierten Vortragsabend unserer Reihe China und Xi Jinping angelangt und ich darf mich an dieser Stelle recht herzlich für Ihr Kommen und Ihr Interesse bei allen vier Vorträgen, viele Gesichter sehe ich, die wirklich bei allen vier Vorträgen da waren, bedanken. Herzlichen Dank. Es ist dies eine gemeinsame Reihe der Volkshochschule Linz und der beiden Geschichte-Institute der Johannes Kepler Universität. Wir führen jedes Jahr im Herbst einen Schwerpunkt. Letztes Jahr haben wir uns Russland gewidmet, dieses Jahr ist es China und auch im nächsten Jahr, wenn Sie unser Programm verfolgen, im Herbst werden wir wieder eine gemeinsame Geschichte-Reihe haben. werden wir wieder eine gemeinsame Geschichterei haben. Ende 2022 sind in ganz China landesweit sehr viele, viele, viele Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die drakonischen Einschränkungen der Null-Covid-Politik und für mehr Freiheit und für mehr Menschenrechte zu protestieren. Und sie haben das auf eine sehr friedvolle Weise gemacht. Dass Proteste in China keineswegs eine Seltenheit sind, darüber wird uns unser heutiger Gast, Dr. Daniel Fuchs, mehr erzählen. Er lehrt an der Humboldt-Universität in Berlin und ich darf ihn an dieser Stelle recht herzlich begrüßen. Herzlich willkommen in das System. Begrüßen darf ich auch Professor Markus Gräser. Er ist Institutsvorstand am Institut für Neue Geschichte und Zeitgeschichte und er wird den Abend für uns heute moderieren. Herzlich willkommen. wird den Abend für uns heute moderieren. Herzlich willkommen. Wir starten wie immer mit einem Vortrag und im Anschluss haben Sie wieder die Möglichkeit, Ihre Fragen zu stellen. Wir werden auch heute wieder aufzeichnen. Im Unterschied zu den vergangenen Vorträgen werden wir allerdings heute aufgrund des sensiblen Themas nur den Vortrag aufzeichnen. Die Diskussion wird nicht mitgeschnitten. Themas nur den Vortrag aufzeichnen. Die Diskussion wird nicht mitgeschnitten. Apropos Aufzeichnungen, wenn jemand bei den ersten drei Vorträgen nicht da wäre, es stehen bereits die ersten drei Vorträge auf der Website von DorfTV und können dort im Wissensturm Channel nachgesehen werden. An dieser Stelle noch einmal ein recht herzliches Dankeschön an DorfTV für den Support bei allen Vorträgen und für die Aufzeichnung. Und ich darf Ihnen nun einen spannenden, erkennungsreichen Abend wünschen und bedanke mich nochmals für Ihr Kommen. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch von meiner Seite und auch im Namen meines Kollegen Ernst Langthaler, mit dem wir diese Reihe konzipiert haben, darf ich Sie herzlich begrüßen. Ich freue mich nun auf unseren letzten Referenten, der eine wichtige Thematik ansprechen wird, die vielleicht bei den ersten drei Vorträgen etwas zu kurz gekommen ist. Oder man könnte natürlich auch sagen, wir haben das Ganze so ausgewählt, dass wir zum Schluss die inneren Verhältnisse Chinas zum Thema nehmen. Wir haben in den ersten drei Vorträgen in aller Regel immer über China als so eine Art Block gesprochen. Die Geschichte Chinas, die Wirtschaftspolitik in China, in der vergangenen Woche dann die Rolle Chinas in der Weltpolitik. Es war immer dieses eine geschlossene China, China als ein Akteur. Aber Sie wissen alle, wie groß das Land ist und wie viele Menschen dort leben. Und da stellt sich natürlich die Frage, wie gibt es eigentlich dieses eine China? Aus was setzt sich China zusammen? Wie gibt es Bruchlinien in der chinesischen Gesellschaft? Gibt es Probleme, mit denen wir möglicherweise auch aus unseren Medien nicht ganz so vertraut sind, wie es angemessen wäre. Und ich freue mich, dass wir heute Abend mit Daniel Fuchs, einen ausgewiesenen sich vor allen Dingen mit den Protestformen und der Artikulation von sozialem Protest in der chinesischen Gegenwart beschäftigt. Er hat in Wien und in London studiert und in London sein Studium auch mit einer Promotion abgeschlossen zur Thematik der Wanderarbeiterinnen in China und ihren Arbeitskämpfen. Das ist ja ein großes Thema innerhalb der chinesischen Gesellschaft, die Rolle der zur Mobilität veranlassten oder gelegentlich natürlich auch gezwungenen Arbeiter. Und damit rühren wir natürlich auch an ein zentrales Problem im Selbstverständnis der chinesischen Gesellschaft, vermute ich jedenfalls. Wir haben ja nominell ein Regime vor uns, das sozialistisch oder gar kommunistisch sich nennt und unter der die Belange der Arbeiterklasse schaut, jedenfalls von der Ideologie her. Wie das in der Realität aussieht, das wird uns Daniel Fuchs heute präsentieren. Er wird dabei aber natürlich auch noch auf andere Formen des sozialen Protestes und andere Schichten in der chinesischen Gesellschaft eingehen. Daniel Fuchs hat ausgesprochen viel publiziert und sich dabei auch mit anderen Fragen aus der chinesischen Gegenwart beschäftigt. Er hat also auch die Frage der Einbindung Chinas in die Weltwirtschaftsordnung in seinen Texten behandelt. Er ist mit einem sehr prestigeträchtigen Preis ausgezeichnet worden, der von der Washington Post vergeben wird, also einer der führenden amerikanischen Tageszeitungen. Dort hat er mit einer Kollegin einen Artikel veröffentlicht, der dann den Albee Award bekommen hat, mit dem jährlich die besten Veröffentlichungen im Bereich politischer Ökonomie ausgezeichnet werden. Und ich habe gelesen, dass Herr Fuchs auch noch etwas ganz anderes erforscht. Er hat eine ganze Reihe von Publikationen in einem feinen, kleinen österreichischen Fußballjournal im Ballesterer. Und Sie ahnen es schon, auch dort geht es um chinesischen Fußball, von dem wir wahrscheinlich noch viel weniger wissen als von Fragen der Sozialpolitik und der sozialen Verhältnisse. Vielleicht machen wir irgendwann mal eine Reihe zu Fußball oder sonstigen Dingen in globalen Zusammenhängen und dann wäre Herr Fuchs wieder ein ausgezeichneter Experte. Aber bevor wir dazu einladen, lade ich Sie heute ein, ihm zuzuhören, wenn er spricht über die inneren Machtverhältnisse, die sozialen Bewegungen und die sozialen Proteste. Herr Fuchs, wir freuen uns, dass Sie zu uns gekommen sind und ich räume das Podium für Sie. Ja, herzlichen Dank für diese sehr nette und durchaus humorvolle Einführung. Das ist durchaus richtig. Das beste Fußballmagazin der Welt, würde ich behaupten, der Ballesterer, schreibt hin und wieder auch Texte zu Fußball in China. Kann ich nur allen von Ihnen sehr empfehlen. ein ganz aktuelles Buch mitgebracht, und zwar dieses Buch hier. Das ist ein Sammelband, der den Titel trägt, Die Zukunft mit China denken. Ich habe heute in Wien noch beim Verlag vorbeigeschaut und fünf Exemplare mit, die ich gerne hier auch weitergeben kann an Interessierte. In diesem Buch versuchen sich China-Wissenschaftler und China-WissenschaftlerInnen aus ganz unterschiedlichen Themenbereichen mit der Frage zu beschäftigen, wie sich China in Zukunft entwickeln wird, welche Zukunftsvisionen es in China selbst gibt unter chinesischen Intellektuellen, unter chinesischen Schriftstellern und SchriftstellerInnen, unter chinesischen Intellektuellen, unter chinesischen Schriftstellern und Schriftstellerinnen, aber auch, wie die zukünftige Rolle Chinas in der Welt aussehen wird. Und dieses Buch wurde von uns herausgegeben zu Ehren einer Person, die viele von Ihnen bereits kennen, vermute ich, und zwar zu Ehren von Susanne Weigelin-Schwirzig, die einen Vortrag bereits im Rahmen dieser Vortragsreihe gehalten hat. Genau, kann man dann gerne am Ende der Veranstaltung noch genauer darüber sprechen. Ich möchte heute durchaus auch ein wenig über die Zukunft vielleicht mit Ihnen sprechen, aber in erster Linie, wie schon angekündigt, in der Einleitung über die Frage der inneren Machtverhältnisse der sozialen Bewegung und des sozialen Protestes. Und ich möchte beginnen mit einem kurzen Vorwort, und zwar mit der grundlegenden Frage, warum sollte man sich denn überhaupt mit sozialen Protesten in China beschäftigen? Gibt es überhaupt soziale Proteste in China? Von außerhalb scheint das oft ja nicht der Fall zu sein. Wenn man der Medienberichterstattung folgt, dann ist es ein autoritärer Einparteienstaat, in dem die Bevölkerung den Vorgaben von Partei und Staat folgt, die Bevölkerung hörig ist und es keine sozialen Konflikte gibt. Die Wahrheit ist eine andere, die Faktenlage ist eine andere und zwar sieht die so aus, dass soziale Proteste in China zur Routine geworden sind und das auch historisch schon durchaus einen längeren Zeitraum hinweg. Soziale Proteste sind in China keine Seltenheit, weder historisch noch gegenwärtig. Und ich möchte mit meinem Vortrag heute auch dazu einladen, das Interesse zu wecken, auch über den Vortrag hinaus, sich mit sozialen Protesten in China zu beschäftigen. Es gibt zahlreiche Publikationen von auch internationalen ForscherInnen, Kolleginnen von mir, die sie online auch finden beispielsweise, weil ich glaube, dass die Analyse von sozialen Protesten uns sehr viel über China sagen kann. Wir können durch soziale Proteste und durch die Analyse von unterschiedlichen Protestformen und Inhalten allgemein ein besseres Verständnis dafür entwickeln, wie sich denn der Prozess von Reform und Öffnung, von dem Sie von Timna Michelmeier schon gehört haben, seit Ende der 1970er Jahre entwickelt hat. Ich vertrete die These ganz grundlegend, dass man diesen Prozess gar nicht verstehen kann, wenn man nicht darauf Acht gibt und mit einbezieht, dass viele Reformmaßnahmen gestartet wurden und eingeleitet wurden als Antwort auf sozialen Unmut. Eine Analyse von sozialen Protesten erlaubt es auch, meines Erachtens, ein besseres und differenziertes Bild des Verhältnisses zwischen Staat und Gesellschaft zu erlangen und auch ein Thema zu erörtern, mit dem wir in der hiesigen Medienberichterstattung auch des Öfteren konfrontiert werden, und zwar mit dem Thema, wie sieht es denn eigentlich um die Stabilität dieses Einparteiensystems aus? Es gibt keine demokratischen, liberal-demokratischen Formen der Legitimation, es gibt sozusagen keine freien Wahlen, wie wir sie hier kennen. Wie legitimiert sich eigentlich dieses System und müssten Proteste nicht eigentlich auch automatisch eine Infragestellung dieser Legitimität bedeuten? Und mit einer kurzen Einführung zur Frage, wie ist es denn überhaupt möglich, in einem autoritären Parteienstaat zu sozialen Protesten zu forschen? Man kann jetzt ja nicht davon ausgehen, dass die Kommunistische Partei Chinas einen einlädt dazu, Interviews mit streikenden Arbeiterinnen zu führen. Also ist das durchaus eine Herausforderung und ich werde in der Einleitung dann auch noch etwas zu allgemeinen Entwicklungstrends, zu sozialen Protesten in China sagen. In der Mitte des Vortrags möchte ich versuchen, das Mosaik, wenn man so möchte, an sozialen Protestformen und sozialen Protestgruppen zumindest ansatzweise zu erläutern, indem ich zwei Schlaglichter werfen werde, Schlaglichter auf bestimmte Formen von Protesten, und zwar ländliche Proteste, also Proteste im ländlichen Raum und feministischen Aktivismus, also vor allem Aktivismus von jungen chinesischen Frauen zu ihren Reproduktionsrechten, zur Frage von häuslicher Gewalt etc. Und im abschließenden dritten und letzten Teil möchte ich dann noch etwas ausführlicher auf mein Spezialgebiet in dem Feld eingehen und zwar auf Proteste von Arbeiterinnen. Sie können mich gerne auch während des Vortrags unterbrechen, aber wenn ich das richtig verstanden habe, haben wir am Ende auch noch ausgiebig Zeit für Diskussionen und Kommentare. Das heißt, wenn es nicht ganz dringend ist, bitte die Fragen notieren und dann können wir das am Ende gemeinsam diskutieren. Also zu den Begriffsdefinitionen. Worüber reden wir eigentlich, wenn wir über sozialen Protest reden? Ich halte mich hier an eine allgemeine und gängige Definition von Rucht, der sozialen Protest definiert als jede kollektive öffentliche Aktion nicht staatlicher Träger, die Kritik oder Widerspruch zum Ausdruck bringt und mit der Formulierung eines gesellschaftlichen oder politischen Anliegens verbunden ist. Das ist eine Definition, in der soziale Proteste oder das Verständnis von sozialen Protesten sehr nahe an jenem zum sogenannten Begriff der contentious politics in der Bewegungsforschung ist. Bewegungsforschung ist auch ein eigenes Feld innerhalb der Sozialwissenschaften. Und ich erwähne das alles, weil wir heute über offen dargelegten Protest sprechen. Wir sprechen nicht über alltägliche Formen des Widerstands, die es natürlich auch gibt, die man alle aus dem Arbeitsleben kennt. Wenn man einmal müde ist und nicht mehr arbeiten möchte, dann arbeitet man vielleicht langsamer oder bleibt länger in der Pause. Also kleinere Formen des versteckten Widerstands, den es natürlich in der chinesischen Gesellschaft genauso gibt und der umso verbreiteter ist, auf den möchte ich heute nicht eingehen. Dazu könnte man nochmal einen eigenen Vortrag machen. Zur Quellenlage. Die zentrale Herausforderung in der Forschung zu sozialen Bewegungen und sozialen Protesten in China liegt jetzt nicht besonders überraschenderweise darin, dass es ein eingeschränktes Versammlungsrecht in China gibt und dass es vor allem auch kein Streikrecht gibt. Ich möchte gleich zu Beginn mit einem Missverständnis aufräumen. Es gibt in China auch kein rechtliches Streikverbot. Es gab in der Geschichte der Volksrepublik China für einen kurzen Zeitraum ein Streikrecht, das verfassungsrechtlich abgesichert war. Das ist seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr der Fall. Aber Streik sind auch nicht rechtlich verboten. Das heißt, Streiktätigkeit findet in einem grauen Bereich, wenn man so möchte, statt. einem grauen Bereich, wenn man so möchte, statt. Dieser institutionelle Kontext, dieser rechtliche Rahmen führt dazu oder trägt dazu bei, dass es kaum offizielle Daten zu Protestverhalten in China gibt. Beispielsweise gibt es in Österreich und in anderen Staaten des globalen Nordens oder in Europa und in den USA ja auch Streikstatistiken, auf Arbeitskämpfen in China promoviert, war für 14 Monate damals genau deswegen dort und habe Interviews mit ArbeiterInnen, mit Unternehmensleitungen etc. geführt und das war jetzt mittlerweile schon einige Jahre her. Das ist aktuell nur mehr sehr schwer möglich und zwar nicht nur für Forscherinnen aus dem Ausland, sondern auch für meine Kollegen und Kolleginnen in China. Und das hat etwas mit China und der Xi Jinping zu tun. Darauf komme ich dann am Ende nochmal zu sprechen. Aber mittlerweile ist es auch so, dass Kolleginnen in China, die an Universitäten arbeiten und die vor 15 Jahren noch zu sozialen Protest geforscht haben, die meisten von ihnen haben ihren Forschungsschwerpunkt verschoben, weil es unmöglich ist, dafür Forschungsgelder zu bekommen. Niemand publiziert das mehr. Und dementsprechend sieht da die Quellenlage auch sehr düster aus. Was es für einen kurzen Zeitraum in der Geschichte der Volksrepublik gegeben hat, waren publizierte, veröffentlichte Daten zu sogenannten Massenvorfällen, auf chinesisch 群体性事件. Das ist ein sehr schwammiger Begriff, weil er unterschiedlich definiert wird, auch innerhalb chinesischer Institutionen, die dazu statistische Erhebungen gemacht wird, teilweise unterschiedlich definiert wird. Allgemein gefasst beschreibt der Begriff der Massenvorfälle aber größere Proteste, Demonstrationen und Streiks. Zahlen dazu wurden veröffentlicht bis 2005. Und wenn wir uns alleine diese Zahlen, diese veröffentlichten offiziellen Zahlen des chinesischen Staates ansehen, dann wird erkennbar, dass es eine zehnfache Zunahme gegeben hat an Massenprotesten, sogenannten Massenvorfällen zwischen 1993 und 2005. Nach dem Ende der Publikation dieser Daten gab es immer noch chinesische Kolleginnen, chinesische Sozialwissenschaftler, die inoffiziell Schätzungen veröffentlicht haben, wie sich das sozusagen nach 2005 weiterentwickelt hat. Und ein chinesischer Kollege hat im Jahr 2010, es ist mittlerweile zugegebenermaßen auch schon wieder 13 Jahre her, aber der hat im Jahr 2010 die Zahl der Massenverfälle auf 180.000 geschätzt. Wenn man sich jetzt ganz einfach vorstellt, ein Jahr hat wie viele Tage und man dividiert die 180.000, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie viele soziale Proteste in China gehört haben. Und ich würde behaupten, dass sich das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht deckt. Wie machen wir jetzt aber Forschung? Stellen wir nur Vermutungen auf? Nein, natürlich nicht. Es gibt auch alternative quantitative Datenquellen. quantitative Datenquellen. Eine ganz wichtige für den Bereich von Arbeiterprotesten und Streiks ist die sogenannte Strike Map oder auf Deutsch einfach Streikkarte oder Streiklandkarte, die nach wie vor publiziert wird von einer NGO, von einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Hongkong, dem sogenannten China Labour Bulletin. Sie sehen auf der Folie das Bild, ein Screenshot rechts oben. Das ist ein Screenshot von dieser Stratmap, auf die Sie frei zugreifen können, wenn Sie das entsprechend googlen. Und es funktioniert sehr einfach, es ist toll aufgebaut. Es ist basiert auf Google Maps und Sie können dort unterschiedliche Suchbegriffe eingeben und erhalten dann entsprechende Daten zu, wie oft wurde beispielsweise in Peking gestreikt im Jahr 2022 oder in Shenzhen und wer war das, was waren die Forderungen etc. Das ist eine ganz, ganz wichtige Quelle und sehr viele meiner Daten, auf die ich mich dann im weiteren Verlauf des Vortrags beziehen werde, stammen auch von dieser Strike Map. im weiteren Verlauf des Vortrags beziehen werde, stammen auch von dieser Strike Map. Und darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe von Projekten, die zu einem großen Teil Forschungsprojekte sind. Übrigens auch in Österreich gibt es einen Kollegen, der ebenfalls zu sozialen Protesten arbeitet, mit dem ich mich auch des Öfteren austausche, und zwar Christian Göbel, der an der Universität Wien arbeitet, mit dem ich mich auch des Öfteren austausche, und zwar Christian Göbel, der an der Universität Wien arbeitet, der eigenständig ein Datenset erstellt hat mit Daten von sozialen Medien. Also er hat sozusagen soziale Medien in China durchforstet mit entsprechender technischer Unterstützung und ein Datenset von 80.000 Protestereignissen zwischen 2009 und 2021 gesammelt und das dann auch entsprechend analysiert. Ein letzter Satz hier noch zu der Quellenlage. Ich habe Ihnen ganz bewusst hier noch rechts unten ein Bild von zwei chinesischen Journalisten bzw. Journalistinnen mitgebracht. Und zwar handelt es sich da um Lu Yu Yu, der junge Mann rechts am Foto und Li Ting Yu. Die beiden chinesischen JournalistInnen, die haben jetzt für kein Medium gearbeitet, sondern haben das auf freier Basis gemacht, haben im Zeitraum von 2013 bis 2016 ebenfalls über soziale Medien eine, damals jedenfalls die größte Datensammlung zu sozialen Protesten erstellt. Das heißt, sie haben das aufgezeichnet, haben nachrecherchiert und das ebenfalls online zur Verfügung gestellt. Der Nachteil jetzt für sie ist, dass diese Daten auf Chinesisch nur zur Verfügung stehen, aber auch das findet man immer noch online und wer des Chinesischen mächtig ist, dem kann ich auch nur sehr empfehlen, da einen Blick drauf zu werfen. Menschen, die an sozialen Protesten interessiert sind. Liu Yu und Li Tingyu wurden im Juni 2016 verhaftet. Und Liu Yu war insgesamt drei oder vier Jahre dann in Haft. Und mittlerweile, und das ist die schöne Nachricht, sind beide nicht nur aus der Haft entlassen, sondern ganz aktuell beide auch nicht mehr in China, sondern sie haben sozusagen China verlassen können und sind sozusagen jetzt auch in Sicherheit vor weiterer Verfolgung. Li Tingyu ist in Berlin, die junge Frau auf dem Foto, und Liu Yiyu ist mittlerweile in Kanada und hat dort um Asyl ansuchen können. Genau. Also, wenn wir uns jetzt sozusagen nicht mehr auf Vermutungen stützen oder auf veraltete Daten, die der chinesische Parteistaat Anfang der 2000er Jahre publiziert hat, wie sieht es denn jetzt nun aus, quantitativ, mit sozialen Protesten in China? Ganz allgemein kann man feststellen, dass es eine stetige Zunahme an Protesten im Verlauf der 2000er Jahre bis Mitte der 2010er Jahre gab. Also der Höhepunkt der Registrierung von sozialen Protesten war ungefähr 2015, 2016, wie man an diesem Schaubild sehen kann. Seither ist die Zahl leicht rückläufig, aber weiterhin auf relativ hohem Niveau. Also wenn man sich die Zahlen für 2017 oder 2018 hier ansieht, dann sind das immer noch 615, 560 Proteste pro Jahr. Wichtig für das Verständnis dieser Proteste ist, dass sie eine ganz bestimmte Frequenz haben, eine ganz bestimmte Verteilung über das Jahr. Und zwar treten soziale Proteste in China sehr häufig vor dem chinesischen Neujahrsfest, das in der Regel Ende Januar oder Anfang Februar stattfindet, da finden diese Proteste statt. Und das hat damit zu tun, aber dazu sage ich gleich noch mehr, dass viele Menschen, die in China arbeiten, ihre Löhne erst gänzlich am Jahresende, am chinesischen Jahresende ausbezahlt bekommen. Und ein sehr, sehr großer Anteil an Protesten von chinesischen Arbeitern ist darauf zurückzuführen, dass die entsprechenden Unternehmen die Löhne nicht oder nicht vollständig auszahlen. Ich habe jetzt keine entsprechende Grafik mitgenommen, aber es gibt jedenfalls einen deutlichen Höhepunkt dann immer im Januar beziehungsweise bis Anfang Februar. Wo finden soziale Proteste in China statt? Die einfache Antwort ist überall. Das ist der Versuch einer Darstellung, jetzt auf schwarz-weiß vielleicht nicht besonders gut zu erkennen, aber ich hoffe, Sie bekommen dennoch einen guten Eindruck. Soziale Proteste finden in China überall statt, in allen Ballungsräumen verstärkt. überall statt, in allen Ballungsräumen verstärkt. Hier auf dieser Map auch klar sichtlich nicht nur in den Küstenregionen, sondern mittlerweile eben auch im Landesinneren, das heißt in Zentral- und Westchina. Und auch dazu sage ich später nochmal was mehr, wenn wir über Arbeiterinnenproteste sprechen. Worum geht es jetzt in sozialen Protesten? Man kann relativ konstant jetzt unabhängig von der konkreten Quelle festhalten, dass mehr als 40 Prozent, ungefähr 40 Prozent oder knapp über 40 Prozent von dieser Gesamtzahl an sozialen Protesten Arbeitskämpfe und Streik sind. Und dass eben, wie schon angesprochen, im Zentrum dieser Arbeitskämpfe Lohnfragen stehen. Interessanterweise gibt es auch einen sehr hohen Anteil von Protesten von Haus- bzw. Wohnungseigentümern. Das heißt, gerade in den letzten Jahren, seit Mitte der 2010er Jahre, sind sehr viele öffentliche Proteste auf die chinesische Mittelklasse, könnte man sagen, zurückzuführen. Familien, die einen sehr relevanten Teil ihrer Ersparnisse in den Kauf einer Wohnung auf dem vollständig privatisierten chinesischen Wohnungsmarkt investieren, dann aber feststellen müssen, dass die Wohnungen nicht fristgerecht fertiggestellt werden oder dass es Mängel an der Bausubstanz gibt oder dass die vereinbarten Leistungen nicht zur Gänze zur Verfügung gestellt werden. Es gibt in China eine sehr hohe Sparquote, was die Haushalte betrifft und gleichzeitig sind Wohnungskäufe der zentrale, sozusagen auch die zentrale Anlagequelle. wird Haushaltseinkommen gepoolt, also gesammelt und damit eben auf dem Wohnungsmarkt versucht, eine Wohnung zur Verfügung zu haben, wenn man heiraten möchte. Also einer Frau einen Heiratsantrag zu machen in China ohne eine Wohnung zur Verfügung zu haben, ist etwas, was nicht gern gesehen ist. Das heißt, eine Wohnung als Eigentum zu haben und nicht nur zu mieten, wie das hierzulande vielleicht auch in Relation öfters der Fall ist, das ist in China eben sehr wichtig. Und dementsprechend gibt es auch, wenn es hier Mängel gibt, sehr viele Proteste. Aber bis Ende der ersten Dekade in den 2000er Jahren waren Proteste von Bauern und Bäuerinnen in China der zentrale Kernpunkt von Protestverhalten oder von Widerstand. Ich werde gleich noch erklären, warum das so war. Und darüber hinaus ist es aber, wie auch hierzulande, wie auch in Europa, ein ganz breites Sammelsurium an Protesten, die in China genauso stattfinden, wie sie hier stattfinden. Und zwar gibt es Umweltproteste gegen den Bau von einer neuen Chemiefabrik beispielsweise. Es gibt feministischen Aktivismus, wie schon erwähnt. Es gibt auch Proteste für die Rechte von ethnischen Minderheiten und so weiter und so fort. Das dominante und beständige Muster von sozialen Protesten in China ist, dass sie relativ klein sind im Durchschnitt, das heißt in der Regel weniger als 50 TeilnehmerInnen haben, dass sie in der Regel nicht gewalttätig verlaufen, dass sie in der Regel räumlich stark begrenzt sind. Das heißt zum Beispiel, wenn es um Arbeiterproteste geht, im Rahmen eines Fabriksgeländes verbleiben oder wenn es um Proteste von Wohnungseigentümern geht, dann sozusagen direkt vor dem Bauunternehmen oder Immobilienunternehmen stattfinden. Und Proteste sind in der Regel auch dadurch gekennzeichnet, dass es ökonomische Forderungen gibt, die vorgebracht werden und keine politischen Forderungen. Und das hat natürlich auch, wie wir ebenfalls dann noch sehen werden, Auswirkungen darauf, wie der chinesische Staat darauf reagiert. Also es ist in der Regel nicht so, dass der chinesische Parteistaat in der Kritik steht, sondern dass es ökonomische Forderungen gibt, wie die Rückerstattung von Investitionen bei dann nicht fertiggestellten Bauprojekten eben oder eben bei nicht ausbezahlten Löhnen. Wenn der chinesische Staat in der Kritik ist, dann ist es in der Regel der Lokalstaat. China ist, und das haben Sie sicher in den letzten drei Vorträgen dieser tollen Serie schon gelernt, trotz der Zentralisierung von Macht seit Xi Jinping in China die Führung der Partei und des Staates übernommen hat, immer noch ein sehr dezentrales System. des Staates übernommen hat, immer noch ein sehr dezentrales System. Das hat historische Gründe, das hat geografische und bevölkerungspolitische Gründe. Und es bedeutet, dass lokale Regierungen, und damit sind de facto alle Regierungsebenen unter der nationalstaatlichen Ebene gemeint, das heißt, dann die nächste Ebene wäre die Ebene der Provinzregierung, dann sind es Stadtregierungen, Kreisregierungen und so weiter und so fort. All diese Ebenen des chinesischen Staates, des politischen Systems Chinas, haben für sich genommen immer noch bis heute sehr viel, oder in Relation betrachtet, sehr viel Autonomie und damit eben auch durchaus unterschiedliche, möglicherweise unterschiedliche Interessen wie der chinesische Parteistaat im Zentrum. Also ein Parteiführer auf Provinzebene mag durchaus andere Prioritäten haben, was die ökonomische und die soziale Entwicklung betrifft, als das das Politbüro in Peking hat. als das das Politbüro in Peking hat. Und ProtestteilnehmerInnen folgen sozusagen einer Logik, in der in der Regel die Missstände auf ein Fehlverhalten von lokalen Regierungen zurückgeführt wird und nicht auf ein Fehlverhalten von der Regierung in Peking. De facto ist die Protestlogik eine, desto lauter man schreit, um das jetzt sehr vereinfacht und umgangssprachlich zu sagen, desto lauter man schreit, desto lauter man protestiert, desto öffentlicher diese Proteste sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Parteiführer oder die Parteiführung in Peking von Missständen oder über Missstände informiert wird, davon Bescheid weiß und sobald die Zent informiert wird, davon Bescheid weiß. Und sobald die Zentrale in Peking davon Bescheid weiß, so die Vorstellung, wird auch entsprechend darauf reagiert, werden die lokalen Ebenen diszipliniert und kann es zu einer Regelung dieses Konflikts im Sinne der Protestteilnehmer kommen. Also es geht quasi um ein Anrufen des Zentralstaats in Peking, er möge doch intervenieren und Probleme, die auf der lokalen Ebene stattfinden, lösen. Und genau, ich sage das sozusagen jetzt auch schon eher noch im ersten Teil des Vortrags, das sieht man dann auch bei Arbeiterinnenprotesten noch im Detail. Das führt dazu, dass man in China die Situation hat, dass es trotz dieser hohen Zahl an Protesten noch im Detail. Das führt dazu, dass man in China die Situation hat, dass es trotz dieser hohen Zahl an Protesten gleichzeitig eine, würde ich sagen, immer noch bemerkenswerte Stabilität des politischen Systems gibt. Denn das ist, und da gehe ich sozusagen jetzt wieder einen Schritt voraus, Und da gehe ich sozusagen jetzt wieder einen Schritt voraus. Eine weitere Missinformation, wenn man nur dem medialen Diskurs folgt, und zwar, wenn man in den Medien hier von Protesten in China hört, wie beispielsweise die Proteste im November des letzten Jahres, die sie angesprochen haben, dann wird automatisch darauf geschlossen, dass diese Proteste möglicherweise zu einem Sturz der Parteiführung führen könnten. Dass das eine Infragestellung des gesamten politischen Systems ist. Und ich möchte natürlich nicht ausschließen, und ich kann nicht in die Zukunft blicken, ich möchte nicht ausschließen, dass die Legitimität der kommunistischen Partei auch in Zukunft an einem gewissen Punkt wieder ernsthaft infrage gestellt werden könnte. Aber in der Regel ist es wie gesagt so, dass soziale Proteste sich nicht auf die politische Ebene fokussieren und wenn sie das tun, dann tun sie das als Kritik an lokalen Parteiführern und nicht an der Zentrale in Peking. Und das hat auch dann eine Auswirkung darauf, wie der chinesische Parteistaat mit sozialen Protesten umgeht. Denn es gibt natürlich in China direkte Repression, also polizeiliche Maßnahmen beispielsweise, Verhaftungen etc. Polizeiliche Maßnahmen beispielsweise, Verhaftungen etc. Und Repression hat in China auch seit Xi Jinping an der Macht ist, seit 2012, 2013 deutlich zugenommen. Eben, Repression in Form von tatsächlich Polizeigewalt oder polizeilichen Maßnahmen bei Demonstrationen, aber auch Repression im Sinne von Einschränkung akademischer Freiheiten, die ich auch schon angesprochen habe. Also wer kann eigentlich zu welchem Thema forschen? Also es sei festgehalten, Repression gibt es und Repression hat, wenn man das historisch in einem mehreren Jahrzehnten gehenden Zeitraum vergleicht, auch zugenommen. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Verhaftungen und körperliche Gewalt von staatlichen Institutionen nicht keineswegs bei jedem Fall von öffentlichen Protest stattfindet. Auch diesen Eindruck könnte man, würde ich meinen, hin und wieder gewinnen können, wenn man der Medienberichterstattung folgt, weil Verhaftungen und körperliche Gewalt in weniger als ein Drittel aller Proteste tatsächlich nur stattfindet. Also sehr oft wird versucht, mit sozusagen erstmal den Protestierenden zuzuhören, die Probleme sozusagen zu erkennen und in einer bestimmten Form darauf zu reagieren. Und diese Form beschränkt sich eben nicht auf Gewalt oder repressive Maßnahmen. sich eben nicht auf Gewalt oder repressive Maßnahmen. Der chinesische Parteistat hat ein umfangreiches Repertoire an Maßnahmen zur, wie es heißt, Aufrechterhaltung der Stabilität, Way-When, die es auch gar nicht notwendig machen, bei jedem kollektiven Protest mit Gewalt zu reagieren. Dieses Repertoire an Maßnahmen umfasst eine rigorose Überwachung, offline wie auch die Zensur online. Dieses Repertoire umfasst ein präemptives Vorgehen gegenüber zivilgesellschaftlichen Organisationen, also NGOs, die es in China zumindest bis vor wenigen Jahren auch noch gegeben hat, werden, wenn sie als Gefahr eingeschätzt werden, schon bevor ein Protest stattfinden kann, entsprechend begutachtet und möglicherweise auch gezwungen, ihre Aktivitäten einzustellen. Es wird versucht, auf Protestteilnehmerinnen einzuwirken, indem man Druck über Verwandte verhindern, wäre es doch gut, wenn sie hier auf ihre Kinder oder Verwandten einreden könnten. Und es werden aber auch finanzielle Zugeständnisse gemacht, was in der Wissenschaft dann auch als Buying Stability, also Stabilität kaufen, genannt wird. Weil es eben in erster Linie ökonomische Forderungen sind, es möglich ist, ökonomisch darauf zu reagieren und dann eben entsprechend von staatlicher Seite finanziell Forderungen zu erfüllen. Und zudem hat der chinesische Parteistaat über die letzten Dekaden ein relativ komplexes und umfassendes System zur Verrechtlichung und Institutionalisierung der Konfliktbeilegung etabliert. Das heißt, es hat rechtliche Grundlagen, Rechtstexte, aber auch entsprechende Institutionen zur Konfliktbeilegung geschaffen, um eben potenzielle Streikteilnehmerinnen dahingehend zu befördern, den Unmut nicht auf die Straße zu tragen, sondern den Unmut institutionell in Aushandlung mit staatlichen Institutionen beizulegen. notwendigerweise automatisch versucht werden, dass nicht automatisch versucht wird, diese Proteste sozusagen von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Also wenn jemand vor einem Immobilienunternehmen protestiert und ein Plakat auspackt und dann noch irgendwie die anderen Hauseigentümerinnen mitnimmt zu diesem Protest, dann ist die Strategie nicht notwendigerweise zu sagen, okay, das könnte die Stabilität der Gesellschaft infrage stellen, wir müssen die möglichst schnell dort wegbringen, sondern es kann eben auch durchaus im Sinne von staatlichen Institutionen sein, Proteste bis zu einem gewissen Grad zu tolerieren, bis zu einem gewissen Grad zuzulassen. Weil wenn man das nicht tut, es für den Parteistaat in Peking auch schwierig ist, tatsächlich zu wissen, wo denn soziale Problemlagen überhaupt liegen. Also es gibt, wie gesagt, keine Institutionen, die einer liberal-demokratischen Verfasstheit des Staates ähneln würden in China. Also man kann Unmut nicht mit Wahlen äußern. Das heißt, es braucht andere Mechanismen, mit denen der Parteistaat darüber informiert werden kann, Informationen erhält, wo denn eigentlich Probleme in der Gesellschaft liegen. Und deswegen wurde das auch als Feueralarm von einigen Kollegen von mir bezeichnet, dass man Proteste eben erstmal toleriert, dadurch Informationen erlangt, wo denn Missstände vorliegen und dann erst darauf reagiert. Zu den Schlaglichtern, zu einigen konkreteren Beispielen, und zwar zu ländlichen Protesten und feministischem Aktivismus. Rede ich zu schnell, zu langsam, alles in Ordnung, Sie können mir folgen? Sehr gut. Genau, dann beginnen wir mit den ländlichen Protesten. Ich habe schon erwähnt, dass ländliche Proteste vor allem in der ersten Dekade der 2000er Jahre die relative Mehrheit ausgemacht haben an Protesten in China, bis zu 65 bis 70 Prozent. Seit Mitte der 2010er Jahre aber ein Rückgang zu verzeichnen ist. Und aktuell schätzt man so, dass von den Gesamtzahlen ungefähr 20 Prozent von sogenannten Massenvorfällen auf Proteste im ländlichen Raum zurückzuführen sind. Warum protestieren Menschen in China im ländlichen Raum? Warum protestieren Bauern und Bäuerinnen? In den 2000er Jahren war ein zentraler Grund für diese Proteste, dass relativ hohe, oder aus der Wahrnehmung der Bauern und Bäuerinnen in jedem Fall, relativ hohe Steuern und Abgaben zu verrichten waren. Steuern und Abgaben in Bezug auf die Schulbildung der Kinder, in Bezug auf den landwirtschaftlichen Ertrag und so weiter und so fort. Und das hat sozusagen dann mit entsprechenden, man kennt das ja auch hierzulande, mit entsprechenden Fluktuationen im Ertrag in der Landwirtschaft dann hin und wieder auch zu Widerstand geführt, weil argumentiert worden ist, naja, die Abgabenquote kann nicht immer gleich hoch bleiben, wenn wir von äußerlichen Bedingungen abhängig sind. Und ein zweiter zentraler Block an Gründen war jener der Landnahmen. Das heißt, das wurde sicher auch schon angesprochen von Frau Michelmeier oder Weigl & Schwierzig, das heißt, dass der chinesische Reformprozess ein Prozess ist, der ganz wesentlich durch Urbanisierung gekennzeichnet ist. Ich habe jetzt keine Statistik mitgebracht, aber wenn man die Zahlen des Verhältnisses zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung Ende der 70er Jahre und heute vergleicht, Zahlen des Verhältnisses zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung Ende der 70er Jahre und heute vergleicht, dann ist es eine Transformation, die historisch in dem Ausmaß auch noch nie dagewesen ist. Und für Urbanisierungsprozesse braucht man was? Land. Land, auf dem man diese Städte auch bauen kann. Und dieses Land wurde von staatlicher Seite nicht nur in Einverständnis mit den b chinesische Agrarindustrie sich in den letzten Dekaden eben auch hin entwickelt zu Großproduktion, großer industrieller Landwirtschaft und nicht mehr sozusagen familienhaushaltsbasierter Produktion. Weil Landnahmen eben ganz zentral sind, findet ein Großteil dieser ländlichen Proteste im sogenannten periurbanen Raum am Übergang zwischen Stadt und Land statt. Das heißt an den Ausläufern der größeren Städte, dort wo sie eben noch erweitert werden sollten. prozentualen Anteil von 65 bis 70 Prozent verstehen zu können, die ländliche Proteste insgesamt an Protesten in China ausmachen, muss man sich auch vor Augen halten, wie groß dieses Ausmaß an Landenteignungen war. Alleine zwischen 1991 und 2013 wurden 5,16 Millionen Hektar Agrarland enteignet und etwa 33 Prozent der chinesischen Dörfer in diesem Zeitraum urbanisiert, also in Städte transformiert oder eben auch einfach zerstört für andere entsprechende Infrastrukturprojekte. Projekte. Und eine Protestform, die auch bisweilen in China im Medial vorkommt und über die auch chinesische Medien berichtet, sind Proteste, wo sich Bauern und Bäuerinnen weigern, aus ihren Häusern auszuziehen. Und da rechts sehen Sie ein Bild von einem sogenannten Dingzihu, wie man das im Chinesischen nennt, einem sogenannten Nagelhaus. Also von einer Wohneinheit, wo sich die Bewohner daran geweigert haben, wegzuziehen. Und man sieht, dass rund um dieses Haus bereits die Bauarbeiten begonnen haben. Und dort wird versucht, mit allen Mitteln, sei das auch mit Steinen oder Stöcken, die dann aus dem Haus geworfen werden, wenn der Bagger vorbeikommt, sich dagegen zu wehren. Also es ist jetzt kein Witz, den ich Ihnen jetzt erzähle, sondern da finden Sie tatsächlich auch sehr viele entsprechende Beispiele dafür. Und das ist eben eine bildliche Darstellung, wie unter anderem Proteste im ländlichen Raum in China auch aussehen können. Wir machen jetzt einen relativ großen Sprung von ländlichen Protesten hin zu Feminismus und LGBTQ-Aktivismus. Das ist mir besonders wichtig in dem Kontext zu wähnen aus mehreren Gründen. besonders wichtig in dem Kontext zu wählen aus mehreren Gründen. Zum einen deswegen, weil ich der Meinung bin, dass feministische Aktivistinnen in China, also junge Frauen, zum Teil aber auch junge Männer, die für ihre Rechte eintreten, dass die Aktionsformen wählen, die durchaus auch Vorbild sein könnten für entsprechenden feministischen Aktivismus anderswo. Und das hat tatsächlich auch stattgefunden. Es ist jetzt nicht so, dass irgendwie Protestierende in China ins Ausland blicken und dort lernen, wie man Protest eigentlich durchführt, sondern dass es mittlerweile eben auch so ist, dass sich aktivistische NGOs und Gruppen an den Protestformen in China ein Beispiel nehmen. Und in dem Kontext ist ganz interessant, dass es eben seit Ende der 2000er Jahre eine neue Generation an Feministinnen und entsprechenden Aktivistinnen gegeben hat, die sich in dem Zeitraum herausgebildet hat, die sich mit feministischer Literatur an Universitäten auseinandersetzen konnte, die gearbeitet hat oder begonnen hat zu arbeiten in entsprechenden NGOs für Frauen- und LGBTQ-Rechte, die es bis vor kurzem in China auch noch sehr zahlreich gab, die in den internationalen Austausch getreten sind, auch noch sehr zahlreich gab, die in den internationalen Austausch getreten sind, auch Kollegen aus Österreich, die in dem Bereich Feminismus arbeiten, beispielsweise dorthin eingeladen haben und entsprechende Treffen veranstaltet haben und die auch sehr gekonnt neue Kommunikationstechnologien einsetzen, also auch gelernt haben, mit sozialen Medien Menschen anzusprechen und Menschen zu mobilisieren. Das Beispiel von feministischem Aktivismus ist aufgrund der Protestform auch ein ganz interessantes, weil Feministinnen in China bis Anfang der 2010er Jahre am Höhepunkt von feministischen Protesten in China ganz bewusst Aktionskunst durchgeführt haben. Aktionskunst statt Protest. Das heißt, es wurden beispielsweise Theateraufführungen organisiert im öffentlichen Raum, mit denen auf bestimmte Missstände aufmerksam gemacht wurden, beispielsweise häusliche Gewalt, um zu verhindern, dass das erstmal möglicherweise auch interessanter für einen größeren Teil der Bevölkerung, wie sich jetzt klassisch mit einem Plakat auf die Straße zu stellen und irgendwelche Slogans zu schreien. Das ist jetzt leider auch schon zehn Jahre her. Warum das so ist, sage ich Ihnen gleich. Warum ich kein aktuelles Beispiel mitgebracht habe. Ein Beispiel dafür war die Aktion Blood Brides, also man könnte sagen, blutige Ehefrauen oder wie würde man Brides am besten nennen? Blutige Bräute, genau, nicht Ehefrauen. Das war eine Aktion, die im Zentrum Pekings stattgefunden hat, an der zentralen Einkaufsstraße, der größten Einkaufsstraße Pekings, im Jahr 2012, wo eben mit entsprechender Kostümierung im Brautkleid, blutverschmiert, möglichst deutlich darauf verwiesen wurde, dass es gerade im häuslichen Raum zu männlicher Gewalt kommt, dass der größte Anteil an Gewalt gegenüber Frauen nicht von Fremden durchgeführt wird, sondern eben von Verwandten oder eben dem Ehemann. Und somit wurde versucht, diese entsprechenden Botschaften in der Gesellschaft zu streuen und in dem Kontext eben auch für eine Verbesserung des rechtlichen Schutzes von Frauen zu demonstrieren, was tatsächlich stattgefunden hat. ein entsprechendes Gesetz gegen häusliche Gewalt erlassen in den Jahren danach, dass man, würde ich argumentieren, durchaus auch darauf zurückführen muss, dass es diesen Protest von Aktivistinnen gegeben hat. Die Frauen, die Sie hier im Bild sehen, waren auf dem Vorhinein und hier nochmal, waren Teil der sogenannten Feminist Five, also den feministischen Fünf in China. Und ich möchte auf diesen konkreten Fall ganz kurz eingehen. Diese Feminist Five wurden bekannt im Zuge einer Protestaktion am Weltfrauentag im März 2015. am Weltfrauentag im März 2015. Und zwar ging es bei diesem Protest jetzt nicht um ein Zusammentreffen im öffentlichen Raum mit Plakaten oder mit dieser Kunstform, die jetzt gerade hier genannt wurde, sondern es ging bei diesem Protest darum, Sticker zu verteilen, und zwar auf Bussen oder wo man Sticker verteilt, wie Sie auch hierzulande das wissen und die ganze Zeit sehen. Sticker, auf denen beispielsweise Inhalte stehen wie Los Polizei, nehmt Leute fest, die andere sexuell belästigen. Also sozusagen einen Aufruf an die Polizei, doch endlich tätig zu werden, wenn es zu Formen von sexueller Belästigung kommt. Bevor diese Sticker aber am Weltfrauentag 2015 im öffentlichen Raum verteilt werden konnten, kam es zu einer landesweit koordinierten Razzia, zu landesweit koordinierten Festnahmen der mutmaßlich beteiligten Aktivistinnen, also in der Nacht davor. Und fünf, deswegen die feministischen fünf darunter, Wei Tingting, Wang Lan, Zhang Zhuran und Li Tingting und Wu Rongrong, wurden des Delikts Ansammeln einer Menschenmenge, um die öffentliche Ordnung zu stören, angeklagt und erst mal in Polizeigewahrsam genommen und dann erst auf Kaution nach mehr als einem Monat Inhaftierung verlassen. Das war im Jahr 2015. Und das war eine koordinierte Reihe von Festnahmen, die Symbolcharakter hatte und die dann auch einen Ausblick darauf gegeben hat, was in den Jahren danach passiert ist. Mittlerweile ist es so, dass es in China keine mir bekannte NGO gibt mehr, die sich kritisch mit Frauenrechten und Rechten von LGBTQ-Aktivistinnen auseinandersetzt. Es gibt ausschließlich nur mehr eine entsprechende Politik von Seiten des chinesischen Frauenverbands. Der chinesische Frauenverband ist eine Massenorganisation der kommunistischen Partei und damit eben unter Parteikontrolle. Und das ist, und da sind wir beim Thema der Vortragsreihe, eben eine Entwicklung, die ganz zentral stattgefunden hat in der Ära Xi Jinping. Also wir reden hier von einer Entwicklung, die eben in den letzten zehn Jahren vorangegangen ist. Und im letzten Teil meines Vortrags möchte ich jetzt noch genauer auf Streiks und Arbeiterinnenproteste eingehen. an Proteste eingehen. Ganz grundlegend, ich halte mich da jetzt nicht zu lange auf, kann man den Reformprozess in China meines Erachtens nach und nicht nur meines Erachtens, sondern das wird auch von sehr vielen Kollegen geteilt, in vier Phasen einteilen. Und worum es mir mit dem Verweis auf die vier Phasen heute geht, ist, dass der Reformprozess in China, wie ganz am Anfang schon erwähnt, kein geradliniger Top-Down-Prozess war. Es war kein Prozess, und das haben Sie ja auch schon gehört, der in einem Stübchen in Peking 1978 auf dem Reißbrett entworfen wurde und es gab genau einen Plan, man muss bis 2023 an dem und dem Punkt sein und der wurde dann erfüllt. Das ist übrigens eine Vorstellung von Politik, die in keinem Land dieser Welt haltbar wäre und das ist auch in China trotz eines chinesischen Einparteienstaates nicht der Fall. weiterhin ist und die auch sehr anpassungsfähig ist. Also Reformen wurden und werden umgesetzt in Auseinandersetzung mit entsprechenden Signalen auch aus der Bevölkerung, mit entsprechenden Interessen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Und soziale Proteste stehen an all den Punkten zwischen diesen vier Phasen. Also man kann den Beginn des Reformprozesses 1978 nicht hinlänglich erklären, wenn man nicht versteht, dass es 1978 und auch schon im Jahr davor große Proteste in großen chinesischen Städten gab, gegen Arbeitslosigkeit und anderen Missständen. Man kann die Öffnung, die tatsächlich relevante Öffnung für ausländisches Kapital und für ausländische Investitionen ab Anfang der 1990er Jahre ebenfalls nicht verstehen, wenn man nicht mit im Kontext sieht, dass es Ende der 1990er Jahre zu sehr großen sozialen Protesten gekommen ist. Und man kann meines Erachtens auch die repressivere Vorgehensweise, die deutlich repressive Vorgehensweise in Bezug auf die Gesellschaft in China und der Xi Jinping nicht verstehen, wenn man eben auch nicht, wenn man nicht mit einbezieht, dass es eben um die Wende des Endes der ersten Dekade der 2000er Jahre und ab Anfang der 2010er Jahre eben zu einer nochmal deutlichen Steigerung an sozialen Protesten gekommen ist. Also unterschiedliche Reformmaßnahmen, nochmal kurz zusammengefasst, sind immer auch im Kontext von gesellschaftlichem Handeln zu verstehen. Und wie weit das verbreitet worden ist, ist jetzt nicht das Hauptthema, aber weil Historiker hier sitzen, habe ich mir gedacht, ich bringe euch auch noch zwei historische Folien mit oder Bilder mit. Und zwar die Bilder auf dieser Folie stammen aus Peking im Frühjahr 1989. Die wurden gemacht von Helmut Opletal, einem österreichischen Sinologen und ORF-Journalisten, der zu diesem Zeitpunkt in China vor Ort war. Und ich zeige Ihnen das, um nur noch einmal zu verdeutlichen, dass auch diese Proteste damals nicht erfasst werden können, nicht verstanden werden kann, wenn man sie als studentische Demokratieproteste fasst. Weil natürlich diese Proteste von Studierenden erstmal ausgegangen sind, das stimmt, das ist richtig, aber die Proteste in China 1989 auch von einem sehr breiten Teil der chinesischen Gesellschaft getragen wurde. Und zwar maßgeblich von ArbeiterInnen in der chinesischen staatlichen Industrie, die organisiert von ihren Arbeitseinheiten mit Bannern in Richtung Platz des himmlischen Friedens gefahren sind und stolz verkündet haben, wir sind die Arbeiter von Stahlwerk XY und wir solidarisieren uns mit den Studentinnen, wir solidarisieren uns mit den Forderungen und die auch eigene Forderungen erhoben haben. Also es ging nicht um Demokratisierung, ist immer die Frage, was man dann konkret darunter versteht, aber es ging ganz konkret auch um einen Kampf gegen Korruption, es ging vor allem auch um die Verschlechterung der Lebensbedingungen aufgrund der enorm hohen Inflation in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre und das hat die gesamte chinesische Gesellschaft betroffen. oben sehen, dank Helmut Oplet, weil er dieses Foto gemacht hat. Das ist eines meiner Lieblingsbilder aus dem Zeitraum, weil ich weiß nicht, ob jemand aus dem Publikum das lesen kann, was da draufsteht. Einige schon, glaube ich. Aber auf diesem Plakat solidarisieren sich Arbeiter der Bank of China mit den Studierenden. Also das, was Sie hier sehen, sind Angestellte der wichtigsten staatlichen Bank in China mit den Studierenden. Also das, was Sie hier sehen, sind Angestellte der wichtigsten staatlichen Bank in China, die 1989 en bloc auf die Straße gegangen ist und auf diesem Banner stehen haben, die Bank of China unterstützt die Studierenden. Das steht auf diesem Plakat. Und auf dem zweiten Foto rechts unten finden Sie den Banner der Autonomen Arbeiter Föderation, die 1989 gegründet wurde und dann aber eben auch im Juni 1989 zerschlagen wurde. Es war das einzige Mal in der jüngeren Geschichte Chinas, dass es so etwas wie unabhängige Gewerkschaften gab für einen sehr kurzen mehrwöchigen Zeitraum. Aber es haben sich Arbeiterinnen in Peking und übrigens auch in ganz vielen anderen Städten, weil diese Proteste haben in fast allen urbanen Zentren Chinas stattgefunden und nicht nur in Peking, organisiert und sind auch als ArbeiterInnen mit der Identität, wir sind stolze ArbeiterInnen in einem stolzen Land, auf die Straße gegangen und haben das auch öffentlich gezeigt. Und die Personen, die am meisten, weil es natürlich immer problematisch ist, das in Relation zu setzen, ich will da keineswegs zu weit gehen, aber die Personen, die am meisten darunter gelitten haben unter der Verfolgung nach 1989, also der Anteil an Menschen, die dann im Gefängnis gelandet sind, nach 1989, also der Anteil an Menschen, die dann im Gefängnis gelandet sind. Der größte Anteil davon sind eben auch Arbeiter und Arbeiterinnen gewesen. Also Menschen aus Unternehmen, aus Betrieben, die gearbeitet haben, die auf die Straße gegangen sind, weil die aus der Perspektive der Kommunistischen Partei Chinas in Kombination mit Studierenden die größte Gefahr für die Stabilität des Systems darstellen. Wenn sich nur eine gesellschaftliche Gruppe in China eigenständig autonom auflehnt, ist das deutlich weniger gefährlich, als wenn sich unterschiedliche soziale Gruppen um eine Gruppe an Forderungen herum organisiert und gemeinsam auftritt. Und das ist 1989 passiert. Aber wie gesagt, nur ein Beispiel. Große Proteste haben auch Ende der 70er Jahre und Anfang der 2010er Jahre und eben auch Anfang der 2000er Jahre stattgefunden. Also an all diesen Übergängen von den unterschiedlichen Phasen des Reformprozesses. Wenn man jetzt Arbeiterinnenproteste in China verstehen möchte, dann muss man zumindest, ich glaube ich habe Ihnen zwei oder drei Foliengrundlagen mitgebracht, einen genaueren Blick werfen, von wem sprechen wir eigentlich, wenn wir von Arbeiterinnen in China sprechen. Und da ist es wichtig zu verstehen, dass, das ist jetzt vielleicht etwas hochgestochen formuliert, dass es einen Neuzusammensetzungsprozess der chinesischen Arbeiterinnenklasse gegeben hat. Das heißt, die soziale Zusammensetzung von ArbeiterInnen, wer ist überhaupt ein Arbeiter in China, die hat sich massiv transformiert. Und zwar insofern, als dass der Anteil an ArbeiterInnen, die in staatlichen Unternehmen beschäftigt sind, radikal reduziert hat. die in staatlichen Unternehmen beschäftigt sind, radikal reduziert hat. Und der Anteil an Wanderarbeiterinnen, also an innerchinesischen Migrantinnen, die aus dem ländlichen China kommen und in den Städten arbeiten, der Anteil von diesen Wanderarbeiterinnen hat sich deutlich erhöht. Allein in der Dekade zwischen Mitte der 90er und Anfang der Mitte der 2000er Jahre ist die Zahl der staatlichen Unternehmen in China um 50 Prozent zurückgegangen und der Anteil an der industriellen Produktion von staatlichen Unternehmen hat sich auf ein Fünftel reduziert. Und insgesamt wurden bereits bis Anfang der 2000er Jahre 50 Millionen Beschäftigte in staatlichen Unternehmen entlassen. Beschäftigte in staatlichenutliche Mehrheit der Beschäftigten in China in privaten Unternehmen tätig und der größte Teil davon sind eben, wie gesagt, Wanderarbeiterinnen. Wer sind jetzt Wanderarbeiterinnen? Ich hoffe, dass Sie davon auch schon in drei Vorträgen zumindest irgendwie teilweise mal etwas davon gehört haben. Chinesische Wanderarbeiterinnen, der Begriff Wanderarbeiterinnen ist vielleicht schon nicht ganz unproblematisch oder man muss sich den genauer ansehen, weil diese Gruppe, diese soziale Gruppe in China eine ganz eigene Bezeichnung hat. Und zwar im chinesischen Diskurs und auch in Statistiken etc. in der medialen Berichterstattung innerhalb Chinas, heißen diese Wanderarbeiter nicht Wanderarbeiterinnen, sondern Bauernarbeiterinnen oder Bauernarbeiter. Und darauf verweist dieser Begriff Nung Min Gung. Diese drei Zeichen, die Sie da lesen, die ersten zwei Zeichen Nung Min, stehen für Bauer oder Bäuerin und Gung steht für Arbeit oder Arbeiterinnen. Und was das reflektiert ist, dass es sich um Menschen handelt, die bisweilen in ihrer eigenen Identität, aber vor allem in der Zuschreibung, wie der Staat oder eben auch Unternehmen sie begreifen, gefasst wird als Personen, die in einem Raum dazwischen leben. Also die sind noch mit dem Land verbunden und deswegen Bauern, aber sie sind eben auch lohnarbeitend in Unternehmen tätig und deswegen Arbeiter. Und so kommt dieser Begriff Bauernarbeiter zustande. Und wie gesagt, es handelt sich um den Teil der ländlichen Bevölkerung in China, der immer noch im ländlichen Raum registriert ist, also dort gemeldet ist, aber im urbanen Raum beschäftigt ist oder dort Lohn arbeitet. Und die Zahl aktuell von diesen Wanderarbeiterinnen ist enorm. Wir sprechen von ca. 296 Millionen sogenannter Numingung, sogenannter Bauernarbeiterinnen oder eben Wanderarbeiterinnen. Das ist, wenn ich richtig informiert bin, eine höhere Zahl als die Gesamtzahl internationaler Migranten und Migrantinnen, wenn man sich sozusagen transnational, global Migrationsströme oder Arbeitsmigrationsströme ansieht. global sich Migrationsströme oder Arbeitsmigrationsströme ansieht. Die Zahl nimmt weiterhin zu, aber in den letzten Jahren hat sich diese Zunahme aufgrund der demografischen Veränderungen in China etwas verlangsamt. Was relativ konstant geblieben ist in den letzten Dekaden, ist die geschlechtliche Zusammensetzung, also Wanderarbeiterinnen in China sind ungefähr zu Pi mal Daumen, zu zwei Drittel männlich und zu einem Drittel weiblich, wobei das sehr unterschiedlich ist, je nach Sektor. Ein klassisches Bild war immer die Produktion von Spielzeug oder die Produktion von ihrem iPad oder, keine Ahnung, einem anderen Telefon, Google-Telefon, wo man ja sehr viele Bilder sieht, wo das in erster Linie junge Frauen sind. Auch da hat sich mittlerweile etwas verschoben. Auch dort sind mittlerweile mehr Männer beschäftigt. Aber insgesamt zwei Drittel zu einem Drittel. Und das Durchschnittsalter ebenfalls entlang demografischer, großer demografischer Trends ist angestiegen. Also das Durchschnittsalter liegt mittlerweile über 42 Jahren. Das heißt, das sind Personen, die sehr oft auch Familien haben, Kinder haben und dennoch weit weg vom Ort, an dem sie gemeldet sind, arbeiten. Und es gibt mittlerweile mehrere Generationen und das ist nicht mehr eine zweite Generation, quasi die Kinder der ersten Generation, die in die Städte mit Kredis umzuarbeiten. Und das ist deswegen ganz relevant, weil viele von den Wanderarbeiterinnen heute, die können durchaus auch schon älter sein, die können auch schon im Durchschnittsalter über 40 liegen, gar nicht mehr miterlebt haben, im ländlichen Raum aufzuwachsen, gar nicht mehr landwirtschaftliche Produktion miterlebt zu haben, sondern obwohl sie immer noch im ländlichen Raum registriert sind, in den Städten aufgewachsen sind. Und damit zum Teil auch andere Ansprüche an das Leben in den Städten verbunden sind. Also wenn man sozusagen nicht mehr den Weg kennt, den die Elterngeneration möglicherweise genommen hat, aus ärmlichen ländlichen Verhältnissen zu mehr Einkommen in den Städten, sondern bereits in den Städten aufgewachsen ist, hat man möglicherweise auch mehr Ansprüche ökonomischer Natur, aber eben auch mehr Ansprüche, was die Teilhabe in den Städten betrifft. aber eben auch mehr Ansprüche, was die Teilhabe in den Städten betrifft. Und in den letzten Jahren, und dazu habe ich vor allem mit Feldforschung in China Untersuchungen durchgestellt, gibt es eine ganz interessante Verschiebung, und zwar eine Verschiebung geografischer und sektoraler Natur. und zwar eine Verschiebung geografischer und sektoraler Natur. Was heißt das? Das heißt, dass ein zunehmender Teil von Wanderarbeiterinnen in China nicht mehr gewillt ist oder nicht mehr notwendigerweise sehr weite Strecken migrieren muss, sondern häufig näher an dem ländlichen Meldeort arbeitet. Mittlerweile ist es so, dass die Mehrheit der chinesischen Wanderarbeiterinnen innerhalb der eigenen Provinzgrenzen beschäftigt ist. Aber um Provinzgrenzen nochmal zu verstehen, das hat sozusagen jetzt eher wenig mit Oberösterreich zu tun, sondern wir sprechen über Provinzen in der Größe von europäischen Nationalstaaten. Also es sind schon immer noch relativ große Distanzen, aber in Relation zu früheren Begebenheiten hat sich da tatsächlich einiges verändert, weil in den 90ern und auch Anfang der 2000er Jahre es noch so war, dass eben die ländliche Bevölkerung weitere Reisen, weitere Wanderungen in Kauf genommen hat dafür. Und das hat sich eben auch verschoben, weil es mittlerweile eben auch mehr Investitionen, mehr Infrastrukturprojekte im Landesinneren gibt. Und ein zweiter zentraler Wandel ist der Wandel der Beschäftigungsmuster. Und Wandel ist der Wandel der Beschäftigungsmuster. Ich habe vor genau zehn Jahren ein Buch mit herausgegeben, Arbeitskämpfe in China an der Werkbank der Welt war da der Titel. Und wenn man an chinesische Arbeitsverhältnisse denkt, denkt man vielleicht immer noch an die großen Anteil an industrieller Produktion, aber die Zusammensetzung der Wanderarbeiterinnen insgesamt hat sich schon deutlich verschoben. Und zwar insofern, dass mittlerweile mehr als die Hälfte dieser chinesischen Wanderarbeiterinnen nicht mehr am Fließband steht, sondern unterschiedliche Dienstleistungsberufe ausübt. Der Anteil an Wanderarbeiterinnen, die in der verarbeitenden Industrie arbeiten, also Elektronik, aber auch in der Automobilproduktion, hat sich reduziert auf unter 30 Prozent und etwa 17 oder fast 18 Prozent sind in der Bauindustrie beschäftigt. Wenn man, und das ist der letzte Kontextteil und dann spreche ich auch schon relativ lang, dann gehe ich nochmal auf die konkreten Inhalte dieser Arbeitskämpfe ein. Wenn man diese Arbeitskämpfe verstehen möchte, dann muss man verstehen, dass es in China in den vergangenen Jahrzehnten eine Zunahme von informeller und gegeben, trotz staatlicher Regulierungsversuche. Der chinesische Parteistaat hat mit unterschiedlichen Gesetzen, sehr bekannt ist das sogenannte Arbeitsvertragsgesetz von 2008, versucht, Beschäftigungsverhältnisse zu formalisieren. Und da gibt es eine ganze Reihe von weiteren Gesetzen, die in den letzten zehn Jahren noch erlassen wurden. Reihe von weiteren Gesetzen, die in den letzten zehn Jahren noch erlassen wurden. Und das sind teilweise Gesetze, die, was den Text betrifft und was die Arbeiterfreundlichkeit des Textes betrifft, durchaus vergleichbar sind mit Arbeitsrecht hierzulande. Also wo jetzt abgesehen von Versammlungsfreiheit natürlich, aber was die Vertragsbedingungen etc. betrifft, durchaus progressive Inhalte enthalten sind. Allerdings konnte sich der chinesische Parteistaat mit diesen Formalisierungsversuchen nicht durchsetzen. 2016 waren fast 40 Prozent von Wanderarbeiterinnen ohne einen schriftlichen Arbeitsvertrag beschäftigt. Also fast 40% sind Lohnarbeiten gegangen, ohne einen schriftlichen Arbeitsvertrag zu haben. Und man kann sich vorstellen, was das bedeutet, wenn man einen Arbeitsunfall hat oder wenn man eben sozusagen nicht die Lohnsumme ausbezahlt bekommt, für die man eigentlich mündlich vereinbart eingestellt wurde. für die man eigentlich mündlich vereinbart eingestellt wurde. Und interessanterweise sind diese informellen und prekären Formen von Arbeit in China nicht nur auf den privaten Sektor beschränkt, sondern weiten sich eben auch auf die staatliche Industrie aus. Leiharbeit ist insbesondere in staatlichen Unternehmen sehr weit verbreitet und Leiharbeit hat dort auch, das sind jetzt Zahlen von 2011, aber hatten dort auch den höchsten Anteil sogar. Also das heißt, in staatlichen Unternehmen ist es nicht notwendigerweise besser, was die Arbeitsbedingungen betrifft. Und prekäre Arbeit oder ein Beispiel für prekäre Arbeit, das auch hierzulande oft genannt wird, sind unterschiedliche Formen von Plattformarbeit. Also Sie kennen das, ich weiß gar nicht, wer in Österreich hat, Liberando und andere Essenskurierdienste. Auch diese Form von Arbeit hat in China zugenommen und diese Form von Beschäftigung ist auch in China, ähnlich wie hier, sehr prekär. Und das weitere Problem für Wanderarbeiterinnen stellt dar, dass sie nach wie vor im urbanen Raum, obwohl sie, wie gesagt, zum Teil im urbanen Raum aufgewachsen sind und den ländlichen Raum nur von Besuchen bei der Oma kennen, von einem Großteil an Sozialleistungen ausgeschlossen sind. für eine differenzierte Perspektive plädieren. Auch hier ist es durchaus so, dass der chinesische Parteistaat es jetzt schon über eine relativ lange Zeit versucht hat, Änderungen durchzuführen, die soziale Sicherung von diesen migrantischen Beschäftigten zu verbessern. Aber das sehr oft auch auf lokaler Ebene dann nicht umgesetzt wurde oder es auch an anderer Stelle eben Widerstand gab innerhalb der Partei und innerhalb des Staates. Also relativ aktuell, das sind jetzt Zahlen von 2020, sieht es immer noch nicht besonders erfreulich aus. Unter den städtischen Beschäftigten insgesamt haben 50% in China eine Arbeitslosenversicherung, WanderarbeiterInnen demgegenüber nur 17%. Nur 22% von chinesischen WanderarbeiterInnen haben überhaupt eine Pensionsversicherung. Krankenversicherung betrifft, ist es etwas komplexer. Da gab es in den letzten Jahren, im letzten Jahrzehnt muss man eigentlich sagen, einen durchaus sehr wirkmächtigen Versuch, das auch auszurollen im gesamten Land, mit Krankenversicherung im ländlichen Raum in China. Allerdings ist der Umfang der Leistungen für die ländliche Bevölkerung, was die Krankenversicherung betrifft, deutlich geringer als für Menschen, die in den Städten registriert sind. Und das führt nach wie vor dazu, dass wenn man einen Arbeitsunfall oder einfach auch nur einen ernsthaften Krankheitsfall in China in der Familie hat, dass es sehr oft die gesamten Ersparnisse von Familien verlangt, dann eine entsprechende Betreuung in Krankenhäusern zu bekommen, weil das chinesische Krankensystem auch einen Privatisierungsschub erlebt hat seit den 1990er Jahren und für sehr viele Leistungen dann nicht mehr abgedeckt sind. Also das muss man sozusagen mitdenken. Es gibt immer noch einen staatlichen Teil, klar, aber in Relation zur Abdeckung, die es davor gibt, wurde diese Abdeckung massiv eingeschränkt. Das ist sozusagen ein breiter Kontext jetzt zur quantitativen Entwicklung. Ich habe schon gesagt, ungefähr 30 bis 40 Prozent der Proteste in China werden von Arbeiter und Arbeiterinnen getragen. Seit 2003, seitdem die Proteste von Arbeitern in staatlichen Unternehmen abgeebbt sind, werden diese Arbeitskämpfe in erster Linie von Wanderarbeiterinnen getragen. Und man kann auch hier, wenn Sie sich noch erinnern, an die Grafik von davor, eine ähnliche historische Entwicklung sehen und zwar einen deutlichen Anstieg bis Mitte der 2010er Jahre und im Anschluss daran eine leicht rückläufige Entwicklung. die ich auch in diesem Buch diskutiere, ganz interessant finde, ist, dass gleichzeitig aber die Zahl der institutionellen vermittelten Arbeitskonflikte zugenommen hat. Also Streiks haben abgenommen, um es zwar einfach zu sagen, aber Anträge bei der lokalen Arbeitsbehörde um die Schlichtung eines Arbeitskonflikts haben deutlich zugenommen. Und das ist sozusagen die linke Achse und zugenommen auf über 1,2 Millionen Fälle im Jahr 2021, wo ArbeiterInnen entweder individuell oder in einer Gruppe, kollektiv, zur lokalen Arbeitsbehörde gehen und eine Beschwerde einreichen. heißt das? Man kann das unterschiedlich interpretieren, aber ich würde zum einen sagen, es bedeutet, dass es keine Verringerung der Konfliktbereitschaft gibt. Also chinesische Arbeiterinnen sind auch Stand heute bereit, für ihre Rechte einzutreten. Aber es deutet möglicherweise darauf hin, dass die Verrechtlichungsbemühungen des chinesischen Staates, also das in rechtliche Bahnen zu lenken und zu institutionalisieren und nicht auf der offenen Straße zu regeln, oder sie in rechtliche Bahnen zu lenken und zu institutionalisieren und nicht auf der offenen Straße zu regeln, dass die durchaus erfolgreich waren, bis zu einem gewissen Grad zumindest. Und ich gehe da jetzt nicht in Details, denn ich rede ja schon so lange, aber entsprechend der Verschiebung der Beschäftigungsverhältnisse haben sich auch Arbeitskämpfe in China geografisch und sektoral verschoben. Der räumliche Schwerpunkt von Streiks und Demonstrationen von Arbeiterinnen hat sich von den Küstenregionen ins Landesinnere verschoben und 2018 haben auch erstmals mehr Streiks in den Inlandsregionen, also in Zentral- und Westchina, als in Provinzen wie Guangdong, wo sich Städte vielleicht schon mal gehört haben, wie Shenzhen oder Dongguan, stattgefunden. Es gibt eine signifikante Zunahme zweitens der Streikaktivität im Dienstleistungssektor und der Bauindustrie. 2021 waren sage und schreibe nur mehr 6% der registrierten Proteste in der Industrieproduktion, in der verarbeiteten Industrie und dem gegenüber ca. 38% im schwächelten, kriselnden Bausektor. Und zudem gibt es eben auch im Dienstleistungsbereich kollektive Organisierungsversuche, zum Beispiel von Essenskurierfahrerinnen. Und ich habe schon erwähnt, Lohnrückstände spielen eine ganz, ganz zentrale Rolle, und zwar historisch, aber auch aktuell. Wiederum aus dem ganz aktuellen Artikel aus unserem Sammelband für Susanne Weigl in Schwierzig. Eine Grafik, mit der ich versuche, gegenüberzustellen, die Entwicklung bis Mitte der 2010er Jahre und danach. Und auch vor 2015 waren mehr als 40 Prozent von Arbeiterinnenprotesten in China bezogen auf Lohnrückstände. Aber der Anteil hat sich auf fast 80 Prozent erhöht. Also Stand heute finden von den Protesten, von denen wir mitbekommen, von denen Forscherinnen mitbekommen in China, fast 80 Prozent der Proteste deswegen statt, weil Löhne nicht oder nicht vollständig ausgezahlt wird. Und warum sind sozusagen jetzt diese Proteste nicht notwendigerweise eine Gefahr für die Stabilität des Parteistaats? Das hat auch mit der Form zu tun und zwar damit zu tun, dass Proteste eben in erster Linie defensive Forderungen programmieren. Mit defensiv ist gemeint, dass Forderungen gestellt werden, die eigentlich rechtlich zustehen. Also bei Lohnrückständen geht es um etwas, was einem als Lohn vorgegeben wird. Oder es wird gefordert, das arbeitsrechtliche Mindestmaß, das die Arbeiterinnen eben in den Gesetzestexten finden, und weniger offensive Forderungen. Offensive Forderungen wären sowas wie, ich möchte eine Lohnerhöhung, die deutlich höher ist als das lokale Mindestlohnniveau beispielsweise. Oder ich möchte die Etablierung einer Gewerkschaft. Das ist eine Sollbestimmung, aber es ist keine Mussbestimmung und es ist sozusagen etwas Offensives. Man tritt offensiv an eine bestimmte Sachlage heran. und es ist sozusagen etwas Offensives, man tritt offensiv an eine bestimmte Sachlage heran. Und es gab vor zehn Jahren ungefähr eine Phase in China, wo das tatsächlich häufig der Fall war und wo viele Forscherinnen und auch ich eingeschlossen vorsichtig optimistisch waren, was sozusagen nochmal eine Verbesserung der Arbeiterrechte betrifft, weil eben sehr viele Arbeiterinnen durchaus mutig aktiv für noch weitere Verbesserungen eingetreten sind. Seit Mitte der 2010er Jahre sind das wieder in erster Linie defensive Forderungen, die sich auf den bestehenden Rahmen beschränken. Und es sind insgesamt auch Proteste, die räumlich beschränkt sind. Das habe ich ja schon erwähnt. Allgemein auf soziale Proteste ist auch hier der Fall. Es gibt kaum Fälle, in denen Arbeiterinnen sich aus unterschiedlichen Unternehmen zusammenschließen oder miteinander kommunizieren und sagen, wie ist Streiks sind wild von Streiks beteiligt und wird auch von den Arbeiterinnen nicht als, oder in der Regel nicht als, Vertreterinnen ihrer Interessen wahrgenommen. Also wenn man ein Problem im Betrieb hat, geht man nicht in erster Linie zur Gewerkschaft, sondern man hat die Vorstellung, dass die Gewerkschaft entweder ohnehin auf der Seite der staatlichen Regulatoren in einer gewissen Stadt oder einem bestimmten Bezirk und deswegen nicht brauchbar für die Umsetzung oder Verwirklichung der eigenen Interessen, sondern die finden in der Regel außerhalb von den Gewerkschaften statt. Und im besten Fall ist es so, dass die Gewerkschaft dann sagt, okay, wir nehmen sozusagen an der Ausverhandlung dieser Proteste teil und versuchen da irgendwie als Mediator zu agieren. Und weil das so ist, weil es eben keine Organisationen gibt wie eine Gewerkschaft, ist es so, dass die Proteste in China von Arbeiterinnen in erster Linie über soziale Medien und Online-Vernetzung organisiert werden. Also über Weibo, das ist so, kann man sich vorstellen, wie das Pendant von Twitter in China, über WeChat, das ist ein sehr multifunktionales Messaging-System, WhatsApp, aber das noch viel mehr kann, um es so einfach zu sagen, oder auch QQ, darüber werden Proteste organisiert. Und meine letzte Folie, oder, weil wir zeitlich schon weit vorangeschritten sind, noch eine Folie zu den Reaktionen des chinesischen Parteistaats. Schritten sind. Noch eine Folie zu den Reaktionen des chinesischen Parteistaats. Ich habe schon gesagt, es ist ein großes Missverständnis, wenn man davon ausgeht, dass die Proteste sich in China notwendigerweise gegen den Parteistaat im Zentrum richten, sondern das ist kaum der Fall. Und wie gesagt, wenn, dann ist es fokussiert auf lokalstaatliche Instanzen. Das Ziel ist, die Aufmerksamkeit zu erregen und möglicherweise eine Intervention auch von der Zentralregierung in Peking zu veranlassen. Und das, noch einmal hier an dieser Stelle gesagt, hat eben Auswirkungen darauf, dass man sehr vorsichtig sein muss, wenn man von durchaus großen Protestzahlen in China auf eine möglicherweise infrage gestellte Legitimität oder eine brüchige Stabilität des chinesischen Parteistaats schließen soll. Und ich freue mich auf die Diskussion im Anschluss daran. Danke vielmals. Gracias.