Also in den Ameisen des Midas geht es darum, die Kristallisationspunkte in der Menschheitsgeschichte aufzuspüren, an denen sich unsere Vorfahren oder wo sich die Vorstellungen unserer Vorfahren von Natur verändert haben. Entstanden ist es daraus, dass ich am Land, in Italien, lebe und eigentlich einen Film machen wollte über Natur. Aber Filme über Natur, okay, Gräserfilen, Bäume, die sich im Wind wiegen filmen. Wenn du jetzt nicht ein Universum machst und das war nicht mein Ziel, brauchst du den Menschen als Vermittler. L'erba diventa grigia, gli alberi brusciano con le foglie. Die Alben brüchen mit der Feuerwehr. gebeten, als Laien in dem Film zu spielen. Dort, wo ich lebe, dort, wo die Etrusker zu Hause waren, also jenes Volk, jenes mysteriöse Volk, wo das, also wir lernen ja alle in der Schule, dass die Römer alles von den Griechen gelernt haben. Aber sie haben noch mehr von den Etruskern gelernt. Und das Interessante, neben vielen anderen Dingen an den Etruskern, ist einerseits, das sagt uns die Wissenschaft, dass sie, es war kein Patriarchat, die Frauen waren relativ gleichberechtigt und gleichzeitig hatten sie eine ganz andere Vorstellung von Natur. Natur war für sie von ganz, ganz großer Bedeutung und auch deswegen habe ich den Film gemacht, weil im 21. Jahrhundert es wirklich gut wäre, ein bisschen auf dieses Volk zu blicken, weil wir von denen sehr viel lernen können. Mein direkter Nachbar ist ein Bauer, den man im Film sehen kann mit seiner Frau. Und ich habe einmal durch einen Zufall entdeckt, dass er Hegel liebt. Also es lag da ein Buch von Hegel, natürlich in italienischer Sprache, herum. Und ich habe gesagt, was ist das jetzt da? Und dann hat es eben herausgestellt, dass er ein Fan ist. Und dann haben wir begonnen, einen Deal zu machen, weil mein Garten für GoBucks Go wird immer größer und größer und größer, das war mit der Hand nicht mehr zu bewältigen und dann hat er gesagt, ich mache das mit dem Traktor und jedes Mal, wenn ich nach Rom gefahren bin, habe ich ein Hegelbuch mitgebracht. Das heißt, das was er eh schon im Kopf gehabt hat, habe ich vielleicht noch, weil ich ein Drehbuch geschrieben habe, verstärkt. Dasselbe gilt für einen Mechaniker. Der ist jetzt fern von intellektuell, aber trotzdem, ich kenne ihn schon so viele Jahre und ich weiß, wie er denkt und ich habe das versucht, sozusagen im Drehbuch und in den Dialogen vielleicht auf eine andere Ebene zu heben, aber niemand sagt etwas, was nicht im Grunde genommen ihre Vorstellung von der Welt ist. Also meine Filme waren immer schon sehr essayistisch. Was heißt das? Man kann es vielleicht am besten vergleichen mit einem guten Feuilleton, wo der Schreiber seine eigene Meinung zum Ausdruck bringt. Der Dokumentarfilm gibt vor, objektiv zu sein, aber natürlich ist er manipuliert und beschreibt, aber er kehrt das nicht nach außen. Und in einem Filmessay in der französischen Tradition darf ich das. Und deswegen interessiert mich dieses Medium. Ich habe auch Spielfilme gemacht, aber alles bewegt sich immer zwischen den Genres und ist nie eindeutig. Fast jeder kennt die Geschichte von König Midas. Sogar Hollywood hat mal vor Ewigkeiten einen Film darüber gemacht. Er verbringt alle Flügel. Stück Brot in die Hand nimmt, wird es zu Gold. Wenn er Wasser trinken will, wird es zu Gold. Und dann tröstet ihn seine Tochter und er umarmt sie und sie wird zu Gold. Und dann will er diesen Fluch von sich. Aber was die meisten nicht wissen aus der Mythologie, ist, dass König Midas ausgesetzt wurde als Baby und ihn Ameisen nährten und ihm so das Überleben sicherten. Und die Frage des Filmes ist, wie kann es sein, dass ein Mensch, der der Natur sein Leben verdankt, später im Leben sich noch nichts mehr sehnt als noch Gold. Mein Ansinnen von Anfang war, Rezeptionsgewohnheiten im Kino zu brechen. Es bedeutet ein ewiges Scheitern, weil das sind natürlich eingespielte Vorstellungen von wie eine Geschichte erzählt wird und nachdem ich ja da in Linz mehr oder weniger in einem Kino aufgewachsen bin. Meine Mutter hat gearbeitet in einem Kino und dadurch bin ich von frühester Kindheit mit Kino in Berührung gekommen und ich habe das immer so wahnsinnig langweilig gefunden, dass ich nach fünf Minuten schon gewusst habe, wie der Film ausgeht. Und das, wo ich eigentlich schon mein ganzes Leben breche. brechen. Es ist nichts in dem Film mit Fingerzeig. Es ist alles nur eine Aufarbeitung, weil vor 16.000 Jahren beginnt die Landwirtschaft. Vorher waren wir Nomaden. Und was bedeutet das? Plötzlich unterscheiden wir zwischen Kulturpflanzen und Unkraut. Eigentlich ist das, was nicht Kulturpflanze ist, wird irgendwann als ein Unkraut. Dann hast du zum Beispiel wieder eine Verschiebung im antiken Griechenland. Die Philosophie bis zu den Ep Epikurean, weil dann, die reden von Atomen und so weiter, sie können es zwar nicht beweisen, aber die Philosophie, also da ist wieder eine vollkommene Verschiebung in Bezug auf, wie der Mensch die Natur sieht, wie er sich selbst in der Natur sieht und dann, also es gibt noch andere Punkte, aber das ist ein großer Kristallisationspunkt, ist natürlich auch eine dass in der Renaissance wieder eine Verschiebung passiert. Welche Verschiebung war das? Naja, das würde jetzt sehr, sehr weit führen, weil ich habe eben sehr viel Kritik auch an der Renaissance, an dieser sozusagen Enlightenment, an dieser Erleuchtung, die da passiert, die wird da im Film auf eine gewisse Art geäußert. Und wenn, nehmen wir es einmal so, auf der einen Seite ist die Loslösung von Gott und das Hinwenden zum Rationalen etwas sehr, sehr Gutes, weil es scheinbar Objektivität erzeugt. sehr gut ist, weil es scheinbar Objektivität erzeugt und das beginnt ja eigentlich in der Zeit. Aber gleichzeitig vor 150 Jahren haben sie dich angespuckt, wenn du nicht an Jesus Christus geglaubt hast oder vor 200 Jahren, was immer, und heute, wenn duachst an der naturwissenschaft zu kratzen dann bist du sofort aus dem system in irgendeiner form ausgeschlossen und friedhof kapra der große österreichische wissenschaftler in kalifornien sagt ebenso gut die wissenschaft hat nichts mit der wahrheit zu tun diese appreciation sie eine annäherung zur Wahrheit. Die Wissenschaft versucht immer, also wir wissen ja in unserem Leben, haben wir schon so viele Verschiebungen erlebt, auch in der Medizin. So ist das, so müsst ihr es machen. 30 Jahre später hast du gesagt, nein, das ist falsch, so müsst ihr es machen. Und ich möchte einfach nur so wie Bruno Latour als Künstler sagen dürfen, dass es bestimmte Dinge gibt in der Wissenschaft, die man wie alles im Leben hinterfragen muss. Also eins möchte ich unbedingt noch anmerken, dieser Film ist nicht nur ernst, sondern auch sehr lustig. Weil der Hauptdarsteller ist ein Esel, der eigentlich viel gescheiter ist als alle. Und damit beantworte ich schon direkt und indirekt die Frage, weil Presson, der große Film von Presson über den Esel, wie heißt er nochmal, Lazard y Baltazar, steht in einer Tradition des geschundenen Tieres. Und ich habe mir gedacht, ich würde das einmal umdrehen. Ich will jetzt einen Esel, der super ist, der einfach total gut ist, der nicht geschunden wird vom Menschen. Aber wenn du mich jetzt fragst, müsste ich beginnen, Namen herauszurücken und dann verlieren wir uns, weil das sind so viele, die mich beeinflusst haben und die mich interessieren. Ja, Bresson. Italienisch? Tati, Jacques Tati ist ganz wichtig. Italienisch, oh Gott, das hört überhaupt nicht mehr auf. Vom Visconti zum Fellini zum Pasolini zum… Ich meine, da gibt es so viele, die nicht so bekannt sind, die wahnsinnig gute Filmemacher sind und waren. Also ich bin nur sehr, sehr uninteressiert am Kommerzkino. Also ich schätze das und ich sage nicht, dass es das nicht geben soll, aber es interessiert mich nicht. Nein, es ist nicht mein Bier. Thank you.