Nadine Hennig Lektorat Nadine hat mich gebeten, noch einen Nachtrag nachzuliefern. Das ist ja ganz wichtig. Das supermassive Schwarze Loch hat nicht vier Sonnenmassen, sondern vier Millionen. Aber das ist ja kaum ein Unterschied, oder? Das sind ja nur ein paar Nullen, also völlig egal. Aber ich weiß, es ist den meisten von euch sofort aufgefallen, einfach um das noch einmal abzuholen. Also vier Millionen Sonnenmassen, deswegen wirklich super, super massiv. Weiter geht's mit einer Slammerin, die unser Stammpublikum schon bestens kennt. Die war nämlich schon mehrmals auf dieser Bühne und ich freue mich total, dass sie wieder auf dieser Bühne ist. Bisher war sie immer als Vertreterin der Uni Innsbruck. Jetzt ist sie als Vertreterin der Hochschule für Philosophie München bei uns. Claudia Paganini und ihr Thema heute Defeat the Defeater, was Erkenntnistheorie mit Tier- und Klimaethik zu tun hat. Bitte wahnsinns Applaus für Claudia Paganini! Einen wunderschönen guten Abend, mein sehr verehrtes Publikum. Sie haben es vielleicht bemerkt, das ist ein Science Slam. Das heißt, es wird von mir erwartet, dass ich Sie zum Lachen bringe und von Ihnen, dass Sie lachen, applaudieren, Ihre Begeisterung zum Ausdruck bringen. Nur leider ist mein heutiges Thema nicht lustig. Aber da PhilosophInnen bekanntermaßen besonders gut darin sind, konkrete Probleme anzugehen, habe ich auch schon eine Lösung. Wir vereinbaren ein Zeichen, auf das Sie alle in Jubel ausbrechen, ganz egal, wie Sie sich gerade fühlen. Keine Sorge, es ist nicht übertrieben komplex. Wir probieren das gleich einmal aus. Jetzt kommt das Zeichen. Wunderbar. Jetzt klappt es schon ganz toll. Das heißt, Sie sind jetzt bereit für trockene Erkenntnistheorie. In der Erkenntnistheorie geht es zum Beispiel um die Frage, was ist Wissen? Die klassische, auf Platon zurückgehende Definition besagt, dass Wissen gerechtfertigte, wahre Meinung ist. Das bedeutet, wenn Sie sich sicher sein wollen, dass das, was Sie für Wissen halten, auch wirklich Wissen ist, dann müssen Sie sich drei Begriffe näher ansehen. Und zwar einmal Meinung, gerechtfertigt und wahr. Beginnen wir mit der Meinung. Eine Meinung ist zunächst einmal ein Für-Wahr-Halten. Die meisten Philosophinnen sind der Meinung, dass nur ist zunächst einmal ein Fürwahrhalten. Die meisten Philosophinnen sind der Meinung, dass nur Menschen solche Meinungen haben können. Beispielsweise, Männer sind Arschlöcher. Oder Frauen können nicht Auto fahren. Das sind Meinungen. Und Sie sehen schon, der Mensch als Krone der Schöpfung zeichnet sich durch hochkomplexe Meinungen aus. Ja? der Schöpfung zeichnet sich durch hochkomplexe Meinungen aus. Genau? Wahr. Kommen wir als nächstes zu Wahr. Wahr hat irgendwie etwas mit Wahrheit zu tun, oder? Stimmen Sie mir zu? Ja, sehr schön. Ich sehe schon, Sie sind unglaublich begabt. Deshalb bin ich mir ganz sicher, und jetzt kommt die Produktplatzierung, ein Philosophiestudium wäre genau das Richtige für Sie. Aber was ist Wahrheit? Wir haben nur wenig Zeit und deshalb kann ich Ihnen heute leider nur eine sehr simple Wahrheitstheorie anbieten, die sogenannte Korrespondenztheorie, die besagt, dass Wahrheit eine Übereinstimmung zwischen Realität und unserem Sprechen über die Realität ist. Was bedeutet das aber für die Tier- und Klimaethik? Was gibt es da für Wahrheiten? Leider keine besonders schönen. Allein in Deutschland und nur für die Lebensmittelindustrie werden jedes Jahr über 800 fühlende Landlebewesen getötet. Wir haben das davor abgesprochen. Ihr fangt super, nur ich wirf schlecht. Die werden über 800 fühlende Landlebewesen getötet. Er bleibt liegen, das ist kein Landlebewesen. Tierethik, Klimaethik. Wenn Österreich weiterhin so viel CO2 emittiert wie bisher, dann werden wir unser Budget zur globalen Einhaltung der Klimaziele 2025 erreicht haben. Angesichts solcher Wahrheiten, denke ich, liegt es auf der Hand, dass wir alle unsere Praxis dringend verändern sollten. Aber zurück zur Erkenntnistheorie. Meinungen sollen auch gerechtfertigt sein. Das heißt, ich brauche gute Gründe. Dieses gute Gründe haben kann sich aber im Lauf der Zeit verändern. Eine Person kann zum Zeitpunkt T1 einen guten Grund haben, etwas für wahrzuhalten. Zum Beispiel die Aussage, wir können so weitermachen wie bisher. Allerdings muss ich mich da schon fragen, was für ein Zeitpunkt T1 könnte das sein? Vielleicht der Kindergarten, wo meine Hauptinformationsquellen Zeichentrickserien und Bilderbücher sind. Für alle, die dahin zurück wollen, um sich einfach gut zu fühlen, habe ich hier ein paar Medien mitgebracht. Und Sie können die nachher bei mir ausleihen. Da geht es Ihnen dann sicher auch gleich wieder besser. Wie dem auch sei, wir haben also diese Meinung, die zu einem Zeitpunkt T1, wo mir relevante Informationen fehlen, gerechtfertigt erscheint zu einem Zeitpunkt T2, wo ich neue Informationen habe, aber nicht mehr. Diese neuen Informationen nennt man in der Philosophie die Fita, weil sie die alte Meinung in gewisser Weise bekämpfen. Super, Sie machen das großartig. Auch wenn das ein philosophisches Konzept ist, scheint es doch so, als ob wir alle intuitiv um die Bedeutung dieser Defeater wüssten. Und das ist auch der Grund, warum Tierrechte und KlimaaktivistInnen zunächst den Alltag unterbrechen, stören, Menschen zum Nachdenken bringen, dann aber ganz massiv auf Fakten setzen, auf Informationen, Missstände aufweisen und versuchen der Öffentlichkeit genau diese Defeater zu liefern, die sie brauchen, um ihre Meinung zu ändern, um nachzudenken. Was dann passieren sollte, wäre, dass wir diese Einladung zum Nachdenken und zum Gespräch annehmen und uns sagen, wir müssen etwas verändern. Nur leider sind diese Veränderungen nicht bequem, denn die meisten von uns wollen weiterhin Schweinebraten essen, auf die Malediven fliegen, um sich dort einen Sonnenbrand zu holen oder das Hirn wegzusaufen, obwohl sie das genauso im Stadtpark machen könnten. machen könnten. Ja. Was kann ich also tun, wenn ich einfach nichts an meiner Praxis ändern möchte? Ich bekämpfe die Defeater oder die Menschen, die diese Defeater ins Gespräch bringen. Und das, und jetzt kommt noch die gute Nachricht für all jene, die weiter SUV fahren und Leberkäs essen wollen, geht zum Glück ganz einfach. Anstatt von den politischen Verantwortungsträgern effektive Klimapolitik zu fordern, kriminalisieren und diffamieren wir einfach diejenigen Menschen, die auf den Klimanotstand aufmerksam machen. Das ist sehr praktisch. Und schon sind die Probleme praktisch gelöst. Ich bin jetzt eigentlich schon am Ende von meinem Beitrag. Ich bin ganz stolz, dass ich heute nicht überzogen habe. Ah doch, ich schaffe es noch zu überziehen. Und ich hoffe, dass ich Ihnen vor allem eines bewiesen habe. Dass die Philosophie ein unglaublich nützliches Fach ist. Weil wenn Sie nämlich einfach gar nichts an Ihrer Praxis ändern wollen, dann berufen sie sich sehr gerne auf die erkenntnistheorie und sie haben schon die methode der wahl die methode der wahl wo ist sie ja ja also ganz gleich die methode der wahl defeat the defeater Also für deine Verhältnisse hast du eh kaum überzogen. Genau, ja, ja. Das ist total okay. Wie können wir jetzt noch ein drittes Defeater einbauen, um wieder sozusagen das Vorzeichen zu wechseln? Wie können wir die, die den Defeater defeaten, dann noch einmal umstimmen? Gibt's eine Möglichkeit? Also das Defeater, Defeater. Noch einmal defeaten. Noch einmal defeaten. Das ist schön. Das ist immer ein Hint-Herr-Pendel letztendlich. Okay, das machen wir das nächste Mal. Ich kann trotzdem antworten. Warte nur ganz kurz. Ja, ich denke, du weißt ja, in der Philosophie dauern solche Prozesse immer Jahrhunderte, deswegen... Wir haben heute schon über Millionen von Sonnenmassen gesprochen, also du hast Licht. Ja, aber ich bin eine sehr schnelle Philosophin. Na, ich würde sagen, ganz wichtig ist, die negative Emotionalität rauszunehmen und sich auf die Diskussion tatsächlich einzulassen und einfach auch die Motive vor allem zu sehen, weil das ist das, ich mache ja Medienethik und das ist das eigentliche Problem in meinen Augen, dass der mediale Diskurs eine krasse Schräglage hat, das heißt, dass eigentlich immer nur das Störende, Empörende vom Klimaaktivismus thematisiert wird, aber nicht die Hintergründe, nicht die Motive. Und das wäre, denke ich, ganz wichtig. Also, dass die Menschen einfach verstehen, es geht um die Zukunft von innen allen. Und das könnte ein Defeater vom Defeater, Defeater sein. Schön wäre es, weil, du hast es erwähnt, das, was ihr macht, ich finde es großartig, nämlich welches persönliche Risiko ihr eingeht für Anfeindungen, für tätliche Angriffe. Aber ihr kämpft eigentlich dafür, dass unser Planet für uns alle auch zukunftsfähig weiter lebenswert bleiben könnte. Und trotzdem schlägt euch so ein unglaublicher Hass entgegen. Woran liegt das? Also das kann man eigentlich ganz gut wissenschaftlich erklären, weil es gibt so eine kognitive Dissonanz, nennt man das. In der Ethik wird das ganz gut beschrieben. Das heißt, wenn ich einen Imperativ habe, den ich eigentlich für wahr halte, das heißt, ich sollte mein Verhalten ändern, wir sollten als ganze Gesellschaft eben unser Verhalten ändern, aber zugleich entsteht eine große Spannung zwischen diesem Imperativ und der tatsächlichen Praxis, dann ist es unglaublich belastend. Und Menschen können solche Spannung ganz schlecht aushalten. Und ganz viele lösen sie auf, indem sie den Imperativ einfach für ungültig erklären. Und damit müssen sie natürlich auch diejenigen, die für diesen Imperativ einstehen, irgendwie eben kriminalisieren, als moralisch fragwürdig darstellen, lächerlich machen, damit man praktisch diese Forderung, die eigentlich ein Berechtigter ist, einfach komplett abspalten kann und im Grunde weiterhin tun kann, was man immer schon getan hat. Also ich glaube, wir müssen einfach diese kognitive, also einfach ist es nicht, wir müssen diese kognitive Dissonanz ernst nehmen und Menschen zeigen, wie sie auch ins Handeln kommen können, wie sie sich selber beteiligen können, damit sie vielleicht gar nicht in die Situation kommen, dass sie eben diesen moralischen Anspruch, sich anders zu verhalten, komplett abspalten und ablehnen müssen. Kognitive Dissonanz. Also ich habe es richtig verstanden. Wir haben also in uns ein schlechtes Gewissen, gestehen es uns aber nicht zu und transformieren das dann in Aggressivität. Das ist aber auch ein ganz banales Ding. Wenn ich zum Beispiel diese kranke Tante im Krankenhaus habe, ich habe keinen Bock, die zu besuchen, will lieber mit meiner Freundin shoppen gehen. Und ich weiß, ich sollte sie eigentlich besuchen, weil die ist allein und die ist arm. Und dann sage ich mir, naja, aber so richtig freuen tut sie sich ja eh nie. Man macht sich ganz schön leicht. Und so richtig nett ist sie ja auch nicht. Und es ist auch mal wichtig, dass ich mich um meine Freundin kümmere. Also das Weginterpretieren, auf welche Art und Weise auch immer von den moralischen Ansprüchen, da sind wir eigentlich alle sehr gut drin. Nur es ist halt das Problem, in einer Situation, wo nicht mehr ganz viel Zeit ist, sollte man vielleicht das mal ändern. Es ist ja offenbar zutiefst menschlich, aber wir sollten uns wirklich mal ein bisschen am Riemen reißen. Und dann können wir auch wieder total happy cheering. Okay. Ich möchte auch einmal probieren. Ich weiß noch, ob das bei mir auch funktioniert. Wenn es funktioniert, dann widme ich diesen Applaus euch dreien. Hu! Oh ja. Liebe Claudia, vielen, vielen Dank. Liebe letzte Generation, vielen, vielen Dank für euer Engagement. Ihr seid super. Dankeschön. Bis zum nächsten Mal. Dann machen wir die Vita, die Vita, die Vita und noch einmal die Vita und noch einmal. Vielleicht zum nächsten Mal. Das muss immer ungerade sein. Riesen Applaus, Claudia Paganini. Vielen Dank.