My Neighbor is a Crow My neighbor is a crow I see him every day Since I've got nowhere to go Since I've got nowhere to go since I've got nowhere to go my neighbor loves to chat he said he'd rather be a cat since there's no place left to go and he's tired of flying he's reaching out to the place sweet melancholy he's reaching out to the place He can get so high and so low There's so much I wanna know Thank you. He's reaching out to the place I love the most Sweet melancholia He's reaching out to the place I love the most He can get so high and so low There's so much I wanna know I want to know My neighbor is a crow I see him every day since I've got nowhere to go Since I've got nowhere to go My neighbor loves to chat He said he'd rather be a cat Since there's no place left to go And he's tired of flying Thank you. Guten Morgen, meine Damen und Herren, es freut mich, dass wir volles Haus haben, obwohl ja manche winterliche Bedingungen widrig in der Früh erschienen sind und manche sportliche Aktivität schon herausgefordert haben. Ich begrüße ganz herzlich unseren Kulturdirektor Dr. Stieber, lieber Julius, die Herausgeberin der Facetten 2023, Silvana Steinbacher. Sie folgt ja heuer mit Premiere auf Erich Klein und für alle Autorinnen, die ich sehr herzlich begrüße, darf ich heute die, die uns das Vergnügen einer Lesung geben werden, Dominika Meindl, Günther Kaib und Magdalena Wieser hier in der zweiten Reihe ganz herzlich begrüßen. Die künstlerische Gestaltung des Buches stammt von Marina Koreyman. Sie hat eine Doppelbegabung im Bereich der bildenden Kunst sowie Tanz und im performativen Bereich aufzuweisen und ihre Arbeiten, wie wir das jedes Jahr machen, von bildenden Künstlerinnen sind hier in der Vitrine zu sehen. Sie hat uns zwei ganz wunderbare eingerichtet, einmal zum Thema subkutane Gewebe, 20 Blätter Mischtechnik auf Papier und eine zweite Vitrine Identität, vier Blätter Kohle auf Papier. Von der Musik haben wir schon einen ersten wunderbaren Beitrag gehört. Den Verlegerpilz habe ich heute noch nicht gesehen. Wahrscheinlich ist der Weg aus dem Waldviertel doch heute schwierig zu absolvieren. Ja, und ich begrüße natürlich auch alle Mitarbeiterinnen der Abteilung Linz Kultur und das Nordico Stadtmuseum. Ich habe heute schon zu Gerda Forstner gesagt, dass mich das wirklich riesig freut, in heutigen Zeiten das Zweitd Dienststellen und da Anführungszeichen so eine schöne enge Kooperation an einem Sonntag als Martinet gemeinsam feiern dürfen. Und Markus Reindl begrüße ich auch sehr herzlich. Er hat ja nach der Pensionierung von Peter Leisch die schöne Aufgabe nehmen dürfen, die Redaktion des Buches einerseits zu besorgen und auch die gesamte Organisation mit Kolleginnen für heute zu machen. In eigener Sache darf ich natürlich darauf hinweisen, es gibt auch hier noch ein Schild 50 Jahre Nordico. Wie Sie ja wissen und viele von Ihnen waren mit dabei, haben ja einige Institutionen in dieser Stadt heuer große Jubiläumsfeierlichkeiten hinter sich. Nützen Sie den heutigen Tag nach einer guten Stärkung, sowohl sozusagen geistiger, literarischer Form und auch vom gelben Krokodil das Buffet, unsere neuen Ausstellungen im Haus anzuschauen. Wir haben die Stadtgeschichte neu aufgestellt. Wir haben die Stadtgeschichte neu aufgestellt. Es gibt im Erdgeschoss eine Ausstellung, die nennt sich Linz Kompakt, wo man relativ rasch die Zusammenhänge der Stadt in Form von Objekten und Texten sehen kann. Und im zweiten Stock die Ausstellung Linz Blick die Stadt im Fokus und seit letzter Woche neu eröffnet. Die Ausstellung Stadtlabor Linz im Wandel. Also es gibt in allen Geschossen etwas ganz Neues zu sehen. Und jetzt darf ich doch noch in eigener Sache, Magdalena, du wirst mir verzeihen, was mich heute ganz besonders freut ist, Magdalena Wieser, die heute ihr Outcoming sozusagen im literarischen Bereich hat, wissenschaftlich hat sie schon viele Jahre gearbeitet, dass wir uns heute hier in einer anderen Weise wiedersehen, freut mich besonders, weil wir mit 19 Jahren, ich bin auch Buchhändlerin wie die Magdalena Wieser und wir sind mit 19 Jahren in der Hütteldorfer Straße gemeinsam in die Berufsschule gegangen. das finde ich ganz toll und ich habe das nicht gewusst und habe den Beitrag wirklich mit großem Interesse gelesen. Ich wünsche somit eine sehr schöne Martiné und darf ein Zwischenstück weitergeben und dann Julius Stieber an das Podium ersuchen. Dankeschön. Ja, auch meinerseits guten Morgen. Danke für die Begrüßung an Andrea Bina und vor allem für die Gastfreundschaft im Nordico. Ich muss gleich korrigieren, erstens gibt es jetzt noch kein Zwischenstück, sondern die zweite Begrüßung durch mich. Stück, sondern die zweite Begrüßung durch mich und leider ist die Herausgeberin Silvana Steinbacher erkrankt und nicht unter uns. Es wird Christian Steinbacher heute ihren Text verlesen und die Moderation übernehmen. Ja, Silvana Steinbacher, sie ist neu im Team als Herausgeberin, nicht ganz neu als Herausgeberin, weil sie ja die Facetten schon einmal in einer anderen Konstellation herausgeber- und jurymäßig betreut hat. im Kreis eine sehr bekannte, langjährige Redakteurin im Landesstudio Oberösterreich, ORF Landesstudio Oberösterreich, für Kultur und insbesondere Literatur und Theater zuständig. Sie ist Publizistin, sie ist Jurymitglied in vielen wichtigen Auswahljurien, ist auch schreibende Autorin und vor allem ist sie eine sehr genaue und versierte Kennerin des oberösterreichischen Literaturgeschehens. Das zeichnet sie aus und ich bin sehr froh, dass wir Silvana Steinbacher für die nächsten zwei bis drei Jahre als Herausgeberin gewinnen konnten. Die Facetten 2023 sind aber auch in anderer Hinsicht ein Neustart. Sie wissen ja, viele, viele Jahre hat Peter Leisch die Facetten seitens der Linz-Kultur betreut. Er ist mit Beginn des Jahres in Pension gegangen. Wir durften ihn ja voriges Jahr groß verabschieden. Und ich darf jetzt ganz herzlich begrüßen als Nachfolger im Förderbereich und insbesondere auch bei dem versehnten Markus Rendl, der schon heuer das Ruder übernommen hat. Es war ein bisschen eine Übergangsphase. Ich durfte noch einiges vorbereiten, aber du hast das sozusagen ins Ziel gebracht und dafür Dankeschön. In gewisser Weise also ein personeller Neustart. Warum die Facetten so eine doch spezielle Publikation sind, liegt natürlich vor allem an dem Auswahlkriterium. Wir sind sehr breit aufgestellt. Wir treffen aber eine Auslese an eingerechten Arbeiten. Die Herausgeberin, Herausgeber bringt immer einen persönlichen und sehr subjektiven Standpunkt ein bei der Auslese. Das ist besonders. Und vor allem ist es eine sehr bibliophil, wie Sie sehen, gestaltete Publikation. Da möchte ich mich ganz besonders bei Gottfried Hattinger bedanken, der das seit vielen, vielen, vielen Jahren, ich muss sagen Jahrzehnten, gestaltet. Und es ist immer wieder eine Freude, wenn man das Buch dann frisch in Händen hält. Es ist einfach ein Buch, wie es sein soll und ein wunderschönes grafisches Werk auch. Ein zweiter Aspekt, der bei den Facetten auch immer ganz wichtig ist, ist die künstlerische Gestaltung, also die illustrative Ebene. Heuer konnten wir, wie du schon erwähnt hast, Marina Korayman gewinnen. Das ist mir auch eine besondere Freude, eine vielseitige Künstlerin, bildende Künstlerin in der Ausbildung, Tänzerin, Choreografin und mit ihrem Werkzyklus-Embodment hier in den Facetten vertreten. Einerseits mit den subkutanen Geweben und andererseits im Innenteil mit Inner Body Journey. Das sind zwei Serien aus diesem Werk Zyklus Epodiment. Und wir werden dann auch nachher sicher noch anhand der Vitrine ins Gespräch kommen. Und Sie können sich auch über den Ansatz, also es geht ja um Gefühle sichtbar machen, um quasi eine innere Schau nach außen tragen. Und das ist, glaube ich, auch illustrativ sehr, sehr spannend. Was mich auch besonders freut, ist, dass wir heuer ein Duo, ein Geschwister-Duo zu Gast haben, als musikalische Begleitung Passage of Kush. Und zwar Kisem Kush, Gesang, Mini-Keyboards und Ukulele und ihr Bruder Billige Kahn Kusch an der Gitarre und Gesang. Es ist eine sehr vielseitige Reise durch verschiedene musikalische Welten, eine Kombination aus elektronischen Sounds und analoger Musik und vor allem auch eine Mischung aus Pop und Jazz. Sie sind ja schon vielfach aufgetreten, auch in Borgenbess und anderen wichtigen Institutionen, die sich um Jazz und Pop kümmern. Und es freut mich, dass Sie heute die Martinets so hervorragend, wie wir bereits gehört haben, begleiten. Ein Dank am Ende gilt natürlich meinem gesamten Team, neben der Gastgeberschaft Andrea Biner von Linz Kultur, da darf ich mich nochmals auch in meinem Namen bei der Gerda Forstner, der Leiterin bedanken, Markus Reindl habe ich schon erwähnt, aber insbesondere auch bei der Bettina Stumpner, die hier den Büchertisch betreut und bei der Gudrun Kaltenböck, die das Buffet betreut. Und ich darf auch nachher dann natürlich zum Buffet laden. Ich hoffe, Sie bleiben noch eine Zeit. Jetzt starten wir durch mit der Literatur. Halten wir es nicht mehr länger auf. Ich wünsche einen vergnüglichen Vormittag. Danke. Schön, dass Sie alle hier sind. Auch mir ist es passiert beim Raussehen. Eine unserer Einbuchen im Hof, da ist ein Stamm gekippt. Das stimmt traurig, aber weniger traurig, sondern erfreut werden wir aus dieser Veranstaltung dann nach Hause gehen, denke ich, oder in den Tag. Ich vertrete meine Frau, ich moderiere nicht, auch wenn ich jetzt einen persönlichen Satz gesagt habe, dabei bleibt es aber, sondern ich lese einfach den Text, den sie vorbereitet hat. Das hat seine Gründe, weil sie hat ja ihre Veranstaltung hier und sie hat auch ihre Gedanken. Im Folgenden also der Wortlaut von meiner Frau Silvana. Ich freue mich, dass die Facetten auch heuer wieder so vielfältig im Hinblick auf die Genres ausgefallen sind. Aber auch im Hinblick darauf, was die Schreibenden bewegt und sie somit ansprechen. Wie immer werden wir bei dieser Präsentation einige Beiträge kennenlernen. Die Autorinnen und Autoren schreiben über Themen, die unser Leben begleiten und manchmal sogar beherrschen. Süchte, Demenz, die kraftstarker Frauen, Kindheitserinnerungen und darunter befinden sich auch humorvolle Texte. Und sie lesen diesmal sogar einen Text einer in Linz lebenden mexikanischen Autorin und zwar in der Originalsprache Spanisch als auch in deutscher Übersetzung. Mir ist aufgefallen, dass unsere gegenwärtige chaotische Welt kaum in den Texten abgebildet wird, was ich allerdings nicht vermisst habe, denn Literatur kann, so sehe ich es, beides, unsere Welt thematisieren, als auch ganz bewusst neue Welten erkunden. Manchmal denke ich aber auch, wie können Autorinnen und Autoren über unsere derzeitigen Zustände schreiben, ohne dabei depressiv zu werden? Kehren wir zum heutigen Vormittag und den Facetten zurück. Hätten die Facetten ein Leben, woran ich bei Literatur hartnäckig festhalten will, hätten also die Facetten ein Leben, so würde man wohl feststellen können, dass sie über einen erstaunlichen Atem verfügen, denn sie zählen zu den ausdauernsten Anthologien. Ihre Anfänge reichen bis in die 1940er Jahre zurück. Sie finden auch diesmal wieder durchgehend unveröffentlichte Beiträge und das schließt den ersten von Lisa Victoria Niederberger ein, auch wenn sie inzwischen den Exilliteraturpreis 2023 in der Kategorie Deutsch als Erstsprache für ihren Text erhalten hat. In den Facetten aber lesen Sie Ihren Beitrag GITKA zum ersten Mal. Texte von 25 Autorinnen und Autoren finden sich in den aktuellen Facetten. Eva Fischer hat insgesamt zwölf Mal in den Facetten publiziert und es ist traurig, dass wir keine weiteren Texte von ihr bekommen werden, denn Eva Fischer ist Anfang dieses Jahres verstorben. Ich habe sie gekannt und werde sie in guter Erinnerung behalten. In den Facetten 2023 finden sie unter dem Titel Bist du heute schon gehüpft? Dialoge zwischen A und B, wie sie diese Texte nannte. Peter Aßmann hat zur Autorin eigens einen Kommentar verfasst. Ich habe ihn zuerst gesehen, er ist auch hier. Ich weiß nicht, ob der Witwer auch da ist von der Frau Fischer. Er wollte kommen, aber vielleicht hat das die Witterung nicht ermöglicht. Ah, da. Ja, das freut mich sehr, dass Sie auch da sind. Meine Facettengeschichte, um es kurz zu erwähnen, ist eine lange und vielseitige. Vor 23 Jahren hat mich Peter Leisch gefragt, ob ich das damalige Facettenpodium im Skyloft des Ars Electronica Center moderieren möchte. Einige Jahre später war ich Mitglied der damals fünfköpfigen Jury. Danach habe ich selbst auch eingereicht und jetzt bin ich erstmals Herausgeberin dieser Anthologie, die mir über die Jahre auch ans Herz gewachsen ist. Sie hören heute Texte von Dominika Meindl, Günter Kaip und Magdalena Wieser, genau in dieser Reihenfolge. Ich weiß nicht, kommt jetzt noch Musik oder kommt die Lesung? Wir gehen gleich weiter, ich tue mir leid, pardon. Beginnen wir also mit Dominika Meindl. Sie ist zunächst einmal, ich darf Sie herausbitten. Nur ein paar kurze Worte, Silvana schreibt, Dominika Meindl ist zunächst einmal eine schillernde literarische Person in Linz, wenn ich das so formulieren darf, sehr kämpferisch und engagiert. Dominika Meindl ist 1978 geboren und lebt und arbeitet in Linz, Wilhering und Wels als Schriftstellerin. Ich greife nur ein paar ihrer Funktionen heraus. Sie ist Moderatorin, Journalistin und Literaturveranstalterin. Sie kuratiert die Reihe Experiment Literatur in Wels. Literaturveranstalterin. Sie kuratiert die Reihe Experiment Literatur in Wels. Seit 2019 ist sie gemeinsam mit Judi Krüber-Ritzi und Rudi Habringer Regionalsprecherin der Grasautorinnen-Autoren- Versammlung Oberösterreich und sie bezeichnet sich auch als selbsternannte Bundespräsidentin der Republik Österreich. Sie schreibt Rezessionen und publiziert in einem Blog, den sie eine Frau mit recht wenigen Eigenschaften betitelt, was ich bestreiten möchte. Dominika Meindl lässt ihren Text Entsorgung mit einem unangenehmen Zeitgenossen auf einem Friedhof beginnenis zum nächsten, um nach einem Besuch auf einem kleinen Schiffscafé am Urfermarktgelände beim eigenen Schreiben und seinen Tücken zu enden. Ich bitte Dominika Meitler. Danke, danke sehr für diese mehr als schmeichelnde Einleitung. Entsorgung. In der Sekunde, als der von der lähmigen Erde des Grabhügels schwere Trauerkranz meine Hände verließ und seine Bahn in den Kompostcontainer einschlug, zischte aus dem angrenzenden Garten ein scharfes »Nicht da!« Der Friedhofsquerulant hatte mich ertappt. Schon riss er das Gatter auf und eilte auf mich zu. Er musste mich eine Weile beobachtet und auf die frische Tat gelauert haben. »Das gehört nicht hierher, das muss entsorgt werden!« schrie er und weil ich vor einer Woche meinen Vater begraben hatte, brachte ich es zu Wege, meine krampfhafte Höflichkeit zu überwinden. Ich drehte mich nicht zum Querulanten um, sondern murmelte nur, ist schon recht, runter vom Gas. Dann stieg ich innerlich weiter maulend über den Rand des Containers und wuchtete das Grabgebinde wieder heraus. Der Beschwerdeführer schaute mir dabei zu, ich sah nichts zu ihm hin. Er schaute bestimmt triumphierend aus seinem altherren Gesicht heraus. Den lähmigen, zerrupften Kranz trug ich zurück, wenigstens folgte er mir nicht. Unter all den saisonal mit Buchsbaum und Erika und Schneerosen und brennenden Kerzen geschmückten Gräbern fiel jenes meiner Eltern jetzt noch unangenehmer auf. Wütend und dreckig ging ich zurück zum Auto. Da bog ein LKW ab und blieb neben mir stehen. Ein Mann stieg eilig aus dem Fahrerhaus und öffnete im Gehen den Hosenschlitz. Seltsamerweise amüsierte es mich, wie sich einer ungerührt von der Anwesenheit trauernder Hinterbliebener erleichterte. Der LKW gehörte einer Erdbaufirma. Ich hätte den Mann fragen können, ob er mir die Grenze entsorgt, wollte aber dann mit einem pinkelnden Doch-kein-Geschäft anbahnen. Stattdessen schaute ich hinüber zum Gymnasium, aus dessen schlecht isolierten Fenstern ich hunderttausend Jahre lang sehnsüchtige Blicke geworfen hatte, hunderttausend Jahre vom Wunsch beseelt, nicht hier zu sein, sondern mindestens dort, wo die Sicht endet. Den Friedhof muss ich dabei im Auge gehabt haben, ohne ihn zu sehen, ohne daran zu denken, dass ich einmal die Grenze von einem Grab zu räumen hatte. An diesem Morgen sah ich also hinüber und sehnte mich nach den unendlich langen Stunden, in denen sich die Zeit asymptotisch dem Läuten der letzten Glocke näherte und in denen mir kleine Sorgen, Mathematik, Akne, Penislänge sehr groß vorgekommen waren. Vom Nachbarn lieg ich mir einen Anhänger und kam kurz darauf zurück zum Friedhof. Die Mühe mit den schweren Grenzen war mir angenehm. Wahrscheinlich ist es leichter, wenn sich Körper und Geist im gleichen Ausmaß erschöpfen. Mir hing das Gespräch nach, das wir am Vortag mit Paulas Putzfrau geführt hatten. weil sie in Vollzeit in einer Logistikfirma die Buchhaltung machte. Nur zu uns kam sie noch jeden Samstagvormittag. Paula fragte sie also, was sie vom Angriff auf die Ukraine hielte. Wir schauten sie gütig und verständnisvoll dabei an, weil wir ja wussten, dass sie selbst vor mehr als 20 Jahren aus Krosny geflohen war. Irina aber hatte zu unserer Überraschung etwas unwirsch reagiert. Krieg sei nie gut, sagte sie mit ihrem schönen russischen Akzent. Ihre Mama sei halbe Ukrainerin. Aber was die westlichen Medien da alles verschweigen und dass sie die ukrainischen Nazis so unterstützen, das müsse ihr einmal jemand erklären. Paula und ich sahen einander an. damit hatten wir nicht gerechnet. Ich fragte betont neutral, was denn der Westen wissen müsse und Irina antwortete mit einer Flut an Anekdoten, wie sich die fahrenden flüchtigen Ukrainer jetzt in Polen, Deutschland und Rumänien aufführten. Sie selbst seien so dankbar gewesen, dass sie in Österreich leben haben dürfen, aber diese Leute, Paula fragte vorsichtig, ob man denn in Russland offen seine Meinung sagen dürfe, immerhin sei Nawalny schon wieder verurteilt. Was, den mögt ihr? unterbrach Irina, der lüge doch am meisten, ein ganz Rechter sei das, nie habe ihn Putin töten lassen, der, der hätte ihn gründlicher vergiftet. habe ihn Putin töten lassen. Der, der hätte ihn gründlicher vergiftet. Ich sah Paula dieselbe Mühe an, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Dann sagte ich noch einen Kaffee und war erleichtert, als Irina das Signal erkannte, dass das Gespräch an sein Ende gekommen war. Wir verabschiedeten uns etwas übertrieben herzlich und machten uns dann schnell davon. Wir blieben sonst auch nie, wenn sie putzte, weil es uns peinlich war, ihr bei dieser Dienstleistung zuzusehen. Dieses Mal beeilten wir uns besonders. Vor dem Traxlmeier kam uns dann auch noch der blaue Vizelandeshauptmann samt Entourage entgegen, sodass wir uns beeilten, hinüber auf die Florentine zu kommen, um uns in der linksliberalen Blase zu erholen, wie Katzen in engen Pappschachteln. Wir bestellten beide große Ratsherren, obwohl es noch nicht Mittag geschlagen hatte und wir tranken unsere Gläser zügig aus, ohne lang zu reden. Mir hätte man auch ein Zipfer herstellen können. Ich schmeckte immer noch nicht viel, aber Paula, ein meinungsstarker Biersnob, lobte jetzt zum tausendsten Mal das harmonische Verhältnis von Hopfen, Bittere und Malzkörper, dazu Spuren von Bergamotte. Ich bin nicht gesponsert von Freistädter, noch nicht. Sie erklärte mir, sie habe nun ein Alter erreicht, in dem sie sich nicht mehr mit weniger zufrieden geben wolle. Das Leben sei zu kurz, um Dosenbier zu trinken. Über den Einblick in die Parallelwelt, den uns Irina aufgezwungen hatte, sprachen wir kaum. Ich sagte nur, ich sei erleichtert, dass sie dieses Mal wenigstens nicht über das Impfen geschimpft habe. Da hätte ich mich nicht so zurückhalten können, da mache mir keiner etwas vor, der selbst nur einen asymptotischen Verlauf gehabt hätte. Paula nickte und trank, dann besserte sie mich auch aus, es müsse asymptomatisch heißen. Sie ging hinüber zum Zeitschriftentisch, mir warf sie die Zeit auf den Tisch, selbst hatte sie ein altes Automagazin genommen. Während der nächsten halben Stunde tat ich nur so, als arbeitete ich mich durch das Feuilleton. Stunde tat ich nur so, als arbeitete ich mich durch das Feuilleton. Über Cancel Culture in Wokistan hatte ich nun wirklich genug gelesen und welche Aufgaben auf den neuen detoxifizierten Mann warteten, wusste ich aus meinem eigenen Alltag. Stattdessen sah ich heimlich durch meine Wimpern hindurch Paula dabei zu, wie sie selbst vergessen an ihrer Unterlippe kaute und einen Artikel über die sachgerechte Restaurierung von Schneewittchensergen las. Ich wunderte mich, eine wie sie gefunden zu haben und schon so lange von ihr behalten worden zu sein. In den Jahren meiner ungeschickten Brautschau war mir die Suche nach einer Partnerin eher vorgekommen wie ein schlecht geplanter Tunneldurchstich, wo man nach einsamer Mühe im Dunkeln feststellt, dass man aneinander vorbeigegraben hat. Was, sagte Paula, als sie mich dabei ertappte, sie anzusehen. Was das eh, murmelte ich. Sie lachte und schlug die Zeitschrift zu. Zwei Bier später meanderten wir zurück in ihre frisch geputzte Wohnung. Wir legten uns hin und schliefen über dem Versuch, miteinander zu schlafen ein. das Auto vor den Sperrmüllcontainer der Altstoffsammelstelle abgestellt. Kamen schon zwei Frauen aus dem Büro kapuff. Was ich denn da habe, fragte die Dickere von Weitem. Trauerkränze, sagte ich. Die kannst du nicht einfach reinschmeißen, blaffte die andere. Und ich wollte mich schon über ihre Ruppigkeit kränken. Da fassten die beiden wortlos in den Anhänger und begannen, die Kränze mit kräftigen Handgriffen zu zerlegen. Mich schickten sie zum Styroporkontainer, zum Kompost, zum Restmüll. Nach getaner Arbeit schlug mir die Dünnere auf die Schulter und sagte, schon im Gehen, wird schon wieder. Ich stieg ins Auto und beim Losfahren fiel mir auf, was für ein großes Versprechen das Wort Entsorgung enthält. Zur Belohnung fuhr ich hinüber zum Lagerhaus. Auch hier war ich gern. Auch hier tutte man mich und tat so, als sei ich im neuen Landleben schon angekommen und gehöre zu den Leuten hier im Everdinger Becken. Dabei war ich mit meinem LL-Kennzeichen hergekommen. Kurz gefiel mir die Idee, eine Wildtierkamera zu kaufen und am Friedhof zu verstecken, um zu sehen, wer aller zum Grab komme. Stattdessen nahm ich eine kleine Axt, die man sich an den Gürtel klipsen konnte. Sie war sehr praktisch, aber natürlich brauchte ich sie nicht. Ob es Paula sein wird, die meine Sachen einmal entsorgen muss? Sogar sicher. Ihre Familie lebt noch, keiner stirbt an irgendeiner Herzscheiße oder gar Krebs. Überlegenes Material. Gut, dass sie die Kinder mit jemand anderem bekommen hat. Vielleicht gefällt ihr die Axt und sie behält sie. Man kann ja in diesen Zeiten gar nicht ahnen, ob man nicht einmal eine scharfe Hacke zur Hand haben muss auf seinen Wegen. Mit meinem Bruder in Wien telefonierte ich oft in diesen Tagen. Wir machten uns immer wieder einen Spaß daraus, in Gedanken den alten Bunker im Haus einzurichten. Die Eltern hatten ihn Ende der 70er noch bauen müssen, so reichte der kalte Krieg in das Einfamilienidyll hinein. Aber mehr als Marmelade und mittelbilligen Rotwein hatten sie nie darin eingelagert. Lass uns ein wenig preppen, schlug der Bruder unlängst vor. Er habe in den Lockdowns so viele Zombie-Filme angeschaut, dass er sich spaßig vorstelle, die Katastrophenschutzeinkaufsliste abzuarbeiten. Er fragte, ob ich als Vegetarier Ölsardinen essen könnte oder ob wir mehr Dosenraviole einrechnen müssten. Nachdem ich den Anhänger zurückgebracht und der Axt ihren Platz im Haushalt gesucht hatte, setzte ich mich an den Computer, um einen neuen Roman zu schreiben. Das war weiter nichts Besonderes. Alle paar Tage fing ich einen an. Nie kam ich weiter als fünf Seiten. Dann erkannte ich, dass ich mich wiederholte und auch jetzt wieder und mich überkam wie immer das Gefühl, dass ich auf Seite zwei alles gesagt oder überhaupt nichts wesentlich zu sagen hatte. Heute setzte ich mich hin und begann über einen mittleren Mann zu schreiben, der das alte Haus seines Onkels entrümpeln soll und dabei, ja, was, melancholisch wird, im Angesicht der ganzen Habseligkeiten, die in der Stunde des Todes schlagartig zu Zeug wurden. Schon auf der dritten Seite krachte es im Getriebe meines Schreibens. Krampfhaft baute ich eine Action-Szene ein, in der jemand durchs Dach fliegt, dann überhaupt eine Rahmenhandlung mit einer Nacht in Bergnot. Auf der vierten Seite ließ ich es bleiben und sah mein Versagen ein. Immer wieder scheiterte ich an dem Punkt, eine Figur zu erfinden, die überhaupt nichts mit mir zu tun hatte, bei der die anderen nicht an mich selbst denken würden, wenn sie lasen, was ihr wieder fuhr. Vielleicht sollte ich einmal eine Frau etwas erzählen lassen, das wäre vielleicht gesellschaftlich relevanter, aber wäre das nicht Gender Appropriation? Ob ich zumindest einmal versuchen könnte, die Handlung einer Gegend aufzupfropfen, die nicht die meine war? Da fiel mir ein, dass meine laschen Protagonisten in jedem meiner Textanläufe Zeug zum Arztstoffsammelzentrum bringen, wegenffnete ich Facebook und das hinterfotzige Ding zeigte mir als ersten Post jenen eines Linzer Kulturcafé-Betreibers, time will tell. Ich verzagte. Fürchten sich die anderen nie davor, ganz falsch zu liegen? Ich stelle mir das stündlich vor. Paula ist sich immer ganz sicher und sie hat ja auch recht. Neoliberalismus ist scheiße und Freistädter schmeckt wirklich besser als Zipfer. So, jetzt kann man gut lesen, ist genau anders, Oma, vor. Antriebslos sah ich aus dem Fenster. Der Nachbar wusch seinem Skoda zärtlich die Felgen. Ich machte mir Sorgen, komisch zu werden. Ohne Paulas lebensbejahende Stränge mir gegenüber wäre ich wahrscheinlich verloren, dachte ich, oder noch wahrscheinlicher in irgendeinem Anstellungsverhältnis, in das ich mich aus Angst davor geflüchtet hätte, komisch zu werden. Seit Putin vollends ausgezuckt war, wusste ich noch weniger, was ich sagen sollte. Mein schlechtes Gewissen angesichts meiner Privilegien war in den Jahren zuvor schon sehr hemmend. Jetzt ging fast gar nichts mehr außer Smalltalk. Ich verwünschte Putin, weil ich nicht mehr jammern konnte, ohne am Ende mit dem Mantra, aber das ist ein Luxusproblem, zu schließen. Wahrscheinlich war ein guter Zeitpunkt gekommen, mir irgendeine Anstellung zu suchen, vielleicht subaltern bei der Landesregierung, als Landesausstellungskatalogautor. Ich nahm mein Handy und googelte, dabei musste ich feststellen, dass die Ausstellungen eingespart worden waren. Weil mir ohnehin alles, was ich anpacken wollte, die Sinnfrage entgegenstellte, ließ ich es gut sein mit der Literatur für heute, für 2023? Der Inhalt des Postkastens vertiefte mein Unbehagen. Die SVA, die Hausversicherung und der Energieanbieter hatten synchron ihre Rechnungen geschickt. Vernichtungsgefühle überkamen mich. Natürlich konnte ich alles bezahlen, ich hatte ja geerbt, aber das Leben in diesem Haus kam mir drei Nummern zu groß vor, der Cashflow stimmte überhaupt nicht und die Nachbarn hatten ihre Hecken schon alle in Form gebracht. Ich ging zurück in mein Büro und rief Paula an, die etwas genervt war, weil man Menschen in einem Angestelltenverhältnis nicht mitten am Nachmittag anruft. Und weil sie in einer Viertelstunde Teambesprechung wegen irgendeiner Lieferkettenunbill hatte und weil sie noch nicht lange Abteilungsleiterin war. Aber sie hörte mir zu, wie ich über meine innere humanitäre Krise berichtete. Nach jedem dritten Satz brummte sie begütigend, Nach jedem dritten Satz brummte sie begütigend, bis sie mir relativ freundlich mitteilte, dass es jetzt aber wieder gut war. Scheiß dich nicht an, sagte Paula, bevor sie auflegte. Dankeschön. Darf ich der Moderation aushelfen und die Musik wieder ankündigen oder kommt, dann möchte ich den Satz noch sagen, das Schlimmste an den Facettenpräsentationen ist immer gleichzeitig fast das Beste, die Musik. Es wird einem total die Show gestohlen. Ich habe nur ein Lied gehört und bin schon Fan. Es fällt mir schwer zu begreifen, dass die Zeit nicht einmal stehen bleibt und die Stunden mit dir fort sind und ich hier alleine bin. Es fällt mir schwer zu begreifen, wie die Dinge sich verändern, noch bevor ich ihnen Namen geben kann. Noch bevor ich ihnen Namen geben kann. Ben anarım Belli ki unutmadım Bu yollarda hep sen varsın Hüzünlendiğim, sevindiğim Yollarda hep sen varsın Sevgi diye yalvaran çocuklarız biz Yürümeden koşmayı bilenlerden Yürümeden Koşmayı bilenlerden Sevgiyi tatmadan Yürümedenlerden Yürümeden Koşmayı bilenler Es liegt vor dir ein weißes Blatt Papier im sanften Sonnenschein erwacht die Stadt aus Stahl und Stein und die Wolken ziehen weiter. Bevor ich ihnen Namen geben kann. Noch bevor ich ihnen Namen geben kann. Thank you. guitar solo Na-da-da, na-da-da Na-da, na-da-da Na-da-da, na-da-da Na-da, na-da-da Applaus Pistibril ist ein Autor mit einer sehr fantasiebestückten Literatur, die vielleicht Namen geben kann, um das Lied aufzugreifen. Rückwirkend möchte ich noch sagen, es gibt nicht nur das Freistaaterbier und das Zipperbier, es gibt, aber woanders wiederum, wenn wir schon Werbung machen, im Botanischen Garten, im Lokal, im Botanischen Garten, eine neue, weitere Institution in dem Zusammenhang, die gut zu erwähnen ist. Dort habe ich das erste Mal eine Bergamotte getrunken, einen Saft. Silvana Steinbacher schreibt zu Günter Kaip. Günter Kaip ist ein treuer Autor der Facetten. Beiträge finden sich in zahlreichen Ausgaben, eine Lesung bei einer Präsentation liegt jedoch schon lange zurück. Umso mehr freut es mich, ihn wieder einmal dabei zu haben. Was mir an seinen Arbeiten besonders gefällt, ist, dass in seiner literarischen Welt alles möglich erscheint, etwa sich bewegende Hausmauern oder ein dichtender Wald. Die gängigen Muster, unter denen wir sehen und wahrzunehmen gewohnt sind, überschreitet er lustvoll. Der Autor ist 1960 geboren und lebt seit 1980 als freier Schriftsteller in Wien. Er schreibt Lyrik, Prosa, Prosa- Prosaminaturen und Kinderbücher. Zuletzt erschienen der Gedichtband »Eine Membran sind wir« in der Bibliothek der Provinz und der Band »Rückwärts schweigt die Nacht« mit Lyrik und Prosa im Kleber Verlag. Vor mehreren Jahren gestaltete er gemeinsam mit Reinhold Aumeier eine Ausstellung im Literaturhaus Wien unter dem Titel Kokon. Günther Kuiper hielt mehrere Preise und Auszeichnungen. Er arbeitet auch an Zeichnungen und Tonskulpturen. In diesem Jahr hat er wieder Miniaturen eingereicht. Davon hören wir. Bitte. Danke für diese schöne Einleitung. Wie gesagt, ich werde jetzt einige Miniaturen lesen, die ich eingereicht habe für diese Ausgabe der Facetten. Diese 33 Stunden zwischen Dienstag und Mittwoch beschleunigen den Trauertransfer, längst entworfen und an jeden verschickt, um Missverständnissen vorzubeugen. Das führt geradewegs in umwölkte Sätze, die sich im Dutzend freidenken, bevor sie ins Unterholz abtauchen und dort um die Wette rascheln. Trotz dieser Ablenkung werden vor dem offenen Sarg einige Nadelstreifanzüge aufgestellt mit blank gebürsteten Netzhäuten und einem Klecks blauer Farbe auf der Stirn. Weithin sichtbar. Bei mehr klingender Orgelmusik ziehen die Nadelstreifanzüge in strenger Ordnung vorüber samt den eingehängten dunklen Rötten und hochhagigen Schuhen. Das ist ein Vorschuss auf zukünftige Verbindungen, auf feuchte Augen, die ihre Spielräume ausreizen und im Wehklagen lächeln werden, Fleischreste zwischen den Zähnen herauszupfen. Korgestühl ein Gedanke direkt in die Köpfe der Trauergemeinde wächst, der jedes Verlustgeschäft erträglich macht und laut klappernd das Kirchenschiff verlässt. Trotz der defekten Mischpulte wird genügend Freizeit produziert, um die gestern unterbrochenen Handlungen fortzusetzen. Nach der Wiederholung einer vielstimmigen Nieskaskade wird diese sofort mit Schreien und Seufzern aus dem Imperfekt durchmischt, in den Atempausen, Vorher und Nachher eingefügt und mit Wein übergossen, wobei auf die seit Tagen brennenden Kerzen zu achten ist, die nicht verlöschen dürfen. Ist das durchgeführt, werden die getrockneten Häute gestrafft, unter die sich alle Teilnehmer versammeln und ihre Blicke tief nach innen richten, bis alles verschwimmt und sich Stille einwebt. geht dann endlich die Sonne unter, werden erste Worte geflüstert, die sich in der Nacht zu Berührungen ausweiten. Auch die unscheinbarsten Zusatzregeln brauchen ihre eigenen Stimmgabeln. Schließlich soll der weitere analoge Verlauf der Handlungen gewährleistet werden. Das bringt Chancengleichheit und erhöht gleichzeitig die Einsätze. Die Wandpokale sind frisch poliert, blenden jeden Betrachter im Sonnenlicht und manipulieren so die Taktik seiner Anwesenheit. Zuerst aber werden die Schnittpunkte von Land und Wasser bestimmt, die Umrisse nachgezogen und für kurze Zeit eingefroren. Das erleichtert die Ortsbestimmung und führt zu einer gewissen Resistenz vor stumpfen Sichtweisen, die sich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen ständig ausbreiten, alles zu überwuchern drohen. Gestern zum Beispiel wurde ein anmutiges Tagesmodell vorgeführt, an dem sich jeder beteiligen konnte. Es wurden überall Suppenküchen aufgestellt und in einen wortlosen Zustand versetzt, das Schaulaufen der Körper musikalisch unterlegt und eine leichte Brise vom Meer installiert. Jede Bewegung blühte in doppelter Ausführung, speziell die gewinnenden Gesten. Und die dabei entstehenden Schwingungen ließen jeden in Jubelschreie ausbrechen. Man wechselte euphorisch die Sinnesebenen, ja einige glitten sogar über dem Boden dahin, über Wiesen, Felder, Wälder. Und es war ein leichtes, sie aus den Baumkronen, in denen sie sich verfangen hatten, zu befreien, sie in den Suppenküchen zu laben und ihren Geschichten zuzuhören, die sie in der Luft erlebten, ihre Körperempfindungen und drohenden Abstürze und Aufwinde. Heute aber erinnert vieles an gestern, aber eine merkwürdige Langsamkeit ist in die Bewegungen der Körper gekommen, die durchsichtig werden und sich auflösen. Aber nicht irgendwelche Zeichen. Denn wir sehen nicht das, was die dort sehen und die Worte und Bewegungen sind andere, oft etwas üppig, dann wieder zurückhaltend. Als wäre nichts gewesen. Und doch fließen wir ständig zusammen, ob wir wollen oder nicht. Einfach so und dann wieder auseinander. Winke, winke, welche Uhrzeit? Links- oder Rechtshänder? Wie viel Chemie enthalten die gewendeten Blätter, mit denen wir uns bestreuen und fast ganz bedenken? Kein Bankrott auf der Haut, in den Augen, auf der Zunge, sondern nur Flüssiges. Und wieder, was trennt, das verbindet, wärmt, bis zum nächsten Sichtfenster. Ganz anders und schon geschlossen, dass üben wir die Geräusche und Vokale und Berührungen pathetisch ins Zentrum gerückt und sich endlich Schweigen einmischt. Ins Rauschen der aktivierten Handlungen mit ihren Gegenreden. Auf verlassenen Kreuzen und Plätzen ohne Zugehörigkeit schweben, fallen, wir, du, er, sie und summen in den Pausen das Lied vom Werden und Vergehen. In diesem Jahr ziehen an kühlen Herbsttagen Nebel vorüber, so tief, so dicht, dass sie für einen Augenblick unsere Körper ganz verdecken, aufzulösen scheinen. Und als wir wieder freie Sicht auf unsere Körper haben, erkennen wir sie nicht mehr, da können wir machen, was wir wollen. Und schließlich lobt jeder etwas, aber das versteht niemand mehr und ist keine Versicherung mehr der eigenen Anwesenheit. Und warum das so ist, wissen wir nicht. Wir könnten ja einfach weggehen, schweigen, tun es aber nicht. Wir könnten uns höflich verabschieden mit einem Lächeln, aber wir können es nicht. Oder ein belangloses Gespräch anfangen, aber es fällt uns nichts ein. Und manchmal nehmen wir einen Spiegel, um uns zu vergewissern, dass wir da sind, aber wir glauben nicht, was wir sehen. Und dann kriecht ein Frösteln durch unsere Adern, stockt beim Herzen und wir wissen noch immer nicht, warum das so sein muss. Und alles wird so schwer. Kaum, dass wir den Fuß heben können. Aber das lassen wir nicht zu. Wir heben ihn trotzdem mit großer Anstrengung. Und es geht. Wir gehen. Das muss ausgenutzt werden. Und schließlich hetzen wir durch die Straßen. Und es geht. Wir gehen. Das muss ausgenutzt werden. Und schließlich hetzen wir durch die Straßen, Koffer in den Händen, simulieren Wartende auf Bahnhöfen, in U-Bahn-Stationen, blicken ständig auf die Uhr. Als müsste jeden Moment jemand kommen, um uns abzuholen. Ja, wir versuchen unbeschwert zu pfeifen, suchen in den leeren Sakrotaschen nach etwas, das es dort nicht geben kann. Und eigentlich wollen wir jemand anders sein, denn wir wissen, was jetzt kommt. Kaum auszuhalten ist das. Keine Zeit, keine Zeit. keine Zeit, hören nicht mehr die Geräusche, die uns umgeben oder das Blutrauschen in unseren Körpern, wo sich dieses fremde Gefühl ausbreitet, bis es in unseren Körpern dröhnt. Jeden Gedankenfluss in unzählige Fragmente zerfetzt und in unseren Köpfen einfach stecken bleibt. Zur eisigen Stille wird, die knisternd die Schädeldecken überzieht. Obwohl wir doch am Leben sind, das wissen wir und wird uns ja ständig gesagt. Und als auch noch das Atmen aussetzt, sagen wir trotzdem noch schnell, na also. Er möchte. Er möchte eine Fontanelle sein. Ein Feuerchen auf einer Blumenwiese hoch oben in den Wolken. Er möchte ein Protein im Salat sein oder die Zahl 260 auf weißem Grund. Selbst ein lässiger Wind könnte er sein, der munter um die Hausecken pfeift, bevor er sich in offene Eingänge flüchtet und dort mit Herbstlaub raschelt. Zudem könnte er sich in einem Stück Schlacke verbergen und dort eine Ebene aus Sibirien ausrollen, auf der Fackeln nachts nach Fußspuren suchen für einen möglichen Weg zukünftiger Expeditionen. Oder er sammelt im Herbst den Schweiß aller Nacktschnecken in einem riesigen Behälter, gibt etwas Zimt dazu, einen Schuss Rotwein und Schnaps, verschließt es und wartet in der Farbe des Schnees auf das Frühjahr, während er an gekochten Erbsen kaut. Das Selbstbild der Drittperson. Das Selbstbild der Drittperson hat die Sperrfrist längst überschritten. Die Namensgebung ist aufgeweicht, seine Geschichte in Streifen geschnitten und aus der Zeit gelöst. Die Grammatik seiner Einsamkeit ist außerordentlich und schreitet zügig voran. Zwar treten durch Spazierstöcke und Augenbinden kurzfristige Erleichterungen auf, die sich aber in der Außenwelt mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten verlieren. Das alles klingt flink, ist aber trotzdem entbehrlich, weil sie nur leichtfüßige Manöver mit Gleitschutzklauseln sind, die an die Wand fahren. Deswegen hat die Drittperson schon längst ein Selbstbild verlassen und schleicht sich durch einen Seitentrakt in die neue Beschreibung seiner Existenz ein, die ihn hoffentlich ruhiger atmen lässt. Gleichzeitig treten schöpferische Pausen mit ihren Handlangen auf, die um ein Stück Backpapier Bindfäden wickeln, in denen sich das neue Selbstbild der Drittperson befindet. Der Grund dafür muss im Dunklen bleiben, denn das Sonnenlicht löst gerade die Bindfäden. Dankeschön. Thank you. I've heard some flowers blossom in the dark All they need is a tiny little spark. And some raindrops stroke in their little leaves as the wind tells stories with its breeze. One tender word, one embrace, one lullaby of the sunburn. the songbird Streams of love through the skies Can you smell the sweet scent of their flowers The sweet scent of their flowers I've seen rainbows reaching up high, never scared of a foggy sky. And some eyes that have seen many colors of the world longing for one tender word, one embrace, one lullaby of a songbird a songbird I am for sunburn Streams of love through the skies and I can smell the sweet scent of their flowers The sweet scent of there One tender word, one embrace One lullaby of a songbird Streams of love through the skies And I can smell the sweet scent of their flowers The sweet scent of their La la, la la, la la la la Ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, ooh, Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Wir nähern uns dem dritten Teil. Es gibt ja auch noch eine Verköstigung. Und nicht die gekochten Erbsen, die wir vielleicht noch in Erinnerung haben von Günter Kaip, an denen er kaut, wie es hieß. Das ist noch der falsche Zettel. Ich rieche mich noch warm für diese letzte kleine Sentenz. Bei Günter Kaip erinnere ich mich noch an die Formulierung Worte, die sich zu Berührungen ausweiten. Das ist natürlich eine spezielle Art, mit Dichtung umzugehen, die auch sich der Musik nähert. Ganz anders ist das nun beim letzten Teil bei Magdalena Wieser. Eine ganz andere Art. Hier geht es jetzt nicht in die Erbsenküche nach vor, hier geht es nach rückwärts. Denn Magdalena Wieser, die dritte Autorin des heutigen Vormittags, schreibt Silvana, liest heute erstmals bei den Facetten. Ihr Text trägt den Titel Apfelkindheit 2. Sie erzählt darin unprätentiös, wie auch sprachlich überzeugend, von einer Kindheit, in der natürlich auch Äpfel eine Rolle spielen, aber nur am Rande. Wie Sie gleich hören werden, könnte dieser Text auch autobiografisch grundiert sein. Magdalena Wieser ist 1966 in Kärnten geboren, schreibt seit ihrer Jugend, besuchte das Bundesgymnasium für Slowenien in Klagenfurt, absolvierte dann eine Ausbildung als Verlagsbuchhändlerin, Hofzeichen, wir haben das heute erfahren von Andrea Biene, und das Studium der klassischen Archäologie und der Library and Information Studies. Seit 1992 lebt sie in Oberösterreich, seit 2013 in Linz. Die Lesung von Magdalena Wieser ist, wie gesagt, eine Premiere bei den Facetten. Ich darf Magdalena Wieser zum Leser-Klisch bitten und möchte an der Stelle noch einmal sehr herzlich grüßen von Silvana Steinbacher. Nächstes Jahr wird sie sicher selber hier stehen. Vielen Dank für die Einführung. Apfelkindheit 2. Geboren in einem Ort namens Bach, mit der ersten Botschaft meines Lebens auf den Weg geschickt. Ein Mädchen, das wird es schwer haben. Der Ton, in demilo, so zart, so klein, so arm. Und dann? Staunende Brüderblicke, zärtliche Hände, wo ist der Vater? Wessen Prinzessin bin ich? Und die Großmutter, warum ist sie so verbittert, so böse? Ich fürchte mich vor ihr. Auf dem Schoß des großen Bruders, er strahlt, scheint glücklich zu sein oder zweifelt er doch. So ein großer Apfel für so ein kleines Kind, oder? Nein, nein, das Kind ist bummelig. Nein, wie niedlich so ein bausbickiges Kind doch ist. Schnee, Hosen, Zipfelmütze. Rot war sie, die Zipfelmütze, und ein Schneemann mit Kohleknöpfen und einem alten Topf aus dem Schatzkeller. Der Topf hatte ein Loch. Und schon spielte der Schnee dahin. Kleines Mädchen, blond, so lieb. Eine Prinzessin eben, aber wessen Prinzessin? eben, aber wessen Prinzessin? Eine Sitzbadewanne mitten im Garten. Ich stehe davor ganz im Körpergefühl, streiche mir über die Brust, bade, lache, bin fröhlich und glücklich. So schön ist das Leben. Schule. Viele Freundinnen eingebunden in die Gemeinschaft und doch anders. Warum hat sie am Nachmittag noch Schule? Ja, die, die geht in den Slowenischunterricht, die Windische. Schüchtern auf dem Fahrrad. Ein Bub spricht mich an. Vor lauter Angst, mit ihm reden zu müssen, fahre ich schnell, ganz schnell weiter und werde noch im Losstarten rot. Roter Kopf, wie eine Fahne weht er hinter mir her. Zugfahrt, wohin des Weges? Nach Italien, nach Svetigris, Santa Croce. Ist der Bruder mit auf der großen Fahrt? Ich werde abgeholt, in Triest vom Bahnhof. Ein Mann wie ein großer Bruder. Die kenne ich ja, die Brüder. Zwei Monate darf ich hierbleiben, zwei Monate den Hügel hinunter in die Weinberge steigen. Mitten in den Weinbergen eine Laube mit Kochstelle und Töpfen. Darin werden die Muscheln gekocht, die der Mann Mitya aus dem Meer holt. Der große kleine Bruder ist da. Es ist lustig. Ich ärgere mich über meine langen Zöpfe. Sie stören so beim Baden im Meer. Der große kleine Bruder nimmt einen Topf, setzt ihn mir auf den Kopf und schneidet die Haare ab. Mit einer Weingartenschere? Mit einem Messer? Am nächsten Tag geht die Tante mit mir zum Friseur. Ich fürchte mich vor dem Vater. Was wird er sagen? Das Haus meiner Kindheit lag an einer Nebenstraße in einer zweisprachigen Gemeinde in Kärnten. Es war von vielen Stimmen durchflutet. Von Stimmen in slowenischer und deutscher Sprache, von Stimmen in fremden Sprachen. Immer dann, wenn die Brüder zu Besuch waren und Freude mitgebracht hatten. Freunde aus Ländern außerhalb meiner Vorstellungskraft. Stimmen wogten durch das Haus, wenn die Nachbarn, fast sämtlich Verwandte sich versammelt hatten, um auf einen Geburtstag anzustoßen, einen Namenstag zu feiern, wenn um die Wurst gespielt oder der Rosenkranz gebetet wurde. War die Gesellschaft lange genug beisammen, zogen abwechselnd Trauer, Freude, Zärtlichkeit und Vergnügen in scheinbar nie enden wollenden Melodien durch das Haus. Leiser waren die Stimmen, wenn die Klagenfurter Freunde meiner Eltern zu Besuch waren und ich Sternchen gerufen wurde. Allzu leise war es, Eltern zu Besuch waren und ich Sternchen gerufen wurde. Allzu leise war es, war ich mit den Eltern allein. Hin und wieder waren böse Worte zu hören. Manchmal nur das ständig dahinlullende Radio, das es nicht schaffte, das Schnarchen des Vaters zu übertönen. Dann und wann war es einfach nur still. Die Küche war das Zentrum des Liebens. Nicht groß, nicht üppig. Ein Elektroherd, dessen Platten immer abgedeckt waren und der als Abstellfläche diente. Ein Sparherd, der uns mit Essen und mit Wärme versorgte, der aus alten Autoreifen gebaute Divan, auf dem mein Vater zulegen pflegte, die Eckbank aus Holz mit Hergottwinkel, in dem das Radio stand, ein Holztisch mit Plastiktischdecke, ein Kühlschrank und eine bunte Einbauküche aus den 50er Jahren. Neben dem Kühlschrank ein Stockerl, auf dem Stockerl in einem Plastikkorb das Strickzeug meiner Mutter. Die Küchenbank hatte ein geheimes Innenleben. Bügeleisen, Schuhputzzeug, Zeitungen, die noch gelesen werden wollten, das Buch Der goldene Schnitt mit Kleidern, die mich im siebten Himmel schweben ließen und das Wichtigste, eine alte Kaffeedose mit unzähligen bunten Knöpfen. Hier spielte sich das Leben ab, das eigene und jenes der vielen Stimmen. Der Rest des Hauses war ungeheizt. Im Badezimmer gab es einen Elektroboiler und eine an der Wand angebrachte Wärmelampe. Baden war eine Herausforderung. Dem Dampf der heißen Wanne entstiegen dampfte der frisch gebadete Körper in der vom Strahler nur leicht angewärmten Luft noch viel mehr. das Vorzimmer nahm ich fliegenden Schrittes, um schnell in die warme Küche zu gelangen. Im Schlafzimmer der Eltern, rechts neben dem Kellerabgang, solange meine Barbica gelebt hatte, war es ihr Zimmer gewesen, stand ein Möbelensemble. Abgerundete Ecken, großflächige Maserung, dunkles Holz. Zwei Kästen, zwei Nachtkästchen, das Ehebett und die Psyche mit dreiteiligem Spiegel und einem Nylon-Lätzchen für die zu frisierenden Damen. Am Gang gleich links, wenn man aus der Küche kam, die Speis mit Kompott gefüllte Rexgläser, Weidlinge, die Tiefkühltruhe, Nüsse, der Fleischwolf, im Winter die Weihnachtskekse und der Rundtopf, Würste und alles, was in der Küche keinen Platz mehr hatte. Der obere Stock war mein Reich, drei Zimmer, ursprünglich jene meiner Brüder. Auf der Tür zum Balkonzimmer prangte immer noch die Aufschrift Aloysiuszimmer. Im Raum gleich neben dem Treppenaufgang ein Bett und Bücherregale voll mit Büchern. Hier übernachtete ich manchmal, wenn die Eltern unterwegs waren und ich mich allein im Haus fürchtete. War das Fenster gekippt, konnte ich die Geräusche der Nacht mitverfolgen und hören, wann sie endlich wieder da waren. Erst dann schlief ich wieder gut. Die beiden anderen Zimmer, ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer mit Schreibtisch und Bücherregal an der schmalen Wand der Mansarde samt Zugang zum Balkon. Im Vorraum des ersten Stockes standen zwei große hölzerne Truhen, eine bemalt und mit runden Deckel, die andere geschnitzt, doch ohne Malerei. Darin Stoffe und sonstige Dinge, die nur selten benötigt wurden. Eine Art Zauberreich direkt vor meiner ganz persönlichen Haustür. An guten Tagen fühlte meine Stimme das Haus, wenn ich die Proletenpassion mit den Schmetterlingen mitsang oder Elvis schmelzende Stimme übertönte. An wirklich guten Tagen aber tönte die Stille, denn die Stimmen erhoben sich in den Büchern, die ich las. Der erste Apfel eines Sommers war gelb, klar und säuerlich. Ganz selbstverständlich gab es Apfelkompott, Apfelstrudel, Apfelkuchen. Sie mussten schnell verarbeitet werden, denn Klarapfel halten nicht lange. Der Baum war immer im Mittelpunkt, zwischen Gemüse, Garten und Riebisselacker. Gut für die Schaukel, mit der ich mich in den Himmel schwank. Gut für den Tisch, gebaut aus dem Unterteil einer alten Tretnähmaschine und einer schweren, schwarzen Marmorplatte. Rund um den Tisch Sitzgelegenheiten. Manchmal bevölkert nur von Ameisen, Fliegen, Bienen, Wespen und Hummeln. Manchmal belagert von durcheinanderredenden Menschen, in der Mitte des Tisches ein Strudel und Kaffee. Der beste Schattenspender im Garten, oft lag ich unter ihm und las und las und las, bis es zu kühl wurde, um weiter im Schatten zu verharren. Über den Grund verteilt standen viele Bäume, die Äpfel trugen. Grafensteiner, Berner Rosen, Kronprinz Rudolf, Boskopf, Bohnäpfel und noch ein paar andere. Alle hatten unterschiedliche Geschmäcker und unterschiedlich lange Haltbarkeitszeiten. Einige mussten im Erdkeller sogar erst noch eingelagert werden, bevor sie genießbar wurden. Über die gefürchtete dunkle Treppe kamen wir aus den Wohnräumen in den duftenden Keller des Herbstes und Winters. Äpfel, Karotten in sandiger Erde, Sellerie, Birnen, Erdäpfel, Most und Schnaps, Speck und Würste, in der Selchkammer Kraut und Rüben, sauer eingelegte Gurken, Rexgläser voller Kirsch und Zwetschgenkompott. eingelegte Gurken, Rexgläser voller Kirsch- und Zwetschgenkompott. Welche Fülle! Und im Winter Bratäpfel, gefüllt mit jenen Nüssen, die Babitzer geknackt hatte in meiner Apfelkindheit. Applaus Als ich im rosten Strauch hängen blieb. Da war mir plötzlich klar, dass alle meine Sorgen von gestern und von morgen sind auch so sonderbar. Sie drangen tief in meine Haut ein, lebendig wurde ich gar. Vergass den Kummer, die Sehnsucht von all den letzten Jahren. Der Himmel so trüb wie mein Gemüt. Das Haupt ist mir schon fast ergraut. Allein steh ich im Walde, weil mich heut niemand braucht. Als ich im Rosenstrauch hängen blieb. Da war mir plötzlich klar, dass alle meine Sorgen von gestern und von morgen sind auch so sonderbar. Bye-bye. Thank you. Ach, wär's doch nur ein Rosenstrauch, der mich hier festhielt oder vielleicht ein Kopfsalat. Bist du etwa der Traum, der mich wegzieht? Bin ich die, die vor dir flieht? Grüß mir meine Liebsten, denn ich vermiss sie sehr Sag, dass ich wohl auf bin und trauere nicht mehr. All die vielen Jahre lang hab ich gar nichts gewusst. Nun weiß ich noch weniger, jetzt ist es mir bewusst. Grüß mir meine Liebsten, denn ich vermiss sie sehr. Sag, dass ich wohl auf bin und trauere nie mehr. All die vielen Jahre lang hab ich gar nichts gewusst. Nun weiß ich noch weniger, jetzt ist es mir bewusst. Noch weniger, jetzt ist es mir bewusst. Thank you. Grüß mir meinen Liebsten, denn ich bin jetzt dahin. Gib mich meinen Träumen und meiner Sehnsucht hin. Vielleicht kommt mal der Tag, an dem ich Rosen wieder mag. Doch nun bin ich hinfort, ich fahr hinfort. Applaus auf Kusch für diese wunderbare musikalische Begleitung. Danke an die Autoren und Autorinnen Dominika Meindl, Magdalena Wieser und Günter Kaip. Wir sind inspiriert, angeregt zu Gesprächen und ich darf am Ende wie es sich gehört zum Buffet laden. Linz Kultur lädt ein und darf nochmals darauf hinweisen, die neuen Facetten gibt es hinten am Büchertisch. Dankeschön, wunderschönen Vormittag noch. Auf Wiedersehen.