Guten Abend, herzlich willkommen. Ich darf Sie im Namen der Volkshochschule Linz und des Vorstand von Südwind für die Konzeption dieser Reihe heuer bedanken. Das Thema heuer sind soziale Bewegungen und die Frage, wie diese sozialen Bewegungen zu einem gesellschaftlichen und demokratischen Fortschritt beitragen können. Wir werden dieses Thema heute und an den kommenden drei Mittwochabenden um 19 Uhr hier gemeinsam diskutieren. Es wird zwei Vorträge geben, einen Film- und einen Diskussionsabend und ich darf Sie an dieser Stelle schon recht herzlich zu allen vier Abenden, einer ist es schon, zu allen drei restlichen Abenden einladen. restlichen Abenden einladen. Wir starten mit dem heutigen Vortrag. Der heutige Vortragende ist Jens Kastner. Der Vortrag heißt von Mahatma Gandhi bis Carola Rakete zur Geschichte und Theorie des zivilen Ungehorsams und ich darf Herrn Kastner recht herzlich im Namen des Hauses hier begrüßen bei uns. Herzlich willkommen. Begrüßen darf ich auch von Südwind Oberösterreich Ines Bukajowitsch. Sie wird den Abend heute für uns moderieren. Herzlich willkommen. Herzlich willkommen. DorfTV zeichnet in bewährter Weise wieder auf, sodass Sie den Vortrag heute nachsehen und auch bitte gerne weiterempfehlen können. Er wird auf der Website von DorfTV und auch auf der Website der Volkshochschule abrufbar sein. Bevor ich das Wort übergebe, erlauben Sie mir noch ein paar Worte in eigener Sache. Die österreichischen Volkshochschulen haben vor dem Hintergrund der zahlreichen gesellschaftlichen Herausforderungen an das Zusammenleben in unserer Gesellschaft beschlossen, das Jahr 2024 unter den Schwerpunkt Demokratie zu stellen. Volkshochschulen stehen und wir sind hier an einer Volkshochschule gerade auch im Jahr 2024 für demokratische Bildung und offene Debatten, so wie wir sie heute führen werden. Sie stehen für demokratisches und soziales Lernen und sie stehen auch dafür, ganz im Sinne einer emanzipatorischen Bildung, Kritikfähigkeit und das Denken in Alternativen zu fördern und Menschen zu befähigen, selbst handlungsfähig zu werden und an unserer Gesellschaft und an der Gestaltung unserer Gesellschaft teilzuhaben. diskutiert wird, wie unsere Demokratie im positiven Sinne weiterentwickelt und gestärkt werden kann, dann ist das ganz in diesem Sinne und darüber freue ich mich. Ich bedanke mich für Ihr Interesse, für Ihr Kommen und darf nun das Wort an Lisa Eigelsberger weitergeben. Herzlichen Dank, Katja, für die Begrüßung und für die Einführung. Auch von meiner Seite einen schönen guten Abend und ein herzliches Danke fürs Kommen. Mein Name ist Lisa Eggelsberger, ich bin die Regionalstellenleitung von Süd- und Oberösterreich. Vielen Dank auch an dich, Jens, fürs Kommen, fürs Dabeisein. Denkmal Global ist eine entwicklungspolitische Vortragsreihe, die es schon seit vielen Jahren gibt. Also sie hat schon Tradition bei Südwind. Mit dieser Vortragsreihe wollen wir, wie der Name schon sagt, Perspektiven öffnen. Wir wollen auch heute und hier mit dieser Vortragsreihe Diskussionsräume ermöglichen, um sich diesem wichtigen Thema sozialen Bewegungen, dass wir uns dem gemeinsam widmen können. Ich freue mich, dass so viele hier sind. Ich hoffe, ihr bringt euch aktiv in die Diskussion ein, denn das wollen wir. Wir wollen gemeinsam über dieses Thema auf sachlicher Ebene reden. Und daher freut es mich auch, dass du heute, Jens, auch aus wissenschaftlicher Sicht deine Expertise hier zur Verfügung stellst. Wir wollen einen zeitlichen Bogen spannen. Also heute geht es um die Geschichte von sozialen Bewegungen und vom Mittel des zivilen Ungehorsams. Also wir spannen den Bogen von der Geschichte bis zur Gegenwart. Und in den nächsten Abenden geht es auch um einen geografischen Bogen, den wir spannen. Am nächsten Freitagsabend, nächste Woche werfen wir einen Blick nach Lateinamerika, insbesondere nach Mexiko und schauen uns an, welche sozialen Bewegungen gibt es dort. Und dieser Bogen spannt sich dann bis zum letzten Abend, wo wir auch auf lokaler Ebene schauen, was tut sich denn hinsichtlich sozialer Bewegungen und hinsichtlich zivilem Ungehorsam in Oberösterreich. Also diese Bögen versuchen wir zu spannen und mit euren, mit ihren Beiträgen versuchen wir diese Diskussionsräume zu füllen. diese Diskussionsräume zu füllen. Auch noch von meiner Seite herzlichen Dank für die tolle Kooperation mit euch, der VHS Wissensturm und auch einen großen Dank an unseren Vorstand von Süd- und Oberösterreich, der sehr stark hinter dieser Vortragsreihe steht und bei der Konzeption immer sehr aktiv mitwirkt. Und somit als Vertreterin des Vorstands darf ich nun Ines Vukajlovic auf die Bühne bitten. Ines ist Landtagsabgeordnete und ein sehr aktives Mitglied im Vorstand von Südwind Oberösterreich. Vielen Dank Ines, dass du heute die Moderation übernimmst und uns durch diesen Abend führst und somit wünsche ich allen bereichernde Diskussionen. Vielen Dank. Vielen Dank Lisa für die nette Moderation und Ankündigung. Schönen guten Abend und herzlich willkommen auch meinerseits zum ersten Abend der jährlichen Veranstaltungsreihe von Südwind, nämlich Denkmal Global. Wir haben auch dieses Jahr ein sehr spannendes und vielleicht manchmal ein kontroverses Thema. Da werden wir noch schauen, wenn wir den heutigen Abend den Vortrag haben und dann in die Diskussionen einsteigen. Da werden wir noch schauen, wenn wir den heutigen Abend den Vortrag haben und dann in die Diskussionen einsteigen. Heuer geht es 2024 um, wie wir schon gehört haben, ziviler Ungehorsam zwischen Empörung und Pflicht. Wie können soziale Bewegungen die Welt verändern? Ich freue mich, dass ich im Namen vom Verein Südwind und vom Vorstand Sie begrüßen darf, aber auch von den Kooperationspartnerinnen, die darf ich jetzt nochmal kurz namentlich nennen. Das ist die Volkshochschule Linz, das Fachreferat Gesellschaft und Politik, Club of Rome Austrian Chapter, die Scientists for Future und Klimabündnis Oberösterreich. Die Lisa Eigelsberger hat uns jetzt schon einen kurzen Ausblick oder Einblick über diese vier Abende und Themen gegeben und wir haben heute Abend das Privileg, dass Jens Kastner uns als Redner einen historischen Aufriss und einen Vortrag mitbringt, mit dem Titel von Mahatma Gandhi bis Carola Rakete, zur Geschichte und Theorie des zivilen Ungehorsams. Also wir werden sehr gespannt zuhören und schauen, welche konkreten Beispiele oder auch historischen Beispiele du heute mitgebracht hast. Ich darf nochmal Danke sagen allen, die heute hier vor Ort da sind und mit uns mitdiskutieren. Und für alle, die es heute nicht geschafft haben und nicht persönlich dabei sein können, können die Veranstaltung streamen oder auch nachschauen. DorfTV ist nämlich heute da und zeichnet dankenswerterweise auf und mit. Bevor wir jetzt inhaltlich einsteigen, darf ich nur kurz einen organisatorischen Überblick Ihnen geben. Der Vortrag von Jens Kastner wird circa 30 Minuten dauern und im Anschluss daran steigen wir mit ein paar Einstiegsfragen ein und wir haben eigentlich genug Zeit für Diskussionen und da würde ich Sie als Publikum bitten, mit Ihren Fragen und Beiträgen einzustellen und sich aktiv zu beteiligen. Noch eine kurze Vorstellung zu unserem Redner. Jens Karsten ist renommierter Soziologe und Kunsthistoriker. Er ist als Senior Lecturer am Institut für Kunst und Kulturwissenschaften der Akademie der Bildenden Künste in Wien tätig. Seine Expertise und sein umfangreiches Wissen zu sozialen Bewegungen, Cultural Studies und zeitgenössischer Kunst, haben ihn zu einem gefragten Beitrag in sehr vielen unterschiedlichen Medien und Zeitschriften gemacht und seine Forschungsschwerpunkte sind die Kultur, Theorie und Kunstkritik, Geschichte und Theorie sozialer Bewegungen, Anarchismus und Latin American Studies. Und vor knapp 15 Jahren, glaube ich, hat er auch ein Buch herausgegeben mit Elisabeth Bettina Spör, Nicht alles tun, was eigentlich auch ganz gut zum heutigen Abend und Thema dazu passt. Ja, ich werde jetzt gar nicht viel weiter reden, sondern wir freuen uns eigentlich auf den Einblick und auf die Diskussion, die uns vielleicht auch ein anderes Verständnis oder andere Perspektiven über zivilen Ungehorsam, soziale Bewegungen einen Einblick geben, das auch ein bisschen erweitern und somit übergebe ich an die Jens. Danke. Applaus Das ist falsch. Das ist klar. Das ist das. Vielen Dank für die technische Hilfestellung und vielen Dank für die nette und schmeichelhafte Einführung und vielen Dank natürlich auch an die Volkshochschule und an Südwind für die Einladung, die mich sehr gefreut hat und Ihnen allen schon mal vielen Dank fürs Kommen. Und ich hoffe, dass wir gemeinsam in die Diskussion kommen, auch wenn das jetzt am Anfang vielleicht so ein bisschen von oben herab wirkt, im sprichwörtlichen Sinne. Glaube ich, dass wir gut über die Beispiele ins Gespräch kommen. Was Sie heute erwartet, ist auf jeden Fall der Versuch, einen Überblick über die Geschichte und Theorie des zivilen Ungehorsams, den ich mit verschiedenen Beispielen aus verschiedenen Regionen der Welt bebildert habe. Und scheuen Sie sich nicht, zu welchem Beispiel auch immer, dann Fragen zu stellen oder auch zu den theoretischen Anmerkungen, die ich mache. Wir können sozusagen über alles reden. Schülerinnen und Schüler streiken freitags für ihre Zukunft. Sie setzen sich für den Erhalt der menschlichen Lebensbedingungen ein und fordern ein Handeln gegen die menschengemachte Klimakatastrophe. Man könnte meinen, das sei auch für Politikerinnen und Politiker der Partei Bündnis 90 Die Grünen eine gute Nachricht. Immerhin hat die Partei eine Geschichte, in der ökologische Belange von verschiedenen sozialen Bewegungen politisiert wurden. Aber dem ist nicht so. Anfang April 2019 meldete sich Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Springers Die Welt zu Wort und meinte, das könne, Zitat, nicht ewig so weitergehen, Zitatende. Gemeint waren die Fridays for Future Demos nicht die Umweltzerstörung. Und dann erklärte er noch, Zitat, ziviler Ungehorsam ist ein symbolischer Akt, das kann keine Dauerveranstaltung sein, Zitat Ende. Aus dieser Belehrung spricht nicht nur die sprichwörtliche Arroganz der Macht. Sie ist für einen grünen Politiker bemerkenswert, denn sie kann nur zweierlei bedeuten. Entweder der Ministerpräsident kennt die Geschichte seiner eigenen Partei nicht oder er kennt sie und will sie verleugnen und am liebsten ungeschehen machen. Deshalb eine kleine Belehrung mit umgekehrten Vorzeichen. Vor dem Einzug in den Bundestag, ich beziehe mich hier auf die bundesdeutsche Geschichte, aber ich glaube, dass einige Parallelen zur österreichischen Geschichte durchaus bestehen. Darüber könnte man ja auch in die Diskussion einsteigen. Ich bitte, das zu verzeihen. Ich bin schon seit 20 Jahren in Wien, aber trotzdem gibt es dann doch immer wieder Rückbezüge auf das Herkunftsland. Vor dem Einzug in den Bundestag 1983 und auch noch einige wenige Jahre danach standen nicht kleine Anfragen und große Ministerämter im Mittelpunkt des politischen Schaffens, der damals noch sogenannten Antiparteienpartei, sondern gewaltfreie Aktionen, antimilitaristische Kampagnen ziviler Ungehorsam. Dass es sich bei Aktionen zivilen Ungehorsams bloß um symbolische Praktiken handelt, hätte wohl niemand oder ein Großteil jener verneint, die sich als AktivistInnen an solchen Praktiken beteiligt haben, wenn man symbolisch nur im Sinne von bloß angedeutet für etwas anderes stehend nicht real wirksam versteht. Vom Schriftsteller Henry David Thoreau inspiriert richteten sich Aktionen zivilen Ungehorsams zunächst gegen staatliche Politiken, die nicht mitgetragen werden sollten. Die kurze Schrift über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat von 1849, die Henry David Thoreau verfasste, gehört zu den einflussreichsten Texten in den sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Thoreau entwickelte den Gedanken des Ungehorsams als eine individuelle Reaktion auf strukturelles Unrecht. Sein Ausgangspunkt war dabei ganz konkret, Die seinerzeit in den USA legale Sklaverei einerseits und die US-Intervention in Mexiko andererseits. Mexiko wurde 1846 überfallen von den USA und mit einem Krieg beglückt, der bis 1848 dauerte und dann ungefähr die Hälfte des damaligen Staatsgebiet Mexikos an die USA. Zur Beendigung des Krieges wurde die Hälftegangspunkte für Thoreaus zivilen Ungehorsam. Beides, also Sklaverei und Krieg, veranlassten ihn, die Zahlung der Steuern zu verweigern, um diese Politik nicht weiter mitzutragen. mitzutragen. Verschiedene Bewegungen entwickelten aus der Form Thoreau als individuelle Gewissensfrage formulierte moralischen Pflicht zum Ungehorsam bei einmal erkannten Unrecht politische Konsequenzen. Diese waren auf verschiedene Arten kollektiven Handelns zugeschnitten und dem jeweiligen Kontext angepasst. Die zentrale Formulierung in Thoreaus Text ist die Aufforderung zum Gesetzesbruch, der in der Folge zum Kern zivilen Ungehorsams wurde. Zitat, wenn aber das Gesetz so beschaffen ist, dass es notwendigerweise aus dir den Arm des Unrechts an einem anderen macht, dann, sage ich, bricht das Gesetz. Zitat Ende. Dieser Imperativ enthält bereits sowohl die passive Dimension der Verweigerung gegenüber ungerechten Gesetzen als auch die aktive Ebene des tätigen Bruchs mit ihnen. Beide Stränge wurden innerhalb der sozialen Bewegungen des 20. Jahrhunderts in unterschiedlicher Intensität verfolgt. Leo Tolstoy, der die Schrift Thoreau's kannte und seine Übersetzung ins Russische unterstützte, knüpfte mit seinem Konzept des passiven Widerstands eher an die Verweigerungsdimension an, die auch in der Bewegung Mahatma Gandhis für die Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien eine große Rolle spielte. Aktiv eingreifende Praktiken entwickelten sich systematisch und massenhaft dann vor allem innerhalb der schwarzen US-BürgerInnen-Rechtsbewegung in den USA der 1950er und 60er Jahre, auf die ich noch zu sprechen komme. Thoreaus Betonung des Gesetzesbruchs geht vom einzelnen Individuum aus, das sich im Konflikt mit der Regierung des Staates sieht. Die politische Ausdehnung des Konzept hat nicht nur dazu geführt, dass Gruppen oder größere Bevölkerungsteile gegen bestimmte Regierungsentscheidungen oder gegen Regierungen als solche vorgingen. Auch hier war die US-Bürgerinnenrechtsbewegung beispielgebend, die erfolgreich die Aufhebung der Segregationsgesetze bewirkte. In den neuen sozialen Bewegungen der 1970er Jahre, allen voran in der feministischen und der Ökologiebewegung, erlebte der zivile Ungehorsam eine neue transnationale Hochkonjunktur. Bei allen partikularistischen Anliegen verbannt diese Bewegung häufig ein universalistischer Anspruch, dass es alle besser haben sollen. Auch kollektives Handeln nicht nur gegen, sondern auch in Übereinstimmung mit der Regierung ist innerhalb der Konzeption des zivilen Ungehorsams vorstellbar. So kam es 1923 während der französisch-belgischen Besetzung des Ruhrgebietes zu massenhaftem zivilen Ungehorsam gegen die Besatzer, nachdem der deutsche Kanzler Wilhelm Kuhnow die Bevölkerung zum passiven Widerstand aufgerufen hatte. Gegen eine feindliche Besatzungsmacht kamen Praktiken zivilen Ungehorsams auch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz. Im Zuge der Resistanz gegen die nationalsozialistischen deutschen Truppen in Frankreich wurden diverse koordinierte Aktionen organisiert. Im Anschluss an die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung kam es im Kontext der 68er Jahre an vielen Orten der Welt zu massenhaften und vielfältigen Praktiken zivilen Ungehorsams. werden mit 1968 im Allgemeinen eher die Barrikadenkämpfe des Pariser Mai assoziiert und die Militantenproteste nicht selten als direkte Vorstufen des sogenannten bewaffneten Kampfes oder der Stadtguerillas der 1970er Jahre konzipiert, muss demgegenüber die große Bandbreite zivilen Ungehorsams hervorgehoben werden. Ohne auf den möglicherweise vermeintlichen Gegensatz gewaltfreier und militanter Politikformen an dieser Stelle näher einzugehen, muss doch eingemerkt werden, dass Methoden kollektiv angewandten Ungehorsams, von Sit-ins über Blockaden bis zur gemeinsamen Kriegsdienstverweigerung nicht nur wesentlich weiter verbreitet waren als spätere Guerilla-Aktionen, sondern häufig auch größere politische Wirksamkeit entfalteten. Und das selbst, obwohl brennende Autoreifen, eingeschlagene Fensterscheiben oder schwarze AktivistInnen, die mit geschulterten Gewehren durch Vororte patrouillieren, hinsichtlich der Aufmerksamkeit der Medien immer im Vorteil gegenüber gemeinsam Rumsitzenden sind. Um aber noch einmal auf den eingangs erwähnten Vorwurf der reinen Symbolpolitik zurückzukommen. Symbolpolitik zurückzukommen. Der zivile Ungehorsam im Indien der 1930er und 40er Jahre führte tatsächlich zur Beendigung des Kolonialismus oder trug zumindest einiges dazu bei und wies nicht nur symbolisch kurz auf ihn hin, um dann der Staatspolitik wieder die realen Veränderungen zu überlassen. Auch Rosa Parks setzte sich nicht auf den weißen Platz im Bus, um nur symbolisch auf Rassismus aufmerksam zu machen. Ziviler Ungehorsam kann dabei in zweierlei Hinsicht als realpolitisch statt nur symbolisch verstanden werden. Als Praktiken mit tatsächlichen Auswirkungen auf die Gesetzgebung als Effekt öffentlicher Debatten, aber auch im Sinne der Organisationsform der AkteurInnen selbst, die ein neues, aus dem Alltag ausbrechendes Netz an Beziehungen aufbauen. Also in beiderlei Hinsicht, würde ich sagen, kann man von realpolitischen Dimensionen des zivilen Ungehorsams sprechen. Sicherlich gab es auch reformistische Anwendungen zivilen Ungehorsams. Wer in den neuen sozialen Bewegungen der 1970er und 80er Jahre an die revolutionäre Tradition zivilen Ungehorsams anknüpfte, sah sich, wie Loumarin in einem sehr schönen Überblickstext schreibt, mit reformistischen Neuinterpretationen des Zivilen Ungehorsams konfrontiert. In den neuen sozialen Bewegungen spielte der zivile Ungehorsam eine sehr große Rolle, nicht nur bei Feministinnen und Ökologiebewegten. Von den Blockaden gegen die Stationierung von Pershing-Raketen in der bundesdeutschen Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre, über die sich angesichts der Aids-Krise formierenden Aktionsgruppen ACT UP in den USA, über sogenannte Ernteaktionen auf gentechnischen Versuchsfeldern in der Antigen-Technik-Bewegung bis in die gegenwärtreichenden verschiedensten Aktionen auf gentechnischen Versuchsfeldern, in der Antigen-Technik-Bewegung bis hin zu den bis in die Gegenwart reichenden verschiedensten Aktionen in der Anti-AKW-Bewegung. Es gab jene reformistische Fraktion, die zivilen Ungehorsam bloß als dramatische Zuspitzung eines Konflikts verstanden wissen wollte. verstanden wissen wollte. Aber selbst VertreterInnen dieses reformistischen Flügels, wie etwa Theodor Ebert, sahen zivilen Ungehorsam keineswegs auf die Beeinflussung von Wahlen als eigentliche politische Aktion beschränkt. Der zivile Ungehorsam erziele seine Wirkung, schrieb Ebert Anfang der 1980er Jahre, nicht nur durch das Erregen öffentlicher Aufmerksamkeit, sondern auch durch die Sympathie für die Widerstandleistenden. In der Erzeugung positiver Bezugnahmen auf Widerstand bestand die angestrebte Strategie. Langfristige Veränderungen von Denk- und Wahrnehmungsweisen waren das Ziel. waren das Ziel. Die theoretische Debatte um den zivilen Ungehorsam erlebt, zumindest im deutschsprachigen Raum, mit dem Abflauen der sozialen Bewegungen der 1980er Jahre einen konjunkturellen Einbruch. Nicht, dass es seit den 1990er Jahren keine Aktionen zivilen Ungehorsams mehr gegeben hätte, aber die wesentlichen deutschsprachigen Publikationen stammen doch aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren. In der Konzeption der Ausstellung und des Buches, die wir 2009, 2008 gemacht haben, von der Ines vorhin schon andeutungsweise gesprochen hat, auf die komme ich noch zu sprechen, ist uns aufgefallen, wie stark dieser Gap ist und wie lange nichts mehr Neues geschrieben worden ist über den zivilen Ungehorsam in den 90er und Nullerjahren. Das ändert sich jetzt wieder so ein bisschen durch das Erstarken der Umweltbewegung oder der Climate Justice Bewegung. Aber das ist schon auffällig, dass da so eine große Lücke besteht. Mit dem Aufkommen der globalisierungskritischen Bewegung im Anschluss an den zapatistischen Aufstand in Chiapas, Mexiko 1994, kam es zu einer erneuten Ausweitung zivilen Ungehorsams. Die Umdigeria-Bewegung EZLN, organisierte soziale Bewegung, legte nach zwei Wochen die Waffen nieder und betätigte sich vor allem in ungehorsamen Aktionen gegen die neoliberalen Zumutungen, die Ausbeutung und den Rassismus. Ikonisch zeugt das Foto von Frauen davon, die unbewaffnet Soldaten der Bundesarmee, der mexikanischen Bundesarmee, zurückdrängen, das Pedro Valtierra 1998 in Chiapas gemacht hat. Über die Aktion der Zapatistas in Mexiko selbst, auf die dann vielleicht beim nächsten Mal noch eingegangen wird, ging auch von Chiapas so ein Impuls, nicht nur für die globalisierungskritischen Bewegungen, sondern eben auch für den zivilen Ungehorsam aus. Der spielte sich meiner Ansicht nach auf zwei Ebenen vor allem ab. Zum einen wurde im Kontext des zapatistisch inspirierten Jabaster-Netzwerkes der Zivile zum sozialen Ungehorsam ausgeweitet. Die 2001 aus den italienischen Tutte Bianchi entstandenen Disobedienti, was die Ungehorsamen heißt, formulierten dieses Konzept und waren im Rahmen der Proteste in Prag und Genua um das Jahr 2000 sehr präsent und sehr aktiv mit ihrem Konzept von Ungehorsam. sehr präsent und sehr aktiv mit ihrem Konzept von Ungehorsam. Allerdings blieben sie hinsichtlich konkreter Praktiken außer der Praktiken auf Demonstrationen relativ unbestimmt und lösten sich dann auch 2005 als landesweiter Zusammenhang auf. Die Disobedienti bezogen sich allerdings weniger auf eine pazifistische, anknüpfende Tradition. Hier stammten die Ideen und Praktiken des Ungehorsams aus der Geschichte der autonomen Arbeiterinnenbewegung, dem Operaismus. Die sogenannte Arbeiterautonomie zählte Arbeitsverweigerung und Sabotage in den 1960er und 70er Jahren zu ihren bevorzugten massenhaft diskutierten und auch massenhaft angewandten Praktiken. Der Philosoph und Aktivist Antonio Negri, ein zentraler Protagonist dieser Strömung, ist erst kürzlich verstorben und damit noch einmal medial präsent gewesen. Strömung ist erst kürzlich verstorben und damit noch einmal medial präsent gewesen. Oder wer das schöne Buch Flammenwerfer von Rachel Kushner gelesen hat, hat auch vielleicht einen Eindruck, es ist ein Roman, einen Eindruck davon bekommen. Der spielt so im Milieu der italienischen sozialen Bewegung der 1970er Jahre und was Arbeitsverweigerung oder Sabotage oder Ungehorsam bedeutet, wird da eigentlich sehr schön in literarische Form gegossen. Kann ich nur empfehlen. Also neben dieser Ausweitung des zivilen Ungehorsams auf sozialen Ungehorsam kam es zum anderen, zu einer Ausweitung der Orte, wenn man so will, nämlich auf den virtuellen Raum. Im Frühjahr 2001 riefen AktivistInnen des Netzwerkes Kein Mensch ist illegal und der Initiative Libertad dazu auf, die Internetseite der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa zu blockieren. Lufthansa zu blockieren. Das Unternehmen war bereits zuvor in die Kritik geraten, weil es sich an aus Deutschland vorgenommenen Abschiebungen illegalisierter Flüchtlinge beteiligt und daran verdient hatte. Die Blockade der Seite war ausdrücklich keine Sabotage, es wurde also nichts zerstört, sondern sie wurde als Demonstration ordnungsgemäß angemeldet mit der schönen Angabe Versammlungsort www.lufthansa.com. Damit wurde nicht nur gegen einen Konzern agiert, sondern auch der virtuelle wurde als sozialer und politischer öffentlicher Raum reklamiert. Bereits knapp drei Jahre zuvor hatte die Gruppe Electronic Theater Disturbance mit ihrem Programm Floodnet eine Blockade der Homepage des mexikanischen Präsidenten Ernesto Cedillo organisiert. An dieser Solidaritätsaktion mit der Zapatistischen Bewegung hatten sich im September 1998 20.000 Menschen ungefähr aus 23 Ländern und fünf Kontinenten beteiligt. Die vielfältigen Formen zivilen und sozialen Ungehorsams innerhalb gegenwärtiger sozialer Bewegungen sind allerdings kaum aufgearbeitet. Noch schlechter bestellt ist es um das Thema im Zusammenhang mit zeitgenössischer Kunst. Zwar hat die beschriebene Aktion des Electronic Disturbance Theaters auch im Kunstfeld Wellen geschlagen und es sogar in eine auflagenstarke Anthologie zu New Media Art geschafft. sich auch andere renommierte und weniger bekannte KünstlerInnen in den letzten Jahren theoretisch wie praktisch den Fragen gewidmet haben, ob und wie Kunstpraktiken zivilen und sozialen Ungehorsam abbilden, reflektieren, diskutieren und selbst Teil dessen werden können, existieren dazu kaum systematische Abhandlungen. Die produktiven Aspekte der Überlappungen und Verkettung des künstlerischen und des politischen Feldes werden sogar noch negiert, wenn wie im Buch des Kunstsammlers Harald Falkenberg unter dem Titel Ziviler Ungehorsam unter Absehung von jeglicher begrifflichen wie historischen Bezugnahme auf die Praxis sozialer Bewegung für, Zitat, die Autonomie der Kunst und die Subjektivität des Künstlers, Zitat Ende, plädiert wird. Mit dem jetzt schon mehrfach erwähnten Buch Nicht alles tun, das im Untertitel ziviler und sozialer Ungehorsam an den Schnittstellen von Kunst, radikaler Politik und Technologie heißt, haben wir versucht, damals diese Lücke ein Stück weit zumindest zu schließen. Ich gebe das mal rum. Ich habe leider nur noch dieses eine Exemplar zu Hause gehabt, aber das ist auf jeden Fall noch käuflich erwerbbar. Vielleicht ist das interessant für Sie oder euch. Ziviler Ungehorsam bezieht sich ja immer auf konkret historische Situationen. Das hatte ich am Anfang schon erwähnt. Deshalb ein kleiner Exkurs zur Zeitdiagnose, an den sich dann drei Einwände anschließen, die in den letzten Jahren so gegenüber dem zivilen Ungehorsam formuliert worden sind. Gegenwärtige Aktivismen haben es mit anderen Bedingungen zu tun als jene der 1960er und 70er und 80er Jahre. Die gemeinhin als Neoliberalismus bezeichnete Umstrukturierung der westlich-kapitalistischen Gegenwartsgesellschaften, ökonomisch als Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung durchgesetzt und in vielfältiger Form auch in sozialpolitische Programme gegossen, haben einer Machttechnik zu besonderer Relevanz bei der Sicherung von Herrschaft verholfen, die Michel Foucault als guvernementale Führung beschrieben hat. In einer Verknüpfung der Vokabeln Gouverneur, Regieren und Mentalität, Denkweise, setzt die Gouvernementalität auf Aktivierung des Subjekts seine selbstständige Führung. seine selbstständige Führung. Die Gouvernementalität löst andere Machttechniken im Verständnisfokus nicht ab, sondern ergänzt sie, kann aber durchaus zu vorherrschenden einer bestimmten konkret historischen Situation werden. Herrschaft zeichnet sich demnach heute also weniger durch repressive Regime und klassische Untertanenverhältnisse aus, zumindest in geringerem Maße als früher, auch durch normierte und regulierte Lebensbedingungen. Während Antonio Gramsci schon die individuelle Selbstführung als Bestandteil der Sicherung gesellschaftlicher Machtverhältnisse ausgemacht hatte, beschreibt Foucault die im Zuge der neoliberalen Ökonomisierung des Sozialen installierte gouvernementale Führung als eine Form der Selbstführung, in der sich die Subjekte als UnternehmerInnen ihrer selbst gestalten. Herrschaft scheint dabei mehr und mehr aus den Staatsapparaten in die Subjekte selbst und ihre zivilgesellschaftliche Formierung und Umgebung zu diffundieren. Darin schließt sich die erste Infragestellung der Konzepte zivilen Ungehorsams an. Der moderne Staat als langjähriger und monopolartiger Adressat zivilen Ungehorsams hat zwar immer schon als gesellschaftliches Kräfteverhältnis und nie allein als repressives Subjekt oder Instrument einer Klasse fungiert. In den Jahren der neoliberalen Hegemonie aber hat sich offenbar nicht nur die Angriffsfläche zivilen Ungehorsams erneut verändert, sondern dabei zugleich das ungehorsame Verhalten als solches und folglich auch als Politikform infrage gestellt. Denn was ist noch ungehorsam, wenn es keine auf Gewalt basierende Autorität als Gegenüber mehr gibt, die den Gehorsam einfordert? Gegen wen oder was kann Ungehorsam da noch ein widerständiges Mittel sein? Wurde eingewandt. Zwar hat sich der Staat verändert, gesellschaftliche Machtverhältnisse und Herrschaft, aber haben sich dabei nicht aufgelöst. Dementsprechend wurde auch in den vergangenen Jahren, in Zeiten also, in denen der Staat weniger in Form eines repressiven Gegenübers, denn als strukturierend zivilgesellschaftliche Diffusität auftritt, eine Vielzahl unterschiedlichster Formen und Praktiken zivilen Ungehorsams entwickelt, von illegalen Grenzübertritten bis zum Netzaktivismus. Theoretisiert wurden sie unter anderem von Judith Butler, die sich ausführlich mit Fragen der gewaltfreien Aktion und des gewaltfreien Widerstands auseinandersetzt und dabei ein Konzept von gewaltfreier Aktion entwickelt, die immer gebunden sein soll an ein Verständnis von gesellschaftlicher und sozialer Gleichheit. und sozialer Gleichheit. Das wäre sozusagen auch gegen die Kritik anzubringen, die im Anschluss an Foucault gegen den zivilen Ungehorsam angebracht wurde. Eine zweite Infragestellung des zivilen Ungehorsams geht von der Rückkehr der Klassenfrage in Theorie und Politik sozialer Bewegung aus. Ignoriert das Zivile des Ungehorsams nicht die Klassendimension von Praxis, also Civil Disobedience, heißt ja auch, ließe sich auch als bürgerlicher Ungehorsam übersetzen. Und die Frage wurde gestellt, ob nicht das Konzept an sich durch und durch bürgerlich ist und die Klassendimension oder die sozialen Ungleichheiten zwischen Menschen nicht wirklich fassen kann. Ziviler Ungehorsam ist bürgerlicher Ungehorsam, wurde eingewandt und blendet so das Argument, die Risiken und Gefahren nicht konformen widerständigen Handels für NichtstaatsbürgerInnen systematisch aus, also für weniger abgesicherte und schlechter mit Ressourcen ausgestattete Menschen. Eine, die dieses Argument vorbringt, ist die postkolonialistische Theoretikerin Nikita Dava. Dem wäre entgegenzuhalten, dass die ungehorsamen Praktiken im Kontext der US-Bürgerinnenrechtsbewegung, die wir angeschnitten hatten, wie auch die Zapatistas eigentlich gegen dieses Argument sprechen, gehen sie doch von um das Gehörtwerden ringenden Subalternen aus, die nicht gerade besonders viele Zugänge zu verschiedensten Ressourcen haben. Dritter Einwand. Der dritte Einwand gegen die herkömmlichen oder traditionellen Konzepte zivilen Ungehorsams wurde aus den Reihen der dekolonialistischen Theorie aus Lateinamerika formuliert. Von da aus wurde der aktivistische Fokus des zivilen Ungehorsams infrage gestellt und ein epistemischer Ungehorsam gefordert. Denn auch die Episteme, hier verstanden als Erkenntnis oder das Wissen und das Wissbare, hier verstanden als Erkenntnis oder das Wissen und das Wissbare, sind nicht neutral, sondern durch und durch von kolonialer Herrschaft und ihren Effekten geprägt. Aufgrund dieser kolonialen Prägung soll einem westlich geprägten Wissenssystem der Gehorsam verweigert werden, schlägt etwa der argentinische Literaturwissenschaftler Walter Mignolo vor. Diese Ausweitungsforderung lässt sich durchaus als Fortsetzung, würde ich jetzt sagen, der Geschichte des zivilen Ungehorsams in den sozialen Bewegungen lesen, war doch schon Thoreaus Konzept antikolonial motiviert, nämlich als Intervention gegen die US-Intervention in Mexiko und fand, wie bereits erwähnt, in der Bewegung um Mahatma Gandhi seine antikolonialen Praxisformen. Mignolos Idee zum epistemischen Ungehorsam bleiben, das muss auch kritisch angemerkt werden, ähnlich wie die Forderung nach Ausweitung des zivilen auf sozialen Ungehorsam ziemlich unkonkret und drohen daher im Diskursraum zu verpuffen. Die Legitimität des dekolonialistischen Anspruchs soll damit keineswegs in Frage gestellt werden. Abschließend habe ich noch eine Bemerkung zur Konzeption des zivilen Ungehorsams und dann können wir gerne in die Diskussion einsteigen, worüber auch immer. Entscheidender als die berühmte eingangs zitierte Thoreau-Stelle vom Gesetzesbruch, der neben einem klar abgrenzbaren Gegner auch eine Stärke und eine fast heroische Entschlossenheit zur Tat voraussetzt, ist schließlich vielleicht ein anderer Satz Thoreaus. setzt, ist schließlich vielleicht ein anderer Satz Thoreaus. In Über die Pflicht zum Ungehorsam heißt es nur ein paar Zeilen weiter, wesentlich bescheidener, Zitat, ein Mensch soll nicht alles tun, sondern etwas. Und weil er nicht alles tun kann, soll er nicht ausgerechnet etwas Unrechtes tun, Zitat Ende. Nicht alles tun heißt dabei einerseits nicht mitzumachen, sich zu verweigern, zu blockieren, zu sabotieren und bedeutet andererseits, sich nicht dumm und passiv machen zu lassen, also wenigstens etwas zu tun. Was und was nicht, unter welchen Umständen und wie, genau das steht zur Debatte. In diese Debatte greifen nicht nur aktivistische Zirkel und globalisierungskritische Organisationen, sondern auch künstlerische Arbeiten ein. Das Buch von 2008 versteht sich als Beitrag zu diesen Debatten und zugleich als Untersuchung der Schnittstellen und Überlappungen zwischen künstlerischer Produktion und sozialen Bewegungen hinsichtlich verschiedenster Formen sozialen Ungehorsams. Damit komme ich zum Schluss. Eine zentrale Strategie des zivilen Ungehorsams bestand und besteht immer noch in der Herstellung von Konsensen hinsichtlich der Anliegen von Protest und Ungehorsam. Ob es eine gute Taktik dabei ist, Kunstwerke in Museen mit Farbe oder Suppe zu beschütten, wäre zu diskutieren. Aber klar ist, wie Kretschmanns Diktum von 2019, das kann keine Dauerveranstaltung sein, zu werten ist. Es ist selbstverständlich keine Beschreibung zivilen Ungehorsams, sondern der Versuch, ihn in seine Schranken zu weisen, also eine regulierende Festschreibung. Denn selbst aus der Geschichte der grünen alternativen Bewegung könnte zu lernen sein, ziviler Ungehorsam muss eine Dauerveranstaltung sein. Denkweisen ändern sich schließlich nicht von heute auf morgen. Wenn es zum moralischen Imperativ wird, nichts zur Verbreitung von Unrecht oder besser zur Verbreitung von Ungerechtigkeit beizutragen, muss das politische Maximalziel zivilen Ungehorsams ein gutes Leben für alle sein. Danke. Vielen Dank, Jens. Vielen Dank, Jens, für diese Einblicke, die jetzt quer über Zeit und Grenzen hinweg gegangen sind. Ich würde gern mit einer Frage und vielleicht ganz kurz zum Anfang, zu Beginn deines Vortrags gehen und über die Bedeutung des zivilen Ungehorsams nochmal kurz sprechen. Du hast ja im Vortrag einige Beispiele angesprochen, wo ziviler Ungehorsam oft eine relevante Rolle gespielt hat. Du hast die Bürgerrechtsbewegung in den 50er Jahren in den USA angesprochen, Rosa Parks, aber auch in den 70er Jahren quasi diese globale Bewegung, die eine feministische, ökologische Bewegung oder Bewegungen eigentlich waren und die auch einen Fortschritt quasi dann in den Gesellschaften, nicht immer waren es Demokratien, aber in den Gesellschaften gebracht haben. Und meine Frage ist, wie schätzt du die Bedeutung von zivilem Ungehorsam ein für die Demokratie, für den Erhalt, aber auch den Fortschritt in ihr? Hoch. Also ich schätze den Einfluss zivilen Ungehorsams für Demokratie sehr hoch ein. Und zwar auch im Sinne eines weit verstandenen Demokratieverständnis ist. Also nicht nur im Sinne von, wie das der sogenannte reformistische Flügel in den 70er Jahren diskutiert hat, als quasi Ergänzung und Korrektiv von zweifelhaften Entscheidungen der Politik oder der politischen Staatsapparate, sondern Demokratie auch verstanden als kollektive Vergesellschaftung. Also so wie ich das ausgeführt habe oder wie ich versucht habe das auszuführen, was ist eigentlich das realpolitische am zivilen Ungehorsam. Das kann sein, erstens der Einfluss auf Gesetzgebung, die Abschaffung der Segregationsgesetze. Es kann aber auch sein und sollte auch so verstanden werden, als Form der Entwicklung neuer sozialer Beziehungen. Menschen, die zivilen Ungehorsam ausüben, tun sich zusammen, brechen aus ihrem Alltag aus, entwickeln Konzepte des gemeinsamen Handelns. Das ist ja Demokratie in Aktion. Und insofern glaube ich, dass das eben auf beiden Ebenen dessen, was man als Demokratie verstehen kann oder was man hier jetzt so runterbrechend als Demokratie verstehen soll, ist ziviler Ungehorsam sehr wichtig. Ich habe noch eine Folgefrage dazu. Du hast auch gesagt, das war die Theorie von Henry David Thoreau, dass quasi individuelle Verweigerungen oder aufgrund von struktureller Problematik, die sind, das heißt, es braucht das Kollektiv dazu. Glaubst du, gibt es Alternativen zu zivilem Ungehorsam, mit dem man genauso eine Veränderung oder einen Reformprozess in einer Demokratie starten kann oder vielleicht auch in Autokratien, wo man in Richtung Demokratie gehen will? Oder ist eigentlich der zivile Ungehorsam die einzige Möglichkeit, wie man wirklich aufrütteln und was schneller verändern kann? Nein, ich glaube nicht, dass es da so eine Ausschließlichkeit gibt oder eine Exklusivität. Ich glaube, in der Geschichte gab es viele, viele, viele gute Beispiele für die Wirksamkeit oder auch nur für die Effektivität in sozialer Hinsicht von zivilen Ungehorsam. in sozialer Hinsicht von zivilem Ungehorsam. Das aber nicht bedeutet, dass das jetzt das einzige Mittel der Wahl sein muss oder die einzige Strategie ist ja vielleicht eher eine Strategie, die wiederum viele verschiedene Taktiken umfasst. Ich habe es ja auch schon erwähnt, ziviler Ungehorsam muss sich immer an konkret historische Situationen auf die beziehen, an denen orientieren. Und da kann es auch Situationen geben, in denen das jetzt gerade nicht die Strategie ist, die besonders erfolgversprechend ist oder die vielleicht auch zu gefährlich ist, je nachdem, wo das stattfindet und von wem es ausgehen soll. Und es gibt ja eine ganze Bandbreite von Protestformen und Widerstandsaktionen, wovon der zivile Ungehorsam nur einer ist. Danke. Ich schaue mal kurz ins Publikum, ob es gibt schon eine Frage. Es wird gleich ein Mikro zu Ihnen, zu dir kommen. Und wenn es sonst noch Fragen gibt, bitte kurz ein Handzeichen, weil sonst stelle ich einfach weiter Fragen. Passt, dann haben wir schon die zweite. Super. während des Vortrages oder gegen Ende des Vortrages, dass ja vielleicht der Begriff des zivilen Ungehorsams ein bisschen irreführend ist, weil eben dieses Wort zivil dabei ist. Und somit auszuschließen scheint Formen des Ungehorsams innerhalb von Militär oder Polizei. Also so gesehen wäre es vielleicht gut, das zu korrigieren oder einen anderen Begriff zu ersetzen, der etwas weiter ist. Wir haben es ja gesehen in dem einen mit den Zapatisten, dass da auch Soldaten oder es könnten auch Polizisten sein, die Waffe nicht gebrauchen, obwohl sie vielleicht den Befehl dafür bekommen haben. Also vielleicht sollte man den Begriff ausweiten, wie auch immer man das benennen sollte. Ich glaube, dass das ein Missverständnis ist. Also ich glaube, zivil ist ein schillernder Begriff, weil der kann sowohl bürgerlich meinen als auch zivil im Gegensatz zu militärisch. Und ich glaube, so ist er vor allem immer verstanden worden in der Geschichte, also in der letzteren Bedeutung. oder des Militärs ja überhaupt nicht aus, sondern es gibt ja auch zivilen Ungehorsam von Soldaten oder Soldatinnen, die den Kriegsdienst verweigern zum Beispiel, könnte man auch als Form zivilen Ungehorsams im Militär beschreiben. Es geht, glaube ich, eher darum zu sagen, es gibt militärischen Widerstand oder militärischen Ungehorsam oder bewaffneten Ungehorsam und demgegenüber steht der zivile ungehorsam der eben nicht bewaffnet dass ich glaube das war in der geschichte zumindest immer die hauptausrichtung und dann wurde in frage gestellt ob diese dieses civil in civil disobedience nicht doch auch zu starken bürgerliche schlagseite hat, weil nur Staatsbürger und Bürgerinnen können Steuern verweigern, wenn man jetzt Thoreaus Beispiel aufgreift oder eben die Frage auftauchte, wie bei Darwin jetzt in der aktuellen Diskussion, ist das nicht eigentlich eine sehr privilegierte Strategie oder eine Strategie für privilegierte Leute? Weil AsylbewerberInnen, die um ihren Aufenthalt bangen müssen, die können in der Öffentlichkeit ganz anders agieren und müssen viel vorsichtiger sein als Leute, die die österreichische StaatsbürgerInnenschaft haben. Und das wurde kritisiert an dem Konzept. Das wäre zu diskutieren. Ich glaube nicht, dass das das Konzept falsch macht, aber man sollte auf jeden Fall wie immer die Privilegien berücksichtigen und ungleiche Ausgangspunkte für politische Praktiken im Blick haben. für politische Praktiken im Blick haben. Es war dann gleich daneben noch eine Frage. Und gibt es sonst noch? Okay, dann haben wir hier die nächste. Kurze Frage, sollen wir Fragen sammeln oder sollen wir es einzeln machen? Von mir aus können wir es so weitermachen. Ich meine, ich komme dann so ins Reden. Wir haben ja genug Zeit. Wir haben es in den letzten Tagen gehört und gesehen, dass eine der bekanntesten Aktivistinnen, die sich mit gewaltfreien Aktionen beschäftigen, zur EU-Spitzenkandidatin ernannt worden ist. Meine Frage besiegt sich jetzt nicht auf die Lena Schilling persönlich, sondern meine Frage wäre, haben Sie sich mit der Frage beschäftigt oder gibt es Untersuchungen, die sich mit der Frage beschäftigt haben, wie weit Leute, die aus dem zivilen Ungehorsam kommen, dann wirklich in der Politik aktiv werden können und etwas erreichen, beziehungsweise wie weit die dann aufgerieben werden von den Parteistrukturen oder politischen Strukturen. Ich denke, es gegeben hat es aber schon. Gandhi war so jemand oder in Südafrika. Meine Frage wäre, gibt es so etwas in unserer Umgebung? Das heißt, gibt es sowas in Europa in den letzten 20, 30 Jahren? Beispiele, die zeigen, dass man nicht aufgerieben werden muss, meinen Sie? Also Studien gibt es da viele dazu. Und die allgemeine Tendenz ist, wie Sie ja auch schon nahegelegt haben in der Frage, Tendenz ist, wie Sie ja auch schon nahegelegt haben in der Frage, durchaus so. Die Leute werden durch den Parteiapparat aufgerieben oder kooptiert und entradikalisiert. Das ist auf jeden Fall die dominante Tendenz. Das zeigen auch alle Forschungen. Ich glaube aber nicht, ich bin da hoffnungsvoll eigentlich immer, ich glaube nicht, dass das ein Automatismus sein muss. Und ich glaube nicht, dass das ein Determinismus sein muss, dass das jetzt festgelegt ist, dass alle Leute, die sich in Parteiapparate bewegen, dann früher oder später ihre Radikalität verlieren. Das glaube ich nicht. Ich glaube, es gibt da immer gute Gegenbeispiele, wo ja auch Leute, die sich in Parteiapparate begeben, auf anderen Ebenen Dinge erreichen können, die wir, die nicht in diesen Apparaten sind, nicht erreichen können. Also ich glaube, dass man das nicht gegeneinander ausspielen muss, auch wenn die Mehrheit der Beispiele wahrscheinlich dem Unterton ihrer Frage recht geben wird, dass die Tendenz eindeutig ist, der Apparat ist mächtiger als das widerständige Individuum. Die Dame im Grünen, genau. Ja, mich treibt diese Frage mit dem bürgerlichen und privilegierten, also sozusagen, dass der ziven Ungehäusers, zum Beispiel in Staaten wie Iran. Wir waren drei Monate im Iran unterwegs und ich habe noch nie in meinem Leben so viele wahnsinnig mutige Frauen, vor allem aber auch Männer, erlebt, die trotz extremer Schwierigkeiten, die sie haben, die genau wissen, wenn sie bestimmte Dinge tun, dass die Wahrscheinlichkeit, Schwierigkeiten, die sie haben, die genau wissen, wenn sie bestimmte Dinge tun, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie verhaftet und gefoltert werden, auf nicht fast peinlich in der Ecke zu stehen. Aber ich denke, ich ermutige mich dann mit dem Aspekt der Solidarität und von Aktionen, die wir hier machen können, ohne dass wir gefährdet sind. die wir hier machen können, ohne dass wir gefährdet sind. Also die Solidarität, die Unterstützung, das Wahrnehmen der Tätigkeiten dieser Frauen, hier trotzdem weiterzutragen und sie zu unterstützen und hier auch einzustehen, glaube ich, ist trotzdem eine Möglichkeit, hier solidarisch zu handeln und sich nicht als privilegierte Weiße im Paradies Österreich halt auch ein bisschen zu bewegen. Und ich glaube, dass das schon trotzdem wichtig ist. Ich möchte mir diese Selbstermächtigung nicht nehmen lassen von Leuten, die sagen, naja, macht es halt ein bisschen. Das finde ich eher unangenehm, muss ich ehrlich sagen. Sehe ich ganz genauso. Danke für den Beitrag. Also mir ging es ganz ähnlich in Bezug auf die Frauen in Chiapas. Auch da war ich mehrmals und ich war so beeindruckt von diesem Mut und dieser Entschlossenheit und dem politischen Agieren eigentlich aus dem Nichts heraus, also jetzt bezogen auf die Ressourcen, auf die man zurückgreifen kann. Das wird alles aufgebaut auf der Grundlage kollektiven Handelns, aber ohne Geld und ohne alles. Und ist gefährlich, weil der mexikanische Staat das nicht sehr gerne sieht. Und ich finde auch, dass das wichtig ist, am Gedanken der Solidarität festzuhalten und deshalb habe ich mich besonders auch geärgert über diesen Beitrag von Nikita Dhawan, weil da ist ja das Argument, macht es euch schön einfach, ihr leidet gar nicht darunter oder müsst gar nicht so stark leiden wie die Bauern in Indien, das Beispiel da. Und eigentlich sind nur die legitime Akteure von Protest und Akteurinnen, die wirklich leiden. Und das finde ich ein ganz schwieriges, problematisches Argument, weil das eben letztlich solidarische Praktiken ausschließt. Weil wir dann im Grunde nur zu symbolischen Politiken verdammt sind aufgrund unserer Privilegien. Aber ich denke, man muss daran festhalten, da würde ich Ihnen total zustimmen, diese Privilegien auch zu nutzen. Man kann ja eben, das finde ich an dem Thoreau-Text ebenso sympathisch, zu sagen, wir haben die Wahl. Wir können entscheiden, machen wir was oder machen wir nichts oder was machen wir. Andere Leute haben diese Wahl nicht und umso stärker kommt es darauf an, dass wir Entscheidungen treffen, die solidarisch sind. Also so sehe ich es. Ich möchte nur einfach noch ganz kurz anmerken, dass diese Vernetzung und die internationale Solidarität, Sie haben auch gesprochen, dass diese Selbstermächtigung ja auch zu neuen Netzwerken, zu neuen Strukturen führt. Ganz wichtig ist, die Frauen vor allem im Iran haben mir immer wieder bestätigt, wie wichtig es ist, dass sie wissen, dass die anderen Frauen, so wie wir, ob ihrer Schwierigkeiten wissen und sie dabei unterstützen. Also mir ist noch nie so bewusst geworden, wie wichtig internationale Solidarität, die laut geäußert wird, die öffentlich gesagt wird, in Gebieten wie bei uns, wir können das ganz locker sagen, mir passiert gar nichts, wenn ich das sage, wie wichtig das ist, um diesen Widerstand aus dem Nichts überhaupt aufrechterhalten zu können. Also bin mit einigen noch in Kontakt und die schreiben mir immer wieder, Also bin mit einigen noch in Kontakt und die schreiben mir immer wieder, please think of us. Und ich denke, das ist das Mindeste, was wir tun können und müssen in unserer guten situierten Welt. Und das Zweite ist, hier sich nicht so viel zu fürchten, sondern auch etwas zu tun. Auch hier gibt es Ungerechtigkeiten, auch hier gibt es Dinge, die man laut sagen kann und für die man einstehen kann, gerade in Zeiten wie diesen, denke ich. Wir haben da hinten eine Frage, genau. Letzte Reihe, genau. Und wenn ich da noch kurz ergänzen darf, also das, was ja jetzt neu dazu kommt zu zivilem Ungehorsam und sozialen Bewegenden, sind die sozialen Medien. Also weil Sie die Frauen im Iran angesprochen haben, das ist ja eine wesentliche Rolle, dass die Frauen gehört und wahrgenommen werden, gerade weil wir Social Media haben und dass man nicht nur tatenlos privilegiert als weiße Person in Europa oder in Österreich da sitzen muss, sondern es eine ganz andere Wichtigkeit und Bedeutung hat, wenn man die Beiträge teilt, wenn man Menschen davon erzählt, wenn das quasi in der virtuellen Welt auch stattfindet. Ich habe es sehr spannend gefunden, was du vorgesagt hast, mit 2001 hat es ja diesen virtuellen Protest gegeben mit kein Mensch ist illegal und sie haben die Lufthansa blockiert. Also habe ich nicht gewusst, dass das gibt. Man kann sich auch aus der Geschichte ein bisschen was abschauen und schauen, was kann ich in den virtuellen Raum mitnehmen, was kann ich machen, dass man nicht ganz so hilflos da sitzt und quasi zuschauen muss. Bitte die Frage hinten. Protagonistin eingefallen, die in dem Titel nämlich auch vorkommt, und zwar die Carola Rackete, die jetzt da bei dem Vortrag zwar jetzt irgendwie nicht vorkommen ist, aber die mir zudem einfach einfällt, weil sie sich ja genau als Person für die Personen eingesetzt hat, die eben nicht unter dieser Gruppe der Zivilbevölkerung fällt, eben für die Menschen, die als Migrantinnen versuchen nach Europa zu kommen. Und deswegen ist meine Frage eigentlich auch die, inwiefern sich der zivile Ungehorsam eben auch in Europa beziehungsweise anderswo ausgeweitet hat auf Personen, die diesen eben im Namen anderer oder beziehungsweise in Solidarität zu anderen führen. Also ob es da wissenschaftliche Studien gibt dazu, ob sich das verstärkt hat. Und eine zweite Frage, die ich da in dem Kontext auch noch mitstören will, ist, inwieweit der zivile Ungehorsam auch aus einem staatlichen Gefüge passieren kann. Das heißt, es fällt mir halt auf, beziehungsweise auch aus dem rechten Bereich sozusagen, wo ja auch innerhalb der Politik teilweise ja auch gegen Gesetze verstoßen wird, inwieweit das man als ziviler Ungehorsam ja auch fassen müsste, weil ja der Staat ja nicht als festes Gefüge existiert, sondern weil ja auch Teilbereiche passieren, ob es da dazu auch irgendwelche Tendenzen gibt, dass man das da mit reinfasst. irgendwelche Tendenzen gibt, dass man das da mit reinfasst. Ja, danke. Auch zwei gute Fragen. Also Studien zur Ausweitung des zivilen Ungehorsams in Bezug auf solidarische Praktiken kenne ich nicht. Es ist, wie gesagt, in den letzten Jahren relativ wenig erschienen. Zu Solidarität viel. Das ist jetzt wieder so ein Begriff. Auch da ist es immer interessant, könnte man eine eigene Arbeit zuschreiben über diese Konjunkturen von Begriffen. Das hat auch in den 90er, 2000er und 2010er Jahren kaum was gegeben zu Solidarität. In den 70ern viel. Und jetzt in den letzten fünf bis zehn Jahren boomt das. Und da wird auch jetzt Seenotrettung, Sea-Watch, Carola, Rakete so stark thematisiert, auch im Hinblick auf die Frage, worauf soll überhaupt Solidarität gründen? Ich führe das jetzt noch kurz aus und komme dann nachher zu der zweiten Frage. Weil ein Solidaritätsverständnis, ein herkömmliches oder weit verbreitetes Solidaritätsverständnis ging immer davon aus, Solidarität übt man mit denen, mit denen man was gemeinsam hat. Proletarier aller Länder, vereinigt euch, weil wir alle ProletarierInnen sind, haben wir was gemeinsam. Deshalb unterstützen wir uns gegenseitig in unserem Kampf. Dieses Solidaritätsverständnis hat sich in der Geschichte immer wieder gezeigt und auch theoretisch kommt häufig an seine Grenzen. Man hat vielleicht gar nicht so viel gemeinsam oder muss Gemeinsamkeiten erst herstellen. Oder Leute, da werden die Proletarierinnen gar nicht mit gemeint und die haben vielleicht ganz andere Probleme und deren Probleme müssen dann extra aufgegriffen werden. Also dieser auf Gemeinschaft basierende Solidaritätsbegriff ist in die Krise geraten, könnte man sagen, und dann von einem ersetzt worden, der eben so Aktionen wie die Seenotrettung stärker in den Blick nimmt, wo ja Akteure zugange sind, die eigentlich nichts gemeinsam haben, außer dass sie Menschen sind, außer dass sie Menschen sind, aber die weder die gleiche Nationalität noch den gleichen Bildungshintergrund, noch die gleiche ethnische Zuschreibung, eigentlich teilen die gar nichts, noch nicht mal die politische Ansicht. Und trotzdem unterstützen die einen die anderen. Und diese Art von Solidarität ist in den letzten Jahren auch viel diskutiert und konzipiert worden. Wenig in Bezug auf zivilen Ungehorsam. Und das ist eigentlich interessant, finde ich, weil die Seenotrettung wird ja im Grunde erst Posthum zum zivilen Ungehorsam. Die fangen ja gar nicht an und sagen, wir wollen ungehorsam sein, sondern die Gesetzeslage verschärft sich und verschärft sich und dadurch werden die zu ungehorsam Handelnden und fangen ja gar nicht an, sozusagen wie jetzt die Blockade der Pershing-Raketen oder so, wo man sagt, wir gehen jetzt dahin und machen ungehorsam sein. So fangen die gar nicht an. Und deshalb finde ich, wäre das eine interessante Frage, auch das aufzugreifen. Die zweite Frage, kannst du da nochmal kurz sagen? Ich habe jetzt so lange ausgeführt. Im Endeffekt, es war jetzt nicht so gut ausgeführt. Die zweite Frage war das, was mir durch den Kopf gegangen ist, und zwar eben, inwieweit man das als zivilen Ungehorsam erfassen kann, wenn er sozusagen dieser, sage ich jetzt mal, von Politikern, Politikerinnen ausgeübt wird, die sozusagen als Vertreterinnen des Staates agieren, sozusagen in diesem Gefüge ja sein, weil ursprünglich ja gesagt worden ist, ein ziviler Ungefahrsamrichte zu primär mal gegen den Staat. Sozusagen wie die in diesem Gefüge ebenfalls zivile Ungefahrsam ausüben, wollen sie sich eben nicht an die Gesetze halten. Also jetzt auch ein bisschen im Kontext der Seenotrettung, wo eben genau das ja auch passiert ist. Genau, also inwieweit das auch gefasst wird in dem Konzept. Ja, danke. Das ist auch eine ganz wichtige Frage, weil die tatsächlich auch in der Forschungsliteratur ausgeblendet wird. Man könnte die ja übersetzen in die Frage, ist ziviler Ungehorsam immer emanzipatorisch? Und das ist eine Frage, die wird oft gar nicht gestellt. Also ich habe ja zum Beispiel genannt, es gibt zivilen Ungehorsam auch in der Geschichte, der jetzt so durchaus in Übereinstimmung mit Regierung und nicht gegen Regierung, Beispiel war das die Ruhebesetzung, aber auch da wird ja zivilen Ungehorsam, der gesellschaftspolitisch konservativ ist oder der populistisch ist oder der rechts ist einfach. Und die Frage ist erstaunlicherweise, muss man sagen, überhaupt nicht diskutiert worden bisher. Erstaunlicherweise muss man sagen, überhaupt nicht diskutiert worden bisher. Und das ist sowieso eine Lücke, finde ich, in der ganzen Forschung zu sozialen Bewegungen. Auch soziale Bewegungen an sich, die können auch rechts sein. das zu konzertieren ist das eine. Das noch viel Interessantere ist ja eigentlich, wo sind die Übergänge? Oder wann wird eigentlich progressiver zu konservativen Protest oder so? Und das wären, finde ich, die wirklich drängenden Fragen, auch in Bezug auf Demokratie. Wo kommt die Legitimität her für eine bestimmte Handlung? Sind die Traktoren jetzt in den letzten Wochen in Deutschland, sind das ja auch Formen von Blockade und so, die Protestformen aus den 70ern aufgreifen, aber sind die emanzipatorisch, würde ich sagen, eher nicht. Aber geschrieben worden ist darüber relativ wenig bisher. Wir haben hier eine Frage und dann auf der anderen Seite. Ja, ich würde gerne anschließen an diese Privilegiertheitsdebatte und sagen, dass so sehr ich irgendwie da zustimme, ich schon auch irgendwie irgendwas in mir sich aufbäumt, wenn jetzt vom Paradies Österreich irgendwie gesprochen wird, weil ich es ehrlich gesagt nicht sehr paradiesisch erlebe, wenn ich sozusagen, gerade wenn es jetzt um Klimaschutzmaßnahmen oder so geht, den Eindruck habe, dass ich eigentlich sehr, oder dass soziale Bewegungen allgemein sehr ohnmächtig sind gegenüber einfach strukturellen Kräften. Und ich würde sagen, dieses Kräfteverhältnis scheint mir irgendwie sehr komplex zu sein, also wie dort die Zusammenhänge sind und wie diese Ohnmacht sozusagen zustande kommt. Also ja, aber allein sozusagen durch finanzielle Kräfte, die irgendwie da wirken und dann auch irgendwie eine politische sozusagen Wirksamkeit irgendwie entfalten bis hin zu ja einfach auch sozusagen Polizei finanzieren oder so, die dann irgendwie Widerstandsbewegungen irgendwie niederschlägt oder so und frage mich da einfach, was sind eigentlich, wie soll ich sagen, ja, also für mich ist so ein bisschen die Frage, was sind denn vielleicht Formen des zivilen Widerstands, die irgendwie da angemessen sind, Formen des zivilen Widerstands, die irgendwie da angemessen sind. Beziehungsweise, also das war eigentlich so ein bisschen mit der Frage, glaube ich, bin ich hier so reingegangen und suche so ein bisschen Inspiration auch vielleicht irgendwie aus der Geschichte. Weil ich für mich schon nicht weiß, wie zivil Widerstand überhaupt noch sein sollte. Also ich meine, es ist ja auch eine Frage, wie sehr der Widerstand zum Beispiel jetzt aktuell überhaupt noch zivil erlebt, der ja vielleicht jetzt als zivil einzuordnen wäre irgendwie. Wenn sich Leute auf die Straße kleben oder so, ist ja wahrscheinlich auch eine relativ große Einschätzung irgendwie da, dass es vielleicht sehr gewaltvoll, sag ich jetzt mal, ist oder so. Es wird sozusagen so irgendwie aufgenommen und ja, von daher frage ich mich sowieso schon, wie viel Sympathie es überhaupt noch für diese zivilen Widerstände gibt. Faktisch. Also ich habe eher den Eindruck, dass da ziemlich wenig Sympathie noch da ist. Und ja, genau. Also deswegen einerseits aus dieser Ohnmacht sozusagen mit diesem zivilen Widerstand irgendwie nicht richtig was bewegen zu können und andererseits einfach auch so gefragt, wo, ja vielleicht gibt es ja auch in der Runde ein paar Ideen, was sozusagen angemessene Widerstandsformen sind oder wo auch Gewalt voller Widerstand sozusagen angebracht ist im Angesicht von sozusagen einer tickenden Uhr und ja, also ich weiß nicht, wie zivil das dann immer noch sein muss oder sollte. Also das ist für mich wirklich eine Frage. Also vielleicht zunächst zum Paradies. Ich glaube, das war ja eher so gemeint, die Ausgangspunkte unserer Möglichkeiten sind hier relativ frei. Paradies. Ich glaube, das war ja eher so gemeint, die Ausgangspunkte unserer Möglichkeiten sind hier relativ frei im Vergleich zu anderen Situationen im Iran oder auch in Chiapas. Bitte? Ja, aber ich... Ja. Im Verhältnis zu anderen Weltregionen. Ja, genau. Ich glaube auch, dass es eher darum ging, und nicht jetzt zu sagen, Österreich ist ein Paradies in Sachen sozialer Gerechtigkeit oder so. Ja, die andere Frage in Bezug auf die möglichen Formen zivilen Ungehorsams. Ich meine, die müssen sich immer am konkreten Anlass entwickeln. Ich glaube, da gibt es keine Blaupausen zu sagen, jetzt setzen wir uns zusammen und machen mal zivilen Ungehorsam, sondern das ergibt sich aus politischen Zuspitzungen. Und ich glaube, dass man sich da jetzt nicht entmutigen lassen soll in Bezug auf die Akzeptanz zum Beispiel der Aktion von KlimaaktivistInnen, weil die die Versuche, gewaltfreien Protest als Nötigung, als Störung der öffentlichen Ordnung und als gewaltvoll, wie du es ja auch beschrieben hast, dar versucht wird, die öffentliche Meinung dahingehend zu beeinflussen, zu sagen, das sind die eigentlichen Störenfriede- und GewalttäterInnen und nicht diejenigen, die die Umwelt zerstören. Und ich glaube, dass das immer so war, soll uns sagen, wir müssen trotzdem weitermachen und unser Bestes versuchen im Hinblick auf die Verschiebung von Kräfteverhältnissen. Ich glaube, es gibt keine andere Möglichkeit, als daran zu arbeiten und immer wieder zu zeigen und zu sagen, nicht wir sind die GewalttäterInnen, die wir uns auf die Straße setzen, sondern der SUV-Fahrer oder die SUV-Fahrerin ist Vertreter, Vertreterin einer fossilen Ideologie, die uns alle in den Abgrund stürzen wird. Also ich glaube, daran muss man festhalten. Und da scheint mir dann, um dann den dritten Aspekt, den du angesprochen hast, aufzugreifen, scheint mir der zivile Ungehorsam oder zivile gewaltfreie Aktion immer noch leichter ver gezeigt, dass militante Aktionen erstens schwerer vermittelbar sind und man auch in der US-Bürgerrechtsbewegung, der Niedergang begann, aus meiner Sicht, wird darüber gestritten, mit dem Griff zur Waffe. Weil die Massenbasis hat diesen Griff nicht mitgetan. Und das war der erste Aspekt, wo die zivilen, gewaltfreien Aktionen effektiver sind, aus meiner Sicht als Militante. Und der zweite ist der Repressionsapparat des Staates. Auch das hat ja die Geschichte in vielerlei Hinsicht gezeigt. Da, wo soziale Bewegungen sich bewaffnet haben, war auf der anderen Seite die Legitimation, militärisch dagegen vorzugehen, viel, viel größer. Und auch die Mittel des Staates sind immer stärker als die Mittel von bewaffneten sozialen Bewegungen. Deshalb glaube ich nicht, dass das der richtige Weg ist. Aber kann man natürlich auch darüber diskutieren. Es wird seit 40, 50, 60 Jahren darüber diskutiert. Muss man immer wieder neu diskutieren. Aber aus meiner Sicht hat die Geschichte da eindeutig ihre Urteile gesprochen. Wir finden im Grünen, im Grünen scheint eine Frage und dann hier vorne noch eine Frage, Lisa. Ich hätte aber eigentlich eine Frage vom zivilen Ungehorsam. Wie lautet da die wissenschaftliche Definition, die Abgrenzung zu Aktionen oder zu Sabotage? Ist ein ziviler Ungehorsam, wenn ich ein IT-System lahmlege? Das ist ja keine zerstörerische, sondern nur temporäre Sache. Ein IT-System, eh so wie die Lufthansa. Das ist ja im Prinzip wirklich eine Zerstörung, eine temporäre Zerstörung von einem System, wie wenn ich eine Straße blockiere. Das fällt mir nicht mehr unter ziviler Ungehorsam, sondern das ist schon Sabotage. Und wenn ich jetzt irgendwas mache, außerhalb vom Demonstrationsrecht, ist das schon Aktion und kein ziviler Ungehorsam mehr. Oder wie schaut da die wissenschaftliche Definition aus? Ich habe es ja versucht darzustellen. Ich glaube, es gibt keine einheitliche oder eindeutige, also weder eine einheitliche noch eine eindeutige wissenschaftliche Definition. Weil je nach Anlass und je nach Aktionsform muss man da differenzieren. Also was du jetzt als Aktion beschrieben hast, außerhalb des zivilen Ungehorsams, würden ja viele sagen, gehört zum zivilen Ungehorsam. Dann gibt es Leute, die sagen, Sabotage ist auch ziviler Ungehorsam. Andere sagen, nein, ziviler Ungehorsam ist gerade nicht Sabotage. Das ist immer umstritten, auch unter den AkteurInnen selbst. Deshalb eine eindeutige Definition gibt es da nicht. quasi ein Korrektiv sein zu dem, was die Parteien und die sogenannte Zivilgesellschaft machen? Oder soll ziviler Ungehorsam Keim für eine neue emanzipatorische Gesellschaft sein? Das sind auch einfach verschiedene Verständnisweisen, die es in den sozialen Bewegungen gegeben hat. Die einen sagen, das ist der eigentliche zivile Ungehorsam, die anderen sagen, das ist der eigentliche zivile Ungehorsam. Ich habe versucht, so die Bandbreite darzustellen, aber das sind umstrittene Konzepte. Naja, die philosophische Ebene oder die theoretische Ebene, die orientiert sich ja immer an bestimmten Praktiken. Die meisten, die darüber diskutieren und sagen, für mich ist ziviler Ungehorsam erstens, zweitens, drittens, die nehmen ja bestimmte Beispiele zum Anlass und sagen dann, Beispiel US-BürgerInnenrechtsbewegung, die Aktion von Rosa Parks und der Busboykott, das war ziviler Ungehorsam. Black Panther und Black Liberation Army sind nicht mehr ziviler Ungehorsam. Das ist eine Festlegung, die sich an bestimmten konkreten Beispielen orientiert. Und so wurde das immer unter den Akteuren und Akteurinnen selber, aber auch eben von der Wissenschaft in Bezug auf die AkteurInnen unterschiedlich gefasst. Wir haben jetzt noch Zeit für eine letzte kurze Frage hier vorne. Und bis wir warten, sage ich vielleicht nur kurz, also das, was ja sozialen Widerstand vereinigt, diese Disruption und das Element und dann die Frage, wie erfolgreich ist diese Disruption und wie schät dann die Frage, wie erfolgreich ist diese Disruption und wie schätzt man das ein? Das ist, glaube ich, sehr unterschiedlich von dem Bereich. Ich wollte noch ganz woanders hin. Zu den, sage ich mal, Mietensteigen. Arbeitsplätze sind teilweise doch gefährdet, weil hier in diesem Land ja doch vieles politisch läuft. Es werden auch Leute entlassen, die sich gegen die Regierung stemmen und hinterrücks, sage ich mal, plötzlich ihren Arbeitsplatz verlieren, weil es hier keine richtigen Kündigungsschutzgesetze gibt. Und was mir in letzter Zeit sehr fehlt, ist diese Solidarität, Mieten steigen, Heizkosten steigen etc. Diese Hausbesetzer-Szene. Wir hatten in Berlin, sage ich, eine ganz klare 70er, 80er Jahre, auch 90er Jahre Hausbesetzer-Szene und wir haben Häuser geschützt und wir haben ganze Stadtteile geschützt. Und hier werden einfach Häuser abgerissen, die eigentlich in Stand gesetzt werden können, Wohnraum geschaffen werden oder es wird so wie jetzt halt auch in Deutschland, das ist hier auch in Eigentum umgewandelt. Und dass es da nicht wirklich eine Solidarität gibt und endlich wieder Leute, die Häuser besetzen und sagen, das geht nicht. Und vor allen Dingen, dass auch die Politik dazu, und da muss ich ganz ehrlich sagen, bin ich sehr enttäuscht von den Grünen, dass sie da nicht mehr agieren und mehr auch Tempo machen und sagen, besetzt bitte Häuser. Das war bei uns so, ja, bei uns war es so, bei uns war die Stadträtin dabei, wenn Häuser besetzt wurden. Darf ich nur ganz kurz auf die Zeit hinweisen? Ja, das ist meine Frage. Es ist einfach die Frage, warum gibt es diese Schiene nicht mehr? Warum sind die Leute müde geworden? Das ist eine sehr weitreichende Frage, aber Jens, hast du eine kurze Antwort darauf? Schwierig zu beantworten. Ich glaube, die Leute sind nicht an sich müde geworden. Ich glaube, es gibt immer Leute, die protestieren und Aktionen machen. Ich glaube auch, es gibt halt Aufs und Abs und es gibt Konjunkturen und es gibt konjunkturelle Löcher, Zeiten, wo nichts passiert oder wo die Rechten stärker sind. Aber man darf da die Hoffnung nicht verlieren. Ich finde gerade diese Rückbezüge auf die Geschichte der Hausbesetzungsbewegung ist wichtig, um zu sagen, okay, das ist eine Möglichkeit, die ist vielleicht für viele junge Leute gar nicht mehr im Blick und deshalb ist es wichtig, darauf hinzuweisen. Und dann müssen die aber ihre eigenen Aktionsformen entwickeln. Und dann kann man nur das Beste hoffen. Ich glaube nicht, dass es nur die Angst ist. Es sind auch viele andere Aspekte, weil ich meine, dass Angst, die Frauen im Iran oder die Frauen in Schiappas müssten viel mehr Angst haben als wir hier alle. Auch Leute, denen es nicht so gut geht wie jetzt mir. Ich glaube, das ist ein vielschichtiges Problem, warum Leute politisch aktiv werden oder emanzipatorische Praxis bevorzugen oder nicht oder was tun oder nicht, ist nicht nur die Angst. Das ist, glaube ich, immer im gesellschaftlichen Kontext zu sehen. In welcher Gesellschaft habe ich was für eine historische Entwicklung und was wird dann als ziviler Ungehorsam gesehen? Was ist möglich? Wie weit kann ich gehen? und was zeichnet den Erfolg aus? Wann weiß man denn, dass eine Widerstandsbewegung oder soziale Bewegung erfolgreich war und es geschafft hat? Ist es, wenn man es geschafft hat, ein Thema auf den Tisch zu bringen, wenn man über die Art diskutiert, wie man es machen kann oder wenn man vielleicht auch in der politischen Ebene, ob das jetzt als politische Partei oder sonst irgendwer als Stakeholder am Platz am Tisch hat und sich einbringen kann. Das ist jetzt glaube ich auch vielleicht eine Frage oder noch eine Anregung, die ich Ihnen mitgeben darf. Nachdem wir jetzt sehr unterschiedlich in unterschiedlichen Ländern und Zeiten und Bewegungen waren, wir haben jetzt eh eigentlich nur das geschafft, ein bisschen zu streifen. Ich hoffe, dass wir Ihnen mehr Lust machen konnten auf die weiteren Abende. Bevor wir jetzt noch abschließen, darf ich nämlich noch ganz kurz auf die weiteren drei Abende verweisen und nochmal kurz, welche Themen wir haben. Also am 31. Jänner widmen wir uns den sozioökologischen Kämpfen in Lateinamerika. Am 7. Februar erwartet Sie und euch die Filmvorführung des Massaker von Marikana sowie eine Führung durch die begleitende Ausstellung. Und am 14. Februar schartet sie und euch die Filmvorführung Das Massaker von Marikana sowie eine Führung durch die begleitende Ausstellung. Und am 14. Februar schließen wir die Reihe ab mit Denkmal Global 2024 mit dem Thema Soziale Bewegungen in Oberösterreich brauchen wir mehr Ungehorsam, was glaube ich auch ein bisschen das aufgreift, was jetzt in den Fragen gekommen ist. Also da werden wir sehr in der aktuellen Zeit Bewegung und sehr auch in Oberösterreich verankert. Ich darf mich sehr herzlich für Ihre Fragen, für Ihre anregenden Beiträge, für die Diskussion und für das aktive Dabeisein bedanken. Vielen Dank Jens für deinen Vortrag, dass du uns viele Impulse mitgegeben hast. Ich darf Sie noch zum Schluss darauf aufmerksam machen, wenn Sie die Veranstaltung gut gefunden haben und prinzipiell die Arbeit von Südwind gut finden, dann überlegen Sie sich, ob Sie Mitglied werden möchten. Damit können Sie nicht nur die Arbeit von Südwind unterstützen, sondern auch ein bisschen selber aktiv werden und Engagement zeigen. Wir sind auf jeden Fall vom Vorstand ein paar noch hier für Gespräche da und Sie können sich auch Info-Folder mitnehmen. Vielen Dank fürs Dasein, fürs Mitdiskutieren, für Ihr Engagement und ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Ja, danke auch von mir und ebenfalls schönen Abend noch. Thank you.