Nathalie Vosler Lektorat Als die Christiane mich gefragt hat, ob ich diese Keynote halten werde, sie hat vorhin gesagt, sie ist nicht sehr diplomatisch. Das ist so. Und natürlich war klar, ich halte die Keynote. Aber ich wurde nicht dazu gezwungen, aber es war klar. Und ich habe mich darauf gefreut, die Keynote zu halten, weil das ganze Thema Zukunftsfähigkeit, wie wollen wir unsere Gesellschaft gestalten, das ist etwas, womit ich mich eigentlich schon mein ganzes Leben lang beschäftige. Besonders stark, seit ich mitgeholfen habe, Teach for Austria aufzubauen, vor zwölf Jahren. Und dann bei der Vorbereitung auf diese kleine Keynote hier, habe ich mich nochmal gefragt, ja, wieso beschäftigt mich dieses Thema so stark? Und ich glaube, das hat mit meiner Herkunft zu tun. Hört man ja, ich komme nicht aus Oberösterreich oder aus Österreich. Ich bin 1978 geboren in einem Land, was gar nicht mehr existiert. Ich bin geboren in der DDR. Und die DDR, gut, das wird hier bekannt sein, hat in den 60er Jahren eine Mauer gebaut, einmal durch Berlin und dann eine sehr, sehr gut abgesicherte Grenze durch das ganze Land. Und diese Grenze war nicht nur dafür da, um irgendwie Einflüsse von außen abzuhalten, sondern sie war vor allen Dingen dafür da, die Menschen in der DDR zu halten, damit niemand weggehen kann, wie in einem Gefängnis. damit niemand weggehen kann, wie in einem Gefängnis. Und ich in den 80er Jahren war damals ein kleiner Junge und ich kann mich erinnern, ich habe immer so Abenteuerromane und so weiter oder Abenteuerbücher gelesen und meine großen Helden, das waren so Robinson Crusoe, James Cook, so Leute, die durch die Welt fahren und die ganze Welt bereisen und Abenteuer erleben. Und ich habe dann so nachts unter der Bettdecke mit meiner Taschenlampe gelegen und gelesen. Und das hat mich total inspiriert. Ich habe, muss ich sagen, am meisten hat mich immer inspiriert und interessiert so tropische Länder. Das war so mein Ding. Irgendwo, wo es den Dschungel gibt. Ich habe mir das vorgestellt mit vielen Tieren. Und das war so die Welt, die ich mal kennenlernen wollte, erleben wollte. Im Sommer sind wir immer, ich komme aus Norddeutschland und mit meinen Eltern, mit meiner Schwester, mit meinen Eltern sind wir mal in die Ostsee gefahren zum Camping. Da ist sie, die Ostsee und der Strand. Und ich kann mich gut an so eine Situation erinnern, die immer wieder irgendwie aufgetreten ist. So ich stehe bei einer Ostsee vor dem Meer, schaue auf den Horizont. So ich spüre so den warmen Sand zwischen meinen Zähnen, ich rieche so die Meeresluft, ich höre die Möwen schreien über mir und ich liebe einfach das Meer. Und am Horizont sehe ich so Schiffe und Tanker umherfahren und einige von denen verschwinden so im Horizont. Und ich frage mich, wo fahren die hin? In welche Länder fahren die? Wie sieht das aus? Wie leben die Menschen dort? Wie sprechen die dort? Wie ist das? Und dicht vor mir gibt es auch ein Kriegsschiff, das vor der Küste patrouilliert, weil auch das Meer eine Grenze war. Und hinter mir der Wachturm und die Soldaten auf dem Wachturm, die erinnern mich daran, dass ich das niemals rausfinden werde. Ich weiß ganz genau als Kind, da bin ich mir sehr sicher, ich werde niemals ein anderes Land sehen. Und dann auf einmal verändert sich alles. Ende der 80er Jahre, 1989, fangen Menschen an, aufzubegehren, sich zu versammeln, sich zu Friedensgebeten zu versammeln, mit Kerzen in der Hand durch die Stadt zu gehen, Friedensmärsche zu machen. Meine Eltern sind in meiner Stadt, in der ich aufgewachsen bin, die Mitinitiatoren von dem Ganzen, versammeln sich bei uns zu Hause verschiedene Leute, schreiben Manifeste, wie sie die Zukunft eigentlich gestalten wollen, wie sie wollen, dass sich die Dinge im Land verändern. Und immer mehr Menschen kommen zu diesen Friedensprotesten, immer mehr Menschen gehen mit der Kerze in der Hand durch die Stadt. Das wird immer größer und größer. Und ich erinnere mich an die Situation, wie ich mit einer Kerze in der Hand auf dem Marktplatz stehe bei uns. Total voll der Marktplatz. Ich stehe an der Hand meiner Mutter, greife so die Hand von meiner Mutter ganz fest, weil es irgendwie eine aufregende, spannende Situation war. Es war dunkel abends. Ich sehe meinen Vater auf der Bühne stehen und er diskutiert mit dem damaligen Bürgermeister und mit dem Stasi- Offizier bei der NVA, der Nationalen Volksarmee. Die hatten drei Kilometer weiter eine Basis, eine sehr große. Und dieser Stasi-Offizier von der Volksarmee, der sagt zu meinem Vater auf der Bühne, wir werden gegen Menschen wie Sie mit der Waffe in der Hand vorgehen, wenn wir den Befehl dazu bekommen. Und ich habe Angst und auf der anderen Seite spüre ich, dass da gerade was Großes passiert, eine riesengroße Bewegung. Und ein paar Monate später fällt die Mauer und ein Jahr später stehe ich gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester an der Reling von einer großen Fähre und ich sehe den Strand vom Meer heraus, wie sagt man, aus einer anderen Perspektive. Und ich schaue auf den Strand und ich sehe ihn langsam im Horizont verschwinden und wir fahren nach Dänemark und das erste Mal in meinem Leben werde ich ein anderes Land sehen. Damals in den 80er Jahren da konnte sich niemand vorstellen dass das überhaupt passieren könnte niemand konnte sich vorstellen das war unheard of dass die Mauer fallen könnte dass der kalte Krieg vorbei sein könnte es war unvorstellbar und trotzdem ist es passiert und sogar sehr schnell passiert. Und es ist deswegen passiert, weil Menschen sich auf den Weg gemacht haben, aufbegehrt haben, weil Menschen aktiv geworden sind, sich eine andere Zukunft vorstellen konnten und dafür losgegangen sind und etwas getan haben, dafür eingestanden sind, sich auf einen Weg gemacht haben. Future Minds, könnte man sagen, hier in diesem Kontext. Und darum freue ich mich hier heute beim Future Minds Summit, später auch, gemeinsam zu diskutieren, voneinander zu lernen, zu netzwerken. Das ist am Ende nur dann was wert, wenn wir dann auch gemeinsam daran arbeiten, eine zukunftsfähige Gesellschaft zu bauen, in der alle Kinder, so wie es auch unsere Vision sagt bei Teach for Austria, die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu leben, wir die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu leben, auf einem intakten Planeten und in einer freien, demokratischen Gesellschaft. Vielen Dank. Thank you.