Musik Sichtbar Das inklusive Kulturgespräch mit Alfred Rauch Musik Michael Wilhelm Kunst oder Lebenskunst? Die Kunst ist sehr eigen. Doch wo fängt sie an? Im Kopf eines Menschen, der sie nicht immer verstehen kann. Bilder sind kunstvoll in ihren Farben und Stil. Dem einen sehr wertvoll, einem anderen bedeuten sie nicht viel. Ein Kind malt mit Liebe, zeigt das Bild dann herum. Hermann Nietzsch ist ein Künstler. Ich finde ihn dumm. Der Ball ist des Kickers sein tägliches Brot, doch manchmal kommt er auch damit mal in Not. Das Tor ist ganz leer, frei für den Schuss. Die Kunst, ihn zu verschießen, ist für ihn kein Genuss. Doch die Zeit bleibt nicht stehen, das ist unsere Gunst. Das Leben zu meistern ist auch eine Kunst. Ein Sandler hat wenig, zu Geld macht er das Flaschenpfand, hat dennoch zufrieden sein Leben in der Hand. Ein Millionär, der hat alles, ist dennoch allein. Wer von den beiden wird glücklicher sein? Die Kunst zeigt ihre Vielfalt im Leben, am Bild und auf dem Papier. Dennoch bin ich kein Künstler, das glaube mir. Kunst oder Lebenskunst von Michael Wilhelm, vorgetragen vom Landestheaterschauspieler Christian Heger. Mit diesem Text möchte ich Sie ganz herzlich zu einer weiteren Ausgabe unserer Sendereihe Sichtbar, dem inklusiven Kulturgespräch hier auf DorfTV begrüßen. Es geht, wie unschwer zu erkennen ist, heute um Literatur. Um Literatur von Menschen mit Beeinträchtigung, die nach der bildenden Kunst und nach Theater und Tanz in der künstlerisch-kreativen Betätigung von Menschen mit Beeinträchtigung einen immer größeren Stellenwert bekommen hat. Zahlreiche Literaturgruppen oder Schreibwerkstätten wurden gegründet, viele Publikationen haben Texte von Menschen mit Beeinträchtigung in die Öffentlichkeit getragen und Literaturpreise wie der renommierte Literaturpreis Orange Mouse tragen dazu bei, dass die Literatur von Menschen mit Beeinträchtigung immer wichtiger und ernster genommen wird. Eine solche Literaturgruppe haben wir heute in unserer Sendung zu Gast. Es ist die Literaturgruppe der Caritas Oberösterreich aus St. Pius in Peuerbach und ich begrüße ganz herzlich die Leiterin der Gruppe, Frau Mag. Andrea Hinterberger. Ich begrüße Inge Weinberger, eine Autorin der Gruppe und ich begrüße Michael Wilhelm, ebenfalls einen Autor, der den Text, den wir am Anfang der Sendung gehört haben, verfasst hat. Wie immer gibt es bei uns was zu trinken in der Sendung. Was dürfen wir euch anbieten? Habt ihr einen Wunsch? Bitte ein Wasser. Ein Glas Wasser. Ja, Wasser wäre wunderbar. Ein Wasser, alle drei wollen ein Wasser. Ihr seid sehr bescheiden. Dürfen wir bitte ein Wasser für die Gäste haben. Danke, Klaus. Michael, ich darf gleich die erste Frage an dich stellen. Dein Text heißt Kunst oder Lebenskunst? Wo siehst du dich eher? Als Künstler oder als Lebenskünstler, wobei ich glaube, dass wir Menschen vor jedem etwas haben. Weil man das auch fasziniert zum Beispiel, wenn ein Sandler Geld sammelt oder Flaschen sammelt, damit er überleben kann. Das sehe ich als Lebenskünstler, als Künstler in dem Sinne, sehe ich mich nicht unbedingt, wobei es mir schon Spaß macht, Texte zu schreiben und ich freue mich darüber, wenn sie gelesen werden oder für irgendeinen Anlass verwendet werden. Die Jury des Literaturpreises Ohrenschmaus hat das offensichtlich anders gesehen, denn sie hatte im Jahr 2012 genau für diesen Text den Hauptpreis in der Kategorie Lyrik damals überreicht. Das war eine wunderbare Auszeichnung, oder? für die Leistung, die ich erbracht habe, aber auch für das Interesse, das die Jury zeigt und sich mit den Texten auseinandersetzt, das aber wiederum zeigt, wie spannend und wie aktuell, dass man Themen beschreiben kann. Wunderbar. Du bist schon sehr lange bei der Literaturgruppe. Seit wann bist du dabei? Ich bin seit 2006 dabei. Also seit dem Anfang, seit der Gründung der Literaturgruppe. Was ist für dich Schreiben? Was bedeutet das? Warum schreibst du gerne? Schreiben tue ich gerne, weil es mir Spaß macht, über Themen zu schreiben. Ob das jetzt fantasievoll ist, ob das jetzt sportlich, gesellschaftlich oder auch politisch ist. Mir ist es sehr wichtig, immer wieder darauf aufmerksam machen, dass sehr wohl Beeinträchtigte Bescheid wissen, was in der Welt passiert. Wenn ich jetzt zum Beispiel hergehe und sage, Karl Nehammer, ganz interessant, das Kanzlermenü, was sehr leicht verdient ist, da braucht man nicht seitenlang schreiben, sondern man könnte in drei, vier Zeilen zumindest erwähnen, dass er sich da keine Gedanken gemacht hat, dass Essen einfach so teuer ist inzwischen. Du schreibst einen Großteil deiner Texte in Reimform. Hat das einen bestimmten Grund? Nein, ich glaube, dass das eher ein Zufall war, dass ich zum Reimen gekommen bin. Ich habe mir immer so ein wenig gespielt mit zuerst sinnlosen Sachen und habe nur geschaut, dass sich das reimt, aber keinen Sinn ergibt und dann durch Zufall einmal einfach versucht habe, doch etwas sinnvoller zu werden. Und das hat jemand gelesen und hat gesagt, du könntest eigentlich mehr daraus machen. Wunderbar. Du trägst deine Texte nicht selber vor. Warum? Das ist ganz einfach erklärt. Wenn Texte von mir gelesen werden, ist Punkt eins. Ich bin sehr sentimental und freue mich darüber, wenn sie gelesen werden. Punkt zwei ist, ich sehe relativ schlecht und habe dann immer Probleme, dass ich zum Beispiel in der Zeile bleibe und wenn ich dann stolpern sollte und nicht mehr zurück finde, das würde mich so nervös machen, dass der ganze Text verschandelt wäre. Und Punkt 3, ich finde es wesentlich schöner, wenn das jemand liest, der das auch kann, der die Ruhe dabei hat, ob das jetzt ein Schauspieler ist oder was auch immer. Beim Orange Mouse werden die Texte von professionellen Schauspielern gelesen und so und für mich ist es wirklich ein Höhepunkt, weil ich weiß, die haben das gelernt. Die wissen, wann muss ich diesen Ton verwenden, wann muss ich höher, wann muss ich tiefer. Das ist für mich einfach interessant. Und hier weiß ich, die haben die Ruhe, die kommen nicht zum Stolpern. Ich selbst würde da längst stolpern. Der Text gewinnt sogar manchmal noch an Qualität, wenn er von einer professionellen Schauspielerin oder einem Schauspieler gelesen wird. Andrea, du leitest die Literaturgruppe, bist aber selber auch Künstlerin. Was bist du denn für eine Künstlerin? Ja, ich bin eigentlich relativ vielseitig künstlerisch unterwegs und ich bin diese facettenreiche, vielseitige. Das schätze ich eben auch sehr an der Kunstsankt Pius, wo ich die Leiterin bin. Und wir arbeiten da in drei verschiedenen Schwerpunkten. Also das ist eben unter anderem die Literatur, dann die bildende Kunst, also Malerei und Grafik. Dann haben wir eine Theatergruppe mit Theater, Performance und Fotografie. Seit wann leitest du dort Kunstsankt Pius? Ja, also gefühlsmäßig schon ewig. Ich muss, mich fragen sie voll oft, aber ich muss über ihn nachdenken, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin schon da ewig. Also offiziell leite sie es seit zwei Jahren. Aber vorher war ich mit meiner Vorgängerin begleitend ganz viel dabei. Und dadurch bin ich da so schön eingewachsen und ich habe auch sehr gerne zusammengearbeitet mit meiner Vorgängerin. Also ich fühle mich sehr wohl. Wir sind sehr experimentell unterwegs. Das war sehr Liebe und Schätze. Und eben, weil ich selber künstlerisch auch sehr vielseitig unterwegs bin. Und ich freue mich jeden Tag, wenn ich drinnen sein darf. Und wenn ich da bin mit allen Facetten und mit der ganzen Buntheit. Wir gemeinsam sind bunt. Wer kann bei euch, bei der Literaturgruppe oder bei den anderen Kunstgruppen, wer kann da mitmachen? Ist das offen für alle oder muss man da bei der Caritas sein oder wie ist das? Ja, also es ist so, wir haben, wir sind zweiteilig untergliedert und zwar bei uns gibt es ein therapeutisches Arbeiten im künstlerischen Bereich. Also es ist die Mal- und Gestaltungstherapie. Also da wird wirklich nur rein therapeutisch gearbeitet. Und dann gibt es das zweite Spezifikum. Das ist wirklich das explizite Arbeiten im künstlerischen Bereich. Das heißt, wir arbeiten sehr hart künstlerisch eigentlich. Wir haben auch in der Zwischenzeit Künstlerverträge, das heißt, das läuft eigentlich wie ein Galeriebetrieb. Das heißt, es kann nicht jeder gleich Künstler werden, sage ich jetzt einmal so, man muss sich den Status an den Künstlern erarbeiten für eine gewisse Zeit, dass er den Status erreicht, damit man eben dann noch in der Öffentlichkeit explizit mit verschiedenen Belangen, Projekten, Ausstellungen etc. arbeiten kann. Und diese Künstlerverträge, die du angesprochen hast, die dienen in erster Linie dazu, dass die ausführenden Künstler, von denen die Werke sind, also die Texte oder die Bilder und so weiter, dass die auch bei einem jeweiligen Verkauf oder was auch etwas verdienen. Ich glaube, das ist da in diesen Künstlerverträgen geregelt. Genau. Es ist 50-50. Das heißt, die Infrastruktur und die Organisation, die Infrastruktur, was halt alles dazugehört, bekommt die eine hälfte und die zweite hälfte bekommt da der künstler selber und mit dieser mit diesem künstler vertrag oder ist auch die einwilligung dass man im öffentlich unterwegs sein dürfen in aller belange aber sie haben wirklich durch den künstler vertrag status dann einfach richtung öffentlichkeit man in der Einrichtung sowieso, aber wirklich auch die Gewährleistung, dass in einem behüteten Grundthematik-Umfeld da sein und da sein können. Wie arbeitet ihr in der Literaturgruppe? Betrefft ihr euch einmal in der Woche oder jeden Tag oder wie arbeitet ihr? Ja, also wir treffen uns einmal in der Woche und das ist über den Freitag und da geht es offiziell um 8 8 los aber so wie die ingen die hat der teure ist die kommschule um halb acht und sie sich freut sich aber irrsinnig waren 20 kommen kann und sie kann es gar nicht aushalten dass man gleich zum schreiber fangen ja also es ist offiziell beginnt zum 8 aber wie aber eigentlich schon mal macht ja es ist mir machen das immer so dass man also es gibt ein thema am Freitag. Wie wird das Thema, wird das gemeinsam bestimmt oder gibst du das vor? Wie kann man sich das vorstellen? Ja, es ist so, ich bereite mir immer ein Thema vor, von dem her, aber es ist auch so, dass von unseren Teilnehmern und Teilnehmerinnen dann auch manchmal ein Thema kommt, für verschiedene Belange. Und ich halte es eigentlich immer recht fantasievoll, das Grundthema, das, was ich mitbringe, recht fantasievoll und bunt gefächert, weil ich finde, dass man dadurch einen viel leichteren Einstieg hat ins Schreiben. Man bringt dann sowieso seinen Alltag dann auch mit rein, aber durch das fühlt man sich dann viel freier, wenn was bunter ist oder Fantasie anregender. Und es fällt unseren Teilnehmerinnen eigentlich gar nicht schwer, dass wir gleich mal drinnen sind. Wir reden dann am Anfang gleich mal darüber und jeden fällt dann irgendwas ein, ein Blut, ein Misch oder so. Und dann sagt man, eigentlich könnte man schon anfangen zu schreiben. Und dann, zack, bumm, sitzt man schon da und geht schon los. Michael, wie geht es dir da? Tust du lieber die Themen selber aussuchen oder ist das okay, wenn Themen vorgegeben werden? Es ist okay, dass sie vorgegeben werden. Ich denke mir halt dann manchmal, mein Gott, was soll denn das jetzt wieder, wenn ich jetzt hergehe und sage, wir kriegen das Themaa der fliegende sessel was heißt dazu schreiben im nächsten moment nicht dann führen wir halt einfach allgemeines gespräch da sitzt nur jeder dabei und dann bringt hat jeder bringt was vor und aus dem kann man ja dann arbeiten wenn man dann okay dann, okay, der sieht so, der sieht so. Also man kann immer was schreiben, gerade wenn es fantasievoll ist, da kannst du dich auch ausleben. Das ist ja das Schöne daran. Und wenn es ernstere Themen sind oder wo man halt wirklich dran bleiben muss, weil es so ist, dann gefällt mir das auch, weil ich ja trotzdem darauf hinweisen möchte, hallo, es ist wieder was vorgefallen im Sport oder wo auch immer. Ich würde jetzt zum Beispiel, Thema Sport wäre jetzt zum Beispiel Franz Beckenbauer. Zum Beispiel wäre jetzt ein gutes Thema. Der ist verstorben, der war in Deutschland wirklich eine Galleonsfigur. Lasst sie auch irgendwo kurz einfließen. Also sie ergreift aktuelle Themen auch immer wieder auf. Immer wieder, weil mir das auch wichtig ist. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass sie sehen, sehr wohl, hallo, die wissen genau Bescheid, wie es läuft. Ob das jetzt im Sport ist oder zum Beispiel auch Corona damals war ein großes Thema. Auch das haben aufgegriffen und so. Also es ist wichtig, aber auch die Fantasie darf nicht zu kurz kommen. Super. Inge, du schreibst auch schon seit vielen Jahren bei der Literaturgruppe. Was interessiert denn dich am meisten? Worüber schreibst du am liebsten? Mein Liebster ist Tag und Nacht. Tag und Nacht, über Tag und Nacht schreibst du am liebsten. Warum gefällt dir das so? Ich wollte den anderen zu Menschen helfen können. Menschen helfen können. Ich wollte alles gut anpassen, nicht viel Stress. Ich wollte alles tun. Mir ist aufgefallen, dass deine Texte sehr gefühlsbetont sind. Bist du ein sehr gefühlsbetonter Mensch? Hast du ein großes Herz? Ein großes Herz? Hast du ein großes Herz? Nein, ein großes Herz nicht. Du hast ein ganz normales Herz. Genau, okay. Ich habe das Herz gepumpert. Du hast das Herz gepumpert. Gott sei Dank. Wir hören uns jetzt bei der Gelegenheit einen Text von der Inge an. Der Text heißt Der Maulwurf und wird vorgetragen von Julia Frisch. Inge Weinberger, Der Maulwurf. Der Maulwurf riecht den Wiesenerdenduft, Blüten und bunte Blumensträuße bis nach Finnland. Der Maulwurf hat zwei schöne Augen. Wo ist der Maulwurf zu finden? Er redet und er erzählt, der Maulwurf. Der Maulwurf ist weggelaufen, in den Wald oder in eine Hütte. Der Maulwurf isst, durfte einen Löwenzahn essen. Mit der ganzen Familie ist er zu den Menschen gegangen, mit der Bitte, hilf mir. Er isst. Viele Maulwürfe suchen auch Schnecken. Was ist der Maulwurf? Er klettert in die Erde hinein, auf dem ganzen Land, und er kann weit weglaufen. Fanden ihn mit einer Leine im Käfig, ganz leise. Der Maulwurf von Inge Weinberger. Andrea, ihr macht im Sommer traditionsgemäß immer einen Kunstworkshop, einen mehrtägigen Kunstworkshop, wo ihr international und renommierte Künstler und Künstlerinnen einlädt, dass sie mit euren Leuten arbeitet. Kannst du da kurz ein bisschen was dazu sagen? Ja, also das ist bei uns über einmal im Jahr und das ist wirklich ein besonderes Ereignis. Also wir freuen uns schon vom letzten Workshop meistens bis zum nächsten schon in alle Belange dazu. Und wir haben verschiedene Kategorien. Also die erste Kategorie ist Malerei und Grafik, die zweite ist Fotografie, die dritte ist Bildhauerei und die vierte eben die Literaturgruppen. Und wer war da bei der Literaturgruppe da als Künstler zum Beispiel immer eingeladen? Ja, also in den letzten zwei Jahren war zum Beispiel der Ludwig Laheyr bei uns eingeladen. Wir haben irrsinnig gut mit ihm arbeiten können, also wir waren regelrecht berauscht in seiner Vorgehensweise, wie er mit uns gearbeitet hat, also wirklich alle. Also es war gefühlsmäßig so ein ganz intensives Eintauchen, von der ersten Sekunde weg bis zum Schluss. Wir haben da ganz intensiv gearbeitet und es war schön vorher. Die Idee zu diesem Workshop hat ursprünglich deine Vorgängerin, die Theresia Klaffenböck, gehabt. Die Theresia hat vor vielen, vielen Jahren die Idee gehabt, einmal so einen Kunstworkshop anzubieten auf verschiedenen Ebenen. Und ich freue mich sehr, dass die Resi heute da ist. Sie ist ein kleiner Überraschungsgast für euch. Und ich darf die Resi jetzt zu uns bitten. Super. Hallo, Resi. Hallo. Servus. Grüß dich.üß dich. Rezi, dürfen wir dir was zum Trinken anbieten? Gerne ein Wasser. Auch ein Wasser. Ihr seid eine sehr bescheidene Gruppe. Klaus, bitte. Danke. Rezi, schön, dass du da bist. Du hast damals, vor vielen, vielen Jahren, diese Literaturgruppe ins Leben gerufen. Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Literaturgruppe zu gründen? Das ist ja nicht das Erste, was man denkt, wenn man an Menschen mit Beeinträchtigung denkt, glaube ich, oder? Das ist aus diesem Künstlerworkshops entstanden, wo die Andrea schon erzählt hat. Und da war eben der Autor Heinz Janisch, war bei der Fotogruppe dabei, und da haben wir immer so zweigleisig gearbeitet. Wir haben fotografiert und dann haben wir irgendeinen Text geschrieben dazu. Und er hat mich dann sofort darauf aufmerksam gemacht, dass da so besondere Wortschöpfungen sind. Der Franz hat da geschrieben, der Sessel ist ein Gemütlichmacher. Und da steht aber auf dem Foto ein Sessel mit einem Eisengestell, der nicht gemütlich ist. Oder ein Blumenstock, wie wir sagen, aber das ist ein Blattstock, weil ja keine Blüte dran war. Und dann sehe ich die Sachen und oft, da tun wir was. Genau, das heißt, die Literatur von Menschen mit Beeinträchtigung hat etwas ganz Besonderes, etwas Fantasievolles. Wie würdest du das beschreiben? Ja, eben so diese Wortschöpfungen oder diese Vergleiche, mit denen wir überhaupt nicht rechnen, so etwas recht Überraschend ist und sehr pointiert ist manchmal. Und eine sehr bilderreiche Sprache. Und mit sehr viel Humor. Das hat sehr viel Witz und Humor. Auch in selbstkritischem Humor. Das ist eine sehr schöne Geschichte. Was zeichnet denn die Literaturgruppe der Caritas ganz besonders aus, deiner Meinung nach? Ja, dass das Hören auch wichtig ist. Wir haben immer noch diese Schreibstunde und wir haben gesagt, jetzt müssen wir lesen. Einer ist so wichtig, dass das auch hören, was geschrieben worden ist. Die Texte gegenseitig vor dann. Wird dann auch darüber diskutiert und geredet? Nicht so, weil dann geht man voneinander, aber dass man einfach auch achtet, was der andere geschrieben hat oder auch ganz überrascht ist, was hat der geschrieben. Und das hat mich so gewundert, dass eben das Hören so wichtig ist von ihren Werken. Ja, schön. Michael, gibt es bei dir manchmal den Moment, wo du dir denkst, ich habe eigentlich gar keine Lust zu schreiben oder ich kann halt nicht schreiben, mir geht es halt gar nicht gut oder so etwas wie eine Schreibhemmung oder eine Schreibblockade. Gibt es das auch? Das gibt es tatsächlich, weil da war ich wahrscheinlich berühmt, wenn das alles glatt gehen würde. Aber es ist tatsächlich so, egal was für Themen, dass wir kriegen, manchmal ist es so, dass ich für den Beginn oft eine Viertelstunde, 20 Minuten brauche, damit ich die erste Zeile einmal habe. Viele fragen mich dann, wie geht das? Sitze ich hier und es funktioniert gleich? Nein, es ist nicht so. Manchmal ist es so verkrampft, dass ich mir denke, das gibt es doch gar nicht. Das Thema selber war nicht so schwierig, aber der Anfang ist dann. Und da ist dann wirklich, ja, man muss sich da reinfinden einfach. Das ist wichtig. Der Einstieg ist immer das Schwierige. Der Einstieg ist das Schwierige. Andrea, du hast mir erzählt, es gibt gerade einen Mitglied deiner Literaturgruppe, die eine Pause macht. Das ist die Silvia Hochmüller. Kannst du da was dazu sagen, bitte? Ja, also die Silvia Hochmüller, die macht jetzt gerade eine Literaturpause. Sie ist wirklich eine ganz tolle Literatin und sie hat eine blühende Fantasie. Ich liebe es, mit ihr zu schreiben. Ich liebe es, mit ihr zu schreiben. Aber wir sind halt alle Künstler und Künstler haben halt gewisse Schaffens-Tage oder Zeiten, Expedite und dann wieder welche, wo es halt nicht so gut geht. Und sie hat für sich entschlossen, dass das jetzt momentan passiert. Aus persönlichen Gründen. Aus persönlichen Gründen, von dem her. Aber sie wird wieder kommen. Also wenn es mich siegt, hat sie mir voll schlecht gewissen, was genau war es eigentlich so zu schreiben, aber sie ist noch nicht, aber ich weiß, dass sie bald wiederkommt. Ich liebe sie heiß mit ihren Texten und sie schreibt wirklich ganz wunderbar. Wir hoffen alle, dass sie wiederkommt, denn die Silvia gehört zu den erfolgreichsten Kolleginnen und Kollegen der Literaturgruppe. Die Silvia hat unter anderem auch einen Hauptpreis beim Ohrenschmaus, nämlich 2015 gewonnen, mit ihrem Text »Meine Seele« und diesen Text wird uns jetzt die Schauspielerin Julia Frisch vortragen. Meine Seele läuft mir immer davon. Das merke ich, das kriege ich mit. Die Seele hat keine Füße. Die Seele hat Flügel. Die Seele muss mit mir reden. Ich war nicht einverstanden, als meine Seele gegangen ist. Ich hole sie mir zurück. Nächste Woche. Das geht mir auf die Seele. das geht mir auf die Nerven. Mein Herz ist durcheinander. Ich soll mich nicht fallen lassen, sonst wird es nichts. Sonst bricht die ganze Seele zusammen, wie ein Erdbeben, ein Vulkan. Ein Vulkan. das Stefan der Silvia gezeigt hat und sie hat keine Scheu, das einfach wirklich aufs Papier zu bringen und das schreiben zu lassen, weil sie diktiert ja ihre Texte und da hat sie keine Scheu, das zu sagen und das bringt sie so explizit auf den Punkt, dass das mich persönlich betroffen macht hat und ich habe mir gedacht, ja, das ist sehr was Ähnliches und darum habe ich das ausgesagt. Geschaut gemeinsam mit der Silvia, ja. Du hast jetzt was erwähnt, was ich auch noch kurz besprechen möchte. Die Autoren schreiben ihre Texte selber nieder, die meisten. Manche können das nicht und diktieren das dann, oder wie ist das? Ja, speziell bei der Silvia zum Beispiel ist es so, sie hat die Schreibschrift, aber kommt mit ihrer Fantasie und mit der Wortschöpfung, mit Schreiben, mit der Motorik nicht zusammen und oft diktiert es mir und ich muss schreiben. Oder die Andrea. Von der Inge weiß ich, die Inge hat früher am Computer geschrieben und schreibt jetzt mit der Hand. Du schreibst jetzt mit der Hand. Lieber mit der Hand das aufzuschreiben. Andrea, deine Literatinnen und Literaten sind in mehreren Publikationen veröffentlicht worden. Kannst du uns da noch was dazu sagen, bitte? Ja, sehr gerne. Und zwar, wir haben schon fünf Publikationen gemacht. Wir haben auch Arbeiten mitgenommen, die darf ich euch jetzt kurz vorstellen. Und zwar von der Silvia Hochmüller »Nachtgedanken«, von der erst zuvor den Text schon gehört haben. Dann von Herbert Schinkow, von dem wir auch schon den Text gehört haben, Herzenssache. Dann von Wilhelm Michael, der neben mir sitzt, Wortspiel. Dann haben wir Literaturzeit St. Pius. Dann haben wir Literaturzeit St. Pius, das ist praktisch ein Sammelwerk von uns allen Literatinnen. Und letztes Jahr haben wir ein zweites ausgebracht, das heißt Literaturzeit 2, das ist auch wieder ein Sammelwerk. Und da sind ein paar neue dabei, die bei dieser Literaturzeit 1 nicht drinnen sind. Und wo kann man diese Publikationen erstehen? Ja, also die kann man gerne bei uns in St. Pius, kann man die käuflich erwerben. Wir freuen uns immer, wir sind auch lesend öfter unterwegs, wo wir unter anderem auch die Bücher mit haben. Und wir haben auch ganz wunderbare Postkarten, wo nur ganz wurscht, welche Jahreszeit oder Tag oder Jahreskreis oder sonstiges. Sie sind wirklich ganz schön zeitlos und sie kommen auch ganz gut an. Und die kann man alle über eure Homepage, die ihr sicher habt, kann man die kaufen, bestellen. Oder man kann euch besuchen. Man kann uns jederzeit natürlich besuchen. Wir freuen uns immer, wenn ein Besuch ist. Aber sie sind natürlich auch telefonisch bestellbar oder per Mail. Eine letzte Frage noch, Andrea und ich. Wie soll es denn mit der Literaturgruppe weitergehen? Was ist in der nächsten Zeit geplant für die Literaturgruppe? Ja, also in der nächsten Zeit ist geplant, also eben die Vorbereitung vom Künstlerworkshop, die laufen schon wieder in vollen Touren, indem dass man halt die verschiedenen Kategorien, eben nicht nur in Literatur, sondern die anderen, eben auch wieder gut präsentieren können und auch gut machen können. Und wir sind heuer bei der Integra dabei, in Linz. Da werden wir unter anderem auf der ORF-Bühne einen Auftritt haben mit der Literaturgruppe und auch performend mit der Theatergruppe. Das ist so. Und ja, Lesungen sind auch öfter, zu denen wir eingeladen werden. Und wir freuen uns immer, wenn wir eingeladen werden. Also da lesen wirklich Literaten und Literatinnen von der Literaturgruppe gemeinsam. Ich bin auch öfter dabei, vom Lesen her. Oder im Besonderen, dass wir öfter Schauspieler haben, die unsere Texte vortragen. Also wir freuen uns immer irrsinnig, wenn wir eingeladen werden. Ganz egal, ob es private sind oder Institutionen, Einrichtungen oder Sonstiges. Wir freuen uns voll. Man kann euch buchen. Wunderbar. Resi, zum Abschluss. Was wünschst du der Literatur von Menschen mit Beeinträchtigung im Allgemeinen und der Literaturgruppe der Caritas im Besonderen für die nächste Zeit? Ich wünsche der Literatur, dass es noch viele solche Publikationen gibt, die dann eher eine Gedanken so ein bisschen in die Welt auszutragen, weil ich finde, es ist wirklich lesenswert, hörenswert, dass die Gedanken von unseren Leuten, von den Menschen mit Beeinträchtigung, weil sie bringen es oft sehr pointiert und lustig. Und das wünsche ich auch noch. Das wünsche ich aber auch uns alle, dass jeder Zugang kriegt zu Texten von unseren Leuten. Das ist ein wunderbares Schlusswort, Rezi. Vielen Dank. Und damit möchte ich die heutige Sendung beenden. Vielen Dank für das schöne Gespräch. Bevor wir aber zum Schluss der heutigen Sendung kommen, noch einmal ein Text von Michael Wilhelm mit dem Titel Der Himmel, vorgetragen von Christian Hieger. Ich bedanke mich ganz herzlich fürs Kommen bei Theresia Klaffenböck, bei Andrea Hinterberger, bei Michael Wilhelm und bei Inge Weinberger fürs Kommen. Dankeschön für das nette Gespräch. Ich bedanke mich bei DorfTV für die Möglichkeit, diese Sendung machen zu dürfen. Ich bedanke mich bei DorfTV für die Möglichkeit, diese Sendung machen zu dürfen. Ich bedanke mich auch bei der Galerie Kulturformen, dass wir hier zu Gast sein dürfen. Und bei Ihnen, meine Damen und Herren, für Ihr anhaltendes Interesse an Kunst von Menschen mit Beeinträchtigung. In der nächsten Sendung geht es um einen argentinischen Gitarristen, der im Alter von 14 Jahren einen schweren Unfall gehabt hat und dabei seine rechte Hand verloren hat. Er ist trotzdem ein weltberühmter Gitarrenvirtuose geworden. Wie er das geschafft hat, das wird er uns in der Sendung erzählen. Ich freue mich, wenn Sie wieder dabei sind in diesem Sinn. Herzlichen Dank fürs Zuschauen und auf Wiederschauen. Michael Wilhelm, der Himmel. Michael Wilhelm, Der Himmel. Der Himmel ist auf Erden blau, doch manchmal auch ein wenig grau. Die Sonne scheint vom Himmel herab, Sterne sieht man in der Nacht nicht so knapp. Wolken ziehen am Himmel auf, der Regen nimmt jetzt seinen Lauf. Eine Mondfinsternis kann man am Himmel bestaunen. Das sind der Natur ihre Launen. Du hast den Himmel auf Erden, wird gerne gesagt. Wer hat ihn nicht? Das habe ich mich schon oft gefragt. Jeder lebt ihn auf seine Weise, protzig, schnell oder auch ganz leise. Und wird unser Leben auf Erden einmal zu Ende sein, dann kehrt unsere Seele im Himmel ein. Die Hölle bleibt den Bösen vorbehalten. Wir werden unser Leben im Himmel neu gestalten. Der Himmel, ein Ort der Erholung, der Begegnung und mehr. Dann dort zu leben, das wird nicht schwer. Sichtbar – das inklusive Kulturgespräch mit Alfred Rauch