Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren, herzlich willkommen im Stifterhaus. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Ich wünsche Ihnen allen ein gutes neues Jahr. Sie wundern sich vielleicht darüber, aber ich habe kürzlich gelesen, dass die österreichische Knieke-Gesellschaft das erlaubt. Uneingeschränkt bis 15. Januar darf man jedem ein gutes neues Jahr wünschen. Davon mache ich jetzt Gebrauch. Ich bin noch in der Zeit, ab 16. Januar wird es sehr kompliziert. Da hängt dann alles vom Bekanntheitsverhältnis ab, in dem man mit der jeweiligen Person steht. Ich hoffe jedenfalls, das Jahr 2024 bringt Ihnen nur Gutes, auch viele interessante Abende hier bei uns im Stifterhaus. Es wird auch dieses Jahr eine Menge spannender, anregender, interessanter und lustiger Literaturveranstaltungen hier geben. Es soll aber jetzt nicht um das Frühjahrsprogramm des Stifterhauses gehen, sondern um zwei Schreibende aus Oberösterreich, die ihre neuen Bücher vorstellen, die beide im gleichen Verlag erschienen sind. Demgemäß darf ich Sie zur heutigen Buch- und Verlagspräsentation des Ritterverlages begrüßen. Der in Klagenfurt ansässige Ritterverlag verschreibt sich den Bereichen Kunst und Literatur, was nicht zuletzt durch die beiden heute vorgestellten Bücher sichtbar wird. Die Autorin und der Autor des heutigen Abends beginnen möchte ich mit Franziska Füchsel, die im November des Vorjahres ihr Buch mit dem Titel Die Straßen sind sichtbar vorgelegt hat, ihr Buch mit dem Titel Die Straßen sind sichtbar vorgelegt hat, dieses hier. Die 1991 in Putzleinsdorf im oberösterreichischen Müllviertel geborene Autorin studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Wien und Sprache und Gestalt an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel. Für ihr großer Debüt Tagwahn, das 2020 ebenfalls im Ritter Verlag erschien, war sie für den Rauriser Literaturpreis und den Clemens Brentano-Preis nominiert. Franziska Füchsel war bereits im Stifterhaus zu Gast. Sie hat beispielsweise ihr bereits erwähntes Buch Tagwahn bei uns vorgestellt. Zuletzt war sie im Rahmen der Preisverleihung des Heimrat-Bäcker-Preises oder der Preise, nämlich für die Jahre 2020, 2021 und 2022 hier zu Gast. Corona-bedingt wurden alle drei Jahre im Rahmen einer großen Veranstaltung im Mai 2022 hier verliehen. Wir wissen also oder dürfen es zumindest vermuten, dass die Geduld eine Tugend von Franziska Füchsel ist, denn sie hat zwei Jahre lang auf die Verleihung des Förderpreises zum Heimrat-Bäcker-Preis gewartet. Weniger Geduld musste sie hoffentlich bei der Entgegennahme anderer Preise aufbringen. Ich nenne an dieser Stelle nur den Florianer Förderpreis 2022 und den Morgensternpreis des Landes Steiermark, der ihr 2023 verliehen worden ist. In der Jurybegründung zuletzterem hieß es, ich zitiere, Franziska Füchsel ist eine Wortkünstlerin, deren charmant eigenwillige Arbeiten die Grenzen der Sprache und damit die Grenzen unserer Welt erweitert und das auf vielfältige Weise. Zitat Ende. Das sind doch schöne, erhebende Worte für das literarische Schaffen unseres Gastes. Ich finde es freut mich, dass sie heute bei uns ist. Herzlich willkommen, Franziska Füchsel. Unser zweiter Gast ist alles andere als ein Newcomer hier im Stifterhaus, ganz im Gegenteil. Er betritt heute, ich habe extra in unseren internen Aufzeichnungen nachgeschaut und dann auch nachgezählt, zum 17. Mal die Bühne dieses Hauses. Das erste Mal tat er das 1995. Ich habe mir überlegt, ich war damals in der zweiten Klasse Hauptschule. Da hat Robert Stehr schon hier gelesen. Herzlich willkommen im Stifterhaus, Robert. Schön, dass du wieder da bist. gelesen. Herzlich willkommen im Stifterhaus, Robert. Schön, dass du wieder da bist. Robert Stehr wurde 1960 in Linz geboren. Er studierte Gymnastik und Kommunikationswissenschaft in Salzburg und promovierte eben dort 1989. Seit Mitte der 1990er Jahre tritt er als Autor vielfältiger kurzer Prosaformen hervor, die allesamt der avantgardistischen Tradition moderner Literatur verpflichtet sind, so Harald Gschwandtner in dem Robert-Sterr-gewidmeten Artikel in der vom Stifterhaus betreuten Sammlung Stichwörter zur oberösterreichischen Literaturgeschichte. Hervorgetreten ist der Preisträger des Adalbert-Stifter-Preises des Landes Oberösterreich aus dem Jahr 2016 nun also wieder einmal, und zwar mit dem Buch Plattform 1, dieses hier sehr ähnlich, man merkt, gleicher Verlag, mit Zeichnungen von Sandra Laventhaler, das im Vorjahr im Ritter Verlag erschienen ist. Es ist dies Robert Sters erstes Buch im Ritter Verlag und wir freuen uns daraus zu hören. Stehrs erstes Buch im Ritter Verlag und wir freuen uns, daraus zu hören. Robert Stehr ist, um auch das noch zu erwähnen, Mitglied der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung und der Künstler- und Künstlerinnenvereinigung Merz. Zu guter Letzt zum Moderator des heutigen Abends, den ich auch ganz herzlich im Stifterhaus willkommen heiße, darf herzlich willkommen Paul Pechmann. Paul Pechmann wurde 1964 in Wagner in der Südsteiermark geboren und studierte Germanistik und klassische Philologie in Graz. Neben einer Vielzahl von wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universitäten Wien und Graz sowie am Literaturhaus Graz, widmet er sich seit 2008 in seiner Rolle als Programmverantwortlicher Lektor den literarischen Neuerscheinungen des Ritter Verlags. Er wird uns heute durch den Abend führen, der, wie ich hoffe, ein interessanter und aufschlussreicher werden wird und damit übergebe ich schon das Wort an Paul Pechmann. Vielen Dank. Ja, herzlichen Dank fürs Kommen. Ja, und auch von meiner Seite alles Beste und Glück bis mindestens am 15.1. und darüber hinaus. Herzlichen Dank an die Mitarbeiterinnen des Stifterhauses für die Einladung, hier zwei Bücher aus unserem Herbstprogramm, eine Autorin und einen Autor vorstellen zu können. Das ist eine besondere Freude in einer Situation, wo man das Gefühl hat, dass Autorinnen, wenn sie nicht gerade konfiktionierte Romane vorlegen, schon ein Hausverbot in den Literaturhäusern bekommen. Deshalb ein ganz besonderer Dank und Lob an das Stifterhaus für den Literaturbegriff, der dem Namen und auch der Sache gerecht wird. Ein Zitat von Sebastian Kiefer, einem Germanisten und Musikologen, über dessen Kunst des Lesens, der Ihnen sicher bekannt ist, Florian Neuner, eben ein Buch herausgegeben hat. Also Sebastian Kiefer schreibt, Zitat, Lesen, Hören, Nachempfinden von literarischen Arbeiten ist das Gegenteil des konventionellen Interpretierens. Es geht nicht vorrangig um das Extrahieren angeblicher dichterischer Aussagen, denn alles, was man über die Welt oder über sich sagen kann, lässt sich auch ohne Kunst sagen. Genuin poetische Erfahrungen von Ich, Welt und Sprache werden im Mit- und Gegeneinander verschiedener Arten von Empfindungen, Gedanken und Wahrnehmungen im praktischen Lesen gemacht. Lesen ist die Kunst, diese verschiedenen geistigen Aktivitäten zu verfeinern, beobachten und erleben zu können. Zitat Ende. Das Alltagsgeschäft der Belletristik sieht anders aus. Es ist die, auch in marktferneren Bereichen, hip gewordene Kultur des Talkings. Lockere, auf massenmediale Formate zugeschnittene Konversation. Ja, roboterhaft, möchte man sagen, dreht sich das Gespräch über Bücher, beziehungsweise Romane, denn es sind immer nur Romane, dreht sich das Gespräch immer und immer ausschließlich darum, worum es geht. Worum geht es? Lebensläufe, Figuren und Konstellationen, Storys, gesellschaftliche und historische Zusammenhänge, frei von jeglichem poetologischen Denken, auf einen biederen Kommonsens und Alltagspsychologie heruntergebrochen, anschlussfähig an jeweils gerade aufpoppende mediale Diskurse. Eigentlich ein befremdliches Spektakel an Feierlichkeiten und Freilichkeiten, das auch formal avancierte Literatur diskursiv zu verramschen versteht. Das ist also einer der Gründe dafür, weswegen wir heute die Lesungen nicht mit einem Talk ausklingen lassen. Das Gespräch führen wir vielleicht am besten in drangloser Form an der Theke, so in alter Grazer Tradition. Ich komme aus Graz, wo im Keller des Forum Stadtparks mit den Autorinnen und Autoren dann dann über das Wesentliche debattiert wurde. Betriebsschelte Ende. Beginnen wir mit der Propaganda. Ich war heute kurz in der Buchhandlung Alex und der Buchhändler hat mir aufgemuntert, Sie auch daran zu erinnern, dass Sie die Bücher kaufen. Das ist ganz wichtig auch bei so einer Veranstaltung. Es geht um eine merkantile Handlung, die sie dann am Ende der Veranstaltung am Büchertisch vollziehen können. Die Autorin und der Autor wird gern bereit sein, das Buch auch gleich zu entwerten. Mit einem Handzeichen oder so sieht man. Franziska Füchsel, die Straßen sind sichtbar. Als Passung wird im Maschinenbau die maßliche Beziehung zwischen zwei Teilen bezeichnet, die ohne Nacharbeit zusammenpassen sollen. Meistens haben diese Teile an der Fügestelle dieselbe Kontur, einmal als Innenform, einmal als Außenform. Man unterscheidet grundsätzlich Presspassung, bei der die beiden zusammenzufügenden Teile ein Übermaß aufweisen, deshalb zusammengepresst werden müssen, und Spielpassung, bei der beim Fügen der Teile immer ein Spiel entsteht. Auf ein so feingliedriges Gebilde wie Franziska Füchsels »Die Straßen sind sichtbar« scheint der Zugriff mit dem Vokabular der Mechanik gar nicht so umpassend, wie die gehäuften Verwendungen der Phrase Spielhaben in diesem Text suggerieren. Bezogen beispielsweise auf die Stimmen im Chor, die auch ein Spiel haben müssen, um zusammenzuklingen, oder die zu verlegenden Pflastersteine, ineinander zu fügende Wände eines Plattenbaus, aber auch in Bezug auf die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten der Figuren und auch einer weiblichen Hauptfigur, deren Toleranzfelder, wie es im Technikershagun heißen würde. im Technikerschagun heißen würde. Und auch was die Gesamtanlage dieses überaus beweglichen Textes betrifft, stellen Kategorien der mechanischen Passung brauchbare Analogien bereit. Die Autorin zeichnet sowohl die Konturen der Innenform wie der Außenform der vom sozialen Spiel geprägten respektive beschädigten. Sie schiebt beides, die Innen- und die Lebenswelten ineinander. Zitat aus dem Buch, solange keine Schraube durchdreht, ist da Spiel, heißt es einmal. Mechanik heutiger urbaner, insbesondere psychosozialer Wirklichkeit mit präzisen Messinstrumenten, beforschend beschreibt das Buch die nur vage, spür- und verortbaren Verletzungen im heutigen Leben und Zusammenleben. Verletzungen im heutigen Leben und Zusammenleben. Dem Begradigungs- und Reglementierungsfuhrrohr in der städtischen und sozialen Architektur jener strukturellen Feindseligkeit arbeiten in die Straßen sind sichtbar subtile Textbewegungen entgegen. Es sind das Bewegungen des Spriesens, des Wucherns, einer Transkription ins Vegetative. Und in einem solchen poetischen Spiel, in dem sich bildhaft Mensch und Baum, mentale Vorgänge und physische Natur, Virtualität und Gegenständlichkeit überlagern, erkundet die Autorin, wie viel Spiel wir noch haben. Bitte Franziska, ich freue mich auf die Lesung. Ja, grüß dich. Ach so, ja. Ich lese heute aus dem zweiten Teil, wo es weniger um Bäume geht, als um eine weibliche Figur, die sich eben gerade diese Frage stellt, wie viel Spül habe ich eigentlich noch? Und das Spül bewegt sich zwischen der Möglichkeit des Klosters, der Möglichkeit der Prostitution und der Möglichkeit des Gefängnisses. Möglichkeit des Gefängnisses. Durchschnitten sind die Passagen, also ich springe ein bisschen hin und vor und zurück, aber die Passagen für den Orm sind ein bisschen durchschnitten von so Gesprächssituationen mit einem Geistlichen. Wie sich ein Ziel wählt aus sicherer Entfernung, lässt sich vom Fenster aus lernen, mit dem Blick weit hinausgelehnt an schlummernden Attrappen möglicher Schauplätze. Dort, wo nichts vor sich geht, zeigt sich, was uns hintergeht, wenn wir abgelenkt sind, durch all unsere Vorhaben, unsere Verstrickungen von Spiel, Spott und Quatsch. Mauerwerk, Fassaden, abgeblendete oder reflektierende Fenster, Asphalt, Rasen, verdorrtes Gras, all die Flecken für die Tauben. Gleich könnte dort ein Kind liegen, heruntergefallen von einem Baum. Es kommt doch nicht von nirgendwo, das die Ohren nie hören wollen. Jeden Moment kann hier jemand vor dieses Fenster, das mir den Kopf in den Nacken drückt, hintreten. Jeden Moment kann hier jemand vor dieses Fenster, das mir den Kopf in den Nacken drückt, hintreten. Jeden Moment wird dort jemand hinter das Fenster treten, Blumen aufstellen oder es kippen oder aufreißen und sich weit hinaus lehnen und kräftig an einer Zigarette zu ziehen. Oder es wird jemand im Profil erscheinen, die Gesichtszüge ein Schreien, die Hände ein Fuchteln. Sie zuckt zusammen und sagt aus dem Bild. Ziemlich sicher wird hier eine Katze auf die Fensterbank springen, die kenne ich schon lange und es scheint dahinter sonst niemand zu wohnen. Ziemlich sicher wird gleich wieder von nirgendwo her gehubt, geröhrt, gebrüllt, ein Hurenkind, ein Wichser, ein Orschloh, eine Kurve und der Vogel schramt haarscharf am Kranhaken vorbei. An ihm hängt eine gegossene Wand. Die Krähe sinkt in die Krone, die Kinder kreischen. Kreischt mein Kind unter ihnen, meine kleine Trickserin? Wie kommt es, dass die Kinder kreischen, wenn sich am Kranhaken das Haus noch baut? Ist nicht ein Werktag? Haben die Schulen etwa zugemacht? Die Wand zittert über der Aussparung zwischen zwei gleichen Wandteilen. Sie muss das Eck schließen. Zwei Wandmonteure nehmen sie von zwei Seiten in Empfang und der Kran gibt ihrem Ziehen filigran nach. Ist da genug Spiel? Wo fängt die sichere Entfernung an? Ich weiß aus den Augenwinkeln, die Krähe beobachtet mich, doch selbst der Blick unterliegt der Schwerkraft hier. Wenn sich wo ein Spielraum auftut, ist es nie eine Bühne und auch kein Spielplatz. Der Spielraum ergibt sich in der Enge. Die Idee eines Spielraums in diesem Sinn ist jung, ein Verhältnis, die Weite eines Geschützrohrs zum Durchmesser des Geschoss, das Verhältnis Lauf zu Projektil. Der Spielraum bezeichnet eine genaue Enge. Der Innendurchmesser eines Laufs hat weit genug zu sein, um die Gleitfähigkeit einer Kugel zu gewähren, eng genug, um genaues Zielen zu ermöglichen. Ein Spielraum ist auch ein schmaler Grat, der genug Ungenauigkeit erlaubt. Stimmen die Löcher des Gestells nicht exakt mit den Löchern der Platte überein, ziehe man die erste Schraube nicht ganz fest und lasse ihr Spiel und auch jede weitere Schraube kreuzweise eingebracht behält ihr Spiel, bis es sich einigermaßen ausgeht. Ich habe nichts gegen einen verzogenen Tisch und möchte ihn, vielleicht um mich seiner zu erbarmen, einkaufen. Ist da noch ein wenig Spiel, frage ich. Solange es Spiel gibt, erkennen wir die Ungenauigkeit von Preisen an, die Ungenauigkeit, mit der wir arbeiten, die Ungenauigkeit, nach der wir uns richten, die Ungenauigkeit, mit der wir uns von unserer Freiheit überzeugen. Solange keine Schraube durchdreht, ist das Spiel. Es liegt mir nichts daran, alles auf den Kopf zu stellen, mein Leben kopfüber zu ändern, wenn ich sage, ich will in ein Kloster eintreten. Wenn ich sage, dass ich mir auch ein Leben im Gefängnis vorstellen kann oder im Museum. Ist es mein Versuch zu vermessen, wie viel Spiel ich noch habe, wie locker meine Schrauben sitzen? Herr, ich suche eine Ruhelage. Haben Sie schon einmal Trance probiert? Eine Ruhelage, die nicht aufhört, wenn ich mich bewege, eine absolute. So, Kind, Sie suchen Innenhoflage, aber wäre auch Parkanlage denkbar? Spielt Geld eine Rolle? Ich habe diesen Satz noch nie als Frage gehört. Geld spielt keine Rolle. Kind, warum kommen Sie dann zu mir? Weil ich glaube, die einzige für mich erschwingliche Ruhelage ist das Kloster. Doch keine Seele geht ins Kloster wegen ihres Glaubens. Der Geistliche will mich vergewissern. Er lacht, er vergewissert sich. Er gibt sich zeitgemäß und das ist er auch, geradezu zeitgenössisch, jung. Die jungen Pfarrer, so geht eine Erkenntnis von dort, wo ich eine kenne, dass sie herkommt, haben die Doktrin wieder für sich entdeckt. Sind Sie sicher? Ja. Ich kenne einige Schwestern, die nicht und nicht aufhören werden zu reden. Und in der Klosterbibliothek mit ihren Herbarien und dem großen toten Altbestand? Bibliothekarsschwester, das würde ich gerne werden. Er lacht. Er ist freundlich. Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt. Ich bin nicht zum Scherzen da. Scherzen aufgelegt. Ich bin nicht zum Scherzen da. Oder der Garten. Pflanzen brauchen viel Sonne, Feuchtigkeit und sicher auch viel Ruhe. Gartenschwester könnte ich werden. Besser noch würde sich natürlich alle Finger nach so jungem Gewächs. Ich weiß, wovon ich spreche. verschrecken, aber wollen Sie nicht lieber das Thema der absoluten Ruhelage angehen, indem Sie sich um Ihren inneren Frieden mühen? Der lässt sich auch in den asphaltierten Höfen anfüttern. Mir ist alles Brot schon ausgegangen. Sind Sie wirklich sicher? Ich? Ja, ja. Also wenn Sie so fragen, ich komme mir in letzter Zeit einigermaßen verfolgt vor und ich habe gesündigt. Möchten Sie, dass ich Ihnen die Beichte abnehme gegen das Gesetz? Welches? Das nimmt mir niemand ab. Haben Sie schon eine Vorladung? Dem wollte ich zuvorkommen. Mit einem Eintritt. Sichere Entfernung. Haben Sie denn irgendeine Verbindung zum Glauben? Ich war in einem Alter, in dem mir die Lehne der Kirchbank nicht mehr den Kopf stützte und noch nicht zum Nacken reichte. Wo sonst ein Gotteslob der Hinterreihe aufgeschlagen liegt, fließt mein Haar. Vom vielen Angestrahltwerden, von den Altären, Statuetten, den kleinen Marionetten, der Monstranz, den vergoldeten Strahlen, Grenzen, Herzen und dem goldenen Auge und dem rotbraunen Marmor und dem ganzen putzigen Gewand ist das Kind müde geworden. Ich bin nicht mehr so ein Kind, das noch nicht solche Gedanken hätte. Dort sitzen die und dort der und dort sitzen die mit ihrem den und der und der sitzt dort und die sitzt auch dort und die sitzen dort und wir sitzen hier und das ist das Gehust von dem und dort schnäuzt sich die und hinter mir da sitzen die und zuerst sitzt der hinter mir und nachher nach der Kommunion zu Danksagung und Auszug wird die hinter mir sitzen. Das H liegt nicht unabsichtlich wie im Hin- und Herschauen geworfenes auf dem Lobträger. Mein Kind hat es betont, mit beiden Händen aus dem Nacken geholt und über die Ablage geworfen. Es will die Kühle des Holzes spüren und das bickige Geräusch hören, wenn sie den Kopf hebt. Es ist nicht mehr ein Kind, das noch nicht solche Gedanken hätte. Das Haar ist erst lang, wenn es nicht an mir herunterhängt, sondern mich verlässt. Es hat eine Laufrichtung, die kreuz zur Rückbank fließt. Es unterbricht den Lobträger, nicht zu verwechseln mit den Taschentüchern und sonstigem Zugehör oder Galanterieware, die sich sonntags auf diesen sich langziehenden Buchablagen verirren. Das Haar auf der Ablage ist der Auszug toter Materie aus einem lebendigen, aufgewärmten Haus. Das Haar ist vakant. Es gehört nicht dem Kind und nicht der Lobablage und keiner Galanterie. Das Haar, das den Kopf meines Kindes verlassen hat, erfährt unter Glockengeläut eine Wandlung zur Kommunion. Vom Kinder her war es für alle gedacht. Nicht nur das vergoldete Auge, das Strahlen statt Wimpern hat, sieht alles. das Strahlen statt Wimpern hat, sieht alles. Das seidige brünette Rinnsaal auf dem dunkelbraunen Holz, in dem dunklere Flächen auf- und untertauchen, als lege das Album der Eiche in einem bestimmten Jahr aufgeschlagen auf der Lobablage, wurde meinem Kind, dem jungen Mensch, als Koketterie ausgelegt. Mensch als Koketterie ausgelegt. Was wünscht sich das Kind? Die Messe möge endlich zu Ende gehen? Wünscht es sich vielleicht stillhalten zu können? Unsichtbarkeit? Wünscht es sich, dass jemand ein Gotteslob aufschlägt und halb über das Haar legt? Dass eine Stimme in seine Nähe kommt, auf die es bis zum Schluss horchen wird? Wünscht es, gestreichelt zu werden, ohne die Berührung zu spüren, wie eine lange Verliebtheit, die man nie und nimmer preisgibt? Wünscht es sich, auf der anderen Seite einer solchen Verliebtheit zu sein? Wünscht es, dass die Haare nicht ziehen, sondern endlich wahrlich aus dem Kopf kämen, auf die Welt? wahrlich aus dem Kopf kämen, auf die Welt. Diese Messe ist eine besondere Messe, Hochamt. Das Kind horcht, es hört Musik, es denkt, es hört die Stimme seiner Mutter. Im Gesang des Chors hört es die Stimme der Mutter heraus. Ist es möglich? Ist es möglich, dass ich die Berührung, die mir nicht direkt gilt, doch spüre? Ist es möglich, dass jemand auf derührung, die mir nicht direkt gilt, doch spüre? Ist es möglich, dass jemand auf der Rückbank auf meine Haarspitzen drückt ohne Zug, sodass es keinerlei Signal an meiner Kopfhaut erzeugt? Ist es möglich, dass eine einzige Stimme aus dem Chor über mich kommt? Dass mich jemand ewig und verschwiegen liebt? Es ist nicht ein Kind, das nicht solche Gedanken hegte. Und heute hat es eine Mutter. Chöre. Die Mehrzahl ist der erste Fehler. Wer Wasser in die Mehrzahl gießt, zählt die Behälter. Nicht den Stoff selbst. Zählt das Maß und das Maß ist nichts weiter als eine Abhilfe. Der Chor ist ohne Maß und gibt kein Ziel ab. Im Chor haben die Stimmen Spiel, gerade so viel, dass sie sich nicht preisgeben. Der Stoff, den die Stimmen und Instrumente dem Chor spenden, ist goldabweisend, prunkdicht, aber nicht formfest. Der Körper hebt, die Körper hebt der Chor auf. Stimmen sind unzählbar und auch wenn einmal von der Tragfläche der Gruppe eine einzelne Stimme abhebt und ich, das Kind, für einen Moment überzeugt sind, dass da eine wohlbekannte Stimme durchklingt, die Stimme der Mutter, Solistin der Kindheit, eine Stimme, die uns schwant oder eine Stimme, die uns einmal zu nahe kam, wissen wir, dass mit den Gedanken etwas nicht stimmt und desertieren den Dienst. Eine Schwester darf sich alles denken. Wenn plötzlich ein Kind aufschreit, sind alle anderen Kinder schreiend schon eingefallen. Wenn plötzlich nur mehr eine Taube übrig bleibt, liegt der Gurgrundton noch sonor in der Luft knapp über dem Boden. Wenn eines hupt, hätte es von allen kommen können, von jeder Hand unter jedem Sekundengesicht. Ist es nicht auf wundervolle Weise zielführend, wenn alle sich davonstehlen können. Weil ich mich schon wieder verliebt habe, suche ich Rat bei einem Geistlichen. Kind, von heute an sind sie nicht mehr eine, sondern zwei, Parallellebende. Die eine sind sie unveränderlich, die andere sind sie eingetreten in den Orden. Wenn der Geistliche spricht, der mit diesen Worten mein Seelsorger wird, versetzt er der Sprache, wo immer möglich, ein rollendes Er als Grummte über uns die Verheißung eines Gewitters oder ein Geschwader. Doch solange er mich siezt und doch Kind nennt, fühle ich mich sicher. Warten Sie ab, vielleicht sind Sie draußen in der Welt doch besser aufgehoben, Kind. Vielleicht ist Ihr Schmerz doch kleiner als die Welt. Ich habe mich verliebt in die Möglichkeit, die Weise, in der ich lebe, vollends zu ändern. Das ist kein an den Haaren herbeigezogener Floh im Ohr. Von nirgendwo her liebt mich ganz verschwiegen ein anderes Leben und ich darf unter keinen Umständen danach suchen. Aber ungeschehen kann ich diesen Gedanken auch nicht machen. Denken Sie etwa, dass die Menschen im Kloster aufgehört haben zu suchen? Nein, im Kloster unter den Schwestern ist die Suche alles und nichts. Sie ist unverwechselt da, sie zeigt sich nicht, bildet sich nicht ab, sie findet abgeschirmt zu ihrer größten Reichweite. Eine Schwester ist vor großen Entscheidungen geschützt. großen Entscheidungen geschützt. Sie leben in starrem geregelten Tagesablauf und sind zur Arbeit verpflichtet und die Gedankenwelt ist zu bestimmten Zeiten mehrmals täglich unfrei. Gebete sind vorgegebenen Texte, Lieder vorgegebene Texte, die Pflege der Blumenbete vorgegebene Texte, haben Sie nicht Angst, Kind, dass das, was vom Glaube fixiert ist, Ihnen Ihre Gedanken nimmt? Endlich reden wir richtig. Die Stadt ist ein Minenfeld an Reviermarkierungen und wer da mit einem Mal die Straßenmarkierungen nicht mehr richtig lesen kann, dem Gnade Gott. Stattdessen brüllen wir uns an und bringen unsere Köpfe zum Verglühen, dass Menschen, die unseren Rauchschweif sehen, die Situation verwechseln, mit der Gelegenheit, sich etwas zu wünschen. A Rua, heutz die Goschen, wo sie is? A Rua, heutz die Goschen, wo sie ist? Aus dem Heutz des, Heutz das entspringt ein Tatütata, Tatütata, die Erfüllung aller Wünsche. Und ich springe den Mann, der mir mit Schlägen droht, an, dass er mich fängt, dass ihm die Hände gebunden sind. So stehen wir, ich in seinen Armen, seinen starken, schaffenden Armen, schlagartig still und geeint in einem einfallenden Dämmerschein, in dem sich die stadtauswärts gerichteten Straßen verflüchtigen. Meine Beine um seine Hüfte, seine Arme unter meinem Hintern verschränkt, Schaukelbrett, ein Feierabend. Wir starren uns an, wir verglühen. Ich sehe den schönsten Mann der Welt, ein verdutzter, statistisch einwandfreier mit 50er. Ich verliebe mich in diesen Moment, in diesen Mann und meine zu erkennen, dass in ihm ein Gedanke erwacht, dass ich entgegen allem Anschein, mit allem, was eine Frau mit sich bringt, in greifbarer Nähe, doch Frau bin und von Interesse. Wir werden gemeinsam abgeführt. Das Reden übernehmen die Zeugen, die Vorgebeugten. Ich kann es nicht erwarten, mit dem Verstummten auf die Wache zu kommen. Ich werde unsere Hochzeit anzeigen. Ich werde mit ihm meine Familie begründen. Ich werde ihn meiner Tochter schenken. Die Anrede durch das Aufsichtspersonal erfolgt mit Sie und Herr oder Frau. Es dürfen Erinnerungsstücke, Fotos nahestehender Personen, Ehering, eine Armband- oder Taschenuhr behalten werden. Es darf eigene Unterwäsche getragen werden. Es darf über das Hausgeld verfügt werden. Es dürfen eigene Bücher, Zeitungen und Zeitschriften beschafft werden. Es dürfen Nahrungs- und Genussmittel bezogen werden. Es darf am Gottesdienst teilgenommen werden. Es darf im Gefängnis eine Ehe geschlossen werden, in sicherer Entfernung. Manchmal kommt mir vor, liebe ich alle Männer der Welt so sehr, so unweigerlich, so unwiederbringlich, dass ich ihnen am liebsten und leidenschaftlich die Augen eindrücken möchte mit einem Kuss, einem Kuss Ihrer Matris, der Mutteroberin. So viele Männer könnte ich aus mir holen, sie könnten meinen, ich machte mir ein Spiel daraus und mitspielen wollen. Doch ich vermesse meinen Sitz, meine Klemme in ihrer Gesellschaft und übe mich im Wunschdenken. mein Sitz, meine Klemme in ihrer Gesellschaft und über mich im Wunschdenken. Es kommt doch nicht von irgendwo, dass wir uns lieben wollen, bevor wir in absoluter Ruhelage es aufeinander abgesehen haben. Ich könnte eine kleine Straftat begehen, um der Straße zu entkommen. Ich könnte die Straßen zu verkehrsfremden Zwecken benutzen, ohne Bewilligung. Ich könnte die Ruhe stören, eine Erscheinung, die herausschießt aus allem Frieden, die kein Vogel, kein Kind, kein Fahrzeug ist und doch kreischt, so ein Rotter, eine Durchgedrehte, sicher eine überforderte Mutter. Ein Glück ist Lärm eine Belästigung. Lärm ist voraussetzungslos und verlangt keine große Investition, um damit beginnen zu können. Ich könnte ohne Lizenz meine kleine Battlemusik spielen, schließlich giext meine Flöte aus den letzten Löchern. Die Ski könnte ich mir beim nächsten Schneegestöber anschnallen und die Schienen langlaufen, der Tram die Läupe bauen, aber Ski sind unerschwinglich. Oder ich könnte ausgestreckt am Gehsteig Platz nehmen und meine aus reinster Antriebslosigkeit wachsenden Beine das Geschäft mit den Bechern überlassen. Ob es überhaupt noch genug Betten in den Gefängnissen gibt? Denn Betrunkenen haben sie nicht in die Ausnüchterungszelle mitgenommen, sondern auf die Straße gesetzt und wer weiß, wo die ihn hingebracht hat. Vielleicht geht da schon einer Vollbeschäftigung im Gefängnis nach, schmiedet kleine und große Vögel, Kerzenständer, Wetterhähne und Pläne. Ich könnte eine kleine Straftat begehen und mir Schwestern suchen. Nach und nach werde ich ihr Vertrauen gewinnen. Die Dauer einiger blauer Augen wird es brauchen, doch es begründete eine kleine Armee für die Zeit danach. Wir sind Schwestern von resistentem, langlebigem Leder, manche von solch einem Schlag, der noch Mieder trägt. Tags erzeugen wir Tiffany-Uhren, Weidenkugelsets, Zaungäste und Weihnachtskrippen und nachts liegen wir in unserem Wochenbett wach und lernen uns kennen. Am Gang leuchtete nachts ein Licht für die Wärterinnen und die Wärterinnen, die das grellste Licht nicht wachhalten kann, wissen nicht, insgeheim leuchtet es vor uns, die wir über sie wachen. Es wacht die Frage, worauf wartet ihr? Schwester werden zu können. Ein beruhigender Gedanke, dass es dafür keine Eltern braucht, nur die anderen Schwestern und den ewigen einen Bruder, der woanders lebt und nur selten nach dem Rechten schaut. Einer wird bei Hof bleiben, einer dem Militär verpfändet, einer muss das Priesteramt auskleiden und der Jüngste, so die Zeiten halbwegs vorangegangen sind, in ein Gymnasium und zum Studium. Nur, wohin sind die Schwestern noch einmal gegangen? Aber, aber, das ist lange her. Heute suchen auch Schwestern ihre Wege und es kommen auch Schwestern aus anderen Ländern und diese werden ihre guten Gründe haben. Etwas wird ihnen bis an die Mauern folgen und auf der anderen Seite der Schwelle wird sich allmählich alle Übelkeit in die Luft lösen. Vielleicht stehen Eltern hinter der Entscheidung, Schwester unter Schwester zu werden, sich endgültig in die Hände Gottes zu betten und wie so oft entpuppt sich nach Ankunft der Klostergarten als Stundenhotel. In der Stadt, in der die Straße von der Kirche bergab ins Schiffsmuseum führt, steht der Weg bergauf zur Kirche frei. Es ließe sich aus einem der roten Häuser auf die Straße treten und um ihr Leben rennen. Doch die Kirche folgt wie Museen ihren eigenen Öffnungszeiten. Bergab ist es sehr wahrscheinlich, dass die Rennende von einer roten Ampel an der stark befahrenen Kai-Straße je angehalten und mit Blick auf das rettende Schiffsmuseum von ihren Verfolgern eingeholt und zurückgeführt wird. Oder es springt die Ampel im glücklichen Moment auf grün und die Rennende kommt ungehindert auf die andere Seite, aber wird sie sich an der Kaikante halten können? Mit einer Flöte bin ich nachts im Rotlicht dieser Straße bergab gegangen, habe an die Rennenden gedacht, bin an der Ampel gestanden, habe gewartet, dass endlich der Farbsprung einen Wechsel in der Bewegung anschlägt und bin in den zum Dach gekippten Schiffsrumpf eingekehrt. Aber keine ist meinem Spiel gefolgt und das Schiffsmuseum kann erst helfen, wenn sie sich entscheiden zu rennen. Einmal hat eine es bis in die Kirche geschafft. Die Glocke schlug schon, ein Schlüsselbund wurde schon in den Händen gedreht, die Tür war schwer und als sie verschlossen war und zwei Körper dahinter keinen Laut machten, begann das Pochen, Geschrei von Männern, Aufsehen erregen, Gewürge und Auswürfe, nur um sich unter den Blicken der Stehengebliebenen und Vorgebeugten wieder einzukriegen, denn auf einem weniger oder mehr kommt es nicht an. Der Platz, auf dem die Kirche stand, füllte sich in dieser Nacht mit Wasser und sie stachen im See, eine Schwester und eine Messdienerin. Im Rumpf der Kirche beginnt ein Gesang, ebenmäßig gezogen, mit einer bescheidenen Verzierung am Ende einer Phrase. Es ist der Choral einer Seekranken. Er sagt, hebe mich auf. Es ist die Stimme eines uralten Mädchens, wettergegerbte Haut, das sich ziert, seine Beine schließen will, Wasser will, sich zwischen den Haaren zu waschen. Es hat ein heeres Ziel. Es streckt und es dehnt sich, es lenkt ihre Glieder und ihr Gruß stopft mir den Mund mit Watte und im Beißen ergießen sich Schauer über mich. In ihnen ist der Krieg aufgehoben. hebe mich auf. Es grüßt das Gesetz, es grüßt die eingegangene Ehe, es grüßt die Liebe, es grüßen entfernte Bekannte, es grüßen Versprechungen, es grüßt die Fremde, es grüßt ein Kunde, es grüßt die Langeweile, es grüßt die Traurigkeit. Sie sagen, hebe mich auf. Ihre Stimmen stöhnen wie die Stimmen da unten, ihre Stimmen werden sprudelnd wie die Stimmen der Tauben. Es gibt keine Einzahl in diesem Choral. Ihr Gesang macht mich hellhörig wie eine Sterbende. Das uralte Mädchen singt mir, so viele Stimmen liegen in ihm. Man könnte meinen, es machte sich ein Spiel daraus. Doch es ist der Chor der Tauben, ihre absolute Ruhelage, bis die Flügel nach außen aufschlagen. Heute landet wieder ein Schiff. Wir rufen und die Kunden kommen in Reihe und Glied. Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber ich bin so müde, lass mich zu dir kommen. Sie sind nicht zu retten, Kinder. Ich bin nur müde, ich bin keine Märtyrerin. Märtyrerinnen wollen nicht gerettet werden, weil sie einen starken Willen haben und einen Plan. Aufträge wurden an sie vergeben und sie haben ihren blinden Glauben in den Auftrag. Ich bin die geborene Schwester Unterschwestern. Ich will nicht gerettet werden, denn es heißt, rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Sie müssen es immer und immer wieder sagen, damit es sichtbar wird. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Es rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Es rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette sich, wer kann. Rette, tete, tete. Die Natur würde mich in die Biomülltonne schütten mit all dem Müll, den ich an- und eingenommen habe, und unberührt weitermachen. Die Natur rettet uns nicht. Die Kunst rettet uns nicht. Und die, die sich schon einmal selbst gerettet haben, sind überheblich. Ich kann nicht einmal das Mehl aus dem Motten, die Zimmerpflanzen aus dem Trauermücken, die Küchenfläche aus dem Ameisenbefall retten und das ganze Geziefer nicht aus der Bekämpfung. Ich kann nicht einmal meine Haut und Augen vor meinen Fängen retten. Ich kann nicht einmal Menschen, die ich liebe, aus meiner Verliebtheit retten. Die sicherste Entfernung ist, verschwiegen zu lieben. Die sicherste Entfernung ist, nicht zu retten. Es ist, als wäre mein einziger Draht zur Welt eine lange, beschämte Verliebtheit, die sich nie und nimmer preisgeben lassen will. Also schreien wir uns an. Applaus Danke, Franziska Füchsel. Zu Robert Stehr, Plattform 1, ein Buch mit Zeichnungen von Sandra Lafenthaler. Plattform 1 versammelt drei Prosatexte, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln alltäglichen Schrecken beleuchten. Feindseligkeit und Ignoranz beherrschen den Öffentlichen, Argwohn und Abkapselung den privaten Raum. sprich, Argwohn und Abkapselung den privaten Raum. Im ersten Prosa-Text schweift ein Erzähler, wie mit einem Kameraauge ausgestattet, über Straßen und Hinterhöfe, schaut durch Fenster in Wohnungen und schildert von Gewalt und Zerstörung geprägte Situationen. geprägte Situationen. Zweite Prosa, ein Mann und eine Frau offenbaren in alternierenden Monologen den Zustand ihrer Beziehung als paranoides Gezerre um den Zugang zur Küche und Wohnzimmer. Der dritte Text, die selbstaffirmativen Reflexionen eines Mannes schließlich künden von finaler Erstarrung und endgültiger sozialer Isolation. Zeichnet Franziska Füchsels Buch, wie wir eben gehört haben, die Vielfalt der Töne und Motive und auch sprachspielerischen Verfahren aus. Eine rhythmisierte Variation zwischen Sprechweisen und von Sequenz zu Sequenz jeweils ganz unterschiedliche Formfindungen, die Gestaltung der Sprache aus dem Material, aus den Stoffen heraus. So besticht Robert Steers Buch durch eine gänzlich reduktionistische Gestaltungsweise. der Autor führt für jeden der drei Texte ein bestimmtes, klar definiertes Stil- und Formkonzept präzise und konsequent durch. Bei der eben skizzierten Befundung, was heutige und zukünftige Wirklichkeit und die Einschränkungen der Lebensmöglichkeiten betrifft. Da wären die Verfahren von Robert Steyr vielleicht am besten als strukturelle Analogie dazu zu bezeichnen oder als stilistisches Mimicry, wenn man so will. Die reibungslos funktionierende Maschinerie eines ökonomischen Verschleißzusammenhangs hat sich nicht nur in die psychische und habituelle Ausgestaltung der Figuren, sondern in die ästhetischen Konzepte und deren Durchführung eingeschrieben oder eingeschlichen. Als poetische Wirkstoffe gegen die Widersprüche dieses status quo, dienen dem Autor die modellhafte Abstraktion und die Übertreibung dieser Wirklichkeit. Der auf der Präsentationsebene herrschenden Resignation hält der Autor ein ästhetisches Kalkül entgegen, das solcher Art die apotreptische, also die unheilabwehrende Wirkkraft von Literatur akzentuiert. Robert Steers Plattform 1 ist, wie der Ritter Verlag schreibt, ein faszinierend zeitgemäßes Buch. Und Tanja Brandmeier resümiert in ihrer feinsinnigen Besprechung in der Zeitschrift Die Referentin, Zitat, mit so wenig hingestellten Prosa-Zeilen und einer vergleichsweise unspektakulären Handlung auf 79 Seiten eine derart facettenreiche Fassungslosigkeit zu kreieren, den Irrwitz der einsamen Existenz quasi als cineastische Imagination zu färben, das ist schon großes Kino. So, bitte Robert Stier. Guten Abend, von mir ist da noch ganz kurz noch die Technik, wenn wir den Griff kriegen. So, jetzt müssen wir die drei Bilder zusammenstellen. Ja, der Text. Was ist los? Moment. Befürchtet geht jetzt was am Text nicht. Ja, Moment. Ich weiß von dem Text nicht. Einen Moment bitte. Der Text scheint nicht auf. Ja, ja, das ist immer eine Technik dabei. Textgulasch. Textgulasch. Das haben wir schon gesehen. Aber da? Nein, das haben wir damals nicht. Da sind wir da. Da hat die Bürokanne gehört. Die Bilder brauchen wir es nochmal einrichten, oder was? Ja, das machen wir schon. Eine Minute, dann haben wir es. Ja, okay, jetzt brauche ich noch die Axt. Die Axt, ja. So, jetzt passt es. Das war auch von mir. Guten Abend. Das sind hier hinten die drei Titelbilder, nenne ich sie, von Sandra Laffenthaler zu meinen drei Texten, zu denen Paul Pechmann schon kurz gesprochen hat. Danke, Paul. Paul Pechmann schon kurz gesprochen hat. Danke, Paul. Ich lese jetzt den ersten Text zur Gänze, leicht gekürzt, den Mittelteil aus dem zweiten Text und die Traumsequenzen aus dem dritten Text. Here we go. Zwischen dem Müll wächst kein Gras. Die Betonflächen am Rand des Ofes, auf denen die Tonnen stehen, sind mit Kreidestrichen markiert. Über den Hof laufen Kinder einander nach. Die Wäschestange hat Rost angesetzt. Papierschnipsel treiben im Wind durch die Luft. offene Fensterflügel klappen auf und wieder zu. Der Wind wird stärker und reißt Passanten die Mützen vom Kopf. Auf der Durchzugstraße staut sich der Verkehr. Autohupen und lauter werdende Sirenentöne erzeugen einen anschwellenden Lärmpegel. Die Fenster in den Häuserfronten links und rechts der Straße zittern in ihren Rahmen. Auf dem Trottoir einzelne Glassplitter. Fußgänger steigen darauf, ohne Notiz davonzunehmen. Eine Frau verletzt sich an der Ferse. Sie schreit auf. Ihr Gesicht ist schmerzverzerrt. Keiner beachtet sie. Alle gehen an ihr vorüber. Hinter Gardinen verbergen sich Bewohner einzelner Häuser. Sie spähen durch den Spalt zwischen den Vorhangteilen auf die Straße. Ein stoppelbärtiger Mann beugt sich aus dem Fenster. Spinnweben hängen in den Ecken der Wände, Stau blickt auf den Möbeln. Ein türloser Durchgang zum hinteren Raum, dessen einziges Fenster zum Hof hinausgeht. Der Hof liegt den ganzen Tag im Schatten. Über den Dächern kreist ein Helikopter. Neben und hinter den Piloten sitzen Soldaten. In einer Seitenstraße parkt ein Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Menschen stehen auf dem Gehsteig und bedenken den Wagen mit misstrauischen Blicken. Autos hupen im stockenden Verkehr auf der Durchzugstraße. Die Straße umrundet den zentralen Platz, Verkehr umkreist ihn. Eine Menschenmenge hat sich auf dem Platz versammelt und skandiert Parolen. Eine Frau mit Umhängetasche sucht sich einen Weg, durch die Menge zu bahnen. Sie stolpert über zwei auf dem Asphalt sitzende Männer. Diese fluchen und beschimpfen die Frau. Dann beginnt. und legt den Arm um ihre Schulter. Sie beginnt laut zu schluchzen. Eine Tür fällt ins Schloss. Die Frau und der Mann zucken zusammen. Sie schweigen und starren durch das geschlossene Fenster auf die Straße. Durch die offenen Fenster auf der rückwärtigen Seite der Wohnung dringen Stimmen aus dem Hof herauf. Eine der Stimmen wird lauter. Ein Schreien und Schimpfen, die übrigen verstummen, auf Kieselgrund knirschende Schritte entfernen sich. Dann ist es für Augenblicke ganz still, darauf das Lachen eines Kindes, das in Beinen übergeht. Türen schlagen, mehrmals und von Mal zu Mal heftiger. Aus dem Nachbarhof ist das Geräusch eines startenden Motors zu hören. Nach wiederholten Startversuchen ein Zischen und Krachen vorboten einer Explosion. Schwarzer Rauch steigt auf von jenseits der Mauer, breitet sich über die Höfe hinter den Wohnhäusern an der Durchzugstraße aus. Der Rauch verbreitet Übelkeit verursachenden Gestank. Mütter mit auf Mund und Nase gepressten Taschentüchern laufen den Hof hinaus und packen ihre Kinder in den Armen. Ein kleines Mädchen reißt sich los und rennt gegen die Trennmauer zum Nachbarhof. Von jenseits der Mauer ertönen Hilferufe. Schließlich ein Knall. Leute schreien in Aufregung durcheinander. Von Süden nähert sich ein Helikopter in geringer Flughöhe. Die neben und hinter den Piloten sitzenden Soldaten halten Gewehre im Anschlag. Der Helikopter kreist über den Hinterhöfen. Der Rotor verlangsamt seine Umdrehungen, der Flieger gerät sekundenlang ins Trudeln. Der Pilot dreht ab und versucht zu beschleunigen. Er reißt das Steuer hoch und fliegt schlingernd wenige Meter weit. Dann lässt die Druckwelle eine Explosion das Glas sämtlicher Fenster, der die Innenhöfe im schließenden Häuser bersten, Mauerteile herabfallen. Menschen fliehen aus ihren Wohnungen, Sirenen geheult, das abrupt abbricht. Gruppen bewaffneter Männer sind in den Straßen unterwegs. Ein zweiter Hubschrauber überfliegt Häuser und Höfe. Außer den Piloten befinden sich keine Passagiere an Bord. Der Helikopter versucht auf einem der intakt gebliebenen flachen Hausdächer zu landen. Mehrmals setzt der Pilot zur Landung an. Nach einer Reihe vergeblicher Versuche fliegt der Hubschrauber mit hohem Tempo Richtung Norden davon. Aus einem Fenster schaut ein Mann mit starrem Blick in den Hof hinunter. Er hustet und spuckt Schleimbatzen auf das Pflaster. Hinter ihm steht ein junges Mädchen mit von Tränen geröteten Augen. Es nähert sich dem Mann und fasst ihn mit beiden Händen an den Schultern. Es schmiegt sich an ihn. Der Mann blickt weiter aus dem Fenster und schenkt dem Mädchen keine Beachtung. Dann reißt er sich los und schließt die Fensterflügel. Das Mädchen legt sich auf das ungemachte Bett in der rechten hinteren Ecke des Zimmers. Der Mann geht auf die Toilette und er bricht. Er schlägt sich mit der Faust auf die Stirn und beginnt zu fluchen. Die junge Frau, kurz eingeschlafen, wacht auf und erschrickt. Sie erhebt sich ruckartig von der Bettstadt, nimmt ihre Tasche und läuft aus der Wohnung auf die Straße. Dort steht eine größere Anzahl Menschen in kleinen Gruppen zusammen. Die überwiegend aus Männern bestehenden Gruppen diskutieren erregt und gestikulieren mit den Armen. Drei der Mänger fangen einen Streit an, geraten sich in die Haare. Binnen kurzer Zeit wälzen sie sich, aufeinander einschlagend, auf dem schmutzigen Asphalt des Gehsteigs. Passanten weichen den Raufbeutel aus, ohne weiter Notiz von ihnen zu nehmen. Mit Jacken in kräftigen Farben, gekleidete Menschen beiderlei Geschlechts, gehen die Durchzugsstraße entlang. Wie auf ein lautloses Kommando reißen sie in kurzen Abständen beide Arme hoch und rufen Ja. In der Nähe des zentralen Platzes reißen Arbeiter die Straße auf. Der dabei entstehende Lärm ist ohrenbetäubend. Ein kleines Kind zerrt am Arm seiner Mutter und weint. Die Mutter gibt dem Kind eine Ohrfeige, worauf das Kind noch heftiger weint. Ein älterer Mann nickt der Frau beifällig zu. Sie wendet sich ab und schließt das Kind in die Arme. Das Kind hört nicht auf zu weinen und sucht sich den Armen der Mutter zu entwinden. Während die Menschen in bunten Jacken zum zentralen Platz marschieren, schließen sich immer mehr Personen ihnen an. Ja, rufend, umrunden sie den Platz in langsamem Tempo. Den Platz umfahrende Autos hupen, ein Fahrer öffnet das Seitenfenster, beugt sich weit hinaus und schreit Schimpfworte. Als jemand ein Stück Holz auf das Fahrzeug wirft, duckt sich der Mann weg ins Wageninnere und schließt rasch das Fenster. Das Autogerät ins Schleudern. Es streift einen Betonpfeiler und dreht sich mehrmals um die eigene Achse. Schließlich kommt es zum Stillstand. Der Fahrer umklammert das Lenkrad und blickt regungslos durch die Windschutzscheibe. Ein junges Paar läuft auf den Wagen zu, bleibt in ein paar Schritten Entfernung unschlüssig stehen. Ruckartig bewegt der Unfalllenker seinen Kopf nach rechts. Das Paar erschrickt und läuft davon. Der Lenker versucht den Motor des Wagens zu starten. Rauch quillt unter dem Blech der Motorhaube hervor. Vorbeigehende attackieren die Karosserie, stoßen ihre Schuhspitzen gegen die Reifen. Immer mehr Menschen umzingeln den Fahrer und das Auto. Bevor der unverletzt gebliebene Mann die Türen verriegeln kann, reißt jemand die Fahrertür auf und zerrt ihn aus dem Wagen. Ein Streifenwagen fährt heran und bremst abrupt. Die ihn attackierenden Menschen lassen von dem Autolenker ab und laufen davon. Kurze Zeit später ist der Platz menschenleer. Mehrere Fahrzeuge mit verbeulten Karosserien stehen verstreut auf dem Pflaster. In der Durchzugstraße staut sich der Verkehr. Einzelne Autos scheren aus der Kolonne und versuchen, die vor ihnen fahrenden Wagen zu überholen. Eines der Autos kollidiert mit einem entgegenkommenden Radfahrer. Der Radfahrer wird kopfüber auf den Gehsteig geschleudert und bleibt regungslos liegen. Das verbeulte Fahrrad liegt einige Meter entfernt. Die wenigen Fußgänger weichen dem auf dem Gehsteig liegenden Körper aus und steigen über das verbeulte Rad. Der Autolenker begeht Fahrerflucht. Ich bin müde und möchte schlafen gehen. Doch das Schlafzimmer ist abgeschlossen. Der Schlüssel steckt nicht und ist nirgendwo sichtbar deponiert. Er deponiert die Schlüssel sowie Wertsachen und Papiere immer an bestimmten Stellen. In Schubladen seines Schreibtisches, auf der Ablage in der Vorzimmerkommode. Ich werde auf der Couch in meinem Zimmer schlafen, während ich in einem Buch blättere und auf einzelne Seiten starre, ohne sie zu lesen, kommt mir der Gedanke, eine Freundin anzurufen und sie zu fragen, ob sie mir kurzfristig Asyl gewährt. Ich will vor allen Blicken sicher sein. Ich will ein- und ausgehen, wann und so oft ich möchte. Keine Tür soll versperrt sein. Die Wohnungstür ist nicht versperrt. Ich schließe sie von innen ab, vergesse nicht, den Schlüssel abzuziehen. Der Nachbar gibt mir ein Zeichen durch das geschlossene Fenster. Zunächst versuche ich es zu ignorieren, dann winke ich zurück. Als ich in der Küche einen Imbiss zubereiten möchte, finde ich die Küchentür verschlossen, den Schlüssel abgezogen. Ich sperre mich nicht in der Küche ein, der Nachbar könnte herüberschauen. Das Wohnzimmer ist für den Mann nicht einsehbar, doch es ist immer noch versperrt. Wenn sie dann endlich kommen wird, werde ich sie fragen, warum sie die Küche blockiert hat. Könnte ich ins Wohnzimmer gehen, wäre ich dort vor den Blicken dieses Menschen geschützt. Wenn er glaubt, mich aus dem Wohnzimmer aussperren zu müssen, dann doch wohl nicht deshalb, weil ich dort von Fenster zu Fenster mit dem Nachbarn sprechen könnte. Da sie bis jetzt nicht nach Hause gekommen ist, muss die Küche immer noch abgesperrt sein. Ich habe kein Problem damit, wenn er sich in seinem Zimmer einschließt, so wie er umgekehrt keines haben dürfte, wenn ich meine Zimmertür hinter mir zusperre. Es stellt allerdings ein Problem dar, die Tür zum Wohnzimmer wie auch zu weiteren gemeinsam genutzten Räumen von außen abzuschließen. gemeinsam genutzten Räumen von außen abzuschließen. Das Poster ging über meinem Schreibtisch, der massige Körper der darauf abgebildeten Frau stößt mich ab, dennoch muss ich dauernd hinschauen. Wenn wir verreisen, werden wir den Wohnungsschlüssel keinem Dritten aushändigen. Ich hätte die Befürchtung, dass sie oder er auch mein Wohnzimmer, mein Zimmer oder die Küche betritt, vielleicht sogar mit dem Nachbarn in Kontakt kommt. Ich weiß, dass ich im Recht bin, wenn ich die Küchentür von Zeit zu Zeit abschließe. Wenn er, wie in letzter Zeit, immer öfter glaubt, den gemeinsamen Wohnraum, das Zentrum der Wohnung von mir versperren zu müssen, so ist das nicht zu vergleichen mit dem, wenngleich entstörenden Abschließen der Küche. Ich bin für sie, Hygiene und Sauberkeit betreffend, verantwortlich. Er ist für die Ordnung im Wohnzimmer nicht allein zuständig. Nur indem ich das Wohnzimmer abschließe, sobald ich aus dem Haus gehe, kann ich verhindern, dass sie die Möbel wieder an ihren alten Platz zurückstellt, einzelne Bilder erneut umhängt. Unsere Küche muss einer Komplettsanierung unterzogen werden. Das Wohnzimmer muss uns beiden offen stehen. Er hat nicht das Recht, mich am Betreten des Zimmers zu hindern. Sollte er es neu ausmalen wollen, muss er das mit mir absprechen. Sollte die Küche erneut versperrt, der Schlüssel abgezogen sein, werde ich es dieses Mal nicht auf sich beruhen lassen. Bis jetzt habe ich gehofft, dass ich das Wohnzimmer wieder betreten kann. Da ist ein Geräusch auf mein Rütteln an der Klinke, verstummt es nicht. Dann höre ich, wie der Schlüssel ins Schlüsselloch gesteckt und langsam umgedreht wird. Nach Sekunden des Zögerns ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Dort wasche ich lauschend ab. Das Wohnzimmer, unser gemeinsamer Raum, ist zugesperrt. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich ihn offen stehen lassen habe, als ich die Wohnung verließ. Auch jetzt ist die Küche blockiert, als ich die Tür aufmachen möchte. Ich mutmaße, dass sie entweder in der Küche oder im Wohnzimmer hinter sich abgeschlossen hat. Erst nun vernehme ich Geräusche, die aus der Richtung ihres Zimmers kommen. Husten, das Klopfen von Fingerkuppen auf eine harte Oberfläche. Dann Schritte, die aus dem Wohnzimmer zu kommen scheinen. Es vergehen zwei, drei Minuten, während derer weder Schritte aus dem Wohnraum noch ein erneutes Klopfen aus ihrem Zimmer zu hören sind. Ich gehe hastigen Schrittes in mein Zimmer und mache die Tür lautstark hinter mir zu. Möchte ich in die Küche, muss ich das Wohnzimmer überqueren und dabei am Vorzimmer vorbei. Er ist zu Hause. Das für ihn typische lautstarke ins Schloss fallen lassen seiner seiner Zimmertür, war deutlich zu vernehmen. Sollte sie es sein, die sich im Wohnzimmer oder in der Küche eingeschlossen hat, werde ich klopfen und, wenn keine Reaktion erfolgt, sie mit lauter Stimme auffordern, mich einzulassen. Ich schleiche an seinem Zimmer und dem gemeinsamen Wohnzimmer vorbei zur Küche, nehme den Schlüssel aus der Rocktasche und schließe hastig auf. Als ich die Küche betreten will, spüre ich, dass jemand hinter mir steht. Einen kurzen Augenblick, eine Schrecksekunde später berührt er, er mich an der Schulter. Warum ich das mache und was das soll, ich schaue ihm direkt ins Gesicht, er ist darauf nicht gefasst und weicht zurück. Sie steht an der Küchentür, langsam nähere ich mich ihr. Als ich sie zur Rede stelle, geht sie zum Gegenangriff über. Alles nur Ausrede, erwidere ich, als sie zu weitschweifigen Erklärungen ansetzt. Faule Ausrede, stoße ich nach. Das las weitschweifelnden Erklärungen ansetzt. Faule Ausrede stoße ich nach. Das lasse ich mir nicht gefallen, braust sie auf. Die Küche ist mein, ist was, falle ich ihr barsch ins Wort. Und es ist unsere Küche, nicht deine allein. Ich werde nicht tun, was er erwartet und ein Schuldbekenntnis ablegen. Es ist unsere Küche, so wie es unser Wohnzimmer ist, sage ich. Du tust so, als ob es allein deine Küche wäre, hält er mir vor. Du musst nicht dauernd in die Küche. Das Wohnzimmer muss uns beiden jederzeit offen stehen, gebe ich zurück. Sicher ist das unser gemeinsames Wohnzimmer, sage ich. Du hast prinzipiell das Recht, es jederzeit zu benutzen, aber was, fällt sie mir mit schroffem Ton ins Wort. Die Renovierung hebe ich zu erwidern an. Es ist überhaupt nicht notwendig und auch nicht sinnvoll, das Wohnzimmer zu renovieren. Ihre Stimme ist lauter geworden, sie bemüht sich um einen Brustton der Überzeugung. Jeden Tag die Küche zu schrubben und mich währenddessen auszusperren, ist schon gar nicht sinnvoll, betone ich mit zunehmendem Ärger. Eine Zeit lang schweigen wir, stehen einander mit nach unten gerichteten Blick gegenüber. Ich halte seinen Blick nicht stand. Ich halte seinen Blick nicht stand. Schon mache ich kehrt, drehe ihm den Rücken zu. Er fasst mich an der Schulter. Lass mich los, sage ich leise. Sofort löst er seine Hand von mir, bleibt aber dicht hinter mir stehen. Wie er erhebt zu sprechen an, verstummt er neu, sein Atem ist im Nacken spürbar. Ich mache einen Schritt Richtung Badezimmer. Wir sollten gemeinsam... Wieder stockt er, atmet schneller. Was sollten wir? Ich drehe mich, die Hand auf der Klinke, abrupt zu ihm um. Ich beginne den Satz, den ich sagen möchte, aber sie will die Flucht ergreifen. Die Situation verursacht Stress, ich beginne schneller zu atmen. Lauf nicht davon, stoße ich hervor. Wir müssen eine Lösung finden. Wofür? Sie schaut mich nicht an, während sie spricht. Nie passiert etwas Konkretes. Wie schon oft hat er Lösungen angekündigt. Die Renovierungsarbeiten sind ein bloßer Vorwand für mein Aussperren aus dem gemeinsamen Wohnzimmer. Ich erwege ernsthaft, mich im Wohnzimmer einzusperren. Doch ich weiß nicht mehr, wo ich den Schlüssel deponiert habe. Die Wohnzimmertür ist versperrt. Sollte er sich erneut ins Wohnzimmer zurückziehen, schließe ich mich in der Küche ein. Er schaut Richtung Wohnzimmer, dann zur Garderobe zum Ausgang. Vielleicht verlässt er die Wohnung. Gib mir den Schlüssel, rufe ich in ihre Richtung. Doch sie hat sich bereits im Bad eingeschlossen. Ich krieche auf den Boden und kann mich nicht aufrichten. Peitschenhebel lassen mich aufbäumen und schreien. Zu fliehen ist nicht möglich. Alles passiert in Zeitlupe. Menschen sind keine zu sehen. Pfützen auf dem Fußboden, die ineinander fließen und den Boden bedecken. Bald steigt der Wasserspiegel und ich drohe zu ertrinken. Ich laufe die Treppe im Stiegenhaus auf und ab, ohne Pause. Nach kurzer Zeit bin ich atemlos und keuche bei jeder Stufe, die ich nehme. Ich breche zusammen und falle mit dem Kopf voran ins Wasser. Alles geschieht in Zeitlupe. Das Geschehen verlangsamt sich weiter, ohne zum Stillstand zu kommen. Im Wasser schwimme ich wie ein Fisch. sich weiter, ohne zum Stillstand zu kommen. Im Wasser schwimme ich wie ein Fisch. Niemand, kein Fisch und kein Mensch schwimmt mir entgegen. Ein Blubbern, das sich zu einem Dröhnen verdichtet und rasch lauter wird. So laut schließlich, dass der Kopf zu platzen droht. Der Kopf platzt und ich, kopflos, finde mich kriechend wieder. Der Boden ist jetzt voller Insekten, die meinen Weg kreuzen, neben mir her und über mich drüber krabbeln. Ameisen mit Brotkrumen auf dem Rücken laufen zu ihren Haufen und krabbeln die winzigen Stufen empor. Winzige Monster mit scharfen Krallen greifen einander an. Knoll aus kleinen Monstern wälzen sich über den Boden und hinterlassen Blutspuren. Das alles passiert sehr schnell, verwischt sich. Schattenmenschlicher Körper huschen über den von Insekten bevölkerten Fußboden. Ein Sturm zerstört den Ameisenhaufen und verteilt den Sand über die Körper der Tiere. Viele ersticken. Über die Treppe fließt Wasser. Siedelnd heißes Wasser strömt über die Stufen hinunter. Treppauflaufend versuche ich, dem heißen Wasserstrom auszuweichen. Doch der Strom wird immer breiter und bedeckt die gesamte Treppenfläche, bevor ich oben angekommen bin. Das Wasser dringt durch die Schuhsohlen und verbrennt mir die Füße. Ich beginne zu schreien und bleibe stumm. Kein Laut dringt aus meiner Kehle. Es folgt ein Feiztanz ohne Ende. Käfer krabbeln zwischen meinen Füßen. Stimmen von Ferne, die näher kommen. Kichern und grölen von den Wänden, wie aus Lautsprechern. Die Wände weichen zurück und rücken wieder heran. Das wiederholt sich mehrere Male. Ein Rhythmus entsteht. Der Boden schwankt. Wind setzt ein und verbläst das Getier zwischen den Füßen. Es sammelt sich in den Ecken und fliegt in Schwärmen hinauf zum Plafond. Ein Surren und Schwirren. Wälder abholzen, Flüsse trockenlegen, Häuser niederreißen, lachen und tanzen. Brennende Planken krachen auf den Boden. Menschen rennen schreiend auseinander. Andere springen aus offenen Fenstern in die Tiefe. Hunde kläffen und übertönen das Geschrei. Dann läuft alles stumm ab. Leute schneiden Kremassen und versuchen, mich aus dem Bett zu drängen. Falle ich hinunter, bin ich im freien Fall, kopfüber einen engen Schacht hinunter. Ich falle viele Stunden lang oder sind es nur Minuten, wach oder im Schlaf. Vielleicht ist alles nur ein Traum, doch nicht nur das. Vielleicht ist alles nur ein Traum, es gibt nur mich allein oder nicht einmal das. Ich träume mich selbst, nehme ich an, um diese Annahme sofort wieder zu verwerfen. Ich bin nicht wirklich kopfüber in den Schacht gefallen, keines der wiederholten Male, die ich davon träumte, nachdem ich aus dem Bett gefallen war. Fratzen, höhnisches Lachen, Gefahr. Vielleicht träume ich eines Nachts von ihm und erkenne ihn sofort. Im Vorhinein vermag ich nicht zu sagen, woran er zu erkennen sein wird. Aber wenn er im Traum erscheint, werde ich wissen, er ist es. Unter dem Bett rumort es, ein Rascheln, ein Scharren wie Krallenfüße auf Holz. Die Bettstadt fängt zu wackeln an, sie wird durchgerüttelt, dann ist es plötzlich still, das Bett steht wieder unbewegt. Was ist das für ein Ding da vorne, geradeaus, da oben? Seine Konturen lassen eine seltsame, fremdartige Form erahnen. Die Form verändert sich mit jedem Mal, dass ich hinschaue. Einmal sieht es wie eine Blase aus, Sekunden später wie ein schnell anwachsender Ballon, der jeden Augenblick zu platzen droht, Ausbuchtungen bekommt und seine Oberfläche verändert. Zunächst schimmert die Form golden, dann in einem geheimnisvollen Grün. Schließlich trägt der Ballon die Fratze aus meinen Träumen. Sie grinst, als ich sie anschaue. Du entkommst mir nicht, scheinen sie sagen zu wollen. Überall kleine Monster, nur nicht unter dem Bett. Sie kriechen über den Boden und bevölkern, wie Motten, die es zum Licht zieht, den Lampenschirm. Dort turnen sie herum und schauen fröhlich aus. Von ihnen ist nichts zu befürchten. Schlafe ich wieder ein, laufen sie auf mir herum, kriechen über Nase und Ohren. Bin ich wieder eingeschlafen, wache ich so schnell nicht wieder auf. Da können die Monster mich kneifen und zwicken, an Armen und Beinen ziehen, so oft sie wollen. Nur die Fratze niestert in meinen Träumen und lässt mich erneut hochschrecken, mitten in der Nacht. Im Traum bin ich ans Bett gefesselt und vermag mich auch nach mehreren Tagen und Nächten nicht zu befreien. Ich verspüre weder Hunger noch Durst. Von Zeit zu Zeit bewege ich die Gelenke, um die Fesseln zu lockern, doch vergeblich. Schatten huschen durch den Raum und über mein Gesicht. Von fernige Lächter, ganz leise, wie von mehreren Menschen. Dazwischen etwas, das sich anhört wie ein im Keim erstickter Schrei. Die Fesseln lockern sich von selbst und ziehen wieder an. Sie werden mir nicht abgenommen. Über mir das Pendel. Im nächsten Traum bin ich mit allen auf Du und Du. Die Sonne lacht und jeder grüßt mich schon von Weitem. Der Wind zerzaust meinen Haarschopf. Kunstvoll. Auf Empfängen stehe ich im Mittelpunkt. Durch das Glas des Cocktailglases sehe ich sie. Sie habe ich lange nicht gesehen. Ob sie mich bemerkt? Blumen begrenzt, dann die Schlinge um den Hals. Zuerst bemerke ich sie nicht, es ist ja nur ein Traum. Die Schlinge zieht sich enger um den Hals. Die Schlinge und das Pendel, unter mir die leere Schlangengrube. Ein dicker Wurm kriecht über Erdkrumen und starrt mich an. Die Schlinge ist zu eng gezogen, dass ich den Kopf nicht drehen kann. Das Pendel habe ich mir eingebildet. Das war kein Traum. Wiederholt träume ich davon, in einen Fluss voller Krokodile zu stürzen. Nach dem Aufwachen weiß ich nicht, ob ich gefressen wurde in diesem Traum. In einem anderen Traum, soweit ich schaue, Schlimmpflanzen, die sich vom schlammigen Grund nach oben schlängeln. Ich schwimme mitten durch die Vegetation und bleibe mit dem rechten Bein an einer Pflanze hängen. Die Pflanze umschlingt das Bein immer fester, hat es im Griff. So kräftige Schwimmbewegungen ich auch mache, es gelingt mir nicht, mich loszureißen. Das rechte Bein steckt, wie im Kokon, fest. Die Treppe beginnt abwärts zu rollen. Gegen die Rollrichtung versuche ich aufwärts zu gehen. Ich renne gegen die Rolltreppe an und gelange dennoch immer weiter nach unten. Auf der untersten Stufe angelangt, gerate ich mit den Füßen ins Räderwerk. Dann mit beiden Beinen, den Knien bis zum Rumpf. Die Zahnräder knirschen und kommen zum Stillstand. Ich bin bis zum Unterleib oder den Stufen, aber unverletzt. Es ist ein besonderes Gefühl, dieses Krippeln in Beinen und Zehen. Ich träumte von einem Haus, das ich betrat, von einer Stiege, deren Stufen ich erklomm, von einer Tür, die offen stand. Hinter der Tür befand sich ein Gang, der in eine Diele mündete. Von der Diele führte eine Reihe von Türen zu verschiedenen Räumen. Ich rüttelte an jeder Klinke. Alle Türen waren verschlossen. Dankeschön. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Ich wollte mich noch ganz kurz bedanken bei Sandra Laffenthaler für die drei Zeichnungen. Sandra, genau. Natürlich auch bei Paul Pechmann, meinem Lektor im Verlag. Lange nicht mehr so ein gutes Lektorat gehabt. meinem Lektor im Verlag, lange nicht mehr so ein gutes Lektorat gehabt, auch Stefan Stifterhaus, den Techniker, und auch dir, Leopold Spoliti, für die Einrichtung der PDFs, des PDFs, was dann geworden ist, dass man die drei Zeichnungen dann sieht. Dank, Robert. Ich denke, wir haben einen sehr interessanten Abend mit sehr spannenden Texten erlebt. Ich bedanke mich auch noch einmal im Namen des Stifterhauses bei allen Mitwirkenden, bei Franziska Füchsel, Robert Sterr und Paul Pechmann. Ich schlage vor, wir folgen dem Rat von Paul Pechmann, kaufen die Bücher, lassen sie gnien, trinken was im Literaturcafé und diskutieren an der Theke. Haben Sie genug Spiel und träumen Sie gut. Schönen Abend.