🎵 Das Parlamentsgebäude an der Wiener Ringstraße im Dezember 2023. Nichts deutet heute darauf hin, dass sich vor 90 Jahren in diesem Haus, aber auch in der ganzen Republik, dramatische Tage ereigneten. Es ging um nichts Geringeres als den Schutz der Demokratischen Republik Österreich vor ihren inneren Feinden. Bereits Anfang März 1933 wurde die sogenannte Selbstausschaltung des Parlaments, die parlamentarische Demokratie in Österreich, abgeschafft. Das autoritär regierende Dollfuß-Regime verbot wenige Wochen später den Republikanischen Schutzbund, eine Kampforganisation der Sozialdemokraten mit rund 80.000 Mitgliedern. Es folgten weitere Massnahmen wie das Ver der Mai-Feier, das Verbot der Kommunistischen Partei, das Verbot politischer Demonstrationen, das Zurückdrängen des sozialdemokratischen Einflusses in Arbeiterkammern und Sozialversicherung sowie die auf Notverordnungen basierende massive finanzielle Beschneidung der Stadt Wien als Hochburg der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Immer wieder kam es zu Hausdurchsuchungen und vorübergehenden Verhaftungen von Sozialdemokraten und bereits in der Illegalität tätigen Kommunisten. Am Morgen des 12. Februar 1934 dringt die der Christlich-Sozialen Partei nahegestandene Heimwehr im Zuge einer angekündigten Waffensuchaktion in die Linzer Zentrale der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ein. Die Schutzbündler unter der Führung von Richard Bernerscheck leisteten gegen den Wunsch der SDAP-Spitze bewaffneten Widerstand. Daraufhin beschließt der sozialdemokratische Parteivorstand um Otto Bauer und Julius Deutsch die Mobilisierung des Schutzbundes und die Ausrufung des Generalstreiks. Die ersten Kämpfe gibt es in Linz, wo von diesen Kirchtürmen aus das Arbeiterheim Hotel Schiff beschossen wurde. Der Generalstreik wurde nicht flächendeckend durchgeführt, was wesentlich zur Schwächung der Aufstandsbewegung beiträgt. Die Kämpfe greifen in der Zwischenzeit auf Industriestädte in ganz Österreich über, wobei der Schwerpunkt, abgesehen von Wien, in Steyr, St. Pölten und Brucker Namur liegt. In Wien werden Gemeindebauten und Arbeiterheime in den Bezirken Favoriten Simmering, Otterkring, Döbling und Floridsdorf zum Zentrum der Kampfeshandlungen. Den vereinten Kräften von Polizei, Heimwehr und Bundesheer, das stellenweise Artilleriefeuer einsetzt, haben die schlecht ausgerüsteten und unzureichend organisierten Schutzbündler wenig entgegenzusetzen. Die letzten kapitulieren am 15. Februar. Es kam zu unzähligen Verhaftungen und Todesurteilen. Die meisten Kämpfer flohen in die Tschechoslowakei und dann ins Exil weiter in die Sowjetunion, so wie die Eltern der Filmemacher. Weitere Emigrationsgruppen schlossen sich 1936 den internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an oder flohen nach Großbritannien in die USA und später auch nach Südamerika und China. Der Wiener Psychiater Ernst Berger, Kind eines Mitglieds der Jugendgruppe des Schutzbundes, hat in einer 2018 veröffentlichten Studie den Kindern der Kämpfer eine marginalisierte Jugend zugesprochen. Es hat so zwei zentrale Ergebnisse gegeben. Das eine war, dass eigentlich alle von ihrer Kindheit an immer gewusst haben von dem Widerstandskampf ihrer Eltern, aber niemand Details gewusst hat. Es war so ein globales Wissen. Also wir haben bei niemandem ein Verschweigen gefunden, aber Details darüber haben eigentlich die wenigsten gewusst. Das war das eine. Das zweite zentrale Ergebnis war, dass das, was die Eltern erzählt haben, waren immer so, wie sagt man auf Wienerisch, Geschichterln. Geschichterln aus bestimmten Situationen und zwar so gut wie immer, zwar Geschichten, die oft einen dramatischen Hintergrund haben, so gut wie immer, zwar Geschichten, die oft einen dramatischen Hintergrund haben, die aber als Geschichte eher spaßig gewesen sind oder eindrucksvoll gewesen sind. Das war das zweite zentrale Ergebnis. Und das dritte war auf diesem Hintergrund, dass die Erinnerungen an die Erzählungen der Eltern über weite Strecken so etwas unbestimmt gewesen sind, quasi wie mit einem Schleier überzogen, weil praktisch die Erzählungen nicht an Zeiten und Orten festgemacht waren, sondern in einer diffusen Form aus solchen Geschichterln bestanden haben. Und das war ziemlich durchgängig bei allen fast 30 Interviews, die wir gemacht haben. Bereits im September 1933 beschloss die Regierung Dollfuß den Aufbau sogenannter Anhaltelager. In diesen Lagern sperrte der austrofaschistische Ständestaat all seine Gegner ein. Zuerst Nationalsozialisten, die das Dollfuß-Regime, das sich an den Mussolini-Faschismus und nicht an den Nationalsozialismus orientierte. Später wurden dann hier Sozialdemokraten und Kommunisten inhaftiert, die für ein demokratisches Österreich kämpften. Das bekannteste Lager war Böllersdorf in Niederösterreich. Im Oktober 1934 waren hier 5300 Personen inhaftiert, darunter die späteren Bundespräsidenten Theodor Körner und Adolf Scherf. Wir können jedenfalls von dem Faktum ausgehen, dass sich in den Tagen des 12. bis zum 14. Februar in Österreich bürgerkriegsähnliche Unruhen oder eigentlich Bürgerkriegsunruhen abgespielt haben. Bewaffnete Auseinandersetzungen, die in einigen Fällen Scharmützel waren, im Falle des Karl-Marx-Hofs in Wien-Heiligenstadt, die den Charakter einer dramatischen Verteidigung eines Häuserkomplexes angenommen haben, der Historikern als eine der am weitesten entwickelten, militärisch am weitesten entwickelten Auseinandersetzungen im innerstädtischen Kampf betrachtet wird. Und wir haben eine wirklich, wirklich, wirklich fatale und äußerst grausame Auseinandersetzung um Florezdorf und das dortige Feuerwehrhaus und den Schlingerhof etc. Es ist ein militärischer Aufstand, der die unterschiedlichsten Facetten hat und der für die revoltierenden und für die ausstehenden Schutzbündler von vornherein verloren war. vornherein verloren war. Dieser Aufstand war mehr oder minder eine symbolische Manifestation, eine Manifestation gegen die sukzessive Zerstörung der Demokratie, gegen die sukzessive Zerstörung der Sozialdemokratie. Man hat eigentlich gewusst, dass es ein Aufstand, der gegen den expliziten Willen des sozialdemokratischen Parteivorstandes losgebrochen ist, dass dieser Aufstand vom militärischen Gesichtsp Bürger haben nicht gekämpft. Es war eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen dem Schutzbund und der Heimwehr. Und es gab natürlich in diesen dreieinhalb Tagen fast 500 Tote. fast 500 Tote, aber trotzdem, wenn man das vergleicht mit anderen Bürgerkriegen wie dem spanischen, wo es 300.000 Tote gegeben hat, jeder Tote ist einer zu viel. Aber ich habe für meine Dissertation den Titel gewählt, Ich habe in der Diktatur die Titel gewählt, die Februarkämpfe 1934 in Wien-Meidling, ein Bürgerkrieg, der keiner war. Die, die damals gekämpft haben, haben eigentlich nichts erreicht, sind in die Diktatur geschlittert, haben außer Landes gehen müssen, sind verfolgt worden, haben die Arbeitsplätze verloren. Und die Erzählung, die man dann weitergeben kann, ist eigentlich eine Erzählung einer Niederlage. Das ist die eine Ebene. Zum anderen gibt es natürlich schon, glaube ich, ein Weitererzählen, das man sich gewährt hat. Das hängt, glaube ich, sehr viel von den jeweiligen Personen selbst ab, was man dann weitergegeben hat. Personen selbst ab, was man dann weitergegeben hat. Es ist ja auch die Erzählung gewesen nach 1945, wir waren die Ersten, die sich gegen den Faschismus gewehrt haben. Dann kam erst Spanien und dann kam erst der Widerstand gegen das NS-Regime. Aber wir waren quasi die Ersten. Das war eine Gruppe, die das gemacht hat. Und die anderen, die sich, glaube ich, eher zurückgezogen haben, die jetzt dann nicht mehr politisch aktiv gewesen sind, die haben einfach auch keinen Grund gehabt und einfach kein Interesse gehabt, glaube ich, über ihre Niederlage zu reden. Und wenn man sich das jetzt konkret auf die Steiermark anschaut, dann ist das ja tatsächlich nur pro Kantamur, wo es so eine gelebte Erinnerungskultur gibt, wo man einfach an die damaligen Kämpfe erinnert, beziehungsweise bis in Leoben, wo man am Gericht, wo der Kolaman Walisch, der Kommandant von Bukandamur, hingerichtet worden ist, wo man eine Gedenktafel angebracht hat und wo im 45er-Jahr beide Parteien, also die dann wieder legale kommunistische Partei und die wieder legale sozialdemokratische Partei, eine Gedenktafel anbringen. Das ist aber sonst eigentlich eher untypisch. Ansonsten gibt es ein sehr selektives, unterschiedliches Gedenken. Die anderen Gedenken eben bei den Gräbern, bei Verwunden, in Graz, bei Starnig. Und erst in den 80er Jahren, also wirklich 84, 50 Jahre danach, ist es das erste Mal, dass wieder Erinnerungszeichen überhaupt gesetzt werden und dass man einfach auch in einem größeren Rahmen über diese Aktivitäten, damals über die Kämpfe, die Vorgeschichte, es ist ja nicht so, dass man im Februar 34 die ganze Geschichte anfängt, die Ausschaltung der Demokratie ist ja schon viel früher, wo diese Geschichte dann auch thematisiert wird in Ausstellungen, in Zeitzeugengesprächen und auch mal auch in Sätzen von neuen Denkmälern der Steiermacher. Zwischen dem 12. und 14. Februar 1934 lieferten sich Heimwehr und Schutzbund eine blutige Schlacht. Ein Originalbericht der Wochenschau. Musik Eine der schwierigsten Kampfhandlungen der staatlichen Exekutive gegen die marxistischen Aufrührer war die Niederwerfung des Aufstandes in Bruck an der Mur. Vom Schlossberg aus beschossen die Schutzbündler mit Maschinengewehren die Truppen, die in zahlreichen Kraftfahrzeugen heranrückten, um die in ihrer Kaserne eingeschlossene Gendarmerie zu befreien. Die Gendarmeriekaserne liegt mitten in der Stadt und wurde durch ein Maschinengewehr, das in einem gegenüberliegenden Hause eingebaut war, unter Feuer gehalten. Die Gendarmerie mussten sich darauf beschränken, in der Kaserne in Verteidigungszustand zu bleiben. In einem vier Kilometer von Bruck entfernten sozialdemokratischen Kinderheim hatten sich Schutzbündler eingenistet. Das Haus konnte erst nach Artillerievorbereitung genommen werden. Die aus ihren Stützpunkten vertriebenen Aufrührer flüchteten in die nahen Wälder und mussten dort aufgegriffen werden. Die aus ihren Stützpunkten vertriebenen Aufrührer flüchteten in die nahen Wälder und mussten dort aufgegriffen werden. Da es in Bruck an Lokalitäten, die zur Festhaltung so vieler Menschen groß und gesichert genug sind, mangelt, wurde der Theatersaal des Arbeiterheimes in ein Arrestlokal umgewandelt, in dem die Schutzbündler von der erhöhten Bühne aus bewacht werden. In dieser Situation warten diese verhetzten Menschen auf den Abtransport. Zahlreich und verschiedenartig sind die Waffen, die man teils bei den Gefangenen, teils in Verstecken gefunden hat. Eigenartig, aber bestimmt nicht ungefährlich, sind diese primitiven, mit Draht umwundenen Explosivkörper, die bei der Revolte gegen die Staatsgewalt verwendet wurden. Der bekannte Arbeiterführer Koloman Wallisch wurde in der Folge zum Tode verurteilt und in Leoben hingerichtet. Noch heute erinnert eine Gedenktafel am Parlamentsgebäude in Wien an den Nationalrat und Kämpfer für ein demokratisches Österreich. Meine Eltern, Franz und Hilde Zechner, haben am 12. Februar 1934 direkt in Brug an der Mur, wie der Aufstand war, wie die Arbeiter sich aufgelehnt haben, beteiligt. Meine Mutter war damals 17 Jahre alt, mein Vater 20 Jahre. Sie kannten sich noch nicht damals, waren noch kein Paar, aber beide haben aus innerer Überzeugung gehandelt und gedacht, wir müssen kämpfen für unsere Freiheit und gegen das Regime, dass sie schon gewusst haben, was in der nahen Zukunft passieren wird in Österreich. Und meine Eltern sind für mich immer ein ganz, ganz großes Vorbild gewesen und haben mir als Kind und meinem Bruder immer erzählt, was 1934 in Bruch passiert ist. Deswegen, ich bin aufgewachsen mit den Erinnerungen, mit deren Erzählungen, die mich vielleicht als Kind schon irgendwie fasziniert haben, weil ich gewusst habe, wie tapfer und wie toll sie gekämpft haben. Und eigentlich war es umsonst. Meine Mutter hat als Helferin, als Sanitätshelferin einen Kopfschuss erlitten. Da war ein Knotenpunkt, wo die Heimwehr gegen den Schutzbund gekämpft hat bei der Forstschule in Bruck an der Mur. Und sie hat einen Schutzbündler versorgen wollen und hat gesehen, wie vis-à-vis ein Heimwehrler, auch ein Brucker, den sie gekannt hat, das Gewehr erhoben hat. Sie wollte den nicht fallen lassen und hat genau einen Kopfschuss da hinein und da hinaus. und hat genau einen Kopfschuss da hinein und da hinaus. Und mit 17 Jahren hat sie, glaube ich, jetzt ist das meine letzte Stunde, sie wurde dann ins Krankenhaus gebracht. Man hat sie so mehr oder minder für tot erklärt und irgendwo in ein Kammerl geschoben. Und ein junger Arzt hat sie aber dann gerettet sozusagen. Und sie hat immer wieder erzählt, wie schlimm die Ereignisse damals waren. Ich bin 1949 geboren, also 15 Jahre nach diesen Ereignissen. Aber mir wurde immer viel erzählt. Mein Vater ist mit Koloman Walisch geflüchtet auf den Eisenpass. Und Koloman Walisch hat gesagt als 20-Jähriger, wenn du mir versprichst, dass du die Sozialdemokratie weiter für sie kämpfst und einsetzt, geh bitte nach Hause, wenn sie einen fangen, dann sollen sie mich fangen, aber ihr Jungen müsst mir versprechen, dass ihr unsere Idee weitertragt. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie und ich bin in meiner Jugendzeit eigentlich sozialisiert worden, immer wieder in Informationen und so weiter und in Gesprächen bis so in den 30er Jahren, was sich in den 30er Jahren abgespielt hat. was sich in den 30er Jahren abgespielt hat. Komischerweise, ich habe mir immer wieder überlegt, warum meine Familie, ich bin bei der Großmutter und bei der Mutter als lediges Kind aufgewachsen, warum meine Familie, die einen Kriegstodesfall zu verzeichnen hatte, also ein Bruder meiner Mutter ist nicht mehr vom Krieg zurückgekommen, natürlich eine fürchterliche Situation gewesen. Aber warum meine Familie eigentlich immer stärker beeinträchtigt und wirklich stärker sich artikuliert hat über die 30er Jahre und über das 34er Jahre. über die 30er Jahre und über das 34er Jahre. Ich bin dann für mich zu einem Schluss gekommen, dass man ja die Kriegsjahre nicht ändern hat können hier vor Ort. Das hat man zur Kenntnis genommen, die fürchterliche Zeit. Aber die 30er Jahre, wo die Arbeiterfamilien um ihre Existenz gerungen und gekämpft haben, selber auch die männlichen Mitglieder zumindest mit den Karabinern da und und gekämpft haben, selber auch die männlichen Mitglieder zumindest mit den Karabinern in der Hand darum gekämpft haben, um eine bessere Zeit in diesem fürchterlichen Bürgerkrieg. Das war eigentlich das Beeindruckende für meine Familie. Und es muss so gewesen sein, weil ich immer wieder davon erzählt bekommen habe. Und auch das habe ich immer wieder davon erzählt bekommen habe. Und auch das habe ich immer wieder gehört von meiner Familie. Sie waren schlecht organisiert, sie waren begeistert, sie wollten ihre Lebenssituation verbessern, sie wollten mit dem Austrofaschismus nichts mehr zu tun haben, mit dem Beginnenden damals. Aber es war für mich eindeutig, so habe ich es auch erlebt, eindeutig ein Bürgerkrieg. Meine Mutter hat mir auch erzählt über die Ereignisse am 12. Februar. Sie ist am Vortag zu Bekannten gekommen. Sie musste da bei der Freundin meiner Großmutter übernachten und war gar nicht zu Hause. Aber sie hat mir erzählt, es waren im Hühnerstall meiner Großeltern Waffen deponiert, die offenbar dann auch gebraucht worden sind. Mein Großvater hat dann offenbar diese Waffen zur Verfügung gestellt, ausgegraben. Ob er jetzt bei den Kämpfen dann dabei war, das kann sie mir nicht sagen. Das hat auch mein Großvater mir nicht gesagt. Was meine Mutter aber erzählt hat, ist, dass sie nach den Kämpfen, also bereits auf der Flucht, sind sie auf der Wehr vorbeigekommen bei meinen Großeltern. Da haben sie dann noch alle einen Tee getrunken, bevor sie dann über die Wehranlage, über die Mur gegangen sind und dann in die Berge geflohen sind. Meine Mutter hat mir erzählt, dass Paula Wallisch und auch Maria Fertner dabei waren und dass meine Großmutter beiden gesagt hat, bei der er dabei war, gefangen genommen worden und ist dann im Kulturhaus der Stadt Bruckern, der Mur wie viele andere auch, dann eingesperrt gewesen. Ich war mal im Vortrag gefragt, als der Aufstand losging, haben in x Gruppen die Leute die Waffen gesucht, die Kommentare haben die Waffen nicht rausgegeben. Wo habt ihr eure gehabt? Und ich erinnere mich, ich war damals, weiß ich nicht, 16, 17, irgendwie. Man neigt dazu, als Kind sowas zu glorifizieren. Wo habt ihr eure Waffen gehabt? wo habt ihr eure Waffen gehabt? Und ich sehe heute noch den Vater in seinem Heimgarten dort, wo sich der Klassenfeind nicht sucht und lacht dabei über das ganze Gesicht. Frage, wo sucht sich der Klassenfeind nicht? Ja, das hat er, denke ich mal nach, wo könnte er in Gösting nicht suchen gehen? Also ich kam auf keine Idee, aber wer Graz kennt, kommt vielleicht auf eine Idee und die Rätselslösung ist, es gibt links und rechts der Mur zwei große Kalkbrocken. Der eine ist der Schlossberg, Zentrum der Stadt Graz und wenn man jetzt im Murflussrichtung schaut, rechts im Norden der Kalvarienberg. Und die Schutzbündner hatten, das ist wirklich ein Paradoxon, ihre Waffen großteils in den 14 Kreuzwegstationen, die alle oben so ein dreieckiges Dach hatten, sozusagen einen kleinen Dachboden hatten, dort haben sie es eingeladen gehabt. Also dort hat auch nicht einmal Gendarmerie, damals war noch keine Polizei, dort hat auch keine Gendarmerie gesucht, aber dort waren sie. Und dann hat man also diese Waffen ausgegeben und man hat also Gösting dann besetzt, unter Anführungszeichen hat der Vater gesagt. Die Frage war zum Beispiel, oder meine Frage, was heißt die Gendarmerie übernommen? Ja, sagt er, warum haben wir den Gendarmerie-Posten besetzt? Geht man da einfach rein und sagt, ihr seid jetzt besetzt? Ja, hat er gesagt, im Großen und Ganzen, es war kein großer Wirbel. Man hat sie ja gekannt. Man hat die Gendarmen gekannt, die ja auch Teil der Bevölkerung dort waren und die Gendarmen gekannt, die ja auch Teil der Bevölkerung dort waren und die Gendarmen haben halt diese revolutionären jungen Menschen auch gekannt und ja, man wird jetzt nicht aufeinander anschießen müssen und bleibt so alle ruhig. Also das war vielleicht gar nicht so schlecht, es ging auch sehr unblutig zu damit. Der Bruckner Hauptplatz, heute Koloman-Waldisch-Platz, erinnert an diese Ereignisse und mahnt für Demokratie und Toleranz. In der Zweiten Republik wurden zahlreiche Gedenktafeln und Mahnmale errichtet, die an die Ereignisse im Februar 1934 erinnern. Wessen Geschichte ist es, dieser Februar 1934? Man muss ganz ehrlich sagen, das waren natürlich die Kämpfe hauptsächlich Sozialdemokraten, nur ein nicht geringer Teil der damaligen Kämpfenden, die tatsächlich irgendwie aufgestanden sind gegen den Faschismus, haben sie noch 1934 der Kommunistischen Partei zugewandt und haben quasi ihre Geschichte mitgenommen in eine Partei, die ja bei den Februarkämpfen kaum eine Rolle gespielt hat. Es gab zwar die Arbeiterwehr, aber das war verhältnismäßig kleine militante oder militärische Organisation in Anlehnung an den Republikanischen Schutzbund. Aber die haben jetzt keine Rolle gespielt. Das war tatsächlich die Sozialdemokratie mit dem Republikanischen Schutzbund. Aber wie gesagt, vieles davon sind auf den Februarkämpfen zur KP gegangen und haben das mitgenommen und haben dann nach 1945 auch gesagt, das sind unsere Kämpfe gewesen, das ist unsere Geschichte. Während die Sozialdemokratie natürlich gesagt hat, nein, nein, das ist unsere Geschichte. Und dann gibt es ein bisschen so diese Konkurrenzsituation. Die Kämpfe begannen am Morgen des 12. Februar 1934. Als die Polizei begann, die Zentrale der oberösterreichischen Sozialdemokraten, das Hotel Schiff, nach Waffen zu durchsuchen, widersetzten sich die Anwesenden und eröffneten wie zuvor angekündigt das Feuer. Die bewaffneten Auseinandersetzungen griffen rasch auf angrenzende Teile der Linzer Innenstadt über und wenige Stunden später kam es auch in anderen Bundesländern zu Kämpfen zwischen Schutzbund einerseits und Heimwehr, Polizei und Bundesheer andererseits. Das Hotel Shift wurde schließlich doch am selben Tag durch Bundesheereinheiten eingenommen und geschlagnahmt. Einen Tag vorher schrieb Richard Bernaschek, Linzer Schutzbundführer und sozialdemokratischer Landesparteisekretär, an die sozialdemokratischen Parteiführer Otto Bauer, Theodor Körner und Johann Schorsch in Wien. Wenn morgen Montag in einer oberösterreichischen Stadt mit einer Waffensuche begonnen wird oder wenn Vertrauensmänner der Partei bzw. des Schutzbundes verhaftet werden sollten, wird gewaltsamer Widerstand geleistet und in Fortsetzung dieses Widerstands zum Angriff übergegangen werden. Dieser Beschluss sowie die Durchführung ist unabänderlich. Wir erwarten, dass auf unsere telefonische Mitteilung nach Wien Waffensuche hat begonnen, Verhaftungen werden vorgenommen. Du, der Wiener Arbeiterschaft und darüber hinaus der gesamten Arbeiterschaft, das Zeichen zum Losschlagen gibst. Wenn die Wiener Arbeiterschaft uns im Stiche lässt, Schmach und Schande über sie. Richard Bernerscheck starb am 18. April 1945 in Mauthausen, zweieinhalb Wochen bevor die amerikanischen Truppen das KZ befreiten. Der Widerstandskämpfer wurde von den SSlern Niedermeyer auf persönlichen Befehl von Gauleiter Eigeruber durch einen Genickschuss ermordet. Lungenentzündung stand als Todesursache im zynischen Beileidsschreiben, das die Lagerleitung an Bernerschechs Mutter sandte. Mir war natürlich immer klar, und das ist es auch so von meinen Eltern mitgegeben worden, würde ich jetzt sagen, ist das auch so von meinen Eltern mitgegeben worden, würde ich jetzt sagen, welche Verbrechen damals alle entstanden sind oder gemacht worden sind. Und die Erzählung meiner Mutter, die den Richard in Wien im Gestapo-Hauptquartier besuchen konnte, die hat mich natürlich irrsinnig berührt und damit habe ich auch gesehen, welche Grausamkeiten da gemacht wurden. Politisch eng verbunden mit Richard Bernaschek war sein Neffe Hugo Müller. Das Arbeiterkind wurde rasch politisiert und wurde in Linz am 12. Februar angeblich als Kommandant verhaftet und am 5. März 1934 wieder freigelassen. Gleichzeitig wurde gegen Hugo Müller und zwei weitere Schutzbündler ein Verfahren eröffnet. Müller flüchtete aber vor der Gerichtsverhandlung in die Tschechoslowakei und von dort aus weiter in die Sowjetunion, wo sein Sohn geboren wurde. Mein Vater war politisch sehr aktiv und hielt sich auch nach meiner Auskunft von meiner Mutter streng an die ganzen Vorgaben. Es hieß ja dort, die dürfen nicht Deutsch sprechen, dürfen sich nicht privat irgendwo treffen. Und man musste sofort Russischkurse belegen, auch meine Mutter. Die Schutzbundfrauen haben sehr zusammengehalten. Die haben gestrickt und die haben geschneidert. Die ließen sich Burda-Hefte schicken von Österreich nach Moskau. Die sind auch angekommen, da haben sie die Schnitte gehabt von der ganzen Kleidung, was gerade moderne ist. Und die haben da selber geschneidert und gestrickt. Das habe ich schon mitbekommen. Und ja, dann ist mein Vater zurückgekommen von Spanien und musste dann mit dem Töberl, das war ein Wiener, in Kaukasus die Sowjets ausbilden, eine gewisse Gruppe als Gebirgsjäger. Die haben sich praktisch vorbereitet, wenn sie nach Österreich kommen, dass sie auch im Gebirge militärisch operieren können, auf was da drauf ankommt. Und da haben die dann bergsteigerisch auch die Sowjets ausgebildet als Gebirgsjäger, sagt man da dazu. Die in Linz ausgebrochenen Kämpfe griffen schnell auf Steyr, auf das Salzkammergut und das Kohlerevier Hausruck über. Schauplatz im Hausruck war unter anderem das damalige Arbeiterheim in Holzleiten, wo sich bei der Erstürmung durch die Heimwehr unter Gendarmerie sechs unbewaffnete Schutzbundsanitäter sowie Frauen und Kinder im Saal des Arbeiterheimes befanden. Zehn Menschen wurden erschossen. Insgesamt starben im Hausrug 16 Menschen. Am 12. Februar wurden hier die Waffen ausgegeben. Es versammelten sich rund 300 bis 400 Kämpfer des Schutzbundes, nachdem in den Steierwerken im großen Betrieb, hier gleich nebenan, der Generalstreik ausgerufen wurde. Ein wichtiges Ereignis ist hier vor allem in Steier zu erwähnen. Es kam zu einem Standgerichtsprozess gegen einen jungen Arbeiter, gegen Josef Ahrer. Der wurde von Heimwehrleuten bezichtigt, zwei Menschen, zwei Heimwehrler erschossen zu haben. Und die Akten, und ich habe diese Akten auch studiert, diese Standgerichtsakten zeigen eigentlich, zeigen eigentlich, dass das aufgrund erwiesenermaßen falscher Zeugenaussagen dieses Standgerichts, dieses Todesurteils ausgesprochen wurde. Der in der Sowjetunion geflüchtete Linzer Tabakarbeiter Hugo Müller ging im Oktober 1936 nach Spanien und kämpfte dort im Rahmen der österreichischen Brigade 12. Februar 1934 gegen das Franco-Regime. Rund 1400 Österreicherinnen und Österreicher kämpften unter Spaniens Himmel gegen den Faschismus. 235 bezahlten ihren Kampf gegen Franco mit dem Leben. 84 wurden später in den Konzentrationslagern von Nazi-Deutschland ermordet. Im Spanienkrieg, also mit der österreichisch-sovietischen Brigade, wurde er als Brigadier in Spanien im Kampf eingesetzt, ja, und mit vielen anderen auch. Und da weiß ich zum Beispiel eine Sache vom Landauer, der als Jüngster mit dem Fahrrad hinuntergekommen ist. Und der wurde meinem Vater zugeteilt. Und normalerweise hätte er nicht dürfen, weil ich glaube, da war der Landauer ja 17 Jahre. Und jetzt hat er ihn als Melder eingesetzt. Ende Oktober 1936 ging er dann nach Spanien mit falschen Papieren und hat sich eben ab November in die internationalen Brigaden eingegliedert, war dann mehreren Bataillons, wurde dann auch auf eine Offiziersschule, ist das offiziell, geschickt und war dann auch als Politkommissar tätig. Die Erinnerungen gehen in die Richtung, dass ich von Anfang an mehr oder weniger gewusst habe, dass mein Vater, der ja aus Graz war, in Graz im 34er Jahr an den Februarkämpfen als Jugendlicher de facto teilgenommen hat, dass er dann danach im Spanischen Bürgerkrieg in den Interbrigaden gewesen ist und von dort weg über verschiedene Lager in Frankreich dann nach Dachau gekommen ist, von Dachau nach Flossenbürg. Also er hat circa sechs Jahre im KZ verbracht und hat dann schon, so hat er mir erzählt, im KZ beschlossen, wenn er herauskommt, dann geht er zur Polizei, weil er muss eine demokratische Polizei aufbauen helfen, die nicht so agiert wie die Polizei, die er kennengelernt hat. Nach dem Sieg der Franco-Butschisten flohen manche Spanienkämpfer nach Frankreich und wurden dort interniert. Einigen gelang mit Hilfe der Kommunistischen Partei Frankreichs die Flucht in die Sowjetunion und nach Großbritannien. Einige blieben in Frankreich. Die Spanienkämpfer haben ja auch das Lager Gürz aufgebaut, wo dann später die zusammengefischten Juden Frankreichs inhaftiert waren und an die Deutschen ausgeliefert wurden. Er hatte das Glück, also seine Schwester hat irgendwie alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass er noch die Einreise nach Großbritannien bekommt. Sie waren zu dieser Zeit schon in Amerika. Ich weiß jetzt nicht, ob sie da, sie hat eine Zeit lang ja auch für oder mit Anna Freud gearbeitet, in einem Kinderheim für baskische Kinder. Ob da die Anna Freud ihm ein Permit verschafft hat oder ob das irgendwo anders war, das kann ich nicht, ich kann es dir nicht sagen. Und er ist wirklich drei Tage vor Kriegsausbruch aus dem Lager Gürs nach Großbritannien gekommen. අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි අපි Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Musik Eine besondere Aufgabe hatten jene Studentinnen und Studenten, die sich in der Akademischen Legion des Schutzbundes organisiert haben. Darunter der Wiener Medizinstudent Josef Fiedler, den alle nur Joschi nannten. In der Illegalität in Frankreich wurde er zu Robert George Zim. George Thiem. Mein Vater war im Februar 34 Mitglied in der Akademischen Legion des Schutzbundes und so wie er das erzählt hat, sind sie am 12. Februar alarmiert worden, sie sollen sich da oder dort, wo genau, kann ich nicht sagen, sich sammeln und warten, bis eine Order kommt, was sie zu tun haben. Und die sind da so ein ganzer Haufen zusammengesessen und haben gewartetwart und g'wart und g'wart und es kam nichts. Als die Nazis in Wien einmarschiert sind, musste er sofort weg, weil er als kommunisttenkundig auf der Polizei und ist dann über Jugoslawien, Italien nach Frankreich und in Frankreich wollte er sich eigentlich zu den internationalen Brigaden in Spanien melden, die haben ihn aber nicht genommen. Dort hat ihn irgendwann einmal die Gendarmerie aufgegriffen und ins Internierungslager Le Mil verbracht. Das ist nicht weit von Marseille. Irgendwann tauchte aus ganz anderen Gründen dort meine Mutter auf, die ich auch schon von vorher kannte. Mein Großvater war Rechtsanwalt, ein wichtiger Funktionär der Sozialdemokratischen Partei und war mit Münchreiter, der Kommandant von Hitzing, also der Schutzpunktkommandant von Hitzing, gut bekannt. Und meine Mutter wiederum hat die Münchreiter Kinder gut gekannt. Und insofern ist natürlich die Geschichte vom Februar 1934 bei uns immer auch ein bisschen präsent geblieben. Viele Spanienkämpfer, die im Internierungslager Camp de Gure in den Pyrenäen gefangen gehalten wurden, aber auch Kommunisten und österreichische Juden, darunter auch ehemalige Schutzbundkämpfer, wurden in das Konzentrationslager Dachau in der Nähe von München deportiert. Im Konzentrationslager Dachau wurde auch der österreichische Schriftsteller Jura Seufer, der mit den Schutzbundkämpfern sympathisierte Gefangen gehalten. Mit seinem Freund, dem Komponisten Herbert Zipper, schuf er gemeinsam das Dachau-Lied. Drauf ein Himmel ohne Gnaden, sendet Frost und Sonnenbrand. Fern von uns sind alle Freuden, fern die Heimat, fern die Brand. Denn wir schon zur Arbeit schreiten, tausende im Morgenraum. Musik Arbeid, arbeid, arbeid! Schwerer als ihr Siege daß Keiner mehr zählt Tag und Wochen Mancher schon die Jahre nicht Und gar viele sind zerbrochen Und verloren ihr Gesicht Und wir haben die Losung von Dachau gelernt Und wurden stahlmark dabei. Bleib ein Mann, Kamerad, bleib ein Mensch, Kamerad. Mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad, denn Arbeit, Arbeit macht frei. Schlepp den Stein und zieh den Wagen, keine Last sei dir zu schwer. Wer du warst in fernen Tagen, bist du heut schon längst nicht mehr. Stich dich Spaten in die Erde, frag dein Mitleid, zieht hinein. Und in einem Schweißer werden, selber du zu Stahl und Stein. Und wir haben die Losung von Dachau gelernt und wurden stahlhart dabei. Untertitelung des ZDF, 2020 Ein Mensch kann der Rat, macht ganze Arbeit, kann, kann der Rat, denn Arbeit, Arbeit macht frei. Jura Seufer starb mit 27 Jahren am 16. Februar 1939, angeblich an Typhus, im Konzentrationslager Buchenwald. Auch in diesem KZ saßen, so wie in Dacher und Mauthausen, viele Schutzbundkämpfer. Besonders heftig waren am 12. Februar 1934 die Kämpfe in der Bundeshauptstadt, die aus diesem Raum im Vorwärtshaus im 5. Wiener Gemeindebezirk koordiniert werden sollten. Es ist eine attentistische, in vielerlei Hinsicht eine defidistische Politik, die der Parteivorstand und den Zentristen Otto Bauer herum verfolgt, die ein Ziel hat, den Bürgerkrieg hinanzustellen, Blutvergießen zu vermeiden. Aus diesem übergeordneten Ziel heraus geht man Schritt für Schritt für Schritt zurück. Karl Renner verhandelt noch am Vormittag des 12. Februar mit demokratischen Teilen der niederösterreichischen Christlich-Sozialen um einen möglichen Ausgleich. Otto Bauer bietet in der letzten Nummer des Kampf eine Verfassung an, die von der Sozialdemokratie zu akzeptieren wäre, die die wesentliche Elemente des Ständestaates in sich bereits aufnimmt, diese von Bauer vorgeschlagene Verfassung. Insofern ist die KPÖ-Kritik als ein Verrat in der einen oder anderen Form für die Kommunisten begründet. Es ist im Wesentlichen die fast verzweifelte Sehnsucht nach Vermeidung des Bürgerkriegs bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der zumindest äußeren Formen der parlamentarischen Demokratie. Die Erinnerungen der Kinder der Kämpfer an ihre Eltern sind sehr unterschiedlich. Oft wurden den Enkeln mehr erzählt als den eigenen Kindern. und war 1934 als Schutzbündler in einem Keller im 9. Bezirk eines Gemeindebaus, wo seine Schwester und sein Schwager eine Wohnung hatten, wo sie den ganzen Tag gesessen sind ohne Informationen, ohne Waffen, ohne nichts. Und wo auch ein Mädchen dabei war, deren Vater ebenfalls Schutzbündler war und sich der Polizei ergeben hat. Ich habe lange Zeit nicht gewusst, dass mein Vater des Hochverrats angeklagt war. Dass er im Gefängnis war, das habe ich schon gewusst, aber Genaues nicht. Mir war ganz wichtig zu verstehen, wie es dazu gekommen ist, dass mein Vater zu einem Gewehr gegriffen hat, warum die Christlich-Sozialen so einen Hass gehabt haben auf die Sozialdemokraten. Und nachdem ich auch später durchaus noch diesen Hass irgendwie verspüren konnte, wenn auch in ganz abgemilderter Form natürlich. Ich wollte einfach die Geschichte verstehen und ich wollte auch verstehen, wieso die Sozialdemokratie so gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Wann er in den Schutzbund eingetreten ist, weiß ich nicht. Er hat aber 1934 beim E-Werk gearbeitet in Wien. Und wie also die Parole zum Generalstreik ausgegeben worden ist, ist er mit einem Kollegen, der hat Franz Schuster geheißen, der hat die Nazi-Zeit nicht überlebt, soviel ich weiß, hat den Strom abgeschaltet. Also Otto, reiß aber den Hebel. Das ist so der überlieferte Spruch. Otto, reiß aber den Hebel. Und als der Otto den Hebel runtergerissen hat, sind die Straßenbahnen stillgestanden. Und das war jetzt klar, haben alle verstanden, jetzt passiert was. Ja, also ich weiß, dass er irgendwo unter der Bahn mit seiner Schutzbundtruppe gelegen ist und dann eben versucht hat, zu flüchten, nachdem die Kämpfe zu Ende waren. Und da wurde er dann zwei Tage später am 14. Februar verhaftet. Da war er dann illegal für die KPU tätig, wurde auch noch mehrere Male verhaftet, war einige Tage auch in Wöllersdorf, weil er verantwortlich war im Mühling für die illegale Druckerei der KPÖ und dann später noch Organisationsleiter für die Südbahnstrecke der Partei gewesen ist. Er war Sitzredakteur bei der Roten Fahne und wie dann die Kommunistische Partei verboten worden ist, ist er zum Schutzbund gegangen und hat Versammlungsschutz gemacht. Er hat, glaube ich, auch gekämpft im 34er-Jahr. Darüber hat er auch nicht gesprochen. Ich habe nur irgendwann eine Familienaufstellung gemacht und da ging es um die Täter-Opfer-Rolle. Und ich war immer der Meinung, wir sind nur Opfer gewesen. Und da hat mir ein Teilnehmer gesagt, dass mein Großvater auch getötet hat. Und dann habe ich die Mama angerufen in der Mittagspause. Sag ich, hat der Opa auch geschossen? Sagt er, na freilich. Aber darüber ist nie gesprochen worden. Also mein Vater hat eigentlich sehr, sehr wenig erzählt. Aber darüber ist nie gesprochen worden. Also mein Vater hat eigentlich sehr, sehr wenig erzählt. Zumindest mir. Ich glaube, meinem Bruder ein bisschen mehr. Zu dem hatte er wahrscheinlich mehr Vertrauen, weil er der Ältere war. Aber so der kleine Bub, der hat eigentlich weniger erfahren. Was ich weiß und auch von ihm direkt weiß, ist die Geschichte der Verletzung seiner Hand. Da ist ihm eine Handgranate, die er gebastelt hat, wohl für den 12. Februar 1934 in der Badewanne explodiert und hat ihm seine Sehne kaputt gemacht von seinem kleinen Finger. Er kam aus dem Spital dann ins Gefängnis und aus dem Gefängnis heraus wurde er dann mit Hilfe eines Mithelflings von lassen, dass er ihm untersucht, weil er Schmerzen hat an seinem Bein. Und dieser Orthopäde war ein Sozialdemokrat. Und er wurde mit zwei Wachbeamten zu diesem Orthopäden gebracht. Die Wachbeamten blieben im Vorzimmer. Er ging in die Ordination hinein und drückte noch eine Tür und der ist raus und raus aus dem Haus. Und unten hat dann seine Schwester gewartet mit seinem Pass und seinen kleinen Koffern. Und er ist dann in den Zug hineingestiegen und nach Prag in das Sowjetunion geflogen. Man sieht also aus dieser Schildung heraus, dass die damalige Situation relativ ein bisschen lockerer war, denn es wurde im Tapas nicht abgenommen, obwohl wir verhaftet gewesen waren. Und die Beamten saßen, diese Polizisten im Vorzimmer und auf die Frage, wo ist denn der Patient, sagten, er musste aufs Klo gehen. wo ist denn der Patient? Sie sagt, der musste aufs Klo gehen. Und ist also bei der anderen Tür raus und dem Arzt ist nichts passiert. Und das Ganze war so, als hat es abgelaufen. Auch 90 Jahre nach den Ereignissen treffen sich in Wien in unregelmäßigen Abständen die Kinder der Kämpfer, deren Eltern in die damalige Sowjetunion geflohen sind. Auch in diesem Kreis ist die Auseinandersetzung mit der Erinnerung sehr unterschiedlich. Die Flucht der Kämpfer in die Sowjetunion ist geprägt von unterschiedlichen Erlebnissen, von schönen Kinderlagern bis zu Verrat in den eigenen Reihen, innerparteilichen Disziplinierungs- oder Ausgrenzungsmechanismen und Verfolgung durch Stalins Geheimpolizei. Da bekam es auch zu Hinrichtungen oder Tod im Gulag. Oft bekamen die Kinder der Schutzbündler über den Überlebenskampf ihrer Eltern wenig mit. Es blieb ihm ein anderes übrig. Wenn das Todesurteil schon ausgeschrieben ist, dann kann ich ja nur flüchten, dass ich dem auskomme. Und nachdem ja Kommunismus und Sozialismus ähnlich ist, hat er halt dort seine ganze Kraft eingesetzt und sonst gäbe es ja mich nicht. Gleich 1934 gab es eine Einladung an die Schutzbündler, in der Sowjetunion aufzutreten. Die wurden gefeiert als eine der wenigen Geschehnisse, die sich aktiv und hochriskant gegen diese faschistische Bedrohung gewehrt haben. Und da waren meine Mutter und mein Vater dabei. Aber meine Mutter war dann gleich wieder zurück in der Tschirgislowakei und hat dann jahrelang, also bis 1938, hat sie im Dienst der russischen Armee Spionage betrieben in Deutschland. Da wurde benutzt, dass sie aus einer aristokratischen Familie war und gute Kontakte hatte und die hat sie auch benützt. Und der wichtigste Kontakt war der Hammerstein, ein damals nicht mehr aktiver Offizier, deutscher Offizier, der dann auch eine Rolle gespielt hat später bei dem Widerstand der Offiziere, der dann niedergeschlagen worden ist. glaube ich, oder von Stalin selbst, das weiß ich nicht. Und in diesem Schutzgrundhaus lebten eben nur Schutzbündler mit ihren Kindern. Und wir haben natürlich im Hof gespielt miteinander, als ganz kleine Kinder. Natürlich konnte man nicht darüber reden, aber später haben wir dann schon auch über die Februarereignisse gesprochen. Meine Mutter hat nicht alles erzählt oder wollte nicht. Ich glaube, das war mehr ihre Lebenserfahrungen. Entweder sie hat Angst gehabt aus ihren Lebenserfahrungen und weniger reden, mehr Mund halten, oder einfach sie wollte, dass nicht ihre Erlebnisse, schwere Erlebnisse, dass es für sie auch war, in fremdes Land gelandet mit zwölf Jahren alt, ohne Eltern. Meine Schwester war zwei Jahre jünger. Was sie mir ihrer Schwester erzählt, da war alles super, alles in Ordnung, es war eine schöne Zeit. Aber meine Mutter war zwei Jahre älter und sie wollte das nicht. Ich war ein Brat der Striezi hier, denn nach dem Krieg ist mein Vater hierher gekommen. Er hat bei der Ussia gearbeitet, das ist in der russischen Industrieverwaltung. Und ein Jahr bin ich in die russische Schule gegangen und dann ein Jahr in die österreichische. Dann habe ich schon sozusagen perfekt Wienerisch gesprochen, aber ich war dann ein Gauner, ein richtiger Stridsee. Ich habe zum Trinken begonnen, habe die Benehmungsvorschriften überschritten, ich habe Fußball gespielt auf dem Gras, ich habe russisch geschimpft, wenn die Polizei gekommen sind. Ich habe mich damals gefühlt wie ein Sieger. Ich war ein russisches Kind, obwohl ich in Österreich gelebt habe. Da hat meine Mutter gesagt, aus meinem Sohn wird nichts Gutes. Hier, ich gehe mit ihm zurück nach Russland. So bin ich zurück nach Russland gekommen. Mein Großvater, von Vaterseite nicht, der hat immer gesagt, der Bub muss weg. Also ich muss weg, weil es war damals verboten, sowjetische Dinge mit Österreicher Kontakt zu machen, geschweige ich Kinder zu zeigen. Dann musste ich weg von Moskau. Da war ich acht Monate alt. Da haben sie mich mit dem Zug eingeführt nach Wien. Da wurde ich von meinen Zieheltern, also von meiner Tante. Und die haben mich dann gerostet, da war ich acht Monate alt. Die sowjetischen Migranten haben noch dazu das Problem von Stalin gehabt, das heißt die Verfolgung der Schutzbündner als Verräter oder als Kollaboratöre des Faschismus. Mit dieser erfundenen Geschichte wurden ja viele der Schutzbündner auch in Arbeitslager gesteckt. Das heißt, der Einfluss auf die Kinder der Immigranten war in den einzelnen Ländern doch sehr, sehr unterschiedlich. In ihrem Roman Juni Schnee beschreibt die österreichische Schriftstellerin Lyuba Arnautovic das Leben von Schutzbundkindern in der Sowjetunion. Eine fiktive Geschichte mit vielen Dokumenten über den ständigen Überlebenskampf unter Stalins Geheimpolizei. Ich komme aus einer Familie, in der viel erzählt wurde, im Gegensatz zu anderen Familien, wo viel geschwiegen wurde. Warum bei uns so viel erzählt wurde, hat wahrscheinlich verschiedene Gründe. Einmal ist es sicher so, dass es eine sogenannte Opferfamilie ist, also keine Nazifamilie. Zum anderen glaube ich, dass meine Eltern und Großeltern damit auch bewirken wollten, uns politisch zu erziehen, uns einfach mitzugeben, was passiert ist, was passieren kann, wenn man nicht aufpasst. Sie wollten uns zu gerechtigkeitsliebenden Menschen machen. Die Kämpfer des Februar 1934 sind tot. Ihre Erinnerungen werden von ihren Kindern und deren Kindeskindern weitergegeben. Zumindest die Erinnerungen, die erzählt wurden. Geblieben sind aber die Denkmäler in unserer Republik, die an die Kämpfe und ihre Opfer erinnern. © BF-WATCH TV 2021 Die Zweite Republik wurde mit und aus den Erfahrungen der Konzentrationslager und aus den Ereignissen rund um den Februar 1934 geboren. rund um den Februar 1934 geboren. Welche Lehren ziehen nun die Kinder der Kämpfer 90 Jahre nach den blutigen Ereignissen? Für mich hatten sie Sinn. Ich stehe zu dem, wie sie gehandelt haben. Ich fand sie ehrlich in der Vertretung ihrer Interessen. Sie waren Angehörige der Arbeiterklasse und ich glaube, dass die Arbeiterklasseien so zusammenfinden werden, dass sie nichtg gestorben ist, voll Hunger. Und ich kann das nicht verstehen, warum er solche Sachen macht. Das Hochkochen des Antisemitismus ist ja immer wieder gegeben. Wenn es den Leuten gut geht, dann ist es unten im Tal. Wenn es ihnen schlechter geht, dann geht es wieder bergauf. Und ich denke mir, Rassismus in Österreich ist, glaube ich, eine Gensache der Österreicher und ihnen. Wir sind die Schnitter der kommenden Wahl Wir sind die Zukunft und wir sind die Kraft So flieg du Flammen, du rote Fahne Voran den Wegen, geh' wir ziehen Wir sind der Zukunft, wir treue Kämpfer Wir sind die Arbeiter von Wien So flieg du Flammen, du rote Fahne Wir sind die Arbeiter von Wien. So flieg du Flammen, du rote Fahne, Voran den Wege, den wir zieh. Wir sind der Zukunft, wir treue Kämpfer, Wir sind die Arbeiter von Wien. Herren der Familie, Herren der Welt, Untertitelung des ZDF, 2020 Du rote Fahne, voran den Wege, den wir ziehen. Wir sind der Zukunft, wir treue Kämpfer, Wir sind die Arbeiter von Wien. So flieg du Flammen, du rote Fahne, Voran den Wege, den wir ziehen. Wir sind der Zukunft, wir treue Kämpfer, wir sind die Arbeiter von Wien. Wie auch die Lüge und Späne und Kreis, alles für sie, denn da eht sich der Geist. Kerker und Eisen zertrinken seine Macht, wenn wir uns moten zur letzten Schlacht. Untertitelung des ZDF, 2020