Sehr verehrte Damen und Herren, seien Sie herzlich willkommen zur heutigen Abendveranstaltung im Stifterhaus. Dies ist nun schon der 42. Vortrag in der Reihe Linzer Vorträge zur deutschen Sprache, einer Veranstaltungsreihe, die sich nicht nur mit den verschiedenen Erscheinungsformen der deutschen Sprache in Österreich auseinandersetzt, sondern auch den Sprachkontakt mit unseren Nachbarn ins Auge fasst. Unser Blick richtet sich heute nach Böhmen und Meeren, wo es nicht nur in der Vergangenheit vielfältige Kontakte zwischen der tschechisch- und der deutschsprachigen Bevölkerung gegeben hat, zwischen der tschechisch- und der deutschsprachigen Bevölkerung gegeben hat, sondern wo es offenbar in manchen Bereichen auch heute wieder zu einer Revitalisierung bayerisch-österreichischer Wörter und Phrasiologismen kommt. Über solche Phänomene berichtet uns heute Boris Blahack, den ich ganz herzlich in unserer Mitte begrüße. unserer Mitte begrüße. Boris Blachak hat in Regensburg, Leicester und in Brünn Germanistik, Geschichte, Musik und Erziehungswissenschaften studiert und mit einer Dissertation über Regionalismen in Kafkas Deutsch promoviert. Er war Lektor an mehreren Universitäten, unter anderem in Brünn, Bratislava und Prag und lehrt und forscht gegenwärtig an der Westböhmischen Universität Pilsen, an der Universität Regensburg und an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Ich weiß nicht, wie man sowas bewältigt. Sie können ihn vielleicht dann fragen. Mehr will ich nicht erzählen, sondern freue mich auf den Vortrag Leivand Marie Schmee. Können wir die Präsentation? Achso, das mache ich. Ja, liebes Publikum, meine Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie zu meinem Vortrag hier erschienen sind. Leivont, Marie Schmäh, das sind natürlich Wörter, die im österreichischen Kontext ganz selbstverständlich sind. Vieles wird dann wohl auch in erster Linie mit Wien verbunden, wohl auch in erster Linie mit Wien verbunden, aber Sie werden sehen, dass diese Wörter auch in den ehemaligen Regionen der Habsburger Monarchie auch heute noch zum Teil lebendig sind. Ich begrüße Sie zu meinem Vortrag über österreichisches in wiederbelebten Stadtsprachen Böhmens und Mährens. Ja, die deutsche Sprache, die ja ehemals die zweite Landessprache der böhmischen Länder war, ist seit den konfliktreichen Ereignissen der Jahre 1938 bis 1946 als Erstsprache und seit dem Jahr 2000 unter dem Druck des Englischen auch als Fremdsprache durch einen steten Rückgang innerhalb der tschechischen Gesellschaft gekennzeichnet. Hier sehen Sie die Zahlen, die Verlustzahlen. Besonders wenig scheint heute noch darauf hinzuweisen, dass die Sprache abseits der deutsch besiedelten Randgebiete auch in den Stadtzentren im Inneren Böhmens und Mährens bis 1945, 1946 durch Sprechergemeinschaften gesellschaftlich präsent war. Mit der Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand das Deutsche weitgehend aus dem öffentlichen Raum und wurde nur noch von den immer weniger werdenden im Lande verbliebenen deutsch deklarierten Einwohnern im innerfamiliären Kontext weiterverwendet. Sie sehen, also 2021 hat die Volkszählung noch etwa 24.000 autochtone Deutsche, Österreicher müsste man eher sagen, ergeben. Gleichwohl sind Relikte der langen interethnischen Koexistenz von Deutschen und Tschechen in der tschechischen Gesellschaft unterschwellig vorhanden, in Form zahlreicher Sprachenkontaktphänomene, die das Tschechische in der Vergangenheit flächendeckend geprägt haben. Allerdings wurde dann im Zuge des Ausbaus einer tschechischen Standardsprache im 19. Jahrhundert dieser germanische, deutsche Lehnwortschatz aus der Standardsprache eliminiert. Allerdings in den Substandardvaritäten, also in den regionalen Umgangssprachen, wird er weiterverwendet. Wörter wie Gesicht oder gestellt oder ähnliche Wörter, die sind ganz normal flächendeckend in Tschechien verbreitet, aber eben nicht standardsprachlich. Dieser Wortschatz ist zum Teil noch lebendig, zum Teil verschwindet er auch allmählich. Bemerkenswerterweise lassen sich seit 1990 etwa Tendenzen beobachten, örtliche Umgangs- und Sondersprachen, die durch das Deutsche geprägt wurden, wiederzubeleben. Im Fokus der Entwicklung stehen dabei zwei Stadtzentren, die nahe der ehemaligen deutsch-tschechischen Sprachgrenze liegen, nämlich Brünn in Mern, das ist hier das Blaue Kreuz, die ehemalige Hauptstadt Merns und im Westen das Grüne Kreuz Pilsen, alias Pilsen, die Stadt des guten Bieres. Kurz zum Ziel meines Vortrags. Zunächst möchte ich einen kurzen sprachhistorischen Abriss über die Siedlungsgeschichte der beiden Städte geben, dann möchte ich eine variationslinguistische Einordnung des deutschen Bestandteils der betrachteten städtischen Varitäten vornehmen, einen Überblick über die gesellschaftlichen Domänen geben, in welchen diese Lexeme revitalisiert werden. Und schließlich möchte ich auch Motivationen und Ziele der vorgestellten Bottom-up, also privaten Initiativen und Top-down, also amtlich offiziellen Initiativen zugunsten einer Wiederbelebung einer sprachlichen Erinnerungslandschaft. Jetzt habe ich den Anschluss vergessen, das möchte ich wiedergeben. Gut, kommen wir zunächst zur städtischen Sondersprache der Stadt Brünn. Der Brünner Stadtjargon Hantetz, der Name leitet sich ab von Hantirovat, umgehen, bildete sich im späten 19. Jahrhundert in niedrigen sozialen Schichten heraus, die an der Peripherie Brünns, der historischen Hauptstadt Mährens, siedelten und in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen lebten. Was diese Milieus verbannt, deren Mitglieder sich selbst als Plotnjahac, also Plotnbriada, Mitglieder einer Gang bezeichneten, war neben ihrem Habitus, waren das gemeinsame Ansichten und Verhaltensweisen und vor allem die von ihnen verwendete Gruppensprache, ein Soziolekt, der der Absonderung von anderen, bessergestellten Schichten diente. um sich viel gruppenintern verständigen zu können, ohne von Außenstehenden verstanden zu werden, wurde die Lexik dieses städtischen Rotwelsch vor allem durch die mittelbayerisch geprägte Alltagssprache der deutschsprachigen Bewohner Brünns beeinflusst, die um 1910 fast zwei Drittel und auch 1930 in einem inzwischen durch Eingemeindungen tschechischer Vorstädte vergrößerten Stadtgebiet immer noch ein Fünftel der Stadtbevölkerung ausmachten. Zum anderen haben sich die starken Migrationsströme zwischen Brünn und Wien auf die Genese des Handels ausgewirkt. Also das eigentliche Ziel der Brünner, wenn sie denn zum Beispiel im Ausland studieren wollten oder außerhalb ihrer Stadt studieren wollten, war immer Wien, weniger Prag, als man vielleicht meinen möchte. Die Sprecherinnen des Handels integrierten also deutsche, österreichische beziehungsweise sogar auch wienerische Wörter in das zugrunde liegende Brünner-Tschechisch. wienerische Wörter in das zugrunde liegende Brünner-Tschechisch. Dieser Sonderwortschatz bildete sich bis zum Ersten Weltkrieg vollständig heraus. Als erster beschäftigte sich der Brünner Schriftsteller und Musikwissenschaftler Otakar Nowacek mit dem Brünner Slang, also wissenschaftlich mit dem Brünner Slang. 1929 schon erschien seine Monografie Brnjenska Plotna, also die Brünner Platte oder die Brünner Plotna. Und hier legte er zum einen eine detaillierte Profilskizze der suburbanen Brünner Unterschicht vor, die er in ihrem Milieu beobachtet hat und auch anhand von Polizei- und Gerichtsakten studiert hatte. Polizei- und Gerichtsakten studiert hatte. Zum anderen, und jetzt hier für diese Darstellung wichtig, fügte er dem Buch auch ein ca. 850 Lexeme umfassendes Glossar des von ihm erhobenen Sonderwortschatzes bei, das die Hauptquelle für die ältere Phase des Hunters ist, also die Phase quasi bis etwa zum Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 nahm die Frequenz des Stadtjargons zunächst rapide ab, vor allem vermutlich wegen der starken Verbindung zur deutschen Sprache, bevor er in den späten 1960er Jahren von der jungen Brünner Bohème, Dichter, Musiker, Schauspieler, genannt Stadtlargie, städtische Faulenzer, wiederentdeckt und im Rahmen künstlerischer Äußerungen, die eine subversive Note gegenüber der staatlich verordneten sozialistischen Uniformität enthielten, gepflegt und auch weiterentwickelt wurde. Unvergessen als öffentlich wirksame Hantetz-Performer und Hantetz-Kraftmenschen bleiben im Brünner kollektiven Gedächtnis die hier zu sehenden Franta Kotzorek und Rudi Kovanda, die viel zu früh verstorben sind. Als Referenzkorpus für den Sonderwortschatz dieser jüngeren Phase des Handels dient das im Jahre 2000 erschienene Velkis, Lovnik, Handel zu, das große Wörterbuch des Handels von Petr Dvornik und Pavel Kopchiva mit 2600 Einträgen. Gehen wir jetzt nach Pilsen und betrachten wir das Pilsnerische, die historische städtische Umgangssprache Pilsens. Das Ende des 13. Jahrhunderts planmäßig, also reißbrettartig gegründete Pilsen, war zu keiner Zeit eine mehrheitlich deutsche Stadt, obwohl das Erinnerungen gewisser prominenter Pilsner manchmal suggerieren. Aber die gebildeten Schichten der Tschechen in Pilsen waren natürlich nach Einführung der deutschen Amtssprache und deutscher Schulen unter Kaiser Josef II. für gesellschaftliches Fortkommen zwangsläufig auf die Kenntnis des Deutschen angewiesen. Auch bedingte der Umstand, dass das westliche Einzugsgebiet der Stadt, Sie sehen das hier auf der Karte rechts, das Egerland, deutschsprachig war, dass die Bedeutung der Pilsner Deutschen diejenige einer Minderheit immer überstieg. Im 19. Jahrhundert nahm die Stadtbevölkerung im Zuge der Industrialisierung rasant zu. Sie sehen, wir haben hier eine Verzehnfachung innerhalb von 90 Jahren. Der vor allem tschechische Zuzug im Rahmen der Industrialisierung, die Eingemeindung tschechisch besiedelter Vororte und die höhere Geburtenrate der tschechischen Bevölkerung führten dabei zum Rückgang des Anteils der Deutsch-Pilsner an der Stadtbevölkerung von knapp einem Fünftel in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis auf nur noch sechs Prozent im Jahre 1930. Das sind ungefähr so die Verhältnisse, die auch in Prag zeitgleich vorgeherrscht haben. Trotzdem blieb die gesellschaftlich-kulturelle und sprachliche Präsenz der Pilsner Deutschen auch nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 stabil. Denn durch ein eigenes Theater, ein funktionierendes Schulvereins und Pressewesen nahmen sie weiterhin wahrnehmbar am städtischen Leben teil. Diese ethno-demografischen Bedingungen und die im Alltag verbreitete deutsch-tschechische Zweisprachigkeit, die Code-Switching, also das Wechseln zwischen beiden Sprachen, zur gängigen Praxis machte, führte zu vielfältigen Sprachenkontakten. Zahlreiche Germanismen wurden so integraler Bestandteil der städtischen tschechischen Umgangssprache, wo sie bis zum Zweiten Weltkrieg in Gebrauch blieben. Erst dann ging, ähnlich wie in Brünn, die Frequenz dieser Germanismen merklich zurück. Aufgezeichnet wurde der Pilsner Sonderwortschatz der älteren Gewehrsleuten, also noch in der Gegenwart vertraut war, vertraut war, erst vor einigen Jahren. 2017 veröffentlichte Jan Heischmann ein ca. 1300 Lämata umfassendes etymologisches Pilsen-Skoczeski-Slovnik, also ein pilsenerisch-tschechisches Wörterbuch, das 2022 in zweiter Auflage bereits erschien und die Hauptquelle der folgenden Ausführungen zu Pilsen darstellt. Sehen wir uns jetzt aber mal die Germanismen im Einzelnen an. Sie sehen hier bei den Wörtern jeweils im Anschluss eine Abkürzung mit Seitenzahl. Also N steht für Otakano Vacek, D und K für Dvornik und Kopšiva, das sind die Gewehrsleute für den Hantec und H steht für Heischmann, also das pilsnerisch-tschechische Wörterbuch. Eine variationslinguistische Analyse macht die Prägung des in Brünn und Pilsen verbreiteten Sonderbotschatzes durch die geografisch benachbarten deutschen Dialektareale evident. Zunächst ein Blick auf die Lexik. Neben zahlreichen Lexemen von annähernd standarddeutscher Gestalt, die ihren Vorbildern auch semantisch gleichen, lassen sich auch deutsche Lehnwörter ausmachen, die im lokalen Sprachgebrauch neue Bedeutungen angenommen haben. Solche semantischen Verschiebungen, Neubesetzungen oder auch Wendungen ins Gegenteil, die vor allem in Brünn belegt sind, stellen generell ein für Slangs, Argos und Sondersprachen übliches Verfahren kommunikativer Abgrenzung ihrer Sprecherinnen und Sprecher dar. Zu den Beispielen hierfür, unter welchen sich sogar Wortartwechsel finden, also zum Beispiel vom Adjektiv zum Substantiv oder anders, zählen die folgenden. Also Sie sehen hier schon eine Verdrehung. Blinder ist der Parkwächter, also der, der eigentlich schauen soll, der ist ein Blinder. Also hier wird genau das Gegenteil eigentlich als Code-Wort für den Wächter genommen. Dann haben wir Brotsack, das Gesicht oder der Mund, Zentralmolkerei, Brüste. Zettel ist eine Bestätigung. Zugrund, hier haben wir so einen Wortartwechsel, ist der Bankrott. Durchschnitt, das fingierte Kartenmischen. Sie sehen also, dass viele Wörter dann auch so im Gauner- und Verbrechermilieu ihre Anwendung fanden. Eroberung ist der Eindruck. Erwendung fanden. Eroberung ist der Eindruck, Fäderpusch, die zerzausten Haare, Flastrikowatt, richten, reparieren, also kommt von Pflaster offensichtlich, Flätna, eigentlich im Standard Tschechischen die Flöte, steht hier für den Personalausweis, Flieger ist der Kragen, Haro, lange unfrisierte Haare, Häbel oder Hiebel, ein Hebel oder auch eine große Nase, Hund, das Vorhängeschloss, der Kinderstock, das männliche Geschlechtsorgan, Lauf, einerseits ein Treffen, ein Rendezvous, kann aber auch Glück oder Euphorie bedeuten. Sie sehen hier zum Beispiel einen Unterschied zwischen Brno und Pilsen. Mir nix, Tier nix, gänzlich, selbstverständlich, raus, raus zu, außerhalb oder von außen. Das Regal wird hier zum Bett, wie Sie sehen, und das Schmelzen, Ross schmelzt hier zum Zerreißen oder Zerschlagen. Rumplowat, Se, bedeutet sich schlagen. Kennt man vielleicht auch im bayerischen, österreichischen Kontext. Man rumpelt mit jemandem zusammen, das haben wir zusammen gerumpelt. Also es gab eine Auseinandersetzung. Richna, der Gestank, Riegel. Sie sehen hier ein Substantiv, das als Adjektiv oder Partizip verwendet wird. Geschlossen, schmeichlowatze, sich liebkosen, schnecki, die Schuhe, Schwung, die Geschwindigkeit, drauf. Eigentlich Gesamttschechisch als Trinkgeld verbreitet, man gibt Geld drauf, hier aber in der Bedeutung von schwanger. Man gibt Geld drauf, hier aber in der Bedeutung von Schwanger. Waschkuchla, nicht nur die Küche, sondern auch die Person, die dort arbeitet, also das Mädchen oder die Dienerin. Villagrovani, dumm oder müde, Villagrovat, zerstören. Dann gibt es auch Lehngut, das regionalsprachlicher Herkunft ist. Also hier sieht man jetzt schon einfach den Einfluss der Dialekte. Sie sehen hier oben rechts den historischen oberdeutschen Dialektraum. Also was ich jetzt nenne, ist in diesem Raum im Wesentlichen auf regionalsprachlicher, dialektaler Ebene verbreitet. Da haben wir zum Beispiel Brunzak, also das Verb Brunzen ist in den bayerischen Dialekten ganz üblich, vielleicht auch hier in Oberösterreich, ich nehme es an. Hier ist es allerdings die Toilette, Zetski, die Brust von den Zitzen, Epesni, fantastisch, großartig, sehr gut. Darf ich gleich fragen, würden Sie hier regional sagen, das ist Eps, gibt es diese Ausdruck? Ja, da haben Sie das, also das ist etwas, hier bedeutet es etwas Besonderes, etwas Gutes. Habr oder Haber, der Verbündete, der Kumpan, hier auch als Haberer verbreitet, eigentlich ein jiddisches Wort, das aber in den bayerisch-österreichischen Dialekten ganz üblich ist. Semmelbaba, der Scheiterhaufen, also die Speise der armen Ritter, glaube ich, sagt man auch dazu, Scheiterhaufen, also die Speise der armen Ritter, glaube ich, sagt man auch dazu, von Oberdeutsch die Semmel. Strunzner, die Prostituierte, von Oberdeutsch Stranze oder Stranzen wahrscheinlich dann im Dialekt. Und Stritzler, eigentlich ein Hefegebäck, der Striezel hier als Synonym für Kopf. Dann haben wir auch eine große Gruppe gesamtbayerischer Lexeme. Sie sehen hier den bayerischen Dialektraum, der gelb eingefärbte Nordbayerische, der dann eher für Pilsen maßgeblich ist. Das rosa eingefärbte Gebiet, das Mittelbayerische, dann eher für Brünn wirksam. Was haben wir hier? Barz, die Kartoffelbuchtel, also hier geht es um das Material. Batzit, Schlagen, natürlich von jemandem eine Batzen. Breigel, die Unordnung der Lärm, wohl von Bayerisch pregeln, brodeln oder gurgeln. Breza, die Großmutter von der Brezen. Zuchta, eine schlechte, ungastlich kochende Frau, bayerisch-österreichisch die Zuchtl, einerseits ein zuchtweibliches Schwein, aber auch eine schlampige, schmutzige Weibsperson, Zumpel, ein unordentlicher, schmutziger Mensch, auch ein unartiges Kind, österreichisch Zumpel, bayerisch Zumpfel, Grammlawi, krank, aber auch unmotorisch, ungeschickt, von Bayerisch grämig, schwächlich, kränklich. Die Liste kann man jetzt noch fortsetzen. Gronath für schlafen, Bayerisch Gronen, Grona, dumpf, brummen, hat also wohl mit dem Schnarchen irgendwie zu tun. Dann Hadr, der Fetzen eigentlich, Oberberdeutsch hier der Tausendkronenschein. Hetz ist natürlich allgemein bayerisch sehr beliebt. Spaß und Gaudi, hier ist es die Provokation oder die Aufforderung, dann das Wort hin für kaputt, tot oder verdorben, hat sich hier auch etabliert. Dann eher österreichisch der Kampel, der junge Bursch oder auch der Kamm. Hier allerdings in der Bedeutung von Pilz. Keine Ahnung, wie es zu dieser Bedeutungsverschiebung gekommen ist. Hat wohl vielleicht was mit der Form des Hahnenkamms zu tun, kann ich nicht genau sagen. Klump als Wort für schlechte Ware entspricht auch der bayerischen Bedeutung und Krän, also österreichisch Krän ist ja eine tschechische Entlehnung, also wir haben ja eine seltsame Ent- und Rückentlehnung, also der Unsinn, gibst du auch deinen Krän dazu, glaube ich, kann man österreichisch sagen, in Deutschland würde man sagen seinen Senf zu etwas dazugeben. Ja, weiter Pixler, also von Bixen, eigentlich für ein Mädchen im bayerischen Kontext verwendet, hier eine alte, unschöne Frau. Der Handtitz ist übrigens auch eine echte Macho-Sprache. Es gibt sehr viele derartige Wörter, die pejorativ für Frauen verwendet werden. Es ist eben eine Gangster-Schicht gewesen. Dann Radl für Fahrrad, das glaube ich, erklärt sich von selbst. Der Sandler, eigentlich der Penner oder der Obdachlose in den bayerischen Dialekten. Jemand, der am Fluss schläft, also ein Obdachloser auch. Dialekten, jemand, der am Fluss schläft, also ein Obdachloser auch. Schmirgel, tatsächlich ein Wort für Straßenbahn, für Tram. Ich habe ursprünglich gedacht, dass es mit dem Sand zusammenhängt, der in Brünn in manchen Straßen auf den Gleisen liegt, wohl wenn die Straße recht steil ist, damit also die Räder greifen, aber tatsächlich kommt es wohl eher von dem Schmierdeln, von dem Fett, das andernorts auf den Schienen verschmiert wird, damit die Räder besser laufen. Spießnot, bayerisch Spitzen, Schauen, hat sich in ähnlicher Bedeutung durchgesetzt und sich Tummeln, das ich von meiner Großmutter, die aus Schlesien allerdings kam, auch noch kenne, für sich schicken, sich beeilen. Tumlowatze, hier habe ich übrigens auch mal eine Karte aus dem DTV-Atlas zur deutschen Sprache, wo man schön sieht, wie dieses Wort für sich beeilen, eben im östlichen Österreich auf jeden Fall und in den westlichen Sudetengebieten, aber auch in Brünnen hier noch verbreitet war und wohl auch noch ist. Jetzt geht die konzentrischen Kreise, bewegen sich immer weiter nach innen. Jetzt haben wir auch dezidiert österreichisch-bayerisches Wortgut, also etwa Bummel, eigentlich der Verlustpunkt beim Kartenspielen. Ich muss sagen, ich kenne es auch aus Niederbayern, das ist wohl nicht nur österreichisch. Hier bedeutet es allerdings Kasse. Dann Tschudl, ein kleiner Bestandteil vom österreichischen Tschudl. Haarschopf, kleines Kind, leichtfertige Frau, auch Geschlechtsteil. Also hier gibt es offensichtlich viele Bedeutungen. Hackl, die Arbeit, Hakowat, Schuften, hart arbeiten. Österreichisch Hackeln, die Hacklerregelung, wo ich früher auch immer nicht wusste, was das ist, jetzt weiß ich es natürlich, die körperlich hart arbeitende Bevölkerung. Dann haben wir Mari, Geld, Penise, da ist mir das tschechische Wort reingerutscht, also Geld. Ich dachte erst, es sei rein wienerisch, aber es ist offensichtlich auch über Wien hinaus verbreitet für Geld. Margle, die Marille, österreichisch ebenfalls die Marille, für Binnendeutsch Aprikose und Schmäh, die Täuschung, das Scheinbild, der Schwindel, der Trick, die Finte, ähnlich im österreichischen Kontext, der Trick, der Kniff, der Schwindel, die Betrügerei. Ich glaube, nur in Wien ist es dann in dieser Bedeutung auch eine gewisse Lebensart, die man zur Schau trägt. Aber vielleicht kann ich jetzt nicht so genau beurteilen, ob das in Oberösterreich ähnlich verwendet wird. Und jetzt geht es noch enger auf den wienerischen Raum, der allerdings nur, dieser Wortschatz ist nur in Brünn belegt. Also in Pilsen ließ sich das nicht nachweisen. Da haben wir also einmal das Wort Bedienowat für Beischlafen, das ist also Bedienen ist im Wienerischen belegt als auch Koitieren, dann Heft in der Bedeutung von Nase, Jass ein Mantel, ein Überzieher, im Wienerischen gibt es dieses Wort auch, dann Hockna, der Bedeutung von Nase, Jass, ein Mantel, ein Überzieher, im Wienerischen gibt es dieses Wort auch. Dann Hockna, in Bedeutung von Diebesarbeit und auch im Wienerischen die Hocken, ein krimineller Akt, ein Ding, das man dreht, ein Verbrechen. Ich habe das also auch mit älteren Wörterbüchern des Wienerischen, Sie sehen hier orange das Wörterbuch von Julius Jakob von 1929, also das ist zum Teil auch eine ältere Bedeutung im Wienerischen, ich habe aber auch in den moderneren Dialektlexika nachgeschlagen. Carfiol, natürlich ein Wort für Binnendeutsch, Blumenkohl, im Wienerischen auch als Synonym für Kopf oder Hirn verwendet, genauso in Brno. Dann Krumpna, das Zehn-Kronen-Stück oder auch die Kartoffel, der Erdapfel vom Wienerischen, Krumper, der Fünf-Guldenschein historisch. Natürlich Leivont, gut und richtig in Brünnen und Wienerisch dann eben auch leivont, leivont, mit einigen Aussprachevarianten in der Bedeutung von sehr gut und großartig. Dann der Pinkel, der Kellner, im Wienerischen auch als Binkel, Kellner oder minderer Kerl im Dialekt verbreitet und schließlich noch Rettich, im Brünnen die Toilette oder das Straßenmädchen und eine ähnliche Bedeutung ist für Wien nachgewiesen, Klosett, Klosettenmuschel oder auch Exkrement, also kein schönes Wort. Jetzt kann man sich auch noch die Lautung ansehen. Jetzt kann man sich auch noch die Lautung ansehen. Auf phonetischer Ebene weist der Lehnwortschatz ebenfalls eine regionalspezifische Prägung aus. Dabei haben wir zunächst mal drei Phänomene, die für den Ober-, zum Teil auch angrenzenden Mitteldeutschen Dialektraum charakteristisch sind. Zum einen die E-Synkope im unbetonten Präfix G. Sie haben hier die Verbreitung im historischen deutschen Sprachraum. Da haben wir also Beispiele wie Graffert, Schwätzen oder dummes Zeug, Reden vom Graffel, abgeleitet, Geschäft, ein kleiner Laden, der Betrieb, aber auch der Handel. Dann Gschir, das Geschirr, gestellt, das Aussehen, qualt, die Geschwindigkeit, eine semantische Verschiebung, dann quer, die Schusswaffe, quicht, ein schwerer Gegenstand und quant, also es quant, die Bekleidung. Zum anderen lassen sich e-Apokopen, also e-Ausfälle am Ende des Wortes nachweisen. Das ist ebenfalls ein oberdeutsches, zum Teil auch mitteldeutsches Phänomen. Wörter wie Falt, die unerwünschte Falte, Kirche, die Kirche, aber auch die Wohnung. Ottoman, ein altes Wort für Sofa, Reise, der Zug, die Party, auch das Rendezvous oder auch die Reise. Rigol, ein Wassergraben, ein Rindstein, Sandal, das Gesicht oder der Mund, auch hier eine semantische Verschiebung und Schmier, Ruß, schwarzer Schmutz. Das dritte Phänomen wäre dann die Entrundung von Mittelhochdeutsch Ö, Ü und Ü zu E, I und I. Hier Beispiele zunächst für die Entrundung von Ö, Känig, der König Persa, die Börse, aber auch die hässliche Frau, Peschung, die Böschung, Präsla, Sie sehen viele Wörter für unschöne oder unangenehme Frauen, von Brösel natürlich abgeleitet, Steckel, das Armeegefängnis in der Brünner Festung Spielberg, aber auch der Absatz. Dann haben wir hier Beispiele für die Entrundung von Ü zu I, wie Biglowat, bügeln, aber auch beischlafen, Zurig, zurück, Fliegel, der Flügel, Gebisch, der Hintern interessanterweise, Zurik, zurück, Fliegel, der Flügel, Gebisch, der Hintern interessanterweise. Biet, Gebischu, wörtlich im Hintern sein oder im Gebüsch sein, dann untergetaucht, versteckt sein. Gangstersprache wieder, Sie sehen das. Grimmel, vom Krümel, der Stein, Kibbel, ein Wort für Bier, von Kübel abgeleitet. Die Kible sind dann aber die großen Brüste der Frau. Mizza, die Mütze, nach Philowat füllen. Andere Wörter wie Stickel, das Stückchen. Timpel, von Tümpel, der Ort, der Platz. Schließlich noch ein paar Eu-Entründungen. Zeigordnung oder Werkzeug. Feier, das Feuer. Peitel, von Beutel, das gestohlene Obst interessanterweise und so weiter. Vielleicht noch das letzte Wort ist ganz interessant und auch offensichtlich dialektal gefärbt. Wo scheißlich, gefährlich oder riskant in Pilsen belegt von woß scheißlichs, also etwas, eine Kontraktion offensichtlich. Ja, dann haben wir ein speziell bayerisches Lautungsmerkmal, das wäre die sogenannte A-Verdumpfung, dass eben das A in einheimischen Wörtern zu einem A verdumpft wird und auch hier sehr viele Belege, ich kann sie gar nicht alle durchgehen, Brand, vont für Lärm, Zolowat für Zahlen, Vorhonta, Vorhand für Vorn an der Reihe. Was haben wir noch? Glotzner von Glatze, der Kopfitarre, Kohl, der Karl und so weiter, Krochner von Krach, die Pistole, sehr viele Beispiele, ich kann sie gar nicht alle durchgehen, aber Sie sehen schon, das ist ein sehr frequentes Phänomen, das wir übrigens auch im sonstigen deutschen Lehnwortschatz in Tschechien, also der überregional verbreitet ist, sehr, sehr häufig vorliegen haben. In Brünnen findet sich dann auch noch die bayerisch-ostfränkische Monof-Dongierung von Mittloch-Deutsch-Ou zu A oder O dann hier, also Beispiele wie Hafo, der Haufen, Lofrowat, von Laufen, umherstreuenen, dann Raffnotssee, von Bayerisch Raffersee, Raffer, streiten und Verramtschitt, ausräumen, Bayerisch Rammer, also von Rammer. Und jetzt haben wir dann doch einige wenige Belege in Pilsen, die auf die nordbayerische Nachbarschaft referieren. Sie sehen hier das heutige nordbayerische Sprachgebiet mit dem Überlappungsareal, liegt also im Regierungsbezirk Oberpfalz in Bayern im Wesentlichen. Da haben wir Spuren zumindest der nordbayerisch-ostfränkischen Spirantisierung von G und K zu CH, also Dochtor gibt es da und Werzeich, also hier das gehen sichtlich spiratisiert in der morphologie haben wir auch ein paar zwei merkmale zumindest die auch sonst in tschechien beim deutschen länderschaft sehr verbreitet sind hier sind wieder das oberdeutsche dialekt areal und das wäre einmal das wäre einmal das in den stamm integrierte erstarrte flex Flexionsmorphem N bei schwachen Femininar. Sie sagen wahrscheinlich auch zur Dose die Dosen, wenn Sie regionalsprachlich sprechen, und zur Fliege die Flirn, die Fliegen. Das ist ganz normal im Oberdeutschen und auch hier entsprechende Belegstellen. entsprechende Belegstellen, Dosenar, Fliegenar, Hitzner, Kaltner, Kantner, Kotzner, Kirchner, Kistner, Kloffner, Kraxner, also ein sehr häufiges Phänomen in diesem Wortschatz bei Femininar. Da wird dann hinten nochmal ein A dran gehängt, weil es ja Femininar sind, das ist die übliche weibliche Endung im Tschechischen. Dann haben wir auch noch das bayerische Diminutiv-Suffix l oder r, auch häufig im tschechischen Lehnwortschatz zu finden. Augle, Bergl, Bettla, Brettle, die Ski. Zeisel, interessantes Wort, ein pejoratives Wort für die Böhmen, besonders die Prager aus Brünnersicht. Das kommt wohl von Zeisig, weil man den Böhmen und den Prager nachsagt, sie sängen das Tschechisch mit einer besonderen Melodie. Deswegen also der Zeisel, das würde etwa dem Piefke im österreichischen Kontext oder dem Preißen im bayerischen Kontext entsprechen, also ungefähr auch von der Wertigkeit. Zwargel, der Zwerg, Eckel, die Ecke, Fandel, also von der Fahne, Fischler, Geigle, Kirschle, Muckel, Beindler, Pragl, Praha, die Hauptstadt Böhmens ist dann Pragl, wird verkleinert, ist gar nicht so groß, wie sie immer tut. Also da gibt es auch Rivalitäten eben sehr stark zwischen Brünn und Prag vor allem. Gut, das war jetzt so der variationslinguistische Teil, jetzt komme ich zum eher soziolinguistischen Teil. Wie steht es jetzt um die multimedialen Reanimierungsinitiativen in den beiden Städten, zunächst zu Brünn. Nach 1990 hat der Hand jetzt den Bereich vorwiegend mündlicher Performation verlassen und wurde in zahlreichen Buchpublikationen zur Literatursprache, man muss es so sagen, erhoben. Diese Literatursprache hat dann in epischen Kurzformen, in Drama und auch in der lyrischen Form des Liedtextes ihre Textsorten gefunden. Kurzprosa liegt, hier sehen Sie einige Beispiele, in Sammlungen meist humoristischer Geschichten und Anekdoten im Handels und über die Welt des Handels vor. Meist sind diese Bücher mit Glossaren versehen oder werden gleich zweisprachig dargeboten, also Tschechisch und Handels. Diese Texte sammeln Basiswissen über die Welt der Stadtlargie, ihre Originale, ihren Soziolekt und über ihr scheinbar sorglos lockeres Leben. Ergänzt werden diese Sammlungen dann durch bekannte Witze, die erst durch die Verwendung des Slangs eine neue Qualität erhalten. Zu diesen literarischen Kurzformen gehören ferner Märchenaktualisierungen und Travestien, wie sie zum Beispiel Honza Hlavacek 2011 und 2013 unter dem Titel Goldner wie Märchni, goldene Märchen, herausbrachte. Neben der Sprache hat der Autor dann auch Figurnamen, Orte und Requisiten bekannter Märchen in das Milieu des Handtäts übertragen und auch die Handlung an die Psychologie der Brünner Bohème angepasst. Diese Technik hat 2017 dann auch Milos Menzler in seiner Märchen- und Legendensammlung Schgesti neide schnapriglo, Glück findest du am Brünner Stausee aufgenommen. Sie sehen hier rechts eine Seite aus der Märchensammlung von Halawacek im Handtitz und ich habe also hier rot die Germanismen markiert, die also im Tschechischen ganz anders lauten würden. Vor kurzem wurde der Stadtjargon, man glaubt es kaum, auch erstmals zur literarischen Übersetzung von Weltliteratur herangezogen. 2022 erschien der Kinderbuchklassiker Le Petit Prince, der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery, in einer Handtets-Übertragung von Indra Elias unter dem Titel Male Principal. Wohlgemerkt einsprachig, also es ist nicht Standard-Tschechisch und Handtets. Auch hier haben Sie wieder Markierungen von meiner Hand, die also diese ganzen Germanismen markieren. Natürlich gibt es auch Handtets-Wörter, die jetzt tschechischen Ursprungs sind oder auch aus anderen Sprachen, unter anderem aus dem hiedischen, italienischen und der Roma-Sprache verwendet werden. Hier jetzt nur die Germanismen markiert. Travestie, Konkretisierung und Aktualisierung fand der Hantitz auch Eingang ins Theater. Seit 1999 ist er in einer Adaption des US-Musicals My Fair Lady im Brünner Stadttheater unter der Regie von Stanislav Moscha zu hören, seit 2022 in einer Neuversion. Und auch hier kommt es zur Transponierung von Orten, Figuren und Sprache. Vom Londoner Covent Garden zum Brünner Krautmarkt, genannt Selniak. Von Liza Doolittle und Professor Higgins zu Lisa Diolinkova und Jindrich Hradzki. Und vom englischen Dialekt Cockney zum Brünner Soziolekt Hantetz. Ich nehme an, die Handlung des Originals ist Ihnen einigermaßen bekannt. Ein Blumenmädchen, das eben nur Dialekt spricht, wird zur Dame erzogen und eben auch sprachlich. Und dieser Dialekt, der ausgetrieben werden soll, ist hier dann eben der Hantetz. Und so ist hier dann eben der Hantetz. Der lyrischen Seite des Startjargons schließlich nehmen sich mittlerweile seit Jahrzehnten verschiedene Sänger und Bands aus dem Großraum Brünn an, die meist im Country-Fog- oder Rock-Stil ihre Liedertexte, die oft recht derber Natur sind, im Hantetz vertonen. Genannt seien hier unter anderem Bob Friedl, Radek Rettegi und die Los Brnios, sowie die Bands Brnjens, die Gaidosi, Kamelot, Karabiner Arowels und Bokomara. Jüngster Vertreter dieser Tradition ist die Rockband Brünnfield, deren Mitglieder 2017 das Album Par Vercicu Sestatlu, ein paar Verslein aus Brünn, auf den Markt gebracht haben, auf dem sie im Brünn-gewidmeten Lied Stattl, dem Brünner Sonderwortschatz, ein lokalpatriotisches Denkmal errichtet haben. Ja, also Stattl ist das Synonym für Brünnen. Wir kommen zu dem Wort später noch. Dass Hantets-Emittenten heute grundsätzlich vom Vorhandensein zumindest rudimentärer, rezeptiver Kenntnisse bei Sprachbenutzern breitere Schichten ausgehen, lässt sich unter anderem anhand von Informationstexten im öffentlichen Raum demonstrieren, wie sie sich etwa im Brünner Zoo finden. 2016 wurden dort an ausgewählten Käfigen im Stadtjargon verfasste Beschreibungen der jeweiligen Tiere angebracht, die Informationen unter anderem über Größe, Gewicht, Brut, Nahrung und Herkunftsregionen geben und dabei den deutsch geprägten Sonderwortschatz aufrufen. Auch hier sehen Sie wieder Markierungen. So wird aus dem Flamingo eben der Vogel, Feirag, also der Feuervogel, also auch hier mit dem Lehnwortschatz. Ähnliches gilt für Nachrichten im Handtät, im Text- und im Audioformat, wie Sie auch zum Beispiel auf den Webseiten der Brünner Lokalredaktion des tschechischen Rundfunks Český Roshás geboten werden. Also das erinnert schon an zum Beispiel Norddeutschland, wo das Radio Bremen zum Beispiel auch die Nachrichten in Plattdeutsch bietet und der Brünner Lokalsender macht das hier tatsächlich im Handels. und der Brünner Lokalsender macht das hier tatsächlich im Handels. In jüngster Zeit mehren sich ferner Bottom-up-Initiativen, also von unten, privater Natur, die sich der Verbreitung von rezeptiven Handelskenntnissen widmen. In diesem Kontext gehören zum einen zahlreiche Sprachführer, Glossare und Wörterbücher, Sprachführer, Glossare und Wörterbücher, die im Print oder im Internet vorliegen und auch das lexikografische Standardwerk von 2000 ergänzen bzw. aktualisieren. Ich habe also zwei neue Printwörterbücher und zwölf Internetwörterbücher ausfindig machen können. Auf diversen Websites, gefunden wurden sieben, kann man darüber hinaus seine eigenen Kenntnisse des Hunted im Multiple-Choice-Test überprüfen bzw. verbessern. Und selbst sprachpraktische Übungseinheiten, die Wortschatz-, Grammatik- und Aussprachehinweise, aber auch pragmatische Übungsdialoge bgebieten finden sich mittlerweile im Internet wie hier zu sehen. Vorläufig unübertroffen hinsichtlich didaktisch-andragogischer Aufbereitung des Startjangons ist ein erstes, von Aless Marek und Stanislav Zajicek verfasstes und 2022 im Druck erschienenes Lehrwerk namens »Hantetz, snanno, a richle«, »Hantetz, einfach und schnell«. Das in »Stickle«-Kapitel gegliederte Buch wird im Untertitel sprechenderweise als »Biffelbichler« »Burnienskio Hantetzu, Bodle, Zeislovskio Mustru« bezeichnet, also frei übersetzt »etzt Lehrbuch des Brünner-Hantets nach böhmischem, das heißt standardsprachlichen Vorbild. An solchen Sprachinitiativen beteiligt sich nicht zuletzt das Medium Radio. 2021 machte der Brünner Lokalsender Radio Krokodil seine Hörerinnen und Hörer über Wochen jeden Tag in einem Feature mit einem neuen Lexem des Hantets vertraut. Das Krokodil ist eines der Symbole der Stadt. Pernod ist ein ausgestopftes Krokodil, das eigentlich den Brünner Drachen darstellen soll, hängt im Durchgang des alten Rathauses in der Innenstadt. Darüber hinaus hat die Wirtschaft die Werbewirksamkeit des Handels erkannt und versucht, durch Versatzstücke des Stadtjargons eine Identifikation mit ihren Produkten oder Dienstleistungen herzustellen. Eine Strategie, die man in der Werbeforschung als Country of Origin Prinzip kennt. Hier ist an erster Stelle auf die Gastronomie einzugehen. In der Brünner Innenstadt finden sich zum Beispiel Lokale, die sich mit Schlagwörtern aus dem Pool der Hand des Lexik benennen, so zum Beispiel die Bar Geschäft oder die in einer fahrenden Straßenbahn eingerichtete Bierstube Schalliner Pub. Schalliner ist die in Brünnen übliche Bezeichnung für Straßenbahn eingerichtete Bierstube Schaliner Pub. Schaliner ist die in Brünn übliche Bezeichnung für Straßenbahn, eine Kontraktion des in Österreich zumindest früher der üblichen Benennung elektrische Linie, also elektrische Linie, Schelinie, Schalinie, Schaliner. So hat sich das entwickelt. Das Wort Schaliner dient übrigens in Prag, ebenfalls pejorativ verwendet, zur Bezeichnung für die Stadt Brünn. Da spricht man nämlich von Schallingrad. Also Brno ist dann Schallingrad, Stalingrad, also da gibt es natürlich dann auch Anklänge. Daneben sind gastronomische Einrichtungen zu nennen, die ihre Tagesangebote auf Kreidetafeln im Handtitz anschreiben. Etwa die Bierstube Ujiznivijo Pupiku zum durstigen Nabel und Futro Futter. Die Funktion des Soziolektes, Lokalkolorit und Atmosphäre bodenständiger Gemütlichkeit beim Gast zu erzeugen, ist hier natürlich offensichtlich. Insbesondere die Brauerei Starobrno setzt bereits seit längerem auf den Brünner Lokalpatriotismus und gestaltet ihre Werbestrategie entsprechend unter gezielter Verwendung des lokalen Idioms. Im Rahmen von Plakatwerbung suggerieren Hunted-Slogans zum einen ahistorische Zusammenhänge zwischen den Ursprüngen Brünns und dem eigenen Produkt. So trägt das Bier zum Beispiel eine Schaumkrone mit der Silhouette der Brünner Altstadt und avanciert im Jargon als Skopek Zahodil Imeno Stadlu, passiert im Jargon als Skopek Tsohodilimeno Stadlu, als Bier, das der Stadt den Namen zuwarf eigentlich, zum Taufpaten Brünns. Andernorts nehmen Krug und Bierschaum als Svatinya Pravotor Moravi, Heiligtum des Urvaters Mährens, die Gestalt einer großmärischen Kultstätte an und berufen sich auf noch archaischere Ursprünge. In beiden Fällen lautet die Botschaft an den Konsumenten natürlich, Starbrno war immer schon da, es ist die Grundlage unserer Brünner Identität. Das wäre das Konzept 1 der Brauerei. Andere Werbeslogans sprechen die Eigenschaften Lässigkeit, Insein, Dazugehören an, welche die Verwendung des Slangs, natürlich verbunden mit dem Konsum des Bieres, verspricht. Das wäre das zweite Konzept. So wurde eine Reklame für die damals neue Biersorte Starbrno Medium, unten links, als unkonventionelle Partneranzeige konzipiert im Handtet. Auf Bierdeckeln kommentiert ein nach oben gestreckter Daumen das Bier mit Spitze. Im Sinn dieses zweiten Konzepts hat es Dara Brünner schon früher auf Rechnungsblöcke als Text- und Werbeträger zurückgegriffen. Hier konnte man vor einigen Jahren einen Schnellkurs in der Altbrünner Zeichensprache finden, die es dem Gast ermöglichte, Bestellungen aus der Distanz zu signalisieren, sozusagen in einer Art nonverbalem Handtät. Also selbst die Gestik wird in die Atmosphäre dieses Handtäts hineingezogen. Wahre Meisterschaft in der Handtäelsfunktionalisierung zu Werbezwecken hat die Brauerei in drei TV-Werbespots erreicht, welche die beiden beschriebenen Konzepte 1 und 2, also Ursprünge Brünns und Insein dazugehören, mittels einer ausgeklüngelten Technik verbinden. Im Prinzip liegen jeweils drei medial unterschiedlich dargebotene, parallel ablaufende Handlungen vor, die visuell gezeigte, die in tschechischen Untertiteln beschriebene und die von einem Voice-Over im Handels erzählte. Also drei unterschiedliche Informationskanäle. Und alle drei Kanäle geben verschiedene Vorgänge wieder. Erläutert sei dies im Folgenden an einem der Spots, er propagiert das Brünner Bier, indem er in den Untertiteln die alte böhmische Sage von der Gründung Prags durch Libusche und Przemysl, also Libussa und Przemysl, paraphrasiert und im Voice-Over im Hantetz eine Brünner-Version mit dem Spielberg und Starobrno im Mittelpunkt wiedergibt. Die Bilder zeigen dabei ein märisches Dorffest, auf dem ein handwerklich geschickter Landmann zum Helden avanciert, weil er in der Lage ist, eine kaputte Bierpumpe zu reparieren. Sehen wir uns den Film an. Ich muss jetzt kurz aus der Präsentation rausgehen. Sieht man das? Die Filmqualität ist nicht allzu gut, aber ich glaube, Sie können erkennen, was hier gezeigt wird. Das Logo am Ende, das Geheimnis guter Laune, das ist der Slogan. Ja, die beiden anderen Filme funktionieren ganz ähnlich. Unten rechts sehen wir die Silhouette des Brünners Spielbergs. Hier geht es auf noch archaischere Zustände zurück. Es wird eher eigentlich erzählt, wie sich die slawische Landnahme vollzog und sich die Böhmen von den Mähern der Urvater Tschech und der Urvater Morawa bei Brünnen trennen. Die Tschechen ziehen weiter nach Prag, wo sie ihr schlechtes Bier trinken, Sie ziehen weiter nach Prag, wo sie ihr schlechtes Bier trinken, während der Urvater Mährens beschließt, am Spielberg sich niederzulassen, Bier zu brauen, das so köstlich war, dass sogar Züril und Methot, wie es hier wörtlich heißt, herbeisabberten. Natürlich gehen dann die Protagonisten in die Kneipe am Krautmarkt und trinken ihr Bier. Und der Film oben rechts, hier geht es um die Legende vom Horimir, der eigentlich zum Tode verurteilt wurde, als letzten Wunsch vor seiner Hinrichtung noch einmal mit seinem Pferd über den Burghof reiten wollte und dann mit einem Sprung über die Mauer die Freiheit gewinnt. Und hier geht es eigentlich um ein Karnevalsfest, wo dann also zwei Brünner auftauchen, die dann zu viel Interesse an den lokalen Mädchen haben, sodass die einheimischen Jungs sie zu verprügeln versuchen und dann wird mit dem Sprung über die Mauer und die Flucht in die Kneipe dann eben doch wieder der Weg zu Starbruno gefunden. nur gefunden. Um auf den ersten der drei Spots zurückzukommen, hier hätte ich mal die drei Handlungsstränge nebeneinander gelegt, es ist relativ viel Text, Sie sehen nur rechts, also nochmal der Text im Handtitz und rot eingefärbt dann wieder die Germanismen oder Bavarismen, die wir hier haben. Drei unterschiedliche Handlungen, die hier vereinigt werden. Ja, jetzt noch kurz zur Strategie. Neben der neuen Assoziation von Starbrno mit den Ursprüngen Brünner Lebensart, Konzept 1, und der Forcierung eines Gefühls des Dazugehörens durch Konsumgut und Stadt, Jargon, Konzept 2, hat der Spot natürlich auch eine deutliche antiböhmische oder antiprager Stoßrichtung. Denn zum einen ist es die böhmische Bierpumpe, wie es im Text heißt, die das Dorffest fast scheitern lässt, weil sie kaputt ist. Zum anderen nimmt man natürlich den handitsunkundigen Böhmen auf den Arm, indem man ihm in den Untertiteln eine Übersetzung des gesprochenen Textes anbietet, die mit letzterem aber nicht übereinstimmt. Der handelsunkundige, so wird eben suggeriert, bleibt außen vor, gehört nicht dazu. Außen vor gehört nicht dazu. Eine besondere Rolle bei der gesellschaftlichen Konsolidierung bestimmter Handelslexeme nehmen Toponyme, also Ortsnamen deutscher Herkunft ein, die bereits aus der ältesten Phase des Handels stammen. Viele, wie die folgenden Beispiele, sind heute noch als inoffizielle Nebennamen in der Brünner Stadtbevölkerung gängig. Also ich kann das bestätigen, ich habe drei Jahre in Brünn gelebt, diese Ortsbezeichnungen werden ganz normal in der Umgangssprache verwendet, auch wenn man jetzt nicht Handtets an sich spricht. Die Beispiele sehen Sie, Pisarki, ein Stadtteil, der auf Deutsch Schreibwald hieß, wurde dann eben als Schreibetz in den Handels übernommen. Nabilile, Deutsch die Bleichwiese, heißt dann eben Bleichetz. Lusjanki, Deutsch Augarten. Augetz, Wilsonufles, Deutsch gelber oder roter Hügel, wurden als Gelbetz und Rottetz in den Hantetz übernommen. Ja, mit diesen Toponymen markierte einst eine Randgruppe der städtischen Gesellschaft ihre unmittelbaren Lebens- und Aktionsräume. Viel dieser Toponyme sind dabei noch in der Gegenwart besonders multifunktional und produktiv präsent. Ich möchte sie Ihnen jetzt vorstellen. Für Brünn, die Stadt, die ja für die Plotna und die Stadtlargie die Stadt schlechthin war, Sie können an Rom denken, da war Urbs Stadt auch das Synonym für Rom. denken, da war Urps statt auch das Synonym für Rum. Also für Brünn ist bis heute der Name Stadtl in Verwendung, dass die kleine Stadt zärtlich verkleinert hier. Stadtl nennt sich auch ein im April 2017 auf dem zentralen Brünner Namnis die Svobody, Freiheitsplatz, eröffnetes Restaurant. Das Toponym figuriert bis heute als Bestandteil von Bierwerbeslogans der Brauerei Starbrno, benennt als Stattl Bitterpale, aber auch eine Biersorte der Konkurrenz, der Brauerei Albert. Die Brünner Niederlassung der Kreditanstalt Hello Banker baut das Toponym ebenfalls an Schaufenstern angebracht in ihre Außenwerbung ein. Ein Stadtmagazin, Stadtlinfo, benutzt es als Bestandteil seines Namens. Daneben kann der Schriftzug Stadtl unter anderem auf Postkarten und T-Shirts und andernorts gesichtet werden. Konzertveranstalter integrieren das Toponym regelmäßig in die Bezeichnungen ihrer Events. Im Oktober 2009 etwa fand in Brünn das Hip-Hop-Haus-Konzert Stadl Baseline Night statt, im August 2014 das Stadl Music Picnic. Der Brünner Club Faval Music Circus betitelt von Zeit zu Zeit thematische Musikpartyabende unter Heranziehung des kultigen Toponyms, zum Beispiel im März, April 2009 die Stadl Battle Night, im Juni 2017 die Hip Hop Night Stadl MCs. Seit 1990 findet in Brünn-Ferner jährlich das Musikfestival Staddle Minifest statt. Ja, und besonders greifbar wird die emotionale Aufladung des Namens für lokalpatriotische Brünner in einem Ortsschild, auf dem Hunted's affine Sprayer die amtliche Stadtbezeichnung übersprüht und durch Stadtl ersetzt haben. Schon sehr zärtlich, wie ich das interpretiere. Ein zweites Toponym, das alte Zentrum Brünns im Umkreis des Mendelsplatzes, hier rot markiert, blau haben sie das heutige Zentrum der Stadt. die hier rot markiert, blau haben sie das heutige Zentrum der Stadt. Ja, dieses alte Zentrum war einer der Konzentrationspunkte der Plotna und es wurde als Oltetz, Deutsch Altbrünn, bezeichnet. Dem Wort liegt natürlich das Adjektiv Alt mit diesem verdumpften bayerischen A, Olt, zugrunde. bayerischen A-Olt zugrunde. Nebenan, Entschuldigung, nach diesem Typonym nennt sich zum Beispiel die Bierstube Na-Oltetsu, also am Oltets. Nebenan konnte man das inzwischen geschlossene Pfandhaus Oltets Bazar aufsuchen und nur ein paar Schritte entfernt lädt das Motel Oltetz zum Übernachten ein. Entschuldigung, jetzt habe ich das Pfandhaus erst jetzt eingespielt. Da die Brauerei Starbrno am Oltetz ihren Hauptsitz hat und beides bedeutet ja Altbrünn, Starbrno ist Altbrünn, Oltetz bedeutet auch Altbrünn, deswegen liegt es natürlich nahe, dass das Toponym häufig eine Rolle in ihrer Bierwerbestrategie spielt, wie zum Beispiel auf folgendem Plakat, auf dem es heißt Starbrno Goldene Bier vom Oltetz. Daneben findet sich das Toponym aber auch als Textilaufdruck, hier auch mit Englisch kombiniert, Stay True to Altitz, Bleib dem Altitz treu oder Sons of Altitz, Brno City, Söhne des Altitz Brünn City, heißt es etwa auf im Handel erhältlichen T-Shirts der Brünner Hantetz-Blogger KKRD Boys. der Brünner-Hantetz-Blogger KKRD Boys. Ein drittes Toponym, der nördlich des heutigen Zentrums gelegene Stadtteil Kralowopole, Deutsch Königsfeld, trägt den inoffiziellen Namen Känig, der heute zur Benennung zahlreicher örtlicher Einrichtungen, vor allem der Gastronomie und des Sports, dient, zum Beispiel für das Restaurant Canik, das Buffet Canik, das König Café oder auch das Canik Gym Brno. Darüber hinaus wird in Kralowopole seit längerem ein Handballturnier namens Canik Cup veranstaltet, ein Handballturnier namens Canik Cup veranstaltet, in dem sich der lokale Verein SKKP Handball Brno mit in- und ausländischen Gegnern misst. In der Old Boys League, einer lokalen Eishockeyliga, spielte bis 2016 ferner ein Team namens HC Kenick. Und auch hier kann man die große affektive Zuneigung der Brünner zu ihrem jeweiligen Stadtteil an solchen Graffitis erkennen. Also es findet sich an einer Hauswand das hinterlassene Graffito König. Hier wird diese Entrundung von Ö zu E sogar zurückgenommen, also noch stärker an Königsfeld orientiert. Unter den Hydronymen, also Gewässernamen schließlich, erfreut sich der Name Priegel, abgeleitet von Deutsch Prügel, für den Brünner Stausee, eigentlich Brnjenska Psechrada, noch heute große Lebendigkeit in der städtischen Umgangssprache. Also der Name kommt vermutlich von dieser keulenförmigen Gestalt des Sees. Priegel bedeutet auch an sich Prügel im Hantetz, also ein Synonym für den Stausee, aber auch ein Wort für Stock. Der Name der Kultregion wird von gleich drei gastronomischen Städten beansprucht. Bitte beachten Sie auch die unterschiedliche Schreibweise des Toponyms, die der Unterscheidbarkeit dient. Also manchmal wird es mit I oder langem I oder mit Y oder langen Y geschrieben. Also zwei dieser gastronomischen Einrichtungen, Priegelpapp und Priegelbar, sind direkt am Ufer des Brünner Stausees im Stadtteil Bistrz gelegen, wogegen sich der Club Palaz Priegel nahe der Innenstadt befindet. Also das ist eine Disco. Das jährlich am Stausee stattfindende Musikfestival Prigel Electronic Open Air lockt seit 2013 im Sommer Tausende von Besuchern an, ebenso wie das Prigel Hall Festival im Herbst. Und auch die schon erwähnte Hello Banker nennt die Destination Prigel im Handtet in ihrer Außenwerbung, wie hier gesehen, also hier ist die Trambahn fährt Richtung Prigl. Und jetzt, jetzt wird es ganz kurios, selbst der Wintersporttourismus hat den inoffiziellen Namen des Brünner Stausees entdeckt und diskutiert zumindest die Einrichtung eines Skigebiets vor Ort, für das der Name Ski Priegel im Gespräch ist. Das ist natürlich nur eine Projektion, also das ist noch nicht realisiert worden, aber es gibt schon solche Pläne. Naja, der Berg ist nicht sehr hoch und mit dem Klimawandel wird sich das vielleicht auch nicht in die Realität umsetzen lassen. Vereinigt finden sich diese Toponyme als Teil der Innenausstattung des Lokal-Ut-Zeibler, also beim Zeibel, im Brünner Stadtzentrum. Hier sehen Sie auch noch andere Toponyme wie Mailand, das kommt von Mailand, auch mit diesem verdumpften O, bedeutet einerseits Reichtum im Handel, ist aber auch ein Stadtteil Malum Nerschitze. Also es gibt noch andere derartige Toponyme. In einer Werbeoffensive hat die Brauerei Starobrno vor einigen Jahren die genannten Ortsnamen in eine Bierwerbekampagne integriert. 2013 gab es eine Bierdeckelserie heraus, die Sehenswürdigkeiten der Stadt Brünn präsentierte und dabei auch die Hantetz-Namen der Stadtviertel, in welchen diese verortet sind, ihren amtlichen Bezeichnungen gegenüberstellte. Also man dreht den Bierdeckel, auf der einen Seite haben wir das Toponym im Standard und dann eben auf der anderen Seite im Hantetz. Zeit, zu pilzen zu kommen. Zeit zu Pilsen zu kommen. Bescheidener, da etwas jünger, also da jünger, nicht nur etwas jünger, in ihren strukturellen Ansätzen, aber dem Brünner Muster folgend, machen sich die Reanimierungsinitiativen des Pilsnerischen aus, die in zeitlicher Nähe zum Pilsener Kulturhauptstadtjahr 2015 einsetzen. Sie erinnern sich vielleicht, also Pilsen war europäische Kulturhauptstadt. gesellschaftlichen Bedarf hinsichtlich lokaler Identitätsbildung traf, belegt zunächst der große Medienwiederhall, den das Erscheinen des Buches nach sich zog. Nicht nur Boulevardblätter, wie etwa die Tageszeitung Blesk oder die private Nachrichtenseite KAPCZ, sondern auch die Qualitätspresse nahm von ihm Notiz. Die Literarische Zeitung drückte sogar Teile von Heischmanns programmatischen Vorwort ab. Bereits 2016 hatte ein Pilsner-Insider unter dem Künstlernamen Tickoneck auf YouTube einen zehnteiligen Sprachkurs, Lekze, Pilsenstine, pilsnerische Lektionen, veröffentlicht. Wie für den Brünnerslang finden sich auch für die Pilsener Umgangssprache inzwischen im Internet mehrere digitale Wörterbücher sowie Multiple-Choice-Tests, mit welchen man seine Beschlagenheit in der alten Stadtsprache überprüfen kann. Der tschechische Rundfunk, Český Rózhás, titelte auf seinen Internetseiten enthusiastisch Przenština ze Širži Meselidmi Jakolavina. Das Pilsnerische breitet sich unter den Leuten wie eine Lawine aus. Zugleich veröffnete er eine Audiodatei eines Straßeninterviews, bei dem Mitarbeiter des Rundfunks im Pilsener Stadtzentrum Passanten Kontrollfragen zum Pilsener Sonderwortschatz gestellt hatten. Und die Antworten schienen zu bestätigen, dass zumindest ein Grundstock an Wörtern immer noch verwendet oder zumindest verstanden werde. Des Weiteren ist das Pilsnerische inzwischen auch auf den städtischen Bühnen zu hören, also auch hier eine Parallele zu Brno 2020, etwa durch die Kabarettisten Wilhelm Dubnitschka und Deneck Lahoda. ersten Welle medialer Propagierung um private, also sogenannte Bottom-up-Initiativen, so war das Pilsnerische bereits im Jahre 2018 aber, und das ist neu, auch im Vergleich zu Brünn, Teil einer offiziellen Top-Down-Strategie, die von der städtischen Verwaltung gezielt zur Werbung für die westböhmische Metropole genutzt wird. Ziel zur Werbung für die westböhmische Metropole genutzt wird. Auf der Webseite Jiva Ulice, lebendige Straße, struktureller Bestandteil der europäischen Kulturhauptstadt Pilsen 2015, wurde unter der Überschrift Českó Plzeňský Slovnik alias Pširučka Propražáka, tschechisch-pilsnerisches Wörterbuch alias Vademekum für einen Prager, ein entsprechendes Internetwörterbuch mit 609 Lemata der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Liste, die immer wieder durch Slogans in der städtischen Umgangssprache unterbrochen wird. Diese Slogans werben für einen Besuch der Stadt Pilsen. Und hier heißt es unter anderem, hier habe ich Ihnen auch wieder die Germanismen unterstrichen, Wie viele von uns passen auf den Startplatz? Beeilt euch, damit ihr vorne mit dabei seid. Weitere Beispiele. Setzt euch alle auf eure Hintern in den Zug und macht euch auf nach Pilsen. Lüftet euch ein wenig aus und los geht's auf die Kultur. Und auch noch ein drittes Beispiel. Klar, dass du nicht von hier bist, aber es ist nur eine Fahrt von einer Stunde und wir beraten uns schon mal, wie wir dir alles zeigen. Ich komme zum Resümee. Ich fasse zusammen. Erstens, in Tschechien lassen sich vorerst zumindest in Brünn und Pilsen die Wiederentdeckung, Dokumentation, multimediale Neubelebung und Weiterentwicklung historischer, städtischer Umgangs- und Sondersprachen oberdeutsch-österreichischer Prägung konstatieren. Dem scheinen vor allem folgende Motivationen zugrunde zu liegen. Zum einen wird durch Elemente dieser Idiome Lokalkolorit erzeugt, das Bild einer guten alten Zeit und zugleich einem Bedürfnis nach regional fundierter Gruppenidentifikation in einer von der Globalisierung in Unruhe versetzten Welt Rechnung getragen. Zum Teil geschieht dies in ostentativer Abgrenzung gegenüber Prag, die sich hier zum Beispiel in Äußerungen Honsa Havlaceks herauslesen lässt. Er ist einer der Handelspropagatoren der Gegenwart. Er sagt eben hier in Prag, verstehen Sie mich nicht und gerade das amüsiert mich. Zum anderen ist der Aspekt der wirtschaftlichen Nutzung unübersehbar, denn vielfach setzen Werbekampagnen auf die Fusion von urbaner Sprachvarität, lokaler Identität und regionalem Produkt. Diese gezielte kommerzielle Funktionalisierung ist, wie das Phänomen der Medialisierung und Literarisierung, ein Indiz dafür, dass die jeweiligen Emittenten in Teilen der jeweiligen Stadtbevölkerung noch von einer zumindest rudimentären rezeptiven Kenntnis gewisser Schlüsselwörter, zu welchen im Brünnen besonders toponyme Zellen ausgehen, denn der Einsatz der Codes erwiese sich sonst als kontraproduktiv. Vor allem der Hunted, einst ein Argot unter privilegierter Schichten, trägt heute Züge einer Modeerscheinung, deren Versatzstücke tendenziell in der Absicht, Komik zu erzeugen, Dazugehören, Überschneidungen zur lokalen Jugendsprache aufweist, wie sich hier zum Beispiel in den Tags Hitz, also Hitze, und Lont, Land, Brünnersprayer an Hauswänden Brünns manifestiert. Zum anderen hält sich der Handtetz als Kunstsprache in einer dünnen Schicht von Brünner Heimatpflegern, Künstler, Schauspieler, Musiker, die ihn als organisch betrachten und auch weiterentwickeln. In beiden Fällen hat der Handtitz allerdings eine soziolektale, gruppenfestigende Funktion. In Pilsen, wo ähnliche Sprachinitiativen noch jung sind, sind zumindest Ansätzen zu ähnlichen Entwicklungen zu beobachten. Gegenüber Brünn tritt hier als neuer Akzent hinzu, dass die ehemalige Stadtsprache eben nicht nur auf der privaten Bottom-up-Ebene, sondern auch auf der Top-down-Ebene von offizieller Seite zum Zweck des Stadtmarketings verwendet wird. jeder Seite zum Zweck des Stadtmarketings verwendet wird. Ob sich in Zukunft auch in anderen Städten an der ehemaligen deutsch-tschechischen Sprachgrenze ähnliche Initiativen zeigen, bleibt abzuwarten. Im südböhmischen Budweis, wo es bis ins 20. Jahrhundert mit der Českobudjovicka-Luva, der Budweiser Sprache, ebenfalls eine sprachenkontaktintensive Stadtsprache gabcher und polnischer Prägung im Druck vor, die zum Kern örtlicher Wiederbelebungsversuche werden könnten. Aber das bleibt abzuwarten. Ich bin soweit am Ende meines Vortrags angekommen, bedanke mich sehr herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und stehe jetzt auch für ein Gespräch zur Verfügung, wenn Sie es möchten. Vielen herzlichen Dank.