... Musik... Herzlich willkommen, schönen guten Abend. Österreich zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Und dennoch sind 17,5 Prozent der Menschen in diesem Land armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das sind Zahlen aus dem Jahr 2022. Das bedeutet, dass sie ihre Miete nicht zahlen können, das bedeutet, dass sie im Winter nicht ausreichend heizen können, das bedeutet aber auch, dass am Ende des Monats oft nichts mehr im Kühlschrank ist. Das sind nur einige wenige Lebenssituationen, mit denen sich 1,5 Millionen Menschen in diesem reichen Land konfrontiert sehen. Und Armut hat, wie wir wissen, sehr viele Gesichter und viele dieser Gesichter sind oft nicht erkennbar und nicht sichtbar. Und darum ist es wichtig, auch in Form von Veranstaltungen diesem Thema ein Gesicht zu geben, sie sichtbar zu machen. Und ich freue mich, dass wir diese Veranstaltung in Kooperation heute hier bei uns im Haus haben. Ich darf Sie recht herzlich zum Vortrag Armut in Österreich begrüßen. Und zwar Untertitel heißt Hinter- und Untergründiges zur sozialen Lage. Begrüßen darf ich auch recht herzlich den Gast, Herrn Martin Schenk. Herzlich willkommen im Namen des Hauses hier im Wissensturm. willkommen im Namen des Hauses hier im Wissensturm. Es ist dies heute eine Kooperationsveranstaltung der Volkshochschule Linz gemeinsam mit dem Berufsverband der SoziologInnen Österreich und der Diakonie Österreich. Herzliches Dank an dieser Stelle für die Kooperation und auch an die Claudia Pass fürs Organisieren und für den Beruf Berufsbrand der Soziologinnen darf ich eben Claudia Pass recht herzlich auch bei uns im Haus begrüßen. Sie wird den Abend für Sie heute moderieren. Für alle, die mich nicht kennen, mein Name ist Katja Fischer. Ich organisiere hier im Haus Veranstaltungen im Bereich der Gesellschaftspolitik. Wir werden den Vortrag heute Abend aufzeichnen, sowohl den Vortrag als auch die Diskussion. Und er wird, wie die meisten unserer Vorträge, dann auf der Website von DorfTV und voraussichtlich auch auf unserer Website zu sehen sein. Ein bisschen Geduld bitte, es dauert meist ein bis zwei Wochen, vor allem wenn wir selbst aufzeichnen und nicht DorfTV, dann dauert das ein bisschen länger. Ich darf mich an dieser Stelle noch für Ihr Kommen und Ihr Interesse bedanken. Ich wünsche uns allen einen interessanten Vortrag, eine anregende Diskussion und ich darf das Wort an die Claudia Pass übergeben. Danke. Ja, auch einen schönen guten Abend von mir. Vielen Dank, Frau Fischer, für die Gastfreundschaft, die Sie uns gewähren. Herzlich willkommen im Namen des Berufsverbands, auch an unseren Gast, natürlich den Herrn Martin Schenk. Es obliegt mir jetzt die Aufgabe, ihn kurz vorzustellen. Herr Martin Schenk arbeitet als Sozialexperte und ist stellvertretender Direktor der Diakonie Österreichs. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Sozialpolitik, Gesundheit, Kinder und Integration. Er ist Lehrbeauftragter am Fachhochschulstudiengang Sozialarbeit am Campus Wien und seit dem Jahr 2000 ist er Mitglied im Menschenrechtsbeirat. Was besonders interessant ist für mich jetzt persönlich, er hat von Anfang an mitgewirkt zur Entwicklung der Gesundheitsziele Österreichs. Und eine besondere Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema präsent zu machen, ist seine Tätigkeit als Kolumnist. Er schreibt also regelmäßig für den Augustin die Furche, die Presse und den Standard. Er hat dafür auch Auszeichnungen erhalten, beispielsweise im Jahr 2004 von der Tageszeitung die Presse. 2022 erhielt er den Menschenrechtspreis der österreichischen Liga für Menschenrechte für sein Engagement bei der Bekämpfung von Armut und seine Leistungen zur Umsetzung der sozialen Menschenrechte. Er ist Autor zahlreicher Bücher. Sein aktuellstes Buch trägt den Titel Was Kindern jetzt gut tut. Gesundheit fördern in einer Welt zum Umbruch. Als Mitinitiator von zahlreichen Initiativen möchte ich nur eine nennen, die Initiative Hunger auf Kunst. Sehr geehrter Herr Schenk, wir freuen uns sehr, dass Sie in Linz sind und sind besonders neugierig auf Ihre Ausführungen zur Lage im armen, reichen Österreich. Vielleicht öffnen Sie uns die Augen, es gibt so ein Sprichwort bei uns, jeder ist seines Glückes Schmied, was implizit bedeutet, jeder ist für seine Armut selbst verantwortlich. Aber ich denke, Sie werden mit diesem Vorurteil oder mit dieser Einstellung sicherlich aufräumen. Vielen Dank. Danke. Einen schönen Abend. Vielen Dank für die freundliche Einleitung und auch willkommen. Ich freue mich auch, dass einige von alten und bewährten Mitstreitern und Mitstreiterinnen da sind, mit denen wir viel verbinden an Mut, an Armut, nämlich viele, die selbst aus der Plattform sichtbar werden. Das ist eine Plattform, wo Armutsbetroffene sich engagieren, aber auch viele, die im Oberösterreichischen Armutsnetzwerk seit fast 30 Jahren engagiert sind. Ich freue mich, dass ihr da seid. Ich habe mir vorgenommen, 40 Minuten, dann höre ich einfach auf und dann diskutieren wir miteinander. Ein paar Gegenstände mitgebracht, die mir helfen, mich ein bisschen durch diese 40 Minuten zu handeln, auch vielleicht Ihnen helfen, weil Sie vom Bildlichen her auch ein Anker und ein Begriffspunkt sind. Ich habe Rosen mitgebracht, wie Sie sehen. Zwei. Ich habe ein Brot mitgebracht, ein kleines Schifferl gebastelt, jetzt noch im Zug. Ein Trinkpackerl, einen Räuber aus unserem Kasperltheater zu Hause und eine aktuelle Studie, die wir gerade gemacht haben mit der Wirtschaft und Ausgrenzung in einem reichen Land wie Österreich nähern können und nähern sollen. Sie kennen sie vielleicht vor über 800 Jahren in Thüringen auf einer Burg, es war die Wartburg in dem Fall, wo eine Prinzessin aus Bratislava hin heiratete und dort dann ihre Liebesheirat, was vor 800 Jahren ihr ungewöhnlich war. Jedenfalls ist sie ein geliebter Mann, aber dann bald gestorben. Sie hat dort begonnen, sich zu engagieren für Krankenversorgung, aber auch für die Unterstützung und Hilfe für Arme. Und der neue Mann, der dann am Drücker war, hat ja verboten, diese Dinge zu tun. Auch damals war schon Care-Arbeit umstritten und hat sich heimlich mit einem Korb voller Brot hinuntergeschlichen, um eben den Armen in dem Fall Brot zu bringen. Und sie wurde von den Wachen aufgehalten und gezwungen, das Tuch zu lüften, das sie über den Korb gebreitet gehabt hat. Und dann, als sie das getan hat, die Wachen, dass sie das gemacht haben, plötzlich war der Korb voller Rosen. Und seit dieser Geschichte sind Brot und Rosen miteinander verknüpft und vor über 100 Jahren haben 20.000 Fotos davon, waren, gebt uns Brot, aber gebt uns die Rosen dazu. Materielle Dinge des Lebens, materielle Dinge wie einen Lohn, von dem man leben kann, leistba Freundschaften, Anerkennung, Musik, nicht einsam sein, also Leute zu haben, die um einen Hund herum sind, also all die Dinge, die unser Leben auch noch reich und gut machen. Und ich erzähle Ihnen das deswegen, weil das auch in den Kern der Armutsdefinition und der Armutsforschung und der Frage, was denn Armut sei, hineinreicht und hineinkommt. Noch mal einen Zettel. Vielen Dank, jetzt habe ich ihn wieder. Genau in das hineinreicht. vor, ich glaube, zehn Jahren war es, haben zwei Forscherinnen, Gudrun Horvath und eine Kollegin, eine qualitative Studie gemacht über die Frage, sie haben Kinder gefragt, das waren Volksschulkinder, was sie sich unter Armut vorstellen. Und das Ergebnis dieser Erhebung war, die Kinder haben gesagt, meist sind wir am dran oder am drauf. Am dran haben die Kinder gesagt, ist man, wenn man kein Geld hat, wenn der Papa arbeitslos ist, wenn man nicht weiß, wenn die Mama nicht weiß, wie sie die Rechnung zahlen soll am nächsten Tag, da ist diese Kinder sind ziemlich arm dran. Und arm drauf ist man, wenn man in der Schule gemobbt wird, weil man nicht mit kann, weil man kein Geld hat, vielleicht auf den Schulausflug zu gehen, weil man vielleicht was anhat, was die anderen nicht so schön finden. Wenn man Mutterseelen allein ist, dann ist man am Drauf. Und am Drauf ist nichts anderes als Brot und Rosen. Das Brot, das Materielle ist am Drauf. Und am Drauf sind die materiellen Dinge, die wir für ein gutes Leben brauchen. und am Drauf sind die materiellen Dinge, die wir für ein gutes Leben brauchen. Die Kinder haben das sozusagen in diese beiden Begriffe gepackt. Wenn wir jetzt in die Armutsforschung schauen, dann ist es so, dass in der Statistik, Sie wissen, es gibt eine offizielle Statistik, die europaweit erhoben wird, EU-Silkasti, gibt es auch zwei Indikatoren, die ein Stück weit beide Dinge abbilden, nämlich das, was wir als Brot und als Rosen bezeichnen können. Der eine Indikator heißt offiziell Armutsgefährdung, das finde ich gar nicht so glücklich, eigentlich geht es um Einkommensarmut, das ist ein Indikator, der Haushaltseinkommen misst und fragt, welche Haushalte sind am weitesten von der Mitte der Gesellschaft der Haushalte entfernt. Heißt Risk of Poverty hat politische Gründe. Das ist deswegen, weil das ja in der EU beschlossen werden musste und man den Armutsbegriff nicht wollte. Man wollte nicht über Armut sprechen und so war dann der Konsens zwischen den Regierungschefs damals, wir sagen Risk of Poverty, aber es ist eigentlich ein Unsinn. Es meint eigentlich Einkommensarmut, wenig an Geld haben, diese Armutsgrenze, die es da gibt. Und jetzt der zweite große Indikatoren-Set betrifft die Rosen, heißt im Fachchinesisch materielle und soziale Deprivation. Was, und da habe ich den Räuber mitgebracht? Weil Deprivation auf Lateinisch nichts anderes heißt als beraubt sein an etwas. Und beraubt sein an etwas, nämlich beraubt sein an guter Wohnung, beraubt sein an gerechtem Lohn, beraubt sein an Freundschaften, beraubt sein, sich in der Öffentlichkeit ohne sich zu genieren zeigen zu können. Das meint dieser Indikator. Und dieser zweite Indikator betrifft sozusagen sehr stark die Rosen. Also diese Dinge, die die Teilhabe, Ausgrenzung, Einsamkeit allein, seine Anerkennung beschreiben. Der Indikator der Einkommensarmut, das sind ungefähr 14, 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung, die unter dieser Einkommensarmutsgrenze leben. Und zwei Prozent, die unter der sozialen und materiellen Deprivation leiden. Also diese Indikatoren, die stärker die Lebensbedingungen, die Lebenslagen und das, was ich mit dem Bild der Rosen oder was die Kinder mit dem Arm drauf beschrieben haben, meinen. Ich möchte Ihnen drei Annäherungen, Perspektiven vorschlagen, sich dem Armutsbegriff auch in einem reichen Land wie Österreich zu nähern. Der erste, das erste, erste Perspektive würde ich sagen, Armut setzt sich immer ins Verhältnis. Armut ist immer kontextbezogen, Armut ist immer relativ. Wenn Sie 900 Euro, 1000 Euro, 900 Euro in Österreich haben, dann wären Sie mit dem unter der Einkommensarmutsgrenze, mit diesem Einkommen und könnten wahrscheinlich in Burundi, das ist das ärmste Land der Welt, in Burundi ein ganz gutes Leben führen. Vielleicht gehören sie dort sogar zur Mittelschicht mit diesen 900 Euro. Der Punkt aber ist, dass sie mit diesen 900 Euro hier in Linz, in Wien, in Graz, am Land im Müllviertel leben müssen und hier die Miete zahlen müssen, wenn sie eine haben, die Energiekosten zahlen müssen, hier einkaufen gehen müssen und hier die Schulsachen für die Kinder zu bestreiten haben. Deswegen macht es Sinn, und das ist auch die große Tradition der Armutsdefinition, auch Aristoteles hat auf das schon hingewiesen, dass Armut sich immer ins Verhältnis setzt, in den Kontext der jeweiligen Lebenssituation und Lebensrealität, in dem Menschen leben. Es macht also keinen Sinn, der Frau mit 900 Euro zu sagen, in Burundi wäre das eigentlich super. Das meint dieser erste Zugang. Der zweite Zugang hat etwas mit Freiwilligkeit und Freiheit zu tun. Ich sage, Armut ist das Leben, mit dem niemand tauschen möchte. Warum niemand tauschen möchte? Es geht hier nicht um den Teil der Armut, dem eine Entscheidung vorausgeht. Mönche, Asketen, Aussteiger. Das ist eine Form der Armut, die einen Status braucht, der diesen Verzicht zu einer Entscheidung macht. Wir meinen hier unfreiwillige Armut, Armut, der nicht eine Entscheidung vorausgegangen ist. Ein wesentlicher Unterschied. Amartya Sen, kennen Sie, Ökonom, auch Sozialphilosoph, hat formuliert, dass den Unterschied zwischen Hungern und Fasten die Freiheit macht. Und das ist hier gemeint. Der Unterschied zwischen Hungern und Fasten die Freiheit macht. Und das ist hier gemeint. Der Unterschied zwischen Hungern und Fasten macht die Freiheit. Undine Zimmer hat ein Buch geschrieben, heißt nicht von schlechten Eltern. Sie erzählt da die Geschichte. Sie ist aufgewachsen in einer deutschen Hartz-IV-Familie. Die Mama hat keine Angst gehabt, das Papa war nicht vorhanden. Und sie beschreibt in diesem Buch, wie nennt sie das, es ist ein Unterschied, ob man etwas kauft, wenn man es nicht kann, oder etwas kauft, wenn man es gerade nicht will. Das beschreibt sie, die Schwierigkeit, mit ihrer Mama durch den Supermarkt zu gehen und Dinge haben zu wollen, die sie eigentlich, die wichtig wären, nämlich so ein Trinkpackerl. Alle ihre Mitschülerinnen, ich glaube, es war nicht keine Ladella, aber irgendein Trinkpackerl mit diesem Strohhalm, Sie kennen das, gar nicht so teuer eigentlich, aber Ihre Mama hat es Ihnen nie gekauft, weil sie gesagt hat, es ist eh ungesund, aber noch viel mehr, wir haben kein Geld dafür, es gibt in jeder Klasse Wasser, trinkst du Wasser und das können wir uns einsparen. Das ist natürlich auch von Ihrer Mama eine vernünftige Sache, aber für sie selbst war es nicht so leicht, weil ihre ganzen Kollegen immer die Trinkbaggerl ausgepackt haben und sie war die Einzige, die es nicht gehabt hat. Und sie sagt, das ist jetzt aus dem Kopf, sagt ungefähr, freiwilliger Verzicht kann heldenhaft sein, unfreiwilliger ist beschämend, so ungefähr beschreibt sie das. Heldenhaft sein und freiwilliger ist beschämend. So ungefähr beschreibt sie das. Und ein drittes Beispiel habe ich noch. Vor Weihnachten im Dezember rufen bei uns immer Leute an, auch bei mir Journalistinnen und Journalisten, die sagen, sie würden vielleicht gerne für eine Weihnachtsgeschichte einmal drei oder vier Wochen in Armut leben. Ich soll ihnen sagen, wie viel ist das mit Armut? Und dann probieren sie das aus und dann schreiben sie darüber. Und ich sage denen immer, das können sie schon machen, aber ihnen muss klar sein, am 24., nachdem sie die Geschichte geschrieben haben, gehen sie wieder zurück in ihr normales Leben. Sie gehen in ihre warme Wohnung zurück, sie können wieder das einkaufen, was vorher. Und allein dieses Wissen entscheidet alles. Dieses Wissen in diesen drei Wochen, wo sie das ausprobieren, wieder zurückzukommen, macht den zentralen Unterschied zwischen Armut und Nicht-Armut, eben zwischen Hunger und Fasten. Und sie können das machen, aber bitte diesen Aspekt zu berücksichtigen. Der macht die Angst, der macht den Stress, der macht die Hoffnungslosigkeit und der macht das, was alles mit Armut noch verbunden ist, arm dran und arm drauf, wie die Kinder formuliert haben. Das Dritte, die Unfreiheit, da haben wir schon ein bisschen Captified, aber auch den Mangel an Möglichkeiten. Armut ist eben nicht nur ein Mangel an Gütern, also ein Mangel an Brot, sondern auch ein Mangel an Möglichkeiten, also ein Mangel an den Rosen, ein Leben zu führen, das einem auch eine gewisse Form in vielen Lebensbereichen sozusagen ein gewisses Maß an sozialem und emotionalem Reichtum oder zumindest Möglichkeiten zuerkennt und zumisst. Ich tue jetzt da meine Unterlagen noch schauen. Ich tue jetzt da meine Unterlagen noch schauen. Zettelwerk. Ja, das kann ich schon auswendig sagen. Und Mangel an Möglichkeiten schließt wieder an diese Fragen der Deprivation an, also an den Räuber. Und das sind jetzt die Indikatoren aus der Statistik Austria, die gemessen werden, wenn sie in Österreich den Faktor soziale und materielle Deprivation hören, also dieses Beraubtsein. Dann geht es um Zahlungsrückstände bei Mieten und Betriebskosten oder Krediten. Keine unerwarteten Ausgabentätigkeiten. Meistens, wenn etwas kaputt wird, kann ich das dann irgendwie bezahlen oder kann ich das nachliefern. Die Wohnung nicht angemessen warm halten, abgenutzte Kleidung oder Schuhe ersetzen, Freunde zum Essen einladen, das ist ein Doppelindikator. Da geht es einerseits darum, dass man schon fragt, okay, hast du da Geld, überhaupt eine Einladung zu schmeißen oder dich zu bewirten. Aber es wird auch die Scham hier abgefragt. Auch die Frage, bin ich willensbereit, in einer schwierigen Situation in meinem Privates, das zu zeigen, das zu offenbaren und einen weiteren Indikator als Urlaub zu machen und sich zu erholen. Denken Sie, was brauchen Leute an Urlaub? Da geht es weniger um den Urlaub als um die Erholung. Das ist eine ganz wichtige Sache. Sie haben Gesundheit angesprochen. Aus der Public-Health-Forschung, wissen wir. Der große Unterschied zum Beispiel auch des Distresses, des schlechten Stresses, der Leute betrifft, die immer Angst haben und Geldsorgen haben, ist gerade die Unkrankheit, Bluthochdruck, Infarktrisiko, ist bei den Armen dreimal so hoch wie bei den wirklichen Managern, also bei denen, die sozusagen auf der oberen Status stehen. Nicht, weil die weniger Stress haben. Die haben schon ordentlichen Stress, wenn man sowas leitet. Der Punkt ist die Erholung und die Selbstbestimmung, den Erholungsraum halbwegs selbstbestimmt wählen zu können. Das ist die genaue Definition. Da geht es um Selbstwirksamkeit und dergleichen. Jetzt komme ich zu der Studie. Wir haben gerade abgegeben, Ende November war es, Anfang Dezember, eine Studie, die die Armutskonferenz gemeinsam mit der Wirtschaftsuni gemacht hat, im Auftrag des Sozialministeriums und gefragt wurde hier zur Teuerung. Wie wirkt sich die Teuerung sowohl auf Armutsbetroffene als auch auf das untere Einkommenstrittel aus? Und da waren ganz stark die Deprivationsfragen sichtbar. Und das, was ich Ihnen vorher als den Zusammenhang mit mangelnden Möglichkeiten geschildert habe und besonders stark war sichtbar, soll ich es formulieren, habe ich das da? War die Frage, was brauche ich, welche Bedürfnisse brauche ich, die uns die Leute geschildert haben. Eine Frau hat uns geschildert, so eine Kleinigkeit vielleicht für jemand, für die es selbstverständlich ist, in Innsbruck eine Frau, sie ist den ganzen Tag abgegangen an alle öffentlichen Einrichtungen, wo es so Kaffeeautomaten gibt, um den Kaffeeautomaten zu finden, wo der billigste Kaffee ist, weil das sozusagen für sie super ist, sich das sozusagen einzusparen. Und da hat sie das genannt, das war für sie Luxus, also wir haben das dann Armutsluxus genannt, so einen Kaffee um ein Euro irgendwas zu bekommen. Das war dann in der Uniklinik in Innsbruck war das der billigste Automat. Aber sie hat beschrieben diese Suche als sehr unangenehm. Also dieses nicht in einen Kaffee auszugehen oder meinetwegen mit jemand anderem, sondern auf dieser fast ein bisschen verstörenden, heimlichen Suche nach den billigsten Kaffeeautomaten durch Innsbruck zu gehen. Eine Mindestpensionistin war das. Und sie kennen sicher die Maslow'sche Bedürfnispyramide. Die ist ja sehr bekannt und ich sage immer, sie pickt wie Klebstoff in unser aller Kopf, weil sie ja, ich bin Psychologe von meiner Ausbildung, ja schon seit Jahrzehnten widerlegt oder zumindest stark in der Kritik ist. Ich würde auch sagen, sie ist widerlegt empirisch in vielen Bereichen. Sie wissen, es ist mit dieser Pyramide. Ganz unten sind die materiellen Dinge des Brotwänders und die Rosen wären dann ganz oben. Ganz oben ist die Kultur sozusagen bei Maslow. Und der ist schon ein großartiger Psychologe, der Maslow, aber da irrt er einfach. Die Bedürfnisse sind viel flacher, mehr wie ein Netzwerk organisiert. Wenn das so einfach wäre, dass am Schluss erst die Kunst und Kultur kommt, würde Hunger auf Kunst und Kultur, den wir erfunden haben vor 15 Jahren, den Pass nicht funktionieren. Oder Straßenzeitungsverkäufer könnten im Augusting keine Gedichte schreiben, wenn die Pyramide stimmen würde. Oder sie hat uns auch verhindert, diese Bedürfnispyramide, dass sozusagen die Rosen und die Dinge wie Kunst und Kultur oder einen Kaffee, einen Kaffee zu trinken, erst ganz oben kommen. Auch an guten und interessanten Modellen in der Sozialarbeit. Denken Sie an Housing First, zum Beispiel, ob Sie das kennen. Housing First ist ein Instrument der Wohnungslosenhilfe, in dem Wohnungslose die Wohnung schon zu Beginn viel früher bekommen als früher, also eine Wohnung und einen Schlüssel bekommen. Und man hat es ja nicht bei allen, aber bei dem großen Teil der Wohnungslosen auch große Erfolge. Früher war ganz stark eine Stufenleiter. Die, was natürlich ganz dahinter steht, würde ich sagen, implizit dieses Bedürfnismodell, man muss sich zuerst hochdienen quasi, zuerst in die Notschlafstelle, dann in das nächste Haus und das nächste. Und dann, wenn man sich bewiesen hat, dass man wohnen kann, kommt als Krönung die Wohnung. Man hat aber gesehen, es ist viel gescheiter, man gibt den Leuten gleich eine Wohnung und begleitet sie natürlich nicht allein lassen und begleitet sie dabei. Die Idee kam aus Finnland stark, auch aus Neuseeland, die dort schon in den 90er, 2000er Jahren damit große Erfolge gehabt haben und argumentiert haben, schwimmen kann man nur im Wasser gut lernen und wohnen auch nur in einer Wohnung. Und auch, glaube ich, da steht dahinter, warum die Bedürfnispyramiden einstürzen müssen, auch im Verständnis, was armutsbetroffene Maßnahmen brauchen. Ich glaube auch, es gibt noch ein weiteres Problem, weil die Bedürfnispyramide uns sagt, es geht bei Armutsbekämpfung ums Überleben. Aber ich würde sagen, es geht immer um mehr als ums Überleben. Es gibt Leben, ist auch mehr als Überleben. Es geht nicht nur darum, dass Leute das Nötigste haben, also Essen, Trinken, Dach über den Kopf, warm, satt, sauber. Das ist auch im Kern ein sehr paternalistischer und vielleicht sogar autoritärer Ansatz. Und es geht auch sozusagen nicht darum, die wirkliche, richtige, echte, reine Armut zu finden. Die muss nämlich dann ein ganzes Arsenal an Kontrollinstrumenten vorausschicken, um diese wirkliche, reine, besondere, wirkliche Armut, die sozusagen die maßlochische Bedürfnispyramide ganz unten entspricht, zu erfüllen. Deswegen ganz wichtig, Bedürfnisse sind viel breiter, sind wie ein Netzwerk, dazu gibt es auch viel, ich bin ja auch Soziologin, ein Theorien der Soziologie, aber auch in der Ökonomie, im Amateursen habe ich schon genannt, Martha Nussbaum mit ihrem Capability Approach, die auch ganz stark darauf plädieren, die Fähigkeiten, die Dimensionen des guten Lebens sind wie ein Organismus, wie ein Herz, Niere, die Lunge. Und wir würden auch nicht sagen, dass die Lunge wichtiger ist als das Herz. Also da gibt es, die kommen, die haben miteinander zu tun und brauchen einander. Schauen wir auf die Uhr. Vielleicht noch, damit ich das abschließe, zur Armutsmessung. Das ist ja auch immer eine große Debatte. Ich habe Ihnen schon zwei Indikatoren genannt. Einer war der Einkommensindikator, der andere war der Deprivationsindikator. Bei dem einen sind 14 Prozent der Bevölkerung betroffen, das ist ein bisschen mehr als eine Million Menschen. Bei den zwei Prozent, glaube ich, sind wir bei 200.000 oder so an Betroffenen in Österreich. Was fehlt in diesen Armutsmessungen sind die Ausgaben. Die sind ein bisschen bei der Deprivation dabei, weil man ja fragt, was sie sich leisten können. Aber die Ausgaben sind wichtig zu wissen, weil ich kann mit dem gleichen Einkommen eine Eigentumswohnung haben oder Miete zahlen. Das macht einen Unterschied. Ich kann am Land oder in der Stadt wohnen. Kosten sind, unterscheiden sich sozusagen das, was mir an Geld überbleibt, total. Und in der Armutsmessung, deswegen ein großes Problem, haben wir die Ausgaben nicht drinnen. Die Schuldenberatungen haben mittlerweile sowas wie Referenzbudgets gerechnet, in denen sie bestimmte Haushaltstypen, bestimmte Ausgaben zuordnen, wo man sich orientieren kann. Das ist sehr hilfreich, aber wir haben es noch nicht geschafft zu verknüpfen mit der Einkommensmessung. Und ein drittes Problem haben wir noch, dass es eine Messung der Privathaushalte ist. Also alle Menschen, die in Einrichtungen sind, in Notschlafstellen, in der Psychiatrie, im Frauenhaus, also in vielen Einrichtungen, sind da nicht mitgezählt und da sind doch auch potenziell viele Armutsbetroffene, die dort sind. Jetzt zur Studie, die ich Ihnen schon angekündigt habe, nämlich die hier. Was ist da rausgekommen? Ich versuche es kurz zusammenzufassen. dass es einen Denkfehler gibt, ein wenig. Wir haben das ja auch dann im Sozialministerium vorgestellt und auch im Finanzministerium diese Studie, der ungefähr so geht, dass wenn wir die Teuerung ausgleichen, dann ist alles okay. Dieser Satz, wenn wir die Teuerung ausgleichen für die Bevölkerung, ist alles okay, stimmt für die, für die vor der Teuerung alles okay war. Weil dann ist es so, dass ja wirklich meine Zusatzkosten und das, was mir jetzt große Probleme macht, ausgeglichen wird. Und das ist im Teil auch gelungen, im Gegensatz zur veröffentlichten Meinung. Die Zahlen, die wir auch im Budgetdienst gesehen haben und von der Wirtschaftsuni zeigen, dass besonders das untere Einkommensdrittel, jetzt rein auf der Einkommensseite, die Teuerungen auch in der Mittelschicht, dass das ausgeglichen wurde. Das Problem ist aber, wer vorher schon Probleme hatte, wo es vorher Fehlentwicklungen gegeben hat, wo vorher schon Schwierigkeiten waren, dort sind natürlich die Probleme geblieben. Deswegen haben wir formuliert, man muss drei Dinge gleichzeitig machen, um besonders im unteren Einkommensdrittel Entlastung zu schaffen. Man muss die Teuerung ausgleichen, man muss aber auch die Armut bekämpfen, also die Probleme und Fehlentwicklungen, die vorher waren, angehen, damit eine subjektive Verbesserung auch bei den Betroffenen eintritt. Und das Dritte ist, man muss Preise dämpfen, wo es geht. Da gibt es eine große Debatte. Sie wissen, dass wir meinen, die Regierung hat etwas zu spät die preistempfenden Maßnahmen gemacht. Sowohl die Mietpreisbremse kam relativ spät, sehr spät. Es ist auch der private Sektor nicht dabei. Und die Stromkostenbremse kam auch relativ spät. Die war in vielen anderen europäischen Ländern früher. Ich bin nicht so überzeugt von einer Senkung bei den Lebensmitteln der Mehrwertsteuer, weil das sehr schräge Verteilungswirkungen hat, aber zumindest bei Miete und bei der Energie hätte man früher was machen können. Was sind nun diese Fehlentwicklungen, die dazu führen, das ist dieses Bild hier, wenn Geld hereinkommt, wird eines der Löcher gestopft. Es gab keine Stunde Null vor der Teuerung, in der die Haushaltsbudgets der Arbeitsbetroffen ausgeglichen gewesen wären. Das zeigt dieses Lochstopfen, was uns alle erzählen. Sie haben mit dem Geld immer die Löcher gestopft. Es waren vorher Löcher da und dann ist etwas Neues gekommen. Und das ist das Dilemma gewesen. Was sind diese Problementfehlentwicklungen? Ich zähle Ihnen ein paar auf. Das eine ist die Frage der leistbaren Mieten. Das ist ein Riesenproblem. Das ist im Westen, in den Städten im Westen noch stärker als im Osten. Mittlerweile aber auch in den Kleinstädten. Nicht nur ein Großstadtproblem allein. Sozialhilfe, Sie wissen, die Mindestsicherung ist abgeschafft worden. In fast allen Ländern gibt es die schlechte Sozialhilfe. Oberösterreich gehört zu den Ländern mit Niederösterreich, die die schlimmste Sozialhilfe haben, was die Kürzungen und die Restriktionen betrifft. In Wien und in Tirol gibt es noch die alte Mindestsicherung. Da sehen wir auch, dass die Lage besser ist, dass auch die alte Mindestsicherung auf diese Krisen, sowohl bei Corona schon, aber auch jetzt bei der Teuerung, besser reagieren kann, weil die jetzige neue schlechte Sozialhilfe ja Höchstgrenzen hat und einfach nichts mehr tun kann, auch wenn man etwas braucht, während die Mindestsicherungen ja sozusagen einen Mindeststandard garantiert und im Bedarfsfall erlaubt, etwas drüber zu geben, wenn die Mietkosten größer sind. Da wird die Wohnbeihilfe jetzt in Oberösterreich angerechnet auf die Sozialhilfe in Linz. In Linz ist es einer der schlimmsten Vollzüge, wie ich höre, von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, von den Ämtern her, auch in der Behandlung von Sozialhilfebeziehern. Da liegt sehr vieles im Argen. Ich würde sagen, die Sozialhilfe ist so etwas jetzt wie eine brüchige Brücke, die über dem reißenden Fluss sozusagen nicht sicher Menschen hinüberführt. erzählt, der Stromkostenpreis, die wurde jetzt verlängert bis Ende des Jahres. Wir haben überlegt, Modelle einer Energiegrundsicherung, also zu überlegen, das ist eine Debatte, die schon einige Jahre alt ist, kann man sowas wie ein Mindestmaß an Energie allen zuerkennen und dann beginnt sozusagen der Preiszieher zu laufen. Man könnte auch, das wäre die universelle Regelung, Energiegrundsicherung, oder man macht Sozialtarife. Das könnte man auch machen innerhalb der Energie. Da gibt es Debatten, das ist nicht so einfach, da muss man auch die Zahlen dazu haben, aber es ist jedenfalls eine Debatte, die zurzeit in der Armutsforschung in ganz Europa sehr stark ist. Ein letztes Problem, können wir dann noch diskutieren, noch den Gesundheitsbereich, was wir gesehen haben nach Corona, aber auch jetzt noch haben wir diese große Therapielücke im therapeutischen Bereich, das gilt besonders im psychosozialen Bereich, lange Wartelisten, Kosten, die Leute sich nicht leisten können und es gibt einen Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit, Armutsbetroffenheit und der Betroffenheit bestimmter psychischer Erkrankungen, besonders die Depression, die ist am stärksten mit Armut verbunden. Und da fehlen uns die notwendigen Therapieplätze. Aber das gilt auch für die Leute, die genug mehr Geld haben. Auch da ist es knapp mit Therapieplätzen, wie wir wissen, aus den Nottelefonen für Kinder, Jugendliche, die bei uns anrufen. Das ist eine Studie aus England. Umgekehrt, was passiert, wenn Stress erzeugt wird in einkommensarmen Haushalten? Kürzung der Wohnbeihilfe, war ja unter, schon ein bisschen älter, 2016 die Studie. Die Depression ist hier dieses psychische Problem, einen Anstieg um 10 Prozent erreicht. Das ist Aaron Reeves, weil Sie den kennen, ein ganz großartiger Public-Health-Forscher. Das sind Daten aus Wien, Zusammenhang zwischen Depression und Haushaltseinkommen nach fünf Quintilen. Also Sie haben das Ärmste und das Reichste und Sie sehen im Ärmsten, Fünftel der Bevölkerung ist von Wien, ist die Depression mit fast 20 Prozent am höchsten, im Reichsten mit drei Prozent. Da gibt es einen sozialen Gradienten, es geht also unter die Haut, es ist nicht wurscht, wie man lebt, wie die Brot und Rosen verteilt sind, auch in Bezug auf Krankheiten, gerade wie die Depression. Das ist die Frage der Wohnkosten. Also die Wohnkosten als schwere finanzielle Belastung. Sie sehen hier den Verlauf. Ich habe die 23er-Daten. Die gibt es schon, die hätte ich Ihnen noch raussuchen können. Es steigt noch immer, aber nicht mehr so stark, soweit ich mich dunkel erinnere. Und Sie sehen bestimmte Personengruppen, Gesamtbevölkerung 23,6. und wenn es dann bestimmte vulnerable Gruppen sind, ist die Kostenbelastung umso höher, ganz oben Arbeitslosenhaushalte, Alleinerziehendenhaushalte, Mehrkindhaushalte. Das sind Daten EU-SILIC, Statistik Austria, wenn Sie die Quellen wissen wollen. wenn Sie die Quellen wissen wollen. Haben Sie oft negative Gefühle wie Traurigkeit, Verzweiflung, Angst oder Depression? Das ist wieder das Zeichen, wie Brot und Rosen zusammenhängen, dass das eben zusammenhängt und wieder Bedürfnispyramide, das hängt alles sehr zusammen, das ist nicht gestapelt nach oben, sondern Sie sehen, wer hat viele negative Gefühle wie Angst, Traurigkeit, Depression, wieder haushaltet die Gesamtbevölkerung 12,4 und bei allen, die ökonomische Probleme oder sozioökonomische Probleme haben, steigen diese Daten. Einsamkeit ebenfalls. Auch Einsamkeit hat einen sozialen Gradienten oder ich würde sagen, da habe ich das Schieferl gebastelt. Es gibt ja dieses Sprichwort, wir sitzen alle im selben Boot, aber ich würde sagen, wir sitzen alle im selben Sturm, aber in unterschiedlichen Booten. Da gibt es große Boote, kleine Boote, Nussschalen und starke Yachten, da gibt es welche, die eben den Wellen des Meeres, des Sturms besser trotzen können als andere Schiffe. Und das zeigt sich hier, dieses Bild. Wir sitzen alle im selben Sturm, aber mit unterschiedlichen Booten. Auch hier sehen Sie, dass die Einsamkeitserfahrungen ganz unterschiedlich sind. Das ist auch ähnlich wie mit der Armut, Freiheit zwischen Hunger und Fasten. Da geht es auch um die Freiheit zwischen Einsamkeit und Alleinsein. Alleinsein kann ja eine Entscheidung sein, dass man Ruhe hat oder jeder von uns ist froh, dass man Ruhe hat, dann ist wieder eine Entscheidung davor. Aber die unfreiwillige Form des Alleinseins, die ist unangenehm und das meint Einsamkeit. Ich würde das, nenne das den Alltag der Weltbeziehungen, weil all diese Gefühle und Emotionen eine Beziehung zur Welt zeigen. Das sind wieder die Rosen, jetzt sind wir quasi bei den Rosen, also wie Brot und Rosen zusammenhängen. Einsamkeit würde ich übersetzen als sich von der Welt getrennt fühlen. Vertrauen als sich der Welt zugewandt sehen. Welt getrennt fühlen, Vertrauen als sich der Welt zugewandt sehen, Selbstwirksamkeit meint sozusagen Einfluss zu haben auf die Welt. Weltsinn habe ich mir von Aaron Antonowski ausgeborgt, das ist ein Soziologe, aber auch ein gesunder Soziologe, der mit der Salutogenese berühmt ist. Aber ich finde das spannende Konzept ist sein Kohärenzsinn-Konzept, das er eben Weltsinn nennt. Und da meint er genau dieses Gefühl, Einfluss auf die Welt zu haben. Das Gegenteil ist Ohnmacht, dann ist es vielleicht klarer. Und das Vierte ist Anerkennung und Achtung. Ich würde es übersetzen, in der Welt gesehen werden. Und jetzt ist es sozusagen die Sauerei, dass nicht nur das Brot unterschiedlich verteilt ist, sondern auch die Rosen und in dem Fall auch die Kräfte, die Belastungen, die unterschiedlich verteilt sind, in unseren Schiffen zu bewältigen. Und das ist das Doppelproblem. Es sind nicht nur eben die Schiffe unterschiedlich, sondern dann auch die Kräfte der Schiffe, den Wellen entgegenzutreten. Und das zeigt uns sozusagen diese Auflistung des Alltags der Weltbeziehungen. Jetzt muss ich zum Schluss kommen. 40 Minuten habe ich Ihnen versprochen. Ein paar Minuten mache ich noch, aber dann, das war's dann. Die Frage der Beschämung, die ich als letztes genannt habe, bei diesem Alltag der Welt beziehungsweise die andere Seite, das negativ von Achtung und Anerkennung ist, ist ein ganz wesentlicher Punkt. Prinzipiell, aber besonders in Frage, wenn es um Armut geht, das wissen wir, sie ist sehr stark verbunden. Und bei Beschämung geht es um nichts anderes, ich muss meinen Zettel rausholen, ich habe etwas aufgeschrieben, geht es um nichts anderes, dass ich den anderen zum Objekt meines Blickes mache. Und das macht sozusagen dieses ungute Gefühl, dass ich nicht mehr Herr oder Frau der Perspektive auf die Welt bin. Soziologe Sikard Neckel, Sie merken, ich habe mich vorbereitet, wenn ich vor den Soziologinnen spreche. Soziologe Sikard Neckel nennt die Beschämung eine soziale Waffe und sagt, es ist eine soziale Waffe der Mächtigeren, der Status Höheren gegenüber den Status Niedrigeren. Und darum ist die Wirkung so fatal, weil auch ein Machtverhältnis in der Beschämung sich sichtbar macht, nämlich, dass ich nicht mehr, das war die Selbstwirksamkeit vorher der Welt, ich nicht mehr Herr oder Frau über den Blick auf die Welt bin. Das ist ein alter Gedanke Adam Smith, 770 glaube ich war sein Wealth of Nation, den er in London veröffentlicht hat, hat formuliert, 1770 oder so, hat formuliert, Armut ist to appear in public without shame. Also ist dasselbe Gedanke. Armut als Poverty ist, also nicht in Poverty, to appear in public without shame, nicht in Armut zu leben. Selbe Gedanke. Und auch das Wort, wenn man sich als Person begegnen will, oder man sagt, personbezogen oder personzentriert einander begegnen will, das Wort Person heißt griechisch nicht anderes als Angesicht. Das ist die Personamaske, die auch im griechischen Theater kommt. Also es geht sehr stark um unser Gesicht, um den Blick und um die Frage, sind wir in einem gewissen Sinn, haben wir eine gewisse Freiheit über den Blick auf die Welt oder ist der Blick von anderen aufgeherrscht? Und das empfinden Arme als ganz stark und sehen sich auch als sehr stark als welche, die diesen Blick nicht mehr kontrollieren können. Daniela Bodes, ich glaube in Oberösterreich, hat so ein kleines Büchlein über Armut veröffentlicht. Sie selbst ist jetzt wieder draußen, aber hat eine Zeit in Armut gelebt und sie beschreibt da eine Szene, da war sie im Freibad mit ihren Kindern und kommt zurück nach Hause und hat immer schon gejammert vor ihrem Vermieter und auch, dass er wenig Geld hat und so. Und der Mietvermieter, der Mann, stellt sie halt im Garten und sagt zu ihr, warum sie jetzt nicht ins Bad geht, wenn sie eh kein Geld hat. 1,90 € Familienkarte-Preis, also 1,90 € hat das gekostet oder so in der Art. Und sie sagt, das war für sie einer der demütigendsten Augenblicke, auch weil er das vor versammelter Nachbarschaft gesagt hat. Und ihre Schlussfolgerung war auch, sie ist so arm, wir dürfen keine Freude haben, man muss nicht einmal ins Bad laufen, man geht immer wieder bei der Bedürfnispyramide. Also was nicht, was Armen erlaubt ist und was nicht. Aber was sie dann gemacht hat, und das passt vielleicht zum Armut, zu unserem, zu einem der Überschriften Armut. Sie hat sich dann hingesetzt und hat diesen Wut, diesen Zorn, diese Ohnmacht, diese Beschämungen in einen Tweet gepackt, Twitter, auf Tweet, und hat darunter geschrieben, Schrägstrich, Hashtag, ich bin armutsbetroffen, und ist dann schlafen gegangen und hat dann am nächsten Tag, als sie aufgewacht wird, hat sie in ihr Handy geschaut, Twitter, und plötzlich hat es Zehntausende an Antworten gegeben. Viele haben geschrieben, mir geht es auch so, ich kenne das, habe ich auch schon so erlebt. Sie hat gesagt, das war für sie so ein Punkt, zu wissen, ich bin nicht allein. Und dieser Hashtag, ich bin armutsbetroffen, ist noch immer eigentlich auf Twitter ein ganz starker Hashtag, wo sich auch Leute, die weniger Geld haben, austauschen, gegenseitig stärken, auch Tipps geben, versuchen sich auch zu organisieren, auch politisch was zu machen. Also ein schönes Beispiel wie Beschämung auch in dem Fall, die Daniela ist eine sehr starke Frau, dass auch gewandelt wurde und sie es mit anderen verbünden konnte. Zum Schluss, jetzt komme ich echt zum Schluss, weil eins habe ich noch, das Trinkpackerl habe ich noch. Zum Schluss noch die Undine Zimmer. Das war die Frau, die mit dem Trinkpackerl, habe ich Ihnen erzählt, die jetzt 20 ist oder so, oder 21, aber sie ist schon älter. Das Buch hat sie vor ein paar Jahren geschrieben, wo sie erzählt, sie ist Journalistin geworden, sie war mit Sprache immer gut und hat über Unterstützung einer der Stadtbibliothekarien übrigens, wo sie immer am Nachmittag war und die gesagt hat, du bist ein gescheites Mädel, du tue was und in dem Fall macht das Abitur, was sie geschafft hat und er sie den ersten Artikel abgegeben hat für die Zeitung und das erste Mal ein Honorar auf ihrem Konto war, war der erste Weg, den sie gemacht hat, ins Lebensmittelgeschäft gegenüber, um sich Trinkbackel zu kaufen. Und sie sagt, für sie war eben das Trinkbackel nicht der monetäre Wert, das sind ein paar Euro, sondern er hat sozusagen den Rosenwert gehabt. Für sie war das der Schlüssel zum Dabeisein, die Tür, die aufgeht, nicht draußen zu stehen, das Symbol, das Zeichen für Teilhabe und Dabeisein. Vielen Dank.