Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur ersten Veranstaltung des heurigen Jahres in der Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 unserem Gemeinschaftsprojekt mit der Alten Schmiede in Wien und dem Literaturhaus Graz begrüßen. Ich begrüße wie immer sehr herzlich den Gesamtmoderator der Reihe, Herrn Prof. Dr. Klaus Kasperger. Herzlich willkommen. Im Mittelpunkt der heutigen Veranstaltung steht der 2004 im Otto-Müller-Verlag erschienene Erzählband Hohe Wasser, nicht Roman, von Eugenie Kein. Eugenie Kein verstarb leider viel zu früh mit 49 Jahren am 8. Jänner 2010. Und an ihrer Stadt wird heute ihre Schriftsteller Kollegin Margit Schreiner aus dem Erzählband lesen. Ich begrüße Margit Schreiner ebenfalls sehr herzlich. Besonders begrüßen möchte ich auch die Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin und Autorin Dr. Nicole Streitler-Kasperger. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität Graz und war von 2005 bis 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Wiener Ausgabe der Werke und Briefe Oedon von Horvath. Sie hat sich intensiv mit Leben und Werk Eugenie Keynes auseinandergesetzt. Sie hat 2020, 21 unsere Literaturausstellung Beim Schreiben werde ich mir fremd, Eugenie Keynes 1960 bis 2010 konzipiert. Sie ist auch die Herausgeberin der zur Eröffnung erschienenen Porträtrampe Eugenie Keynes. Ich begrüße Sie herzlich. Herzlich willkommen. Ich begrüße Sie herzlich willkommen. Wir freuen uns sehr, dass heute Mutter und Tochter Eugenie Keins, Margit und Katharina Kein bei uns sind. Herzlich willkommen. Wir vom Stifterhaus fühlen uns Eugenie Kein ja in besonderer Weise verbunden. Sie war über viele Jahre als freie Mitarbeiterin des Stifterhauses unsere Arbeitskollegin und Freundin. Sie hat von 1998 bis 2007 unsere Sendung bei Radio Frode Anstifter gestaltet und moderiert und von 2002 bis Ende 2009 unsere biobibliografische Datenbank Literaturnetz Oberösterreich betreut. Als Autorin und Vortragende war sie bis zu ihrem Tod über 20 Mal bei uns zu Gast. Auch vom Literaturhaus Graz und von der Alten Schmiede in Wien war sie wiederholt zu Lesungen eingeladen. Eugenie Keynes Lebenslauf hier, das ist immer der Platz in der Grundbücherei, wo praktisch die Biografie erzählt wird, aber ihr Lebenslauf in ihrer Geburtsstadt Linz vorzutragen, ist wie Eulen nach Athen tragen, war Eugenie Keynes doch eine sehr wichtige Persönlichkeit in der oberösterreichischen Literaturszene. Nach ihrer Rückkehr 1995 aus Wien, wohin sie 1978 wegen ihres Germanistik- und Theaterwissenschaftsstudiums gezogen war, jetzt habe ich es. Ich hoffe, Sie haben das andere auch ein wenig gehört. Ich habe mich bemüht, laut zu sprechen. Und wo sie zunächst als Studentin, dann als Journalistin insgesamt 17 Jahre lebte, also nach ihrer Rückkehr 1995 war sie bis 1997 Redakteurin des Zeitungsprojekts des unabhängigen Kulturzentrums Kapo-Hillinger, von 2000 bis zu ihrem Tod Sprecherin der GAF Oberösterreich. Ab 2001 war sie für vier Jahre Ersatzmitglied, ab 2005 vier Jahre Mitglied des Landeskulturbeirats Oberösterreich und 2006 und 2007 war sie zudem eines der Hauptmitglieder des Stadtkulturbeirats der Stadt Linz. Sie gab Schreib-Workshops, schrieb Beiträge für die KUF-Zeitung und andere Medien und neben all dem veröffentlichte sie nicht nur zahlreiche Beiträge in unterschiedlichen Literaturzeitschriften, sondern auch drei Erzählbände, eine Erzählung und einen Roman. Und immer war es ihr dabei wichtig, Schreiben und das Eintreten für soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden. Sie war nicht nur viele Jahre Beraterin im Sozialbereich, so mehr als sechs Jahre als Angestellte des Instituts für Ausbildung und Beschäftigungsberatung. Sie gilt auch als Geburtshelferin der Kupfermuten der Linzer Obdachlosenzeitung, deren erste Ausgabe Eugenie Klein gestaltete. wahrscheinlich kein gestaltete. Ihr Wissen um schwierige, ja oft triste Lebensverhältnisse in einer urbanen Wohlstandsgesellschaft, um Arbeitslosigkeit, physische und psychische Beeinträchtigung, zerrüttete Familienbeziehungen, um Vernachlässigung und Einsamkeit, auch in ihren Werkenlieder. Dabei ist ihr Erzählstil unglaublich sinnlich und komplex, klar und zugleich poetisch und bilderreich. Mit ihrem Erzählband »Hohe Wasser« 2004 und ihrer Erzählung »Flüsterlieder« 2006 gelang ihr der Durchbruch im gesamten österreichischen Literaturbetrieb. Die Donau, das Meer, das Wasser insgesamt spielen in Eugenie Keynes Werk eine ganz wichtige Rolle. Nicole Streitler-Kasperger schreibt in ihrem auf der Einladung abgedruckten Text, Zitat, Wasser ist ein zentrales Element in der Poetik Eugenie Keynes, besonders augenscheinlich wird dies im Erzählband Hohe Wasser. Wir dürfen uns also auf einen sehr anregenden Abend freuen. Klaus Kasperger wird mit Margit Schreiner und Nicole Streitler-Kasperger auch ein Gespräch führen. Ich bedanke mich bei den Mitwirkenden und bei Ihnen allen für Ihr Kommen und übergebe das Wort an Margit Schreiner. 저? Nach der Kramerei. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, dass ich gefragt wurde, Texte von der Eugenie vorzulesen und Kommentare dazu einzustreuen. Eugenie und ich haben sehr, sehr viele Gemeinsamkeiten. Wir sind beide in Linz geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen. Wir sind zum Studium weggegangen, beide übrigens Germanistik, ich nach Salzburg, Eugenie nach mit 30 Jahren und ich 2000 mit 47 Jahren. Wir haben dann auch beide Töchter, die im gleichen Jahr geboren sind, 1991. Das ist eine unglaubliche Parallelität und zum Teil deckt sich auch unser Freundeskreis. Wir kennen auch oder haben gekannt unseren Lebenspartner und trotzdem waren wir nicht befreundet. Das ist zum Beispiel seltsam, Es hat sich einfach nicht ergeben. Liegt sicher auch daran, dass ich sieben Jahre älter bin, wie ich zurückgekommen bin, eben schon 47 war. Aber ich glaube auch, weil unser Zugang zur Literatur ein vollkommen anderer war. ein vollkommen anderer war. Während ich immer schon autobiografisch geschrieben habe, nicht nur, aber vor allem, hat Eugenie den autobiografischen Zugang abgelehnt, für sich, also für ihre Literatur. Sie wollte damit nichts zu tun haben. Das mag schon sein, dass das eine Hürde für eine nähere Freundschaft ist. Ah ja, ich habe vergessen zu sagen, wir waren auch beide während des Studiums im Kommunistischen Studentenverband, zumindest nehme ich das an von Eugenie. Also ich war jedenfalls im Kommunistischen Studentenverband damals. Und ja, also das bei so vielen Gemeinsamkeiten ist es natürlich auch sehr schön und vielleicht auch gerade, wenn man nicht befreundet war, über die Literatur des anderen etwas vorlesen zu dürfen und zu sprechen. Die längste Zeit haben wir eigentlich miteinander auf einer Lesereise in Südpolen verbracht, zu der uns Renate Plöchl, die sitzt hier, eingeladen und auch begleitet hat. Angeblich haben wir eine Mordsgaudi gehabt. eingeladen und auch begleitet hat. Angeblich haben wir eine Mordsgaudi gehabt. Ich erinnere mich nicht mehr so ins Detail. Es muss 2006 oder 2007 gewesen sein, stimmt. Und ich erinnere mich aber an eines ganz genau. Eugenie hat an jedem Lesungsort einen anderen Text, einen anderen Abschnitt aus den Flüsterliedern waren das damals vorgelesen und ich habe immer dieselbe Stelle gelesen. Ich glaube aus dem Buch der Enttäuschungen, ich weiß es nicht mehr. Und vor der letzten Lesung, glaube ich, sie war in Krakau, hat die Eusche nie gesagt, kannst du bitte einmal was anderes lesen? Ich kann es nicht mehr hören. Und deshalb habe ich mir auch entschieden, bei dieser Lesetour, also Linz und Wien und Graz, jeweils andere Texte von Eugénie zu lesen und auch andere Schwerpunkte in den Kommentaren zu nehmen, damit sich die Eugéie nicht langweilt. Was ich noch von unserer Reise erinnere, sie war ziemlich anstrengend. Ich weiß nicht, ob das an uns gelegen ist, Renate, weil du hast was angedeutet, ich will das jetzt nicht ausführen, irgendwas mit Wodka, ich kann mich an nichts erinnern. Jedenfalls war die Reise an sich sehr anstrengend, weil es waren immer Lesungen und wir wurden auch Menschen vorgestellt von Unis und von Bibliotheken und wir wurden rumgeführt, also es war eine sehr nette Betreuung, aber auch sehr intensiv. Und ich war immer völlig erledigt auf den Zugfahrten, Eugenie nicht, sie hat die ganzen Zugfahrten polnisch gelernt. Und ich wusste damals aber noch nicht, was das für sie und für ihre Literatur bedeutet hat. Ich habe mich nur gewundert, weil ich mir gedacht habe, die reden eh alle auf Deutsch zurück, wenn sie jemanden auf Polnisch anspricht. Aber das war sie inzwischen, was die Sprache, die Fremde für sie bedeutet hat. Die Hauptpersonen, die Protagonisten bei Eugenie in den Hohen Wassern reisen ja sehr viel und in ihren Erzählungen wird immer darauf Wert gelegt, dass die Menschen auch die Sprache des Landes, in dem sie sich befinden, zumindest ein bisschen sprechen, sich zumindest bemühen es zu sprechen. Selbst bretonisch oder gelisch wird herangenommen. Und der Zweck ist natürlich, sie will nicht als Tourist außerhalb stehen, der sich die Sehenswürdigkeiten eines Landes anschaut, sondern sie will das Land von innen heraus verstehen. Und das hat sie bei den hohen Wassern, also von innen heraus, auch sehr stark über das Meer und über die Donau und über die Gewässer gemacht und auch über die Sprache. In diesem Sinne habe ich einen Ausschnitt aus Hohewasser ausgesucht und zwar aus Feuerbrand, eine großartige Erzählung, und zwar aus Feuerbrand, eine großartige Erzählung, die uns genau das zeigt, wie wichtig die Sprache ist. Und auch einen ganz anderen Strang, nämlich eine Mutter, die jetzt alleinstehend ist. Der Mann hat sich getrennt von ihr in dieser Geschichte und sie fährt allein mit den Kindern und will sich über das Fremde, also über das Meer und die Veränderung, die das Meer in sich birgt, sich den Kindern auch als Veränderte zeigen. Tukomple, es war, wie man ihr versicherte, für die Bretanen ein bemerkenswerter Sommer. 40 Grad, sogar unten am Strand im Schatten der Stadtmauer. Die Kinder waren müde und hungrig und hatten keinen Blick für das Meer. Sie hatte nicht an den Marienfeiertag gedacht und daran, dass ihr Ziel ein beliebter Urlaubsort war. Es schien, als wären alle französischen Familien zur selben Zeit en vacances gefahren und genau an diesen einen Ort, wo es deshalb für eine Mutter mit zwei Kindern keinen Platz mehr gab. Sie war mit den Kindern an den Strand gegangen, hatte die Koffer abgesetzt und sich in den Sand fallen lassen. Das Meer war gerade dabei, sich zurückzuziehen und gab Muschelbänke und Seegraswiesen preis. Vom roten Sprungturm und den Betonmauern des Schwimmbeckens hatte es sich bereits abgewandt und in einer halben Stunde würde es auch die vorgelagerten Inseln als Hügelkette zurückgelassen haben. Tief und blau lag der Himmel über dem Meeresrand. Nach 18 Stunden Bahnfahrt hatte sie keinen größeren Wunsch, als die brennenden Schuhe auszuziehen und den feuchten Findling entlang auf den Horizont zuzulaufen. Woran erkennt ihr eine Meerjungfrau? fragte sie die Kinder. An den Brüsten, sagte der Knabe. Am Schuppenschwanz, sagte das Mädchen. Am nassen Kleidersaum, sagte sie. Manchmal tropft auch Wasser aus dem Ärmel. Es gibt mehr Meerjungfrauen und Wassermänner, als wir denken. Wir könnten jetzt zum Wasser laufen und das Meer begrüßen. Wir holen uns nasse Füße und gehören dazu. Ich bin müde und habe Durst, maulte der Bub. Ich will ein Eis, forderte das Mädchen. Ich will ein Eis, forderte das Mädchen. Am Strand zurückbleiben wollten beide nicht. Bei jedem Schritt wiechen die Schatten des Wassers aus dem Sand. Hier blieb nichts, wie es gerade war. Am Abend würde das Meer wieder gegen die Mauern der steinernen Stadt brannten. Die vorgelagerten Inseln würden unerreichbar sein. Muschelbänke und Seegraswiesen verschwunden in der anderen Welt, zu der auch der Sprungturm keinen Weg durch die Gischt wies. Madame, der Mann hinter der Rezeption des Hotels, das zum goldenen Ginster hieß, taxierte die Kinder, das Gepäck und die nasse Spur, die sie quer über die blau-weißen Fliesen zu ihm gezogen hatten. Oui, Madame, ein Zimmer war frei. Sie hatten Glück. Zu ihrem Glück gehörte ein türkises Mosaikbad mit goldenen Armaturen, ein dicker grüner Teppichboden, armaturen, ein dicker grüner Teppichboden, gediegene Möbel aus dunklem glänzenden Holz. Die Kinder stritten sich, wer bei ihr im Ehebett liegen durfte. Sie versuchten es mit Steinschere, Papier, Auszählreimen und Münzenwerfen. Nichts aber brachte das für sie erwünschte Ergebnis. Beide wollten sie bei ihr und neben ihr liegen. Da gab es nur eine Lösung. Sie musste vom Rand in die Mitte und sich schmal machen. Die körperliche Nähe zu den Kindern, die sie bereits verloren geglaubt, nach der sie sich gesehnt hatte, war ihr in diesem Bett nicht angenehm. in diesem Bett nicht angenehm. Die Matratze war zu weich, wie Fässer rollten die Kinder auf sie. Das Mädchen mit entspannt ausgebreiteten Armen, der Bub eingeigelt, auch im Schlaf die Fäuste geballt, bereit zur Attacke und auf den Hinterhalt vorbereitet. Laut Schnaufen suchten sie Halt an ihr, während das Bett mit ihnen durch eine unruhige Nacht schlingerte. Draußen vor dem Fenster die Rufe der Nachtschwärmer und das gelbe Licht einer Straßenlaterne, die eine hohe Granitfassade gegenüber ausleuchtete und scharfe Schatten ins Zimmer warf. Schatten ins Zimmer warf. Um sie herum die Nachtfahrt des Hotels. Gedämpfte Stimmen am Gang, eine rauschende Spülung, gurkelnde Abflüsse, knarrendes Holz. An der Tür hing die Preisliste. Sie besagte, dass ihre Tage in diesem Zimmer gezählt sein sollten. In diesem Hotel nächtigten Menschen einer anderen Kategorie. Sie waren noch nicht einmal richtig angekommen und schon wieder hieß es Groschen zählen, kalkulieren, sparen, streichen, einschränken. Sie verstand sich nicht mehr aufs Haushalten. Keine halben Sachen. Den Kindern wollte sie das Meer zeigen. Und Armor, das Land am Meer, an ihrem Meer. Das Meer, das glucksend in die Nacht glitt und brüllend aus ihr herausbrach. Das Meer, das die Schenkel leckte und gegen die Brust sprang. Das Meer mit seiner ständig wechselnden Landschaft. Wellentäler, Wasserberge und Schaumkämme. Das Meer, das ruhig wie ein Spiegel lag. Das Meer, über das der Wind scharfe blies. Das Meer, das sie trug. Das Meer, das das Land formte und den Himmel färbte. Türkis, tintig, bleifarben, meergrün, glock, das Meer. Mit jeder Bewegung erzählte es von der Sehnsucht, von der Unendlichkeit, von anderen Welten. Das Meer, das sich breitmachte, seinen Platz beanspruchte, einfach da war. Das Meer, das Ruhe gab und Kraft. Was war den Kindern zuzumuten? Sie wussten nicht, was auf sie zukam. Sie hatte ihnen nicht alles gesagt. Natürlich machen wir auch zu dritt Ferien. Natürlich fahren wir auch zu dritt ans Meer, an den Ozean. Ich zeige euch eine andere Welt. Algenwälder, Meerwölfe, Seespinnen, Springflut, Sturmwind. Es wird schön. Ihr werdet sehen. Die Kinder hatten ohne zu murren ein jedes einen Koffer hinter sich hergezogen, während sie die Reisetaschen schleppte. Mit diesem Gepäck würde es schwierig sein, voranzukommen. Von einer Pension zur nächsten. Tout complet. Die ganze Küste ist voll. Es sind Ferien, Madame. Sie haben nicht gebucht. Das ist ein Problem. Es tut uns leid. Alles war ein Problem und nichts tat Ihnen leid. Mit aller Kraft ruderte sie sich durch diese Sprache, die es ihr nicht verzeihen wollte, dass sie sich seit Jahren nicht mehr in ihr verständigt hatte. Habe ich mich richtig ausgedrückt? Sie verstehen mich? Wir fahren nicht zurück. Wir bleiben hier. Ja, also da in dem Ausschnitt bereits eigentlich ohne Erklärung, aber man versteht es meiner Meinung nach auch so, toutnungen für Farben, die wir in unserer Sprache nicht haben. Auch im japanischen gibt es solche Sprachen. Baguette, Crêpe und Galette. Galette mögen die Kinder dann gar nicht, ist aus Buchweizenmehl gemacht und sauer. Die Sehenswürdigkeiten dieses Landes interessieren sie nur insofern, als sie neue Welten eröffnen. Die ganz persönliche Wahrnehmung zählt und die Assoziation, die sie auslöst. Woran erkennt man eine Meerjungfrau, fragt sie ihre Kinder. An den Brüsten, haben wir gehört, sagt der Bub, an dem Schuppenschwand sagt das Mädchen. Das sind alles Bilder. Sie haben das so gehört oder sie haben das so gesehen auf einem Bild. Also somit eigentlich ein Klischee, das sofort zerstört wird, indem die Mutter sagt, man erkennt sie, dass sie einen nassen Kleidersaum haben. Und genau damit macht sie eigentlich sich selbst und die Kinder zu diesen Meerfrauen, die im Kontakt mit dem Meer nass geworden sind, anders kann man das Meer nicht erforschen und dann in diesem feinen Hotel mit dem Mosaikbad schlieren auf den weiß-blauen Boden ziehen. Die Kinder wehren sich gegen die Verwandlung aus verständlichen Gründen, wie wir sehen. Wie wir sehen. Die Sache war klar. Er zog aus. Sie und die Kinder blieben im Haus. Sie hatten keine andere Wahl. Er zahlte Unterhalt. Solange sie keine Arbeit gefunden hatte oder keinen neuen Mann. Man nannte es Wiedereinstieg. Wohin hatte sie sich gehen lassen die letzten zehn Jahre? Sie bot sich an, halbherzig. Das, was sie zu bieten hatte, war nicht gefragt. Was gefragt war, konnte sie nicht bieten. Mit zwei schulpflichtigen Kindern war ihr Wert nicht gestiegen. Nicht am Arbeitsmarkt und auch nicht bei den Männern. Damit hatte sie gerechnet. Nicht aber damit, dass man sie sofort als Außenstehende erkennen würde und ihren Versuch, wieder Fuß zu fassen in der Welt, als Anmaßung empfand. Die Jahre im Haus hatten das Denken verändert. Kleinigkeiten waren wichtig geworden. Die Beschaffenheit der Jausenbrote, die Tischdekoration bei Familienfeiern. An den Details hatte sie sich abgenutzt. Langsam war sie geworden, mit ihrem Streben nach Perfektion und umständlich. Die Zukunft war zum überschaubaren Zeitraum geschrumpft. Die nächsten sieben Stunden, die nächsten sechs Tage. Wann sind die Kinder außer Haus, wann kommt er von der Arbeit heim? Die Werbepost, die der Brief, der ihr zu den Häusern schleppte, waren Nachrichten von draußen. Wort für Wort studierte sie die Aussagen, Bild für Bild verschlang sie die Botschaften. Sie, die in anderen Zeiten die Kulturseiten fremdsprachiger Zeitungen gelesen hatte, überflog jetzt Sonderangebote und Aktionen, analysierte, was, wo, wie viel kostete, während sie bei der Zeitung nur mehr den Regionalteil aufschlug und gleich wieder weglegte. Eine Schnäppchenjägerin war sie geworden. Das Jahr über Weihnachtsgeschenke im Kopf, das Ausrichten von Geburtstagsfesten, das Einkochen und Ansetzen. Sie hatte sich alles selber beigebracht, Lehrgeld bezahlt und sie war doch keine Meisterin geworden. Im Keller stapelten sich Marmeladegläser, Saftflaschen und Gurkentöpfe, die niemand wollte, an die niemand dachte. Sie verzettelte sich beim Kochen und verrannte sich beim Erzählen. Wo war ich stehen geblieben? Um den Anschluss an die Welt draußen nicht ganz zu verlieren, rasierte sie sich die Beine und sparte für den Friseur und eine neue Haarfarbe. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie ans Haus gebunden war. Man setzt keine Kinder in die Welt, um sie dann anderen zu überlassen. überlassen geblieben und sie hatte es nicht gemerkt, weil sie zu tun hatte mit den Schlieren an den Fenstern, wie der borstigen Kinderhahn, mit dem Haushaltsbuch und dem selbstreinigenden Backrohr. Schwer und heiß lagen die Köpfe der Kinder auf ihr. Ihre Kinder, die jetzt erschöpft von der Reise, in unruhigen Träumen trieben. Sie hatte gehofft, endlich wieder Weite zu finden und durchzuatmen, aber vorerst blieb es eng. Auf dem Rücken lag sie mit absterbenden Gliedern nach Luft ringend und nach Schlaf, ein gestrandetes Muttertier. Mit den Koffern würde es schwierig sein, am Strand zu übernachten. Schwerer Fehler in der Planung, gleich zu Beginn. Schlimmer noch, sie war ohne Plan weggefahren. Zu viel Gepäck, zu wenig Geld. Bei den Mahlzeiten ließ sich sparen. Sie würden sich von Baguettes ernähren, von Crepe und Galette und am Abend zum Meer gehen. Sie wollte es den Kindern erklären. Immerhin, sie waren angekommen. Der Zugang zum Meer war gefunden. Der Ausgangspunkt war gut. Eine befestigte Stadt, erbaut von Korsaren, die sich immer geholt hatten, was ihnen gefiel. Das Mosaikbad war ein Luxus. Warum sollte der Neuanfang in einer Absteige beginnen? Die Motorsäge schnitt ins Holz. Sie schnitt in das harte Holz der Mostbirnbäume, die den Weg zum Haus wiesen. Saftige Birnen, eine alte Sorte, im Herbst mit wildem Geschmack und Ich glaube, kaum jemandem gelingt es, so präzise die Situation einer Mutter in unserer Gesellschaft zu beschreiben, die plötzlich einen sogenannten Wiedereinstieg schaffen soll, mit wenig Geld, mit abgebrochener oder gar keiner Ausbildung. abgebrochener oder gar keiner Ausbildung. Die Diagnose ist sehr präzise, nämlich der Mensch lernt durch Widerspruch und nicht durch immerwährende Wiederholung. Und der Haushalt ist halt, wenn man nur in ihm gefangen ist, eine ununterbrochene Wiederholung. Der Teil, den ich ganz zum Schluss vorgelesen habe, ist einer der Cuts, die der Erzählung auch den Namen gegeben haben, Feuerbrand. Es ist nämlich zu Hause eine Pflanzenkrankheit ausgebrochen und die kann nur bekämpft werden, indem entweder stark beschnitten wird, die Obstfruchtbäume, Befeldfruchtbäume, oder gerodet wird. Das heißt also, die Parallelsituation ist zu Hause, nichts ist mehr wie es war, es wird gerodet, es wird alles zerschnitten, am Meer ist auch nicht alles wie es war, Und am Meer ist auch nicht alles, wie es war. Es ist auch immer anders, aber es gibt etwas zu entdecken, während zu Hause nur zerstört wird. In die fremde Sprache hat es... Wie lang lese ich eigentlich schon? Schon eine halbe Stunde? Na ja, dann können wir das vielleicht lassen. Dann möchte ich nur zum Schluss noch etwas sagen. Die Eugenie hat ja gesagt, die Flüsterlieder, an das kann ich mich noch erinnern von unserer Reise damals, sind hauptsächlich durch Töne bestimmt und die wie man sich durch Farben die Veränderungen erklärt, die im Menschen vorgehen. Ein Chamäleon wechselt die Farbe, Farbwechsel bedeutet, es tut sich was. Die Kinder lehnen diesen Farbwechsel ab. Sie liegen zum Schluss, ich habe das jetzt nicht vorgelesen, nicht mehr bei der Mutter ganz eng, sondern die legen sich jetzt schon abseits hin. Sie wollen die Mutter nämlich so haben, wie sie vorher war. Also immer für sie da und die Mutter, die immer das Gleiche tut. Die Mutter, die immer das Gleiche tut. Und das ist interessant, weil Eugenie hat in einem Gespräch mit Silvana Steinbacher in Zaungast, das ist ein Buch, in dem Silvana Steinbacher verschiedene oberösterreichische Autoren und Autorinnen besucht und mit ihnen spricht. Ist sie eigentlich da? Nein. Jedenfalls hat sie gesagt, es ist unvermeidbar, dass bei Kindern Gedankenwelten zusammenbrechen. Und das ist ein sehr kluger Satz, das ist so bei Kindern. Jetzt erschrak sie manchmal über die Ähnlichkeit der Kinder mit ihrem Vater, noch mehr aber über die Ähnlichkeit, die die Kinder mit ihr hatten. Der Bub hatte die Neigung zur Ungeduld und zum unüberlegten Handeln. Das Mädchen scheute Konflikte und gab schnell auf, wenn es sich einer Herausforderung stellen sollte. Wenn das Mädchen mit den Schultern zuckte, spürte sie kalte Wut aufsteigen. Auf das Kind, auf sich selbst und auf ihre Mutter, die immer betonte, dass sie eben das Pech gepachtet hätten im Leben. Aber es kommt bei Eugenie Kain nie darauf an, dass die anderen sich ändern, sondern der Mann, die Kinder, die Mutter, es kommt immer darauf an, dass die anderen sich ändern, sondern der Mann, die Kinder, die Mutter, es kommt immer darauf an, sich selbst zu ändern. Ganz kurzer Absatz noch. Sie schrie sich weg von den Kindern, weg von den nassen Kleidern und brennenden Füßen. Sie schrie sich heraus aus den Ehejahren und fort von der Motorsäge und dem stummen, skalbierten Land. Sie schrie sich hinein in die erstarrten Wellen des blauen Gesteins und hinaus aufs Meer zu den silbernen Thunfischschwärmen. Sie schrie, bis sie ruhig wurde beim Schreien und leicht und das Schreien sie trug. Sie hatte ihre Sprache wieder gefunden. Sie hatte ihre Sprache wieder gefunden. Sie schrie und schrie und hörte auch nicht auf, als das Meer Blütenwolken über den Himmel trieb und aus der Gischt eine Meerfrau neugierig zu ihr herüber sah. Applaus Schönen guten Abend auch von meiner Seite. Es ist jetzt relativ schwer, nach diesem lebendigen Vortrag von der Margit Schreiner den literaturwissenschaftlichen Teil zu machen und damit der Gefahr zu begegnen, etwas trockener zu werden. Nach so viel Wasser schaffen wir das aber vielleicht. Ich beginne mit einem Kapitel, das ich genannt habe, Muttersprache, Vatersprache, eigene Sprache. Eugenie Kain, wir haben es gehört, wurde am 1. April 1960 in Linz als Tochter von Margit und Franz Kain geboren. Der Vater, Schriftsteller, stirbt 1997 im Alter von 75 Jahren an Krebs. Eugenie selbst, 2010 im Alter von nur 49 Jahren, ebenfalls an einer Krebserkrankung. Das Verhältnis zu ihrer Mutter, aber auch zu ihrem Vater, hat Eugenie Kain in dem schönen Text vom Schwimmen in der Donau von 1994 aufgearbeitet. Darin beschreibt sie ihre Kindheit als geprägt vom Schreiben des Vaters, der immer Ruhe brauchte und in seinem Dichterzimmer ungestört sein wollte, erwähnt aber auch die Sonntage mit dem Vater, der sie und ihren Bruder in die Au zur Donau mitnahm, wo sie Weidenpfeifchen schnitzten und platteln lernten. Im Sommer ging es mit beiden Eltern zum Schwimmen an die Donau. Obwohl die Tochter lieber ins örtliche städtische Bad gegangen wäre, doch der Vater wollte kein, wie Kein schreibt, kommunales Pritschelwasser. Der schreibende Vater war trotz aller Stränge Ansporn. Nicht um besser zu schreiben, nicht um anders zu schreiben, sondern um weiter zu schreiben, wie Eugenie einmal geschrieben hat. Hans Höller brachte es einmal auf folgende Formel, Zitat, wir finden bei Eugenie Kain eine unverwechselbare Erzählsprache, die zugleich dem eigenen Herkommen und der väterlichen Erzählerstimme zugetan bleibt. Dass also nicht nur der Vater einflussreich für das Kind war, sondern auch die Mutter, darauf besteht kein Selbstbewusst in ihrem Text. Zitat, die Tochter ist auch vom Vater geprägt. Sprache und Lebensweise werden halt nicht mit der Post ins Haus geschickt, sondern haben Wurzeln. In diesem Zusammenhang übersehen Besserwisser und Schachtelhuberinnen meist die Mutter und ihren Beitrag zum vermittelnden Blick auf die Welt und alles, was in 34 Jahren sonst noch gelebt wird. Zitat Ende. Früh kam Eugenie Kain also mit Literatur in Berührung. Weil sie in der Schule im Schreiben einmal nur einen Dreier hatte, musste sie eine ganze Erzählung abschreiben. Sie kannte alles, was von ihrem Vater in Manuskriptform auf dem Schreibtisch herum lag oder aus den Werkstättengesprächen in der Familie. Wichtig waren jedoch auch die vielen Bücher, die im Wohnzimmer herumstanden. Shakespeare, Peter Weiß, Brecht, Drackel, Villon, Rilke, Thomas Bernhards Frost und Kurt Pintus' Menschheitsdämmerung. Aber auch Abwegigeres, wie die Schrift Krieg dem Kriege des Pazifisten Ernst Friedrich oder Paul Zechs' Gedenkschrift für Stefan Zweig. Früh beginnt Eugenie Kain selbst zu schreiben. Ab dem 16. Lebensjahr schreibt sie Prosa, aber auch Lyrik. Ihre erste Veröffentlichung ist ein schräges Liebesgedicht in der Herbstpresse 1983, wo sie mit Größen wie Marie-Therese Kerschbaumer, Friederike Mayröcker und Andreas Okopenko zusammen in der Anthologie 18 Liebesgrüße für 18 Gelegenheiten vertreten war. Das Gedicht trägt den Titel Ostern in Florenz und geht so. This lady is too young to fuck in a hotel room, sagte die Frau in der Portierloge. Auch gut, dachten sie und schliefen im Park. Das Entree-Billet für die Beteiligung an dieser Publikation dürfte der Max von der Grün-Preis für Literatur der Arbeitswelt der Arbeiterkammer Oberösterreich gewesen sein, den Kain 1982 für ihre Erzählung Endstation Nasszone über Reinigungskräfte in einer Versicherungsanstalt erhalten hat. Die Begründung der Jury lautete damals folgendermaßen, Zitat, Eugenie Kain unternimmt in ihrer Arbeit den geglückten Versuch, Zitat, gegeneinander abzubauen und für ein gegenseitiges Verständnis zu werben. Mitentscheidend für den Spruch der Jury war die sensible und bis ins Detail genaue sprachliche Darstellung. Zweifellos sind damit Aspekte benannt, die auch in weiterer Folge an den Texten Keynes immer wieder hervorgehoben wurden. Die Konzentration auf das Milieu der Arbeiterschaft beziehungsweise der unteren Mittelschicht und die Genauigkeit und Sensibilität in der sprachlichen Gestaltung. In der Folge studierte Keynes Germanistik und Theaterwissenschaften in Wien, wir haben es gehört, jedoch ohne Abschluss, arbeitete für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in Wien, wir haben es gehört, jedoch ohne Abschluss, arbeitete für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften in Wien und in Linz, wie die Volksstimme, den Hillinger, die Versorgerin und die Kupfermucken. 1999 erschien ihr erster Erzählband, Sehnsucht nach Tamanraset, 2001 der Roman Atemnot, 2004 der Erzählband Hohe Wasser, um den es hier vornehmlich gehen wird, 2006 die Erzählung Flüsterlieder und 2009 schließlich der Erzählband Schneckenkönig. Man sieht es an der Liste der Publikationen, Kain brilliert vor allem auf der Kurzstrecke. Doch nun zu Hohe Wasser. Jetzt brauche ich zuerst einen Schluck Wasser. Man soll hier ja nicht austrocknen, wenn es ums Wasser geht. Mythologie des Alltagslebens. Der Erzählband Hohe Wasser ist 2004 im Otto Müller Verlag erschienen. Er umfasst sieben Erzählungen. Der Vermittler, Unterhillingla, Bärenbauch, Aqua Alter, Kavensmann, Feuerbrand und Chill Out. Die sieben Zahl verweist auf die Schöpfungsgeschichte und verleiht den Erzählungen einen mythologischen Charakter. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Figuren der sieben Erzählungen aus sozialen Randschichten stammen. Zugleich wurde dem auch widersprochen, nämlich von Daniela Bartens und Judith Pouget, die darauf bestehen, dass die Figuren in hohem Wasser einfach durchschnittliche Figuren seien. Kein schreibe in hohem Wasser, so Bartens, über die Lebensumstände an der Jahrtausendwende und das Elend der ganz normalen Durchschnittsmenschen mit ihren prekären Arbeitsverhältnissen und zerbrechenden Kleinfamilien. Doch Kains Figuren sind durchaus von mythischer Gestalt, sodass sie mit ihnen eine Mythologie des Alltagslebens entwirft, einen vielstimmigen Heldengesang über die kleinen Leute. Erich Hackl hat darauf hingewiesen, dass üblicherweise den einfachen Leuten in der Literatur keine Fantasie zugebilligt werde, keine Gegenbilder im Kopf, keine Märchen oder Sagen zur Hand, kein Wissen über Flutwellen, kein Glücksempfinden in der Natur. Das ist bei kein anders. Ihre Figuren verfügen über viele Möglichkeiten und Fluchtperspektiven, über die sie auch reflektieren und sie versuchen den Aufbruch aus allzu eng empfundenen Verhältnissen. einer neutralen Erzählerstimme bilden gewissermaßen essayistische Passagen in den Erzählungen und zeigen, dass kein auch recherchiert hat für ihre Texte oder Wissen, dass sie sich auf Reisen angeeignet hat, in die Erzählungen einfließen lässt. Dass die Verhältnisse jedoch oft nicht so sind, dass der Aufbruch zu schaffen ist, macht die Figuren nicht zu Opfern, aber zu Leidtragenden. Eugenie Kains familiäre Verwurzelung in der Arbeiterbewegung prädestinierte sie zu einem politischen und sozialkritischen Schreiben. Letztlich sind es Arbeiterinnen und Angestellte, von denen Kain erzählt, aber auch Kinder, Alte, Kranke und Arbeitslose. Doch sie schreibt so von ihnen, dass sie nicht zu sozialen Rollenträgern werden. Die Autorin führt damit eine Traditionslinie fort, die auf das 19. Jahrhundert zurückgeht. Man denke etwa an Marie von Ebner-Eschenbach, Ferdinand von Saar oder auch an Gerhard Hauptmann. Zugleich steht Eugenie Kein damit, worauf Stefan Maurer hingewiesen hat, in der Nachfolge der Dortmunder Gruppe 61 und der sogenannten Literatur der Arbeitswelt, ohne dass ihre Texte als Industrieliteratur oder Arbeiterdichtung schubladisiert werden könnten. Was Kein in ihren Erzählungen schildert, sind Notlagen der Figuren, in die sie meist ohne eigenes Verschulden geraten sind. Doch sie finden Wege, sich daraus zu befreien und sei es nur durch einen demonstrativen Akt. So etwa die Protagonistin in Unterhilling-Lahr, die ihren Job für Mann und Kind aufgegeben hat und jetzt in der Einsamkeit und Sinnlosigkeit des Haushaltslebens verkümmert. Wenn sie sich am Ende der Erzählung der Strömung des Flusses überlässt, um sicher zu gehen, wie es im Text heißt, ist dieses Ende durchaus zweideutig. Es wird ein Selbstmord angedeutet, aber eventuell auch ein bloßer Aufbruch. Die Erzählung lässt das offen. Oder ein anderes Beispiel, wenn das Mädchen in der Erzählung Aquae Alter der Kunst Neuanfang häufig mit Schmerzen verbunden sind, wird in der Erzählung Feuerbrand deutlich. Die Mutterfigur, die hier mit ihren Kindern in der Bretagne auf Urlaub ist, strauchelt des Öfteren, verletzt sich Zehen und Knöchel und muss erst ihre Sprache wiederfinden, die sie in einer langen, stummen Ehe verloren hat. Wir haben es gehört. Den Schmerz über die Trennung von ihrem Mann überwindet sie, indem sie sich auf eine Affäre mit einem Franzosen einlässt. Erstmals kann sie wieder so etwas wie Begehren empfinden. Sie vermeint sogar, noch nie ein so starkes Begehren empfunden zu haben, wie mit diesem braungebrannten Meeresgott. Ihren Aufbruch flankieren Geschichten, die sie ihren Kindern erzählt, von Wasserfrauen und Nixen, die an Land gegangen sind und dort einem Mann gedient haben, dem sie Kinder geschenkt und dem sie den Haushalt geführt haben. Doch auch die Wasserfrau vollzieht den Aufbruch, der ein Ausbruch ist und lässt dafür sogar ihre Kinder zurück. Die Kinder der Hauptfigur in Feuerbrand fürchten, dass ihnen etwas Ähnliches bevorstehen könnte, wie die folgenden Zeilen zeigen. Zitat, vor den Augen der Kinder schälte sich eine neue Mutter aus dem alten Leben. Sie aber wollten sie, wie sie immer gewesen war. Wenigstens die Mutter sollte ihnen vertraut bleiben. Etwas unbeholfen in ihrer Liebe, leicht in der Ecke zu halten und grenzenlos für sie da. Mit der Figur der Ludmilla, die in der Vermittler und in Chill Out vorkommt, also in zwei Erzählungen, zeigt Kain eine Mutter, die gezwungen ist, ihre Kinder in der Ukraine zurückzulassen, um in Mitteleuropa Geld zu verdienen. Sehr aktuell gerade. Von einem böhmischen Fischsteich, wo sie im Restaurant bedient hat, gelangt sie in eine Fisch- und Gemüsekonservenfabrik an der Donau. Von ihr heißt es, also von der Frau, sie war stolz darauf, sich in der Zeit des allgemeinen Aufbruchs von der Mündung des Dnieper ans Ufer dieses böhmischen Fischsteiches durchgeschlagen zu haben. Ihre Reise und ihr abenteuerliches Leben von einem Land ins andere sind eine Art Odyssee. Ein Text, auf den auch in Kaventsmann angespielt wird, und zwar in der Form des Ulysses von James Joyce. Diese Ludmilla ist also eine Art mythische Gestalt, wie viele Figuren Kains. Chiasmus, Kreuzstellung, das zweite Kapitel, oder das dritte eigentlich. Oder das dritte eigentlich. Martin Wever hat in einer sehr schönen Analyse der Saumpfade von Keynes Figuren, ihrem Gehen und Reisen, darauf hingewiesen, dass der Titel des Bandes Hohe Wasser und der Titel der mittleren Erzählung Aqua Alter in einer Art chiastischem Verhältnis zueinander stehen. Substantiv und Adjektiv sind in den beiden Titeln vertauscht. Wie im Italienischen üblich, folgt in der Titelvariante der Erzählung das Adjektiv nach dem Nomen. Zugleich macht die Erzählung diese Kreuzstellung produktiv, indem das Kind bei der Abstimmung darüber, ob die Kunstblutfamilie eine Reise nach Venedig unternehmen soll, mit einem X abstimmt. Das heißt nichts anderes, als dass es nicht mit den Wolfs nach Venedig fahren will. Zitat, ich will euer Venedig nicht, ich habe selbst eines. Zitat Ende. Mit diesen trotzigen Worten stellt sie sich den prototypischen Touristen, die die Wolfs darstellen, entgegen. Dem Trotten auf den ausgetretenen Pfaden der Massentouristen in Venedig, das die Wolfs betreiben, stellt das Kind das Venedig mit der Vollblutfamilie und der Halbblutfamilie gegenüber. Obwohl auch in dieser nicht alles Gold war, was glänzte und es auf der Reise zu diversen Streits gekommen war, zieht das Kind dieses Venedig der verborgenen Orte, abseits der großen Trampelpfade, dem touristischen Venedig der Wolfs, vor. Das X des Kindes ist eine Art Durchstreichung, Durchkreuzung der gesamten Erzählung, in der vieles in die falsche Richtung geht. Doch was bedeutet die Kreuzstellung von Aquae Alter für den gesamten Band? Die Erzählung Aquae Alter ist gewissermaßen der Scheitelpunkt des Erzählbandes. In ihr laufen alle Fäden, auch die poetologischen, zusammen. Die Mutter beschäftige sich mit zerstückelten Wirklichkeiten, wie es im Text heißt. Und die Erzählung referiert damit auch auf ihre eigene Textualität. Die zerstückelten Wirklichkeiten der Mutter, die sich auch in einem zerbrochenen Spiegel materialisieren, sind einerseits Ausdruck der kaum verschleierten Alkoholsucht der Mutter, andererseits auch Chiffre für das Schreiben der Autorin Eugenie Kain, auch Chiffre für das Schreiben der Autorin Eugenie Kain, deren Texte allesamt einer Poetik des Zerstückelten, des Fragmentarischen folgen. So sind es in Aqua Alta die zwei oder sogar drei Venedigs, die geschildert werden und die sich in der Reflexion der kindlichen Hauptfigur ineinander spiegeln. Auch andere Texte folgen dem Assoziativen und Brüchigen einer gebrochenen Multiperspektivität, in dem Vergangenheit und Gegenwart ineinander verblendet werden, in dem das Geschehen aus mehreren Blickwinkeln geschildert wird und in dem keine Geschichte wirklich zu Ende erzählt wird, sondern eben Ausschnitte, Bruchstücke, Bricolages, wie Claude Lévi-Strauss das einmal genannt hat, der Wirklichkeit gezeigt werden. Dazu passt auch, dass Kain ursprünglich in dem Erzählband Hohe Wasser einen kleinfamiliären Reigen schreiben wollte, in der eine Geschichte nacheinander aus der Perspektive eines Mannes, eines Kindes und einer Frau erzählt werden sollte, wie sie im Gespräch mit Johannes Gelich ausführt. Zitat, die Familie wuchs, das multiperspektivische und der Perspektivwechsel sind geblieben. Zitat Ende. So, ich glaube ein bisschen geht noch. Der nächste Abschnitt trägt den Titel Wassermetaphorik und damit kommen wir eigentlich auf einen zentralen Punkt natürlich dieses Bandes, weshalb ich den auf jeden Fall noch vortragen möchte. Alle Erzählungen des Bandes spielen am Wasser, sei es an einem Teich, einem Fluss oder am Meer, deshalb auch der Titel des Bandes. Es sind allesamt Flüssigtexte, wie man mit Klaus Kastberger sagen könnte. Ihre metaphorische Klammer ist das Wasser. Seit Ovids Metamorphosen ist das Wasser eine Metapher für das Flüssigwerden des Statischen, für dessen Auflösung und Verwandlung. In den Erzählungen Kains sind die Figuren allesamt Verwandlungen ausgesetzt, die sie in manchen Fällen selbst anstoßen, in anderen Fällen aber auch aufgezwungen bekommen. wie bereits erwähnt, des Bügelns und der Kinderaufzucht überdrüssig und überlässt sich am Ende der Erzählung der Strömung des Flusses, um, Zitat, sicher zu gehen, wie es im Text heißt. Daniela Bartens hat auf die Ähnlichkeit dieser ambivalenten Formulierung keins mit dem ebenfalls ambivalenten Zugrunde gehen in Ingeborg Bachmanns berühmtem Gedicht Böhmen liegt am Meer hingewiesen, in dem das Meer auch eine zentrale Rolle spielt. Weiter sind Bezüge zu Bachmanns Erzählung Undine geht gegeben. In allen drei Texten wird ein weiblicher Befreiungsakt thematisiert. Ein solcher findet sich auch in Feuerbrand, das an der bretonischen Küste, also am Meer spielt und zeigt, wie die Verwandlung eines gestrandeten Muttertiers in eine wiederbegehrenswerte und selbstbestimmte Frau vonstatten geht. Hier findet sich auch der Topos der neuen Worte. In Bachmanns Poetikvorlesungen ist von der neuen Sprache die Rede, der Topos von der Sprache, die die Protagonistin erst wieder lernen muss, um dann in einem befreienden Schrei, wir haben es gehört, den Aufbruch zu schaffen. gehört, den Aufbruch zu schaffen. In der Erzählung Kavensmann, die ebenfalls am Meer spielt, und zwar am Irischen, hilft eine wirkliche neue Sprache, das Irische, dabei einzusehen, dass die Ehe des geschilderten Paares am Ende ist. In den irischen Wörtern des Sprichwörterbuches, das am Ende der Erzählung offen liegt, manifestiert sich das Unausweichliche. Eine Beziehung geht zu Ende, auch hier wieder begleitet von schweren körperlichen Verletzungen. Ein Paar bricht auseinander, obwohl die Frau mit der Wiederholung der Irlandreise ohne Kinder, wie damals, als sie ein junges Paar waren, genau das Gegenteil bewirken wollte, ein Wiederaufkeimen der Liebe der beiden Partner. Der als Monster titulierte Ehemann, der sich lesend bezeichnenderweise über Monsterwellen wie den Karwensmann informiert, ist eine weitere Referenz Kains auf Bachmanns Undine geht, wo es bekanntlich heißt, ihr Menschen, ihr Ungeheuer, ihr Ungeheuer mit Namen Hans und sogar ihr Monstern. zu tun zu haben scheint, ist Bärenbauch. Doch auch hier begleitet das Malen mit Wasserfarben und das umgestürzte Wasserglas, das die Farben auf dem gemalten Bild zerrinnen lässt, eine Metamorphose. In diesem Fall den Übergang vom Leben zum Tod, den die Urgroßmutter der kleinen Protagonistin vollziehen muss. Das Erste dabei von großem Durst geplagt wird, weshalb sie im Spital mehrfach nach Wasser verlangt, ist ein weiterer Bezug dieses Textes zum Element der Auflösung und der Transformation. Dass das Kind am Schluss der Erzählung die Donau malt und darüber eine große schwarze Brücke, ist nicht nur ein Hinweis auf das Element Wasser, das diese Transformation begleitete, sondern auch auf die Trauer über den Tod der Großmutter, zugleich aber auch Ausdruck einer Hoffnung, denn die Brücke verweist auf das Verbindende, das bleibt. Gleichzeitig deutet diese Passage voraus auf das in der Erzählung Chill Out geäußerte Selbstbewusstwerden eines Kindes angesichts der vorbeiziehen, ohne ihm zu winken. Natürlich haben die Passagiere vom Ausflugsdampfer wild und übermütig gestikuliert und auch gerufen. Aber lieber waren mir die Matrosen auf den Lastkähnen mit den fremden Flaggen. Ihr stiller Gruß war nicht flüchtig. Sie hoben die Hand und ich verstand ihre Sprache. Die Matrosen auf dem Schiff nahmen mich ernst und ich wusste, dass ich jemand bin. Am Ufer der Donau, Auge in Auge mit den schwarzen Schiffen, bekam ich eine Ahnung davon, dass jeder Mensch eine Bedeutung hat. Den Wolfs und dem kleinen Mädchen in Aqua Alter steht das Wasser förmlich bis zum Hals. Seht ihr nicht, wie das Wasser steigt, sind die letzten Worte des Mädchens an das verhasste Ehepaar. Die Situation der Kunstblutfamilie wird förmlich untragbar, aber das kleine Mädchen ist die einzige, die dies zu äußern wagt. In Chill Out wird das Eiswasser in der Fischfabrik, in dem die Frauen mit ihren Händen arbeiten müssen, dem Eiswasser der Großtante gegenübergestellt, der Großtante gegenübergestellt, die noch als Wäscherin in eiskalten Flüssen arbeiten musste und davon unfruchtbar wurde. Zuletzt gibt es ein Hochwasser, ein wirkliches Aquaelter, eine Sintflutartige Überschwemmung. Es wäre noch viel über das Verhältnis Eugenie Kains zur Donau zu sagen. Es ist ihr Fluss. Er hat ihr Zeit ihres Lebens das Gefühl gegeben, in einer kosmopolitischen Metropole zu leben. Denn die Donau verbindet bekanntlich viele Länder und Sprachen miteinander. Der Donau möchte ich nahe bleiben. Sie gibt mir die Sicherheit, dass es weitergeht, heißt es in Chill Out. Dass die Donau kein erst ihre Stimme verliehen hat, dass ihre Stimme eine Stimme der Donau ist, darauf hat Edith Kiray hingewiesen. Die Donau erzeugt einen Schreibfluss, in den sich kein immer wieder einlässt. Jetzt komme ich noch zum letzten, sehr kurzen Kapitel, das heißt vom Reisen und Gehen. Die Orte, von denen Kain schreibt, sind im wörtlichen Sinne alle von ihr ergangen worden. So auch die Orte in hohem Wasser. Tschechien, die Donau, die oberösterreichische Provinz Linz, die Bretagne, Irland und Venedig. Kain entwickelt deshalb in ihren Erzählungen eine Rhetorik des Gehens, wie Nora Guntenberger mit Rückgriff auf Michel de Certeau's Kunst des Handelns gezeigt hat. Nichts anderes heißt dies, als dass sich das Schreiben am Gehen orientiert und mit dem Gehen im Raum der Raum der Literatur erschaffen wird. Die Stadt wird dabei als eine Art rhetorischer Text betrachtet. Die Figuren erschreiben sich durch ihre Bewegungen, durch das Reisen und Gehen, durch das Unterwegssein, erst eine Geschichte und einen Handlungsraum, in dem sie beschreiben, wahrnehmen und kartografieren. Zugleich dient das Gehen auch wieder der Mythologie des Alltagslebens, an der Keain schreibt, Zitat, die mühsam ergangenen Pfade an die Ränder tragen zugleich zu einer Mythologie derer bei, die am Rande stehen, nicht um sie zu überhöhen, sondern um sie ins Sagbare zu bringen, sie zu Subjekten zu machen, Zitat Ende. Ende. Symptomatisch für eine solche Gehende und Reisende ist Rosa Estl, die anagrammatische Rastlose in den Erzählungen Sonnenstadt und Just Another City. Aber auch in vielen Erzählungen von Hohes Wasser spielt das Gehen und Reisen eine zentrale Rolle. Erst im Gehen und Reisen erfahren sich die Figuren in der Welt. Erst durch die Konfrontation mit fremden Gegenden und Kulturen wird die Auseinandersetzung mit sich selbst möglich. Die Mystifizierung des Meeres spielt dabei bereits in frühen Texten wie Sehnsucht nach Tamanraset oder Atemnot eine entscheidende Rolle. Ans Meer muss man fahren. Es ist der Sehnsuchtsort aller seit den 50er Jahren, als das Reisen nach Italien, vor allem in Österreich und Deutschland im buchstäblichen Sinn, ins Rollen kam. In Kains Texten ist noch ein Residuum dieser Sehnsucht nach dem Meer da. Die Generation der Boomer ist mit der jährlichen Fahrt ans Meer ja praktisch aufgewachsen. als nur ein Statussymbol der Wirtschaftswundergeneration. Das Meer ist bei ihr ein Heterotopos im Foucault'schen Sinne, eine Anderswelt, in der man sich als andere und anderer erfahren kann. Am Meer gelten andere Gesetze und Regeln. Hier verflüssigt sich der Normalzustand zu einem anderen Zustand, wie man mit Robert Musil sagen könnte. Hier kommen die Dinge und Beziehungen in Bewegung, hier wird die sogenannte Normalität neu verhandelt. Und damit bin ich am Ende. Dankeschön. Ich schlage das da runter. Ja, herzlichen Dank für diese Ausführungen, die nicht nur die Literatur von der Eugenie Kein, sondern auch die Person irgendwie in den Raum gestellt haben. Ich habe gestern an die Eugenie Kein gedacht. Wie alle von Ihnen wahrscheinlich, haben wir gestern Fernsehen geschaut und mit Spannung nach Salzburg geblickt. Und wir sehen, der Kommunismus ist back. Und als jemand, der aus Graz kommt, weiß ich genau, was das bedeutet. Auch für die etablierten Parteien, weil ich kann Ihnen berichten, aus Graz, seit zwei Jahren haben wir dort eine kommunistische Bürgermeisterin. Und die etablierten Parteien, vor allem die bürgerlichen, die wissen immer noch nicht, was passiert ist. Also die wissen nicht, was passiert ist, die wissen nicht, warum diese Art von Politik plötzlich Wähler und Wählerinnen findet. Und ich glaube auch, dass in den Texten von der Eugenie Kain und in den Ausführungen ist ja klar geworden, eine Erklärung eigentlich drinstecken würde. Also ein Satz, jeder Mensch hat eine Bedeutung. Das ist das, was die LGK predigt die ganze Zeit. Und das sind diese kleinen Menschen, die sind nicht so die Kleinen, wo man runterschaut und als Intellektueller, sondern die kleinen Menschen, die haben ein eigenes Leben und die sind ernst genommen. Und ich glaube, dieser Blick steckt irgendwie drin und ich glaube, das, was sich hier politisch in Österreich abspielt, das ist eine große Bestätigung dessen, was auch bei der Eugenie Kein in diesen Büchern angelegt ist, oder? Weil dieser unmittelbare soziale Charakter, eigentlich, die Bücher sind ja eigentlich kämpferisch, obwohl sie gar nicht kämpfen, oder? Seht ihr das auch so? Also ich finde absolut, weil es ist ja direkt verächtlich, wie die Menschen in der Politik von den herkömmlichen Parteien behandelt werden. Sie verachten die Menschen und nehmen sie nicht ernst. Sie haben sich auch entfernt von den Menschen und wissen überhaupt nicht, die Bedürfnisse. Also was hat da der Nehammer mal gesagt mit seinem Burger, den sich jeder leisten würde. Sie sind mir auch schon zu blöd. Und ich glaube aber, dass das, was bei der Eugenie drinsteckt. Also dieser subjektive Blick, auch wenn sie verallgemeinert, weil es hier oft Personen keinen Namen gibt oder keine Biografie gibt, aber diese subjektive Empfindsamkeit und das subjektive Wahrnehmen führt dahin, ist der Kampfnehmen führt dahin, ist der Kampf, führt dahin, dass man sagt, das ist nicht was Verachtenswertes, sondern im Gegenteil. Also die, die das nicht mehr empfinden können, sind eigentlich die Bemitleidenswerten und insofern sind ja die Politiker wirklich sehr arme Säue. Ja, ich finde, es ist so, also die Frage, kleine Leute oder nicht kleine Leute, ist, glaube ich, eine sehr interessante Frage in dem Zusammenhang. Sind das kleine Leute, die sie beschreibt in der Rezeption? Wurde das oft so genannt? Das ist ein Begriff, den auch die Politiker gerne verwenden. Und ich finde es sehr schön, dass Hans Höller an einer Stelle schreibt, sie schreibt von den kleinen Leuten so, dass dieser Begriff eigentlich obsolet wird. Und das ist, glaube ich, das ganz Zentrale, weil sie gibt diesen Figuren allen eine Individualität und so eine unglaubliche Menschlichkeit auch, dass eben dieser, sie sind eben auch keine sozialen Rollenträger oder gar Typen, sondern es sind Individuen und sie schreiben mit so viel Mitgefühl auch für ihre Situation, dass man einfach Anteil nimmt an ihnen. Wobei mich so fasziniert an der Eugenie Kein, dass sozusagen irgendwie dieser Blick auf das Soziale unglaublich stark ist und das Ganze aber trotzdem so eine Offenheit hat. Also wir hatten ja, das ist jetzt glaube ich das 96. oder das 94. Grundbuch und ich glaube das 30. oder sowas, das war ein Buch von dem Ernst Hinterberger, also von den Mundl-Erfinder, das war das Salz der Erde. Und der Hinterberger, der bezieht sich in ganz anderer Weise auf die kleinen Leute, weil für den gibt es außer den kleinen Leuten gar nichts. Das sind wir und bei der Eugenie Kain ist aber, es ist undenkbar, dass beim Ernst Hinterberger Ulysses vorkommt oder so irgendwas. Also das ist völlig undenkbar. Es ist auch völlig undenkbar, dass der Mundl mit Ulysses was anfangen könnte. Aber die große Leistung von der Eugenie Kain ist, dass sie zwar diese klaren sozialen Hintergründe etabliert und trotzdem nicht diese Wir sind die klaren, also die klaren Leute auf der Donauinsel, das ist das fürchterlichste, was es gibt überhaupt. Das sind irgendwie, das sind eigentlich Faschisten. Und das ist irgendwie ganz, ganz prekär auch, wenn man sozusagen die zum Nonplusultra der Gesellschaft erhebt. Und bei ihr ist das aber so offen, dass das ja dann irgendwie auch noch in vielfacher Weise in ganz andere Schichten oder Herangehensweisen eingebettet ist. Und das finde ich großartig an diesem Text. Das kommt mir auch so vor, als wäre ein Teil der Arbeiterliteratur der 60er, 70er Jahre praktisch noch in den Kinderfüßen gewesen. Und das ist die entwickelte Arbeit der Literatur. Weil es gibt auch Parallelen zur Frauenliteratur, wo es ja auch so war. Da hast du ja die fürchterlichsten Geschichten gelesen in den 60er, 70er, 80er Jahren. Was war sie? Der Verlust des Märchenprinzen. Also ganz schreckliche. Und es gab es auch in der autobiografischen Literatur. Also es muss sowas auch erst einmal reifen. Weil natürlich eine moderne Literatur über Arbeiter und Angestellte zu schreiben, war nicht üblich. Es war einfach der Bürger, der im Mittelpunkt war. Und das muss erst wachsen. Und es ist. Spielt eine Rolle, dass sie die zweite Generation war, nach dem Franz Kain? Generation war, nach dem Franz Kain? Ich denke schon, ja, also ich finde, dass dieses Juryurteil, das ich vorgelesen habe zu diesem Max von der Grün-Preis, das bringt schon wunderbar auf den Punkt, sie vermittelt eben zwischen Arbeiterschaft und Intellektuellen, ja, und deshalb lesen auch diese Angestellten oder Kennenden Julisses, ja, oder lesen über Monsterwellen. Also das ist alles viel flüssiger geworden, viel durchgängiger auch. Nicht zuletzt durch die digitalen Medien heutzutage hat ja jeder auch unglaublichen Zugriff auf ein riesiges Wissen und das ist nicht mehr den Intellektuellen vorbehalten, dieses Wissen. Und ich glaube, das ist da eigentlich vorgebildet, diese Revolution, die das Internet mit uns allen betrieben hat. Außerdem ist der Mittelstand gnadenlos am Fallen. Hat jetzt eigentlich der Mittelstand die Nöte, die man vorher gesagt hat, kann man überhaupt noch die Heizung leisten, es wird alles dauernd teurer gesagt, ich finde es ist so, gerade in diesen Erzählungen, Hohe Wasser, sind das auch Figuren aus ganz unterschiedlichen Milieus, die da geschildert werden. Also es gibt immer wieder sozusagen auch die Frauenfiguren, das haben wir gesehen in Feuerbrand ist das so, aber eben auch in Aquaelter, die getrennten Frauen mit den Kindern. Das ist etwas, was sie offensichtlich auch sehr beschäftigt hat, dass da einfach, und das wissen wir natürlich, Gender Pay Gap oder auch eben diese diversen Diskriminierungen von Frauen oder Benachteiligungen in der Gesellschaft, das ist etwas, was bis heute wirklich ein brennendes Thema ist. Und das arbeitet sie auf und legt das in die Figuren hinein. Und dann in Carvens Mann zum Beispiel ist der Mann ein junger, aufstrebender Manager. Ravensmann zum Beispiel ist der Mann, ist ein junger, aufstrebender Manager. Also da kommen auch ganz andere Figuren hinein. Dann in der letzten Geschichte, in dem Chill-Out, ist es wirklich eine Arbeiterin in einer Fisch- und Gemüsekonservenfirma, die mit einem Schneckenkönig, wie er genannt wird, lebt. Das ist auch eine sehr interessante Figur. Und die leben da in prekären Verhältnissen. Sie ist erkrankt, mein Mondbein stirbt, lautet der erste Satz. Und da heißt es irgendwie, durch diese Arbeit im Eiswasser, dass dieses Bein, eben dieser Knochen, der die Hand mit dem Arm verbindet, dieser Knochen, der die Hand mit dem Arm verbindet, irgendwie zerstört wurde oder eben verletzt wurde und ihre rechte Hand versteift sich dadurch. Und da gibt es wirklich diese Sozialkritik eben an Arbeitsverhältnissen, wo man, wenn man so eine Erkrankung erleidet, dann wirklich auch auf die Straße gestellt wird und nicht den Krankenstand gehen kann. Und der Schneckenkönig auf der anderen Seite ist wieder einer. Ich vermute, dass das eine, das gibt auch in dem Erzählband Schneckenkönig dann dann diese Figur des Schneckenkönigs natürlich. Und das wird dort noch weiter ausgeführt. Das ist auch ganz eine interessante Figur, von der es heißt, sie kommt aus der falschen Ecke der Stadt, was immer das genau bedeutet, aber ich glaube, wir wissen, was damit gemeint sein könnte. Eben nicht aus den bürgerlichen Kreisen, sondern aus Randschichten. aus den bürgerlichen Kreisen, sondern aus Randschichten. Und dieser Schneckenkönig lässt sich nichts verordnen. Er macht auch keine Arbeit, die er nicht wirklich machen will. Und er ist auf der Suche nach dem Schneckenkönig. Das ist eine Mutation, eine seltene bei Weinbergschnecken, wo sich die Spirale des Schneckenhauses eben in die andere Richtung dreht als üblicherweise. Und mit diesen zwei Figuren, also die Frau, die in der Fischkonservenfabrik arbeitet oder gearbeitet hat und der Schneckenkönig, bilden ein Paar, ein sehr prekäres Paar. Es wird auch in der Geschichte, werden einige Männerbekanntschaften dieser Frau schon geschildert. Alle waren eher, also der eine war ein Indienreisender, da kann man sich schon ungefähr vorstellen, was damit gemeint ist, glaube ich. Und dann ist noch einer, ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, was der ist, und der Schneckenkönig, der eben auch irgendwie außerhalb der Gesellschaft in gewisser Weise steht und sich nicht den Normen beugen will. Und dann sitzen die beiden vor dem Fernseher und dann werden da Politiker gezeigt im Fernsehen und sie haben eine unglaubliche Abneigung gegen dieses Geschwafel der Politiker im Fernsehen. Und manchmal tun sie so, wie wenn sie eine Pistole nehmen würden und auf die schießen. Also da sieht man, wie fein da auch diese politischen Stöße gesetzt werden gegen das Establishment und wie alternative Lebenskonzepte eigentlich auch entwickelt werden in diesen Erzählungen. Das ist ja ein unglaublich starkes Element der Widerständigkeit auch drinnen in all diesen Erzählungen, weil so sozial depriviert kann man gar nicht sein, um nicht noch diese Widerstandskraft zu haben. Und auch dieser Schneckenkönig, das ist ja, also bei Thomas Bernhardt, da war alles, also Thomas Bernhardt hat sich als junger Mann entschieden, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Also alle gehen in die eine Richtung, alle werden Akademiker, ich gehe in die entgegengesetzte Richtung und lerne bei einem Lebensmittelhändler etwas. Und das ist ein ganz bewusster Akt und auch der Schneckenkönig ist sozusagen die entgegengesetzte Richtung, der ganz, ganz selten ist und sinnigerweise gehen die ja ins Naturhistorische Museum und im Naturhistorischen Museum wurde ja alles zusammen geraubt, was es gab und da will er überhaupt nicht, sondern er will selber diesen Schneckenkönig finden, was eigentlich unmöglich ist. Also weil in einem Leben ist es völlig unwahrscheinlich, das ist so selten und das ist sozusagen dieses widerständige Element, was eigentlich da überall drinnen ist. Ja, das ist auf jeden Fall ganz stark da in allen diesen Erzählungen. Es gibt eben, das habe ich versucht zu zeigen, es gibt immer diesen Aufbruch oder den versuchten Ausbruch aus als zu eng empfundenen Verhältnissen. Und da ist sie ganz nah dran immer an den Figuren und zeigt auf, wie sie versuchen, eben durch Widerstand gegen das, was sie täglich erleben müssen, neue Wege zu gehen. Wobei man sagen muss, der Ausbruch ist dann nicht geschildert. Ja. Weil für mich ist es ganz oft neu dran, der kann gar nicht gelingen. Also wie beim Schneckenkönig, da wird das Leben nicht reichen. Also es hat auch ein Element des Sinnlosen. Oder der eine, der Indienreisende, ich glaube, der kommt gar nicht so weit, oder? Habe ich mich jetzt da getäuscht? Ich glaube, der will nur, aber der kommt gar nicht vor die Haustür. Ob sie es schaffen. diesmal ist es eine Frau, die schreien darf. Und das ist für mich schon der Punkt, wo ich sehe, da hat diese Frau den Ausbruch geschafft, den Aufbruch. Ich meine, sie hat eben eine unglaubliche Trennungsgeschichte auch hinter sich, die mit sehr vielen Verletzungen auch verbunden war offensichtlich, aber sie kann sich, sie rafft sich auf, sie ist widerständig, wie Klaus gesagt hat und in diesem Schrei manifestiert sich für mich schon, dass sie es schafft. Ja, okay. Aber es gibt einige andere Erzählungen, wo es eben ein bisschen offen bleibt, wo es ein bisschen in der Schwebe bleibt und man nicht genau weiß. Also die Widerständigkeit ist auf jeden Fall, glaube ich, auch zum Schluss mit dem Mondbein, wo sie mich ist die Chill-Out die pessimistischste Geschichte. Es ist halt wieder mal Hochwasser und wir müssen wieder, und das ist schon ein bisschen, wie ich das Leben interpretiere, es kommt halt immer wieder und immer wieder musst du kämpfen und immer wieder gelingt etwas nicht und immer wieder fängst du wieder von vorne an. So etwas hat es schon. So etwas hat es schon. Ja, also ich denke, dass das Auf und Ab des Lebens, das durch Wellen auch symbolisierbar ist, ist auf jeden Fall drinnen in vielen dieser Texte. Auch die Kinder durchschauen das schon, das ist auch das Schöne. Ich finde, sie hat auch unglaublich toll über Kinder gesprochen, wie Kinder mit diesen Belastungen umgehen, seien sie jetzt eben Trennungen der Eltern oder Armut. Gerade in diesem Aqua-Alter ist das Kind ganz eine tolle Figur, finde ich. Und auch im Bärenbauch diese Liebe für die Großmutter, also Urgroßmutter eigentlich, das ist wunderbar geschildert und auch wie das Kind mit der Trauer umgeht und das Malen mit den Wasserfarben und das Verschwimmen, das die Tränen erzeugen. Durch die Trauer hat man ja dann, wenn man Tränen in den Augen hat, einen verschwommenen Blick auf die Realität. Das wird nochmal gespiegelt durch das Malen. Das Kind malt mit Wasserfarben und nimmt dann ganz viel Wasser und lässt die Farben verschwimmen. Das sind ganz wunderbare Bilder in diesen Erzählungen, wie eben wir durch die Welt manchmal wirklich mit einem sehr getrübten Blick auch schauen müssen. Aber ich glaube, genau das ist der Punkt auch, weil das Werk von der Eugenie Kain wird ja nie propagandistisch oder nie zu positiv. Und irgendwie, was davor im Weg steht, zu propagandistisch oder eindeutig zu werden, ist halt auch die literarische Technik, weil sie eigentlich als Germanist, würde ich sagen, die vereint zwei Welten. Also die vereint einerseits diese sozial-emanzipativen Schreibweisen der 70er Jahre, sowohl was Arbeiterschaft als auch was Feminismus betrifft, das ist drinnen, aber die sind nicht so, wie es damals in den 70er Jahren war. Also da ist ja alles positiv geendet, irgendwie zum Schluss nur mehr Emanzipierte gegeben und alles war okay. Und man hat ja eine Zeit lang, Adolf Musch hat ein Buch geschrieben, Literatur als Therapie. Also allein das Schreiben der Bücher ist schon die Lösung der Probleme. Also das war ja sehr, sehr hoffnungsfroh irgendwie. Das war hoffnungsfroh, man muss das. Selbstverständlich, wenn ich sage, ich schaffe es, meine psychischen Probleme, wo man keinem Psychiater der Welt und keinem Medikament helfen kann, durch das simple Schreiben eines Buches zu lösen. Also was gibt es denn Optimistischeres irgendwie? Nur diese ganzen Konzepte sind ja gescheitert. Also niemand ist ein emanzipativerer Mensch geworden, nur wegen einem Buch. Also das konnte beitragen, musste aber nicht sein. Und viele sind dann ja auch gescheitert. Innerhofer zum Beispiel, den hatten wir auch hier. Also ein Buch zu schreiben und dann Schriftsteller zu sagen, nein, der ist immer Bauernbub geblieben irgendwie. Aber die Eugenie Kein, die vermittelt diese beiden Welten irgendwie, weil sie ja auch, die hat eine germanistische Ausbildung und hat viel gelesen, auch Avantgarde-Literatur. Und sozusagen die Erzähltechnik ist eigentlich zu komplex, um so einfache Antworten zu liefern, wie sie vielleicht von manchen gewünscht würden irgendwie. Und ich glaube, dass ein Weg zum Erfolg, auch gerade hier, aber auch insgesamt, diese Flüssigkeit des Textes ist und das Wasser, weil das Wasser kann man ja viel anders auch lesen. Und ich glaube, das hat sie selber sogar in einem Interview gesagt, das geht um Personen, hat sie sagt, und das Wasser, weil das Wasser kann man ja auch viel anders lesen. Ich glaube, das hat sie selber sogar in einem Interview gesagt. Das geht um Personen, hat sie gesagt, denen alle das Wasser beim Hals steht. Also das hat dann plötzlich eine ganz andere soziale Dimension, dieses Hochwasser. Das ist nicht das schöne Venedig, das da irgendwie wunderbar untergeht irgendwie und wo man dann irgendwie ganze Romane darüber schreiben kann, weil das so schön ist, dass das alles versinkt. Nein, also da sind Leute existenziell bedroht, weil sie zu ertrinken drohen und das ist ja auch so eine Dimension. Und dann wird das gar nicht mehr so poetisch, aber sie würde nicht so weit gehen, das eindeutig nur so zuzulassen. Das ist einfach sozusagen ein Text, den man irgendwie, ja, wenn man auch eigentlich, wenn man sensibel ist und empathisch, dann muss man das auch so sehen irgendwie, aber das ist nicht der letzte Sinn des Textes. Und ich glaube, gerade in diesem, ich meine, diese ganzen Sozialreportagen aus den 70er Jahren, wir Germanisten können damit überhaupt nichts anfangen, weil die erklären es eh selber, also Franz Innerhofer und Michael Scharang und die alle, ja, das wissen wir, wir müssen anders sein und eine bessere Welt, Brigitte Schweiger, was soll der Germanist machen? Das ist alles total eindeutig. Wir Germanisten, wir brauchen Texte, die kompliziert sind und wo wir irgendwie unwidersprüchliche Meinungen haben und die komplex sind. Und die Eugenie Kein ist sozusagen ein Text für Germanisten, gleichzeitig aber auch, also wenn man die Botschaft nicht sieht, dann hat man auch irgendwas nicht verstanden dran, würde ich sagen. Aber ich habe immer so faszinierend gefunden, dass da eigentlich so ein unglaubliches Bewusstsein über Erzählmöglichkeiten, eine unglaubliche soziale Verantwortlichkeit und ein klarer politischer Standpunkt zusammenkommt und das aber irgendwie gezeigt wird, dass das zusammengehört und dass das kein Widerspruch ist, dass ich auch sozusagen als jemand, der die kleinen Leute versteht, den James Joyce verstehen kann und dass man der vielleicht sogar was sagt an ihm zusammen. Weil sozusagen, das ist ja immer so, weil ich glaube ja sogar, dass die Kommunisten, also die Frau K. von dem was lernen konnte. Also weil der Kulturbegriff der Kommunisten ist eine Katastrophe. Also irgendwie der jetzigen... Würde ja das, wenn du schon in Graz bist, würde ja jetzt einmal schenken. Ja, weil das zeigt, dass es auch sozusagen eine andere Art von Literatur mit klarem sozialen Bewusstsein geben kann, die nicht nur so agitprop ist irgendwie. Ja, also das ist vielleicht ein bisschen zu kurz gekommen, aber ich wollte das eigentlich ausführen, die ästhetischen Qualitäten dieser Texte, die einfach da sind, sei es, dass eben Farben geschildert werden, Klänge geschildert werden, Metaphern gefunden werden für Lebenszustände der Figuren. Das ist alles da und ich habe auch versucht, das zu zeigen, wie das eben auch erzählt theoretisch sehr spannend ist in vielen Fällen, wo verschiedene Zeitebenen ineinander verschachtelt werden. Das ist bei Aqua Alter, ich glaube, das ist im Vortrag vielleicht nicht so gut rübergekommen, weil da hätte ich so weit ausholen müssen und die ganze Erzählung schildern. Aber da gibt es eben die Reise, die das Kind, also das ist auch eine getrennte Familie, getrennte Eltern und das Kind fährt mit einer Ersatzfamilie, das ist die Kunstblutfamilie nach Venedig und hat dabei aber die Erinnerung an das Venedig mit der Mutter allein, das war die Halbblutfamilie, und an das Venedig mit Vater und Bruder und Mutter, das war dann die Vollblutfamilie. Und diese drei Familienstrukturen werden einander gegenübergestellt und werden ineinander verschachtelt. Und an einer Stelle sagt sie auch, das ist in einer anderen Erzählung, dass die Bilder der Vergangenheit so stark sind, dass für die Gegenwart oft nur ganz kurze Wahrnehmungen übrig sind. Das ist eine sehr schöne Stelle, finde ich auch, wo sich zeigt, wie wir alle auch mit so viel Vergangenheit oft leben, übrig sind. Das ist eine sehr schöne Stelle, finde ich auch, wo sich zeigt, wie wir alle auch mit so viel Vergangenheit oft leben, dass wir den Blick für die Gegenwart verlieren und das zeichnen diese Erzählungen teilweise nach, wo eben immer so ein Tiefenblick, eine Tiefenschärfe hergestellt wird in die Vergangenheit, um die Gegenwart irgendwie zu klären, aber der Blick für die Gegenwart geht dabei oft verloren. Und das ist aber ganz interessant, erzähltechnisch, wie das gemacht ist eben. Beziehungsweise auch diese drei völlig verschiedenen Venedige. Ja, genau. Weil das Venedig dieser Wolf-Familie, das Venedig der Mutter und dann der ganzen Familie. Weil ist das jetzt in aqua alter, ist das schon, wo die Mutter trinkt. Ja, ja. Und eigentlich ist die Mutter unheimlich inspirierende, wahrnehmende, interessante Frau. Sie trinkt, wir wissen nicht warum und es geht uns, hat man direkt das Gefühl, auch nichts an. Und jetzt ist diese doppelte, diese viele Sachen ausgesprochen, die normalerweise verschwiegen werden. Also es wird nicht gesagt, die Mutter ist böse. Es wird auch in gewisser Weise nicht geurteilt und auch nicht gesagt, was ist wahr. Und das ist schon eine große Kunst, das zu machen und in der Schwebe zu halten, also zwischen den verschiedenen Welten. Und jeder hat seinen Teil daran. Und man muss halt als Leser mitschreiben und sagen, ich will jetzt da rein. Man kann das Buch auch zwei- und dreimal lesen, weil es unglaublich dicht ist. Es ist wahnsinnig dicht im Einzelnen, da ist auch kein Wort zu viel und wahnsinnig viel kommt zusammen und es wird mit modernsten Mitteln geschildert, teilweise in der von dir gelesenen Passage ist eigentlich ein Montageprinzip, wo dann völlig unvermittelt wieder das auftaucht, was da im Feuerbrand zu Hause passiert. Das ist auch in anderen Passagen auch so, wo die immer das Horoskop liest, aber es ist wahnsinnig dicht und darüber, weil zu spät ist, kommen wir nicht mehr dazu, das werden wir morgen in Wien machen, hat das Ganze auch noch ein über die Erzählung gehendes über die Erzählung gehendes Kompositionsprinzip, weil es ja eigentlich immer die gleichen Elemente sind. Es sind immer Reisen und es sind beschädigte Beziehungen und es ist alles immer relativ kompliziert und komplex und mit Wünschen und Hoffnungen versehen, die dann letztlich auch oft enttäuscht werden. Also die da, wenn eine Frau sozusagen, wo die Ehe schon halb kaputt ist, auf die Idee kommt, die frühere Reise, wo noch alles in Ordnung ist, noch einmal zu machen, also eher zum Scheitern verurteilt, würde man sagen. Und es scheitert dann natürlich auch. Und gleichzeitig kannst du es auch anders sehen. Du kannst sagen, der Mann nimmt das Angebot nicht an. Der sie stellt, er lässt sie überhaupt nicht ein. Also ich verstehe es, dass er sie nicht einlässt. Er lässt sich kurz einmal ein und dann bereut er es eigentlich. Es gibt ja, sie haben irgendwann auch Sex Er lässt sich kurz einmal ein und dann bereut er es eigentlich. Ja, ja. Es gibt ja, sie haben irgendwann auch Sex. Er hat es kurz versucht. Und dann weiß er eigentlich, das war ein Fehler, weil jetzt macht sie sich wieder irgendwelche Hoffnungen, die er nicht mehr erfüllen kann. Aber was ich noch kurz sagen wollte, das Interessante ist auch eben, wir haben jetzt viel davon gesprochen, dass Dinge in der Schwebe gehalten werden. Es sind auch wirklich so Verrätselungen teilweise drin. Also das gehört auch zu Ihrem Schreiben dazu, habe ich das Gefühl, dass nicht alles immer so planoffengelegt wird, sondern Dinge werden eben verrätselt. Es gibt auch ein schönes Foto von ihr mit so einem Kafka-Bild an der Wand. Also ich will jetzt nicht sagen Kafka, aber sie hat auch diesen Teil der modernen Literatur, glaube ich, sehr inkorporiert und neigt dazu, Dinge lieber offen zu lassen, als allzu viel irgendwie klarzustellen. Das war das Schlusswort. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.