Was ist das Amt? Es liegt bestimmt nicht daran, dass in jüngeren Jahren das Amt nicht gerade von herausragenden Persönlichkeiten eingenommen wurde, dass einer der Antritt in unserem Land Bundeskanzler zu werden, als Volkskanzler tituliert werden möchte. Gegen Volk kann man ja wirklich nichts einwenden, schließlich gibt es Volksschulen und Volksküchen. Er wolle kein Kanzler des Systems sein und trete gegen die Eliten an, erklärt er vollmundig. und trete gegen die Eliten an, erklärt er vollmundig. Vielleicht so, wie es in Wien ein Volkstheater als Gegenstück zum Burgtheater gibt und jenes eben nicht zu den Bundestheatern gehört. Die Volksoper gehört allerdings schon dazu. In Berlin gibt es übrigens eine Volksbühne, aber keine Burgbühne. Wie auch immer, man muss froh sein, dass am Volkstheater keine Volksstücke gespielt werden, dafür gibt es andere Institutionen und in der Volksoper keine Volksmusik, obwohl darunter schon alles Mögliche subsummiert wird, zum Beispiel auch Volksrockenroller. Das hat wiederum nichts mit Volksweisen zu tun. Ebenso könnte man froh sein, wenn ein Kanzlerkandidat mit der Absicht antritt, das Volk zu vertreten. Volksvertreter haben wir ja doch schon, auch wenn man nicht davon ausgehen kann, dass sie allesamt das sogenannte einfache Volk vertreten. Die Volksvertreter sitzen, wie der Kanzleranwärter ja auch, im Parlament. Also vielleicht ein Anwalt des Volkes. Doch Volksanwälte haben wir ebenfalls schon. Dann vielleicht Volkstribun. Die gab es bei den alten Römern. Und die waren dort sogar sakrosankt. Das heißt, sie brauchten keine Waffen zu tragen, denn niemand durfte es wagen, sie anzugreifen. Über so einen Angreifer wäre das Volk hergefallen. In späteren Zeiten wurde allerdings der Begriff sowohl positiv als auch negativ besetzt. Robespierre galt als Volkstribun, wie auch der bayerische Erfinder der Biergeschwängerten Aschermittwochreden Franz Josef Strauß. Frage. Wenn aus einem Bundeskanzler ein Volkskanzler wird, werden dann aus den Bundesministern Volksminister? Und in einer Koalition alle Minister oder nur die, die der Partei des Volkskanzlers angehören? Der, der dieses Amt nun anstrebt, war übrigens schon Minister, allerdings Bundesminister des Inneren und nicht Volksminister des Inneren. Und als solcher hat er jedenfalls aus der Bundespolizei keine Volkspolizei gemacht. Vielmehr wollte er diese aufs Hohe raussetzen. Volkskanzler, da hat es doch schon einmal einen Österreicher gegeben, der sich als solcher feiern ließ. Aber das ist gewiss nur ein Zufall. feiern ließ. Aber das ist gewiss nur ein Zufall. Mit jenem hat es das Volk nämlich nicht gerade gut getroffen. Einen Teil hat ein Konzentrationslager in Einsperrung umbringen und einen anderen auf den Schlachtfeldern des von ihm angezettelten Kriegs verrecken lassen. Einen Volkssturm gab es da auch, aber da war ebenso wenig im Sinne des Volkes. Und dass jener auch schon die politischen Gegner des Volksverrats geziehen hat, wie dies auch der jetzige Kanzleranwärter tut, ist wahrscheinlich ebenfalls nur ein Zufall. So wie es ja auch das Volksempfinden immer nur gesund ist. Falls allerdings dieses gesunde Volksempfinden als politische Stoßrichtung herhalten muss, dann ist das, so sagt die Erfahrung, für das Volk keineswegs gesund. Unter dem früheren Volkskanzler wurde es sogar zu einem juridischen Begriff, was hieß, wer diesem gesunden Volksempfinden nicht entsprach, konnte nur allzu rasch vor dem Volksgerichtshof landen. vor dem Volksgerichtshof landen. Und die Volksseele, die kocht immer. Während der Volkskörper unbedingt reinzuhalten ist und wird er durch jene Volksverräter verunreinigt, etwa durch Unvolkung, dann muss er gründlich gesäubert werden. Dazu bedarf es eines Volkskanzlers, der durch Remigration dafür sorgt, dass alles dem wahren Volk Fremde, Eingewanderte beseitigt wird. Ist allerdings einmal der Wurm drinnen, dann hilft ein Entwurmungsmittel auch nicht mehr. Danke.