Was ist das, was Sie tun? Machen wir es diesmal etwas anders. Das heißt, nicht ganz anders. Die Rollen bleiben gleich. Ich spreche, Sie hören zu. Und dabei nicht mit dem Handy herumfummeln, einpennen oder gedanklich abschweifen. Obwohl, Letzteres kann ich allerdings nicht überprüfen, noch nicht. Da es zum Thema der Lage so viele Möglichkeiten gibt und wir außerdem noch in einer Demokratie leben, stelle ich Optionen zur Wahl. Nämlich, ob ich ein sarkastisches Gedicht vorlese oder eine gleich wie gut gemeinte, wie nutzlose Rede an die Österreicherinnen und Österreicher des Mittelstandes, sofern es diesen noch gibt und sie überhaupt Einfluss haben auf die diversen Lagen, in denen sie und damit wir leben. und damit wir leben. Weil viele aus lauter Gewohnheit schon vergessen haben mögen, wie Demokratie funktioniert, kurz als Erinnerung. Grundlegend ist die Wahlentscheidung. Es wird gewählt, eine Partei, eine Führungsposition oder auch eine Option, wo man entweder Ja oder Nein ankreuzen kann oder mit Multiple Choice. Letzteres kennen wir hauptsächlich von Tests aus der Schule zum Beispiel. Bei politischen Wahlen kennen wir das auch, nur geht es da nicht um richtig oder falsch, das nur höchst subjektiv seitens der zur Wahl stehenden. höchst subjektiv seitens der zur Wahl Stehenden. In einer Demokratie, jedenfalls heutzutage und in unserem zwar nicht perfekten, aber doch mehr als passabel funktionierenden schönen Land, gibt es eine solche Auswahl. Früher war das mal anders und anderswo ist dieser Tage das auch anders. Da kann ein Kreuzchen an der falschen Stelle den Kopf kosten und das nicht im übertragenen Sinne. Eine Wahl ist das trotzdem, bloß keine, wie wir sie gewohnt sind, noch. Wenn ich also das Publikum wählen und entscheiden lasse, was ich aus zwei Optionen vorlese, könnte ich ersuchen, jene, die für das eine oder das andere sind, sich zu erheben. Würden dabei bei einer Option alle aufstehen, bei der anderen niemand, so würden unbeteiligte Wahlbeobachter, etwa das Team von der Technik hier im Theater, ganz bestimmt von einer Fake-Wahl ausgehen. Natürlich muss da etwas getürkt, abgesprochen, gemauschelt in geheimen Hinternzimmern sein und mit Erpressung. 100% Wahlergebnisse gibt es in einer Demokratie nicht. In einer funktionierenden jedenfalls nicht. Aber funktioniert Demokratie überhaupt? Nehmen wir an, es ergibt sich eine Mehrheit, die für das Gedicht ist. Was ist dann mit jenen, die für die andere Option stimmten? Sollen sie einfach überrollt werden, übertölpelt, gezwungen, sich etwas anzuhören, das sie nicht wollen, bloß weil sie überstimmt wurden? Ist das nun ein Dilemma oder schlicht Demokratie? Grundsätzlich funktioniert Demokratie so, aber eine wirklich funktionierende Demokratie geht doch anders. Da geht es nicht allein um Entscheidung der Mehrheit, sondern auch um Schutz der Minderheit. Die Überstimmten könnten Einspruch erheben und beispielsweise sagen, wir mögen keine Gedichte, schon gar keine sarkastischen. Sie könnten gegen die Entscheidung der Mehrheit demonstrieren oder mit der anderen Partei einen Kompromiss ausverhandeln oder sie könnten klagen bei einer höheren Instanz, nämlich jener, die sich die Sache mit der Wahl und deren Regeln hat einfallen lassen. Bis zur Entscheidung würde es dauern. Ja, Demokratie funktioniert äußerst langsam, wenn sie funktioniert. Da kann es schon sein, dass es Mitternacht wird, bevor unser Programm zu Ende ist. Das lieber nicht. Bei vielen Entscheidungen geht es um rasches Reagieren, weil der Hut brennt oder our house is on fire. Außerdem werden in einer Demokratie Entscheidungen oft bewusst hinausgeschoben, weil sie unbequem sind und nicht mehrheitsfähig. Bevor etwas angegangen wird, steht schon die nächste Wahl ins Haus. Man will es sich nicht verderben mit dem Wahlvolk, vor allem nicht mit den Lobbys, die das Kapital für den Wahlkampf stellen. Mutige Entscheidungen stehen einer Wiederwahl im Wege. Die Langsamkeit, die träge Behebigkeit ist gewiss eine Krankheit der Demokratie, aber keine tödliche. Die wirkliche Krankheit zum Tode ist etwas anderes. Die Gleichgültigkeit. Keine radikale Parteiällt, spielt Radikalismen und Diktaturen in die Hände. Radikale sind alles andere als gleichgültig und Möchtegern-Diktatoren zählen auf sie. Mit ihnen lässt sich ein Staat machen nach ihrer Manier. Wenn die Mehrheit der Nichtradikalen schweigt, mag ihnen das Recht sein. Radikale sind laut. Was durchaus auch kalkuliert sachte geschehen mag, durchsteht es unter Wandern der sogenannten sozialen Medien, sodass es dann aussieht, als wären ätzende Hasskommentare die Meinung der Mehrheit. Immerhin, ein Hoffnungsstimmer traten in letzter Zeit auch welche auf, die klar machten, so sind wir nicht. Wir, die nicht Hass, Spaltung und Zwietracht stören, sind letztlich doch die Mehrheit. Das macht Mut. Hoffentlich auch jenen Bequemen, die sich im geschützten Bereich zurücklehnen und meinen, es wäre alles selbstverständlich, für alles vorgesorgt. Jenen, denen die Frage, wann das neue Smartphone auf den Markt kommt und ob auf der Speisekarte ein veganes Menü steht, samt Angabe aller Allergene wichtiger ist, als sich für das politische Geschehen zu interessieren oder sich gar irgendwie zu engagieren. Es leben nur mehr wenige, die hierzulande Diktatur und Krieg erlebt haben. Es leben neue unter uns, die dort, woher sie kommen, Diktatur und Krieg erlebt haben. Diktatur und Krieg erlebt haben. Sie können uns aus erster Hand davon erzählen, wenn uns schon Vergangenes nicht Mahnung genug ist, dann deren Erfahrung. Kommt darauf an, was wir wollen, wofür wir uns entscheiden. Wir haben die Wahl. Noch. Apropos Wahl. Hätten sie sich für das sarkastische Gedicht oder die gleich wie gut gemeinte wie nutzlose Rede entschieden? Eigentlich gab es diese Wahl gar nicht. Ich hatte die Rede zwar vorbereitet, doch sie wäre zu lang und zu umständlich geworden und das Gedicht war über einen Ansatz nicht hinausgekommen. Immerhin hatte es einen Schlusssatz erlautet. Und wo bleibt die Streitkultur? Denn davon braucht eine Demokratie unbedingt. darum bleibt im dialog auch mit gegenstimmen und vor allem seid nicht gleichgültig danke