Willkommen zu dieser Ausgabe von Es gibt noch Fragen. Es gibt noch Fragen zu den Klimaklagen, im Speziellen eben auch zum aktuellen positiven Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Die Schweizer Gruppe der Klimaseniorinnen hat geklagt, dass ihre Grundrechte, ihr Recht auf Leben durch die Klimakrise beeinträchtigt wird und dass die Schweiz nicht genug dagegen unternimmt. So zumindest die ganz, ganz Kurzfassung. Mein Name ist Marius Nebergler. Ich habe mit Norbert Reiner, Geschäftsführer vom Klimabündnis Österreich, über dieses Thema in einem Interview gesprochen. Die Schweizer Gruppe, die Klimaseniorinnen, haben es jetzt zum ersten Mal geschafft, eine Klimaklage gegen ein ganzes Land zu gewinnen. Welche potenziellen Auswirkungen sind Sie da auf die Klimapolitik in Österreich, vielleicht in Europa? Glauben Sie, da wird es Reaktionen geben auch? Also ich bin mir sicher, dass es da Reaktionen gibt und man muss dazu sagen, vorab muss man auch den Seniorinnen und Senioren da wirklich gratulieren, dass sie diesen Schritt gemacht haben und auch in einer peniblen und guten Vorbereitung das eben juristisch durchgefochten haben und auch eben dann Recht bekommen haben in dem Sinne, dass jetzt eigentlich Klimaschutz auch im Sinne der Menschenrechte anerkannt wird und eben ganze Staaten wirklich auch über den Rechtsweg aufgefordert sind, entsprechende Maßnahmen für das Individuum dann runtergebrochen auch zu setzen. Das Urteil des Gerichtshofs für Menschenrechte, das hat jetzt sozusagen, hört man zumindest, quasi einen Präzedenzfall geschaffen und könnte dann möglicherweise auch ähnliche Klagen in anderen Ländern nicht nur auslösen, sondern eben als Präzedenzfall vielleicht auch dazu dienen, dass die dann auch durchkommen. Wie könnte sich, glauben Sie, so das Urteil jetzt auch auf die Klimapolitik, auf die Rechtslandschaft in Österreich auswirken? Glauben Sie, das wird jetzt mehr sozusagen, diese Klimaklagen? Es gibt ja schon verschiedenste Klimaklagen. Gerade Jugendliche haben schon auch einiges bewegt, angeregt. Und ich denke, solche Klagen, man sieht, haben doch jetzt auch mehr Chance auf eine entsprechende Rechtsprechung, also positive Rechtsprechungung und das erhöht natürlich den Druck auf die Parlamente. Unsere Gesetze werden in den Parlamenten beschlossen. Und in den Parlamenten, dass man entsprechende Mehrheiten findet. In der Demokratie braucht man immer auch Mehrheiten für Gesetze. Und ich denke schon, dass das ein ganz wichtiger Puzzlestein wieder ist in dieser ganzen Klimabewegung. Wir kommen quasi von der Straße, von einer breit getragenen Bewegung, immer begleitet. Und auch historisch sehen wir ja das. Apartheid, Südafrika und so weiter, da gibt es ja genug Beispiele, wo eben das Zusammenspiel an verschiedenen Protestformen, demokratischer Rechtsformen, also Rechtssprechungen, dann zum Erfolg führen und ich denke, wir sind jetzt wieder einen Schritt weiter gekommen. Welche Auswirkungen haben jetzt diese Klimaklagen dann tatsächlich? Also die Klimaklage der Schweizer Klimaseniorinnen, die ist jetzt sozusagen durch. Jetzt wurde die Schweiz eben geklagt, gegen die Klimaerwärmung gemacht zu haben. Sie sind zu Verbesserungen verpflichtet. Was müssen Sie jetzt tatsächlich ändern? Oder bringt das überhaupt Änderungen mit sich dann? Ja, das ist jetzt diese große Herausforderung, die jetzt dasteht, nicht nur in der Schweiz, sondern ich denke auch in ganz vielen anderen Ländern, die die Europäische Menschenrechtskonvention unterschrieben haben, wo jetzt dieses Urteil eben, glaube ich, für entsprechende Aufregung sorgt. Wie gehen die Parlamente damit um? Wie bekommen wir Mehrheiten dafür, dass jetzt wirklich auch Maßnahmen, und das fordert ja die Rechtsprechung da ein, konkrete Maßnahmen für die Verbesserung der Senioren, der Senioren beziehungsweise der Bevölkerung im Gesamten umgesetzt werden, gemacht werden. Und ich glaube, das ist jetzt wirklich die Aufgabe des Schweizer Parlaments, aber auch natürlich der anderen, dass man sich zusammensitzt und der österreichischen Regierung, zumindest Teile der Regierung, die ja doch manchmal auch noch auf der Bremse stehen bei konkreten Maßnahmen, wann immer der Fortschrittsbericht jetzt an die EU geliefert werden soll im Bereich Klimaschutz, der ja von einer Regierungspartei immer noch zurückgehalten wird. Ich denke, da entsteht einfach ein zusätzlicher Druck, dass da wirklich eine neue Bewegung reinkommt. Das ist jetzt wahrscheinlich juristisch total komplex. Aber die Frage ist dann natürlich, die man sich stellt trotzdem, was passiert, wenn die Schweiz jetzt nicht darauf reagiert? Das ist wahrscheinlich schwierig zu sagen. Naja, dann wird es am Klagsweg weitergehen. Am Ende des Tages sind es aber die Parlamente. Also ich denke, das ist ja das Schöne in der Demokratie, dieses Zusammenspiel, diese Gewaltenteilung, dass dann schon der Druck wiederum entsteht, entsprechende Gesetze zu erlassen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Also man kann sich nicht mehr so einfach zurücklehnen und sagen, geht mir nichts an, weil dann natürlich schon die nächsten Klagen warten. Und ich erwarte mir schon eine gewisse Dynamik da. Interessant an diesem Schweizer Fall ist ja auch, dass hier ältere Personen, ältere Frauen sich für das Klima stark machen, ihre Rechte einklagen. Ist das vielleicht auch ein wichtiger Teil von dem Erfolg? Also braucht es mehr SeniorInnen auch, damit die Klimathematik überhaupt ernster genommen wird? So traurig das vielleicht klingen mag? Ich finde, es klingt ja gar nicht so traurig, weil es ist allein in Österreich, glaube ich, mehr als 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind 60 plus. Also ungefähr 2,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind in diesem Alter. Und die Jungen unter 15 machen nur die Hälfte aus. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass die auch aufstehen, die Älteren, dass die auch mitmachen. Wir brauchen die. Wir brauchen die in der Demokratie. Die dürfen alle wählen. Also die haben da eine besondere Verantwortung. Es sind auch oft, die Seniorinnen und Senioren haben oft auch mehr finanzielle Mittel als die Kinder und die Jugendlichen. Also die gestalten ganz, ganz wesentlich mit. Und ich glaube, dass es auch wichtig ist, als Klimabewegung wirklich da mit den Seniorinnen und Senioren, mit den Pensionisten und Pensionisten, ihnenisten zu arbeiten. Als Klimabündnis freut es mich auch sehr, wir haben da spezielle Angebote auch für diese Altersgruppe, die ja noch sehr agil ist, die machen ja noch Lagen und die wollen wir mit Seniorenabenden, mit Seniorennachmittagen auch abholen. Also wenn es da Interesse gibt, gerne bei uns melden. Wir haben da wirklich inzwischen sehr interessante Angebote, weil wir dann erkannt haben, es ist ganz wichtig, dass alle in der Klimabewegung mitmachen. Natürlich, die Jugendlichen sollen weiter entsprechend engagiert auch auf die Straße gehen oder ihren Protest auch öffentlich machen. Glauben Sie, dass jetzt tatsächlich das Einreichen von Klimaklagen sozusagen wie so ein neuer Protesttrend auch werden kann oder ist das eine zu komplexe Aufgabe, dass da jetzt man sagen kann, jeder reicht sozusagen seine Klimaklage einfach ein? Es hat natürlich schon eine gewisse Komplexität, es braucht mehr Ressourcen, denke ich, aber diese Klimafrage, diese Transformationsfrage der Gesellschaft, raus aus dieser alten, fossilen, schwarzen, stinkenden Welt in eine erneuerbare, grüne, friedliche, freie Welt, die passiert nicht mit einem Hebel, sondern da braucht es wirklich mehrere Maßnahmen, da braucht es viele Puzzlesteine. Und ich denke, die Klimaklagen haben jetzt eh schon länger eine wichtige Rolle gespielt. Das wird wahrscheinlich noch mehr werden, aber es braucht weiterhin die verschiedensten Maßnahmen, die verschiedensten Puzzlesteine. Dann sage ich herzlichen Dank für Ihre Antworten. Danke, dass Sie dabei waren.