Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren, zum heutigen Abend hier in der Literaturgalerie im Stifterhaus, zu einem Abend mit und um Alfred Kubin, Maler, Grafiker und nicht zuletzt Schriftsteller. Vorgestellt werden soll ein Briefwechsel Alfred Kubins mit Herbert Lange und mit Susann Wittek, der unter dem Titel Meine Arche schleudert auf dem Meere der Nerven, sorgsam ediert und kompetent kommentiert von Mag. Claudia Lehner, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kollegin am Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, Ende vergangenen Jahres in unserem Verlagsprogramm erschienen ist. Sehr herzlich begrüßt, liebe Claudia, heute einmal in einer etwas anderen Funktion als in der üblichen. Wir freuen uns sehr darüber. Der Großteil der in diesem von Gerhard Spring bestens eingerichteten Band versammelten Briefe stammt aus einem Bestand im Oberösterreichischen Literaturarchiv hier im Haus, nämlich aus dem Nachlass des Journalisten und Dichters Herbert Lange. Wir freuen uns ganz besonders, dass Monika Mavridis, Tochter von Herbert Lange, heute bei uns sein kann. Ganz, ganz herzlich willkommen zu diesem Abend, der auch einer für Herbert Lange ist. Zu Kubins Briefen aus dem genannten Nachlass im eigenen Haus kommen Materialien aus dem Oberösterreichischen Landesmuseum und Ergänzende aus dem Lehmbachhaus München. Dafür möchten wir ganz herzlich danken und freuen uns, Mag. Magdalena Wieser, Leiterin der Bibliothek des Oberösterreichischen Landesmuseums und Herrin, auch über dort verwahrte Nachlassbestände bei uns begrüßen zu können. Die Zeugnisse einer bzw. einer erweiterten Beziehung sind in mehrerlei Hinsicht von Interesse. Es handelt sich um einen über die Jahre 1938 bis 1954 reichenden Dialog zweier beziehungsweise dreier Künstlerinnen. Der Zeitraum, währenddessen die Auseinandersetzung mit künstlerischen Vorhaben, wie auch mit Fragen der persönlichen Entwicklung stattfindet, ist einer, in dem Denken wie Mitteilungen durch äußere und innere Zensur enge Grenzen gesetzt sind. Grundiert und überschattet wird alles von der Katastrophe des Nationalsozialismus, alltägliches wie grundsätzliches, Möglichkeiten der geistigen Entfaltung, der freien künstlerischen Arbeit, Beziehungen und Freundschaft gleichermaßen. Diesen Hintergrund, der eigentlich immer auch ein Vordergrund ist, wird Professorin Dr. Birgit Kirchmeier, Institut für neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Johannes Keppler Universität Linz skizzieren und mit Claudia Lehner ein Gespräch über das Spezifische an Kubins Haltung führen. Birgit Kirchmeier hat unter anderem zu Fragen der Autobiografik österreichischer Künstlerinnen im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft zwischen 1900 und 1945 publiziert und sich dabei explizit auch mit Alfred Kubin befasst. Es ist uns eine Freude, dass du heute hier bist. Liebe Birgit, herzlich willkommen im Haus. Umgeben sind wir von der Ausstellung zu Franz Rieger, dem monomanischen Schreiber, dessen Werk immer wieder Motive von Gewalt und Vernichtung umkreist, ein Echoraum für die Lesung aus den Briefwechseln Alfred Kubins, die Joachim Radtke übernehmen wird. Vielen lieben Dank für dein Kommen. Wir begrüßen Joachim Radtke sehr herzlich einmal mehr im Stifterhaus. Kubin, seine Korrespondenzen sind in gewisser Weise paradigmatisch für die Vielfalt und die Komplexität der Beziehungen, die den sogenannten Kunstbetrieb des 20. Jahrhunderts über lange Zeit konstituieren. Es geht um ein Netzwerk, um Verbindungen zwischen verschiedenen Akteurinnen, um ideellen Austausch, um Vermittlung oder Unterstützung im Hinblick auf Produktionsmittel und Rezeption. Es geht um Selbstvergewisserung wie kritische Mentorenschaft. Kubins Briefe und Äußerungen weisen in unterschiedlichste Richtungen. Franz Kafka gehört ebenso in diesen Kreis wie etwa Margret Bilger. Das Leben Kubins in Zwicklet ist nur vordergründig eines in Abgeschiedenheit, eins am Rande. Die Teilnahme am Zeitgeschehen ungewöhnlich lebhaft. Wir sind neugierig auf Kubin als Gesprächspartner von Herbert Lange und Susann Wittek, auf die beiden Vortragenden und die Stimme des Meisters. Ihnen allen einen recht schönen Abend. Herzlich willkommen, sehr geehrte Damen und Herren. Die Wunderharfe des Lebens tönt dem Dichter, wie auch mir dem Künstler hindurch, durch all das Grau von blutigen Reflexen beleuchtet. Dem von Ihnen gefundenen so schönen Titel, das poetische Zeitalter, vertrauen wir. Meine Ache schleudert auf dem Meere der Nerven mit ihrem wechselnden Spiele und deutlicher als früher, schreibt Alfred Kubin an Herbert Lange am 13. Mai 1944. Ich bin überaus glücklich, diesen Briefband heute nach langen Vorarbeiten hier präsentieren zu dürfen. Der Werdegang dazu begann bereits zu einem viel früheren Zeitpunkt, die Frau Dr. Dalling hat schon angedeutet, im Grunde bereits mit dem Jahr 1973. 1973 gelangten die Briefe Alfred Kubins an Herbert Lange und Alfred Kubins an Susann Wittek mit dem Nachlass Herbert Langes an unser Institut. Bereits für das Jahr 1995 war eine Publikation der Briefe Kubins ein lange geplant. Der ehemalige Direktor des Stadtmuseums Linz, Georg Wacher, und die Autorin Susanne Köllersberger haben erste Transkriptionen übernommen. Aber das Vorhaben scheiterte, ich vermute aus zeitlichen Gründen, weil die Texte oder die Briefe Kubins deutlich schwerer zu entziffern waren, als man wahrscheinlich anfangs vermutet hat. 2017 wurde dann in unserem Literaturmuseum eine Mikroausstellung zu den Briefen Kubins ein Lange gezeigt. Das war ein Beitrag für das gemeinsam mit der Landesgalerie Linz, dem Landestheater Linz und dem Festival 4020 veranstalteten Projekt Kubins Andere Seiten. Versteht man mich? Muss ich näher? Ja, besser, Entschuldigung. Und im Zuge dessen habe ich eben die Texte transkribiert, die Briefe, die noch nicht transkribiert waren, das war noch ein relativ großer Teil, die Kubinbriefe an Herbert Lange und an Susan Wittek. Bei dieser Gelegenheit, bei der Gelegenheit dieser Mikroausstellung, hat mich eben Mag. Magdalena Wieser von der Oberstdienst Landeskultur GmbH darauf aufmerksam gemacht, dass es eben auch in ihrem Bestand in der Kubin-Bibliothek sozusagen einzelne Poststücke von Susan Wittig und Herbert Lange gibt, an Kubin, also umgekehrt die Gegenstimme, und diese und eben auch ein ganzes Konvolut von Poststücken, Briefen und Postkarten, langes an Kopien, die sich im Lembachhaus in München befinden oder befinden im Kopienarchiv, die habe ich eben auch hereingenommen in die Publikation, einfach um diese Gegenstimme unbedingt auch darzustellen. Das war mir ganz wichtig, die waren auch deutlich weniger schwierig zu transkripieren. Abgerundet ist das Ganze durch ein Personenregister, damit man so ein bisschen weiß, wer da aller genannt wird. Abbildungen mehrerer Zeichnungen, Kopien, einige Fotografien und alle Postkartenvorderseiten, ein Vor- und ein Nachwort. Also alles zusammen, denke ich, ein sehr schönes, interessantes Stück Zeitgeschichte oder auch Kunstgeschichte und überhaupt ein sehr schön gestaltetes Buch. Daher fange ich jetzt mal an mit meinen ganzen Danksagungen gleich zu Beginn. Das ist mir sehr wichtig, weil da sehr viele Leute mitgeholfen haben, dass das zu dem geworden ist, was es jetzt ist. für die zuverfügungstellung von sieben postkarten susann wittek an arthur kubin sowie zwei postkarten und eines briefes herbert langes an arthur kubin noch mal ganz vielen dank an magister magdalena lisa von der oberösterreichischen landeskultur gmbh für die bildvorlagen vieler kubinscher zeichnungen die in den briefen erwähnungen finden herzlichen dank an magister sabine sopotka von der oberösterreichischen landeskultur gmbh für die Zuverfügungstellung der Briefe Langes an Kubin, ganz großen Dank an Dr. Melanie Fiedmeier, das ist die Leiterin des Kubin-Archivs, und Dr. Matthias Mühling, Direktor des Lemberghauses. Für die Transkriptionshilfe bedanke ich mich bei Mag. Norbert Krichbaum, ich habe ihn heute schon gesehen, vom Landesarchiv Linz, und bei Mag. Peter Zauner. Und ganz besonders bedanken möchte ich mich bei den beiden Töchtern Herbert Langes für Informationen zu ihrem Vater und Druckgenehmigung der Briefe und Texte. Die freundlichen Gespräche am Telefon mit Veronika Mavridis, mit Ihnen, das war wirklich wunderbar, und die herzlichen E-Mails und Briefe von Barbara Fautlange aus Kanada waren eine großartige Motivation für diese Publikation. Ich freue mich eben sehr, dass Frau Maffridis heute trotz schwieriger Umstände zu uns gekommen ist. Also herzlich willkommen nochmal und vielen, vielen Dank. Zuletzt vielen Dank an Dr. Petra Maria Dallinger, die das Werben der Publikation über diesen langen Zeitraum hinweg mit viel Vertrauen in mich begleitet hat. Nun aber zum Briefband selbst. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs mit Einsätzen der ersten Briefe dieser Ausgabe ist Alfred Korbin bereits ein seit langem arrivierter Künstler. Seine Anfänge in der neuen Künstlervereinigung München und der daraus hervorgehenden Künstlergruppe der Blaue Reiter liegen beinahe drei Jahrzehnte zurück. Seine expressiven, abgründigen Tuschfederzeichnungen wurden bereits in vielen innen- und ausländischen Museen gezeigt, ab den 1920er Jahren zunehmend in Einzelausstellungen oder Retrospektiven. Zahlreiche KünstlerkollegInnen suchen die Bekanntschaft mit dem charismatischen Zeichner, mit vielen pflegt er Briefbeziehungen, unter anderem mit Salomo Friedländer, Hermann Hesse, Hans Carossa und Ernst Jünger. Auch Herbert Lange und Susann Wittek, die sich brieflich an den berühmten Meister von Zwicklet wenden, reihen sich ein in die Gruppe von VerehrerInnen seiner Kunst. Sie sind beide künstlerisch tätig, Lange, der anfangs als Maler dilettierte, literarisch, später journalistisch. Witek als Vermittlerin zwischen deutscher und japanischer Sprache und Kultur, als Übersetzerin, Literaturkritikerin und Autorin. Kubin antwortet wohl auch geschmeichelt von den Briefen der beiden und zwei ganz unterschiedliche Briefpartnerschaften entstehen. Vor allem der über 16 Jahre währende Briefwechsel zwischen Alfred Kubin und Herbert Lange ist gut, wenn auch nicht vollständig dokumentiert. Im Fall der halb so langwährenden und deutlich weniger umfangreichen Briefkorrespondenz mit Susann Wittek ist vor allem die Stimme der Autorin leider nur durch wenige Postkarten erhalten geblieben. Es ist auch interessant, warum sich Cobin diese Poststücke nicht aufgehoben hat. Das können wir vielleicht nachher noch besprechen. Beim Lesen beider Zwiegespräche taucht man rasch ein in die Atmosphäre der 1940er und frühen 1950er Jahre. Der größte Teil des brieflichen Austauschs fällt in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, in der die nationalsozialistische Kulturpolitik über Wert oder Wertlosigkeit von Kunst entscheidet. Ihre Maßstäbe sind ausschließlich ideologischer Natur, Missliebiges wird mit Bezeichnungen wie entartet oder schund verworfen. Wie es Kubin in diesen Jahren damit ergeht, welche Rolle er im NS-Kulturbetrieb einnimmt, wird Frau Dr. Kirchmeier in ihrem Vortrag anschließend näher erläutern, weshalb ich jetzt auf diesen Aspekt nicht ausführlicher eingehen werde. Herbert Lange als Unteroffizier der Heeres-Sanitätsstaffel träumt sich in literarischen Texten vor allem Gedichten, die das Pathos ihrer Zeit nicht verleugnen können, aus dem Militärdienst dieser Kriegsjahre fort. Hoffnungsvoll sendet er seine Textproben an Kubin, der in der Rolle eines väterlichen Freundes lobt und ermutigt und sich sogar zweimal auf eine Zusammenarbeit mit dem jungen Dichter einlässt. Er illustriert das Friedenslied, einen Gedichtband Langes, der letztlich unpubliziert bleiben wird, und die Erzählsammlung Das poetische Zeitalter, die obwohl bereits 1943 entstanden, kriegsbedingt erst 1948 erscheinen wird. Der Titel des Bannes ist gleichsam Programm. Am 6. November 1947 schreibt Alfred Cobin an Herbert Lange, das poetische Zeitalter stößt in eine andere Region vor, eben die uns erlöst von dem hiesigen heutigen Dreck, die wir uns alle wünschen, welche eine seelische Ruhe bedeutet, das Reich des schönen wahren Guten. Das Buch erscheint als Gegenprogramm zum realen Umfeld von Autor und Illustrator. Als, Zitat, dröhnenden Ozean europäischer Baberei, Zitat Ende, bezeichnet Kubin das vom Krieg gebeutelte Europa im Jahr 1943 und Herbert Lange spricht 1944 vom Hexenkessel, der wohl auch mich noch zum Schluss verschlingen wird. Das Leben für die Zivilgesellschaft wird immer beschwerlicher, Geld verliert seinen Wert, Nahrung, Kleidung und Heizmaterial werden knapp, Dinge des täglichen Bedarfs können nur noch mit Bezugskarten erworben werden. Die Literatur, die Poesie, die Kunst, sie sind einer der letzten Rettungsanker in dieser von Gewalt und Unmenschlichkeit geprägten Zeit. Und daher werden in den Briefen von Lange, Wittek und Kubin literarische Texte, Zeichnungen, aber auch als Leihgabe oder Geschenk Bücher beigelegt. Die mit großem Interesse aufgenommene Lektüre teilweise verbotener Literatur, so im Austausch zwischen Kubin und Wittek, ist nicht nur Ort innerer Zuflucht, sondern Ausgangspunkt für den Gedankenaustausch zwischen den Schreibenden, sofern das in den Briefen verklausuliert möglich ist. Kubin zeigt sich vielfach interessiert an asiatischer Kultur, an philosophischen oder transzendenten Themen, Texten der Weltliteratur, ja sogar der Geschichte der Habsburger Monarchie. Neben diesen Themen beschäftigt ihn vor allem seine Arbeit, über die er sich austauscht, deren Fortgang oder Stillstand, Publikationsvorhaben und Ausstellungsbeteiligungen. Auch die vermeintliche Einbuße seiner Schaffenskraft durch das fortschreitende Alter, welches verschiedene Unpässlichkeiten mit sich bringt, ist ein häufiges Thema der Briefe. Ihr wirkt Kubin durch regelmäßige Sommeraufenthalte im Böhmerwald entgegen. Nach dem Tod seiner Frau Hedwig im Jahr 1948, deren Einsatz für das Wohl und Werden des Künstlers nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, zieht sich Kubins Zunehme zurück und versinkt immer wieder in Momenten der Melancholie. Daher geht ihm auch Herbert Langes Umzug von Scherding nach Linz sehr nahe. Der letzte nicht abgesandte Brief an Lange aus dem Jahre 1956 endet mit Doch sie vermisse ich leider oft lebhaft. Ich komme zum Abschluss. Ich möchte schließen mit einem Zitat Kubin San Susann Wittek vom 6. August 1943 aus dem Böhmerwald. Wenn Sie an mich einmal denken, so stellen Sie sich nur keinen dämonischen Kreis vor, sondern einen bescheidenen, vor den unfassbaren Landschaftsreichtümern, die buchstäblich kein Mensch hier sonst schaut, trotz allem Geschmuss auch darüber. Im abstrakten Grund sehe ich es diesmal so besonders. Könnte mein Stift in irgendwelcher Form uns eine Ahnung davon festhalten, wäre ich dankerfüllt. Vielen Dank. Applaus Ich hoffe, das geht so. Ja, herzlichen Dank für die Einladung an das Team des Stifterhauses und herzlichen Dank, dass ich hier sein darf. an das Team des Stifterhauses und herzlichen Dank, dass ich hier sein darf. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, anlässlich dieser neuen Publikation des Briefwechsels auch zum Thema Kubin hier etwas beitragen zu können. Ich wurde gebeten, eben zum Thema Alfred Kubin und generell sein Verhältnis oder seine Positionierung, sein Leben in der Zeit der nationalsozialistischen Jahre etwas zu beleuchten. Ich habe mich in meiner eigenen Forschungsarbeit eben, wie schon erwähnt, durchaus mit sehr vielen autobiografischen Texten, Kopien und auch sehr vielen Briefkorrespondenzen befasst. Und von daher war es interessant, diese neu publizierten Briefe, die ich bis dahin nicht kannte, von Herbert Lange hier auch in Bezug zu setzen und auch zu sehen, wie sich das hier ein Puzzlestück auch noch weiter zusammenfügt und wie das auch ineinander geht. weil ich viel mit Briefen gearbeitet habe, möchte ich auch gleich mit einem Briefzitat einsteigen hier in meinem Vortrag. Es stammt aus einem Brief von Alfred Kubin an seinen engen und langjährigen Künstlerfreund Fritz Herzmanowski Orlando, geschrieben im Juli 1933, das heißt einige Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland. Kubin schreibt, so war die von der Einsamkeit des Krankenlagers derart in Anspruch genommen, dass mir die mittlerweile ins Land hereingebrochene Volkserhebung, in Anführungszeichen, gar nicht viel bedeutete. Erst jetzt sehe ich aber, wie viel sich da auf fatale, wenn auch elementare Weise geändert hat. Zwar gilt meine Kunst, den Göttern sei es gedankt, durchaus im Volk wurzelnd, ist nicht diffamiert. Doch zunächst hatte ich beruflich nur Schaden, denn man setzte Beamte ab, mit denen ich Abmachungen hatte, Galerieleiter etc. und das war sehr arg. Hoffentlich kommt nicht eine Kunstkultur gesinnungstüchtiger Zeichenlehrer herauf, zu Ungunsten aller Qualität. schlucken und alles gleichschalten. Ich als völlig unpolitischer Kopf habe keine Ahnung. Ich meine nur, für den Rest unserer Tage gibt es keine Ruhe mehr. In dieser kurzen Briefstelle eigentlich finden sich, wenn man so will, alle zentralen Narrative oder Gegebenheiten Kubins in Bezug jetzt auch auf den Nationalsozialismus und auch darüber hinaus, also zum Beispiel, dass von der Einsamkeit des Krankenlagers in Anspruch genommen ist, natürlich auch etwas, das sich durch seine Briefe zieht, in denen sehr viel um den Gesundheitszustand oder eben die missliche Lage dieses Gesundheitszustands geht. Aber jetzt in Bezug auf den Nationalsozialismus ist einerseits interessant, dass er so versucht einzuordnen, wo steht er denn jetzt? Also wie ist er als Künstler jetzt dran? Er schreibt den Göttern, sei es gedankt, ist er nicht diffamiert. Das klingt fast, wie wenn er überrascht wäre. Er schreibt auch ziemlich zeitgleich an Hermann Hesse, sehr ähnlich auch, Er schreibt auch ziemlich zeitgleich an schon bekannt und Kubin war es klar, dass er hier um seine Akzeptanz im Kunstbetrieb, dass die nicht unbedingt klar ist. Das Interessante ist, dass er das eben 1933 auch schon schreibt, das heißt auch wenn Kubin in Österreich lebt, war für ihn die Machtergreifung der Nazis schon 1933 in Deutschland total relevant, weil er ja schon 1933 in Deutschland total relevant, weil er ja auch quasi in Deutschland seinen großen Markt hatte. Er hatte deutsche Galeristen, er hat in Deutschland viel publiziert. Das heißt, es war nicht erst das Jahr 1938 für ihn hier ausschlaggebend, sondern auch schon 1933. Interessant finde ich an der Briefstelle auch seine Frage nach dem alten Fragment Österreichs. Das weist ihn auch schon aus als, ja, es schreibt er auch sehr viel in seinen Briefen, seine Verbundenheit zur Monarchie, also das ist gar nichts, dass das auch dann bei Herbert Lange vorkommt, dass ihm ein Buch schenkt über die Habsburger Zeit, ist jetzt kein Zufall, sondern es ist eben ein großes Faible auch von Kubin gewesen. Und er hat sogar einmal auch in einem Brief an Herzmanowski geschrieben, sein Jahrhundert wäre ja eigentlich das von 1770 bis 1870 gewesen und damit leider schon sieben Jahre vor seiner Geburt zu Ende gegangen. Ja, und was auch interessant ist an dieser Briefstelle ist, dass er sich eben hier ganz klar als völlig unpolitischer Kopf bezeichnet. Also das zieht sich auch durch, durch alle Korrespondenz. Er bezeichnet sich immer wieder als unpolitisch. Und das beruht natürlich ganz klar auf einem Politikverständnis, dass die Politik klar der äußeren Welt zuordnet. Kubins Welt ist quasi geteilt in eine innere und ein äußeres und dieses Äußere, das droht permanent zu stören und sein Inneres sozusagen zu gefährden, seine Ruhe. Und Politik, von der Unruhe ausgeht oder gar Krieg, oder wie er es in einem Brief an Lange, wie ich jetzt nachlesen konnte, bezeichnete, eine außer Rand und Band geratene Weltmaschine. Das war natürlich für Kubin Störfaktoren, die ihn davon abhielten, sich dem widmen zu können, was für ihn zentral war, das Innere, seine Kunst. widmen zu können, was für ihn zentral war, das Innere, seine Kunst. Ja, und was an der Briefstelle auch noch auffällt, wenn man es genau liest und was sich auch in der gesamten anderen Korrespondenz zeigt, Kubins Einschätzung der politischen Situation bezieht sich immer ganz explizit auf ihn selbst und wie es ihn sozusagen betrifft. Es sind keine generellen Einschätzungen, jetzt ideologischer Art oder wie auch immer, sondern es geht darum, was direkt in seine Lebenswelt und in sein künstlerisches Arbeiten eingreift. Allgemeine Kritik, damit hält er sich eher zurück, natürlich auch in gewissem Sinn zensurbedingt, wird man das jetzt nicht unbedingt ganz deutlich schreiben. Gelegentlich macht er sich schon zumindest lächerlich auch über sogenannte Nazi-Kunst, die er jetzt nicht so ernst nimmt oder über die er eben sehr sarkastisch dann zum Teil auch spricht. Aber sonst ist es jetzt nicht ein grundsätzliches Ablehnen des Regimes. Im Fall von der zitierten Briefstelle hier an Herzmanowski hat das sicherlich auch mit dem Adressaten dieses Schreibens zu tun, denn Herzmanowski-Orlando war sicherlich nicht einer, der der NS-Ideologie sehr ablehnend gegenüberstand. in der Zeit des Ersten Weltkriegs, sehr durchdrungen von deutschnationalen und auch rassistischen Ideologien, auch seiner rechten Esoterik, die hier ein sehr spezielles Gedankengut hat und das durchaus in dieser Zeit auch Kubin geteilt hat. Das mag manchmal verstören, aber wenn man Kubin-Briefe so aus dem Ersten Weltkrieg liest, dann finden wir hier auch sehr viele durchaus rassistische Beleidigungen der Kriegsgegner, vor allem die Briten, bezeichnet er als die Affen der Deutschen. In ihnen würde sich verzerrtes, abgewichenes Deutschtum widerspiegeln. Fahlherzmannowski auch zum Beispiel die Lektüre des Esoterikers Ariosofen und Begründers des Neutemplerordens Jörg Lanz von Liebenfels, von dem wir ja wissen, dass auch Adolf Hitler ihn gelesen hat und auch geprägt hat. Also in der Bibliothek Kubins finden sich sämtliche Werke von ihm und auch die Ostara-Hefte, die Lanz von Liebenfels herausgegeben hat, in denen gegen jegliche Art von sogenannter Rassenvermischung, ebenso wie gegen alles Weibische, polemisiert wird. Es ist schwer einzuschätzen, ob und wann Kubin sich von dieser Ideologie entfernt hat. Sie ist in jedem Fall immer weniger präsent und wesentlich in seinem Weltbild und in der Gesamtansicht seiner Korrespondenzen zeigen sich ja sehr deutlich ganz andere Akzente auch und steht er ja mit sehr, sehr vielen Künstlern und Denkern in Verbindung, die diesen nationalen, völkischen und dann auch später der nationalsozialistischen Ideologie total fernstanden und nach der Machtergreifung teils von Verfolgung und Emigration betroffen waren. worden, vorhin wie zum Beispiel der Schriftsteller Stefan Zweig, mit dem er intensive Korrespondenz hat, der Indologe Heinrich Zimmer, auch das ist eine ganz besonders interessante Korrespondenz, die auch wieder zeigt, wie interessiert Kubin an fernöstlicher indischer Weisheitslehre auch gewesen ist, also er ist mit mehreren Indologen in Korrespondenz gewesen, oder auch mit dem Philosophen Salomo Friedländer, der auch schon genannt worden ist. Hier zeigt sich, wie diametral diese Freunde Kubins in ideologischer Hinsicht einzuordnen sind und wie flexibel, elastisch Kubin hier auch war. Einerseits gibt es den Herzmanowski, mit dem er irgendwie Rassismen pflegt und andererseits gibt es den Friedländer, mit dem er irgendwie Rassismen pflegt und andererseits gibt es den Friedländer, der im 1932 einen ganz verzweifelten Brief schreibt über den Machtzuwachs der Nationalsozialisten und den damit einhergehenden, wie er sagt, Rassenwahn. kopieren eigentlich überhaupt nicht stark auf das alles ein, sondern tut dies eher als Krise beziehungsweise Überreaktion von Friedländer ab, wenn er schreibt, lieber Freund und Doktor, dass Sie sich so furchtbar aufregen können über diesen Rassenblödsinn. Nun, ich glaube, die Krise ist nun abreagiert und Sie sehen klarer die vielen Dinge, die uns positiv auch noch bleiben. Merkwürdig, wie oft haben Sie mich in vergangenen Jahren aufzurichten versucht. Und nun quälte sie eine solche Sinnlosigkeit, die sich früher oder später doch erledigen muss. Das war natürlich eine Fehleinschätzung von 1932, dass ich das erledigen müsse. Das Gegenteil hat stattgefunden und sein jüdischer Brieffreund, nicht nur mit ihm, sondern mit vielen anderen seiner jüdischen Brieffreunde konnte er nicht mehr lange korrespondieren. Es ist insofern eine gewisse Ambivalenz und wenn man jetzt schaut, trotz dieser zum Teil bestehenden Affinität zu so rechtsesoterischen, rassistischen Modellen, scheint Kubin aber in jedem Fall dem Antisemitismus der Nationalsozialisten eine auch emotionale Ablehnung entgegengebracht zu haben. Er äußert sich da schon nach der Machtergreifung 1933 zum Beispiel gegenüber Hermann Hesse und schreibt ihm, dass er einen gefühlsmäßigen Widerstand hege gegen die nationalsozialistische Bewegung und ihre unsittliche Verächtlichmachung der Juden. Also das schreibt er hier ganz dezidiert. Machung der Juden. Also das schreibt er hier ganz dezidiert. Und auch in einem darauffolgenden Brief an Hesse nimmt er auf den Antisemitismus Bezug und da erwähnt er erstmals quasi auch seine biografische Betroffenheit dazu. Kubins Frau Hedwig, die ja heute auch schon genannt wurde, war ja nach Diktion der Nationalsozialisten eine sogenannte Halbjüdin. Und Kubin schrieb, ich bin unglücklich immer wieder, wenn ich meine arme Frau leiden sehe an dem Konflikt, dass nun mal ihre Mutter eine, wenn auch getaufte, Jüdin war, wenn auch eine der Edelsten. Der Rückfall in so barbarisches Denken, wie wir das nun erleben müssen, verletzt ihr Gerechtigkeitsgefühl im Tiefsten und wir damit Versippten leiden. Das ist aus einem Schreiben an Hesse, auch schon aus dem Jahr 1933. Hedwig Kubin konnte die Zeit des Nationalsozialismus glücklicherweise physisch in jedem Fall unbeschadet überstehen und war keiner direkten Verfolgung ausgesetzt. Kubin selbst hat manche Entscheidungen, die ihn betroffen haben, dann auch dieser nicht-arischen Heirat zugeschrieben, wahrscheinlich zu Recht. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Verheiratung mit ein Grund war für manche Probleme, die sich für ihn dann im Jahr 1936 mit seiner Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer ergeben haben. Die Reichskulturkammer war ja über das Ministerium für Propaganda, also das Goebbels-Ministerium, gegründet, um mehr oder weniger das gesamte Kulturschaffen, die gesamte Kulturproduktion auch steuern zu können und sämtliche Kulturschaffenden mussten Mitglieder dieser Reichskulturkammer sein. Und Kubin hat sich schon nach der Machtergreifung in Deutschland um die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer beworben und diese auch ganz problemlos bekommen zunächst. 1936 kam es aber zu Problemen, als er einen Antrag auf Eintrag im Reichsverband der deutschen Presse stellte. Auch das war notwendig, um zu publizieren. Und dieser Antrag wurde abgelehnt unter Berufung auf zwei Paragrafen dieses Gesetzes, nämlich den Wohnsitz, der innerhalb des Deutschen Reichs liegen müsste, was eben bei Kubin nicht war. Und zudem hieß es, dass Schriftleiter nur Personen mit Nachweis über arische Herkunft sein könnten und zudem nicht mit nicht-arischen Personen verheiratet sein durften. Also hier gibt es wirklich einen direkten Bezug sozusagen auf seine Ehe mit Hedwig. Kubin hat diese Entscheidung bei der Reichskulturkammer urgiert, deren Mitglied er zu diesem Zeitpunkt ja noch war. Das Ergebnis war fatal, denn es wurde ihm mitgeteilt, dass nicht nur, dass er in diesen neuen Reichsverband nicht aufgenommen wird, sondern dass er auch aus der Reichskammer der Bildenden Künste ausgegliedert wird, also dass diese Mitgliedschaft erlischt. Unter Berufung darauf hieß es jetzt nur, weil er den Beruf nicht innerhalb der Grenzen Deutschlands ausübe. Ob das aber tatsächlich auch so gekommen wäre, wenn er jetzt nicht die nicht-arische Ehefrau gehabt hätte, das kann man jetzt natürlich schwer sagen. Der Druck, der auf Künstler ausgeübt wurde, die jüdische Ehepartner, Ehepartnerinnen haben, war sehr groß, das weiß man auch von anderen Paarkonstellationen. Und es gab durchaus ja auch Fälle, in denen es zu Scheidungen kam, weil sich Partner dann aus Karrieregründen eben von ihren jüdischen Partnern getrennt haben. So weit ging Kubin keinesfalls. Partnern getrennt haben. So weit ging Kubin keinesfalls, also diese Ehe mit Hedwig gehört, glaube ich, schon zum Gerüst auch seines Lebens. Aber Vorsicht in Bezug auf seine Karriere hat er schon immer wieder walten lassen. Er hat mehrmals sein Unverständnis geäußert gegenüber dezidiert oppositionellen Haltungen, hat nicht verstanden, wieso jemand hier einfach womöglich seine Karriere gefährdet deswegen. Und er hat auch aus Karrieregründen sich von der sogenannten Exilpresse distanziert. Das heißt, er hat zum Beispiel 1933 abgelehnt, einen von ihm illustrierten Band in einer Emigrantenzeitschrift in Prag herauszugeben und Hesse gegenüber hat er gesagt, dass man den Avancen von Emigranten gegenüber recht vorsichtig sein müsse, Zitat, um nicht als offizieller Schädlingsanhänger bei den Nazis verschrien zu werden und in Missachtung wie zum Beispiel Thomas Mann zu kommen. und in Missachtung, wie zum Beispiel Thomas Mann, zu kommen. Also er hat schon durchaus sozusagen diese Fälle auch gekannt, wo berühmte Künstler dann einfach ihre Position in Deutschland verloren haben, weil sie sich eben kritisch geäußert haben, wie im Fall eben von Thomas Mann, der dann ja auch deswegen emigriert ist. Kubin war sozusagen 1936 hier schon in einer Krise, er war dann nicht mehr Reichskulturkammermitglied, durfte aber, wie mitgeteilt wurde, weiter in Deutschland ausstellen, aber es war alles etwas unsicher, unklar. Eines seiner Werke, die Mappe 20 Bilder zur Bibel, wurde auf die sogenannte Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums gesetzt und ein mit dem PIPA-Verlag geplantes Publikationsprojekt zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 1937 wurde auch aus weltanschaulichen Gründen für bedenklich erklärt und verhindert. Andere Dinge wiederum konnte er ausstellen, konnte er publizieren. Das heißt, es war nicht immer so, dass ein Künstler komplett verboten war oder gar nicht ausstellen durfte. Manchmal konnte sich das einfach auf einen Teil des Werks beziehen und es war einfach immer auch eine Unsicherheit dann damit verbunden, wie weit kann man gehen oder wo gerät er plötzlich in Probleme. Im Fall von Kubin zeigt sich in jedem Fall, dass nach dieser eher schwierigen Phase oder Phase auch der Ablehnung seiner Kunst rund ums Jahr 36, sich das eher positiv verändert hat und er eigentlich dann immer erfolgreicher auch geworden ist, was ja auch die Briefe an Herbert Lange durchaus zeigen, in denen stets von Ausstellungen, von Publikationsprojekten die Rede ist. Also gerade so in den ersten Kriegsjahren war er eigentlich, könnte man sagen, ganz gut im Geschäft. Aber zur neuen künstlerischen Elite, die sich bei den großen deutschen Kunstausstellungen feiern ließ, zu der sollte er nicht zählen und das hätte ihn wohl kaum erfreut. 1937 schrieb er zum Beispiel an Hans Fronius, mit dem es auch einen sehr interessanten Briefwechsel gibt, schrieb er Hans Fronius vom Haus der deutschen Kunst, Zitat, wo alles da ist, bis auf die Kunst, die ist. Ja, und mit dem Anschluss Österreichs im März 1938 ergaben sich für Kubin als Künstler wiederum neue Weichenstellungen, zum Teil positive wie negative. Positiv für ihn war, dass er nunmehr auch ein im Deutschen Reich lebender Künstler wieder war, in dem Österreich jetzt dem Deutschen Reich zugefallen ist und er bekam damit seine Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer wieder zurück, sogar mit seiner alten Mitgliedsnummer. Und andere bürokratische Vorteile, auf die er in seinen Briefen immer wieder hinweist, dass er verschiedene Probleme, die er speziell als Grenzlandbewohner hatte, Zyklettes ja sozusagen direkt hier auch an der Grenze, konnten sich lösen. Zum Beispiel hat er immer furchtbar beklagt, dass seine Konten in Passau in dieser Zeit eingefroren waren und er da auch nicht auf sein Guthaben zurückgreifen konnte. Auch das hat sich mit dem Anschluss für ihn quasi dann wieder ein Problem, das er dann nicht mehr hatte. Aber zweifellos gab es neue Probleme. Er schreibt in seinen Briefen, dass er eine Publikation, die schon sehr weit fortgeschritten gewesen wäre in der Planung, dass die nicht mehr umgesetzt werden konnte, weil er das bei einem jüdischen Verleger in Wien geplant hat und den gibt es nun nicht mehr, wie er so schreibt. Und da ist aber auch, also schreckt man sich fast ein bisschen, wie pragmatisch er dann hier schreibt, oder könnte man sagen, vielleicht auch ein bisschen wenig empathisch. Er schreibt dann an Fronius auch, für die Fantasien im Böhmerwald interessiert sich jetzt ein Hamburger Verlag, möge es werden, dann trauere ich um den nicht-arischen Wiener Verleger nicht zu sehr nach, denn das Honorar wäre ganz gering gewesen. Ja, eine eigenartige Episode ist das, beziehungsweise wie sich unmittelbar nach dem Anschluss die örtliche Gestapo für Kubin interessierte. Es gibt da einen erhaltenen Polizeiakt, dass der Gendarmerie-Posten in Wernstein von der Gestapo Wels beauftragt wurde, zu untersuchen, ob Kubin, ich zitiere, Angehöriger des anarcho-syndikalistischen Kulturbolschewismus gewesen sei. Ich weiß nicht, wie es dem Gestapo-Beamten in Wernstein damit gegangen ist. Es ist furchtbar falsch geschrieben, jedenfalls in dem Akt, der hier noch erhalten ist. Aber es sollte wohl das heißen. Es geht aus dem Akt auch nicht hervor, aber man kann sicher davon ausgehen, dass da eine Denunziation Hintergrund dieser Anfrage ist, also dass ihn jemand angeschwärzt hat. Ja, und der Bericht kommt jedenfalls zum Ergebnis, dass es keine Anhaltspunkte dafür gäbe, dass Kubin, Zitat wieder, sich aktiv am anarcho-syndikalistischen Kulturbolschewismus beteiligt hätte. sich aktiv am anarcho-syndikalistischen Kulturbolschewismus beteiligt hätte. Dem Wernsteiner Postenkommandanten war es aber in seiner Berichtlegung offenbar ein großes Bedürfnis, trotzdem möglichst viel Gerüchte über den ansässigen Künstler weiterzugeben. Er berichtete ganz ausführlich von den vielen Kontakten und Freundschaften, die der Künstler pflegte, dass hier immer die Leute aus- und eingehen, von wem er Post erhielt, auch verdächtigerweise ganz viel aus dem Ausland. Und er berichtete auch, dass angeblich erzählt würde, dass sich Kubin und seine Frau über den Nationalsozialismus und die Position dazu immer streiten würden. Alles das würde kolportiert. Ich glaube nicht zuletzt deswegen muss man davon ausgehen, dass irgendjemand in Kubins Umfeld in diesen Vorgang eingebunden gewesen sein muss, weil da schon sehr viele quasi sehr private Sachen auch in diesem Bericht vorkommen. Es ist trotzdem seltsam, weil außer dass dieser Akt überliefert ist, im Kubin-Archiv übrigens. Das heißt, Kubin hat den irgendwie dann auch bekommen. Also das sind die Originale, die Polizeioriginale. Also wo er das Warn bekommen hat, weiß ich auch nicht. Aber ansonsten scheint es nirgends auf. Und er erwähnt auch nicht in der Korrespondenz mit seinen vielen Brieffreunden und Freundinnen. Also über das kann man dann doch nicht offen schreiben, dass die Gestapo da war. Aber es passiert nichts weiter. Also es hat offenbar keine Folgen, keine Nachwirkungen glücklicherweise und man lässt ihn dann mehr oder weniger unbehelligt. wenn er da gefährdet war, dass er doch sehr gut eingebunden war in schützenden lokalen Netzwerken, wie zum Beispiel der In-Viertler-Künstler-Gilde. Besonders seine gute Beziehung zum Vorsitzenden der In-Viertler-Künstler-Gilde, das war Ernst August Mandelsloh, der seinen gilten Kollegen Kubin ganz hoch schätzte, gleichzeitig aber SS-Mann, überzeugter Nationalsozialist, Vorsitzender der Reichskammer für Bildende Künste, Oberdonner war. Also diese, einerseits sehr ambivalent natürlich, auch wieder so eine Freundschaft, andererseits war es ein wichtiges, schützendes Element auch für Kubin, dass er eben Freunde hatte, die auch zum Inner Circle der NS-Kulturpolitik gehörten. Ja, also wie gesagt, er hat dann eigentlich in den Kriegsjahren ganz gut arbeiten können, verlegen können, zumindest am Anfang. Natürlich, es ist vorhin schon gesprochen worden von der inneren Zensur auch, die ist immer dabei, also auch wenn er hier an Herbert Lange zum Beispiel schreibt, dass ihm die Auswahl der Bildtafeln für das Buch Abenteuer einer Zeichenfeder schwer fiele, weil ja weder Zitat Verfallsstimmung noch Zeitkritisches dabei sein dürfte. Also natürlich hat er sich dem gebeugt und hat sozusagen hier dementsprechend dann auch seine Bilder ausgewählt. Zunehmend liegt er dann unter den Einschränkungen, also unter den wirtschaftlich bedingten Einschränkungen des kulturellen Betriebs. Als Grafiker trifft ihn vor allem der Papiermangel und natürlich damit zusammenhängend wird es auch immer schwieriger zu publizieren. Auch hier zeigt sich, dass es ja pragmatisch ist und auch dann durchaus in einem NS-Propagandaverlag bereit gewesen wäre zu publizieren. Hauptsache die haben Papier und können sozusagen es gewährleisten, dass hier auch was verlegt wird. und können sozusagen es gewährleisten, dass hier auch etwas verlegt wird. In solchen Sachen wie in vielen anderen zeigt sich, glaube ich, dass der unpolitische Kopf Kubin vielfach durchaus sehr politisch agieren konnte, wenn es für sein eigenes und vor allem für sein künstlerisches Wohlergehen wichtig war. Angenehm war ihm das zweifellos nicht, nehme ich zumindest mehr an, denn aus allen seinen Briefen, aus allen seinen Aussagen geht hervor, dass er sich wirklich vor allem nach Ruhe und Ungestörtheit einfach gesehnt hat, nach Ruhe von all diesem Äußerlichen. Und die umfassendste und vermutlich auch sehr zutreffende Beschreibung des politischen beziehungsweise unpolitischen Menschen und Künstlers Alfred Kubin und mit der möchte ich nun auch schließen. Diese Beschreibung kommt von seinem Schwager und Freund Oskar Schmitz und der schreibt in seinem Privier für Einsame schreibt er über Kubin, ich zitiere Wer die Selbstbiografie Kubins liest kann nicht im Zweifel sein, dass er niemals ein Revolutionär war, seinen Instinkten nach ganz und gar konservativ ist bis zur Reaktion und äußerlich nichts mehr schätzt, als seine ungestörte bürgerliche Ruhe in angenehmen Verhältnissen, die ihm gestatteten, seine philosophischen und künstlerischen Probleme ausreifen zu lassen. Das alte Österreich mit seiner gemütlichen Korruption war der seinem Wesen gerade entsprechende Rahmen, in dem man raunste, wenn einem der Druck der bürokratischen Maschine persönlich zu unbequem wurde und alle Fragen für gelöst hielt, wenn sich irgendein Hintertürchen geöffnet hatte. Mir scheint, dass das für den Künstler, der auf innere Sammlung angewiesen ist, eine durchaus gemessene Haltung ist, die gar nicht lange fragt, woher die notwendigen äußeren Vorbedingungen für ungestörtes Schaffen kommen, wenn sie nur da sind. Es ist einer der vielen Literaturirrtümer, die künstlerische Weltbetrachtung immer wieder mit der Revolutionären zu verwechseln. Denn wenn auch in der Tat ein wahrer Künstler nicht leicht konservativ im Parteisinn sein wird, so doch umso mehr in der Idee. Vielen Dank. Applaus An Herrn Herbert Lange, Scherding am Inn, Silberzeile 17. Zwicklet, 27. Juni 1940. Sehr geehrter Herr Lange, Ihre Mitteilungen wie auch die Legende Brüderlichkeit habe ich mit Teilnahme erhalten. In dem Trubel bestätige ich den Empfang erst heute mit Dank. Aber sehr gerne werde ich Sie empfangen, wenn Sie einmal Zeit finden, mich hier oben zu besuchen. Nur bitte ich bei solchen Fällen, sich vorher so anzumelden, dass ich eventuell umrangieren kann, im Falle anderer Besetzung schon vorgesehen wäre. alle anderer Besetzung schon vorgesehen wäre. Also hat die militärische Anforderung sie erreicht. Da wünsche ich alles Beste, vor allem, dass die feldgrauen Tage möglichst kurz innen sein mögen. Denn ich habe völliges Verständnis für ihre eremitische Haltung. Und die aufgezwungene Kameradschaft kann peinlich sein. Das wird mir von manchen Bekannten aus dem Felde mitgeteilt. Den Monat August plane ich zu Ferien zu verreisen, September dann, falls man schon als bejahter Mann auf so weit hinaus rechnen darf, wieder hier. Ich sehe ihrer Anmeldung gerne entgegen, wenn es sich günstig ergibt. Mit freundlichem Gruß, Ihr ergebener Kubin. Feldpost, Anschütze Herbert Lange. Erweitertes Krankenrevier, Krumau an der Donau, Oberdonau, Moldau. Poststempel, 18.10.1940. Lieber Herr Lange, herzlichen Dank für das wirklich schöne wie tief empfundene Gedicht. Von der lyrischen Seite kannte ich Sie bislang noch nicht. Alles Gute wünschend, Ihr AK. PS. Vielleicht macht Ihnen die anliegende Entwurfsskizze zu einem der Blätter für das Buch mit Peter Scheer etwas Freude. Diese Zeichnung ist fixiert, aber natürlich doch empfindlich. Freude. Diese Zeichnung ist fixiert, aber natürlich doch empfindlich. Lieber Herr Professor Alfred Kubin, 5. November 1940, für Ihre überraschende und schöne Gabe danke ich Ihnen herzlich. Die Szene atmet die schlichte Feierlichkeit einer Opferung und das Mystische spricht stark aus dem natürlichen Vorgang. Das Skizzenblatt gefällt mir ausgezeichnet und ich werde es mit Freuden in meine kleine Grafiksammlung einreihen. Eine Arbeit von ihnen ist schon drin, eine Lito-Erschaffung des Homunculus. Vor zwölf Jahren etwa habe ich es mit ängstlichem Herzen und zitternden Knien erworben und herumgetragen, nachdem es monatelang das bescheidene Taschengeld des Schülers verschlungen hatte. Es war meine erste Erwerbung. Kurz vorher hätte ich nicht geglaubt, dass sich solche Dinge wirklich kaufen lassen, noch dazu von einem harmlosen Jüngling. Später folgten ein Holzschnitt der Kette Kollwitz, eine Radierung Hans Meitz und anderes. Zum Schluss noch eine Notiz voller Poesie. Ich fahre am Freitag auf Urlaub. Wenn Sie mich empfangen wollen, so schreiben Sie mir bitte gleich einen Tag, in der Mitte der nächsten Woche etwa. Nochmals aufrichtigen Dank und herzliche Grüße von Ihrem ergebenen Herbert Lange. Liebe Herr Lange, bitte kommen Sie den Donnerstag, dem 14. Nachmittags zu mir. Sie hätten den Autobus gegen 4 vom Stadtplatz, der in Zwickl hält. Zurück hätten Sie den Zug von Wernstein 1913 oder von hier zu Fuß. Auf ein gesundes Treffen. Herzlich, Ihr AK. Lieber Meister Kubin, als ich bei Ihnen war, erwähnten Sie gelegentlich, wie gern Sie Zitronen hätten, aber keine auftreiben könnten. Ich habe mich hier in Krumau sofort umgeschaut und auch etwas entdeckt, das den Namen Südfrucht zwar in keiner Weise verdient und doch vielleicht sauer genug sein dürfte, um ihren Ärger etwas zu versüßen. Ein kleines Päckchen ist gestern oder vorgestern an sie abgegangen. Ich bin nun wieder Schütze in Krumau und der Urlaub liegt hinter mir wie ein Schützenfest. Die Stunden in Dresden waren leider zu kurz. Es waren schöne Stunden, fern vom Krieg, wenngleich die Engländer alles taten, um mich aufzurüttelnd an ihre Existenz zu erinnern. In diesen 48 Stunden in Dresden habe ich drei Fliegerangriffe erlebt, die mit ihrem Getöse die mondhellen Nächte erfüllten. Die schwere Flak brüllte Protest, die leichte Flak ballfahrte und die MGs ratterten hysterisch dazwischen. Viel Lärm um nichts. Viel Lärm um nichts. Es bleibt schon dabei, dass Andreas Hofer schutzheiliger der Flack ist. Ach Gott, wie schießt ihr schlecht. Nun aber zu ihrer Ausstellung in Dresden. Sie ist schön, wenngleich Kühl den größeren Raum seiner Ausstellung mit kultiviert glatten, etwas kunstgewerblichen Aquarellen von Arno Drescher vollgehängt hat, nicht zu sehen sind. Der starke Gottlieb, Vorabredung, Kreatur, der Großinquisitor, Theatercafé, der verlorene Kopf, zu tragisch, flüsterte Herr Kühl, Muskelklauen und Wildnis im Böhmerwald. Kühl, Muskelklauen und Wildnis im Böhmerwald. Ich bat die aufsichtsführende Muse, mir neue Blätter zu zeigen, hatte aber keinen Erfolg. Später erschien Herr Kühl. Ich wiederholte meine Bitte mit dem Hinweis, dass ich über die Mappe von Ihnen unterrichtet sei. Nun wurde ich in einen abgeschlossenen, mehr privaten Raum geführt und sah alles. Kühl sagte viele glatte Sätze reibungslos auf. Unter anderem meinte er, dass er selbstverständlich allen wirklich Interessierten auch diese Blätter zeige. Woran er die wirklich Interessierten erkenne, habe ich ihn als höflicher Mensch nicht gefragt, aber genug. Der kleine Raum mit ihren Arbeiten ist schön und hinterlässt einen geschlossenen, starken Eindruck. Am längsten habe ich vor dem Platte Hyänen gestanden. Was daraus spricht, ist im vollen Sinne des Wortes unbeschreiblich. Der wunderbare Gegenpol dazu ist Fuchs und Marder spielend für mich. Diese beiden Grafiken sind mir überaus gegenwärtig geblieben. Nun muss ich schließen, meine Nachtwache ist fast vorüber. Der Raum ist kalt und ich friere an die Sickfinger. Ich sende Ihnen die herzlichsten Grüße und bitte Sie, mich auch Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen. Ihr sehr ergebener Herbert Langer. NB, Herr Kühl bat mich, Ihnen seine Grüße zu übermitteln, falls ich Ihnen schreibe. übermitteln, falls ich Ihnen schreibe. Lieber Herr Lange, im Weltkrieg haben wir dem Krieger Paketchen geschickt, nun ist es umgekehrt. Tausend Dank. Aber im Ernst, nun ist auch in Scherding die Zitronenquelle ergiebig. Vor allem aber, wie intensiv fesselte mich ihr Schreiben über den Dresdner Aufenthalt. Ausstellung, ihr heimatliches Milieu, drei Fliegerangriffe, alles in 45 Stunden. Das nenne ich kulminiertes Erleben. Also von einer Kollektion mit 30 Arbeiten getraute sich Kühl gleich mit acht nicht heraus Wie bezeichnend für das Zeitalter der Sterilisierung und Kastration Ich fühle mich in Schuld bei Ihnen, lieber Herr Lange dass von solch kurzem Aufenthalt der Ausstellungsbesuch auch noch kam und ich Ihren schönen, mir wertvollen Bericht erhielt. Eine kleine Freude möchte ich Ihnen auch machen und werde demnächst bei Ihrer Frau eine Litografie der kranke Dichter, der heute längst vergriffen ist, als kleines Erinnerungszeichen abgeben. Bei dem Dichter dachte ich an den mir bekannten Rilke. Doch tut die Gelegenheitsursache, die zu dem Blattanlass gab, nichts zur Sache. Hier tobt bereits der Weihnachtsrummel. Dass es mit Kulinarien, Textilien, Reisen etc. etc. heute nicht geht, stürzt man sich auf Kunst und Bücher. Und selbst Willrich wird vermutlich hochgeschätzt, werden sie Philosophie wie Laune weiterhin behalten. Die Geister der Jugend sind die Zukunft. Sie werden sehen, es wird sich alles fügen, nach dem stillbeharrlichen Wunsch, herzlichst, Ihr alter Kubin. Lieber Herr Professor Kubin, schon lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Und auch ich weiß nicht mehr recht, wie es Ihnen geht. Einige Male schrieb mir meine Frau von ihren kurzen Besuchen in Scherding und den herzlichen Gefühlen, die sie dabei empfand. Meine Schweigsamkeit hat verschiedene Ursachen, aber meine Lust darüber zu reden ist gering. Der Militärdienst tötet, auch wenn er einem zufällig das Leben lässt. Dabei habe ich gemessen an üblichen Verhältnissen nicht das mindeste Recht zur Klage, obwohl sich mit dem Wechsel des Chefarztes vieles bei uns verändert hat. Unser neuer Herr ist ein Oberfeldarzt. Das ist ein Sanitätsoffizier im Range eines Oberstleutnants. Der kümmert sich um uns so wenig wie eine Wotanzeiche um die Ameisen, die am Fuß ihres Stammes mühsam und fleißig arbeiten. Dafür sorgt aber der Oberfeldwebel umso eifriger für uns, der mich, um im Bilde zu bleiben, an jenen mutwilligen Knaben erinnert, der den Ameisenhaufen mit seinem Stocke durchwühlt. Das Übelste aber ist jetzt die Verödung, gegen die man so hoffnungslos ankämpft wie gegen die Zahnfleischentzündung, die eine freundlichere Form des Korbutzis und mit der einseitigen Ernährung zusammenhängt. Die großen Spannungen des Krieges äußern sich bei uns nur in kleinen und kleinlichen Formen und es ist schwer, Monat für Monat zu überstehen. In dieser Verfassung, verehrter Herr Kubin, begegnete ich Ihrem so zarten und schönen Platte der kranke Dichter, als ich für ein Wochenende nur daheim sein durfte. Es hat mich tief berührt und anhaltend beschäftigt. Ich danke Ihnen nochmals dafür. Dieser Beschäftigung lege ich Ihnen heute bei. Ein wenig zögernd zwar, wenn ich ehrlich sein darf, denn Ihr Schweigen auf meine letzte Sendung hat mich etwas unsicher gemacht und ich weiß nicht, ob ich Sie mit meinen Arbeiten nicht langweile. auf einen Gemeinschaftsausflug begeben. Der alte deutsche Hang nach dem Süden ist wieder wach. Ich glaube, dass ich in Kromau bleiben werde, wenn nicht einer gerade meinen sollte, dass die griechische Sonne für meine Rippenfellentzündung von besonderer Heilwirkung sei. Ich warte und bin an mir selbst nur noch wenig interessiert. Bitte widmen Sie mir wieder einmal ein paar Zeilen und ein kleines Gedenken. Ihnen, lieber Herr Kubin, Ihrer werten Frau Gemahlin und Frau Schwägerin, herzlichen Gruß von Ihrem ergebenen Herbert Lange. ergebenen Herbert Lange. Lieber Herr Lange, zwickelt 11. März 1941 gleich oder gar nicht antworten, dröhnte sie mir, angesichts dieser üppigen Fluten von Postsachen. Aber ich danke Ihnen für das liebe Schreiben und für das wie immer tief empfundene Gedicht von Ihnen. Da es durch das Blatt der kranke Dichterin pressioniert wurde, sende ich es nächstens ans Kubin-Archiv in Hamburg. Gewiss, Sie haben es relativ ruhiger wie die Bewohner der Waterkantstätte oder die des Rheinlandes. Trotzdem, ich weiß von ihren persönlichen Miseren. Bei den Besuchen in Scherding teilte mir ihre liebe Frau ihre Erkrankung mit und wodurch diese dann kompliziert wurde. Und nun sehe ich mit Genugtuung, wie der unsterbliche Humor ihre Beurteilung der Widerwärtigkeiten mit einem leichten Goldglanzstreifen umglänzt. Von mir wäre zu berichten, dass die nun endlich wirklich zunehmenden Vorfrühlingstage auf ernstlich abnehmende Alterstage treffen, weshalb sie es entschuldigen müssen, wenn ich tatsächlich auf eine ihrer Liebenswürdigkeiten nicht mit herzlichem Dank erwidert hätte. Hier war Herr Verleger Pieper und Maler Professor Unhold. Und wir suchten die letzten Blätter für ein 64-tafelnd enthaltenes, mit Unhold-Einführung zu erwartendes Journalwerk heraus, welches noch im Herbst des Jahres erscheinen soll. Gar nicht einfach, lieber Herr Lange, denn weder Verfallserscheinungen noch Zeitkritisches darf da hinein und das ist bei mir immerhin schwierig. Es gelang aber und ich gab der Sammlung den Titel Abenteuer einer Zeichenfeder. Um das Bestellen von Papier hierfür musste erst angesucht werden. Auch Sie, lieber Herr Lange, werden auf diesen heutigen Erlebnisse einmal auf Schall und Rauch zurückblicken, so hoffe ich es, und meine Frau und die Schwägerin grüßen Sie mit mir rechtsherzlich, Ihr alter Kubin. Ihr alter Kubin 1. Mai 1941 Lieber Herr Kubin, es ist entsetzlich, wenn einer so gern heimkehren möchte wie ich. Freilich wollen es alle. Bis auf ein paar junge Leute, die sich in irgendwelche Fernen sehnen, wo sich die Heldentaten nur so am Wegrand pflücken lassen. Sie glauben fest daran, dass sie den geeigneten Hals für ein Ritterkreuz hätten. Kromau wird leer. In kleinen und großen Gruppen werden Mannschaften und Offiziere abgestellt. Wohin, wissen wir nicht. Vielleicht wird der Angriff auf die Insel doch in diesem Sommer versucht. Jedenfalls hängt jeder einzelne Fester am Militär denn je. Nur die Eisenbahner sind jetzt entlassen worden. Ich musste eine ganze Reihe solcher Entlassungen durchführen. Mir scheint, ich habe den Beruf verfehlt. Gedichtemacher werden nirgends gebraucht und deshalb auch nie entlassen. Gedichtemacher werden nirgends gebraucht und deshalb auch nie entlassen. Mich fordert kein Händler an, kein Fabrikant, vom Staate ganz zu schweigen, nur meine Frau. Und das gilt nicht. Deshalb, lieber Meister Kubin, vergessen Sie mich nicht. Denken Sie gelegentlich daran, dass ich in Kromau eingegattert bin? Kein Held, kein freier Mann, sondern ein uniformiertes, garnisonsmüdes Lebewesen ohne Geschlecht. Herzlichst, wie immer, bleibe ich Ihr ergebener Herbert Lange. Felspost an den Sanitätsunteroffizier Herbert Lange zur Zeit Bregenz am Bodensee. Lieber Herr Lange, also Gott zum Gruß, es erfreut uns hier innig, dass Sie endlich mit Ihrer guten Frau vereint Erholungstage genießen können, so wie eine selige Insel im dröhnenden Ozean europäischer Barbarei. Zu den Hauptmagneten gehört das Schaffen. Mir scheint es natürlich. Und ich habe deshalb auch Ihre Bitte wegen des Fabelbüchleins durchaus in Vorerwägung gezogen und hoffe, diese Kombination von Dichterkünstler wird später manchen noch erfreuen. Um ein zwangloses allmähliches Studium und Werden zu gewährleisten, ist es dann nötig, den Text so neben mir hier länger liegen zu haben. Und wie ich mit Skatzl im Reinen bin und die Fabeln habe, kommt dann auch gleichsam keimend, hoffentlich auch wachsend, die Beschäftigung damit. Alles Gute, 69 Brsch Tirol, 18. März 1943. Unter den vielfältigen und besonderen Freuden dieser zehn Urlaubstage war Ihr Brief, den ich in Bregenz erhielt, nicht der geringste und ich danke Ihnen auch recht herzlich dafür. ich Ihnen auch recht herzlich dafür. Skarsl habe ich geschrieben, er möge sich mit Ihnen in Verbindung setzen, damit die geschäftlichen Voraussetzungen unserer Zusammenarbeit geklärt werden. Ich werde mich freuen, wenn diese Dinge zu Ihrer Zufriedenheit erledigt sein werden und wir dann ungehindert unsere künstlerischen Kräfte vereinen können im Dienste des Werks. Ich glaube, dass meine märchenhaften Gleichnisgeschichten und ihr grafischer Stil sich zu einer starken Zweiklang ergänzen werden. Vielleicht denken Sie aber doch nicht nur an Vignetten. Ich stelle mir eigentlich die Grafiken auf einem eingeschalteten Seiten in der Buchgröße vor. Meines Wissens wird es klein Oktav werden, aber damit hat es ja Zeit, bis sie sich mit Skarsl geeinigt und meine Texte gelesen haben. Darf ich sie am Montagnachmittag besuchen und ihnen etwas erzählen, was ich hier nicht schreiben darf? Ich hoffe, dass gutes Wetter ist, damit ich nach Zwittlet laufen kann. Sollte ich Ihnen nicht gelegen kommen, dann werfen Sie mich einfach wieder hinaus. Um einen Spaziergang ist es ja niemals zu schade. Nun, lieber Herr Kubin, sende ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin zugleich im Namen meiner Frau, die sich ihrer Grüße herzlich gefreut hat, die herzlichsten Grüße. Und ich bleibe wie immer Ihr ergebener Herbert Lange. Lieber Herr Lange, Dezember 43. Gute Weihnacht. Ich bin leider ziemlich trist betroffen, nun auch bei der Leipziger Katastrophe vom 4. des Monats, wo der größte Teil der Auflage meiner Planetenmappe verbrannte. 2000 Exemplare liegen in einem Behelfslager, allerdings ungebunden noch, aber im Weihnachtsaugenblick hilft mir das nicht. Und man kann zur Zeit gar nicht daran, wie mitgeteilt wurde. Und man kann zur Zeit gar nicht daran, wie mitgeteilt wurde. Erkundigen Sie sich bitte auch bei Castle, auch in meinem Namen, wie es ihm in dieser Beziehung geht, wenn Sie es nicht schon getan haben. Da wir über unsere gemeinsame Veröffentlichung nichts weiter hörten, nehme ich an, dass es dort im Allgemeinen gut steht. Herzlichst, Ihr Kubin. PS. Auch der Inselverlag ist zerstört. Auch bei Reklam soll es schlimm aussehen. Zwicklet, 4. Jänner, 1944. Lieber Herr Lange, Gottlob kam gestern von Skarsel Nachricht, dass allerdings das eine seiner Häuser mit allem Material vernichtet ist. Meine elf Originale sind aber erhalten. Der stille Zauber ihrer Frau hat geholfen. Das Büro Marienstraße 11 funktioniert weiter. Ich möchte Ihnen den Vorschlag machen, dass er die Kollektion der Originale mir zur Bewahrung schickt, bis er sie anfordert. Und so müssen wir uns eben gedulden, lieber Lange, in Ihrem Fall gewiss noch ärger wie in meinem, denn ich fühle mich doppelt so alt. Alles Gute an Wünschen, besonders auch, dass diese unserer Angelegenheiten einigermaßen günstig ausgehe, stets ihr ergebener Kubin. Das Typoskript wird Skarsel wohl auch bei den Originalen gesichert haben. Lieber Herr Lange, Jänner 44 Das Buch meiner zwieträchtigen Jugend kam also wieder in meine Hände. Es freut mich, dass Sie es unter veränderten Umständen wieder gelesen haben. Ich erhalte in den letzten Jahren sehr oft briefliche Äußerungen von Personen, Es freut mich, dass Sie es unter veränderten Umständen wieder gelesen haben. Ich erhalte in den letzten Jahren sehr oft briefliche Äußerungen von Personen, welche die andere Seite nicht aus der älteren Zeit kannten. Sie wurde 1908 verfasst und ich staune selbst über die Parallelen zur Wirklichkeit. Seinerzeit machte das Werk einen mächtigen Wirbel, obwohl es nirgends ein Modebuch gewesen war. Ich selbst beurteile den Band als ein Außenseiterwerk. Ich schrieb das wie getrieben, oft auch nachts aufstehend vom Lager. Es ist eine echte dämonisierte Schrift und nichts von Literatur und mehr auch wieder. Die andere Seite ist eine Erlebnisreihe und eine Weltanschauung. Aber das brauche ich Ihnen gar nicht zu sagen. Das haben Sie gewiss erkannt. Im gewissen Sinn bin ich anscheinend auch niemals darüber hinweggekommen. Es ist eben mein Schicksal und die 35 Jahre, welche nach Abschluss des Bandes für mich noch kamen, brachten in einigen Beziehungen Klärung, in keiner eine Totalberichtigung. Deshalb deckt sich meine eigentliche bildkünstlerische Arbeit geistig aufgefasst mit den Visionen dieses sonderbaren Buches. Hoffentlich geht es Ihnen nicht so seelisch schwankend wie mir zurzeit öfters. Dass man neuerdings allgemein KV, kriegsverwendungsfähig, geschrieben wird, verschlechtert die letzten Chancen, die er nur bedingt. Sie werden ihrer Familie nahe bleiben und ich hoffe, dass sie neben der Apotheke doch auch zum Holzschnitt und sonst zur Kunst gelegentlich kommen. Wie sehr begreife ich ihr Leid wegen der Verzögerung beim poetischen Grüße Kubin. Ihre Benachrichtigungen trotz dem abwartenden Inhalt freuten mich doch. Sie werden auch an dem Tausch der dritte Standort einen Vorteil finden. Auch Skarsel wird Positives leisten müssen in ihrer wie auch in meiner und Reichs Sache. Ich dachte, Skarsel sei persona grata bei den zuständigen Instanzen. Heute muss man mit anderem Maß messen. Dennoch, die Wunderharfe des Lebens tönt dem Dichter wie auch mir, dem Künstler, hindurch durch all das Grau, von blutigen Reflexen beleuchtet. Und daher bin ich der Alte, der auch sich schulen muss im Warten lernen, Wechseln und Wechseln Meine Aache schleudert's auf dem Meere der Nerven Mit ihren wechselnden Spielen Und deutlicher als früher Auch der Nah begreift's nun Weiß man, wie töricht ein Planen über zwei Tage hinaus jetzt wäre Auch der jeweilige Rhythmus gehört in unsere Weltvision. Von hierorts in alter Herzlichkeit wie immer, Ihr AK. Ich hoffe, das war jetzt nicht schon so lange, das Lesen. Wir werden jetzt ein kurzes Gespräch führen, damit wir die Zeit nicht überstrapazieren. Und wir wollten es auch ein bisschen aufmachen für Sie, für das Publikum. Also das heißt, Sie können natürlich auch gerne Fragen stellen, wenn Sie welche haben. Ob wir sie beantworten können im Einzelfall, weiß ich nicht. Was mich konkret noch interessiert hat, Frau Kirchmeier, Sie haben es eh schon ein bisschen angedeutet, war, inwieweit die In-Viertler-Künstler-Gilde eben eine schützende Hand über Kubin gelegt hat. Also ein bisschen haben Sie es angedeutet durch den Ernst August von Mandelow, der ja auch anscheinend bei Max Beckmann gelernt hat und auch expressive Künstler sehr geschätzt hat und der auch sich, glaube ich, für Sergius Pause eingesetzt hat. Also der sozusagen so eine Vermittlerfigur war. Vielleicht können Sie da noch kurz darauf eingehen und überhaupt auf die Rolle der IKG, also der Inhütter Künstlergilde. Ja, ich glaube, das ist schon ein zentraler Punkt, also dass er hier diese Eingebundenheit hatte. Es war möglicherweise vielleicht auch durch die Abgeschiedenheit in Zwicklet etc. alles für ihn möglicher, als wenn man zum Beispiel vielleicht in Wien oder so gelebt hätte. Und diese lokalen Netzwerke, eben die Künstlergilde und da eben wirklich besonders Mandelsloh. Also das ist schon verbrieft, dass sich Mandelsloh hier eher gekümmert hat, dass hier Kubin, also ob er da zum Beispiel jetzt was zu tun hatte, diese Gestapo-Geschichte da irgendwie aufzuheben, das glaube ich jetzt fast nicht, aber es war sicher wichtig, dass er der Reichskammerkulturleiter der Lokale war und nicht jetzt jemand, mit dem Kubin vielleicht keinen Kontakt gehabt hätte oder eben womöglich keinen guten. Und dass Mandelsloh Kubin geschätzt hat und dass er auch, wie Sie jetzt gesagt haben, auch eigentlich ein Anhänger auch des Expressionismus gewesen ist, mag vielleicht verwundern, weil wir ja alle wissen, dass Expressionismus als entartet diffamierten Kunstrichtungen letztlich dann gezählt hat in der Nazi-Kunstpolitik. Das ging aber sehr stark von Hitler aus und war lange Zeit eigentlich nicht grundsätzlich jetzt Konsens. Also auch Goebbels zum Beispiel hat den Expressionismus sogar als besonders deutsche Kunstströmung durchaus auch geschätzt. Und das waren zum Teil Dinge, die jetzt nicht von Beginn an ganz klar waren, welche Ismen da jetzt Gute sind und welche Ismen Böse sind. Und hier kann man wirklich sagen, dass sich Hitler mit diesem Antiexpressionismus durchgesetzt hat, aber dass sicherlich viele, die jetzt in anderen Belangen der Nazi-Ideologie nahe standen, mussten ja nicht unbedingt auch alle diese Auffassungen in der Kunstpolitik teilen. Das heißt, das ist ja generell etwas, was wir in der Forschung zum Nationalsozialismus, was immer wieder betont werden muss, es gibt ja auch sowas wie Teilzustimmungen oder Teilidentitäten, dass ich sage, mit der einen Sache, die entspricht mir und die andere vielleicht weniger. Insofern lässt sich das schon auch ein bisschen vereinen. Also man musste das natürlich dann zurückhalten und natürlich konnte Mandelsloh dann keine Expressionisten ausstellen, aber dass er jetzt trotzdem sozusagen Nazi war, auch wenn er eigentlich den Expressionismus mochte, das war schon durchaus vereinbar. Also das eine schließt nicht unbedingt das andere aus. Und Kubin ist ja generell mit seiner Kunst schwer einordnenbar auch gewesen. Er war ja jetzt kein klarer Ismus, wo man sagt, das ist so eindeutig, sowohl von den Inhalten als auch auch von der Form. Wobei man eben schon den Eindruck hat, dass da gerade was in dieser Zeit gezeichnet hat, was illustriert worden ist, gemäßigt war. Und es gibt ja auch Informationen dazu, dass in den ganz frühen Jahren der NS-Herrschaft Zeichnungen als entartet, also Kubinsche Zeichnungen als entartet bezeichnet wurden und die offensichtlich aber wieder aus diesen Ausstellungen verschwunden sind. Also ich habe wieder gelesen, in der Zeit als Kubin, das war ja bis 1936, in den 30er Jahren, diese Affäre hatte mit der Emy Hesele, hat deren Mann, der Hans Hesele, eine Ausstellung über entartete Kunst in Salzburg gesehen und hat eine Zeichnung Kubins da drinnen entdeckt und hat dann den Kurt Otte, also den Kubin-Archivar angeschrieben, er möge was dagegen unternehmen, dass diese Zeichnung da rauskommt und so weiter. Also da sind ja schon solche Dinge passiert und das war mir auch nie ganz klar, wie konnte das sein, dass das sozusagen dann wieder... Ja, ich glaube, da ist die Erklärung jetzt eh auch schon in der Frage. Also jemand, der den Kubin kennt, übernimmt persönlich hier irgendwie etwas, wo raus oder reinzunehmen. Das heißt, es ging ihm immer ganz stark um das, wer kennt wen, wer hat wo welche Beziehungen, wer hat wo welche Möglichkeiten zur Einflussnahme. Und das war da ja nicht viel anders, wie man das vielleicht so auch kennt. Also es gab keine, es war nirgendwo geschrieben, das sind die Richtlinien, das sind die Künstler, die im Nationalsozialismus nicht, also es gab schon diese Listen des schädlichen Schrifttums, also in der Literatur noch viel eher, aber in der bildenden Kunst war es zum Teil schon noch unklarer. Und da waren solche Sachen dann schon möglich. Und da ging es dann auch genauso wie jemand, wenn schützen konnte, konnte es umgekehrt natürlich genauso sein, dass jemand Probleme bekam oder jetzt vielleicht als entartet diffamiert wurde, weil jemand dieser Person aufsitzen wollte. Da sind zum Teil auch alte Konkurrenzgeschichten ausgelebt worden, wo man dann einen Widersacher vielleicht auf diese Art und Weise oder auch einen künstlerischen Konkurrenten vielleicht hier ganz wehtun konnte und ausschalten konnte. Also das läuft oft auf einer viel weniger, wie wir vielleicht glauben, klar strukturierten Ebene, sondern auch sehr viel auf Basis persönlicher Beziehungen. Ja, vor allem hat dieser NS-Kulturpropagandist Willrich, der ja auch in dem Text kurz erwähnt wurde, Kobin ja ganz explizit angegriffen, massiv angegriffen. Und darum, denke ich, muss er auch wirklich gute Fürsprecher gehabt haben, dass ihm nicht mehr passiert ist. Ich wollte noch ganz kurz nochmal auf die Hedwig-Kubin eingehen, das war mir wichtig, weil sie so verschwindet, hinter dem Alfred-Kubin, weil es auch so wenig über sie zu erfahren gibt und sie haben mir kurz erzählt, dass sie im Kubin-Archiv ein bisschen Einsicht nehmen konnten, auch in Texte von ihr, das wollte ich ganz kurz noch, dass Sie da vielleicht kurz drüber sprechen. Ja, es ist in meiner Beschäftigung mit Kubin, war das für mich sehr zentral, diese Hedwig-Kubin auch kennenzulernen und auch immer stärker zu sehen. Es ist ja irgendwie eine sehr typische Geschichte, dass die Frau neben dem Künstler oder hinter dem Künstler hier so unsichtbar bleibt. Das wird ihr eigentlich nicht gerecht. Also sie war erstens selbst als Frau, als Biografie, auch von ihrer Herkunft und ihrer Ausbildung. Sie war ja auch Übersetzerin, sie war eine sehr gebildete Frau. Sie hat letztlich auch das Vermögen eingebracht, mit dem die Ache gekauft wurde in Zwicklet. Und sie war Zeitlebensmanagerin, Haushälterin. Es gab auch eine Haushaltshilfe, aber sie war die Hausfrau, die Hausherrin, die sich um all diese Belange dieses doch ja auch schwierigen altenhauses gekümmert hat. Und natürlich scheint sie wenig auf. Es ist ja der Briefwechsel, es gibt eine Publikation Briefwechsel, da sind nur Alfreds Briefe an Hedwig publiziert, leider nicht die Briefe Hedwigs. Und im Kopienarchiv gäbe es da noch sehr viel Schätze zu heben, also auch was die Hedwig betrifft. Also es gibt eine sehr interessante Korrespondenz von Hedwig-Kubin mit dem Archivar, mit Kurt Otte. Unglaublich spannende, über Jahre gehende Korrespondenz, die natürlich auch viel über Kubin erfahren lässt, aber eben auch über die Lebensumstände und Lebensverhältnisse der Hedwig. Vielleicht noch ganz kurz, weil das Kubin-Archiv ja jetzt mehrmals vorgekommen ist und auch der Archivar, also auch das ist etwas, was Kubins Leben sehr abhebt von vielen anderen Künstlern und Künstlerinnen, ganz speziell dieser Zeit, dass er wirklich quasi zeitlebens einen Archivar hatte. Also das war einfach ein Kubin-Verehrer, der die Kunst Kubins sehr schätzte. Das war ein Apotheker aus Hamburg, der neben seinem Apotheker-Dasein ein Archiv aufbaute, wirklich, würden wir sagen, heute ein total professionelles Archiv, wirklich, würden wir sagen, heute total professionelles Archiv, das alles gesammelt hat zu Kubin, also alles, was über ihn erschienen ist irgendwo, natürlich auch sein Werk, die Korrespondenz, in enger Zusammenarbeit eben mit Kubin selbst, beziehungsweise Hedwig, die das dann halt alles wieder erledigt hat. Das heißt, die haben Abschriften der Korrespondenz immer an ihn geschickt. Also da ist wirklich alles dokumentiert worden. Und das ist schon auch, glaube ich, ein Grund, dass das Kubin auch so präsent war und auch jetzt im Nachleben, weil er einfach, glaube ich, den besterhaltenen Nachlass ever und aller Zeiten irgendwie hat, weil sich jemand sein ganzes Leben dem gewidmet hat. Und dieses Kubin-Archiv ist dann, ich glaube Ende der 70er, ans Lehnbach-Haus eben in München verkauft worden, wo man das jetzt als wissenschaftliches Archiv noch eben führt und auch besuchen kann. Man muss auch sagen, er hat sehr darauf geachtet, dass es während des Kriegs, es muss ja mehrmals übersiedelt werden wegen der Bombardierungen in Hamburg, und er hat es geschafft, dass er dieses Kubin-Archiv immer wieder umsichtigst übersiedelt, von A nach B, ich glaube dreimal ist das immer wieder woanders hin übersiedelt, damit diese Bombentreffer das Archiv eben nicht… Aber Kubin war sicher ein Künstler, dem das sehr, sehr bewusst war, immer schon, die Wichtigkeit auch dieses Dokumentierens. Also er hat ein sehr starkes biografisches Bewusstsein. Er hat ja auch schon extrem früh begonnen, seine Autobiografie zu schreiben, die er dann so alle paar Jahre quasi fortgesetzt hat. Das heißt, er hat wirklich selber dafür gesorgt, auch das Bild von ihm selbst noch mitprägen zu können. Er hat nicht auf einen Biografen gewartet, sondern hat sich selbst quasi seine Biografie erschrieben. konnte er natürlich auch mit beeinflussen, welche Wichtigkeit jeweils ein Briefpartner auch hatte. Also Briefe, die er als wichtig empfand, gingen dann ans Kopienarchiv und viele offenbar aber auch nicht. Und das ist jetzt auch interessant, wenn man jetzt den Briefwechsel hier, also ihr habt ja dankenswerterweise sowohl die Briefe Lange als auch die Korrespondenz Wittek herausgegeben. Nur von der Susann Wittek gibt es keine Gegenbriefe, weil er die offenbar nicht ins Kopienarchiv übergeben hat. Also warum auch immer. Aber das heißt, das bestimmt auch ein bisschen mit, wer bleibt erhalten oder wer kommt sozusagen hier auch ins längere Archivgedächtnis. Wir haben schon überlegt, ob es vielleicht auch mit den Frauen zu tun hat, weil mir erzählt worden ist, dass eben ein Konvolut mit Briefen von Kubin Andi Wilma Eckel am Flohmarkt veräußert worden ist vor vielen Jahren hier in Linz. veräußert worden ist vor vielen Jahren hier in Linz und man fragt sich natürlich, die Wulmer Ecke ist ja auch nicht irgendeine Künstlerin, sondern immerhin eine sehr bedeutende Künstlerin ihrer Zeit, mit der Kubin auch ausgestellt hat und die auch auf der Biennale präsent war und offensichtlich sind aber auch diese Briefe nicht ins Kubin-Archiv aufgenommen worden. Das ist erstaunlich. Ja, ich glaube, wir dürfen das hier nicht überstrapazieren. Ich wollte noch mal ins Publikum auch fragen, ob Sie noch Fragen haben. Ja, bitte. Wie und warum kam Kubin von Böhmen ins Invertum? Über Zell am See. Also, geboren in Leitmaritz, dann aber aufgewachsen in Salzburg, längere Zeit in Zell am See. Und dann ging er zur künstlerischen Ausbildung nach München. Und von München aus war dann quasi das Innenviertel. Also da war er schon mit Hedwig zusammen. Also der Vater hat diesen Ansatz gefunden. Genau, und sie haben den Wunsch gehabt, halt irgendwie aufs Land zu ziehen oder nicht halt in München in der Stadt zu bleiben, sondern irgendwie eher so einen Künstlerrückzugsort in Bayern oder irgendwo halt finden. Und der Vater war es dann, der dieses Anwesen in Zwicklet quasi gefunden hat und das haben sie dann gemeinsam erworben und so kommen da quasi 1905, glaube ich, oder 1907, also um den Dreh rum, 1907, glaube ich, Magdalena, du weißt das wahrscheinlich bestens, oder dann bin ich eh ganz gut mit 1905 bis 1907, dann war es 1906, ziehen sie dann nach Zwicklet und ab da ist das dann der Lebensmittelpunkt bis zum Tod und kommt dann ins Innenviertel. Aber eigentlich sozusagen über die Schiene München-Bayern. Und dass das Zwicklet als Arche bezeichnet wird, das ist vielleicht nicht für alle ganz ersichtlich gewesen, aber die Arche, die auf dem stürmischen Meer treibt, das ist natürlich immer Zwicklet. Es gibt auch eine Postkarte, die auch in diesem Briefwechsel vorkommt, da steht drauf, das Wrack in der Arktis treibend und auf der Rückseite oder auf der Vorderseite, besser gesagt, sieht man eben wieder das Zwicklet, das Schlösschen, also das war immer die Arche für ihn. In der Zeit des Nationalsozialismus, in der Zeit des Krieges war es quasi die wirklich im wilden Meer auf und ab gepeitschte Arche. Aber Sie haben eine Frage, glaube ich, gehabt. Ich habe eine Frage. Die Verbindung zwischen Susan Wittek und Kubin, haben wir ein bisschen zu kurz jetzt, weil ich von den Briefen, ich habe schon gehört, die Briefwechsele gibt es nicht. Ich meine, die sind nicht vorhanden, die noch nicht dazu sein. Ja, das ist tatsächlich, es ist ein bisschen, das habe ich zu kurz gekommen, einerseits aus zeitigen Gründen und weil der Briefwechsel deutlich weniger umfangreich ist. Die Susanne Wittek war als Künstlerin einquartiert in der Villa Kapsreiter in Scherding. Also dieses industriellen Paar Capsreiter, die ja große Mäzene waren in der Region, die hatten das sogenannte Monika-Haus oder diese Villa Capsreiter und da waren immer wieder Künstler untergebracht, zeitweilig, die dort eben gearbeitet haben. Auch Richard Billinger war da und eben auch die Susan Wittek war zeitweilig da und da gab es einfach einen regen Künstleraustausch und daher hat sie sozusagen Kubin kennengelernt und ihn offensichtlich auch angeschrieben und hat eben auch gefragt, ob sie ihn besuchen darf, also sie war auch einige Male da, aber da gibt es eben, wie gesagt, die Briefe, die sie bekommen hat von Kubin, sind alle erhalten, weil sie sie eben aufgehoben hat und noch vor ihrem Tod an Herbert Lange übergeben. Darum sind die auch in diesem Nachlass drinnen. Aber die Gegenseite, also ihre Briefe sind eben nicht erhalten geblieben, bis auf die sieben Postkarten, die wir eben über die Oberösterreichische Landeskulturbegegnung bekommen haben, die offensichtlich in Büchern eingelegt gewesen sein dürften oder in diese Kubin-Bibliothek übergegangen sind. Bitte. Ja, gibt es. Hier ist er nicht. Gibt es, ja. Und ist der hier oder ist der im Ländershaus? Hier ist er nicht. Ob du zufällig was sagst? Also im Bilger-Breustedt-Zentrum. Genau, also das ist einerseits kann man das nachlesen, weil es schon publiziert ist, also es liegt als Buch vor und die Originalbriefe liegen im Bilger-Breustedt-Zentrum in Toffkirchen an der Bram. Das ist ein sehr interessanter Briefwechsel natürlich, der Bilger-Kubin-Briefwechsel. Haben Sie noch Fragen? Ich möchte es nicht überstrapazieren, weil wir haben eine... Die Frau Mavridis ist so tapfer heute. Ich habe mich sehr gefreut. Ich wollte nochmal sagen, dass Sie heute gekommen sind. Und ich wollte mich auch noch beim Verein bedanken. Verein Rollende Engel, die uns ermöglicht haben, dass sie heute da sein darf. Vielen Dank. Ja, ansonsten, Sie können gerne auch nachher noch das Gespräch suchen. Das Buch wird natürlich hinten angeboten, wer es erwerben möchte, freuen wir uns natürlich auch sehr. Und ansonsten danke nochmal für Ihr Kommen und kommen Sie gut nach Hause. Wiedersehen. Applaus