Martin, herzlichen Dank, dass du bei mir im Studio vorbeischaust. Du bist im Landesvorstand der Junos und aktuell studierst du Wirtschaftsinformatik an der JKU in Linz und bist auch Kandidat zur EU-Wahl bei den NEOS. Da würde mich gleich als erste Frage interessieren, wieso interessierst du dich für EU-Politik und was ist deine Motivation bei der EU-Wahl anzutreten? Für Politik interessiere ich mich schon länger. Das hat eigentlich angefangen in meiner HTL-Zeit. Wir waren eine sehr große Freundesgruppe dort, also wir sind auch sehr gut befreundet miteinander und wir haben dort viel diskutiert und sich gemeinsam über Alltag, Politik, Themen auseinander beschäftigt. Für EU-Politik speziell interessiere ich mich, weil die EU meistens die Themen aufgreift, die größer sind, die jetzt Österreich als relativ kleines Land alleine nicht schafft. Und weil es eben um die großen Themen geht, ist es auch speziell interessant für mich. Meine Motivation für die EU-Wahl ist, dass ich vor allem die Stimme der Jungen mit zu den Neos mit reinnehmen kann und so ein bisschen ein Spotlight darauf leuchten kann, was uns Jungen eigentlich bewegt und wie wir zur EU stehen. Was bewegt denn junge Menschen? Also was sind denn die Herausforderungen von jungen Menschen, die eben auch auf EU-Ebene beseitigt werden können, deiner Meinung nach? Die größte Frage für junge Menschen, glaube ich, ist immer, wie geht es weiter, was mache ich danach? Also wenn man jetzt in der Schule ist, fragt man sich, was macht man nach der Schule? Wenn man jetzt im Studium ist, fragt man sich oft, wie geht es weiter nach dem Studium? Und die wichtigste Frage oder die wichtigste Antwort von der EU auf diese Frage ist, glaube ich, ganz stark Bildungspolitik. Also wir von NEOS fordern ja auch, die Bildung als fünfte Grundfreiheit einzuführen, dass es wurscht ist, wo ich meine Ausbildung mache, dass ich in Deutschland zum Beispiel eine Lehre machen kann oder in Österreich, aber dann auch eben woanders arbeiten kann. Und das ist, glaube ich, das Beste und das Wichtigste, was die EU in diesem Bezug leisten kann. und das Wichtigste, was die EU in diesem Bezug leisten kann. Auch die Jugend, aber auch andere Sparten der Gesellschaft sind konfrontiert mit multiplen Krisen und es tut sich gerade sehr viel in unserer Zeit. Bist du der Meinung, dass sich junge Menschen, dass sie überhaupt den Kopf dafür haben, sich mit den aktuellen Wahlen, die dieses Jahr noch anstehen, auseinandersetzen? Ich glaube schon. Also wenn ich jetzt vor allem in meinem Freundeskreis zum Beispiel speziell schaue, das Thema Politik ist sehr präsent. Es wird sich sehr dafür interessiert und man setzt sich dafür sehr viel auseinander. Ich glaube allerdings schon, dass vor allem junge Menschen irgendwie ein bisschen enttäuscht sind von Politik. Also gerade so Themen wie Klima zum Beispiel, da hat man oftmals das Gefühl, da geht von der Politik zu wenig weiter, da müsste mehr passieren. Und von dem her ist ein bisschen ein enttäuschtes Gefühl, aber Politik an sich ist trotzdem, glaube ich, sehr präsent. Jetzt gilt es sozusagen, die Forderungen der NEOS an die jungen Wählerinnen und Wähler heranzutragen. Wie können denn junge Wählerinnen und Wähler mobilisiert werden und hältst du dafür Social Media als geeignete Plattform? Das ist eine sehr schwierige Frage. Die meisten Parteien beschäftigen sich damit, glaube ich. Und ich glaube auch, dass noch nicht wirklich jemand eine konkrete Antwort darauf gefunden hat. Also zum Beispiel, wenn man sich die ÖH-Wahlen anschaut, da sind ja auch großteils junge Mitglieder und junge Menschen, die dort wählen. Und dort ist die Wahlbeteiligung bei 21%. Ich glaube, das Wichtigste, um vor allem junge Menschen zu mobilisieren, ist eine kontinuierliche politische Bildung und auch vor allem den politischen Dialog in den Schulen auszulegen, was es bedeutet zu diskutieren, mitzureden und wie man das Ganze umsetzen kann. Social Media ist kritisch. Natürlich nehmen wir junge Menschen meistens unsere Informationen aus Social Media heraus und natürlich wird das auch zum Mobilisieren verwendet. Man muss sich aber schon ein bisschen bewusst sein, dass die Information, die ich kriege, die ich zu mir nehme, dann von einem Algorithmus von den Social Media Plattformen gesteuert wird und dass man sich da persönlich auch ein bisschen kritisch damit beschäftigt, okay, was sehe ich jetzt eigentlich und wie passt das zu mir? Ich glaube, das wäre wichtig. Die Entscheidungen, die auf EU-Ebene getroffen werden, betreffen eigentlich alle EU-Mitglieder oder alle Menschen, alle EU-Bürgerinnen und Bürger im Alltag genauso. Wie gehst du da heran, genau diese Sache an junge Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher herunterzubrechen und das zu erklären? Ich meine, das Wichtigste ist vermutlich reden, reden, reden und diskutieren, diskutieren, diskutieren. Wir haben zum Beispiel bei uns bei Junos regelmäßig Politische, nennen wir das, wo man dann konkrete Anliegen oder konkrete Maßnahmen, die getroffen werden, vor allem zum Beispiel auch auf EU-Basis, miteinander durchdiskutieren. Was hältst du davon? Wie stehe ich dazu? Das sind so die wichtigen Sachen, dass man wirklich offen und ehrlich und transparent darüber redet und sich damit beschäftigt, ich glaube, das sind die wichtigsten Sachen. Stichwort Vereinigte Staaten von Europa, ich habe mir das Wahlprogramm der NEOS eben auch durchgelesen, das ist vielleicht auch meine subjektive Ansicht, aber mir kommt vor, wir werden die NEOS quasi das System EU oder den Aufbau der EU ein bisschen reformieren möchte. Also Zitat aus dem Wahlprogramm, ein stärkeres, demokratischeres Parlament, eine kleinere EU-Kommission, mehr Bürgerbeteiligung und weniger bürokratische Hürden. Das kommt mir vor, wie wenn es eine Mammutaufgabe wäre. Wie würde denn die EU nach deinen Vorstellungen, nach den Vorstellungen der NEOS agieren, aussehen und was würde dadurch besser werden? Also vorweg, natürlich ist das eine große Aufgabe, aber ich glaube gerade die Geschichte der EU zeigt, dass solche großen Aufgaben sehr gut lösbar sind, wenn man gemeinsam zusammenarbeitet. Also wenn man sich zum Beispiel die Geschichte von der EU ansieht und jetzt mit dem heutigen Stand vergleicht, dann hätten damals auch viele Leute gesagt, das ist eine Mammutaufgabe, wie soll man das schaffen. Ziel ist es, die Europäische Union demokratischer, handlungsfähiger, aber auch bürgernäher zu machen. Ein erster Schritt dahingehend wäre zum Beispiel, dass man die Kommissionspräsidentin direkt wählt und nicht so wie es jetzt passiert. Ein zweiter Schritt wäre auch, dass man die Kommissionspräsidentin direkt wählt und nicht so wie es jetzt passiert. Ein zweiter Schritt wäre auch, dass man die unterschiedlichen Standorte, die jetzt in der EU existieren, zu einem gemeinsamen Standort in Brüssel zusammenfasst. Wir NEO stehen auch für transnationale Listen. Also nicht, dass jede Liste aus jedem Land so mit eigenen Behängnissen, sage ich jetzt mal, sich für die EU aufstellen lässt, sondern dass man länderübergreifende Listen hat, die sich auch viel mehr mit der Thematik, die wirklich nur in Europa passiert, behandeln können. Langfristig ist das Ziel, dass das EU-Parlament zu einem wirklichen demokratischen Zweikammernparlament wird und dass vor allem das Parlament gestärkt wird, also dass die Gesetzesinitiative, die jetzt gerade bei der EU-Kommission liegt, dann auch wirklich vom Parlament ausgeht. Das heißt, dass das Parlament auch Gesetzesentwürfe vorlegen kann und darüber abstimmen kann. Und nur so wird es handlungsfähiger und nur so können wir mehr und bessere Änderungen vollziehen. Ich möchte auf die Bürgerinnen und Bürgerbeteiligung ein bisschen mehr eingehen. Wenn der Großteil der Bevölkerung eher verdrossen gegenüber der Politik ist, jetzt hinsichtlich der vergangenen Jahre, oder sie eben auch eine bestimmte Gruppe einfach nicht gehört fühlt, wie zum Beispiel Frauen oder Menschen mit Migrationshintergrund. Wie soll diese Steigerung der Bürger- und Bürgerinnenbeteiligung dann passieren oder funktionieren? Also grundsätzlich bin ich der Meinung, dass das Sentiment jetzt nicht zu schlecht ist. Also vor allem, wenn man sich jetzt das letzte Europabarometer ansieht, da sieht man, dass vor allem jetzt in Bezug auf Europawahlen 38 Prozent der EU sehr positiv gegenüberstehen, 38 Prozent eher neutral, aber nur 24 Prozent sich da nicht wirklich vertreten fühlen. Natürlich wünsche ich mir, dass die Zahlen besser sind und dass es noch mehr Zustimmung für die EU gibt, aber grundsätzlich glaube ich, ist es nicht so schlecht. Um wirklich alle Meinungen und alle Menschen abzuholen, glaube ich, braucht es mehr partizipative Prozesse, vor allem auf die Jugend gesehen, zum Beispiel solche Jugendparlamente, das ist ein erster richtiger guter Step. Aber ich glaube, da könnte man noch viel mehr machen und vor allem jungen Menschen die Möglichkeit bieten, ihre Ideen und ihre Wünsche irgendwie publik zu machen und auch einzubringen. Du hast jetzt gerade vorher das Jugendparlament angesprochen. Also es gibt von der EU eigene Strategien zur Förderung von der Jugend sozusagen oder dass eben die Jugend mehr beteiligen kann, aber die Interessen von jungen Menschen werden jetzt nicht in einer extra Abteilung in der EU vertreten. Also es gibt keinen eigenen Ausschuss zum Beispiel. Ist das nicht dann extrem schwierig darauf zu achten, dass die Bedürfnisse und Interessen genau dieser Gesellschaftsgruppe bei generellen EU-Entscheidungen nicht untergehen? Ich glaube, da sehe ich auch vielleicht die Verantwortung ein bisschen in den eigenen Listen, dass diese halt nicht nur von älteren Politikern vollgestopft werden, sondern auch die Möglichkeit bieten für junge Politiker, eben von den Jungparteien, von Junos oder von den Junggrünen, dass diese dort mit aufgenommen werden und auch dass diese Stimmen ernst genommen werden. Wie stellst du dir eine gelungene Friedenspolitik vor, sodass quasi die EU mit dem Begriff oder die EU als Friedensprojekt wieder sozusagen dem gerecht wird? Also ich glaube, die Zeit, die wir jetzt erleben, ist die längste Friedenszeit in Europa. Seitdem es die EU gibt, hat es noch nie so lange Friedenszeit in Europa gegeben, so wie Sie es jetzt kennen. Und für mich als junger Mensch ist es auch unverstellbar, dass jetzt zum Beispiel ein europäisches Land ein anderes europäisches Land angreifen würde. Man muss aber auch dazu sagen, dass dieser Frieden ein bisschen bedroht ist von außen, zum einen durch Putin und seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber auch durch innen von Ländern wie zum Beispiel Ungarn und Staatsoberhäuptern wie Viktor Orban. Ich glaube, die EU muss da klarer handeln, im Inneren zum Beispiel durch klare EU-Sanktionen, wenn man gegen die Grundrechte der EU verstößt, zum Beispiel durch das Einfrieren von Fördergeldern oder sogar durch das Aberkennen von gewissen Stimmrechten. Und nach außen hin müssen wir ganz klar gemeinsam agieren mit einer klaren Sicherheits- und Außenpolitik dafür, dass wir den Frieden, den wir jetzt haben, auch wirklich bewahren können. Was sind deiner Meinung nach die möglichen Herausforderungen bzw. eine Verbesserung im Europäischen Parlament, die sofort nach den Wahlen umgesetzt werden sollten, wenn du zum Beispiel auch gewählt werden würdest ins Parlament? Was wäre Priorität Nummer eins? Priorität Nummer eins, ich bin kein Fan von dem Einstimmigkeitsprinzip. Ich habe das Gefühl, dass das eher zwangsmissbraucht wird von manchen Ländern, um gewisse wichtige Sachen zu sabotieren. Es würde bei den meisten Entscheidungen eindeutig reichen, eine qualifizierte Mehrheit zu nehmen, also das heißt 60 Prozent der Bürger und 55 Prozent der Staaten glaube ich oder es ist umgekehrt, das wäre glaube ich mein größtes Anliegen. Zum Schluss des Interviews würde ich auch gerne ein bisschen in die Zukunft blicken und auch deinen Blick in die Zukunft erfahren. Wie steht es denn hinsichtlich des Rechtsruck und auch weil es, wie du auch vorher gesagt hast, gewisse Mächte gibt, die die EU von innen zerstören wollen. Wie steht es da grundsätzlich um die Europäische Union? Steht diese irgendwie auf dem Spiel? Also grundsätzlich bin ich ein sehr positiver Mensch. Das heißt, ich freue mich, vor allem wenn es die Möglichkeit gibt, etwas zu verändern, Sachen zum Besseren zu verändern. Natürlich sehe ich das ein bisschen kritisch und skeptisch, vor allem jetzt wegen dem Rechtsruck in Europa. Ich glaube, das Einzige, was da wirklich hilft, ist, dass man offen und ehrlich transparent darüber diskutiert, andere Meinungen auch zulässt, aber dann auch ganz klar zeigt, was nicht in Ordnung ist und wo irgendwie die Grenze ist. Und wie steht es um die Angebote für junge Menschen, die eben von der EU angeboten werden? Sind diese ganz sicher? Also sind die quasi, an denen kann man nicht rütteln? Eindeutig für mich. Also es gibt einen Haufen cooler Projekte und Initiativen, wie zum Beispiel Erasmus, wo ich dann, wenn ich ein Studium mache, dann in ein anderes Land, auf eine andere Universität gehe und dort dann das Semester absolvieren kann, so wie es bei mir auf der Heim-Uni wäre. Ich glaube aber sogar, dass man diese Systeme oder diese Initiativen noch weiter ausbauen sollte. Also zum Beispiel Erasmus auch für Schulen und Schüler ermöglicht. Nur durch einen richtig guten Austausch können wir Europa gut voranbringen. Wir machen in Österreich vieles richtig, aber wir können auch vieles lernen. Und das wäre wirklich, wirklich wichtig, wenn sich die EU da mehr darum kümmern würde. Also grundsätzlich auch die Angebote für junge Menschen fördern, aktiv fördern? Ja, mehr fördern. Meine letzte Frage oder die letzten zwei Fragen, die ich an dich habe, was bedeutet für dich Demokratie und was bedeutet für dich die Europäische Union? Ich fange vielleicht mit der Europäischen Union an. Die Europäische Union bedeutet für mich zum einen Frieden, wie vorher schon angesprochen. Es hat noch nie so eine lange Friedenszeit gegeben und ich sehe da auch wirklich die EU im Mittelpunkt als Symbol für den Frieden. Zum anderen ein bisschen das Thema Familie. Also mein Vater kommt aus Deutschland, meine Mutter aus Österreich und aus diesem Grund habe ich halt auch Verwandte, die quer durch Europa verteilt sind. Und sei das jetzt Graz oder im wunderschönen Oberösterreich oder Berlin oder Chateaurouge in Frankreich, die EU ermöglicht mir zwischen all diesen Ländern einfach hin und her zu reisen. Die EU ermöglicht mir aber auch in all diesen Ländern zu studieren und auch dort zu arbeiten. Und das ist für mich eine Freiheit, die mir Möglichkeiten bietet, die ich sonst absolut nicht hätte und das würde ich gern weiter stärken und weiter ausbauen. Demokratie an sich heißt für mich, dass man das Recht hat mitzubestimmen und seine Zukunft aktiv zu gestalten. Es bedeutet für mich aber auch eine gewisse Verantwortung, sich mit den Themen ernsthaft auseinanderzusetzen und auch wirklich zu schauen, okay, wie möchte ich, dass meine Zukunft ausschaut und was kann ich dazu leisten, dass diese so gut dasteht, wie nur irgendwie möglich. Okay, vielen herzlichen Dank und alles Gute für die Wahl. Danke. Danke auch fürs Einladen, by the way.