Hallo an alle, mein Name ist Maria Teridl. Ich komme ursprünglich aus Bulgarien und lebe seit 27 Jahren in Linz. beruflich seit zehn Jahren beim Land Oberösterreich. Zuerst war ich tätig in dem Bereich Quartierversorgung für Fremde und dann war ich jahrelang in der Integrationsstelle tätig für Projekte, Integrationsprojekte, Sprachkurse, also alles was mit Projektmanagement zu tun hatte. Ich habe auch den Landespreis für Integration konzipiert und organisiert jahrelang und jetzt die letzten zwei Jahren bin ich nach wie vor in dem Öffentlichkeitsbereich tätig, aber in der Abteilung Wasserwirtschaft. Also ich habe ein bisschen den Bereich gewechselt, weil ich ein bisschen einen Unterschied zu meiner Freizeit haben wollte. Aber dennoch bin ich in diesem Öffentlichkeitsbereich tätig. Ich bin Obfrau vom bulgarischen Elternverein Orfei. Der Verein ist 2010 offiziell gegründet worden, aber davor war ich schon quasi, ohne dass wir als Verein tätig waren, war ich schon aktiv und habe diese Elterninitiative mitbegründet. Also mittlerweile sind wir eigentlich schon seit über 20 Jahren tätig in Linz. Wie bin ich zu dem gekommen? Also eigentlich hat das mit meiner Tochter angefangen, so wie sie vier Jahre alt war, habe ich mir gedacht, nachdem mein Gatte Österreicher ist, habe ich mir gedacht, ja es war schön, wenn sie auch die Muttersprache gescheit lernen würde und zu dem Zeitpunkt hat es eigentlich keinen muttersprachlichen Unterricht in Bulgarisch gegeben. Es hat aber zwei Kulturvereine gegeben und dann ist bei mir die Idee entstanden, ja wir könnten eigentlich mit den Kindern von diesen Vereinen was machen und zuerst haben wir uns so privat eine Lehrerin gesucht und so diesen Unterricht gestaltet. In weiterer Folge, eben 2010, ist dann das bulgarische Bildungsministerium auf uns aufmerksam geworden, dass es jetzt nicht nur in Österreich, sondern überhaupt im Ausland schon sehr viele Auslands-Bulgaren gibt. Und sie wollten das unbedingt auch fördern. Und so haben wir den ersten Besuch bekommen aus dem Ministerium in Bulgarien. Und dann hat es geheißen, okay, wir sollen uns natürlich offiziell einen Verein gründen. Und so konnten wir an einem Programm teilnehmen, wo wir natürlich auch eine kleine Förderung bekommen, damit wir das alles auch organisieren können. Warum wir eigentlich heute da sind? Also im Normalfall haben wir unsere Räumlichkeiten in der Volkshochschule im Wissensturm. Da haben wir eigentlich zwei Seminarräume für die Schüler und Schülerinnen und wir haben zusätzlich auch den großen Gymnastiksaal, entweder im 13. oder im 14. Stockwerk. Und das Gute ist, dass während die Kinder eigentlich Unterricht haben, können die Mütter und die Väter in der Zwischenzeit tanzen. Also das heißt, diese zwei, zweieinhalb Stunden haben die Tanzunterricht. Also ich selber tue auch tanzen, also habe auch von null angefangen und mittlerweile kann ich sagen, dass ich schon die meisten bulgarische Tänze kenne. Wenn wir aber eben so wie jetzt Feiertag ist am Montag oder Donnerstag oder Freitag, dann sind natürlich die Räumlichkeiten geschlossen und wir schauen dann, wenn das Wetter schön ist, ist das eigentlich unser Ausweichplatz und wir kommen dann immer gerne schon seit Jahren da in den Donaugarten in Urfa. Und heute, ja in einer halben Stunde haben wir wieder quasi Unterricht da. Was mich über die Jahre motiviert, ist das Gefühl, dass ich in Österreich eine zweite Heimat gefunden habe, aber dass ich trotzdem auch meine Wurzeln nicht verlieren möchte. Und wenn ich sehe, dass die Kinder, die zu uns in der Schule kommen, später mit dieser Sprache auch umgehen können, das ist eigentlich eine große Zufriedenheit für mich und ein Glücksgefühl. Und ich habe gesehen, wie das bei meiner Tochter war. Also mittlerweile ist sie schon 25 und sie hat auch ein Erasmus-Semester in Bulgarien gemacht und ist auch stolz, dass sie die Sprache kann. Und ich sehe das jetzt auch bei den anderen Kindern, die zu uns kommen, auch bei den Eltern. Also oft sind die Kinder eben auch aus gemischten Ehen und wenn sie kommen, können sie noch weder lesen noch schreiben, vielleicht ein bisschen reden und dann von Jahr zu Jahr entwickelt sich das. Und mittlerweile ist es aber so, dass wir jetzt nicht nur Bulgarischunterricht haben, sondern wir haben auch Musikunterricht, Tanzunterricht, Zeichenunterricht und wir machen auch ganz tolle Feste. Und bei solchen gemeinschaftlichen Aktivitäten sieht man, dass die Leute doch ein Stück Heimat mitgenommen haben in Österreich. Ich habe verschiedene Kraftquellen. Einerseits tue ich sehr gerne Reisen. Ich verbrauche eigentlich meinen ganzen Urlaub für Fernreisen. Ich suche, ich mag eigentlich mehr Sonne und Meer. Also ich bin richtig ein Sonnentyp und ich schaue, dass ich auch über die kalte Jahreszeit auch irgendwie in dem Süden bin. Ich danke auch Kraft zu Hause. Also ich habe dann auch meine Lieblingsbeschäftigungen. Ich tue auch singen und Klavier spielen. Klavier spielen. Ich habe natürlich mein größtes Hobby, bezeichne ich trotzdem die Arbeit in der bulgarischen Schule, denn das mache ich ehrenamtlich und das schon seit über 20 Jahren. Und da tanke ich natürlich auch Kraft. Und überhaupt, ich bin gerne in der Natur und ich wohne auch sehr gerne in Linz. Linz hat mir eigentlich von Anfang an sehr gut gefallen. Also ich war, also es war nicht vorgesehen, dass ich da bleibe. Eigentlich habe ich vorgehabt, dass ich den ersten Semester hier fertig mache, den ersten Studienabschnitt. Also ich habe Soziologie und Sozialwirtschaft studiert und habe damals im Keplerheim gewohnt. Und als ich gekommen bin, es war irgendwie das erste, was mir gefallen hat, die Donau. Also weil die Donau geht auch über Bulgarien durch. Da haben wir gesagt, hm, auch schon eine Gemeinsamkeit. Es hat mich ein bisschen an meine Heimatstadt erinnert. Wir haben zwar nicht die Donau, aber wir haben den Fluss Maritza. Dann hat mir das Unigelände auch sehr gut gefallen und vor allem auch die Leute, also meine Mitstudenten-Kollegen. Es waren natürlich im Studentenwohnheim auch sehr viele Österreicher aus den ganzen Bundesländern. Also diese Mischung auch, das hat mir gefallen, dass natürlich, wenn jemand aus Kärnten kommt oder aus der Steiermark oder aus Tirol, also es hat jeder anders gesprochen. Und bis zu dem Zeitpunkt habe ich auch geglaubt, dass ich relativ gut Deutsch kann, weil ich war davor auch in Nürnberg ein paar Jahre und dann habe ich gesehen, aha, da gibt es aber doch oberösterreichischen Dialekt. Und am Anfang habe ich das auch ein bisschen lernen müssen, bis ich alles verstanden habe. Aber diese Offenheit der Leute, diese Multikulturalität, das hat mir auch sehr gut gefallen. Und vor allem hat mir auch sehr gut gefallen, dass ich bulgarische Studentinnen im Keplerheim kennengelernt habe. Und mit ein paar von denen bin ich eigentlich bis heute noch befreundet. Ich fühle mich in Linz und in Österreich zu Hause, ich fühle mich aber auch in Bulgarien zu Hause. Ich bin aber auch so, glaube ich, flexibel, dass ich sage, wenn es passiert, dass ich wieder irgendwo auswandern müsste, würde ich mich wahrscheinlich auch schnell anpassen. Aber ich möchte auf jeden Fall dieses Gefühl verbinden mit einer Zufriedenheit und auch mit sozialen Kontakten. Ich fühle mich zum Beispiel jetzt in Linz fast mehr zu Hause wie in meiner Heimatstadt, obwohl ich dort aufgewachsen bin und maturiert habe, weil ich jetzt alle meine Freundinnen, Freunde und alle meine Freizeitaktivitäten hier habe und ich habe schon auch ein großes Netzwerk hier aufgebaut. Und deswegen fühle ich mich da eigentlich mehr zu Hause. Wenn ich aber in Bulgarien bin, fühle ich mich dort auch sehr wohl. Nur ich weiß, okay, ich bin jetzt eine Woche, zwei, vielleicht bleibe ich einen Monat, aber ich komme wieder nach Linz. Vielleicht ändert sich das irgendwann einmal, wenn ich in Pension gehe.