Seit wann siehst du dich als Kulturarbeiter? Weil ich glaube ich bin in einem Prozess ein bisschen verschwommen. Ich würde mir jetzt eigentlich gar nicht glauben. Also wenn man mich mal fragt, was ich so bin, unter Anführungszeichen. Wahrscheinlich nicht so, ich bin Kulturarbeiter. Aber wenn mich jemand fragt, ob ich als Kulturarbeiter sehe, dann wahrscheinlich trotzdem, ja so. Wahrscheinlich erst seit den letzten ein paar Jahren. Seit ich ein Metalltechniker bin, das ist glaube ich so Ende 80, Anfang 90, wo ich angefangen habe, dass ich mit Bands aneinander fahre und Konzerte mische, sozusagen, dass ich sage, wenn man das als Kulturarbeit sehen kann, hat meine Kulturarbeit angefangen, indem ich Bands bei der Umsetzung ihrer Arbeit unterstützt habe. Seit 2013 in die Kultur bin ich so reingestolpert. Das heißt schon ganz viele Jahre, so circa gut 30. Was taugt dir an der Kulturarbeit? Ich glaube, dass es eigentlich viel darum geht, anderen Leuten Freude zu bieten. Und in denen vielleicht auch Gefühle auslösen, was man selber erfahren hat durch Konzerte und solche Geschichten. Das war mal aus dem Alltag auszuprobieren, wie geht das. Also etwa nach einem Konzert oder so, mit dem ich irgendwie zum Turnen nach Lercher gekommen bin und sagen, dass es super geil war oder dass ihr nur eigentlich die Luft wegbeirrt oder so, dann ist das schon was von verdient. Und ich glaube, dass das schon ein bisschen mit spielt. Was innovativ war und was irgendwie lässig war, ist eigentlich haupts sich von Linz aus passiert und von Linz aus in die Bundesländer eigentlich gegangen. Es war also die Szene damals, die Kapo, die Staudwerkstatt, die Bands, die sich da entwickelt haben in dem Umfeld, Faket, Viperaut, Artwanger, die ganze Hip-Hop-Szene. Linz war ja auch Vorreiter im Hardcore und in der Punk-Rock-Szene. Da sind ja internationale Bands vorbeigekommen. Der wurschtmächte Gedanke war, dass wir nicht ständig nach Linz fahren wollten, um gute Kultur zu erleben. Und da haben wir einfach angefangen, das zu sehen. Kommst du aus einer Landgemeinde? Ein bisschen außerhalb von Linz, ja genau. 10 km ungefähr. Dieses gemeinsam Sachen entwickeln und andere teilhaben lassen und anderen Leuten und versuchen, Niederschwelligen zu Kunst darzugeben oder überhaupt zur Kultur. Und darauf komme, dass ich besser im Unterstützen bin als im Selbermachen. Gibt es negative Seiten für die Kultur, in der Kulturarbeit in Linz oder in Österreich, aus der du denkst, das müssen wir doch alles ganz anders machen. Da fällt mir mal ein Geheimnis an, wie viel finanziell ich auf jeden Fall... Da gibt es auf jeden Fall viel Potenzial, was noch gewünscht werden kann. Aber finanziell, das müssen wir doch machen. Und wie ich angefangen habe, war es ja tatsächlich so, dass vieles noch nicht ganz so kompliziert war. Man hat noch nicht unbedingt Security gebraucht. Es war nicht alles total zurekommentiert, es hat echt noch mehr Freiheit gegeben, und weniger Regeln, und das ist schon etwas, wo ich sehr damit hadere, dass es einfach so viele Einschränkungen gibt, an denen man sich heulen muss. Das ist manchmal sehr mühsam. Es wird immer mühsamer mit Behörden, mit Bewilligungen, irgendwie generell das Gefühl, dass man in einer Zeitlänge sehr viel konservativer wird. Das macht es natürlich auch in der Kulturarbeit zart, dass man irgendwas umsetzt, seine Ideen verwirklichen kann. Es ist mein Wohl. Ich würde mir wünschen, dass es ernster genommen wird, diese Kulturjobs, die Verteilung des Kulturbudgets. Ja, das klingt jetzt für mich total extern. Was meinst du innerhalb der Kulturbranche? Was meinst du gern, was anders ist in deiner Arbeit? Wo denkst du, boah, das ist zart? Dieser Generationswechsel. Dieses... Und da will ich jetzt niemanden in Schutz nehmen oder niemanden dissen. Ich glaube, weil es in seiner eigenen Art und Weise schwierig ist, wenn man mit Generationswechsel und anderen Sichtweisen umgeht. Aber man kann halt voll viel von den Alten lernen und man kann aber extrem viel von den Jungen lernen. Man kann aber extrem viel von Jungen lernen. Und dass da einfach ein bisschen mehr auf einen wertschätzenden Umgang, Kommunikation geschaut wird und nicht einfach so dieses Ego oder, ist es ja eh schon immer so. Ich habe den Fall schon mal erlebt, dass ein Verein das tatsächlich geschafft hat, dass eine nächste Generation die Kulturarbeit auch nochmal hat und somit der Verein weiter bestehen kann. Ich bin zwar in einigen Kulturvereinen aktiv gewesen, aber das habe ich bis jetzt erst einmal miterlebt, dass das wirklich erfolgreich passiert, dass eine neue Generation... Wie haben Sie das gemacht? Es war glaube ich auch ein bisschen Portion Glück oder so dabei, aber wahrscheinlich ist die Z die Gesellschaft dort vor Ort einfach so offen und familiär, das ganze Umfeld und auch freundschaftlich zwischen Eltern und Kindern, dass das funktioniert hat, dass die Arbeit, die vorher geplant wurde vorher dann auch Kinder übernommen haben. Also dass nicht das Klassische passiert ist, dass die Kinder dann wahrscheinlich abnabeln wollen und irgendwie ganz was anderes machen wollen, wie wir heute. Sondern tatsächlich die Kinder dann mit deren Wabeln und Freundinnen und Freunden in dem Fall, es geht das Festival Wetteltragen. Die Kappo gibt jetzt seit Generationen die Betriebsgruppen weiter. Ich kann mich an eine Betriebsgruppe erinnern, Ende 80, Anfang 90, wo der Berg von Andi dabei war und die Silvia irgendwas, da war ich schon froh, so ist es nicht, und die haben damals, das waren praktisch die Ursprungsbetriebsgruppen, irgendwie sind die gekommen. Und das ist ja dann immer, immer weitergegangen. Da sind ja immer wieder junge Leute dazugekommen, die sind nicht mehr gefreut haben, oder die halt andere Sachen dann zum Teil gehabt haben. Und wenn die Leute älter werden, die älter sind, die sich nicht mehr gefreut haben, oder die andere Sachen zum Teil gehabt haben, wenn die Leute älter werden, dann heiraten sie, kriegen Kinder, dann Heidelbauen, haben keine Zeit mehr für Betriebsgruppensitzungen, irgendwelche Kulturvereine, muss ich kein Geld verdienen oder müssen Sie kein Geld verdienen? Ich beobachte jetzt seit 35 Jahren permanenten Wechsel in der Kulturarbeit und in der Arbeitsführung. Ich nehme jetzt als Beispiel die GAPO, aber es ist genauso in der Stadt Eichstatt. Da gibt es halt eine Generation. Es ist ein ganz natürlicher Wechsel. So wie Leute geboren werden und Leute sterben, so wechseln sich die Leute dann auch in Kulturbetrieben. Glaubst du, dass Kultur auch eine Art Kindergarten ist? Ja, zwingend. Ich habe schon öfter miterlebt, dass Vereine aktiv sind, nachher kriegen viele Kinder und dann schlaft es ein bisschen ein, diese Grundlehrerarbeit, und dann waren die Kinder so weit genug, dass in der Freizeit wieder mehr, es wird ein Los an für solche Projekte, dass es dann wieder ein bisschen mehr aufbillt, aber das wirklich mehr übernimmt. Aber wir tatsächlich auch. Vor ein paar Wochen. Vor ein paar Wochen. Wie hast du? Mitgekriegt ja. Miterlebt ja. Also so wie wir angefangen haben, das war schon wieder irgendwie so ein Film von null. Und wir haben aber aber geschaut, dass wir so etwas wie eine Generationsübergabe an die Nächsten gemacht haben. Zumindest bei einzelnen Themengebieten. Beim Open Air war es so, dass wir tatsächlich irgendwann an den Punkt waren, wo wir erkannt haben, bei uns geht es irgendwann einmal zu Ende. Und wir wollten aber, dass das in irgendeiner Form vielleicht weiter bestanden haben konnte, weil wir es cool gefunden haben. Und da haben wir das, wir haben das damals genannt, ein Beiwaggalsystem. Das heißt, jeder hat sich in seinem Verantwortungsbereich jemanden jungen zugeholt, der so von den letzten ein, zwei Jahren bei uns einfach mit uns mitgemacht hat und quasi genau gesehen hat, um was es geht. Genau, und wir haben uns dann irgendwann einmal zurückgezogen und die Beihäuser quasi haben das übernommen. So haben wir das gemacht. Zuweilen ist es total schön, dass es immer noch gibt, weil ich war so vom ersten Mal quasi dabei, 92, 93, wie das losgegangen ist, bis circa 2000. Und mittlerweile, glaube ich, gibt es die vierte oder fünfte Open-Air-Generation. Genau. Und das finde ich einfach total schön, dass es immer wieder reingeht. Wie genau wir das lösen können, dass jemand anderes etwas übernimmt, was wir schon aufgebaut haben und dann tatsächlich dasselbe Herzblut dafür entwickelt hat, wie es schon andere gehabt haben, ich glaube, das ist ganz schwierig. Das habe ich als Bruder viel entwickelt, was schon bei anderen kommt. Ich glaube, das ist ganz schwierig.