Guten Abend, ich möchte mich bedanken für die Einladung und für die tolle Musik. Ich möchte es jetzt etwas in Urlaubsstimmung versetzen. Wenn Sie erraten, wo dieser Strand ist, bekommen Sie dieses Buch geschenkt. Das ist witzig, weil hinten ist ein Foto von mir, damals vor 20 Kilogramm. Das Buch heißt Träume süß. Das ist wichtig. Keine Wolken. Nicht ein Wölkchen am Himmel. Dem Regenland entkommen sein. Am Strand. Am Strand liegen und das Meeresrauschen hören. Das Kreischen der Kinder, wenn sie zu nahe ans Wasser sich wagen und sie eine der Wellen an den Patschfüßchen erwischt. Ach, und dieser Geruch von Sonnenöl, als Duft einer Freiheit der Ferne. In die Sonne blinzeln, in den Himmel schauen, den Blick senken und auf See die kleinen, bunten Dreiecke wagemutiger Windsurfer ausmachen. Vier oder fünf, wir brauchen es nicht sein, wegen des Seegangs. Beobachten, wie sie mit den unregelmäßigen Böen kämpfen. Auch am Strand sei kein Gedränge. Wochentags, Nachsaison. Gerade genug Leute, um die Bucht zu beleben, sagen wir, eine weitläufige Bucht, eingerahmt von Klippen, von der Küstenstraße her nicht einzusehen, groß genug, damit sich die Leute verteilen und jeder seinen Platz findet. Der Sand sei fein und hell. Die Klippen dagegen, die zum Land hin abgrenzen, sollen aus rotem Sandstein bestehen, sodass der hier seltene Regen winzige Canyons herausgewaschen haben mag. Das ergebe ein Gewirr von Schluchten und verwinkelten Gängen, roten Graten und tiefen Einschnitten mit steilen Wänden. Nicht ungefährlich, aber bizarr schön. Stufen seien in den flacheren Teil hineingeschlagen und mit Beton befestigt, um ein bequemes Absteigen von der Küstenstraße her zu erlauben. Oberhalb nur eine Handvoll Autoschnurzen, um vom Land her den Einstieg zu markieren. Eine Handvoll, denn das ist wichtig. Keine Erschließung dieses Paradieses. Kein Massentourismus. Keine Hotelhochhäuser. Keine Bettenburgen. Nichts. Gerade so weit weg von allem, dass höchstens Einheimische und Eingeweihte hierher finden. Zum Bucht, zur Bucht am Ende der alten Welt. Kalt sei das Meer. Kalt. Zu kalt für pauschalreisende Neckermänner und Clubmieterglieder. Zu kalt das Wasser, zu windig der Strand, die Gegend zu ruhig, bestenfalls eine Bretterbude am Fuße der Felsentreppe für Eis und kühle Getränke. Das ständige Brummen des Dieselaggregats, welches den Strom für den Eisschrank liefern möge, soll vom Brandungsrauschen übertönt vom Wind davongetragen werden. Kalt sei das Meer und heiß der Sand. So heiß, dass man kaum darüber laufen kann. So heiß, dass man sich über ein Eis oder einen kühlen Drink freut. Ja, ja, es gibt einen Grund dafür. Die Silhouette eines Schiffes zeichnet sich am Horizont ab. Nur ein winziger Umriss, eine Erhebung im Ozean, ein Schatten im Gleisen der tiefer sinkenden Sonne. Von hier bis zum Strand ziehe sich ein glitzerndes Band reflektierten Lichts, blinkende Wellenkämme in pausenlosen Auf und Ab. Eine Bahn aus flüssigem Silber, eine Straße mitten durchs Meer. Erste Schatten hinter den Dünen, an den Graten und Schluchten der Klippen. Einige Familien mögen beginnen, ihre sieben Sachen einzusammeln, um die Kinder heranzubrüllen. Die Hitze sei gebrochen, der Sand mag nachglühen und die Fußsohlen versengen. Sand, Sand, überall, in den Haaren und zwischen den Zehen, im Bikini und unter der Zunge, Sand an allen möglichen und unmöglichen Stellen. Und dann ins Meer. Zaghafte Schritte, Storchengleich hinein, Stelzen, Kiesel fühlen und die Rippen des Sandbodens. Zögern, wenn das Wasser die Kniehöhe erreicht hat, so kalt sei es. Dass die Kälte durch die Haut krieche, ins aufgeheißte Fleisch beiße. Einen lächerlichen Augenblick zaudern, dann endlich der befreiende Sprung. Empfindung des Elements, nichts denken, Wasser geschmeidig überall. Auftauchen, prusten, um sich schlagen, sich zur Wehr setzen, gegen die Kälte ankämpfen mit hektischen Bewegungen. Wenige Herzschläge später nachlassen, ruhiger werden, sich zu gleichmäßigen Atemzügen zwingen, zu koordinierten Schwimmbewegungen, bis sich der Körper an die Temperatur gewöhnt hat. Übermut aufkommen lassen, juchzen. Ein paar Meter tauchen, unter einem Wellenberg hindurch vielleicht und an seiner Rückseite empor schießen, nach Luft schnappen, nach Leben, zurücksinken, die Arme ausbreiten und die Finger in die Weite des Ozeans stecken, treiben, mit den heranrollenden Wogen sich heben und senken, mal die ganze Bucht überblicken, dann wieder ins dunkelgrüne Wasser ringsum schauen. Dann wieder ins dunkelgrüne Wasser ringsum schauen. Zehn, fünfzehn Minuten, nicht länger. Bliebe man länger, wird es wirklich kalt. Das ist wichtig, der richtige Augenblick. Dem Tanz der Wolken folgen, sich dem Strand entgegentragen lassen. Sie dürfen erst brechen, wenn sie einem passieren. Wenn sich ihre Kämme kräuseln, wenn sie zu schäumen beginnen, dann müsse man aufsitzen. zu schäumen beginnen, dann müsse man aufsitzen. Heftige Armzüge, kraulen und strampeln, um mit einem Minimum an Kraft ein Maximum an Geschwindigkeit zu erreichen. Sich vom Sog des Brechers mitziehen lassen. Nicht wie die Surfer vor ihr, sondern auf der Welle reiten. Und nicht zu früh starten. Nicht mitten hineingeraten, in den Strudel gerissen, unter Wasser gedrückt, nicht herumgewirbelt werden, bis man nicht mehr weiß, wo oben oder unten. Nicht Salzwasser schlucken, nicht die gerippten Sandboden entlang schrammen, nicht von der See an Land gespuckt werden, benommen sich aufrichten, während sich der nächste Brecher über einem hereinstürzt. Nein, dem Land entgegenfliegen. Den richtigen Zeitpunkt wissen. Den richtigen Zeitpunkt wissen Aus dem Wasser steigen und den Triumph fühlen Fester Boden unter den Füßen Erschöpfung und Erfrischung Als zwei Seiten einer Münze Dem Wasser zuschauen, wie es abperlt Tropfen auf der Haut Das Haar mit beiden Händen zurückstreifen Ausfringen und in den Nacken legen Heftig atmen und sich lebendig wissen, zum Liegetuch oder zur Strandmatte stapfen, wo sich die Leute aufgesetzt haben, sich ein Handtuch reichen lassen. Dankeschön. Thank you.