Hallo, freut mich sehr, dass ich da sein darf. Und in meinem Text geht es eigentlich um einen Text selber. Ich rede zu leise, weil das Mikro da ist. In dem einen Text geht es eigentlich um den Text selber. Es ist eine Auseinandersetzung zwischen dem Flüssigen, versinnwürdig durch das Meer, das Wasser und dem Felsenfesten. Und in der Auseinandersetzung damit entsteht dieser Text. und in der Auseinandersetzung damit entsteht dieser Text. Und ich habe diesen Text deshalb Strandgut genannt. Und der zweite Text ist ein Text, der für mich eher ungewöhnlich ist, weil es eben nicht um einen Text geht. Gut, ich lese als erstes Strandgut. Ganz weiß und das Weiße durchquellt von rhythmischem Rauschen. Etwas in dir, das sich am Sichtbaren stößt wie ein Fels. Sichtbarkeit sucht und entflieht. Rauschen zwischen den Bildern. Zwischen Rau. An diesem Kreuzungspunkt noch vor der Entscheidung, welche Orientierung du einschlagen wirst, unterbrichst du das Wort, willst beides enthalten und mehr. Zwischen-Rau. Rauchfelder. Waldesrauschen. Aber das würde zu weit führen, etwas wie enttraumte Bedeutung. Nimmst Sand mit vom Ufer und löst vom Verfelsten, zerstreust. Das Felsenfeste, so scheint es, ist, was sich ängstigt in dir, ängstigt, davor zu verschwinden, nur vermeintlich das Wortfestere? Jener Vorrat an Worten, der zu halten verspricht, als ginge es nur um das Volle, aber dort, wo es bricht, hältst du dort fest an der Frage? Nur ein wechselndes Licht, sein am Vortag gefasster Gedanke, der erschiene, als sei er dem Starren entrissen und in die Verwandlung gegangen, deren Form sich im Ungewissen gefällt. Einhalt, ach, verkommenes Ufer, das Fassung gebietet. Scheust du davor zurück, gelesen zu werden? Schlägst du die Fratze aus dem Gedicht? Da rinnt aus dem Sichtfeld keine Bedeutung. Da fasst dein Blick nicht und dennoch sichtbarst, Augen auffallend, Punkt. sichtbarst, augen auffallend, Punkt. Ja, da war das Kind, das sich im Spiel im Rhythmus der Brandung bewegte, Sand auf den Fußsohlen, sandverschmiertes Gesicht, ja, die neue Seite mangelt der Lesbarkeit noch, ja, zerschissenes Material im Spiegel der am Weg zum Anderen hin erstickten Diskurse, ja, ja, ja. Still jetzt, nur mehr das Rauschen zwischen den Zeichen und Bildern und kein Hunger mehr nach felsenfester Bedeutung, danach nicht kritisierbar zu sein, still jetzt und laut werden lassen, der Frage, innert, gehalten, bewahrt im Janusköpfigen Blick. Was bedeutet Tod, fragt das Kind, wo beginnt der Himmel, wo endet das Meer? Ach, vorbei die Zeit des Absichts und ziellosen findens taub nun so scheint es für das rauschen und tosen der brandung taub für die bewegung der wellen fühlst nicht mehr jenen rhythmus in dir der alles initiierte was ist nur geschehn Allen Zusammenhängen entrissen, weder Form noch Struktur, nur Splitter ungebundener Klänge, zerstäubt. Schawan, das ist der Tod, siehe Breton, Lektion zersetzenden Lesens. Die Zufälligkeit des Verschwindens oder wenn von Augenblick zu Augenblick die Sprache gebricht. Und der zweite Text heißt Vom Strand aus. Gertamente, sagte die männliche Stimme am Telefon, troveremo. Die Grenze lag hinter ihr und sie wusste nicht, was sie erwartete, noch ob sie der Einfachheit dieser Botschaft Vertrauen schenken sollte. Sie versuchte sich, den Mann vorzustellen, dessen Stimme sie hörte, dessen Gesicht sie nicht sah, der sie nicht sah, dessen Sprache sie nur leidig verstand. Die Übersetzungs-App am Handy war ein einigermaßen tragfähiges Mittel, um sich miteinander zu verständigen, aber ins Fließen brachte sie nichts und es war doch das Fließen des Dialogs, das Vertrauen schenkte, wenn da ansonsten nichts war. das Vertrauen schenkte, wenn da ansonsten nichts war. Kein Blick, zu dem man Vertrauen fassen, mit dem man einander abschätzen konnte. Nur die Stimme, deren sonorer Klang vielleicht sogar eine gewisse Wärme verströmte, aber das konnte nichts und alles bedeuten. Tro varemo. Sie ließ die Worte in sich wiederhallen, immer wieder, und ahmte dabei die Aussprache des Mannes nach, als versuchte sie, indem sie sich an den Klang der Sprache gewöhnte, allmählich Vertrauen zu fassen. Es war eine lange Reise gewesen, und wenn dann weit und breit keinerlei Land in Sicht war, war da die Angst. Angst, dass vielleicht nie wieder Land sein würde, jedenfalls nicht für sie. Warum denn auch? Warum denn auch ausgerechnet für sie? Aber plötzlich war das Land da, wie ein Schlag. Und jetzt diese Stimme am Telefon, die ihr wieder etwas versprach. Früher hatte sie gerne italienische Romane gelesen, in Übersetzung. Sie mochte das Leben, das sie dort fand. Manchmal hatte es sogar Momente gegeben, da hatte sie sich danach gesehnt, ein ähnliches Leben zu führen. Aber es hatte nichts mit den Romanen zu tun, dass sie nun in Italien war. Jedes Land wäre möglich gewesen. Nur in jenes, von demher sie kam, gab es kein Zurück. Ein wenig hoffnungsloser war alles geworden. Bilder von damals legten sich über ihr gegenwärtiges Leben, legten einen dichten Mantel um etwas, in dem sie abwesend war. Dankeschön. Thank you.