So, schönen guten Abend. So, schönen guten Abend. Ich möchte mich beim Herrn Ritzi herzlich entschuldigen. In meinem Text kommt das Wort Sandfarben vor. Ob ich mich dafür schämen soll, habe ich noch nicht entschieden, aber möglicherweise. Was mir auch noch aufgefallen ist, mein Herr Taubenmerkel, ich wollte, also ich habe bis Sonntagmittag geglaubt, dass ich aus meinem neuen Erzählband vorlesen werde, einen Text, der an der Algarve spielt, wo drei junge Männer über diese Klippen hinabsteigen und einer gesehen hat, dass es oben eine Taberna mit kräftiger Gemüsesuppe gäbe. Und die sind dann hochgestiegen, um diese Gemüsesuppe zu verköstigen. Das hat in einem furchtbaren Rotweinrausch geendet. Und sie sind unter Lebensgefahr da hinabgestiegen und am nächsten Tag schwergezeichnet erwacht. Und dann hat einer die glorreiche Idee gehabt, man könnte ja wieder hochsteigen, um eine Gemüsesuppe zu sich zu nehmen und das ist dann mehrere Tage so, wenn ich endlos schlafe. Aber ich bin dann mit einer Freundin spazieren gegangen und sie hat gesagt, sie freut sich, dass mein neues Buch so gut funktioniert, aber es tut ihr leid um die Gedichte. Ich möge nicht auf die Gedichte vergessen. Und da habe ich selber auch wieder Lust drauf bekommen. Dann habe ich von der Judith das Schreiben erhalten zwischen Idylle und Tragik. Dieser Text wäre ja nur Idylle gewesen, daher habe ich in meinen Gedichten nachgeschaut. Und natürlich viele gefunden, die am Strand und am Meer spielen. Und ich habe Folgendes gemacht, ich bin gleich fertig mit der Rederei, bei meiner letzten Lyriklesung hat nachher eine Frau zu mir gesagt, die Gedichte waren für sie zu schnell hintereinander, sie hätte sich längere Pausen gewünscht, dass sie weiß, wann das nächste anfängt und das war die Idee für mich, jetzt gar keine Pause mehr zu machen. Ich habe alle Überschriften gestrichen. Das ist praktisch jetzt ein Gedicht, das aus 14 Gedichten besteht. Also auf der ganzen Welt spielt, von Kroatien bis Vietnam und Sri Lanka, alles durcheinander gemischt. Ein Zeitraum von 13 Jahren und ich möchte das sozusagen als Wortstrom auf Sie niederprasseln lassen. Sie gleiten, schlanke Boote in der Dämmerung, schwarze Palmenschatten, Scherenschnitte in der trunkenen Landschaft. Bis zum Bauch im Wasser, die Fischer werfen ihre Netze aus. Lautlos ein Kranz aus weißen Blüten treibt vorbei. Gegen vier aufgewacht, lese ich dem Tag entgegen. Die Klimaanlage surrt, Gelsen singen mir ihren Blutdurst ins müde Ohr. Ich höre das Getöse der Brandung, alle paar Sekunden ein Knall. Ich höre den Aufprall herabfallender Kokosnüsse auf dem Sandboden. Den ersten Zug höre ich noch, ehe ich im aufkeimenden Verkehrslärm noch einmal einnicke, bis Besengekratze endgültig mich reißt aus dem Schlaf. Asti Palaea, Tafel der Götter genannt, ohne Vater und Mutter liegst du in der Ägäis. Die Alten kehren heim, um zu Hause zu sterben. Deine Mühlen stehen still. Was im Frühling blüht und singt, kratzt und schweigt in der Hitze des Sommers. Auf meinen Wanderungen durch baumloses Ziegenland rasen deine Hunde in ihren Ketten. Wolken dominieren abseits des Lenktrachenterrors und Einsamkeit. Bei einsetzender Kälte die ganze Nacht übertobt das Meer. Der Morgen spült hunderte von Seesternen an den Strand. Im Sog der Brandung, sich überschlagend, tanzen sie in den Tod. Still saß ich unter der Plastikplane. Das einfache Holzboot schaukelte im sandfarbenen Mekong. Ich hörte das Tuckern des alten Motors, ich hörte das Gurgeln des braungelben Flusses, still saß ich und spielte keine Rolle mehr. Als wir spätabends anlegten, bellten die Hunde hinauf zum Mond, alles war erleuchtet. Menschenleerer Strand in Kretas Frühlingssonne glänzen die Steine der Erinnerung. Am Strand in Kretas Frühlingssonne glänzen die Steine der Erinnerung. Vor geschlossener Taverne bläst der Wind, wärmt keine Hand meine Einsamkeit. Unter schweren Wolken atmet das Meer, brennende Felder kreisen die Geier. Das Landegeräusch der Möwen, ihre durchgestreckten Beine, wenn sie ihre Spuren ziehen im seichten Hafenbecken. Das Blitzlichtgewitte der Fischschmäuler, ihre aus dem Wasser ragenden Flossen, wenn zu Hunderten sie schnappen im Gegenlicht der Morgensonne. Das Kratzen der Hundekrallen, ihre Ekstase der Verfolgung, wenn Zähne sie zeigen im Scheinkampf jeder gegen jeden. Der Wind lässt nach, beruhigt haben sich die Wellen und still liegt das Hafenbecken. Ich lehne mich zurück, die Dinge geschehen auch ohne mein Zutun hier bin ich teil des späten sommers verstummt nicht nur ich auch das meer keine regung nichts als horizont im alten hafen dem morgengesang lauschen, im Schatten der Tamarisken ozeangewürzte Stunden verdösen, beim Plätschern der Wellen das Geschenk Freiheit annehmen, jeder Verlust an Zeit ein Gewinn. Mittag will nichts, Türkentauben, ein Maultier, man döst und lauscht, notiert und nimmt zur Kenntnis. Die Erde rot wie trockenes Blut, namenlos und heftig der Wein. Kein Ölbaum rauscht in der Märzsonne, flirrt ihre blaugrüne Aura. Die Zeit steht still, Mittag ist wunschlos, nichts musst du tun. Wellen weit gereist, endlich sich brechend, laufen sie aus. Weißer Schaum auf sandigem Ufer, den der Wind verbläst. Grau und struppig sprießt der Bart, ausgebleicht sind die Augenbrauen, die Unterarm eine Kraterlandschaft, Gelsenstiche immer wieder aufgekratzt, täglich bizarrer der Salzkrustenmuster auf dem schwarzen T-Shirt, ausgelatscht die Birkenstockschlapfen, die Riemen müssen enger gezogen werden. Wenn Trägheit nimmt Überhand im Tun und im Denken, länger und kühler werden die Nächte, dann wird es Zeit. Stopf die Wäsche in den Plastiksack, die Taschenbücher lass liegen, fahr endlich nach Hause und kramme deine Socken hervor. Was bleibt, wenn alles, was Form hat, es eine Form verliert, vorübergehendes vorübergeht und zusammengeknüpftes auseinanderfällt? und zusammengeknüpftes Auseinanderfällt. Wenn wir jede Freude mit einer Krankheit bezahlen, an den Rändern der Zeit unsere Freunde sterben und wir mit ihnen die Wörter begraben. Was bleibt uns am Ende der Sprache? Wie lange halten wir noch aus mit der Verzweiflung? Danke fürs zuhören