Ich habe heute im Studio zu Gast Katja Koller. Sie ist Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin und sie leitet das Präventionsteam bei PIA. Das ist ein Verein, der Beratung und Therapie bei sexueller Gewalt anbietet und sich für Prävention und sexuelle Bildung stark macht. Den Verein PIR gibt es jetzt schon seit 1996. Warum ist er denn damals entstanden? Der wurde gegründet von unserer ehemaligen Obfrau bzw. jetzt Obfrau-Stellvertreterin der Christa Bühringer. Sie hat einfach eine Geschichte gelesen, ein Buch gelesen über eine Betroffene, eine Frau, die von sexualisierter Gewalt innerhalb der Familie betroffen war und das hat sie so berührt, dass sie daraufhin den Verein gegründet hat und zuerst gab es Therapie für Betroffene, Therapieplätze kostenlose und mittlerweile, also später kam dann die Präventionsarbeit mit dazu. Wie kann man sich das vorstellen? Kommen dann die Leute, die eben ein sexuelles Trauma erfahren haben, zu euch und bietet es ihr dann direkt der Therapie an? Wie ist da die Wartezeit? Genau, also bei uns können sich Menschen melden, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren. Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, ob das in der Kindheit war oder später mal, ob das ein länger andauerndes Thema war oder ist oder ob das eine einmalige Erfahrung war. Und die können sich bei uns für einen kostenlosen Therapieplatz anmelden. Wir arbeiten zurzeit mit 15 Therapeuten und Therapeutinnen zusammen in ganz Oberösterreich verteilt, sodass wir in den verschiedenen Regionen eben jemanden haben, damit die Anfangswege halbwegs in Ordnung sind und so nicht alle in den Zentralraum müssen. Und genau, die haben alle eine Zusatzqualifikation im Bereich Traumatherapie und sind einfach darauf spezialisiert, auf dieses Thema auch. Und ja, zurzeit ist es meistens eine Warteliste oder eine Wartezeit von vier bis sechs Monaten. Manchmal werden es auch mal neun Monate oder länger. Aber es wird jetzt immer besser, auch mit Förderungen und so weiter, dass wir die Plätze sehr schnell vergeben können wieder. Und diese therapeutischen Angebote sind komplett kostenlos? Die sind für die Betroffenen komplett kostenlos, genau. Die sind für die Betroffenen komplett kostenlos. Warum ist dann nachher dieses Präventionsangebot dazugekommen? Was hat sich Pia dann dabei gedacht? Warum hat es das gebraucht? Die Idee war, wenn wir gute Präventionsarbeit machen, dann braucht man vielleicht die Therapie irgendwann nicht mehr, weil es dann keine Betroffenen mehr gibt. Das ist leider noch nicht aufgegangen und das wird auch so schnell nicht aufgeben, weil einfach sexuelle Gewalt, sexualisierte Gewalt ein großes gesamtgesellschaftliches Thema ist und wir sind, würde ich mal sagen, gerade erst dabei, dass das Stück für Stück enttabuisiert wird, dass das mehr besprochen wird, wenn wir uns an die MeToo-Debatten zum Beispiel erinnern und so. Das ist so das erste Aufbrechen von diesem Thema eigentlich gewesen in der Öffentlichkeit und wir sind da eigentlich erst mittendrin. Vielleicht kannst du erklären, genau was man unter Präventionsarbeit jetzt verstehen kann? Also die Präventionsarbeit ist auch im Wandel würde ich sagen. Wir haben früher wirklich so Präventionsworkshops gemacht, also Präventionsworkshops gegen sexuelle Gewalt. Wir machen das mittlerweile nicht mehr, weil die Adressaten und Adressatinnen ja da die Kinder, also die Schüler und Schülerinnen sind und wir haben einfach festgestellt, dass sich das nicht ausgeht. Also zum Schutz der Kinder und um eine gute Präventionsarbeit zu leisten, brauchen wir unbedingt die Erwachsenen mit im Boot. Wir brauchen Erwachsene, die Verantwortung für dieses Thema übernehmen, die bereit sind, die Kinder zu schützen, die mutig genug sind, dafür einzustehen, wenn sie einen Verdacht haben, dass sie dann auch die notwendigen Schritte setzen. Und es ist fast ein Stück weit, würde ich schon sagen, fahrlässig, wenn wir diese Verantwortung an die Kinder übergeben. Und es wirkt halt total schön und entspannt für die Erwachsenen, wenn wir sagen, wir kommen und machen einen Präventionsworkshop gegen sexualisierte Gewalt mit ihren Kindern und dann sind die Kinder geschützt und das stimmt einfach nicht. Also das ist der eine Aspekt, dass wir einfach gemerkt haben, okay wir müssen da einfach die Verantwortung dorthin geben, wo sie hingehört, nämlich zu den Erwachsenen und nicht zu den Kindern. Das ist das eine. Zum anderen haben wir gemerkt, dass diese präventiven Botschaften, die kann man auch noch teils nachlesen in manchen Angeboten, dass die sich einfach nicht ausgehen. Zum Beispiel, du darfst nein sagen. Das war so eine präventive Botschaft. Wenn das nicht gut eingebettet ist in dem Kontext, wo sich die Kinder aufhalten. Also wenn ein Kind einfach zu Hause nicht Nein sagen darf und da meine ich jetzt nicht, nein ich mache die Hausübung nicht, sondern nein ich will jetzt dem Opa kein Busse geben und ich will, also einfach wo es um das Kind selbst geht, um die Integrität des Kindes. Kindes, wenn das dort nicht respektiert wird und im Bildungssystem haben wir das eigentlich auch ganz oft, dass das nicht so ist, dann wird es halt schwierig in so einer übergriffigen Situation, in einer Situation, die vielleicht auch eher gewaltvoll ist oder verstörend oder die man nicht einordnen kann, Nein zu sagen und das schaffen auch wir Erwachsenen ganz oft nicht. Und deswegen finde ich es auch ein bisschen fast unverschämt dann bei den Kindern das zu erwarten, dass die das können. Also mir gelingt das nicht immer, dass ich Nein sage in einer Situation, wo es mir gerade vielleicht nicht gut geht oder wo es für mich überhaupt nicht stimmig ist. Und so geht es uns glaube ich allen hin und wieder und dann können wir das nicht von Kindern erwarten. Außerdem sind Kinder Erwachsenen gegenüber immer unterlegen, rein körperlich schon. Sie sind abhängig, es besteht einfach auch ein Machtverhältnis, das müssen wir auch sehen und anerkennen und mit diesen Informationen können wir dann weiter arbeiten und uns die Frage stellen, ok, welche Strukturen braucht es in der Gesellschaft oder auch in Schulen, in Einrichtungen, in Kindergärten und so weiter, die die Kinder wirklich umfassend schützen und auch das Sehen, wenn da irgendwie was nicht stimmt, die da hellhörig sind, gut hinschauen, aufmerksam sind und nicht versuchen, irgendwie was unter den Teppich zu kehren. Und dann haben wir überlegt, okay, was können wir stattdessen machen. Sexuelle Bildung war immer ein Teil unserer Arbeit, aber natürlich eher für Jugendliche und wir haben dann nach und nach versucht, diese sexuelle Bildung auch in den Volksschulen reinzubringen. Wir haben es noch nicht so genannt, aber die Methoden waren eigentlich schon die gleichen und auch mit denen wir jetzt teilweise noch arbeiten. Und haben uns einfach überlegt, okay, sexuelle Bildung ist etwas, das ist wirklich für die Kinder, wo sie einfach viel über sich selbst und ihren Körper lernen und erfahren, um auch gut einschätzen zu können, okay, was ist denn in Ordnung eigentlich, was fühlt sich für mich gut an, was passt für mich gar nicht. Und das können wir den Kindern anbieten und sexuelle Bildung ist auch eine der wichtigsten Säule in der Prävention gegen sexuelle Gewalt. Und alles andere, wo es wirklich um Prävention von Gewalt geht und auch um Intervention bei Fällen, da ist unsere Zielgruppe ganz klar, sind die Erwachsenen. Du redest jetzt von sexueller Bildung. Ist das das Gleiche wie die klassische Aufklärung oder unterscheidet sich das inhaltlich? Nein, es ist im Grunde das Gleiche. Also sexuelle Bildung ist jetzt so das aktuelle Wort, Sexualpädagogik war so auch davor ein bisschen und früher war es die Aufklärungsarbeit, genau. Genau, du bist ja Sexualpädagogin und das heißt, du tust eben Aufklärung oder sexuelle Bildung an Kinder und Jugendliche vermitteln. Was ist denn da so deine Arbeit? Ja, was kann man sich darunter vorstellen? Also zum einen muss man dazu sagen, sexuelle Bildung ist so viel mehr als das Sprechen über Sex. Das ist das, was die meisten Erwachsenen im Kopf haben, die Idee, die sie dazu haben. Und das ist auch der Grund, dass wir auch sehr viel auf Widerstände treffen. Also es sind nicht alle Eltern und auch nicht alle Pädagogen und Pädagoginnen glücklich über unsere Arbeit oder das, dass wir in eine Schule kommen. Aber sexuelle Bildung ist einfach so viel mehr. Es geht einfach um Körper, wie ich meinen Körper wahrnehme, wie ich mich in meinem Körper fühle, meine Gefühle und wie ich die ausdrücken kann. Es geht darum, soziale Regeln zu besprechen. Es geht darum, zu wissen, wie funktioniert eigentlich mein Körper, warum habe ich zum Beispiel die Menstruation, wie funktioniert so ein Zyklus. Es geht natürlich auch später um Schwangerschaft. es geht vielleicht auch um Verhütungsmittel. Manchmal geht es auch um Krankheiten, das ist aber eher bei uns so ein Randthema. Das war früher so in der klassischen Aufklärung so eine Vermeidungs- oder Verhinderungspädagogik, wir müssen alles den Kindern sagen, damit sie ja nicht früh schwanger werden und ja nicht krank werden. Also Sexualität, was sehr negativ behaftet ist und unser Zugang ist eher, etwas was sehr negativ behaftet ist und unser Zugang ist eher, okay wir schaffen einen positiven Boden quasi für das Thema Sexualität und da geht es einfach um ganz ganz viel. Wie sehe ich aus? Es geht um rechtliche Aspekte, also was heißt das sexuell mündig zu sein und dann auch strafmündig zu sein. Welche Rechte habe ich eigentlich auch als Kind, auch das gehört dazu. Wie nehme ich mich und meine Umwelt wahr? Und auch jetzt viele Themen, die in den Medien sind bei den Kindern, queere Themen und so weiter, die auch einerseits ganz viel aufmachen, aber dann auch wieder ganz viel Verwirrung auflösen, weil sich einfach viele Kinder fragen, wo gehöre ich jetzt eigentlich dazu? Also alles, was so aktuell an Themen ist, wird einfach besprochen rund um dieses Thema und Sex an sich, also das, was die Erwachsenen unter Sex verstehen, ist eigentlich oftmals nur ein relativ kleines Thema. Ja und Sexualpädagogik heißt einfach, dass die Vermittlung von diesen Inhalten und das zur Verfügung stellen von einer offenen und entspannten Atmosphäre mit diesen Themen. Also das kriegen wir auch ganz oft als Feedback so. Das war so angenehm, dass wir mit euch so locker über dieses Thema reden konnten, weil da viele einfach, viele Erwachsene so ein bisschen Hemmnisse haben auch und sich schwer tun damit und bei uns geht das eigentlich ganz locker. Wir beschäftigen uns jeden Tag damit und kennen da eigentlich auch keine, wir sind nicht mehr schockiert, wenn wir irgendwas hören oder so. Und einfach diesen Raum zur Verfügung zu stellen, Fragen zu stellen, Antworten zu bekommen, vor allem noch sachrichtige Antworten, das ist auch ganz wichtig. Und auch altersadäquat und entwicklungsadäquat, dass natürlich diese Informationen auch aufbereitet sind. Genau, und da einfach mit den entsprechenden Methoden zu arbeiten und dieses Wissen zu vermitteln. Wie schafft ihr es jetzt, dass Kinder und Jugendliche sich bei euch wohlfühlen? Weil es ist ja doch diese Hemmschwelle da, dass es peinlich ist, mit Erwachsenen über solche Themen zu sprechen? Ja, das geht meistens ganz schnell. Die Kinder merken eigentlich relativ bald. Wir machen natürlich so eine Art Warm-ups. Wir schauen, dass wir gut einsteigen können in die Gruppe und natürlich so Vorstellrunden und solche Dinge. Und wenn wir dann loslegen mit diesen Themen, wir schicken sie meistens erst in kleine Gruppen arbeiten, dass sie selbst mal warm werden und dann gehen wir schon so hin in den kleinen Gruppen und dann merken die, okay da kann man jetzt wirklich alles sagen. Also das geht relativ schnell und wir haben da einfach eine klare Haltung dazu und ich glaube eine Haltung ist gerade von Kindern immer sehr gut spürbar, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, dass wir alle wertschätzen, alle mit ihren Themen, die sie da haben, dass da nichts irgendwie abgewertet wird oder dass wer ausgelacht wird. Und das kriegen Kinder relativ schnell mit, weil einfach da auch ein gewisses Klima entsteht. Also das ist so, dass, wie wir einfach arbeiten bei PIA, ich glaube, was war deine Frage nochmal? Wie wir das, ja. Wie wir diese Wohlfühl-Atmosphäre schaffen. Genau. Und ein weiterer Punkt, danke, ist einfach auch, dass wir, wir sind auch keine Bezugspersonen für die Kinder. Also das ist glaube ich auch nochmal ein wichtiger Aspekt. Ich sage immer, je kleiner die Kinder sind, desto näher müssen die Bezugspersonenarten, Kindergartenpädagoginnen oder die Assistentinnen und so weiter, auch in der ersten, zweiten Volksschule. Aber je älter die Kinder werden oder gerade bei Jugendlichen, die wollen das nicht mehr mit Menschen besprechen, die in ihrem nahen Umfeld sind. Und wir gehen einfach auch wieder mit all diesen peinlichen Fragen, vielleicht die gestellt wurden oder besprochen wurden, wir sind dann weg und nehmen das quasi auch wieder ein Stück weit mit. oder besprochen wurden, wir sind dann weg und nehmen das quasi auch wieder ein Stück weit mit. Und ich glaube, da ist auch sicher immer eine Hemmschwelle da, das wirklich mit dem Klassenlehrer, mit der Klassenlehrerin oder Biologielehrer-Lehrerin zu besprechen, weil die benoten einem auch. Da gibt es ja irgendwie auch dann einen Test vielleicht drüber oder so und bei uns geht es ja nicht um irgendwas, dass wir irgendwas bewerten oder benoten und genau, wir nehmen das und sind wieder weg. Werden die Themen, die ihr jetzt in den Workshops aufgreift, so im normalen Unterricht dann gar nicht besprochen? Kommt das nicht im Lehrplan vor oder ist es bei euch eher so ein Zusatzangebot? Also sexuelle Bildung und Aufklärungsarbeit oder diese Themen wären eigentlich schon im Lehrplan mit drin und verankert, also vierte Klasse Volksschule und dann später natürlich auch. Aber man muss dazu sagen, dass jede Schule das sehr individuell handhabt und dass es natürlich immer auf dieses Engagement auch der Lehrpersonen darauf ankommt. Und es gibt einfach viele Menschen, denen das Thema sehr unangenehm ist. Man lernt das eigentlich auch nicht in der Ausbildung. Und dann kann es sein, dass wir merken schon, dass eine große Bandbreite ist und ein ganz großer Unterschied ist zwischen dem, was die Kinder am Wissen haben. würde, Mathematik durchläuft eigentlich jedes Kind, Schulkind bis zur vierten Klasse Volksschule einen gewissen Stoff. Wenn es dann weitergeht in die nächste Schulstufe, dann setzt man das voraus, dass sie das wissen und unsere Erfahrung zeigt, dass wir das bei diesem Thema eigentlich nicht voraussetzen können. Also es gibt ganz engagierte Pädagogen und Pädagoginnen, die sich sehr viel Zeit auch für das Thema nehmen und das sehr gut vorbereiten und durcharbeiten und es gibt wirklich Kinder, die da durch den Rost fallen, wo das Thema gar nicht wirklich besprochen wird. Oder so nur ganz kurz diese zwei Seiten aus dem Sachunterrichtsbuch, da ist dann kurz erklärt, wie ein Kind entsteht. Und das war es eigentlich dann schon, kurz zu dieser neun Monate Schwangerschaft, was eigentlich mit der Lebenswelt der Volksschulkinder überhaupt nichts zu tun hat. Aber das ist so ein Thema, das darf man besprechen, das ist nicht so tabu behaftet. überhaupt nichts zu tun hat, aber das ist so ein Thema, das darf man besprechen, das ist nicht so tabu behaftet. Ja und ich erlebe auch Jugendliche in einer vierten Klasse Mittelschule, die wirklich überhaupt keine Ahnung haben, also die weder Informationen haben zu ihren Geschlechtsteilen, wie die funktionieren und wie die im Detail aussehen und heißen, noch wie man schwanger werden könnte und so weiter. Also von bis und das ist eigentlich auch ein großes Problem, weil es einfach sehr stark vom Engagement der Schule und auch der Pädagogen und Pädagoginnen abhängt. Wie viele Workshops macht ihr dann im Jahr? Kannst du das einschätzen? Wir machen pro Schuljahr zurzeit ca. 100 bis 120 Workshops und dazu kommen dann eben noch Fortbildungen und Vorträge für Erwachsene, die eben im professionellen Kontext mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Das könnte ich jetzt so gar nicht benennen, wie viel das ist. Hast du dann irgendwie auch Rücksprache mit den PädagogInnen, warum das eben teilweise so schlecht funktioniert? Was sind da konkrete Hemmschwellen, wenn es eh eigentlich verpflichtet sind, laut Lehrplan das durchzunehmen? Naja, ich denke mir einfach, Sexualität ist ein sehr persönliches Thema. Wir alle haben unsere Geschichten damit und es gibt eigentlich kaum Gelegenheit, das irgendwie auch mal anzuschauen oder aufzuarbeiten, so in diesem Berufskontext. Das ist das eine und es wird immer Menschen geben, die sich schwer tun darüber zu reden. Ich finde immer, über Sexualität zu sprechen ist wie wenn man Fremdsprache lernt. Wenn man das nicht von klein auf irgendwie gelernt hat oder mitbekommen hat oder von den Eltern da gut begleitet wurde und ich glaube das wurde so jetzt die Generation, das sind eher Ausnahmen, die gut aufgeklärt worden sind und die jetzt in den Klassen stehen. Und wenn man das nicht gelernt hat, dann ist es einfach schwierig und man lernt das in der Ausbildung nicht. Das heißt, man müsste sich das selbst aneignen, sich das Material auch organisieren, weil eben das, was in den Sachunterrichtsbüchern ist, ist viel zu wenig. Man müsste sich da gutes Material suchen und dann eben auch ausprobieren und da mutig sein. Dazu kommt, dass es eigentlich in allen Einrichtungen ein sexualpädagogisches Konzept bräuchte, weil Sexualität ist ja kein Thema, das man nur im Biologieunterricht durchnimmt oder im Sachunterricht, sondern das eignet sich auch wunderbar für den Turnunterricht zum Beispiel, wenn dann ein Mädchen sagt, ich kann heute nicht mitturnen, weil ich habe die Regel zum Beispiel. Es gibt ganz viele Mädchen, die nach wie vor sagen, wenn dann ein Mädchen sagt, ich kann heute nicht mitturnen, weil ich habe die Regel zum Beispiel. Es gibt ganz viele Mädchen, die nach wie vor sagen, wenn man die Regelblutung hat, darf man dieses und jenes nicht machen. Also da würde sich das auch anbieten, dann zu besprechen im Turnunterricht, was darf man eigentlich tun, wenn man die Regelblutung hat. Und man darf alles tun, man muss aber nichts tun. Also das wäre auch eine Möglichkeit da, das zu vermitteln. Oder ich könnte im Mathematikunterricht einen Zyklus berechnen und schauen, wann sind denn da die fruchtbaren Tage zum Beispiel. Also ich könnte mir geschichtlich anschauen, wie die Rechte der Frauen sich entwickelt haben und wie Sexualität früher gesehen wurde und wie das heute gesehen wird und auch verhandelt wird und so weiter. Also ich hätte ganz viele Anknüpfungspunkte in verschiedenen Unterrichtsfächern und es wäre eben schön, wenn das Thema nicht einmal punktuell von einer Person besprochen wird, sondern dass es einfach generell besprechbar wird, dort wo es gerade auftaucht, wo es ein Thema ist. Und das heißt, Schulen benötigen eigentlich ein sexualpädagogisches Konzept, wo das klar definiert ist, wer macht das, wann machen wir das, brauchen wir eine Fortbildung dazu, mit welchen Materialien und Methoden arbeiten wir dann und so weiter. Das wäre wünschenswert, dass das überall einfach auch umgesetzt wird. Kannst du jetzt ein bisschen näher auf die Workshops eingehen, vielleicht mal die für die Volksschulen? Was sind da die Inhalte, wie kann man da mit jüngeren Kindern darüber reden? In der Volksschule geht es ganz viel darum, was sich einfach in den nächsten Jahren in der Pubertät tut und wie sich der Körper verändert, wie sich das entwickelt, wie das auch mit den Gefühlen ist, wie das mit erstes Mal verliebt sein vielleicht ist, aber auch alle anderen Themen, die da einfach von den Kindern eingebracht werden. Also Volksschulworkshop machen wir jetzt ab der dritten Klasse Volksschule, also dritte und vierte Klasse. Und genau, wir besprechen das immer im Vorfeld mit den Klassenlehrer und Lehrerinnen, ob es da vielleicht schon ein Thema gibt. Manchmal ist es ja so, dass schon irgendwie Schimpfwörter da sind oder es wurde ein Video verschickt mit Nacktfotos oder pornografischen Inhalten. Also irgendwie ist vielleicht sogar ein Thema da und wenn nicht, dann kommen wir einfach rein und sammeln erstmal und schauen, welche Themen da sein könnten. Und wir vermitteln da wirklich so Basic-Informationen. Was ist eigentlich die Pubertät? Wie lange dauert die? Was verändert sich da alles? Und Basic-Informationen, was ist eigentlich die Pubertät, wie lange dauert die, was verändert sich da alles. Und dann besprechen wir dazu noch die Körperteile, also die Geschlechtsteile, wie die funktionieren, was da alles jetzt passiert, was sich da verändert, wo überall Haare wachsen, dass sich der Körpergeruch verändert. Wir besprechen auch immer das Thema Hygiene, weil das einfach auch mit dem Übergang in die Pubertät ein wichtiges Thema wird. Das oft auch nicht, wo keiner weiß, wie wir das ansprechen. Aber das verändert sich einfach und muss einfach auch besprochen werden, dass man sich öfter waschen muss, wie man auch die Geschlechtsteile richtig wäscht. Das ist auch so ein großes Tabuthema. Dann schauen wir uns auch Hygieneprodukte zum Beispiel an, gemeinsam um solche Sachen. Also je nachdem, wo so die Kinder ein bisschen hinwollen, aber wir wollen eben in diesem Volksschulworkshop wirklich einfach Basics vermitteln. Ich weiß, wie mein Körper funktioniert, ich weiß, wenn da Veränderungen anstehen, was das ist, zum Beispiel auch der Brustwachstum bei den Mädchen, der ja am Anfang auch teilweise sehr schmerzhaft sein kann, wenn man dann im Sportunterricht einen Fußball oder irgendwas draufkriegt. Das kann ziemlich wehtun oder auch schon eine Umarmung und so weiter. Und das besprechen wir einfach, damit die Kinder wissen, okay, wenn das jetzt bei mir ist und bei manchen ist es dann ja schon so weit, dann kann ich das besser einordnen und weiß, welche Signale mir mein Körper gibt. Oder der Weißfluss zum Beispiel auch bei den Mädchen, der kündigt einfach auch irgendwann dann die Regelblutung an und was kann ich denn tun, dann packe ich mir vielleicht so ein Sicherheitspaketchen ein, ja ein kleines Kosmetiktascherl, wo eine frische Untose drin ist und eine Binde- oder Slippentlage und zu wem kann ich gehen in der Schule, wenn da irgendwie was ist. Genau, also diese Themen eigentlich haben wir so in der Volksschule. Du hast jetzt schon das angesprochen, dass eben übers Handy Sachen verschickt werden. Hast du gemerkt, dass sich da in den letzten Jahren so mit Smartphones, Internet, da die Inhalte auch geändert haben, was auch die Kinder für Fragen haben, weil sie eben schon früher damit konfrontiert werden? Also ich könnte jetzt gar nicht sagen, so Handy allgemein, aber natürlich diese ganzen Social Media Plattformen, die einfach auch Informationen zur Verfügung stellen und das kriegen wir schon immer mit, so ein bisschen Strömungen. Also eben vor ein paar Jahren war auf TikTok ganz viel los zum Thema Queerness und da haben plötzlich alle Jugendlichen eigentlich darüber Bescheid gewusst, was das heißt, diese Abkürzungen und was pansexuell heißt und homosexuell. Also die haben alles gewusst, das war früher, haben wir das immer erklären müssen. Und dann plötzlich haben das alle gewusst. Und jetzt haben wir wieder eine total queer-homophobe Strömung, würde ich schon fast, also queer-phobe Strömung, würde ich jetzt so sagen. würde ich schon fast, also queerphobe Strömung würde ich jetzt so sagen, so weil das Thema mehr sichtbar wird und da merken wir wieder, dass da schon wieder sehr viel Gegenwind da ist. Also das kriegt man ein bisschen mit. Zum Thema Pornografie ist das natürlich gerade in, ich würde sagen, Gerade in den ländlichen Regionen, in den Volksschulen noch vielleicht weniger Thema, aber im städtischen Raum ist es schon so, dass die in der dritten, vierten K Schulen, weil es gibt eben Klassen-WhatsApp-Gruppen usw. Und ich würde sagen, das ist durchaus auch noch in der Verantwortung der Schule, aber natürlich unbedingt auch der Eltern, da auch eine Medienkompetenz mit zu vermitteln und zu wissen, wie man mit dem umgeht, wenn ich da was sehe im Internet, wenn ich auf die Seite komme, weil ich irgendwo eine Frage gestellt habe und wenn es da überhaupt keine Sicherheitseinstellungen gibt, dann kann man sich vorstellen, auf welche Seiten man früher oder später kommt, wenn man einfach eingibt, wie groß kann ein Penis werden oder so. Und das beschäftigt ja die Kinder auch in diesem Alter. Und dann kommen sie früher oder später auf eine Werbeseite, auf eine Pornoseite, wo man irgendwie was sieht. Und diese Inhalte können natürlich für Kinder in diesem Alter schon sehr verstörend auch sein. Und wenn sie dann keine Gesprächspartner, Partnerinnen zur Verfügung haben, weil wenn sie es jetzt zu Hause sagen, dann kann es sein, dass das Handy weggenommen wird, weil die Mama war ja sowieso dagegen, dass ich ein Handy kriege oder so. Und in der Schule, wen gibt es da, damit man das besprechen kann? Und das finde ich ist ein ganz ein wichtiges Thema, diese Medienkompetenz in den Schulen und auch bei den Eltern. Es gibt da auch Workshops dazu von verschiedenen Anbietern. Aber da möchte ich wirklich nochmal darauf hinweisen, dass wir das Thema Sexualität auch nicht fernhalten können mehr von den Kindern durch die Internetnutzung. Egal ob das jetzt ein Tablet ist oder ein Handy oder am Computer oder was auch immer. Das ist einfach eine Begleiterscheinung. Es gibt die guten Seiten des Internets, aber es gibt eben auch das und da müssen wir uns überlegen, wie wir damit umgehen. Es kommt jetzt von manchen das Argument, dass eben diese Aufklärung, das Reden über Sexualität, Geschlecht, also unter Frühsexualisierung fällt, ich stelle es unter Anführungszeichen. Was ist da das Besorgnis oder was ist überhaupt mit diesem Begriff gemein oder was sind da die Ängste? Also Frühsexualisierung ist ein erfundener Begriff, das ist kein Fachbegriff und wir können schon von Frühsexualisierung sprechen, aber es ist, was heißt eigentlich Sexualität? Also wir sind alle Menschen und alle Menschen, die zur Welt kommen, sind eigentlich mit der Geburt und sogar schon vorher sexuelle Wesen und was bedeutet das? bedeutet, dass auch Kinder, die zur Welt kommen, Säuglinge, schon im Genital einfach Empfindungen haben. Auch mit dem Beckenboden, mit Anspannung, Entspannung und so weiter. Und das ist nichts, was erst entsteht zum 14. Geburtstag oder so. Das heißt, auch Kinder haben schon eine Spürfähigkeit im Genital und das sieht man bei kleinen Kindern, wenn die Windel herunten ist oder beim Baden oder so, die haben ganz schnell mal die Hand eben beim Geschlechtsteil. Und warum? Weil es sich gut anfühlt. Und das ist das, was für uns Erwachsene so ganz schwer auszuhalten ist, weil wir nicht unterscheiden zwischen kindlicher Sexualität und Erwachsenensexualität. Und das ist, glaube ich, ganz was Wichtiges. Wir können diese kindliche Sexualität nicht gleichsetzen, weil wenn wir das tun und immer mit der Erwachsenenbrille auf dieses kindliche Verhalten schauen, dann sprechen wir von dieser Frühsexualisierung. Dann haben wir den Eindruck, was geht da ab, wenn Körpererkundungsspiele zum Beispiel stattfinden bei kleinen Kindern. Wenn wir das eben mit der Erwachsenen-Sexualitätsbrille betrachten, dann ist es ganz schlimm. Wenn wir aber über die kindliche sexuelle Entwicklung Bescheid wissen, dann wissen wir auch, dass das Verhalten ganz normal ist und dazu gehört. Also das heißt, Frühsexualisierung ist so ein Begriff, der eigentlich so in der Fachwelt gar nicht existiert. Die Angst oder das, was dahinter steckt, ist eben das, dass wir Kinder auf dumme Gedanken bringen. Aber was sind da dumme Gedanken dazu, wenn kleine Kinder auch schon beginnen, ihren eigenen Körper zu erforschen, dass sie neugierig sind und sie sind auf alles neugierig. Und ein Teil davon ist einfach zum Beispiel das Genital, dass sie sich das anschauen wollen, dass sie da hingreifen, dass sie das erkunden wollen. Was ist denn da eigentlich? Was fühlt sich da so gut an und spannend an? Von dem her müssen wir mal das lernen und begreifen, dass das eigentlich was ganz normales ist und die Frage uns stellen, wie können wir der Kinder Alters entsprechend oder entwicklungsentsprechend gut begleiten dabei, dass sie das gut verinnerlichen und dabei lernen sie eigentlich, wenn wir das gut begleiten, mein Körper ist wertvoll, mein Körper ist schützenswert, mein Geschlechtsteil ist schützenswert, ja also da wären wir eigentlich wieder in der Prävention von sexueller Gewalt, weil ich das da immer gut mitvermitteln kann. Ich kann auch Kindern dabei gut so etwas wie soziale Regeln beibringen, wie zum Beispiel, wir alle haben gelernt, dass wir, wenn wir in den Supermarkt gehen, uns vorher etwas anziehen und nicht nackt irgendwie loslaufen. Oder dass wir im Freibad, wenn kein FKK-Bereich ist, dass wir eine Badekleidung anziehen. Freibad, wenn kein FKK-Bereich ist, dass wir eine Badekleidung anziehen. Das sind alle soziale Regeln, die wir da auch gelernt haben. Oder dass wir nicht einfach irgendwo masturbieren, wenn wir draußen unterwegs sind oder in der Teamsitzung. Das haben wir alle gelernt, das müssen wir auch Kindern beibringen. Aber eben nachdem Sexualität so tabuisiert wird, ist das immer schwierig. Dann können wir das nicht, dann ist es nicht so besprechbar wie andere Themen. Also das heißt Frühsexualisierung, im Gegenteil, wir wissen heute aus vielen Studien, dass aufgeklärte Kinder und Jugendliche viel sorgsamer mit sich selbst und ihrem Körper umgehen, dass sie viel mehr auf sich selbst achten, dass sie schauen, okay, was mag ich eigentlich machen, was mag ich nicht machen. Man weiß, sie sind besser geschützt vor ungewollten Schwangerschaften und vor Geschlechtskrankheiten, weil sie einfach mehr informiert sind. Also das heißt, eigentlich ist sexuelle Bildung genau das Gegenteil. Wir bringen sie nicht auf dumme Gedanken, sondern wir begleiten sie dabei, dass sie gut spüren und wahrnehmen, was ist für mich eigentlich das Richtige. Und das kann eben von bis sein und sehr, sehr unterschiedlich auch von Entwicklung her. Und gleichzeitig ist das auch ein wichtiger Aspekt der Gewaltprävention. Wenn wir Kinder dabei begleiten, dass sie gut bei sich sein können, dass sie sich gut spüren können und das können Kinder zum Beispiel eben über Lusterfahrungen, wie zum Beispiel Lust heißt nicht nur etwas mit Sex, sondern im Gatsch herumspielen, auf Bäume klettern. Auch das sind Lust-Erfahrungen. Und je mehr ein Mensch solche Lust-Erfahrungen sammeln kann, umso besser spürt er sich, umso besser kann er bei sich sein. Und Menschen, die gut bei sich sind, die sind niemals gewalttätig gegenüber anderen. Also das heißt, diese Begleitung und somit auch sexuelle Bildung ist auch eine Form der Gewaltprävention. Diese Begleitung und somit auch sexuelle Bildung ist auch eine Form der Gewaltprävention. Und jetzt bei den Älteren, bei den Jugendlichen, das habt ihr vorher auch schon gesagt, sie kennen die Begriffe aus dem Internet und so. Ist es mittlerweile so, dass sie sich selbst eben diese Aufklärung im Internet suchen und kommt dabei auch manchmal vielleicht ein bisschen ein Blödsinn dabei raus? Ja, also von sich selbst sagen Jugendlichen oft in Studien, dass sie gut aufgeklärt sind, aber wenn man da ein bisschen nachhakt, dann kommt man darauf, dass dieses Wissen einfach oft sehr viele Mythen enthält, viele Geschichten und Märchen, die man einfach auch im Internet erfährt. Man braucht nur schauen insofern, was da auch von Erwachsenen empfohlen wird, zum Beispiel zur Empfängnisverhütung. Das heißt, im Internet gibt es schon gute Informationen, aber ich muss auch wissen, wo ich sie herkriege. Und es gibt aber auch ganz viele Informationen, die de facto nicht brauchbar sind, wie in vielen anderen Themen auch. Und genau, somit ist es schon so, dass wenn nicht wirklich eine gute Begleitung im Unterricht stattgefunden hat, dass da schon massive Wissenslücken sind. Und viele Informationen werden trotzdem bei Jugendlichen, also das merkt man schon, dass das so sehr pornolastig ist. Also man muss immer aufpassen, sagen wir auch immer, ein Porno ist keine Dokumentation über Sex, sondern es ist quasi wie ein Actionfilm mit extremen Darstellungen. Wir vergleichen das immer, wir würden uns auch nicht Spider-Man anschauen, wenn der einen Purzelbaum aus dem Fenster im Erdgeschoss macht, weil das würde man alle langweilig finden. Der schwingt auch von einem Wolkenkratzer zum nächsten und das ist spannend und dort explodiert es und dort explodiert es. Und beim Porno ist das genauso. Wenn wir uns einen Porno anschauen würden, wo zwei Menschen sich eine halbe Stunde küssen und streicheln, würde das jeder abschalten. Also auch Pornos zeigen einfach extreme Darstellungen, extreme Großaufnahmen von den Geschlechtsteilen, die meistens auch oftmals operiert sind. Also es gibt ja diesen Trend der Schönheitsoperationen im Genitalbereich und das haben wir da auf jeden Fall. Das heißt, es löst auch wieder eine Unsicherheit aus. Bei mir schaut das anders aus. Ist das dann normal? Also das zum einen ist ja ein Thema, aber auch dieser extreme Performance-Druck von den Burschen mit x-fachen Stellungswechsel, Penisgrößen, dieses lange Durchhaltevermögen und so weiter. Und von den Mädchen meistens so dieses Thema, muss man das wirklich alles machen, was da gezeigt wird. Und auch diese Abläufe, diese klassischen, ich sage jetzt wirklich die Mainstream-Pornos, es gibt natürlich auch tolle feministische, pornografische Filme, die allerdings immer was kosten. So mit 40 werden sich das Jugendliche nicht anschauen, aber diese Mainstream-Pornos, das ist auch immer so ein ähnlicher Ablauf und das merkt man schon, dass die alle das schon gesehen haben und dass die das alle beschäftigt. Wie werden denn die Eltern damit eingebunden? Weil es gibt ja vor den Workshops immer einen Elternabend. Wird da auch darauf angesprochen, so hey, ihr seid auch so ein bisschen in der Verantwortung. Wie redet ihr da mit denen? Ja, also in der Volksschule haben wir noch das große Glück, dass die Elternabende meistens stattfinden. Man muss dazu sagen, dass manchmal die gar nicht stattfinden, weil zu wenig Eltern kommen würden. Das war auch unsere Erfahrung damals bei den Präventionsworkshops, wo wir gesagt haben, wenn die Eltern nicht zum Elternabend kommen, dann können wir es gleich lassen, weil die brauchen die wichtige Informationen, wie man die Kinder schützt und auch da sagen wir in der Volksschule, da brauchen die Eltern noch Informationen, wie sie ihre Kinder gut begleiten können, weil in ein paar Jahren ist das vorbei. Also mit 12, 13, 14 gehen Kinder dann nimmer zu den Eltern, wenn sie Fragen rund um das Thema haben. Oder halt ein bisschen, manchmal, das kommt auf die Beziehung drauf an, aber da wird schon ein bisschen knapp dann. Also das heißt, da haben sie noch Möglichkeiten und wir sagen immer, sexuelle Bildung ist ein Thema, das wir nicht alleine schaffen können, sondern das braucht unbedingt quasi eine Allianz aus Eltern, Schule, aber auch Jugendvereine zum Beispiel, vielleicht sogar Sportvereine oder dort, wo sich die Kinder und Jugendlichen aufhalten und dann kommen halt wir irgendwann am Ende noch als Experten, Expertinnen in die Schulklasse zum Beispiel. Aber das ist ja nur punktuell, das ist ja nur einmal. Wir sind einmal für vier Einheiten in der Klasse. Bei manchen Schulen kommen wir auch öfters, dass wir ein Jahr oder zwei Jahre später wiederkommen in dieselbe Klasse, aber sonst sind wir ja einmal nur da und jetzt kann es sein in der Volksschule, dass wir ein Thema ansprechen, sei es die Menstruationsblutung und für ein Mädchen ist das überhaupt gerade noch, die merkt, ich glaube, da ist noch gar nichts. Aber zwei Monate später kann das ja ganz anders ausschauen. Oder zum Thema verliebt sein. Na, verliebt sein ist doof, ja. Aber plötzlich, drei Wochen später verliebe ich mich in meinen Sitznachbarn oder in meine beste Freundin. Und was heißt das jetzt? Also das heißt, das sind ja Themen, die stagnieren ja nicht, sondern die Kinder entwickeln sich ja weiter. Und deswegen braucht es wirklich auch im Umfeld der Kinder die Personen, die das gut begleiten können. Und wir verweisen auch immer die Eltern darauf, dass sie einfach auch, wenn sie das Thema selbst aufgreifen, da auch ganz viel in der Hand haben und ganz viele Werte mitvermitteln können. Ja, wie zum Beispiel, ich sage jetzt, ein klassischer Wert wäre, Liebe und Sex gehört zusammen. Ja, das wollen ganz viele Eltern mit vermitteln, weil das klingt ja auch sehr schön und romantisch. Sieht man ja in jedem romantischen Film. Das würden wir zum Beispiel so nicht vermitteln. Wir schauen, dass wir diese Dinge neutral besprechen, möglichst wertfrei. Aber jede Familie, sage ich immer, hat ihre eigene Kultur. Wie gehen wir zu Hause um mit dem Thema? Wie gehen wir mit Nacktheit um? Sind die Badezimmertüren offen oder verschlossen und so weiter? Und so kann auch jede Familie bestimmen, was sind uns richtige Werte oder Moralvorstellungen, die wir bei dem Thema Sexualität mitvermitteln wollen. Und Eltern klären sowieso auf, ob sie wollen oder nicht, weil die Kinder einfach beobachten, wie gehen die Eltern miteinander um, berühren sich die, sind die liebevoll zueinander. Also das alles lernen ja die Kinder sowieso über Beziehungen durch ihre Eltern oder Familien, in denen sie leben und sich aufhalten. Hast du jetzt schon erlebt, dass Eltern total dagegen waren und dann, keine Ahnung, ihre Kinder, während ihr gekommen seid, aus dem Unterricht rausgenommen haben? Ja, das haben wir immer wieder. Also wir haben immer wieder, das hat auch zugenommen wieder in der letzten Zeit, dass einfach gerade in der Volksschule viele Eltern da sind, die oder nicht viele, immer wieder Eltern dabei sind, die da dagegen sind, die einfach sagen, es ist viel zu früh, Frühsexualisierung und so weiter und dass das Thema die Kinder überfordert, dass die durch, das hört man auch in den Medien, wird das immer wieder diskutiert, sexuelle Bildung traumatisiert die Kinder, das hört man auch immer wieder und ich möchte da schon ein bisschen unterscheiden zwischen, ich sage mal, Trauma oder einer Traumaerfahrung und einer vielleicht auch einmal Überforderung. Das kann durchaus sein, dass ich mit Inhalten überfordert bin. Genau und von dem her gibt es da immer wieder Eltern, die dagegen sind und die auch tatsächlich am Tag des Workshops das Kind zu Hause lassen. Die Mehrheit, das muss ich wirklich sagen, also eine Person an so einem Elternabend, die kann schon ganz schön viel Wirbel reinbringen, aber die Mehrheit der Eltern ist eigentlich ganz froh, wenn wir kommen und das Thema übernehmen. Und wir zeigen auch bei diesen Elternabenden, wie wir arbeiten, auch wir sagen ganz klar, was unsere Haltung ist und auch die möglichen Themen, die aufkommen und zeigen auch ein bisschen vor und erklären, wie wir das machen. Wir arbeiten so, dass die Kinder einfach auch in den Workshops gut selbst bestimmen können, ob sie da jetzt dabei sein möchten, ob sie vielleicht mal aus der Klasse gehen möchten, ob sie sich die Ohren zuhalten wollen oder vielleicht einfach nach hinten setzen und irgendwie was zeichnen oder so. Das heißt, wir machen da nicht Frontalunterricht und sagen so, da ist jetzt das Thema und ihr müsst euch das reinziehen von vorn bis hinten oder wir machen Stationenbetriebe. Das heißt, wir schauen einfach, dass sich die Kinder gerade in der Volksschule wirklich selber auch die Themen raussuchen können, die für sie gerade recht relevant sind. Ein paar Basics schauen wir dann schon, dass wir immer vermitteln, dass die einfach wirklich jeder gehört hat. Aber da ist kaum, Ein paar Basics schauen wir dann schon, dass wir immer vermitteln, dass die einfach wirklich jeder gehört hat. Aber von Trauma brauchen wir überhaupt nicht sprechen. Und ja, manchmal kann es sein, dass ein Kind sagt oder man merkt, es ist ein Überforderter mit. Der Grund, warum Kinder überfordert sind, ist, weil die Kinder ganz oft bis dahin schon gelernt haben, dass man über dieses Thema nicht sprechen darf. Und wenn ich so aufgewachsen bin, dann habe ich einen irrsinnigen Stress, wenn ich dann über das irgendwie in der Schule sprechen sollte oder mir das anhören sollte. Also das merkt man dann schon, auch wenn man dann mit den Pädagogen und Pädagoginnen spricht, ja, dann sind das oftmals sehr konservative Elternhäuser, wo eben dieses Thema überhaupt nicht besprochen wird. Und dann stresst das schon die Kinder. Manchmal sind es auch religiöse Gründe, die natürlich da auch Stress verursachen können. Aber ich würde das gar nicht so in den Fokus nehmen. Ich rede eben wirklich immer von einer Familienkultur, wie jede Familie mit diesem Thema umgeht. Und da spielt es für mich gar keine Rolle, wo wer herkommt oder welche Religion jemand auslebt. Warum ist es jetzt wichtig, dass Kinder lernen, die richtigen Begriffe für ihren Körper zu verwenden? Das hat ja dann auch wieder was mit Prävention zu tun, von sexueller Gewalt. Genau, also viele Erwachsene, die von sexueller Gewalt oder von Missbrauch betroffen waren, wenn man die fragt, warum hast du nie früher was gesagt, dann heißt es oft, ich hatte gar keine Sprache dafür, für das was mir passiert ist. Also ich finde, das zeigt schon sehr eindrucksvoll, was das ausmacht, wenn wir eine Sprache haben für Dinge, die passieren oder einfach auch für meinen Körper und für meine Körperteile. Und ich kann halt vielleicht genauer sagen, wo mich wer berührt hat und mehr als wieder unten sagen und irgendwie mit dem Finger von der Ferne hin zeigen. Also das heißt, das ist natürlich ein wichtiger Aspekt der Prävention. Ein weiterer Aspekt ist natürlich, wenn man einmal eine gute Grundlage geschaffen hat und über Sexualität sprechen kann, dann kann man auch mal die Seite ansprechen, also dass man sagt, okay, es gibt auch Menschen, die das ausnutzen, dieses Thema und die zum Beispiel auch Kinder da berühren wollen oder auch missbrauchen und so weiter. Diese Fragen kommen auch wirklich oft in den Volksschulen zu, was ist das, was ist Vergewaltigung und so weiter. Also das heißt, die hören das ja auch in den Medien, die kriegen das irgendwie mit und dann bespricht man das auch. Und ich finde, also das ist auch immer so eine Angst, wie kann man mit Kindern über das Thema sexuelle Gewalt oder Missbrauch sprechen, wie kann man sie auch schützen. Wir sprechen ja auch mit kleinen Kindern im Kindergarten bei der Verkehrserziehung darüber, dass du nicht bei Rot über die Ampel gehen darfst oder beim Zebrastreifen links und rechts schauen musst, damit da nichts passiert. Also das heißt, wir sprechen ja immer wieder mit Kindern über die Gefahren, die einfach da sind, auf die man eben achten muss und das ist auch eine mögliche Gefahr und da kann man mit Kindern darüber reden. Und wenn man das einfach entspannt schafft, ohne irgendwie Ängste zu schüren, sondern wirklich wir sind da, wir beantworten deine Fragen von klein auf, wir begleiten dich da gut. Wenn du Fragen hast, du kriegst deine Antwort und wir sprechen auch mal drüber, hey, da kann mal was sein, wenn du zum Beispiel in einen Sportverein gehst. Da kann es auch sein, wenn ich da werbe, berührt oder sowas, du unangenehm findest, dann kannst du mir das sagen. Ich bin da, ich höre dir dazu, ich nehme das auch auf und nicht, das bildest du dir ein oder es wird schon nicht so schlimm sein oder das war ein Versehen. Und dazu kommt, dass Kinder einfach auch neugierig sind, sie wollen auch zu diesem Thema Informationen haben. Und wenn sie das nicht von uns Erwachsenen in ihrem Umfeld bekommen, dann sind sie auch relativ leicht zugänglich, für das andere Erwachsene kommen und sagen, ja, ich zeige dir da jetzt was oder du bist da ganz neugierig, ich kann dir da was erklären dazu. Also das heißt, es macht einfach auch Kinder anfälliger, aber sie sind halt einfach eher dann in der Zielgruppe von Täter und Täterinnen, wenn sie da eine Neugierde haben, die einfach auch nicht von anderen befriedigt wird. Habt ihr jetzt auch ein Angebot für Eltern oder allgemein Erwachsene, die selbst sich denken, mir fehlt da einiges an Wissen und ich möchte da jetzt an die Quelle gehen, an seriöse Quellen rankommen. Gibt es da was? Ja, wir haben eben die Elternabende bei den Workshops und für eben Pädagogen und Pädagoginnen oder auch im Sozialbereich Menschen haben wir eben Fachfortbildungen. Ja, wir schauen immer wieder, dass wir ein Angebot schaffen. Wir hatten lange Zeit so Webinare zum Beispiel, wo man da so ein paar Grundlagen sich aneignen kann, auch als Eltern. Es war jetzt im letzten Jahr ressourcenmäßig nicht möglich, aber wir schauen immer wieder, dass wir da einfach Angebote haben und wir laden einfach alle ein, die da Fragen haben oder einfach auch Wünsche und Anregungen, dass sie uns das schreiben. Wir sammeln das und schauen immer wieder, dass wir entsprechende Angebote entwickeln. Vielleicht jetzt zum Schluss, kannst du noch einmal zusammenfassen, warum sexuelle Bildung gerade für Kinder und Jugendliche so essentiell ist? Weil Sexualität ein zentraler Aspekt unseres Menschseins ist, das steht schon in der Definition der WHO so drinnen. Und ich finde einfach, wir sollten da einen wirklich auch positiven Zugang dazu finden, weil Sexualität einfach so viel mehr umfasst als Sex oder Paarsexualität. Es hat was mit mir selbst zu tun, mit meiner Identität, mit dem, wie ich mich wahrnehme, mit meinen Gefühlen, mit dem wie ich mit anderen in Beziehung gehe, wie ich Konflikte löse, also all das gehört da dazu und da sollten wir einfach, ja auch wir Erwachsenen sollten neugierig sein und überlegen, wie können wir Kinder gut begleiten, damit sie einfach wirklich auch ein positives Selbstbild entwickeln, dass sie wertschätzend mit sich selbst umgehen können, dass sie gut bei sich sein können. Und was ich jetzt immer dazu sage, Sexualität ist keine Krankheit, sondern es ist eigentlich wirklich für viele Menschen, für viele erwachsene Menschen eine Ressource der Lebensenergie, eine Quelle der Lebensenergie, wo sie sagen, das ist ja eigentlich was Schönes, wenn ich das gut ausleben kann in meiner Partnerschaft oder wie auch immer. Und da sollten wir einfach auch Kinder dabei begleiten, dass das wirklich auch etwas Schönes erlebt wird. Das würden wir uns ja wünschen. Wir wünschen uns ja für unsere Kinder viele Dinge, dass sie erfolgreich werden im Beruf, dass sie einen netten Partner oder Partnerin finden oder eine Familie gründen oder was auch immer. Wir könnten uns auch wünschen, dass für unsere Kinder, dass sie einmal ein schönes Sexualleben haben, ein erfülltes zum Beispiel. Und so ein bisschen da den Schwenk zu machen. Und ich glaube einfach auch, Kinder und generell Menschen haben ein Recht auf Wissen. Es ist auch ein Menschenrecht. Sie haben ein Recht, über ihren Körper zu erfahren. Sie haben ein Recht darauf, zu wissen,, sie haben ein Recht darauf zu wissen, wie das funktioniert, wie Körperabläufe funktionieren, wie Sexualität funktioniert und je mehr ich weiß, desto selbstbestimmter kann ich auch sein. Und ich glaube, da sollte man einfach uns so ein bisschen hin entwickeln, wenn es um sexuelle Bildung geht, diese positiven Aspekte uns anzuschauen. Danke, Katja Koller vom Verein PIA, dass du dir Zeit genommen hast für das Interview. Dankeschön für die Einladung.