Stifterhaus außer Haus, eine Kooperation zwischen dem Stifterhaus und dem Musikpavillon der Stadt Linz, die existiert seit 2021. Jedes Jahr ein bis zwei Veranstaltungen, Open-Air-Lesungen und ich denke, Sie werden es nicht bereuen, heute hierher gekommen zu sein. heute hierher gekommen zu sein. In Europa herrscht Fußballfieber, man hört es auch von hinten, ich hoffe akustisch verstehen Sie mich trotzdem gut und das ist nicht zu laut. Ja, ja, Daumen hoch, sehr gut. Die EM in Deutschland mit österreichischer Beteiligung löst natürlich einen Hype aus rund um den Fußball und das Stifterhaus hat sich gedacht, man muss hier ähnlich wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder die Privatsender einen echten Experten einladen, der dieses Thema näher erläutert. Bitte begrüßen Sie mit mir den Autor Franz Sobel. Herzlich willkommen. Franz Sobel ist den meisten von Ihnen oder allen, nehme ich an, sicherlich ein Begriff. Nichtsdestotrotz ein paar Worte zu seiner Person. Geboren 1967 in Vöcklerbruck, aufgewachsen im, ich nehme an, beschaulichen Pichelwang. Ist seit gut 30 Jahren fixer Bestandteil der österreichischen Literaturszene. Schreibt Dramen, Lyrik, Prosa, Libretti, alles Mögliche, ist ein literarischer Tausendsasser, wenn man so will, keine Kunstform im Literarischen, ist ihm fremd. Zuletzt erschienen die Romane Das Fluss der Medusa 2017, das auch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis war, Rechtswalzer 2019, Die Eroberung Amerikas 2021 und Einsteins Hirn 2023. Und noch ganz kurz einige wenige Preise, die Franz Sobel erhalten hat, der Ingeborg Bachmann-Preis 1995, der Florianer Literaturpreis 1998, der Nestroy Theaterpreis 2005, der Bayerische Buchpreis 2017, sowie, wie vorhin gesagt, mehrere Nominierungen für den Deutschen Buchpreis. Franz Obel ist aber nicht hier wegen einem neuen Roman, sondern wegen des Erscheinens eines neuen Buches, das der vierte Band mit Sportkolumnen ist. Der Titel lautet Einwürfe, die besten Sportkolumnen. Das Buch ist im April diesen Jahres im Ritter Verlag erschienen und versammelt Kolumnen von Franz Obel aus der kleinen Zeitung, für die er 14-tägig schreibt. Soweit alles richtig? Ja. Ja, gut. Ich glaube schon. Du hast nicht zugehört. Na, passt. Wir werden es so anlegen, kurzes Gespräch. Franzo liest ein paar Stücke, wir sprechen und so hin und her im Ping-Pong. Ich hoffe, das findet dir gefallen. Gestern hat Österreich gegen Frankreich bekanntlich 0 zu 1 gewonnen. Wenn man sich die mediale Berichterstattung ansieht, war das ein gefühlter Sieg. Wie hast du das Match gesehen? Hast du es überhaupt gesehen? Da brauche ich nicht fragen, wo hast du es gesehen? Nein, ich habe es gesehen, ich habe eine Lesung gehabt, in Klagenfurt im Musilhaus. Und dann ist dieses Match gestreamt worden. Und ich weiß es nicht, ich war nicht wirklich glücklich. Also ich habe mir gedacht, entweder werden wir plattgewalzt oder wir machen zumindest so einen Überraschungspunkt. Und dass wir aber unglücklich als einzige Mannschaft ein Tor schießen und trotzdem verlieren, hat mir dann doch nicht so gefallen. Einzige Mannschaft, die ein Tor schießen und trotzdem verlieren, hat mir dann doch nicht so gefallen. Aber an und für sich hältst du alle Chancen für Österreich Europameister zu werden für völlig intakt? Nein, die habe ich nie für intakt gehalten. Vielleicht 2016, aber ich bin da irgendwie ein gebranntes Kind. 2016 waren wir wirklich voller Euphorie, in einer leichten Gruppe damals mit Island und Ungarn, wo man sich gedacht hat, da müsste irgendwie doch einiges möglich sein. Und ich war 2016 in Senegal, da hat man das damals mit den Diplomaten angeschaut. Und ich kam ihnen an, also nicht einmal die Diplomaten waren in der Lage, ihre Enttäuschung irgendwie unfallfrei und quasi ohne Fluchworte auszudrücken, das war doch eher desaströs. Aber Senegal war sehr interessant dafür. Für Recherchezwecke? Ich war damals, um das fürs Flos der Medusa zu recherchieren, diesen Roman, wo es um diese Schiffbrüchigen geht, war in St. Louis, einer Stadt im Nordsenegal, die an Mauritanien grenzt, wo ich der einzige Weiße war, habe ich das Gefühl gehabt, ich bin da angekommen mit einem Fahrer, also die Botschafterin hat mir den Fahrer zur Verfügung gestellt, der hat mich da raufgefahren, es war eine ziemlich spannende Reise und wir fahren über die Brücke drüber, über diesen breiten Fluss und das Erste, was ich gesehen habe, waren hunderte schwarzer Menschen, die sich von mir verbeugt haben. Dann bin ich draufgekommen, es ist irgendwie gerade Abendgebetzeit. Aber zuerst einmal hat mir das irgendwie gut gefallen, weil man fährt so über die Brücke drüber und da sind diese ganzen Leute, die sich irgendwie auf die Knie werfen. Und dann habe ich auch gemerkt, es ist Sonnenuntergang und die beten gerade. Ja, wäre zu schön, um wahr zu sein. Ja, na, bräuchte ich eigentlich eh nicht, das wäre mir zu viel wahrscheinlich. Jetzt hast du ein Buch geschrieben oder deine Kolumnen in Buchform veröffentlicht. Ich nehme an, du bist ein sportbegeisterter Mensch an und für sich, denn sonst würdest du keine Sportkolumnen schreiben. Sehe ich das richtig oder ist es eine Auftragsarbeit und eigentlich musst du dich täglich überwinden? Nein, es ist eher eine schwierige Sache. Ich bin da irgendwie reingerutscht. Also man hat mich irgendwie gefragt vor, glaube ich, 25 Jahren, ob ich für die Presse einen Artikel schreiben will über die Ski-WM, die damals gerade stattgefunden hat. Das hat denen so gut gefallen, dass sie immer wieder mal gekommen sind, ob ich nicht irgendein Sportteil schreiben will, weil es war ein bisschen so ironisch, ein bisschen distanziert und die mochten das halt irgendwie. Und dann ist irgendwann mal wer auf den Gedanken gekommen, schreib doch eine Kolumne im Sport. Und das fand ich dann auch ganz lustig, so alle zwei Wochen eine Kolumne zu schreiben. Dann ist leider die Neue Züricher Sonntagszeitung gekommen, die gesagt hat, sie haben auch diese Kolumnen gelesen und die Züricher Sonntagszeitung gekommen, die gesagt hat, sie haben auch diese Kolumnen gelesen und die Züricher Sonntagszeitung gründet sich gerade neu, ob ich nicht für die schreiben will. Das habe ich der Presse gesagt, blöderweise, weil die hätten das nie mitgekriegt. Daraufhin haben mich die von der Presse sofort rausgeschmissen und gesagt, wenn du für die Züricher schreibst, schreibst du nicht mehr für uns. Das hat für die Züricher ein Jahr lang funktioniert, dann haben die einen sogenannten Relaunch gemacht und das ist dann immer so, dass Kolumnisten manchmal gegangen werden, das ist mir dann passiert, aber einer der Reporter ist dann zur Aarauer Sonntagszeitung gegangen, da bin ich dann mit dem quasi mitgegangen und habe für die Aarauer Sonntagszeitung geschrieben und dann habe ich mir gedacht, jetzt das wird sicher kein Österreicher lesen, jetzt frage ich auch ein paar österreichische Medien, ob sie die Kolumnen nicht, wenn ich denn die schon schreibe, auch in Österreich drucken wollen. Meine erste Anlaufstation waren die oberösterreichischen Nachrichten. Die haben ein paar Kolumnen übernommen, aber das war immer so, man war sich nie sicher, drucken sie es, drucken sie es nicht, und die haben eigentlich keine wirkliche Begeisterung gehabt. Und dann habe ich irgendwann einmal die kleine Zeitung gefragt, und da kenne ich den Chefredakteur, oder den Chefredakteur, und der war ganz begeistert, ja, das machen wir unbedingt, und der hat es dann übernommen, auch in der kleinen Zeitung ist das unglaublich heftig diskutiert worden, weil die Sportreporter gesagt haben, das hat ja mit Sport nichts zu tun, das hat ja nichts mit Ergebnissen zu tun. Es gab da wirklich zwei Fraktionen und es ist ziemlich drunter und drüber gegangen. Mittlerweile mache ich das aber seit 15 Jahren oder so und jetzt ist es auch so, dass in der Steiermark oder in Klagenfurt mich auf der Straße gehen trau und nicht mehr gleich verprügelt wird. Also es ist eigentlich so, dass die Leute sich irgendwie, mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt und mögen das sehr gern. Ja, und vielleicht hören wir uns an, was Sie da mögen, vielleicht mit zwei, drei kurzen Kolumnen. Ja, also so eine EM-Kolumne, die aber jetzt von der letzten EM ist. Woran erinnern wir uns? An den ersten Schultag, die erste Liebe, an 9-11, die letzte Mahlzeit und an das Solo von Diego Maradona. An den Irakkrieg, Jörg Heiders Unfall, Tschernobyl, Obama, an Antonin Panikers Lupfer, einen dänischen Urlaubs-uropameister und an Erzählungen über Cordoba. Fußball gibt uns das Gefühl, an der Weltgeschichte teilzuhaben. Zwar leben wir in einer Zeit, in der das Privatleben dokumentiert und in den sozialen Medien öffentlich gemacht wird, aber wirklich historische Momente sind bei den Katzen, Kinder, Karossen und Kuchenbildern nur wenige dabei. Fußball ist anders, gibt uns das Gefühl, Bedeutendem beizuwohnen. In einer Geschichte des Atheismus habe ich gelesen, dass der Mensch, will er überleben, etwas braucht, woran er glauben kann, weil das Leben sonst nur noch aus Vergnügen, Konsum und Smartphone-Apps besteht. An Gott zu glauben, wird in einem vermessenen Universum mit beschränkter Lebensdauer immer schwieriger. Also bastelt sich der Mensch aus Esoterik, Astrologie und fernöstlicher Möbelstandortphilosophie eine Privatreligion. Andere glauben an Verschwörungstheorien, Greta Thunberg oder dass Herbert Kickl ein gutherziger Pferdestreichler ist. Für viele aber ist Fußball der geeignete Religionsersatz. Man pilgert zu spielen, verehrt den heiligen Rasen, spricht von Spielzügen für die Ewigkeit und erlösenden Momenten. Die Hostie muss in die Absis, Predigten werden in der Kabine gehalten, Rohzünder landen in der Hölle oder auf der Tribüne und die zwölf Apostel sind nur elf, können aber, man hat aus dem Fall Judas gelernt, ausgewechselt werden. Oft ist Fußball ein litaneiartiges Ballherumgeschiebe und so aufregend wie Schneckenbingo, bei dem sich Hobbygärtner die Anzahl der mit einer Schere erledigten Nacktschnecken zurufen. Das ist eine Geschichte, die hat mir die Barbara Frischmuth erzählt, dass die tatsächlich im Osea-Land immer abends sich dann zurufen, wie viele Schnecken sie zerteilt haben im Laufe des Tages. Schneckenbingo haben sie jetzt noch nicht daraus gemacht, aber das wird wahrscheinlich auch noch folgen. Aber was würden Außerirdische denken, wenn sie auf die Erde kämen und als erstes ein Fußballspiel sehen? Weißrussland gegen Luxemburg. 0 zu 0. Sie könnten den Sinn nicht begreifen. Und denken, die Menschen würden einem abstrusen Kult des Zeit-Totschlagens frönen. Bekämen sie aber ein 4 zu 3 zwischen Frankreich und England zu sehen, würden auch sie die Faszination spüren, dass hin und her wogen Zweierkräfte, Sturmläufe, die an Abwehrketten zerschellen, geniale Momente, in denen die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft gesetzt sind, sich der schicksalhafte Lauf der Welt auf 90 Minuten plus Nachspielzeit verdichtet. Welt auf 90 Minuten plus Nachspielzeit verdichtet. Fußball ist wunderbar, erhebend, eine Sprache, die man auf der ganzen Welt beherrscht, außer in den USA. Milliardengläubige, aber wie bei jeder Kirche, wenn sie zu groß und mächtig geworden ist, gibt es auch beim Fußball Korruption, Missbrauch und Fehlentwicklungen. Je mehr man im Dreck umrührt, desto mehr stinkt es. Und die Verantwortlichen haben keine feine Nase. Nicht mehr alle Borsten auf dem Schwein, kaum noch Spiele im Free-TV, völlig überzogene Gehälter und ablösender Zupäne, die arme Wuchtelhaut auf dem Markt zu tragen, bis sie platzt. Super League, Weltmeisterschaften in der Wüste und jetzt eine zerstückelte EM. Noch mehr Werbeflächen für Sponsoren, dass dabei die Party auf der Strecke bleibt, nimmt man unschön hier den Kauf. Trotzdem ist Fußball nicht umzubringen. Wird auch diese Euro ein Fest mit Public Viewing und coolen Spielen. Die großen Ereignisse sind wie Maikäfer, die als Engerlinge vier Jahre blind durch die Erde kriechen, dann Flügel bekommen, sich in die Lüfte schwingen und die Welt bebrummen. Fußball ist wie Kochen. Es gibt stets die gleichen Zutaten, aber herauskommen tut doch immer etwas anderes. Insofern hat man als an Schonkost gewöhnter Fan immer Hoffnung auf einen kulinarischen Ausreißer. Vielleicht brennt in der Abwehr mal nichts an, geht im Mittelfeld etwas auf, was dann der Sturm cremig versüßt. Freilich haben wir Österreicher oft einen Einheitsbrei vorgesetzt bekommen, der hinunterzuwürgen zwar jede Lust, aber nie den Hunger endgültig verdorben hat. Wahrscheinlich werden wir auch diesmal wieder als erstes heimkommen und nicht als erster. Wenn das Team wenigstens versuchen würde, eine Gaumenfreude zu kreieren, täten wir schon mit der Zunge schnalzen. Und sei es nur eine Räuberleiter bei einem Eckball oder ein genialer Freistoßtrick, auch Dressen aus Solarzellen wären interessant. Die könnten den ermüdeten Muskeln leichte Stromstöße verpassen. Am Ende der Saison wird sich zeigen, wer die meisten Körner im Tank hat, hat Marcel Sabitzer letzten Herbst verkündet. Zwar ist nicht klar, was er damit genau gemeint hat, aber bei Österreichs Team sind die Körner traditionell eher im Getriebe. Vielleicht bräuchten die Spieler im Tank besser OMV, also Eierlikör mit Kernöl. Fußball ist Religion. Man glaubt und hofft auf Unsterblichkeit, um sich am Ende meist zu wundern. Letztlich kommen aber immer die gleichen in den Himmel. Frankreich, Deutschland, Spanien. Aber bestimmt sind ein paar Spiele dabei, an die wir uns später einmal gerne erinnern werden. Amen oder Mahlzeit. Fußball bringt die Leute zusammen, aber nicht die Deutschen und die Österreicher. Da bricht hierzulande etwas auf, das rational kaum zu erklären ist, ein beinahe pathologischer, keine Vorteile scheuender Piefgehass. Beim Fußball hilft der gelernte Österreicher zu allen anderen, selbst zu nationalistischen Holzköpfen und kriegerischen Höhlenbewohnern, sobald sie gegen Deutschland spielen. Man kann das mit einer Überheblichkeit der Germanen erklären, mit einem jahrzehntelang gepflegten, hässlichen, aber erfolgreichen Spielstil, welcher von der ausgeprägten Deutschlandphobie früherer Sportreporter genüsslich befeuert worden ist, gepaart mit der typisch österreichischen Melange aus Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex, kulminierte dieses nachbarschaftliche Trauma in einem nur bei uns bekannten weltgeschichtlichen Ereignis Cordoba. Das im Grunde völlig bedeutungslose 3 zu 2 wird, wie der Fußballer sagt, hochsterilisiert. Am Ende fuhren damals beide Teams nach Hause, aber Österreich hatte den regierenden Weltmeister gedögelt und sich für einen Vorfeld laut tönende Arroganz gerecht. König Retz, Kriegsschuld, die Schlappe von Basel, mit einem Spiel waren alle Demütigungen gerecht. Für das heimische Selbstbewusstsein ein Meilenstein. Sportgeschichtlich völlig unbedeutend. Heute ist Cordoba ziemlich retro und wenn der heilige, meist angekränkelte Goliath Hans himself sagt, dass es in Brennfort, wo Österreichs Damen heute Abend gegen ihre deutschen Kolleginnen antreten, das nächste Granada spielen wird, wirkt das ein wenig an den geweißten Haaren herbeigezogen. Hätten wir nicht die trennende gemeinsame Sprache, würden wir uns mit Deutschland nicht so viel vergleichen. Die Unterschiede sind marginal und trotzdem riesig. In Bivchinesien sagt man zum Beispiel Schullandheim, während es bei uns Landschulheim heißt. Grüne Bohnen statt Fisolen, Blumenkohl für Kaviiol, Möhrchen statt Karotten. Die Deutschen leben, um zu arbeiten, während die Österreicher arbeiten, um zu leben. Wenn ich meine schon lange in Wien lebende deutsche Freundin frage, was der Unterschied ist, sagt sie, die Österreicher haben alle Swimmingpools. Das stimmt übrigens wirklich, wenn man über Österreich drüberfliegt, sieht man unglaubliche Swimmingpool-Dichte, was in Deutschland, also zumindest aus Schwaben, wo sie herkommt, sofort aufhört. Da sind die Leute viel sparsamer. Das Wett ist in Deutschland schlechter, ebenso das Essen und der Wein. Österreicher sind genussfähiger. Das Selbstverständnis ist ein anderes. Wir haben den Austropop, die Germanen, die neue deutsche Welle. Und dann noch der Humor. In Deutschland wird alles ernst genommen, in Österreich nichts. Nur die einseitige Rivalität mit dem großen Nachbarn, der so selbstlos ist, die sie nicht einmal zu ignorieren, sich lieber mit Frankreich oder Holland matcht. Hierzulande fehlt ein aufgeklärtes Bürgertum, wie es in jeder deutschen Kleinstadt wohnt. Bei uns stammt man entweder vom Adel oder vom Geistlichen ab. Beides nicht ganz legal. Oder die Vorfahren waren Beamte, Bauern, Gesinde, Tschechen, Polen oder Jugoslawen. Der Deutsche will der Welt alles erklären, dem Österreicher ist das eher wurscht. Der Deutsche will der Welt alles erklären, dem Österreicher ist das eher wurscht. Ja eh. Er wehnt sich im Nabel der Welt, der Rest ist Arsch. Wenn man Eltern zuhört, wie sie mit ihren Kindern sprechen, erfährt man von Deutschen Zusammenhänge, Gründe, Ursachen, während die typisch österreichischen Altvorderen nur sagen, geib bitte schleicht, ich reiß aho, lass mich in Ruhe. Der monolithische Österreich ist von Natur aus schlampig, der deutsche pünktlich und genau. Hierzulande reicht es, eine Position zu ergattern, um Primar, Hofrat oder Proletenprilat, als Proletenprilat ein gutes und genüssliches Leben im wohlgeordneten Proporz zu führen. In Deutschland ist damit nichts geschafft. Ein Land der Schaffer, aber auch der Besserwisser und Rechthaber, deren Angewohnheit mit Handtüchern liegen zu reservieren, sie auf der ganzen Welt ungemein beliebt gemacht hat. Nein, das ist ja alles gar nicht wahr. In Wirklichkeit rasten sich die Deutschen auf ihrem guten Ruf aus. Von wegen Pünktlichkeit, Genauigkeit, Organisation. Zur Hochzeit von Corona hat die Kontrolle an Österreichs Grenzen funktioniert. Nicht ganz so gut wie in Algerien, wo jeder Einreisende im Schnellverfahren getestet worden ist, aber akzeptabel. Und in Deutschland stundenlanges Anstehen, Chaos, Flugverspätungen, auch Züge, die bei uns meist pünktlich sind, sind die Teutonier ständig in Verzug. Selbst meine deutsche Freundin sagt, das Land funktioniert nicht mehr. Entdeckung der Schlampigkeit? Oder ist es seit der Wiedervereinigung eine zum Lethargischen neigende Ostwurstigkeit, die eingesickert ist? Jedenfalls ist Deutschland nicht mehr das, was es einmal vorgegeben hat zu sein. Der Österreicher tarnt mit Gemütlichkeit seinen Fleiß. Beim Deutschen ist es umgekehrt. Wenn also die österreichische Damenauswahl in Brentford gewinnen sollte, ist das kein Grund gleichnarisch zu werden. Die Welt ist schon so verrückt genug, dass man sie oft nur mit einem editierten Fingerhut Wein erträgt. Aber Grund für hochgekochten Nationalstolz gibt es nicht. Diese Zeiten sind vorbei. Oder wie der große Fußballphilosoph Hans-Hubert Vogts, der heute leider nicht mitspielt, einmal sagte, Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man daheim mit seiner Frau im Wohnzimmer ausleben. Die Deutschen im Damenfußball zweifacher Weltmeister und achtmaliger Europameister würden einen Sieg gegen die Unsrigen vermutlich nicht einmal bemerken. Wir dagegen schon. Deshalb sind wir in Sachen Feminismus auch nicht weiter. Aber es gäbe einen Grund zum Feiern und einen solchen haben wir noch nie ausgelassen. Und wenn wir abstinken, es deutsche Haue setzt, dann streichen wir die Töchter aus der Hymne und feiern trotzdem ausgelassen. Weil was die Germanen von uns lernen können, ist grenzenlose bis zur Selbstverleugnung gehende Fähigkeit zur Ironie. Natürlich haben wir wie immer keine Chance, sind aber wild entschlossen, diese zu nutzen. Ja, bitte. Eine, wie ich finde, sehr repräsentative Lesung dieser ersten beiden Kolumnen. Du schreibst davon, dass Fußball ein Religionsersatz wäre. Ich denke, das trifft sogar. Also da ist ein Körnchen Wahrheit drinnen. Du bist Rapid-Fan, mehr oder weniger. Auch wenn es das T-Shirt nicht vermuten lässt. Die falsche Farbe eigentlich für die Wiener Klubs. Nein, ich bin aus der Kirche nicht ausgetreten. Fangen wir mal so an. Okay. Ein legendärer Rapid-Fan und Germanist und Intellektueller war Wendelin Schmidt-Engler, ein Wiener Germanistik-Professor, der, ich denke, 2008 verstorben ist. Hast du bei dem studiert auch noch? Hast, ich habe immer noch irgendwie Stimmprobleme gerade. Ich habe bei ihm Diplomarbeit gemacht. Ah, wirklich? Das interessiert mich. Welches Thema? Ich nenne es jetzt bisexuelle Poesie, wenn mir das besser gefällt. Aber eigentlich war es visuelle Poesie. Auf jeden Fall habe ich einmal gelesen in einem Interview von ihm, er wurde gefragt, als glühender Rapid-Fan, was er lieber sieht, Shakespeare im Theater oder ein Rapid-Match, und er hat gesagt, bei Shakespeare weiß ich, wie es ausgeht. Deswegen ein Rapid-Match. Ist es bei dir ähnlich? Also ein Beispiel, die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, Bachmannpreis Ende Juni wird live übertragen, gleichzeitig ist EM-Achtelfinale. Was schaut Franz so wohl? Naja, das ist ganz selten, dass das sich überschneidet. Also nur wenn die, also hast du EM oder WM? EM. Also EM ist ja immer abends und Bachmann-Preis hört ja um 17 Uhr auf. Also da kann es eigentlich gar keine Überschneidung geben. Na, ich schaue mir den Bachmann-Preis schon manchmal an, aber jetzt muss ich gestehen, auch eher wegen den Virolen. Aber nicht, weil ich mir das Zerreißen von irgendwelchen Texten anschauen will, sondern einfach, um manchmal zu hören, wie an Texte herangegangen wird, welche Kriterien da angelegt werden. Das ist manchmal zum Schreiben gar nicht unhilfreich, wenn man sich so etwas wieder in Erinnerung ruft. Aber ich glaube, wenn es sich wirklich überschneiden würde, wäre ich bestimmt beim Fußball. Ja, doch eigentlich. Es kommt halt darauf an, wer spielt natürlich. Das war Weißrussland gegen Luxemburg. Ja, Weißrussland gegen Luxemburg, da hängt nicht unbedingt mein Herz dran. Wenn aber zum Beispiel Moldawien eine Sensationsmannschaft ist, und ich habe zu Moldawien jetzt auch nicht so einen Riesenbezug, und die im Finale spielen gegen England, aber die Moldawier zwar Wahnsinnskicker haben und die Riesenaußenseiter sind, dann halt ja zu Moldawien, einfach weil die Außenseiter sind. Das ist irgendwie dann doch spannend auch wieder. Man kann ja im Fußball sehr schnell, es spielt halt immer Rot gegen Blau oder Weiß gegen Schwarz oder was immer und man sucht sich eine Mannschaft und ist dabei und hält zu der und das ist ja dann ein Teil von einem. Also Fußball ist ja so Familienersatz. Man sucht sich eine Mannschaft und ist dabei und hält zu der. Und das ist ja dann ein Teil von einem. Also Fußball ist ja auch so Familienersatz. Man kann relativ schnell einsteigen, auch wenn man überhaupt keine Ahnung vom Fußball hat. Und darum sind diese ganzen Weltmeisterschaften oder Euros, glaube ich, das zieht viel mehr Menschen an, die sich für Fußball sonst nie interessieren, die diesen Liga-Alltag, quasi die Niederungen des Glaubens überhaupt nicht miterleben, aber da halt dann einfach sich Spiele anschauen und schreien, weil halt gerade die Roten oder die Blauen ein Tor geschossen haben. Es spielt gerade Georgien gegen die Türkei. Wie viele Georgier da jetzt sind? Aber man kann sich emotional schnell fangen lassen durch den Fußball. Ja, irgendwie lernt man immer ein bisschen was dabei. Also man kann ja dann auch plötzlich die Georgier sympathisch finden und dann kommt man drauf, Georgien ist ein wunderschönes Land und was weiß ich, dann will man vielleicht sofort nach Georgien fahren oder auch in die Türkei oder was immer. Und warum funktioniert das ausgerechnet mit Deutschland nicht? Du hast es ja vorgelesen, also das ist ja nicht erfunden, es gibt ja wirklich sowas, also so ein tiefösterreichisches Gefühl im Fußball zumindest, jede Mannschaft, die gegen Deutschland spielt, wird irgendwie lautstark unterstützt. Das ist ja doch sehr seltsam. Ja, ich glaube, es hat sich ein bisschen was geändert in den letzten 10, 20 Jahren oder seit dieser Sommermärchen-WM in Deutschland. Jetzt ist der klassische Österreicher unserer Generation, sage ich jetzt einmal, nicht mehr so eingestellt. Ich bin einfach aufgewachsen mit Sportreportern, die extrem deutschlandfeindlich waren. Woran das gelegen hat, weiß ich nicht. Aber sie waren immer, die extrem deutschlandfeindlich waren. Woran das gelegen hat, weiß ich nicht. Aber die Deutschen waren immer die Bösen. Die haben keinen schönen Fußball gespielt, trotzdem haben sie gewonnen. Man hat die irgendwie nicht gemocht. Das war ein Sieg über Deutschland, war immer ein Jahrhundertereignis. Und das hat mein Vater zum Beispiel gar nicht gehabt. Er hat immer zu Deutschland geholfen, was ich nicht verstanden habe. Und meine Söhne haben es auch wieder nicht. Also quasi das muss so eine Welle gewesen sein, der österreichischen Nachkriegsdistanz den Deutschen gegenüber wahrscheinlich, die dann im Sport sich manifestiert hat. Du hast dieses deutsche Sommermärchen gemeint, das ist für alle nicht so Fußballinteressierten die Fußball-WM in Deutschland 2006 angesprochen. Die hat ja Franz Beckenbauer irgendwie nach Deutschland geholt. Vielleicht wäre das auch, jetzt gibt es eine Kolumne, eine der Kolumnen beschäftigt sich mit Beckenbauer. Fand ich eigentlich auch ganz lustig. Fändest du ganz lustig, dass du die jetzt liest? Das bringt jetzt alles durcheinander. Du bringst jetzt alles durcheinander. Seite 23 habe ich mir sogar aufgenommen. Seite 23. Kaiser von Wie jetzt lesen? Das bringt jetzt alles durcheinander, gell? Du bringst jetzt alles durcheinander. Seite 23 habe ich mir sogar aufgenommen. Seite 23, Kaiser von Deutschland. Franz, haben die Anwälte gesagt, du hältst besser den Mund. Du sagst nichts, Franz, weil sonst alles nur noch schlimmer wird. Noch schlimmer, wo doch die Aasgeier schon über mich hergefallen sind, wie die Motten über eine Kuhhaut, auf die das alles gar nicht mehr geht. Ja sicherlich, die Frankfurter Allgemeine nennt mich einen gierigen, von Korruptionsverdacht belasteten und in krumme Geldflüsse verstrickten Geschäftemacher. Als ob Geldflüsse so krumm sein könnten wie die Beine von Berti Vogts. Die Frankfurter sind Preußen. Von den Hamburgern und Berlinern habe ich nichts anderes erwartet. Aber dass sogar der Bayerische Rundfunk vom Ende einer Lichtgestalt spricht, trifft einen schon. Ja, sicherlich. Da ist vom demontierten Idol die Rede, vom abgedankten Kaiser, einer affaire Beckenbauer und alles wegen einer lächerlichen Aparnage. Ja, denken die denn, so ein Sommermärchen gibt es umsonst? Was sind denn 5,5 Millionen? Was zahlen denn die Engländer für ihr Königshaus? Eben, und die Deutschen? Da verschafft man ihnen das historische Triple, die Weltmeisterschaft als Spieler, Trainer und Ausrichter und dann muss man sich vorführen lassen wie ein Ochs am Schellenberger Kirtag. Aber eins sage ich Ihnen. Wer so viel Gefühl in den Füßen hatte wie ich, kann kein schlechter Mensch sein. Wer einen Kaiser will, muss ihn sich auch leisten können. Mangelndes Schuldbewusstsein, Blödsinn. Der Ruf der Ehrenamtlichen soll beschädigt sein? Lächerlich. Sie werden doch nicht ernsthaft dieses Fußvolk mit einem Kaiser vergleichen wollen. Aber den Anpatzern ist jedes Mittel recht. Ich soll die Öffentlichkeit getäuscht haben? Diese alte Geschichte mit der angeblichen Kartage, Miergeldzahlung und wird wieder aufgewärmt? Ja, sicherlich. Der Einzige, der mich heldenhaft verteidigt hat, ist ein gewisser Michael Janais in der Kronenzeitung. Stilistisch unter jeder Sau, aber trotzdem. Gut, in Österreich habe ich meine Apanage auch versteuert. Die können mit meinen fiskalischen Abgaben keine nächsten Briefwahlen finanzieren. Aber eins kann ich Ihnen sagen, blöd spielen brauchen Sie sich nicht, weil sonst nehme ich den Hoeneß und den Rummenigge, den Ribéry, den Brenner und alle anderen anständigen Bayern und gehe mit Ihnen nach Österreich. Da sind die Golfplätze in Ordnung, das Essen ist gut, das Bier lässt sich trinken und in Ruhe gelassen wird man auch. Die wissen noch, wie man sich einem Kaiser gegenüber zu benehmen hat. Staatsoberhaupt haben sie auch gerade keins, aber ich darf ja nichts sagen. Franz, haben die von der Kanzlei Nesselhauf gesagt, die heißen wirklich so, Kanzlei Nesselhauf, du hältst den Mund, sonst wird alles nur noch schlimmer. Eine Schande, dass man sich als ehemals bester Verteidiger der Welt nicht einmal selbst verteidigen darf. Warum diese Geschichte? Warum diese Geschichte? Es kommen natürlich gezwungenermaßen einige Figuren vor, die aus dem öffentlichen Fußball leben. Also Beckenbauer ist ja nur ein Beispiel. Uli Hoeneß kommt vor, Arnautovic, Peter Packhult, auch eine super Kolumne, Martin Hinterecker. Aber jetzt vor allem diese, also mich macht das immer traurig, wenn ich lese Beckenbauer gestorben. Also da geht irgendwie was zu Ende. Das hat schon mit Maradona begonnen bei mir. Wie geht es dir da auch so, dass diese, wenn diese Idole irgendwie sterben, ganz gleich, ob der Beckenbauer da jetzt schuldig war oder nicht, aber irgendwie, das hinterlässt eine kleine Wunde bei mir immer. Ja, ja und nein. Ja und nein. Nein, der Beckenbauer ist jetzt nicht meine Generation. Also ich glaube, wenn es die eigene Generation betrifft, dann ist man irgendwie noch ein bisschen mehr getroffen. Jetzt hole ich gerade eine Kolumne über den Sepp Maier, die würde da jetzt auch passen, glaube ich. getroffen. Jetzt hole ich gerade eine Kolumne über den Sepp Mayer. Die würde da jetzt auch passen, glaube ich. Seite 74. Du weißt es. Das weiß ich. Ich bin super vorbereitet. Gestern stürmte meine Freundin ins Zimmer, sah mich entsetzt an und sagte mit trauervorflorbelegter Stimme Sepp Mayer ist tot. Nein. Mich fröstelte. Jetzt sind die im Himmel unschlagbar. Granitia, Best, Maradona, Rossi, Pezza, Gerd Müller und jetzt die Katze von Anzing. Sepp Mayer sah aus wie Thomas Müller mit leichtem Schalk in den Pupillen. Einmal spaßte er mit einer verirrten Ente, ein andermal schimpfte er wie eine bayerische Rohrtrommel. Ein Original. Karl Valentin zwischen den Pfosten und dabei bester Torhüter aller Bundesliga-Zeiten. Stilprägend, Rekordtorhüter, Weltmeister, Europameister und vieles mehr. Meyer kassierte aber auch den gelupften Panikerschupf-Elfer und wurde in Cordoba vom Straßenbannersohn Hansi Burli überfahren. Sepp Meyer hat also den Handschuh abgegeben, zur letzten Parade angesetzt. Das trifft die Bayern schwer. Er ist der Bomber der Nation und jetzt der Sepp. Bist du sicher, dass du ihn nicht mit dem Gerd Müller verwechselst? Ich sah meine Freundin zweifelnd an, schließlich war sie noch nicht auf der Welle, als der Maier nach einem Autounfall seine Karriere beenden musste, der Müller alkoholbedingt abgestürzt ist. Bestimmt, sagte sie und nickte, Himmelherrschaftszeiten. Der Maier aus Metten mit der Schneckerlmatten, geboren am 28. Februar 1944, ein Tag später und er hätte als Schalltagskind noch keine 20 Geburtstage gehabt. Ich war nie Bayern-Fan, muss aber anerkennen, was diese Truppe um Wurst Uli Hoeneß, Kaiser Beckenbauer, Postenmau, Ist Breitner, Katsche Schwarzenbeck und Rolex Rummenigge aus diesem Verein gemacht hat. Weltspitze ohne Scheichs und Oligarchen, Benefizspiele für kriselnde Konkurrenten, Verein mit den meisten Mitgliedern, um in Not geratene Spätzeln hat man sich immer gekümmert. Ehernsache. Und jetzt werden diese Urgesteine der Reihe nach dahin gerafft. Darf das sein? Vielleicht räumte meine Freundin schließlich etwas Kleinlaut ein, habe ich den Meier doch mit dem Müller verwechselt. Ein kurzer Blick zum Videoschiedsgericht Internet und schon steht fest, Mayer lebt. Zum Glück. Reicht eh, dass der beste Mittelstürmer aller Zeiten, er hätte Netzer heißen müssen, abgetreten ist. Er kam übrigens aus Nördlingen, wo sich der 30-jährige Krieg entschieden hat. Kleines, dickes Müller war ein begnadeter Abstauber, unglaubliche Torrekorde und dabei typisch Franke immer bescheiden geblieben. Mit »Ich kann doch nicht mehr als ein Schnitzel am Tag essen« lehnte er ein Millionenangebot von Barcelona ab. Damals waren die Stars noch keine Tattoo-Galeristen, hatten keinen Instagram-Account und sagten Sachen wie »Wenn du nachdenkst, ist es schon zu spät«. Meyer lebt, aber Originale gibt es trotzdem keine mehr. Schade. Du bist ja ein großer Sprachspieler auch und so Fußballer-Interviews, vor allem der älteren Generation, die sind ja ein gefundenes Fressen, nehme ich an, oder? Also Bohaskas Dativ-Akkusativ-Verwechslung wirklich bei jedem Mal, das ist ja auch eine Kunstform meines Erachtens. Aber ist das etwas, was du genüsslich verfolgst, oder? Nein, weiß ich gar nicht, ob ich es genüsslich verfolge, aber es fällt mir natürlich auf. Und ja, es pr fällt mir natürlich auf. Ja, es prägt natürlich schon die Sprache. Ich meine, ich finde es ein bisschen schade, dass die jetzt alle so einen Medialtrainer haben. Also früher haben die wirklich gesprochen, wie in Wien in der Schnabel gewachsen waren. Da hat man auch als Dichter relativ viel lernen können, weil da einfach wirklich Wuchteln außergeschoben worden sind. Also wie ein Ogris oder ein Polster, wie die noch gesprochen haben, das war urwüchsiges Wienerisch. Oder auch die Skifahrer natürlich. Und dann hat es begonnen mit der Anita Wachter, eigentlich eine Vorarlberger Skifahrerin, die hat auf einmal Hochdeutsch versucht zu sprechen. Und das hat eigentlich gar nicht funktioniert. Und das tut mir eigentlich schon weh, dass da so ein irgendwie das authentische einfach verloren gegangen ist. Ich kann mir erinnern, das ist noch gar nicht lange aus, da hat eben besagter Martin Hinterecker, ich glaube, ich habe es in der Zeitung gelesen, gesagt, wenn man David Alaba interviewt, kann man eine Zirbe auch interviewen. Das ist ungefähr gleich spannend. Weil immer dieselben Stehsätze kommen. Und da hat er meines Erachtens nach vollkommen recht. Du hast auch, also wer eine Figur ist, über die du geschrieben hast und wirklich ein echter Typ, das ist ja dieser Peter Packhult. Ist ja jedem ein Begriff, vielleicht ein Nicken oder ein Kopfschütteln. Ja, schon größtenteils. Magst du dir vielleicht lesen, die Peter Packhult? Die ist auf der 43. 43. Die haut wirklich alles durcheinander. Ja, aber es wurscht. Enka Zavritsch, Sibali Vinkove, FK Ratnitsky, FK Kugelsi, OKF Tito Graz, Slowenien, Serbien, Kroatien, Albanien, Montenegro, gestanzt nach zwei Wochen, entlassen wegen einer Niederlagenserie, im Streit gegangen wurden. Ein paar Jahre lang sah es aus, als befände sich der letzte Meistertrainer von Rapid im faschierten balkanesischer Čivapčići Wuzla. Das war tatsächlich so, dass alle paar Monate Bakult irgendwo angeheuert hat am Balkan und zwei Wochen später war dann immer die Meldung, ist leider oder man hat sich wieder getrennt von ihm. wieder getrennt von ihm. Seit Peter Backholt aber 2020 beim damaligen Zweitligisten Austria Klagenfurt angeheuert hat, geht es wieder kontinuierlich bergauf mit dem letzten Grantler Floridsdorfer Zunge. Zuerst der sofortige Aufstieg, im Jahr darauf Meistergruppe und heuer scheint sich dieses kleine Wunder zu wiederholen. Backholt ist kein Trainer, dem man psychologisches Raffinement zutraut. Auch kann man sich schwer vorstellen, dass er seine Freizeit mit Statistik und Laufweganalyse verbringt. Er ist bei Werner Lorand in die Schule gegangen, der den verschmitzten Charme eines Rudergaleeren-Einpeitschers verströmte. Bei all den mediocren, sprachbeflissenen, fast schon intellektuellen Trainern der Gegenwart wirkt Peter Backholt wie ein Überbleibsel aus dem Mundelsackbauer-Paleolitikum. Die Antithese zu Ralf Rangnick. Keiner, den man mit modernem Fußball assoziiert, aber irgendwas scheint er richtig zu machen, denn der Erfolg gibt ihm Recht. Ist es für Peter Backholt eine Zumutung, er selbst zu sein? Ein Authentizitätsdefizit hat er jedenfalls nicht. Er beschimpft vor lauter laufender Kamera Journalisten, so viel Blödsinn, wie sie da erzählen, ist schon grenzenswert. Rumpel stilzt über die Teamchef-Bestellung, der muss ein Österreicher sein, am besten ein ehemaliger Nationalspieler, bezeichnet den VAR als Zirkus, so hat er gesagt, Obduktion, wenn er Option meint. Für manche ist der Beda ein jedelser Prolet. Aber wie man auf YouTube nachsehen kann, Peter Packholt ist auch ein sehr bodenständiger, eloquenter, feinfühliger, witziger Kerl mit einem beeindruckenden Gedächtnis. Der ehemalige Briefträger kann einem sogar die Ersatzspiele des Gegners eines Vorbereitungsturniers von 1982 aufzählen. Er wird wohl nie Champions League gewinnen, vermutlich keinen deutschen Bundesligisten mehr trainieren, aber er ist Motivationskünstler wie einst Otto Maximale Baric, sein erster Trainer bei Rapid, spielt in der Grand Ernst Happel-Grantler-Liga und er ist ein echter Typ. Schön, dass es auch solche Trainer gibt. Seit sogar die Skifahrer am elaborierten Sprechen laborieren, ist jeder unverbogene Urwuchs schön. Der Grat zwischen Ulk und Kult ist schmal, aber Peter Backholt hat sich aus den verschierten Niederungen gut herausgewurstet und wenn er so weitermacht, wird aus dem Wienum Unicum noch ein neuer Stern des Südens zu gönnen, wäre es ihm. Also diese diese Typen haben es dir angetan, vor allem im Fußball. Wer wäre am allermeisten. Weil es so eine Ikone für Franz Zobel ist. Von Prohaska haben wir das hochsterilisiert. Oder der E.B. Tabakul, wie war das? Es war ein Verein, der Verein hat eine Obduktion auf mich, hat er gesagt. Super. Ich bin eigenartigerweise Fan vom ersten FC Kaiserslautern, Pfälzer, war ich aber noch nie, und das hat sich ergeben, weil die zwei Schweden im Team hatten, 1975, den Ronny Hellström, der war schwedischer Nationaltorwart, und den Benny Wendt, der war Stürmer, und irgendwie bin ich halt, weil wir auch, ich bin in Oberösterreich aufgewachsen und wir hatten immer den Sportschall empfangen. Also es war die einzig längere Fußball-Sendung und deswegen bin ich irgendwie zu Kaiserslautern gekommen. Und da gab es dann einen Spieler namens Hans-Peter Priegel. Und der war wirklich ein Prügel, der hat nämlich so zum Fußball gekommen, dass er gewettet hat mit einem Freund, dass er als damals als Zehnkämpfer innerhalb von einem Jahr in einem Bundesliga-Verein spielen wird. Die Wette hat er verloren, es hat ein bisschen länger gedauert als ein Jahr, aber er hat es tatsächlich geschafft, dass er Bundesligaspieler wird und war auch gar nicht so schlecht. Aber er war einfach ein unglaublicher Prügel, dieser Hans-Peter Prügel. Und eigentlich nicht so der, wo man sagt, der macht jetzt technische Raffinessen oder so, sondern es war eher einfach so einer, der alles niedergewalzt hat. Die Tempfer, klassische. Die Walz von der Pfalz war sein Spitzname. Und so hat er auch gespielt. Die Walz von der Pfalz. Er war nachher dann Trainer von unter anderem Albanien, das weiß ich, da war er nicht ganz unerfolgreich, aber er ist dann irgendwannz von der Pfalz. Er war nachher dann Trainer von unter anderem Albanien, das weiß ich, da war er nicht ganz unerfolgreich, aber er ist dann irgendwann trotzdem von der Bildfläche verschwunden. Mit ihm auch der erste FC Kaiserslautern, die waren ja glaube ich auch schon irgendwo, fast in der Regionalliga, jetzt sind sie in der zweiten wieder, aber da leidet man auch. Also Fußball ist, wenn man Anhänger ist, schon ein, und das macht es ähnlich zur Religion, eine Sache, wo man sehr viele Sünden abbüßt. Also so viele Sünden kann man gar nicht begangen haben, wie man irgendwie als Fußballfan leidet. Es ist ja auch ein interessantes Phänomen, dass man sich einmal als Fußballfan, meistens im jungen Alter, für einen Verein aus auch ganz skurrilen Gründen entscheidet und den dann verfolgt. Und es ist völlig egal, wenn die dann irgendwo dahinsiechen, plötzlich nach einem Skandal in der 6. oder 7. Liga. Also in Oberösterreich haben wir ja auch Beispiele diesbezüglich wie Vorwärtssteier, die in der untersten Spielklasse oder was, die erste Klasse, als sie wieder angefangen haben, hatten die ein Entscheidungsspiel um den Aufstieg, ich weiß nicht mehr, gegen Bad Hall oder irgend so was. Und da waren 6000 Zuschauer im Stadion in Steyr. Also das ist schon interessant, dass das so eine enge Bindung zu erzeugen vermag. Ja, es ist ein bisschen wie Familie. Also wie wenn der Sohn halt jetzt irgendwie einen Blödsinn macht, wenn der auf einmal Autos knackt, kann man auch nicht sagen, das ist jetzt nicht mehr mein Kind. Also das ist irgendwie, und so ist man auch mit so einem Fußballverein irgendwie familiär verbunden wahrscheinlich, und man kann es nicht ganz ablegen, obwohl natürlich das Interesse, wenn jetzt ein Verein zu dem man gehalten hat, also bei mir jetzt irgendwie, wie bei Kaiserslautern, wenn wir jetzt in der dritten Liga sind, dann schwindet das Interesse schon ein bisschen. Aber trotzdem schaue ich mir jede Woche an, wie sie gespielt haben. Und wie siehst du dann, weil das hat irgendwie damit zu tun, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher wie, aber es gehört sicher dazu, die Kommerzialisierung des Fußballs, die ja wirklich ungeahnte Ausmaße mittlerweile angenommen hat. Du hast vorher gelesen von der WM in der Wüste. Digitalisierung des Fußballs, die ja wirklich ungeahnte Ausmaße mittlerweile angenommen hat. Du hast vorher gelesen von der WM in der Wüste. Und es sind viele schöne Botschaften, inklusiv und gegen Rassismus und alle dabei. Also so will sich ein großer Verband eben der Öffentlichkeit präsentieren. Und in Wahrheit dahinter, glaube ich, also das wird niemand abstreiten, geht es ums Geld. Ja, es geht nur ums Geld und es geht ums Image, das ist irgendwie ganz klar und es ist halt ein unglaubliches Geschäft. Ich meine, klar, diese Fernsehrechte sind unglaubliche Cash-Cows, weil diese Fußballspiele einfach auf der ganzen Welt überall übertragen werden. Und die müssen ja alle dafür blechen. Also das ist irgendwie, da ist halt so viel Geld im Umlauf, dass die Leute einfach nicht die Bodenhaftung ein bisschen verlieren. Leider. Leider, ja. Also das ist der Schlusswort, ist leider. Ja, ich meine, es ist auch so, dass natürlich das, was man so als klassischer Fußball-Fan, da hat man auch so eine Art von Identifikation und da hat sich ein Spieler auch nicht getraut, dass er innerhalb einer Stadt den Verein wechselt. Also von Rapide zu Austria zu wechseln, das ist irgendwie nicht möglich gewesen. Oder von Vöss zum Lask. Das waren einfach schon irgendwie Religionen. Also die hat man jetzt nicht einfach, das waren Überläufer, das waren Verräter, das waren Denunzianten und mittlerweile ist das überhaupt kein Problem, also wenn einer mehr Geld bekommt, irgendwie Aufstiegschancen oder Chancen hat, dann macht er das einfach. Also insofern ist das schon etwas von diesem Gefühl, dass der Verein irgendwas mit einem Ort zu tun hat, das ist natürlich verloren gegangen. Das sind alles letztlich Legionäre, die irgendwie eingekauft werden. Da gibt es vielleicht ein, zwei Eigenbauspieler, aber eigentlich ist das einfach ein Marketing- und Geldprojekt. Ja, es ist ein Milliarden-Business, Fußball. Vielleicht auch deshalb weg vom Fußball? Jetzt schon weg vom Fußball. Oder magst du noch beim Fußball bleiben? Ich wollte einen Antext lesen über die Schiedsrichterleistung gestern, die ja nicht so die allerbeste war. Während meiner Schülerliga-Zeit gab es einen Schüler, der auf eine rote Karte dermaßen respondierte, dass er sich untrete, seine vier Buchstaben entblößte Schülerliga-Zeit gab es einen Schüler, der auf eine rote Karte dermaßen respondierte, dass er sich untrete, seine vier Buchstaben entblößte und den Schiedsrichter zu einer seit Goethe viel zitierten Dienstleistung aufforderte. Wir Schüler empfanden dieses legendäre Morsch als mutig, aber angemessen. Waren doch Schiedsrichter Despektierspersonen. Ihre ganze Autorität war eine Pfeife und die lächerliche Dress damals noch in Bestatterfarbe. Mittlerweile sehen sie aus, als wäre ein Textmarker über ihnen ausgeronnen. Schiedsrichter. An meiner Schule übernahm in diesem Part die Aufpassertypen, die Schriftführer des Klassenbuchs, die sich bei den Lehrern einweimperten, gerne, beachten Sie das Wortspiel, andere verpfiffen haben. Meine Mitschüler rechten an Ihnen, dass gerade die österreichischen Mannschaften immer benachteiligt wurden. Ist nicht der Glaube an die eigene Benachteiligung einer der allermenschlichsten? Aber warum haben Schiedsrichter auch nicht gelernt abzupfeifen, sobald Österreich in Führung liegt? Schiedsrichter haben die Arschkarte. Niemand hängt sich Poster von Schiedsrichtern in seinem Zimmer auf. Mit den Schirischuhen, Stutzen, Leibchen betreibt man keinen Fetischismus. Nicht einmal die Pfeifen sind als Sammelobjekte begehrt. Während die Spieler Trikots tauschen, bleibt der Schiedsrichter allein in seiner verschwitzten Kluft. Der Schiedsrichter ist die geduldete, sexuell eher reizlose Instanz, das Pfiff gewordene Regelwerk. Wie viele Frauen haben sich schon je in Schiedsrichter verliebt? Schiedsrichter, wie auch ihre Assistenten, früher hießen die Outwachler, heute Linesman, werden unterschätzt. Sie müssen oft im Bruchteil einer Sekunde entscheiden, worüber sich Fernsehzuseher auch nach der 20. Zeitlupe nicht einig sind. Sie entscheiden Spiele, bewahren die Ruhe, wenn alle anderen die Nerven verlieren. Wie bereiten sie sich vor als Schiedsrichter? Ausgewogene Ernährung? Michael Kohlhaas empfiehlt sich als Lektüre. Beidbeinig müssen sie sein. Was passiert etwa, wenn ein Schiedsrichter ohne Absicht ein Tor schießt und es sich selber aberkennen muss, weil es sonst 0 zu 0 zu 1 steht, er also geminnen würde? Oder darf einem frechen Schüler auf das entblößte Haum sich an einem beleidigenden Publikum rächen? Nein, ein Schiedsrichter wird immer einsam sein. Niemand wird ihn lieben, keiner je verstehen und niemand wird ihm danken. Und dabei geht es ohne Schiedsrichter gar nicht. Es ist total interessant, dass zum Beispiel in Oberösterreich sucht der Fußballverband jedes Jahr händeringend nach Schiedsrichtern. Jeder will Spieler werden und keiner will Schiedsrichter werden. Das ist auch schade. Ich habe ja eine Weile in der österreichischen Autoren-Nationalmannschaft gespielt. Und irgendwann, wenn man älter wird, merkt man, dass die Jüngeren doch schneller werden. Und der Grund, warum ich dann eigentlich aufgehört habe, war, dass ich während dem Spiel irgendwie aus den Augenwinkeln so einen gelben Punkt an mir vorbeizischen gesehen habe. Und dann erst nach einer Zeit registriert habe, das ist der Schiedsrichter, der ungefähr fünfmal so schnell unterwegs ist wie ich. Und das Entscheidende war dann, dass ich nachher noch erfahren habe, dass dieser Schiedsrichter, das war noch dazu der Neffe von Gerd Ruiz, der Gerd Ruiz ist der Präsident der IG Autoren, dass der für die ganz oberen Schiedsrichter wieder zu langsam ist. Also das ist irgendwie, ich weiß nicht, da habe ich dann gemerkt. Dann hast du die Schuhe an den Nagel gehängt. Da habe ich die Schuhe an den Nagel gehängt. Am Höhepunkt die Karriere beendet. Ja, wenn du noch beim Fußball bleiben willst, gern, aber sag mir, mit welcher Kolumne? Ach so, du hast mich so durcheinander gebraucht, dass ich überhaupt nicht mehr weiß, was, wo, wie. Naja, vielleicht der Ohrenfortell, das wollte ich noch lesen. Zugegeben, Födo ist kein einfaches Wort und auch beim Foteu müssen die meisten Dr. Google befragen, um zu wissen, wie man ihn richtig schreibt. Was aber der beliebte Fernsehanalyst und entschneckerte Spitz von Ismir, 40 Jahre ist es her, auf die Frage nach seinem liebsten Möbelstück sagte, macht ihn zumindest in meiner Familie zum lustigsten Österreicher des Jahres. Herbert Prohaskas liebstes Möbelstück ist nämlich nicht das Weinregal Oma von Ikea, auch nicht die Courbeau-Sier-Vitrine mit den Pokalen oder der Schuhschrank aus argentinischer Walnuss, sondern der Ohrenfortell. Ohrenfortell? Wer nun befürchtet, unser aller Dativ würde seine Kartoffelchipsbrösel in den Ohren des Schauspielers Albert Fortel verstreuen, kann beruhigt werden. Die Lausche des Grinzinger hoch, Adelsmimen bleiben nämlich unbebröselt. Prohaska hat sich einfach nur versprochen. Oder sollte mehr dahinter stecken? Angeblich gibt es ja auch einen Sprachverein, der sich zum Ziel gesetzt hat, Kapfenberg ein R und der Wachau ein F zu schenken. Bei der Wachau wäre es dann am Schluss vom Wort. Aber stellen Sie sich vor, welch sportbabylonische Sprachverwirrung eintritt, wenn es etwas Mode macht. Dann ist Mensur die Hadracht der Tatmönche und Schifrin die Aufforderung eines Urinals. Axel Luntz-Windahl steht dann für ein falsche Erwartungen weg in das Theodorant und Foucade wäre eine Orangenlimonade. Magnus Carlson könnte als das liebste Getränk der Österreicher durchgehen, von dem Mario Seidel dann die kleinere Variante wäre. Tina Maase müsste man für ein ungesäuertes Fladenbrot halten. Die ungarische Schwimmerin host zu, für die Aufforderung unverzüglich den Hosenstall zu schließen. Und Stadelober wäre der Kellner in einer Scheune. Quitova will nicht aufhören, also quittieren. Martin Scherb soll den Alltag ein Glück bringen und Bruchaska selbst würde zum Kontraska. Aber was dann das Christkind brächte, will man sich lieber nicht vorstellen. Das ist eine Methode, die in einigen deiner Kolumnen vorkommt, die Namen, die Verballordnung von Namen, wenn man so möchte, das bietet sich gut an, oder? Naja, Kolumnen sind natürlich aktuell. Ich weiß ja nicht, ob das irgendwie einen Sinn macht, so etwas dann als Buch Das bietet sich gut an, oder? Naja, Kolumnen sind natürlich aktuell. Ich weiß ja nicht, ob das irgendwie einen Sinn macht, sowas dann als Buch rauszugeben, aber irgendwie mache ich es dann, oder der Verlag macht es dann doch immer wieder. So schaut Eigenwerbung aus? Genau. Nein, man hat in diesen Sportkolumnen, ich habe da irgendwie Möglichkeiten, über die Gesellschaft zu schreiben, über das, was man gerade irgendwie durch den Kopf geistert. Und das muss nicht immer unbedingt literarische Langlebigkeit haben. Wenn es es manchmal hat, bin ich froh, aber es sind Zeitungstexte, die natürlich einen Tag später auch wieder vergessen sind. Und insofern kann man da auch auf sehr aktuelles manchmal Bezug nehmen. Und insofern kann man da auch auf sehr aktuelles manchmal Bezug. Das ist ja bei der Kolumne, da hast du ja einen Abgabetermin und zeitlich daher mehr Druck. Also macht dir das irgendeinen Stress? Macht dir das nervös manchmal oder tut sich immer so viel in der Sportwelt, dass es da jederzeit etwas gibt? Naja, es gibt schon Zeiten, wo sich wenig tut, das stimmt schon, aber ich habe mittlerweile 500 Kolumnen geschrieben, glaube ich, und wenn mir gar nichts einfällt, weiß ich, dass ich eine uralte Kolumne nehmen kann und die denen unterjubeln, ohne dass die das merken. Hoffe ich wenigstens. Aber das mache ich dann doch sehr selten, weil meistens fällt mir dann doch irgendwas ein. Ich bereite mich auf das Kolumnen schreiben nicht vor, das ist wie so eine handwerkliche Übung. Also ich stehe auf in der Früh und überlege, worüber könnte ich jetzt schreiben. Und das ist, wenn der Kopf wach ist und ich irgendwie, manchmal funktioniert das Hirn gut, dann kommen schöne Kolumnen raus und manchmal ist halt der Schädel irgendwie dumpf und man hat das Gefühl, man sollte lieber nicht draufstehen. Aber trotzdem muss man das schreiben und das ist halt dann so eine Überwindung. Ja, ja, aber ich würde sagen, also jetzt meine ich ganz ernst, muss ich nicht sagen, aber die Qualität ist ja durchgängig hoch. Nein, die sind jetzt die Besten. Also es sind nicht die Besten. Das steht ja oben, die Besten. Ja, aber schon der vierte Band. Ich muss es also 20 Jahren. Aber schon der vierte Band. Ich muss das seit 20 Jahren. Hast du noch eine Fußballgeschichte? Ja, eine. Eine Sportkanone. Die Rubialis. Folge 4923. Alles wegen einer spontanen, emotionalen Äußerung. Ein Kuss. Ein Kuss ist auch etwas Positives. Ein Geschenk. Außerdem war es gar kein richtiger Kuss mehr. Ein kurzer Schmatz, ein Bussi. Und deshalb veranstalten die so eine Hexenjagd. Die haben doch nicht mehr alle Bären am Strauch. Reden von sexueller Gewalt, weil ich der schönen Jenny einen Kuss gegeben habe. Deine Idee mit dem Hungerstreik in der Kirche war gut, Mama. Aber du hättest länger durchhalten, dich durch den Hunger durchbeißen müssen, bis du nur noch 40 Kilo gewogen hättest als ein Nasser. Eine Vision wäre nicht schlecht gewesen. Ich mit den Wundmalen Christi zum Beispiel, das hätte Eindruck gemacht. Was heißt Schwächeanfall? Und ich zähle ich gar nichts? Zumindest der Pfarrer hätte dich küssen können. Jetzt hat mich alle Welt zum Rücktritt aufgefordert. Sie haben Anzeige erstattet wegen sexueller Nötigung. Strafanzeige. Dabei habe ich sie nur geküsst. Was? Ich hätte mich auch entschuldigen können? Ja wofür denn? Ein Louis Rubiales entschuldigt sich nicht. Niemals. Die Jane ist selbst schuld. Was muss die auch so aussehen, wie sie aussieht? Ich meine, in Arabien wird so eine als Ehebrecherin hingerichtet. Mindestens. Nur für ihr Aussehen. Und das ist auch gut so. Wäre sie nicht Weltmeister geworden, dann wäre alles nicht passiert. Was müssen die auf diesen Schaß gewinnen? Hast du gelesen? Sogar der Onkel Juan fällt mir in den Rücken, diese Schlange. Nur weil ich mich mit ein paar Eskort-Damen auf Verbandskosten vergnügt habe. Was? Nein, das sind keine Autohändlerinnen. Private Flüge nach New York, mein Führungsstil, dass ich den Supercup nach Saudi-Arabien verschachert oder mir während des Jubelns ans Gemäch gegriffen habe. Alles hält man mir jetzt vor. Die übertreiben es so sehr, bis weiße Macho-Männer wie ich in der Minderheit sind. Aber dann sind wir die schützenswerten Opfer. Das haben sie dann davon. Was? Ob ich weiß, wann sexuelle Gewalt beginnt? Ein nicht konsensuales Kopf festhalten und Lippen auf dem Mund pressen, verbunden mit einem Machtgefälle, ist nicht okay? Es war ein Kuss, Ausdruck ehrlicher Freude. Sie könnte das als Übergriff empfunden haben. Das musst du schon mir überlassen, darüber zu entscheiden, was sie empfunden hat und was nicht. Schließlich bin ich immer noch ihr Präsident. Was heißt mangelnde Schuldeinsicht? Ich bin ein Pascher mit einem Boscher. Ja, wie redest denn du, Mama? Was? Ich soll Präsident der Kickboxerinnen werden? Dann würde ich schon sehen. Du tätest mich am liebsten in einen Käfig mit dieser Lissosperren und Rammstein soll dazu spielen? Die Zeit der selbstherrlichen Primaten mit Dominanzverhalten ist endgültig vorbei. Du hast ja keine Ahnung, Mutter. Von meiner Sorte gibt es noch viele, viel zu viele, überall. Zur Einordnung vielleicht, Rubiales war der Präsident des spanischen Fußballverbandes, der die spanische Spielerin Hermoso geküsst hat, gegen ihren Willen, nachdem sie den Weltmeistertitel errungen hat. Gibt es aber auch nicht mehr zum Glück, grob wie alles. Es wurde gegangen. Der wurde gegangen, ja. Das war schon ein Thema, das fand ich schon interessant. Einerseits der Kuss, im ersten Moment haben wir gedacht, so schlimm ist das wirklich nicht. Also es war ein unglaublicher medialer Aufschrei, der ist irgendwie, also gerade, dass man nicht an den Pranger gestellt hat. Man hat dann natürlich eben schon gemerkt, es hat nicht den Falschen getroffen. Es war wahrscheinlich schon eine Sache, wo man gewartet hat, dass der sich irgendeine Sache leistet, die nicht ganz akzeptabel ist und dann wird man ihn los. Und da hat man das dann hergenommen. Für einen Außenstehenden war anfangs wirklich schwer zu begreifen. Ich habe mir die Szene im Internet ein paar Mal angeschaut. Was machen die so im Theater? Die sind Weltmeister geworden, da wird man ja noch irgendwie Emotion zeigen können. Also wenn man da jetzt einen Antrag schreiben muss, dass man ihm die Hand gibt, das geht dann doch zu weit. Und da ist Fußball so ein in so einem komischen Zwischending, finde ich. Also man hat es auch gesehen bei den homophoben Gesängen der Rapitler zum Beispiel, die jetzt vor ein paar Monaten war. Natürlich ist Fußball eigentlich so ein Refugium des politisch Inkorrekten. Das finde ich auch richtig. Also da jetzt alles wog und politisch korrekt zu machen im Fußball widerstrebt mich einfach. Es muss so eine Insel geben, wo man die Emotionen rauslassen darf und nicht alles immer politisch korrekt sein darf. Natürlich gibt es dann gewisse Grenzen. Also sobald es rassistisch wird, sobald es homophob wird, muss man mit den Leuten reden und sagen, passt auf, da geht es einfach zu weit und das finde ich dann völlig richtig. Aber eigentlich sind natürlich diese Transparente, die da immer hochgehalten werden und wir sind für, was weiß ich, für Gleichberechtigung und für alles Mögliche, das wird ja überhaupt nicht gelebt, das wird ja nur hochgehalten von den Spielern, weil es die Vereine fürs Image wollen. Es gibt ein paar Vereine, die das wirklich leben, wie St. Pauli, aber das sind die wenigsten. Und bei allen anderen ist das halt so ein Sportwashing, oder wie man das nennen kann. Und das erscheint mir einfach unglaubwürdig. Du hättest da, du weißt es sicher, eine schöne Kolumne dazu. Arnautovic und Political Correctness habe ich mir notiert. Die passt da gut dazu, seit 1976. Ich kenne das Buch auswendig. Du kennst das Buch als ein Wahnsinn. Als ein Wahnsinn. Du kennst das Buch viel besser als ich. Das Buch ist ja so entstanden, dass ich dem Lektor meine ganzen Kolumnen geschickt habe, also die der letzten Jahre hat, das waren wahrscheinlich 300, und der hat die dann ausgewählt. Ohne mich da irgendwie zu irgendwas, weil ich wollte damit gar nichts zu tun haben. Dieser Sautrottel mit der kurzen Zündschnur. Ein unterbelichteter Troglodyt mit durchgebrannter Zentraleinheit, der nicht mehr alle Nadeln auf der Tanne hat. Dieser Matschbirnenhaini mit der losen Goschen eines Drecktragers so hirnmarot, dass er, wenn Blödheit klein machen würde, unter einem Teppich Fallschirm springen könnte. Was fällt dem ein, wenn anderen zu beleidigen? Politische Charakter und Fußball sollte man meinen, passen zusammen wie Fischsuppe und Kakao, nämlich gar nicht. Doch die Zeiten haben sich geändert. Im April wurde der Slavia-Pragspieler Andrej Kudela wegen rassistischer Beleidigung für zehn Spiele gesperrt. In Italien bekamen Gianluigi Buffon und Brian Cristante wegen Gotteslästerung eine Matchstrafe aufgebrummt und seit dem Fall Arnautovic wissen auch wir, dass Spieler nicht mehr reden dürfen, wie ihnen das Schnebelchen gewachsen ist. Dabei hat Marco nur gesagt, dass er gedenke, die Bettstadt der Mutter des Mazedoniers aufzusuchen und erholten seinen Minidienst zu erweisen. Eskan Alyoschki seinerseits soll an Nautovic geflüstert haben, dass ihm Dünke die erlauchte Gunst seiner Mutter sei, für eine kleine Transaktion am Kapitalmarkt zu erhalten. seiner Mutter sei für eine kleine Transaktion am Kapitalmarkt zu erhalten. Formulierungen, die, wenn auch knapper formuliert, am Balkan schnell über die Zunge flutschen. Ohne den Fall noch einmal auszubreiten, ich denke, Arnautovic ist gut davon gekommen, stellt sich die Frage, wo das hinführt. Sprache verändert Bewusstsein und darum ist es legitim, auch von Sportlern Sensibilität einzufordern. Aber sind Lippenleser und Richtmikrofone die Zukunft? Das Problem ist, dass sich die Hüter der politischen Korrektheit wie Vertreter einer neuen Inquisition gebärden. Es geht nicht um Diskussion und Sensibilität, sondern um drakonische Strafen zum eigenen Machtbeweis. Bücher kommen auf den Index, Bilder in die Abstellkammer, Sünder werden mit Bannfluch belegt. Die humorlose Diktatur der politischen Korrektheit lässt nicht mit sich spaßen. An Amerikas Universitäten gibt es Lehrende, die gnadenlos durchfallen lassen, wenn Studenten Wörter wie Wummen verwenden, weil darin Männer vorkommen. Wummen. Auch ein schwarzer Vortragender, als ein schwarzer Vortragender ein Zitat von Martin Luther King brachte, in dem das N-Wort vorkam, flüchteten die Zuhörenden, als wollten sie Einsteins Zitat von der unendlichen menschlichen Dummheit bestätigen, kreischend aus dem Hörsaal. Die Welt verändert sich und nicht jede Neuerung ist schlecht. Aber ob es klug ist, ausgerechnet Fußballmäuler mit Seifenlauge auszuwaschen, ist es ein Hort der Stereotypen, wo man ungestraft denken und reden darf, nicht gut für die Psychohygiene, aber dafür richten andere und das sind Sautrottel und Depperte Vollhorste und kernlose Marillen und so weiter. Ich glaube, das fasst ja ganz gut zusammen, was du gemeint hast, dass es Grenzen gibt, aber diese nicht zu eng gesteckt sein sollten. Ja, glaube ich schon. Also überhaupt, die ich halt für Toleranz und für einen gewissen Humor gerade in diesen Sachen, weil sonst ist man sehr schnell in einer Meinungsdiktatur und das würde ich schon gefährlich finden. Jetzt weg vom Fußball. Ja, jetzt weg vom Fußball. Jetzt weg vom Fußball. Und wohin, weil das Buch versammelt ja sehr vieles, also Sportarten, es ist ja unglaublich, womit du dich beschäftigst. Also es gibt sogar eine Kolumne über das Surfen. Ah, wirklich? Ja, über das Surfen. Es gibt alles. Es gibt Bergsteigen, Skifahren, Tennis, Basketball. Man liest, wo du überall herumkommst. Das ist eigentlich sehr beeindruckend. du überall herumkommst, das ist eigentlich sehr beeindruckend, also von Australien, Kanada, sind das alles Stipendien, wenn du sagst, du schreibst ein Buch und musst nach Australien, dann... Naja, das funktioniert nicht immer, aber ich versuche es meistens mit, also es sind halt häufig Recherchereisen, jetzt für die Eroberung Amerikas war ich irgendwie in Algerien, auf Kuba, in Südamerika, in den südlichen Teilen von Nordamerika. Wenn ich das irgendwie verbinde, Spanien auch, wenn ich das irgendwie verbinden kann, weil ich weiß, ich schreibe darüber und es geht sich irgendwie, also ich bekomme Einladungen und so, dann ist das natürlich toll. Vor allem das unglaubliche Privileg ist, dass ich halt dann meistens Leute habe, von der österreichischen Botschaft oder vom Goethe-Institut oder so, die mich einfach ein bisschen rumführen, die mir ein bisschen die Gegend zeigen, die mir irgendwie, also ich bin da nicht völlig verloren, sondern habe ein bisschen einen Anschluss und bekomme tolle Dinge gezeigt und auch erzählt, das ist natürlich schon sehr, sehr hilfreich. Und so kommen diese Reisen meistens zustande. Und da ich jetzt doch irgendwie in den letzten Jahren dazu übergegangen bin, gerade in den Romanen, mich nicht mehr auf Österreich zu beschränken, sondern halt doch Themen zu haben, die ja die ganze Welt umfassen. Also voriges Jahr um die Zeit war ich zum Beispiel in Nordgrönland, weil ich einfach so eine nordgrönländische Geschichte habe und bin dann, was nicht leicht ist, nach Nordgrönland gefahren, weil zuerst, wenn man irgendwie auf booking.com schaut, findet man nichts, wenn man auf Jack Felix schaut, findet man auch nichts. Also da gibt es einfach zuerst einmal gar nichts und es gibt dann doch eine Greenland Air, die halt irgendwie zwei Monate Wochen da aufgefliegt, es gibt ein Hotel und es war schon ein ziemlich spannendes Erlebnis und das irgendwie mit dem Schreiben zu kombinieren, weil ich dann eine völlig andere Weltwahrnehmung habe, das ist schon ziemlich schön. Ja, das glaube ich. Vielleicht was dazu passt, ein Mensch, der auch ganz viel gesehen hat von der Welt, wäre Reinhold Messner, über den du auch geschrieben hast. Höhenrausch. Nie ist ich liebe dich so wahr, wie wenn man fortfährt. Und Reinhold Messner ist in seinen 75 Jahren oft fortgefahren. Der Südtiroler hat sich nicht mit gemütlichen Wanderungen entlang milchiger Gebirgsflüsse begnügt, sich nicht mit der Besteigung des Ortlers und Großvenedigers zufrieden gegeben, sondern gleich alle Achttausende im Alleingang bezwungen. Nachdem er 1978 mit Peter Habeler den Mount Everest erstmals ohne Sauerstoffflaschen bewältigt hat, Reinhold Messner hat so ziemlich alles bestiegen und durchquert, was in der Landschaft steht und betreinigt auf den Bäumen war. Gefühlt hat dieser Mensch gewordener Achttausender nicht nur Grönland, die Antarktis wie die Wüste Gobi durchquert und den Yeti geschlachtet, sondern auch den Dalai Lama befreit, Ötzi gefunden und die Welt vom Kommunismus erlöst. Wäre er nicht durch sein Alter gebremst, würde er wohl noch zu Fuß den Mars umrunden, den Pazifik am Meeresgrund durchschreiten und Hermann Mayer besteigen. Reinhold Messner ist ein Phänomen. Viel mehr als ein postmoderner Louis Trenker, er hat das Bergsteigen revolutioniert, populär gemacht und kommerzialisiert, mit allen negativen Folgen für die Berge, wofür er nur bedingt was kann. Man weiß nicht recht, ob dieser Bergeflüsterer die Einsamkeit der Gletscher gesucht hat, um zu sich selbst zu finden oder die Gebirge von ihm als Sportgerät missbraucht worden sind. Was in einem Menschen vorgeht, wenn er derartige Grenzen überwindet, werden die wenigsten nachvollziehen können. Jedenfalls hatte dieser Messdiener der Gipfelstürmerkirche ein schier unglaubliches Bergsteigertalent. Und auch für die profanen Niederungen fand er in Sachen Selbstvermarktung eine gute Route. Überall hat er seine Biwaks aufgestellt, da gibt es eine Burg, in der er selbst jätisch herumspukt, ein Museum, ein Jagdrestaurant, Managerseminare, unzählige Bücher, Filme, Stiftungen. Messner gehörte nie zur Spezies der aalglatten Anzugträger, hat immer angeeckt oder sich mit unbändigem Haarwuchs in seinen Themen festgehakt. Politisch hat er Flacken für die Natur gehisst und die bis dahin von Gebirgskriegen geprägten Bergsteiger wurden von ihm aus der Seilschaft der Nationaltümelei befreit. Wie kaum ein anderer hat er das Aufwimmursee des Watzmann-Rastikals gelebt und ist dabei mit Weitblicken belohnt worden, von denen wir telenden Droglodyten nur träumen dürfen. Zwei, dreimal wäre aber auch er fast abgestürzt. Da war der umstrittene Tod seines Bruders Günther am Nanga-Paba 1970, der ihn fast aus dem Tritt gebracht hätte. Auch die Yeti-Sichtung vor über 20 Jahren, als er aussah wie Heidi Klum mit Bart, war ein medialer Grenzgang. Und dass ihm die aktuelle private Trennung die Luft verdünnt, darf angenommen werden. Doch Reinhold Messner ist unverwüstlich. Selbst mit 75 noch sein eigener Berg, der allen Respekt verdient. Er ist der Kaiser der Bergsteiger, dessen Bart alle anderen überwuchert. Nur was die Berge von ihm halten, ob sie ihn mehr lieben, wenn er kommt oder fortgeht, ist nicht bekannt. In den nicht fußballspezifischen Kolumnen schreibst du eigentlich schon größtenteils über die ganz Bekannten ihrer Zunft. Also im Tennis wäre das dann Dominik Thiem oder Djokovic, glaube ich, gibt es auch eine. Im Skifahren ist viel über Marcel Hirscher. Ist es dann schon so, dass du da irgendwie dich nicht so gut vielleicht auskennst in den Sportarten, dass du immer bei den Großen bleibst oder hat das andere Gründe? Oder dass du denkst, die Leser kennen nur dich? Die Leser kennen sich nicht so aus, deswegen muss ich immer über die Bekannten schreiben. Das ist das Problem. Sehr gnädig von dir. Du hast auch eine schöne Kolumne, wie ich finde, über Marcel Hirscher geschrieben, über den glatten Marcel Hirscher, wenn ich so sagen darf. Können wir die hören? Ja, wenn du mir die Seitenzahl sagst. Ja, natürlich. 148. Ah, sie ist aber lang. Sie ist lang. Nicht mehr so viel Luft, dann lassen wir es. Sehr lang ist die. Vielleicht über ein Team. Oder über ein Team, ja. Das ist ja sehr lang, ist die. Vielleicht über ein Team, oder? Oder über ein Team, ja. Das ist eh fast eine Liga. Der Team spielt ja auch bald für Holland. Aber wo ist der Team, weißt du das? Nein, Team, nein, ich glaube, den habe ich mir nicht angestrichen. Aber eine super Kolumne ist die über das Doping, finde ich. Die könntest du auch lesen. Über das Doping? Ja, ganz generell über Doping auf Seite 162. Die ist auch kurz. Die ist sehr, sehr knackig. Ah, ja, ja. Moderne Märchen. Es gibt vorsätzliche Wahrheitsverdrehungen, Fake News, subjektive Wirklichkeiten und Notlügen. Von Politikern ist man derartiges gewohnt, aber stellen Sie sich vor, Sie rechtfertigen bei einer Verkehrskontrolle einen überhöhten Promillewert mit dem ausgeschütteten Putzmittel einer Reinigungskraft, einem volltrunkenen Sitznachbarn in der Sauna oder damit, dass der Koch die Worcestersauce mit der Cognac-Flasche verwechselt hat. Im Sport sind derartige Ausreden gang und gäbe. So hat dieser Tage etwa die Tennisspielerin Sarah Erani ihre positive Topinkontrolle damit begründet, versehentlich ein Brustkrebsmedikament der Mutter geschluckt zu haben. Jill Roberts will eine verbotene Substanz beim Küssen seiner Freundin aufgenommen haben. Und der kanadische Stabhochspringer Sean Barber hat seinen Kokainwert auf einen Bordellbesuch zurückgeführt. Die Ausreden der Sportler sind kurios bis abstrus. Fehlt nur noch, dass ein Asthma-Kranker neben ihnen gefurzt hat. Die Mountainbikerin Yvonne Kraft erklärte ihren Phenoterolwert mit Der Aspeninhalator meiner Mama ist explodiert. Vor Schreck habe ich Huch gesagt und wohl versehentlich etwas inhaliert. Law Sean Merritt will durch die Einnahme eines Penisverlängerungsmittels zu erhöhten Werten gekommen sein. Der Bobfahrer Lenny Paul führte seine positiven Tests auf hormonverseuchtes Rindfleisch in der Spaghetti Bolognese zurück. Andreas Kappes hat versehentlich die Appetitzüngler seiner Frau geschluckt und Linford Christ ist auch den hohen Nandrolonwert im Verzehr von Avocados begründet. Besonders kreativ war Tyler Hamilton. Ich habe ein Mischwesen. Was? Ich bin ein Mischwesen. Die fremden Zellen in meinem Körper werden von den Stammzellen meines vor der Geburt gestorbenen Zwillingsbruders produziert. Dagegen war Martina Hingis. Jemand hat mir Kokain in den Fruchtsaft getan. Geradezu banal. Lenz Armstrong machte eine Gesäßsalbe verantwortlich. Frank van der Broeke hortete Anabolika und Epo-Präparate für seinen asthmakranken Hund. Während Dieter Baumann, der Klassiker, unbekannte Täter beschuldigte, im Doping-Substanzen Zahnpasta gemengt zu haben. Mal ist es eine Lippencreme, der Resio-Haug, dann wieder zu viel Sex, Dennis Mitchell. Würden die Brüder Grimm heute leben, sie müssten ihre Märchensammlung nicht mehr mühsam dem Volk aus der Nase ziehen. Ein Blick in die Protokolle der diversen Doping- Verhandlungen täte es auch. Man sollte einen Kalender mit den kreativsten Ausreden machen, einen Bauernkalender für Sportler. Dass manche, Sarah Arani, vielleicht sogar die Wahrheit sagen, ist aber ein kaum zu glaubendes Bonbon. Ich nehme an, ich habe es nicht geprüft, ich nehme an, das stimmt auch alles so. Ja, das stimmt alles, es ist eben unüberprüfbar. Es wäre schon mittlerweile überprüfbar, aber ich glaube schon, dass... Es ist schon sehr... Ja, wie einen... Nein, es ist... Kokain... Ja, ja, nein. Einen Portellbesuch hat er vorgeschoben, um die Kokaineinnahme zu decken. Es schließt sich mit dem Zusammenhang nicht. Ja, das... Und auch bei anderen. Der hat die falschen Körperteile eingerieben mit Kokain wahrscheinlich und dann so wie das Fleisch über die Schleimhäute aufgenommen. Nein, es ist schon interessant, was man sich da überlegt. Aber klar, der Mensch glaubt immer an seine eigene Unschuld, solange er daran glauben will. Also man erzählt sich die Geschichten so oft, bis man sie selbst glaubt. Ja, also Phänomene auch bei Dopingsündern. Ich habe ja einen Krimi geschrieben, meinen ersten Krimi habe ich geschrieben, nachdem sich Andreas Berger bei mir gemeldet hat. Andreas Berger war Hallen-Europameister über 60 Meter 1988, glaube ich. Ich glaube, oder 1989, irgendwie so. Und den habe ich kennengelernt und da hat er irgendwann einmal gesagt, du musst einen Krimi über Doping schreiben, weil das so ganz irre ist. Und dann hat er mir seine Geschichte erzählt, wie irgendwie er genau vorbereitet war, falls der Dopingkontrolleur kommt. Er aber das Pech hatte, dass an dem Tag, wo der Dopingkontrolleur gekommen ist, auch ein Mann von einem Buchclub vor seiner Tür gestanden ist und hinten ist irgendwie, wo er eigentlich fliehen wollte, ein Nachbar gestanden, blöderweise, der da irgendwie seinen Hund gerufen hat, der über den Zaun geschrieben geschrieben, nicht gespieben, gesprungen ist. Und dann hat er irgendwie Zeit gehabt, zu seinem Vertrauensarzt zu fahren, um eine eigentlich vorbereitete, reine Urinprobe abzugeben. Und dafür musste aber die Harnblase ausgedrückt werden und dann hat man den vorbereiteten Urin über die Harnröhre da rein initiiert. Also es war eine ziemlich komplizierte und nicht sehr gustiöse Geschichte. Aber das hat er mir ziemlich detailliert erklärt. Aber auch, dass das damals gar nicht gegeben war, das hat irgendwie gesagt, das war klar, dass man ohne Doping keine Spitzenleistungen bringen konnte, es war im Radsport über Jahrzehnte so, ich glaube, dass es wahrscheinlich immer noch der Fall sein wird, dass die einfach verbotene Substanzen probieren und natürlich auch wissen, das sind ja alles Leute, die sich ihr ganzes Leben dem Sport opfern und wenn sie um zwei oder um ein halbes Prozent nur besser sind, dann sind sie Weltklasse, haben eine unglaubliche Aufmerksamkeit, es kommen alle Sponsoren, sie kriegen wahnsinnig viel Geld und wenn sie das nicht machen, sind sie halt Leute, die auch dabei sind. Die Verlockung ist natürlich riesengroß und das wird man deswegen auch nie in den Griff kriegen, glaube ich. Ich glaube auch, Kontrolle ist bezweifelig, dass das eine Lösung sein kann, weil das eben drinnen steckt, der Beste sein zu wollen und sobald einer dobt beim Radfahren, als Beispiel muss der Nächste das auch machen und so weiter. Das ist eine endlose Fortsetzung. Ja, vor allem, ich meine, es fördert schon die Kreativität, weil die Leute natürlich immer neue Möglichkeiten überlegen, wie man die Dopingkontrollore einfach überlisten kann. Also beim Bernhard Kohl, diesem österreichischen Radfahrer, der das Bergtrikot gewonnen hat vor einigen Jahren, da gab es den Stefan Matschiner, den habe ich auch kennengelernt. Das war ursprünglich auch ein Sportler, der dann irgendwann einmal dazu übergegangen ist, dass er ein bisschen so leistungsfördernde Mittel vertickert, weil er gemerkt hat, mit seiner Karriere läuft es dann doch nicht so. Und bei Bernhard Kohl, den hat er dann richtig übernommen. Da hat er Blut, also Blut, das dem Kohl abgenommen worden ist, Sauerstoff angereichert von irgendwelchen Höhenlagern, hat er ihm dann nach den Tour-de-France-Etappen initiiert. Oder es gab auch so Blut-Auffrischungsgeräte, die er in Ungarn deponiert hatte. Und jetzt muss er dem Kohl immer hinterherreisen. deponiert hatte. Und jetzt ist er immer, jetzt muss er dem Kohl immer hinterherreisen. Und damit das nicht auffällt, weil das muss ja meistens, zuerst muss das gekühlt sein, damit das nicht schlecht wird, das Blut. Jetzt hat er den Stewardessen immer gesagt, der ist Notarzt und er fliegt irgendwie zu einer ganz wichtigen OP und hat eine Kühltasche dabei, damit er das Blut mit ins Flugzeug nehmen darf. Haben die ihm immer geglaubt. Und nachher musste er das Blut mit ins Flugzeug nehmen darf, haben die ihm immer geglaubt. Und nachher musste er das Blut anwärmen, bevor es in den Körper, weil du kannst nicht ein kaltes Blut in einen Menschen initiieren, also ist er mit diesem ganzen Blutkörpern irgendwie da herumgerannt und auch dann immer in das Hotel rein, also die waren ja alle, es gibt immer so Mannschaftshotelle, wo da sind die Journalisten und die Fahrer und die ganzen Teamleute und er ist da irgendwie mit, er muss ausgeschaut haben, wie man ein bisschen vergessen gehabt hätte, weil er diese ganzen Plastikbeutel an seinem Körper hatte, um die dem Kohl dann zu abbrechen. Also schon sehr abstruse Geschichten, die sie da abspielen. Das wäre ein unglaublicher Aufwand. Ja, Wahnsinn. Aber natürlich hat er sich gelohnt und der Kohl ist ja dann sogar angerufen worden von anderen Leuten, die Bescheid gewusst haben. Die haben dem gesagt, passt ein bisschen auf, du kannst nicht alles gewinnen auf einmal. Der war natürlich so gut, dass er einfach jede Etappe gewonnen hätte. Und man merkte das immer noch, gerade bei den Tour de France Etappen, da gibt es halt manchmal welche, die einfach, nachdem die eh schon mal 8 Stunden gefahren sind, 170 Kilometer in den Beinen haben und ich quasi als Hopi-Radfahrer, wenn ich 70 Kilometer fahre, kann ich 4 Tage lang nicht gehen. Und die machen das jeden Tag. Und dann haben sie nur einen Berg mit 20-prozentigen Steigen und sprinten den rauf in einer halben Stunde. Und du denkst dir, wie gibt es das? Das ist außerirdisch. Aber manche machen das nicht. Stunde, wo du denkst, wie gibt es das? Das ist ja außerirdisch. Aber manche machen das nicht. Vielleicht schließen wir den Kreis mit einer letzten Frage zurück zum Fußball, einer ganz banalen zur Europameisterschaft, ganz banal. Wer wird Europameister, Franz Obel? Es wird auf Video festgehalten, jetzt dein Tipp. Das ist schwierig. Naja, ich glaube, dass sie Österreich und Frankreich im Finale wieder treffen. Und vielleicht haben wir dann was gelernt. Es wäre natürlich wünschenswert, ich bedanke mich bei dir für einen sehr launigen Abend, wie ich denke. Also das Buch nochmal Einwürfe zu erwerben, hier nicht am Büchertisch, sondern auf der Bücherbetonstiege. Die Bücher sind zur Verfügung gestellt von der Buchhandlung Fürstlberger. Franz Hobel signiert, glaube ich, auch gern, denn es gibt sogar eine Kolumne über Signieren. Und damit bedanke ich mich und hoffe, Sie einmal wieder im Stifterhaus begrüßen zu können. Vielen Dank.