Vielen Dank für all diese unglaublich wertschätzende Anerkennung von allen Seiten. Ich freue mich sehr, dass aus meiner Familie Leute da sind. Das ist nicht selbstverständlich, weil es war ja eben schon angesprochen worden, ich komme aus einer Familie, in der man Bildung sich eher erkämpfen muss, als dass sie einem in die Wiege gelegt wird. meiner Familie meinen wissenschaftlichen Weg nicht begleitet haben und auch von Beginn an nicht begleitet haben und auch jetzt nicht begleiten werden. Ich danke umso mehr, dass wir eine Situation haben, in der wir immer, wir nennen es die Ersatzfamilie hatten, nämlich die Ersatzfamilie, ich sehe schon das Schmunzeln der Ersatzfamilie, die sozusagen ein ganz enger Freundeskreis war, auch nicht aus der Wissenschaft kommend, aber auch die Wissenschaft ertragend, wenn wir uns getroffen haben und wo wir sozusagen vieles auch an Freundschaft erfahren haben, was dann auch eben zur Ersatzfamilie geworden ist für uns Erwachsene, für die Kinder. Und das ist ein großes Geschenk. Ich danke für die Wegbegleiterinnen in der Wissenschaft. Ich danke auch für die Wegbegleiterinnen in der Gewerkschaft, in gewerkschaftsnahen Institutionen. Es war ja schon gesagt worden, mein Weg war kein Gradliniger in die Wissenschaft, sondern mein Weg war wie Ulla und ich habe mich da sehr, sehr wiedergefunden in deiner großartigen Laudatio. Mein Weg war wirklich einer, der eigentlich nie in die Wissenschaft hätte führen sollen. Ich wollte da überhaupt nicht hin, sondern in der Tat, ich war in der Industrie gelandet. Mir war in der Industrie eine Führungsposition angeboten worden und ich hätte sie haben können, um den Preis des Gewerkschaftsengagement aufzugeben. Das habe ich nicht gemacht. Und die Gewerkschaft hat mich weitaus mehr gezogen als die Wissenschaft. Und wir waren so naiv zu denken, wir können einen Antrag schreiben und finanziert werden und dürfen promovieren. Einfach so, bis wir dann erkennen mussten, dass es nicht einfach ist, eine Gutachtung zu finden. Und das ist die Situation, an der Ulla dann auch angesetzt hat. Wir Externe aus dem Gewerkschaftsengagement kommende hatten wirklich die vermessene Ansicht, wir könnten an eine Fakultät gehen und fragen, ob jemand diese Dissertation begutachtet. Erstens, damit wir den Antrag endlich einreichen können und unser Geld bekommen. Zweitens, weil man ja nun mal eine Gutachtung braucht. Und dass das Tabubruch ist, war uns nicht klar. Also dass so dieser Weg von außen in die Uni rein zu der Zeit so unüblich war und auch so wenig erwünscht war, dass wir von vornherein als Gewerkschafter gerahmt, auch immer Gewerkschafter, gegendert wurde nicht, immer Gewerkschafter gerahmt, auch immer Gewerkschafter gegendert wurde nicht, immer Gewerkschafter bleiben sollten. Also das war einfach glasklar, dass wir in der Uni aus der Gewerkschaft, aus der Industrie kommend nichts mehr zu suchen hatten. Und insofern bin ich umso dankbarer für all die Wegbegleiterinnen und Wegbereiterinnen, die tatsächlich auch diese wissenschaftliche Karriere begleitet haben und mit denen ich auch einfach viele, viele wunderbare Erfahrungen verbinde. sondern müsste mich ja dann von Sitz zu Sitz hier weiter bewegen. Das schaffe ich in der uns verbleibenden Zeit bis zum Abendessen, nur wenn meine Vorlesung mehr erspart bleibt. Das wäre sozusagen die Option. Ich nenne einfach einige Episoden und ich glaube, die Episoden machen etwas deutlich. Birgit Riegraf hat es schon angesprochen, wir beide haben uns zeitgleich um Professuren beworben und wir hatten ziemlich viel Spaß dabei. Also wir waren zum Beispiel hier in Linz beide eingeladen und haben bei der Professur, die ich dann bekommen habe, beide vorgetragen und wir haben uns erstmal gemeinsam den Zug genommen und haben dann unsere Probevorträge uns im Zug noch wechselseitig zur Korrektur gegeben, weil nach dem Motto vier Augen sehen mehr als zwei. Und wir hatten sehr viel Spaß in der Auswertung der Berufungskommission. Also wir waren ordentliche, aufmerksame Beobachterinnen des Linzer Umfeldes und auf der Rückfahrt hatten wir viel zu lachen, kann ich nur sagen. Und so haben wir uns auch durch diese konkurrente Phase durchgearbeitet und es gab nicht nur uns beide, es gab viele in unserer Generation und da hat die Generation von Ulla ihren Anteil dran, ihren Anteil dran, die einfach sehr kooperativ mit diesem verrückten Konkurrenz-Zirkus Wissenschaft versucht haben, umzugehen. Und das hat auch durchaus Spaß gemacht. Und das sind sozusagen auch Episoden, die ich auch außerordentlich wertschätzen gelernt habe. Beispielsweise, dass wir in einem großen Team, da ist schon diese Folder hochgezeigt worden, Another Great Transformation. Wir haben eine Riesenkonferenz gemacht und es gab dann eben auch sehr schöne zufällige Momente da drin. Ich erinnere mich noch, als wir den Call geschrieben haben oder schreiben wollten. Die Zuständigen waren Karin und ich dann in der Endphase dieses Calls. Wir saßen an diesem Call und dachten, okay, fünf Disziplinen, ein Call, der soll alle ansprechen, international soll es auch noch sein. Was machen wir? Und dann in dem Gespräch kam eben, naja, nehmen wir doch Polanyi. Also wir hätten an der Stelle auch sagen können, nehmen wir doch Marx, nehmen wir doch Adorno. Wir haben aber gesagt, nehmen wir doch Polanyi. Und so kam dieser Polanyi- Schwerpunkt zustande. Wir erfuhren dann von Andreas Nowy, der erfahren hat, aha, die machen was mit Polanyi und in Kontakt war mit seiner Tochter. Und wir hatten den Call rausgeschickt voller Naivität, auch an das Polanyi-Institut in Montreal, nach dem Motto, vielleicht posten sie ihn ja, und bekamen dann etwa eine Woche später über Andreas vermittelt und über die Direktorin des Montreal-Instituts vermittelt, die Tochter von Polanyi, Kari Polanyi-Levitte, willkommen und findet den Call großartig. Und das sind auch Episoden, die zur Wissenschaft gehören und die genau dazu gehören, dass zu einer bestimmten Zeit ein Gedanke da ist. Dieser Gedanke kann sich durchsetzen und dieser Gedanke wird nicht unbedingt wie beim armen Poeten unterm Regenschirm und dem undichten Dach und mit dem es für die Großgruppe dieser Konferenz und offensichtlich noch für einige Menschen mehr, weil sich daraus jetzt ein doch sehr lebhafter Polanyi-Schwerpunkt in Linz und in Wien entwickeln konnte und wir inzwischen auch eine lange Kooperation hier haben, auf die wir zurückblicken. Ja, und ich danke auch für Möglichkeiten, die ich in Jena hatte. Da war Klaus sicherlich die treibende Kraft, mich so lange am Jena-Kolleg einzuladen, als kollegialen und freundlichen und freundschaftlichen Kollegen in dieser langjährigen Kooperation auch an diesen Kolleg zu ertragen, weil du hast es ja schon angedeutet, unser erstes Zusammentreffen, ich habe nachgerechnet, es sind exakte 20 Jahre, war so, dass wir tatsächlich sofort gemerkt haben, aha, das sind die Konfliktpunkte und dann machen wir uns doch mal in den Weg, sie auszutragen und die Kontroverse auszutragen. Und ich denke, das ist uns über die Jahre auch gut gelungen und das ist uns auch mit diesem Umgang mit der Spannung gelungen, dass wir halt oft diametral entgegengesetzt sind. Und es war ja auch schon angesprochen worden, langjährige Kooperationen in Gemeinschaften, Projekten, wie Helmer es angesprochen hat, aber es sind ja auch schon Buchtitel hier genannt worden, die tatsächlich über Jahre in der Tat zu gemeinsamen Kooperationen geführt haben. Und dafür bin ich sehr dankbar. Und ich bin auch sehr dankbar, dass es dann Momente gibt, die unerwartet kommen. Also wenn diese Tagung zu Ende ist, ist sie noch nicht für alle hier zu Ende bei unser Frankfurter Mittelbautreffen. Also Wolfgang und ich und Susann und Bruno und Carsten, also unser Frankfurter Mittelbau, Alexandra. Wir werden uns dann hier auch zu unserem Mittelbautreffen versammeln. Kendra ist dabei und wir haben eine Ausnahme gemacht. Birgit war damals schon Professorin, die darf aber auch dabei sein. Das ist die einzige Ausnahme. Ansonsten ist es unser Mittelbau. Und auch das sind Momente, die dann durch diese nicht immer erfreuliche Wissenschaft tragen. Und ich habe viel Unterstützung erfahren und habe das sehr genossen und habe dieses enorme Reich der Freiheit bis heute immer wieder schätzen gelernt, dass ich in Strukturen arbeiten darf, die es mir möglich machen, innerwissenschaftlich unterwegs zu sein, aber nach wie vor gewerkschaftlich zu arbeiten, in unterschiedlichen Bereichen der öffentlichen Soziologie unterwegs zu sein. Kooperationen, wie wir sie mit der Bettina Schoker, wie sie eigentlich heißt, oder Betty Rosser an dieser Stelle haben, die uns ja auch über Jahre begleitet haben, genau wie die Kooperation mit der VHS. Ja, und ich finde diesen Tag, bis auf meine Abschiedsvorlesung, ich wollte sie wirklich nicht halten. Ich habe alles versucht, drumherum zu kommen, aber dieses Organisationskomitee hat sich als äußerst renitent erwiesen im Festhalten daran. Also bis auf die Abschiedsvorlesung habe ich diesen Tag sehr genossen und bin sehr dankbar, dass ihr es gemacht habt, dass ihr mir dieses Riesengeschenk bereitet habt, sowohl das Buch als auch die Tagung. Ich wusste wirklich nichts davon und wäre eigentlich heute auch gar nicht da. Es gab dann Ungereimtheiten. Also Roland erzählte mir dann, dass eine Kollegin von mir, die Dorothea Greiling, die wir heute gehört haben, ihn informiert hat, dass ich jetzt gar nicht da bin und dass es wohl an der Zeit wäre, mir mal zu sagen, dass ich hier sein sollte wegen dieser Tagung. die ja in keiner weiteren Funktion in diesem Kontext war. Und dann gab es einfach Ungereimtheiten, wo dann Dorothea auch anfing, offensiv zu lügen mir gegenüber. Und so allmählich sickerten dann die Informationen durch und dann bekam ich diese Feststiftiche vorweg als Inhaltsverzeichnis geschenkt, wahrscheinlich, weil ihr dachtet, ihr könnt sie nicht mehr länger unter Verschluss halten. Ja, also ganz, ganz herzlichen Dank für diese Aufmerksamkeit. Ich hatte mit nichts gerechnet. Ich habe mir keinerlei Gedanken über meinen Abschied gemacht, weil für mich klar war, ich gehe einfach so. Und das war die Planung, die ist jetzt sozusagen aus den Fugen geraten. Und jetzt müssen Sie und müsst ihr auch noch durch diese Abschiedsvorlesung durch. Das hätte das Komitee euch ersparen können. Ich kann es euch jetzt nicht mehr ersparen. So, nach dieser doch sehr wunderbaren musikalischen Einstimmung habe ich jetzt nochmal das Problem, dass ich zur Wissenschaft zurück muss. Die Messlatte hängt unglaublich hoch. Wir hatten eine grandiose Laudatio. Wir hatten jede Menge musikalische Beiträge. Alle sind müde, das Buffet wartet und jetzt soll ich noch was erzählen über Märkte, Maschinen, Menschen. Das mache ich aber nichtsdestotrotz. Ja, da müssen jetzt alle durch. Schuld daran ist Roland und das Organisationskomitee. So, Märkte, Maschinen, Menschen ist ein klarer Fall, alphabetisch geordnet und Alliteration, alles fängt mit dem selben Buchstaben an. Nee, natürlich nicht. Märkte, Maschinen, Menschen ist die Reihenfolge, die der Kapitalismus setzt und deswegen ist der Titel so. Also an erster Stelle die Märkte und die Maschinen und an dritter Stelle oder an letzter Stelle kommen die Menschen. Ich möchte sprechen über Sorge und Sorgearbeit in der großen Transformation des Kapitalismus, was ja nun schon mehrfach gesagt worden ist, was seit geraumer Zeit unser gemeinsames Thema hier ist. Und ich möchte das in insgesamt fünf Punkten tun, nämlich zunächst einmal einiges zu den gegenwärtigen bewegten Zeiten in der Sorge- und Sorgearbeit sagen. Dann möchte ich etwas Grundsätzlicheres sagen zu Sorge in Moderne und Kapitalismus und dann auch einige Anleihen, bei denen uns, wie gesagt, zufällig begegneten Karl Pollany machen, weil das auch einer unserer Schwerpunkte geworden ist. Ich möchte dann am Beispiel der Altenbetreuung und Pflege, weil ich da in einige Projekte involviert war und zum Schluss dann nochmal was zur Sorge und Sorgearbeit in der großen Transformation sagen. Ja, beginnen wir mal mit den bewegten Zeiten in Sachen Sorge und Sorgearbeit. Das ist ein nicht ganz untypisches Bild für diese unsere Zeit. Wir sehen massive Sorgeproteste. In dem Falle sind es die Sorgeproteste der in Österreich sogenannten 24-Stunden-Betreuerinnen. Helma hat schon darüber gesprochen. Live-In-Betreuung ist der korrekte wissenschaftliche Begriff, die in der Pandemie sich als systemrelevante Arbeitskräfte gesehen haben, also ihre Anerkennung als systemrelevant auch erfahren haben. Zum einen, sie die Lasten der Pandemie in den Haushalten der Betreuten ziemlich alleine tragen. Zum zweiten, dass die Anerkennung als systemrelevant nun keineswegs heißt, dass sich ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Darüber hatten wir gestern ja auch schon im Wissensturm diskutieren können. Das heißt, wir haben hier ganz typische Forderungen nach gerechten Löhnen, nach gerechten Pensionen, nach anderen Arbeitsbedingungen, die das Sorgefeld durchziehen. Und das sind nicht die einzigen Bereiche, sondern wir haben auch eine ganze Reihe von weiteren Punkten. Beispielsweise gerade stehen in Österreich die Beschäftigten eines größeren Pflegekonzerns vor Gericht wegen grober Vernachlässigung der von ihnen zu Betreuenden. Und es ist auch in den Berichten über dieses Gerichtsverfahren die Rede davon, dass vielleicht nicht die Beschäftigten, sondern die Profitorientierung eines Großkonzerns da eine Rolle spielen mag, dass Leute nicht mehr für die ihnen anvertrauten Menschen sorgen können. Wir haben Pflegenotstand, die Diskussion um den Fachkräftemangel, ich lasse ihn mal so stehen, kann man auch einiges anderes zu sagen, Streiks in Kindergärten, wie das Fabienne hier auch erforscht und eben die genannten Proteste in der 24-Stunden-Betreuung und noch vieles mehr. Ich möchte jetzt diese Situation ganz gerne in den Blick nehmen aus einer soziologischen Perspektive, auf das Spannungsverhältnis von Moderne und Kapitalismus schauen, was Sorge angeht, möchte im selektiven Zugriff auf Polanis Werk zur Diskussion stellen, ob diese Zeiten Teil einer größeren Transformation des Sorgens und der Sorgearbeit sind und dabei eben exemplarisch mir die Altenbetreuung und Pflege anschauen und ein kurzes Fazit ziehen. Es ist so aufgebaut für ein gemischtes Publikum. Es gibt Folien mit viel Text, für die die gerne Folien lesen. Die müssen nicht gelesen werden. Es gibt Folien, die haben blauen Text, das ist Polanyi. Da werde ich raussuchen, warum man Polanyi lesen sollte. Und dann gibt es ein paar Bilder, die eben deutlich machen sollten, worüber ich überhaupt rede. Das ist in etwa die Konzeption der Folien. Wer sich das nicht antun will, macht schlichtweg die Augen zu und hört zu. Also das ist auch kein Problem. Sorge und Sorgearbeit. Wenn man sich die Sorgeethik anschaut, die aus der Moralphilosophie kommt, dann ist Sorge als bewahrende, nachhaltige und ganzheitliche Gattungstätigkeit zu verstehen. John Tronto spricht von den Hominis Curans, also sozusagen die Sorge als ein Bedürfnis der menschlichen Gattung und auch ein ganz unhintergehbares Bedürfnis. Menschen müssen für sich und füreinander sorgen, damit sie überlebensfähig sind. Es ist die Rede bei Könen Marx, einer Theologin aus der Sorgeethik von der Selbst- und Mit- und Fürsorge, die unser Zusammenleben erst ermöglicht. Sorge ist sozusagen eine Beziehung aus einer ethischen Betrachtung des Menschen zu sich selbst, zwischen den Menschen und zwischen menschlicher und nichtmenschlicher Natur. Das ist ein ganz ontologischer Sorgebegriff. Ontologisch heißt am Wesen des Menschen festgemacht und das ist sozusagen sein Vorzug, dass Sorge als eine Gattungstätigkeit konzipiert wird. Das ist aber auch zugleich sein Nachteil, weil letztlich dann eine Kritikperspektive auf die Vollendung des Menschwerdens warten muss, bis sich sozusagen im Feld der Sorge etwas Positives für uns verändert. Ich möchte es trotzdem aufmachen, weil ganz viele wichtige Punkte da drin sind, nämlich dass Sorgearbeit ganz unhintergebar ist und dass Menschen ohne Sorge und Sorgearbeit schlichtweg nicht überlebensfähig sind. Sorge und Sorgearbeit schlichtweg nicht überlebensfähig sind. Wir brauchen sie nicht nur im Krankheitsfall, wir brauchen sie alltäglich unser Leben lang aller Orten. Ich selbst schließe an einen sozialphilosophischen und gesellschaftstheoretischen Sorgebegriff an. Cornelia Klinger hat das mal bezeichnet als Arbeit an der, mit der und gegen die Kontingenz des Lebens. Die Kontingenz des Lebens ist die Ungewissheit des Lebens. Jederzeit in unserem Leben kann uns etwas widerfahren. Wir sind sterblich, wir sind ab der Geburt unselbstständig und im ganzen Lebensverlauf ist unser Leben ungewiss. Das ist die Kontingenz des Lebens. Ich möchte es etwas anders fassen und spreche stattdessen als Sorge, als Reaktion auf diese Kontingenz des Lebens, weil ich damit Beziehungen, Tätigkeiten und Arbeit in den, und dann stellt sich die Frage, was ist denn aus dieser Sicht eine gelingende oder gute Sorge? Die ist dann gegeben, und das ist der Kritikmaßstab, wenn sie ganz ausschließlich der Bewahrung des kontingenten Lebens dient und keinem anderen Zweck unterworfen ist. Das heißt, das Leben ist der Zweck selbst. Wir sollen in dieser Gesellschaft weltweit letztlich alle gut leben können. Also dann ist von gelingender Sorge in dieser Situation zu sprechen. nicht hergeben. Und das aus einem ganz einfachen Grund. Sie stehen in einem Spannungsverhältnis bis hin zum Widerspruch zu einem solchen Sorgebegriff. Die moderne und die kapitalistische Gesellschaft ist nämlich von einer Reihe von Herrschaftsverhältnissen durchzogen. Sie hat einen ganz bestimmten Fortschrittsbegriff, der in Europa entwickelt worden ist, dann aber ja auch im Westen sich weiterhin ausgebreitet hat. Ich spreche deshalb von einem genuin eurozentrischen Fortschrittsbegriff und Menschenbild der europäische Mensch oder der westliche Mensch als der Maßstab des Fortschritts und des Menschenbildes. Es ist ein androzentrisches Menschenbild, androzentrisch heißt an Maßstab des männlichen Lebensentwurfs festgemacht. Es sind sozusagen die männlichen, weißen Bürger, der dritte Stand, wenn man so will, im Übergang vom Feudalismus zum Moderne, der diesen Lebensweg geprägt hat. Und auch dieses männliche oder androzentrische Herrschaftsverhältnis ist der Moderne eingeschrieben, ihrem Fortschrittsverständnis und ihrem Menschenbild. Zu diesem Fortschrittsverständnis und Menschenbild gehört, dass man das kontingente Leben eben nicht in dem Sinne zum Zweck und Selbstzweck macht, dass es an und für sich bewahrenswert ist, sondern dazu gehört, dass man die Selbstsorge, also auch die Selbstbeherrschung vor die Fürsorge stellt. Fürsorge ist immer begründungsbedürftig. In kapitalistischen Gesellschaften ist sie, da hat Klaus Dörrer auch schon darauf hingewiesen, auch immer besetzt als, wer Fürsorge beansprucht, ist nicht arbeitswillig, sondern gehört sozusagen zu denjenigen, die sich in die sozialen Netze hängen wollen, beziehungsweise Fürsorge muss begründet werden. In unserer Epoche sind Kinder Fürsorge bedürftig, zur Frühzeit der Industrialisierung waren sie es nicht. Das heißt, wir haben eine Gesellschaft, die auf Beherrschung des Lebens zielt und auf Selbstsorge zielt und eigentlich nur im Ausnahmefall die Fürsorge kennt. Das ist nämlich eine Ordnung, eine Werteordnung der Moderne, die dichotom ist, also aufspaltet, aufbrennt und nicht nur dichotom ist, sondern auch die Aufspaltung in eine Hierarchie bringt, in eine hierarchische Ordnung. Moderne Gesellschaften setzen auf Kultur, Geist, Verstand. Ihre Sphäre der Gestaltung ist die Öffentlichkeit und das ist assoziiert mit Mann. Ihre Sphäre der Gestaltung ist die Öffentlichkeit und das ist assoziiert mit Mann. Das heißt, wir haben auch hier eine Ordnung, die maskulinisiert ist, die die westliche Konnotation von Fortschritt und Moderne in sich trägt. Und dem entgegengestellt sind eben Werte und Bereiche wie Natur, Körper, Gefühl, Privatheit. Und Bereiche wie Natur, Körper, Gefühl, Privatheit, die sind dann assoziiert mit Frau. Und das kontingente Leben, das Leben an sich ist den Wetts zugeordnet, ist Natur, Körper, Gefühl zugeordnet, fällt in die Zuständigkeit der Bearbeitung durch Frauen. Es ist sozusagen, wie ich einen Begriff von Gudrun Axel Knapp aus seinem Kontext reiße, das andere, besondere, mindere der Moderne und es ist ganz stark feminisiert und ethnisiert. in sich schon eurozentrische und androzentrische Ordnung, die historisch konstitutiv ist für den Kapitalismus. Der hat sich historisch auf dieser Ordnung herausgebildet. Und das heißt auch, das ist ihm nicht äußerlich, das ist ihm eingeschrieben. Kapitalistische Gesellschaften sind genuin eurozentrisch und androzentrisch. Genuin betone ich deshalb, weil das sozusagen die historischen Ursprünge sind. Das heißt nicht, dass wir nicht heute eine erhebliche Konkurrenz der Kapitalisten hätten, also eine Konkurrenz, die auch Kritik am eurozentrischen westlichen Weg übt und andere Kapitalismen dem entgegensetzt. Aber von seinen Prinzipien her ist es eine genuine euro- und androzentrische Gesellschaftsordnung. Das ist auch der Hintergrund, vor dem ich jetzt nochmal auf ein Motiv zurückkomme und ich kann einigen die Wiederholung jetzt nicht ersparen, das wir ja als strukturelle Sorglosigkeit bezeichnet haben und das nochmal etwas ausführen will in aller Kürze. Warum sprechen wir davon, dass kapitalistische Gesellschaften Sorge und Sorgearbeit dreifach unterordnen. Nämlich die erste Unterordnung findet in der kapitalistischen Ökonomie selbst statt. Kapitalistische Ökonomie sieht davon ab, dass sie bestimmte Voraussetzungen benötigt, um überhaupt zu funktionieren, zum Beispiel die Existenursacht wird, die drastische Folgen für das Leben der Menschen hat und eben auch für das gesamte Sorgesystem hat. Und das können sie so lange tun, wie sie in ihrer eigenen Wirtschaftsweise nicht davon beeinträchtigt sind, wie sie also sozusagen noch funktionieren im Desaster, das sie anrichten. Und meine erste These, und da wäre dann auch der Dissensklaus, den wir gerne weiter bearbeiten können, ist, dass sozusagen im inneren Kern auch nicht ausschließlich kapitalistische, sondern euro- und androzentrische Logiken sitzen oder anders gesagt kapitalistische Akkumulation ist ein genuin euro- und androzentrisches Projekt und das ist nicht trennbar. Also nicht nur es geht um ein nicht kapitalistisches Äußeres, das immer wieder eingezogen wird, sondern diese Akkumulation, Verwertung, Rationalisierung ist selbst ein euroandrozentrisches kapitalistisches Prinzip. Mein zweiter Punkt ist, warum geht das alles überhaupt? Es geht, weil andere Bereiche in Dienst genommen werden können. Also Sorgeleistungen können in der Familie erbracht werden, sie können im Sozialstaat erbracht werden und es passiert in einer Weise, die Becker-Schmidt sehr treffend relativ autonom nennt, weil natürlich all diese Bereiche nach ihren eigenen Vorstellungen oder Logiken funktionieren. Aber es ist dennoch eine Hierarchie gegeben. Familie kann sozusagen ein kapitalistisches Unternehmen nicht in gleicher Weise beeinflussen, wie das kapitalistische Unternehmen Familie beeinflusst. wie das kapitalistische Unternehmen Familie beeinflusst. Das heißt, wir haben eine dominante andro- und eurozentrische kapitalistische Logik, die sich durch das Ganze durchzieht und auch durch alle Bereiche durchzieht und das macht es möglich, Bereiche in Dienst zu nehmen für diese Wirtschaft, die eigentlich ganz anders, relativ autonom nach ihren eigenen Prinzipien und Kriterien funktionieren. Das Dritte ist die Inwertsetzung. Sorge kann auch in Wert gesetzt werden. Sorge und Sorgearbeit können kommuniziert werden. Sie können zur Ware gemacht werden. Und dann werden sie sozusagen anderen Zwecken unterworfen, nämlich sie werden den kapitalistischen und in meiner Lesart euro- und androzentrischen Leitlinien wie der Akkumulation, der Verwertung, der Rationalisierung unterworfen. Sie werden dabei selbst ökonomisiert, industrialisiert, technisiert. Das heißt, wir haben sozusagen einen komplexen Herrschaftszusammenhang. Und da wir ja nicht diskutieren konnten heute Morgen, Wolfgang, du hast gefragt, muss man das nicht 3D lesen? Ja klar, man muss es 3D lesen. Also genau das greift immer ineinander. Das sind Dimensionen, die ich so analytisch trenne, Also Dimensionen, die ich so analytisch trenne, die aber dann faktisch in der Vergesellschaftung des Sorgens ineinander greifen. Also es kann nur in bestimmter Weise abstrahiert werden, wenn in bestimmter Weise auch in Dienst genommen wird und so weiter und so fort. Also ja, unbedingt eine 3D-Lesart. Dann ist aber die Frage, wie ändert sich denn sowas über die Zeit? Also ich meine, das sah ja im Frühkapitalismus nur anders aus als heute. Und da kommen wir auf etwas zu sprechen, was Helma auch schon angesprochen hat. Wir haben es mit Sorgeregimen zu tun und mit Sorgearrangements und die ändern sich über die Zeit. Mein Begriff von Sorgeregime schließt an Becker-Schmidt, Diskurse und Praktiken, die ganz anderen Bereichen entstammen, werden in einer Weise zueinander gefügt, dass sie gewährleisten, dass Sorgearbeit und Leistungen in Wirtschaft, Staat, Drittem Sektor, Privathaushalt, sozialen Netzen in einer bestimmtenten aufeinander beziehbaren Weise erbracht werden können. Nur um der Plakativität willen, weil es immer das eingängige Beispiel ist, der Male Breadwinner, also der männliche Ernährer und die Hausfrau als ein typisches Gegenüber, politisches Gegenüber sind sozusagen in einem Sorgeregime sehr sorgsam eingebettet, nämlich in eine Familie, die bestimmte Geschlechtervorstellungen mit sich bringt und das Arbeitsmarktregime, die ineinander greifen. Helmer spricht deswegen auch von der Intersektion von Beschäftigungswohlfahrts- und Geschlechter- und Migrationsregimen, die alle zusammen im Care-Regime zum Tragen kommen. Das heißt, es ist ein ziemlich stabiles Gerüst, das wir hier finden, in das gesellschaftlich Care eingebettet ist. Stratifikation, damit möchte ich noch was anderes deutlich machen, nämlich in diesen Sorgeregimen werden bestimmte Sorgearrangements hervorgebracht. Wir hatten heute das Beispiel der Live-In-Betreuung, wir werden auch darauf nochmal zurückkommen. Das ist sozusagen eine Betreuung, die im Privathaushalt stattfindet und im Privathaushalt ziehen mit dieser Betreuung eben auch Logiken ein, die nicht diejenigen sind, die man mit Familie assoziiert beispielsweise, sondern in Privathaushalten, in denen bezahlte Arbeit verrichtet wird, spielen auch die Logiken des Marktes eine Rolle und nicht nur die Logiken der Familie. Das heißt, diese Arrangements sind geprägt von verschiedenen Logiken, die darin sind. Und das bezeichne ich als Hybrid, was die Logiken angeht. Und das verbindet sich aber auch mit sozialen Ungleichheiten. Also diese feminisierten oder ethnisierten oder schichtspezifisch stratifizierten Arrangements sind sozusagen auch von Ungleichheiten durchzogen. Also die 24-Stunden-Polin, die wir mit deinem Beitrag schon kennengelernt haben, ist in einem solchen Arrangement, das beides ist. in einem solchen Arrangement, das beides ist, das familiär marktförmig vermittelt ist, das zugleich aber ethnisiert und feminisiert ist und so weiter. Also darum geht es mir. So, wie ändern sich jetzt solche Konstellationen? Und da möchte ich auf den neoliberalen Wandel schauen. Da sehen wir, das ganze Kehrregime ist in Bewegung, nicht nur einzelne Arrangements. Das ganze Regime ist in Bewegung, nämlich hin zum Leitbild der Adult-Worker-Gesellschaft, also jeder, der arbeitsfähig ist, soll auch voll erwerbsarbeitsintegriert sein. Sorgearbeit wird individualisiert, den Einzelnen sozusagen angelastet oder sie wird refamil seit der Finanzkrise auch noch begleitet von Austeritätspolitik. Sozialstaat zieht sich zurück. Ja, und in diese Lücke trifft dann eine neue Tendenz, die Vermarktlichung, die Industrialisierung, die Technologisierung des Sorgens. Ganze Sorgeindustrien existieren und sind im Aufbau und Ausbau und das passiert nicht mehr national, das passiert schon längst im transnationalen Kontext, supra- und international reguliert. Auf der anderen Seite finden wir neue Formen einer Kollektivierung von Sorge, Sorgegemeinschaften oder, wenn man es kritisch sich anschaut, wie Van Dijk und Hauptner das getan haben, die Verzivilgesellschaftlichung der Sorge. Sorge wird immer mehr als unentgeltlich verrichtetes Ehrenamt oder freiwilligen Arbeit auch in die Zivilgesellschaft verlagert. Diese ganze Gemengenlage funktioniert nicht, sondern sie wirft genau die Probleme aus, die wir eingangs gesehen haben. Es führt zu manifesten Sorgelücken und Sorgkrisen, auf die dann eben auch Bewegungen mit Protesten reagieren. Und ich möchte mir jetzt mit Ihnen und Euch einige Ausschnitte anschauen und mich konzentrieren auf die Sorge in unserem heutigen Kapitalismus. Und da ist erstmal festzustellen, dass im Kapitalismus Sorge ein exklusives heißt erstmal festzustellen, dass in Kapitalismus Sorge ein exklusives und kein universales Gut ist. Also sie ist sozusagen auf professionell und technologisch höchstem Niveau verfügbar in kapitalistischen Gesellschaften, sofern man dafür zahlen kann. Es gibt aber auch genau in diesen mittleren Bereichen, über die wir da sprechen werden, die Situation, dass mühsam um Sorgeberufs- und professionsethische Ansprüche oder gleichstellungsbezogene Ansprüche gerungen werden muss, weil Sorge zusehends den ökonomischen Anforderungen unterworfen wird, rationalisiert wird und dadurch auch, das hatten wir schon bei Klaus' Vortrag, in der Tendenz zerstört wird, weil sie eben nicht unbegrenzt rationalisierbar ist, ohne sie zu zerstören. Ja, und wir haben globale Ungleichheits- und Unversorgtheitslagen, also in den meisten Teilen der Welt ist Versorgtheit überhaupt nicht im lebensnotwendigen Umfang erreicht. Wir haben dann, wie gesagt, dem Zufall geschuldet und inzwischen doch sehr vehement wissenschaftlich weiterentwickelt, uns mal angeschaut, was kann man denn mit Polani machen. Das ist der schon mehrfach zitierte Polani. Und was man damit machen kann, das werde ich jetzt einfach punktuell so ein bisschen aufzeigen. Zunächst einige Anmerkungen dazu, wer Polanyi ist, für die, die ihn nicht kennen. Er hat sozusagen sein Hauptwerk The Great Transformation in 1944 geschrieben. Das ist eine wirtschaftssozialen Kulturgeschichte von Industrie, Zeitalter und Kapitalismus. Auf die Frage, was denn ihren Vater am meisten bewegt hat, sagte Kari Polanyi-Levitt dann, wie kann die Menschheit die industrielle Zivilisation überleben? Das sei sozusagen seine zentrale Frage gewesen. Ich glaube, so ganz unaktuell ist diese Frage nicht, wenn wir an heute denken. Der Zeitkern seiner Diagnose als Zeitkern bezeichnet die Soziologie, die Zeit, in der eine Kritikperspektive entstanden ist. Der Zeitkern ist bei ihm 20er bis 40er Jahre, Wirtschaftsliberalisierung, Börsenkrach, Weltwirtschaftskrise 1929, große Depressionen, sozialistische und faschistische Bewegungen und der New Deal. Das war die Neuordnung der Welt, die er als große Transformation beschreibt. Wenn Einzelne von Ihnen jetzt an heute denken, ist auch das, glaube ich, nicht so ganz von ungefähr der Fall. Es ist, wie gesagt, eine Rekonstruktion der Industriegesellschaft und des Kapitalismus mit einem bestimmten Fokus. Er schaut sich an, wie das wirtschaftsliberale Denken durchgesetzt worden ist und er hat dafür eine Reihe von Denkfiguren. Ich werde aus diesen Denkfiguren einige rausnehmen, nämlich die Doppelbewegung, das Konzept der fiktiven Waren, Behausung statt Verbesserung und das industrielle Zeitalter als Machine Age. Darüber werde ich dann mich der Sorge heute annähern. An die Studierenden unter uns, ich weiß, dass tote Wissenschaftler der letzten Generation nicht so gerne gelesen werden, aber er ist top aktuell, also man kann ihn lesen. Ja, was kann man jetzt mit Polanyi lernen? Und blau ist, wie gesagt, jetzt immer Polanyi im Original, aber das müsste jetzt nicht gelesen werden, sondern ich werde das zusammenfassen. Für Polanyi ist sozusagen die industrielle Zivilisation die Epoche, in der erstmalig das wirtschaftsliberale Denken durchgesetzt worden ist und wirtschaftsliberales Denken orientiert am Menschenbild des Homo economicus zum Taktgeber des Wirtschaftens insgesamt geworden ist. Er spricht von einer Marktwirtschaft, einem Marktsystem und einer Marktgesellschaft, die sich dadurch herausgebildet haben und er sagt dann dazu, dass sozusagen die Beherrschung des Wirtschaftssystems durch den Markt von ungeheurer Bedeutung für die Gesamtstruktur der Gesellschaft ist. Sie bedeutet nicht weniger als die Behandlung der Gesellschaft als Anhängsel des Marktes. Die Wirtschaft ist nicht mehr in die sozialen Beziehungen eingebettet, sondern die sozialen Beziehungen sind in das Wirtschaftssystem eingebettet. Jede Assoziation an die Finanzökonomie heute ist natürlich rein zufällig. Also wir haben eine Umkehr von Wirtschaft und Gesellschaft. Wirtschaft ist der Taktgeber und genauer gesagt die marktliberale Wirtschaft. Das führt nach Polanyi zu etwas, was er Doppelbewegung nennt. Er beschreibt die Geschichte als das Ergebnis einer Doppelbewegung. Auf der einen Seite haben wir die Bewegung der wirtschaftsliberalen Vergesellschaftung, also Marktwirtschaft, die die ganze Gesellschaft durchdringt und zu einer Marktgesellschaft macht. Das ist die Bewegung. Und wenn diese Bewegung in ihren schrecklichen Folgen erfahren wird von den Menschen, dann passiert etwas anderes oder kann etwas anderes passieren. Es kann zu Gegenbewegungen kommen, mit denen diese Menschen Schutz suchen, Schutz vor der Gewalt des Marktes. Wie machen sie das? Sie wehren sich zum Beispiel, indem sie gewerkschaftlich für andere Arbeitsbedingungen kämpfen. Sie entwickeln Schutzgesetze, sie versuchen den Markt zu regulieren. Gegenbewegung der Schutzsuche, das ist sozusagen eine polanische Doppelbewegung. Das heißt, wir haben hier sozusagen eine Doppelbewegung, in der immer wieder auf wirtschaftsliberale Marktvergesellschaft und ihre zerstörerischen Folgen reagiert wird, indem die Gesellschaft sich zur Wehr setzt. Und was polanische Gegenbewegungen, beispielsweise von Klassenbewegungen, wenn wir mit Marx schauen würden, unterscheidet, ist, das können Klassenkämpfe sein, müssen aber keine sein. Das können auch ganz andere soziale Bewegungen sein. Fridays for Future wäre eine solche. Das kann aber auch eine regressive, eine antidemokratische Bewegung sein. Der Rechtspopulismus heute lässt sich durchaus als eine polanische Bewegung in Teilen beschreiben. So, meine These ist also, wir haben im Feld des Sorgens, und ich tauche mir die Altenbetreuung und Pflege an, haben wir Doppelbewegungen. Das ist meine These und die werde ich jetzt durchbuchstabieren. Warum Altenbetreuung und Pflege? Das ist nicht uninteressant als paradigmatischer Fall, weil nämlich die neoliberale Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft durchaus ein Problem mit dem Alter hat. Nämlich Alter ist gerade auch in alternden Gesellschaften ein Kostenfaktor und kein Investitionsfaktor. Damit reagiert sie auch, sie reagiert darauf mit der Isolation des Alters, zu Hause oder in Heimen. Und Alter jenseits der leistungsfähigen Mitte ist nicht gerade das, was die Gesellschaft sich sozusagen wünscht. Wir haben zugleich in dem ganzen Sorgefeld, auch in der Altenbetreuung und Pflege, eine anhaltende Feminisierung und Ethnisierung des Sorgens. Also wir haben sozusagen Arbeitsbedingungen, die sehr typisch sind für Frauenarbeit, für die Arbeit von Migrantinnen, schlecht bezahlt, mit auch ansonsten sehr unguten Arbeitskonditionen. Und industrialisiert im Sinne einer blinden Verbesserung, da komme ich noch drauf. Und wir haben Gegenbewegungen beispielsweise in Form neuer Sorgegemeinschaften. Und das sind auch meine drei Beispiele. Migrationsindustrien, Digitalisierung, Sorgegemeinschaften. Ja, was ist mit Migrationsindustrien? Ja, was ist mit Migrationsindustrien? Daran möchte ich verdeutlichen, dass wir es mit einer neuen Tendenz in der Vermarktlichung der fiktiven Waren, Arbeit und Sorge zu tun haben. Fiktive Waren sind nach Polanyi Waren, die nie überhaupt hergestellt worden sind oder nie zum Verkauf vorgesehen waren. Das ist die Natur bei ihm, das ist das Geld und das ist die Arbeit. Ich ergänze, es ist auch die Sorge. So, wir haben also eine radikale Vermarktlichung des Altenpflege- und Betreuungssektors und Sorge und Arbeit sind fiktive Waren geworden. Helmer hat schon unseren Beispielfall angesprochen, den wir selbst untersucht haben. Es ist ein florierender Markt für Vermittlungsagenturen. Wir haben das für Deutschland, Österreich, Schweiz, inzwischen auch für Europa untersucht, wo Vermittlungsagenturen Migrantinnen aus dem globalen Süden oder aus Ost- und Zentraleuropa nach West- und Südeuropa vermitteln. Das ist eine globale Industrie, die auch in Vermittlung globaler Süden und Süden funktioniert. Wasana Handapangoda und ich arbeiten jetzt gerade an einem Vergleich Sri Lanka und Ost- und Österreich. Und wir haben aber auch noch andere Industrien, da sage ich gleich noch ein bisschen was zu. Seit den 90er Jahren werden diese globalen Migrationsindustrien herausgebildet. Sie vermitteln, wie gesagt, häusliche Dienstleistungen an private, in der Regel zahlungskräftige Mittel- und Oberschichten weltweit. In Europa spezialisiert auch auf die Altenbetreuung und Pflege. Das ist sozusagen eine Bewegung von der individuellen Kommodifizierung, nämlich der Sparzarbeit, die es auch vorher in dem Feld schon gab, durch informelle Beschäftigung einzelner Migrantinnen, zu einer neoliberalen Vermarktlichung und dort, wo Großkonzerne agieren, auch das, was Corporatization genannt wird, also Marktbeherrschung durch Großkonzerne, mit der diese Vermittlung professionalisiert wird. Sie wird inzwischen staatlich reguliert, sie wird dadurch auch legitimiert und die Agenturen sind die mächtigsten Akteure in dieser Wertschöpfungskette, die das ganze Geschäft sozusagen ausgestalten. Es ist wie aus meiner Sicht eine Vermarktlichung zweier fiktiver Waren, nämlich Sorge und Arbeit. als Live-Ins, die in den Haushalten der Dienstleistungsnehmerinnen leben, vermittelt. Das geschieht nach Angebot und Nachfrage, mehr oder minder reguliert durch Wohlfahrtsstaaten auf inter- und transnationalen Sorgemärkten. Und wir haben hier sozusagen hybride und stratifizierte Arbeits- und Sorgearrangements. Wir haben jetzt gerade mit VASANA, habe ich das analysiert für unseren Vergleich, wo sozusagen dann auch Arbeitskräfte entsprechend bestellt werden können nach religiöser Zugehörigkeit, nach Hautfarbe, nach Qualifikation. Also wir haben es hier mit solchen hybriden und stratifizierten Arrangements zu tun, wo man sich the best fit, wie das dann heißt, bestellen kann. Es gibt weitere Sektoren in der globalen Migrationsindustrie. Veronika Prihler ist hier und arbeitet in einem Projekt, das diese Sektoren zum Thema hat, das nämlich Agentur vermittelt, die Alten verlagert werden in andere Länder und dort versorgt werden, weil die Arbeitskraft billiger ist. Und es gibt eben jetzt auch staatlich gestützte Rekrutierung von Migrantinnen für ganze Bereiche in den Pflegesektoren älterer Gesellschaften, Abkommen zwischen Österreich und den Philippinen zum Beispiel. Wir haben hier Beschäftigungsverhältnisse, in der neue neoliberale Beschäftigungsmodelle sich vermischen mit dem, was Perenya Anfui-Laber nennt, also Beispielarbeit, die sich vermischt mit einem neoliberalen Arbeitsvertrag, der zugleich geöffnet ist für Arbeit über persönliche Schulden, also wo man sozusagen ein Schuldverhältnis eingeht, das dann abgearbeitet werden muss. Das führt zu einer ganzen Reihe von Gegenbewegungen in diesem Feld, die wir eingangs am Foto schon gesehen haben. Wir haben Sorgeproteste, wir haben Arbeitskämpfe, wir haben aber auch staatliche Regulierungen und anderes. Das wäre mein Beispiel für Vermarktlichung. Mein Beispiel für die Technisierung, für denalen Kredos, die unsere, wie er es nennt, Interpersonal Relations Reflecting Forces Physical Mental, that may cause the self-destruction of the human race. Also die These ist, wir verändern über diese Technisierung die Beziehungen der Menschen zu sich selbst, untereinander, zur außermenschlichen Natur und in der Tendenz ist das ein zerstörerischer Prozess, den wir gestalten müssen. Das Feld der Altenbetreuung und der Altenpflege ist nicht an vorderster Front der Digitalisierung. Das heißt, wir haben da im Einsatz ziemlich altmodische Technologien, also eine Roboter-Robot zum Beispiel, ein Roboter, der die Alten unterhält, ein Roboter, der heben kann, jedenfalls wenn man ihm die nötige Sensibilität beibringt und Roboter, die für den häuslichen Gebrauch gedacht sind, wenn Menschen sich einsam fühlen, können sie mit einem Roboter zusammenleben. Das heißt, wir haben hier die Digitalisierung als einen Teil der technisch-organisatorischen Rationalisierung des Sorgens und der Sorgearbeit. Sie schließt nahtlos an an die Vermarktlichung dieses Sektors. Sie verbindet sich sehr nahtlos mit Instrumenten wie New Public Management, der Wettbewerbserhöhung zwischen den Anbietern von Sorgeleistungen, Privatgemeinschaft, staatliche Anbieter und sie dient auch dazu, Und sie dient auch dazu, Sorgearbeit ganz alltäglich über digitale Technologien zu rationalisieren. Das sind Prozesse, in denen sich genau auch das andro- und eurozentrische Fortschrittsdenken der Moderne und des Kapitalismus wieder spiegelt, nämlich wissenschaftlich-technologische Durchdringung dieses Bereiches und Unterordnung auf diese Weise statt sozusagen der Erhalt des kontingenten Lebens als Selbstzweck. Und wir finden darin dann auch genau wieder solche Dualismen und Dichotomien, Rationalität versus Emotionalität, Kopf versus Handarbeit, die Ingenieurstätigkeit oder der Entwickler versus das Tätigsein des Pflegepersonals. Wirklich in dem Feld der Robotik in der Tat genau das in Reinkultur, um nur ein Beispiel zu nennen, das wir auch in unseren eigenen Untersuchungen finden, einem Roboter das Fühlen beizubringen, ist eine technisch immens aufwendige Tätigkeit, weshalb das eine der bestbezahlten in der ganzen Branche ist. Während die Handreichung der Pflegerin ist ja eine Selbstverständlichkeit. Jede Frau kann das ganz alltäglich, weshalb es eine schlecht bezahlte Tätigkeit in der Branche ist. Hier in der Branche, in dem Feld haben wir Sorgeethik als ganz starkes Motiv von Gegenbewegung. Das heißt, wir haben hier eine ganz massive Diskussion um Ethik in der Frage, was ist eigentlich noch vertretbar? Wollen wir Menschen tatsächlich diese Interaktion des Zwischenmenschlichen, auch professionell Verrichtete, verwehren zugunsten einer Mensch-Technik-Maschine? Technikmaschine. Hier haben wir eine ganz starke Orientierung an ethischen Motiven, die zu Gegenbewegungen und zu Protesten führen, die auch durchaus national gerahmt sind oder international anders aussehen. Eines, Anna wird sich erinnern, meiner Lieblingsinterviews aus unserem eigenen Projekt ist, dass uns in einem ganz ausführlichen Interview ein japanischer Technikentwickler erzählt, warum Europa ein Problem ist, weil wir nicht hinreichend mit Robotern aufwachsen. Wären wir von Kindheit an Roboter gewöhnt, hätten wir diese Probleme nicht und diese Sperren nicht und diese Ethikdiskussion nicht. Das zeigt also auch, dass das ganz stark gerahmt ist. Mein letztes Beispiel, Sorgegemeinschaften, sind aus meiner Sicht eben zu thematisieren in diesem Kontext, in dem Karl Polanyi unterscheidet zwischen blinder Verbesserung, so nennt er das, und Behausung. Blinde Verbesserung ist ein interessantes Konstrukt. Polanyi sagt nämlich sozusagen nicht, industrielle Zivilisation war kein Fortschritt. Sie war blinde Verbesserung. Sie war eine Verbesserung, wie gesagt, wir können auf höchstem Niveau für uns sorgen, aber nicht für alle, sondern nur für die Zahlungsfähigen. Blinde Verbesserung, die sozusagen an dem Ges sondern nur für die Zahlungsfähigen. Blinde Verbesserung, die sozusagen an dem Gesamt der Menschheit vorbeigeht. Und aus seiner Sicht muss der Industrialismus, wenn er nicht zur Auslöschung der Menschheit führen soll, den Erfordernissen der menschlichen Natur untergeordnet werden und das nennt er Behausung suchen. Und meine These ist nun Sorgegemeinschaften, Klaus Wegner ist hier, Ulla Grieberneck ist hier, sind Aktivisten, Aktivistinnen an der Front und Wissenschaftlerinnen, die darin arbeiten. Sorgegemeinschaften kann man in der Tat in diesem Begriffspaar von Improvement und Habitation einordnen und kann sagen, das sind erst mal Gegenbewegungen, die nach Behausung suchen, die versuchen, sich in dieser Gesellschaft wieder Räume zu schaffen, um das kontingente Leben zu bewahren. Ich habe das vor zwei Jahren mit Fred Block hier diskutieren dürfen, der an einem Buch Habitation-Gesellschaft gearbeitet hat, das auch bald erscheinen wird, und durfte mit ihm diese Interpretation von Improvement und Habitation diskutieren und fand es auch sehr interessant, dass auch er sofort das gerahmt hat als einen Teil der Solidarökonomie. Das heißt, wir haben hier Gegenbewegungen, die historisch einzuordnen sind, als Gegenbewegungen zur neoliberalen Vermarktlichung. Die sind in den 90er Jahren entstanden, zuerst in den USA, inzwischen massivst auch bei uns. Das lässt sich mit Axel Honneth beschreiben als ein historischer Experimentalismus. Wir sind auf der Suche nach neuen Formen, für die es teilweise alte Vorbilder gibt, Genossenschaften oder eben keine Vorbilder gibt. Da wird neu gesucht. Anthropologisch gesehen geht es dabei, so einer der bekanntesten Theoretiker in dem Feld, Thomas Klee, um die neue individuelle gemeinschaftliche Sorgeverantwortung, die gekennzeichnet ist durch Selbstständigkeit, Selbstverantwortung, Mitverantwortlichkeit und Akzeptanz der Abhängigkeit des Lebens. Und zugleich wird eine Brücke geschlagen, das ist nicht ohne weiteres möglich, wenn man nicht Arbeitszeitpolitik und Familienpolitik und Ähnliches ändert. Sorgeethisch und sozialphilosophisch geht es um die Befähigung der Einzelnen zur Selbstsorge, Mitsorge und Fürsorge wie Kühn-Marx, das aus einer theologischen und Sorgeethischen Perspektive sozial-ökologisch formuliert. Oder was eben Klaus Wegleitner mit seinem Partner Patrick Schuchter bereits geschrieben hat. Die zugrunde liegende Schlüsselfrage ist die Frage nach den Bedingungen eines guten Lebens für alle Menschen. Das ist sozusagen der Punkt. Aus meiner Sicht sind es auch hybride und stratifizierte Sorgearrangements. Sie sind hybrid, weil auch hier alles reinspielt. Sie sind zum Teil staatlich gefördert. Sie sind zum Teil gemeinschaftlich organisiert. Es spielen familiäre Arrangements eine Rolle, die da reinreichen. Arrangements eine Rolle, die da reinreichen. Auch da gibt es unterschiedliche Formen bezahlter und unbezahlter Arbeit. Birgit Regraf hat in ihrer Studie schon festgestellt, prekäre Arbeit ist in diesem Segment auch nicht verschwunden. Es gibt ein Streben nach Gleichstellung in diesem Feld, in Kritik der Situation in dem Sorgesystem. Also das sind sozusagen auch sehr hybride und sehr stratifizierte Arrangements und ihre Reichweite ist kontrovers diskutiert. Also für mich sind sie, wie gesagt, Streben nach Behausung statt Verbesserung. Behausung statt Verbesserung. Sie werden von Van Dyck und Hauptner gesehen als hegemoniefähige, neoliberale Verz in einem äußerst innovativen Kapitalismus, wie wir ihn kennen, auch sofort wieder kommunifiziert werden und einvernahmt werden und einverleibt werden als neoliberale neue Sorgeformen. Ich komme zum Schluss. Ich komme zum Schluss. Wir haben es aus meiner Sicht mit einer großen Transformation des Kapitalismus zu tun. Große Transformation meine ich, dass wir in der Tat seit den 90er Jahren beginnend, seit der Finanzkrise ganz stark erhebliche polanische Bewegungen und Gegenbewegungen zu verzeichnen haben, also radikale Vermarktlichung, Technologisieren auf der einen Seite, radikale Gegenbewegungen, Protest und so weiter auf der anderen Seite. Klaus hat vollkommen recht, wenn er sagt, ein Stück weit ist Polanyi heimatloser Antikapitalismus, finde ich eine wunderbare Kritik, weil er auch verschiedene Zusammenhänge nicht benennt, zum Beispiel kein Ausbeutungstheoretiker ist, kein Akkumulationstheoretiker ist. sind polanische Gegenbewegungen, weil sie sehr breit in die Zivilgesellschaft sich hineinziehen und Sorgekämpfe sozusagen auch ganz viel an unterschiedlichen Initiativen, Gewerkschaften, aber auch Angehörigeninitiativen und so weiter zusammenbringen. Wir haben es nichtsdestotrotz im Sinne von Klaus arbeiten mit einer wissenschaftlich-technologischen Durchdringung des Sorgens im Sinne einer neuen kapitalistischen Landnahme zu tun. In meiner Lesart wäre es natürlich auch eine genuin eurozentrische und androzentrische Landnahme, also da ist dann unser Dissens sofort wieder da, sorry. Ja, wie würde ich das sehen, diese Frontstellung von Vermarktlichung, Technologisierung auf der einen Seite und historischem Experimentalismus und Suche nach Behausung auf der anderen Seite? Ich würde zurückgehen auf eine ganz alte Figur von Oskar Negt. Er spricht vom Kampfplatz zweier Ökonomien, nämlich der ersten Ökonomie, das ist die Marktökonomie, der zweiten Ökonomie, das ist die Gemeinwohlökonomie. Die Gemeinwohlökonomie überlebt im Grunde seit geraumer Zeit in den Nischen der Marktökonomie. Aber da es mit Adorno gesprochen nun mal kein richtiges Leben im Falschen gibt, ist ihre Entfaltung begrenzt. Nach Oskar Nix muss was anderes passieren. Wir müssen die Rangfolge ändern. Die zweite Ökonomie, die Gemeinwohlökonomie, wo auch die Sorge reinfällt, wo die Sorge um das Leben reinfällt, die gehört auf den ersten Platz. Und die Marktökonomie muss der Gemeinwohlökonomie untergeordnet werden. Also es ist über den Markt das zu erzielen, was dem Gemeinwohl taugt. Das ist sozusagen die Verdrehung der Verhältnisse, die wir dringend bräuchten. Wir haben das mit Polanyi und unserer International Polanyi-Gesellschaft genannt, der Wirtschaft ihren Platz zu weisen. Genauer gesagt, der Marktwirtschaft ihren Platz zu weisen. Damit ist die Frage, wie denn, bitteschön. Und da komme ich auf eine andere Figur von Oskar Negt. Und ich hoffe, dass jetzt nicht einige schon gleich zusammenzucken. Markt und Plan. Markt und Plan bezeichnet Oskar Negt als Pole des Wirtschaftens und er kritisiert damit die gegenwärtige Verschleierung der Beziehungen zwischen Markt und Plan. Markt und Plan sind nämlich nicht nur die Pole und das ganz Verschiedene. Markt und Plan stehen auch in einem Verhältnis zueinander. Markt und Plan stehen auch in einem Verhältnis zueinander. Und im Neoliberalismus, so wie wir ihn heute kennen, sind Marktwirtschaften hochgradige Planwirtschaften. Großkonzerne planen. Sie planen über erhebliche Zeiträume, sie planen erheblich akribisch, Sie planen marktbeherrschend. Und indem sie marktbeherrschend planen, setzen sie genau die Marktmechanismen, die der Neoliberalismus beschwört, außer Kraft. Da ist nicht mehr viel mit Wettbewerb. Also wenn sozusagen über 80 Prozent der Pflege- und Betreuungsangebote im Altenbetreuungsbereich in manchen Ländern in der Hand eines Konzernes sind, dann ist der Konkurrenz eine enge Grenze gesetzt. Das heißt, wir haben es ohnehin mit Planwirtschaften zu tun, um es mal auf den Punkt zu bringen. Nur die Planung findet eben in den Unternehmen statt. Planwirtschaft ist aber natürlich auch noch anders diskreditiert. Sie ist nämlich das diskreditierte Element vormaliger bürokratischer, staatssozialistischer Gesellschaften mit ihrer produktionstechnisch gesehen, wie es bei der DDR dann gesagt wurde, Tonnenideologie, die dazu geführt hat, dass ebenfalls viel Überflüssiges produziert wurde, dass ebenfalls sozial-ökologische Katastrophen hervorgebracht werden und dass es auch um die Arbeitskraft nicht ums Beste bestellt war. Das heißt, wir haben hier ein Instrument, das ideologisch verschleiert ist und ein Instrument, das diskreditiert ist, wenn wir über Plan reden. und ein Instrument, das diskreditiert ist, wenn wir über Plan reden. Nichtsdestotrotz bin ich der Ansicht, dass, wenn wir zurück zu Polanyi gehen, die Umstellung auf, wie er das sieht, eine nicht auf dem Markt beruhende Industriegesellschaft tatsächlich auch ein Stück weit planwirtschaftliches Denken gut tut. Aber damit wir aus der Diskreditierung rauskommen und jetzt nicht die Idee einer neuen sozialistischen, bürokratischen, zentralistischen Planwirtschaft hier aufzieht, ist natürlich die Frage, wie hält sie es mit der Freiheit? Und das ist das Kernstück dessen, was Polanyi dann wiederum ins Zentrum seiner Analyse einer anderen Industriegesellschaft stellt, wie wir sie kennen. Wir klassifizieren Polanyi als demokratischen Sozialisten. Man kann ihn auch anders klassifizieren. So, und er behauptet gegen eine konformistische Gesellschaft und die Marktgesellschaft ist konformistisch für ihn, weil sie uns nämlich den Marktzwingen unterliegen lässt, weil sie uns zur Marktkonformität zwingt. Dagegen plädiert er dafür, das Recht auf Non-Konformismus in den Mittelpunkt zu stellen. Das heißt, Polanyi stellt individuelle Rechte ins Zentrum, aber die individuelle Freiheit findet dort ihre Grenze, wo die soziale Freiheit, also die Freiheit aller Menschen, gefährdet und beeinträchtigt ist. Es ist also eine Gesellschaft, die sich sozusagen bewegen muss zwischen individueller Freiheit im Recht auf Nonkonformismus und sozialer Freiheit in dem Sinne, dass alle Menschen in dieser Gesellschaft als Freie leben können und in einer in diesem Sinne freien und sozial gerechten Gesellschaft leben. Und das wäre der Kontext, in dem ich behaupte, wir tun gut daran, den Plan wieder zu entdecken. arbeiten Wirtschaften im Kontext individueller und sozialer Freiheit, im Kontext einer Wirtschaftsdemokratie, die Klaus beispielsweise als unerlässlich auf den Weg zu einer neuen Form sozialistischer Vergesellschaftung sehen würde, wo ich auch ein ganzes Stück mitgehen würde. Wir brauchen dringend eine Wirtschaftsdemokratie, die es uns ermöglicht, auch tatsächlich in den Zentren der Macht zu planen und nicht die Planung den marktbeherrschenden Konzernen zu überlassen. Meine Schlussbemerkung. Ich war im Kino mit Petra, die glaube ich auch hier ist, in Black Friday for Future. die, glaube ich, auch hier ist, in Black Friday for Future. Black Friday for Future ist eine wunderbare Komödie, kann ich nur empfehlen. Der spielsüchtige, persönlich gescheiterte Schuldenberater vermittelt sozusagen seinen Lehrgangsteilnehmerinnen, die teilweise viel realitätstauglicher sind als er, dass sie aufpassen müssen, sich nicht immer weiter zu verschulden. Wie machen sie das? Indem er ihnen sagt, sie müssen sich immer fragen, was brauche ich, was brauche ich wirklich, was brauche ich wirklich jetzt? Und dann reduziert sich das, was sie brauchen und wofür sie Schulden machen, sehr drastisch. Die Analogie zur Herausforderung der Marktökonomie, ihren untergeordneten zweiten Platz zu verweisen, liegt auf der Hand. Was brauchen wir überhaupt wirklich jetzt, um universal, sozial, ökologisch gut zu leben? Und wie kommen wir als Wirtschaft und Gesellschaft dorthin. Gesellschaft aus der Perspektive der Sorge und der Sorgearbeit zu planen, hat einen Vorteil gegenüber der jetzigen Wirtschaftsplanung. Der Zweck ist, als Überleben von Menschheit und Natur klar definiert. Und die Marktökonomie ist dann danach zu bewerten, welchen Beitrag sie dazu leisten, dieses Ziel zu erreichen und wie sie in sinnvoller Weise, nämlich die individuelle und soziale Freiheit bewahrend, ins Verhältnis zur Gemeinwohlökonomie gesetzt wird. Das wäre sozusagen meine Vision, die man sich erschließen kann mit Polanyi. Es wäre auch, wie gesagt, mit Marx gegangen, mit Adorno oder auch ganz anders. Uns hat Polanyi jetzt ereilt und ich dachte, ich sage in der Abschlussvorlesung deshalb eben was dazu. Ja, unsere Universität ist eine neoliberale, wie alle Universitäten, auch wenn wir uns versuchen, kritisch zur Transformationsforschung zu beziehen. Wir haben kein Schild auf dem Campus unternehmerische Universität, das ist auch gut so. Aber von Einsamkeit und Freiheit sind wir hier auch weit entfernt von den guten Seiten und von den Schattenseiten. Diese Arbeit ist Teamwork. Team JKU Linz ist in unserer Abteilung das Organisationsteam dieser Konferenz gewesen und damit decken wir ganz viele Themen ab, in denen andere in dieser Abteilung Experten und Expertinnen sind, die ich aber auf jeden Fall auf diese Weise auch nennen möchte. Es kommen andere Teams aus dem Institut hinzu. Ich hatte Karin schon angesprochen und auch noch weitere. Ein Teil ist in den Projekten angesprochen und es wurde ja schon gesagt, Drittmittel ist die neue Währung einer neoliberalen Universität. Wir haben sie, aber das ist nicht der Grund, warum ich diese Folie zeige, um damit anzugeben, sondern ich möchte etwas anderes machen, nämlich sagen, Drittmittel können für herrschaftskritische Forschung verwendet werden. Es ist nicht so ganz einfach, die Anträge durchzukriegen. Also es ist nicht so, dass man sagt, oh, wir müssten mal wieder Gesellschaftskritik machen und die Drittmittelgeber öffnen ihre Fördertöpfe. Also es ist schon ein bisschen schwieriger, als wenn man im nicht so kritischen Mainstream ist, aber es geht. Ich danke allen, die in diesen Projekten dabei sind, mit denen ich arbeiten darf. Ich danke allen in dieser Abteilung, die das gemeinsame Anjekt und auch in weiteren internationalen Kontexten mit Forschung zum globalen Süden. Danke für die Chance, hier jetzt nochmal das letzte Wort gehabt zu haben. Vielen Dank. Dankeschön. Das allerletzte Wort lassen wir dir nicht. Ich habe drei Punkte, das ist jetzt kein zusätzlicher Programmfunkt mehr insgesamt. Erstens, Sie schließen mich dem an. Ich möchte mir bei allen, die zu dieser Veranstaltung beigetragen haben, die heute vorgetragen haben, die gesungen haben, die sich beteiligt haben an der Festschrift, nur ganz herzlich bedanken. Ihr wart die Voraussetzung oder Sie waren die Voraussetzung, dass diese Veranstaltung so gelungen ist, wie sie jetzt geworden ist. Das ist das Erste. Das Zweite ist, es ist heute angesprochen worden, in Österreich gibt es die Formulierung, es geht sich aus. Und es gibt einen Grund, warum es sich so ausgeht und da möchte ich den ehemaligen Bürgermeister Häupl zitieren, der dazu feststellt, man bringe den Spritz rein. Wir haben jetzt zwar keinen Spritz rein, den gibt es dann draußen, muss ich zugeben, wir haben nicht genug mit für alle, also Spritzwein gibt es dann draußen. Wir haben auch etwas Spritziges mit und das möchten wir jetzt zum Abschluss mit dir gemeinsam trinken und anstoßen. Kann jemand die Flaschen aufmachen? Also das... Ja, dann du bist es. Und dann haben wir noch den dritten Punkt. Okay, gut. Den dritten Punkt, wir überreichen jetzt offiziell die Festschrift, obwohl du die schon hast, aber da ist eine kleine Widmung drinnen und ein schönes Schleiferl drauf. Und wollen damit abschließend noch mal Danke sagen. Wollen damit auch das Buffet und den festlichen Teil des heutigen Tages eröffnen und danke nochmal. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Ja, ganz, ganz herzlichen Dank, dass ihr mir dieses Riesengeschenk gemacht habt. Also es war tatsächlich, wie gesagt, ich wusste nichts davon und hatte wirklich vor, still und heimlich hier zu verschwinden. Und habe auch lange überlegt, ob ich mir das antue. Ich hatte verschiedene Varianten. Also ein Talar wäre schon so ein Schutzumhang gewesen. Man hätte das auch noch mal ein bisschen ausweiten können. Danke, dass ihr mir dieses Riesengeschenk gemacht habt. Und das größte Geschenk da drin ist noch etwas, was ihr nicht angesprochen habt. Ich möchte das einfach ansprechen. Unsere Abteilung funktioniert nämlich etwas merkwürdig, ehrlich gesagt. Es ist eine ziemliche Individualistentruppe, in der jeder macht, was er will. Das ist genau der Punkt. Also in dieser Abteilung funktioniert nichts koordiniert, sondern alle gehen ihrer wissenschaftlichen Wege. Alle machen exakt das, was sie wollen. Deswegen kommen wir auf dieses breite Spektrum von Wissenschaft. dass niemand anderes darunter leidet, wenn jemand beispielsweise mal ausfallen würde oder so. Und alle kämen auch nicht auf die Idee, so zu arbeiten, dass jemand anderes in der Abteilung darunter leiden würde. Und es ist eine Abteilung, die deshalb funktioniert, weil alle ihren eigenen Kram machen. Und das finde ich einfach genial. Und dass ihr so zusammengekommen seid, bestätigt mich eigentlich, dass ich das an dieser Abteilung enorm schätze. Dass einfach völlig individualistisch im Sinne der individuellen Freiheit und aufeinanderbezogen im Sinne der sozialen Freiheit in dieser Abteilung gearbeitet wird. Das finde ich großartig. Vielen Dank. Applaus