you you Herzlich willkommen bei der Concordia-Serie Impulse für den ORF. Wir sind heute wieder hier vor Ort und im Internet und es geht auch heute ums Internet und um den ORF. Wie Sie wissen, hat der Verfassungsgerichtshof den übermäßigen Regierungseinfluss bei der Bestellung der ORF-Gremien, also des Stiftungs- und des Publikumsrats für verfassungswidrig, erklärt. Und das haben wir zum Anlass genommen, diese Serie Impulse für den ORF zu starten. Bis März 2025 nämlich muss die gesetzliche Regelung angepasst werden. Sie finden auf unserer Webseite dazu ein Positionspapier, auf das gehe ich jetzt gar nicht weiter ein. Das haben wir auch in den vorigen Folgen schon ausführlich oder zumindestens fürlich besprochen, also wir haben es besprochen und wir laden in dieser Serie Experten und Expertinnen ein, um Ideen für den ORF einzuholen. Heute haben wir Leonard Dobusch hier zu Gast. Er ist Betriebswirt und Jurist und forscht als Professor für Organisation an der Universität Innsbruck. Er ist Mitgründer und wissenschaftlicher Leiter des Momentum-Instituts, sinkt dank der vielen, und er ist Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats. Von 2016 bis 2022 hat er den Bereich Internet im ZDF-Fernsehrat vertreten. Das ist so wie der Publikumsrat, wenn ich das so sagen kann, von der Grundidee, von der Praxis. Vielleicht werde ich auch nachher noch ein bisschen was dazu fragen. Und ich möchte auch noch hinweisen, weil ich eine regelmäßige Leserin bin, auf Netzpolitik.org der Reihe Neues aus dem Fernsehrat. Eine Serie, die ich sehr empfehle. Wie Sie gesehen haben, ist der Titel des heutigen Impulses vom Platzhirsch zum Förster, aber Leonhard Dobusch ist nicht, soweit ich weiß, aus dem Bereich der BOKU, sondern es geht um die Frage, wie öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Zeitalter digitaler Plattformöffentlichkeit seinen demokratischen Auftrag erfüllen soll und kann. Wir blicken also, auch wenn die Plattform Öffentlichkeit schon lang Gegenwart ist, aber wir blicken vor allem auch in die Zukunft und was könnte denn sein und was wären denn Ideen, wie man hier die Rolle des Öffentlich-Rechtlichen weiterentwickelt. Ich bin schon sehr neugierig und ich bitte Leonhard Dobusch jetzt nach vorne. Dankeschön. Danke. Leonhard Dobusch jetzt nach vorne. Dankeschön. Ja, vielen Dank für die Einladung, heute hier in diesem illustren Haus sprechen zu dürfen. Und ja, ich möchte mich auch vorneweg bereits bei allen BOKU-Expertinnen in diesem Bereich entschuldigen. Es ist eine lose Metapher, dieser Titel. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es Platzhirschen überhaupt gibt, ob das ein Mythos ist. Aber wenn wir von Platzhirsch sprechen, dann zumindest bei mir im Kopf taucht da auf jemand, der glaubt, er ist der Wichtigste im Raum. Es gibt eigentlich neben ihm nicht viel Platz. Es gibt vielleicht schon andere Hirschen, aber sozusagen der Wichtigste und Größte und Beste und Schönste, das ist der Platzhirsch. Und vielleicht war das auch lange der ORF. Ich glaube aber, die Frage in den nächsten Jahren wird sich stellen, wenn der ORF das nicht mehr ist. Und ich würde sagen, wenn man sich anschaut, wo sich die jungen Menschen informieren, wie das Mediennutzungsverhalten sich ändert, dann glaube ich, wird es immer schwieriger, so ein Platzhirsch-Selbstverständnis aufrechtzuerhalten. Und man muss sich überlegen, ob sich vielleicht auch die Rolle des ORF in Österreich ändert. Zum Einstieg aber vielleicht ein bisschen Kontext. Wovon gehe ich aus bei diesen Überlegungen? Und ich würde sagen, der Ausgangspunkt, der mich interessiert, ist demokratische Öffentlichkeit. Was ist der Beitrag von Medien allgemein, aber vor allem auch von öffentlich-rechtlichen Medien für eine robuste, vielfältige demokratische Öffentlichkeit, weil das eine der Grundvoraussetzungen, Grundbedingungen für das Funktionieren eines demokratischen Systems ist. Und ganz allgemein kann man vielleicht sagen, so eine demokratische Öffentlichkeit, die entsteht im Zusammenspiel aus unterschiedlichen medialen Akteuren. Die kann man nicht an einen Akteur delegieren. Ich würde auch sagen, es wäre ein Albtraum, gäbe es nur öffentlich-rechtliche Medien. Es ist extrem wichtig, dass es auch unterschiedliche Medien mit unterschiedlichen Abhängigkeiten, unterschiedlichen Logiken gibt. Und man könnte jetzt sagen, es gibt natürlich privat kommerzielle Anbieter, es gibt öffentlich-rechtliche Anbieter, es gibt auch nicht kommerzielle Medien, über die werde ich heute auch nochmal kurz ein paar Worte verlieren, und ich würde sagen, das ist in Bedeutung und Reichweite in den letzten Jahren stark wichtiger geworden. Es gibt so etwas, was ich und auch andere in der Medienwissenschaft als niederschwellige publizistische Aktivitäten bezeichnen würde. Also man denke Blogs, man denke aber auch einfach an Social-Media-Kanäle von großer Reichweite. Prinzipiell gab es diese Medien schon immer schon länger, also zumindest seit wir von Massendemokratien sprechen können, aber in den letzten 30 Jahren, 20, 30 Jahren seit dem Aufkommen von Digitalisierung und Internet hat sich hier doch etwas geändert und zwar ist es so, dass alle diese medialen Akteure, diese unterschiedlichen Typen von Medien zunehmend ausschließlich oder zunehmend über digitale Plattformen vermittelt ihr Publikum erreichen. Das heißt, auf diesen digitalen Plattformen und die Logos, die man hier sieht, legen nahe, das sind Plattformen wie Facebook, YouTube, Twitter, Snapchat, Instagram, TikTok etc., sind Plattformen, die global sind größtenteils, die nicht in Europa zu Hause sind und auf diesen Plattformen treffen wir jetzt diese unterschiedlichen medialen Angebote eigentlich zusammen und was wir dort beobachten, ist ein Aufmerksamkeitswettbewerb, der, man kann so sagen, der Logik folgt, jeder und jede kann es schaffen, wenn man nur gut genug, häufig genug, laut genug, provokant genug dort publiziert. Das ist ein Wettbewerb, man könnte sagen, wer schreit am lautesten, wer schafft es, den Algo, der die Empfehlungsalgorithmen steuert, am besten zu befriedigen und die Leute am meisten zu Interaktionen, zu Engagement, zu Verweildauer zu animieren. Der Hintergrund für diese Logik, auch für diese algorithmische Logik dieser Plattformen, ist einfach eine Profitlogik, der diese Plattformen folgen. Je länger die Leute auf den Plattformen sind, je mehr sie interagieren, desto mehr Anzeigen kann ich verkaufen. Es gibt aber auf genau dieser Logik, aufgrund dieser, ich würde sagen, marktschreierischen jeder gegen jeden Logik auf diesen Plattformen auch Entwicklungen, die vielleicht gar nicht geplant waren, aber die wir alle, glaube ich, inzwischen unstreitig beobachten. Es kommt zu Polarisierung, es kommt zu der Entstehung von Echokammern, jüngstens gerade wieder eine Studie, dass zum Beispiel im Bereich der Debatten rund um die Erderhitzung, Klimawandel, dass es hier zu sehr abgeschlossenen Zirkeln auch auf sozialen Netzwerken kommt, die eigentlich kaum noch miteinander reden. Es kommt zu Desinformationen, es kommt bis hin zu Fragen der Radikalisierung. Und ich habe hier mehrere Plattformen genannt, aber wenn man jetzt diese Plattformen nochmal anschaut und diese Logik, diese algorithmische Logik, die ich beschrieben habe, die vereint diese Plattformen eigentlich. Also man kann sagen, YouTube, Ex-Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok, sie alle sind zentralistisch, sie sind alle werbefinanziert, sie sind alle proprietär, also sie gehören einem Unternehmen und das die Zugangsregeln festlegt, das festlegt, was dort wie gepostet werden kann, was wie verbreitet wird. Ich habe jetzt einige Worte darauf verwendet, zu erklären, warum diese Plattformen, und es soll nicht als ein Plädoyer gegen diese Plattformen an sich verstanden werden, es soll nur als ein Plädoyer gegen die Alleinherrschaft dieses Plattformtypus verstanden werden. Ich selbst bin ein Nutzer dieser Plattformen, ich muss sagen, sie bereichern mein Leben, es ist nicht nur schlecht, vielleicht profitiere ich auch davon, dass ich ein weißer Mann bin und vielleicht hätte ich als schwarze Frau andere Erfahrungen auch noch, die sich in die Öffentlichkeit wagt, aber ich würde sagen, ganz vieles von dem, was ich jetzt gesagt habe, hätte man sich, oder könnte man sich heute sparen und man könnte mit ein Foto von diesem Mann hier eigentlich das erklären, mit Elon Musk, der mit seiner Übernahme von Ex-Twitter eigentlich gezeigt hat, dass auf jeden Fall ein Nachteil dieser Plattformen ist, dass sie, dass irgendein reicher Dude herkommen kann, sie übernehmen, die Regeln ändern, tausende gesperrte Nazis wieder freischalten kann. Und alleine, weil das möglich ist, sollten wir uns schon ganz ernst auf die Frage stellen, wollen wir wirklich die Gestaltung und die Strukturierung unserer demokratischen Öffentlichkeit an diese Plattformen delegieren? Ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss und kann man sich wirklich diesem Plattformmodell ausliefern? Weil wenn dann sagen, es gibt ja nicht nur Twitter, es gibt ja auch Instagram und Snapchat und whatever, ja, das stimmt, aber die Logik, die Plattformlogik, die profitorientierte, werbefinanzierte, zentralistische, datenkapitalistische Logik ist bei all diesen Plattformen die gleiche. Und das bringt mich jetzt zum eigentlichen Thema meines Vortrags. Angesichts dieser Situation, dieses Kontexts, in dem demokratische Öffentlichkeit weltweit, aber auch in Österreich entsteht, was macht der ORF? Was macht der ORF in dieser Situation? Und ich sage mal so, die gute Nachricht ist, dass in diesem Bereich der ORF überhaupt wieder etwas machen darf und diese gute Nachricht haben wir eigentlich nur dem VfGH zu verdanken. Der VfGH hat mit zwei Urteilen hier überhaupt den Weg freigemacht, dass der ORF hier überhaupt handlungsfähiger werden kann, als er es zuvor war. Das eine war im Zusammenhang mit der Aufhebung der GIS-Gebühr in der alten Fassung, dass das eigentlich den Druck erhöht hat, dass es ein neues ORF-Gesetz gegeben hat, das zumindest in mancher Hinsicht, in manchen Bereichen mehr Beinfreiheit, mehr Bewegungsspielräume für den ORF im digitalen Bereich erlaubt. Meine Meinung ist, immer noch zu wenig, aber zumindest mehr, als davor überhaupt möglich war. Und dann das bereits angesprochene zweite Urteil, das ja noch zu keiner gesetzlichen Konsequenz geführt hat, nämlich, dass die Aufsichtsgremien auch für verfassungswidrig in ihrer Zusammensetzung, vor allem in ihrer Besetzungslogik erklärt wurden. Ich glaube, für das, was ich heute sprechen will, ist diese Aufsichtsfrage nicht irrelevant, weil wenn ich meinen Titel ernst nehme und sage, der ORF soll vom Platzhirsch zum Förster werden, ein Förster heißt, ich kümmere mich nicht nur um mich selbst, sondern auch um andere, das kann ich nur tun, wenn ich glaubwürdig unabhängig bin, wenn ich nicht als parteipolitisch gesteuert gelte. Das heißt, ich glaube auch, um diese neue Rolle glaubwürdig ausfüllen zu können, ist die Frage der Gremienneuordnung keine triviale, keine zu vernachlässigende, sondern auch dafür relevante. Ich möchte heute aber vor allem auf jenen Bereich mich fokussieren, der mit dem ersten Urteil eigentlich erst überhaupt relevant geworden ist, nämlich wie kann eigentlich der ORF einen besseren Beitrag zur demokratischen Öffentlichkeit im digitalen Raum leisten und damit, meiner Meinung nach, auf Perspektive überhaupt nur seinen Auftrag sinnvoll erfüllen. Wenn der ORF diese Herausforderung der Digitalisierung nicht annimmt, nicht auch besser annimmt als bislang, dann wird er an Bedeutung verlieren und dann wird einfach die Rolle, die der ORF für demokratische Öffentlichkeit spielt, und das ist meiner Meinung nach eine wichtige, dann wird er an Bedeutung verlieren und dann wird er einfach die Rolle, die der ORF für demokratische Öffentlichkeit spielt und das ist meiner Meinung nach eine wichtige, die wird immer geringer werden und das halte ich dann auch demokratiepolitisch für bedenklich. Gut, wenn wir jetzt festhalten, dass der ORF dank des ersten VfGH-Urteils und des im Nachgang entstandenen neuen ORF-Gesetzes, auch inzwischen 2024 geschafft habe, zumindest die Beta-Version des ORF-Players, der zehn Jahre in Entwicklung war, zu launchen, dann kann ich jetzt zum ersten Mal hier auch einen bereits live zugänglichen Screenshot präsentieren. Also wenn ich auf die Frage, was macht der ORF, die Antwort ist eigentlich das. Der ORF hat eine neue Plattform, einen Player entwickelt und alle, die sich jetzt Sorgen machen, ist es noch mein ORF hat eine neue Plattform, einen Player entwickelt, und alle, die sich jetzt Sorgen machen, ist es noch mein ORF? Ja, der Bergdoktor wird weiterhin auch auf dieser Plattform stattfinden, also um den muss man sich nicht sorgen. Aber, alle, die sich diese beiden Bilder hier anschauen, diese Screenshots von ORF on, also dieser Beta-Version des ORF-Players, die haben vielleicht ein Déjà-vu. Die werden sich vielleicht fragen, ich kenne das doch irgendwoher. Und da haben Sie völlig recht, weil wenn Sie diese beiden Bilder nehmen und dann vergleichen mit einem Screenshot, gestern gemacht, verrät etwas über meine Sehgewohnheiten bei Netflix, dann sieht das doch sehr ähnlich aus. Wir haben ein großes Bild oben, wir haben unten eine Empfehlungsleiste und so weiter. Und das ist jetzt nicht beim Machen passiert, sondern das ist Absicht gewesen, und das sage nicht ich, das sagt der neue ORF-Generaldirektor in Österreich, Roland Weismann, Generaldirektor in Österreich, Roland Weismann, der sich zitieren lässt mit diese ORF-Player, diese ORF-On, das wird eine Art österreichisches Netflix. Also wirklich, es ist kein Zufall, dass das genau wie Netflix ausschaut, das ist Absicht. Und ich muss auch sagen, Roland Weismann ist damit nicht alleine. Netflix sich zum Vorbild zu nehmen, ist en vogue bei öffentlich-rechtlichen Medien, nicht nur in Österreich, auch in Deutschland ist es so, dass der neue, von mir sehr geschätzte Intendant Florian Hager sich in seinem Antrittsinterview zitieren lässt mit Ich beneide Netflix und manche Möglichkeiten, die sie haben. Auch dort, Netflix ist irgendwie der Orientierungspunkt. Bei der Neugestaltung, bei der Neuaufstellung öffentlich-rechtlicher Online-Angebote orientieren sich die Öffentlich-Rechtlichen sehr stark am Vorbild Netflix. Und genau dieses Vorbild, das möchte ich heute hier doch stark infrage stellen, in Zweifel ziehen. Also wenn man sich anschaut, was ist das für ein Vorbild? Was ist Netflix für ein Vorbild? Netflix ist eine, ich würde nicht mal sagen Online-Plattform, es ist ein Online-Portal. Ein Portal, das eigentlich ein reiner unilateraler Ausspielkanal ist. Es gibt eigentlich die große Stärke der Digitalisierung, das Internet ist zwar immer der Rückkanal, aber ich kann sagen, Dinge ausspielen und dann vielen Leuten quasi auf irgendeinen Screen schicken, das konnte ich bereits lange vor dem Internet. Also das kann ich heute noch über die terrestrische Verbreitung, das kann ich einfach durch die Gegend schicken. Was eigentlich das Spannende am Internet ist, ist der Rückkanal. Und ich würde sagen, was auch für demokratische Meinungsbildung, für demokratische Meinungsbildungsprozesse, die öffentlich-rechtliche Medien unterstützen sollen, heute relevanter denn je ist, ist genau dieser Rückkanal, diese Möglichkeit der Online-Auseinandersetzung. Bei Netflix, was haben wir da? Wir haben keine Kommentare. Wir haben kaum Interaktion. Ich kann einen Daumen senken oder heben bei Netflix. Okay, das kann ich, nicht mal das kann ich beim ORF. Ich habe keine öffentlichen Profile der Nutzer. Ich habe zwar die Profile, dass meine Kinder ein anderes Netflix haben wie ich, aber ansonsten kann man da nicht viel mehr machen mit diesen Profilen. Und natürlich kann nicht jeder daherkommen und irgendwelche Dinge auf Netflix hochladen. Also das ist ein closed job. Netflix kuratiert ganz streng, was dort landet. Jetzt kann man sagen, naja, aber Netflix fährt doch super damit. Also ist nicht Netflix das erfolgreichste Videostreaming-Angebot überhaupt und so weiter? Schauen wir uns die Zahlen der RTR an für Österreich. 2023, Zahlen liegen schon vor. Wie sieht es da aus? Also die Streaming-Dienste im Vergleich, wir haben Disney Plus liegt bei 20,2 Prozent der Befragten, haben diesen Streamingdienst in den letzten vier Wochen zumindest einmal genutzt. Prime Video von Amazon ist bei 40,3 Prozent, Netflix 41,8 Prozent. Das sind die Zahlen für Österreich. Und interessanterweise die ORF-Mediathek, und wir reden hier von der TV-Thek, Und interessanterweise, die ORF-Mediathek, und wir reden hier von der TV-Thek, also von der eher veralteten, schlägt Netflix mit 44,2 Prozent, was zumindest diese reine Nutzung betrifft, verweilt dauernd, schaut noch ein bisschen anders aus, aber es gibt eine grobe Orientierung. Und man sagt, na gut, also ehrlich gesagt interessant, also schon das alte, langweilige TV-Thek war schon so gut wie Netflix. Warum orientieren wir uns eigentlich nach unten? Weil ich habe hier einen Streaming-Anbieter fehlt noch, nämlich der Elephant in the Room. Und das ist YouTube. YouTube hat nämlich 76% Reichweite in den letzten vier Wochen. Also, ich will nicht sagen, fast doppelt so viel wie Netflix und ORF. Warum schauen wir bitte nach unten, anstatt dass wir nach oben schauen? Warum orientieren wir uns nicht am absoluten Marktführer, was Bewegtbild betrifft? Und wenn wir jetzt YouTube nämlich zum Vorbild nehmen, oder nehmen würden, anstelle von Netflix, dann müsste dieser ORF-Player ganz anders ausschauen. Weil was haben wir auf YouTube? Auf YouTube haben wir natürlich Kommentare. Auf YouTube haben wir natürlich Interaktion. Auf YouTube haben wir öffentliche Profile, denen ich folgen kann von den Nutzerinnen und Nutzern. Und natürlich habe ich auf YouTube eine Upload-Möglichkeit. Natürlich kann ich dort auch mit anderen Inhalten teilen. Also das heißt, YouTube funktioniert komplett anders und YouTube hat auf diese Art und Weise auch Plattformcharakter. Das unterscheidet es von Netflix. Und das sage jetzt nicht nur ich, ich gebe auch zu, ich habe diese Idee, dass man stärker YouTube als Netflix sich zum Vorbild nehmen sollte, nicht selbst erfunden. Wie alle guten Ideen sind sie geklaut vom Kollegen Hermann Rotermund, einem Medienwissenschaftler, der einen Text dazu geschrieben hat und sagt, ein Medienangebot, das demokratischen Idealen verpflichtet ist, täte gut daran, sich am Modell YouTube und nicht am Modell Netflix zu orientieren. Aber ich höre schon, wenn ich das so sage, man sollte quasi ein öffentlich-rechtliches YouTube aufbauen, ich höre schon irgendwo in den Köpfen, dass die Ersten abschalten, vielleicht den Livestream abdrehen und sagen, das klingt nach einer absurden Idee, kann das überhaupt funktionieren? Und die sind nicht alleine, es gibt prominente Internetversteher, auch der von mir wirklich sehr hochgeschätzte Sascha Lobo, die auf die Idee, dass die öffentlich-rechtlichen Angebote social werden sollen, keine sehr netten Worte dafür gefunden hat, er hat das als grotesken Airbus-Quatsch bezeichnet. Also er hat gesagt, das wird sowieso nichts, das ist eine Totgeburt, da wird ganz viel Geld reingeblasen und das wird dann versenkt und am Ende wird das nichts nutzen. Und ich glaube, er hat in einem Punkt völlig recht. Wenn man sich der Fantasie hingibt, dass man die großen globalen Online-Plattformen, die ich vorhin zitiert habe, wie YouTube, wie Instagram, wie TikTok, durch öffentlich-rechtliche ersetzen könnte, das wäre wirklich grotesker Airbus-Quatsch. Und das würde ich auch nicht vertreten. Das ist nicht mein Vorschlag für die Zukunft des ORF. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht dennoch Sinn machen kann, ein öffentlich-rechtliches Angebot mit Plattformcharakter zu etablieren, das eine Ausweichroute, das eine Alternative anbietet. Weil das war immer schon der Gedanke des dualen Systems. Ich habe primär profitorientierte Medien und dann habe ich andere mediale Angebote, die einer anderen Logik folgen. Einer Logik, die nicht primär der Profiterzielung, sondern primär einem demokratischen Auftrag verbunden ist. Und genau diese andere Logik, diese Ausweichroute, die fehlt im Bereich von Online-Plattformen. Zumindest fehlt sie mit einer Reichweite, mit einer Relevanz, wie sie öffentlich-rechtliche Medien haben. Und deshalb würde ich auch sagen, wenn man sich YouTube zum Vorbild nimmt, heißt das nicht automatisch, dass man ein Abbild von YouTube produziert. Ein Vorbild ist nicht notwendigerweise ein Abbild oder sollte nicht zu einem Abbild führen. Natürlich muss ein unter Anführungszeichen ein an YouTube orientiertes öffentlich-rechtliches Online-Angebot einer anderen Logik folgen, weil wir wollen eben auch nicht YouTube kopieren. Abgesehen davon, dass es nicht funktionieren würde. Wo wäre der Mehrwert? Es braucht kein zweites YouTube, das nur weniger Leute hat und weniger Netzwerkeffekte. Das braucht niemand. Es muss also ein öffentlich-rechtliches Online-Angebot, das einer Plattformlogik folgt, muss anders funktionieren als die genannten Plattformen, muss anders funktionieren als YouTube, Facebook, TikTok, Instagram und Co. Wir haben jetzt aber gegenübergestellt, was sind die Startvoraussetzungen? Und da verstehe ich wieder, warum der Sascha Lobo sich denkt, wie sollte das funktionieren? Wir haben hier quasi einerseits diese globalen Giganten, die genannten Plattformen, und dann haben wir einen Fleckenteppich. Jetzt kann man sagen, in Österreich ist der ORF, um noch einmal auf meinen Titel zurückzukommen, eh der Platzhirsch, aber in Deutschland stimmt das ja nicht mal für die öffentlich-rechtlichen, da sind die ja untereinander, also eine Versammlung von Rotwild, die hier quasi, oder nicht, oder Schwarzwild, wir wollen hier keine politischen Zuschreibungen machen, aber wenn man sich anschaut, es gibt elf Landesrundfunkanstalten in Deutschland, es gibt, natürlich, die Plattformen sind global, die anderen, und allein im deutschsprachigen Raum gibt es die Landesrundfunkanstalten der ARD, es gibt das DETEF, es gibt SRG in der Schweiz, es gibt den ORF und so weiter. Also die Frage, die man sich natürlich schon stellen muss, wo soll das hinführen, wie wollen solche lokalen Nischen-Sender jemals mit so einem globalen Plattformangebot kooperieren können und sind sie nicht sowieso längst verloren, sind sie nicht am Weg in die Bedeutungslosigkeit, weil sie keine Chance haben quasi im Wettbewerb mit diesen globalen Plattformen. Und meine Antwort darauf wäre, nein. Und es gibt eine Alternative und damit schlagen wir zwei Dinge mit einer Klappe. Einerseits würden wir eine andere Logik forcieren, als Sie diese globalen Plattformen forcieren und gleichzeitig das, was ich hier ein bisschen als Bug präsentiert habe, nämlich diese regionale Angebundenheit, diese Kleinteiligkeit vom Bug zum Feature machen, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass diese großen Plattformen auch deshalb so ein Problem mit Polarisierung, mit Radikalisierung, mit Echo-Jammern haben, weil sie zentralistisch sind. Weil eigentlich alle Menschen aus all ihren ideologischen Orten dort zusammengekommen, zusammengespült werden und das dann zum Beispiel auch den Leuten, ich sage immer, es gab immer Kellernazis, die wird man nie los. Die wird es auch immer geben. Was aber durch Twitter und Co. sich verändert hat, ist, dass diese Kellernazis aus ihrem Keller heraus auf einmal rekrutieren können, weil sie auf einer globalen Plattform sind. Und das ist etwas, was bei einer dezentralen Plattform anders funktionieren könnte. Und indem man quasi ein dezentrales Plattformmodell forcieren würde, müsste man auch diese regionale Verankerung, diese Stärke, diese lokalen Kompetenzen, auch öffentlich-rechtlicher Medien, nicht verlieren und könnte sie nutzen. Jetzt denken Sie sich, okay, was heißt dezentral? Was ist eine dezentrale Plattform? Ich werde jetzt hier ein Wort verwenden, das sicher nicht alle kennen, ich verwende dafür ein Bild von einer prominenten Person, die diese Struktur bereits auch im öffentlich-rechtlichen Kontext forciert. Vielleicht ist manchen aufgefallen, wenn Sie Jan Böhmermanns ZDF-Magazin Royal sehen, dass in der Intro-Sequenz nicht mehr das Twitter-Logo durch die Gegend fliegt, sondern das Mastodon-M. Und Mastodon ist ein Teil eines größeren, ich verwende jetzt schwierige Wörter, ich hoffe, ich mache es dann klarer, eines dezentralen, protokollbasierten, nicht proprietären, also quasi auf einem offenen Standard basierenden sozialen Netzwerkansatzes, dem sogenannten Fediverse. Das ist ein Kofferwort aus Federation und Universe, also ein föderiertes Universum. Also ein Netzwerk von dezentralen, miteinander aber kompatibel entsprechfähigen Social Media Diensten. Alle, die sagen, ich verstehe nur Bahnhof, dann würde ich als beste Analogie, um sich das vorzustellen, immer empfehlen, an E-Mail zu denken. Wir alle kennen E-Mail und E-Mail funktioniert genauso. E-Mail ist protokollbasiert, E-Mail ist offen, keinem gehört E-Mail, auch wenn manchmal es so aussieht, als würde es bald Gmail gehören, aber prinzipiell gehört E-Mail niemandem. Jeder kann auf seinem eigenen Computer zu Hause einen E-Mail-Server aufsetzen, wenn er lustig ist. Man kann sich aber eben auch ein E-Mail-Adresse bei GMX oder bei Gmail oder sonst wo organisieren und trotzdem kann ich mit jeder Person mailen. Also egal, ob ich bei Gmail bin, bei GMX oder ob ich die E-Mail-Adresse meines Arbeitgebers verwende, alle E-Mail-Adressen sind miteinander sprechfähig. Und das Fediverse ist in Wirklichkeit die Idee, dieses E-Mail-Prinzip anzuwenden auf soziale Netzwerke. Auf sowas wie Twitter, auf sowas wie YouTube, auf sowas wie Instagram. Für alles das gibt es dort Äquivalente. Jetzt hört sich das vielleicht irgendwie für utopistisch oder fantastisch an, ist es aber überhaupt nicht. Es gibt bereits jetzt seit über einem Jahr ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, wo sich, und das finde ich auch in dem Fall wirklich bemerkenswert, wo sich Öffentlich-Rechtliche aus ihrer lokalen Nische herausbegeben haben, kooperieren. Es ist dabei nicht nur das ZDF, sondern auch die Schweizer SRG, die Belgier und sogar eine kanadische öffentlich-rechtliche Anstalt, die CBC, Radio Kanada, die gemeinsam mit einem US Do-Tank, könnte man sagen, von Eli Pariser, Autor von Filterbubble, an einem sogenannten Public Spaces Incubator arbeiten. Und was sie eigentlich tun wollen, was dort erprobt wird, ist, können wir die bereits vorhandenen Mediatheken, oder in Österreich TV-Theke, wie auch immer, OF-Player, wie man es nennt, Play Suisse in der Schweiz, können wir diese vorhandenen Online-Angebote, wo heute ja schon Millionen Menschen die jeden Tag nutzen, können wir die nicht in dieses dezentrale soziale Netzwerkkonzept integrieren? Und am besten so, dass quasi die Leute im Fediverse sind, ohne dass sie es überhaupt merken. Weil ich habe nicht die Hoffnung, dem DurchschnittsoF-Nutzerin, der DurchschnittsoF-Nutzerin, das Fediverse zu erklären. Das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen, habe ich auch nicht die Hoffnung, dem DurchschnittsoF-Nutzerin, der DurchschnittsoF-Nutzerin, das Fediverse zu erklären. Das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen, habe ich auch nicht vor. Das Schöne ist, das müssen Sie auch nicht verstehen. Entscheidend ist nur, dass quasi Inhalte, dass Kommentarfunktionen und so weiter auf Basis von offenen Protokollen, offener Software und offenen Standards implementiert werden. Das ist nämlich das, was dieses sozusagen föderierte Netzwerk, dieses dezentrale soziale Netzwerk zusammenhaltet und jetzt muss ich ganz kurz einmal in meinem Vortrag den Betriebswirten raushängen lassen. Es ist auch ökonomisch total sinnvoll. Was mir als Betriebswirt wirklich schlaflose Nächte bereitet, ist, wenn ZDF, ARD, SRG und ORF parallel proprietäre Software für ihre Online-Angebote entwickeln, die alle dieselbe Funktionalität haben, nämlich, Sie müssen einen Videoplayer haben, vielleicht haben wir eine Kommentarfunktion, wir haben quasi Startseiten, wir haben ein Content-Delivery-Network im Untergrund. Alle entwickeln parallel dieselben Softwarefunktionen. Das Rad wird ständig neu erfunden, ohne dass es deshalb Wettbewerbsdifferenzierend wäre. Warum man hier nicht schon seit langem auf eine gemeinsame Open-Source-Software-Basis setzt und damit vielleicht sogar einen Public Value jenseits des Programms schafft, eine Softwareinfrastruktur, die zum Beispiel auch private Mitbewerber nutzen können, das erschließt sich mir nicht, aber wenn quasi stärker in Richtung dezentrale soziale Netzwerkinfrastruktur zu gehen, auch Open Source voranbringt, im Kontext öffentlich-rechtlicher Medien, soll es mir recht sein. Jetzt heißt mein Titel vom Platz hier zum Förster, ja genau, wie verhält sich jetzt dann die Rolle des ORF? Und warum, glaube ich, ist das viel realistischer als irgendein grotesker Airbus-Quatsch? Weil das da ist. Diese soziale Netzwerktechnologie, die ist da. Die ist im Einsatz. Die funktioniert. Das heißt, mein Vorschlag ist nicht, dass der ORF von scratch, von null, hier irgendwelche Alternativangebote entwickeln soll. Nein, was ich möchte, ist, dass der ORF, auch ZDF, auch SRG, dass die sich einklinken in dieses Netzwerk. Nicht es beherrschen, nicht es neu erfinden, nicht das Rad neu erfinden, sondern am Rad mitdrehen. Das Rad von dezentralen, sozialen, protokollbasierten, offenen sozialen Netzwerken mitdrehen. Und der ORF ist deshalb dann auch, man kann sagen, ein Rädchen in diesem Netzwerkgetriebe, aber natürlich eines, das in Österreich eine sehr starke Rolle, eine starke Bedeutung, eine starke Verankerung hat, ein Rädchen, das von großer Relevanz ist, weil eben Millionen Leute die ORF-Angebote nutzen. Wenn jetzt aber der ORF zum Förster wird, das ist das letzte Mal, dass ich mit dieser Metapher spiele, und ich lasse da wieder, aber wenn der ORF zum Förster wird, dann stellt sich natürlich trotzdem die Frage, was ist dann der Wald? Was ist der Wald, um den sich der ORF dann kümmern soll? Oder kümmern. Ich meine damit wirklich, der Förster, dem gehört nicht mal der Wald. Der arbeitet normal im Wald, irgendwer bezahlt den Förster hoffentlich, meistens ein reicher Erbe, oder die Kirche, oder die Bundesforst. Aber egal, das lassen wir auch jetzt mal weg, Eigentumsverhältnisse, ein anderes Thema. Aber die Frage ist, um was kümmert er sich? Was ist eigentlich ein Förster, der will ja, dass quasi der Wald gedeiht, dass er gesund ist, dass Tier und Pflanzen miteinander interagieren. Er will ein funktionierendes Ökosystem. Und genau um dieses Ökosystem geht es auch in medialer Hinsicht. Also wenn der ORF zum Förster wird, dann ist dieser Wald natürlich zuerst mal der allererste Teil dieses Waldes sind die anderen Öffentlich-Rechtlichen. Das ist genau das, was ich angesprochen habe. Der ORF ist einfach zu klein in einer globalisierten Welt, um hier alleine vor sich hin zu entwickeln. Und er hat ja nicht mal eine Tradition. Umgekehrt. Es gibt ja eine Tradition der Kooperation. Es gibt Dreisat. Es gibt etablierte Zusammenarbeitsschienen im Bereich des Programms. Alles, was im Fiction-Bereich entwickelt wird, wird gemeinsam gemacht, weil man es alleine eh kaum erst stemmen kann. Warum macht man das nicht auch im Bereich der Infrastruktur? Warum gibt es hier nicht viel mehr Kooperation im Bereich digitaler Infrastruktur mit anderen öffentlich-rechtlichen Medien? Und ich sage, ich weiß schon, warum es das bislang nicht gegeben hat. Weil es mühsam ist. Weil es eh schon schwer genug ist, im ORF sich auf irgendwas zu einigen. Und dann will ich mir das auch noch mit ARD und ZDF einigen. Und deshalb sage ich immer, das Schöne an offener Software, offener Standards und offener Protokollen ist, ich muss mich zu einigen. Und dann will ich mir das auch noch mit ARD und ZDF einigen. Und deshalb sage ich immer, das Schöne an offener Software, offener Standards und offenen Protokollen ist, ich muss mich nicht einigen. Es ist in Wirklichkeit eine Form, ich nenne das, von unilateraler Europäisierung. Wenn ich auf Open-Source-Software setze, können andere diese Software nutzen, sie müssen mich nicht mal fragen. Ich muss mich aber nicht einigen. Und wenn ich mich wohl nicht einige, kann ich auch selbst was anderes entwickeln. Ich muss also nicht diese Einigung ex ante haben, ich kann die Einigung ex post haben. Ich kann mal anfangen, ich muss nicht warten, ich klicke los, ich mache mal. Und ich mache es aber auf Basis von offener Software und bin damit anschlussfähig. Das ist ein völlig anderer Zugang zu Kooperation, der im digitalen Bereich funktioniert. Gut, naheliegend, das ist eigentlich naheliegend. Es gibt aber eben andere, die eigentlich nur darauf warten, dass der ORF sich öffnet und die Bühnen, die der ORF online baut, ihnen zumindest die Nebenbühnen irgendwo auch einen Platz einräumen. Und das sind die anderen nicht kommerziellen Medienanbieter. Und meine These ist, die werden in den nächsten Jahren noch mehr werden. Warum werden sie mehr werden? Weil zum Beispiel in Österreich mit diesem Jahr im Zuge der Reform der Gemeinnützigkeit, das für Medien einfacher geworden ist, über Spenden ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Das war vorher nicht so, da mussten selbst gemeinnützige Medien, ich habe hier zwei genannt, andererseits zum Beispiel oder Dossier, funktionieren als GmbH, weil sie nur so an öffentliche Medienförderungen kommen. Das wird sich hoffentlich ändern. Aber schon jetzt auch die Chefredaktion, die jetzt gerade umgestellt hat, diese Woche auf ein quasi spendenfinanziertes Modell. Spendenfinanzierte Medien werden an Bedeutung gewinnen. Sie werden zunehmen. Der gemeinnützige, nicht kommerzielle Mediensektor wird wachsen. Und der wird in Österreich in den nächsten Jahren noch viel mehr wachsen, jetzt wo es leichter ist, auch Spenden absetzbar zu machen. Es gibt aber noch andere Bereiche im gemeinnützigen Mediensektor. Ich selbst bin Professor an einer Hochschule, die mehr und mehr, teilweise immer bessere Videos produziert. Die Inhalte produzieren, die ebenfalls verbreitet werden. Die natürlich Nischeninteressen abdecken. Aber warum nicht eine Plattform für solche Inhalte öffnen? Das betrifft den ganzen Kultursektor und so weiter. Während Covid gab es das kurz. Da konnte man Videos beim ORF einreichen und hochladen. Das war ein kurzer User-Generated-Content-Covid-Sommer. Aber der ist inzwischen wieder zu Ende. Der ORF-Player sieht das nicht mehr vor. Und dann ist natürlich die Frage, wie schaut es aus mit den niederschwellig-publizistischen Aktivitäten? Lässt man das Publikum selbst auch was teilen? Und ich weiß, man hat großen Respekt vor der damit verbundenen Moderationsaufgabe. Und ja, das ist Arbeit, das ist nichts, was sich von alleine erledigen wird, aber die Frage, die man sich stellen muss, ist es nicht nah am Auftrag? Ist das nicht etwas, was genau einem Auftrag, einer Förderung eines demokratischen Diskurses dienlich ist? Das heißt, wenn wir jetzt das wieder zurückspielen in diesen Kontext, in dem ich mich eingangs skizziert habe, sich der ORF bewegt, was ist dann diese neue Rolle, diese Försterrolle eines ORF im Zusammenspiel mit anderen medialen Akteuren, wenn im Hintergrund diese dezentrale soziale Netzwerkinfrastruktur liegt. Das würde bedeuten, dass man aktiv Kooperationen mit anderen nicht kommerziellen Medien sucht, dass man vielleicht im Bereich der Infrastruktur auch mit privaten Medien kooperiert, dass man eben gemeinsam offene Software entwickelt. Das kann bedeuten, dass man zum Beispiel in einem ersten Schritt, wenn man sich nicht traut, die Plattform sofort für nutzergenerierte Inhalte zu öffnen, weil das zu schnell ginge, dass man zumindest überlegt, solche niederschwelligen publizistischen Aktivitäten hinein zu kuratieren. Es gibt hunderte exzellente Lehr- und Lernvideos auf YouTube von irgendwelchen Lehrerinnen und Lehrern, aber die zu finden, das ist eine eigene Kompetenz. Das ist eine Kuratierungskompetenz. Und wenn so etwas wie Schulfernsehen früher mal immer noch zu einem öffentlich-rechtlichen Auftrag gehört, warum nicht alles selbst machen, sondern auch Dinge kuratieren? Den Lehrerinnen und Lehrern oder den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, die besten Inhalte zu finden, die dort draußen sind. Kuratierung als völlig neues Aufgabenfeld, wenn man das ORF-Angebot öffnet und eben nicht mehr sagt, ich muss alles selber machen, sondern ich hole auch Dinge von außen rein. Das bedeutet im Gegenzug aber nicht nur Inhalte reinholen, sondern das bedeutet auch Inhalte freigeben. Und mit freigeben meine ich mehr, als sie in einer Netflix- Plattform auszuspielen. Mit freigeben meine ich, sie unter einer Lizenz zu veröffentlichen, unter einer freien Lizenz, die eine Weiternutzung durch Dritte ermöglicht und vor allem, und da kann sich der ORF selbst am nächsten sein, und damit vor allem eine Lizenz auszuwählen, die kompatibel ist mit der wichtigsten Drittplattform, die ich in diesem Vortrag bisher noch nicht erwähnt habe, mit der reichweitenstärksten nicht kommerziellen Plattform der Welt, die in ihrer Bedeutung immer noch unterschätzt wird, weil Wikipedia eben nicht nur selbst eine riesige Reichweite hat, sondern weil Wikipedia auch maßgeblichen Einfluss auf jedes Google-Suchergebnis hat, Google, die meistbesuchte Webseite der Welt mit Abstand, und weil selbst auch das, es ist ein Vortrag über Digitalisierung, ich entschuldige mich, dass ich erst jetzt über KI spreche, aber selbst wenn es um KI geht, um sogenannte Artificial Intelligence, das Vernünftigste, was aus dieser KI noch rauskommt, wurde mit Wikipedia-Daten trainiert. Also das müssen wir uns auch immer vor Augen halten. Das heißt, die Bedeutung von Wikipedia-Wissen für unser Weltwissen kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Und die öffentlich-rechtlichen Inhalte, die würden genau dazu passen. Ich werde gleich dazu noch etwas sagen. Und wenn man aber quasi diese Drittplattform Wikipedia als Drittplattform überhaupt mal in den Blick nimmt, was der ORF bislang immer noch nicht tut, dann ergeben sich automatisch über Wikipedia weitere Formen von Befruchtung, von wechselseitiger Nutzungsmöglichkeit, die dann eben ein Ökosystem aus gemeinwohlorientierten Inhalten schaffen lässt. Es gab in Österreich auch bereits eine Initiative, wie gesagt, die besten Ideen in diesem Vortrag sind natürlich geklaut, mit dem Namen ORF wie Wiki. Und das gibt schon ein bisschen die Richtung vor. Wiki im Sinne von man lädt Leute ein, beizutragen, aber Wiki auch im Sinne von man macht es frei zugänglich, andere können damit Dinge tun. Es gab hier eine Initiative von Wikimedia Österreich, dem Förderverein der Wikipedia-Community in Österreich. Die haben da wunderschöne Sujets entwickelt und Wikipedianerinnen, aber auch andere aus dem nicht kommerziellen Mediensektor eingeladen, zu sagen, warum sie sich mehr öffentlich-rechtliche Inhalte unter freier Lizenz wünschen, weil das die Wikipedia-Artikel besser machen würde. Weil das zum Beispiel auch irgendwelche Podcaster, irgendwelche Leute in der freien Medien- und Radioszene dabei helfen würde, ORF-Inhalte in ihre Werke einzubauen. Weil es in Wirklichkeit auch dabei helfen würde, Desinformation und Fake News zu bekämpfen, wenn diese Inhalte dann dauerhaft zumindest auf der Wikipedia online sind, wenn sie schon vom ORF wegen einem meiner Meinung nach immer noch falschen Depublizierungszwang von ORF-Plattformen gelöscht werden mussten. Ich sage, dieses Zusammenkommen von Wikipedia, eben dieser Plattform mit vor allem Textinhalten, kaum Bewegtbildinhalten und dem ORF-Angebot, der vor allem Bewegtinhalte quasi produziert, Texte teilweise depublizieren muss, das bildet meiner Meinung nach ein Traumpaar, das als solches noch nicht ausreichend geschätzt und realisiert wird. Ich möchte noch zum Schluss da vielleicht ganz kurz zwei Sätze erwähnen. Warum ist das bislang noch nicht passiert? Also eins ist klar, im gesamten Fiction-Bereich ist das irrelevant. Wir reden hier im Kernbereich des öffentlich-rechtlichen Auftrags, wir reden von Information, wir reden von Bildung. Das sind Inhalte, die in die Wikipedia passen. Da produziert der ORF aber eine Menge. Und es gibt vielleicht auch noch O-Töne, alles, was ohne AKM-Musik und ohne Agenturmaterial auskommt, das würde sich tendenziell eignen und nicht fiktional ist. Einer der größten Hürden ist, dass natürlich man, wenn man solche freien Lizenzen wählt, die Produktion solcher Inhalte angemessen vergüten muss, weil natürlich eine Verwertungskaskade nicht mehr möglich ist oder weniger gut möglich ist. Das heißt, das würde hier sowas brauchen, wahrscheinlich wie einen Bonus für eine freie Lizenz, aber ich glaube, das könnte man aufkommensneutral gestalten. Das ist eine Frage des Wollens. Das ist aber etwas, und das ist das Schöne an dieser Wikipedia-Strategie, das ORF-Gesetz verbietet sie nicht. Ich muss nicht darauf warten, dass das ORF-Gesetz es mir erlaubt. Ich komme zum Fazit. Ich habe eingangs gesagt, was diese großen, kommerziellen, proprietären, zentralistischen, datenkapitalistischen Plattformen auszeichnet, ist ein individueller Aufmerksamkeitswettbewerb. Jeder und jede kann es schaffen, weil man nur laut genug ist, provokant genug ist und so weiter. Das führt aber dann zu vielen Dingen, die wir eigentlich so nicht haben wollen. Aber es gibt auf diesen Plattformen etwas, und das ist vielleicht die letzte Gemeinsamkeit, wo ich sage, da treffen sich Wikipedia und öffentlich-rechtliche Medien. Was die nämlich auszeichnen, ist genau das Gegenteil. Öffentlich-rechtliche Medien wie Wikipedia, und das ist den wenigsten Leuten bewusst genug, zeichnet ein Zwang zum Kompromiss aus. Zumindest wenn sie funktionieren. Ein ORF sollte eben nicht von einer Partei kontrolliert werden, sondern es sollten unterschiedliche weltanschauliche Perspektiven dort in der Aufsicht zusammenkommen und es braucht, was es in Österreich nicht mehr gibt, aber in Deutschland Standard ist, qualifizierte Mehrheiten für wichtige Entscheidungen, wie die Wahl der Generalintendanz oder eben des Direktors in Österreich, weil das eben dann nicht ermöglicht, dass eine weltanschauliche Seite über die andere drüberfährt, sondern es gibt den Zwang zum Kompromiss. Warum sage ich das bei der Wikipedia auch so? Weil es zu jedem Thema genau einen Artikel gibt. Und ich muss mich einigen, das ist nicht immer schön anzusehen. Das führt zu Editierkriegen. Man streitet sich darum, aber im schlimmsten Fall steht am Ende dieser Streit im Artikel. Da gibt es keine Einigung. Aber zumindest wird das transparent gemacht. Es fährt nicht einer drüber. Sondern es gibt Einigung. Aber zumindest wird das transparent gemacht. Es setzt nichts, fährt nicht einer drüber. Sondern es gibt einen Zwang zum Kompromiss, weil es gibt nur einen Artikel zu einem Thema. Und dieser Zwang zum Kompromiss ist das Gegenteil von YouTube, wo der Lauterste gewinnt. Bei YouTube kann ich einfach nur reinbrüllen, aber ich muss mich nicht einigen. Das ist bei Wikipedia anders, das ist in öffentlich-rechtlichen Medien anders. Deshalb findet manche politische Akteure haben genau deshalb so ein großes Problem damit. Und das heißt, wenn jetzt der ORF so eine Plattformstrategie im Sinne eines dezentralen Plattformansatzes auf Basis offener Software, offener Standards, offener Lizenzen verfolgen würde, dann würde man stattdessen, statt diesem jeder-kann-es-schaffen-Ansatz, eher das Potenzial solidarischer Aufmerksamkeit in das Zentrum rücken. Dann ginge es eher um die Frage, gemeinsam sind wir stark. Wir schaffen hier eben ein Ökosystem von Medien, von gemeinnützigen, gemeinwohlorientierten Medien, die quasi sich wechselseitig, indem sie sich verlinken, indem sie sich wechselseitig eine Bühne bieten, dann gemeinsam so etwas wie Netzwerkeffekte, ich würde sagen, öffentlich-rechtliche Netzwerkeffekte ermöglichen würden, die überhaupt die Voraussetzung sind, um auf Perspektive im Kampf um Aufmerksamkeit im digitalen Raum überhaupt noch relevant zu bleiben. Und dann würde das eben so ausschauen, dann ist da kein Platzisch mehr, sondern der ORF ist ein richtiger, relevanter Player in einem Ökosystem von Medien. Man kann den anderen Medien nicht sagen, was sie tun müssen. Aber man kann ihnen natürlich Anreize setzen, man kann ihnen eben Bühnen bieten, man muss sogar die Regeln festlegen, nach denen auf diesen Bühnen dann gespielt wird. Das heißt, was würde das jetzt, letztes Slide, bedeuten, wenn der ORF sich als Förster eines digital gemeinnützigen Medienökosystems verstehen würde? Es würde bedeuten, dass man eine demokratische Logik, die komplementär zur Profitlogik der Plattformen ist. Ich sage nicht besser. In manchen Bereichen werden diese digitalen Plattformen unschlagbar sein, diese kommerziellen proprietären. Ich bin ein großer Fan von Remix-Kultur und werde TikTok immer dankbar sein, was TikTok dafür tut. Aber ich würde nicht nur in einer reinen TikTok-Welt leben wollen. Und da muss ich sagen, dafür braucht es eine komplementäre Logik. Algorithmen, die primär einem demokratischen Auftrag folgen und nicht primär einem Profitinteresse. Und das hat dann auch Konsequenzen für die Aufsicht. Das hat Konsequenzen für die Aufsicht. Die muss man dann nämlich auch demokratisch rückbinden, ohne sie parteipolitisch dominiert zu halten. Mein Vorschlag, um das zu tun, wäre, einen substanziellen Teil der Mitglieder der Aufsicht im Losverfahren, als aleatorisch-demokratischen Weg zu bestimmen, wie wir es aus der Justiz kennen, wo wir auch vor demselben Problem stehen, dass wir die Justiz gesellschaftlich-demokratisch rückbinden wollen, aber keine Wahlen haben wollen von irgendwelchen Richtern. Das Zweite ist, so ein digital gemeinnütziges Medienökosystem muss dezentral gedacht werden. Das ist eben nicht top-down der ORF bestimmt, sondern bottom-up. Der ORF liefert Angebote und macht Angebote, die genutzt werden können. Das bedeutet, es gibt verteilte Kontrolle, es gibt lokale Timelines, die aber miteinander sprechfähig sind, die auf Basis von offener Software, offenen Standards ein föderiertes Ökosystem bilden, wo es auch eine Vielfalt von nicht kommerziellen Modellen gibt. Spendenfinanziert, vielleicht auch doch Abonnement finanziert, vielleicht auch mitgliedschaftsbasiert, vielleicht eben auch öffentlich-rechtlich Haushaltsabgaben finanziert oder Ähnliches. Und dann ist dieses Medienökosystem offen. Ich habe jetzt mehrfach erwähnt, aber es basiert auf offener Software, offener Standards, offener Protokolle und das ist meiner Meinung nach nicht nice to have, das ist essentiell. Das ändert die Herangehensweise, das ändert das Denken und das eröffnet überhaupt Möglichkeiten für Kooperationen, die sonst gar nicht da sind. Es nutzt freie Lizenzen in dem Maße, wo sie möglich sind, das betrifft die Inhaltsebene, und es ist bis zu einem gewissen Grad auf Perspektive offen für nutzergenerierte und nutzerinnengenerierte Inhalte, zumindest auf Ebene der Kommentare. Es kann nicht sein, und damit möchte ich schließen, dass Menschen, die über ORF-Inhalte diskutieren wollen, die sie vielleicht sogar in der Mediathek, in der ORF-TV-Tech gesehen haben, dass Sie dafür auch kommerzielle Plattformen wechseln müssen, dass Sie hoffen müssen, dass irgendwer das auf YouTube hochgeladen hat, damit Sie dort dann in den Kommentaren sich über diese Inhalte austauschen, das ist, finde ich, nicht auszuhalten. Das wäre jetzt mein Fazit. Ich hätte noch einen Epilog, aber dann, und zwar, weil es jetzt so klingt, okay, das ist irgendwie alles schön und gut, aber ist das realistisch? Der Airbus-Quatsch, der ist immer noch ein bisschen, der hängt noch da. Und ich möchte sagen, zumindest was diese freien Lizenzen betrifft, möchte ich berichten, dass es geht. Und zwar ganz kurz an einem Beispiel, das ZDF hat hier 2020, also inzwischen auch schon vor vier Jahren begonnen, damit ernsthaft zu experimentieren und hat damals in der Dokuserie Terra X Erklärvideos zur Erderhitzung, zum Klimawandel veröffentlicht. Fünf waren es am Anfang. Fünf. Also man hat eh gesagt, probieren wir mal, ob uns der Himmel auf den Kopf fällt, wenn wir fünf Videos unter freier Wikipedia-kompatibler Lizenz veröffentlichen. Also eine sehr liberale Lizenz, sie erfordert nur die Nennung der Autor ist der Urheberin und Urheber. Diese Videos wurden veröffffentlichen, also eine sehr liberale Lizenz, sie erfordert nur die Nennung der Autors, der Urheberinnen und Urheber. Diese Videos wurden veröffentlicht, haben binnen kürzester Zeit Eingang in alle relevanten Wikipedia-Artikel zu Erderhitzung, zu Klimawandel gefunden, dort ist jetzt ein Video mit ZDF-Logo, das Ganze auch in unterschiedlichen Sprachversionen, man konnte es ja ändern, das heißt, es gab quasi Übersetzungen dieser Videos, in unterschiedlichen Artikeln ist das dann passiert und es gab eigentlich kaum Nachteile, was es gab quasi Übersetzungen dieser Videos. In unterschiedlichen Artikeln ist das dann passiert. Und es gab eigentlich kaum Nachteile. Was es gab, ist eine große Nutzung. Man hat dann nach einem halben Jahr entschieden, okay, das läuft. Wir bekommen hier substanziell Reichweite, und zwar, wo wir sie wollen. In einem Kontext, wo ich mit einem öffentlich-rechtlichen Inhalt gern präsent sein will. Wo nicht die Gefahr läuft, dass der Empfehlungsalgorithmus nach meinem Erklärvideo zur Erderhitzung als nächstes der Flat-Earther kommt. Also das wird nicht passieren dort. Das heißt, man hat begonnen damals, seitdem und bis heute, jedes Monat mehrere Videos, kleine Schnipsel, längere Clips, unter so einer Lizenz zu veröffentlichen. Da ist man noch lange nicht ausgeschöpft. Es waren bereits vor drei Jahren über zwei Millionen Views, jetzt sind es inzwischen über vier Millionen Views, oder es geht in Richtung vier Millionen Views pro Monat für alleine nur diese ZDF-Videos. Und da muss man sagen, auch das ist ein Plädoyer für Binnenkonkurrenz der Öffentlich-Rechtlichen. Das ZDF hat das nämlich gewagt, bei der ARD hat man gesagt, okay, jetzt machen die beim ZDF wieder sowas, müssen wir auch was machen, hat dann im Bereich der Tagesschau losgelegt, hat aber, und das möchte ich nochmal erwähnen, auf eine viel restriktivere Lizenz gesetzt, eine Lizenz, die eben nicht Wikipedia-kompatibel war, im Ergebnis hatte man our pain, no gain, also man musste viel in die Rechterklärung stecken, aber niemand hat die Videos gefunden, natürlich, die waren irgendwo auf einer Unterseite der ARD-Mediathek, nobody cares, weil die Videos werden nur gefunden, die waren irgendwo auf einer Unterseite der ARD-Media-Techno, nobody cares. Weil die Videos werden nur gefunden, wenn sie auf der Wikipedia eingebunden sind. Und 2023, also vor ziemlich genau einem Jahr, hat man das bei der ARD auch erkannt und hat dann auch umgestellt und inzwischen ist es so, dass auch die Tagesschau einen Schatz, einen Fundus an Videos, an Erklärvideos, an Aufklärungs- und Bildungsvideos, wo man zum Beispiel immer schon mal wissen wollte, wie dieses komplizierte deutsche Wahlsystem mit Erst- und Zweitstimme funktioniert. Das Erklärvideo dazu ist inzwischen von der Tagesschau-Redaktion freilizenziert, in der Wikipedia zum deutschen Wahlsystem eingebunden, man kann sich das dort anschauen. Das soll nur zeigen, es geht, was ich hier erzählt habe, das ist keine Fantasie, das ist keine Utopie, das ist wenn dann eine Realutopie und es wird Zeit, glaube ich, dass wir in diese Richtung voranschreiten. Danke für die Aufmerksamkeit. Vielen herzlichen Dank, der Epilog hätte meine erste Frage, Herr Professor, wie stellen Sie Ihnen das vor? Schon ein bisschen vorweggenommen, aber ich möchte trotzdem da anschließen. Wenn man in diese Richtung geht, was wäre aus deiner Sicht der erste Schritt? Ich glaube, das Wichtige ist, dass man es schrittweise macht. Und das Gute ist, muss man echt sagen, dass Deutschland hier Österreich wirklich zehn Jahre voraus ist, was einfach vor allem daran liegt, das liegt nicht am ORF nur, das liegt vor allem daran, dass die Mediengesetzgebung in Deutschland absurderweise, die liegt dort an der Hand der Länder, das heißt, wenn das Rundfunkrecht sich ändert, müssen sich 16 Länder einstimmig auf etwas einigen und trotzdem gab es in den letzten 5 Jahren 4 Medienänderungsstaatsverträge in Deutschland. In Österreich gab es 10 Jahre lang kein neues ORF-Gesetz und wenn es der VFGH nicht gehoben hätte, die GIS-Gebühr hätten wir wahrscheinlich heute noch keins. Also das muss man sagen. Das heißt, da gibt es einen Vorsprung. Es gibt eben zum Beispiel in Deutschland seit 2016 das Jugendangebot Funk, das keinen Sender mehr im Rücken hat. Das quasi wirklich nur auf Drittplattformen stattfindet und dort erfolgreich ist. In der Zielgruppe, wo sich der ORF besonders schwer tut. In der jungen Zielgruppe von 14 bis 29. Das heißt, ich glaube, der erste Schritt wäre, dass man wirklich versucht, Dinge nachzuvollziehen, sofern sie jetzt rechtlich möglich sind, die Deutschland schon seit fast zehn Jahren macht. Dazu gehört zum Beispiel auch, und das soll jetzt mit dem ORF-Player kommen, also manche Dinge sind ja sogar auf Schiene, dass man ein Nutzerprofil ermöglicht, was dann auch personalisierte Empfehlungen ermöglicht. Und wenn die Leute mal ein Nutzerprofil haben, dann ist das alles Weitere, ist ja dann nur ein Anbauen. Ich habe die Infrastruktur, ich habe die Nutzer und Nutzerinnen, die sind ja dann dort. Warum zum Beispiel loggen sich, weil die Leute sagen, nur ein Nutzerprofil, warum ist das sinnvoll? Warum loggen sich jedes Monat Millionen Leute in die ZDF-Mediathek ein? Und es gibt sogar ein Single Sign-On zwischen ZDF und der ARD-Mediathek. Und die Mediatheken sind inzwischen verschränkt. Das heißt, ich finde, in der ZDF-Mediathek sind nur mehr 25% der Inhalte vom ZDF, weil der Rest ist von der ARD. Aber warum loggen sich die Leute ein? Das hat ganz banale Gründe. Weil die öffentlich-rechtlichen Anbieter die einzigen sind, die sich im Internet an den Jugendschutz halten. Und das heißt, bestimmte Inhalte wie ein blutiger Tatort oder irgendwelche blutigen Serien, das Parfum, die sind vor 20 Uhr nicht abrufbar. Es sei denn, ich habe einen Altersnachweis hinterlegt und bin eingeloggt. Was dazu führt, dass Millionen Menschen das machen. Da gibt es auch andere Usability-Vorteile. Ich kann am Tablet beginnen und am Smartphone weiterschauen. Es merkt sich, wo ich eingeschlafen bin, wenn ich Böhmermann angeschaut habe und solche Dinge. Aber das ist Peanuts. Es gibt sogar noch Potenziale, die nicht ausgeschüttet werden, wie zum Beispiel, manche kennen das wahrscheinlich, man ist im Urlaub und will die österreichische Nationalmannschaft verlieren sehen, kann aber nicht, weil es geogeblockt wird. Das wäre etwas, was zumindest europarechtlich möglich wäre. Ich müsste nur quasi eine Gebührennummer oder eine Beitragsnummer hinterlegen und könnte implementieren, dass ich für die quasi Beitragszahlenden auch eine Geoblocking-Umgehung in Europa ermöglichen würde, was ja auch dem europäischen Gedanken total entsprechen würde. Also das sind alles viele Dinge, die brauchen wir sowieso. Und wenn ich quasi mal aber solche Profile habe und das Ganze so auf den Stand habe, wo Deutschland jetzt ist, dann ist das nächste Schritt nämlich, zu erlauben, eine Playlist anzulegen. Und diese Playlist zu teilen, so wie wir es bei Spotify kennen. Wir alle, nicht alle, manche von uns sind so nett und machen eine Spotify-Playlist mit den Kindergeburtstagsliedern, die sie für ihren Kindergeburtstag gemacht haben, damit ich es nicht machen muss. Und dann kriege ich diese Spotify-Playlist mit den Kindergeburtstagsliedern, die Sie für Ihren Kindergeburtstag gemacht haben, damit ich es nicht machen muss. Und dann kriege ich diese Spotify-Playlist. Warum soll nicht ein Geschichtslehrer die besten Geschichtedokus von, am besten OEF, ZDF in eine Playlist integrieren und diese Playlist mit anderen Lehrerinnen und Lehrern teilen? Solche Dinge, das wird kommen, hoffe ich. Und dann sind wir schon auf halbem Weg. Und wenn wir dann noch sagen, wir lassen Kommentare zu, das machen wir am besten auf Basis von einem offenen Social-Media-Protokoll. Und dann sind wir schon im Fedewers ohne, dass wir es merken. Das heißt, das ist wirklich nicht utopisch. Der ORF hat hier einfach Nachhol- und Aufholbedarf. Aber ich glaube, man muss schon noch erkennen, dass der da ist. Und da ist diese Platz-Hirsch-Mentalität teilweise vielleicht schon noch ein Problem, weil man sich in Österreich nicht genug mit den Deutschen zum Beispiel vergleicht, sondern dann schaut man vielleicht, macht Puls das oder so, aber das ist der falsche Vergleich hier, finde ich. Man muss nämlich anders machen. Ich frage, gibt es Fragen? Mikro bitte. Mikro kommt. Zwei Fragen, wennro bitte. Mikro kommt. Zwei Fragen, wenn ich darf. Die erste Frage ist, ich kenne mich zu wenig mit Wikipedia aus. Wer entscheidet darüber, wer plat, weil ein Erklärvideo ja meistens relativ kurz ist, der ja automatisch gewisse komplexe Aspekte ausspart und daher auch jetzt nicht von kompletten Gegnern, sondern auch Leuten, die sich in der Nuance besser auskennen, sozusagen kritisiert werden könnte als irreführend oder zu oberflächlich oder so. werden könnte als irreführend oder zu oberflächlich oder so. Könnte der ORF quasi mit einer kleinen Armada von Leuten dafür sorgen, dass seine Videos dann auf den entsprechenden Wikipedia- Artikeln gepostet werden? Wie funktioniert das? Also nein, der kurze Antwort ist nein. Kann er nicht und das ist auch gut so. Aber das ist genau das, warum es so wichtig ist eben, dass man Platzhirsch-Gehabe ablegt. Weil der Platzhirsch würde sagen, das sind meine Videos. Das ist ja quasi amtlich, das ist vom ORF. Also ausspielen. Genau das funktioniert nicht. Wenn ich das mache, scheitert es sofort. Es ist umgekehrt. Ich versuche, das Video so gut wie möglich zu machen und ich stelle es auf eine Art und Weise bereit, dass die Leute, die solche Artikel schreiben, dass die das finden und dass die das gerne einbinden, weil es ihren Artikel besser macht. Und wenn die das nicht finden, werden sie nicht einbinden. Aber dafür muss ich auch in einen Austausch mit solchen Communities treten. Und es kann dort beeinsprucht werden und dann wird es halt diskutiert und derweil heruntergenommen. Die redaktionelle Entscheidung treffen die Freiwilligen in der Wikipedia. Das hat auch Nachteile, weil wir wissen, das sind nur Männer. Da gibt es auch Probleme. Nicht alles an der Wikipedia ist gut, aber bei nirgends ist alles gut. Das heißt aber, der OF hat keine Hoheit und sollte auch keine Hoheit über die Wikipedia haben, aber wenn man sich anschaut, auch da kann man nach Deutschland schauen, wo es ARD und ZDF jetzt seit Jahren praktizieren und man muss sagen, natürlich im Bereich von politisch kontroversiellen Themen, mit den Nuancen anders sehen, schön und gut, aber was sind die meist gesehenen Videos von ZDF, TRX auf Wikipedia? Das ist zum Beispiel eine tolle Digitalrekonstruktion des Hafens quasi von von Carthago. Also wo man wirklich durchfliegt und ich meine, ich glaube auch, dass da der Historiker Nu Nuancen Probleme hat, wie das digital dargestellt wurde, aber nicht relevant. Ganz viel ist da naturwissenschaftlicher Inhalt. Es sind Dinge, jetzt kann man sagen, Klimawandel, Erderhitzung ist umstritten, aber nur eigentlich vor allem, weil eine kleine Minderheit hier versucht, bewusst Desinformation zu betreiben. Und in der Wissenschaft selbst sind die Basics nicht umstritten. bewusst Desinformation zu betreiben. Und in der Wissenschaft selbst sind die Basics nicht umstritten. Zweite Frage, Thema Drittplattformen, also öffentlich-rechtliche Inhalte auf TikTok, Instagram und Co. Die vordergründige Herangehensweise ist, das ist ganz großartig, weil da kommen wenigstens junge Leute mit öffentlich-rechtlichen Inhalten in Berührung, die das sonst nie tun würden. Gestern bei einer Datumveranstaltung habe ich ein Gespräch mit Corinna Milborn darüber geführt, die ins Treffen geführt hat, nein, es ist total kontraproduktiv. Man wertet dadurch die Propaganda und Fake News oder Crypto-Pseudo-News Plattformen auf diesen Drittplattformen auf. Und eigentlich sollte sich seriöser Journalismus aus diesen Plattformen sozusagen herausnehmen. Funk macht genau das Gegenteil, die Wiener Zeitung macht genau das Gegenteil, der ORF macht mit der ZIB100 TikTok das Gegenteil. Was ist deine Meinung? Ja, also ich bin großer Fan von der Arbeit von Corinna Milburn und ich habe auch ihr Buch, das sie zu diesem Thema gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner von ProSiebenSort1 geschrieben hat, ganz genau gelesen. Ich stimme ihr halt in diesem Punkt absolut nicht zu. Die Relevanz, Bedeutung, Reichweite und so weiter dieser Plattformen hängt wirklich an viel, aber nicht an öffentlichen Inhalten. Also wenn die morgen alle weg sind, haben die keinen Nutzer weniger. Also zu tun, als wäre, das ist für mich fast schon noch Platz hier stecken, so zu tun, als wäre die Relevanz und Bedeutung der Web-Inhalte wichtig genug, dass sie diese Plattformen bräuchten, um erfolgreich relevant zu sein. Also das sehe ich überhaupt nicht, das ist einfach nicht so. Meine Antwort ist deshalb, kein TikTok ist auch keine Lösung. Ich glaube auch, es ist aus einem anderen Grund wichtig, dass man dort ist, das sieht man auch bei Funk. Also erstens, Meine Antwort ist deshalb, kein TikTok ist auch keine Lösung. Ich glaube auch, es ist aus einem anderen Grund wichtig, dass man dort ist. Das sieht man auch bei Funk. Erstens, weil es ist wichtig, dort zu sein, weil den demokratischen Auftrag zu erfüllen, bedeutet, dort hinzugehen, wo das Publikum ist. Das heißt, man macht auch Kabelfernsehen, wenn die Leute über Fernsehen Kabel haben. Ich weiß nicht genau das Gleiche. Aber das heißt, ich halte es für sinnvoll, dass man auf diesen Plattformen präsent ist und dort auf jeden Fall auch ein Gegengewicht liefert, für die, die es zumindest sehen wollen. Aber man lernt so viel. Wenn man mit den Leuten redet, was alleine der Know-how-Transfer von dem Jugendamt für Funk hinein in die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland, der ist so groß. Der von mir zitierte Florian Hager, der ist jetzt Intendant vom HR, vom Hessischen Rundfunk. Der war vorher der Gründungsgeschäftsführer von Funk. Und das ist kein Zufall. Der hat dann extrem viel mitgenommen. Da reden wir bis dahin, wenn wir uns endlich für Kommentare eröffnen, haben wir schon gelernt, was es bedeutet, mit Kommentaren in den sozialen Netzwerken umzugehen. Also zum Beispiel bedeutet das, dass Funk eine Software entwickelt hat, das ihnen erlaubt, Text- und Datamining von Kommentaren zu betreiben. Ein Beispiel vor einem Jahr war, oder vor zwei Jahren inzwischen, als der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen hat, wurden die Kommentare zu diesem Thema überschwemmt. Es waren 20.000, 30.000 Kommentare binnen zwei, drei Tagen. Und was die gemacht haben, ist, mit diesen Software-Tools, die sie da entwickelt haben, mal auszuwerten, okay, was interessiert die Leute eigentlich. Und was sie da draufgekommen sind, ist, dass ganz viele Leute eigentlich so, also nicht nur an den Inhalten und Fakten interessiert waren, sondern, wie gehe ich mit dieser Information um? Ich bin psychisch belastet, ich brauche vielleicht eigentlich hier auch, also das sind Themen, die mich persönlich treffen, wie gehe ich damit um? Und dann hat man quasi auf Basis dieser semantischen Textanalyse, man könnte händisch das überhaupt nie so auswerten, konnte man dann wiederum Inhalte, die diese Bedürfnisse adressieren, erstellen. Das ist nur ein kleines Beispiel. Kommentare sind unfassbar wertvoll, wenn man mit den Leuten redet, die ihre Inhalte auf YouTube präsent haben. Die sagen, ich will nicht auf Kommentare verzichten. Also das betrifft zum Beispiel auch die Redaktion von ZDF Magazin Royal, abgesehen davon, dass ich finde, die Kommentare unter den Böhmermann-Sendungen sind teilweise besser als die Jokes von ihm. Aber das ist nicht bei allen Folgen so. Also ich sage, das heißt, ich finde, das ist mir zu eng gedacht, das überschätzt massiv die Bedeutung der Öffentlich-Rechtlichen für die Plattformen, umgekehrt ist es genau anders, das ist asymmetrisch. Das heißt, ich würde sagen, gerade weil ich dafür bin, dass es eine Ausweichroute und Alternativen braucht, bedeutet das nicht, sich darauf zurückzuziehen und sich von den Plattformen quasi fernzuhalten. Das hielt sich für strategisch falsch. Es würde Lernoptionen quasi damit verloren gehen. Es ist auch, glaube ich, nicht durchhaltbar auf Perspektive. Wie kommen die User, sorry, nur ganz kurze Nachfrage dazu. Wie kommen die Userinnen zurück? Also gibt es einen Rückfluss oder gibt es Erfahrungen? Kommen die von Funk dann wieder, kann man das irgendwie sagen? Also abgesehen davon, dass man bei Funk, Funk gibt es jetzt seit 2016, habe ich bereits gesagt, das heißt, die ersten Formate sind aus der Zielgruppe rausgewachsen und es ist bereits passiert, dass manche Funk-Zielformate in die Mediathek übersiedelt sind, weil man gesagt hat, okay, oder ins Hauptprogramm, wo auch immer. Man darf nicht unterschätzen, die große Stärke der Öffentlich-Rechtlichen, warum auch die Öffentlich-Rechtlichen gar nicht die Gefahr ist, dass das eine komplette Totgeburt wird, so ein Angebot ist. Weil sie die Nutzerinnen und Nutzer haben, weil sie die Exklusivinhalte haben. Also da muss man einfach trotzdem sagen, ich meine, wenn ich so viel Geld in öffentlich-rechtliche Inhaltproduktion stecke, wie ich das in Deutschland und Österreich tue, wir reden da auch wirklich von hochwertigen, fiktionalen Produktionen, die wollen die Leute sehen. Und die werden auch teilweise, auch die jungen Leute wollen sie sehen. Und das heißt, da sind die Nutzerinnen und Nutzer sind dort. Ich muss sie nur dann mitnehmen oder ich muss ihnen die Möglichkeit geben, dort zu interagieren. Und das tue ich derzeit nicht. Also ich schneide mich da eigentlich ab. Ich vertreibe die Nutzerinnen und Nutzer, die sind schon da und zum Diskutieren schicke ich sie weg. Das ist das, was wir derzeit nicht. Also ich schneide mich da eigentlich ab. Ich vertreibe die Nutzerinnen, die sind schon da, und zum Diskutieren schicke ich sie weg. Das ist das, was wir derzeit tun. Ich habe die Nutzer weg von der Plattform, und dann schicke ich sie zurück auf die Plattform. Mein Mach ist, dass das ist Vergeudung von öffentlich-rechtlichem Geld. Ich hole, ich investiere in Inhalte, die die Leute zu mir bringt, und wenn sie dann sich darüber austauschen wollen, dann sage ich, das machst du aber bitte bei X oder das machst du bitte bei Insta. Also ich finde, das ist falsch. Okay, bitte Klaus Unterberg. Ich habe also auch zwei Fragen, aber vorweg einmal herzlichen Dank für diese Analyse, Lerna Tobusch, die ist für mich als jemand, der im Innenleben des Öffentlich-Rechtlichen lebt, beklemmend realistisch, aber erst recht richtig. Auch herzlichen Dank an die Concordia, die mit dieser Reihe, glaube ich, endlich einmal die Perspektive eröffnet für konstruktives Wissen jenseits von Schlagzeilen oder Grabenkämpfen. Also ich finde das sehr, sehr wohltuend und hoffentlich auch perspektivisch richtig. Meine Fragen sind ganz realistisch eigentlich. Also wenn das so ist, wie Topos ausführt, womit er im Übrigen auch nicht alleine ist. Also ich bin gerade auch Teil jetzt einer europäischen Initiative, die heißt die Council for European Public Space. Ich habe selber mit dem Christian Fuchs vor drei Jahren schon ein Internetmanifesto gemacht, das 1300 Wissenschaftlerinnen weltweit zur Unterstützung derartiger Ideen gebracht haben. Also es gibt starke Stimmen für das, was Leonard Dobusch hier auch zusammenfasst und vorausdenkt. Da steht er überhaupt nicht allein und es wird wirklich Zeit, dass man genau diese Möglichkeiten auch entsprechend füllt. Wenn das aber so ist, Leonard, und das wäre meine Frage, warum gibt es dann eigentlich keinen wirklichen Entwicklungsauftrag an die Öffentlich-Rechtlichen? Weil du sagst ja vollkommen richtig, das ist eine Multibillion, Multimilliarden-Infrastruktur, die wir in Europa haben. Ja, die ist finanziert, die haben wir in fast allen Ländern kompetent, vertrauenswürdig im Vergleich zu Social Media und so weiter. Warum eigentlich kommt da die europäische, die nationale Politik, auch der österreichische Gesetzgeber nicht drauf, einen wirklichen Entwicklungsauftrag zu formulieren? Ich sage das deshalb, weil ich ja die wirkliche Wirklichkeit kenne. Und ich bin empört darüber, dass sowohl meine Kritikerinnen jetzt im Zukunftsrat in Deutschland, das kennst du natürlich besser als ich, in ihren Empfehlungen wieder auf die Idee kommen zu sagen, der Öffentlich-Rechtliche in Deutschland sollte also stärker für in Deutschland lebende Menschen, die als Wähler und Wählerinnen sind, zurückkommen. Also das ist eine Art der Renationalisierung, die genau das Gegenteil bewirkt, von dem du richtigerweise sprichst. Ich habe tausend Beispiele, eines vielleicht noch dazu. Ich weiß ja selber, wir haben in der EBU, also in den Öffentlich-Rechtlichen, eine ganze Generation von tollen Projekten, wir haben zum Beispiel ein Projekt European Perspectives, das hat das alles, es gibt die algorithmische Steuerung, die öffentlich kontrolliert ist, Übersetzungstool, alles von dem du redest und warum das nicht, du weißt das wahrscheinlich, das wurde als Projekt von der EU nicht mehr finanziert mit dem fadenscheinigen Grund, weil die EBU Headquarter in der Schweiz hat und daher diese Förderungen nicht möglich sind. Und ich könnte da jetzt tausend Beispiele sagen, aber ich sage euch nur, innerhalb der Öffentlich-Rechtlichen gibt es ein enormes Innovationspotenzial, ich mache gerade auch eine Studie dazu. Daher zusammenfassend die Frage, sollte man nicht diese Infrastruktur wirklich zumindest mit einem Entwicklungsauftrag auch konfrontieren? Denn eines ist auch klar, mit den Finanzen schaut es natürlich grimmig aus. Ich habe persönlich versucht, dieses vorgenannte European Perspective Projekt in den ORF zu bringen. Und ich sage euch, wisst ihr, woran das gescheitert ist? Dass mir die Kollegen gesagt haben, sie schaffen das Reporting nicht. Sie haben nicht einmal 0,5 Vollzeitequivalente, die die notwendige Berichtslegung durchführen können. Das heißt, das ständig zu fordern, aber nicht einzufordern und auch entsprechend zu finanzieren. Und Funk, du weißt ganz genau, das war eine Startinvestition von 45 Millionen Euro. Der ORF ist jetzt mit einem Sparprogramm konfrontiert von 325 Millionen für die nächsten zweieinhalb Jahre. Also da macht man doch die Rechnung ohne den Wirt und das hilft ja auch nichts. Also wäre das eine vernünftige Idee oder nicht? Also zunächst, ich fange glaube ich mal bei Funk an. Also 45 Millionen Budget klingt viel, aber eigentlich ist es total wenig. Wenn ich mir vorstelle, das ist zehnmal so groß wie Österreich, das wären in Österreich 4,5 Millionen. Also die finde ich im ORF. Also am Geld alleine scheitert es nicht. Das soll nicht heißen, dass ich so einen Entwicklungsauftrag der Politik nicht gut finde, aber ich muss sagen, ehrlich gesagt, ich bin da, glaube ich, sogar viel bescheidener noch mit meinen Wünschen. Mir reicht es schon, wenn man dem ORF Dinge tun lässt. Das Hauptproblem ist doch, bis in Österreich vor allem, immer noch und noch stärker gewesen bis zum neuen ORF-Gesetz, dass der ORF ja nicht mal tun durfte, was vernünftig ist, weil man ihm so wenig erlaubt hat. Jetzt darf ein bisschen mehr. Es gibt immer noch Absurditäten wie Depublizierungsverbote. Es ist eh klar, dass fiktionale Inhalte nicht dauerhaft online bleiben können, weil die Lizenzkosten quasi da sind und man immer die Abwägung treffen muss, zahle ich mehr für längere Verweildauer oder nehme ich das Geld und stecke es in Neuentwicklung. Den Trade-off habe ich bei fiktionalen Produktionen immer. Aber warum man dann parallel dazu Nachrichten von gestern depublizieren muss, die eigentlich wirklich vor allem einer robusten, quasi demokratischen Öffentlichkeit dienen, die gegen Fake News und Desinformation helfen, kann man immer noch niemandem erklären. Und das erklärt aber, warum es diesen Auftrag nicht gibt, ist meine These. Man hat es ja gesehen, mit welchen schweren Geschützen hier aufgefahren wurde bei dieser längst überfälligen, nachholenden Modernisierung des ORF-Gesetzes. Da wurde von dem ORF als Massenvernichtungswaffe gesprochen, aber nicht von irgendwelchen Verrückten in der Kommentarspalte, sondern von etablierten Medienmanagern nicht mal des Boulevards. Also, das muss ich schon sagen, in so einem Klima, auf die Politik zu hoffen, hier den ORF noch zusätzlichen Entwicklungsauftrag mit vielleicht sogar zusätzlichem Geld zu geben, das hielte ich wieder für utopisch. Das glaube ich nicht. Aber meine Antwort ist deshalb, es tut mir leid, es gibt und in meinem Vortrag waren sicher ein Dutzend Dinge, die der ORF heute jetzt tun kann, ohne auf die Politik zu warten. Und das ist das, was ich mir vom ORF erwarte. Und wenn dann von Politik noch dazu was kommt oder noch zwei, drei Hürden abgebaut werden, super. Danke. Es gibt online eine Frage. Von Andi Kaltenbrunner. Ich glaube, teilweise wurden Themen schon angesprochen. Er bedankt sich mal für den spannenden Vortrag mit offener Plattform Perspektive für Public Value und fragt, wie viel Kompetenz dafür finden wir aber im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ob in ORF, ZDF, SRG oder Punkt, Punkt, Punkt, bereits aus Sicht des Österreichers mit ZDF Fernsehraterfahrung. Wie lange braucht es das um und aufzubauen, hat der ORF überhaupt noch genug? Also ich kann nur sagen, ich bin immer wieder überrascht, sowohl in Österreich als auch in Deutschland, wie viel, und da stimme ich jetzt dem Kollegen Unterberger schon zu vom ORF, wie viel Drive und Dynamik eigentlich auf der operativen Ebene da durchaus vorhanden ist. Also ich habe so einen ähnlichen Vortrag wie diesen vor drei Wochen in Wien schon gegeben, da war wieder jemand da von den Softwareentwicklungsabteilungen, der im ORF Software entwickelt, und der hat gesagt, ja, ja, ja, lasst uns machen. Auch wenn ich, ich habe einen Vortrag schon vor Jahren gehalten, mit dem Titel Chaos im Fernsehrad am Chaos-Communication-Kongress, der größten Hacker-Treffen im deutsch-bayerischen Raum. Da sind nachher Trauben von Softwareentwicklung aus öffentlich-rechtlichen Kontexten um mich herum gestanden, die mir bis heute Nachrichten schicken und die intern für solche Lösungen kämpfen. Das Coole ist ja, dass in der Softwareentwicklerszene, dass dort der Open Source nicht einen schlechten, sondern einen guten Ruf hat. Weil man ja auch als Softwareentwickler oder Softwareentwicklerin, wenn man ein Open Source mitentwickelt, macht man mehr als seinen Job. Wenn ich Open Source entwickle, dann leiste ich einen Beitrag zu einem digitalen Gemeingut. Das ist dann mehr als nur, ich habe was gemacht für meinen Arbeitgeber, sondern ich habe was geschafft, was vielleicht bleibt, was Dritte nutzen, was unseren gesellschaftlichen Wohlstand steigert, ohne dass man sofort den BIP vielleicht sieht. Und das ist eigentlich etwas, warum ich da total guten Mutes bin, dass da genug Kompetenz da ist. Wir entwickeln ja sowieso Software. Der Punkt ist, wir zahlen Leute, es passiert sehr viel Inhouse. Das ist gut so, ich finde das richtig, aber das muss man einfach stärker umsteuern in Richtung auf Basis offener Software, Standards und Protokolle. Also ich halte das für total realistisch und vielleicht ein letzter Punkt noch. Ich habe vorher kurz am Rande nur erwähnt, dass inzwischen ARD und ZDF-Mediathek miteinander verschränkt sind. Man muss sich das vorstellen. Vor fünf Jahren habe ich noch einen Vortrag gehalten auf der Republika, wo ich mich lustig gemacht habe darüber, dass es zwölf verschiedene Mediatheken alleine in der ARD gibt, die alle separat entwickelt werden, die von Usability einen Schlechtigkeitswettkampf hatten. Und damals bestand aber noch ein gesetzliches Verbot der wechselseitigen Verlinkung. Das ist erst 2019 gefallen. Dann mussten neue Telemedienkonzepte verabschiedet werden. Und inzwischen ist es so, dass ich ein Single Sign-On habe, aus der ARD-Mediathek auf alle ZDF-Inhalte und umgekehrt zugreifen kann, die Suche übergreifend implementiert ist, die Empfehlungsbänder 30% Empfehlungen der quasi anderen Seite implementiert haben. Das heißt, ich habe hier eigentlich im Hintergrund innerhalb von zweieinhalb Jahren eine gemeinsame Plattform Infrastruktur geschaffen, auch wenn es nach außen noch zwei Portale gibt, was ich übrigens auch für gut finde, weil ein Portal ist eigentlich ein redaktionelles Angebot. Ich habe eine Software-Infrastruktur im Hintergrund, aber was dann als ein Portal gefeatured wird, welche Empfehlungsalgorithmen dort implementiert sind, das sind eigentlich redaktionelle Fragen. Das ist genau das, wo ich sage, da ist es wichtig, dass das ein öffentlich-rechtlicher Anbieter anders macht, als ein rein algorithmisch profitorientierter Anbieter. Also das heißt, insofern ist meine Antwort, es ist möglich, und zwar eben nicht nur, weil ich es behaupte, sondern es gibt die Beweise, dass in die Richtung schon sehr viel passiert ist und dass man hier in Österreich wirklich, man muss hier nachziehen. Man muss nicht mal jetzt besonders viel neu erfinden. Danke. Gibt es weitere Fragen, Anmerkungen? Sonst würde ich hier einen Punkt machen. Ich bin eine Freundin der Kürze und danke dir ganz, ganz herzlich für diesen energetischen, optimistischen, real-utopischen Ausblick. Ich gehe erfrischt ins Wochenende. Und ich freue mich auf Weiteres. Und auf die Umsetzung freue ich mich auch schon. Dankeschön. Danke. Gracias.