Wir sind heute hier im Studio von FS1, dem freien Fernsehsender Salzburg und möchten uns mit den Themen Kultur und Diversität auseinandersetzen. Ich bin Tobias Posawetz und ich freue mich, Sie gemeinsam mit meinem Kollegen Martin Wassermeyer durch diese Sendung zu begleiten. Martin, möchtest du vielleicht ganz kurz ein paar Hintergründe zum DREIG erzählen? Genau, Tobias. Beim DREIG handelt es sich um ein gemeinschaftliches Projekt der drei in Österreich existierenden Community-TV-Sender. Tobias hat es schon gesagt, OCTO in Wien, DorfTV in Linz und eben hier FS1 in Salzburg. Und wir wollen im Vorfeld der Nationalratswahl aktiv auch uns einmischen in die politische Debatte. Wir wollen das aber auf eine andere Art und Weise tun. Wir verstehen es ja auch als ein alternatives Fernsehen und haben uns überlegt, eher nicht mit weiteren TV-Duellen beizutragen, schon gar nicht noch mehr Roundtables oder sogenannte Elefantenrunden zu machen, sondern wir haben gesagt, wir laden uns Personen ins Studio zur Diskussion ein, die vor allem aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Sektoren kommen, weil wir davon überzeugt sind, dass hier sehr, sehr viel Expertise anzutreffen ist, die eigentlich die politische Auseinandersetzung in Österreich dringend braucht. Und so handhaben wir das auch heute und wir freuen uns natürlich, dass wir das jetzt in Angriff nehmen können. Genau, und bei uns ist es so, dass es in jeder Sendung zwei Themenschwerpunkte gibt. Wie erwähnt haben wir heute Kultur und Diversität und pro Themenschwerpunkt haben wir eben auch einen Gast. Und zum Thema Kultur darf ich ganz herzlich Yvonne Gimpel bei uns begrüßen. Yvonne Gimpel ist Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich. Schön, dass Sie hier sind. Danke für die Einladung. Und zum Thema Diversität darf ich ganz herzlich Michael Hunklinger bei uns begrüßen. Michael Hunklinger ist Politikwissenschaftler und forchtet im Bereich in Demokratie, politische Partizipation und Queer-Politics. Heuer im Frühling ist auch das Buch Pride vom Verlag Krehmeier und Scherio herausgekommen. Schön, dass auch Sie hier sind. Dankeschön. Ja, gehen wir gleich in medias res, verlieren wir keine weitere Zeit. Frau Giebel, ich darf mit Ihnen beginnen, gleich mal das Augenmerk auf das große Thema Kultur richten. Wenn wir ein bisschen zurückblicken in die Vergangenheit, so erinnern wir uns, dass etwa noch in den 1990er Jahren Kulturpolitik als Politikfeld noch wesentlich größere Aufmerksamkeit gefunden hat. Die Ressortverantwortlichen in der Bundesregierung, ich nenne jetzt zwei Namen, etwa Hilde Havlicek, aber auch Rudolf Scholten, die waren in der Öffentlichkeit eigentlich gemeinhin bekannt. Ursula Basterg, auch noch in den 2000er Jahren Wiener Kulturstadträtin der SPÖ, hat sogar mal davon gesprochen, dass es sich bei der Kulturpolitik um das eigentliche Ideologieressort handelt. Also da sieht man, welchen Stellenwert das auch noch hatte. Heute ist das irgendwie anders. Da sieht man, welchen Stellenwert das auch noch hatte. Heute ist das irgendwie anders. Was hat sich denn da verändert in der öffentlichen Wahrnehmung, vielleicht auch in der Bedeutung von Kultur und Kulturpolitik? Was ist denn von der früheren Bedeutung heute eigentlich noch übrig? Ich würde leider dem Befund zustimmen. Der Anspruch, Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik, die das Zusammenleben mitgestaltet, ist nach wie vor da. Also ganz stark auch von der Szene, die lebt das ja in ihrer DNA zu weiten Teilen. Aber von der politischen Ebene sehe ich einen graduellen Verlust dieses Anspruchs, der sich immer mehr darin ausdrückt, dass man versucht, das Bestehende in dem historisch gewachsenen über Jahrzehnte System fortzuführen und keine wirkliche Systemreform sich traut anzugehen. Das heißt, Kulturpolitik ist heute ganz stark orientiert auf Förderung künstlerischer Exzellenz und das kann auch zu Recht durchwegs auch als ein Elitenprogramm kritisiert werden und dann den Erhalt von der bestehenden kulturellen Infrastruktur, vor allem jener, die im Eigentum oder Sämieigentum der öffentlichen Hand sind. Aber ein Anspruch zu sagen, neben der künstlerischen Weiterentwicklung und der Exzellenz ist Kultur auch etwas wie eine Daseinsvorsorge, ein Teil einer kritischen Infrastruktur, die wir brauchen als Mensch in unserem Zusammenleben, um Fragen des Jetzt, des Hier, aber auch der Zukunft auszustreiten, zu verhandeln, zu experimentieren und einfach auch mitzugestalten. Dieser Anspruch, der wird von der Politik eigentlich nicht erhoben. Auf einzelne Details werden wir noch zu sprechen kommen im Laufe unserer Sendung, aber Tobias? Ja, das zweite Thema neben Kultur ist Diversität. Es gibt auch einen Grund, weshalb wir auch Diversität für das Dreieck auch als Themenschwerpunkt gewählt haben. Und das ist die momentane gesellschaftliche Entwicklung. Denn einerseits befindet sich die Gesellschaft in Europa in einem Höhepunkt, was die rechtliche Gleichstellung von der LGBTQIA-Plus-Community betrifft. Andererseits werden gerade diese Errungenschaften, die in den letzten Jahrzehnten gezielt worden sind, gerade von rechter oder konservativer Seite auch infrage gestellt oder auch angegriffen. Herr Hunklinger, Sie als Politikwissenschaftler beschäftigen sich ja auch viel mit den Queer-Politics. Was genau versteht man unter Queer-Politics und wie sehen diese Handlungsfelder auch aus? Ja, Queer-Politics im Großen und Ganzen ist alles, was mit den Themenbereichen sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu tun hat, aber natürlich auch mit Geschlecht und Sexualität insgesamt. Und das sind Querschnittsthemen in der Gesellschaft. Insofern ist alles aus einer politikwissenschaftlichen Sicht natürlich sehr stark der Fokus auf Institutionen. Wie wird das zivilgesellschaftlich verhandelt? Wie wird das aber auch gesamtgesellschaftlich verhandelt, aber mehr ist der Fokus natürlich auf, wie schaut es rechtlich aus oder was sind die verschiedenen Handlungsfelder. Und das ist zum Beispiel einmal die rechtliche Dimension, anderem aber auch Themen wie Bildung oder auch gesellschaftliche Themen. Es wird ja auch heute die Begriffe wie Queer oder LGBTQI plus fallen. Können Sie vielleicht kurz für unsere Zusehenden auch erklären, was diese Begriffe bedeuten? schwule und lesbische Personen immer wieder gebraucht worden ist. Im Zuge der Emanzipationsbewegung der LGBTQ-Plus-Community wurde das auch einfach dann endlich wie Impressionismus, erst vom Schimpfwort dann zum eigenen Stilbegriff, zur eigenen Selbstbeschreibung verwendet. Und heute wird es vor allem auf einer emanzipatorischen Perspektive hin verwendet, emanzipatorischen perspektive hin verwendet für eben alle menschen die nicht in diese klassischen heteronormativen zweier binären gesellschaftsnormen passen und der begriff lgbtq plus ist eben die abkürzung die englische und wird als umbrella term als regenschirm begriff verwendet für lesbisch schwul bisexuell trans personen und alle anderen Personen, die eben auch nicht in diese gesellschaftliche Norm so passen. Frau Gimpel, auch meine nächste Frage an Sie hat mit Vielfalt zu tun. Österreich gibt ja normalerweise viel Geld aus für Kunst und Kultur. Vor allem wird das deutlich, wenn wir uns das im internationalen Vergleich ansehen. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, ob viel Geld auch tatsächlich plurale Ausdrucksformen bedeuten. Die UNESCO hat in einer sehr berühmten Konvention, nämlich zum Schutz der kulturellen Vielfalt 2005, die Mitgliedstaaten eingeladen oder aufgefordert, sich dem Schutz der kulturellen Vielfalt anzuschließen. Lassen Sie uns mal ganz kurz da so eine Art Bestandsaufnahme machen. Wie steht es denn in Österreich um kulturelle Vielfalt? Ist das etwas, was wir vielleicht schon ausweisen können und sagen, okay, wir haben ja sozusagen, die Budgets spiegeln ja auch Spartenvielfalt wider, aber dennoch, wenn man genauer hinsieht, ist da vielleicht noch die eine oder andere größere Lücke zu erkennen. Wie würden Sie denn diese Vielfalt in etwa beschreiben? Ich würde gerne zuerst eingehen auf die Frage der Finanzierung. Und ja, es sind große Summen, wenn man es sich allerdings im EU-Vergleich ansieht, sind wir so ziemlich im Schnitt. Und wenn man sich ansieht, wohin die Gelder vom Kunst- und Kulturbudget fließen, immer bei der Statistik eine Frage, was sind die Referenzen, was fällt all das darunter etc. Aber dann sind das von allen Ausgaben, von dem kleinen Heimatmuseum über die Musikschulen bis zum Denkmalschutz etc. nur maximal 10 Prozent, die wirklich an die freie Szene fließen, also dort, wo nicht die großen Institutionen weitergeführt werden etc. Und nach Kontext Nationalratswahl von den Bundesausgaben sind es relativ stabil über die Jahre 0,1 Prozent, die in die freie Szene fließen. Die Beträge anhören sich viel an, aber in diesen quasi Relationen gesehen merkt man, das ist nicht so viel. Sagt aber natürlich nichts aus über die Vielfalt, die damit gefördert wird. Und ja, die Vielfalt ist bei uns definitiv da, wo wir allerdings ein großes Problem haben, weil die UNESCO-Konvention erwähnt wurde und diese Konvention gilt als so die Magna Charta der Kulturpolitik, die die Prinzipien mal definiert und sagt, Hopp, Kunst und Kultur hat einen Stellenwert, der über die Wirtschaft hinausgeht. Und deswegen muss man es öffentlich unterstützen und ermöglichen. Aber, sie sagt auch, und dort ist sie sehr hart, weil der Rest ist relativ interpretationsoffen, es bedeutet auch offen zu sein, Internationalisierung und Rahmenbedienungen zu schaffen, damit Kulturarbeiterinnen, Künstlerinnen und Künstler aus dem, den Begriff verwendet sie, sogenannten globalen Süden, auch bei uns aktiv tätig werden können, ihre Werke präsentieren können, Dialog treten können, you name it. Und da sind wir seit der Konvention Ratifizierung absolut säumig. Wir wissen alle, wie das Fremdenunrecht, würde ich jetzt nennen, ausschaut. Und da ist natürlich in der Vielfalt definitiv ein blinder Fleck, den man aber ganz bewusst politisch auch nicht angreifen möchte. Ich darf ganz kurz nachfragen, denn schon nächstes Jahr 2025 ziehen wir 20-jährige Bilanz. Und diese Konvention zum Erhalt oder zum Schutz der kulturellen Vielfalt hat ja eigentlich eine interessante Folgewirkung mit sich gebracht, nämlich dass die beteiligten Nationalstaaten quasi ihre Vielfalt dahin ausgelegt haben wollen, indem sie ihre eigene nationale Identität betonen. Das ist ja ein Widerspruch in sich. Ist das Ihrer Meinung nach, wird das ausreichend kulturpolitisch wahrgenommen? Oder wie artikuliert sich denn hier Kritik? Die Kritik artikuliert sich, aber sie stößt weitgehend auf taube Ohren. Das muss man ganz klar sagen. Und das sieht man auch ganz aktuell. Es sind ja ganz frisch die kulturpolitischen Leitlinien des Bundes veröffentlicht worden. Grundsätzlich kann man kritisieren, weil jetzt wird nichts mehr umgesetzt und so weiter. Aber Sie erheben mal den Status quo. Was ist so Sachstand? Wo sind die Ausrichtungen? Wohin soll es gehen? Und da gibt es auch das Kapitel Internationalisierung, aber es wird ausschließlich gesehen, aus wie können wir Österreich und österreichischen Akteurinnen zu mehr Sichtbarkeit in der Welt verhelfen. Dass diese Medaille auch eine andere Seite hat, ist fast nicht wahrnehmbar. Und es gibt sehr viele Mitstreiterinnen, aber wenn man mit Veranstaltenden redet, Und es gibt sehr viele Mitstreiterinnen, aber wenn man mit Veranstaltenden redet, egal ob es jetzt Konzerte sind, ob es Residenz sind, ob es gemeinsame Theaterproduktionen sind, was für ein Aufwand und bürokratischer Hürdenlauf es ist, Künstlerinnen aus EU-Trittstaaten, also jetzt wirklich außerhalb von der EU betrachtet, überhaupt herzubekommen, für sie ein Visum zu bekommen, obwohl sie ganz klar Verträge haben mit Honorar etc. Das ist ein definitives Manko, das eigentlich brach liegt, obwohl die Forderungspapiere seit Jahren da sind, wirklich ganz konkret mit realistischen kleinen Schritten, wo man an den Rädchen drehen könnte. Aber die Gesprächsbereitschaft ist nicht da. Und ich würde gerne ein Stichwort von vorhin aufgreifen, Querschnittsmaterie. Das ist ja der Anspruch, den wir in der Kulturpolitik, zumindest aus interessenspolitischer Perspektive, immer haben. Bitte, Kulturpolitik ist nicht nur Kunstförderung. Es geht genauso um Steuerrecht, um Sozialrecht, um Visumspolitik. Und da müssen sich die zuständigen Ressorts zusammensetzen und sagen, wie können wir das lösen, damit nicht das eine Ressort das, was das andere Ressort versucht zu verhindern. Aber da sind wir in der österreichischen quasi Verwaltung und politischen Praxis einfach noch lange nicht. Tobias? Ja, im Juni war ja der offizielle Pride Month. In Wien hat da die Regenbogenparade auch stattgefunden. Die Regenbogenparade ist eine Demonstration, bei der es um Akzeptanz, um Respekt und um gleiche Rechte für die LGBTQ plus Community gibt. OKTO in Wien war direkt vor Ort bei der Regenbogenparade und hat ein paar Eindrücke für uns gesammelt, die wir uns jetzt gemeinsam anschauen möchten. Die Pride. Ein großes, buntes Fest in Wien. Aber auch jährlich ein Zeichen dafür, dass der Kampf für Gleichberechtigung und Menschenrechte noch nicht vorbei ist. Über 340.000 Menschen haben sich auch dieses Jahr wieder auf die Straßen begeben, waren laut, queer und lebensfroh. Aber warum ist die Pride für jeden wichtig? Ich glaube für Menschen, die nicht queer sind und keine Berührungspunkte haben, die haben da ganz, ganz, ganz viele Blindspots, die es aufzuarbeiten gibt, weil Diskriminierung findet man in jedem Aspekt des Alltags. Sei es, ob fremde Menschen im Internet irgendwie dich anschreiben, weil sie dein Profil sehen und dir Beleidigungen oder Hasskommentare schicken oder dich nach deinen Geschlechtsteilen fragen. Das sind Alltagserfahrungen, die, glaube ich, relativ normal sind für queere Personen. Es ist nicht selten, dass ich angespuckt werde auf der Straße oder dass mir physische Gewalt zumindest angedroht wird. Man braucht auf jeden Fall gescheite Antidiskriminierungsmaßnahmen. Ich glaube, wenn man als Person, die nicht cis und hetero aus dem Haus geht, passiert das relativ schnell. Das fängt an bei Blicken und bei blöden Meldungen und geht weiter zur Diskriminierung bei der Wohnungssuche oder am Arbeitsplatz. Es ist halt einfach immer nur relativ zart und das soll nicht mehr so sein. Ich glaube nicht, dass Politik an sich was machen kann, sondern dass es an der Gesellschaft liegt, weil die Gesellschaft die Politik aussucht, die quasi im Parlament sitzt. Was zum Beispiel getan werden könnte, ist, dass Trans Rights deutlich mehr ausgebaut werden könnten, eine Namensänderung ist in Österreich immer noch ein wahnsinnig, wahnsinnig teurer und aufwendiger juristischer Prozess, der auch menschenverachtende psychologische Gutachten mit sich führt. Dieser ganze Struggle schlägt sich natürlich auf die Psyche ab, weswegen queere Menschen überdurchschnittlich oft unter psychischen Krankheiten leiden, gerade unter Depressionen, die in den meisten Fällen auf gesellschaftliche Ausgrenzung zurückzuführen ist. Ich hätte mir damals schon gewünscht, dass da viel mehr Diskurs darüber schon war. Weil es für mich damals hat sich noch nicht normal angefühlt. Und ich habe gedacht, dass da irgendwas falsch mit mir ist, was so nett davon ist. Einfach Aufklärung. Ich glaube, ich hätte mir gewünscht, dass mein Coming Out kein Kampf gewesen wäre, der sich immer wieder wiederholt hat, sondern dass es eigentlich kein Coming Out hätte geben müssen. Weil es eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir alle quasi unsere Sexualität und unser Gender so ausleben können, wie wir wollen. Ja, Herr Hunklinger, wir haben jetzt einige Stimmen von der Pride in Wien gehört. Es wird mehr Aufklärung gefordert, mehr Antidiskriminierungsmaßnahmen oder auch mehr oder den Ausbau von Rechten für Trans-Personen. Spiegeln diese Themen auch das wieder, für das die Politik mehr einsetzen soll? Ja, absolut. Also ein Thema, das im Beitrag angesprochen worden ist und das Sie auch angesprochen haben, ist Aufklärung. Also es ist ein Thema, wenn es um queere Politik geht oder um LGBTQ-Plus-Personen, wo es sehr viel Meinung gibt und sehr viel Vorurteile und sehr viel Unwissen und eben sehr wenig Wissen gibt. Und gerade da, das wäre eben einfach ein ganz wichtiges Feld, wo sich politische Parteien oder auch einfach politische Organisationen durchaus einbringen können, wenn es darum geht, aufzuklären oder auch einfach zum Beispiel zu fördern, kulturelle Vielfalt, aber auch eben Vielfalt im Bereich von Forschung oder anderen zivilgesellschaftlichen Aktionsfeldern. Also das ist ein Thema. Ein zweiter Bereich, der angesprochen worden ist, die rechtliche Situation. Da sind wir in Österreich, wie auch im Kulturbereich, ungefähr im Mittelfeld. Also es gab auch einige Fortschritte in den letzten Jahren und Jahrzehnten, aber es bleibt natürlich sehr viel zu tun. Also gerade Stichwort Transpersonen, das Selbstbestimmungsgesetz, ähnlich wie es jetzt in Deutschland beschlossen worden ist, wo es darum geht, dass einfach diese Hürden für Transpersonen, den Geschlechtsantrag zu ändern, einfach abgebaut werden. Also das wäre ein Thema. Aber auch Hass im Netz oder Antidiskriminierungsmaßnahmen, das sind Themen, die auf rechtlicher Ebene durchaus anstehen, auch wenn wir jetzt im Hinblick auf die Nationalratswahl uns anschauen, was sind Themen, die verhandelt werden. Und dann auf gesellschaftlicher Ebene sind Homo- und Transphobie nach wie vor leider ein Thema. Ein Stichwort, das auch angesprochen worden ist im Beitrag, ist das Thema Gewalt. Also was wir sehen, während der Parade oder Regenbogenparade am Ring wird gefeiert, wird demonstriert. Aber am Weg nach Hause gab es in den letzten Jahren immer wieder Übergriffe und Angriffe, sowohl physisch als auch verbal. Also auch da wird einfach klar, dass queere Sichtbarkeit heute nach wie vor gefährlich sein kann. Sie haben jetzt die gesellschaftliche Ebene auch angesprochen. Das war ja auch eine Stimme aus dem Beitrag, die gemeint hat, dass weniger die Politik da was verändern kann, sondern die Gesellschaft an sich. Wie sehen Sie diesen Kommentar? Ich glaube, es braucht beides. Also die Politik, die muss natürlich die Rahmenbedingungen machen. Aber was wir vor allem brauchen, ist auch Akzeptanz in der Gesellschaft. Und ich sage immer, Homo- und Transphobie sind nicht ein Problem von Schwulen, Lesben oder Transpersonen, sondern es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es ist auch immer ein Merkmal, wie eine Demokratie mit Minderheiten umgeht, wie reif oder wie qualitätvoll eine Demokratie ist. Und deswegen ist, wie gesagt, Homo- und Transphobie sind gesellschaftliche Probleme, die uns alle etwas angehen. Und insofern, glaube ich, braucht es beide Ebenen, die politische und die gesellschaftliche. Das heißt, Thema Diversität und LGBTQ+, das ist auch ein Thema, das uns alle angeht. Absolut richtig, ja, würde ich sagen. Auch das dankenswerterweise schon ein Stichwort gleich zur nächsten Frage in Richtung Yvonne Gimpel überzuleiten. zur nächsten Frage in Richtung Yvonne Gimpel überzuleiten. Frau Gimpel, Sie haben es zuvor kurz angesprochen, Kunststaatssekretärin Andrea Mayer von der Partei der Grünen hat im Juni kulturpolitische Leitlinien veröffentlicht. Das ist einerseits sehr mutig, weil doch davon auszugehen ist, dass die Grünen nach der Nationalratswahl am 29. September der nächsten Bundesregierung nicht mehr angehören werden. Dennoch, die Inhalte sollten Aufmerksamkeit verdienen, denn sie kommt in diesen Leitlinien auch auf Demokratiepotenziale zu sprechen, in den Bereichen Kunst und Kultur, sehr stark natürlich auch in der Kulturarbeit. natürlich auch in der Kulturarbeit. Da ist, und auch diese Idee ist ja nicht ganz neu, immer wieder von gesellschaftlicher Teilhabe in der Kultur die Rede. Das sollte allemal auch eine nähere kritische Betrachtung finden, denn inwieweit, und das ist jetzt auch meine Frage an Sie, inwieweit neue Partizipationsansätze alleine schon auch in diesen Zusammenhängen mit Integration oder Inklusion Ihrer Meinung nach sozusagen in Kunst und Kultur heute schon ausreichend Rechnung getragen wird? Die Frage ist immer in der Praxis oder quasi in den Rahmenbedingungen. Das kann korrespondierendes Gefäß sein, muss es aber nicht und es kommt natürlich darauf an, wohin man schaut, unter Anführungszeichen. Also gerade von unserer IG Kultur, von den Mitgliedern her gedacht, die soziokulturellen Initiativen, der Begriff an sich sagt schon, dass da etwas in einer DNA drinnen ist, Bottom-up-Entwicklung, Christ-Root-Initiativen, die sich entwickeln mit dem, was hier ist, mit den Menschen gemeinsam und auch so weiter sich entwickeln. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass in der Forschung ist das ein sehr langes Thema und die Forschung ist eigentlich auch etwas im Kulturbereich, die leider sträflich vernachlässigt wurde. Man hat viel gesprochen, dass es eigentlich einen sogenannten Audience-Turn bräuchte. Also das Publikum, wobei ich würde weitergehen, die Mitwirkenden, die Teilhabenden in den Mittelpunkt zu stellen und nicht nur die künstlerische Produktion an sich. Und da haben wir definitiv einen sehr großen Nachholbedarf, auch wenn in der Praxis ganz, ganz viele Initiativen super vorbildlich, wirklich auch innovativ zeigen, wie es gehen kann. Das sind aber Transformationsprozesse. Transformationsprozesse brauchen stabile Rahmenbedingungen, sie brauchen Zeit und sie brauchen eine Anerkennung, die sich auch in Ressourcen ausdrückt. Und da hilft es natürlich, wenn man sehr wohl auch von der Politik entsprechende Rahmenbedingungen bekommt. Weil das Stichwort Demokratie gefallen ist, will ich noch gerne etwas anschließen, weil es auch sehr frisch ist. Stichwort Demokratie gefallen ist, würde ich noch gerne etwas anschließen, weil es auch sehr frisch ist. Das eine ist die Frage, wie kann man die kulturelle Produktion demokratisieren? Also hier vorhin schon ein bisschen skizziert, weg von diesen Elitengeschichten, die ja ganz oft noch da ist. Wir müssen quasi den jungen Menschen die Kunst näher bringen, den Kanon näher bringen. Ja, ja, ganz wichtig, aber es geht auch darum zu fragen, was produziert ihr selber? Was interessiert euch? Was hat mit eurem Leben zu tun? Das macht einen ganz anderen Zugang auf. Und dann aber auch die andere Seite, dass kulturelle Teilhabe ganz wesentlichen Einfluss hat auf die demokratisch Verfasste in einer Gesellschaft insgesamt. Also eine jüngste Studie, es ist jetzt schon zwei, drei Monate alt, von der Europäischen Kommission, die hat internationale Forschungsergebnisse zusammengetragen und die zeigt, dass kulturelle Teilhabe einen positiven Einfluss hat auf, wie oft gehen die Leute zur Wahl, bringen sie sich vor Ehrenamtlich ein, machen sie an gemeinschaftlichen Projekten mit und wollen die Gemeinschaft aktiv mitgestalten. machen sie an gemeinschaftlichen Projekten mit und wollen die Gemeinschaft aktiv mitgestalten. Je stärker der Einfluss auf diese Wirkungen, wenn es aktiv ist, aber sogar bei passiven Kulturteilhabe, hat es auch schon einen Effekt. Und was mir im Kopf geblieben ist, weil es so griffig ist, eine italienische Studie, die herausgefunden hat, nur Steigerung des kulturellen Konsums, das ist schon wirklich passiv, um ein Prozent, hat zu einem Rückgang von Hasskriminalität um 20 Prozent geführt. Und da merkt man, dass Kultur eine Investition ist, die weit darüber hinaus wirkt, als nur jetzt was quasi da in den Locations und in den Kulturräumen passiert. Ganz kurz darf ich nochmal nachhaken auf die Rolle und die Bedeutung des Publikums, komme ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu sprechen, möchte aber ganz kurz nochmal darauf hinweisen, dass wir ja jetzt schon seit einigen Jahren ein stärkeres rechtes, rechtspopulistisches, auch rechtskonservatives Engagement in der Kulturfrage erleben, nämlich mit dieser durchaus sehr aggressiven Einführung des Begriffs der Leitkultur, der ja quasi nichts anderes erzeugen will, als über kulturelle Begrifflichkeiten, auch kulturelle Leitvorstellungen, sowas wie eine nationale Zugehörigkeit als das Paradigma schlechthin herzustellen, wo wir dann letztendlich eine Gesellschaft vorfinden, wo Menschen dazugehören, eben sozusagen einer Leitkultur und andere sozusagen dazu nicht zu zählen sind. Das ist ja etwas, was auch in weiterer Zukunft gerade diesen demokratiepolitischen Ansätzen noch große Probleme bereiten wird. Was hätten Sie denn kurz da für eine Idee, wie man dem auch tatsächlich begegnen kann? Puh, ja Kultur ist ein neutraler Begriff, wenn man so möchte, unter Anführungszeichen ideologisch massiv aufgeladen, aber das kann natürlich in jede Richtung gehen. Also das ist ja die Kultur immer gleichzusetzen oder Kunst mit Heilsversprechen halte ich für sehr gefährlich. Aber natürlich hat es mit Entwicklungen zu tun, die auch mit Bildung zu tun haben, ganz massiv. Und da sehe ich auch sehr viele Leerstellenvernachlässigungen und ganz dramatische Entwicklungen. Medienkompetenz ist da eins, aber auch quasi Kulturkompetenz ein ganz starker Punkt. Und insofern würde ich da ganz stark auf diese Vernetzung setzen, weil es mit Menschenbildung zu tun hat, insofern als ein Basiswissen da sein muss, was heißt denn überhaupt Demokratie? Und wenn ich Begriffe höre wie illiberale Demokratie, dann kann man eigentlich aufhören zum Diskutieren, weil da fehlt es an einem Grundverständnis und es wird aber von den Medien einfach so weiter rezipiert. Und das braucht eine Kompetenz, das überhaupt zu hinterfragen und daran kann die Kultur alleine zwar ein Rädchen sein, aber wie erwähnt, gerade Protestformen, die sich kultureller Mittel bedienen, sind ja auch von Rechten ganz stark gekapert worden in den letzten Jahren. Also das ist ein offenes Feld, in welche Richtung das geht. Und hier muss man in Bildung, und zwar nicht nur in der formalen, sondern auch in der nonformalen Bildung, massiv ansetzen. Tobias? Ja, Frau Gippel, Sie haben jetzt auch gerade Studien erwähnt. Ich möchte jetzt mit einer Studie weitermachen. Und zwar hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2023 veröffentlicht den LGBTQI-Plus-Gesundheitsbericht 2022. Dabei wurden Diskriminierungserfahrungen abgefragt von der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität und weiteren Merkmalen. Und zwar in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Bildung, Zugang zu Dienstleistern, Ämter und Behörden und auch in den sozialen Medien. 89 Prozent der Befragten haben bejaht, dass sie in mindestens einem dieser Bereiche diskriminiert worden sind. 89 Prozent ist ein sehr hoher Prozentsatz. Herr Hunklinger, warum ist in unserer Gesellschaft diese Ablehnung und Diskriminierung von geschlechtlicher Vielfalt, aber auch LGBT-Körplast-Personen so zu spüren? Und wie manifestiert sich das? Ja, also diese Zahlen überraschen mich leider gar nicht. Und jetzt im Anschluss auch an die Frage von vorher, in welchem gesellschaftlichen Klima leben wir? In einem Klima, wo es darum geht, wer ist die Leitkultur oder wer ist im ÖVP-Sprech jetzt normal oder wer ist nicht normal. Und wo diese Themen einfach diskutiert werden, ist es gerade für Jugendliche, und das ist ja auch einer der Schwerpunkte dieses Berichts, einfach schwierig, sich selbst zu sein oder einfach zu erkennen, ich passe vielleicht nicht in die gesellschaftliche Norm. Ich glaube, dass Gesundheit ein sehr wichtiges Thema ist, auch für Transpersonen im Umgang mit Medizinpersonal, im Umgang mit den Ämtern. Ich glaube, dass da sehr viel zu tun ist. Aber es fängt auch ganz im Kleinen an. Wenn man in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt und am Montag erzählt, vielleicht im Büro, was man am Wochenende mit dem Partner gemacht hat. Also da muss man ganz oft, je nach Kontext natürlich, überlegen, kann ich das einfach so erzählen? Oder bin ich dann in einer Schublade oder sind es diese Hürden? Also es gibt diesen ganzen kleinen, diese Mikrodiskriminierungen, aber es gibt eben auch Anstieg an Gewalt, es gibt Anstieg an eben ganz gezielt Hormon-Transphobie, Hass im Internet oder auch Hass auf der Straße. Also all das sind die Themen, die Diskriminierung auslösen. Und wenn man sich da jetzt eben auch so diesen rechtlichen Schutz anschaut, also es gibt ja dieses Gleichhandlungsgesetz, wo generell jedes Geschlecht und jede Geschlechtsidentität vor Diskriminierung geschützt ist. Das ist aber nicht in allen Bereichen so, sondern gerade die sexuelle Orientierung ist ja nur in der Arbeitswelt geschützt, in allen anderen Lebensbereichen nicht. Wieso ist das in Österreich nicht geregelt? Paar mir eine Wohnung anschaut, kann ich mir einfach nicht sicher sein, ob ich nicht abgelehnt werde, einfach aufgrund dessen. Also das ist einfach ein ganz plakatives Beispiel dafür, warum es wichtig wäre, diesen Diskriminierungsschutz auszubauen. Aber wie so oft gibt es in Österreich hier leider eher Stillstand als Fortschritt. Ja, Tobias, wir sind fast bei halber Zeit unserer Sendung. Um zur nächsten Frage überzuleiten, darf ich meine Zustimmung ersuchen, die diesmal von unseren Kolleginnen und Kollegen von DorfTV kommt, nämlich aus Linz. die dazu beitragen, sozusagen auch ein Bild zu erhalten über die Situation in Linz. Und für uns wird es dann spannend, welche Schlüsse auch für uns dann auf Bundesebene oder für Österreich und darüber hinaus abzuleiten sind. Bitte um die Zuspielung. Zur Frage, wie geht es der freien Szene in Linz, würde ich sagen, dass es fast zwei Antworten gibt. dass es fast zwei Antworten gibt. Die eine Antwort ist sozusagen, dass ich eine sehr pulsierende, lebendige, aktive, unheimlich kraftvoll tätige freie Szene wahrnehme. Wir haben zwei große Krisen hinter uns. Das ist einmal die Corona-Krise, das andere ist die Energiekosten-Krise. Das hat natürlich Spuren hinterlassen. Aber das Schöne ist, dass bei den meisten Initiativen wir wieder dort sind, wo wir vor der Corona-Krise waren. Wenn man es jetzt aus einer ökonomischen Perspektive denkt, würde ich meinen, der freien Szene geht es sehr schlecht und es braucht, abseits von Lippenbekenntnissen, einfach ganz dringend Taten. Wir leiden darunter, dass seit 20 Jahren die Förderungen leider sich unterhalb der Inflationsrate entwickelt haben. Die letzten Jahre ist es teilweise wieder nach oben gegangen. Vom Land Oberösterreich hat es einige Erhöhungen gegeben. Bei der Stadt Linz leider sind wir nicht dort, wo wir sein sollten. Da kämpfen wir gerade darum, dass hier endlich wieder mal eine deutliche Anpassung des Förderbudgets passiert. Aktuell für die Vereine oder nicht institutionellen Einrichtungen gibt es Jahresförderungen und die sind bedauerlicherweise leider zu niedrig für den Output, den die Szene generiert, oder ich glaube auch für den Mehrwert, den die freie Szene der Stadt Linz bringt. Die fünf großen freien Theater in Linz sollen eine Viertelmillion Euro bekommen, um die größten Löcher zu stopfen. Das ist auch tatsächlich sehr notwendig. Die Theater stehen trotz voller Auslastung einfach finanziell mit dem Rücken zur Wand und werden bedroht, dass sie den Betrieb abstellen müssen, also einstellen müssen. Für junge Menschen zum Beispiel, es gibt fast keine Häuser mehr, wo man sie erproben kann. Wir werden langfristig dadurch auch ein Problem mit dem Nachwuchs bekommen, weil sozusagen, wenn ich diese Felder nicht erproben kann und der Raum quasi sie permanent rechtfertigen muss, wofür er da ist und sozusagen die Experimente verloren gehen, dann und ich glaube an der Schnittstelle sind wir auch zum Teil schon angelangt, wird auch nichts Neues mehr aufgebaut werden können. Das Land Oberösterreich hat heuer das erste Mal VRP eingeführt. Das ist ein erster Pilotversuch. Ich glaube, da holpert es teilweise noch ein bisschen, aber hier gibt es erste Signale oder erste Schritte. Die Stadt Linz hat noch nichts angekündigt. Nach außen könnte jetzt durchaus schon der Anschein erweckt werden, dass wir da schon in Prozesse sind. Allerdings glaube ich, dass viel von dem eben nur gesprochene Prozesse sind und da wirklich bei den Menschen, die in der freien Szene tätig sind, so gut wie noch nichts angekommen ist. Von der gelobten Stadt Salzburg haben wir uns auch etwas anderes abgeschaut, nämlich diese geplante Nächtigungsabgabe, wo ja 1 Euro pro Nächtigung an alle gemeinnützigen Sport- und Kulturvereine gehen soll in Salzburg. Das sind dort ca. 8 Millionen Euro. Das hätten wir auch gerne in Linz. Für mich hört das nicht beim Geld auf, sondern da geht es auch sozusagen um Gesundheit. Es geht um die Gesundheit der handelnden Akteurinnen. Es geht um Sicherheit sozusagen. Ist es möglich, dass ich einmal längerfristig plane oder nicht? Und natürlich haben all diese Faktoren auch wieder mit Zugänge zu tun. Weil ab dem Zeitpunkt, wo ich in einer Branche bin, die nicht sicher ist, mir keine Stabilität gibt, kommt es ja schon wieder davon an, woher komme ich und kann ich mir den Luxus überhaupt erlauben. Und es bräuchte sozusagen, glaube ich, abseits von dieser Forderung auch Fördermodelle, die langfristiger auf die Etablierung von Strukturen angelegt sind und weniger auf den Event-Output. Ja, Frau Gimpel, Österreich ist bekannterweise sehr stolz auf Kunst und Kultur. Umso erstaunlicher ist allerdings, dass es jahrzehntelang gedauert hat, dass dieses Land sich dann auch näher interessiert hat eigentlich für die ökonomischen Grundlagen oder die soziale Situation von Künstlerinnen und Künstlern. Es gab im Jahr 2008, beauftragt vom Kunstministerium, eine Studie, die sich genau dieser Frage näher angenommen hat. Zehn Jahre später eine Neuauflage. Das sind auch die aktuellen Zahlen, die wir heute kennen. Das hat jetzt auch viel zu tun mit den Statements, die wir gerade auch von den oberösterreichischen Kolleginnen und Kollegen gesehen haben. Diese Studie hat teilweise erschreckende Ergebnisse, nämlich die besagen, dass gerade einmal 37 Prozent der Künstlerinnen und Künstler von einem Gesamteinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle leben müssen. Immerhin knapp die Hälfte haben weniger als 5000 Euro jährliches Einkommen aus der künstlerischen Tätigkeit. Das stellt natürlich schon die Frage, trotz aller Bemühungen, die wir jetzt auch erkennen, warum ist es um die soziale Absicherung in Kunst und Kultur so derart schlecht bestellt in Österreich beziehungsweise gibt es, nachdem die IG Kultur ja auch Vorreiterin immer war, auch das Stichwort Fair Pay, tatsächlich Verbesserungen herbeizuführen. Was gibt es denn da jetzt mittlerweile schon für erste Erfahrungen? Puh, da sind jetzt viele Fragen auf einmal. Die eine war, warum ist es um die soziale Lage so schlecht bestellt? Und dann auch der Konnex zu Fair Pay. Das sind sehr, sehr große Themen. Das heißt, ich versuche, so einzelne Stränge herauszuziehen. Natürlich gibt es Gründer, die quasi im Kunst- und Kultursystem selbst sehen, begründet sind, es ist ein hyperkompetitives Feld. Winner takes it all, Stichwort. Also ein paar, die wahnsinnig viel verdienen, viele, die quasi auch die Basisarbeit, die Grundarbeit machen, hinter den Kulissen, hinterm Vorhang, wenn man so möchte, die ganz andere Realitäten zu sehen haben. Und das Zweite, was natürlich imeld ganz typisch ist oder anders formuliert schwer vorstellbar dass eine künstlerin ein künstler über jahre hinweg eine vollzeit anstellung hat das weiß man so ist es nicht ich würde darauf antworten das eine ist das bevor wir zur p kommen dass das sozialversicherungssystem in Österreich einfach historisch gewachsen ist mit einer Stereotypenvorstellung, die heißt, hier Arbeitgeber, hier Arbeitnehmerinnen und hier die Selbstständigen. Die Realität, vor allem im Kunst- und Kulturfeld, aber in vielen anderen mittlerweile auch, ganz anders ausschaut. Hier sind es Projekte, hier ist eine geringfügige Anstellung, da ist eine Honorarnote, dann wechselt das Ganze permanent im Prozess und dafür ist unser Sozialversicherungssystem einfach nicht gemacht und nicht fit und es wird permanent ein bisschen herumgeflickt und die Personen zahlen doppelte Beiträge und am Ende kommt die Mindestpension vielleicht heraus dann, mit der man irgendwie versucht, über die Runden zu kommen. Also das ist ein systemischer Grund zu der Frage, warum ist es um die soziale Lage so schlecht bestellt, wo das Kunst- und Kulturfeld gewisserweise in Avantgarde ist, aber wir sehen, dass es in vielen anderen Bereichen auch schon diese Tendenz da. Das ist eine ganz, ganz große Baustelle. Das andere ist, dass wir natürlich auch in der Finanzierung ein ganz großes Problem haben. Ich würde fast sagen, es gibt extrem widersprüchliche Ansprüche an das Feld und eine Kulturpolitik, die sagt, natürlich ist es uns wichtig, dass es auch ein Angebot gibt, das nicht das kostet, was es im FHT kostet und dann kann es sich niemand mehr leisten, sondern es soll leistbar sein, es soll auch Nischen, Experimentierräume ermöglichen, die noch nicht etabliert sind. Das ist ganz, ganz wichtig, deswegen finanzieren wir öffentlich. Aber es ist immer eine notorische Unterfinanzierung. Und man hat jahrelang nie darauf geschaut, was eigentlich die Arbeit, die dahinter steht, kosten würde, sondern man hat halt hier ein bisschen, hier ein bisschen, hier ein bisschen. Und das liegt natürlich auch daran, dass wir keinen Mindestlohn haben, keine Kollektivverträge in weiten Bereichen in dem Feld, aber auch natürlich keine Honoraruntersätze, weil das wäre ja eine Wettbewerbsverzerrung, eine Preisabsprache, wenn man es zuspitzen will. Und da setzen die Interessensvertretungen an, nicht nur wir als IG Kultur, obwohl wir den Begriff RP vor zehn Jahren versucht haben, wirklich ins Spiel zu bringen, aber zehn Jahre Arbeit, sondern auch die Kolleginnen aus den anderen Bereichen gesagt haben, das geht nicht, wir brauchen eine Referenz, an der sich alle orientieren können. Das fällt, aber auch die Fördergebenden stellen, die Beiräte, wer auch immer hier involviert ist, um zu sagen, das sind Mindestansprüche und dorthin wollen wir und daran muss sich das orientieren. Aber das ist ein Prozess und es gibt, und das ist ja auch in dem Einspieler erwähnt worden, erste Schritte, aber es ist ein Marathon und wir sind bei den ersten Schritten. Und bis das Ganze vom geförderten Bereich dann in den quasi kommerziellen, der sich rein über den Markt finanziert, überschaut, wird es noch viel länger dauern. Aber da muss ein Strukturwandel stattfinden. Und wir merken zum Teil auch bei der jungen Generation, die berechtigterweise hier sagt, ich bin nicht mehr bereit, zu diesen Konditionen zu arbeiten. Ich muss meine Miete zahlen. Ich möchte vielleicht auch mal eine Familie gründen. Da entstehen Kosten. Ich weiß nicht, wie das gehen soll. Und das heißt, ich muss auch angemessen bezahlt werden. Tobias? Ja, Herr Hunklinger, es gibt ja diese Idee von der Durchqueerung, die mit der Idee von der Durchstreichung von Jacques Derrida, einem französischen Philosophen, ja auch weitergedacht werden kann. Was uns in diesem Zusammenhang zu einer sehr essentiellen Frage auch stellt, und zwar, wie radikal Diversitätspolitik oder Queer-Politik auch sein dürfen. Also in meiner Perspektive müssen sie sogar radikal sein. Weil was heißt radikal im Sinne von auf die Wurzel zurückgehend? Und in der queeren Bewegung geht es vor allem um Solidarität und wie können wir gemeinsam was schaffen? Und das ist wieder eine sehr schöne Schnittstelle zu dem, was du eben gerade gesagt hast. Einfach wie können wir das, was gewachsen ist in den letzten Jahrzehnten, wie können wir diese staatlichen Strukturen, wie können wir einfach das vielleicht neu denken? Also ich glaube, es braucht natürlich diesen klassischen Kampf durch die Institutionen, über die politischen Parteien zum Beispiel oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Aber ein queerer Ansatz, würde ich meinen, braucht eben auch mehr, muss einfach politische Partizipation neu denken. Und da ist auch wieder gerade diese Schnittstelle zu Kunst und Kultur, wenn wir uns Themen wie Graffiti, Streetart, aber auch Performances anschauen, die eben da eben diese Vermischung im Bereich von Politik und Kultur brauchen. Also ich glaube, dieser radikale Ansatz ist sehr wichtig einfach, weil manche Herausforderungen, die wir in der Gesellschaft haben, sind nicht anders zu lösen, als sie neu zu denken. Wie schafft man auch, dass es dann so ein gemeinsames Miteinander entsteht? Weil die Gefahr, kann ich mir vorstellen, oder gerade auch, wenn es sehr schnell geht, dass man dann gewisse Menschen vielleicht auch verliert, denen es zu schnell geht. Sehen Sie da auch eine Gefahr drin? Oder wie schafft man dann eben dieses Miteinander? Ja, das ist ein Thema, das wir vor allem innerhalb der LGBTQ-Plus-Community sehen. Dadurch, dass wir den Fortschritt dafür einige Personen, also Stichwort Ehe für alle, für lesbische Paare oder schwule Paare, die auch rechtlich in den größten Teilen einfach gleichgestellt sind, dass wir hier sehen, dass Menschen immer mehr anerkannt werden, wenn sie gleichgeschlechtlich leben, dass es auch im Alltag weniger Diskriminierung gibt als in anderen Bereichen der LGBTQ-Plus-Community und dass diese Personen dann aber auch weniger bereit sind, sich für den Rest einzusetzen. Also ich glaube, das ist einfach so, der Gewinn an liberalen Freiheitsrechten hat auch ein bisschen den Verlust der Solidarität hier, der Gemeinschaft zur Folge. Und das ist ein Spannungsfeld, das wir einfach gerade auch bei Jungen, Schwulen und Lesben sehen, aber das sich auch in der gesamten Gesellschaft einfach sehr gut zeigt, dass wir einfach diese Partikularinteressen, diese Freiheit des Individuums oft über die Gemeinschaft und Solidarität stellen. Ich glaube, dass das einfach Themen sind, die für die Community gelten, aber die auch gesamtgesellschaftlich wichtig sind. Ist ein Diskurs dazu wichtig? Absolut. Also ich glaube, dass wir miteinander reden, Fragen stellen. Das ist das Wichtigste, sowohl in der Gesellschaft, auch innerhalb von der Community. Und ich glaube, wir haben es gehört vorher, also die letzten Umfragen, Nationalratswahl, Stichwort, die FPÖ auf Platz 1, also das heißt, die Partei, die am offensten queerfeindlich ist in Österreich, ist hier auf dem Weg auf Nummer 1 und das ist eine Gefahr für sehr viele queere Menschen und da ist es auch wichtig, einfach diesen Diskurs in den Familien, in den Freundesgruppen, in den Sportvereinen, in den Kirchen, überall einfach zu suchen und einfach zu reden, aufzuklären und einfach klarzumachen, das sind Themen wie Diskriminierungsschutz, die gehen uns alle etwas an. Und unsere Demokratie, unsere Gesellschaft ist nur so stark, wie auch die Schwächsten sind. Also ich glaube, das sind einfach extrem wichtige Themen jetzt auch im Hinblick auf die Nationalratswahl. Also ich glaube, das sind einfach extrem wichtige Themen jetzt auch im Hinblick auf die Nationalratswahl. Frau Gimbel, ich habe mich vorhin gefreut, als Sie vom Audience-Turn gesprochen haben. Gefreut deshalb, weil ich erachte diesen Aspekt des Publikums als vielleicht einer der allerwichtigsten und spannendsten in der Frage, wohin wird sich Kultur auch in Zukunft entwickeln. Das Interessante ist, dass wir ja im Kulturbetrieb auch ein Dreieck vorfinden. Das Dreieck nämlich aus einerseits Veranstaltungshäusern, dann die zweite Ecke, die Künstlerinnen und Künstler und dann das Publikum. Und das ist ja auch etwas, was spannend zu betrachten ist, um nochmals eine Studie ins Spiel zu bringen. Das Bundesministerium für Kunst und Kultur hat im Herbst vergangenen Jahres wieder erneut eine Studie veröffentlicht, nämlich zum sogenannten Besucherinnenverhalten in Kunst und Kultur. Auch da Ergebnisse, die sehr nachdenklich stimmen, denn diese Ergebnisse zeigen, dass gerade einmal 4% der Bevölkerung intensiv, also unter Anführungszeichen intensiv mit Kunst und Kultur zu tun haben, 18% regelmäßig und der Rest ist eigentlich schon wieder etwas abgeschlagen. Jetzt stellt sich mir die Frage, vor allem auch nochmal vor dem Hintergrund, dass wir ja eine Corona-Krise hinter uns haben, eine Pandemie mit Lockdown, die auch den Veranstaltungsbetrieb ganz bitter getroffen hat. Und damals eigentlich auch die Chance groß war, den Kulturbundbetrieb neu zu denken. Also auch in Richtung, wo Sie den Paradigmenwechsel gefordert haben, weg von der produzierenden Kunst hin zu, was ist eigentlich die Beteiligungsmöglichkeit des Publikums. Welche Schlüsse haben wir denn daraus gezogen? Was hat die Kulturpolitik daraus gelernt? Ich kann nicht für die Kulturpolitik sprechen, aber unterstreiche den Befund, dass Corona war so eine Zäsur, aber gleichzeitig eigentlich nur ein Brennglas. dass ja, Corona war so eine Zäsur, aber gleichzeitig eigentlich nur ein Brennglas. Also das war jetzt eher eine Verstärkung, eine vor allem verstärkte Sichtbarmachung von Entwicklungen, die lange davor eigentlich schon begonnen haben und dann akutspürbar waren und jetzt quasi so ihre Ausläufe haben, aber nicht Corona quasi der ursächliche Faktor ist. Und die Krisen halten ja an. Also das hält ja weiter jetzt mit der Inflation. Die Leute können es sich doch nicht mehr leisten. Ich habe ein großes Fragezeichen, ob die Politik daraus Schlüsse gezogen hat. Dort, wo es schon in Richtung Wahlprogramme geht, und das ist ja momentan eigentlich der Punkt, um den es geht, weil wir stehen vor einer Wende, zumindest zeichnet sich eine ab, kommt Kulturpolitik zum Teil überhaupt nicht vor. Das heißt, stellenwert können wir diskutieren, was wir wollen. Es spricht für sich, es ist nicht sichtbar, selbst wenn es Positionen dazu gibt. Und jene, die exponierte Positionen haben, haben sehr konservative bis zum Teil wirklich rechtsextremen Positionierungen, die einen ganz klaren kulturpolitischen Anspruch haben und der dann nicht bedeutet, Beteiligung zu fördern, offene Diskurse zu haben, Aushandlungsprozesse, Vielfalt nicht nur sichtbar zu machen, sondern auch eine Chancengleichheit versuchen herzustellen, weil schöne Rechte, danke, es ist trotzdem was anderes in der Realität, wer kann überhaupt partizipieren und sich das leisten? Die haben einen ganz anderen Anspruch. Auch in diese Richtung geht es momentan und da wird aber nichts entgegengehalten. Und ja, der Sektor ist sehr, sehr aktiv in dieser Hinsicht, hat sicherlich noch viel Luft nach oben. Auch was die Demokratisierung, hatten wir schon vorher, aber auch Diversifizierung quasi der eigenen Aktivitäten betrifft. Und das macht Teilen abgeben, sich wirklich zu verändern. Veränderungen tun einfach manchmal weh, das ist so, mir auch ganz stark, also da würde ich mich nicht rausnehmen, niemand ist da rausgenommen, es ist ein Teil des Menschseins, aber da stehen wir. Und diese große Frage, Audience Turn, ja, aber wie kommen wir dorthin, wenn eigentlich die politischen Zeichen in eine ganz andere Richtung gehen und ganz viel von denen, wo Öffnungen stattfinden, eigentlich die klare Ansage haben, das machen wir zu. Und das ist jetzt nicht eine Schwarzmalerei, weil man kann nach Deutschland blicken, was ist nach den Wahlergebnissen passiert, was kürzt die AfD zuerst, es sind die Kulturzentren. Und das ist einfach ganz offensichtlich. Punkt. Und darüber müsste man diskutieren, wollen wir das oder nicht und wie schauen Alternativen aus. Aber da haben wir viel vom Publikum auch schon verloren oder von den Akteurinnen, dass sie das überhaupt interessiert. Und ob wir das jetzt noch wettmachen können in der Kürze der Zeit? Fragezeichen. Ja, ich darf ganz nochmal kurz Ihr Buch, Herr Hunklinger, hochhalten. Und zwar hat Sie in dem Buch Pride, beschäftigen Sie sich ja auch mit queerpolitischen Ansätzen. Wenn wir jetzt aber von Diversität auch reden, betrifft es ja nicht nur die LGBTQ plus Community, sondern auch intersektional. Wie verbinden sich queerpolitische Ansätze in den bereichen auch antirassismus und inklusion also ich glaube dass da eben sie haben es angesprochen ein intersektionaler herangehensweise extrem wichtig ist also gerade es gibt so viele formen von diskriminierung von marginalisierung innerhalb der gesellschaft und was wir jetzt wieder sehen stichwort nationalratswahl alles was nicht der sogenannten normalen Leitkultur entspricht, wird irgendwie instrumentalisiert oder das wird irgendwie dämonisiert und da gibt es einfach sehr stark diese Tendenz der Abgrenzung und der Ausgrenzung und das ist was, was wir eben ganz egal in den Themen von Queerfeindlichkeit, aber auch Rassismus zum Beispiel sehen und da sehen wir sehr ähnliche Muster. Und auch deswegen ist es extrem wichtig, dass wir eben hier Allianzen schmieden, dass eben genauso wie ich sage, Homophobie ist ein gesellschaftliches Problem, genauso ist Rassismus ein gesellschaftliches Problem. Also ich glaube, wir können da uns, und dann bin ich bei dir wieder, wir müssen uns da einfach auch bei uns selber anfangen. Und dann, was kann ich dazu beitragen? Aber auch, was ist meine Positionalisierung in der Gesellschaft, wie kann ich vielleicht meine Privilegien, die ich in einer Hinsicht habe, nutzen, um eben mich für andere Menschen einzusetzen. Also auch da, glaube ich, ist einfach intersektionale Solidarität extrem wichtig. Ja, ich muss darauf hinweisen, dass wir allmählich in den Finaleinlauf kommen. Wir haben gar nicht mehr so viel Zeit auf unserer Uhr, noch knapp ein bisschen mehr als zehn Minuten. Frau Gimpel, immer wenn politisch die Zeiten schlechter werden, Stichwort noch mehr Rücken nach rechts und ökonomische Krisen und vieles andere mehr, dann findet Zivilgesellschaft so etwas wie Beachtung. Ich möchte jetzt gar nicht so sehr vertiefend auf die Frage eingehen, inwieweit Zivilgesellschaft hier in Österreich auch als politische Akteurin überhaupt gegeben ist, aber dennoch ist es allemal spannend im Zusammenhang auch mit Kunst, Kultur, diese vielen Initiativen nochmal vor dieser Schablone näher zu betrachten. Wo sehen Sie denn den Stellenwert von Kunst und Kultur in der Zivilgesellschaft? Was hat die Zivilgesellschaft von Kunst und Kultur? von Kunst und Kultur? Ich tue mir schwer damit, weil für mich ist Kunst und Kultur zumindest, was jetzt mein Verständnis ist, es gibt viele verschiedene Verständnisse, betrifft ein Teil davon. Das heißt, jetzt kein Aufrechnen davon, was haben Sie davon, was haben Sie nicht. Aber um es jetzt mal plakativ zu machen, das, was Kunst und Kultur kann, und das darf man nie vergessen, ist, Möglichkeiten aufzumachen. Medien hätten den Anspruch, zu berichten über das, was ist, die Wissenschaft genauso, das sind ja die klassischen Bereiche, die ebenfalls meistens sehr stark angegriffen werden, bei solchen Verschiebungen. Aber das, was die Kunst und Kultur zeigen kann, ist, was wäre denn wenn? Was könnte noch sein? Und wie kann man etwas neu oder anders denken oder anders verhandeln? Also experimentiere mit Zukunftslabor, welchen Innenbegriff man auch jetzt gerade nehmen könnte. Aber genau das ist es ja auch, was diesen politischen Entwicklungen Angst macht, dass man da Alternativen entwirft. Und dieses große Potenzial ist, glaube ich, total ungenützt, denn was halt leider sehr viel passiert, zumindest in meinem Erfahrungskontext, dass man sagt, wunderbar, wir organisieren jetzt etwas, wir mobilisieren die Zivilgesellschaft und kann die Kunst und Kultur bitte ein paar namhafte Künstlerinnen beisteuern, die auftreten. Das auch, aber sie kann eigentlich noch viel, viel mehr, nämlich auch mit den unterschiedlichen Communities und Akteursgruppen zu sagen, können wir hier eine Verständigung bringen und das ausverhandeln und einfach mal einen Denkraum aufmachen. Weil es ist so, aber es muss nicht so sein. Ich möchte jetzt abschließend auch noch zu einem Thema zurückkommen. Ein bisschen haben wir schon über Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung gesprochen. Aber jetzt bezüglich Gleichstellung auch noch einmal der LGBTQI Plus Community. Herr Hunklinger, wie weit sind wir eigentlich schon? Oder was braucht es noch zu einer Gleichstellung und was für Möglichkeiten dazu? Also wir haben sehr viel erreicht auf rechtlicher Ebene. Aber wie wir das vorher auch schon angesprochen haben, nur weil ich alle Rechte habe, heißt das nicht, dass das in der Realität auch genauso ist. Also nur weil ich das Recht habe, mich zum Beispiel zu politisch engagieren, in einer Partei mich zur Wahl zu stellen, ist das, wenn ich verschiedene Identitätsmarker habe, sei es eine andere Hautfarbe oder eine andere sexuelle Orientierung, habe ich in der Realität nicht die gleichen Rechte. Also da sind wir gesellschaftlich eben noch weit von einer echten Gleichstellung entfernt. Das heißt, zusätzlich zu den rechtlichen Fortschritten brauchen wir auch einfach diesen gesellschaftlichen Diskurs darüber, wie können wir mehr gemeinsam, mehr solidarisch und mehr einfach in Richtung mehr Toleranz und Akzeptanz gehen. Also ich glaube da, das sind diese Themen, über die sollten wir sprechen jetzt im Vorfeld der Nationalratswahl und nicht über Diskriminierung und Ausgrenzung. Ja, wir müssen jetzt doch zu einem Abschluss kommen. Wir haben uns überlegt, zum Abschluss alle unsere Studio-Gäste in den verschiedenen Sendungen noch einmal zu ersuchen, sich zu fokussieren auf das, was konkret zu tun ist. Das darf ich gleich mal mit Ihnen versuchen, Frau Gimpel. Sie als IG Kultur Österreich vermute ich, sind ja schon in strategischen Planungen, auch für den Tag oder die Zeit nach der Nationalratswahl. Es gibt ja ungefähre Vorstellungen, was uns danach erwartet. Was haben Sie denn in Ihre Strategiepläne geschrieben? Wo wollen denn Sie Ihre kulturpolitischen Leitlinien sozusagen ansetzen? Was sind denn Ihre drei konkreten Schritte, die Sie auch mit Ihrer großen Schar und dem Netzwerk Ihrer vielen Mitgliedsinitiativen, diesen beteiligten Kulturzentren, Kulturstätten in Angriff nehmen wollen? Ich hätte es mal von der Zeit vor der Wahl, weil über Strategien danach zu reden, wäre jetzt strategisch unklug. Aber ganz spontan, die zentralen Stoßrichtungen ist, Kunst und Kultur ist Daseinsvorsorge und jeder Mensch hat nicht nur ein Recht, sondern soll auch die tatsächliche Möglichkeit haben, darin aktiv teilzunehmen. Und das bedeutet dann in der Konsequenz weitergedacht, wir brauchen die Kulturräume, wir brauchen Strukturen, wir brauchen die Prozesse und zwar überall und nicht nur in urbanen Hotspots. Und selbst dort braucht es auch quasi dieses Kretzelengagement, wenn man so möchte. Es geht um Daseinsvorsorge, es ist kritische Infrastruktur für den Kopf, für die Gemeinschaft. Das Zweite ist, wir müssen in den schmerzlichen Prozess gehen, unsere gewachsene Förderstruktur, was ja der zentrale Hebel ist, wirklich anzugehen und einmal kritisch zu diskutieren und zu durchleuchten. Denn was wir da vorfinden, darauf sind wir gar nicht gekommen. Kennt jeder, der in der Praxis ist. Gemeinde, Land, Bund, alles unterschiedlich. Wenn man Projekte hat, die nicht in ein kleines Raster passen, sondern an sozialen Touch haben, an Bildungstouch haben, an Jugendtouch haben, ihr seid hier falsch, aber ihr sollt gleichzeitig eure Einnahmen steigen, VRP bezahlen, Green Events sein, ein Nachhaltigkeitskonzept im sozialen Kontext haben, etc. Das geht sich alles nicht mehr aus. Wir müssen das Fördersystem einmal genau anschauen und hinterfragen und vielleicht sogar neu denken. Und das Dritte, ein Thema von vorhin aufgreifend, es ist höchste Zeit, die soziale Lage anzugehen und zwar nicht nur im kleinen, unter Anführungszeichen gedacht, Kunst- und Kulturbereich, sondern tatsächlich den Weichenstellungen vorzunehmen, dass alle Menschen in Österreich, auch die, die atypisch und prekär beschäftigt sind, sozial abgesichert sind und von ihrer Arbeit leben können. Ja, Herr Hundklinger, auch an Sie, im Zuge der Nationalratswahlen im September gibt es auch drei Punkte, drei wesentliche Forderungen für die Queer-Politik, Diversität oder LGBTQ-Plus-Community, die wichtig werden für die Politik,-Politik, Diversität oder LGBTQI plus Community, die wichtig wären für die Politik zum Mitdenken, aber auch umzusetzen. Ein zentrales Thema ist sicher das Selbstbestimmungsgesetz und da geht es ganz klar um körperliche Selbstbestimmung für Transpersonen, aber das ist natürlich weiter gedacht, auch wenn wir an Frauen und das Thema Abtreibung denken und eine mögliche drohende rechte Regierung. Also das Thema körperliche Selbstbestimmung ist sehr wichtig. Das zweite Thema wäre Bildung und Ausbildung und Aufklärung. Ich glaube, das ist sehr wichtig, weil es wie gesagt sehr viele Meinungen zu dem Thema gibt, aber sehr wenig Wissen. Und das dritte ist einfach Allianzen schmieden und solidarisch sein. Also ich glaube, das ist das, was ansteht jetzt im Vorfeld der Nationalratswahl. Vielen Dank für die starken Schlussworte und danke auch für die sehr wichtige und interessante Diskussion. Ich darf mich bei Ihnen beiden, Yvonne Gimpel und Michael Hunklinger, als Gäste bedanken für Ihre Zeit und danke auch fürs Kommen. Danke, Martin, dir fürs gemeinsam Moderieren. Ich darf noch kurz etwas ergänzen. Ja, bitte. Ein wichtiger Hinweis noch abschließend, nämlich noch in Erinnerung zu rufen, dass es zu unserer Senderei im Rahmen von Das Dreieck auch eine Webseite gibt, wo nämlich alle Termine der Erstausstrahlung zu entnehmen sind, alle weiteren Ausstrahlungstermine, sowie dann natürlich auch weitere Highlights und vielleicht dann auch, wie es dann im nächsten Jahr 2025 weitergehen wird. auch wie es dann im nächsten Jahr 2025 weitergehen wird. Genau, es wäre www.dasdreieck.at. Da sind alle Folgen auch nachzusehen. Vielen herzlichen Dank auch für die gemeinsame Moderation und auch Ihnen Dankeschön fürs Zusehen und fürs Einschalten.