Die Literatur zu feiern. Gleich zu Beginn möchten wir um Verständnis ersuchen dafür, dass sich das freudige Ereignis auch ein wenig zum Chaos entwickelt, wo sonst sollten wir feiern als hier an der Wirkungsstätte, hier bei Stifter? Wir freuen uns sehr, dass so viele, dass Sie alle zu diesem festlichen Anlass gekommen sind. Wir begrüßen ganz herzlich Landeshauptmann und Kulturreferent Mag. Thomas Stelzer. Wir begrüßen die Direktorin Kultur und Gesellschaft, Mag. Margot Nassal, den Kulturdirektor Außerdienst, Hofrat Mag. Manfred Mohr mit Mag. Inge Mohr, den Kulturdirektor Außerdienst, Hofrat Dr. Reinhard Mattes, Dr. Cornelia Sulzbacher, Direktorin des Oberösterreichischen Landesarchiv mit Kolleginnen, Mag. Renate Blöchel, Direktorin Oberösterreichische Landesbibliothek mit Kolleginnen, Mag. Andrea Biener, Direktorin Stadtmuseum Nordico, Dr. Brigitte Reutner, Doneos Kunstmuseum Lentos, Gottfried Gusenbauer, Karikaturenmuseum Krems und Julia Engelmayr, Niederösterreichisches Landestheater. Wir freuen uns sehr über die zahlreich anwesenden Institutsmitglieder. Ich fürchte, ich werde nicht alle gesehen haben. Stellvertretend also Dr. Johannes John, München, Dr. Manfred Mittermeier, Literaturarchiv, Universität Salzburg, Dr. Silvia Bengesser, Salzburg, Hofrätin Dr. Helinde Rigby, Hofrat Dr. Christian Schacherreiter, Dr. Helga und Dr. Jakob Ebner, Dr. Friedrich Buchmeier, Mag. Erich Brandl, Universitätsprofessor Dr. Hermann Scheuringer. Herzlich willkommen! Für die Literatur und ihre Häuser, die in vielerlei Gestalt zugegen sind, begrüßen wir stellvertretend die Landeskulturpreisträger Walter Kohl und Erwin Einzinger, Mag. Dr. Manfred Müller, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Literatur Wien, mit der Ehrenpräsidentin der ÖGL, Marianne Grober, Thomas Friedmann, Leiter des Literaturhauses Salzburg, Dr. Stefan Maurer, Literaturhaus Wien, Dr. Kurt Neumann, Alte Schmiede Wien. Herzlich willkommen. Wir freuen uns über die anwesende, interessierte Presse. Stefan Gmünder, Günter Keindlstorfer, Professor Dr. Johannes Jetschko. Herzlich willkommen nun die Mitwirkenden des heutigen Abends, Universitätsprofessor Dr. Wolfgang Wiesmüller-Insbruck, Reinhard Kaiser-Müllecker, Katharina Kein und Alenka Mahli, Dominika Meindl, Thomas Duschlbauer, Erich Langwiesner, Engelbert Lasinger und Katharina Baschinger am Akkordeon. Wie schön, dass Sie da sind. Eine große Vorfreude auf einen reichen Abend. Abend. Das Programm des heutigen Abends soll, soweit das überhaupt möglich ist, ein bisschen etwas anzitieren von dem, was dieses Haus, was seinen Auftrag ausmacht und in der Gestaltung der Veranstaltungsangebote auszeichnet. Aus der großen Welt und der Fülle unermesslicher Erscheinungen, wie es im Motto des Abends heißt, muss und wird es in einer kleinen Auswahl um Adalbert Stifter den Hausherrn gehen und um zeitgenössische Literatur. Die Auswahl ist adressiert an die Begründerin und Leiterin des Oberösterreichischen Literaturhauses im Stifterhaus, an Hofrätin, Doktorin Regina Pinter, die ihre Tätigkeit im Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich nach über drei Jahrzehnten, nach 2.195 Veranstaltungen mit rund 5.880 Mitwirkenden in sehr absehbarer Zeit, nämlich mehr oder weniger nach diesem Abend beenden wird. Wir freuen uns sehr, wenn auch nicht über diesen Umstand, so über Ihr Hiersein heute, in Begleitung der Familie, die, und das gilt vor allem für Walter Gschwandner, nicht unbeteiligt war am Durchhaltevermögen über all die ereignisreichen Jahre. Herzlich willkommen, also liebe Regina, zu diesem Deinem Abend und mit dir herzlich willkommen, Walter Gschwandner, Christa Kratzer und Dr. Stefan Pömer, die Geschwister. Applaus Worum geht es? Was erwartet uns an diesem langen Feierabend? Es geht wie immer um Literatur, um das oberösterreichische Literaturhaus. Es geht um Regina Pinter, um bevorstehende Veränderungen, eine bittersüße Angelegenheit. Konkret nach den Worten des Landeshauptmannes wird Wolfgang Wiesmüller, Hauptherausgeber der historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters, zu Stifters Aktualität, zu seiner Welthaltung im Sinne einer positiven Utopie sprechen. Reinhard Kaiser-Müllecker, er hat seit seinem literarischen Debüt 2008 alle seine Bücher hier im Oberösterreichischen Literaturhaus vorgestellt, wird eine eigens zusammengestellte Collage aus seinen Romanen lesen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich spoilere oder dass es vielleicht gar nicht stimmt, erlauben Sie den Hinweis, hören Sie genau zu, Sie werden, wenn ich recht gelesen habe, an diesem kunstvoll gebauten Textgewebe etwas entdecken. Stifter schimmert durch. Mit der unter anderem mit dem Oberösterreichischen Landeskulturpreis ausgezeichneten Schriftstellerin Eugenie Kain verbindet uns viel. Sie war als Kollegin hier im Haus und als Autorin mit ihren Büchern. Auch ihr Nachlass ist im Oberösterreichischen Literaturarchiv verwahrt. Katharina Kain und Alenka Mahli werden aus Eugenie Kains Erzählung »Das Leben ein Fest« lesen. Poetische Kirchenseeligkeit mit Blick auf soziale Realitäten. Die Autorinnenvereinigungen, Grazer Autorenvereinigung, Pen-Club, Autorinnenkreis und die Gruppe Neuer Mund ad im Stelzhammer Bund werden sich zu Wort melden. Und zum Abschluss Mag. Stefan Kögelberger, gewissermaßen Schüler und jedenfalls Nachfolger von Regina Pinter im Oberösterreichischen Literaturhaus. Er wird für unsere Gruppe sprechen. Musik wird uns durch den Abend begleiten. Was bedeutet uns Literatur? Diese Frage ist nicht von ungefähr schon mehrmals umkreist worden in einem Haus, das ganz und gar der Sprache und dem, was man daraus machen kann, verschrieben ist. Vom tiefliegenden Seinsgrund der Sprache, als die dem Menschen eigene Möglichkeit einer Verbindung zu anderen, wäre viel zu sagen. Von Sprache als Mittel zur Aneignung der Welt, von der schlichten Möglichkeit der Aufzeichnung, von erfahrenem, gedachten, erfundenem. Davon, dass wir uns unser Bild von Gesellschaft, unsere Gefühle und so weiter und so fort in Sprache ausdrücken. Literatur ist aus Sprache gemacht. Neben dem vielen, das sie ist, ist Literatur im besten Fall Philosophie. Sie spiegelt unser Menschsein, unser In-Verbindung-Stehen in die verschiedensten Richtungen. Literatur, Lesen ist Beziehung, ein letztlich sehr intimer Vorgang, auch das professionelle, berufsbezogene Lesen von literarischen Texten ist davon nicht ausgenommen. Es braucht einen Raum, in dem beziehungsstiftende Literatur stattfinden kann, ja in dem Literatur erst zur Literatur wird, einen offenen und dabei abgesicherten Raum, wie in etwa ein Literaturhaus zu geben vermag, ein fester Ort mit hoher Wandlungsfähigkeit für immer wieder neue Möglichkeiten dieses unmittelbar in Beziehung tretens zwischen Text und Leserin, zwischen Lesenden und Schreibenden. Österreichweit sind einige solcher Orte im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts entstanden. Der Beginn der 1990er Jahre war im Kontext der Idee eines vereinten Europas der Regionen geprägt von Diskursen um Fragen regionaler, kultureller Identität, geprägt auch im Bereich Literatur von einer Aufbruchstimmung mit Verlagsgründungen, einer Dezentralisierung von Einrichtungen wie etwa Literaturarchiven und eben der Eröffnung von Literaturhäusern. In Oberösterreich hat es nach Anfängen eines immer kontinuierlicher werdenden Veranstaltungsbetriebes bereits davor seinen Platz im renovierten und 1993 neu eröffneten ehemaligen Wohnhaus Adalbert Stifters gefunden, als Teil des Adalbert-Stifter-Instituts und seiner Aufgaben. Rasch ist das oberösterreichische Literaturhaus unter seiner so klug wie leidenschaftlich agierenden Gründungsdirektorin Regina Pinter unbestritten zu einem der renommiertesten in Österreich geworden. Mehr als drei Jahrzehnte hat Regina Pinter der zeitgenössischen Literatur unter Auseinandersetzung mit ihr Raum gegeben. In einem Leben nicht nur mit Literatur, sondern aus ihr heraus. In einem Verständnis von Lesen nicht als Tätigkeit, sondern als Lebensform. Seit langem, wenn nicht seit jeher, steht über ihrem Umgang mit Literatur und mit den Gästen des Hauses als Leitstern eine von Adalbert Stifter formulierte Welthaltung. Das Ideal, dass einer bestehen könne neben dem anderen, wie Stifter es in der Vorrede zu Bunte Steine 1852 entwirft. Zitat, dass jeder geachtet, geehrt, ungefährdet neben dem anderen bestehe, dass er seine höhere menschliche Laufbahn gehen könne, sich die Liebe und Bewunderung der Mitmenschen erwerbe, dass er als Kleinod gehütet werde, wie jeder Mensch ein Kleinod für alle anderen Menschen ist. Das ist vermutlich ein, wenn nicht der zentrale Satz für die Haltung von Regina Pinter, auch und im Besonderen im Arbeitsalltag, ein grundlegendes ethisches Anliegen dieses, dass einer neben dem anderen bestehen könne. Als Dichterin, als Mensch, im Idealfall fällt das in eins, ein Leitsatz und ein Selbstverständnis, das ganz und gar nicht selbstverständlich ist. Dieses Gesetz, so Stifter weiter, liegt überall, wo Menschen neben Menschen wohnen und es zeigt sich, wenn Menschen gegen Menschen wirken. Damit dieses sogenannte sanfte Gesetz wirksam werden konnte, war manchmal sicherlich auch einiges an der von Stifter geforderten Bezwingung seiner selbst notwendig. Das zeitgenössische literarische Leben nicht nur in Oberösterreich verdankt Regina Pinter neben der recht gut kaschierten Selbstbezwingung Jahrzehnte eines sorgsam ausgewogenen und elegant komponierten Programmes, dem man die dahinterliegenden komplexen Überlegungen und Anstrengungen nicht anmerkt. Einen immer würdevollen und würdigenden Auftritt in der Fülle von Veranstaltungen, die seltene Kunst der Konversation und der Einbindung aller Anwesenden in Gespräche. Wir werden gewiss noch einiges davon hören. Das Adalbert-Stifter-Institut verdankt ihr, dem von ihr konzipierten und verantworteten oberösterreichischen Literaturhaus Renommee und Strahlkraft weit über das Land hinaus. Wir alle haben an Regina Pinter eine lebhafte, wache, neugierige, denklustige, loyale, durch und durch integere, überaus zuverlässige Kollegin, die wir ausgesprochen ungern ziehen lassen. Noch nicht fertig. Applaus immer wieder an Anfängen, wozu auch dieser Abend gehört. Ich kann mir ein Stifterhaus ohne dich noch nicht recht vorstellen, liebe Regina, weil ich es nur mit dir kenne und so hoffe und vertraue ich, dass es auch hinkünftig sein wird, dass du Teil des Ganzen bleibst, wo immer du deinen Platz einnimmst, in diesem, deinem Literaturhaus, bei Stifter, mit mit Stifter mit uns. Ich danke dir für das unverbrüchliche Festhalten an Idealen, für all das Verbindende, Vertrauensvolle unserer gemeinsamen Jahre, die bis an den Beginn unserer Zeit im Dienste des Landes Oberösterreich zurückgehen. Wir haben beinahe unser gesamtes Amtsleben miteinander verbracht. Dank für die Solidarität in nicht einfachen Situationen, für philosophische Diskussionen und die befreiende Erheiterung an Engstellen des Lebens. deine treueste Freundin. Ich würde mich freuen, wenn ich mich auch ein wenig dazu zählen dürfte, in der nun selbstbestimmten Zukunft, die vor dir liegt, für die ich dir, wir alle dir, vom ganzen Herzen nur Gutes wünschen. Ihnen allen, sehr geehrte Damen und Herren, einen festlichen Abend voll an unermesslichen Erscheinungen. Wir lassen ihn mit einer kleinen Bewertung ausklingen. Applaus Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Festgemeinschaft, liebe Frau Hofrätin, Doktorin, Regina Pinter, geschätzte Familie. Doktorin Regina Pinter, geschätzte Familie. Im heurigen Jahr sind die Scheinwerfer der Kultur Interessierten zumindest europaweit oder weltweit ganz besonders auf Oberösterreich gerichtet. Wir haben einiges an sogenannten Großereignissen zu bieten mit dem Kulturhauptstadtjahr nach 2009, jetzt schon ein zweites Mal in relativ kurzer Zeit wieder in Oberösterreich, Salzkammergut Bad Ischl. Wir dürfen Anton Bruckner mit unserer ersten oberösterreichischen Kulturexpo hochleben lassen, wobei mich sehr interessieren würde, als intimste Freundin von Adalbert Stifter, ob er und wie er Bruckner zu Lebzeiten getroffen, erfahren und kennengelernt hat. Und noch einiges mehr, 100 Jahre Dom, 1100 Jahre der heilige Wolfgang, also es gibt ordentlich etwas zu feiern. Diese Scheinwerfer sind aber auf ein Land gerichtet, das immer ein Kulturland war und ist, zwar quer durch die Regionen und auch in einer gewaltigen inhaltlichen Breite. Das liegt an einem großen Interesse unserer landsleute gott sei dank am kulturellen leben es liegt natürlich an den künstlerinnen und künstlern die hier bei uns sich aufgehoben fühlen hier schöpfen hier unser werk uns zugänglich macht ihr werk uns zugänglich machen und es liegt natürlich auch an den angeboten und denlebnissen, wo uns Kultur zugänglich gemacht wird und erlebbar gemacht wird. Und das braucht und hat Institutionen, die Institution des Stifterhauses, des Literaturhauses im Stifterhaus. Und auch wenn es ein wenig uncharmant ist, eine Dame mit quasi einem Komplex zu vergleichen, es gibt auch eine Institution in der Institution und die heißt Regina Pinter. gibt auch eine Institution in der Institution und die heißt Regina Pinter. Sehr geehrte Damen und Herren, Regina Pinter ist Hofrätin und hält heute Hof im besten Sinn des Wortes. Und wir sind alle gekommen, weil wir sie in ihrem Haus, in ihrem Hof quasi auch hochleben lassen wollen. Und sie auf, ich will nicht sagen beim Abschied, das wäre furchtbar und wir haben schon gesehen, was das zu Recht für Emotionen auslöst, sondern einfach bei ihrem Schritt in eine neue Phase gern begleiten mögen. Und wir hoffen ja, dass sie ihre Schritte immer wieder auch hierher zurückführen wollen. zeigens, einem Wirken gegenüber, einer Aufbauarbeit und einer Gestaltungsarbeit hier in diesem Haus, wo Sprache und Literatur im Zentrum steht. Das ist der Anspruch des Hauses, ein hoher Anspruch, der aber vor allem durch Regina Pinter gelebt wurde, immer auch weiterentwickelt wurde und vielfach gestaltet wurde. Und ich möchte anknüpfen beim schönen Thema, das diesem Festabend gegeben wird, mit den unermesslichen Erscheinungen. Es ist im Wesen von uns Menschen, dass wir die Gabe haben, zu erfassen, dass das alles, was rund um uns ist, unermesslich ist. Es ist aber auch unsere Tragödie, erfahren zu müssen, dass all das Unermessliche niemals von uns gefasst werden kann. Aber die Literatur bietet uns zumindest Wege, einige Glücksgefühle zu entwickeln, zu erleben und vielleicht da und dort schon einmal den Augenblick zu genießen und zu glauben, jetzt habe ich es einmal erfasst oder in der Hand. Und das ist wahrscheinlich auch dieses Schöne, das Unermessliche und das, was uns Literatur bietet. Dieses Haus, die Arbeit von Regina Pinter hat uns auf jeden Fall viele, viele Begegnungen ermöglicht. Mit Autorinnen und Autoren, mit ihrem Werk. Damit uns auch Begegnungen, manches Mal vielleicht mit uns selber, mit neuen Welten, mit neuen Ideen, vielleicht manches Mal auch mit Unliebsamen, das ist auch heilsam, das braucht es auch, um uns weiterentwickeln zu können. Auf jeden Fall aber mit viel, vielen, was uns immer wieder hierher zurückkehren lässt und vor allem, so wie heute Abend, Begegnungen mit anderen. Und neben all dem, was sicher heute noch zur Sprache kommen wird und neben dem, dass wir der Literatur und den Literaturschaffenden hier, glaube ich, nicht nur einen wunderbaren Rahmen, sondern auch einen Ort bieten und geboten haben, wo sie ihr Werk auch vorstellen, entfalten und im Kontext zu anderen bringen können. Es ist dieses Begegnen und dieses Zusammenkommen, was für sich einen Wert darstellt. Das ermöglicht uns die Literatur, das hat uns Regina Pinter und ihr Team ermöglicht. Und sehr geehrte Damen und Herren, ich sage das gerne bei vielen Anlässen derzeit dazu, denn wenn wir zusammenkommen, und es gibt Gott sei Dank viele Anlässe, dann finden wir das wie selbstverständlich. Und wir fühlen uns auch wohl in diesem Miteinander. Aber wir wissen, dass in unserer Gesellschaft und nicht nur in der unsrigen eher auch ein sehr gegenläufiger Trend leider sich darstellt, wo ganz viele daran interessiert sind, die Leute oder uns eher auseinanderzubringen oder gar gegeneinander aufzubringen. dass Gemeinschaft stiften, dass Gelegenheit bieten, zusammenzukommen, etwas unschätzbar Wichtiges und das neben all der vielen kompetenten und inhaltlichen Arbeit, liebe Frau Dr. Pinter, möchte ich heute auch besonders herausstreichen. Es ist schon gesagt worden, Sie sind seit 1991 nach dem Studium im Diensten des Landes Oberösterreich, aber zuvor schon tätig gewesen bei diversen Landesausstellungen als Begleiterin, als Führerin, wenn man das in diesem hoffentlich unverdächtigen Kontext sagen darf. Und dann eben hierher gekommen und Sie haben genau die Umbauarbeiten, die Renovierung, die Wiedereröffnung, damit aber auch die Gründung dieses Hauses nicht nur miterlebt, sondern eben auch ganz, ganz maßgeblich mitgestaltet. Und dann einen Veranstaltungsbetrieb aufgebaut. Und die Frau Dr. Dallinger hat das ja schon sehr eindrucksvoll gesagt. 2.195 Veranstaltungen, wenn ich es richtig behalten habe. Sie hat vom Amtsleben gesprochen. Ich glaube, unter Amtsleben stellt man sich vielleicht auch etwas anderes vor, als ihr Wirken hier im Stifthaus. Aber was für das Amt spricht, dass Sie ganz penibel mitgezählt haben. Und das zeigt schon, was hier geschaffen wurde. Ganz zu schweigen von all dem, was Sie auch darüber hinaus mitgestaltet und mitverantwortet haben. haben, gedacht sie an die Frankfurter Buchmesse mit dem Auftritt Österreichs als Gastland im Jahr 95 oder aber auch das große 200. Geburtsjahr von Adalbert Stifter mit einem Programm 2005 und das von mir schon apostrophierte Kulturhauptstadtjahr 2009 hier in Linz, wo das Stifthaus und das Literaturhaus auch ganz, ganz viele Schwerpunkte setzen konnte. Und was ich auch erwähnen möchte, dass Sie neben dem, dass Sie diese Institution als Institution selbst mitgeprägt haben, dass Sie auch bereit waren und sind, darüber hinaus in der Gesellschaft mitzuwirken, in auch herausfordernden Bereichen, als Pfarrgemeinderätin, Sprecherin des Seelsorgsteams in Ihrer Pfarre. Das zeigt auch, dass sie nicht nur Interesse an der Gesellschaft haben, sondern auch bereit sind, immer wieder Verantwortung zu übernehmen. Uns aus dem Land Oberösterreich sehr zu Ehre gereicht und was auch gut für uns ist, dass sie mit ganz vielen Autorinnen und Autoren und auch mit deren Vereinigungen einfach gute Kontakte und ein gutes Miteinander geknüpft haben, gepflegt haben und damit auch einen guten Boden gelegt haben, dass das hoffentlich auch weitergehen möge. Apropos Amtsbetrieb, Sie werden ja jetzt aus dem Landesdienst ausscheiden, da gibt es dann Bescheid dazu und alles Mögliche, damit wir Juristen auch eine Arbeit haben. Juristen auch eine Arbeit haben. Aber wir haben im Amt auch eine wirklich schöne Tradition des Dankesagens und das sind Auszeichnungen, die wir verleihen können und die das ausdrücken sollen, in sichtbarer Art und Weise, dass wir wirklich sehr, sehr zu schätzen wissen, was wir an Mitarbeiterinnen wie Ihnen, sehr geehrte Frau Doktorin Pinter, haben, was das für das Land bedeutet. Ich habe heute bei einer Feier am Vormittag, wo neue Führungskräfte bestellt wurden, ganz unscharmant von der Firma Oberösterreich gesprochen. Aber es ist unsere Aufgabe, die wir für das Land oder im Land tätig sind, dass wir die Gesellschaft organisieren. Und das bedeutet eben eine riesige Breite und ein ganz schönes Segment dieser riesigen Breite ist, für die Künste, für die Kulturen, ganz besonders für die Literatur tätig sein zu können. Und ich verwende keine Vergangenheitsform, denn sowas lebt weiter und das kann man auch nicht entsprechend ablegen. Aber für diese mehr als dreijahrzehntige Tätigkeit möchte ich heute auch im Namen des Landes Oberösterreich ein wirklich großes Danke sagen, großen Respekt vor all den Leistungen, vor dem Engagement, vor der Leidenschaft und der großen, großen Kompetenz, die hier eingebracht wurde. Und daher hat die oberösterreichische Landesregierung selbstverständlich einstimmig, und Sie wissen, was das heißt, die Landesregierung besteht aus vier verschiedenen Parteien, aber einstimmig beschlossen, Ihnen das große Ehrenzeichen für den oberösterreichischen Landesdienst zu verleihen. Vielen herzlichen Dank für Ihr Tätigsein und gratuliere so. Applaus Gracias. Thank you. ¦ so so ¶¶ ¦ so Applaus Geschätzte Damen und Herren, vor allem aber liebe Regina Pinter. Zunächst möchte ich mich für die Einladung bedanken. Es ist eine Ehre für mich, bei diesem Festabend heute zu Ihnen sprechen zu dürfen. Bei einem Festabend für Regina Pinter muss der Geniuslozi Adalbert Stifter selbstverständlich seinen Platz bekommen, hat sie doch aus ihrer Begeisterung für ihn nie ein Hehl gemacht. Anlässlich der 30-Jahre-Feier des Stifterhauses hat Regina Pinter eine äußerst erfolgreiche Veranstaltungsreihe organisiert mit dem Titel Aktuell, zeitlos, visionär. Die Weltanschauung des Adalbert Stifter. Und zwar mit folgender Ansage. Adalbert Stifters Analysen und Lösungsansätze zu den grundlegenden Fragen des menschlichen Zusammenlebens sind heute noch hochaktuell. Ich möchte in meinen Ausführungen hier anschließen und kann in der knapp bemessenen Zeit nur einige Streiflichter auf die Aktualitätsstifters werfen und zwar in vier Punkten. Erster Punkt. Stifter wurde lange als Biedermeier-Dichter verharmlost. Das trifft besonders auf das Thema der Natur zu. Dabei hatte sich die Meinung verfestigt, er beschreibe nur ihre Schönheit und Harmonie, die Natur werde bei ihm zur Idylle. Bei genauerer Betrachtung begegnet man in seinen Werken aber einer ambivalenten Natur, die nicht nur vertraut, sondern auch fremd und bedrohlich erscheint. Gerade in den Naturkatastrophen, wie auch wir sie gegenwärtig wieder aufgrund des Klimawandels erleben, bricht in Stifters Erzählungen diese Seite der Natur oft plötzlich über die Menschen herein. Sie suchen sich davor zu schützen und es gelingt ihnen umso besser, wenn sie die Erscheinungen der Natur richtig zu deuten vermögen. So etwa bei dem verheerenden Eisregen in der Mappe meines Urgroßvaters oder dem fürchterlichen Hagelgewitter in der Erzählung Katzensilber. Diese Spannung von Vertrautheit und Fremdheit der Natur hat Stifter in seinen Naturbeschreibungen wiederholt auf faszinierende Weise dargestellt. In seiner Beschreibung der totalen Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842, die er selbst in Wien beobachtet hat, erscheint ihm dieses Naturschauspiel schrecklich und schön zugleich. Am Höhepunkt der Sonnenfinsternis bleiben Licht und Wärme aus und die Welt verwandelt sich in eine starrende Fratze. Im Anblick dieses gleichsam kurzen Todes der Schöpfung macht uns Stifter auf besonders drastische Weise bewusst, dass die Natur die elementare Lebensbedingung des Menschen ist, auf die es zu achten gilt. Stifter ist ganz im Sinne der Naturwissenschaften seiner Zeit davon überzeugt, dass der Mensch die Natur erforschen muss, um sich in ihr besser einrichten und sich vor Gefahren schützen zu können. Nicht aber, um sie in einer Weise zu beherrschen, die zu ihrer Ausbeutung und Zerstörung führt, was wir heute leider immer noch erfahren müssen. Wie in modernen naturphilosophischen Konzepten wird die Natur schon bei Stifter nicht als Objekt, sondern als Subjekt betrachtet, mit dem der Mensch kooperieren muss. Diese Kooperation mit der Natur führt uns Stifter in seinem Roman Der Nachsommer beispielhaft vor Augen. Darin wird die Natur in einer Weise kultiviert, als hätten die Figuren des Romans ein ökologisches Lehrbuch der Gegenwart gelesen. So heißt es dort, zitiere, man muss die Gebote der Naturdinge lernen, was sie verlangen und was sie verweigern. Man muss in der steten Anschauung der kleinsten Sachen erkennen, wie sie sind und ihnen zu Willen sein. Die kleinsten Sachen geben das Stichwort für Stifters Vorrede zu den bunten Steinen, die unter dem Begriff des sanften Gesetzes bekannt geworden ist. Schon zu Lebzeiten wurde Stifter etwa von Friedrich Heppel vorgeworfen, dass er ein Blumen- und Käferdichter sei, der sich nur für die kleinen Dinge interessiere. Eben diesem Vorwurf begegnet Stifter in der erwähnten Vorrede, in der er seine gegenläufigen Vorstellungen vom Großen und Kleinen darlegt. Nicht die spektakulären Erscheinungen der Natur, wie den Sturm, den Vulkan oder das Erdbeben hält er für groß, sondern die unscheinbaren, aber beständigen Phänomene der Natur. Zitat, das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wachsen der Getreide, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Schimmern der Gestirne. Stifter überträgt diese Beurteilung der Natur auch auf den Menschen und die menschliche Gesellschaft und meint, Zitat, daraus haben wir heute schon etwas gehört, ein ganzes Leben voll Gerechtigkeit, Einfachheit, Bezwingung seiner selbst, Verstandesgemäßheit, Wirksamkeit in seinem Kreise, halte ich für groß. Mächtige Bewegungen des Gemütes, furchtbar einherrollenden Zorn, die Begier nach Rache, halte ich nicht für größer, sondern für kleiner. Stifter fasst seine Umwertung des Großen und Kleinen in der Formel vom sanften Gesetz zusammen. Zitat, wir wollen das sanfte Gesetz zu erblicken suchen, wodurch das menschliche Geschlecht geleitet wird. Es geht ihm um die lebenserhaltenden Kräfte, Zitat, die nach dem Bestehen der gesamten Menschheit hinwirken und die den zerstörerischen Kräften entgegenstehen. Stifter formuliert dieses Gesetz als Hypothese, als grundlegende Lebensorientierung. Dass Verstöße gegen dieses Gesetz in die Krise führen können, ist wiederholt Thema in seinen Erzählungen, ebenso wie man diese Krisen bewältigen und Resilienz gegen sie entwickeln kann. Resilienz war eben auch ein Stichwort in deiner Vortragsreihe. Abgesehen davon, dass die Sanftheit als positive Kategorie wieder Bedeutung erlangt hat, etwa im Begriff des sanften Tourismus, könnte man Stifter sanftes Gesetz mit Blick auf aktuelle Diskussionen auch als Gesetz der Nachhaltigkeit bezeichnen. Er fordert nicht nur einen schonenden Umgang des Menschen mit der Natur ein, sondern dieses Gesetz betrifft auch seine soziale Umwelt. Es klingt wie ein Appell gegen Spaltung und Hetze, wie wir sie heute leider wieder erleben, wenn Stifter meint, und dieses Zitat haben wir heute schon gehört, man kann es nicht oft genug hören. Dieses Gesetz will, dass jeder Mensch geachtet, geehrt, ungefährdet, neben dem anderen bestehe, dass er als Kleinod gehütet werde, wie jeder Mensch ein Kleinod für alle anderen Menschen ist. Zweiter Punkt. Als Schulrat und Inspektor für die Volksschule in Oberösterreich machte Stifter die Bildung zu seiner Herzensangelegenheit. Er sah in der Bildung das entscheidende Mittel, die jeweiligen Veränderungen einer Zeit am besten bewältigen zu können. Seine Ansichten zu Bildung und Erziehung erscheinen uns heute überraschend modern. Zum Teil erinnern sie an Konzepte der Alternativpädagogik. Für ihn ist die Umgebung, in der ein Kind aufwächst, also seine Prägung, von großer Bedeutung, sei es die Familie, sei es das soziale Gefüge oder die freie Natur. Ein Kind kann seine Anlagen und Fähigkeiten umso besser entwickeln, je intensiver und eigenständiger es mit seiner Umwelt zu kommunizieren vermag. Der Grundstein für alle weiteren Entwicklungsmöglichkeiten wird nach Ansicht Stifters in der Volksschule gelegt. Daher zählt er den Landschullehrer zu den wichtigsten Männern im Staate, wie er sagt. Das Prinzip der Anschaulichkeit und des Verstehens von Zusammenhängen sollte die Unterrichtsmethoden bestimmen. Auswendig lernen und Wissensakkumulierung waren für ihn kein Kriterium für Bildung. Die möglichst umfassende Entwicklung der Persönlichkeit war für Stifter das oberste Ziel der Bildung, nicht die Beherrschung spezieller Fertigkeiten. Wenn wir heute in unseren Bildungsdiskursen mit Begriffen wie Humankapital, Verwertbarkeit, Wettbewerbs- und Anpassungsfähigkeit argumentieren, würde Stifter dem einen weiteren Horizont gegenüberstellen. Ich zitiere, Alle Veranlassung, wodurch der Mensch etwas lernt, kann man eine Schule heißen. Solche Schulen hat Gott in unermesslicher Fülle um uns her überall ausgebreitet. Ja, der Mensch tut keinen Schritt, wo er nicht an eine Lehre stößt und aus dem er nicht Nutzen schöpfen könnte. Die ganze Welt und das ganze Leben ist voller Lehrer und Ermahner. Dritter Punkt. Zeit seines Lebens hat Stifter angesichts der politischen Ereignisse seiner Zeit das Problem der Gewalt und des Krieges beschäftigt. Auslöser war die Revolution von 1848 in Wien, die er selbst miterlebt hat. Es folgte 1849 die Erhebung der Ungarn, die mithilfe Russlands niedergeschlagen wurde. 1855 brach der Krimkrieg aus. 1859 wurde bei Magenta und Solferino um die österreichischen Gebiete in Oberitalien gekämpft und schließlich kam es 1866 zur Schlacht bei Königgrätz im preußisch-österreichischen Krieg, der Stifter schier zur Verzweiflung gebracht hat, weil er für ihn ein Bruderkrieg gewesen ist. Es drängt sich ihm die Frage auf, Zitat, ist denn die Geschichte verdammt dazu, Kassandra zu sein? Stets hat Böses geboren und doch greifen die Menschen immer wieder zu bösen Mitteln und auch zu Törichten, womit er die Waffengewalt meint. Mit Blick zurück in die jüngere Geschichte, aber auch auf die unmittelbare Gegenwart, werden wir geneigt sein, Stifters Frage leider mit Ja zu beantworten. Stifter stellt Überlegungen an, wie man den Krieg, wenn schon nicht verhindern, so wenigstens eindämmen kann. In seinem monumentalen Geschichtsroman Wittiko aus der Geschichte des böhmischen Mittelalters beziehungsweise der römisch-deutschen Reichsgeschichte des 12. Jahrhunderts ist das Verhältnis von Recht und Macht bzw. der Kampf zwischen der Macht des Rechts und dem Recht des Stärkeren ein durchgehendes Thema. In ausladenden Debatten der politischen Akteure, die an parlamentarische Szenarien der Gegenwart erinnern, wird um überzeugende Argumente gerungen, die das eigene kriegerische Handeln als Verteidigungskrieg, als Verteidigung des Rechts erscheinen lassen soll. Dieses Problem kann eigentlich aktueller nicht sein. Wenn Vitico in einer seiner Reden die Parole ausgibt, das Wort ist stärker als die Wurfschleuder und die Mäßigung besiegt den Erdkreis. So bleibt sie, diese Parole, auch in seiner Welt ein utopischer Wunsch. Auch Vitico zieht mit seinen Waldleuten in den Krieg, um das Recht zu verteidigen. Doch die Irritation des Krieges bleibt und so liest man bei Stifter, die größte Schande für Wesen, die sich vernünftig nennen, ist der Krieg. Die Antwort auf seine Frage, wann wird jene Zeit kommen, in der ein Krieg ebenso ein Unding der Vernunft sein wird, wie ein Trugschluss schon heute ein logisches Unding ist, die Antwort, sie wird wohl ausbleiben müssen. Antwort, sie wird wohl ausbleiben müssen. Wenn Geichstifter mit der Zuversicht der Aufklärung, Zitat, die Menschheit in der Geschichte wie einen ruhigen Silberstrom einem großen ewigen Ziel entgegengehen sieht, so bietet für ihn doch die große Geschichte, die in den Geschichtsbüchern aufgeschrieben ist, ein Bild, in dem man, Zitat, die Liebe ausgelassen und das Blutvergießen aufgezeichnet hat. Im Gegensatz zu ihr, zur großen Geschichte, vermag allein die kleine, anonyme Familiengeschichte, die von Generation zu Generation weitergeschrieben wird und zum Innenbegriff des Humanen wird, dem Menschen eine sinnvolle geschichtliche Erfahrung vermitteln. Und man ist auch heute geneigt, den Horizont auf diese kleine Geschichte zu verengen, um der Ohnmacht angesichts des Weltgeschehens zu entkommen. Vierter und letzter Punkt. Stifter betont, er würde in seinem Roman Der Nachsommer von einem anderen Leben erzählen, als es gewöhnlich vorkommt, und markiert damit seine Intention eines Gegenentwurfs zu den Lebensformen seiner Zeit. Gemeint ist die Zeit, in der sich das Bürgertum ganz auf den ökonomischen und technischen Fortschritt zu konzentrieren beginnt. Stifter entwirft ein kritisches Gegenbild, das die humanen Defizite dieser neuen Lebensform sichtbar macht, die sich in unserer Zeit noch potenziert haben. Die Figuren des Nachsommer verfügen in idealer Weise über den nötigen finanziellen Rückhalt, um sich ganz der Wissenschaft, der Kunst und der Kultivierung der Natur widmen zu können. Eine Lebensform, die Stifter bedroht sieht. Wenn Stifter den Beginn der industriellen Revolution kritisch gesehen hat, weil sie die Menschen von den Dingen und voneinander entfremdet, so hat er dennoch das Potenzial der technischen Entwicklung bereits mit visionärem Blick erkannt. Die folgenden Worte des Freiherrn von Riesach aus dem Nachsommer erinnern durchaus an die Möglichkeiten unserer Kommunikationstechnologien und an die Prozesse der Globalisierung. Zitat. Wie wird es sein, wenn wir mit der Schnelligkeit des Blitzes Nachrichten über die ganze Erde werden verbreiten können, wenn wir selber mit großer Geschwindigkeit und in kurzer Zeit an die verschiedensten Stellen der Erde werden gelangen und wenn wir mit gleicher Schnelligkeit große Lasten werden befördern können, werden die Güter der Erde da nicht durch die Möglichkeit des leichten Austausches gemeinsam werden, dass allen alles zugänglich ist? Angesichts der aktuellen Verteilung der Güter in der Welt hat sich diese Vision allerdings nicht erfüllt und bleibt als Utopie eine Herausforderung. Und auch Stifters Hoffnung auf die Macht des Geistes, die den technischen Fortschritt letztlich beherrschen wird, bleibt eine Aufgabe unserer Zeit. Nochmals Riesach aus dem Nachsommer. Welche Umgestaltung wird aber erst auch der Geist in seinem ganzen Wesen erlangen? Diese Wirkung ist bei Weitem die wichtigste. Die Übermacht des Stoffes wird vor dem Geiste, der endlich doch siegen wird, eine bloße Macht werden, die er gebraucht. Es geht inzwischen nicht mehr nur um die Frage, ob der Mensch die Technik beherrscht oder umgekehrt, wo die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine liegen, sondern wo und wie sich der Mensch als geistig-kulturelles Wesen entfalten und manifestieren kann, welchen Zwängen er unterliegt, von welchen Kommunikationsinstrumenten er dominiert wird. Und ob die künstliche Intelligenz erst der Beginn einer Entwicklung ist, in der die menschliche Intelligenz sich zum Teil selbst ersetzt, lässt sich noch nicht abschätzen. Bevor wir uns aber hier, meine Damen und Herren, wie es in Stifters Abdias heißt, in ein düsteres Grübeln hineinlocken lassen, noch eine Schlussbemerkung. Die Lektüre von Stifters Werken ist natürlich nicht nur unter den aufgezeigten inhaltlich-thematischen Aspekten wertvoll, sondern sie ist angesichts seiner großartigen Sprachkunst auch ein ästhetisches Erlebnis. Und sie hat gewissermaßen therapeutische Wirkung. Spätestens seit seinem 200. Geburtstag im Jahre 2005 hat die Kritik wiederholt darauf hingewiesen, dass mit der Lektüre Stifters eine Entschleunigung verbunden ist, die in der Hektik unserer Welt als Wohltat empfunden werden kann. So spricht etwa Ulrich Greiner vom Sedativ der Verlangsamung und von der meditativen Kraft der Entschleunigung. Und Alfred Doppler, um auch den Doyen der Stifterforschung hier zu Wort kommen zu lassen, meint mit Blick auf Stifters Vitico, Zitat, auf Stifters Wittiko, Zitat, in der pronasierten Darstellung der Langsamkeit, die sich querlegt zur fatalen Beschleunigung unseres Zeitalters, das ihr Heil in der Geschwindigkeit und Flexibilität sieht und ein Höchstmaß von Schnelligkeit fordert, tritt die Aktualität Stifters auf besondere Weise zutage. Liebe Regina, ich wünsche dir, dass du nach Jahrzehnten des engagierten Einsatzes für die Literatur im Stifterhaus, in dem der literarische Diskurs einen unverwechselbaren öffentlichen Raum gefunden hat, in deinem neuen Lebensabschnitt die Wohltat der Entschleunigung genießen kannst und zwar auch außerhalb der Lektüre Stifters. Dazu wünsche ich dir alles Gute. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Gracias. A A ¦ ¶¶. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Regina, ich freue mich an dem Abend, an diesem Fest teilnehmen zu dürfen und danke für die Einladung, die schließlich auch einmal wieder, einmal noch auf dich zurückgeht. Ich frage mich oder habe mich im Vorfeld gefragt, wie viele Autorinnen und Autoren du hierher eingeladen und wieder eingeladen hast in all den Jahren. Ich dachte, Hunderte werden es gewesen sein. Jetzt weiß ich, es waren noch mehr. Und stellvertretend für diese vielen, die, ob aus Oberösterreich oder nicht, von Regina Pinter in ihrer bescheidenen, herzlich, heiter, gelassenen Art empfangen wurden in all der Zeit, möchte ich mich bedanken für dieses Empfangen, das immer auch ein Umsorgen war und alles Gute wünschen für die neuen Zeiten. Und ebenfalls als dieser Stellvertreter, und das wären es nicht allein meine, ein paar Stellen lesen aus meinen Büchern. Schnipsel eines Gemäldes, eine Collage für Regina. Meine Frau war zu mir gezogen. Sie kam nicht aus der Gegend, sondern von weiter her. Und diese Umgebung hier war ihr noch recht neu und unbekannt. Sie war zu mir gezogen und da, ganz am Anfang, war alles noch so einfach. In der Nacht verließ ich noch einmal das Haus. Ich stand zwischen Haus und Garage und starrte vor mich hin. Da sah ich, wie der Winter begann. Der harte, eiskalte, dünne Regen, der von einem Moment auf den anderen zu fallen anfing, sah im Schein der Straßenlaternen wie gezeichnet aus. Ich wusste, als ich den ersten Tropfen auf der Wange spürte, dass es im Grunde bereits Schnee war. Ich wusste, dass es nur wenige Meter weiter oben schneite und dass die Lerchen am Hang gegenüber am kommenden Morgen weiß sein würden. All die Tonnen und Abertonnen Schnee, der sich vor uns im Augenblick noch undeutlich und konturlos ausbreitenden Monate lagen bereits jetzt in der klaren und regentropfen durchstochenen Luft. Dann ging ich zu Bett. Wo ist Papa? fragte er. Sie stieß einen laut aus, ihr Lachen. Das weiß nicht einmal der liebe Gott, nicht einmal er kommt ihm hinterher. Die Zeit verging, Kinder kamen und spielten am Wasser, manche hatten leere, silbernblitzende Blechdosen in der Hand, entlang deren Rillen Nylonschnur gewickelt war, an deren Ende ein Angelhaken hing, den sie mit gekonnten Schwung bis weit in den sich zäher hinwälzenden Fluss hinaus auswarfen. Sie standen bis zu den Knien im Wasser und schwangen das Nylon durch die Luft und warfen die Angelhaken aus wie Cowboys, Lassos. Eine Frau wusch Wäsche und rief ständig etwas zu jemandem, der sich nicht blicken ließ, oder war es eines der Kinder? Aber niemand rührte sich ihretwegen. Um sie herum schäumte das Wasser weiß. Diese verdammten Russen, sagte Alexander Fischer nach langem Schweigen und so schob sein leeres Glas über die Theke, an der er seit dem späten Vormittag stand. Welche Schwierigkeiten haben wir mit denen schon gehabt? Und welche werden wir erst noch haben? Es war zwei Uhr. Außer ihnen war niemand im Gasthaus. Noch hinten am Stammtisch, in dem Halbdunkel kaum zu erkennen, saß die hoch aufgeschossene Gestalt des Postboten, der Zeitung lesend zu Mittag aß. Obwohl er bereits vor einer ganzen Weile gekommen war, waren seine Schuhabdrücke noch nicht aufgetrocknet. Unter der Tür wurde ein Blatt hereingeweht. Birke. Der Wasserhahn tropfte. Unermesslich langsam fiel ein Tropfen nach dem anderen von der Spitze des abgeschrägten Endes des auf den Wasserhahn gesteckten grün-weißen Schlauchstutzens in den Kies auf dem Boden. Wie der rennt, sagte die Wirtin vor sich hin und drehte langsam den Kopf. Ihr Blick war aus dem Fenster gerichtet. Keiner der paar vereinzelt stumm herumhockenden reagierte darauf. Niemand achtete darauf. Jeder war in seinen eigenen ewigen zwei, drei Gedanken versunken. Aber es fiel der Wette nicht auf, dass niemand ihr zuhörte, denn sie redete auch gar nicht mit jemandem, bloß mit sich selbst. Jetzt verschwand er hinter der Mauer und tauchte einen Moment später im anderen Fenster wieder auf, ein wehender, dunkler Fleck. Er kam näher, lief an den wie mit Gewalt violett blühenden Fliederbüschen vorbei, die den Weg zum Gasthaus säumten. Sie blühten erst seit wenigen Tagen. Sogar die Luft schien violett und auch das Gesicht des Burschen und seine weißen Hände und seine dunklen an allen Enden zu kurze Kleidung. Zum Teufel, murmelte sie, nur die Wahnsinnigen rennen so. Hast du dich je in jemand Verheirateten verliebt, fragte sie. Nein, sagte ich, ich habe mich überhaupt noch nie verliebt. Vor meinen Augen ging das Gras hin und her wie Wasser in Wellen und ich dachte an die Arten von Grün. Zu Hause sah man ihm dabei zu, wie er seine paar Sachen packte und auszog, aber niemand, nicht einmal der Vater, sagte etwas dazu. Sie sahen es ungläubig, zugleich aber war es, als hätten sie schon längst gewusst, dass er gehen würde, als hätten sie nur darauf gewartet und seien zugleich doch überrascht, dass es schon jetzt geschah. Die in weitem Halbkreis vor ihm liegende Kette des Gebirgs hob sich fast wie ein gigantischer Fremdkörper von allem anderen ab. Derart strahlte sie nur einmal im Jahr. Erst vor wenigen Tagen waren in Rosenthal die letzten Schneereste geschmolzen. Und jetzt lag die sich bellende und Richtung Süden sich in eine vorgebirgliche, verwandelnde Landschaft in satten, nassen Farben. Da matt glänzendes, flächenweise grün oder fahlgrün oder falbgestricheltes, dunkles Braun. Das waren die riesig gewordenen, sich in schnurgeraden Linien voneinander abgrenzenden Äcker. Nur noch einzelne, im Winter schwarz gewordene Bäume standen in dieser ausgeräumten Landschaft. Der Goldberger Seehof war wie eine Insel inmitten dieses lautlos stampfenden Fortschritts, der alles in eins werfen wollte. Mit dem abnehmenden Licht schien tatsächlich der gesamte Gesichtskreis unauflöslich und unaufhebbar zu etwas zu verschmelzen, was früher noch in der Nacht zahllose Unterscheidungen zuließ. Die Nächte waren lang, immer noch. Sie gewannen das, was als Überlänge wirkte aus den wie ausgepressten leeren Tagen, die kaum Licht, nur ein paar Stunden Dämmerung brachten. Nachts froh es, tagsüber taute es wieder. Erde, Schmutz, totes Gras, zerfallendes Laub und kleine und größere Steinchen, die auf den Stiefeln kleben bliegen. Morgens schwebten, bewegungslos, oft Nebelfetzen über den Tümpeln, die sich auf der zertrampelten Weide gebildet hatten. Nie etwas Zusammenhängendes, immer nur so Fetzen. Auf manchen Bäumen hingen noch rot-schwarz und verschrumpelte Äpfel. Dort, wo im Herbst nicht noch einmal gemäht worden war, lag das Gras fahlgelb wie über sich selbst gestürzt am dunklen, nassen Boden. Ich sah keine Zeichnung mehr, und doch war ich der festen Überzeugung gewesen, es müsse eine geben. Aber woher kam diese Überzeugung? Einfach daher, weil es immer eine Zeichnung gegeben hatte. Es war eine Überzeugung, die aus Gewohnheit kam und durch Gewohnheit in mir verankert war. Von klein auf hatte ich in dem Bewusstsein gelebt, dass mir alles zustehe. Alles würde einmal mir gehören. Das war meine Zeichnung. Obwohl nichts mehr mir gehörte, weil ich mit meinem Weggehen auf alles verzichtet hatte, lebte ich immer noch in diesem Bewusstsein oder lebte dieses Bewusstsein noch in mir. Plötzlich bemerkte ich, wie es zerbröckelte. Nichts mehr stand mir zu. Es gab keine weitere solche Zeichnung. bröckelte. Nichts mehr stand mir zu. Es gab keine weitere solche Zeichnung. Endlich schob sich die Sonne hinter dem Grat hervor. Nun zeigte sich, dass tatsächlich ein dichter Nebelschleier in der Luft lag. Der Sonnenball leuchtete in kräftigem Rosarot und erst jetzt sah man, dass Wälder waren, was man zuvor schon für die Berge oder zumindest Teil der vorgelagerten Hügel hätte halten können. Wälder, von denen das Sichtbarste die hoch aufragenden, spitzwimpeligen Fichten waren. Sobald sie sich dahinter emporgeschoben hatte, stand die Sonne minutenlang scheinbar unbeweglich über dem Bergrücken. Die einzige Veränderung war, dass das kräftige Rosarot, als Schwelle es an, immer noch kräftiger wurde, bis sich die Farbe mit einem Mal auflöste. Weder die Sonne noch das Umgebende waren länger in sie getaucht. Der Nebelschleier war durchbrochen, das Licht floss ungehindert, floss in Strömen und es war alles Glanz. Und rasch zog der Tag herauf. Seither dachte er oft, wenn er aus dem Tal rausfuhr und der Blick sich öffnete, es sieht echt aus wie in Amerika. Dort wird es Rose Valley heißen, nicht Rosenthal. Und ich wäre Jack, Jack Fischer. Wie das klang. Die Hitze ließ endlich nach und hin und wieder, meistens nachts, regnete es ein paar Stunden lang, sodass ich den Garten und das Grab meiner Tante nicht mehr gießen musste und die Zisterne, seit langem leer, sich allmählich wieder füllte. Das Land verlor das staubige Grün und wurde etwas grüner. Sie war zu mir gezogen, nur wenige Tage nach der Heirat, zu mir auf den Hof, zu den meinigen und zu den Tieren, die im Stall im warmen Stroh standen, ruten oder fraßen oder wiederkäuten, während es draußen klirrende Kälte war. Es gab Sonne auf dem weißen Schnee und es gab sie auf dem dunkleren, unter den Dachtraufen. Es waren die kältesten Wintertage und wir, oder vielmehr ich, hatte mich ja nicht gedulden mögen, hatte ja gleich heiraten wollen, hatte ja nicht warten gemacht auf den wärmeren Mai. Auf den Schollen der umgebrochenen Felder und in den da und dort knapp über dem Boden, gleichsam wie in der Luft schwebenden Spinnennetzen, begann der Tau bläulich zu schimmern und die Spitzen der Falben Maisstauden schienen wie Fackeln zu lodern. Um die aneinanderreichenden, nach sich greifenden, luftigen und nie unbewegten, blinkenden und im Gegenlicht schwarzen Kronen, die Birken, die den Weg säumten, der irgendwann einmal zu Elisabeths Hof geführt hatte und jetzt ins Leere lief, leuchtete es auf. Und neben dem grasüberwachsenen Schotterweg darunter jagten sich, verspielt wie junge Kätzchen, Lichtflecken. Der Weg war lang kein Weg mehr, sondern ein mitten in einem Feld liegender, zumindest in der warmen Jahreshälfte grün-weißer, lichtdurchflirter Tunnel ohne jeden ersichtlichen Sinn. Die letzten Nebelfetzen lösten sich über dem Bach auf und bald war es, als wären sie nie gewesen. Mein Gott, sagte sie, und ihre Hand glitt nach unten, in meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viel geredet. Sorge mich, mache es, sagte er, aber er muss mir den Hof überschreiben und wenn er frei kommt, kann er nicht mehr hierher zurück. Er wird hier kein Wohnrecht bekommen. Das ist die Bedingung. Er soll sich's überlegen. Eine Woche hat er. Falls nicht, na, das kann ihm ja gleichgültig sein, was ich dann anfange. Eine Woche später, an einem warmen Apriltag, der Flieder an den Mauern blühte und leuchtete und duftete und die Vögel in den Zweigen hüpften und sangen und schmetterten und in manchem Hauseingang lag eine Katze ausgestreckt. In der Sonne fand das Begräbnis statt. Ein sehr feierlich und ernst aussehender Bestatter trat vor den Altar und nahm die auf einem Potest stehende Urne zwischen beide Hände und so wie er fast ein wenig zu ernst und zu feierlich aussah, nahm er auch die Urne fast ein wenig zu vorsichtig. Er senkte den Kopf, bevor er ihn wieder hob, sich auf dem Absatz umdrehte und gemessenen Schritts die Kirche verließ. Die versammelte Trauergemeinde, wie der Pfarrer das Häufler in der Versammelten nannte, schloss sich an. Kannst du mir folgen? fragte er. Ich weiß es nicht, sagte ich. Ich höre dir zu. Bleib noch, sagte er. Ich will dir alles erzählen. Der erste Sonntag, den ich nicht mehr allein hier war, sondern mit einer Frau, meiner Frau. Der erste Sonntag als Ehemann hier auf dem Hof. Unendlich war ich kein Junggeselle mehr. Ich hatte Verantwortung jetzt noch mehr als schon zuvor. Nicht nur, weil die Mutter es mir so eindringlich ihre sich auf- und abbewegenden Lippen beinahe mein Ohr streifend gesagt hatte, wusste ich das. Doch spürte ich keine Last, sondern vielmehr Freude im ganzen Körper und Geist. Ich fühlte mich leichter und manchmal so, als hätte ich gar ein paar Flügel. Und sie, meine Frau, strahlte mich auch manchmal so an. Applaus Gracias. Alles Gute für dich, liebe Regina. Eugenie Kain, Das Leben ein Fest. Er ist immer da gestanden. Von der Gruberstraße aus war der Baum zu sehen. Im Frühjahr strahlte das weiße Blütenhaupt, im Frühsommer grüßten rote Früchte und im Herbst warfen gelbe Blätter warmes Licht auf kältere Tage. Dann war aus der Brache der ehemaligen Gärtnerei ein mehrgeschossiges Gebäude emporgewachsen. Zwei ineinander verschobene, unterschiedlich hohe Quader für Büros und Wohnungen. Und die Sicht auf die dahinterliegende Häuserzeile mit den Gärten war verstellt. Im Vorbeifahren ein schneller, schräger Blick in die Lederer Gasse. Vor das Küchenfenster der Großmutter hatte sich eine Betonwand geschoben. Von der Kreuzung aus gab es keinen Sichtkontakt mehr. Doch der Baum war nicht ganz hinter der senfgelben Fassade verschwunden. Einige Äste streckten ihr dichtes Blattwerk zu den Trichterwinden und Kletterrosen am Maschendrahtzaun des Nachbargartens, an dem vorbei Passanten zur nahen Frauenklinik hasteten. Es ist nicht leicht, die Geschichte eines Baumes in Erfahrung zu bringen. Bäume stehen da. Immer ist er da gestanden. In diesem Fall heißt das seit 1956. Die Großmutter holte den Setzling von einem Kriegsblinden, der wie sie in der Tabakfabrik arbeitete und einen Schrebergarten an der Donau gepachtet hatte. Meine Tante war dabei. Sie war damals zehn Jahre alt und genauso groß wie das Bäumchen. Als ausgewachsener Kirschbaum wurde er zur Sonne im Gartenkosmos. Er war der Besitz und das Heiligtum der Großmutter. Er war das, was die anderen nicht hatten. Der Baum trug reichlich und verlässlich. Feste, leuchtend rote Früchte mit gelbem Fleisch, süß, ein Hauch würziger Säure und beim Kern herb. Eine alte Sorte, vermutlich die große Prinzessin oder Schneiders späte Knorpel. Die Kirschen waren widerständig gegen Schädlinge, empfindlich bei Regen und wehrlos gegen Amseln und Nachbarn. Die Amseln waren ständig gegen Amseln und Nachbarn. Die Amseln waren ständig um den Baum und die Nachbarn rückten an, wenn die Großmutter in die Fabrik zur Arbeit ging. Zumindest war die Großmutter überzeugt davon und hatte in der zweiten Junihälfte keine ruhige Minute, bis alle Kirschen in Einmachgläsern in Sicherheit gebracht waren. Einmachgläsern in Sicherheit gebracht waren. Schwiegersöhne, der Bruder, männliche und weibliche Enkel mussten hinauf auf die Leiter, mussten hinauf auf den Baum, auf spröde von Ameisen überlaufene Äste und wurden von der sonst überfürsorglichen ermuntert, im Zweifelsfall noch höher zu steigen und noch weiter hinaus, um auch noch den äußersten Zweig mit seiner Hand voll Kirschen zu angeln. Der Großonkel war nicht ganz schwindelfrei. Trotzdem half er seiner älteren Schwester Jahr für Jahr beim Ernteeinsatz. Vorsichtig tastete er sich Sprosse für Sprosse die hohe Stähleiter hinauf. Die Großmutter hielt die Leiter, bis er sich auf einen tragfähigen Ast geschwungen hatte. Dann kletterte sie ein Stück hinauf und reichte einen mit einer Schnur versehenen Kübel und einen blinden Stock mit gebogenem Griff nach. Der Großonkel suchte sich eine sichere Astgabel, hängte den Kübel in Griffweite und angelte mit dem Stock nach erreichbaren Kirschen. Den gefüllten Kübel ließ er hinunter, die Großmutter leerte ihn in ein Lavor, der Großonkel zog den Kübel wieder hinauf und arbeitete sich zur nächsten Astgabel vor. Viele Junitage verbrachte er im Baum. Als Eisenbahner war der Großonkel in rüstigem Alter pensioniert worden. Seine Frau ging noch zur Arbeit. Sie musste Frottee-Bademäntel, Geschirrtücher, Vorhänge und Tischläufer verkaufen. Der Großonkel half seiner Schwester bei den körperlich schweren Arbeiten. Er strach die Erde um, schaufelte Kohlen in den Keller, strich die Wände in der Küche und half bei der Kirschenernte. Der Großonkel war nie barhäuptig anzutreffen. Bei der Gartenarbeit im Frühjahr trug er ein Sternband mit Ohrenklappen. In den Keller zu Holz und Kohlen ging er mit einer alten Eisenbahnerkappe. Bei den Malerarbeiten hatte er ein aus Zeitungspapier gefaltetes Schiff am Kopf und in den Baum stieg er mit dem alten Strohhut der Großmutter. Nach getaner Arbeit setzte er seinen Hut auf, schwang sich aufs Rad, besorgte im Supermarkt, was seine Frau ihm aufgeschrieben hatte und wartete, bis sie nach Hause kam. Der Großonkel konnte nicht kochen. Der Bruder saß in der Astgabel und zog mit dem blinden Stock Äste heran. Dabei war er sehr vorsichtig. Kirschholzzweige brachen leicht ab. Zwischendurch kostete er die Kirschen, die er gepflückt hatte. Wurmig hörte man ihn rufen oder nicht wurmig. Die Kirschkerne spuckte er aus. Fielen zu viele Kerne in zu kurzem Intervall auf dem Boden, näherte sich die Schwester und rief in den Baum hinauf. Ist der Kübel schon voll? Die Großmutter war Nichtraucherin. Ihre Debutatzigaretten aus der Fabrik stapelte sie im Wäschekasten. Deshalb rochen ihre Nachthemden und Polsterbezüge immer feinherb nach Tabak. Nach Tabak der Marken Falk und Smart, der mit dem Extrakt von Kamille und Zwetschge aromatisiert wird, bevor ihn die Maschine in die Papierhülsen stopft. Die Zigarettenstangen wurden zu Weihnachten und zu Geburtstagen an die rauchende Verwandtschaft verteilt und im Juni an die Erntehelfer. Die Großmutter stand tagelang in der Küche, umringt von Plastikwannen voller Kirschen, entkernte, kochte ein und füllte ab. voller Kirschen, entkernte, kochte ein und füllte ab. Dann war der Spuk vorbei für ein Jahr. Zu den Nachbarinnen fasste sie wieder Vertrauen. Es gibt Bilder. Drei Frauen auf Campingsesseln im Schatten des Kirschbaumes, eine jede in Kleiderschürze, eine jede mit dem Strickzeug in der Hand und alle ins Gespräch vertieft. In den Gärten der Nietzsche-Straße gab es noch andere Kirschbäume. Der große Baum der Nachbarin, über dessen Äste die Katze in den ersten Stock auf den Balkon der Großmutter springen konnte, war ein Wildling. Schwarze Früchte mit wenig Fleisch, großen Kernen und lästig zu ernten. Die Kirschen hingen einzeln und nicht büschelweise in den Zweigen. Der Garten daneben erstreckte sich von der Gruberstraße bis zur Nietzschestraße. Er gehörte einem pensionierten Matrosen, einem Donauschiffer, der sich dort eine Gartenhütte aufgestellt hatte. In diesem Garten stand ein Kirschbaum mit gelben Kirschen. Roh schmeckten sie bitter und in Strudel oder Kompott nach Stroh. Auch die Vögel schätzten die gelben Kirschen nicht. Sie warteten lieber, bis sie sich auf den Baum der Großmutter stürzen konnten oder auf die Riebiselstauden und Himbeerhecken, die die Abgrenzung zu den Nachbargrundstücken bildeten. flossenseitig an einem rostigen Zaun bis zum Stacheldraht hinauf und bildeten mit ihrem Dornengestrüpp eine unüberwindbare, betörend duftende Barriere. Der Donauschiffer hatte die Großmutter in die Gartenhütte eingeladen. Immer wieder hatte er über den Zaun gerufen, wann sie ihn endlich besuchen käme, bis ihr keine Ausrede mehr einfiel. Mit dem Enkelkind saß sie an einem selbstgezimmerten Holztisch in der Hütte. An der Wand hingen ein Steuerrad und ein präparierter Fischkopf. Die Hütte war innen grün gestrichen und auf dem Tisch stand eine Dopplerflasche. Der Nachbar redete und redete. Er erzählte von seiner verstorbenen Frau und von seiner Arbeit, seinen Fahrten zum Schwarzen Meer. Im Donaudelta habe er sich die Malaria geholt. Seither habe er das Fieber. Zweimal im Jahr, pünktlich wie die Regel bei der Frau, stellte sich bei ihm das Fieber ein und es sei nichts zu machen dagegen. Er erzählte und schlug dabei mit der Faust im Takt auf den Tisch, dass die Flüssigkeit in der Dopplerflasche schwappte. Das Enkelkind kann sich nur an den einen Besuch in der Gartenhütte erinnern und daran, dass es über Frauenregeln nachdachte Aus Langeweile zählte das Kind die Blumen auf dem Wachstischtuch und trank den trüben Dicksaft in großen Schlucken, damit er weg war Die Großmutter ging nach diesem Besuch dem Donauschiffer aus dem Weg Sie konnte sauf vor den Männern nicht ausstehen. Thank you. so ¶¶ ¶¶ ¶¶ ¶¶... Gracias. Vielen Dank. Dominika Meindl. Im Namen der Republik, liebe Regina, liebe Damen und Herren und im Namen der Grazer Autorinnen-Autoren-Versammlung, die jetzt auch schon ganz wunderschön mitgeschwungen ist durch Eugenie Kein, unsere große Vorgängerin. Kurt, du bist auch mein großer Vorgänger, ein gelungenes Werkstück und wir freuen uns wirklich sehr, dass wir heute zu dir sprechen dürfen. Wir, die Autorinnen, Vertreter, es kommen noch welche, ich wurde gebeten, dass ich mich kurz halt... Okay. Es ist, ich hoffe das jetzt kurz, es ist so viel, ihr habt einfach so viel Liebe nachzutragen, vorzutragen. Du hast mich schon aus Situationen gerettet, einer akuten, ihr beide übrigens, einer akuten Hungerkrise, nicht durch Speise, sondern einfach durch Zuwendung. Und ich glaube, ihr kennt euch alle aus, es ist wirklich so, ich sage das ohne jeden Sarkasmus, dem vielleicht die Tracht nahe liegt. Aber wenn man total gut drauf ist und man Regina Pinter trifft, man ist nachher noch besser drauf. Den Menschen möchte ich nicht kennenlernen, der Regina Pinter nicht mag. Das hoffe ich, dass das dann beim Stifterhaus auch so ist, dass es noch glücklicher ist, nachdem es dich getroffen hat. Aber ich glaube, wir sind alle noch ein bisschen skeptisch. Du musst halt einfach sehr oft kommen, ich sehe dich so wie den lieben Hofrat Lachinger, mit so einem Globus, den man aufkloppen kann, drinnen ist einfach nur ein Bier, da trinkt man Pfiff miteinander und so. Da kriegst du einen Auszugsstübel. Aber jetzt halte ich mich tatsächlich kurz. Der liebe Kurt überreicht unser Geschenk im Namen der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung. Du bist so ein selbstloser Mensch. Jetzt haben wir dir was geschenkt, was nicht für dich ist, aber was so extrem unmittelbar wieder zurückkommt zu dir. Du wirst ja jetzt in deiner Pension hoffentlich mit deinem Jimmy sehr viel spazieren gehen und wenn es nicht seine Lieblingsguts sind, dann tausche es um. Applaus Ja, liebe Frau Regina Pinter, wo wir diese Ausstellung hier hatten und den Raum dann ganz pink anmalen durften. Und ich möchte mich, wie gesagt, sehr herzlich bedanken und ich habe auch eine kleine Rede geschrieben und ich hoffe, dass Sie uns auch weiterhin jetzt sozusagen uns bei den Lesungen besuchen, weil Sie sind ja dann Pensionistin und darum müssen Sie zu jeder PEN-Lesung natürlich dann kommen. Und diese kleine Rede, die ist jetzt auch nicht unkritisch, ich lese sie jetzt einfach einmal vor. Was hat die Regina Pinter nur aus dem Stifterhaus gemacht? Das ist doch wirklich das Letzte. Denn wo sonst kannst du als Schreiberling im öffentlichen Kulturbetrieb noch Lyrik oder experimentelle Literatur zum Besten geben, als in dieser letzten Zufluchtsstätte für Schön- und Schiergeistige? letzten Zufluchtstätte für Schön- und Schiergeistige. Ist die Regina Pinter gar irgendwo angerannt, dass sie dem Publikum so viel zumutet, dass du dich nicht unbedingt zum Krimiautor umschulen lassen musst, um im Stifterhaus noch ein Buch vorzulesen? Ja, geht's noch? Was hat sich die Regina Pinter dabei nur gedacht, dass Lesungen im Stifterhaus immer noch auch ohne Musikbegleitung, Stand-up-Comedy, Schnaps- und Speckverkostung, Bodypainting-Show und Feuerschlucker möglich sind. Dankeschön. Die ganze Welt ist Bühne. Nein, ich habe den Schauspieler heute zu Hause gelassen und da soll der vor sich hinschmoren. Ich freue mich und bin sehr, sehr, sehr dankbar, heute als Obmann des ältesten Schriftstellerverbandes von Oberösterreich, der Autorinnen- und Autorengemeinschaft, hier meine Glückwünsche überbringen zu dürfen. Aber über eines muss ich schon sehr glücklich und auch dankbar sein. Wissen Sie was, weil heute viel von Stifter die Rede war. Ich habe nach 30-jähriger schauspielerischer Berufserfahrung in Linz Stifter lesen gelernt als Schauspieler und da kommt einiges zutage. Das ist grenzgenial mit Stifter zu leben und zu arbeiten. Danke für Ihren wunderbaren Vortrag. Aber was mich besonders wundert, ist, dass hier heute noch kein einziger Lyriker unterwegs war. Alle waren, die Satiriker, die Komiker, die Wissenschaftler, und alle waren da, nur die Lyriker waren nicht vertreten. Und das habe ich versucht ein bisschen zu ändern. Keine Sorge. Drei ganz, ganz kleine, herzige Gedichte. Jeder Anfang ist eines Ende. Anfang ist eines Ende. Versuch. Stille, leer Platz. Nur weil du bist, kann nichts sein. Irreparabel, reversibel. Dennoch alles, wie es ist, soll es gewesen sein, werden wird's, wenn's Irrtum, niemals mehr kompatibel, inkompetent, Niemands Wille sei ich noch Füllstoffskraft. Der Zeig. Keines der Worte, die sich zu lieben lohnt, wie laut, wie Menschen, wie die Zeit unterwerfen, das so gewaltig, so demütigend, so weltweit leiden lässt, dich in Taten, die noch keinem Ausreizung, Zumutung, doch den Trost nur uns lernen lehrt, wenn Endendes, wenn Weises, wenn Lösungen schweigen, das jedem dann. Dann. Ein was. Es war alles ganz anders. Wäre es so gewesen, geworden ist doch nichts, so wie es jemals gleich sein wollte. Mit ein paar poetischen Einschlägen für den heutigen Abend. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die neue Zeit, die einbrechen wird und alles Gute vom Autorinnen- und Autorenkreis und Dankeschön, dass wir so eine große, tolle Frau mit auf unseren Weg nehmen dürfen. Dankeschön. Liebe Regina, jetzt ist schon so viel Gescheites und Wichtiges gesagt worden über die Vatia. Man kann aber wahrscheinlich noch zwei Stunden weiter reden. Aber ich möchte jetzt kurz meine persönliche Beziehung, literarische Beziehung zu dir, Ausdruck geben. verbindet eine Person und einen Namen. Und zwar Karl Böhmer. Er war mein Chef, mein beruflicher Chef, als Landeskulturdirektor. Er war mein literarischer Chef, als Obmann von Stötzamer Band. Er war der historische Leiter, der die Gruppe Neue Mondstadt ins Leben gerufen hat. Und er war unvergesslich dein Vater. Ja, euer Vater. Und er war einfach so weitsichtig, er hat so Fiere gedenkt. Und genau das hast du auch für ihn gehabt. Also du siehst schon weit Fiere und du bist da wirklich bei den Leuten, bei den Autoren da. Und darum ist es eine Ehre, dass du die Gruppe Neue Mundart da ins Stifthaus eingeladen hast. Wir sind seit 2001 jährlicher Gast bei dir da und es ist immer schön und es ist klasse, dass die Linzer Autorenkreise da auch bei dir einen Platz gefunden haben. Und ich bin nachher drauf gekommen, das ist nicht selbstverständlich, dass auch die Mann dort bei dir da sein darf. Es ist kein Selbstverständlich. Damit möchte ich Danke sagen. Gleichzeitig möchte ich unseren jetzigen Obmann, Präsident Klaus Huber, unsere Gattin, entschuldigen. Sie stickern zwischen Luxemburg und Linz im Zug. Irgendwo haben sie Verspätung, darum lasse ich Sie recht herzlich entschuldigen. Dann möchte ich dir wirklich nochmal Danke sagen, mich dafür den nächsten Schritt, den du machst, alles Gute wünschen und ich hoffe, wir sehen uns da irgendwo, rennen uns wieder einen Weg und sehen uns wieder. Danke. Danke. Ich habe da für die Zeit danach, wo du du Zeit hast, unten was Literarisches, für gemütliche Stunden was zum Anstoßen und wenn es zu stark war, noch ein bisschen einen Tee zum Erholen. Applaus Vielen Dank. Kolleginnen und Kollegen, vor allen anderen aber natürlich, liebe Regina. Zitat, das Adalbert-Stifter-Institut ist als wissenschaftliches Institut für Literatur und Sprache in Oberösterreich und als Präsentationsstätte für zeitgenössische Literatur nach Maßgabe seiner Einrichtungen bestimmt. Zitat Ende. Mit diesem Satz wird § 2 des Statuts des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich eingeleitet, jener Paragraf, der sich den Aufgaben dieses Hauses widmet. In ähnlicher Diktion, die dem Streben nach Ordnung und Struktur verpflichtet ist, folgen Organisationsanweisungen, Verantwortungszuschreibungen, Durchführungsbestimmungen, verwaltungsspezifische Vorgaben und ähnliches. Wie in jedem nichtliterarischen Text wird auch in diesem Statut die Antwort auf die Frage nach dem Was verhandelt. Was ist der Zweck dieser Institution? Was sind die Einrichtungen und Funktionsbereiche? Was sind die sogenannten Dienstobliegenheiten? Ein wahrlich wunderbares Wort. Was sind die sogenannten Dienstobliegenheiten? Ein wahrlich wunderbares Wort. Es ist ein gutes Statut, es steht auf soliden Beinen. Es ist nicht bloß gemacht für's Hier und Jetzt, sondern für viele Jahrzehnte, für vergangene wie zukünftige Generationen, für Zeiten mit kulturbeflissenen und weniger kulturbeflissenen Gesellschaften. Als Standesbeamter wäre man vielleicht versucht zu sagen, dieses Statut ist gemacht für gute wie für schlechte Zeiten, ein Bund fürs Leben und darüber hinaus. Dabei regelt es Grundsätzliches, steckt einen Rahmen nach allen Seiten hinab. Der Text ist ein Gebrauchstext, er erfüllt seinen Zweck, weil er sicherstellt, dass eine bestimmte Ordnung und Struktur aufrechterhalten bleibt. Somit handelt es sich um einen brauchbaren und in diesem Zusammenhang also um einen guten Text. Worum es jedoch wirklich geht, worum es immer geht, jeden Tag in jeder Interaktion mit anderen Menschen, im Umgang mit der Natur, in jeder Interaktion mit anderen Menschen, im Umgang mit der Natur, ja selbst dann, wenn der Mensch ganz allein und ruhig in einem stillen Zimmer zu sitzen hat, das vermag ein Gebrauchstext seinem Wesen nach nicht zu beantworten. Denn diese Antworten lassen sich nicht in Paragrafen packen. Und so kann kein Gebrauchstext der Welt, auch nicht unsere bekanntermaßen von Eleganz und Schönheit durchdrungene Bundesverfassung, eine Antwort liefern auf die eigentliche Frage, um die es geht, auf jene nach dem Wie. Denn diese große Welt, diese Fülle von unermesslichen Erscheinungen, ist durch ein ganz spezielles Moment gekennzeichnet. Sie entzieht sich in letzter Konsequenz dem menschlichen Wunsch nach Ordnung, nach Regeln und Struktur und sie tut dies permanent. Vor dem Hintergrund dieses Widerspruchs des menschlichen Wunsches nach Ordnung und der Tatsache, dass jede menschliche Handlung und jedes Naturereignis, und sei es noch so winzig, kleine Schritte hin zur Unordnung sind, angesichts dieses vorherrschenden und alles umfassenden entropischen Prinzips wird eines ganz augenscheinlich. Der Versuch des Menschen, die gegenläufigen Entwicklungen dieser Welt und seinesgleichen einzufangen durch Regeln, durch Normen, durch Gesetze, ist ein von äußerster Hilflosigkeit gekennzeichneter Akt und dabei dennoch höchst notwendig. Notwendig deshalb, weil wir nur so den Rahmen herstellen und aufrechterhalten können, hilflos darum, weil dieser Rahmen sich permanent verschieben müsste, was er nicht vermag, und daher zumeist nur notdürftig für die Erfordernisse taugt. Doch der Mensch ist ein zoon politikon, er sucht eine Lösung. Und diese, seine Antwort für die zahlreichen Momente, in denen der Rahmen eben nicht passt, in denen Normen, Regeln, Gesetze und selbst Usancen nicht greifen, ist das Wie. Ist die Art und Weise, wie er lebt, wie er der Welt und allem darin begegnet? Seine Antwort ist das, wie ich lebe. Die Frage danach, ob das von uns selbst gewählte, wie ich lebe, in Summe ein richtiges war, diese Frage lässt sich wohl nur retrospektiv beantworten. Erst wenn etwas zu Ende geht, zeigt sich, ob die Entscheidungen, die wir getroffen haben, von jener Art waren, dass sie Zuneigung statt Abneigung, dass sie ein Gefühl von Gerechtigkeit statt Ungerechtigkeit, dass sie Anerkennung statt Missgunst beim Gegenüber erzeugt haben. Erst in der Retrospektive kann man sich ein Urteil bilden und selbst dieses ist niemals ein endgültiges, vielmehr eine Bilanz zu einem beliebig gewählten Stichtag. Und heute, liebe Regina, ist sozusagen dein Stichtag. Und schau dich um, dann weißt du, ob die Art und Weise, ob das Wie, mit dem du das oberösterreichische Literaturhaus über 30 Jahre lang geleitet hast, mit dem du es zu einem der renommiertesten Literaturhäuser Österreichs gemacht hast, von deiner Umwelt als gerecht, als kompetent, als human, als in sich geschlossen und als authentisch empfunden worden ist. Die Antwort darauf muss ich, glaube ich, nicht geben. Mit deiner Haltung, jedem Menschen allerhöchste Wertschätzung entgegenzubringen, auch all das zu achten, was nicht deinem persönlichen Vorlieben entspricht, vor allem aber durch deine Beharrlichkeit, deinen kontinuierlichen Glauben an die Kraft und Notwendigkeit der Literatur, bist du in den über 30 Jahren im Dienste des im Stifterhaus angesiedelten Literaturhauses Oberösterreich zu so etwas wie einer Grand Dame der österreichischen Literaturhäuser geworden. Über jeden Zweifel erhaben. Ja, ja, da darf man. Und dass, obwohl du nie marktschreierisch aufgetreten bist, nie das Rampenlicht gesucht, nie mit unlauteren Mitteln um das eigene Renommee gekämpft hast, sondern weil du getan hast, was zu tun ist, aus der Sache heraus argumentieren, Und weil du getan hast, was zu tun ist, aus der Sache heraus argumentieren, wertschätzen, Selbstreflexion betreiben, sich Fehler eingestehen, immer nach der besten Lösung für alle suchen und dabei dennoch Haltung haben, Grenzen ein und Positionen beziehen. Damit hast du den österreichischen Literaturbetrieb, gemeint ist hier vornehmlich, hast du den österreichischen Literaturbetrieb, gemeint ist hier vornehmlich, jedoch nicht ausschließlich, der Literaturhausbetrieb, bereichert, beeinflusst und letzten Endes wohl mehr als nur einmal befriedet. Mit diesem Haus, dem Hause Adalbert Stifters, hast du ein ganz spezielles Verhältnis. Als ich begonnen habe, hier zu arbeiten, habe ich deine Faszination für dieses Gebäude an sich nicht verstanden. Im Übrigen neben vielem anderen, das ich erst jetzt, wie mir scheint, nach und nach begreife. Deine Liebe zu diesem Haus gründet sich freilich weniger auf seine architektonischen Merkmale, als vielmehr auf den in ihm vorherrschenden Geist. Einen Geist, den du selbst maßgeblich über Jahrzehnte mitgeprägt hast und der dem längst verstorbenen Hausherrn alle Ehre machen würde. Ein Geist geprägt von Wohlwollen und Wertschätzung gegenüber allen Menschen, eingebettet in klare Regeln und umfassende Transparenz. Dass du die stiftische Völlerei immer zu unterlassen hast, das hätte dir unser genius Lozi wohl nicht verübelt, außerdem hast du heute Gelegenheit, wieder Gutmachung zu betreiben. Ich weiß, ich spreche für die gesamte Kollegienenschaft dieses Hauses, liebe Regina, wenn ich dir sage, ich habe unsch die gesamte Kollegienenschaft dieses Hauses, liebe Regina, wenn ich dir sage, ich habe unschätzbar viel von dir gelernt. Und so möchte ich mich ganz herzlich bei dir im Namen von uns allen bedanken, für jedes einzelne der vielen Gespräche, für jedes Mal, als du mir, uns, die Augen geöffnet hast, für das Wesentliche, für die vielen Scherze und die Momente der Anteilnahme. Liebe Regina, physisch bist du wahrlich keine Riesin, aber du bist ein unerhört großer Mensch. Das sollst du wissen. Wir werden uns tatkräftig bemühen, dein Erbe anzutreten, wie immer in diesem Hause, gemeinschaftlich, sich gegenseitig unterstützend, auf Augenhöhe, im Dienste der Literatur, im Dienste des Wie. Wir wünschen dir von Herzen genau das, was du allen Besucherinnen und Besuchern in diesem Raum über Jahrzehnte unzählige Male gewünscht hast, nämlich einen anregenden und interessanten Abend und in diesem Fall natürlich auch einen wunderbaren Ruhestand. Gracias. Applaus Ja, das ist toll. Erwähnenswert. Weil es doch erwähnenswert scheint, das Geschenk der KollegInnen schafft, ist eine Bierkäuser-Ausgabe in 14 Bänden über die gesammelten Schriften von Albert Stifter. Vielen Dank. Bitte weiter, weil ich die Formel 3 nicht verliessen kann. Genau. Vielen Dank. Ja, jetzt kommt's noch. Thank you. © BF-WATCH TV 2021 ¶¶ © transcript Emily Beynon ¶¶ so © BF-WATCH TV 2021 ¶¶ Thank you. Applaus Sehr geehrter Herr Landeshauptmann, sehr geehrte Festgäste, liebe Mitwirkende, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Weggefährtinnen und Weggefährten, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Familie. Es ist eine sehr schöne Tradition, dass man zum Abschied der oder dem Scheidenden nur Liebeworte sagt, nur die guten Seiten hervorhebt und die weniger guten ausspart. Ich danke herzlich dafür. Ich werde all diese lieben Worte wie einen Schatz und einen Vorrat in mir aufbewahren, von denen ich zehren kann, wenn vielleicht einmal einsamere Zeiten kommen. Ich bin gebeten worden, zum Abschluss ein paar Worte zu sagen, obwohl ich, um ehrlich zu sein, eigentlich sprachlos bin. Ich bin froh, dass ich mir die Rede aufgeschrieben habe. Sprachlos angesichts dieses wunderbaren Geschenks, das meine Kolleginnen und Kollegen für mich ersonnen haben und angesichts der vielen Zeit und Arbeit, die sie in die Planung und Organisation hineingesteckt haben und ich weiß, wovon ich rede. Und das bis vor vier Wochen, ganz im Geheimen und bis heute ohne mich. Ich bin sehr, sehr glücklich über jeden einzelnen Beitrag des so liebevoll erdachten Programms. Ihr kennt mich gut. Und bedanke mich bei allen Mitwirkenden sehr, sehr herzlich. Und es bewegt mich wirklich sehr, dass so viele gekommen sind, um bei meinem offiziellen Abschied dabei zu sein. Vielen, vielen Dank. Meine Kolleginnen und Kollegen und Sie alle mit Ihrem Kommen haben mir ein Geschenk gemacht. Dabei wäre ohne meine Kolleginnen und Kollegen und Sie alle meine Arbeit gar nicht möglich gewesen. Kollegen und Sie alle meine Arbeit gar nicht möglich gewesen. Gerade der Veranstaltungsbetrieb funktioniert ja nur im Teamwork, nur gemeinsam. Von der Beauftragung durch das Land und der Unterstützung durch die Direktion, von der Konzeption bis hin zur eigentlichen Abwicklung der Veranstaltungen. Bei den vielen Abenden und den vielen Höhen, die wir gemeinsam erlebt haben, bei den Schrecksituationen, die wir auch gemeinsam durchlitten haben, wächst man schon sehr zusammen. Ich möchte mich daher bei dir, lieber Petra, uns verbinden, so viel, dass wir bestehen bleiben. Und bei jeder einzelnen Kollegin und bei jedem einzelnen Kollegen der letzten 33 Jahre sehr herzlich bedanken. Leider sind einige bereits verstorben, Hofrat Johann Lachinger, Margit Auli und Josef Müller. Ich freue mich, dass heute mein langjähriger Kollege Erich Brandl anwesend ist. Wir haben uns beide 20 Jahre das Büro geteilt. Ganz besonders bedanken möchte ich mich beim jetzigen Team, das so im Geheimen den heutigen Abend konzipiert und organisiert hat. Ich danke, bitte erlauben Sie, dass ich das namentlich und in alphabetischer Reihenfolge tue. Ich danke nochmals dir, Petra Maria Dallinger, dann Stefan Geisbauer, Bernhard Glas, Marlene Gölz, Georg Hofer, Reinhard Hunger, Daniela Jakob-Dilly, Stefan Ködelberger, Claudia Lehner und Sandra Maletz. Ganz herzlichen Dank für alles. Mein Nachfolger Stefan Kögelberger und ich haben schon die letzten drei Jahre gemeinsam die Saisonprogramme konzipiert. Wir teilen dieselbe Begeisterung für Veranstaltungen. Darüber bin ich sehr froh. Alles Gute dir, lieber Stefan. Ein Veranstaltungsbetrieb wäre aber auch gar nicht möglich ohne die Mitwirkenden und das Publikum. Darum möchte ich mich auch besonders herzlich bei Ihnen allen bedanken, die Sie in den vielen Jahren seit der Eröffnung des Hauses 1993 bei uns zu Gast waren. 1993 bei uns zu Gast waren. Besonders beglückend war es für mich immer, dass die Liebe zur Literatur so viele Menschen uns alle, die wir hier heute sind, eint. Sie ist das Bindeglied und alle, die sie verbindet, sind wichtig. Vor allem einmal die Autorinnen und Autoren, ohne die wir gar keine Literatur hätten und damit keine Literaturvermittlung bräuchten. Wichtig sind aber auch die Verle Moderation von Veranstaltungen, über die Konzeption oder die Gestaltung von Ausstellungen, über die Arbeit in Archiven oder in Bibliotheken und, und, und. Das Adelbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich-Stifterhaus führt durch seine Struktur all diese Literaturbegeisterten immer wieder zusammen und das ist eine so gut durchdachte Konstruktion, dass ich immer stolz war, an seiner Weiterentwicklung mitarbeiten zu dürfen. Und es war für mich all die Zeit sehr beglückend, dass ich die Möglichkeit hatte, Literatur ins Zentrum meiner Tätigkeit zu stellen. Literatur muss nichts, kann aber so viel. Wir haben schon ein bisschen davon gehört. Ich freue mich sehr über das wunderbare Motto des Abends, das stiftet Zitat aus der Vorrede zu den bunten Steinen. Welche große Welt, welche Fülle von unermesslichen Erscheinungen. Stifter stellt es zwar in einen anderen Zusammenhang, aber es ist ein Wesenszug der Literatur, dass es ihr immer wieder gelingt, Stück für Stück Teile dieser großen Welt und der Fülle von unermesslichen Erscheinungen einzufangen und denkbar zu machen. Sie erweitert unseren Horizont, sie gibt uns die Möglichkeit, in andere Gedankenwelten einzutauchen, in unserem kurzen Leben gleichsam viele Leben zu leben. Leben, gleichsam viele Leben zu leben. Literatur kann trösten, warnen, uns unterhalten, die Wirklichkeit vergessen lassen. Adalbert Stifter, unser Genius Lozi, traut ihr jedoch noch mehr zu. Er glaubt, dass die Kunst den Menschen und die gesamte Menschheit zum Guten hinführen könne. Da sie es ist, die allgemeine Gefühle erweckt und ihnen allgemeine Richtungen gibt, wie er in seinem Aufsatz die Poesie und ihre Wirkungen schreibt. Während meiner Arbeit hier im Stifterhaus habe ich mehr und mehr Stifter sogenannte Sanfte gesetzt, wir haben ja heute schon mehrfach davon gehört, ich kriege ja auch eins mit nach Hause, als Stifters Formulierung der mehrfach erwähnten Vorrede zur Erzählsammlung Bunte Steine darlegt, ist Stifters Sehnsucht nach einer Welt abzulesen, in der jedem Mensch, egal welcher Herkunft, welchen Geschlechts, welchen Alters und welcher Religionszugehörigkeit und das wurde heute schon mehrfach zitiert, gleich, Zitat, geachtet, geehrt, ungefährdet neben dem Anderen bestehe, dass er seine höhere menschliche Laufbahn gehen könne, sich die Liebe und Bewunderung der Mitmenschen erwerbe, dass er als Kleinod gehütet werde, wie jeder Mensch ein Kleinod für alle anderen Menschen ist. Stifter schließt in diesem seinen Wunsch nach Respekt und liebevollem Umgang miteinander schließlich alle Lebewesen mit ein, auch unsere Geschwister, wie er sie nennt, die Tiere und Pflanzen. Was für eine schöne Welthaltung. Wir haben so ein Glück mit unserem Genius Luzi. Mit jeder und jedem verbindet mich etwas ganz Bes, worüber ich mich sehr, sehr freue. Und ganz zum Schluss und ganz besonders möchte ich mich bei meinem Mann Walter und meiner Tochter Veronika bedanken. Sie haben mich all die Jahre in meiner Tätigkeit bestärkt. Sie haben mich all die Jahre in meiner Tätigkeit bestärkt. Meine Sorgen angehört, meine immer wieder einmal bedrückte oder kränktige Laune geduldig ertragen, haben sich mitgefreut und mitgeweint. Ohne ihre bedingungslose Unterstützung hätte ich es nicht geschafft. Ganz herzlichen Dank. Für den Umstand, dass ich eigentlich sprachlos bin, habe ich nun ziemlich viel geredet. Danke noch einmal für alles, für die vielen schönen Begegnungen und überhaupt. Aber ich hoffe ja, wir sehen uns wieder. Ich bin dann einfach in einer anderen Rolle. An die muss ich mich allerdings erst gewöhnen. Bitte helfen Sie mir dabei. Vielen Dank. gewöhnen. Bitte helfen Sie mir dabei. Aplausos. Gracias. I'm not sure if you can hear me. me so so so © transcript Emily Beynon so so Thank you. ¶¶ © transcript Emily Beynon... Thank you. Gracias. Es ist vorbei, es beginnt. Wir laden herzlich ein zu einer kleinen Bewirtung. Gehen Sie nicht, ohne sich von Regina Pinter verabschiedet zu haben. Danke für Ihr Kommen.