... Ja, also Vorstimmungen habe ich ja die Astrid Esslinger, die Schwester, die Mauta Fähns eigentlich da. Aber den Herrn Otto Tremetsberger muss ich vorstellen, weil der ist so großartig, dass er die Einführung macht. Und was zu den Arbeiten sagt oder zu Astrid sagt oder was Eigenes sagt, das weiß ich nicht einmal. Aber wir lassen uns überraschen und danken im Voraus. Also, guten Abend momentan. Magst du auch noch etwas sagen? Danke Otto, dass du das machst. noch was sagen? Danke Otto, dass du das machst. Ah, okay. Ich werde ungefähr 10 Minuten brauchen. Ich möchte nicht einfach nur ein bisschen was sagen. Der Astrid Essling hat mich gebeten, ein paar Worte zu ihrer Ausstellung zu sagen und das tue ich hiermit sehr gerne. Wohlgemerkt, das möchte ich vorausschicken, nicht als Experte der Bildungskunst, sondern als Autor und als interessierter Beobachter und als jemand, der die Arbeiten von Astrid Esslinger und die Bekanntschaft mit Astrid Esslinger sehr schätzt. Als studierter Theater- und nämlich genau nicht Kunstwissenschaftler erlaube ich mir dann die Freiheit, vielleicht das eine oder andere Mist zu verstehen, aber die Astrid wird mir dann korrigieren, wenn es soweit wäre. Nein, nein, es ist interpretationsoffen. Da kommen wir noch dazu. Da kommen wir noch dazu. Auf meinem fast täglichen Weg ins Büro in die Tabakfabrik, da gehe ich fast immer an einer Arbeit von Astrid Esslinger vorbei. Es ist die Arbeit Emerging Fear von 2018. Die hängt im ersten Stock im Haus Falk im Schaudepot vom Nordico. Das ist ein Bild, das zeigt eine Frau in der Donau. Wahrscheinlich ist es die Donau schwimmend, dunkle Haare von der Nase abwärts im Wasser und das Blau in diesem Bild dominiert. Das scheinbar Interesselose, Schwerelose und Beiläufige dieser Figur fällt sofort auf. Ein Gestus, der in den Arbeiten von Astrid Esslinger immer wieder auftaucht. Im umfangreichen Buch über die Arbeiten Astrid Esslingers schreibt die Kunsthistoriker Finde Esslinger und auch Tochter der Künstlerin, ich nehme an, die meisten kennen dieses Buch, schreibt an einer Stelle vom Müssiggang als Teil des künstlerischen Arbeitsprozesses bei Astrid Esslinger. Und ich finde, dass der Gedanke oder der Begriff Müssiggang eine ganz besondere Qualität der Arbeiten Astrid Esslingers bezeichnet und auf den Punkt bringt. Denn es ist aus meiner Sicht genau dieses müssiggängerische, beiläufige, unbefangene, aus der diese Figuren in den Werken Astrid Esslingers ihre Stärke, ihre Autonomie und das Selbstbewusstsein schöpfen. Und es ist eine positive Energie, die auf den Betrachter, auf die Betrachterin einwirkt und sich auch überträgt. Die Serie, die Astrid heute präsentiert, trägt den Titel Vermessen. Es sind fünf miteinander verschränkte Arbeiten und in der Einladung, den Text hat Astrid verfasst, liefert sie uns einige Spuren oder besser gesagt Fährten zum Verständnis dieser Arbeiten. Dazu zählt beispielsweise, die Arbeiten beschäftigen sich mit dem gegensatz paar wildnis und zivilisation und mit dem darin steckten konfliktpotenzial auf der einen seite also natur und wildnis tiere die sich der zivilisation den menschen entziehen und auf der anderen seite die zivilisation der mensch mit dem dem Willen, diese Natur zu vermessen, zu kontrollieren, zu beherrschen und sich letztlich damit selbst zerstört, indem er gegen die Natur, also gegen sich selbst handelt. Astrid Esslinger schreibt ein verhängnisvolles Eigentor in der Einladung. Natur und Wildnis, auch die urbane Wildnis, das sind Ausgangs- und Referenzpunkte auch in vielen anderen Arbeiten von Astrid Esslinger. Wenn man den Einladungstext liest und angeleitet von diesen eindringlichen und aktuellen Worten beeindruckt ist, dann macht man sich auf die Suche, naturgemäß auf die Suche nach den konkreten Botschaften in diesen Arbeiten. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Beim Betrachten fällt auf, dass den Bildern, so wie ich sie wahrnehme, so wie dem Bild auch im Schaudepot, den Bildern fehlt das Laute, das Aufdringliche und das Appellierende. Auch dort, wo man eigentlich damit rechnet oder damit rechnen würde, wie beim Verkehrszeichen oder dem Absperrband. Die Arbeiten reden einem nicht direkt ins Gewissen und wie in der Literatur besteht die Qualität nicht im Gesagten, dem ohnehin Offensichtlichen, dem Augenscheinlichen, sondern in den Auslassungen. sondern in den Auslassungen. In dem Buch von Fine Esslinger schreibt Birgit Rienagel an einer Stelle von Überlagerungen und von narrativen Leerstellen und von einer Topografie des Dazwischen. Und es sind genau diese Zwischenräume in den Arbeiten von Astrid Esslinger, die den Dialog zwischen Bild und Betrachter, Betrachterin erst in Gang bringen. Man kann zum Beispiel das Absperrband oder das Verkehrsschild gewissermaßen auch als Grenzziehungen interpretieren, die ein solches dazwischen sozusagen eigentlich einmal auf den Punkt bringen. Astrid Esslinger trifft keine eindeutigen Aussagen oder eindeutige Botschaften. Astrid Esslinger trifft keine eende Orange mag und nicht ist oder soll, sondern mag ein Hinweis sein auf die Überhitzung, mit der wir klimatisch, geopolitisch und gesellschaftlich aktuell besonders konfrontiert sind. Im Interview mit Wilto Tackl, auch in diesem Buch, beschreibt Astrid Esslinger einmal ihre Arbeitsweise. Ich zitiere, etwas passiert aus dem Augenblick heraus, nicht durch Aufwand und Kalkül herbeigeführt. Die Herangehensweise ist also intuitiv, ganz im Gegensatz zu Kalkül, zu Planung, zu Berechnung, zum Vermessen. Es ist eine Herangehensweise, die man naturgemäß auch mit Wildnis assoziieren kann. Die Arbeiten entstehen aus einer inneren Empfindung. Ebenen des Traums und des Unbewussten spielen genauso eine Rolle wie Bilder, Eindrücke, Erfahrungen aus den Medien. Anders gesagt und mit den Worten aus der Literatur, in diesen Bildern fehlt der aufdringliche Plot, das Exposé, das auf eine Zielgruppe und eine populäre Aussage hinkonstruierte und auf das Verkäufliche zurechtgestutzte der künstlerischen Produktion. Bei Astrid Esslinger entstehen die Narrative im Prozess des Malens und Wendungen ergeben sich erst zufällig. Der Dachs hätte vielleicht auch nach einigen Strichen noch ein Hund werden können. Ich weiß nicht, sagt Esslinger in einem Interview, wo die Reise hingeht, wenn ich anfange. Das ist ein anarchistischer, sub supersiver Zugang, ein Zugang, der von den üblichen Verwertungslogiken auch des Kunstbetriebs abweicht und nicht nur das Werk, sondern, wie ich meine, auch die Künstlerin Astrid Esslinger beschreiben mag. Worauf die Künstlerin Wert legt, ist nicht eine unmissverständliche Aussage, sondern, ich habe es schon erwähnt, der Dialog mit dem Betrachter der Betrachterin. Die Bilder machen etwas mit einem, sie erzeugen eine Stimmung, sie eröffnen eine Tür in eine andere Welt und überhaupt hat man den Eindruck, dass diese Serie und auch die anderen Arbeiten von Astrid Esslinger in einer Art gemeinsamen Universum spielen würden, mit wiederkehrenden Figuren, mit wiederkehrenden Orten, Gesten, Landschaften und natürlich auch Farben. Astrid Esslinger legt Wert auf Emotionen und Zustände, die durch die Arbeiten vermittelt werden. Und da möchte ich noch einen Sprung wagen zur Literatur und den Michel Welbeck zitieren, aus seinem Text Lebendig bleiben, in dem er seine Poetologie beschreibt. Welbeck sagt an einer Stelle, alles was nicht direkt ein Gefühl hervorruft, ist in der Dichtung von einem Wert gleich Null. Gefühl freilich in einem weiten Sinn verstanden. Manche Gefühle sind weder angenehm noch unangenehm. Meist ist das der Fall für das Gefühl der Fremdartigkeit. Das Gefühl setzt die Kausalkette außer Kraft. Die Dichtung muss die Wirklichkeit mit ihren eigenen, rein intuitiven Mitteln entdecken, ohne den Filter einer intellektuellen Rekonstruktion der Welt. Welbeck schreibt von intuitiven Mitteln und auch die Arbeiten von Astrid Essling haben einen Zauber, der sich aus dem Intuitiven speist. Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Arbeiten selbst. In der titelgebenden Arbeit dieser Reihe, Vermessen 3, begegnen wir wieder einer dieser typischen Frauenfiguren im Werk von Astrid Esslinger. Eine Frau mit Maßband, die mit dieser schon angesprochenen Lockerheit diese Selbstgewissheit noch einmal zeigt und eine Lockerheit, die auch in dem gewissermaßen aberwitzigen Versuch, eine völlig wuchernde, auswuchernde, nahezu endlose Natur sozusagen zu vermessen, aber ohne den Eindruck zu vermitteln, dass sich diese Frau über diese Natur dabei auch erheben würde. dass sich diese Frau über diese Natur dabei auch erheben würde. Auch die Tierfiguren, der Dachs, die Wölfe, das Reh, auch die Tierfiguren in den hier gezeigten Arbeiten strahlen eine Autonomie und ein Selbstbewusstsein aus. In Animal Tracking, ganz rechts das Bild mit dem Reh, blickt das Reh beiläufig und stolz in die Kamera und es stellt sich die Frage, wer eigentlich wen beobachtet, also trägt. Dieses Bild hier, Schutzmaßnahme. In Schutzmaßnahme fühlt man sich von den Flammen angezogen und eher nicht bedroht. Ein schwarzer Pinselstrich im linken oberen Eck, ganz leicht zu sehen, erinnert vielleicht, vielleicht auch nicht, an einen Vogel, der völlig unbeeindruckt mitten durch die Flammen fliegt. Die Farbe Orange, das muss auch gesagt sein, steht dabei auffallend deutlich im Kontrast und vielleicht als bewusste oder unbewusste Zuspitzung sogar zum Blau in früheren Arbeiten von Astrid Esslinger. Der Dachs in dem Bild Sperrgebiet, ein Tier, das sich wie kein anderes Waldtier der menschlichen Kontrolle und dem menschlichen Auge entzieht. An der Absperrung geht dieses Tier nahezu gleichgültig vorbei. Und die beiden Wölfe im Bild Raumordnung. Raumordnung. Bei Esslinger sind diese beiden Wölfe nämlich ganz anders als in der medialen Wahrnehmung nicht die Prototypen von Gefahr, sondern es sind nomadische, indianische Archetypen von Freiheit, in diesem Fall keine grimmige, sondern eine gewissermaßen sogar spitzbübische Freiheit. Den beiden Wölfen sitzt genauso wie den Dax und wie vielen anderen Figuren in den Arbeiten von Astrid Esslinger und ich glaube auch der Künstlerin selbst, der Schalk im Nacken. In diesem Sinne wünsche ich viel Freude mit dem Betrachten der Bilder. Applaus Danke, gerne. Insofern würde ich mich noch einmal anlegen, mich zu zeigen. Also ich danke fürs Kommen, ich danke Ihnen und überhaupt bis zur Ausstellung.