Wie ist die Geschichte der Gender-Sex-Gerechtigkeit? Und zwar geht es um die Themen Gender, Sex und Geschlechtergerechtigkeit. Für einen kurzen Einstieg in das Thema habe ich mir ein Beispiel überlegt, um die Wichtigkeit von dem Thema zu verdeutlichen. Und zwar stellen wir uns vor, ein Kind wird geboren und die Eltern treffen die sehr bewusste Entscheidung, niemandem zu sagen, ist es ein Junge, ist es ein Mädchen oder irgendwelche Informationen. Sie sagen jetzt nichts. Ein ganzes Jahr lang nichts. Wie würde ihr über dieses Thema denken? Seid ihr irritiert? Seid ihr wütend? Sagt ihr, ja, es ist eher ein gutes Recht, was geht es mich denn an? Und in jedem Fall ist es aber sehr unüblich, dass man das macht. Ich glaube diesen Konsens haben wir und das verdeutlicht immer noch diesen Umstand, dass wir alles, was wir hier erleben und tun in Kategorien einteilen möchten. Und so ist es auch mit Geschlecht in der Gesellschaft. Und diese Debatte erhitzt eben die Gemüter, weil sie ganz, ganz, ganz tief in unsere Identität eingreift. Und Geschlecht ist ja nicht nur eine biologische Tatsache, sondern auch ein soziales Konstrukt. Es beeinflusst unser Leben in vielerlei Hinsicht und dass unsere gewohnte Ordnung, wie wir sie hier vorfinden, nicht unveränderlich ist, zeigen auch Beispiele aus anderen Kulturen, zeigen Beispiele aus anderen Zeiten. andere Wortführer sie mit Halbwissen in diese Debatte einschalten und den Diskurs einfach konsequent verschärfen. Und warum ist es im Jahr 2024 immer noch scheinbar so wichtig, Menschen in die Kategorien männlich und weiblich einzuteilen? Wo bleibt da die Repräsentation von intergeschlechtlichen Menschen? Wo bleibt die Repräsentation von intergeschlechtlichen Menschen? Wo bleibt die Repräsentation von trans Menschen? Und so weiter und so fort. So und nun möchte ich die Autorin von dem heutigen Abend, also die Frau des Abends vorstellen, Sigi Lieb. Sigi Lieb, ich gebe eine ganz kurze Biografie von dir. Du hast Sozialwissenschaften mit einem interkulturellen Schwerpunkt in Erlangen und Nürnberg. In Nürnberg. Die Uni ist in Erlangen und Nürnberg. Und du hast eine journalistische Ausbildung bei der Deutschen Welle in Köln und Bonn und Berlin absolviert. Du hast als Journalistin gearbeitet. Du bist PR-Beraterin gewesen oder immer noch. Du bist Beraterin und Trainerin für inklusive, geschlechtersensible und diskriminierungsarme Kommunikation. Und du hast einen Blog, Gesprächswerte, und veröffentlichst dort regelmäßig Beiträge rund um die Themen Gender, Diversity, Sprache und Debattenkultur. Und wir werden heute eine Lesung haben aus ihrem Buch Alles Gender. Wie kommt das Geschlecht in den Kopf? Und wir werden auf eine Reise mitgenommen durch die verschiedenen Dimensionen des Geschlechts. Wir definieren die Grundlagen, also was ist das biologische, das soziale Geschlecht, was hat es mit Intergeschlechtlichkeit und Transidentität auf sich. Im Buch werden auch Thesen von Butler, de Beauvoir und Bourdieu zum Beispiel, um nur wenige zu nennen, vorgestellt und das ganze auch ein bisschen wissenschaftlich und mit Quellen hinterlegt. Ich habe es nachgezählt, im Quellenverzeichnis finden sich 311 Verweise. Ich habe das noch nie gezählt. Ich habe es gezählt. in die medizinischen und kulturellen, technischen, juristischen Entwicklungen, die unsere Gesellschaft und den Diskurs aktuell prägen. Und es ist ein Thema, auf das ich in den letzten Wochen öfters angesprochen worden bin, im Sinne von wow, mutig, dass ihr euch das traut und so weiter und so fort. Es ist heiß diskutiert. Es gibt Fronten, die verlaufen nicht nur politisch links-rechts, die verlaufen auch teilweise innerhalb der Community. Und darum ist es mir ganz wichtig zu betonen, dass es in keinem Themenblock, nirgendwo, kann man mit einer anderen Person zu 100% übereinstimmen. Und schon gar nicht in der Debatte, mit der wir uns da heute befassen. Und es ist ja auch nicht so, dass alles Geschriebene von der Sigi widerspruchslos zur Kenntnis genommen wurde. Es gibt Kritik von rechts, es gibt Kritik von der Queer-Community. Du hast ja selbst das Beispiel, dass du auf Twitter im gleichen Post als linksradikal und rechtsradikal bezeichnet worden bist. Das ist eben schwierig. Das ist schwierig und ich möchte nur darauf hinweisen, niemand ist sakrosankt, also unantastbar. Niemand hat den Anspruch auf absolute Richtigkeit, vor allem, wenn man in eine Debatte einsteckt. Und unser Ziel mit dieser Lesung ist es eben ein Einstieg in dieses Thema und wir werden dieses Format wiederholen und immer wieder andere Personen zu Wort kommen lassen und dass wir so einen pluralistischen Diskurs schaffen. schaffen. Weil es ist einfach wichtig, dass man sich mit verschiedenen Sichtweisen, verschiedenen Facetten vom gleichen Sachverhalt auseinandersetzt, um eben diesen Diskurs vernünftig führen zu können. Dass man auch außerhalb von seinem Mindset vielleicht Inputs kriegt, die anregen und zum Weiterdenken bringen. Und dadurch, dass das ja eine Lesung ist und nicht ein Vortrag von mir, möchte ich ja zum Ende kommen und wünsche noch viel Freude und spannende Einblicke in das Buch von dir. Und ja, dann übergebe ich eigentlich jetzt das Wort an dich und wünsche uns allen eine schöne Lesung. Danke sehr. Vielen, vielen Dank für die schöne Vorstellung. Ja genau, also Sigi heiße ich, wohne... Na, sei selbstverständlich, bitte. Bei der Veranstaltung heute werden Fotos geschossen. Sollte jemand ein grobes Problem damit haben, bitte ganz kurz ein Handzeichen geben. Sie werden auf unserer Webseite veröffentlicht und gegebenenfalls aber eher von der Rückperspektive für den LinkedIn-Account von Siegelieb. Und wir haben, genau stimmt, unsere Zuseherinnen von DurfTV. Ich darf Sie herzlich begrüßen. Also ihr seht, hinten sind Kameras aufgebaut, die Sendung wird aufgezeichnet und kann dann auch zum späteren Zeitpunkt auf DURF-TV aufgerufen werden. So, und jetzt. Danke. Dann docke ich vielleicht an, weil du hast es ja so schön anmoderiert, dass Menschenrechte sind universell und jeder hat eine eigene Perspektive und man braucht sich ja nur einen Meter bei der Rechts- oder bei der Links- oder bei der Oben- oder bei der Unten- und schon sieht die Welt anders aus. Und ich finde, vielleicht kriegen wir es ja heute auch hin, eine schöne, angeregte Diskussion zu haben und unterschiedliche Sichtweisen zu erfahren auch. Also ich finde, ich lerne auch oft in Lesungen und oft ganz, ganz viel, was mir Leute erzählen. Und das Buch habe ich jetzt nicht geschrieben, weil ich die wahre Wahrheit verkünden wollte, ganz im Gegenteil. Die Leute, die die wahre Wahrheit haben, die beschimpfen mich dann immer. Sondern eigentlich wollte ich Hintergrundwissen zusammentragen und ich glaube, da ist auch so ein bisschen so ein gewisses biografisches Interesse dahinter. Wahrscheinlich muss man auch einen gewissen Leidensdruck haben, wenn man sich mit so einem Sachbuch widmen will und so ein Sachbuch hinkriegen will, weil zum Geldverdienen ist es eher nicht, sondern es macht wahnsinnig viel Arbeit. Da muss man schon auch viel Leidenschaft mitbringen und ich gehöre zu dem Typ weiblich geborener Menschen, die als Kind immer ein Junge sein wollte und auch immer für einen gehalten wurde von fremden Leuten, was ich ziemlich cool fand. Und vielleicht kommen daher auch ein bisschen, oder auch heute noch, wenn ich so eine KI frage, so Charaktereigenschaften, wie bist denn du so? Und die KI soll dann entscheiden, ob ich Männlein oder Weiblein bin. Dann ist die KI immer ganz sicher, dass ich ein Kerl bin. Und das war vielleicht ein bisschen der Hintergrund zu mir. Und ihr dürft also alle, es gibt keine blöden Fragen. Ihr dürft alles fragen. Mir vielleicht noch wichtig, ich gehöre naturgegebenermaßen zu dem Typus Schnellsprechmensch. Wenn ich zu schnell rede, bitte, bitte unterbrecht mich. Ich kriege es vielleicht gar nicht mit. Es wäre ja blöd, wenn ihr nichts mehr mitkriegt, weil ich im Triple Speech irgendwie hier erzähle. Und mitgebracht habe ich euch vier Passagen. Im ersten Bereich geht es ein bisschen so erstmal um Definitionen, dass wir auch mal so überlegen, worüber sprechen wir hier eigentlich und welche unterschiedlichen Perspektiven kann ich einnehmen. Dann habe ich ein Kapitel, weil in dem Buch gibt es auch einen ganz großen Teil, wo es eben darum geht, wie wir jeden Tag Geschlechterstereotype reproduzieren und wo die herkommen, wie die entstehen. Da habe ich einen Beitrag mitgebracht und dann stelle ich euch zwei Personen vor, eine inter- und eine transgeschlechtliche Person. Also ich habe dann mit mehreren trans- und intermenschen gesprochen und ich habe darauf geachtet, nicht immer nur die Promis zu nehmen, die sowieso alle Bühnen dominieren, sondern so, ich sage mal so, normalo trans- undMenschen, die vielleicht gar nicht so auftauchen. Und im letzten Teil gehe ich auf eines der Themen, die eben auch sehr, finde ich, wichtig sind, dass wir darüber diskutieren, weil wir da Lösungen für brauchen, damit alle Menschen irgendwie ein faires Miteinander finden, sozusagen. Und dann würde ich mich noch freuen, wenn wir schön miteinander diskutieren. Okay, also fangt mal an. Wird jetzt Zeit. Wie definieren wir Mann und Frau wie divers? Seit Dezember 2018 gibt es in Deutschland den Geschlechtseintrag divers als dritte Geschlechtskategorie. Und es wird viel darüber gesprochen. Hitzig diskutiert wird vor allem die Frage, wie diese Menschen in der Sprache abgebildet werden sollen. Aber was heißt divers genau? Bezieht sich der Begriff nur auf intergeschlechtliche Menschen? Sind Transpersonen divers? Oder ist jeder Mensch divers, der keine Lust hat, sich als Mann oder Frau zu bezeichnen? Wie definieren und wie erleben wir Geschlecht und Gender? Müssen wir Geschlecht bedenken? Wie divers ist jeder Einzelne von uns? Beginnen wir mit dem, was wir seit immer kennen, Mann und Frau. Das zu definieren müsste doch einfach sein, oder? Und daraus können wir dann ableiten, wer alles zur Kategorie divers zählt. Ich sehe doch, wer ein Mann ist und wer eine Frau, wirst du vielleicht denken. Stimmt, auf der Straße, im Büro oder in der Kneipe entscheiden wir in Millisekunden, wen wir als Frau und wen wir als Mann wahrnehmen. Meistens trifft diese Wahrnehmung auch zu. Aber woran machen wir das fest? Wie entscheiden wir, wen wir welchem Geschlecht zuordnen? Die wenigsten Menschen sehen wir nackt. Noch seltener kennen wir den genetischen Cocktail einer Person. Es müssen also andere Kriterien sein, nach denen wir Mann und Frau zuordnen. Fangen wir bei den Grundlagen an. Vielleicht erinnerst du dich noch an das eine oder andere aus dem Biologieunterricht. Wieso gibt es mehrere Geschlechter? Der Mensch pflanzt sich zweigeschlechtlich fort, wie andere Säugetiere auch. Anders als zum Beispiel manche Echsen- und Fischarten. Dort gibt es neben der zweigeschlechtlichen die eingeschlechtliche Fortpflanzung, auch Barthenogenese oder Jungfernzeugung genannt. Bei der eingeschlechtlichen Fortpflanzung klonen sich die Weibchen. Nur zufällige Genmutationen sorgen für Veränderung und Anpassung an die Umwelt. Es gibt Tierarten, die zwischen ein- und zweigeschlechtlicher Fortpflanzung wechseln können. Der große Vorteil der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung ist die deutlich schnellere Anpassungsfähigkeit an eine sich verändernde Umwelt. Durch die Vermischung der Gene von zwei Lebewesen entstehen sehr viel mehr genetische Kombinationen und das ist evolutionär betrachtet positiv. Doch damit das klappt, müssen sich zwei erst mal finden. Es gibt auch Tiere, die ihr Geschlecht im Laufe des Lebens ändern. So einige Fischarten, wie zum Beispiel der Clownfisch. Chromosomales Geschlecht. Bei den Menschen entsteht aus den Genen von zwei Personen ein neuer Mensch, der eine ganz individuelle Genzusammenstellung hat. Diese Gene liegen in jeder Zelle auf 23 Chromosomenpaaren. Dabei unterscheidet sich das 23. Paar von den anderen. Dort gibt es neben der Variante XX die Variante XY, bislang definiert als Frau XX und Mann XY. Dazu gibt es weitere Chromosomenvarianten. So kommt es vor, dass jemand mehr als zwei Geschlechtschromosomen hat, zum Beispiel XXX, XXY oder XYY oder eines fehlt, X0. Außerdem gibt es Menschen mit unvollständigen Geschlechtschromosomen. Wie nennen wir diese Geschlechter? Ist das divers? Und wie soll das praktisch funktionieren? Woran erkennen wir divers auf der Straße? Wir wissen doch nicht, welche Chromosomen und Gene unser Gegenüber hat. Und das muss und will ich auch nicht wissen. Körperliches Geschlecht. Egal ob mit oder ohne Y-Chromosomen, Embryonen sind in den ersten Wochen geschlechtsneutral. Etwa ab der siebten Woche beginnt die geschlechtliche Differenzierung. Aus Embryonen mit zwei X-Chromosomen bilden sich in der Regel weibliche Babys, aus XY-Embryonen männliche. Die Natur aber probiert viel aus. Deshalb gibt es neben der Standardausführung zahlreiche Varianten, die sich nicht so einfach zuordnen lassen. Es gibt XY-Personen, die mit Vulva geboren werden. XX-Personen, die aussehen wie ein Junge. Personen, die mit Penis geboren werden und in der Pubertät einen Busen entwickeln. Und viele weitere Varianten. Die meisten von ihnen haben entweder Rudengewebe oder Eierstockgewebe. Einige wenige beides. Woran machen wir fest, wer männlich, weiblich, divers ist? An der Entwicklung unserer körperlichen Geschlechtsmerkmale sind nicht nur die Geschlechtschromosomen beteiligt, sondern eine Reihe weiterer Gene. Die Forschung hat außerdem weitere Körperunterschiede zwischen Mann und Frau festgestellt. Im Gehirn, in der Haut, im Stoffwechsel, den Knochen, dem Skelett, der Muskelfettverteilung. Was bei vielen dieser statistisch messbaren Unterschiede im Unklaren bleibt, wie kommen sie zustande? Was ist in den Genen angelegt? Was wird durch Hormone verursacht? Und welche Unterschiede sind Folge von Umwelt und Sozialisation? Denn auch gesellschaftliche Normen und Regeln haben biologische Folgen. Unser Körper und unser Gehirn entwickeln sich mit unseren Tätigkeiten und Erfahrungen. Funktionale Definition von Geschlecht. 2020 gab es einen Shitstorm gegen die britische Schriftstellerin Joan K. Rowling. Ihr wurde Transfeindlichkeit vorgeworfen. Was war passiert? Rowling hatte die Formulierung, Menschen, die menstruieren, wie sie in der transaktivistischen Szene statt Frau verwendet wird, kritisiert und fragte, dafür gibt es doch ein Wort, helft mir. Können solche funktionalen Beschreibungen als Definition für Mann oder Frau herhalten? Nein, sie sind schlicht unpassend. Die Formulierung, die neben körperlichen Frauen Transmänner einschließen soll, eignet sich nicht. Denn auch vor der Menstruation und nach der Menopause reden wir von Mädchen und Frauen. Sie menstruieren aber noch nicht oder nicht mehr. Gleiches gilt für Frauen, denen die Gebärmutter oder Eierstöcke entfernt wurden. Auch andere Definitionen, die von den Organen und deren Funktionalität ausgehen, eignen sich nicht. Es gibt Männer mit nur einem oder ohne Hoden. Ebenso gibt es Frauen, die keine Kinder bekommen und Männer, die keine Zeugen können. Es gibt Männer, die keinerlei Körperhaare haben. Sind die dann alle divers? Definition über das Aussehen. Zurück auf der Straße. Woran machen wir fest, ob eine Person ein Mann oder eine Frau ist? An äußerlichen Merkmalen. Bartwuchs, Körperform, Größe, das Vorhandensein oder Fehlen eines Busens. Sind Gesicht und Körper eher weich und kurvig oder eher kantig? Hat die Person einen Adamsapfel? Wir finden sicher noch ein paar weitere Merkmale, anhand derer wir auf der Straße, an der Bar oder im Büro schnell entscheiden, ob jemand Mann ist oder Frau. Tatsächlich zeigen Forschungen, dass wir allein anhand von Bewegungsmustern relativ gut zwischen Mann und Frau differenzieren können. Aber lässt sich daraus eine Definition ableiten? Würden wir Frau über sichtbaren Busen, breites Becken und schmale Taille definieren, wären viele Models keine Frauen mehr. Zu dünn, zu wenig Rundungen. Auch die Zahl der Männer würde enorm schrumpfen, wenn wir die Definition von Körperbehaarung, Größe des Adamapfels und V-Form des Oberkörpers abhängig machen würden. Die Zahl der Menschen mit dem Geschlecht divers wäre enorm. Bei Kindern und sehr alten Menschen, also Menschen jenseits der fortpflanzungsfähigen Zeit, sind darüber hinaus diese geschlechtsspezifischen Merkmale noch nicht ausgeprägt oder bilden sich zurück. Wir benutzen Kleidung und Styling, um ein Geschlecht zuzuweisen, aber das ist nun wirklich eine rein kulturelle Frage und hat nichts mit Evolution oder Natur zu tun. Definition über das Verhalten. Dass ich als Kind für einen Jungen gehalten wurde, hatte viel damit zu tun, was mir Spaß machte, wie ich mich verhielt, wofür ich mich interessierte. Toben, Klettern, Kräftemessen, Sägen, Schnitzen, Hämmern, Schiffe bauen, Lego, Eisenbahn, Sandburgen mit Gräben und Tunneln, Welten erschaffen. Aber kann eine geschlechtsspezifische Verhaltenserwartung wirklich Grundlage einer Definition sein? Sind dann Menschen, die gerne stricken oder häkeln, Frauen? Und Menschen, die gerne Fußball spielen oder sich handwerklich betätigen, Männer? Wohl kaum. Diese Stereotype wollen wir doch gerade loswerden, um Menschen aller Geschlechter gleiche Chancen zu ermöglichen. Natur- und Kulturgeschlecht ist komplex. Aus natürlichen Geschlechterunterschieden konstruieren wir kulturelle Geschlechterstereotype und verbinden diese mit Erwartungen und Zuschreibungen und Zuschreibungen. bei Tarzan und Barbie. Oder bei Die Schöne und das Biest oder King Kong. In diesen extremen Rollenbildern ist die Frau schön, unschuldig, keusch, der Mann stark, mutig und beschützend. In den Extremen werden Mann wie Frau entmenschlicht. Er wird zum Tier, sie zur Puppe, einem Gegenstand. Die allermeisten Menschen sind weder Tarzan noch Barbie, sondern irgendwo dazwischen. Die meisten vereinen männlich und weiblich gedeutete Eigenschaften in sich. Manche Charakterzüge oder Interessen entsprechen den gängigen Stereotypen, andere nicht. Dennoch stellen wir lieber uns in Frage, als unsere Vorstellungen von Mann und Frau. Wie divers bist du? Im Rahmen einer Online-Kunstausstellung im Frühling 2021 habe ich die AusstellungsbesucherInnen gefragt, wie sie sich selber sehen. Die Mehrheit identifiziert sich zwar mit dem Geschlecht, das bei ihnen in der Geburtsurkunde eingetragen wurde, nicht aber mit den Stereotypen und Klischees, die mit dem Geschlecht verbunden werden. Alle in diesem Kapitel aufgeführten Definitionen von Mann und Frau können also männlich, weiblich, divers, nicht widerspruchsfrei unterscheiden. Wir erkennen zwar ziemlich gut, wer Mann ist und wer Frau, aber sicher ist das nicht, denn Interpersonen erkennen wir in der Regel nicht. Unsere Vorstellungen von Geschlecht sind stark mit kulturell gelernten Normen, Werten, Erwartungen und Zuschreibungen verbunden. Aber nicht alles, was unser Geschlecht bestimmt, ist kulturell. Die Natur ist auch noch da. Was heißt das jetzt für unsere rechtliche Definition von Geschlecht? Soll das Geschlecht frei wählbar sein? Insbesondere in der transaktivistischen Szene gibt es die Forderung, jede Person solle selbst entscheiden, ob sie Mann, Frau oder divers, also nicht binär ist. Ganz unabhängig von der körperlich-genetischen Ausstattung. Darüber hinaus soll das Geschlecht veränderbar sein, weil wir uns im Laufe unseres Lebens unterschiedlichen Geschlechtern zugehörig fühlen können. Angesichts der Schwierigkeit einer eindeutigen Definition scheint diese Lösung naheliegend. Aber ist sie auch praktikabel? Welche Folgen hätte eine solche Definition? Nehmen wir die Medizin. Ganz egal, ob eine Transperson das äußerliche Erscheinungsbild an das empfundene Geschlecht angleichen lässt oder nicht, der Chromosomensatz bleibt. Und damit auch eine Reihe von körperlichen Wirkmechanismen. Auch wenn Hormone den Körper an das Identitätsgeschlecht angleichen, so bleibt es doch immer eine Annäherung. Wir wissen, dass körperliche Männer und Frauen unterschiedliche Krankheitsrisiken haben, unterschiedliche Symptome zeigen, anders auf Wirkstoffe reagieren. Erforscht ist das aber kaum. Da gibt es ein ganzes Kapitel noch dazu in dem Buch. In den letzten Jahren versucht die medizinische Forschung zunehmend, die Datenlücken für Frauen zu schließen und geschlechtsspezifische Aspekte zu berücksichtigen. Wie aber soll das gehen, wenn die Geschlechtsdefinition keinen biologischen Bezug mehr hat? Ähnlich komplex wird es in anderen Bereichen. Kann ein Unternehmen Quotenregelungen umgehen, indem sich ein paar Führungsmänner als Frauen eintragen lassen? Bekommen auch nicht-binäre Menschen eine Quote? Wie gehen wir mit geschlechtsspezifischen Räumen um? Es mag lustig anmuten, wenn feministische Aktivistinnen sich als Mann eintragen lassen, um damit Burschenschaften zu unterwandern. Weniger lustig wäre es, wenn ein Mann mit sexuell übergriffigen Verhaltenstendenzen die Freiheit des Geschlechtseintrags ausnutzt, um sich Zugang zu Frauenräumen zu verschaffen. In welchem Knast soll eine Person, die sich während des Prozesses als Frau eintragen lässt, aber weiterhin über alle männlich definierten Geschlechtsorgane verfügt? Der Männerknast als Hotspot toxischer Männlichkeit ist für Transfrauen problematisch. Für schwule Männer allerdings genauso. Auch da, das ist ja der Anfang, da gibt es immer noch so ganze Kapitel, wo ich da tiefer drauf eingehe. Klar ist, queere Menschen, intergeschlechtliche und trans Personen sind selbst häufig Opfer von Ausgrenzung und Gewalt und brauchen Schutz. Aber wie müssen wir unsere Regeln ändern, damit sie queere Personen schützen, ohne geburtsgeschlechtliche Frauen und LGBs zu diskriminieren oder zu gefährden? Gerade bei Rechtsnormen steckt der Teufel im Detail. Deshalb müssen wir sie ausleuchten, darüber nachdenken und Lösungen diskutieren. Das war sozusagen der einleitende Teil. Und ich habe ja gesagt, wir lernen alle schon ab Geburt, teilweise schon in der Schwangerschaft, eine Menge, also noch als Embryo, eine Menge Geschlechterstereotype und können oft gar nicht mehr, also wir nehmen die so natürlich wahr, dass wir glauben, das ist Natur und können manchmal selber Natur und Kultur gar nicht mehr unterscheiden. Und ein Baby, das sich zum allerersten, ein Kind kann sich ja vielleicht mit zwei, drei Jahren zum allerersten Mal artikulieren, halbwegs. Also richtig denken noch nicht, aber das sind ja schon zwei, drei Jahre geschlechtsspezifische Software über das Gehirn gelaufen. Weil sie ja Babys anders behandelt werden, je nachdem, ob sie als Mädchen oder Junge gelesen werden. Und den Teil, den ich euch jetzt ausgesucht habe, da geht es um Film, Fernsehen und Gaming. Also, welche Geschichten erzählen wir uns und wie erzählen wir Geschichten? Da geht es in dem Teil darum. So. Kurze Frage, ist das Tempo okay? Okay, ich sehe nicken. Gut. Valide Zahlen zu Präsenz und Darstellung von Geschlecht in audiovisuellen Darbietungen gab es bis 2016 keine. Die Schauspielerin Maria Furtwängler und ihre Tochter Elisabeth Furtwängler, die gemeinsam die Malisa-Stiftung betreiben, änderten das mit einem Studienprojekt. Ein Team um die Professorin Elisabeth Brommer von der Universität Rostock untersuchte 3000 Stunden TV-Material und mehr als 800 deutschsprachige Kinofilme. 2017 gab es die ersten validen Zahlen zur Gleichstellung in Fernsehen, Kino und Kinderfernsehen. Im Bereich Fernsehen differenzierte die Studie zwischen fiktionaler Unterhaltung, nonfiktionaler Unterhaltung und Information. Einerseits wurde gemessen, was sich in Sachen Gender unter Berücksichtigung von Alter und sexueller Orientierung seit 2016 verändert hat. Andererseits wurden die Diversitätsdimensionen erweitert um ethnische Herkunft, Religion, Weltanschauung und Behinderung. Die Ergebnisse sind spannend wie erhellend. Über die gesamten Genres und Formate hinweg hat sich an der Dominanz männlicher Präsenz zwischen 2016 und 2020 kaum etwas verändert. Männer kommen im deutschen Fernsehen doppelt so oft vor wie Frauen. Frauen unterliegen dabei zusätzlich einer Altersdiskriminierung. Bis zum Alter von etwa 35 Jahren sind sie etwa gleich oft vertreten wie Männer. Dann verschwinden sie sukzessiv vom Bildschirm. Studien in den USA kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Im Detail der Formate und Besetzungen zeigen sich aber spannende Entwicklungen, stellt die Studie von Pommer und Thiem fest. Zum Beispiel bei Informationssendungen. Senderinterne Positionen wie Moderation oder Berichterstattung sind 2020 deutlich häufiger von Frauen besetzt. Anders bei Sender externen Positionen, also zum Beispiel ExpertInnen oder Studiogäste. Dort werden selbst dann überproportional Männer gezeigt und gehört, wenn die Branche weiblich dominiert ist. In der Summe sind Frauen mit 80% im Bereich Bildung vertreten. Als Expertinnen für diesen Bereich sind sie wieder unterrepräsentiert. Nur 35% sind Frauen, 65 Männer, schreiben die AutorInnen der Fortschrittsstudie. Weil oft behauptet wird, das liege daran, dass Männer eben häufiger in Führungspositionen seien, hat das Team um Pommer diese Aussage geprüft. In einer Sonderauswertung zur Corona-Berichterstattung dominierten männliche Protagonisten auch bei ÄrztInnen ohne Leitungsfunktion zu 80 Prozent, obwohl etwa der Hälfte dieser ÄrztInnen Frauen sind. Besonders stark ist die Verzerrung im Bereich Quiz- und Unterhaltungsshows mit einem Frauenanteil von nur 13%. Und diese ist im Vergleich zu 2016 sogar gesunken. Hier ist auch die Altersdiskriminierung von Frauen besonders groß. Frauen über 50, also so Leute wie ich, sind praktisch nicht existent. Werden die ModeratorInnen in dieser Altersgruppe verglichen, kommen auf 97 Männer 5 Frauen. In der Altersgruppe von 20 bis 49 sind 18% weiblich. Die größte Diversität sehen wir in Fernsehserien. Waren 2016 noch 38% weiblich besetzt, waren es 2020 bereits 46%. Das liegt vor allem an aktuellen Produktionen, 30 Prozent weiblich besetzt, waren es 2020 bereits 46 Prozent. Das liegt vor allem an aktuellen Produktionen, die stärker auf Diversität in der Besetzung achten. Dort ist auch die ethnische Vielfalt, sexuelle Orientierung oder Behinderung deutlich häufiger repräsentiert. Ein Altersbias gibt es aber auch hier. Zwar spielen inzwischen häufiger Frauen mittleren Alters, aber sie sind nach wie vor weit unterrepräsentiert und es hat sich lediglich das Verfallsdatum verschoben. Sie fallen nicht mehr mit 50, sondern mit 60 aus dem Programm. Und es gibt einen weiteren Bias für weibliche Rollen. Männerfiguren in vielfältigen Größen, Körperformen und Attraktivitätsniveaus gibt, sind Frauen weit überproportional schlank und entsprechend dem gängigen Schönheitsideal. Eingeschränkt ist auch die Vielfalt der Charaktere und Rollen. Bei Männern ist der Beruf häufiger erkennbar und sie sind öfter in einer gehobenen Position. Frauen werden nach wie vor überproportional im Kontext von Beziehung und Partnerschaft gezeigt. Soweit die Darstellung im Erwachsenenprogramm. Bei Kindern sind wir aber weiter, denkst du vielleicht. Weit gefehlt. Gerade im Bereich Kinderfernsehen ist der Gender Bias besonders extrem. In den untersuchten Sendungen dominieren männliche Figuren mit 70 Prozent über 30 Prozent weibliche. 2016 waren es noch 28. Während es bei Menschen, Monstern und Kreaturen einen leichten Überhang von 61 beziehungsweise 55 Prozent männliche Protagonisten gibt, ist die männliche Verzerrung bei Tieren, Pflanzen und Robotern wie Maschinen besonders extrem. 95% der sprechenden Pflanzen, 82% der Tiere und 77% der Roboter und Maschinen sind männlich. Maria Furtwängler kritisiert, wenn weibliche Figuren vorkommen, dann sind sie sehr oft in einem schmalen Muster. Sie sind Feen, Hexen, Mütter und sehr stark das Objekt der Begierde. Sie sind nicht die Entdeckerinnen, die technischen Erfinderinnen, die Piraten, die Kosmonauten. Und ich frage mich, welche Stereotype geben wir unseren Kindern mit? Am Anfang dieses Buches beschrieb ich die Schöne und das Biest oder King Kong als auf die Spitze getriebene Geschlechterstereotype. Und wenn Hollywood etwas beherrscht, ist das Dramaturgie mit klischeehaften Schubladen. wie die schöne und das Biest oder King Kong, als auf die Spitze getriebene Geschlechterstereotype. Und wenn Hollywood etwas beherrscht, ist das Dramaturgie mit klischeehaften Schubladen. Sie können diese Schubladen aber auch klar benennen. Das tat Disney bei Chaos im Netz, als die weibliche Hauptfigur Vanellope von den Disney-Prinzessinnen einem Prinzessinnen-Test unterzogen wird. Die 1-Million-Dollar-Frage lautete, glauben die Leute, dass all deine Probleme gelöst wurden, nur weil ein großer, starker Mann kam? Wenn der Lopi antwortet, ja, ist daran was auszusetzen? Prinzessinnen-Chor, sie ist eine Prinzessin. Auch die klassischen Märchen zeichnen Stereotype-Rollenbilder. Märchen sind im Grunde moralische Erzählungen, die erziehen sollen. Wir sollten also überlegen, was wir da anerziehen, wenn die Prinzessin die schönste von allen ist, die sich für den einen wahren Prinzen aufspart und deren Leben nach der Hochzeit zu Ende erzählt ist. Erheblichen Nachholbedarf in Genderfragen hat auch die Gaming-Szene. In der Welt der Videospiele dominiert der männliche Held, der männliche Gamer, der männliche Entwickler. Bleiben wir zunächst im Spiel. In martialischer Kampfausrüstung geht der Mann in den Kampf. Frauen sind wahlweise hilflos hübsche Wesen, die entführt, gestohlen oder gefangen genommen werden. Der männliche Held muss sie retten. Oder wenn eine Frau als Kämpferin auftritt, ist sie oft hypersexualisiert und trägt kampfuntaugliche Kleidung. Oder hast du schon mal echte Soldatinnen oder Guerilleras im Bikini in den Kampf ziehen sehen? Und selbstverständlich sind die meisten Spielewelten strikt heterosexuell. Die FIFA-Spielereihe gibt es seit 1993 und sie gehört zu den meistverkauften Videogames weltweit. Fußballfans konnten sowohl die Bundesliga nachspielen wie den UEFA Cup, aber nur Männerfußball. Erst ab 2015 kamen auch Frauen vor. Die waren aber so programmiert, dass sie bei gleicher Bewertung schlechter spielten. Das Verhältnis Frauen zu Männerteams bei FIFA 18 war 15 zu 699. Und erst bei FIFA 22 bekam das Videospiel zum ersten Mal eine Kommentatorin. Auch in anderen Videospielen kämpfen inzwischen Frauen. Doch statt weibliche Charaktere zu entwerfen, wird die männliche Figur verkleinert und wird zu irgendetwas rosa Farbe nennen mit langen Wimpern und Sexappeal. Die Botschaft, Jungs sind die Norm, Mädchen eine Abwandlung der Norm. Und außerdem rosa und sexy. Das Patriarchat ist überall. Und passt nicht zur Wirklichkeit. Inzwischen spielen ebenso viele Mädchen- und Frauenvideospiele wie Männer und Jungs. Allerdings treffen sie mitunter auf eine toxische Männerwelt, die ihnen den Zugang erschwert oder den Spaß am Spielen vermisst. Nathalie Denk ist Selbstgamerin und Leiterin des Zentrums für angewandte Spieleforschung der Donau-Universität Krems. In einem Interview mit der österreichischen Zeitung der Standard kritisiert sie, dass oft die falschen Fragen gestellt werden. Es wird danach gefragt, was Mädchen und Frauen angeblich anders machen als Jungs und Männer. Viel sinnvoller wäre es zu fragen, warum sich in bestimmten Gaming-Feldern Geschlechterunterschiede zeigen und bestimmte Spiele sowie E-Sport-Turniere so männlich dominiert sind. DENK macht vier Hauptursachen aus. Erstens, Frauen fehlen Rollenvorbilder. Erschwert wird das durch die Sozialisation. Wenn einem Mädchen immer vorgebetet wird, dass das Mädchen gerne vorgebietet wird, dass das Mädchen gerne Casual Games und Handyspiele mögen, wird das Mädchen irgendwann gar nicht mehr annehmen, dass es sich überhaupt für Strategie oder Shooterspiele interessieren könnte. Umgekehrt gilt das auch für die Burschen, die dann vielleicht sagen, ich spiele keine Handyspiele, ich bin ein Mann und muss Shooter spielen. Und natürlich müssen Frauen in männlich dominierten Umfeldern Sexismus fürchten. Wenn ein Typ schlecht spielt, dann spielt der Typ schlecht. Wenn eine Frau schlecht spielt, heißt es, Frauen spielen schlecht. Und zum vierten, werden Frauen als Zielgruppe von der Spieleindustrie bisher unzureichend wahrgenommen. So viel zu einem Bereich aus dem Bereich der Sozialisation, aber Film, Fernsehen und Videospiele kennen wir, glaube ich, alle. Sovon kann wahrscheinlich auch jeder was damit anfangen. Und da muss man sich ja fragen, über welche Menschen reden wir hier eigentlich? Also ich meine, Lesben und Schwulen kennen wir wahrscheinlich alle und vielleicht kennen auch hier in dem Raum die meisten Menschen, zumindest Transpersonen. Ob hier auch alle Interpersonen kennen, weiß ich nicht, weil die meisten Interpersonen gar nicht geoutet leben. Und ich habe in dem Buch eben, wie gesagt, mit mehreren jeweils gesprochen und zwei davon möchte ich euch jetzt vorstellen. Das eine ist Charlotte, ist eine intergeschlechtliche Frau. Frau ist falsch, die möchte nicht Frau genannt werden, Entschuldigung. Also eine intergeschlechtliche Person. Und Patricia ist eine Transfrau. So, einen Moment. Fangen wir bei Charlotte an. Ist 29 und lebt in einer Großstadt. Ich habe die meisten sind anonym, deswegen. Das ist ein bisschen... Charlotte ist eine zierliche, schlanke Person und sieht auf den ersten Blick aus wie eine Frau. Ihre Gene sind aber XY. Sie selbst verortet sich als nicht binär. Irgendwie weit sie das in ihrem Personenstand abbilden will, war sie Charlotte zum Zeitpunkt unseres Interviews noch nicht sicher. In der Ansprache findet sie weibliche Pronomen in Ordnung, das seien einfach die Pronomen, an die sie sich gewöhnt hat. Sagt Charlotte. Was sie nicht mag, als Frau angesprochen zu werden, denn das ist sie nicht. Charlotte ist intergeschlechtlich und inzwischen zeigt sie das auch öffentlich. Sie trat in diversen Medienberichten auf und ist eines der Gesichter in der Art der Dokumentation Xenius intergeschlechtlich. Raus aus der Tabuzone. Charlotte lebt in der Großstadt. Dort ist es viel einfacher als auf dem Dorf, wo es seltener LGBTQA-Plus-Leute gibt. Beziehungsweise intergeschlechtliche, homosexuelle und genderqueere Menschen gibt es da schon, aber sie outen sich viel seltener, weil sie Angst vor Ausgrenzung haben. Oder sie ziehen weg in die Großstadt oder in Großstädte. Charlottes Intergeschlechtlichkeit war bereits mit ihrer Geburt bekannt. Ihre Eltern hatten eine Pränataldiagnostik machen lassen und erwarteten einen Jungen. Charlotte kam als kleine Überraschung mit Vulva zur Welt. einen Jungen. Charlotte kam als kleine Überraschung mit Vulva zur Welt. Sie ist ein XY-Mensch mit vollständiger Androgeninsensivität oder Androgenintoleranz, Abkürzung der medizinische ist CAIS. Das bedeutet, ihr Körper hat Hoden ausgebildet, aber das Testosteron fand keine passenden Rezeptoren, an die es sich andocken und wirken konnte. Daher hat sich der Embryo anschließend weiter weiblich entwickelt. Als Charlotte klein war, kannte sie keine anderen Interpersonen. Das heißt nicht, dass sie nicht da waren, vielleicht sogar in Charlottes direktem Umfeld, aber nicht öffentlich, also fehlten ihr Vorbilder. Die Sichtbarkeit von intergeschlechtlichen Menschen hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, auch durch die Möglichkeit den Personenstand divers einzutragen und 2021 durch das Operationsverbot von Interbabys, aber hier ist noch deutlich Luft nach oben. Charlotte wuchs behütet auf und durfte sein, wie sie ist. Ihren Eltern war von medizinischer Seite jedoch geraten worden, die Huten zu entfernen, wie das bei diesem Geschlechtsbild häufig der Fall ist. Ihren Eltern war von medizinischer Seite jedoch geraten worden, die Hoden zu entfernen, wie das bei diesem Geschlechtsbild häufig der Fall ist. Diese Entscheidung hätte Charlotte gerne selbst gefällt. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie nach der Pubertät auf die richtige Dosis Hormone eingestellt war. Charlotte engagiert sich im Verein Intergeschlechtliche Menschen e.V. für die Rechte von Interpersonen. Intergeschlechtlichkeit sollte etwas Normales sein und als normal akzeptiert werden. Niemand sollte sich für seinen Körper schämen müssen oder wegen seines Geschlechts negative Erfahrungen machen, findet Charlotte. Sie möchte, dass keine juristischen Fragen mehr gestellt werden, sondern dass jemand sagt, ich bin inter und dann ist gut, ohne Detailfragen zu den Genitalien beantworten zu müssen. ich bin inter und dann ist gut, ohne Detailfragen zu den Genitalien beantworten zu müssen. Und dafür ist es wichtig, dass die Gesellschaft weiß, dass es intergeschlechtliche Menschen gibt, sagt sie. Charlotte wünscht sich, dass intergeschlechtliche Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Das betrifft alle, die potenziell mit intergeschlechtlichen Menschen in Kontakt kommen. Den größten Handlungsbedarf sieht Charlotte in der medizinischen Versorgung und bei der Ausbildung in den medizinischen, psychologischen und pflegerischen Berufen. Wenn es einer Person schlecht geht und sie muss der behandelnden Fachkraft erst erklären, dass es sie gibt, ist das schwierig. Und die zweite Person, die ich euch vorstellen möchte, ist Patricia, eine Transfrau. Die tritt sogar als eine der wenigen im Buch mit Echtnamen auf. Patricia Schüttler ist 49 Jahre, gelernte Zahnärztin und arbeitet als OP-Assistentin in einer Klinik für Transgender-Operationen in München. Darüber hinaus leitet sie eine Selbsthilfegruppe, geht in verschiedene Ausbildungsstätten, klärt auf, steht für Fragen auf und sucht den Dialog. Sie sagt, ihr Leben sei inzwischen eine Mission, aber keine, die etwas aufzwingen will, sondern eine, die erklärt, informiert, für Verständnis wirbt. Ihr eigenes Anderssein hat sie zwar schon früh bemerkt, wollte es aber nicht wahrhaben. Als Kind spielte sie lieber mit Mädchen, wurde sogar von älteren Mädchen beschützt, wenn andere Jungs sie angriffen. Aber sie dachte, das wird sich ändern und sie werde irgendwann sein wie andere Jungs. Sogar zur Bundeswehr sei sie gegangen, erzählt sie. Aber es habe nichts genützt. 2010 outet sich Patricia gegenüber ihrer Frau, mit der sie schon viele Jahre als Mann verheiratet ist. Sie ist 38 Jahre alt und Inhaber einer Zahnarztpraxis. Ich habe es nicht geschafft, mich persönlich zu äußern. Ich bin morgens in meine Praxis gekommen, es war kurz vor Weihnachten, weil ich dachte, da sind die Leute etwas netter zueinander. Ich habe eine E-Mail geschrieben, habe ihr praktisch mein Herz ausgeschüttet und habe ihr geschrieben, entweder wir können damit umgehen oder nicht. Sie solle aber nicht sofort antworten, sondern erst 24 Stunden warten und sich das überlegen. Sie hat direkt geantwortet. Wenn du uns auseinanderbringen willst, musst du dir freilich mehr einfallen lassen. Das war, als ob mir der Mount Everest vom Herzen gefallen wäre, sagt Patricia. Patricia sagt auch, sie hätten beide nicht gewusst, was da noch alles auf sie kommen sollte. Waren sie vorher Mann und Frau, werden sie heute als lesbisches Paar gelesen. Patricias Frau ist ebenfalls in der Selbsthilfe aktiv und leitet eine Gruppe für Angehörige von Transpersonen. Patricia wünscht sich mehr Akzeptanz für Transpersonen in der Gesellschaft und einen leichteren Weg, um Namen und Personenstand zu ändern. Sie setzt sich für Aufklärung und gegen Diskriminierung ein, geht in Lehreinrichtungen, auf Podien, zeigt sich auch in der medialen Öffentlichkeit mit ihrer Geschichte und sie ist dabei wohltuend unaufgeregt. Wer Patricia trifft, begegnet einer freundlichen und lebenslebendigen Frau, die vor Engagement und Begeisterung für die Sache sprüht. Ihr tiefes Fachwissen zu Transgender geht weit über ihre persönliche Betroffenheit hinaus. Und obwohl sie sich zweifellos für Transgender engagiert, wurde sie von anderen TransaktivistInnen als transphob beschimpft. Der Grund? Sie sprach auf derselben Veranstaltung wie der Münchner Kinder- und Jugendpsychiater Alexander Korte. Korte stellt Trans regelmäßig als gefährlichen Trend dar und ist für viele TransaktivistInnen ein rotes Tuch. Patricia war eingeladen, um seinen Argumenten entgegenzutreten. Rede und Gegenrede also. Für Patricia gehört das selbstverständlich auch zum demokratischen Diskurs. Wenn einer alte Studien zitiert oder Unsinn redet, lässt sich das mit Argumenten besser auflösen als mit Gesprächsverweigerung. Wer aber schon die Teilnahme an einer kontroversen Diskurs als transphob verurteilt, schadet nach Patricians Ansicht der Akzeptanz von Transgender. Patricia steht regelmäßig am Opetisch, wenn geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt werden. Sie kennt sich aus und hat eine klare Position zu medizinischen Maßnahmen. Psychologische Beratung und Begleitung sei zwingend notwendig. Damit Chirurginnen an Genitalien operieren dürfen, brauchen sie eine Diagnose. Damit Krankenkassen Leistungen bezahlen, brauchen sie eine Diagnose und eine Evidenz in der vorgeschlagenen Therapie. Außerdem müsse mit einer Differenzialdiagnostik sichergestellt werden, dass der Leidensdruck durch eine Transidentität verursacht ist. Andernfalls drohe eine Fehlbehandlung. Patricia macht sich Sorgen, dass die aktuellen Entwicklungen dazu führen könnten, dass Krankenkassen die Operationen und Hormone irgendwann nicht mehr bezahlen. Die alte Regelung zur Transdiagnostik ist klar. Eine Person kann ihren Körper nicht akzeptieren und hat den tiefen Wunsch, ihn dem gefühlten Geschlecht anzugleichen. Die neue Regelung ist unklarer und offener. Trans wird nur darüber definiert, dass eine Person das Geschlecht in ihrem Personenstand ablehnt, zielt aber nicht mehr zwingend auf medizinische Angleichung. Patricia fände es besser, zwischen binären Transpersonen und nicht-binären Personen zu unterscheiden. Binäre Transpersonen kommen ohne weitere weitgehende medizinische Angleichung nicht klar, während sich Nicht-Binarität wesentlich vielfältiger zeigt. Es gibt Nicht-Binäre, die einfach nur das Label Mann oder Frau loswerden wollen und solche, die medizinische Angleichungen benötigen. Vor allen Dingen ist für Patricia eine exakte Diagnostik wichtig, denn nur dadurch wird gewährleistet, dass medizinische Angleichungen als evidenzbasierte Kassenleistung bezahlt werden und Menschen vor Fehlbehandlungen geschützt werden. basierte Kassenleistung bezahlt werden und Menschen vor Fehlbehandlungen geschützt werden. Und jetzt habe ich, also ich habe ja jetzt eine Menge, also ich habe jetzt ein bisschen über Definition, ein bisschen über Sozialisation, zwei Menschen vorgestellt und der letzte Bereich, ich habe jetzt gedacht, das habe ich sonst eigentlich in Lesungen eher nicht gemacht, weil es eher ein längerer Teil ist, aber da wir ja jetzt Olympische Spiele hatten und noch Paralympics noch haben, habe ich gedacht, ich nehme den Bereich, also ich diskutiere alle möglichen Bereiche in dem Buch und hier nehme ich jetzt den Bereich Leistungssport und dann können wir ja von da aus dann vielleicht in die Diskussion einsteigen. Bei Sportwettkämpfen treten Männer und Frauen in der Regel getrennt an. Das hat viele gesellschaftliche Ursachen, aber auch eine biologische Begründung. Dr. Christine Hutterer stellte im April 2022 für die Zeitschrift Sportmedizin einige körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen zusammen. Körperliche Männer sind im Durchschnitt 9% größer, haben 14% breitere Schultern, 30% weniger Körperfett, 45% mehr Muskelmagermasse und 40% mehr Muskelmasse im Oberkörper. Effekt, Leistungsvorteil für männliche Körper. Natürlich gibt es auch innerhalb einer Geschlechtskategorie angeborene körperliche Vorteile. Etwa wenn jemand besonders groß ist, besonders lange Beine hat oder andere angeborene Eigenschaften, die für die jeweilige Sportart ein Wettbewerbsvorteil sind, aber nicht zu Wettbewerbsausschlüssen führen. Die Hauptursachen für die geschlechtsspezifischen Leistungsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind Testosteron und die männliche Pubertät. Wegen seiner leistungsfördernden Effekte zählt Testosteron zu den verbotenen Dopingmitteln. Bei vorpubertären Kindern gibt es kaum geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede. Wie groß diese Wettbewerbsvorteile sind, hängt von der jeweiligen Sportart ab. Hutterer zählt in ihrem Artikel einige auf. Beim Schwimmen und Rudern haben Männerkörper 11% Leistungsvorteil, im Bahnlauf 12%, bei Sprungwettbewerben 19% und beim Gewichtheben 31%. Dieser Leistungsvorteil führt zu erheblichem Streit in der Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Transfrauen bei den Frauen antreten dürfen. Auch bei Frauen, die erhöhte Testosteronwerte haben, gibt es diesen Streit. So wurde es der südafrikanischen Läuferin Kasta Semenyas verboten, in ihrer Paradedisziplin anzutreten, weil ihre Testosteronwerte zu hoch waren. Semenyas ist vermutlich intergeschlechtlich. Da intergeschlechtliche Menschen massiven Diskriminierungsrisiken ausgesetzt sind, kommunizieren sie ihre Intergeschlechtlichkeit selten öffentlich. Woher auch immer Semanyas ungewöhnlich hohe Testosteronwerte kommen, sie will sich nicht zu medizinischen Eingriffen zwingen lassen. Die Unversehrtheit des eigenen Körpers ist ein Menschenrecht. Deshalb klagt Semenyas vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Der Testosteronspiegel im Blut von Männern und Frauen unterliegt einer großen Spannbreite, ist bei Männern im Durchschnitt jedoch deutlich höher als bei Frauen. In den alten Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees, IOC, galten Testosterongrenzwerte, die nicht überschritten werden durften, um bei den Frauen antreten zu dürfen. In den letzten zwölf Monaten weniger als 10 Nanomol pro Liter Blut. Bei vielen Verbänden werden 5 Nanomol als Grenzwert verwendet. Zum Vergleich, 95% der körperlichen Frauen haben Werte unter 2 in der Normal. 94% der Transfrauen allerdings auch, schreibt Hutterer. Umgekehrt erleben Transmänner eine Explosion ihrer Kraftentwicklung. Im Kinofilm I Got Life über Transpersonen erzählt ein Eishockeyspieler begeistert, wie seine Kraft- und Leistungsfähigkeit durch die Transition gestiegen sind und dass dies ein Riesenunterschied sei. Der Testosteronwert ist außerdem nicht alleine verantwortlich für Wettbewerbsvorteile bei Sportwettkämpfen. Im Basketball, wo die Körpergröße wettbewerbsrelevant ist, dürfte es kaum Transmänner geben, denn die Transition macht aus einer 1,70 Meter Person keine 1,90 Meter Person. Eine Transfrau wird umgekehrt im Kunstturnen vermutlich nur dann gegen körperliche Frauen mithalten können, wenn sie für einen Mann besonders klein und zierlich ist. Im Frühling 2022 machte der Fall der Schwimmerin Leah Thomas Schlagzeilen. War sie als Mann auf Rang 462 der männlichen Universitätsschwimmer in den USA, schoss sie als Frau auf Rang 1. Dabei hat Lea Thomas alles getan, um ihre Leistungswerte den Regularien der National Collegiate Athletic Association anzupassen. Sie hat ihren Testosteronspiegel regelkonform unterdrückt. WissenschaftlerInnen versuchen herauszufinden, wie sich die Leistungswerte durch Transition verändern. Erste Studien weisen darauf hin, dass es mehrere Jahre dauert, bis die Leistungen von Transfrauen mit denen von körperlichen Frauen vergleichbar sind. SportlerInnen und Verbände suchen nach Lösungen, wie die Kriterien angepasst werden müssen, damit ein fairer Wettbewerb stattfinden kann. Das IUC hat Ende 2021 seine Regularien geändert. In der seit März 2022 geltenden neuen Richtlinie schafft es die bisher gültigen Testosterongrenzwerte ab. Die einzelnen Verbände sollen das für sich regeln. Das klingt zunächst nach einer vernünftigen Entscheidung. Im Grunde zieht sich das IUC aber aus der Verantwortung, anstatt mit modernen Rahmenbedingungen eine Orientierung zu bieten. Das verspricht Chaos, Streit und Durcheinander. Das erleben wir gerade. Das Buch ist ja schon 1923 erschienen. Der Weltschwimmverband erließ im Sommer 2022 so strenge Regeln für Transfrauen, dass sie bei internationalen Wettbewerben quasi nur noch bei den Männern antreten können. Denn sie dürfen keine männliche Pubertät jenseits von TANNA 2 durchlebt haben. TANNA heißt die Klassifikation der menschlichen Entwicklung. TANNA 1 bedeutet vorpubertär. TANNA 2 markiert den Anfang der Pubertät. Tanner 5 beschreibt den erwachsenen Körper. Der Verband brachte eine weitere, offene Wettkampfkategorie ins Spiel, bei der alle ohne Einschränkung trainieren dürfen. Und das erzähle ich jetzt frei. 2023 wurde die in Berlin ja ausprobiert, aber es hat sich niemand dafür angemeldet. Insofern weiß man noch nicht so ganz genau, wie das weitergehen wird. Der Weltverband für Rugby beschloss bereits 2020, Transfrauen vom Kontakt Rugby auszuschließen und begründete das damit, dass beim Rugby Körpergröße, Kraft und Geschwindigkeit nicht nur für die Leistung relevant sind, sondern auch für die Verletzungsgefahr der beteiligten SpielerInnen. Er legte eine Studie vor, die das mit Zahlen belegen sollte. Der Protest blieb nicht aus und die Studie wurde als ungeeignet kritisiert. Der französische Rapi-Verband entschied dagegen 2021, Transfrauen ab der Saison 2022 zuzulassen. Wenn sich die Transfrau geschlechtsangleichenden Operationen unterzogen hat, darf sie ohne weitere Voraussetzungen antreten. Falls das nicht der Fall ist oder sie sich gerade in einer Übergangsphase befindet, muss sie zusätzliche Voraussetzungen erfüllen. Für den Amateurfußball beschloss der Deutsche Fußballbund DFB ab der Saison 2022-2023 die strenge Geschlechterteilung der Teams zu lockern. Transpersonen, Intergeschlechtliche und solche mit dem Personenstand divers dürfen sich aussuchen, ob sie bei den Männern oder den Frauen mitspielen wollen. Für den Profifußball gibt es keine vergleichbare Regelung. Die FIFA arbeitet im Sommer 2022 noch an neuen Regeln. In einem Interview im Deutschlandfunk zum DFB-Beschluss diskutierten eine Fußballtrainerin und Transfrau, eine Sportmedizinerin und ein Vertreter des DFB. Die Sportmedizinerin erklärte, dass weibliche Skelette bei Mannschaftskontaktsportarten stärker der Gefahr von Kreuzbandrissen ausgesetzt seien. Und die Transfrau und Fußballtrainerin bestätigte dies mit einem Beispiel, wo genau das passiert war und sich ein Transmann im Männerteam entsprechend verletzt hatte. Wir brauchen mehr Forschung, mehr Wissen und weniger Ideologie, um aus den körperlichen Voraussetzungen und den Geschlechtsidentitäten fairen sportlichen Wettbewerb für alle zu organisieren. Orientierung bieten Sportarten, die bereits jetzt mehr als zwei Kategorien kennen, etwa Boxen oder Ringen, bei denen die Athletinnen nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Gewichtsklassen sortiert gegeneinander antreten. Niemand käme dort auf die Idee ernsthaft, ein Fliegengewicht gegen ein Schwergewicht antreten zu lassen. Lernen können wir auch von den paralympischen Wettbewerben, die ein komplexes Kategoriensystem haben, um einen möglichst fairen Wettbewerb zu gestalten. Der Preis, es wird komplexer. Wenn es mehr Kategorien gibt, gibt es mehr Wettbewerbe. Wenn das bisherige System die Wirklichkeit nicht ausreichend abbildet, sollten wir es ändern. Wir können nicht so tun, als ob Intergeschlecht nicht existiert. Wir müssen Transidentitäten anerkennen. Und wir müssen ebenso geschlechtsspezifische Leistungsvoraussetzungen und Verletzungsrisiken respektieren. Und damit würde ich gerne mit euch in die Diskussion kommen.