Ja, einen guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Es freut mich, dass ich Sie heute im Stifterhaus begrüßen darf. Für einige von Ihnen ist es vielleicht nicht das erste Mal, dass Sie Textpassagen aus dem heute vorzustellenden Buch im Stifterhaus hören. Hat unser Gast dem Publikum doch anlässlich der Übergabe ihres literarischen Vorlasses an das Oberösterreichische Literaturarchiv am 3. Oktober des Vorjahres bereits einen äußerst spannenden Einblick in das Manuskript gewährt. All jene, die vor rund einem Jahr bei dieser Preview waren, können sich vermutlich an die Übergabe des Originalmanuskripts, eines der nach meinem Dafürhalten großartigsten Bücher, die je von einer Oberösterreicherin oder einem Oberösterreicher geschrieben worden sind, erinnern. Es handelte sich um nichts weniger als das Manuskript zum Roman Die Züchtigung. Ich darf an dieser Stelle nochmals den Dank unseres Hauses für das in das Adalbert-Stifter-Institut gesetzte Vertrauen zum Ausdruck bringen und die Schriftstellerin, Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin und ähnlich auch namentlich begrüßen. Herzlich willkommen im Stifterhaus, Anna Mittgutsch, schön, dass Sie da sind. Es kommt, gelinde gesagt, nicht alle Tage vor, dass jemand einen Erstlingsroman vorlegt und im Jahr darauf den Kulturpreis des Landes Oberösterreich erhält. Dass dies überhaupt möglich ist, hat Anna Mitgutsch mit dem bereits angesprochenen Roman Die Züchtigung bewiesen. Mit ihrem Debüt hat sie 1985 auf aufsehenerregende Art und Weise die Literaturbühne betreten und sie hat sie seither nicht mehr verlassen. Vermutlich gerade deshalb macht es für mich und meine Generation den Eindruck, als wäre sie immer schon da gewesen. Ein fixer Bestandteil der deutschsprachigen Literatur, eine bewunderte Autorin, immer berühmt und immer gefeiert, eine Doyenne der österreichischen Literaturszene. Über den Titel des Buches, das Anna Mitkutsch heute vorstellen wird, hat sie vor einem Jahr gesagt, dass er ursprünglich anders gelautet hätte, denn die Schriftstellerin hatte, ich nehme ein bisschen Entstehungsgeschichte vorweg, vor Jahren eine Phase der Wut auf verschiedene Menschen und Institutionen, hoffentlich nicht auf das Stifterhaus. Und sie schrieb sich die Wut gewissermaßen von der Seele in Briefform als Abschiedsbriefe. Und genau so sollte das Buch eigentlich heißen, nämlich Abschiedsbriefe. Die gegenwärtige Zeit, so Anna Mitkutsch vor einem Jahr hier auf dieser Bühne, verlange aber nach positiv, zumindest nicht allzu negativ klingenden Titeln. Einen Roman, die Züchtigung zu nennen beispielsweise, das ginge heute nicht mehr. Und so bediente sich die Autorin, oder war es in diesem Fall doch die Literaturwissenschaftlerin, bei Herman Melville und dessen Erzählung Bartleby der Schreiber, in welcher der Schreibergehilfe Bartleby von so etwas wie todtrauriger Hoffnungslosigkeit und Lethargie ergriffen ist, deren Ursache dem Vermuten nach auf seine vorherige Anstellung in einem Dead Letter Office von Washington, das heißt in einem Büro für nicht zustellbare Briefe, zu suchen ist. In den im März diesen Jahres im Luchterhand Verlag erschienenen unzustellbaren Briefen von Anna Mitkutsch begegnen wir Menschen aus ihrem Leben, die es tatsächlich gegeben hat, wie sie gesagt hat vor einem Jahr. Wir reisen viel mit der Schreibenden in zahlreiche Bundesstaaten der USA natürlich, aber auch mehrmals in andere Länder, beispielsweise nach Griechenland, Israel oder die Türkei. Und immer ist es, als wären wir dort, wird uns die Landschaft gezeigt, ein Pinienwald, ein Sonnenuntergang, Mohn- und Sonnenblumenfelder, ein Sternenhimmel. Als wären wir dort zu einer anderen Zeit. Denn es werden Bachmanns und Busters Gedichte übersetzt und diejenige, die diese Briefe schreibt, sehen wir als Kind, als Studentin mit dem Ziel, Schriftstellerin zu werden, als Liebende. Sie kämpft im Gitterbett in einer kalten Winternacht um eine Decke, sie hört Lieder von Bob Dylan, deren Kindheitsfreundin sie kennenlernt. Eine andere Zeit, deren Probleme in schockierendem Maße an heute erinnern, wie zum Beispiel die Kriege, der Vietnamkrieg oder der Yom Kippur-Krieg. Nicht bloß ähnlich gelagert, sondern fast deckungsgleich zu heute sind die Probleme im Zwischenmenschlichen. Sie sind es auch, die das eigentliche Thema der unzustellbaren Briefe ausmachen. Darüber hinaus rührt Anna Mitkutsch aber auch an der Frage nach persönlicher Erinnerung und wie verlässlich diese in Wahrheit wohl ist. Es geht um die Frage nach der radikalen Subjektivität von Erinnerung, deren sich die Autorin durchwegs vollkommen bewusst ist. Zitat, du hast diese Gegend und das bäuerliche Leben nie verlassen. Für dich blieben sie Lebensraum und wurden nie zum verlorenen Paradies. Zitat Ende. oder sie hatten eine andere Bedeutung. Zitat Ende. Die unzustellbaren Briefe sind, wie es Texte unseres heutigen Gastes immer sind, durchdrungen von einer ungeheuren sprachlichen Musikalität, von einem Rhythmus, der die Leserin, den Leser, in seinen Bann schlägt. Und zu guter Letzt noch eine persönliche Anmerkung. Nach meinem Dafürhalten ist der Titel gut gewählt. Denn Abschiedsbriefe sind es für mich als Leser keine und wenn doch, dann solche, in denen die Absenderin größtenteils ihren Frieden gemacht hat mit den Empfängerinnen und Empfängern, weil sie weiß, wie kompliziert und vertrackt jeder einzelne Lebensweg verlaufen kann, weil sie zu guter Letzt Milde und Nachsicht walten lässt. Noch einige Fakten zur Person Anna Mitkutsch. Anna Mitkutsch wurde 1948 in Linz geboren. Sie studierte Anglistik und Germanistik in Salzburg und promovierte eben dort mit einer Arbeit über die englische Lyrik der 60er Jahre. Für ihr Werk, das 1985, wie bereits erwähnt, mit dem Roman Die Züchtigung einsetzte, wurde sie vielfach mit Preisen und Auszeichnungen bedacht. Um nur einige wenige zu nennen, der bereits erwähnte Kulturpreis des Landes Oberösterreich 1986, der Anton-Wildgans-Preis 1992, der Österreichische Würdigungspreis für Literatur 2000 oder der Adalbert-Stifter-Preis 2019. Dass man sich gerade bei dieser Stelle verliest, ist ein bisschen peinlich. Zudem wurde Anna Mitgutsch 2015 die Ehrendoktorwürde ihrer Alma Mater der Universität Salzburg zuerkannt. Seit 2023 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt Leonding. 2004 widmete das Adalbert-Stifter-Institut Anna Mitrutsch ein Rampe-Porträtheft. Die Moderation des heutigen Abends wird, wie auch schon bei der Preview, im vergangenen Jahr Christian Schacherreiter übernehmen. Ich darf auch ihn recht herzlich im Stifterhaus begrüßen. Herzlich willkommen, Christian Schacherreiter. Schön, dass du da bist. Applaus dass du da bist. Der studierte Germanisthistoriker und Pädagoge wurde 1954 in Linz geboren. Er ist ordentliches Mitglied des Adalbert-Stifter-Instituts. Wenn er nicht gerade selbst Romane schreibt, ist er als Literaturkritiker tätig und schreibt für die Oberösterreichischen Nachrichten. Zuletzt erschien von ihm im März diesen Jahres der Roman Bruckner stirbt nicht im Otto-Müller-Verlag, den er im Rahmen, jetzt notieren, der diesjährigen Mittagsreihe Mittag mit Bruckner am 8.10. hier im Stifterhaus vorstellen wird. Ich wünsche uns einen schönen Abend mit den unzustellbaren Briefen und Anna Mitkutsch und darf unsere beiden Gäste auf die Bühne bitten. Vielen Dank. Ja, einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Literaturfreunde und Freundinnen. Jetzt schauen wir mal, was uns der Stefan Kögelberger noch übrig lassen hat eigentlich, über das wir zwei noch reden können miteinander. Es wird einiges sein. Also zum Ersten, es sind Briefe, mit denen wir es zu tun haben diesmal. Und der Brief ist eine, ich sage jetzt bewusst eine literarische Form. Natürlich ist es auch eine Gebrauchsform, eine Gebrauchsform für Schreibende. Aber er ist auch eine literarische Form und das schon sehr lange eigentlich. Also seit der Antike schon. Also Philosophen der Antike haben philosophische Lehrbriefe beispielsweise geschrieben, auch mit bestimmten Adressaten, die teils real waren, teils auch nur fiktional waren. Und dann seit dem 18. Jahrhundert ist etwas entstanden, nämlich der Brief im Zeitalter der Empfindsamkeit als Gefühlsausdruck, als mehr oder weniger authentischer Gefühlsausdruck sozusagen. mit diesem Verständnis des Briefes als eigentlich intime Form der Vermittlung ist auch dann diese Form des Briefromans entstanden, wo also dann ganze Romane in Form von Briefen geschrieben worden sind. Diesen Weg hast du bewusst hier nicht gewählt. Und in der Romantik hat diese Tradition dann ihre Fortsetzung gefunden. Ich denke aber, dass das nicht unbedingt die Tradition ist, an die du anknüpfst, nämlich diese Form des, ich muss jetzt spontan sozusagen meine Gefühle äußern. Meiner Lesung nach ist für dich der Brief eher ein Medium einer sehr genauen und intensiven Reflexion. Ich hoffe, ich lese das so, wie du es gelesen haben willst. Ja, es ist ja eigentlich der Brief eine hybride Form. Einerseits, wie du sagst, es ist ein sehr starkes Element der Reflexion, auch der Selbstreflexion, der Reflexion über die Beziehung, die Reflexion über den anderen, der einem Gott sei Dank nicht reinreden kann. Aber es ist gleichzeitig, es ist nicht nur Reflexion, es ist auch Erzählung. Also es vereint mehrere Genres eigentlich und es ist ja sehr offen. Aber gleichzeitig hat der Brief auch seine, also ganz offen ist er auch wieder nicht, also dass man alles schreiben kann. ganz offen ist er auch wieder nicht, also dass man alles schreiben kann, denn das wird einem erst beim Schreiben bewusst, man hat ein Gegenüber. Also wenn man einen Roman schreibt, dann ist der Ansprechpartner, das Du, das anvisierte Du, das sogenannte ideale Leser, wie es in der Rezeptionsästhetik heißt, der Rezeptionsästhetik heißt, das ist eben dieser nicht existente Leser, dem man etwas erzählt. Aber im Brief ist es ein ganz bestimmtes Du. Und das bedeutet aber, dass man andere Strukturen braucht. Man kann zum Beispiel dem anderen nicht dessen ganzes Leben erzählen. Man kann nicht sagen, du bist am so und soviel viel dort und dort geboren, das weißt du ja eh. Also man muss immer den anderen als Dialogpartner, auch wenn er nicht vorhanden ist, voraussetzen. Daraus ergibt sich dann schon eine ganz bewusste, eine Struktur, der man auch bewusst sein muss, wenn man so eine Geschichte schreibt, die ein Brief ist, die an ein Du gerichtet ist. Es ist also schon, ja, es ist natürlich ein Gebrauchsmedium, aber es ist schon auch etwas, was bestimmte sprachliche und strukturelle Regeln hat. Weil um zu dieser Art von, also du willst dir ja auch klar werden über Beziehungen zu Menschen, denen du ja real begegnet bist. Jetzt sind das in Summe 18 Briefe. Wie hast du denn da begonnen? Ich möchte in die Werkstatt der Anna Mitkutsch jetzt noch reinschauen. War es dann schwer, diese 18, ausgerechnet diese 18 auszuwählen? Hast du da länger herumexperimentiert, an wen du dich da jetzt wirklich wenden wirst? Und dann sind die übrig geblieben? Ja, das geht ja zurück bis in die 90er Jahre. Und die meisten, die ich in den 90er Jahren geschrieben habe, sind ja da gar nicht drinnen. Sie dürfen natürlich nicht so, Sie dürfen nicht, wie soll ich sagen, Sie dürfen nicht nur mich betreffen oder den anderen. Sie müssen ein Element haben, das allgemeingültig ist. Sie müssen etwas, was das Persönliche transzendiert haben. Nur dann werden sie Literatur. Das heißt, unter diesem Gesichtspunkt habe ich dann ausgewählt. Natürlich, irgendwo habe ich versucht, schon das 20. Jahrhundert, soweit ich es erlebt habe, nachzustellen durch diese Briefe. Und jeweils auch gewisse Problematiken einer bestimmten Zeit zu erfassen, zum Beispiel in Alan, my love, die ganze Counterculture. Oder ja, auch die 50er Jahre. Und da gehe ich schon chronologisch vor dann. Aber das war ganz, ganz zum Schluss, auch mit Absprache meiner Agentin, was zuerst kommen soll und wie man es bündeln soll. Das ist nicht irgendwie gewachsen. Aber was auch wichtig war, war, dass man, also es kommen ja keine Menschen vor, die es noch gibt in meinem Leben. Die meisten sind gestorben, von denen ich nicht weiß, ob sie gestorben sind, die sind in meinem Alter oder älter, also die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht mehr sind oder nicht mehr lange sind, ist auch möglich. Es geht, wenn man einem Menschen schreibt, den es noch gibt, mit dem man noch in Kontakt ist, den man auch noch treffen kann, mit dem man noch telefoniert, dann ist es etwas ganz anderes, als wenn man eine abgeschlossene Beziehung beschreibt. Weil dann rückt der andere so weit weg und selber wird man so unwichtig. Solange eine Beziehung besteht, ist man selber sehr wichtig. Man projiziert in den anderen seine eigenen Gefühle, seine eigenen Erwartungen hinein. Es gibt Affektionen, das Ganze lebt und ist offen und in Bewegung. Sobald aber das abgeschlossen ist und je länger eine Beziehung, eine Freundschaft oder was immer abgeschlossen ist, desto mehr wird diese Person zu einem Bild. und es ist dann ein Nachdenken über diese Person. In meinen Briefen geht es nicht um mich. Es geht nicht, also ich habe auch ganz bis zum Schluss immer bei jedem Durchgang noch mehr reduziert, noch mehr weggenommen von mir, von meinen Gefühlen, von jeder Anspielung auf mein eigenes Leben. Es geht wirklich immer nur um die eigene Person und um die Frage, wer warst du? Was ist passiert? Warum hat es nicht funktioniert? Wie hast du mich gesehen? Also es ist ein Nachspüren, ein Nachfragen einer Beziehung. Aber auf einem sehr, wenn ich jetzt sage abstrakt, meine ich das jetzt nicht im Sinn von sinnlich, weil die Literatur muss sinnlich sein, sondern eher in dem Sinn, dass es dann nicht mehr nur darum geht, du hast gesagt, ich habe gesagt, du hast mir das getan, ich habe dir das getan, sondern auf einer sehr allgemeinen Ebene, sodass sich eigentlich, glaube ich, doch etwas Allgemeingültiges dabei herausschiebt. Es ist, denke ich mir, auch diese Distanz, die du jetzt ja veranschaulicht hast, sehr klar für mich ermöglicht, nicht nur das, was du jetzt uns geschildert hast, dass sich die Briefschreiberin selbst zurücknimmt sozusagen und die Figur, an die sie sich wendet, immer mehr in den Vordergrund rückt. Es ist auch durch die Distanz manches leichter verzeihlich vielleicht geworden, was man als Kränkung erlebt hat, als Enttäuschung erlebt hat oder auch diese kritische Selbstbefragung auslöst, über die ich mit dir heute noch sprechen möchte, im zweiten Teil unseres Gesprächs, über die ich mit dir heute noch sprechen möchte, im zweiten Teil unseres Gesprächs, wo ich jemanden mit Erwartungen vielleicht überfordere. Also das ist natürlich auch ein ganz wichtiges Thema. Aber mir ist aufgefallen, dass dein Buch von einem Thron einer gewissen Nachsicht und des Relativieren-Wollens, teilweise auch Verzeihens-Wollens durchaus getragen ist, außer in einem Fall. Den verraten wir jetzt vielleicht gar nicht. Der kommt ständig im Radio. Achso, der kommt ständig im Radio. Okay, gut, dann kann man das auch nicht mehr geheim halten jetzt. Aber das wird durch diese zeitliche und räumliche Distanz glaube ich auch möglich und das hat mir beim Lesen gut getan zum Beispiel. Also auch als Leser kann ich dir sagen, das habe ich als sehr wohltuend empfunden beim Lesen. Ja, meine Damen und Herren, wir werden das so anlegen, Anna Mitkutsch wird jetzt einen Lesungsblock machen, und zwar aus einem Brief. Und wir werden aber dann im Anschluss an deinen Lesungsteil unser Gespräch noch fortsetzen. Nicht nur über diesen Brief reden, sondern auch noch über das eine oder andere Aspekt deines Buches. Ja, die Mehrzahl deiner Briefe, finde ich auch interessant, wenden sich an Frauen. Es kommen aber schon auch einige Männer drinnen vor. Und unter anderem der Brief, aus dem du uns jetzt vorlesen wirst, da geht es um einen Lektor. Und das gibt auch sehr starke Aufschlüsse über den Literaturbetrieb, dieser Brief. Denn ich glaube, für manche Leser und Leserinnen ist vielleicht nicht wirklich bewusst, wie wahnsinnig wichtig ein gutes Lektorat für das Zustandekommen eines guten Buches sein kann. Und das kann man diesem Brief unter anderem auch entnehmen, aber vieles andere auch. Ich weiß nicht, ob du zum Brief selbst vorher noch etwas sagen willst oder ob du direkt gleich einsteigen willst. Ja, er ist sehr lang, ich glaube, er ist 40 Seiten lang. Es ist der längste Brief, das Buch. Also ich lese, ich muss in Auszügen lesen, aber die ergeben hoffentlich irgendwie doch was Ganzes. Das heißt, ich kann nicht den ganzen Brief lesen. Ist klar, ja, ja. Sondern in Auszug. Ja, was vielleicht auch noch wichtig ist, es ist wie Literatur immer Fact und Fiction. Aber bei denen, es gab Begegnungen, Beziehungen, die einfach unendlich wichtig waren. Und es gab zufällige, also bizarre Menschen, die mich fasziniert haben, die ich kaum gekannt habe, die auch da drinnen sind. Aber manchmal, in manchen Briefen ist sehr viel Fiction. Da muss man halt dann, wenn man jemand nicht so gut kennt, muss man halt mit Fantasie ein bisschen auffüllen. Hier, das ist wirklich ganz autobiografisch. Das ist, also das Anna Mitgutsch, das sagt, Stefan, das geht in die Geschichte des Stifterhauses. Liebe Anna, für den Lesungsteil lasse ich dich jetzt allein hier auf dem Podium. Ich komme aber zurück, versprochen. Danke. lasse ich dich jetzt allein hier auf dem Podium, ich komme aber zurück, versprochen. Danke. Der Brief heißt Mein Mentor, mein Freund. Schreib für mich, hast du gesagt. Nach jedem Roman, wenn ich zornig schwor, dies sei das letzte Buch gewesen. Ich würde mich nie wieder der Missachtung, der Ignoranz, der Demütigung der Öffentlichkeit aussetzen. Nicht bloß einmal sagtest du es, schriebst es, sondern immer wieder. Jedes Mal, wenn ich aufgeben wollte. Beim letzten Mal, als du schon todkrank warst und wusstest, dass du mich beim nächsten Projekt nicht mehr begleiten würdest, gabst du mir eine Liste neuer Themen auf, Punkt für Punkt. Erstens, einen neuen Band Essays, zweitens die Abschiedsbriefe, drittens ein Buch über jüdische Riten und Bräuche und viertens, ganz wichtig, eine etwas längere Erzählung, von der ich mir wünsche, dass du sie trotz deines Schreibverbots, das du dir auferlegt hast, für mich schreibst. Damals wusstest du schon, dass du keines dieser Vorhaben mehr mit mir gemeinsam unternehmen würdest. Aber dann gab es Augenblicke, in denen du meintest, vielleicht geht sich doch noch eines aus, ein einziges Manuskript, denn ein bisschen geht immer noch. Ich bin angeschlagen, schreibst du. Die Krankheit will nicht zum Stillstand kommen. Und ich habe mir doch so große Mühe gegeben. Aber ich bin am Ende doch dann immer ein wenig optimistisch. So hast du mich 27 Jahre lang mit liebevollem Drängen angetrieben, mich ermutigt. Du kannst es, traust dir zu, eine wunderbare Idee, tragfähig, mach weiter. Nein, eine andere Idee, auch gut. Ich freue mich drauf, dich erzählen zu hören. Ich sehe alles deutlich vor mir. So viel ist es bereits fertig, Zustimmung, Begeisterung, kleine Einwände, große Erwartung. Ein wunderschöner Text, voller Rhythmus und Musik. Glaub mir, hör nicht auf die anderen. Großes Lob, das wird ein wichtiges Buch, kein falscher Ton. Es ist eine andere Welt. Erst wenn das Manuskript fertig war, kamen die Einwände. Wenn ich zu selbstgewiss war, konntest du mir deine strenge, manchmal ärgerliche Seite zuwenden. Beim zweiten und dritten Durchgang, wenn die Autorin sich erschöpft nach getaner Arbeit ausruhen wollte, als sei das Manuskript bereits das Werk und das Lob nicht Vorschuss, um sie bei der Stange zu halten, sondern Garantie für den Erfolg. Dann wurdest du unerbittlich. Die Augusthitze Manhartens und dieses unfertige Manuskript, der passive Widerstand der Autorin, die sich stur und schnell gekränkt zurückzieht und uneinsichtig um redundante Szenen kreist, die weg müssen. Das ist noch zu viel Überflüssiges. Ich hoffe, dass du mir die energischen Kürzungen nicht übel nimmst. Ich bin sehr gehetzt im Moment, schreibst du. Und andererseits, wer war doch diese Nebenfigur? Man vergisst sie so leicht. Und die Autorin verweigert jede Einsicht. Sie reagiert mit Skepsis und Gereiztheit, als wärst du ins Lager des Gegners übergewechselt. Du schreibst mir, als müsstest du das Manuskript, das ich als große Literatur sehe und bewundere, vor mir verteidigen, beklagst du dich. Doch die mit Bleistiftern, die Ränder geschriebenen Fragen werden ungeduldiger, drücken Unmut aus. Und außerdem, die Frage mit dem Honorar ist auch noch nicht geklärt. Bis jetzt war die Arbeit jedenfalls gratis. Das zähe Ende konnte kurzfristig unsere gegenseitige Verehrung trüben, für Wochen, selten für lange. Ganz anders die freudige Erwartung des Anfangs, dieses erregenden Versprechens von etwas Neuem, ganz und gar Unerwarteten, das dich jedes Mal elektrisierte. Nach der Enttäuschung, dass der Literaturbetrieb auch das letzte Buch wieder nur am Rand recht gleichgültig wahrgenommen hatte, kam irgendwann, ungeduldig von dir herbeigesehnt, der erste Schritt hinaus aus der trotzigen Verweigerung und eine Idee tauchte auf. Noch keine Geschichte, manchmal eine Szene. Und du warst zur Stelle mit deinem jedes Mal von neuem wiederholten Angebot. Ich möchte dich beim nächsten Buch noch einmal begleiten. Wie ein Maxisch alt schreibst du nach unserem besten Buch in Anspielung auf den Protagonisten. schreibst du nach unserem besten Buch in Anspielung auf den Protagonisten, der dir im Lauf der Arbeit so nahe gegangen und so ähnlich geworden war. Du mochtest das ruhige Warten auf das, von dem du überzeugt warst, dass es Gestalt annahm, auch wenn es noch keine schriftlichen Beweise gab und du dabei sein würdest bei jeder Etappe des Entstehens, bis es als Buch auf den Tischen der Buchhandlungen lag. Auch mitten im Schreibprozess warst du geduldig, gabst vorsichtige Ratschläge. In dieser Zeit redeten wir viel über das Leben, unser Leben, über Menschen und Beziehungen. Unser Leben, über Menschen und Beziehungen. Alles kam zur Sprache. Das Alter, das nur die anderen an uns sehen. Während wir im Herzen nicht altern und nicht aufhören zu lieben und uns zu sehnen. Nur dürfen wir es dann nicht mehr zeigen. Die Momente großen, nicht gut zu machenden Versagens. Und die spätere Trauer darüber. Natürlich sprachen wir über das Manuskript, aber Bücher haben mit dem Leben zu tun und sind nicht davon zu trennen. In diesen Gesprächen erfuhr ich mehr über dich, Einzelheiten, die sich im Laufe der Jahre zu einer Lebensgeschichte zusammenfügten. Nie drängtest du mir eine Erkenntnis auf, die du aus deinen Erfahrungen gewonnen hattest. Warst jederzeit bereit zu Zugeständnissen, dazu eine unerwartete Wendung im Text zu akzeptieren, einen Exkurs ins Nebensächliche, Figuren, die dir in ihrer barschen Unbeugsamkeit gar nicht lagen und dich an die unerfreulicheren Eigenschaften der Autorin erinnerten. Du erklärtest mir meine Figuren, beschriebst sie von außen, wie sie dir erschienen, zeigtest mir, was in ihnen angelegt und noch nicht deutlich genug zu erkennen war, skizziertest Szenen, die für mich erst durch dich lebendig wurden wie in einem Film. Szenen, die für mich erst durch dich lebendig wurden wie in einem Film. Du doziertest nie, erzähltest mir meine eigenen Romane unaufgefordert, beiläufig, als beschriebst du etwas, das du irgendwo gelesen hättest. Ein paar Mal in großen Zeitabständen besuchtest du mich, um einen Tag oder zwei ein Manuskript zu besprechen? Wir mochten beide dieses Eintauchen in die Welt der Fantasie. Stets die größtmögliche Genauigkeit der Sprache im Blick. Ich erinnere mich an das klickende Geräusch, das du mit den Zähnen machtest, anstatt eines Punktes. Und manchmal verloren sich deine Sätze im Schweigen wie eine Melodie, die leiser wird und unhörbar verklingt. Das letzte Mal gingen wir im vorfrühlingshaften Auwald an der Donau entlang. An den sandigen, vom letzten Hochwasser angeschwemmten Dünen blühten die ersten Frühlingsblumen. Dass es so etwas noch gibt, stauntest du. Das ist wie ein Sonntagsspaziergang in der Kindheit. In deinen Briefen erwähnst du noch oft den Apfelbaum in meinem Garten. Mit wenigen Worten gabst du einer Landschaft Leuchtkraft und Gegenwart. Die Sonne an jenem Nachmittag auf der Terrasse, der ausladende Apfelbaum mit den bemoosten Ästen, das leise Glucksen des Baches am Ende des Grundstücks. Ich weiß noch, wir redeten über deine Kinder und über die nachhaltige Präsenz der Toten. Ich versuchte, den Abschied hinaus zu zögern, doch wie jedes Mal drängtest du unvermittelt mitten im Gespräch zum Aufbruch. Und erst in deinen Briefen vertieften sich deine Eindrücke zu Szenen. Von jeder Reise schicktest du mir diese Miniaturen in deiner klaren, auf Leserlichkeit bedachten Schrift, auf abgerissenen Schreibblöcken. Die kalten Nächte in Upstate New York, der späte Frühling, die Ankunft der kanadischen Wildgänse In Kalifornien, das Amerika, das du aus Romanen kanntest Die üppige Vegetation, die blühenden Mimosen Und deine einsamen Spaziergänge am Meer Es war ein fortgesetztes Gespräch über räumliche Distanzen hinweg Und trotzdem stand am Ende oft der Satz Es tut mir leid, dass ich, obwohl ich so viel an dich denke, so selten schreibe über räumliche Distanzen hinweg. Und trotzdem stand am Ende oft der Satz, es tut mir leid, dass ich, obwohl ich so viel an dich denke, so selten schreibe. Erst wenn ich überzeugt war, ein Manuskript sei fertig, besser gehe es nicht mehr, zeigte sich, dass auch dir die ganze Zeit das platonische Ideal eines perfekten Romans vorgeschwebt war. Und dass du nun einschreiten und darum kämpfen musstest, um einen Kompromiss zwischen deinen Erwartungen und der Absicht der Autorin zu finden. Immer mit der vorangestellten Bitte, ich möge doch deine Kommentare etwas freundlich, ja liebevoll bedenken. Zunächst musstest du die ungeduldige Autorin daran hindern, sich eine Blöße zu geben. Zeig das Manuskript niemanden, nicht der Agentin und nicht dem Verlag. Trotzdem musstest du mir ein wenig Hoffnung lassen, damit ich dir das Manuskript nicht wegnahm. Darauf bestand, dass es so und nicht anders gehen musste. dass es so und nicht anders gehen musste, oder dass ich es entmutigt in den Müll warf, es verbrannte, die bekannte Verwünschung ausstieß, nie wieder eine Zeile zu schreiben. Es gibt immer wieder schöne und ganz vollendete Stellen, schreibst du. Ich habe näher an deiner Begabung gezweifelt und ich habe meistens oder sogar immer die besondere sprachliche Qualität deiner Arbeiten schon in der ersten Fassung erkannt. Du merktest nicht, dass dir im Laufe der Korrekturen der Protagonist immer ähnlicher wurde. Am Ende dein Spiegelbild war klug, zurückhaltend, ein wenig eigenbrötlerisch, aber auf seine leise, geduldige Art ein Menschenfreund. Doch schließlich, nach all dem Ärger über andere liegen gebliebene Arbeiten, hat es sich gelohnt. Die Autorin rafft sich zur letzten Runde auf und lässt sich diesmal ganz leicht führen. Es ist wie mit der Sprache zu tanzen. Und die Arbeit an den Nuancen macht uns beiden wieder Freude. Alles fällt auf seinen Platz, als sei es von Anfang an so vorgesehen gewesen, ohne Brüche, wie aus einem Guss. Du hast dich immer gesträubt, dann aber selber alles in Ordnung gebracht, schreibst du zufrieden. Im gleichen Augenblick vergisst du deinen eigenen Anteil. Ich staune über diese Gabe, über dieses überwältigende Erzählen. Großzügig bestandst du am Ende stets auf meiner alleinigen Leistung, als hätte es deiner geduldigen Führung nicht bedurft. Wenn du das gebundene Buch dann als Neuerscheinung in den Buchhandlungen liegen sahst, nahmst du es mit einer gewissen Scheu zur Hand? Ich muss mich erst daran gewöhnen, dass es nun da ist, fertig in der Welt. Du gratuliertest mir wie zu einem neugeborenen Kind und erinnertest dich an seine Entstehung, die Spaziergänge in Boston, den Nachmittag an der Upper West Side Manhattans, als ich dir die Figur eines Emigranten und New Yorker Innenarchitekten skizzierte, oder die Fahrt in die Bürgsches, wo wir in Melvilles Farm von der Tragik dieses einsamen, zu Lebzeiten missachteten Genies sprachen. Du machtest keinen Hehl daraus, dass du an deiner Umgebung und an der Zeit gelitten hast, an der trägen Sattheit der Gesellschaft, diesem Zwang zum positiven Denken, zu grundloser Heiterkeit und forcierter Harmonie, so anders als in deiner Jugend nach dem Zweiten Weltkrieg, einer Zeit voll Neugier, einem Hunger nach Wissen und der Bereitschaft, Fremdes und Neues einzulassen. Ich war noch eine Weile länger mit der Zeit im Einklang als du. Ich war fast 20 Jahre jünger. Wir fielen beide früh im Leben aus dem Selbstverständnis unserer Umgebung heraus. Die ruhige Noblesse, der feine Humor, der Abscheu vor allem lauten Vulgären und manchmal eine Abgewandtheit, als lauschtest du auf etwas, das seine Quelle an einem anderen Ort hatte, das trennte dich von den anderen. Menschen an Sammlungen riefen Kindheitserinnerungen an Nazi-Aufmärsche wach. Der Karneval draußen macht die Menschen aggressiv, schreibst du. Manchmal habe ich Angst vor dieser fordernden, aufgesetzten Fröhlichkeit. Und du mietst Orte mit so vielen Menschen. Ich erinnere mich an ein Treffen in Frankfurt zur Buchmesse. Wir standen ungewöhnlich lang an einem Tresen in der Messehalle und konnten uns nicht auf das Gesprochene konzentrieren. So sehr ich mich bemühte, dir von einem neuen Projekt zu erzählen, so sehr du versuchtest, trotz des Lärms, des Geschiebes und Gedränges rundum zuzuhören, redeten wir wie betäubt und abgetrennt von Verstand und Gefühl ins Leere. Und ich merkte, wie ich Unsinn zu reden begann und du zu allem Geistesabwesend nicktest, bis du endlich sagtest, verzeih, ich muss weg. Man hört sein eigenes Wort nicht mehr diese Massen kreislich. In solchen Situationen konntest du fahrig und abweisend werden Da blieb keine Zeit für einen freundschaftlichen Abschied Nur schnell fort, als müsstest du dich in Sicherheit bringen Du fuhrst zwar auch dann noch zu Buchmessen Als du nicht mehr im Verlagsgeschäft warst Und gleichzeitig graute dir vor dieser Mischung aus Geldgehr, Spießigkeit und Sparsamkeit, die du beobachtet hattest. Einige Jahre warst du trotz aller Vorbehalte noch Teil davon. Traust dich mit Freunden, warst gut vernetzt, man schätzte dich. Du hattest nicht bloß einen guten Ruf, du hattest einen großen Namen. Kamst aus der Lektorenschmiede eines Verlagshauses mit langer Tradition. Durch deine Hände waren die großen Werke der Nachkriegsliteratur gegangen. Ich wusste lange nichts davon, spürte nur, dass es mich in den Augen meiner Gesprächspartner aufwertete, wenn ich erwähnte, du seist mein Lektor. Dein Name war weit über das Alter, in dem andere in Ruhestand gehen, selbst Jüngeren noch ein Begriff. Als du nach Jahren im Ausland nach Deutschland zurückkehrtest, hattest du anfangs deinen Platz verloren. Doch bald knüpftest du wieder an alte Verbindungen an. Es gab immer noch Menschen, die dich kannten und schätzten. Doch die Entfremdung nahm trotz allem mit jedem Jahr zu. Diese Branche richtet sich selbst zugrunde, urteilst du über den Literaturbetrieb. Du beklagtest die zerstörerischen Kräfte, die so sehr zugenommen hätten. Die Sensationslüsternheit, die Fixierung auf Verkäuflichkeit, auf Zahlen und Bestsellerlisten. Allmählich fielst du aus den Netzwerken heraus und du wünschtest dir, alles wäre ein wenig so wie früher, weil die Gegenwart gar so fremd und mir so unverständlich über mich hinwegzieht. Gibt es in dieser widerlichen Erfolgsgesellschaft denn nur mehr zwei Lebensmodelle, erfolgreich sein oder scheitern? Traurigkeit und Vergeblichkeit gaben den Grundton deiner Berichte von den Buchmessen, die du immer häufiger vorzeitig verlassen hast. Es ist eine versunkene literarische Welt, der ich nachtrarauere, schreibst du gegen Ende deines Lebens, als du dich an Autoren erinnertest, die du herausgegeben hattest und die längst wieder vergessen waren, Emigranten der NS-Zeit wie Hans Saal, denen trotz deiner Bemühungen die Anerkennung versagt geblieben war. Es war keine Pose, es war ein Gefühl der Entfremdung, das wohl immer schon da gewesen war und mit den Jahren zunahm Nicht immer mit Resignation, manchmal auch zornig und nicht selten mit bitterem Humor Wir Verrückten müssen zusammenhalten, hatte dir ein alter Antiquar aufgetragen, das gab's dann mich weiter Das gab es dann nicht weiter. Obwohl du bis ins hohe Alter der Literatur, die du liebtest, Aufmerksamkeit und eine Nische im Literaturbetrieb erkämpftest, lag es dir nicht im Rampenlicht zu stehen. Du warst ein Beobachter, kontemplativ und zurückhaltend. Und so berät du im Gespräch und in den Briefen warst, so wenig mochtest du öffentliche Auftritte. Dann hatte es den Anschein, als würdest du dich von überheblichen, polternden Verlegern und Redakteuren einschüchtern lassen. Du sprachst zögernd, als wolltest du einräumen, das Gesagte sei nur ein Vorschlag, man könne es auch anders sehen. Nie jedoch habe ich dich Leuten gegenüber, die dich abstießen, zuvorkommend erlebt. Deine Gleichgültigkeit solchen Menschen gegenüber konnte mitunter an offen gezeigte Verachtung grenzen. Du widersetztest dich allem Schein und jeder Etikett. Nie trugst du eine Krawatte. Der erklärte es stolz, du besäßest keine. Nie trugst du eine Krawatte. Der erklärt ist stolz, du besäßest keine. Stattdessen trugst du weiße Hemden mit offenem Kragen und eine schwarze Lederjacke. Du brauchtest Einsamkeit und Raum zum Denken. Du brauchtest Schönheit um dich herum. Reagiertest auf die Atmosphäre von Orten. Man soll immer etwas Schönes um sich haben. Natur, üppiges Licht machen das Leben leichter, schreibst du. Wenn es dir allzu düster wurde in der winterlichen Großstadt, dann nahmst du zu Erinnerungen Zuflucht. Dann reistest du in Gedanken und Träumen an die Orte, an denen du glücklich gewesen warst. Noch kurz vor deinem Tod erinnertest du dich an deine Zeit in Manhattan. An schwülen Sommertagen saß ich oft lange an einer ruhigen Ecke des Washington Square und trank Iced Tea. Noch immer habe ich große Sehnsucht nach meinem Leben in New York. Nur dort, wo du wirklich ein Fremder warst, wo du an deinem Akzent durch deine Gewohnheiten, aber vor allem durch dein interessiertes Staunen als Fremder erkennbar warst, fühltest du dich zu Hause. Auch das verband uns. Die Sehnsucht nach dem Unbekannten, nach der Ferne. Es war mehr als Neugier, mehr als bloße Faszination. Vielleicht war es die Suche nach etwas ganz und gar Unvorstellbarem. Ich möchte dich sehr gern mindestens einmal im Jahr sehen, schriebst du mir aus New York. Und was in Europa, wo die Distanzen um vieles geringer waren, nie gelang, schafften wir ohne Anstrengung zwischen New York und Boston. Dieser beglückende Augenblick, wenn du mir zur Begrüßung sanft über den Rücken strichst. Na du, sagtest du mit einem kleinen Fragezeichen und einem verschmitzten Lächeln. Du hattest eine so feine, zärtliche Art, mich auf den Arm zu nehmen, ein wenig ironisch, nie verletzend. Auch deine Zurechtweisungen waren behutsam, ohne kränkendes Wort, aber ohne jemals das Gesagte zurückzunehmen. Du umschriebst deinen Ärger, sagtest vielleicht, ein Satz von mir hätte dich erstaunt. Wenn wir uns in Manhattan trafen, verbrachten wir viel Zeit im Central Park. Und jedes Mal hast du mich auf etwas hingewiesen, das ich mir merken sollte, das in meiner Fantasie mit unserem Treffen eine untrennbare Verbindung eingehen sollte. Die Blätter der Ginko-Bäume, die wie Sonnen hinter dem üppigen Grün der Trauerweiden aufgingen, und die Luft hatte jene schläfrige, milde, warme Spätherbsttage, die wie Sonnen hinter dem üppigen Grün der Trauerweiden aufgingen, und die Luft hatte jene schläfrige, milde, warme Spätherbsttage. Ein schönes, ein wenig unwirkliches Paar mit einem gepflegten Windhund lief quer über den Rasen. Sie sahen aus wie aus einem surrealen Film. Und du erzähltest mir von Lawrence Darrell und der Sinnlichkeit seiner Prosa. Als ich dich im Vorfrühling besuchte, war es noch zu früh für die Blüte. Du musst dir ein anderes Erinnerungsbild einprägen, trugst du mir auf. Schau, wie die Weiden ihr erstes helles Grün erahnen lassen, das rötliche Flirn um die Zweige, bevor die Knospen aufspringen, an das musst du dich für dieses Mal erinnern. Fast jedes Mal gingen wir für ein paar Stunden ins MoMA, in die große Picasso-Ausstellung, die Van Gogh-Ausstellung. Und wenn es sonst nichts gab, besuchtest du Bilder, die du besonders mochtest, wie alte Freunde, wie um dich zu vergewissern, dass es sie noch gab. Bei Lesereisen, wenn ich in einer deutschen Kleinstadt ein trostloses Quartier bezog, wartete oft an der Rezeption eine Kunstpostkarte von dir, Edward Hopper oder Anita Reh. Diese Selbstporträt hat mich regelrecht getroffen, schriebst du auf die Rückseite. Und manchmal nur einen Gruß. Ich habe sie sehr gern. So wie du mich bei unseren Gängen in der Natur auf Dinge hingewiesen hast, die man leicht übersah, so zeigtest du mir auf den Bildern, in Museen, Details, Anstöße zum Weiterdenken. Im Metropolitan Museum of Arts verbrachten wir einen Tag in der Ausstellung der Neuerwerbungen aus den letzten 20 Jahren. 5000 Jahre Menschheitsgeschichte, die sich in dieser Sammlung spiegelte. Wir redeten darüber, wie die Menschen immer um dieses Unfassbare jenseits des Alltäglichen gerungen hatten und wie nah die Kunst dem Göttlichen verwandt ist. Du kamst aus einem religiösen protestantischen Haus, aber ich weiß nicht, ob du an einen Gott glaubtest und welche Beziehung du zu deiner Religion hattest. Darüber haben wir nie geredet. Aber ich war überzeugt, dass du auf eine von der Religion unabhängige Weise ein gläubiger Mensch warst. Die Freude und Neugier, mit denen du mich nach jüdischen Bräuchen ausfragtest, bestätigen, wie zugewandt du dem Religiösen warst. Immer auf deine behutsame Art unterwegs, auf der Suche, ohne Eile anzukommen, immer mit der Bereitschaft zu verweilen und zu staunen. Du wolltest wissen, was ein Kiddushbecher ist, wie der Schabbatabend gefeiert wird. Du wolltest alles über die Engel in der Tora hören, die Engel der Jakobsleiter, den Malacham Oved, den Todesengel und die Engel des Schabbatlieds Shalom Aleichem. Das war einer deiner Wünsche, die ich dir nicht erfüllen werde können. Ein Buch über jüdische Dinge zu schreiben, wie du schreibst. Ich weiß, es gibt schon viele Bücher darüber, aber ich möchte das alles von dir erzählt bekommen, in deiner und keiner anderen Sprache. Und das Wort liebevoll habe ich mit Bedacht gewählt, benutzt. Dass du es machst, ich muss das Erscheinen nicht erleben, aber ich hoffe, dass du es machst und dann mir widmest. Einmal im Frühling, nach einem Symposium in München, sahst du von deinem Hotelfenster aus, wie der Vollmond die ganze Nacht am Himmel stand. Und er erinnert es dich, dass es die Nacht des ersten Pessachseeders war. Da ich nicht weiß, wie man es richtig macht, sage ich dir einfach gute Wünsche dazu, schreibst du in deinen Brief. Immer, auch zu den hohen Feiertagen, warst du auf dem Laufenden über den jüdischen Festkalender und immer schicktest du einen Gruß. Auch die Religion war für dich Teil jenes anderen Ortes, nachdem du eine unstillbare Sehnsucht hattest. Dass es kein Ort, nichts Materielles sein konnte, wusstest du. Ich weiß nicht, schriebst du, ob man das, was im Kopf, im Gehirn oder in der Seele und im Herzen geschieht, messen kann und messen sollte. Ich beobachte, dass andere schneller aufnehmen und begreifen. Dafür durchschaue ich manchmal mehr als die anderen. Es stellt sich etwas ein, was ich gleichermaßen beruhigend und beunruhigend empfinde. Ich weiß manchmal einfach. Du warst kein Mystiker und auch kein Esoteriker, aber du hast das beunruhigende Wissen um das Unsagbare als Mysterium stehen lassen. Je älter du wurdest, desto mehr wuchs deine Sehnsucht nach anderen Orten. Als deine Krankheit bereits weit fortgeschritten war, träumtest du umso heftiger davon, alte Orte ein letztes Mal zu sehen und neue zu erleben. Am Anfang, bevor wir einander näher kennenlernten, beruhigte es dich, dass ich viel gereist war. Unsere spätere Freundschaft orientierte sich stets an Orten, die durch die Wiederholung ihre ganz eigene Bedeutung für uns bekamen. Es waren Orte, an die wir beide wie Zugvögel immer wieder für eine Weile zurückkehrten, doch ohne Wurzeln zu schlagen, Manhattan, Boston, das Hudson Valley, Nantucket. Die Plätze unserer gemeinsamen Erinnerungen lagen nicht in Europa. Downtown Boston war der Ort, an dem viele meiner Manuskripte ihren Anfang nahmen. In meiner Erinnerung sind unsere Plätze untrennbar mit meinen Büchern verbunden. Das kleine Flüsschen in der Nähe des Museum of Fine Arts, das sich den sumpfigen Pfad am Fenway entlangschlängelt zwischen Ufergestrüpp und tiefhängenden Weiden, mit seichten Stellen, in denen Wurzelstöcke verfaulten und Enten mit schillernden Hälsen paddelten, so ruhig und ländlich mitten in der Großstadt. Es war Oktober und die Ahornbäume trugen noch ihr leuchtend rotes Laub, aber wir gingen im Schatten der Weiden. Und ich erzählte dir von der alten Matriarchin Edna und der sephardischen Prinzessin Adina und wie die beiden die Polen einer Geschichte wären, die hundert Jahre jüdisches Posten umspannte. Ich hatte noch eine andere Idee für einen Roman, die schubst du sofort beiseite. Aber von der alten Dame und der jungen Frau, die den Traditionen der alten Welt und dem Judentum entfremdet, nichts mehr von ihren Wurzeln weiß und dennoch das ganze Gewicht ihrer Familiengeschichte trägt, warst du sofort begeistert. Auf Beacon Hill zeigte ich dir das Haus, das ich als passendes Domizil für meine Matriarchin ausgewählt hatte. Die blühenden Schledornspaliere an den alten Patrizierhäusern, das Haus Lemuel-Jors, Melvilles Schwiegervater. Es war, als gingen wir durch eine Stadt, die wir neu erfanden und mit den Figuren meiner Romane bevölkerten. Wir wohnten in meinen Romanen und ihre Figuren waren unsere Zeitgenossen, auch wenn sie im 19. Jahrhundert gelebt hatten. Denn in einem Buch musste man wohnen können, wie in einem Haus mit vielen Räumen. Romane durften keine Notunterkünfte, keine windigen Unterstände sein. windigen Unterstände sein. Manchmal war es für blühende Bäume und Blumenrabatten im Public Garden noch zu früh. Dann hast du mich auf irgendetwas Unscheinbares, halb Verborgenes hingewiesen und später hast du mich in einem Brief daran erinnert. Ich denke auch jetzt oft, zumal jetzt, wo es wärmer wird, an unseren Frühlingsgang in Boston und an diesen Baum, an unsere Gänge überhaupt. Mein Kopf und meine Seele führen mich nachts, wenn ich wach liege und wenn ich träume, in amerikanischen Städten spazieren. Dieser Baum, unser Frühlingsbaum auf dem Granary Burrell Ground in Downtown Boston, wurde zu unserem Baum, der in deinen und meinen Briefen wie ein Echo zwischen uns hin und her geht. Wir hatten uns wie immer an der Ecke Park Street des Boston Common verabredet. Es regnete in Strömen und es herrschte jenes trüb glänzende Zwielicht von Regennachmittagen. Die Wege waren aufgeweicht und jede Vertiefung im Schotter bildeten einen kleinen schmutzigen See. Es war kein Nachmittag für einen Frühlingsspaziergang, als wir an den schiefergrauen Mauern vorbeigingen, die einen der ältesten Friedhöfe Bostons säumen. Und mitten im Friedhof, zwischen den schiefen, ins Erdreich gesunkenen Grabsteinen, stand der kleine zierliche Baum mit weißen Blüten übersät, so ebenmäßig gewachsen wie eine dieser Zierkirschen in japanischen Gärten, leuchtend weiß, zwischen den grauen Häusermauern und den schwarzen Grabtafeln. ganzen Grabtafeln, ein Triumph des Frühlings mitten in der Düsternis des Todes. Er wurde unser Baum, den ich jedes Mal besuche, nachdem du mich nach jeder meiner Reise fragtest. Im Boston wird bald dieser Baum blühen, den wir vor drei Jahren mit Staunen gesehen haben. Und vor einer Reise im August um Boston beneidete ich dich ein bisschen. Mehr noch, bin ich traurig, dass ich dich dort nicht treffen konnte. Sieh nach unserem blühenden Baum. Im Spätherbst, drei Monate vor deinem Tod, versicherte ich dir, im Mai habe er ganz wunderbar geblüht. Ich besuchte ihn jedes Mal und eine Antwort kam prompt. Ich hätte gern noch einmal mit dir auf dem Friedhof von Boston gestanden. Der Baum hätte nicht blühen müssen. Man darf nicht so viel verlangen. Es gibt so viel zu beweinen. Doch unser letztes Rendezvous in Boston, so oft beschworen, immer wieder durch deine Krankheit durchkreuzt und auch später verschoben, kam nicht mehr zustande. Die letzte Reise machtest du allein, in der dunklen, kalten Jahreszeit, an die es keine gemeinsamen Erinnerungen gab. Ohne Ankündigung, ohne viel darüber zu berichten. Du schreibst von deinem Zimmer in dem B&B, dessen schlichte Studentenheim-Atmosphäre wir beide mochten. Du hattest im vierten Stock mit Blick auf den Charles River gewohnt. Aber warum hattest du mir nicht die Möglichkeit gegeben, dich dort zu treffen? So vieles, das wir noch zusammen hatten sehen und erleben wollen. Nach Newport wollten wir zusammenfahren. Noch einmal in die Bürgsches und vor allem auf die Insel Nantucket. Warum Nantucket? Sicherlich wegen Melville, weil Ishmael in Moby Dick im Hafen von Nantucket bei einem Walfänger anheuert. Weil Melville dort einen seiner sorglosesten Sommer verbrachte und wegen seines nie veröffentlichten verlorenen Romans The Isle of the Cross. Doch bereits vor meinem Melville-Roman war die Insel im Atlantik auf einmal da in unserer privaten Mythologie. Wir gingen die Charles Street zum Boston Common hinauf, als wir am Eingang eines der vielen Antiquariate den vergilbten Bildband aus den 20er Jahren sahen. Gleichzeitig verhielten wir unseren Schritt. Nen Tag jetzt, sagte sagtest es in einem Atemzug mit dem Entschluss, ich kaufe es dir. Von da an war es wie ein Versprechen, oft wiederholt, nie eingelöst, nächstes Jahr in den Target. Die Insel im Atlantik, fern von allem und Europa eine Spur näher als die Küste, wurde uns zum äußersten Fluchtpunkt aus der Wirklichkeit, ein mythischer Ort der Dichtung. Und dann fuhren wir beide allein, zu verschiedenen Zeiten. Es war deine letzte große Reise und du schreibst es mir in knappen Worten. Ich war einen Tag in Nantucket und war dort sehr glücklich. Warum fiel dir nichts zu unserer Insel ein, keine Bilder, nicht eine einzige Erinnerung, die wir in Gedanken hätten teilen können? Die Schiefergrauen mit dem felsigen Boden verwachsenen Steinhäuser, die heckengroßen und hortensien Sträucher, so hoch und üppig, dass sie bis zu den Dächern reichten, die windige Steilküste und die sturmzerzauste Heide mit den wilden Heidelbeersträuchern im Innern der Insel. Die Witwenbalkone auf den Dächern, die schmucklosen Häuser im Kolonialstil mit dem Wal aus Messing an den Türen. Das holprige Katzenkopfpflaster und im Zentrum die klassizistischen Patrizierhäuser,, die der Coffin-Clan für seine Nachkommen gebaut hatte. Sicher hast du auch daran gedacht, dass Melville auf diesen Straßen gegangen war. Vielleicht warst du beim Sankerty- Leuchtturm, wo er in Mariah Mitchells Observatorium die Sterne beobachtet hatte. Du warst im Winter dort. Es muss kalt und stürmisch gewesen sein, draußen am Atlantik. Und die Insel wie ausgestorben. Die Fenster der Ferienhäuser gegen die Winterstürme mit Brettern vernagelt. Vielleicht haben Schneewehen die schmalen Gehsteige gesäumt. Doch es gibt auch noch warme, fast herbstliche Tage an der Ostküste im Winter. Und das Meer kann weit draußen ruhig und glatt sein. Es ist menschenleer am Strand. Die letzten Sommergäste sind aufs Festland zurückgekehrt. Es ist still, bis auf das unaufhörliche Dosen der Brandung. Und man spürt ein verhaltenes Warten. Zwei Jahre zuvor, das lese ich jetzt nicht, ich war zwei Jahre zuvor dort gewesen, am Ende der Saison, wenn die Villen über den Steilhängen bereits verlassen und die Strände leer sind und nur mehr die Wanderer und Naturliebhaber früh am Morgen zu den Vogelreservaten aufbrechen, am Morgen, wenn das Meer auf die Insel zustürmte, schäumte und seine Wellenkämme gegen die Felsen schleuderte und mit jedem Anlauf ein wenig Strand gewann, und mit jedem Anlauf ein wenig Strand gewann. An den Nachmittagen, wenn die Ebbe den angeschwemmten Tang und eine Kette zerbrochener Muscheln freigab, die Wellen sich verliefen, leise, besänftigt, wie ein langes Ausatmen, und die Möwenträge auf den glatten Sandbänken standen, wenn der Himmel so friedlich und durchscheinend wurde wie das Meer, immer, zu jeder Tageszeit, das mächtige Rauschen der Brandungen in Ohren, dachte ich an dich und stellte mir vor, du und nur das hypnotische Schlürfen der Wellen bleibt, wie das Wiegenlied des Meeres. gedeckten Karten, Netze und zerbrochenes Werkzeug flickten und für Augenblicke würde die Magie unseres Sehnsuchtsortes Nentaket greifbar werden. Und dann berichtest du davon mit einem einzigen Satz. Ich war dort sehr glücklich. Natürlich dachte ich über die möglichen Gründe nach. Du warst mir keine Rechenschaft schuldig. Wir waren 27 Jahre lang gute Freunde gewesen, aber auch nicht mehr als das. Wir waren Freunde, darauf bedacht, den Abstand zu wahren, den wir einander immer zugestanden hatten. Wir verließen uns auf unsere Intuition, wie viel Nähe erwünscht war. Wir haben die Grenze zur Vertraulichkeit nie überschritten. Vielleicht blieben wir deshalb fast drei Jahrzehnte Freunde. Und deshalb war es wohl auch richtig, dass jeder allein an unseren Sehnsuchtsort fuhr und dabei an den anderen dachte und glücklich war. Deine Krankheit erlaubte dir nicht mehr langfristig zu planen. Und es gab noch andere Menschen in jenem Teil der Welt, die du ein letztes Mal sehen wolltest. Im Alter und in der Krankheit verengt sich der Kreis auf die wenigen engsten Vertrauten. Es gibt nur gute, ungetrübte Erinnerungen an die Arbeit mit dir. Du bist in allen meinen Büchern gegenwärtig. Natürlich wünschte ich, es würde immer so weitergehen, schrieb ich in einem meiner letzten Briefe, die du nicht mehr beantworten, vielleicht auch nicht mehr lesen konntest. Du selber konntest keine Briefe mehr schreiben und ich wusste, ich würde dich nicht mehr anrufen können. Und dennoch warst du so gegenwärtig wie früher. Ich konnte mir deine Stimme vergegenwärtigen. Und mit der ganzen Kraft der Unvernunft verweigerte ich mich der Vorstellung, dass du sterben würdest. Ich wollte es nicht hören, als du sagtest, es ist soweit, wenn auch in anderen Worten. Aber was ist denn Schreiben anderes, als das Vergängliche dem Tod zu entreißen? Ein wenig, mit schwacher Kraft. Auch wenn das Geschriebene am Ende vielleicht ebenso zum Sterben verurteilt ist. Aber manches wird als Vermächtnis, vielleicht als Zeugnis stehen bleiben. Die Wünsche, die du mir aufdruckst, habe ich nicht ausgeführt. Aber manches wird als Vermächtnis, vielleicht als Zeugnis stehen bleiben. Die Wünsche, die du mir aufdruckst, habe ich nicht ausgeführt. Manche sind unausführbar. Wenn ich sterbe, sagt Kaddisch für mich, schreibst du mir. Unsere Freundschaft bestand auch für mich immer zur Hälfte aus undurchführbaren Träumen. Und immer wieder, auch als du längst wusstest, dass du nichts mehr von mir lesen würdest, fordertest du, ich erwarte hoffnungsvoll, dass du mir noch ein Buch schreibst. Schreib mir eine Erzählung, tu es für mich, wenn schon aus keinem anderen Grund. In der Nacht, bevor ich von deinem Tod erfuhr, träumte ich, dass ich jemanden, von dem ich Abschied nehmen musste, innig umarmte. Ich wusste nicht, wer er war. Die Umarmung war ungeschickt, ungeübt. Aber ich wusste, dass dieser Mensch sterben würde und es sein letztes Mal war. Erst am nächsten Morgen kam der Anruf, dass du am Tag davor gestorben warst. Ich habe dein Grab nie besucht. Auf meinem Schreibtisch bist du ganz lebendig, auf dem Foto, das mein Mann von uns beiden in Arrowhead machte, auf der schmalen Veranda von Melville's Farm. Ich betrachte Arrowhead jeden Tag, schriebst du ein Ja vor deinem Tod. Und dann denke ich an unseren Ausflug dorthin, den wir nicht wiederholen können. Es war ein trüber Herbsttag. Wir warteten durch die kniehohen, verblühten Wildblumen hinter der Farm, legten unsere Hände auf die Borge der Kiefern und stellten uns vor, Melville habe diese Bäume mit seinen Händen berührt. Auch er liebte Bäume. Wir waren schweigend durch die kleinen niedrigen Räume gegangen, hatten durch das Fenster seines Arbeitszimmers seinen Berg Mount Greylock betrachtet und es war überflüssig gewesen, uns mit Worten unserer Scheu vor der spürbaren Gegenwart des Dichters zu vergewissern. Erst auf der Veranda, die nicht viel breiter war als die Bank, auf der wir saßen, sprachst du über Melville, über sein Scheitern und das Wissen darum, sein fremdbestimmtes Leben, seine Ausbruchsversuche, seine vielen Reisen, Das Leben, seine Ausbruchsversuche, seine vielen Reisen, über die Stimmung der Farm an diesem Nachmittag und die liebliche und zugleich raue Landschaft. Und ich zweifelte noch, wusste nicht, ob mir dieses Buch gelingen würde, während du schon ganz sicher warst. Auf dem Foto redest du wie immer ruhig, auf jedes Wort bedacht, ohne große Gesten, so als teiltest du mir gerade eine Beobachtung mit, etwas, das ich nicht übersehen durfte, als sagtest du, das musst du auch noch bedenken, leicht zugewandt, doch mit dem konzentrierten, nach innen gerichteten Blick, der sich auf das Wichtige beschränkt. Wie immer trägst du ein weißes, offenes Hemd und eine schwarze Jacke und ich folge deinem Blick und stimme lächelnd zu. Ja, liebe Anna, ich versuche diesen so facettenreichen Brief für mich in eine Essenz, sozusagen eine Essenz daraus zu gewinnen. Für mich, also ich habe gemerkt, dass ich das jetzt versuche, während du vorgelesen hast, es ist insofern eine absolute Glücksbeziehung. Da gibt es einerseits diese rein sachliche Ebene, die Autorin und der Lektor. Also das ist eine Sachbeziehung sozusagen. Das Glück ist hier, dass da eine große persönliche Sympathie entsteht, du verwendest das Wort Freundschaft dafür, die aber keine Liebesbeziehung im üblichen Sinn des Wortes wird, aber von einer ungemein großen persönlichen Sympathie getragen wird. Und ich glaube, dass das deswegen so eine fruchtbare Arbeitsbeziehung auch geworden ist, weil notwendigerweise, wir wissen das, ist die Beziehung Autorin-Lektor, Lektorin-Autor irgendwie notwendigerweise auch spannungsanfällig, denn es geht ja auch darum, dass dir der Lektor Rückmeldungen gibt, weil man selber beim Schreiben die Distanz zum Manuskript verliert und das ist manchmal nicht besonders angenehm. unangenehm. Und in so einer Beziehung, verstehe ich das richtig, ist das besser auszuhalten. Es artet nicht zum unangenehmen Konflikt aus, sondern es bleibt auf dieser Ebene einer notwendigen Spannung. So würde ich jetzt die Essenz daraus sehen. Ja, wobei dann schon die Konflikte werden nicht wirklich ausgelebt. Es gibt da schon Augenblicke, wenn man das Manuskript zurückbekommt und da ist sehr viel an den Rändern Unmut, dass man sich ärgert. Aber man ist nicht weniger geneigt, als wenn man mit dem Auto sowieso nicht kann und nicht für blöd hält. Dass man dann also wirklich sagt, das tue ich nicht, das fällt mir überhaupt nicht ein. Und dann muss man natürlich sagen, 27 Jahre, das ist eine lange Zeit. Ich war am Anfang bei der Züchtigung absolut sicher, dass es so sein muss und nicht anders. Da habe ich mir überhaupt nichts, er war ja der Cheflektor und er hat es einer Lektorin gegeben, am Anfang überhaupt einer, wie nennt man das? Praktikantin. Praktikantin, ja, aber das ist eine andere Geschichte. Und die hat da einiges ein bisschen übertrieben gefunden. Und ich habe mich dagegen gewehrt. Ich habe gesagt, das muss so sein. Und er hat alles wieder, also alles, was sie angestrichen hat, wieder revidiert. Also es ist, er hat überhaupt nichts geändert. Wie interessant, was aus dieser Praktikantin geworden ist. Wie interessant, was aus dieser Praktikantin geworden ist. Der verdanke ich eigentlich, dass er sich überhaupt gelesen hat. Denn die war so wütend auf dieses Manuskript. Die hat sich so echauffiert, dass er gedacht hat, wenn sich wer so aufregt, da muss irgendwas dran sein. Das ist schon klar. Aber was dann passiert im Laufe der Jahre, dass erstens einmal Vertrauen entsteht. Und ich habe ihm absolut vertraut. Es gibt Stellen in manchen Büchern, wo ich ihm zu sehr vertraut habe. Wo er gesagt hat, das muss weg. Und ich habe gesagt, das ist aber wichtig. Nein, das weiß man eh, wenn man das liest. Das ist redundant. Und nachher dann, in der Rezeption habe ich gemerkt, dass keiner begriffen hat, worum es geht. Wir haben aber auch nicht die Gegenprobe. Vielleicht, Heinz, es auch trotz der Länge nicht. Es gibt die unterschiedlichsten Leseweisen. Es ging nur um ein paar Sätze. Und was dann noch dazu kommt mit der Zeit, ist, dass man das Gefühl hat, niemand kennt mich so gut wie dieser Mensch. Weil, ich meine, wenn man mit den meisten Menschen, vielleicht außer mit den Menschen, mit denen man verheiratet ist oder den eigenen Kindern, ist man ja im Umgang nicht genau der, der man ist oder die, die man ist. Aber vor dem Lektor kann man sich nicht verstecken, weil das ist, in den Büchern, in den Manuskripten gibt man das letzte, innerste Preis. Natürlich versteckt man das. Du machst mir Angst fast ein bisschen. Ja, der Lektor muss das erkennen, der muss das spüren, der muss das wissen. Die Leser müssen es nicht wissen, aber da ist eine Schicht und die muss er erkennen, damit er ein guter Lektor ist. Ich finde ja, das schönste Kompliment, das man einem Lektor machen kann, hast du drüben gemacht und da gesagt hast, ich habe gemerkt, dass Protagonisten meiner Werke immer mehr deine Gestalt angenommen haben. Also das ist, glaube ich, ein singuläres Phänomen. Das habe ich noch nie gehört. Aber das ist natürlich schon... Naja, das war bei Haus der Kindheit. Max hat ihm am Anfang nicht sehr gefallen. Der war ihm zu schroff. Der war ihm irgendwie zu unwirsch und zu ungeduldig. Den hat es sich schon ein bisschen zurechtlektoriert. Ja, schon klar. Gut, machen wir noch einen Themenwechsel. Nämlich, ich habe schon gesagt, also die meisten dieser Briefe sind ja an Frauen gerichtet. Und ich möchte einen jetzt herausgreifen, den ich auch sehr interessant gefunden habe, weil es um dieses oft auch sehr heikle Thema geht, Freundschaften zwischen Kunstschaffenden, das kann etwas sehr Wichtiges sein. Also Goethe und Schiller, das hat zu ganz guten Ergebnissen geführt eigentlich, muss man sagen. Aber das ist auch immer irgendwie anfällig. Und du erzählst eben eine Geschichte in der Briefform. war eben eine Geschichte in der Briefform. Als relativ junge Autorin mit 28, glaube ich, bist du einer etwa gleichaltrigen amerikanischen Lyrikerin begegnet. Das war ungemein eng und ungemein intensiv und hat uns inspirierend über Jahre hin. Und dann muss man nach 10, 20 Jahren feststellen, aber geblieben ist es dann nicht. Mit dieser Form von Vergänglichkeit muss man sich auch abfinden. Ja, in diesem Brief ist natürlich auch eine große räumliche Distanz. Und dass man sich über Jahre nur schreibt und sich nicht sieht. Und dass man sich dann doch auseinanderentwickelt einfach. Und die Themen, die einem ganz wichtig sind und für die man glüht, die der andere überhaupt nicht versteht. Und dann bleibt plötzlich nichts mehr. Und es ist dann etwas anderes Und dann bleibt plötzlich nichts mehr. Und es ist dann etwas anderes als in einer Beziehung oder einer Freundschaft, wo tatsächlich, es gibt dann Briefe, wo ein Bruch, irgendwann ein Haarriss entsteht in der Freundschaft. Und man will ihn nicht wahrhaben oder man hat ihn nicht wahr, man weiß es nicht genau. Man spürt nur, es ist nicht mehr so wie vorher. Und man fragt sich dann im Nachhinein natürlich, wie, wann, wo ist das passiert? Und das ist dann, wie wenn sich eine Kluft öffnet und die wird immer breiter und dann, es geht ja immer um Kommunikation. Man redet viel und man kommuniziert nicht mehr. Und wenn das Gespräch verstummt und man nur mehr redet, dann ist es aus, dann nützt es nichts. Das wäre dann nur mehr Konversation sozusagen im klassischen Sinn des Wortes, also Gerede eigentlich. Und dann weiß man, es ist vorbei. Aber es tut einem immer leid. Es tut einem nachher immer leid. Und man möchte, ja, das ist halt das, was ich eben ohnehin in dem Text, den ich jetzt gelesen habe, angesprochen habe. Text, den ich jetzt gelesen habe, angesprochen habe, die Dinge, die man nicht mehr gut machen kann, die dann am Ende so sind, wie sie waren und man kann nicht mehr zurückgehen und man kann nicht mehr sagen, fangen wir wieder von vorne an oder nicht einmal reden drüber, außerdem sind die Leute dann weg und tot oder tot, aber das sind eben die Dinge, die belasten und immer mehr werden, weil im Alter dann, je älter man wird, wird alles sehr endgültig. Ich möchte es nicht ganz so stehen lassen. Du merkst schon, dass ich ein bisschen kämpfe jetzt mit mir. Du sprichst das manchmal auch an. Das betrifft nicht nur eine Beziehung. Ich glaube, das spielt in unser aller Leben irgendwie eine Rolle, die Erwartung, die wir an jemanden haben, der uns in einer bestimmten Phase des Lebens sehr, sehr wichtig ist. Und ich verstehe dich, glaube ich, richtig, dass deine Briefe auch zum Teil eine Warnung davor sind, jemanden mit den eigenen Erwartungen zu überfordern, sodass zwangsläufig eigentlich nur eine Enttäuschung herauskommen kann. Das ist dieser eine Aspekt. Und den anderen, ich habe heute meine ersten Notizen noch einmal angeschaut, als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe von dir, und da bin ich auf folgende Notiz gestoßen. habe von dir und da bin ich auf folgende Notiz gestoßen. Überhaupt das Glück. Dieses Buch ist ein wirksames Mittel gegen Glücksidiotismus. Ich möchte ein bisschen konkretisieren. Der Glücksidiotismus ist, ich glaube, vielleicht korrigierst du mich jetzt, aber ich glaube, unsere Generation hat diese Erfahrung gemacht, sehr stark, dass wir gemeint haben, wir haben so einen Glücksanspruch im Leben eigentlich und sicher wird das Glück eintreten, wenn wir nur frei genug sind, nach eigenen Vorstellungen unser Leben zu gestalten. Und ich stoße hier und da immer wieder auf Indizien, wo ich diesen Begriff des Glücksidiotismus dafür genommen habe. Das wäre eine Illusion, was mich nicht davon abhält, trotzdem die Freiheit zu beanspruchen. Ich halte das schon für etwas sehr Wichtiges. Aber das ist, glaube ich, eine wichtige Lehre, die unsere Generation gemacht hat. Freiheit ist nicht automatisch Glück. Glaubst du, dass es nur für unsere Generation gilt? Für unsere besonders, glaube ich. Aber vielleicht irre ich mich da, das weiß ich nicht. In der amerikanischen Verfassung ist festgeschrieben, dass jeder das Recht auf, nicht das Recht auf Glück, sondern das Recht auf sein Streben nach Glück. Das Recht auf das Streben nach Glück, gut, dass du das zitierst, weil das kann ich unterschreiben, weil da ist die Eigenverantwortung drin und du darfst danach streben, aber du kannst dich natürlich dabei auch verirren. Und es geht in manchen Briefen auch um diese Glückserwartung, die was mit Erwartungen an einen anderen Menschen zu tun haben und dort, wo wir uns ein bisschen zurücknehmen müssen, um unser eigenes Glück nicht zu gefährden. Ja, aber was eine Freundin, die vielleicht da ist, gesagt hat, was mir auch sehr wichtig ist in diesem Buch, es sind immer neue Anläufe eines Liebesangebots. Jeder Brief ist eigentlich der Versuch, es wieder zu versuchen mit einem Menschen. Es ist nicht so sehr, ich will jetzt von diesem Menschen Glück, sondern es ist eher die Liebesfähigkeit, die sich an einen anderen richtet und die dann enttäuscht wird. Und das ist ja gut, dass wir daran festhalten, weil sonst würden wir vereinsamen wahrscheinlich, wenn wir nur mehr skeptisch in Beziehungen hineingehen würden. Und ich glaube schon auch, dass dein Buch so viel Bedenkenswertes auch in einem Sinn von Problembewusstsein drinnen ist, ist es für mich unterm Strich schon auch, ist Hoffnung zu viel gesagt? Nein, es ist schon Hoffnung auch drinnen, für den Menschen. Sag bitte jetzt ja, ich brauche einen guten Schluss jetzt. Das ist doch... Du hältst es mit... Ja, ich bin ja schon ein Pensionist, aber als Beamter ist man ja nie in Pension, wie du weißt. Normalsterbliche kann sich ja dieses Ausmaß an Belastung gar nicht vorstellen, das wir lebenslang haben. Und ich bin natürlich zu einem gewissen Optimismus schon aus Berufsgründen verpflichtet, sozusagen. Das soll es aber eigentlich nicht sein. Das soll es aber eigentlich nicht sein. Aber ich, ja, also auch wie wir drüber reden und mit Humor drüber reden können. Ja, das ist, jetzt haben wir, wir schaffen das. Ja, ja, das ist, wir schaffen das. Wir sind jetzt beim Humor. Das habe ich nämlich, das hast du mir, vorhin hast du uns das erzählt, dass sich dein Lektor an Ironie teilweise gehindert hat. Das verzeihe ich ihm nicht. Ja, Hamburg. Weil du auch in diesem Buch teilweise ironisch bist, aber das hat gar nichts Destruktives, sondern das ist so ein bisschen, über manches kann man auch mit Ironie oder Humor drüber gehen. Ja, aber ich habe eigentlich, das war das einzig Befreiende, dass ich diesen Lektor nicht mehr habe, dass ich diesmal ironisch, sarkastisch, alle diese schlimmen Dinge sein durfte. Das ist fein. Das und vieles andere, liebe Anna, ist wunderbar. Meine Damen und Herren, ich darf mich ausnahmsweise zum Schluss einmal selbst zitieren. In meiner Besprechung des Buches von Anna Mitgutsch in den oberösterreichischen Nachrichten habe ich geschrieben, wir kennen Anna Mitgutsch als Schriftstellerin, die für ihre Lebenserfahrung und ihre Lebensklugheit eine ebenso schöne wie klare literarische Sprache findet. Mit unzustellbaren Briefen stellt sie ihr herausragendes Können erneut unter Beweis. Dem habe ich nun nichts mehr hinzuzufügen. Dankeschön. Vielen Dank, Anna Mitkutsch und Christian Schacherreiter, für wirklich vielschichtige Einblicke in das Buch Unzustellbare Briefe. Es gibt das Buch hinten zu erwerben, beim Büchertisch betreut von der Buchhandlung Fürstlberger. Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Abend. Beehren Sie uns am Dienstag vielleicht wieder, wenn Kurt Palm kommt, um sein Buch Trockenes Feld vorzustellen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und eine gute Heimreise.