Andreas Jungwirths neuer Roman dreht sich um Anna, Peter, Hannah und einige mehr. Sie ist die Protagonistin des neuen Buches. Und Sie haben richtig gehört, es handelt sich um ein und dieselbe Figur. Andreas Jungwirth ist 1967 in Linz geboren und war schon einmal bei Literatur im Dorf und zwar mit seinem Roman Wir haben keinen Kontakt mehr. Und ich finde es ja auch immer interessant, denn das war im Jänner 2020, da ist vieles passiert und ich finde es auch immer interessant von Autoren zu erfahren, was hat sich seither ereignet, wie hat sich ein Autor oder eine Autorin entwickelt und wie ist auch eventuell die Haltung zur Literatur oder zum Leben eine andere geworden oder eben auch nicht? Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich bei Literatur im Dorf und natürlich werden wir in erster Linie auch über das neue Buch sprechen, aber jetzt begrüße ich Andreas einmal ganz herzlich. Danke. Dein Roman Alle meine Namen begleitet das Leben einer Frau mit vielen Namen von ihrer Kindheit bis zum Alter. Was hat dich denn an dieser Figur gereizt? Warum hast du beschlossen, über sie zu schreiben? Da gibt es zwei Aspekte. Das eine ist ein privater. Das will ich auch nicht verstecken. Da kann ich auch ein bisschen ins Snehkästchen schauen lassen. Ich habe eine Tante, die heißt Tante Hansi. Es war für uns immer die Tante Hansi. Und das fand ich als Kind immer merkwürdig, weil sie hat denselben Namen gehabt wie mein bester Freund im Kindergarten und in der Schule. Obwohl Johanna zu Hansi zu machen war in der Zeit auch üblich. Aber für mich als Kind war das erstaunlich. Und diese Tante Hansi hat einen Mann gehabt und der Mann war querschnittgelähmt von Kopf bis Fuß. Auch das war für mich als Kind merkwürdig, also ganz praktisch gesprochen. Es war eine warme Hand, aber eigentlich wie leblos. Und was ich damals als Kind nicht wusste, war, dass er in den 50er Jahren am Polio erkrankt ist. Und zwar nachdem die beiden sich verliebt hatten und meine Tante dann gegen alle Widerstände, familiäre, der Gesellschaft, wie immer die auch geartet waren, ihn geheiratet hat. Und jetzt kann man sagen, okay, das ist so, bevor die Alten sterben, hält man ihnen noch schnell ein Mikro hin und lässt ihnen die Geschichte erzählen. Aber ich wollte erstens mal in meiner Familie forschen, das macht man vielleicht, vielleicht hat das auch mit meinem Alter zu tun, dass man irgendwann beginnt, die eigene Familie zu betrachten. Und es war anfänglich gar nicht unbedingt klar, dass daraus ein literarisches Projekt wird. Also ich habe noch kurz eine kleine Nebengeschichte. Wie kam ich dazu? Meine Mutter hatte 75. Geburtstag, hat ein Fest gemacht, hat viele Gäste eingeladen und ich habe alle Gäste besucht, ihnen drei Fragen gestellt und anstatt eine Rede für meine Mutter zu schreiben, gab es ein Hörbild. Und die hat es einfach so wunderbar erzählt, so farbenfroh erzählt. Und sie konnte vor allem eines, sie konnte von Situationen erzählen, an denen sie ganz offensichtlich nicht beteiligt war, wie beispielsweise das Kennenlernen ihrer Eltern. Aber sie hat es so erzählt, als wäre sie daneben gesessen und hätte das beobachtet. Und das habe ich aufgezeichnet. Wir hatten sechs Sessions gemacht und habe das transkribiert und dachte mir, irgendwann mache ich mal was draus. gemacht und habe das transkribiert und dachte mir, irgendwann mache ich mal was draus. Und ich glaube, ich hoffe, es ist mir gelungen, eine eigenständige Figur daraus zu entwickeln, die manches möglicherweise mit meiner Tante zu tun hat. Im besten Fall würde meine Tante sagen, wenn sie es liest, da ist vieles drin, was ich dir nicht erzählt habe, aber die Figur ist mir doch sehr ähnlich. Also das wäre mein Wunsch, dann würde ich sagen, das Experiment ist zumindest auf dieser Ebene. Ja, aber du bist ja Literat, das muss nicht nachvollziehbar sein. Also das wolltest du ja auch nicht. Genau, und ich wollte sozusagen, du hast vorhin erwähnt, ich war schon mal hier bei Wir haben keinen Kontakt mehr. Auch das ist eigentlich eine Lebensgeschichte, die einen jungen Mann, erst jung und dann nicht mehr so jung, verfolgt von seiner Kindheit bis zu seinem Status Quo, also Mitte 50. Das war damals recht autobiografisch. Und hier habe ich den Versuch nochmal gemacht, eine Lebensgeschichte zu erzählen, von der Kindheit bis zum Status Quo dieser Frau, die ist 79 am Ende. zum Status Quo dieser Frau, die ist 79 am Ende. Und was ich literarisch versucht habe, es ist ja keine große Erzählung, sondern es ist, du hast es erwähnt, sie kriegt im Laufe ihres Lebens verschiedene Namen zugeschrieben, in der Regel. Einigen wir uns vielleicht auf Johanna, wie sie wirklich heißt in deinem Buch, damit es nicht verwirrend wird. Johanna kriegt verschiedene Namen zugeschrieben in der Regel. Einigen wir uns vielleicht auf Johanna, wie sie wirklich heißt in deinem Buch, damit es nicht verwirrend wird. Johanna kriegt verschiedene Namen zugeschrieben, weibliche Namen, männliche Namen, in meinem Roman. Das war inspiriert von diesem Tante Hansi, glaube ich, also da habe ich dann weiter gedacht. Und das ist auch ein Beispiel, da gibt es einen Punkt, die Tante Hansi und was kann ich daraus machen. Also ich habe eigentlich zuerst auch bei alleem eine Nahmann schon, habe ich mir gedacht. Das ist ein Buch, in dem es sehr stark geht über die Irritation, welches Geschlecht man eigentlich ist, über die Orientierungslosigkeit und Zaristenheit. Aber das spielt nicht eigentlich eine Rolle. Nein, weil das ist nicht ihr Thema gewesen. Und ich erzähle ja sehr aus ihrer Sicht. Ich glaube aber, dass es schon, also diese Identitätsfrage, die ja gesellschaftlich sehr breit oder auch nicht so breit diskutiert wird, spielt da schon hinein. Und es gab während des Schreibprozesses eine Begegnung, wo ich einer Frau begegnet bin, so Mitte 40. Und das hat dann tatsächlich mit hineingespielt. Die hat mich sehr beeindruckt aufgrund ihres gesellschaftlichen und politischen Engagements. Und die hat in einem Nebensatz gesagt, weißt du, ich tue mir total schwer, wenn ich als Frau angesprochen werde. Und ich habe das so mitgenommen und dachte dann zu Hause, naja, wie denn sonst? Also ich habe sie als Frau gelesen und bin dann bei der nächsten Begegnung, habe ich das angesprochen und bin da wirklich zum ersten Mal in ein intensiveres Gespräch mit einer sogenannten non-binären Person getreten. Mit dieser Frau? Mit dieser Frau, genau. Und da habe ich auch kapiert, dass das natürlich etwas mit gesellschaftlichen Zuschreibungen, also was wird als Frau wahrgenommen, was als Mann. Wenn ich mich jetzt mit diesen Rollen nicht identifizieren möchte, entscheide ich mich vielleicht irgendwann, so wie diese Frau es getan hat, zu sagen, nein, ich bin keine Frau, ich bin aber auch kein Mann, ich bin ich. Und ich möchte nicht als Frau angesprochen werden, weil dann sofort die ganzen Muster aufgerufen werden, die in unserer Gesellschaft vorherrschen. Das ist aber bei der Johanna eigentlich nicht der Fall, obwohl sie ja in dieser Zeit agiert wie ein Mann. Sie muss ja alles machen. Aber das fand ich interessant, dass es diese Diskussionen natürlich in den 50er, 60er Jahren, 70er Jahren so nicht gab. Aber es gab gesellschaftliche Zuschreibungen. Es gab, sie wurde plötzlich als eher männlich wahrgenommen oder als eher weiblich wahrgenommen. Und sie musste damit umgehen. Sie konnte das annehmen oder sie konnte es ablehnen. Und dieses Spiel, glaube ich, das dockt schon irgendwie an die heutige Identitätsdebatte an, findet aber natürlich in einem zeitlich anderen Rahmen statt. Wäre auch nicht möglich gewesen. Genau. Aber vielleicht will ich damit erzählen, wir haben heute diese Debatte, die ja auch sehr angefeindet wird, gerade auch von den Rechten sehr angefeindet wird. Und die gab es aber, die war schon immer auf eine Weise da. Nur jetzt ist sie vielleicht anders ausformuliert oder mit dem größeren Selbstbewusstsein oder wird sie geführt. Und das ist ja gut so, aber das konnte natürlich im Leben dieser Johanna noch nicht stattfinden. Mich hat ein bisschen gewundert, weil diesen Peter, der dann eben gelähmt war, also wirklich ganz gelähmt, den kannte sie ja noch gar nicht so lange. Und es wird ja auch nicht so sehr als, eigentlich habe ich empfunden, so als leidenschaftliche Liebe beschrieben, dieses Kennenlernen und sich verlieben. Insofern war ihr Entschluss auch erstaunlich. Und das haben ja auch die Ärzte damals gesagt, tun Sie sich das um Gottes Willen nicht an. Beziehungsweise zu ihm lassen Sie die Frau frei und tun Sie ihr das nicht an. Das ist im Wahnsinn ein Spiel von beiden Seiten. Aber dennoch hat sie sich dazu entschlossen. Ja. Ja. Du willst wissen, warum. Ja, auch. Also ich glaube, wenn ich versuche, meine Figur zu beschreiben, soweit ich das selber kann. Ich glaube, ihr Anliegen war, und da ist sie natürlich gesellschaftlich total in der Zeit, sie wollte einen Mann, sie wollte ein Haus, sie wollte Kinder. Also ein ganz klassisches Modell. Sie hatte, sie hat, was sie nicht wollte, und ich glaube, das geht auf die Frage ein, dass du sagst, na ja, das war keine große Liebe, das war kein großes Glück. Sie hatte nie einen Anspruch auf glücklich zu sein. Und ich glaube, das ist eine, das kann man ja so und so sehen. Jetzt kann man sagen, okay, wir haben die Freiheit, unser Glück zu suchen. Man könnte aber auch sagen, dieses immer nur glücklich sein zu wollen, was soll das eigentlich? Das strebt man immer etwas hinterher, was dich eh nur unglücklich macht. Es ist auch ein Luxusgefühl, wenn man es einmal so sagt. Ich kenne das auch, wenn ich so mit Menschen spreche, von der Kriegsgeneration zum Beispiel. Und ich habe einmal erwähnt, der ist nicht glücklich. Und dann habe ich schon einige Male gehört, das haben wir uns nie gestellt. Wir haben durchkommen müssen. Und das ist bei ihr auch ein bisschen so. Und es gibt ein paar biografische Momente, glaube ich, die sie zu dem machen, die sie ist, wie das halt so ist. Also was formt den Charakter oder was bringt Menschen zu gewissen Entscheidungen? Und ein Moment ist sicher, dass es diese Begegnung in der Schweiz gab. Sie geht als 15-Jährige in die Schweiz als Kindermädchen zu einem Paar, das sich dann als lesbisches Paar herausstellt. Da gibt es so eine Fluchtgeschichte im Hintergrund, die dort behinderte Kinder aufnehmen und gegen Geld behüten. Sie wollte auch der Enge des Dorfes sehen. Da geht sie hin und da begegnet sie einem Schweizer, Reto, in den verliebt sie sich eigentlich. Das ist er, ja. Also mehr, als sie sich jemals in den anderen verliebt. Und der verbringt dann eine Nacht mit ihr, das war sein Ziel, und dann haut er ab. Sehr grob, ja. Und aus der Konvention der 50er, 60er Jahre gedacht, gibt es so im Hintergrund oder auch im Vordergrund bei ihr die Angst, naja, wenn ich keine Jungfrau bin, finde ich niemanden mehr. Sie kann mit darüber auch mit niemanden wirklich sprechen. Und das ist vielleicht ein Punkt, warum sie sich für diesen Peter entscheidet. Ein anderer Punkt ist natürlich sowas wie Mitleid, wobei ich glaube, das spielt gar nicht so eine vordergründige Rolle, weil was wäre seine Alternative gewesen? Er wäre irgendwo in ein Pflegeheim gekommen, man hätte ihn ernährt, versorgt und das wäre es gewesen. Und dann glaube ich schon, dass bei ihr, dass sie so gestrickt ist, dass sie gerne gegen Widerstände geht. Und da gibt es auch mehrere Spuren. Das eine ist zum Beispiel der Vater, der ihn als Pfleger in das Vorbild, das ist so nie genannt, aber wäre hier das Niedernhardt in Linz. Ich glaube, die ganze Geschichte könnte in Oberösterreich spielen. Wird ja auch nie benannt, so weit ich mich erinnere. Da, wo sie ist, eigentlich nie wirklich benannt. Die Schweiz wird benannt. Aber auch wirklich mit konkreten Orten. Interessant, das ist mir nämlich aufgefallen. Darüber hat mich auch jemand gefragt und dann dachte ich, ich weiß jetzt auch nicht warum. Und dann kam ich drauf, ich habe mir dieses Haus, wo sie in der Schweiz gearbeitet hat, tatsächlich angeschaut. Das Haus gibt es nicht mehr, aber das Grundstück. Sie wusste die Adresse noch, ich bin da hingefahren. Vielleicht habe ich es deshalb, um mich selbst zu belohnen, für diese Mühe da hinzufahren. Jetzt habe ich den Vater. Ah, der Vater, genau. Es gibt ja diese Geschichte mit den Kindern, die dann nach Hartheim gebracht worden sind und so weiter. Und der Vater war sozusagen an dieser Pflegerfront, wenn wir so sagen wollen. Und es gab eine Hausdurchsuchung bei ihnen zu Hause in der Dienstwohnung. Und der Vater wurde für eine Nacht verhaftet. Und das wird nie wirklich erklärt, weil ich mich entschieden habe, gerade wo sie sehr jung ist, alles aus ihrer Perspektive zu erzählen. Das heißt, wir erfahren nur, was sie erfährt. Und sie erfährt natürlich nicht sehr viel. Und ich glaube, der ganze Text spielt schon auch damit, dass wir über den historischen Hintergrund, über die Zeitgeschichte, die parallel abläuft, etwas wissen. Es wird nur manchmal angedeutet. Und das ergänzen können, wenn wir wollen. Und da gibt es auch so eine vererbte Widerständigkeit. Und dann gibt es etwas, was sie eigentlich das ganze Leben über begleitet, aber vor allem in ihrer Jugend. Sie ist immer mit sag du mir, wenn du das Wort nicht hören willst, mit starken Frauen konfrontiert. Nein, aber das ist auch so ein Label, das man irgendwie merkwürdig einsetzen kann. Aber die Mutter hat das ja dann doch wieder irgendwie hart bezahlen müssen, weil sie sind ja dann zum Vater, nach dem Tod des Vaters. Und der hat halt dafür, dass sie dort geblieben sind, sie sind zum Bruder des Vaters. und der hat halt dafür, dass sie dort geblieben sind, hat irgendwie sein... Entschuldige, zum Bruder des Vaters und der hat halt dann dort seine sexuellen Dienste verlangt. Wenn wir dann weiterlesen, kommen wir drauf, dass die Mutter also dass das auch ein bisschen aus der Sicht von Johanna so gewesen ist und die Mutter eine andere Erzählung zu dieser Geschichte hat. Aber sie begegnet zum Beispiel der Irma, der Gottlosen, wie sie heißt, im Dorf, die auch ein behindertes Kind hat. Das ist auch ein Motiv, das sich durchzieht. Also es gibt immer wieder diese Behinderten, die sie von Kindesbeinen an begleiten, die für sie normal sind. Es war schon ein Anker auch. Ja genau, mit denen umzugehen. Sie trifft dann irgendwann diesen Jungen am Dorfplatz und die anderen verspotten ihn, sie weiß damit umzugehen. Also das ist so. Sie begegnet diesen beiden Frauen in der Schweiz, die auch ihr eigenes Leben führen, die ein anderes Leben führen als die Konvention. Sie hat so Vor Leben führen, die ein anderes Leben führen als die Konvention. Also sie hat so Vorbilder, die sie nicht diskutiert, aber die sie natürlich initialisiert und mit denen sie dann weiter umgehen kann. Und als sie dann vor der Entscheidung steht, und das ist, glaube ich, die Frage, mit der sie Entscheidungen trifft, gewinne ich mehr oder verliere ich mehr? Und sie entscheidet sich natürlich dafür, wo sie mehr gewinnt und warum sie mehr gewinnt, wenn sie den Mann heiratet, als wenn sie ihn irgendwo liegen lässt, im wahrsten Sinne des Wortes. Das mag ein Geheimnis sein, aber ich glaube, wenn man die Puzzleteile zusammenfügt, kann man sie vielleicht verstehen. Und es ist vermutlich auch widersprüchlich. Es gibt mal einen, sie baut ja dann ein Haus und Freunde von ihm, die sie mehr oder weniger zwingt, ihr zu helfen, einer sagt dann, naja, das ist schon schön gut, dass du den hast, aber er kann die halt auch nicht davonlaufen. Auch das mag ein Grund sein. Möglich. Also für mich war es also auch immer irgendwie im Zusammenhang mit dieser wirklich sehr herben Enttäuschung mit diesem Reto. Ich glaube, das hast du ja natürlich ganz bewusst erzählt. Und sonst hätte sie sich wahrscheinlich, oder wer weiß, aber möglicherweise hätte sie sich anders entschieden. Aber sie hat sich entschieden. Und können wir Entscheidungen wirklich bis auf den letzten Punkt gerade solche Entscheidungen erklären? Ich glaube nicht. Und ich komme ja nochmal zurück, weil du gefragt hast, woher kommt das? Es gibt ja dieses Material. Und auch das erklärt natürlich vieles nicht. Vieles hat mit Erinnerung zu tun. Und was ich mir erlaubt habe, sozusagen, ich habe eine Lebensgeschichte, die ich nicht mitgelebt habe, sondern ich kenne nur die Erzählung darüber. Die Erzählung ist natürlich schon eine, selbst wenn es das eigene Leben betrifft, eine Interpretation. Und ich habe mir erlaubt, als Autor nochmal zu interpretieren. Und diese Erzählschichten liegen übereinander und sind dann der Text. Du hast ja den Vorteil, wenn man so sagen kann, dass du diese Person, mit der du dann lange gesprochen hast, eigentlich schon von Geburt an kennst. Aber ich wusste ganz vieles. Du wusstest natürlich. Das weiß man schon über seine Tante. Das ist unterschiedlich. Also ich möchte jetzt vielleicht noch einmal etwas näher über Andreas Jung ein paar Worte verlieren. Und zwar, er ist 1967, wie ich schon gesagt habe, in Linz geboren. Hat viele Jahre in Berlin gelebt, jetzt aber schon wieder seit 14 Jahren in Wien. Er ist nicht nur Schriftsteller, sondern eben auch Jugendbuchautor, Hörspielautor, Hörspielregisseur und Moderator von Veranstaltungen, insbesondere der Hörspielgala in Ö1. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem im Atlas und wie wir schon gehört haben, wir haben keinen Kontakt mehr und jetzt eben alle meine Namen. dass du schon einmal da warst mit deinem Buch. Also mich interessiert es auch deswegen sehr, weil in dieser Zeit, es war der Jänner 2020, bis jetzt ist eigentlich enorm viel passiert. Also wir haben damals noch kein Bewusstsein gehabt für Corona. Es war kein Ukraine-Krieg. Es war nicht dieses Grauen in Palästina, Israel. Hat sich dadurch so deine Haltung zum Leben, vielleicht auch zur Kunst verändert? Naja, ich glaube, also was kann die Literatur? Sie kann uns begleiten, sie kann uns in Diskussionen verwickeln, uns begleiten, sie kann uns in Diskussionen verwickeln, sie kann uns helfen manchmal, vielleicht auch Haltungen zu bewahren. Und ich glaube, das wurde mir in dieser Zeit mehr bewusst. Und zwar wurden mir zwei Dinge bewusst, die mir eigentlich eh schon immer bewusst sind. Wir bewegen uns natürlich in einer Bubble. Wir erreichen die FPÖ-Wähler nicht mit unserer Kunst. Das werden wir auch weiterhin nicht tun. Aber wir erreichen möglicherweise die sogenannte Mitte, die auch ins Theater geht, die Hörspiele hört und helfen denen? Ich glaube nämlich, wir sind verführbarer, als wir uns manchmal selber wünschen, oder unsere Haltungen sind brüchiger, als wir gerne möchten. Ich hatte gerade gestern eine Diskussion, was ist jetzt, wenn Kickl die Macht übernimmt? Was passiert mit der Kulturpolitik? Was machen wir damit? Sind wir verführbar? Nehmen wir trotzdem noch öffentliche Gelder an? Ich glaube, es gibt dann viele Gründe, so zu tun, als wäre das alles gar nicht so schlimm. Aber es ist schlimm und es ist bedrohlich. Und ich glaube, dass Literatur schon kann, dass wir bei uns bleiben. Das wurde mir angesichts der Krisen noch bewusster als sonst. Es gibt bei mir persönlich etwas anderes. Ich denke manchmal, ich habe lange kein Theater zum Beispiel mehr gemacht. Und Romane sind halt so eine langfristige Geschichte. Ich glaube, ich habe Sehnsucht wieder nach einer Form, und das wäre beispielsweise Theater, die schneller ist, also die schneller reagieren kann, wo ich mich schneller äußern kann. die schneller ist, also die schneller reagieren kann, also wo ich mich schneller äußern kann. Und was vielleicht seit den vielen Jahren, naja, so viele sind es nicht, vier Jahre auch passiert ist, und du hast gesagt, ich habe seitdem drei Bücher publiziert. Aber das ist so eine persönliche Geschichte. Man wird natürlich mit jedem Buch sicherer. Also man wird sich seines Schreibens oder seiner Technik sicherer und kann sich dann vielleicht mehr Gedanken über das andere machen, was ich gerade beschrieben habe. Oder man stellt es mehr in Frage. Oder man stellt es mehr in Frage. Natürlich, natürlich. Aber das hat ja damit die Menschen, glaube ich, die noch ein bisschen vage sind, dass man die erreichen kann, weil ich weiß schon von Autoren oder Autorinnen, die sagen, eigentlich erreicht man nur die, die eh schon nicken und mit uns sowieso einer Meinung sind, aber bewirken tun eigentlich wenig. Ja, aber das kommt ein bisschen aus einer Selbstbeobachtung, weil ich natürlich auch, ich beobachte diese ganzen Entwicklungen und schwanke zwischen, wie schrecklich ist das alles und naja, wir können eh nichts tun. Und wir müssen aber irgendwas tun oder wir müssen, dürfen zumindest nicht aufgeben. Und da hilft auch mir sozusagen dieser permanente Diskurs oder der Austausch, oder das ins Theater gehen. Wobei wir natürlich andererseits, gerade im Theater ist das so auffällig, Leute gehen rein und verhalten sich schon beim Rausgehen wie Arschlöcher. Entschuldige, du warst, hast dir gerade was angeschaut. Das ist halt so. Aber ich glaube, sonst könnte man es auch lassen. Das ist natürlich die andere Seite. Auch, ich nehme an, was Hörspiele betrifft, kann man auch einiges vermitteln. Also du bist ja in, da muss ich sagen, bist du eigentlich eine Ausnahme, weil ich weiß von Hörspielautorinnen und Autoren, die jetzt klagen, weil sie eigentlich nicht mehr so viel produzieren können. Aber wenn ich mir deine Sendetermine anschaue, die sind schon zahlreich. ein Problem, dass es wird tatsächlich weniger produziert und was produziert wird, ist kommerzieller, das muss man auch sagen. Und ich habe kein allzu großes Problem, mich ein bisschen auf diese Schiene auch einzulassen. Das experimentelle Hörspiel, das hat es natürlich immer schwerer, auch weil Sendeplätze wegfallen. Das stimmt natürlich und das ist schade. Wir feiern gerade 100 Jahre Radio. Am 1. Oktober ist in Österreich Radio zum ersten Mal ausgestrahlt worden und das Hörspiel ist ja die ureigenste Kunstform des Radios, das das Radio erst hervorgebracht hat. Und dass das jetzt zum 100. Geburtstag so ein bisschen im Öffentlich-Rechtlichen so dahin dauert manchmal. Das ist natürlich irrsinnig schade und tragisch. Und Hörspiel war ja für viele AutorInnen auch so ein Start in die Literatur hinein. Viele haben es ja dann aufgegeben. Ich meine, ein berühmtes Beispiel, Jelinek, die sagen, das wird maximal noch zweitverwertet. Aber die hat ja tolle Original-Hörspiele geschrieben. Du hast ja auch Jugend, also ich möchte jetzt beim Hörspiel vielleicht bleiben. Es gab eine Serie, Todesangst, und da waren verschiedene Folgen. Könntest du zu diesen Folgen vielleicht etwas sagen, bevor wir einen Ausschnitt hören? Es war eine klassische Staffel mit zehn und eine halbe Stunde Folgen. Das erzählt die Geschichte einer jungen Frau, 15, 16. Das ist der Erzählanlass, die mit einem Typen, etwas älter, im Auto sitzt und der Typ bleibt mit ihr auf der Autobahn stehen und sie hat Todesangst. Und sie versucht eigentlich über zehn Folgen hinweg zu rekonstruieren, wie konnte es passieren, dass sie in dieses Auto eingestiegen ist zu diesem Typen. mache ich so ein ganzes, ich sage mal, ein kleines oder größeres gesellschaftliches Panorama auf, verhandle so verschiedene Themen, die gerade so ein bisschen auf der Straße liegen. Aber alles mit zwei starken jugendlichen ErzählerInnen. Also es gibt einerseits sie, die Sophie, und es gibt den Paul. Und die beiden treffen dann irgendwann aufeinander. Aber jeder hat seine Geschichte, bringt seine Geschichte mit. Und diese Geschichten verflechten sich. Und wir haben sozusagen, weiß ich nicht, das Klimathema. Wir haben sozusagen ein Hochhaus, das an einen Investor verkauft werden soll, wo diskutiert wird, wie solidarisch ist so eine Gemeinschaft eigentlich. Wir haben den schwulen Großvater, der sich schwer tut mit seinem Outing. Wir haben also verschiedene Themen, die da so reinspielen. Aber im Grunde wird die Frage geklärt, warum sitze ich da drin? Und ganz im Grunde wird die Frage geklärt, zu wem gehöre ich eigentlich? Und das trifft ganz viele figuren in diesem in dieser geschichte ja dann würde ich bitte vorschlagen dass wir uns dass wir einen ausschnitt hören er versucht sich seit tagen anzurufen der hat die x mal auf die box gesprochen hast du mein handy gecheckt nein ich weiß es von ihm. Dann redet ihr wieder miteinander. Ich habe nie behauptet, dass wir nicht miteinander reden. Gehst du jetzt oder was? Ja. Triffst du dich mit Vanessa? Augenblicklich krampft sich mein Magen zusammen. Wie jedes Mal in letzter Zeit, wenn ich an Vanessa denke. Nimm die Regenjacke mit! Nerv nicht! Genauso wie mich seit drei Tagen der kaputte Fahrstuhl nervt. Aber zu meiner Überraschung hat sich unser Hausmeister endlich darum gekümmert. Zehn Minuten später stehe ich beim Busbahnhof. Wer nicht da ist, ist Moritz. Moritz. Mittlerweile ist es bereits Viertel nach zwei. Wolken türmen sich zu einem schwarzen Ungetüm auf, das nach und nach den blauen Himmel auffrisst. Nur noch an den Rändern leuchtet es hell. Ungefähr so würde Amina beschreiben, was gerade über mir abgeht. Amina. Poetin und Aktivistin, die einmal zu mir gesagt hat, Na, ich hab ne syrische Seele und ein deutsches Herz. Die ersten Tropfen fallen. Ich fliehe unter das Vordach einer Imbissbude. Der Spuk geht vorbei und die Sonne blitzt zwischen den Wolken hervor. Und das geschwächte Ungeheuer verpflichtet sich. Ein paar machen Fotos vom Regenbogen über der Stadt. Vermutlich, um sie bei Insta zu posten. Und ich muss an das Bild denken, das ich von Jonas und Gloria gemacht habe. Und das ich Vanessa niemals hätte zeigen sollen. Es ging nicht um das Foto. Es ging darum, was du gesehen hast. Ja, ja, ich weiß. Mittlerweile ist es fast drei und ich wähle zum ersten Mal Moritz' Nummer. Wenn du anrufst und ich kann gerade nicht, dann ist es nicht meine Schuld. Ich ergebe Vanessa an meiner Stelle. Spätestens jetzt würde sie abhauen. Ich gebe Moritz noch zehn Minuten. Mein Blick springt ständig zwischen Straße und Display. Kein Auto, keine Nachricht. Schließlich schicke ich meine Beine doch los. Na endlich! Ich überquere die Straße bei Rot, marschiere über die Fußgängerzone und klotze in die Auslagen, ohne wirklich was anzusehen. Was mache ich jetzt? Es gibt tausend Möglichkeiten, warum Moritz nicht da ist. Aber was, wenn er mittlerweile dort ist, wo ich auf ihn warten soll? dort ist, wo ich auf ihn warten soll. Was vielleicht auch in diesem Zusammenhang passt, ist, du hast ja auch zwei Jugendbücher geschrieben und zwar kein einziges Wort und Schwebezustand, aber mir ist aufgefallen, es sind zwar wirklich, wie du auch vorher gemeint hast zu diesem Hörspiel, es sind gravierende Themen, wo du so die Realität eigentlich nicht auslässt, aber es schimmert doch immer irgendwie die Hoffnung durch. Also ich nehme an, dass das auch immer wichtig ist. Ja, gerade in der Jugendliteratur musst du, glaube ich, irgendwie, du kannst zwar weit in die Tiefe hinunterführen, aber du musst sie wieder herausholen, zumindest ein Stück weit. Welche Rolle nimmt das eigentlich ein, Zumindest ein Stück weit. Welche Rolle nimmt das eigentlich ein, diese Beschäftigung mit den Jugendlichen, die Jugendliteratur bei dir? Im Moment schreibe ich keine, aber ich gehe nach wie vor sehr viel in Schulen. Sowohl mit Schwebezustand, das ist auch kein einziges Wort, aber auch mit im Atlas, der Roman, der zwischen den beiden erschienen ist. Weil da gibt es ein Hörspiel davon, es war sogar umgekehrt, also wir haben zuerst das Hörspiel gemacht und daraus habe ich dann den Roman entwickelt. Und das lässt sich für Oberstufe, 16-, 17-, 18-Jährige, der lässt sich ganz gut vermitteln, also wir haben einen Stoff, ein Thema und wie geht man in verschiedenen Medien damit um? Also das ist eigentlich ein ganz schönes Diskussions-, aber auch Vermittlungsformat, weil ich bringe Ausschnitte mit, so wie wir es gerade gehört haben. Ich lese daraus, ich kann ihnen zeigen, diese Möglichkeit hat mit dieser einen bestimmten Szene das Hörspiel, so klingt das im Roman. Und da geht es oft weniger um den Inhalt auch, aber es geht vor allem um diese literarischen Formen, die mir beide wichtig sind und die ich gerne vermittle. Und das ist auch, weiß ich nicht, irgendwie ein unterhaltsames Programm, weil man muss zuhören, man liest, man spricht, man diskutiert. Ich kann mir vorstellen das ist ja auch interessant weil du ja dann so am leben der jugendlichen auch dran bist also du wirst du wirst auch erfahren was betrügt sie wie geht's ihnen was haben sie für hoffnungen und und vor allen dingen auch diese diese klischees die ich auch oft höre dass die seine unmöglich und die wollen ja nur noch ich weiß nicht, 15 Stunden arbeiten und was stellen sie und ich hoffe, ich kriege auch was von ihnen und das ist manchmal ja gar nicht so, dass die jetzt aussprechen müssen, was sie gerade betrifft. Man spürt das, man merkt viele Dinge ja auch indirekt. Indirekt. Ich mache das auch gerne. Ich finde das, weil wir vorhin gesprochen haben, was kann Literatur eigentlich? Wir sprechen ja so viel von Bildung. Bildung halt, gerade wenn es um Rechtsradikalismus geht, sagt man, Bildung würde helfen. Das ist natürlich ein wahnsinniges Langzeitprojekt. Ja. Man hat immer die Vorstellung, das bilden wir jetzt und nächstes Jahr ist alles anders. Nein, das ist eine Generation Frage. Und diese Arbeit mit Jugendlichen, die mache ich gerne, wegen des Kontakts und so weiter, aber ich glaube auch, es ist ein Bausteinchen. Jetzt möchte ich wieder zurückkommen auf deinen Roman, auf das Aktuelle. Was die Johanna ja eigentlich auch auszeichnet, muss man sagen, ist, sie hat einmal, oder von Tutu legst du das Zitat in den Mund, es geht um ein Pferd, auf das man aufspringen muss. Und das hat sie ja eigentlich ganz gut verstanden immer. Ja. Ich glaube, das ist am deutlichsten im letzten Kapitel. Weil es auch, und weil du vorhin gesagt hast, du verstehst oder hast nicht so ganz ihre Entscheidung verstanden. Ich glaube, ich habe schon, ich wollte auch nicht alles erklären. Und ich finde, das ist am deutlichsten im letzten Kapitel. Wo sie quasi en passant eine Beziehung eingeht, wo wir auch nicht genau erklärt bekommen, warum tut sie das jetzt. Aber du meinst ganz am Ende dann. Aber am Ende des Romans hoffe ich, dass wir verstehen, sie kann das. Sie kann so etwas. Und das ist ja eigentlich entstanden, weil ich glaube, dass sie eine große innere Freiheit hat, um diese Entscheidungen zu treffen. Und eine Freiheit, eine innere Freiheit, die ich nicht habe, also das ist, glaube ich, meine Protagonistin mir voraus. Und das ist ja auch das Schöne am Schreiben, dass man Dinge kreieren kann. Also das war zu der Zeit, als sie dann schon Witwe ist. Und sie und diese und ich wollte ihr am Schluss etwas schenken, was sie eigentlich nie gesucht hat, so wie wir vorher besprochen haben, nämlich ein Liebesglück. Und ich habe eine Begegnung entwickelt. Die ein bisschen anders ist. Die ist ein bisschen anders und die ist vielleicht wieder so schräg, dass ich mich nicht trauen würde, mich darauf einzulassen. Sie tut es aber. Völlig diskussionslos. Nämlich sehr schnell und bedingungslos. Bussionslos. Nämlich sehr schnell. Sehr schnell und bedingungslos eigentlich. Bedingungslos. Und es geht, vielleicht schließe ich da an, an diese Frau, diese non-binäre Frau, von der ich vorhin erzählt habe, die ich ja dann auch gefragt habe, okay, aber wen bekehrst du denn jetzt? Das erzählt ja noch nicht. Also ich bin nicht Mann, ich war, aber ich weiß ja, es hat ja nichts mit der Sexualität zu tun. Und das ist, nein, es geht um Menschen. Und das kann sie. Das könnte ich nicht. Also das heißt, diese Frau hatte dann überhaupt keine, so etwas wie eine Begierde oder so? Oder sagen wir mal, so schon. Also Männer, Frauen, das spielt nicht die Rolle. Also erotisch gesehen sowohl als auch. Ja, genau. Also so habe ich es verstanden. Und was man dann auch nochmal deutlich verstanden hat, weil das wird ja oft so vermischt, das eine hat was mit Identität zu tun und das andere mit sexueller Orientierung. Und das sind ja zwei Paar Schuhe. Aber das vermischen wir oft und kennen uns da nicht aus. Und Johanna kann am Schluss etwas, was man, ich sag mal, einer 79-Jährigen nicht unbedingt zutrauen oder zutrauen würde. Also was ich ja durchwegs auch als, wie soll ich sagen, als Vorteil sehe, ist nicht genau das richtige Wort, aber ich habe immer wieder ein bisschen Probleme gehabt auch mit dieser Johanna oder war zwiegespalten, weil ich mir gedacht habe, wer ist sie denn jetzt eigentlich? Wo sind ihre Interessen? Oder vielleicht ist das auch schon wieder, ich weiß nicht, ein Luxusgedanke, weil in dieser Hektik ihres Lebens konnte sie ja sowas überhaupt nicht ausprägen. Oder wie denkt sie? Also da habe ich teilweise ein bisschen, da war ich mir nicht klar. Ja, ich glaube, wie denkt sie? Ich glaube, das erkennen wir an ihren Entscheidungen, was sie tut. Ja, ja. Also, was tut sie? Und ich glaube aber, dass ich meine, das ist ja eine, es gibt ja eine mögliche Falle, wenn man so ein Projekt startet, weil ich eine reale Person habe, über man so ein Projekt startet. Weil ich eine reale Person habe, über die ich schreibe, von der ich mich entferne, mit der ich auch eine Verabredung habe, dass ich das machen kann. Aber es gibt immer noch diese reale Person. Ja, ja. Und ich habe sehr viel überlegt, wie kreiere ich diese fiktive Person, um ihr nahe zu kommen, aber ihr auf keinen Fall zu schaden. Und das ist natürlich ein, wenn man ganz ehrlich ist, ein kleines Gefängnis. Weil man hat da, aus dem man sich befreien muss, sonst geht es nicht. Aber ich denke, die Tante hat ja gewusst, dass sie eine Folie ist sozusagen. Trotzdem, das spielt sich ja nur in mir ab. Das ist wahrscheinlich für meine Tante weniger ein Problem als für mich. Und aus diesem Gefängnis muss man sich befreien. Und aus diesem Gefängnis muss man sich befreien. Und eine Entscheidung von mir war schon, eine Figur schaffen zu wollen. Vielleicht habe ich dich nicht ganz richtig verstanden, aber wo man nicht genau weiß. Ja, das ist der Geumann. Wo man nicht sagt, das ist eine Heldin. Oder die ist eigentlich, die nützt die Situation nur aus. Nein, es soll im besten Fall Leser oder Leserin ja, man muss sich selber eine Haltung dazu erarbeiten. Das muss ich sagen, finde ich auch war sehr interessant. Du hast es durchaus verstanden, dass du nicht den Eindruck hinterlassen hast, das ist Johanna, das ist die Heldin und ich weiß nicht, wer immer da in diesem Buch sonst noch vorkommt, ihr gelähmter Mann oder Reto sind alle schrecklich und sie steigt da als Große hervor. Was ich interessant auch gefunden habe, war diese, du hast dich für das chronologische Erzählen entschlossen, nämlich von ihrer Kindheit bis sie 79 ist. Und dennoch setzt du die Kapitelanfänge kursiv. Das heißt, das sind teilweise Vorgriffe, wo man dann auch nicht wirklich weiß, was passieren wird. Ich würde nicht sagen die Anfänge, sondern ich habe Einschübe. Es ist ja nicht für jeden Kapitel. Also die Kapitel der chronologischen Erzählung orientiert sich an den verschiedenen Namen. Also das ist auch die Kapitelüberschrift. Und ich habe dazwischen Ich-Erzählungen. Man könnte auch sagen Monologe von Johanna, die in umgekehrter chronologischer Reihenfolge erzählt. Nämlich sie beginnt mit dem Tod ihres Mannes und erzählt in diesen Possiven rückwärts schreitend oder vorwärts schreitend, wie man es sehen will, aus ihrer Ehe. Da gibt es den Moment, wo sie einen Schlaganfall hat, wo sie sich sozusagen zurückstrampelt, um Peter weiter betreuen zu können oder weiter diese Beziehung leben zu können. zu können oder weiter diese beziehung leben zu können es gibt es gibt das haus bauen es gibt und das geht bis bis zur hochzeit und da treffen sich die beiden erzählstränge und dann geht es eben noch ein stück darüber hinaus das fand ich ich glaube das hat es kam aus mehreren quellen das eine ich hatte ja eine 250 seitigerzählung meiner Tante und hatte diesen Ton verwendet, um ihr eine Stimme zu geben, meiner Johanna, also deren Buch. dass ich am wenigsten über die vielen Jahre, Jahrzehnte ihrer Ehe wusste. Also ich wusste am meisten bis dahin, aber wenig über die 40 Jahre, die auch, sage ich mal, literarisch nicht mehr so ereignisreich sind. Ich musste das aber erzählen und habe mich eben entschieden zu sagen, ich erzähle es parallel und in dem Moment, wo die beiden heiraten, auf der chronologischen Ebene, wissen wir auch schon, wie die Ehe war. Und dann stirbt er. Und ja, das ist ein Modell und schafft im besten Fall leichte Irritation oder auch Spannung, weil ich eigentlich schon weiß, wie es ausgeht. Dann habe ich sehr darauf geachtet, dass man auf der Ich-Erzählung eigentlich relativ spät erfährt, was mit diesem Beta passiert ist. Also es wird nicht gleich in der ersten Ich-Erzählung gesagt, er hat Polio gehabt und ich habe ihn gehalten. Also da gibt es so ein Spannungselement, wo man dann versteht, Also da gibt es so ein Spannungselement, wo man dann versteht, ah, deshalb muss sie ihn mit dem Kran aus dem Bett heben, was vorhin erwähnt wird und so weiter. Also da ist so ein, also was weiß der Leser wann und so weiter, so ein Spiel. Also ich stelle mir vor, du hast erzählt, dass du warst gestern im Stifterhaus und bei dieser Lesung dabei war auch deine tante und nicht nur sie sondern auch einige deiner kusinen ja also ihre kinder ja muss auch ein seltsames gefühl gewesen sein ja das war das erste also ich hatte das manuskript ja vor dem Druck nicht gezeigt. Ich hatte das besprochen, aber weil ich, ja, ich glaube, man tut das nicht, weil sonst beginnt man zu diskutieren. Dieses Detail nicht. Aber es war das Erste, nachdem es erschienen ist, ich habe es hier gebracht. Und sie war gestern da und das war ja für mich interessant und ich habe dann, wir hatten ein Gespräch und da habe ich unter anderem ausgeführt, was ich vorhin auch gesagt habe, dass ich finde, das Experiment ist gelungen, wenn sie sagt, ich habe dir vieles von dem, was in dem Buch steht, nicht erzählt, aber ich erkenne mich trotzdem. Und da schielt ich dann so ins Publikum und sie hat eifrig genickt. Das fand ich sehr nett. Ja, aber das ist das Besondere an dieser Situation. Es gibt ja AutorInnen, die das machen und bewusst sagen, ich mache das erst, wenn Leute tot sind und dann erzähle ich darüber. Genau. Ist auch verständlich. Also verstehe ich sehr gut. Nachdem du so viele Tätigkeiten ausübst, wo bist du jetzt gerade? Beim Schreiben? Ich bereite gerade eine Hörspielinszenierung vor von Helmut Peschiner, ein Stück. Helmut Peschiner hat viele Jahre zuletzt große literarische Stoffe fürs Hörspiel bearbeitet, hat früher viele eigene Hörspiele geschrieben, das ist so ein bisschen eingeschlafen und ich habe ihn so ein bisschen hingeboxt, also wieder einen eigenen Text verfasst. habe ihn so ein bisschen hingeboxt, also wieder einen eigenen Text verfasst. Und den gibt es jetzt und den inszeniere ich im November für Ü1 und sonst bin ich ein bisschen on Tour mit dem Buch und fahre nächste Woche nach Berlin, weil eine andere Inszenierung da für den Prix Europa nominiert ist. Das ist dann dieser europäische Hörspiel- und Fernsehpreis. Ja. So. Und dann überlege ich weiter. Ja, da hast du recht. Dann danke ich dir ganz herzlich fürs Kommen und wünsche dir alles Gute mit dem Buch und auch mit den anderen Arbeiten, die du hast. Zu Gast war heute Andreas Jungwirth. Wir haben in allererster Linie gesprochen über seinen neu erschienenen Roman Alle meine Namen, erschienen im Atelier Verlag. Und auch über ihn als Hörspielregisseur und Autor, als Jugendbuchautor. Ja, und Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen schönen Vormittag. Machen Sie es gut.