Brigitte Schweigers Roman »Wie kommt das Salz ins Meer?« wurde 500.000 Mal verkauft und in mehrere Sprachen übersetzt. An diesen großen Erfolg könnte die gebürtige Freistädter Autorin aber nicht anschließen. Ab den 1990er Jahren lebte sie mehrere Monate immer wieder in psychiatrischen Einrichtungen, ehe sie sich 2010 das Leben nahm. Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich bei Literatur im Dorf. Der Literaturwissenschaftler und Leiter der Bibliothek des Literaturhauses Wien, Stefan Maurer, beschäftigt sich schon lange mit Brigitte Schweiger und schreibt an einem Buch über die Autorin. Wir möchten uns heute unterhalten über seine Forschungen zu Schweiger, auch über einiges mehr über seine Arbeit in der Bibliothek und ich begrüße jetzt Stefan Maurer recht herzlich. Sie schreiben ja schon sehr lange, wie ich gesagt habe. Worauf fokussieren Sie sich denn? Welcher Aspekt ist Ihnen denn besonders wichtig? Also zunächst danke ich Ihnen sehr für die Einladung. Ich freue mich sehr über unser Gespräch und über Ihre Fragen. Und ich muss sagen, also die Intention dieses Buchs ist eine Autorin, die ja nachdem, wie Sie schon gesagt haben, also quasi so einen unermesslich hohen Erfolg hatte, so quasi schon ganz hoch oben war, diese Autorin, die dann eben mit einigen Problemen, auch mit psychischer Natur zu kämpfen hatte, diese Autorin quasi zurückzuholen, auch für eine Leserinnenschaft, die, und das ist ja immer so, holen, auch für eine Leserinnenschaft, die, und das ist ja immer so, also es gibt ja diese schnellen Wechsel der Moden in der Literatur, der Namen, dieses ganze Spiel und da möchte ich die Brigitte Schweiger doch nochmal als eine sehr wichtige Autorin und zu Unrecht vergessene Autorin positionieren mit meiner Arbeit, die ich nun doch schon einige Jahre, also ich verbringe schon einige Jahre mit ihr als Autorin. Also Sie sind ja gebürtiger Freistädter, so wie auch Brigitte Schweiger, aber als Literaturwissenschaftler würde das ja nicht genügen, denke ich. Was hat Sie denn fasziniert oder interessiert an dieser Autorin? fasziniert oder interessiert an dieser Autorin? Genau, also es gibt natürlich diese biografische Verzahnung bei mir als jemand, der in Freistaat im Müllviertel aufgewachsen ist, so wie die Autorin, was jetzt nicht automatisch zu seiner Überidentifikation führt, aber es führt zu einer gewissen Interessenslage, weil man kennt natürlich, sage ich mal, den Lokalkolorit, man hat, das ist dann schon wieder so eine Sache der Methodik, also man hat dann natürlich auch vielleicht Zugriff unmittelbar auf Menschen, Personen, die sie noch gekannt haben, das heißt, man kann durchaus auch mal nachfragen, wie war sie eigentlich, wie ist sie auch wahrgenommen worden, also das ist auch immer so ein ganz spannender Aspekt und vielleicht haben wir auch später noch Zeit über die unglaublich wertvolle Arbeit eines Kulturvereins zu sprechen, der in Freistaat auch gegründet worden ist und sich auch der Persönlichkeit Brigitte Schweigers widmet. Und das Zweite ist natürlich, also diese unglaubliche Ungerechtigkeit, die ich schon so ein bisschen angedeutet habe, dassn irgendwie jetzt oder bei männlichen Autoren der Fall ist. Und das ist nur gerecht, dass man sich da auch, sage ich mal, auch näher damit befasst. Genau dieser Kulturverein wäre ja meine nächste Frage gewesen. Natürlich, weil der ja auch wirklich erstaunliche Arbeit leistet, muss man sagen. nächste Frage gewesen, natürlich, weil der ja auch wirklich erstaunliche Arbeit leistet, muss man sagen. Und zwar ist das die Brigitte Schweiger Gesellschaft, die auch sehr, sehr viel macht. Sie sind auch im Vorstand. Also das ist Zeitzeuginnenprojekt, die Vermittlung und auch Lesungen. Könnten Sie ein bisschen näher auch über diese Gesellschaft erzählen? Die macht ja, wie ich gesagt habe, sehr viel. Genau, also ich beginne so ein bisschen näher auch über diese Gesellschaft erzählen? Die macht das, wie ich gesagt habe, sehr viel. Genau, also ich beginne so ein bisschen chronologisch. Also gegründet wurde der Verein im Corona-Jahr, also tatsächlich im Dezember 2020 unter der federführenden Ägide von der Heidemarie Pöschko, die da ganz wesentlich als Organisatorin und zunächst ein bisschen jemand, der die Schienen legt, auch tätig war. Wir haben eine ganz großartige Obfrau, die auch bekannt ist, die Alexandra Grill, die ist Fotografin und arbeitet für die Welt der Frau. Also die ist da sehr, sehr engagiert, um quasi dieses Bild der Brigitte Schweiger in Freistaat, und es gibt natürlich auch, also ich nenne jetzt nicht alle, es gibt zahlreiche weitere, die man da jetzt erwähnen müsste bei dieser Arbeit, die dieses Bild, und das war ja auch nicht immer das Einfachste, dieses Bild, das die Brigitte Schweiger abgegeben hat in Freistaat, das heißt, das war schon voller Ressentiments und dieser Verein, das ist diese große Leistung, arbeitet jetzt auch ganz wesentlich daran, diese Ressentiments auch abzubauen und zu zeigen, da ist eine Tochter der Stadt und auf die kann man auch stolz sein. Und das hat sich jetzt gerade auch im April, Brigitte Schweiger hätte ja in diesem Jahr den 75. Geburtstag gefeiert, hat sich das gezeigt. Also da war ein ganz großer Festakt im Salzhof in Freistaat, wo dann auch Paul Gulda am Klavier gespielt hat, der sie auch gekannt hat natürlich. Und die Ines Schiller, die Schauspielerin, hat quasi aus Texten vorgelesen. Also das war ein ganz, ganz wunderbarer Abend, muss man sagen. Und das hilft eben auch die Brigitte Schweiger auf eine andere Art und Weise, als ich das vielleicht mit meiner wissenschaftlichen oder biografischen Arbeit mache, wieder so quasi ins Gedächtnis zurückzuholen. Ja, bescheidenerweise haben Sie gesagt, dass Sie auch sehr viel leisten. Das haben Sie nicht gesagt. Aber es gibt ja auch diesen Weg. Genau, und dann ist natürlich, ist das ja auch immer so quasi so ein Zug, also ein Bonus. Wenn es dann etwas gibt, was sich auch quasi so ein bisschen touristisch bedienen lässt. Und das ist eben ein ganz großartiger, ich glaube, 2,5 Kilometer langer Weg, der so an Lebensorten von Brigitte Schweiger vorbeiführt, wo man Zitate lesen kann, wo es auch quasi ganz moderne, es gibt Stelen, da sind nicht nur eben Zitate drauf, da kann man auch Lesungen der Vereinsmitglieder hören zu Werken. Man sieht die Lebensorte. Es gibt ja auch schon seit, glaube ich, bald zehn Jahren auch an ihrem Geburtshaus quasi so ein Schild, wo das auch markiert ist als Erinnerungsort. Also das ist so eine ganz wesentliche Sache auch für Freistaat, denke ich, die da jetzt geschehen ist. Und die Ressentiments, die Sie angesprochen haben, war das so in Ihrer Jugend? Und die Ressentiments, die dann alle beschäftigt, wer ist da eigentlich wer? Also sie hat selber immer gesagt, sie kann eigentlich nichts erfinden oder sie will nicht allzu viel erfinden. Es kommt immer jemand vor, den man vielleicht wiedererkennt oder der sich selbst wiedererkennt. Und das hat natürlich in einem, damals in so einer kleinen Stadt wie Freistaat schon für Aufsehen gesorgt. Also das hat schon auch polarisiert, wenn da, und das war ja auch so literarisch quasi ihre Masche, da gewisse Existenzen vielleicht nicht vorzuführen, aber doch vielleicht so kleinbürgerliche Mentalitäten auch so ein bisschen aufzuzeigen. Also das ist ja lange nachgehangen und das ist ihr auch nicht so schnell verziehen worden. Ja, die sie wahrscheinlich nicht nur in Freistaat verortet hat, sondern die ja auch für viele andere Orte gelten. Genau, also es ist schon etwas Universelleres, eben als nur zu zeigen, ja, ich habe jetzt deine eine Figur gefunden und da arbeite ich mich jetzt ab. Es ist schon mehr so ein bisschen die Mentalität, das kommt, finde ich, ganz gut raus. Und vielleicht auch in einem der beiden Bücher, die ich da mitgebracht habe, in Mein spanisches Dorf. Also das sind wirklich so Miniaturen, die auch stilistisch so ganz auseinander konvergieren. Da gibt es von Mundart bis zu Parabel und da wird schon ganz deutlich so vielleicht so ein bisschen diese kleinstädtische Mentalität. Also ich habe das Buch so Anfang der 80er Jahre gelesen und habe schon das Gefühl gehabt, da lese ich was ganz Neues, was Originäres. Was meinen Sie, also wenn wir jetzt bei Wie kommt das Salz ins Meer bleiben? Was war so das wirklich das Neue? Warum hat das die Menschen so begeistert? Also das hat natürlich so ein bisschen mit den Strömungen, das sieht die Literaturgeschichte im Weichlich jetzt ein bisschen aus, aber es hat mit dieser neuen Selbstentdeckung des Individuums zu tun und vor allem dann auch so quasi so ein bisschen im Fahrwasser des Feminismus, wobei sich die Schweige dann nie dazu gezählt hat. Aber es ist da schon quasi, und das merkt man auch, wenn man sich länger mit dem Text befasst, also sie hat erstens schon, glaube ich, ungefähr sieben Jahre daran gearbeitet in verschiedenen Stufen. Es war am Anfang, und das merkt man dem Text jetzt eigentlich gar nicht mehr an, also er hatte auch damals noch eine unmittelbare Scheu, sich selbst und auch quasi die anderen so ins Licht zu stellen, wie sie das eben dann vielleicht doch manchmal getan hat. Und das ist eben noch so in konsequenter Kleinschreibung gehalten, diese España Cani, wie sie das nennt, in den Facetten. Und es geht da eigentlich noch um eine spanische Ehe. Und dieses Ineinander montieren, das hat nämlich bei Schweiger so einen unmittelbaren biografischen Moment, weil sie ja auch mit einem Spanier verheiratet war, das aber dann quasi transferiert hat in die Erfahrung, die man vielleicht als Frau in dieser Zeit im Müllviertel hatte. einerseits diese literarische Qualität und die zweite ist, dass es ein Text ist, der eigentlich auch, obwohl er unglaublich ernsthafte Thematiken behandelt, auch unglaublich komisch sein kann. Also auch wirklich viel Slapstick enthält, finde ich teilweise. Also sie hat ja auch in Linz so ihre ersten Anfänge genommen. Also sie hat ja im Kellertheater hat sie sogar Regie geführt. Und könnte man daraus schließen, dass sie auch noch nicht so genau wusste, wo ihr Weg hingeht? Das ist durchaus möglich. Also sie hatte quasi so ein bisschen diese, also viele Talente, also diesen Fluch der Vielseitigkeit, kann man fast sagen. Also neben ihrem Beginn als Schauspieler, also ich habe das quasi auch mit den Archiven so ein bisschen ausgemacht, weil ich da immer sehr darauf bedacht bin, dass ich das auch ganz genau recherchiere. Also sie hat am Bruckner Konservatorium Schauspiel studiert, hat das aber leider nicht beendet. Also sie hat sehr wenige Ausbildungen beendet, kann man sagen sie Schauspiel studiert, hat das aber leider nicht beendet. Also sie hat sehr wenige Ausbildungen beendet, kann man sagen. Sie hat studiert vorher auch. Genau, sie hat studiert vorher auch in den 60er Jahren, vor ihrer Heirat mit dem besagten Spanier, wo sie dann in Mallorca auch gelebt hat, hat sie in Wien auch Dolmetsch studiert. Aber so das zentrale Moment, denke ich, liegt schon auch in ihrer Arbeit und dann auch in ihrem Engagement am Linzer Keller Theater. Weil da ist dann auch tatsächlich 1975 ihr erster Einakter erschienen, nämlich die Nestwärme. Und das spielt auch mit diesen kleinbürgerlichen Klischees. Also das ist eigentlich auch so ein relativ witziger, so ein bisschen entlaffender Text über Klassismus auch, über Bürgerlichkeit. Und das wurde damals auch ganz großartig inszeniert, so großartig, dass sogar Erwin Ringel sich das angesehen hat und auch in Linz war. Also das ist, eben da kommt man dann drauf, wenn man so die Quellen sichtet auch. kommt man dann drauf, wenn man so die Quellen sichtet auch. Aber die Zeit, in der sie gelebt hat, also vor allen Dingen am Land, die waren ja auch, muss man sagen, sehr kleinbürgerlich, wobei man ja jetzt auch nicht sagen kann, wir sind überall, wo wir leben, Kosmopoliten, ja, aber damals herrschte ja auch so diese Atmosphäre, vor allen Dingen, wenn man eine Frau war, ja. Also das denke ich auch, also dass als Frau sie schon einen ganz besonderen Weg gegangen ist, also als Schriftstellerin, als Künstlerin, weil sie sich vorher noch so angemerkt habe, mit dieser Vielseitigkeit eben als Schauspielerin sehr aktiv war zunächst, aber dann auch als Malerin und das ist bis jetzt noch fast nicht bekannt, dass sie ja eigentlich auch ein sehr großes bildnerisches Oeuvre hinterlassen hat. Das ist noch so ein bisschen ein weißer Fleck quasi in meiner ganzen Forschung, dem ich mich aber auch gerne widmen möchte. noch dazu im besetzten Müllviertel, wo man sich ja vergegenwärtigen muss, dass damals noch die sowjetische Besatzungsmacht dort vor Ort war. Also ich denke schon, dass das auch, also bis 1955 zumindest, dass das auch eine durchaus harte Kindheit war. Und auch insofern, also ihr Vater war ja auch praktischer Arzt und sehr bekannt. Also der war ja, der hat ja eigentlich damals so einen ganz großen Ruf gehabt, auch als Arzt. Es wurde auch was erwartet von ihr. Genau, es wurde auch was erwartet. Ich glaube auch dieser Leistungsdruck, der da immer auch zutage tritt, dass das sicher auch so eine Komponente ist, mit der sie vielleicht schwer umgehen konnte. Aber das ist jetzt sehr verallgemeinert gesagt. Also ich möchte nur einen Satz, ich möchte ein bisschen zurückkommen auf dieses Buch. Wie kommt das Salz ins Meer von ihr? Für mich war damals ja auch so, was das Befinden dieser Protagonistin betrifft, war also auch ein Zitat sehr wesentlich und zwar lautet es, mein Mann wirft Wörter aus und sie fallen dorthin, wo er sie haben will. Meine Wörter haben kein Gewicht, sie schweben sehbehindernd im Raum. Und das ist ja auch dieser Ehemann, da hat man den Eindruck, der hat fast so eine väterliche Funktion, der will sie ständig belehren, ständig erziehen. Das ist so der Kernpunkt auch dessen, warum sie sich so klein auch fühlt. Das ist natürlich, also ich finde dieses Zitat, das zeigt auch so, also neben dieser ganz offensichtlichen Dressur durch den Ehemann Rolf, die da auch passiert in diesem Text, Und das ist ja eigentlich auch so eine Pygmalion-Geschichte. Also die Frau muss sich natürlich so verhalten und so kleiden und muss quasi dem Mann eine Dienerin sein, wenn nicht noch mehr. Und quasi dieses absolute Bestimmen über diese weibliche Figur, dem entkommt diese Ich-Erzählerin in dem Roman ja nur ganz bedingt. Also es kommt ja dann zu dieser Scheidung auch vom Ehemann Rolf, aber sie kehrt dann eigentlich in die Familie zurück und zum Vater, wobei das durchaus ironisch gebrochen ist, weil der Roman ja mit diesem alles ein Trick endet. Also es ist für die Erzählerin, die durchschaut das schon, aber sie hat nicht unmittelbar, sag ich mal, dieses Werkzeug, um da auszubrechen. Es gibt so einen Widerstandsmoment, aber dieser Ausbruchsversuch bleibt zunächst ein Versuch. Ausbruchsversuch bleibt zunächst ein Versuch auch. Sie bedrückt diesen Ehemann ja dann, aber es ist ja dann ja auch nicht so, dass sie in diesem Liebhaber auch genau das findet, was sie sich wünscht. Also, so wie meine Lektüre vom Salz ist immer, dass sich diese Erzählerin versucht, so quasi ein bisschen in den Männern wiederzufinden. Und sie nicht ihre Identität oder Stabilität hat. Genau, also sich schon über das zu definieren, aber quasi dann lernt, dass das eigentlich nicht der Weg ist, den sie gehen will. Und das ist, finde ich, auch eine Qualität an diesem Roman, der unbedingt bald wieder veröffentlicht werden sollte, finde ich auch. Also, dass das auch offen bleibt. Das ist ihr zwar irgendwie auch vorgeworfen worden, weil im Sinne eines Feminismus, da muss man ja quasi vorgeben, wie gelebt werden sollte. Aber das finde ich auch die Qualität, dass sie sagt, das ist so und das bleibt jetzt fürs Erste auch so. Also es gibt keinen utopischen Entwurf in diesem Sinne. Johannes Mario Simmel hat ja dieses Buch empfohlen, oder dieses Manuskript empfohlen. Ich habe mich dann schon gefragt, wie kam er zu diesem Manuskript? Hat es ihn geschickt? Oder er hatte ja damals in dieser Zeit einen enormen Einfluss und Stellenwert. Also das erklärt sich über den Verlag, wo Schweiger ihr erstes Buch herausgebracht hat, den Paul-Schollner-Verlag. Simmel war der Lang-Autor und es gibt ja, sage ich jetzt mal auch so, wie sagt man das heutzutage, so ein Old-Boys-Network. Und zudem zählte da nicht nur Simmel, sondern es zählte zum Beispiel auch Friedrich Thorberg dazu. Und auch, das muss man auch noch sagen, der ist auch so ein bisschen zu Unrecht vergessen, der Herbert Eisenreich. Und die haben da schon mitgewirkt, dass quasi dieses Buch und die Autorin da so ein bisschen hinaufgehoben wird. Auch zu Recht. Aber das hat schon auch so funktioniert. Und ich habe das erst umlenkt in meiner Recherche, die jetzt sich auch bis zu den ORF-Archiven erstreckt. Also es gab da damals eine Sendung, die hieß Steckbrief. Und so wie wir jetzt da sitzen, sitzt dann der Johannes Mario Simmel mit einer ganz jungen, bezaubernden, eigentlich Brigitte Schweiger da. Und die unterhalten sich dann. Und eigentlich geht es gar nicht so sehr ums Buch, sondern es geht nur so um ganz persönreht. Und zum Beispiel den Simmel dann fragt, naja, und wie ist das bei Ihnen? Sie waren ja schon dreimal verheiratet. Und er ist dann so, ja, und ich bin jetzt das vierte Mal verheiratet. Aber kommen wir wieder zu... Also sie war auch irrsinnig geschickt, obwohl quasi diese Medienpräsenz, also sie war ja dann irgendwie fast überall. Das reicht in den Zeitschriften von Cosmopolitan bis hin zur Freundin und im Fernsehen irgendwie von Westdeutschland, Westdeutschen Rundfunk bis hin eben zum ORF. Und das ist ihr auch irgendwie auf den Kopf gefallen. Also das ist diese Selbstausbeutung im Rahmen dieser Buchvermarktung vom Salz. Also das ist schon etwas, das hat sie dann eigentlich schwer verkraftet und sie hat sich dann eigentlich sukzessive aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Und Simmel, denke ich, der hat das schon geschätzt. Also er sagt zumindest in dieser Sendung, also dieses Buch bringt etwas Neues, weil es quasi den Standpunkt der Frau auch darstellt. Aber damit war es das auch schon. Also zwei Schriftsteller, oder eine Schriftstellerin, die sich nicht über Literatur eigentlich unterhalten, das ist ja absurd. Also es geht dann eher ins Private, die unterhalten sich dann über ihre Tagebücher und ob das konstruktiv ist, das aufzubehalten. Es ist eigentlich, glaube ich, so 70er Jahre Fernsehen. So ein bisschen ein Schleier in vielen verschiedenen Hinsichten. Bevor wir weitersprechen, möchte ich aber auch noch ein paar Worte zu Ihnen sagen. Also Stefan Maurer hat Germanistik, deutsche Philologie und Theaterwissenschaften studiert und an der Universität Wien dann über den Kritiker und Autor Wolfgang Kraus und die Österreichische Gesellschaft für Literatur im literarischen Feld der 1960er Jahre dissertiert. Und seit 2020 sind Sie Leiter der Bibliothek im Literaturhaus Wien, wie ich schon gesagt habe. In diesem Literaturhaus, um da anzuschließen, ist ja auch die Arbeit, also forschen Sie auch innerhalb dieses Literaturhauses über die Wieschweiger, nehme ich an. Genau. Es ist natürlich so, die Bibliothek, die ich im Literaturhaus Wien betreuen darf, ist natürlich eine der größten Spezialbibliotheken weltweit zur österreichischen Literatur ganz allgemein. Also wir haben da quasi einen Schwerpunkt. Wir sammeln ab 1945 ganz stringent, aber auch alles, wo ich sage, so quasi ab der Jahrhundertwende, wobei man durchaus sagen kann, vielleicht beginnt die bei manchen Autorinnen und Autoren schon 1890. Aber das ist so im Wesentlichen. Also wir versuchen, das literarische Feld, den Literaturbetrieb in allen Facetten abzubilden. Das heißt, wir erwerben aktiv Neuerscheinungen, wir erwerben Zeitschriften und das steht alles eigentlich dann gratis auch für Benutzerinnen und Benutzer. Also wir haben einen ganz großartigen Lesesaal mit mehreren Tischen, wo es die Möglichkeit gibt, einfach zum Regal zu gehen. Das ist ja auch relativ singulär. Wenn man es mit anderen Bibliotheken vergleicht, dann muss man sich anmelden und dann wird das Buch ausgehoben. Bei uns geht das quasi so im Sinne einer Freihandbibliothek. Man kann dann einfach die Bestände in die Hand nehmen und dort vor Ort lesen. Und es gibt dann zu den bevorsteren Autoren wie Peter Handke oder Elfriede Jelinek, gibt es natürlich dann auch Primär- und Sekundärliteratur. Das ist ein weiteres Charakteristikum unserer Sammlung. Und das Dritte, eigentlich das Zweite, wäre dann auch eine unglaublich große Pressedokumentation. Das heißt, wir bemühen uns auch, die Rezeption von Autorinnen und Autoren in Zeitungen, Zeitschriften, da nochmal abzubilden. Das heißt, wenn man jetzt zu Schweiger suchen würde, wie kommt das Salz ins Meer, dann gibt es da eine dicke Mappe einfach mit Zeitungsausschnitten, die man ebenso einfach frei sich anschauen kann und benutzen kann. Genau, und jetzt ist eigentlich das Dritte, wäre eben das Archiv. Und wir verfügen über ein Archiv mit unseres Gründungsvaters, dem Viktor Suchy, der quasi einer der ersten in Österreich war, der so versucht hat, die Gegenwartsliteratur, das ist ja ein Begriff, den man mittlerweile eigentlich gar nicht mehr so verwendet, weil eh alles irgendwie Gegenwart ist. Aber dieser Viktor Suchy hat das irgendwie so auf die Beine gestellt. Das Sammeln, wie man sammelt. Er hat da auch Interviews geführt und wir verfügen zum Beispiel über den Nachlass von Victor Suche. Das ist so ein ganz wesentlicher Kernbestand unserer Sammlung, der natürlich auch mit Größen wie Friederike Mayröcke oder Ernst Jandel befreundet war, aber auch versucht hat, auch das Exil, also diejenigen Autorinnen und Autoren, die im Ständestaat und dann auch im Nationalsozialismus quasi vertrieben worden sind oder flüchten mussten, auch die wieder so ein bisschen zurückzuholen ins literarische Gedächtnis. Also da gibt es auch ganz großartige Interviews mit Ilse Eiching, mit Elias Canetti etc. Und da im Archiv ruhen auch Bestände eben zu Brigitte Schweiger und eben auch Dinge, die, also wir akquirieren jetzt nicht aktiv, was so ein bisschen an Budget und auch an Platz irgendwie liegt, über den wir verfügen, aber wir haben da einiges zu schweigen. Wir haben zum Beispiel, weil da muss man dazu sagen, die Brigitte Schweiger hat nämlich auch in unmittelbarer Nähe zum Literaturhaus gewohnt, nämlich ums Eck in der Schottenfeldgasse. Das ist quasi einmal ums Eck zu gehen zum Literaturhaus. Und sie war auch oft im Haus und hat Dinge einfach vorbeigebracht, die sie dort irgendwie auch archiviert wissen wollte. irgendwie auch archiviert wissen wollte. Also ich möchte dann schon noch über Brigitte Schweiger natürlich reden, aber nachdem Sie jetzt schon so interessant sprechen, ich kann mich nur noch erinnern, wie wir das letzte Mal übersiedelt sind, waren eigentlich unsere vielen Bücher das Schlimmste und Anstrengendste. Meine Tochter hat damals gesagt, in einer Generation vielleicht wird man das überhaupt nur noch digital haben. Wie sehen Sie das? Sehen Sie das so als Perspektive eventuell? Ja, also die Digitalität der Dinge, der kann man sich natürlich nicht entziehen. Aber ich denke, das Buch, und das ist jetzt auch so ein bisschen gemessen an buchgeschichtlichen Parametern, also ich denke nicht, dass wir das so schnell loskriegen werden wollen würden, weil es einfach auch als Objekt, also ich finde ja Bücher einfach vom Haptischen und einfach vom Optischen manchmal, also im Gegensatz zu einem E-Book, das zwar praktisch ist und das man vielleicht, ja, da kann man vielleicht eine ganze Bibliothek mit sich herumschleppen, aber wann liest man das dann? Beim Buch habe ich eigentlich, also habe ich ein Kontinuum, das ist dieses Buch, das nehme ich zur Hand, da schaue ich was nach, da lese ich was nach und dann lege ich es wieder weg. Und vielleicht, also ich verfüge natürlich selber über ein E-Book, aber ich finde es belastender manchmal, als wenn man wirklich nur ein Buch vor sich hat. Also es ist ja die Bibliothek an sich, spielt ja auch in der Literatur eigentlich immer wieder eine Rolle, die so eine Faszination ausstrahlt, wenn ich an Borges denke zum Beispiel, oder auch die Weiße Rose. Hat es Sie da auch schon sehr frühzeitig hingezogen, also so, dass Sie das auch als faszinierend empfunden haben? Ja, also ich habe schon als Kind eigentlich Bücher immer sehr gern gemacht. Bücher immer sehr gerne gemacht. Diese Lesespuren, das führt natürlich jetzt zu Dingen zurück, mit denen man einfach sozialisiert wird. Also als Kind in den 90ern. Also das führt eh von Nöstlinger bis hin zu Brezina zurück und dann meandert das so herum irgendwie. Und vielleicht liest man dann einmal mehr Science Fiction oder Tolkien oder Stephen King. Und dann irgendwann findet man dann aber vielleicht im Buchregal der Eltern dieses spanische Dorf von der Brigitte Schweiger und ist dann auch neugierig. Also man liest ja auch als Jugendlicher oder als Kind ja so quasi viel weniger diskriminierend als jetzt. Das sind ja noch ganz andere Lektüre-Erfahrungen. Um zu Brigitte Schweiger zurückzukehren. Es ist ja kaum möglich, sie sich vorzustellen, aber ich wollte wirklich ganz bewusst zuerst einmal ihr Werk in den Mittelpunkt stellen, um sie nicht zu zentrieren auf ihre psychische Verfassung. Aber es ist kaum möglich, sich diese Autorin vorzustellen ohne ihre psychische Verfasstheit. Das heißt, sie hat so ab den 1990er Jahren schon immer wieder in psychiatrischen Einrichtungen verbracht. Ja und nein. Also dieser Aspekt der psychischen Krankheit geht eigentlich viel weiter zurück. Also soweit mir der Informationen aus Ego-Dokumenten wie Briefen, die Schweiger selbst geschrieben hat, vorliegen, das geht sogar auf die Zeit ihres größten Erfolges zurück. also 1977 im Frühjahr, als eben dieses hochgelobte und meistverkaufte Buch da erscheint, das ist eigentlich schon so ein Punkt, wo quasi auch so ein Knacks auch schon da ist und sie dann auch sich zu einer Schlafkur zurückzieht, zu einer mehrwöchigen, was damals eine Therapieform war. Also das ist schon auch ganz früh bei ihr, muss man sagen. Sie hat ja auch gemeint einmal, nach diesem sehr großen Erfolg ginge sie auch nicht besser. Das ist ja auch erstaunlich. Also das beschäftigt mich natürlich auch immer, weil ich mir denke, ja sicher, man ist dann natürlich, man hat vielleicht so über kurz oder lang jetzt mal als junge Autorin ein Auskommen, nämlich auch im Finanziellen, aber ob dieser Erfolg nicht einfach auch viele Schattenseiten mit sich bringt. Also sie hat das natürlich dann auch immer wieder aufgearbeitet, auch in ihren Texten und immer wieder quasi dazu angesetzt, wie kam es zu diesem Erfolg, wie habe ich mich selbst verhalten, wie haben sich die anderen verhalten, war das vielleicht sogar unverdient und was hat das mit mir gemacht auch als Autorin. Also eben, wo ich vorher auch gesagt habe, dieser Erwartungsdruck, der natürlich da auch immer mit hineinspielt und es gibt dann quasi, sage ich mal jetzt, so ein hinter den Kulissen des Erfolges, das ist ein 1990 erschienener Roman mit dem Titel Schönes Licht, der ist allerdings schon dann bei Langenmüller, bei dem sie lange Jahre dann war, erschienen. Und da versucht sie quasi diese Erfolgsgeschichte durchaus auch kritisch zu präsentieren. Und eben so ein Blick hinter die Kulissen des Literaturbetriebs, den sie da versucht. Also sie hat ja noch einiges geschrieben. Da war es dann auch sehr abweicht von dem, was von ihrem ersten Erfolg, zum Beispiel die Galizianerin, ist ganz anders. Und wie so oft kam natürlich auch mit diesem psychischen Befinden auch ein, wurde sie langsam dann auch zum Sozialfall, was für sie sehr, sehr demütigend war offensichtlich. Genau, also es gibt diese Problematik quasi mit dem, was sie als Autorin verdient hat, nicht ausgekommen ist oder nicht mehr ausgekommen ist. Und das führt tatsächlich eigentlich schon in den 90er Jahren dazu. Und das führt tatsächlich eigentlich schon in den 90er Jahren dazu. Es ist noch nicht ein Sozialfall, aber sie schrammt auch darüber geschrieben, auf der Baumgartenhöhe in Wien war oder auch immer wieder als Tagespatientin etc. dort mehr oder weniger lange Aufenthalte auch hatte. natürlich ein Teil ihrer Biografie auch, auch wieder quasi Material auch für ihre Literatur, aber es ist schon etwas, was, ja, also das ist schon hart irgendwie, wenn man sich da näher damit befassen muss oder befasst. Also diese Existenz, wo eigentlich vollkommen, und ihr selbst auch vollkommen unklar ist, was wird morgen sein? Habe ich überhaupt noch genug Geld, um quasi nur beim Bild Bilder das Allernötigste zu kaufen? Oder kann ich mir jetzt Zigaretten leisten? Und das ist natürlich eine ganz prekäre Situation für sie. Aber was auch so quasi ein bisschen ein Hoffnungsschimmer dann auch immer ist, sie gibt nicht auf, sie dokumentiert das auch, sie schreibt da wieder auf oder sie schreibt das auf, sie befasst sich damit. Das ist wieder quasi der Rohstoff für Texte, mit denen sie dann auch wieder erfolgreich war. Sie ist ein blöder Topos, aber so aus der Versenkung wieder hervorgekommen und hat dann im Spektrum der literarischen Beilage, der Pres Presse über diese Erfahrungen geschrieben. Und das ist ja auch eigentlich nichts Singuläres. Es gibt ja in der österreichischen Literatur eine Tradition, quasi aus dem Irrenhaus, sage ich jetzt mal, herauszuschreiben, von der Christine Laband bis zu Maria Erlenberg, oder auch selbst, wenn man an Thomas Bernhardt denkt. Also das gibt es ja auch. Und ja, das ist dann ein vorläufiger Endpunkt, kann man so sagen. Also dann bitte ich einmal die Brigitte Schweiger auch einzublenden, damit wir sie uns auch wieder einmal vergegenwärtigen. Das war so gegen Ende ihres Lebens, soviel ich weiß. Aber wir können... Was mich auch so erschüttert hat, war, sie hat ja auch diese ganzen Bittbriefe auch schreiben müssen und sie hat ja dann auch dokumentiert, wie schlimm das für sie ist. Also das hat sie ja dann auch aufgelistet. Genau, also das war ihm einfach nötig, also um auch zu überleben. Also das war sicher, ich bin mir sicher, das war durchaus demütigend, aber der Aspekt, um sich da quasi ein paar hundert Euro auch irgendwie zu schnorren sozusagen, ja, das war, und was sie schon auch gemacht hat, also sie hat in dieser Zeit, und das ist ja auch quasi so eine Kunstform, die so ein bisschen aus dem Punk kommt und auch aus diesem Background, wenn man quasi so eine Arme-Kunst macht. Das war, sie hat Collagen verschickt und sie hat dann alle möglichen Personen, namhaften Personen diese Collagen verschickt und so ein bisschen dann gesagt, naja, ich habe dir da einen Kunstwerk geschickt, vielleicht hättest du ja, also es hat schon auch etwas von Tausch gehabt. Und das Zweite ist, sie hat auch immer wieder ihre Bilder, also ihr bilderisches Werk verschenkt. Das kommt auch noch dazu. Verschenkt oder versucht da auch wahrscheinlich auch irgendwie. Genau, verschenkt und dann auch immer wieder versucht, so ein bisschen vielleicht zu lukrieren. Sie ist ja auch erstaunlich offen auch damit umgelassen, also so umgegangen. Also so dieser Text fallen lassen ist ja schonungslos. Und da wendet sie sich wirklich ganz, also da gibt sie ihr Innerstes bloß, wie man so schön sagt. Nein, das ist wirklich so ein, darum habe ich vorhin gesagt, es ist kein eiskalter Text, aber es ist so ein ganz harter Text. Also sie verfährt gegenüber sich selbst und auch quasi ihren bekannten Freundinnen und Freunden, Verstorbenen, wie auch immer, eigentlich auf sehr, ja, auf sehr, also sie durchschaut das Spiel eigentlich auch wieder. Sie kann es nicht, also da sind wir wieder wie beim Salz, sie durchschaut das Spiel, aber sie kann es jetzt eigentlich nicht ändern. Und was mich also so an der Rezeption dieses Buches so ein bisschen gewundert hat, es wurde natürlich auch wieder von vielen Männern rezensiert, so wie der Erstling. Und dann wurde gesagt, so in einer Rezension, so en passant, von dieser Frau ist die Literatur abgefallen. Das ist jetzt quasi alles. Und das kann man, also so kann man das auch eigentlich nicht sehen. Also das nimmt dem Text ja eigentlich auch wieder diese Präzision, die er hat als Text. Und auch diese Schärfe der Erkenntnis, die da auch gibt. Also man verharmlost das dann auch, finde ich, auch immer wieder. Also ich sage jetzt nicht, das ärgert mich, aber ich finde das immer doch, ja, also ein bisschen kurzsichtig. Ja, natürlich. Aber ich möchte jetzt auch noch, weil ich das sehr interessant finde, sprechen zu Ihren Forschungen. Sie forschen ja jetzt auch über Maria Lastnig, was auf den ersten Moment wirklich erstaunt, weil ich wusste auch nicht, Maria Lastnig war so für mich die große Malerin, aber dass sie auch geschrieben hat, war mir eigentlich neu. die auch geschrieben hat, war mir eigentlich neu. Genau, also es gibt bei mir, quasi ohne dass das so ein bisschen beabsichtigt wäre, so ein bisschen einen Schwerpunkt. Also ich forsche sehr gern und sehr oft quasi über Autorinnen und Autoren und auch über diejenigen, die so ein bisschen quasi in den Hintergrund gerückt sind und so ein bisschen vergessen sind. Bei Maria Lassi kann man das jetzt natürlich nicht so sagen, sind und so ein bisschen vergessen sind. Bei Maria Lassi kann man das jetzt natürlich nicht so sagen, aber das ist so ein bisschen geschuldet einem ganz netten Zufall oder so einer Zusammenarbeit. Ich habe im letzten Jahr im Auftrag des Archivs der Zeitgenossen, das der Helmut Neunlinger leitet, einen Band mit herausgeben dürfen mit der Hanna Brandstätter. Der heißt Verschachtelt und Verschlossen. Gefühlserkundungen im Archiv, wo es darum geht, wie diese Hinterlassenschaften, die man ja kennt selber, wenn man mit so etwas zu tun hat, mit Nachlässen, mit Papieren, mit Dokumenten, wie sich die auch irgendwie auswirken auf die Emotionen desjenigen, der die sichten muss im Berufsbild des Archivats oder der Archivarin, was da überhaupt schlummert, ob da vielleicht Nacktbilder auftauchen, wo man dann so ein bisschen peinlich berührt ist, oder eben wieder bei der Schweiger, ob da so diese Schnorrbriefe, sage ich jetzt mal, sind und wie man sich dann auch selbst gegenüber sowas positioniert oder wie man auch vielleicht darüber schreibt. Und im Rahmen dieses Bandes gab es einen sehr schönen Beitrag von der Marlene Himmer, die das Maria Lasnik Archiv betreut, also dieses ganze schriftliche Werk. Und das ist eben am wenigsten, glaube ich, bekannt, dass die Maria Lasnik wirklich auch Literatur produziert hat im Sinne von kürzeren Aphorismen, aber auch wirklich umfangreichen Tagebüchern. Also es gibt so 70 Notizhefte und die warten natürlich auch darauf, dass sie so ein bisschen an die Oberfläche kommen und die Maria Lasnik auch als Autorin positionieren. Und das ist insofern spannend, als die Marlene Himmer und ich eben jetzt diese Ausstellung machen dürfen, die so eine Kooperation ist zwischen dem Literaturhaus Wien und der Maria Lasnik Stiftung und das eben so ein unermesslicher Reichtum ist an Dingen, die da zutage treten. Das reicht von Lasniks Freundschaft mit Friederike Mayröcker, die sich für sie eingesetzt hat im Sinne des Staatspreises, den sie dann erhalten hat, weil die Mayröcker ja schon viel früher den Staatspreis erhalten hat und sich dann in den Jurysitzungen auch wieder gegen die Männer so ein bisschen durchgesetzt hat und die Lasnik da favorisiert hat. Aber auch, also so ein bisschen diese Liebschaften, die die Lasnik und die Kontakte, die die Lasnik gepflegt hat, so zum Beispiel mit dem Michael Guttenbrunner, einem Kärntner-Autor, aber auch mit dem Oswald Wiener, der bekannt ist als einer der zentralen Exponenten der Wiener Gruppe. Und wir haben da versucht, so ein bisschen ein Panorama zu schaffen, aber auch wieder ein bisschen das bildnerische Werk einzubauen. Zum Beispiel, das ist nicht ganz uninteressant, dass sie ja in den 60er Jahren in Paris gelebt hat und dort auch gut befreundet war mit quasi dem Dichter der Nachkriegszeit, mit dem Paul Celan. Also da gibt es so ganz viele Überschneidungen. Und wir haben versucht, das so ein bisschen darzustellen und abzubilden in dieser Ausstellung. Sie hat sich kleine Weisheiten genannt, was ich sehr hübsch finde. Genau, kleine Weisheiten. Ich möchte auch noch thematisieren, Sie haben ja über Wolfgang Kraus, wie ich Anfang schon gesagt habe, dissertiert. Was hat Sie denn an der Person Kraus so interessiert? Ist das so diese Macht, die er damals doch in den 60er Jahren... Also er war schon so ein Zentrum, glaube ich, wo es ganz gut war, wenn man sich als Autorin oder Autor mit ihm ganz gut gestellt hat, um es jetzt einmal ganz salopp zu formulieren. Genau, das war so eine omnipräsente Figur, was mir gar nicht bewusst war. Also meine Generation hat den ja nicht mehr im Fernsehen gesehen. Das war nicht mehr so quasi so eine kanonbildende Macht, die auch immer wieder so ein bisschen angefeindet wurde von der Grazer Autorinnen-Autoren-Versammlung und Federführerin von Franz Schuh, was ich immer ganz witzig finde, weil da gibt es wirklich so publizistische Fäden. Aber das verdankt sich eigentlich einem Zufall, dieses dann doch vermehrte Interesse an Wolfgang Kraus. Also ich habe damals, und das ist wirklich schon lange aus, 2007, 2008, noch bei Wendelin Schmidt-Dengler meine Dissertation begonnen. Und der hat mich auf Wolfgang Kraus irgendwie angesetzt, weil Wendelin Schmidt-Dengler, der hat ja auch das Österreichische Literaturarchiv mitbegründet und quasi auch aktiv gesammelt und der Nachlass von Wolfgang Kraus befand sich eben im Literaturarchiv. Und ich habe dann bearbeitet und bearbeiten dürfen. Und das war eigentlich sehr spannend, das hat mich auch fast zehn Jahre beschäftigt, bis dann diese Dissertation da war, aber auch mit großem Gewinn eigentlich, weil ich da viel auch über die österreichische Literatur nach 1945 und den Betrieb auch gelernt habe. Das heißt, er hat so die 60er Jahre auch sehr mitgeprägt, oder? Genau, er hat natürlich, der Wolfgang Kraus hat insofern die literarische Szene in Wien, aber auch Wien selbst, so wieder so als internationale Literaturhauptstadt überhaupt aufs Tapet gebracht als erster, weil er natürlich mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, die dann ab 1961 da im Palais Palfi in der Herrengasse quasi veranstaltet hat, wirklich einer der ersten Institutionen in Wien war. Wir haben ja dann erst viel später die alte Schmiede 1975, die da die Arbeit aufnimmt. viel später die alte Schmiede 1975, die da die Arbeit aufnimmt. Also er hat wirklich so einen quasi singulären Veranstaltungsort, wo er natürlich auch die Größen seiner Zeit ist. Das ist ganz witzig, wenn man darüber nachdenkt. Aber der Thomas Bernhard hat dort wirklich Frost erstmals präsentiert, im Sinne einer Pressekonferenz. Oder Elias Canetti ist dort erstmals wieder aufgetreten. Genau so Mannes Sperber. Ist er jetzt noch eine recht lebendige Städtin? Genau, es ist nach wie vor eine sehr lebendige und sehr engagierte Institution. Ja, danke. Dann wünsche ich Ihnen alles Gute für Ihre weiteren Forschungen und bedanke mich für den Besuch. Zu Gast war heute der Literaturwissenschaftler Stefan Maurer. Er schreibt an einem Buch an der Freistädter Autorin Brigitte Schweiger, die 1977 mit ihrem Buch Wie kommt das Salz ins Meer? einen sensationellen Erfolg hatte. Wir haben über Brigitte Schweiger gesprochen und auch über vieles mehr, seine Arbeit in der Bibliothek. Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen angenehmen und schönen Tag. Machen Sie es gut.