Der Gallener Kirchner Buchautor Christian Schacherreiter präsentierte gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter des Bruckner-Orchesters Norbert Travöger sein Buch Bruckner stirbt nicht. Auch Norbert Travöger verfasste ein Werk mit dem Titel Bruckner, Journal einer Leidenschaft. einer Leidenschaft. Der Vortragsabend im Kirchschlager Maurerwirt wurde außerdem vom Resonanzquartett, welches an diesem Abend auch noch von den musizierenden Schriftstellern unterstützt wurde, umrahmt. Hören Sie nun einige Ausschnitte daraus. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Bruckners Klavierstück Erinnerung, das wahrscheinlich 1868 für seine Klavierschülerin Alexandrine von Solka in Linz entstanden ist und seine bedeutendste Klavierkomposition darstellt. Die Erinnerung habe ich, und ich glaube, das geht den meisten so, habe ich das erste Mal im Linzer Brucknerhaus gehört, zumindest die ersten beiden Takte, die bis heute als Pausenzeichen für den mittleren Saal, der früher den Namen Stifter-Saal trug, dienen. Ja, einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren, auch von mir. Danke für die Einladung hierher nach Kirchschlag. Norbert Travöger und ich, wir haben, ohne dass wir das voneinander gewusst haben, an unseren Bruckner-Büchern geschrieben und die waren dann da und irgendwer ist irgendwo immer auf die Idee gekommen, uns die gemeinsam präsentieren zu lassen und wir haben das eigentlich sehr reizvoll und schön für uns beide empfunden und wir machen das seither ganz gerne miteinander und dass wir heute auch mit diesem musikalischen Background haben und dass besonders ich als blutiger Laie mit diesen wunderbaren Musikern spielen darf. Meine Damen und Herren, mein Roman Bruckner stirbt nicht. Der hat eine Entstehungsgeschichte. Ich möchte Sie nicht damit langweilen, aber ich wollte natürlich unbedingt einen Roman über Bruckner schreiben, weil so einen gibt es noch nicht. Und ich habe dann gemerkt, dass es relativ schwierig ist, an die Figur Anton Bruckner als Romanschreiber heranzukommen, weil das Innenleben von Anton Bruckner, auf das wir heute auch noch zu sprechen kommen werden, ist für mich zumindest, aber für viele andere auch, merke ich, teilweise etwas schwer nachvollziehbar. Und ich habe dann eine Erzählerfigur dafür gebraucht. Und das ist ein gewisser Jakob Weinberger, der stammt aus Weidhofen an der Ips, ist 1872 geboren worden, ist der Sohn eines Bäckers und musikalisch talentiert und gilt in Weidhofen als Wunderkind. Er selbst weiß allerdings, er sagt es einmal auch selbst, in Weidhofen kann man gut Wunderkind sein. Wieder einmal sitze ich vor meinen chaotischen Notizen fast unleserlich hingefetzt in der Nacht vom 18. zum 19. Dezember 1892, als ich von der Uraufführung nach Hause gekommen war. Noch stand ich unter dem Eindruck des Erlebten. Noch lebte in meinem Kopf und nicht nur im Kopf die Erinnerung an das Gehörte. Für meine Arbeit als Biograf sind diese Aufzeichnungen unbrauchbar, dennoch sind sie mir lieb und wert als Dokument meiner Initiation. Dass mir Kaiser Bruckners Widmung angenommen und den Druck der Partitur finanziert hatte, drehte Raimund ins Lächerliche. Herr Bruckner, der bravste und der wuteste Untertan seiner Majestät. Ist euch etwas aufgefallen? Anwesend war der Kaiser nicht. Denn Druck finanzieren ist halt eine Sache, sich fast zwei Stunden lang dieser Geräuschkulisse auszusetzen, eine andere. Ferdinand, der in Wahrheit beschämend wenig von Musik versteht, grinste zustimmend und reim und fügte hinzu apropos Hosentasche. Was haltet ihr denn von Hosen, die zehn Zentimeter über den Knöcheln ihren Abschluss finden? Ich würde Meister Bruckner empfehlen, vom überlangen Rock etwas abzuschneiden. Seine Hosen könnten das Material dringend brauchen. Ferdinand lachte. Ich schmunzelte unverbindlich mit und hätte mich nicht gewundert, wenn jetzt ein Hahn dreimal gekräht hätte. © transcript Emily Beynon Musik Hier ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 4. September 1824 die Geburt eines Klanggiganten. Anton Bruckner blickt als erstes von elf Kindern, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichen, im Ansfeldner Schulhaus, das Licht der Welt. Er kommt vom Land, das er und das ihn nie verließ, das ist gerade auch beschrieben, selbst als er seine letzten Lebensjahrzehnte kaiserlich und universitär angestellt in der Donaumetropole Wien verbracht hat. Er war ein Sozialaufsteiger. Seine Studenten in Wien, seine Lehrveranstaltungen waren ja gut besucht, an der Universität, weil es war so, unter Studierenden war das so, den Punkt hat der Minister mal erlebt, der soll auch wirklich witzig gewesen sein und was man in Wien natürlich als besonders ulkig empfunden hat, er hat zwar auf Hochdeutsch begonnen, die Vorlesungen sind dann schnell in den oberösterreichischen Dialekt zurückgefallen. Und ich glaube, Bruckner, also das ist meine Vermutung jetzt, ich glaube, er hat dann nicht mehr daran gearbeitet, sich in seinem Habitus wirklich zu verändern in Wien. Er hat sich in dem ganz gut eingerichtet und dass er nur diskriminiert wurde, du weißt es, das stimmt ja nicht. Also der Mann ist ja ein hohen Ehrentan, also wenn er sich die Begräbnisfeierlichkeiten ausmalt, von Barocker wucht und auch sein durchaus selbstbewusster Wunsch, also er muss da unter der Orgel in St. Florian begraben werden, da ist der Leichnam überführt worden von Wienern. Das waren ja, und zwar unter großem Pomp, da scheine Leiche haben die Wiener gehabt, und das war natürlich sehr nett.... © transcript Emily Beynon