Einen schönen guten Abend. Ich darf Sie alle recht herzlich bei unserem dritten Abend unserer Vortragshei 1933-1934 »Wie eine Demokratie stirbt« im Namen des Hauses der Volkshochschule Linz recht herzlich bei uns hier im Haus begrüßen. Wir haben unsere Reihe im Oktober gestartet mit einem groben Überblick über die Jahre 1933, 1934 und auch über die Jahre davor. Da war Stefan Emminger vom Niederösterreichischen Landesarchiv hier zu Gast. Letzten Montag sind wir dann schon ein wenig weiter in die Tiefe gegangen und zwar gemeinsam mit Stefan Benedikt, Irine Bandhauer-Schöffen und Markus Gräser haben wir uns dem Namensstreit über das politische System der Jahre 1933, 1938 gewidmet und in diesem Zuge auch Merkmale dieser Zeit, Charakteristika dieser Zeit herausgearbeitet und darüber diskutiert, ob es sich in dieser Zeit um einen Faschismus oder um eine Diktatur gehandelt hat. Heute gehen wir einen Schritt in die Gegenwart. 1933, 1934 in der Erinnerungskultur heißt das Thema heute und ich freue mich recht herzlich, dass wir dazu Frau Universitätsprofessorin Doktorin Lucille Dreidemir bei uns begrüßen dürfen. Herzlich willkommen im Wissensturm. Herzlich willkommen darf ich auch Herrn Universitätsprofessor Dr. Markus Gräser heißen, er ist Institutsvorstand am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Johannes Kepler Universität Wien und er wird heute als Moderator durch den Abend führen. Herzlich willkommen. Ein Linz. Entschuldigung, ein Linz. Ist immer noch ein Linzer. Die Reihe, wie die meisten schon wissen, ist eine Kooperation, eine langjährige Kooperation eigentlich. Das ist der Geschichtsschwerpunkt, die wir im Herbst der Johannes-Kepler-Universität und zwar der beiden Geschichteinstitute, dem Institut für Wirtschaft, Sozial- und Umweltgeschichte und dem Institut für Neue Geschichte und Zeitgeschichte, der Johannes-Kepler-Universität und eben der Volkshochschule Linz. Mein Name ist Katja Fischer, ich bin hier im Haus für die Konzeption und Durchführung der Veranstaltungen im gesellschaftspolitischen Bereich verantwortlich. Ganz zum Schluss noch, DorfTV wird heute wieder aufzeichnen. Für alle, die es interessiert, die beiden Vorträge der letzten Abende sind bereits verfügbar. Der erste als Audiospur auf der Webseite der Volkshochschule Linz, der zweite als Videospur auf Seite im Wissensturm Channel von DorfTV. Also es kann alles nachgesehen werden. Ich darf Ihnen allen nun einen interessanten Abend wünschen. Ich bedanke mich für Ihr Kommen und Ihr Interesse und ich übergebe das Wort an Markus Gräser. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich auch sehr, Sie alle begrüßen zu können zum nunmehr dritten Abend in unserer Veranstaltungsreihe, die sich mit den Ereignissen 1933, 1934 und der Erinnerung daran beschäftigt. Und ich freue mich ganz besonders natürlich, Lucille Dreidemi hier in Linz begrüßen zu können und Ihnen vorstellen zu dürfen. Lucille Dreidemi ist Historikerin und Germanistin, hat in Wien und in Straßburg studiert und 2012 an der Uni Wien ihre Promotion abgeschlossen. Es folgten dann, man könnte sagen, die akademischen Lehr- und Wanderjahre, die in unserer Generation und wahrscheinlich auch in der nächsten Generation so üblich sind. In ihrem Falle sehr klangvolle Namen, University of Chicago und Harvard University, sind Orte, an denen sie geforscht und gearbeitet hat. Und in diesem Jahr hat sie an der Universität Wien dann auch ihre Habilitationsschrift abgeschlossen. Ambitionen hat auf eine Professur, dann muss man, wie amerikanische Kollegen immer sagen, nochmal eine Dissertation schreiben, also ein zweites Buch. Und das Thema dieses zweiten Buches ist das Wiener Institut für Entwicklungsfragen als Drehscheibe für den sozialdemokratischen Nord-Süd-Dialog seit den 70er Jahren. Und seit 1. Oktober ist Lucille Dreidemi auf der Professur für österreichische Zeitgeschichte seit 1918 im internationalen Kontext, so heißt die Denomination dieser Professur. Und dafür ist sie natürlich mit den Arbeiten, die sie vorgelegt hat, prädestiniert. Eingeladen haben wir sie aber, wenn ich ehrlich sein darf, weniger wegen des zweiten Buches, sondern wegen des ersten Buches, wegen dieser Dissertation auch ein Buch entstanden, das im Untertitel heißt eine Biografie des Posthumen. Das heißt, sie beschäftigt sich in dieser Arbeit nicht mit der Realgeschichte Dollfuß bis zu seiner Ermordung, sondern es ist ein Buch, das sich mit dem Weiterleben, mit dem Mythos, mit der Instrumentalisierung, mit der Nutzung der Person Dollfuß im weiteren Verlauf der österreichischen Geschichte bis in die Gegenwart beschäftigt. Es ist, das kann man so sagen, ein Buch, das hohe Aufmerksamkeit bekommen hat. Ich würde sagen, mehr Aufmerksamkeit als üblicherweise einem Dissertationsbuch zukommt. Und das hängt mit der Qualität der Arbeit zusammen. Es hängt aber auch damit zusammen, dass die Thematik Dollfuß natürlich in Österreich immer noch eine ist, die, wie soll man sagen, nicht gänzlich erkaltet ist und deshalb nach wie vor Kontroversen auslöst, mit denen wir uns heute Abend ja auch beschäftigen wollen. Tatsächlich ist es auch so, das muss man sagen, dass es nach wie vor keine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Biografie über Dollfuß gibt. Wir haben in vielen Bereichen eigentlich eine biografische Wüste. Das Genre der Biografie ist für Universitätshistorikerinnen nicht mehr so populär gewesen und deswegen fehlen uns eigentlich klassische Studien. Umso besser ist es, wenn man dann aber ein Buch hat, das sich mit dem Posthumenleben beschäftigt und das hat Lucille Dreidemi uns vorgelegt. Ich freue mich, dass sie uns heute über die Erinnerungskultur an das Jahr 1933-34 einen Vortrag halten wird. Sie kennen alle schon das Format. Es gibt zunächst diesen Vortrag und dann gibt es die Gelegenheit, darüber auch zu diskutieren, Fragen zu stellen, Kommentare zu machen. Wir haben in aller Regel ausreichend Zeit dafür. Mein Dank an dieser Stelle gilt Katja Fischer für die gute Kooperation in der Fortsetzung unserer Tradition einer herbstlichen Vortragsreihe. Und mein Dank gilt auch meinem Kollegen Ernst Langthaler. Wir beide sind ja an der JKU im Grunde immer hier ein Tandem, wenn es um diese Dinge und auch wenn es um andere Dinge geht. Insofern wünsche ich uns allen jetzt einen spannenden Vortrag und viel Aufmerksamkeit. Vielen Dank für die Einladung und für die sehr freundliche Einführung. Ich freue mich sehr, hier zu sein. Wie schon vorhin erwähnt, ich war schon mal da vor einigen Jahren. Vielleicht haben wir uns schon gesehen. Ich hoffe, ich werde nicht zu viel wiederholen. Es war damals sehr, sehr weit oben im letzten Stock. viele wiederholen. Es war damals sehr, sehr weit oben im letzten Stock. Also ich freue mich, zu diesem Thema zu sprechen, das mich schon doch seit einigen Jahren begleitet. Zwar aus der Perspektive des Dollfuß-Mythos, aber wie ich vorhin dem Kollegen Markus Gräser gesagt habe, wir können ja bis heute schwer über 1933, 1934 in der Erinnerungskultur sprechen, ohne es mit der Hartnäckigkeit und den langen Spuren dieses Mythos rund um Dollfuss zu tun. Und so hat es sich sozusagen angeboten, mit einem sehr gegenwärtigen Thema, also Anlass zu beginnen. Sie haben vielleicht verfolgt, also es gab eigentlich zwei Anlässe, die ich als Start sozusagen wählen wollte für diesen Vortrag. Und der erste hat sich angeboten im Rahmen der Wahlkampagne im Zuge der Nationalratswahlen. Sie haben vielleicht verfolgt, dass es zu einer ziemlichen Empörung gekommen ist, wie an einem frühen Morgen in Graz viele Plakate in der Stadt, Plakate der ÖVP, ersetzt worden waren durch diese sehr professionell, muss man sagen, professionell gestaltete Ersetzungen sozusagen, ÖVP-Plakate mit dieser Gegenüberstellung Karl Nehammer und wie weit könnte sie gehen, wenn es um politische Allianzen geht. könnte, wieder 32, 33 zusammen mit der faschistischen Heimwehr, diesmal in der Gegenwart mit der rechtsextremen FPÖ zu gehen. Das ist der eine Anlass, der uns, glaube ich, immer beschäftigt, wenn wir uns mit dieser Frage der Erinnerungskultur, das ist die Frage des Umgangs der jeweiligen Parteien und hier in erster Linie der konservativen Partei ÖVP mit der eigenen Vergangenheit. Die zweite, glaube ich, entscheidende Dimension, die wir behandeln müssen, wenn wir uns mit der Frage der Erinnerungskultur an 1933-1934 befassen, ist die Frage der langen, langwiegerigen Spuren eines anderen Phänomens, und zwar eines Phänomens namens Koalitionsgeschichtsschreibung. Und hier vielleicht dazu auch eine Anekdote, die mir begegnet ist. Letzte Woche, als ich anfing, viele Ideen zu sammeln für diesen Vortrag, am 26. Oktober, also vor zwei Wochen, hörte ich im Radio Ö1 einen kurzen Bericht über eine neue CD-Sammlung, wo Heinz Fischer die Geschichte erzählt. Geschichte der Ersten Republik. Seit von 1918 bis 1938. Und in diesem Kurzbericht ging es darum, wie zum Beispiel im Jahr 1933 das Parlament marginalisiert worden sei und wie 1938 Hitler der Ersten Republik den Todesstoß gegeben habe. Und das fand ich 90 Jahre nach dem Jahr 1934, 90 Jahre nach der Etablierung der Mai-Verfassung, wo tatsächlich der Ersten Republik den Todesstoß gegeben wurde, eine sehr bedenkliche Realität, die uns dazu bringt, wo ich mich zurückkatapultiert fühlte im öffentlichen Erinnerungsdiskurs der 60er Jahre, würde ich sagen. Und das ist, glaube ich, dieses zweite Element. Erste Frage, Umgang der Großparteien mit ihrer Vergangenheit. Und zweite Frage, die Rückkehr zu und die langen Spuren der sogenannten Koalitionsgeschichtsschreibung. Was ist diese Koalitionsgeschichtsschreibung. Was ist diese Koalitionsgeschichtsschreibung? Es ist etwas, das eng verbunden ist mit der politischen Geschichte der unmittelbaren Nachkriegszeit, die sehr spezifisch für Österreich ist oder für Länder, in denen es davor zu einem Bürgerkrieg gekommen war und wo danach die ehemaligen Bürgerkriegskontrahenten auf einmal zusammen in einer Koalition sitzen. Das war also ein vollkommen neuer politischer Kontext. Die ehemaligen Feinde saßen Seite an Seite in den Reihen der Regierung. Und um diese politische Wende zu legitimieren gegenüber der Alliierten, Wände zu legitimieren gegenüber der Alliierten, aber auch gegenüber der eigenen Wählerschaft, mussten sie sich auf ein kompatibles Gedächtnis einigen, auf ein offizielles Geschichtsbild, das für beide passen konnte. Und das ist der Grund, warum in dieser Zeit gewisse Narrative von so großer Bedeutung wurden. Das Erste war diese Konsens, also diese Einigung rund um diese Geschichte, dass Österreich in erster Linie erstes Opfer des Nationalsozialismus gewesen sei. Ein zweiter wichtiger Topos dieser Koalitionsgeschichtsschreibung war die Idee, dass die ehemaligen Kontrahenten zusammengefunden hätten in den KZ. Das ist dieser sogenannte Geist der Lagerstraße. Die dritte sehr wichtige Dimension dieser Koalitionsgeschichtsschreibung war die sogenannte Drei-Lager-Theorie. Das heißt, das ist eine Theorie, die von dem Historiker Adam Wadruschka in den 50er-Jahren geprägt wurde und die besagt, dass seit der Monarchie es in Österreich so drei politische, parallel laufende Bewegungen gegeben hätte. Die deutschnationalen, die christlich-sozialen, die sozialdemokraten. Und aus dieser drei parallel laufenden Bewegungen wären die drei großen politischen Lager entstanden. Und somit, damit schwang die Idee, dass es keine Verflechtungen zwischen diesen Bewegungen gegeben hätte. Und über diese Drei-Lager-Theorie wurde sehr, sehr lang in der Geschichtsschreibung die Realität außer Betracht gelassen, dass es in erster Linie zwischen den christlich-sozialen und den deutschnationalen in der Ersten Republik und dann in den 30er Jahren sehr wohl sehr enge Verflechtungen gegeben hätte. Das war ein wichtiger Punkt. Und der dritte Punkt, der sehr wichtig war für diese Koalitionsschreibung, war die sogenannte Theorie der geteilten Schuld. Also die Annahme, das Narrativ, dass beide Großparteien, Sozialdemokratie und Christlich-Soziale, gleichmäßig einen gleichen Anteil an Verantwortung für den vermeintlichen Zusammenbruch oder für das vermeintliche Sterben der Ersten Republik tragen würden. Dolfus, der in diesem Umfeld sehr umstritten war, weil er Opfer der Nazis, aber gleichzeitig Vater dieser Diktatur war, wurde im Zuge dieser Koalitionsgeschichtsschreibung zu einer Tabufigur. Die Geschichtstreibung, die hatte wesentliche politische Folgen, kurzfristig und längerfristig. Die erste war, dass es zu keinerlei juristischen Folgen für die ehemaligen Träger des Systems kam. Ich gebe hier ein Beispiel, zum Beispiel Julius Raab hier, also ein Bundeskanzler zwischen 1953 und 1961, Hier, also ein Bundeskanzler zwischen 1953 und 1961, war in den 30er Jahren christlich-sozialen Nationalratsabgeordneter und Leiter der Niederösterreichischen Heimwehr mit einer ganz klassischen faschistischen Programmatik. Wir wollen Österreich von Grund aus erneuern. Wir wollen nach der Macht im Staate greifen. Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat. Wir wollen an seiner Stelle die Selbstverwaltung der Stände setzen und eine starke Staatsführung. Wir kämpfen gegen die Zersetzung unseres Volkes durch den marxistischen Klassenkampf und gegen die liberal-kapitalistische Wirtschaftsgestaltung. Und wichtig ist, zu erinnern, dass nicht nur er, sondern alle ÖVP-Bundeskanzler bis 1970 ehemalige hochrangige Funktionäre des austrofaschistischen Regimes waren. Also was sich abspielte rund um diese Koalitionsgeschichtsschreibung, war sozusagen eine Kombination aus Amnestie und Amnesie oder sozusagen Amnestie durch Amnesie. durch Amnesie. Dieser Grundkonsens, diese Koalitionsgeschichtsschreibung war aber nicht in der Lage, den latenten Antagonismus, der immer noch herrscht, sozusagen der latente Bürgerkrieg zwischen diesen großen Parteien zu überwinden. Und so merken wir, wenn wir uns mit den Quellen befassen, merken wir, dass innerhalb der Großparteien antagonistische Geschichtsbilder sehr wohl weiter tradiert wurden. Umso mehr und umso härter, weil es nie die Möglichkeit einer öffentlichen Austragung dieses Geschichtsbildes, dieses Konflikts gegeben hatte. Diese geschichtspolitischen Konfrontationen fokussierten sehr stark von Anfang an auf die Figur Dolfus, Gründungsfigur des Regimes, Hauptverantwortliche für die blutige Niederschlagung der Februarkämpfe. Und somit wurde Dolfus zu einer ganz zentralen Projektionsfläche beider Parteien. Für die eine positive Projektionsfläche, Widerstandskämpfer, Märtyrer, Kanzler, für erstes Opfer des Nationalsozialismus und für die anderen eine negative Projektionsfläche, die genauso wichtig für das Geschichtsverständnis, für das historische Bewusstsein und somit auch für die Identität innerhalb der Sozialdemokratie und innerhalb der kommunistischen Partei. Also das ist und das sind die Grundlagen eines Mythos, dass von beiden Seiten diese Geschichtsdiskurs über die 30er Jahre, viele andere zentrale Figuren in erster Linie, Kurt Schuschnigg, weitgehend außer Acht gelassen wurden. Und dass auch die Jahre nach 1934 auch weitgehend außer Acht gelassen wurden. Habe ich schon gesagt? Genau. Vielleicht zu diesem Bild, das gehört, ich muss da kurz von dieser sehr intensiven Lichter. Sie haben da dieses Bild, das Bild ist bekannt, also vielleicht eine, diese zentralen Momente für diese Politik des geschichtspolitischen Konsens, der Konsenssuche, der Versöhnung, dieser Handschlag am Grab der Februar-Opfer, nicht Kämpfer, weil Opfer, aber auch die Exekutive mitgedacht wurde im Jahr 1964, ist ein wesentlicher Moment dieser Koalitionsgeschichtsschreibung. Ich glaube, dass dieser Teil der Geschichte schon gut aufgearbeitet ist. Was ich im Rahmen meiner Forschung sehr spannend fand und doch eher untererforscht, unterbeleuchtet war, zu sehen, wie dieser Kompromissgeist, wie diese Koalitionsgeschichtsschreibung auch nach dem Ende der Großen Koalition einen weiteren Widerhall fand. Wie dieser Kompromissgeist weiter lebte. Und das, finde ich, ist absolut beachtlich oder bemerkenswert in der Phase der Alleinregierung Kreisky in den 70er Jahren. Ein paar Beispiele dafür. Zunächst, weil Sie sehen diese Reihe an Veröffentlichungen. Sie verweisen auf die Arbeiten der sogenannten Wissenschaftlichen Kommission des Theodor-Körner-Stiftungsfonds, ÖGB-nahen, und des Leopold-Kunschak-Preises, ÖVP-nahen. Das ist eine wissenschaftliche Kommission, die von Bruno Kreisky als Bundeskanzler initiiert wurde, aber auch vom ersten Nationalratspräsident der ÖVP, Alfred Maleta. Eine Kommission, die in einem großkoalitionären Geist gegründet und strukturiert war und die das Ziel verfolgte, Zitat, Verständnis für die Gegner von gestern und Partner von heute zu gewinnen. Das ist ein Beispiel, wo man merkt, dass Bruno Kreisky, dass es für ihn sehr wichtig war, diese Versöhnung weiter zu suchen. Ein anderes Beispiel, das für mich wirklich verblüffend war in meinen Forschungen, war sein Umgang mit der Dollfußmesse, die jährlich im Bundeskanzleramt stattfand. Diese Dollfußmesse war 1967 vom vorigen Bundeskanzler Josef Klaus etabliert worden und Bruno Kreisky, wie Sie wissen, ein ehemaliger Bundeskanzler Josef Klaus etabliert worden. Und Bruno Kreisky, wie Sie wissen, ein ehemaliger Opfer des Regimes, des austrofaschistischen Regimes, der verhaftet, gefangen gehalten worden war. Er, von ihm hätten wir erwarten können, dass er eine solche Gedenkmaßnahme sofort verurteilen und unterbrechen würde. Aber nein, ganz im Gegenteil, beschloss er, diese jährliche Messe für Dollfuß im Bundeskanzleramt weiter geschehen zu lassen, nach dem Motto, der Tote ist uns kein Feind mehr. Also man merkt, dass in seiner Art und Weise, es war auch sehr viel pragmatisches, strategisches Kalkül dabei. Bruno Kreisky wollte ja als Kanzler der Mitte erscheinen und versuchte damit auch, emanzipierte Kräfte innerhalb der ÖVP an sich zu ziehen, um sozusagen ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Aber da Kreisky selbst ein Opfer des Regimes diese Messe nicht infrage stellte, wurde sie nachher von den für Dolfus im Bundeskanzleramt, endlich mal gestopft wurde. Also das ist, finde ich, eine weitere interessante Komponente. Zurück zu dieser Kommission. Man muss schon sagen, trotz dieses großkoalitionären Geistes der Körner-Kunschak-Kommission war ein zentrales Ereignis dieser Phase die Dekonstruktion der sogenannten These der geteilten Schuld. Die 70er Jahre können wirklich damit assoziiert werden, dass da ein wesentlicher Schritt nach vorne gesetzt wurde. Man merkt auch, dass diese Kommission sehr bemüht war, politische Kontroversen zu vermeiden und auch hier insbesondere die Debatte rund um die Charakterisierung des Regimes. Auch interessant für die 70er Jahre im Hinblick auf die Erinnerungskultur ist zu sehen, dass dieser Geist des großkoalitionären Kompromisses auch den Bereich der Kulturpolitik prägte, wo anders als von der jungen Künstler, Künstlerinnen-Generation erhofft, noch wirklich alte Strukturen, konservative Netzwerke operierten und daher viele Künstler, Künstlerinnen, Filmemacher, Filmemacherinnen extrem enttäuscht von dieser Stagnation sozusagen im kulturpolitischen Bereich, auch unter einer Regierung wie der einer sozialistischen Regierung enttäuscht waren und daher sehr brutal, sehr radikal sozusagen gegen diese alten Strukturen, gegen diese hegemoniale, konservative Geschichtsbilder losgehen wollten. Das Ergebnis sind einige große Skandale, die Sie vielleicht kennen, die Fernsehserie Alpensaga zunächst und kurze Zeit danach, also das war 1976 und 1977 wurde dann im ORF dieser Film Staatsoperette ausgestrahlt. Dieser Film gilt bis heute als größter Skandal der Film- und Mediengeschichte in Österreich, wurde nach diesem einen Mal nie wieder bis heute im ORF ausgestrahlt. Es ist ein Film, in dem Franz Nowotny sich mit der Radikalisierung der Christi Sozialen befasste, sehr stark mit der Figur Seipel, mit der Macht des politischen Katholizismus und der katholischen Kirche, mit dem Kampf gegen die Linke, mit der Zerstörung des Parlamentarismus und mit dem Beginn des Dollfußkultes, sowie mit der direkten Anlehnung an den Faschismus in Italien befassten. All das war eine Bombe in der kulturpolitischen Szene sozusagen der 70er Jahre und trug gemeinsam mit vielen Fortschrissen im Bereich der Wissenschaft mit dazu bei, dass gegen Ende der 70er Jahre diese Idee der Koalitionsgeschichtsschreibung wesentlich, also wirklich mehr und mehr infrage gestellt wurde. Der Höhepunkt dieser kritischen Auseinandersetzungen mit dieser Zeit, also weg von der Koalitionsgeschichtsschreibung, können mit diesem 50-Jahre-Gedenkfeiern rund um das Jahr 1983, 1984 situiert werden. Da erscheint zum ersten Mal dieses Referenten, das Werk von, die Arbeiten von Emmerich Thalos rund um diesen Begriff Austrofaschismus, ein Werk, das mit Variationen immer wieder bis heute wiederverlegt wurde. Und auch im öffentlichen Bereich trugen auch Ausstellungen wie diese Ausstellung »Die Kälte des Februars« mit dazu bei, das Thema kritisch in die Öffentlichkeit zu bringen. Nach diesem Höhepunkt rund um die Jahre 83, 34 flaute rasch, ziemlich bald das das Interesse für die Jahre 1933, 1934 wieder ab. Warum? Das hatte in erster Linie mit einem weiteren mega geschichtspolitischen Skandal der 80er Jahre zu tun, mit der Waldheim-Affäre und dem sogenannten Bedenkjahr 1988. Im Zuge dieser Waldheim-Affäre, das ist wohl bekannt, wurde die These von Österreich als erstes Opfer des Nationalso auf die Jahre 1933, 1934 bezogen hatte, bezog sich nunmehr auf den Nationalsozialismus und den Anschluss. und des Bedenkjahres 1988 stark infrage gestellt, aber sie wurde nicht ganz gelöscht. Sie wurde eher, vor allem in der konservativen Geschichtsschreibung, umgeschrieben, verwandelt in eine sozusagen Opfer- und Widerstandsthese. Und mit dieser neuen, umverwandelten These von Österreich als Opfer und Widerstand, da öffnete sich eine Tür für eine Wiederbelebung der These von Dollfuß, also es war eine Tür, die sich öffnete für die konservative Geschichtsschreibung, um Dollfuß erneut oder mehr als zuvor als Widerstandskämpfer und er als erstes Opfer, Träger und Verkörperung des österreichischen Staatswiderstandes zu präsentieren. Einen wesentlichen Einfluss auf diesen Diskurs hatte ein in München lebender Österreicher, also er hat sich immer Auslandsösterreicher genannt, er ist eigentlich Deutscher, namens eigentlich ein Südostasien-Spezialist, Politikwissenschaftler, der aber Anfang der 80er Jahre begann, sich mit dem Dolfus-Schuschnig-Regime zu befassen. Vor allem aus dieser alleinigen Perspektive des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Sie sehen hier seine Werke aus den 80er Jahren im Englischen mit der Todenmaske von Dollfuß, schon das eine ganz starke Aussage. 2003, im Zuge dessen übrigens Gottfried Karl Kindermann das große goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich vom Parlamentspräsident Andreas Kohl verliehen bekam. Und diese Schiene, die sich da geöffnet hatte, nutzte das konservative Diskurs sehr stark rund um diese Figur des Opfers. Und das sieht man auch mit der Biografie von Dollfuss' Tochter, Eva Dollfuss, die auf Empfehlung des Verlags diesen Titel erhielt, Mein Vater, Hitlers erstes Opfer. Gottfried Karl Kildermann ist eine sehr wichtige Figur, weil er wirklich den Konservativen eine neuete zu einer Renaissance, zu einem Rückkehr der Debatte über die diktatorische Wende 1933, 1934, in dem viele Stimmen Parallelen, so wie ich es vorhin meinte mit der gegenwärtigen Situation, zwischen der neuen Koalition, also ÖVP und FPÖ, und der damaligen Koalition zwischen Dollfuß, Christlich-Sozialen und der faschistischen Heimwehr ab 1932. Bei einer Kunstgebung am Wiener Heldenplatz machte zum Beispiel HC Atman diesen Vergleich und sprach von einem frischfröhlichen Austrofaschismus in pseudodemokratischem Habitus. Es kam nicht zu einem Rückkehr des Austrofaschismus, aber die Ära Schüssel ist trotzdem wesentlich mit einer Wiederbelegung, wesentlich mit einer Wiederbelebung, also ganz klaren Wiederbelebung der Opferthese verbunden, die ja infrage gestellt worden war seit den 80er Jahren. Und diese Wiederbelebung der Opferthese drückte sich auch durch eine Wiederbelebung des Dollfußkultes auf verschiedenen Ebenen. Aber dennoch beobachten wir ab den 2000er Jahren, dass in erster Linie innerhalb der ÖVP die Grundlage für die bisherige Legitimation des Regimes immer mehr bröckelte. Und das merken wir an einigen Stellungnahmen von großen Vertretern der Partei. Zum Beispiel Andreas Kohl, Parlamentspräsident, drückte es sehr klar 2003, also anlässlich des Gedenkjahres der Parlamentsausschaltung, und sprach von einem Staatsstreich 1933 und von einem autoritären Regime, das sich auf eine juristische Notlüge gestützt habe. Er blieb bei dieser Meinung. 2005 ging er noch einen Schritt weiter, also vielleicht noch 2003. Mit dieser Aussage von Andreas Kohl 2003 können wir sagen, dass zum ersten Mal 2003 wir einen parteiübergreifenden Konsens erreicht haben über die Parlamentsausschaltung des Jahres 1933. Das ist wirklich da ein Turning Point, können wir sagen, in der Geschichtsschreibung. Andreas Kohl bleibt bei diesen sehr doch gewagten Schritten in der Interpretation in der Partei. 2005 sagt er, Dollfuß war in dem, was er nach der Ausschaltung des Parlaments tat, kein Demokrat. Er ist durch einen Putsch an die Macht gekommen und das war eine Diktatur. Und dennoch war für Andreas Kohl sowie für auch andere Granden in der Partei klar, dass es zu einer Ehrensache geworden war, Dollfuß weiter zu unterstützen und das zum Beispiel dabei zu bleiben, dass es dieses Bild, das doch viele von der Gegenseite kritisiert, also das Dollfuß-Bild im Parlamentsklub der ÖVP, dass dieses Bild bestehen bleiben sollte. Und er bezeichnete es immer als Mahnmal für die Demokratie, dieses Bild zu bewahren. Aber ich finde, diese Erklärung, die er gab, die ist so unglaublich aussagekräftig, weil so widersprüchlich, weil er sagte 2014, Engelbert Dollfuss bleibt ein Säulenheiliger der Partei, aber eine Verherrlichung bedeutet sein Bild nicht. aber eine Verherrlichung bedeutet sein Bild nicht. Da die wissenschaftlichen Fortschritte immer prägender wurden und nicht mehr zu übersehen waren, wurden ab 2010 einige wesentliche Fortschritte erreicht. Zunächst, das habe ich schon erwähnt, nach einem Medienskandal wurde 2010 die seit 1967 jährlich stattfindende Dollfußmesse im Bundeskanzleramt letztlich abgeschafft. 2011, ein Jahr später, wurde ein Rehabilitierungsgesetz für die Opfer der Repression 1933 bis 1938 verabschiedet. Seitdem können Nachkommen von Betroffenen mit Ausnahme von Nationalsozialisten eine Tilgung von Urteilen und eine Rehabilitierung ihrer Vorfahren beantragen. Dieser Schritt war die Folge eines offenen Briefes, unterstützt und unterzeichnet von um die 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die für eine Rehabilitierung, aber auch für eine stärkere öffentliche Würdigung der Februarkämpfer und Kämpferinnen von 34 sich einsetzten. Dieses Gesetz brachte auch einige Diskussionen mit sich. Es war keine generelle Rehabilitierung, weil eine ganze Reihe von Verfolgungsmaßnahmen ausgenommen, ausgeklammert blieben, namentlich alle Verwaltungsstrafen abseits der Lagerhaft, aber auch Ausbürgerungen und alle möglichen Arten von Geldstrafen. Also es war trotzdem ein sehr wichtiger Schritt, aber es war wieder ein Schritt mit seinen Grenzen, weil auch zum Beispiel die Debatte um die Charakterisierung des Herrschaftssystems ganz klar vermieden wurde. immer mehr ihren geschichtspolitischen Diskurs. Unter anderem, was dieses Bild im Parlament hing. Sie sehen, 2017 wurde es abgehängt, aber die Schritte davor, die sind auch trotzdem erwähnenswert. Zunächst war der eine Schritt ab 2011 zu sagen, wir müssen das Bild behalten, weil sonst würden wir einen Teil unserer Geschichte weglöschen. Es wäre Geschichtstilgung, wenn wir das Bild runternehmen würden. Außerdem ist es so, dass Dollfuß Licht- und Schattenseiten hat, so wie viele historische Persönlichkeiten. Also es wurde mit beiden Elementen, also er habe seine Legitimität, weil er habe Gutes auch gemacht und gleichzeitig, man solle ja Bilder nicht runternehmen, weil das würde bedeuten, sich nicht zu der eigenen Geschichte zu stellen. Ein kluger Weg, das zu rechtfertigen, könnte man sagen. Aber somit kam zuerst eine Erklärungsplakette unterhalb des Bildes, bis dann im Zuge der Restaurationsarbeiten im Parlament das Bild dann endgültig entfernt wurde. Seitdem ist dieses Bild im Depot des Hauses der Geschichte Niederösterreichs sowie ein ganzer Bestand an Exponaten aus einem kürzlich zugesperrten Dollfußmuseum, zu dem ich natürlich zu sprechen kommen möchte. Sie haben vielleicht mitbekommen, was da vor einiger Zeit und jetzt vor kurzem passiert ist. Die Geschichte dieses Museums für Dollfuß fängt, das mag erstaunlich wirken, 1998 an. erstaunlich wirken, 1998 an. Aber beginnen wir 2021. Das ist da wieder der Moment, wo der Skandal richtig öffentlich wurde, in dem Moment, wo Gerhard Kahner, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Texingtal, Geburtsgemeinde von Engelbert Dollfuß, zum Innenminister ernannt wurde, kam es zu einem großen Medienskandal darüber, weil zum ersten Mal thematisiert wurde, auch sehr stark über soziale Medien, dass in der Gemeinde von Gerhard Karner dieses Dollfuß-Museum existierte. Errichtet wurde eben dieses Museum 1998 mit öffentlichen Subventionen des Bundesministeriums für Kunst und Kultur übrigens. Und das Interessante war an diesem Museum, dass es, es nannte sich Museum, aber es nannte sich von Anfang an ein Museum zur Ehre Dolfus. Es war sozusagen eigentlich eine Gedenkstätte über den Umweg eines Museums. Im Zuge dieses medialen Aufsehens wurde eine Aufarbeitung des Museums geplant, an der der Kollege Langthaler und ich teilnehmen durften. Das wäre vielleicht ein paar Bilder von dem Museum vor den Überarbeitungen. Sie sehen hier diese bekannte Plakette, also rechts vor dem Eingang, Geburtshaus unseres großen Bundeskanzlers und der Erneuerer aus Österreich, Dr. Engelbert Dollfuß. Und Sie sehen hier den ehemalige Museumsleiter Karl Frank, mit dem ich im Zuge meiner Dissertation oft was zu tun hatte. Ein ehemaliger Bankangestellter, der in seiner Pension von den Kollegen aus dem Dorf dazu ermutigt wurde, Museumsdirektor zu werden und der voller Begeisterung dieses kleinen Museumsbetrieb. voller Begeisterung dieses kleinen Museums betrieb. Im Zuge dieser Überarbeitungen haben ein wunderbares Kuratoriumtrio und ein absolut avantgardistisches Konzept entwickelt. Das Konzept hieß Raum schaffen und zielte darauf, sozusagen ein konstruktives Auflösung dieses Museums in die Wege zu leiten. Es bedeutete innerhalb der nächsten Jahre, also angefangen dieses Jahr, wenn es soweit gekommen wäre, und bis 1928 die Räumlichkeiten und diese Ausstellung herzunehmen und sich zu fragen, wo kommen die Exponate her? Wer hat sie beigesteuert? Wo sollten sie vielleicht eher hingehen? In welches Museum sollte sie vielleicht eher übernehmen? Und somit diese Räumlichkeit, Raum für Räumlichkeit für Räumlichkeit zu leeren, bis am Ende das Museum und dieses Geburtshaus wieder leer stand. Soweit ist es nicht gekommen, weil so avantgardistisch und so fein dieses Konzept auch gedacht war. viele Personen aus dem Umkreis der Familie Dollfuß, der Verwandten, aber auch aus dem Umkreis der ÖVP nicht. Und so wurde, bevor wir die Überarbeitungen beginnen konnten, das Museum von ihrer Seite selbst gelehrt. Also Ironie der Geschichte, das sind diejenigen, die das Museum initiiert hatten in den 90er Jahren, waren die, die bevor wir zu dieser Diskussion überhaupt kommen konnten, weil das Projekt sehr stark partizipativ mit der lokalen Bevölkerung gedacht war, das waren sie, die dann sehr schnell innerhalb dieses diskursiven und reflexiven Prozesses bestand darin, Plakate zu platzieren mit Fragen. Welche Assoziierungen weckt diese Inschrift? Du bist für uns nicht tot. Oder warum diese Uniform in dieser Art der Ausstellung? sehr stark gegen diese, die Auseinandersetzung war ein großes Problem. Und Sie sehen hier ein wirklich aussagenkräftiges Zitat von Verwandten von Dollfuß Nachfahren aus dem Dorf. Die meinten, würde der Eindruck, also sie sagten, wir sind einverstanden für Diskussion, aber würde der Eindruck vermittelt werden, dass Dollfuß ein Diktator war, dann wäre eine Grenze überschritten, denn das war es nicht. So kam es nicht zu dieser angedachten Überarbeitung. Das Museum ist jetzt zu und die Exponate sind im Depot dieses Landesmuseums. Es führt mich zu der Frage, was wir sonst mit den Überresten des Diktaturenkults tun sollten. Es gibt andere Denkmäler, die an die Zeit, also an die Diktatur erinnern. Im Summe meiner Forschung habe ich mich auf diese konzentriert. Entschuldigung, wenn vielleicht der Blick daher sehr dollfußzentriert ist. Aber das sind die, die uns viele Fragen stellen. Sie sehen, sie sind sehr oft im kirchlichen Kontext zu finden. Sie sind aber auch oft in Relation mit Ersten-Weltkrieg-Denkmäler zu finden oder in Gemeinden zu finden, wo Dollfuß Ehrenbürger war und oft noch ist. Eine Zeit lang hat es eine Tendenz gegeben, diese bestehenden Denkmäler nicht zu entfernen, sondern umzuggedächtniskirche im Wien-Fünfhaus. Sie sehen, diese Plakette wurde da hinzugefügt. Seitdem haben sie eine andere Lösung gefunden und haben diese ganze große Tafel mit einer anderen überdeckt. Hier ist es, nicht weit von hier, können Sie danach vielleicht sehen, es ist bei einem, ich habe es nicht mehr so ganz notiert für Sie, auf den Türflügeln des nördlichen Portals des Mariendoms scheinbar, findet sich diese, seit 1935, diese Inschrift des Reichbundes der katholischen deutschen Jugend, by the way, das ist ein anderer Thema, der Bezug zum Deutschdom, und da wurde auch eine Plakette hinzugefügt. Ich habe mich sehr viel im Rahmen meiner Forschung mit dieser Frage befasst. Also was bringen diese Plakette? Ist das ein gangbarer Weg? Ich glaube, darüber können wir auch diskutieren. Ich glaube, für mich waren sie immer insofern problematisch, als sie schon vom Beobachtungs-, vom Optischen her offenbar eher einem Diskretionsgebot als einem Aufklärungsanspruch verpflichtet zu sein scheinen. Weiters vertrete ich die Position, dass diese diskreten Zusätze allein keine Umkehrung der Funktionalität eines Denkmals herbeiführen könnten, vom Huldigungszeichen zum Mahnmal. Und ich finde auch einfach diese Lösung, diese Idee, dass man das Gedankmal behält und es ersetzt mit einer Plakette, auch an sich fraglich, weil es somit als Gesamtlösung den Eindruck erweckt, weil es somit als Gesamtlösung den Eindruck erweckt, als sei der Diktator trotz mancher Fehler doch weiterhin, also verdiene er doch weiterhin eine Würdigung. Ich glaube, diese Idee schwingt sehr wohl damit hier immer mit und der Grund dafür ist, dass die Erinnerung an Dollfuß ist über die Jahre und diese Personifizierung auf Dollfuß, wenn wir an die 30er Jahre erinnern, diese Personifizierung auf Dollfuß, sie ist ganz, ganz eng verbunden mit einem anderen sehr großen Mythos, und zwar mit dem Opfermythos. Wir haben immer diese Verbindung und dieser Opfermythos hat bis in, also doch über die Jahre, Jahrzehnte hinweg in der Zweiten Republik doch ein Kernelement, also bedeutete es ein Kernelement der österreichischen Identitätspolitik, des österreichischen Selbstverständnisses und öffentlichen offiziellen Geschichtsbildes. Was ich auch interessant finde, ist, was passiert, wenn diese Aufarbeitung, diese kritische Aufarbeitung fehlt. Und das, da sind ein paar Beispiele dafür. Wir haben das zum Beispiel hier in Niederösterreich, vor einigen Jahren, 2018 kam es zu einem Raub von einer Dollflussplakette. Ich weiß nicht, ob seitdem, also in dem Artikel erklärt der Bürgermeister, dass er sich einsetzen wird, dass die Tafel ersetzt etc. Ich weiß nicht, was passiert ist dort. Aber wir haben auch in Mank, in dieser Nachbargemeinde von Texing in Niederösterreich, einen Dollfußplatz. Und da hat zum Beispiel ein Aktivist, der sich seit Jahren dafür einsetzt, dass der Platz umbenannt wird, irgendwann beschlossen, die Plaketten selber abzumontieren und an die Häuser der Geschichte in Wien und St. Pölten zu schicken. Der Bürgermeister von Mank klagte es an als Raub. Die Häuser der Geschichte mussten die Plaketten zurückschicken und sie wurden wieder angebracht. Und seitdem setzen sich Aktivisten, Aktivistinnen vor Ort für die Umbenennung ein. Das finde ich wieder interessant, wenn diese fehlende öffentliche Aufarbeitung da ist, dann kommt es zu unterschiedlichen Arten von subversiven Reaktionen. Noch ein paar letzte Worte zu diesem Gedenkjahr 2024. Was ich beobachte, wir haben das vorhin kurz erwähnt, was ich beobachte ist, dass die Erinnerungspolitik, die Erinnerung an die Februarkämpfe, an die Diktatur, nicht mehr so sehr von den Akteuren getragen wird, wie bis zu den 80er Jahren. Also man merkt, dass offenbar das antifaschistische Geschichtsbewusstsein für die Sozialdemokratie an Bedeutung verloren hat. Und es sind oft kleinere Gruppen, oft links von der Sozialdemokratie, die diese Erinnerung wachhalten. Ein aktuelles Beispiel ist dieses Bündnis 12. Februar in Wien. Also nicht nur in Wien, aber sie setzen sich dafür, dass der 12. Februar öffentlich stärker gedacht wird und zu einem gesetzlichen Feiertag wird. Das ist zum Beispiel ein aktueller aktivistischer Ansatz. Ich finde auch interessant, dass auch von der anderen Seite, von konservativer Seite, gab es in diesem Gedenkjahr 2024 doch sehr unerwartet mutige Schritte. Und ich erwähne hier diese Erklärung der Bischofskonferenz anlässlich der 90 Jahre der in Kraft getretenen Mai-Verfassung. Also es hat sich wirklich kein Blatt vor den Mund genommen, um die Verstrickung der katholischen Kirche mit der faschistischen Politik des Regimes als solche zu nennen. Zahlreichere Vertreterinnen und Vertreter der Kirche haben in den Tagen des Austrofaschismus in großer Einseitigkeit oder der unter dem Deckmantel vermeintlich christlicher Politik agierenden Diktatur das Wort geredet und danach gehandelt. Dieses Versagen müssen wir als Glaubensgemeinschaft bekennen. Weiter in dieser Erklärung die Ereignisse, die vor 90 Jahren in Österreich auf die Bahn in Richtung des mörderischen Abgrunds der nationalsozialistischen Diktatur und des Weltkriegs führten, mögen uns Warnung und mannender Ansporn bleiben. Das ist in dieser Form, glaube ich, beinahe nie davor geschehen seitens der katholischen Kirche. Und es zeigt, dass sich doch einiges weiter bewegt. Es bleibt aber viel zu tun. Das wären fast die letzten Worte. Vielleicht haben Sie im Falter der letzten Wochen von diesem Fall gehört. Wir merken, und das habe ich verfolgt seit 2012, dass immer mehr international, also Stellen können wir beobachten, dass erzkonservative, katholisch-fundamentalistische Gruppen die Erinnerung an Dollfuß und die Mai-Verfassung 34 als Vorbild wiederhernehmen und in politische Agenda umzumünzen versuchen. Hier ist es das Beispiel, was erzkonservative Gruppen bei den Republikanern rund um James Vance, also dem Vizepräsidenten. Aber es ist keine Eintagsfliege, sondern es ist wirklich eine Entwicklung, die wir immer wieder beobachten und die, glaube ich, uns nochmals zeigt, dass es einfach richtig, richtig problematisch ist, wenn wir im öffentlichen Radio 2024 hören, dass Hitler 1938 der Ersten Republik den Todesstoß gab. Weil diese Personen, auch wenn es kleine Gruppen sind, die beziehen sich auf die Mai-Verfassung, weil sie die Probleme der Welt mit einer autoritären Agenda nach dem Vorbild der österreichischen Verfassung 1934 zu lösen versuchen. der österreichischen Verfassung 34 zu lösen versuchen. Hier ein weiteres Beispiel, eine Publikation aus Frankreich von einem erzkonservativen Publizisten aus dem Umfeld von Éric Zemmour, wenn es Ihnen etwas sagt, der auch sehr stark in diese Richtung wie Kindermann in den 80er Jahren geht, zu sagen, dass wir da ein einmaliges Beispiel haben von einem Land, das gegen den nationalen Sozialisten gekämpft hätte und die sozialpolitische Realität dieses Regimes wird vollkommen unter den Teppich gekehrt. Ich glaube, was bleibt für die nächsten Jahre und ich freue mich, wenn Sie mich vielleicht zu den Jahren 35, 36 oder 37 wieder mal einladen zu sprechen, weil das, was fehlt, sind diese Jahre, die Bearbeitung dieser Jahre und die Bearbeitung dieser Figur. Als Badolfus ist die Person Schuschnigg ein großer Tabu geblieben und ein richtig problematischer. Nach 1945 ist er in die USA zurückgekehrt, ist in den 60er Jahren nach Österreich zurückgekehrt und gab dann Interviews als prominentester Zeitzeuge des Anschlusses 1938. prominenteste Zeitzeuge des Anschlusses 38. Und Sie sehen da, 2018 wurde diese Rede des prominentesten Zeitzeugen des Anschlusses 38 wieder ausgestrahlt und 1,1 Millionen haben dieser Rede auch zugehört, ohne dass sie meines Wissens besonders kritisch kommentiert wurde. Da in diese Richtung ist auch einiges zu machen. Und ich freue mich, wenn wir schon mal in der Diskussion damit anfangen, darüber zu sprechen. Danke. Applaus Ja, es funktioniert. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Lucille, vielen Dank für deinen Vortrag und die Tour de France durch die Erinnerung an Dollfuß und die vielen Einblicke, die das gegeben hat, auch in wichtige Etappen der österreichischen Zeitgeschichte. Ich muss immer sagen, als jemand, der in einer protestantischen Umgebung groß geworden ist, schien mir doch immer auch sehr viel traditioneller katholischer Totenkult da eine Rolle zu spielen, der das immer alles überformt hat. Manches davon wäre ja tatsächlich so in der Form in einer protestantischen Umgebung nicht möglich gewesen. Aber die Allgewalt des Katholizismus, die bildet doch im Grunde genommen eine Folie für das Wirken von Dollfuß und im Anschluss daran natürlich auch für den Mythos, der ohne diese katholische Grundierung wahrscheinlich in der Form gar nicht möglich gewesen wäre. Ja, wir haben noch ausreichend Gelegenheit für Fragen, für Diskussionsbeiträge, Kommentare. Wenn Sie eine Wortmeldung haben, dann würde ich Sie immer bitten zu warten, bis Katja Fischer mit dem Mikrofon bei Ihnen ist, damit wir Sie alle gut verstehen können. So, Ring frei. Wer meldet sich? Was Sie schon immer über Dollfuß fragen wollten, jetzt ist die Gelegenheit da. Naja, was ich alles nicht angesprochen habe, das ist ja Dollfuß zentriert gewesen, aber die Erinnerungskultur und TR 33 und 34 ist viel mehr als das. Bitte schön, aber wie gesagt, erst wenn Sie für den Vortrag, er war sehr könnte und wie man da eben auch mit einem kritischen Blick und auch geschichtswissenschaftlichen Blick auf die Person gut von politischer Seite blicken kann. Also wie wir das tun können, ich glaube, es sind sehr viele Wege. Es kann bei der Masterarbeit beginnen und enden bei der Habilitation. Es gibt keine gute Biografie. Es gibt biografische Arbeiten, die fehlen. Mangel an Erforschung über die Konsolidierungsphase des Regimes unter Schuschnigg. Es gibt kaum Arbeiten über die paramilitärische Organisation, die Schuschnigg gegründet hat, die sogenannte Ostmerkische Stummschahn und ihr Bezug zur faschistischen Heimwehr, dieses Konkurrenzverhältnis. Sie ist deswegen sehr wichtig, weil sie unheimlich mit einer ganz, ganz klar antisemitischen Programmatik arbeitet. Also Schuschnigg hat in einer Rede diesen Satz, wir sind so klar Antisemiten, dass es sich erübrigt, es zu betonen. nicht faschistisch, weil es nicht so antisemitisch sei wie anderen, dann sollten wir diese Organisationen zum Beispiel im Detail sehen. Das ist zum Beispiel eine zweite Ebene neben dem biografischen und drei Dritte nach der Konsolidierungsphase. Eine weitere Ebene, die für Oshuschnig wirklich ganz wesentlich wichtig ist, ist der Bezug zum Deutschtum. Also er kommt wirklich aus einer Tiroler Offizierfamilie und ist daher durch seine Herkunft aus Tirol wirklich in diesem deutschnationalen Kontext groß geworden. Und er ist eine Verkörperung dieser Nähe, also der Schwierigkeit für diese Nähe der christlich-sozialen zu diesem großdeutschen Gedanken. Und diese ganze Komplexität und Widersprüchlichkeit, die aus diesem Grund die österreichische Ideologie immer geprägt hat. Wir sind der wahre deutsche Mann, wir sind die Deutschen, wir sind die besseren Deutschen, weil die katholischen Deutschen. deutschen. Und das ist deswegen so wichtig zu bearbeiten, weil erstens, wir müssen uns vorstellen, dass es innerhalb der Bevölkerung ein extrem verwirrender Komponente der Ideologie war, sich immer dann zu hören, wir sind Österreicher, aber wir sind deutsch. Wir müssen verstehen, was das auch bedeutet hat für die ausländische Öffentlichkeit. Es wurde so sehr nach auspropagiert, dass Österreich jetzt deutsch sei, dass es für die Westmächte, wie es zum Anschluss kam, leicht war, sich vorzustellen, dass es so eine innerdeutsche Angelegenheit sei. Und daher ein Angriff weniger legitim und notwendig sei, wie vielleicht in einem anderen Fall. Das sind ein paar Ideen, die da zu vertiefen wären. Ja, jetzt haben wir Torte. dominant. Die Grünen und die NEOS gehen ja zum Teil auch aus der ÖVP hervor. Gibt man da Dollfuß bei der Gründungsurkunde ab oder spielt das für die keine Rolle oder gibt es da auch, ist da die Rezeption? Danke für die Frage. Also ich muss zugeben, dass ich mich nie mit den Neos befasst habe, beziehungsweise ich weiß nicht, ob Sie sich jemals selber damit befasst haben. Die Position der Grünen ist eine interessante, weil wir wirklich merken, wenn wir die Entwicklung des politischen Diskurses in den 70er und 80er Jahren beobachten, da beobachten wir, dass ab einem Zeitpunkt, wo die Lagermentalität und die Parteiidentitäten erodieren, ab den 80er Jahren von Seiten der ÖVP und vor allem von Seiten der Sozialdemokratie, dass da die Grünen sehr starke, wichtige Zeichen setzen. Also sie übernehmen die Fackel sozusagen. Und sie präsentieren sich dann als die Einzigen, die eine wahre antifaschistische Agenda vertreten. Sie sind ganz, ganz stark hinter der Forderung des Abhängens des Bildes. Sie sind auch hinter den Februarkämpfen. Das ist wirklich interessant. Da positionieren sie sich. Zum Beispiel in Wien gibt es früh einen Skandal, wo das Sie groß machen aufgrund, ich weiß nicht, ob es Ehrenbürgerschaft ist, nein, aufgrund der öffentlichen Finanzierung von Dollfuß Grab zum Beispiel. Also da positionieren Sie sich. Noch etwas komplexer ist es mit der FPÖ, Noch etwas komplexer ist es mit der FPÖ, weil sie haben auch ein bisschen mit diesem Vorwurf gegenüber den Kritiken der ÖVP, das oft wieder aufgegriffen, aber de facto aus der Perspektive von anderen Opfern des Regimes, anderer Verfolgten. Weil du, ah, da haben wir eine Wortmeldung. Danke. Ja, mich würde etwas mehr dieses bizarre Museum in Texintal interessieren. Zum einen, wie viele Exponate hat es dort gegeben? Wo sind die? Kann man sieendlich dafür verantwortlich waren? Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang auch der Innenminister Kanner? Oder hat er sozusagen im Laufe des Bestehens dieses Museums eine Rolle gespielt? Wie ist das letztendlich organisiert worden und wird sich das abgespielt? wer waren da die Verantwortlichen in dieser Zeit, doch eine lange Zeit und am Schluss, welche Exponate haben Sie besonders irritiert oder skurril empfunden? Also das, wie viele Exponate, das kann ich gar nicht einschätzen, weißt du das ernst? Es ist ein ganz, es ist kein kleines Haus, also auch ein kleines Museum gewesen. Also ein kleiner Raum, das als die Geburtsstube, also Stube betrachtet wurde, die Bauernstube, dann ein Raum, ein kleinerer Raum über sein Leben und Wirken, also die Jugend, die CV-Phase, der Krieg und dann der Weg in die Politik und da wo auch, wie wir jetzt wissen, das Original des Dollfuss, dieses Porträt, das auch im Parlamentsklub ist, aber scheinbar wissen, das Original des Dollfuss, dieses Porträt, das auch im Parlamentsklub ist, aber scheinbar war wirklich das Original im Museum. Und dann, und das ist vielleicht eine Frage, die Anknüpfung an die weiteren, die Sie gestellt haben, dann ein letzter Raum, wo das Museum gesammelt, also Reliquien, Überreste des Kultes aus den 30er Jahren gesammelt hat. Das skurrilste Exponat hier ist zum Beispiel eine Schatule mit vaterländischen Frontstempeln und gefüllt mit Erde aus Dolfus Grab. Und das war etwas, das so treue VF-Mitglieder bekommen konnten oder so etwas. Und dann sehr viele Demotionalien aller Art, aber auch Fotos von Denkmälern, die hingeschickt wurden. Und das wäre ein Raum, der sich dem Kult widmete, aber gleichzeitig, wie mir der nette Museumsleiter immer gesagt hat, wir nennen das unser Gedenkraum. Und er hat auch geschildert, wie ältere Gruppen von CVs vielleicht da noch gleich am Ende der Führung noch das Dolfuslied singen werden, wenn sie da durchgehen. Also das sagt vielleicht auch einiges schon über die Skurrilität. Ich finde, was aus meiner Perspektive auffällt, also besonders interessant war, waren einerseits nicht so sehr die Exponate, weil sie sind meistens nicht besonders beeindruckend. Diese Schatulle ist schon beeindruckend mit der Erde. Aber sonst, bei vielen Exponate, weil sie sind meistens nicht besonders beeindruckend. Ich meine, diese Schatulle, die ist schon beeindruckend mit der Erde. Aber sonst, bei vielen Exponaten konnten wir gar nicht einschätzen, ob es Originale sind, ob dieser Schaukelstuhl, also Schaukelpferd wirklich Dollfuß-Schaukelpferd war, oder ob es da, weil es gut passt, vom Ambiente in diese Baustube daher platziert wurde. Aber interessant war, auch bei den Infotafeln, dass es nicht unbedingt unkritisch sei, zum Beispiel, das hat mich immer besonders stutzig gemacht, es gab so ein Bild aus einer Zeitung, der Regimezeitung des Jahres 1934 oder so, und da stand Konzentrationslager für politische Opponenten. Und wenn man das heute sieht, denkt man sich, wow, das ist ja eine Aussage, so etwas zu zeigen. Aber der Punkt war, dass solche Exponate wurden so dargestellt, als sie auch hätten sehr wohl vorgestellt werden können in der Zeit des Regimes. Absolut nicht kritisch rekontextualisiert. Und immer mit dieser Idee, dass alle, auch die schwierigen Schritte, auch manchmal vielleicht die aus heutiger Perspektive nicht mehr zeitgemäßen Entscheidungen, Fehler werdeniger Perspektive nicht mehr zeitgemäßen Entscheidungen, Fehler werden nicht gefallen, aber nicht mehr zeitgemäßen Entscheidungen aus dem Kontext, aus der Alternativlosigkeit legitimiert wurden. Ein Druck von außen, Nationalsozialismus und Unverständnis der Sozialdemokraten, die nicht bereit gewesen seien, Koalitionen einzugehen, was eigentlich umgekehrt der Fall ist, etc. Also das ist eher diese Grundausrichtung des Museums, dass es da absolut unkritisch kommentiert und aus der Perspektive der Alternativlosigkeit diese Diktatur so legitimiert wurde. Und weiter problematisch war, auch wenn nicht so viele Besucher, Besucherinnen waren, war von Anfang an diese, also doch eine öffentliche Finanzierung, immer wieder doch der Besuch von Schulklassen aus der Gegend und so weiter. Wer waren die dahinter? Also initiiert wurde das Museum hauptsächlich vom Bauernbund, vom Niederösterreichischen Bauernbund. an die Gemeinde Texingtal, wo sie dazu anregen, dass etwas getan werden sollte, endlich mal für eine positive Erinnerung an Dollfuß. Und daraufhin waren sie sehr hinter dieser Initiative und sie waren übrigens auch federführend in dem schnellen Abholen der Exponate, jetzt, bevor die Überarbeitung und die Auseinandersetzung stattfinden konnte. Welche Rolle Gerhard Kahner persönlich spielen konnte? Ich meine, im Rahmen, es ist immer wieder abgestimmt worden auf der Ebene der Gemeinde darüber, was mit diesem Museum, also es gab ja auch schon lokal Dissens und Kritiken und bis jetzt war aber die ÖVP-dirigierte Gemeinde immer auf der Seite der Beibehaltung des Museums, also so kann man das einordnen. Präzise weiß ich von ihm eine Aussage nicht. Es hat geheißen, wie er Minister wurde, dass er schon vorgehabt hätte, das Museum überarbeiten zu lassen. Ich hatte davor keine, je eine Anfrage an das Zeitgeschichte Institut mitbekommen. Wenn ich da noch zwei Fragen anschließen darf, was geschieht denn jetzt mit dem Haus? Und vor allen Dingen die Sachen, die an die Landessammlungen Niederösterreich gegangen sind, sind die mit Auflagen dorthin gegangen? Oder steht es jetzt im Ermessen der Landessammlungen, damit etwas anzufangen? Das ist meines Wissens immer noch unklar. Ernst, wenn ich etwas Falsches sage, bitte schrei. Also meines Wissens immer noch unklar. Ernst, wenn ich etwas Falsches sage, bitte schrei. Also meines Wissens ist es jetzt so, das Haus ist leer, der Pachtvertrag wäre bis 28 gegangen. Es ist ein absolut, das Haus ist in einem absolut maroden Zustand, was auch mit ein Grund war, ganz praktisch betrachtet, warum die Überarbeitung keinen Sinn gemacht hat. Und es ist die Frage, ob es überhaupt weggetragen wird, weil da ein schönes Bauland, also nicht Bauland, sondern ein Feld auch zu gewinnen wäre. Das ist mir nicht bekannt. Der Stand meines Wissens über das Schicksal der Exponate ist, dass sie nicht einfach nur so im Depot des Museums wäre und für uns alle so sichtbar und analysierbar wäre, sondern in einer Treuhand. Sie werden bewahrt, aber als Service für die Besitzenden. Auch wenn sehr viele Besitzverhältnisse sehr unklar sind. Und ich finde, und wir sind ganz beim Thema Erinnerungskultur, was ich an diesem Prozess extrem wichtig finde und an dem Konzept des Raumschaffens extrem wichtig fand, war der damit einhergehende Appell an die Häuser der Geschichte, an die Museen, sich stärker und kritischer mit der Phase des Austrofaschismus zu befassen. der Phase des Austrofaschismus zu befassen. Weil ich weiß nicht, was Sie so berichten könnten, was Sie jemals in einem Museum über diese Zeit gesehen haben. Also ich glaube, der Stand der Auseinandersetzung im Rahmen der öffentlichen Geschichtsbemittlung im Museum ist diplomatisch gesagt noch aufsbaufähig. gesagt noch aufsbaufähig. Es ist weiterhin doch sehr vorsichtig, sehr konsensorientiert und zum Teil, wage ich mir zu sagen, auch problematisch. Es gibt eine Installation in Wien, über die wir schon sehr kritisch diskutiert haben, diese Diktatur der vielen Namen, wo man so einen Knopf dreht und dann sind diese verschiedenen Begriffe und beim Begriff Austrofaschismus steht der ideologisch geprägte Begriff von links und wir erfahren nicht, was wäre der ideologisch geprägte Begriff von konservativer Seite oder so. Also es sind, es ist noch sehr viel zu tun und es braucht auf jeden Fall noch eine größere Auseinandersetzung, weil diese Exponate so viel aussagen. Ich finde es auch schon allein bei diesem Dollfußbild aus dem ÖVP-Parlamentsklub, es ist ein absolut großartiges Exponat, weil es sehr viel aussagt über die Art des Kultes in den 30er Jahren. Also wie entsteht dieses Kult, diese sehr moderne Darstellung von Dollfuß. Ich weiß nicht, ob Sie das im Bild haben. Und es sagt auch einiges über die Geschichte der politischen Kultur nach 1945. Daher fände ich es sehr wichtig, das so zu zeigen. Wenn ich keine Wortmeldungen sehe, dann erlaube ich mir... Ach doch, da, bitteschön. Ich meine, das Thema Dollfuß ist ja jetzt nicht wirklich massentauglich, sieht man ja auch innerhalb auch zum Beispiel der ÖVP-Wählerschaft. Andere Dinge sind interessanter. Was mich als praktizierenden Katholiken schreckt, sind diese vielen Bilder von Dollfußmonumenten in Kirchen, die wenig oder schlecht inszeniert oder kommentiert sind. Wo ist da der Rückhalt für den Erhalt vor allem innerhalb der Kirche? Also wenn ich jetzt auch denke, ich bin Caritas, nein, ich weiß auch, wie da der Diskurs eher ist in Richtung autoritäre Regime. Also das wundert mich doch sehr, bis zum gewissen Grad. Aber wo ist da der Rückhalt? Also was ich beobachtet habe, war, dass es sehr unterschiedlich war von einer Gemeinde zur anderen. Also in der Kirche in Neufünfhaus war ein sehr, sehr engagierter Priester, für den es ganz klar war, dass das nichts mehr da zu suchen hatte. Und zu dem Zeitpunkt zuerst war diese Plakette der einzige, also der einzige Weg, den sie gefunden haben. Und aber offenbar, ich weiß nicht, wann genau das ersetzt wurde, diese große Tafel da überdeckt wurde. Das war sozusagen ganz klar. Von dem, was ich in Erinnerung habe, in Defregen im Osttirol, da war ich auch mal und da waren die Erklärungen, die begleitenden Erklärungen, gingen weit nicht so weit. Also ich finde, das ist das Einzige, was ich beitragen kann, ist, dass es sehr unterschiedlich ist. Und ich finde, die Stellungnahme von Herrn Lackner von der Bischofskonferenz ist in diesem Zusammenhang auch sehr interessant, aus kleinen katholischen Kreisen von extremst fast brutalen Reaktionen auf seine Stellungnahme davon gehörte. Ich weiß, dass da kleine Flugblätter im Umlauf waren, die wirklich extremst schockiert waren, dass er diese Wortwahl und diese Positionen vertreten hatte. Ja, gibt es dort ist eine Wortmeldung. Anna, fangen wir an. In Ihrem Vortrag haben Sie es erwähnt und auch der Herr Gräser hat es zu Beginn angesprochen, dass ja der Geschichtswissenschaft keine genügenden Biografien dieser beiden Protagonisten existieren. Und meine Frage wäre jetzt, warum das 90 Jahre später eigentlich immer noch der Fall ist, dass da keine Biografie existiert, die aus dem Ganzen das Wasser reichen könnte. Also ich glaube, eine Biografie wird gerade geschrieben. Das ist eine, ja. Das ist eine, stimmt. Das ist die Biografie von der Tochter. Die ist ein besonderer persönlicher Zugang, kein wissenschaftlicher Zugang. Ich glaube, also ich würde meinen, es gibt verschiedene Gründe. Es ist zuerst sehr nicht einfach, Zugang zu, also Nachlässen zu haben. Ich weiß nicht, wie es bei Schuschnigg ist. Ich glaube, bei Dollfuß, ich glaube, Kurt Bauer, der Wissenschaftler, der sich viel mit dieser Phase befasst hat, schreibt gerade eine Dollfuß-Biografie. Ich weiß nicht, ob das im Werden ist und so. im Werden ist und so. Es hat immer wieder doch welche, also es sind doch immer wieder welche rausgekommen. Und ich glaube, es hat vielleicht, ich habe mich nicht dafür entschieden, weil ich den Eindruck hatte, dass ich nicht genug Quellengrundlage hätte, um das richtig zu machen und damit es mir gut gelingt, eine kritische Biografie zu schreiben. Genau, das ist eine sehr gute Frage. Für Schuschnigg müsste man anfangen mit der Suche nach Nachlässen. Das könnte man weitertun für viele andere Protagonisten dieses Regimes. oder vielleicht zwei Generationen in der Geschichtswissenschaft gegeben hat, für die das Genre der Biografie problematisch erschien. Im Sinne einer bewussten Abkehr von einem sehr stark personalisierten Verständnis von Geschichte. Sie haben vielleicht schon mal das Schlagwort Strukturgeschichte oder Sozialgeschichte gehört. Das war das, was in den 60er Jahren und in den folgenden Jahrzehnten für die Geschichtswissenschaft eine große Rolle gespielt hat. Und das bedeutet da auch, und das kann man bei Dollfuß natürlich auch beobachten, dass das öffentliche Interesse an der Erzählung einer Lebensgeschichte dann oftmals eher von Journalistinnen bedient worden ist, wenn nicht gar aus der Familie heraus, während die Wissenschaft immer Abstand gehalten hat. Das hat im Grunde dann auch gar nichts zu tun gehabt mit der besonderen Problematik der Person Dollfuß. Es ist ja auch, man könnte sagen, wenn gut, inzwischen gibt es etwas, aber lange gab es ja auch nichts über Karl Renner oder Otto Bauer. Also insofern außer einer, sagen wir mal, parteioffiziellen Literatur. Das heißt, man hat eigentlich viele Schlüsselfiguren der österreichischen Geschichte des 20. Jahrhunderts nach wie vor nicht im Sinne einer wissenschaftlichen Biografie aufgearbeitet. Also das ist sozusagen die intrinsisch aus der Wissenschaft kommende Erklärung dafür. Das stimmt. Aber vielleicht ergänzen wir es zu dem, was du so netterweise in der Einleitung erklärt hast. Ich habe trotzdem in dem Buch auch einiges über die, nicht das Posthum, sondern über die Zeit, also über Dolfus Leben er analysiert, weil ich, um diesen Mythos zu analysieren, also bald festgestellt habe, dass eine Annahme, die darin bestand zu sagen, dass der Mythos mit dem Tod erst entstanden war, dass dies eigentlich nicht stimmte, wenn wir berücksichtigen, dass sie viel eher ab 1933, also ab der diktatorischen Wende Dolfus und das Entourage und die Propagandisten des Regimes sehr stark alles dran setzten, einen Personenmythos, eine besondere Art der Selbstinszenierung des Führers zu implementieren. Und dass da Adolfus wirklich maßgeblich mit Architekt dieser Selbstinszenierung und dieses Mythos ist. Also das habe ich schon mit reingenommen. Und was ich schon auch gemacht habe, und ich glaube, das ist auch ein erster, wie immer ein sehr interessanter Schritt, um sich mit dem Biografischen zu befassen, ist, sich mit diesen hagiografischen Schriften zu befassen und zu sehen, welche Topoi, welche Bilder, welche Merkmale hat es zu bestimmten Zeiten in der Geschichtsschreibung über eine Person gegeben? Und wie entwickelt sich das? Zum Beispiel in den 30er Jahren gibt es so diese, der Sohn der Scholle, der Bauernsohn, der Märtyrer, der Soldat, der Diktator mit menschlichem Antlitz, etc. Und wie wandelt sich das im neuen Kontext nach 1945, etc.? Welche Bilder werden säkularisiert? Welche Bilder verschwinden total? Welche bleiben aufrecht, weil sie noch oder werden ein bisschen umwandelt, verwandelt, um noch aktuell zu bleiben, etc.? Das ist, finde ich, auch ein sehr guter Einstieg in die Biografie, weil wir auch merken, wie Legenden sich weiter tradieren, etc. Ja, jetzt haben wir eine Wortmeldung hier vorne. Bitte aufs Mikrofon warten. Ihr hört nur vom Ton diese Schnitzerei, was Sie da gezeigt haben, die ist ja praktisch, wenn man von der Baumbachstraße hineingeht in den Dom, in den Türen, in den zwei Flügeltüren, da ist eben auf der linken Seite das, was Sie da gebracht haben und auf der rechten ist eben dieser Verweis auf diese deutsche Jugend, weiß ich jetzt nicht genau, wie das jetzt gesucht wird, aber es ist nicht gekommen. Wissen Sie, wie das zustande gekommen wäre? Das war nämlich interessant. Wie ist das an diesem Ort gekommen? Und vor allem, was war diese deutsche Katholische Jugend? Irgendwas? Nein, das weiß ich nicht ganz, aber meine spontane Assoziation damit ist, dass zum Beispiel die bekannte programmatische Rede von Dollfuß wird beim Deutschen Katholikentag in Wien gehalten, 1933. Ich glaube, wir müssen uns dann einfach vorstellen, dass es in diesen katholischen Jugendorganisationen gab es keine Organisationen, die sich so sehr österreichisch genannt haben, sondern wahrscheinlich existierten sie womöglich schon aus der Zeit der Monarchie Oder sie waren de facto schon verbunden oder großde haben. Es ist interessant, dass wenn wir, also diese sehr oft ist in der konservativen Geschichtsschreibung zu lesen, dass Dolfus und vor allem Dolfus Schuschnigg ein bisschen weniger, aber für Dolfus wird gesagt, er sei der Vater der österreichischen Nation. Also da beginnt sozusagen diese Identität als österreichische Nation. Und wenn wir genauer in die Quellen schauen, dann merken wir, dass Dollfuß nie von österreichischen Nationen spricht. Die ersten, die von österreichischen Nationen sprechen, sind die Kommunisten 1937, die einen bekannten Text zu der österreichischen Nation rausbringen. der österreichischen Nation rausbringen. Und das hat nicht wirklich so gut gepasst, zu sagen, dass es aufgerechnet die Kommunisten waren, die die ersten Theoretiker einer österreichischen Nation gewesen seien. Aber sie sprechen viel eher von dieser Schicksalsverbundenheit, also deutscher Schicksalsverbundenheit, Österreicher Teil der deutschen Nation, das viel mehr. Aber die österreichische Nation ist in der Rhetorik des Regimes absolut inexistent. Ich würde vermuten, ich habe mir das auch mal im Mariendom angeschaut, diese deutsche katholische Organisation, die das im Wesentlichen in die Wege geleitet hat. Ich glaube, das ist nicht mehr und nicht weniger als die ganz reguläre katholische Jugendorganisation. Das ist also keine besondere mit irgendwie einem deutschnationalen Einschlag, sondern das ist der Titel der offiziellen katholischen Jugendorganisation, die hier eben dann, sonst wären die glaube ich auch nicht in diese Tür des Mariendoms hineingekommen. Das ist sicherlich ein sehr offizielles Statement, was man wahrscheinlich in der Inszenierung dann den jungen Menschen überlassen hat, die ja hier dann das Erbe von Dollfuß usw. weitertragen sollten. Ja, gibt es noch weitere Wortmeldungen? Bitteschön. Ja, Lucille, ich habe zwei Fragen an dich, aber vorher noch eine kurze Ergänzung zu der Frage nach der Rolle von Innenminister Kahner bei dieser Dollfuß-Museumsgeschichte. Also ich habe aus ziemlich verlässlicher Quelle die Information, dass Kana ziemlich fuchsteufelswild war über das Ausräumen des Museums und über das Scheitern des Projektes. Und du weißt, glaube ich, genauso gut wie ich, dass solange dieses Projekt gelaufen ist, es von den KuratorInnen nie eine Nachricht gegeben hätte, dass Kanada irgendwie nicht mehr dahinter gestanden wäre oder dass es da irgendwelche Schwierigkeiten gegeben hätte. Und sogar der Bürgermeister, also sein Nachfolger als Bürgermeister von Texingtal ist ja noch bei der Präsentation dieses sehr radikalen Museumskonzepts neben uns gesessen in Wien bei der Pressekonferenz und hat das mitgetragen. Und in den Wochen und Monaten danach hat sich aber die Gegnerschaft dann mobilisiert, so unter der Devise, die Sandburg, die wir aufgebaut haben, wenn die schon zerstört wird, bevor sie die anderen kaputt machen, machen wir sie selber kaputt. Also das wäre so jetzt meine etwas saloppe Interpretation zu dieser Sache. Meine zwei Fragen an dich wären jetzt erstens einmal in Bezug auf dieses Fehlen einer Dollfuss-Biografie und eben diese verblüffende Tatsache, dass es da keine wissenschaftlichen Ambitionen in diese Richtung gegeben hat. Als du das erzählt hast, ist mir eingefallen, da gibt es ja doch etwas, nämlich eine ganz frühe Arbeit von Gerhard Jagschitz, einem wichtigen Wiener Zeithistoriker, auch Professor am Institut für Zeitgeschichte, der glaube ich in seiner Dissertation sich mit der Jugend von Engelbert Dollfuß beschäftigt hat. Da würde mich interessieren, wie schätzt du dieses Werk ein und hast du eine Idee, warum aus dem nichts Größeres geworden ist? Das wäre ja irgendwie so der aufgelegte Elfmeter gewesen, das zu einer Biografie auszubauen. ein paar Mal angedeutet hast, diese Frage, wie nennen wir dieses Regime 33, 34 bis 38, du scheinst ja hier ganz klar dem Austrofaschismusbegriff anzuhängen. Wir hatten vor einer Woche die Debatte gerade darüber und da gab es sehr unterschiedliche Positionen dazu, also war es jetzt Faschismus oder nicht und wenn nicht, war es dann eine Kanzlerdiktatur oder eine Dollfußdiktatur. oder nicht und wenn nicht, hast du dann eine Kanzlerdiktatur oder eine Dollfußdiktatur. Also da würde mich einfach noch einmal deine Positionierung genauer interessieren. Ja, du hast vollkommen recht, Jagdschwitz darf da nicht vergessen werden, weil er erstens auch zu dieser ersten Generation an Zeithistorikern gehört, aber sein Fokus auf die Jugend ist kein Zufall. Er hat mir selber damals erklärt, dass nur das ging. Ab dem Zeitpunkt der politischen Laufbahn war das zu brisant geworden. Und ob er danach die Hoffnung oder den Wunsch gehegt hat, darüber hinaus zu gehen, weiß ich nicht wirklich. Er hat sich dann mit dem Putsch auseinander gesetzt und dann ist er Richtung Mediengeschichte gegangen. Aber es ist ein wichtiges Werk, weil auch wenn es nur fokussiert auf die Jugend ist und auch wenn das Werk doch exemplarisch ist für das, was machbar und sagbar ist in den 60er Jahren und was die Quellenlage ist, aber er konnte mit vielen Weggefährten noch sprechen. von Dollfuß und mit Personen, die ihm zum Beispiel gesagt haben, dass er so autoritären Charakterzüge, die dann in vielen anderen Biografien verloren gegangen sind, weil andere Foki gelegt wurden, aber das ist etwas so, diese Alleinentscheidende zum Beispiel, dass er sich nie beraten ließ oder vielleicht waren Leute um ihn herum, aber er hat immer diese Entscheidungen allein getroffen. Ein Alleingänger oder ein Draufgänger. Das kann ich mich erinnern, wie Gerhard Jagschitz mir das so geschildert hat, sein Verhalten im Weltkrieg. Er war so ein richtiger Draufgänger. Er war ein verrückter Kämpfer. So richtig ohne Schranken sozusagen ist er in den Kampf gegangen. Das, glaube ich, erklärt sich aus der Zeit, aus der Lage und aus dem Problem, also als Weg, um dieses zu problematisch zu, andere Phase zu, nicht thematisieren zu wollen und zu können. thematisieren zu wollen und zu können. Zum Thema Osofaschismus. Ich glaube und ich hoffe, dass wir bald, dass Sie bald hier Vorträge hören werden von Personen, die aktuell neue Forschungen noch machen. Es sind doch viele Nachwuchswissenschaftler, Wissenschaftlerinnen, die arbeiten an Themen und arbeiten im Archiv. Und ich finde immer wieder, dass viele Personen, die die Meinungen haben gegen die Charakterisierung als Faschismus oder für die Erkennung der faschistischen Merkmale, Personen sind, die das sehr theoretisch oder vage meinen. Wenn wir uns mit den Beständen der Vaterländischen Front befassen, die aus Moskau zurückgekehrt sind, dann merken wir auf vieler Ebene zum Beispiel jetzt gibt es eine fantastische Arbeit, die sich mit der sozialen Arbeitsgemeinschaft befasst, also mit dieser Bemühung der Vaterländische Front, die Arbeiterschaft zu aktivieren. Und da haben wir es mit einem Merkmal faschistischer Regime zu tun. Ein Regime, das nicht nur reprimiert. Eine Militärdiktatur ist so repressiv. Ein faschistisches Regime versucht nicht nur gleichzuschalten, sondern die Bevölkerung für ein Konzept zu aktivieren. Und das merken wir, wenn wir uns mit diesen Quellen befologie und für das Regime zu gewinnen. Es funktioniert nicht wirklich. Und das ist auch eine Frage, mit der wir uns befassen müssen. Und es ist wieder mal, glaube ich, auch ein wichtiger Punkt. Alle Personen, die ich kenne, die betonen, dass wir die faschistische Komponente des Regimes berücksichtigen müssen, sind sich alle bewusst, dass es ein extrem schwaches Regime ist. Aber trotzdem ist es viel interessanter, sich zu befassen damit, warum scheitert dieser Aktivierungsversuch? Die wirtschaftspolitische Lage ist eine Katastrophe. Da hat das Regime nicht so viele Hebel wie zum Beispiel der Nationalsozialismus, wo über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ein Elan geschaffen werden kann. Dieser Hebel oder der Expansionismus, dieser Hebel hat ein kleiner Staat nicht. Und wenn wir, bedeutet das, dass in kleinen Staaten dann überhaupt nie ein Faschismus entstehen kann oder müssen wir die Frage anders stellen? Und das, finde ich, sind neue Perspektiven und dieser Element, der Versuch der Aktivierung der Bevölkerung, also diese Mischung auf Repression und Aktivierungsversuch ist wesentlich wichtig. zu den Elementen, die wir oft kennen, die ideologischen Komponente, die Faszination für den italienischen Faschismus, für diese klare Anlehnung, sie akzeptieren Ratschläge, der Austausch zwischen Mussolini und Olfus ist da ein gutes Beispiel und zugleich versuchen sie etwas Besonderes zu machen. Allgemein ist, glaube ich, wichtig und klar, dass dieser Begriff der Diktatur zu kurz greift, weil es nicht genug beleuchtet, dass dieses Regime mehr ein gesellschaftliches Projekt verfolgt. Umgestaltung der Gesellschaft. Und da ist es ganz interessant. Umgestaltung der Gesellschaft. Und da ist es ganz interessant. Kutschuschnik hat in den späten 60er Jahren, Anfang 70er Jahren, ein sehr langes Interview mit Gerhard Jagschitz gegeben, fast so mehrere Tage lang. Und er erklärt, wie sehr dieses Projekt, das die Christensozialen hatten, wie sehr es eigentlich revolutionär war, aber welche Schwierigkeiten die Christensozialen hatten, sich dazu zu bekennen, dass es revolutionär war. Weil sie wollten ja nicht revolutionär sein, konnten sie ja nicht dafür sein, weil sie konservativ waren, aber es war sehr wohl, sagt er. Es war nicht rückwärtsgewandt. Das ist ganz auch etwas, es ist nicht ein Reaktionär, nach rückwärts gehen zu wollen. Sie haben nie diesen Versuch der Legitimisten zur Wiedererrichtung einer Monarchie, diese Versuche haben sie nie weiterverfolgt. Sie wollen nicht zurück. Dieses Ständemodell ist etwas, das nach vorne gerichtet ist. Und das ist ein zusätzlicher Aspekt, das zu berücksichtigen ist. Da haben wir noch eine Wortmeldung. Ich muss jetzt vorausstecken, ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens im Innenviertel gelebt. Und zwar dort, was am schwersten ist. Und ich komme dort noch manchmal hin und wenn dann Gespräche auf Schulstück kommen, ist jeder kritische Kommentar eine Religionsbeleidigung. Dort wird also katholische Kirche und Schulstück absolut verbunden. Hier ein Rätsel, warum gerade... Aber auch andere Aspekte verstehe ich nicht, woher diese enge Bindung zumindest in der Gegend kommt. Das ist meine persönliche Wahrnehmung. Gibt es dafür Gründe? Ich bin keine Innenviertel-Spezialistin. Wenn ich das mal einwerfen darf, bin ich eigentlich ein bisschen überrascht, weil das In-Viertel hat eigentlich eher sozusagen einen deutschnationalen Einschlag, auch in den Wahlen in der Ersten Republik. Also jedenfalls würde man sagen, es unterscheidet sich vom Mühlviertel schon sehr stark. In den 60er, 70er, 80er Jahren war dort, wo ich war, schwarz. Medmach ist der Ort, wo die VDU gegründet wurde, das ist mir schon bewusst. Aber in den Wahlzahlen, glaube ich, war da immer schwarz. Die letzten 20 Jahre ist das einiges anders geworden. Früher war ich noch nicht dabei. Vielleicht ist es eher durch also war, also durch das deutschen, diese deutschnationale Prägung Schuschnicks hatte er dort eine besondere Rezeption oder besondere......................................................................................................................................................................................................................................................... da gezeigt haben, da geht es ja genau, das ist ein Mönch aus Heiligenkreuz, der da in Amerika, in Österreich überhaupt nicht bekannt ist. Und da in Amerika äußerst umtriebig ist und genau Richtung den Vizepräsidenten Vents versucht zu influenzen und über diese Schiene, weiß ich nicht, mehr Einfluss von den Katholiken oder so bringen. Und ich habe es selber schon erfahren. Also ich bin selber praktizierender Katholik und alles. Aber eines muss ich schon sagen, ich habe das selbst schon erfahren, diese Idee, christlicher Ständestaat. Sehr interessant, danke. Ja, die Gespenster der Vergangenheit oder die Vergangenheit, die nicht vergeht. Gibt es noch? Ja, das passt vielleicht die Frage dazu ganz gut. Genau bei diesem Bild haben Sie irgendwie gesagt und so ein bisschen sich überrascht gezeigt, sich überrascht gezeigt, dass so viele Zuhörer, nämlich 1,1 Millionen offensichtlich Ö1 gehört haben. Heutige Politiker können von solchen Zahlen, glaube ich, nur träumen. Aber sie haben sich sehr verwundert gezeigt. Und das hat mich wieder verwundert, weil sie auch so einen kleinen Nachsatz gesagt haben, es ist so irgendwie nicht sehr kritisch berichtet worden. Ich meine, 1918 war es halt einfach 80 Jahre aus, wo man halt einfach eine Rede aus dem Archiv, ich habe übrigens beim ORF einmal gearbeitet, und man macht halt anlässlich irgendeines geraden Jubiläumsjahres halt eine Sendung, was war denn besonders toll in dem Jahr? Das könnte ein Fußballspiel auch gewesen sein. Und Sie haben sich da sehr überrascht gezeigt. Das hat mich gewundert. Nein, dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte nicht sagen, dass es mich wundert, dass es 1,1 Millionen sich das anhören. Ich habe mir das auch angehört. Was ich problematisch finde, ist, dass es quasi kommentarlos als das Wort des Experten, also Schuschnigg hat diese doppelte Kappe als der prominente Zeitzeuge und weil er in den 70ern auch gesprochen hat, und er ja auch Akademiker ist, auch diese Rolle des Experten eingenommen, der, der am besten Bescheid wüsste. Und das plus andere, und das ist das richtig Problematische, nicht aus der Perspektive der Zuschauer, sondern aus der Perspektive dessen, womit begnügt sich der Rundfunk. von diesem Zeitzeugen unbedingt kommentiert und beantwortet und kritisch kontextualisiert werden muss. Ja, jetzt. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Kirche schon auch konsequent sein kann, beziehungsweise wäre vielleicht ein Vorbild für Dollfußbüsten oder so, dass beispielsweise Bischof Rudiger immer, wenn er die Kirche in Altmünster besucht hat, den Sakrophag von Herbersdorf verhüllen hat lassen. Und das war immerhin 250 Jahre vorher und das wäre vielleicht auch eine Anregung im Blick auf Dollfuß und Schuschnigg. Jetzt musst du uns aber glaube ich noch dazu sagen, wer Herberstdorf war. Herberstdorf war der Stadthalter für die Bayern in Oberösterreich und sozusagen auch Träger des Kampfes gegen die oberösterreichische Bevölkerung im Jahr 1626 gegen die Bauern. Also da wurden 50 Prozent der männlichen Bevölkerung praktisch hingerichtet. 50 Prozent der männlichen Bevölkerung wurden da praktisch hingerichtet. Und dieses Gedenken, wir haben ja übernächstes Jahr wieder 400 Jahre Bauernkrieg gedenken und da wird auch entsprechend was gemacht, aber ich finde das schon sehr bemerkenswert, dass der Bischof Rudiger noch im 19. Jahrhundert den Sakrophag immer verhüllen hat lassen. Ja, da hinten haben wir noch eine Wortmeldung. Ich bin auch aus dem Endviertel und 60er, 70er Jahre aufgewachsen und mir ist aufgegangen, diese Vermischung konservativ Nachrechter und Kirche, das hat man nicht so trennen können. Das war so. Das war die Mehrheit der Bevölkerung. Und auf Kirche hinbezogen, mit Rechts oder was, in der Basilika Maria Zell vor ein paar Jahren, ich weiß nicht, ob sie noch dort ist, die hat viele Seitenkapellen und die sind jemandem gewidmet auch. Und eine ist an Francisco Franco gewidmet. Um zu wissen, ich weiß nicht, wieso das so war, ich war sehr überrascht, als Atheist besuche ich Kirchen, wie es sich gehört, aber es war mir neu, aber ich weiß nicht, ob das bekannt war. Mir auf jeden Fall nicht, danke für den Hinweis. Aber man kann natürlich, da kennst du dich besser aus, aber natürlich gibt es eine große Affinität zwischen dem Regime 34 bis 38 und natürlich auch der katholischen Seite oder der frankistischen Seite im Spanischen Bürgerkrieg. Also das wird ja im Grunde als eine Auseinandersetzung wahrgenommen, der Spanische Bürgerkrieg. Im Übrigen von beiden Seiten könnte man sagen. Es gibt ja auch viele Februarkämpfer, die dann auf der Seite der internationalen Brigaden in Spanien kämpfen. die mit dem Namen Franco verbunden sind. Also von daher, es ist interessant, aber ich glaube, man kann es erklären, nicht durch eine gewisse ideologische Nähe. Verblüffend, dass es jetzt immer noch da ist, oder ist das eine Reminiszenz? Naja, okay. Und ohne jedwede Kontextualisierung, also noch nicht mal irgendwie ein... Das ist schon ein starkes Stück. Maria Zeller Kapelle. Das Mikrofon nochmal. Ja, es sind viele Seitenkapellen oder Seitenkirchen, die verschiedenen Heiligen und auch, ich weiß nicht, ist das bezahlt worden von Franco oder war das als Ehre gedacht? Ich habe keine Ahnung, ich war nur überrascht, wie ich das gesehen habe. Dolphus was, hätte mich nicht überrascht, aber... Ja, es gibt immer noch vieles zu entdecken. Achten Sie auf die Seitenschiffe und die Seitenkapellen, wenn Sie in Gotteshäuser hineingehen. Da gibt es möglicherweise noch ganz andere Dinge. In Wien haben wir ja auch mehrere Kirchen, in denen eine Dollfuß-Erinnerung gepflegt wird. Es ist ja nicht nur die Disciple-Dollfuß-Gedächtniskirche. Das Relief, das ich auch gezeigt habe, ist die in der Michaelerkirche. Seitenkapelle auch übrigens. Ja, gibt es noch Wortmeldungen? Ich sehe, das ist nicht der Fall. Was mir eigentlich in deinem Vortrag nochmal deutlich geworden ist, ist dieser enorme Unterschied eigentlich auch in der Wahrnehmung Dollfuß und Schuschnigg. Also wenn man ein Buch schreiben wollte über den Schuschnigg-Mythos, würde man wahrscheinlich relativ schnell aufgeben und sagen, das ist noch nicht mal Stoff für einen Aufsatz. Nein, er ist deswegen spannend, weil er selbst für die ÖVP zur Persona non grata wird. Ja, den hatte ich auch immer den Eindruck, dass er so ein Untoter ist, auch als er nach Österreich zurückkehrt. Aber es gibt jetzt noch vielleicht ein Gusto-Stück zu Schuschnigg. Ich habe vor kurzem die Memoiren von Hugo Portisch gelesen. Hugo Portisch als junger Journalist ist in den frühen 50er Jahren, also mehrmals in den USA, einmal mit Gorbach, also Bundeskanzler, aber auch einmal in einer Journalismus-Schule in St. Louis, Missouri. Und da wohnt und arbeitet ja Schuschnigg an der Uni, übrigens lehrt auch Geschichte Europas. Und Schuschnigg organisiert eine Sitzung bei sich zu Hause und lädt die österreichischen Journalisten, nur die Nichtsozialisten, wird scheinbar im Vorfeld präzisiert. Und wie sie dann bei ihm zu Hause sind, dann hatte er eine klare Bitte an alle, und zwar, ob es sich nicht Beweise finden ließen über irgendwelche Waffenschmuggelei von den Schutzbündlern im Februar 1934 aus dem Ausland, die ihm ein Argument mehr geben könnten, dass die Niederschlagung und das Standrecht legitim sei. Also das ist so ein Einsatz in der Portisch Memoire, wo er sich und es war interessant, dass er uns dann noch gefragt hat, ob jemand nicht da was, wie man da Investigativjournalismus in seinem Sinne einsetzen könnte. Und da merkt man einfach, dass er eine ganz klare ideologische Ausrichtung weitergetragen hat. Schuschnigg hat ja auch einige klassische Rechtfertigungsbücher geschrieben, die in den 60er, 70er Jahren erschienen sind. Aber ich glaube, man kann festhalten, Schuschnigg in Seitenkapellen eher unwahrscheinlich. Sogar in Seitenkapellen nicht. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, ganz herzlichen Dank an Lucille Dreidemi für ihren Vortrag und die Bereitschaft, mit uns zu diskutieren. Mein Dank geht aber auch an Sie dafür, dass Sie mit uns gesprochen haben. Wir haben in der kommenden Woche den Abschluss unserer vierteiligen Reihe. Wir werden dann mit Marion Wiesinger einen Bogen schlagen mit Blick das Salzkammergut, das heißt sie wird eine Balance halten zwischen Geschichte und Gegenwart. Bleiben Sie uns gewogen, ich freue mich darauf, wenn wir uns in einer Woche hier wieder sehen. Danke Ihnen und natürlich abschließend noch einmal unserer Referentin für den gelungenen abend