Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste. Ich begrüße zuerst und verbinde das auch mit einer praktischen Ansage unsere ÜbersetzerInnen, die die deutschen Parts dieses Nachmittags oder Abends ins Russische übertragen werden, beziehungsweise vice versa. Herzlichen Dank. Sie sind sozusagen in einem ruhigen Nebenraum und ich winke Ihnen quasi zu und hoffe, Sie sind alle schon ausgestattet mit Ihren Übertragungsgeräten, um auch per Übersetzung folgen zu können. Ja, liebe Gäste, zuerst möchte ich natürlich ganz besonders die Teilnehmenden dieses Symposiums begrüßen. Sie sind aus vielen Ländern gekommen. Es geht um das heutige Russland. Einige sind aus Russland gekommen, andere leben im Exil in verschiedenen Ländern Europas und sind von dort gekommen. Und wir bedanken uns wirklich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Diese Veranstaltung ist uns und das sind das Belvedere und der Verein Artmorf, den wir noch vorstellen werden, Simon Mraz und ich. Diese Veranstaltung ist uns ganz besonders wichtig und wir freuen uns, dass und wenn sie große Aufmerksamkeit bekommt. Ich möchte auch besonders Frau Doktorin Irina Scherbakova begrüßen, die gekommen ist und den Eröffnungsvortrag unseres heutigen Symposiums halten wird. Ja und ein Dank geht auch mit einer besonderen Begrüßung an die Vertreterinnen des BMK, also des Bundesministeriums für Kultur, Öffentlichen Dienst und Sport, Katrin Kneißl. Wir haben auch vom Ministerium eine wesentliche Unterstützung für diese Veranstaltung bekommen. Sie haben den Titel gelesen, As Long As It May Take. Übersetzt auf Deutsch heißt es, wie lange auch immer es dauern mag. Und was bedeutet dieser Titel? Er ist ein Aufruf zum Durchhalten. Wie lange es auch dauern mag. Es ist so etwas wie ein Zuruf an die inhaftierten Künstlerinnen und Künstler in Russland. Ein Zuruf der Unterstützung und der Solidarität. Es ist aber auch ein Appell an uns hier im Ausland, nicht zu vergessen auf die Inhaftierten in Russland, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung in Haft sitzen. Lassen wir sie nicht in Vergessenheit geraten und lassen wir sie wissen, dass das so ist, dass wir bei ihnen sind, zumindest in Gedanken und das war der Ausgangspunkt dieser Veranstaltung, den Simon Mraz auch aus seiner Motivation heraus noch weiter erläutern wird. Ja, wir wissen es alle, wir wissen es aus den Medien. In Russland ist Meinungsfreiheit mittlerweile nicht mehr möglich. Wer Kritik an der Regierung übt an einzelnen Maßnahmen des Staates, insbesondere Überfall Russlands auf die Ukraine und dem nun schon so lange währenden Krieg, der ist bedroht mit dem Entzug der Freiheit mit Haft. mit Haft. Auch künstlerische Äußerungen stehen nicht unter dem Schutz künstlerischer Freiheit, wie es eigentlich sein sollte. Nein, sie werden bestraft, oft auch drastisch, mit mehrjährigen Haftstrafen in Straflagern unter entsetzlichen Bedingungen. Als wir begonnen haben diese Konferenz zu konzipieren, haben wir uns dafür entschieden, dazu entschlossen hier ganz konkrete Personen, Künstlerinnen und Künstler in den Fokus zu rücken und über bestimmte Personen zu sprechen. Wir haben uns für fünf Personen entschieden, die alle aus dem künstlerischen Bereich kommen. Wir sind hier im Belvedere ein Haus der Kunst, also war das naheliegend, aber vergessen wir nicht, es gibt auch unzählierte, zahlreiche aus künstlerischen Gründen inhaftierte, aber auch zahlreiche andere Kritikerinnen, Kritiker, die es gewagt haben, mit ungeheurem Mut ihre Stimme gegen das russische repressive Regime und insbesondere gegen den Überfallskrieg auf die Ukraine zu erheben. Ja, wir werden heute nach dem Eröffnungsvortrag in zwei Gesprächsrunden eingehen, näher auf das Thema. Und ich möchte jetzt das Wort Simon Mraz übergeben, aber nicht ohne ihn vorzustellen. Simon Mraz, unser Partner hier bei dieser Veranstaltung mit dem von dir mitbegründeten Verein Artmorf. Simon Mraz ist Kunsthistoriker, zurzeit ist, ich glaube, das muss ich jetzt ablesen, Beauftragter für Sonderprojekte der Kultursektions des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten. Er ist auch ein Mitbegründer des Office Ukraine, einer Einrichtung, die auch vom BM Köss mitgetragen wird, die sich um Künstlerinnen und Künstler annimmt und sie unterstützt, die aus der Ukraine nach dem Überfall Russlands nach Österreich gekommen sind. Simon, du arbeitest auch in mehreren Projekten mit dem Ministerium, mit dem BMKs zusammen. Und ganz besondere Verdienste hast du dir erworben in den vielen Jahren, die du als Kulturattaché Österreichs an der russischen Botschaft in Moskau verbracht hast. Also ich darf sagen, dort wurdest du zu einer zwar noch jungen, aber doch Legende. Simon Mraz kannte bald, glaube ich, in der russischen Kunstszene jeder und auch in Wien, wenn Simon da war, hat man immer ganz begierig von ihm Berichte erwartet, wie es den Künstlerinnen und Künstlern in Russland geht. Lassen Sie mich zum Abschluss meiner Einleitung sagen, mir liegt daran, einen großen Ausdruck des Respekts unter Hochachtung auszudrücken, zu vermitteln, zunächst die Künstlerinnen und Künstler, über die wir heute sprechen werden, die hoffentlich im Geist und in unseren Herzen hier sind, die inhaftiert sind, aber eben auch die Personen, die ihnen nahestehen, die heute hier sind, um ihre Partner, Partnerinnen, Freunde, Freundinnen, Verwandte zu repräsentieren und hier über sie zu sprechen. Es verlangt und erfordert viel Mut, persönliche Entschlossenheit, Haltung, diese Geste des Eintretens für ihre Lieben zu machen und dafür nach Wien zu kommen und hier zu sprechen. Und ich bedanke mich sehr, sehr aus ganzem Herzen dafür. Simon, bitte. Also liebe Gäste und auch besonders jene, die aus Moskau angereist sind, liebe Stella mit deinem fantastischen Team, liebe Unterstützerinnen vom BMKÖS, das ist das österreichische Kulturministerium, das ist eigentlich meine ganze berufliche Laufbahn, sofern sie auch in Moskau war und auch darüber hinaus jetzt zurück. möglich von Dingen, von Ideen, von denen ihr euch überzeugen lasst. Und das finde ich wirklich sehr toll und dafür möchte ich Danke sagen, weil sonst würden wir das heute hier nicht machen können. Liebe Freunde und Mitstreiterinnen und Mitstreiter von Atmov und auch liebes Publikum. Es suhne, es it me teg, ist eine gemeinsame Anstrengung. Und das Wort werde ich jetzt öfter wiederholen, ist eine Anstrengung, die uns alle hier betrifft. Eine Anstrengung hast du, Stella, schon genannt und ich glaube, das ist eine ganz, vielleicht die wirklich zuerst zu nennen, nämlich das ist jene Anstrengung, die Nahestehende auf sich genommen haben, hierher zu kommen. Denn was wir hier hören, das ist nicht ein abstraktes Erzählen, es ist Erlebtes, es ist Erlittenes und es betrifft ganz nahestehende Menschen, die heute und in diesem Moment nicht in einem schönen Kinosaal sitzen, sondern an einem sehr finsteren Ort. Für das wunderbare Team von Belvedere, ich kann schwer sagen, wie mich eure so offene und enthusiastische Arbeit an diesem Symposium rührt. Wir haben das wirklich in so Schurfixe sehr oft gehabt und haben das wirklich gemeinsam, dieses Projekt, erarbeitet. Und das ist, obwohl es ein so doch sehr trauriges oder sehr urgentes Thema ist, war wirklich, es macht eine Freude so zu arbeiten. Und genauso möchte ich danken meinen lieben Freundinnen und Freunden von unserem kleinen Verein, AADHOF, mein Mitgründer Gideon Japlona. Ich werde dann ein paar Worte zu diesem sagen, weil wir nicht so, also das sagt es außer denen, die dabei sind, wahrscheinlich kaum etwas, was das sein soll. Aber das sagt dann mein Freund Gidi, die alle, meine Freunde, die da in diesem kleinen Verein sind, in ihren Berufen arbeiten und für sie war das auch eine Mengege anstrengung neben dem beruf hier mitzuhelfen dass uns dieses ja dass uns das gelingt und es gelingt uns hoffentlich etwas mit diesem symposium aber gelingen wird dieses symposium nicht bloß durch den umstand dass es stattfindet und das glaube ich ist sehr wichtig sondern es gelingt dann wenn ihr ihr, die alle gekommen seid und die auch davon hören, weil vielleicht jemand darüber berichten wird oder schon berichtet hat, nicht nur eure Ohren öffnet, sondern euch überlegt, wie jede und jeder Einzelne von uns etwas tun kann, um die zu unterstützen, um die es heute und auch in unserem zweiten Teil am 22. November geht und gehen wird. Bitte lasst euch von dem, was hier gesprochen wird, inspirieren. Lasst es zu, euch etwas zu überlegen und euch auch ein bisschen anzustrengen dazu. und euch auch ein bisschen anzustrengen dazu. Ja, in diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten Abend. Und ja, genau, liebe Stella, so viele Zettel, der Ablauf. Liebe Stella, bitte schön. Ja, ich darf nun Frau Doktorin Irina Scherbakova vorstellen, die den Einführungsvortrag halten wird. Irina Scherbakova ist promovierte Germanistin und Kulturwissenschaftlerin. Sie ist in Moskau geboren worden. Kulturwissenschaftlerin. Sie ist in Moskau geboren worden. Zu ihren Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehören Oral History, der Totalitarismus, Stalinismus, Fragen des kulturellen Gedächtnisses in Russland und Erinnerungspolitik. Neben vielem anderen sind das Fragen und Themen, die im Fokus ihrer zahlreichen Veröffentlichungen stehen. Irina Scherbakova ist aber nicht nur Geisteswissenschaftlerin, sondern sie ist auch eine sehr prominente Bürgerrechtlerin. Als solche hat sie bereits 1987, also wirklich schon vor geraumer Zeit, eine sogenannte Menschenrechtsgesellschaft gegründet, nämlich Memorial. Memorial ist mittlerweile, also spätestens seit zwei Jahren, sehr, sehr bekannt, denn sie wurde ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis. mit dem Friedensnobelpreis. Mittlerweile, nämlich seit dem Frühjahr 2022, lebt Irina Scherbakova nicht mehr in Moskau, sondern im Exil und treibt von dort auch ihre politische Arbeit unermüdlich weiter. Sie ist mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet worden. Neben dem schon genannten Friedensnobelpreis sind hier auch zu nennen etwa das Bundesverdienst Kreuz am Bande in der Bundesrepublik Deutschland und verschiedene andere Preise. Aber sie schüttelt ganz entsetzt den Kopf. Sie wollen das alles nicht hören. Es sind viele Preise, gut. Sie können das alles nicht hören. Es sind viele Preise, gut. Sie können das alles nachlesen. Wir wissen, warum wir Sie und Ihre Arbeit so hoch schätzen und ich nenne einfach noch den Titel Ihres Vortrages, das Verhältnis freien kritischen Denkens und künstlerischen Schaffens zur russischen Staatsatsmacht eine historische einordnung ja da stolpert man ja noch also erstens vielen Dank, dass ich hier mitmachen darf. Das ist für mich eine große Ehre. Und meine sehr geehrten Damen und Herren und liebe Freunde und liebe Kollegen, ich muss hier um Ihr Verständnis bitten. Also für die Nachfolgenden, also sehr, würde ich sagen, oberflächlichen Überlegungen, denn ich bin auf keine Weise eine Kunsthistorikerin, sondern eine Historikerin, die sich mit der Geschichte der Repressionen befasst. Und meine Sicht wird die einer Historikerin sein. Zu meiner Rechtfertigung kann ich nur ja sagen, dass das Verhältnis zur Vergangenheit heute eine entscheidende Rolle in der ideologischen Agenda des Putin-Regimes spielt. Und es ist diese mythologische, konstruierte Vergangenheit, die den verbrechlichen Krieg gegen die Ukraine rechtfertigt. Und diese Agenda, die immer aggressiver die Kultur angreift, die die Notwendigkeit zu den sogenannten traditionellen russischen Werten zurückkehren und diese Werte vor den Bedrohungen durch den verrotten Westen zu schützen propagiert. Und jedes freie Wort, jede Kritik, jeden Widerstand verfolgt. Wenn wir uns also kurz erschrecken, sind nicht, ich bin Historikerin, zu der Zeitspule, zu den Ereignissen von vor einem Jahrhundert zu. Die Revolution von 1917 in Russland forderte die Künstler heraus, Innovatoren, diejenigen, die die Signale der Zeit scharf wahrnehmen, die spüren die Veränderungen auf planetarischer Ebene, so beschreiben sie das, aber es entsteht die Frage, was in dieser neuen Welt die Rolle des Künstlers, was die neue Funktion der Kunst sein soll. Nach der Revolution, nach der Oktoberrevolution oder Oktobermachtergreifung von Bolschewiki, tritt ein neuer und sehr aktiver Akteur auf der Stadt. Denn wenn wir uns an den Abgedanken Zahnreich denken, hat Nikolaus II. sich mitnichten um irgendeine, würde ich sagen, um die Kulturszene in Wirklichkeit interessiert. Aber jetzt ändert sich die ganze Situation. Dieser aktive Akteur, Staat erscheint. Er hat die Macht, er besitzt mehrere Möglichkeiten der Förderung und Bestrafung. Und auf der einen Seite unterstützt die bolschewistische Macht, vor allem am Anfang die Künstler und ihre neuen Kunstformen, die sich auf ihre Seite geschlagen haben, ohne dass ihre Anführer, wenigstens die meisten, diese neuen Formen überhaupt verstehen. Aber sie sind bereit, auch den Aktionismus zu fördern, wenn er auf ihre Unterstützung gerichtet ist. Das ermutigt neue Talente und weckt Hoffnungen. Doch die Sowjetmacht will alles kontrollieren und es ist einer ihrer ersten Dekrete, zwei Tage nach der Machtergreifung, das Dekret zur Einführung vom Lenin selbst unterschrieben, der staatlichen Zensur und der Mechanismen und Strukturen, die sie umsetzen sollen. Denn die Einschränkung der Meinungsfreiheit im weitesten Sinne des Wortes ist im totalitären System das Hauptwerkzeug im Kampf gegen die freie Kunst und Literatur. Viele russische Schriftsteller und Kulturschaffende erhoben ihre Stimmen gegen diese Verbote, aber es hat keine Wirkung. Es wird erst mal durch den Bürgerkrieg erklärt, aber auch nach dem Bürgerkrieg wird die Zensur nicht entschärft. Und als das stalinistische System in den 30er Jahren endgültig ihre Gestalt annahm, wurde die Zensur umfassend und beschränkte sich nicht auf Verbote und Ausnahmen. Verheerend für die Entwicklung der Kultur unter den Bedingungen der totalitären Zensur war zweifellos die Tatsache, dass der Mechanismus, der die Freiheit der Kreativität einschränkte, bereits auf der Ebene der Idee des Autors in Gang gesetzt wurde. Jeder, der veröffentlichen, filmen, an den Ausstellungen teilnehmen oder Theaterstücke aufführen wollte, war von Anfang an gezwungen, sich und manchmal unheimlichte, kam manchmal nicht um die Zensur herum. Selbst wenn sie bestimmte Dinge nicht zu fassen bekam, identifizierte sie den fremden Geist unmissverständlich. Dagegen hat die stalinistische Propagandakunst nicht nur die Weltanschauung und den ästhetischen Geschmack des sowjetischen Betrachters dieser Kunst geformt, sondern auch repressive Funktionen erfüllt. Jeder Künstler, der auch nur ein wenig von dem abwich, was die Machthaber zum Kanon erklärt hatten, wurde zum ideologischen Feind. Das lässt sich an diversen Biografien nachvollziehen. Es gab Mitglieder der Akademie der Künste, die von der Obrigkeit herzlich behandelt, mit Orden und steilen Preisen, Datschen ausgezeichnet wurden und die, die zu Außenseitern gemacht, jahrzehntelang nichts ausgestellt wurden, ihre Bilder und in äußerster Armut starben, auch wenn sie nicht direkt von politischen Repressionen betroffen waren. Dasselbe galt natürlich auch für Literatur, Musik und andere. Heute, wo die Nostalgie für die Sowjetzeit in der Gesellschaft weit verbreitet ist, hört man nicht selten, dass die Zensur unserer Kultur geradezu zuträglich war, dass die erzwungene Umgehung von Verboten das künstlerische Niveau und das kreative Potenzial des Autors erhöht hat und dass das Enträtseln der esopischen Sprache die Notwendigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, das Interesse des Lesers oder Zuschauers nur noch mehr anheizt. Aber das ist eine heuchlerische Ausrede. Dieses Versteckspiel hat nämlich auch eine andere Seite. Es zwingt den Autor, die von der Zensur aufgelegten Regeln zu akzeptieren. Es erzeugt Konformismus und Doppeldenken. In der Zeit des Massenterrors und des Strebens nach totaler Kontrolle über die Gesellschaft im stalinistischen System, gab es für den Künstler nur wenige Möglichkeiten, Werke zu schaffen, die nicht in den offiziellen Kanon passen. Man musste tatsächlich im Untergrund leben. Davon spricht Mandelstam in seiner vierten Prosa, in dem er sagt, alle Werke der Weltliteratur, ohne Erlaubnis geschriebene, sind gestohlene Luft. Für einen Schriftsteller war das einfacher. Da gab es doch die sogenannte Schublade für gefährliche Werke. Für einen Künstler, einen Filmregisseur war das viel schwieriger. Deshalb blieb die alternative Kunst während der Stalinzeit im Wesentlichen auf die Literatur konzentriert. Und es ist auch etwas sehr Wichtiges, was die Kultur betrifft. Stalin hatte der Kultur, die die Macht unterstützen sollte, große propagandistische Bedeutung beigemessen, vor allem der Literatur und dem Film. Das wurde zu einer zusätzlichen Herausforderung für die Künstler und machte die Beziehungen zur Macht noch komplizierter. Schauen wir auf die Biografie zum Beispiel von Eisenstein oder Shostakovich. Also das sind ganz tragische Beispiele dafür. Und das konnte auch zu einer schmerzha zu einem Konformismus. Dieser Weg, was wir jetzt oft bezeichnen, ein Weg eines Mephisto, nach dem Klaus, nach dem Klausmann oder ist es ein Stabofilm, war Opportunismus, Mitmachen, Mitmachen mit der Macht. Es gibt eine tröstliche Formel, die nach Michael Bulgakovs gerne wiederholt wird. Manuskripte brennen nicht. Leider wird diese Formel manchmal verwendet, um diejenigen freizusprechen, die an der Zerstörung dieser Manuskripte und der Schikanierung ihrer Autoren beteiligt waren. Was wollen sie eigentlich? Schließlich sind die Manuskripte ja doch nicht verbrannt. Aber wir wissen sehr wohl, dass Manuskripte nicht nur dann brennen, wenn ihre Autoren physisch vernichtet werden, wie es in der Zeit der Massenverfolgung der Fall war. Es lohnt sich, an die Schicksale derjenigen zu erinnern, die das Glück hatten zu überleben, deren Leben aber durch den zermürbenden Kampf in der Zensur viele Jahre lang vergiftet wurde. Die Ursache meiner Krankheit, viele Jahre der Verfolgung und dann das Schweigen, schrieb verzweifelt Michael Bulgakov in einem seiner vielen Appellen an die Behörden, ihn aus der Sowjetunion herauszulassen. Doch die Zensur vergiftete nicht nur das Leben und tötete langsam Platonow und Bulgakov, Pasternak und Akhmatova, Sochenko und Grossmann und viele andere, sondern auch Millionen von Lesern und Zuschauern, denen jahrelang die Möglichkeit genommen wurde, zu lesen, zu sehen und zu hören, was für sie geschaffen wurde. Viele Werke erreichten sie nicht rechtzeitig, als sie geschrieben wurden, sondern erst Jahrzehnte später. Das verarmte nicht nur das Leben dieser Menschen, sondern machte auch ihr Denken und ihre Vorstellungen von der Welt flach und infantil. Die Vertreibung des historischen und philosophischen Denkens aus dem Lande, der Bau von Mauern und Grenzen, die die sowjetische Kultur für viele Jahre von der ausländischen Kultur abschnitten, das Verbot ganzen Kunstströmungen, hatte verheerende Folgen. Ein paar Worte zu dem Widerstand, mit dem sich Memorialgesellschaft ausgiebig beschäftigt hat, nämlich dem Widerstand unter den Bedingungen des Gulags und in der Unfreiheit. Und ich spreche in diesem Fall nicht von den Lageraufständen, sondern von dem Widerstand des Menschen gegen seine Verwandlung in das Lagerstaub, wie der Volkskommissar des Inneren Beria die Lagerinsassen bezeichnete. Das sind alle Arten von angewandter Kriavität, Stickereien aus dem Lagermüll gebastelt, selbstgemachte Bücher, Ikonen, Zeichnungen, Bilder, die durch Wunder gerettet worden sind und natürlich auch die Lagerpoesie. Nach Stalins Tod und mit dem eingetretenen Tauwetter lockerte sich der Griff der Zensur und das Verbot bestimmter Namen und Themen wurde schrittweise aufgehoben. Doch auch zu dieser Zeit werden diejenigen verfolgt, die in den Augen der Zensur zu weit gehen, im Eingriff auf ideologischen Grundlagen. Es gibt keinen Massenterror mehr, aber es gibt Kampagnen und Prozesse, die einen Abschreckungscharakter tragen sollen. Erwähnt hier soll die Hetze gegen Pasternak nach der Verleihung des Nobelpreises, der Prozess gegen Sieniawski und Daniel, die ihre Bücher im Westen publiziert haben, und gegen Josef Brodsky, der nichtsteuerreich, also wie wir sich erinnern, beschuldigt wurde. So erging es dem Manuskript von Vassily Grossmann, berühmten Roman Leben und Schicksal, der bis zu Durchschlagpapier für die Kopien beschlagnahmt wurden, verbotene Ausstellungen, Theateraufführungen und Filme. Aber für diese Zeit ist es von großer Bedeutung, dass der Kampf gegen Stalinismus zur Aufgabe der alternativen Kunst wird. Es kommt in Künstlerkreisen zu einem spürbaren Protest, der sich in erster Linie gegen die verrachten Propagandabilder der stalinistischen Kunst und generell gegen die ästhetischen Konzepte der Stalinszeit wandte. Für die sich in diesen Jahren formierende Künstlergeneration der Nonkonformisten, für alle, die sich Generation des 20. Parteitagen oder Generation der 60er, Schistidissätniki nannten, werden die sowjetischen Klassiker des sozialistischen Realismus zum Symbol des Stalinismus in der Kunst. In diesem Kampf gegen Stalinismus kommt es zu einem kurzweiligen Durchbruch, als die Erzählung von Solzhenitsyn, Ein Tag im Leben von Ivan Denisovich, in der Zeitschrift November 1962 erscheint. Und das bleibt als einziges Werk veröffentlicht unter den Zensurbedingungen für die nächsten 20 Jahre. Es ist vielleicht hier nicht so wichtig zu betonen, dass fast alle Künstler, Literaten, Filmemacher, Kulturschaffende, die zu den Antistalinisten gehören, die die Kultur von diesen Non-Konformisten oder wie wir ja sagen, also die Schistidesiaten gehören, in ihren Biografien zu Opfern gehören, als Kinder von Volksfeinden oder selbst Gulags-Erfahrung hatten. von den wichtigsten Akteuren, ich habe jetzt keine Zeit anzuführen, von den wichtigsten Akteuren dieser Kultur nach Stalins Tod. Und es gibt keine einzige Figur, von der entweder die Eltern nicht repressiert worden sind oder der Autor oder der Filmemacher selbst. der Autor oder der Filmemacher selbst. Mit dem Beginn der Brezhnev-Ära wird das Zensurverbot erneut auf viele Themen ausgeweitet, vor allem auf das Thema der stalinistischen Repressionen. Die Zensur wacht über jeden Tropfen wahrheitsgemäßer Information, der durch den eisernen Vorgang sichert. Deshalb werden westliche Radiosender gestört, Untergrundliteratur, Samestad und Tamestad werden gejagt, die ihrerseits aber sich immer mehr und mehr trotz allem ausbreiten. Als wieder eine schleichende Restalinisierung begann in der Brezhnev-Zeit, existierte die offizielle sowjetische Kunst in vielerlei Hinsicht weiterhin auf Grundlage der früheren ästhetischen Prinzipien. Mag sie auch ausgeblutet, ideologisch inhaltslos und altersschwach gewesen sein, so hatte sie doch zweifellos ihre propagandistische Ausrichtung bewahrt. Diese ästhetischen Prinzipien wurden mit besonderem Eifer in der Propagandakunst umgesetzt für das, was sich in der Sprache der Brezhnev-Zeitheldentat des Sowjetvolkes im Großen Vaterländischen Krieg nannte. Der Sieg im Vaterländischen Krieg wird in den 70er, 80er Jahren faktisch zur wichtigsten ideologischen Stütze des Sowjetsystems. des Sowjetsystems. Und das ganze Land wird überflutet mit identischen Objekten monumentaler Propagandakunst, mit ewigen Feuern, großen Gedenkstätten und Denkmälern. Die gesamte Ästhetik der Losungen, Plakaten, Feiertagsritualen, der Demonstrationen und Paraden bleibt die alte, vielleicht in etwas abgeschwächter Form, da nach diesen Losungen nicht mehr sofort eine Kampagne zur Enthüllung von Volksweinen folgt. Andererseits beginnen die Ästhetik der Stalin-Ära, die Formen und Methoden der Propagandakunst, sich umfassend von innen heraus zu zerstören. In der Literatur des Undergrounds treten Autoren in Erscheinung, die die sprachlichen Formen und Methoden der sowjetischen Propaganda parodieren. Dmitri Prigov, Igor Yersenyev, Timur Kibirov, Leif Rubinstein. Und in der bildenden Kunst entsteht in jenen Jahren das bedeutende, aber selbstverständlich in den Untergrund verbannte Phänomen der Sozart. Die Initiatoren der Sozart sind die Moskauer Künstler Vitali Kamar und Alexander Milamid. Sie verlassen die Sowjetunion nach der berühmten Bulldozer-Ausstellung 1974, einer von nonkonformistischen Künstlern unter freiem Himmel in Moskau-Stadtbezirk Jugosapen organisierten Ausstellung, die von KGB mit Bulldozer noch am Eröffnungstag niedergewalzt wurde. Es ist kein Zufall, dass die grundlegenden Veränderungen im Lande seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre mit der Ankündigung von Glasnist begannen, denn die durch die Zensur gewährleistete Geheimhaltung war die Grundlage des sowjetischen Systems. Es war glasnest, dass nicht die Offenheit, dass nicht nur die Zensur, sondern auch die Macht, die sich hervorgebracht hat, unter Grupp und in Folgen dessen zerstörte. Zur Zeit der Perestroika rückte die Frage nach dem Verhältnis zur Vergangenheit vor allem in Hinsicht auf die sowjetische Kultur, Kunst und Propaganda in den Vordergrund. Zuallererst hatten Menschen Ende der 80er Jahre, Anfang der 90er Jahre das Verlangen zu erfahren, was sich hinter der Kehrseite des Gesamtkunstwerks Stalin nach Paris-Greuz ausmachte, nach welchen Gesetzen die Antivelt des Gulags erschaffen wurde und funktionierte. Es war für viele klar, dass der Stalinismus jahrzehntelang auch ohne den Stalin weitergelebt hat, sowohl im Staatsaufbau als auch in der Parteidoktrin, in den Prinzipien der Propaganda, in der offiziellen Kultur und in der Psychologie eines Normalbürgers. Es muss hervorgehoben werden, dass ein Kunstwerk, der Film von georgischen Regisseur Abuladze, die Sühne von 1986 zum Trigger, zum Auslöser von diesem Bestreben nach Wahrheit wird. Zur Klärung der Wahrheit über die Vergangenheit wurden in diesem Moment in der Gesellschaft Forderungen laut, die vorher verbotenen Werke aus Kunst, Literatur und Film der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und das war ein großer Strom. Also 1989 kommt es zu einer Zäsur, Archipel Gulag, das meistgefürchtete Werk, also jahrelang, also für KGB, wird in der Zeitschrift November veröffentlicht. Parallel zum großen gesellschaftlichen Interesse an dieser Kehrseite des schönen Schei der Stalinzeit beginnt eine Kampagne der Zerstörung all dessen, was als Propaganda des früheren Regimes wahrgenommen wird. Losungen werden entfernt, Symbole vernichtet, die rote Flagge mit Hammer und Sicher wird ersetzt durch die weiß-blaue rote Flagge, der Doppelkopfadler kehrt als Wappen zurück, sowjetische Feiertagsrituale wie Militärparaden werden abgeschafft, Straßen unbenannt und die einige Denkmäler abgerissen. Zur Apotheose dieses Pathos der Zerstörung der alten Welt gerinnt der Sturz des Denkmals für den Geheimdienstchef und Gründer von Tschecha Felix Dzerzhinsky durch die versammelten Bürger auf dem Moskau-Lubanke-Platz vor dem Gebäude des KGB nach der Niederschlagung des kommunistischen Putsches im August 1991. Wenn man heute die Werke der sowjetischen Propaganda und der Kunst des Stalinismus hinsichtlich ihrer Zerlebigkeit bewertet, so kann man sagen, dass die Prognosen über ihr völliges Verschwinden, die in der Mitte der 80er Jahre aufgestellt wurden, sich nicht bewahrheiten haben. die in der Mitte der 80er-Jahre aufgestellt wurden, sich nicht bewahrheiten haben. Schon zu Beginn der 90er-Jahre haben diese Werke als sowjetisches Konsumgut und Kitsch die Straßen von Moskau buchstäblich überschwemmt. Der private Kleinhandel bot aktiv an, was den Käufern aus dem Westen, die nach dem Fall der Eisernen Vorgangs nach Russland strömten, gefiel. eisernen Vorgangs nach Russland strömten, gefiel. Die unglaublich schnell entstehenden Flohmärkte boten Gegenstände aus der Sowjetzeit. Abzeichen, Embleme, Uhren, Perlmützen. Die traditionellen russischen Matryoshkas veränderten ihr Aussehen. Aus Lenin kam Stalin hervor, aus diesem Brezhnev, dann Gorbatschow, Yeltsin und so weiter. Es wurden T-Shirts und andere Gegenstände mit der offiziell bereits abgeschafften sowjetischen Symbolik verkauft. Es kamen Cafés, Restaurants und Clubs auf, deren Namen an die Sowjetzeit erinnerten, die das sowjetische Ambiente Nachahmten und nostalgischer Speisen anboten. Die Bilder der Sowjetzeit wurden Anfang der 90er in der gerade erst entstandenen Fernsehwerbung und bei anderen Reklame benutzt. Das alles könnte zwar vom Standpunkt der Ästhetik hier für Verärgerung sorgen, schien aber ideologisch ziemlich harmlos. Allerdings traten im Zuge der Veränderungen, die in der politischen Situation Russlands, in der Gesellschaft und in den Machtstrukturen vor sich gingen, Parodie und Kitsch auf die Sowjetkunst immer mehr in den Hintergrund. Die sowjetische und später auch konkret die stalinistische Tradition wurde wieder mit Leben gefühlt. Bereits Mitte der 90er Jahre wurde die Nostalgie in Bezug auf die Sowjetära ein äußerst bemerkbares Phänomen des gesellschaftlichen Bewusstseins. Die Gründe und Formen dieser Nostalgie waren vielfältig. Sie wurde hervorgerufen durch die Unzufriedenheit über die wirtschaftlichen Reformen und deren sozialen und politischen Folgen, sowie über den kommerziellen und politischen Erfolg von Personen aus der frühen sowjetischen Elite. Auch die Obrigkeit, die sich nach und nach vom westlichen Demokratiemodell abgewendet und auf der Suche nach einem eigenen Weg, vor allem einer nationalen Idee ist, wendet sich Mitte der 90er Jahre immer mehr alten sowjetischen Vergangenheit und ihren propagandistischen Elementen in der Kultur stattfindet. So ist es auch mit dem Mausoleum. Obwohl dessen Erhalt mit dem stark geförderten orthodoxen Glauben im Widerspruch steht, will die Obrigkeit sich nicht von diesem überaus wichtigen Symbol trennen. Nicht zufällig wird dies alles von einer offenen Restalinisierung, einige Jahre später begleitet, und zwar deutlicher und intensiver als zur Brezhnev-Zeit. Das Gedenken an den Vaterländischen Krieg wird immer mehr zu einem furchtbaren Boden für den wachsenden Nationalismus. So nimmt die Nostalgie in Bezug auf die Sowjetunion den Charakter einer Restaurationsnostalgie an. Der pompöse Stil der Stalin- und der Brezhnev-Zeit wird in den neuen Projekten mit nationalpatriotischen Inhalten angefühlt. mit seiner Orthodoxie, Правoslawie, Autokratie, Samadirschawie und Volksverbundenheit, Naroden ist, über das vom Stalin geschaffene Mächtig des Sowjetreichs direkt zum neuen Russland. Widerstand. In den 90er Jahren, als es keine Zensur mehr gab, entstanden die Möglichkeiten, die westliche Kultur kennenzulernen und der Austausch mit dem Westen gab, der freien Entwicklung der Kultur antrieb. Es gab nicht mehr das Diktat der Zensur und auch nicht das Diktat der Behörden. Sie waren schwach und lenkten die Kultur auf keine Weise. Aber es entstand jetzt ein anderes Diktat, das des Geldes. Und auch das hatte seine Folgen. Die neuen Behörden hatten wenig Interesse an der Kultur und diejenigen, die Geld hatten, waren vor allem an der Massenkultur interessiert. Es breitete sich die Meinung aus, dass man die Zeit der kommunistischen Epoche und die in der Zeit entstandene Kunstwerke als eine Art der ägyptischen Pyramiden betrachten sollte, als etwas längst Vergangenes. Mehr noch, und das schien mir als eine gefährliche Tendenz zu sein, man sollte die Kunst grundsätzlich entpolitisieren. Ich werde es nicht vergessen, wie aus einem Filmfestival Leni Riefenstahl, die nach St. Petersburg 2001 eingeladen worden war, dort mit einem Applaus als eine große Filmregisseurin begrüßt wurde und ihre Bedeutung als Propagandistin im schlimmen Sinne des Wortes war einfach ausgeklammert. Doch allmählich, unter den Bedingungen der Freiheit, entstand eine Vielzahl kultureller Initiativen. Theater, Kunst, neue Dokumentarfilme, Ausstellungen, Festivals, Museen, neue Museen, neue Zentren. Das prägte das bunte kulturelle Bild auch der Nullerjahre. Das kulturelle Leben in den russischen Regionen belebte sich, natürlich auch in den Großstädten. Als Produkte dieser Zeit sind später in Moskau, Gugelzentrum, Jelzenzentrum in Ekzirienburg, Museum der modernen Kunst in Perm, Buchmesse in Krasnoyarsk, ich kann, das kann eine lange Liste werden, entstanden. Das waren neue Formen und sie in die Gesellschaft zu tragen, war ein wichtiger Schritt. Aber politischer Protest in der Kultur ab der zweiten Hälfte der 90er-Jahre und in den Nullerjahren war im Wesentlichen nicht zu spüren. Die Neutralität der künstlerischen und kuratorischen Position zusammen mit der politischen Melancholie schienen Mainstream zu sein. Aber spätestens seit dem Beginn der Massenproteste 2011-2012 wird es für viele Künstler und Kulturschaffende klar, dass das Distanzieren von aktuellen politischen Problemen einem Opportunismus gleichkommt. Als Putins Regime immer ideologisierter, traditionalistischer, nationalistischer und militaristischer wurde, begann sich ein kultureller Protest zu formieren. Darauf reagierten die Behörden aber immer aggressiver. Sie ließen Denunziationen und Pogrome zu. Sie unterstützen die Hooligans, die Künstler und Ausstellungen angegriffen haben. Erinnern wir uns an die Ausstellung im Sacharow Museum Vorsicht Religion von 2003, das Pogrom dieser Ausstellung und den anschließenden Gerichtsprozess. Der nächste starke repressive Schritt war der Prozess gegen Pussy Riot 2012, der bereits ein Beweis dafür war, dass die Behörden zu harten Repressionen bereit waren, die gegen Kulturprotest und Aktionismus gerichtet waren. Die Behörden handelten in verschiedenen Richtungen gegen die alternative Kulturszene. Sie organisierten Prozesse gegen Studio 7, Sie werden sich erinnern, gegen Ziria Brinkhoff, die im Wesentlichen gegen das Gogol-Zentrum als wichtiges Zentrum der zeitgenössischen Kunst richtete. Auf der anderen Seite gab es immer stärkere Politisierung und Protest von der Seite der Künstler. Ein wichtiger Moment waren wirklich die Massenprotest-Kundgebungen, die ich schon erwähnt habe. In den Jahren 2011 und 2012, die zu theatralischen Aktionen und zur fröhlichen Ästhetisierung des Protestes wurden. Verschiedene Formen des Kulturprotests sind entstanden und verbreiteten sich immer mehr. Und es ist eine neue Künstlergeneration in den Vordergrund getreten. Aber wie sollte nur die neue Kunst aussehen, die als Antwort auf die Forderung der Massenbewegung nach echter Demokratie entsteht? Was soll sich in der Werkstatt des Künstlers ändern, nachdem die noch zaghafte, aber doch damals die Hoffnung auf einen Wandel aufgetaucht ist? Immer mehr wurde die Aufgabe dieser Künstler, Menschen zu einem Protest zu mobilisieren. Beispiel gaben ja auch die ukrainischen Künstler, die auf dem Maidan 2014 große Rolle gespielt haben. Denn die Kunst des Protestes ist die Kunst der momentanen Präsenz. Natürlich wird sie sofort dokumentiert, mit iPhones, iPads gefilmt und digital auf spezielle Dienste und Hosting-Sites wie YouTube, Video und andere hochgeladen. Aber sie ist in erster Linie an den sekundenschnellen Alarm- und Reaktionsmodus der sozialen Netzwerke, Facebook, Twitter, gebunden, die sich für eine nahtlose Online-Kommunikation zwischen den Nutzern einsetzen. Artlose Online-Kommunikation zwischen den Nutzern einsetzen. Protestkunst ist die Kunst einer massenhaften Twitter-Revolution, kann man ja auch sagen. Eine Revolution, die gleichzeitig auf der Agora oder auf den zentralen Stadtplätzen und in den Chatrooms verschiedener sozialer Netzwerke stattfindet. Die Likes, Hashtags und Red-Wits als Waffen des politischen Kampfes einsetzen. Das haben wir zum Beispiel in den belorussischen Protesten sehr deutlich erlebt, wie das damals also funktioniert hat. Seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine wurde die Zensur und die Verfolgung jeder Form von Protest immer wieder verschärft. Dutzende von Kulturschaffenden wurden zu ausländischen Agenten erklärt und ihre Bücher aus den Bibliotheken entfernt. und ihre Bücher aus den Bibliotheken entfernt. Ihre Namen wurden von den Plakaten und Affischen gezielt. Sie wurden zu Extremisten erklärt und sogar in der Amtwesenheit verurteilt. Der sogenannte Theaterprozess gegen Jenny Birkowitsch und Svetlana Petricuk wurde zur neuen Etappe in der Verfolgungspolitik. Sie wurden ja für ein Theaterstück den Extremismus beschuldigt und zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Immer neue, schärfere Gesetze werden erfunden. Nicht nur Proteste werden verfolgt, sondern auch alles, was nicht in den Rahmen des Traditionalismus und des patriarchalischen Konservatismus passt. Sie werden vielleicht, also haben es schon einige gesehen, wie ein Tagebuch von Pasolini in Moskau, schienen es mit lauter Geschwärzenseiten. Schon stellt die russische Realität die prophetische Satire von Wladimir Sarokin in den Schatten. Unter diesen Bedingungen hat die Kultur eine große politische Verantwortung. Die Künstler müssen den Menschen in verschiedenen Formen zeigen, dass es Protest gibt und ständig über seine Sprachen und Formen nachdenken. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass solche Formel und Werke entstehen werden. Einer der beliebtesten Formate der russischen Antikriegsstimmung nach dem 24. Februar 22 ist der stille Protest. Er drückt sich zum Beispiel in Antikriegsflugblätter aus, die als Preisschilder, wir wissen ja die Geschichte von Sascha Skoczilenka, stilisiert waren. Diese Initiative wurde vom feministischen Antikriegswiderstand vorgeschlagen. Anfang Mai 22 waren jedoch in ganz Russland einige Personen festgenommen worden, weil sie diese Preisschilder durch Flugblätter ersetzt haben. und jede Äußerung von Dessens verfolgt wurde, sind alle künstlerischen Formen des Protestes immer wichtiger geworden, sowohl für die Künstler selbst, aber auch vor allem als wichtige Signale für die Bevölkerung. Wir sehen, dass es auch in den sogenannten stillen Formen des Protestes sehr wichtig ist. Ein Antikriegs-Graffiti, ein an die Wand geschriebener Slogan oder auch Zeilen aus einem ukrainischen Gedicht auf einem Denkmal sind in einer Diktatur sehr wichtig. Sie nehmen die Angst, dass das Hauptinstrument der Macht ist, ab und zeigen den Menschen, dass sie nicht allein sind, dass es Menschen gibt, die so denken wie sie. Natürlich stellt sich für uns alle die Frage, was die Rolle und die Aufgaben derjenigen sind, die das Land verlassen mussten. Wir alle erinnern uns sehr gut an die tragischen und traurigen Erinnerungen aus der Migration der 1920er Jahre. Und von verschiedenen Seiten wird versucht, uns davon zu überzeugen, dass die Migration kaum eine Chance hat, irgendeinen Einfluss zu haben. Aber in diesem Sinne scheint mir die Situation nicht hoffnungslos zu sein. Erstens ist es, so sehr die Diktatur das ausmöchte, immer noch unmöglich, das Land völlig abzuschneiden. Und hoffen wir, dass es nicht möglich sein wird. Und noch etwas zeichnet die derzeitige politische Immigration aus. Das heutige Putin-Regime kann in der Tat keine Energie, keine Illusion über irgendeine strahlende Zukunft bieten, wie es in den 20er und 30er Jahren war und zu großen Täuschungen führte für viele Künstler, sondern nur eine konservative, vorgetäuschte Wiederherstellung einer Vergangenheit, die es nicht gab. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank.