Mein Name ist Christine Bablitsch, ich bin 42, wir sind da in meinem Studio in Ottensheim. Ursprünglich komme ich aus Tirol, bin zum Studieren 2006 nach Linz gekommen, habe Bildende Kunst als experimentelle Gestaltung studiert und Kulturwissenschaften und arbeite jetzt. Kunst, Design oder Social Design, Handwerk und mache das Ganze seit zwei Jahren mittlerweile selbstständig, also hauptberuflich. Ganz am Anfang hat mich die Kunst hingezogen. hat mich zur Kunst hingezogen. Eigentlich, ich habe mit 24 zum Studieren angefangen und ich wusste, es war die Notwendigkeit da, Ausbildung zu machen. Und ich habe überhaupt keine Ahnung gehabt, was ich machen will. Ich habe mich in den Sozialbereich beworben, habe aber davor schon gewusst, dass ich diese Schule eigentlich nicht machen will. Und habe dann jemanden in Innsbruck beim Ausgehen zufällig jemanden getroffen, der in Linz auf der Kunsttour studiert hat. Und alles, was er erzählt hat und wie er war und was er gemacht hat, habe ich super gefunden und gedacht, hey, das mache ich. Das klingt super. Und bin da ganz naiv drangegangen und habe schon künstlerische Sachen gemacht, aber nie mit dem Gedanken Kunst zu machen. Also ich war politisch aktiv und habe quasi aus einem aktivistischen Gedanken heraus Projekte gemacht, die künstlerisch waren. Und habe dann irgendwie innerhalb von ein paar Monaten die Bewerbungsmappe gemacht und habe die Aufnahmeprüfung gemacht und es hat tatsächlich alles geklappt und ich bin angenommen worden und dann war ich quasi auf der Kunstur und habe mich da erst einmal so ein bisschen zurechtfinden müssen und bin dann aber gut reingewachsen, würde ich sagen und nach dem Abschluss habe ich im Kulturbereich gearbeitet, also in einem Kulturverein und habe auch in einem Kollektiv gewohnt und habe alle meine künstlerischen Sachen wieder quasi so im Verein verarbeitet oder im Kollektiv verarbeitet und habe irgendwie eigentlich nie schon eigene Sachen gemacht, aber bin jetzt nie als Person oder als Künstlerin irgendwie nach vorne getreten. Also das ist mir, das liegt mir nach wie vor nicht richtig, aber damals noch viel weniger. Es war mir viel wichtiger, das in der Gemeinschaft zu machen und bin dann auch nach einigen Jahren im Kulturbetrieb, habe ich beschlossen, nie wieder Kunst, nie wieder Kulturarbeit. Und habe dann eigentlich wirklich fest, ich war fest davon überzeugt, dass sie dann nie wieder was machen wird. Und habe dann zwei Jahre als Schiffsführerin gearbeitet, war ausschließlich am Wasser auf der Donau und habe irgendwie da so neue Perspektive gesucht und gefunden und habe mir auch nicht gedacht, dass ich da jemals wieder quasi retour oder anknüpfen kann oder will oder einen Weg in die Kunst finde. Dann hat mir das Schiffahren oder das Bootfahren aber irgendwann gelangweilt und dann habe ich beschlossen oder irgendwie, es war keine Alternative da, also die Vorstellung, einen Job, irgendeinen anderen Job zu machen, war irgendwie so, war für mich nicht möglich und dann hat sich das so entwickelt und dann habe ich wirklich alles auf eine Karte gesetzt, habe mich selbstständig gemacht, das Studio renoviert und Maschinen gekauft und einfach wirklich viel Arbeit in diese Selbstständigkeit investiert. Und das mache ich jetzt seit zwei Jahren. Also im Alltag, also ich schreibe relativ viele Förderanträge. Das liegt mir tatsächlich auch ganz gut. Das heißt, ich verbringe relativ viel Zeit im Büro. Oft ist es, also es ist leider, muss ich sagen, so, dass ich viel zu wenig Zeit habe, wirklich künstlerische Projekte zu entwickeln, weil ich einfach damit beschäftigt bin, Geld zu verdienen. Das heißt, ich arbeite immer so ein bisschen diese Geldverdienprojekte ab, die zwar mir total Spaß machen und ich total viel lerne, vor allem handwerklich. viel lernen, vor allem handwerklich. Gleichzeitig ist nicht genug Zeit für die quasi eigentliche künstlerische Arbeit oder die Weiterentwicklung. Und die, also mir kommt vor, ich habe so Monate, wo ich nur hinter dem Computer sitze und an, also eher so Phasen, wo man einen Antrag nach dem anderen schreiben kann. Und dann gibt es wieder die Phasen, wo ich wochenlang nur in der Werkstatt bin. Und dazwischen ist, also war in den letzten zwei Jahren eigentlich nicht viel Zeit. Und ich selber habe für mich aber beschlossen, ich gebe mir zwei, drei Jahre in der Selbstständigkeit, wo ich wirklich alles dafür tue, damit das funktioniert, oder um zu schauen, ob das funktioniert, weil nur wenn ich quasi 100% gebe, kann ich dann am Ende wirklich wissen, ob es funktioniert, weil wenn ich das jetzt nur 50% mache, dann weiß ich nie, wird es sich ausgehen, wenn ich 100% quasi investiere und so mache ich das gerade. Meine Motivation ist mir oft selber rätselhaft, dass ich wirklich ab dem Zeitpunkt, wo ich das beschlossen habe, investiere ich in Wahrheit 150 Prozent in diese Arbeit. Beziehungsweise es gibt nicht die Arbeit und die Freizeit und die Kunst. Es ist alles ein undefinierbarer Mischmasch, der mir wahnsinnig viel Spaß macht. Aber wo ich auch in den zwei Jahren schon gelernt habe, dass jeder mit der Energie haushalten muss, also dass sich nicht immer 150 Prozent ausgehen. Und es gibt natürlich auch Schwierigkeiten, oder die Schwierigkeiten sind, glaube ich, natürlich das Geld. Also ich fand es klar, das ist natürlich immer Thema, dass wenn dann zu viele Anträge irgendwie nichts werden, dann ist es natürlich auch da oft schwierig, dann wieder am nächsten Tag wieder am Computer zu sitzen und wieder einen Antrag zu schreiben oder einfach so am Ball zu bleiben. Aber die Hauptschwierigkeit, glaube ich, so im Alltag bei mir ist echt so, die Zeit zu finden, um zu netzwerken, um rauszugehen, um auf Eröffnungen zu gehen. Da pilsert man einfach oft die soziale Energie dann. Also ich habe zwar dann oft Zeit, also eh am Abend, aber ich schaffe es dann einfach nicht mehr. Da müsste ich dann immer wieder die Werkstattklamotten irgendwie rausschälen und duschen gehen und dann nach Linz fahren und dann bin ich dort. Und dann habe ich eigentlich schon keine Lust mehr irgendwie drauf. Und deshalb, ich finde das oft schade, dass ich dafür irgendwie keine Zeit oder keine Energie habe. Und ganz viel Infrastruktur ist hauptsächlich im Alltag. Die Werkstätten, also ich habe hier zwei. Ich habe das Studio, in dem wir jetzt sind, und dann habe ich noch eine Werkstatt ein Stück weiter, die ist so fürs Grobe, die ist so zumhsamste und aufwendigste Hauptarbeit. Allgemein, ich finde, es gibt schon Tendenzen in wirklich gute Richtungen, also Sachen Fair Pay zum Beispiel. Ich habe jetzt gerade wieder zugehört bei einer Jury-Sitzung, bei einer öffentlichen Jury-Sitzung, die ist leider, kenne ich die nur aus Tirol, wo es wirklich öffentlich zugängliche Jury-Sitzungen gibt, was eine gute Sache ist. Und da war wirklich das Fair-Pay-Thema wirklich groß und Projekte sind kritisiert worden, weil Leute sich selber nicht an die, oder Künstlerinnen und Künstler nicht an die Fair-Pay-Regeln halten. Und das finde ich gut, dass es da eine gute Richtung gibt, einfach auch bezahlt zu werden. Und eben, also auf einer persönlichen Ebene ist das natürlich, also leider ist einfach Geld das Allerwichtigste, um leben zu können. Also sei es jetzt ganz elementar oder eben auch was Arbeit und Kunst betrifft. Und sonst, was ich mir wünsche, dass, also ich habe tatsächlich, also auch so das von der Frage davor, was die Gender Debt betrifft, ich habe das Gefühl, es passiert da auch schon viel. Also es werden in vielen Häusern einfach auch weibliche Positionen gezeigt und feministische Positionen. Also da passiert schon viel und ich denke, es sollte auf jeden Fall so weitergehen. Also ich sehe das Ganze durchaus auch positiv. Ich mache vermehrt Kunst im öffentlichen Raum. Ich glaube, das kommt so aus meiner Geschichte raus. Ich habe mit Kunst hier irgendwie so begonnen, gar nicht mit dem Gedanken, Kunst zu machen, sondern einfach mich auszudrücken oder politische Aktionen zu setzen. Und habe dann auch auf der Kunst und natürlich in Galerieräumen was gemacht, aber mir war das immer wahnsinnig unangenehm. Also ich habe mich da immer ganz fehl am Platz gefühlt. Also mich, mich als Person und die Sachen, die ich mache, also ich habe mich immer unzureichend gefühlt und falsch und nicht gut genug. Also ich habe immer so, also es war nicht der richtige Ort für mich und habe dann dadurch so ganz natürlich auf den öffentlichen Raum fokussiert. Und erst jetzt, so in letzter Zeit, kommt eigentlich der Wunsch, wieder in Ausstellungsräumen was zu machen. Aber das ist eben das, wo ich davor schon gesagt habe, da fehlt mir so ein bisschen die Zeit, gerade Sachen zu entwickeln. Also ich glaube, ich hätte jetzt einfach auch das Selbstbewusstsein und auch das handwerkliche Know-how, Sachen zu machen. Also ich habe schon natürlich voll viele Ideen, aber es fehlt so die Zeit, weil da braucht man oft eben Zeit und Muße und man muss probieren, was oft, wenn man mit verschiedenen Materialien arbeitet, gar nicht so günstiger ist, wenn man da irgendwie Stahl verbratet. Ich selber gehe total gerne in Ausstellungen und schaue mir auch gerne Kunst an, die ich oft nicht gleich verstehe oder die man sich auch erarbeiten muss. Und gleichzeitig finde ich es oft so ein bisschen zwar verständlich, aber schade, dass man sich immer nur so selber unterhält. Also ich treffe dann halt immer super viele Leute von der Kunstuni und das sind alles Fachpublikum sozusagen. Also ich würde mir oft wünschen, dass viel mehr Leute die Möglichkeit haben, diese Ausstellungen zu sehen und zu verstehen und erklärt zu bekommen. Aber das funktioniert halt einfach so nicht. Und für mich war halt immer so dieser quasi einfach draußen was zu machen, war für mich einfach der Weg, was sich irgendwie besser angefühlt hat. Ja, zum Thema Gender Gap oder Ungleichheit. Ich glaube, man kann das ganz weit aufrollen, solange es strukturell einfach so viele Unterschiede oder Ungleichheiten oder Ungleichgewicht gibt. Ich glaube, jeder Einzelne wird das spüren, manche mehr und manche weniger. Also ich bin ja ganz oft in so männlich dominierten Bereichen eher, würde ich sagen, wo es oft nur sehr ungewöhnlich ist, Frauen anzutreffen. Also sei es jetzt in der Werkstatt, weil ich viel mit Metall arbeite, sei es jetzt Schweißen, Flexen, was auch immer. Oder auch bei meinem ursprünglichen Brutsch, habe ich die quasi in der Schifffahrt. Oder auch als Fahrradbotin, da war ich auch eine Zeit lang die einzige Fahrradbotin in Linz. Also irgendwie suchen wir diese Rollen aus und ich sehe mich ja gern darin. Also es macht mir irgendwie Spaß, da eine von wenigen zu sein. Und gleichzeitig finde ich es unfassbar anstrengend und deprimierend und kräftezehrend, einfach da so im Alltag da ständig damit konfrontiert zu sein und auf blöde Kommentare Antworten zu finden oder eben nicht und dann im Nachhinein quasi die passende Antwort wissen. Das finde ich oft sehr anstrengend und sehr ungerecht und dumm und alles. Es passiert mir so oft, wenn ich draußen irgendwas mache, dann kriege ich Kommentare, wo man denkt, das gibt es ja jetzt nicht. Warum traut man mir das nicht zu, das selber zu machen? Es ist jetzt auch nicht so der große Zauber dabei, ein Schweißgerät zu benutzen. Es ist jetzt gar nicht so schwierig, aber es wird so ein Mysterium. Es ist so, weiß ich nicht, als ob das nur ganz besondere Menschen können würden. In dem Bereich, wo ich arbeite, und also eh auch mehrere Frauen, also zum Thema Netzwerk, wir haben jetzt auch beschlossen, einen Stammtisch zu machen, also unter dem Motto Frauen, die bauen, weil es gibt einfach wirklich endlos Themen, über die man sich austauschen kann. Sei es jetzt über Arbeitskleidung, die nicht passt, weil sie für Männer gemacht ist, oder einfach blöde Kommentare, die man sich regelmäßig anhören muss. Und das ist so etwas, was jetzt in Zukunft auch passieren wird. Stammtisch.