Karola Maier, ich mache seit 24 Jahren Dokumentarfilme. Früher war ich mehr im entwicklungspolitischen Bereich im Ausland unterwegs und bin dann aber retour, habe dann relativ viel für den ORF gemacht, war ganz stark involviert in dem Magazin Heimat, fremde Heimat. Habe dann aber auch für Dreisat immer wieder was gemacht und habe 2000 angefangen mit meinen Dokumentarfilmen. Ich glaube, wenn man so den Weg gefunden hat und die Aufgabe, die einen erfüllt, dann bleibt man da einfach dran, egal welche Krisen es gibt. Und die kommen dann natürlich auch immer wieder daher. Und es ist nicht gesagt, dass das einfach nur easy ist, so eine Berufung sozusagen, sondern dass das halt auch viele Herausforderungen in sich birgt. sozusagen, sondern dass das halt auch viele Herausforderungen in sich birgt. Heute geht es um meinen Film Liebesleben wie das häusliche Gewalt. Es geht um einen Film, der drei Frauen begleitet, die halt in ihren Partnerschaften häusliche Gewalt erlebt haben. Es geht darum, was sie dadurch gemacht haben und letztendlich auch darum, wie sie sich davon befreit haben. Es geht darum, was sie da durchgemacht haben und letztendlich auch darum, wie sie sie davon befreit haben. Und am Anfang hat es natürlich geheißen, es ist unmöglich, dass man da Frauen dazu bewegen kann, die das schon erlebt haben und die zum Teil auch um Hilfe angesucht haben bei den Frauenbereitungsstellen beziehungsweise beim Hohe Österreichischen Gewaltschutzverband, Zentrum. Und es war dann sehr spannend, weil ich habe mich dann schon ein bisschen eingelebt in das Thema und habe dann eine Bekannte ins Theater eingeladen. Wir fahren nach Gmunden und ich steige bei ihr ins Auto ein. und ich steige bei ihr ins Auto ein. Und sie sagt, sie war total aufgelöst und hat mir dann in ihrer Emotionalität und ihrer Leidensgeschichte erzählt, dass sie einen Partner hat, der total gewalttätig geworden ist und dass es eh schon in der Trennungsphase ist. Aber sie war noch völlig fertig, weil sie das Gefühl gehabt hat, dass der nach wie vor bedrängt und bedroht, also aus ihrer Sicht halt. Und hat gesagt, das ist jetzt schräg, dass du mir das erzählst, weil ich will da einen Film drüber machen. Und sie meint dann, also wenn du das wirklich vorhast, dann bin ich die Erste, die da mitmacht, weil ich will, dass das an die Öffentlichkeit kommt. Und dann habe ich die erste Frau gehabt, weil am Anfang habe ich mir gedacht, naja, man kann ja das noch immer mit Erzählungen machen von Frauen, wo man dann halt diese Geschichten durch Schauspielerinnen dann erzählen lässt. Und das habe ich aber schon die erste gehabt. Und dann hat es geheißen von einer Beratungsstelle, ah ja, wir kennen da auch jemanden, die hat sowas erlebt. Also dann war man da schon ein bisschen vertrauensvoller mir gegenüber. Und dann habe ich halt die Michi kennengelernt und die Michi ist eine ganz starke Persönlichkeit. Wir haben noch einmal telefoniert und sie hat mir ihre Geschichte am Telefon erzählt und dann hat das sofort gepasst und sie hat auch gesagt, ja, es ist wichtig, dass ihre Geschichte an die Öffentlichkeit kommt, weil es halt einfach so viele Frauen gibt und weil viele Frauen glauben, sie sind da alleine mit diesem Thema. Und dann habe ich schon zwei gehabt und die dritte war dann aus meinem nahen Umfeld. Der habe ich von dem Filmprojekt erzählt und sie hat dann gesagt, sie ist sehr berührt davon. Und es hat sich dann herausgestellt, dass sie auch eine Betroffene ist. Jetzt habe ich dann drei Frauen gehabt, die mit dem Thema sehr vertraut waren. Und denen es wichtig war, dass sie da nochmal hinschauen. Und es ist natürlich dann auch so eine Form von nochmal aufarbeiten. Man sieht jetzt in dem Film keine Gewalt. Aber durch die Erzählungen, man spürt die Gewalt. Das spürt man dann auch, die Betroffenheit im Publikum, so habe ich es halt bis jetzt immer erlebt, dass es dann im Nachhinein dann halt schon dann so immer eine Stille gibt. Aber der Film zeigt dann ja auch Lösungen auf. Also es ist ja nicht so, dass es nur darum geht, dass es diese schlimmen Gewaltsituationen gibt und dass wir halt da so ein patriarchales Konstrukt halt noch mitschleppen, von dem wir uns endlich einmal erlösen sollten. Also ich bin halt immer wieder dran, dass ich halt da reinforsche und schaue, wie man solche sozialen Konstrukte auslösen kann und diese patriarchalen Strukturen dann irgendwie mal reduziert zumindest. Aber es ist halt nicht so einfach, aber ich habe halt schon das Gefühl, dass es jetzt, also Gewalt an Frauen hat es ja schon immer gegeben, wenn man zurückschaut, zu Donalds Zeiten, also da war ja Vergewaltigung in der Ehe, bevor sie das aufgehoben hat, ja ganz normal, oder wie war das mit den Frauen in den 70ern, man hat den Vater, man hat den Mann fragen müssen, ob man arbeiten gehen darf und so, also es sind dann ja schon so einfach Themen, die jungen Frauen, weiß ich nicht, ob die das überhaupt noch so mitbekommen, ob das noch so vermittelt wird, dass das ja ein Kampf war, also von diesen Frauenbewegungen, einfach halt auch für die nächste Generation von Frauen. Und es ist halt jetzt so intensiviert worden, dass es politisch einfach kein Tabu mehr ist. Also früher hat man da noch leichter wegschauen können, vor 40 Jahren oder 50 Jahren, aber jetzt ist es mittlerweile Gott sei Dank so, dass da diese Fronten aufbrochen sind und man darf schon sehr stark darauf politisch antworten. Und da kann sich halt niemand mehr verweigern, also da muss man einfach handeln. Und ich glaube halt einfach dadurch, dass es nicht mehr so ein Tabuthema ist, werden halt auch viel mehr Fälle bekannt. Und das ist halt jetzt gerade halt jetzt einmal Gewalt an Frauen, dass man halt sagt, ja, das wird jetzt einmal ein bisschen enttabuisiert, aber da gibt es noch ganz andere Themen, wo man noch immer so diesen Schleier der Verschwiegenheit drüber liegt und sagt, nein, das ist jetzt kein politisch interessantes Thema, weil da kriegt man auch keine Wählerstimmen dafür und da kriegt man irgendwie nur Probleme und das machen wir jetzt nicht. Natürlich reagieren mittlerweile auch die Medien ganz stark drauf und man sieht das dann schon bei diesen Bewegungen, hat jetzt auch mit den 16 Tagen gegen Gewalt, dass sie da schon einiges getan hat und dass sie da noch bevor viel tun wird. hat und dass sie dann nach wie vor viel tun wird. Ich habe erst gestern wieder einen Film gesehen über Gewalt an Frauen im Iran, wo ich mir denke, ja, es findet einfach überall statt. Also in solchen extremen patriarchalen Strukturen ist das natürlich noch viel intensiver. Aber es reicht eh schon die Gewalt, die wir in Österreich haben, denke mir ich mal. Und darum ist es ganz wichtig, dass es diese Stellen gibt, eben wie die Frauenberatungsstellen, wie die Gewaltschutzzentren, wo halt Frauen wirklich halt eine Anlaufstelle haben und wo sie auch anonym sind und wo sie halt dann auch geschützt sind und wo sie auch nicht nur rechtliche, juristische Hilfe bekommen, sondern auch psychosoziale Unterstützung. Und das Spannende ist, ich habe erst vor kurzem in Zug eine junge Ärztin kennengelernt und wir reden so, was sie macht und was ich mache. Und ich sage dann, ich mache Dokumentarfilme, ja worüber denn? Und ich sage dann, ich mache Dokumentarfilme, ja worüber denn? Und sie sagen, ja, ich habe Pressures Liebenswert, Prostitution, einen Film über Prostitution gemacht und Abhängigkeiten über Prostitution und Liebesleben wie aus häuslicher Gewalt. Und dann erzählt sie mir ihre Gewaltgeschichte mit ihrem Ehemann. Und dann sage ich, na bitte, sie muss sofort in ein Gewaltschutzzentrum gehen und sie muss sich da unbedingt Hilfe holen. Sie sagt, ja, aber sie ist Ärztin und das ist ja so eine große Scham und sie kann doch nicht in ihren Status. Und dann sage ich, ja bitte, aber das kommt halt einfach in allen Schichten vor. Und in einem höheren Status kann sich die Frau das vielleicht noch ein bisschen eher mit Geld regeln, als wie in einem niedrigen Status. Also mir ist es ganz sicher, dass ich da einen Vertrauensrahmen schaffe, dass da eine Basis stattfindet, wo sich die Protagonisten dann auch entspannen können, weil es ja ein sehr intimes Thema ist. Und es ja wichtig ist, dass sie diese Personen dann mir gegenüber öffnen. Und der Rahmen ist dann eher so, dass ich dann mit der Person alleine bin. Also der Kameramann geht raus, bei Precious zum Beispiel, weil überhaupt ich nur mit Kamera und der Protagonistin bei Liebesleben dann in dem Fall auch so. Und der Protagonistin bei Liebesleben dann in dem Fall auch so. Und die Frauen werden halt nur von rückwärts quasi mit der Kamera aufgenommen. Das heißt, man sieht ihre Gesichter nicht. Die Frauen haben Perücken auf, sie sind in einer anderen Umgebung, aber halt immer auf die Wohnung bezogen. Also jede Frau sitzt in einer Wohnung. Natürlich sind das nicht die Originalwohnungen, sondern das sind halt einfach Wohnungen, wo man auch das Gefühl hat, ja, da fühlen sie sich sicher, dass sie sich auch öffnen können, weil du kannst ja dann auch erst öffnen, wenn du dich sicher fühlst, sonst geht das ja gar nicht. Und ich glaube, ich habe mittlerweile dann doch schon so viel Erfahrung in dem Bereich, weil ich halt immer oder vorwiegend solche Themen angehe, dass ich dann schon so einen Raum öffnen kann, wo die Leute sich dann ein bisschen fallen lassen können und da wirklich halt dann nochmal reingehen und im besten Fall sage ich dann halt einmal, ist das dann sowas wie ja, nur mal so ein bisschen aufarbeiten und vielleicht dann im besten Fall dann vielleicht eine heilsame Aufarbeitung. Also ich habe schon gemerkt, zum Beispiel bei der Inga war es so, dass die am Vorabend noch so, wir haben dann noch so ein Gespräch gehabt, weil ich gemerkt habe, sie ist unsicher und wir haben uns einmal getroffen. Und das hat dann bei ihr so getriggert, das Gespräch. In der Nacht hat sie mich noch angerufen und hat gesagt, sie ist jetzt nicht sicher, ob es das Interview doch geben kann und so. Und ich habe gesagt, ich würde jetzt nicht irgendwie was hervorrufen, dass du dann irgendwie eine therapeutische Hilfe brauchst, weil Therapeutin bin ich jetzt keine, das musst du für dich selber entscheiden, ob du das jetzt willst oder nicht. Und ich kann dir halt nur anbieten, dass ich halt da sehr subtil vorgehe und du kennst mich eh, also wir haben ja eh da schon mehrere Gespräche gehabt, also dass das halt in einem sicheren Rahmen passiert. Ich habe mich dann aber eher noch einmal abgesichert mit einer Therapeutin, wo ich mir gedacht habe, ja, also es kann natürlich passieren, dass dann auch noch einmal was hochkommt und auftriggert wird. Es war aber dann am nächsten Tag dann, sie hat es dann wirklich sehr gut gemacht, sie hat dann einfach, sie war sehr offen und sie hat es dann wirklich sehr gut gemacht, sie hat dann einfach, sie war sehr offen und sie hat aber dann trotzdem irgendwie eine Abgrenzung für sich gefunden, dass sie da nicht reinkippt in diese Situation und wir haben dann ihre Stimme verstellt, weil das war ihr auch noch wichtig, den anderen zwei waren das nicht wichtig. Und das hat dann gut gepasst. Naja, was ist der Beweggrund für mich, dass ich mich mit so schwierigen Themen auseinandersetze? Weil es, glaube ich, ein guter Grund ist für Selbstreflexion, weil man dadurch sich selber besser lernen kann in einer gewissen Form, eben dass man halt dann vielleicht, wenn man das nächste Mal irgendwie, also vor allem wenn man gefährdet ist oder wenn man halt leicht zu Aggressionen neigt oder wenn man halt weiß, ja okay, ich bin da schon ein bisschen instabil, was das angeht, dass man halt dann ein bisschen mehr in das Mitgefühl reinkommt oder halt in die Verantwortung für andere Personen. Also natürlich hat man zuerst einmal die Selbstfürsorge, aber man hat als Familie dann auch eine ziemliche Verantwortung, Fürsorge, Pflicht für die Familie. Und wenn es mir halt selber nicht so gut geht, dann ist es ganz wichtig, dass man eine Hilfe holt, dass es mir wieder besser geht. Und dann geht es den anderen auch wieder besser. Was ich in dem Zusammenhang wichtig finde, ist, weil es ja verschiedene Formen von Gewalt gibt, körperliche, psychische, mentale und sexuelle Gewalt, aber es gibt ja auch die finanzielle Gewalt, das heißt, dass ja dann auch Frauen oft, wenn sie es geschafft haben, dass sie vom Partner weg sind, dass es eine Wegweisung gegeben hat, die mittlerweile bis zu einem halben Jahr dauern kann, aber dass dann halt einfach finanziell so abhängig sind von dem Mann, dass dann kein Ausweg finden und dass dann schneller wieder mal geht, dass sie wieder zurückgehen, einfach weil sie sich nicht raussehen. Und da gibt es halt mittlerweile, und das finde ich eine ganz tolle Initiative, in Kooperation mit dem Sozialministerium, mit dem AMS und mit dem Gewaltschutzzentrum, ich weiß jetzt nicht, ob es schon in ganz Österreich ist, aber in Oberösterreich auf alle Fälle, dass da halt dann Möglichkeiten gibt für Frauen, dass da Ausbildungsmöglichkeiten gibt, eigene Projekte, wo halt Frauen dann wieder zurück ins Berufsleben finden und da die volle Unterstützung bekommen. Also das ist mir noch wichtig. Und was auch wichtig ist, dass es natürlich eine Gewalthelpline gibt. Also die könnt ihr da noch einblenden. Was mir auch noch wichtig ist, ist, dass der Film natürlich nicht nur für Frauen gedacht ist, weil es ist meistens leider so, noch immer, dass man dann sagt, das ist ein Frauenfilm, weil Opfer sind die Frauen. Man blendet dann irgendwie den Täter völlig aus, die Männer kommen da irgendwie gar nicht vor. Die Männer fühlen sich auch nicht dann in die Pflicht genommen, weil sie sagen, es ist ein Frauenfilm. Was habe ich da drinnen verloren? Also nachdem eine Beziehung zwei Menschen inne hat, also Mann und Frau in einer Hetero-Beziehung, beinhaltet es aber dann auch, dass beide gefragt sind und nicht die Frau alleine und dass in einer Gewaltbeziehung nie das Opfer die Verantwortung hat, sondern immer der Täter. Und dass es natürlich für den Täter nicht leicht ist, dass man da hinschaut, sondern dass das dann auch nochmal mit Selbsterkenntnis verbunden ist und dann halt auch mit vielleicht Aufarbeiten diverser Strukturen zusammenhängt. Ja, letztendlich dann halt auch mit Bildung und mit Bewusstsein. Und wie schaffen wir denn das in einem aufgeklärten 21. Jahrhundert, 21. Jahrhundert, dass wir uns als Menschen verstehen, die halt wirklich mit einer gewissen Form von Mitgefühl und Verantwortung leben und halt auch ein gewisses Bildungsbewusstsein haben.