Wir beginnen unseren Ausstellungsrundgang durch die Ausstellung Radikal weiblich, Radical Females. Ich darf vorstellen, Veronika Schreck, Sammlungsleiterin des Schwerpunkts Kunstgewerbe in der oberösterreichischen Landeskultur GmbH und Co-Kuratorin dieser Ausstellung. Wir haben jetzt hinter uns sozusagen die Geschichte. Das heißt, wir gehen ja relativ tief auch in diese Geschichte. Und ich würde dich bitten, das jetzt ein bisschen auszuführen. Dankeschön. Jetzt darf ich dich auch noch ganz kurz vorstellen. Genofe Verrückert, Kuratorin für zeitgenössische Kunst und zuständig für das Artisan Residency Programm bei uns. Genau, wir stehen hier vor unseren ältesten Exponaten. Wir haben Objekte aus der Heilstadt, der Mondseekultur und die sogenannte Venus von Dolny-Westonice. Repliken davon, die zeigen schön, wie lang die Keramiktradition hier im Salzkammergut eigentlich besteht. Die Mondseekultur ist in das vierte Jahrtausend vor Christus zu datieren. Zeugnisse der Gmündner Keramikmanufaktur beziehungsweise Künstlerinnen, die dort gearbeitet haben. Rechts und links sehen wir Objekte von Emilie Schleiß-Siemandel. Emilie Schleiß-Siemandel hat zusammen mit ihrem Ehemann Franz Schleiß die Gmündner Keramikmanufaktur 1908 gegründet und hat somit eigentlich den künstlerischen Grundstein gelegt für die Keramikmanufaktur. In der Mitte sehen wir Susi Singer. Susi Singer wurde von Josef Hoffmann ermutigt, in Keramik zu arbeiten. Körper da, was in der Zeit eigentlich eher ungewöhnlich ist, dass Frauen eigentlich ihre eigenen Körper sich damit beschäftigt haben, weil normalerweise der männliche Blick auf die weibliche Kunst vorgeherrscht hat. Ganz hinten sehen wir Ida Schwetz-Lehmann in der Mitte. Sie war eine Freundin von Emilie Schleiß-Siemandel. Die beiden haben sich sehr gegenseitig beeinflusst und haben großartige Keramikkunstwerke geschaffen. Gudrun Wittke-Baudisch sieht man rechts und links. Sie hat in Graz studiert und kam später dann ins Salzkammergut, hat in den 40er Jahren die Heilstadt Keramik gegründet und hat unter anderem für die Mundner Keramikmanufaktur gearbeitet. Dort hat sie zusammen mit dem Besitzer Rohnberg die Gruppe H gegründet, die später unter anderem Franz Josef Altenburg und Anton Reidel auch getint hat. Genau. Wir wollten in der Ausstellung eigentlich einen weiblichen Blick auf die Kunst zeigen, der nicht durch männliche Blickwinkel verstellt wird. Genau. So, ich darf Ihnen jetzt hier einen Gast bei uns vorstellen oder eigentlich, sozusagen wahrscheinlich, Hausherr kann man jetzt nicht sagen, aber sozusagen doch zuständig für die Kultur der Stadtgemeinde Gmunden, Herrn Dr. Hecht, Kulturreferent der Stadtgemeinde Gmunden. Sie sind jetzt hier vor wahrscheinlich dem Hauptbild von dieser Ausstellung. Wie ist es Ihnen denn jetzt gegangen, so in der Konzeption und auch sozusagen mit diesem Schwerpunkt Keramik? Ja, das ist natürlich das Hauptbild. Also auf allen Kommunikationsmedien ist dieses Bild ersichtlich gewesen und ist sicher auch sozusagen der Eyecatcher für diese Ausstellung. Radikal Feminine ist eine von drei großen Ausstellungen, die Egmunden im Rahmen des Projektes City of Ceramics gestaltet. Und das Besondere sehe ich jetzt aus männlicher Sicht, dass es wirklich eine Ausstellung ist, die aus weiblichem Blickwinkel die Keramikkunst, nämlich die weibliche Keramikkunst hier beleuchtet und das ist wirklich erkennbar und ersichtlich und dieses kreative Kunstwerk ist glaube ich so prototypisch auch dafür und es ist niedlich, es ist verspielt, aber trotzdem sehr, sehr kreativ. Es ist sozusagen natürlich auch kritisch, es ist von einer in Deutschland aufgewachsenen Künstlerin Esra Gülmen mit türkischen Wurzeln und man sieht sozusagen das aufgepixelte Bild von einem kleinen Mädchen, das sich auch in einem anderen gesellschaftlichen Umfeld zurechtfinden muss. Es passt natürlich auch, weil Sprunglunden ist natürlich auch eine Stadt der Sommerfrische. Das muss man auch sagen. Das heißt, es gibt hier sozusagen beide Ebenen. Dieses Lustvolle oder eben auch Verspielte, das Sie angesprochen haben. Oder dann auch dieser Sound des Bades so im Hintergrund. Es gibt eine andere Arbeit, auf die wir noch verweisen wollen, weil es gab ja sozusagen einen großen Exodus auch gerade auch von dieser Generation von Künstlerinnen, die verbunden waren mit der Wiener Kunstgewerbeschule, aber eben auch mit der Wiener Werkstätte. Hier bezieht sich ein Künstler, Johannes Schweiger, der sich eigentlich stark mit Textil beschäftigt, auf Lucy Rie. Lucy Rie ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Künstlerinnen, vor allem bekannt auch sozusagen für diese moderne, klassische Gefäßkeramik, muss man auch sagen, die dann auch in Verbindung mit Handwerk, mit Möbel, mit Design einfach auch wirklich groß geworden sind. Es gab viele wichtige Leute, die in Gmunden waren, auch durch diese Symposien, das muss ja auch eine sehr spannende Zeit gewesen sein und ist natürlich auch im Museum stark vertreten, oder? Ja, da war ich zu dieser Zeit zwar noch nicht involviert, aber natürlich Namen wie zum Beispiel Ohnsorg, Altenburg und so sind ein Begriff. In Gmunden finden auch im Museum, im stadteigenen Kammerhofmuseum natürlich deutliche Niederschlag. Und das ist natürlich eines der Hauptaugenmerke von Gmunden. Sie haben ja auch eine eigene Keramikbeauftragte und die möchte ich Ihnen jetzt auch vorstellen. Eva Fürthbauer, wir haben ja gemeinsam diese Ausstellung dann auch umgesetzt und du hattest eigentlich sehr intensiven Kontakt mit der Maria Kulikowska. Das ist jetzt eine Arbeit, Table of Negotiations, die ist nicht gefällig, würde ich sagen. Aber wir haben da unsere Erfahrungen gemacht und ich würde dich da bitten, das einfach ein bisschen zu erzählen. Ja, die Maria Kulikowska ist mit ihrer ganzen Familie in Gmunden eingezogen. Ich habe sie abholen dürfen vom Bahnhof. Da war sie tagelang unterwegs. Ihre Reise war sehr beschwerlich nach Gmunden. Und ihr Mann und die Tochter sind nachgekommen. Und sie hat diesen Tisch hier fertig gemacht in der Gmunder Keramik. Man merkt das bei den Besuchern. Also es ist teilweise sehr abstoßend auch für die Besucher. Aber wenn man sich näher damit beschäftigt, ist es eine wunderbare Arbeit und wir sind eigentlich sehr stolz, dass wir das hier in Gmunden zeigen können. Also ich verfolge sie auch in den sozialen Medien, sie ist wahnsinnig umtriebig und sehr viel unterwegs und ist eine ganz tolle Künstlerin und glaube ich, sie hat eine tolle Entwicklung auch gemacht mit der Academy of Ceramics in Gmunden. Das kann man sicher so sagen. Sie ist mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs nach Österreich geflohen. Wir haben sie dann in dieses Programm eingebunden, in die Academy of Ceramics Gmunden. Sie war dann ein halbes Jahr da und auch mit deiner Unterstützung haben wir sie dann noch bei der Eishalle untergebracht und sie hat eben dann an diesen Körperteilen gearbeitet. Also da gibt es sozusagen natürlich auch die ganzen autobiografischen Details, weil sie ist ja ein Krimflüchtling. Das heißt, sie ist seit 2014 eigentlich auf der Flucht. Sie ist ein registrierter Flüchtling, der auch massiv bedroht worden ist, auch mit ihrem Leben. Und all das war auch in dieser Phase natürlich traumatisch extrem da, weil das Kind war erst ein halbes Jahr alt. Also das war eigentlich eine wahnsinnig schwierige Phase, wo man schon gesehen hat, wenn wir alle zusammen helfen und ihr uns unterstützt, dann ist da auch was weitergegangen. Ich würde noch sagen, es ist wahnsinnig wichtig, dass Künstler vor Ort arbeiten und sich auch Zeit lassen, sich mit der Gegend auseinandersetzen, ob das jetzt die Symbosien bei uns geworden sind, ob das die Symbosien waren, die der Verein zur Förderung europäischer Keramikkünstler organisiert haben oder jetzt die Academy of Ceramics. Also man merkt, die Künstler kommen hier an, setzen sich wahnsinnig mit der Umgebung, mit der Geschichte auch auseinander und machen dann ganz andere Werke, die sie sonst in ihrer Werkstatt vollbringen. Also wir haben immer noch Kontakt auch mit unseren Künstlern, die sagen, wie zum Beispiel die Elke Sader, die sich mit der Hallstatt Keramik oder der Hallstatt Zeit auseinandergesetzt hat und sie sagt, eigentlich war das oft so der Knackpunkt für ihr künstlerisches Weiterkommen. Eigentlich war das oft so der Knackpunkt für ihre künstlerisches Weiterkommen. Also das bringt schon die Künstler zu einer anderen Denke. Es hat ja bereits vor vielen, vielen Jahren unter Professor Kurt Onsorg eigentlich die ersten Keramik-Symposien weltweit gegeben. Er hat da ganz fantastische Künstler nach Gmunden eingeladen. Teilweise haben die bei ihm zu Hause gewohnt, im Garten ausgestellt und haben damals in der Firma Oesbach gearbeitet. Es haben auch österreichische Künstler wie der Anton Reidel dann auch mitgearbeitet. Die waren auch damals schon im industriellen Betrieb und haben ganz tolle Stücke gemacht. Und wir haben vor drei Jahren zu Onsorgs Ehren eine Ausstellung auch gemacht und sind draufgekommen, wie zeitgenössisch eigentlich damals und wie modern diese Stücke vor 30, 40 Jahren schon waren. Also es war auch Kurt Onsorg sicher ein extremer Vorreiter für die zeitgenössische Keramik in Österreich. Das kann man sicher sagen. Also diese Arbeit ist jetzt von einem Maud Mary Friedland. Sie ist eben nach Israel ausgewandert und dieses Objekt ist das aus der Sammlung von Lauf. Eine weitere Künstlerin, die sehr wichtig ist, also sie ist jetzt schon über 70, ist die Anne-Rose Riedl. Bekannt ist sie wahrscheinlich meistens für ihre Holzskulpturen, die sehr grobschlechtig sind und sehr oft sozusagen nackte Figuren, meistens Frauen zeigen. In dem Fall ist das so eine Schar, gemacht aus Keramik, ungebrannt, aber dann mit Acryl bemalt. Also hier ist sozusagen vielleicht auch eine schöne Auseinandersetzung. Auch was hier so verspielt daherkommt, ist natürlich ein ganz wichtiges Thematisieren des weiblichen Körpers. Linda Lohse hat diese Arbeit hier entwickelt, Homescreen, und ich übergebe dir jetzt. Ich werde versuchen, kurz zu sein. Und die Arbeit entstand in Taiwan, in der Artistin-Residency in Taiwan. So großteils auch meine letzten Arbeiten. Ich habe mich beschäftigt mit Kulturpflanzen. Und hier, ihr seht die Abformungen von Säuerbohnenwurzeln. Und ich habe die Thema ausgesucht, weil ich habe recherchiert und durch die Recherche stand, dass Säuerbohnen kommen aus Südchina und Taiwan und über Österreich, die wurden weltweit bekannt. Und über Österreich, die wurden weltweit bekannt. Und ihr seht so Darstellungen von Wurzeln und Erde. Und das Material ist tatsächlich Naturton aus Taiwan. Und die Wurzeln-Darstellungen sind aus Porzellan. Wir hatten noch eine weitere bekannte Künstlerin aus der Ukraine bei uns zu Gast in der Academy of Ceramics. Sie ist genauso mit ihrem Sohn geflohen und die Arbeit, die wir hier zeigen, ist eine Arbeit, die sie noch in der Ukraine gemacht hat. Sie bezieht sich sehr oft auf den sowjetischen Realismus und die Tradition des Porzellans in der Ukraine, eben auch ein Handwerk, eine Tradition, die es in der Form heute nicht mehr gibt, also bereits vor dem Krieg. Und diese Figur ist eben aus Porzell aus Tscharkov, das ist eine Fotografie aus einem Album, das eben Kardinal Inica übergeben wurde von einem Industriellen, der eben den Holodomor, also die große Hungerkatastrophe in der Ukraine dokumentiert hat. Das Bild ist aus dem Dürr-Zezan-Motiv in Wien und sie bezieht sich auf dieses Bild, hat aber auch natürlich so wie viele Familien in der Ukraine auch dieses Ausgehungertwerden von der russischen Vormacht, von der russischen Hegemonie im Kopf und es betrifft vor allem auch ihre Großmutter, von der eben dieser Spruch ist, die mit ihrer Schwester eben diesen Holodomor erlebt hat. Eine Arbeit, die im Rahmen der Academy of Ceramics nun mit Ortsbezug entstanden ist, ist von Laura Pölt. Sie ist aus Litauen und hat auch an der Linzer Kunstuniversität Keramik studiert und schafft diese sehr zeitgemäßigen gemäßen Zwischenfiguren, etwas zwischen Tier und Wesen, Tier vielleicht auch Mensch, Donna Haraway ist sozusagen für viele zeitgenössische Künstler eine wichtige Bezugstheorie, aber man sieht auch sozusagen hier mit dieser dornenartigen Figur, nimmt sie Bezug auf dieses Gestrüpp, was hier auch für diese Gegend so typisch ist. Ich möchte jetzt an dieser Stelle nochmal Veronika Schreck übergeben, um hier noch sozusagen die beiden letzten Arbeiten zu beschreiben und vielleicht... Dankeschön. Kiki Kogelnig ist auch eines der Leitthemen hier in der Ausstellung, eine starke weibliche Position. Kiki Kogelnik hat zunächst abstrakte Malerei geschaffen, entwickelte sich dann im Laufe der Zeit mit ihrer Gesellschaftskritik beziehungsweise Kritik an der zeitgemäßen Schönheitsideal in der Werbekunst zu eher zweidimensionalen Formen mit einer Pop-related Ästhetik. Sie selbst ist aber nie wirklich, obwohl sie starken Kontakt hatte zur Pop-Art, hat sie nie die Pop-Art tatsächlich übernommen. die Pop-Art tatsächlich übernommen. Mit der Zeit hat sie dann ihr doch eher zweidimensionales Kunstschaffen übertragen in wieder ein dreidimensionales Kunstschaffen mit ihren Hangings. Das sind Vinyl-Schablonen von Menschen, die sie dann aufgehängt hat, was ja dann wieder eine gewisse Dreidimensionalität schafft. Und eines der dreidimensionalen Werke, was dennoch irgendwo eine gewisse Zweidimensionalität hat, ist hier dieser Kopf, der eigentlich mit dem typischen Gmundner Muster versehen ist, mit dem geflammten. ja eigentlich mit dem typischen Gmundner Muster versehen ist, mit dem Geflammten, was typisch für Gmundner Keramik bzw. lange Traditionen Gmundner hat seit dem 17. Jahrhundert. Im Hintergrund sehen wir die Arbeit von Chris Lemsalou, Chris Lemsalou, eine Zusammenstellung aus einem Porzellankörper, Schaffellarmen und Keramikarmen und Beinen. Chris Lemsalou versteht sich selbst auch als Kunstwerk und arbeitet viel im Performance-Bereich. Damit möchte ich auch hier mit der Führung in der Ausstellung enden. Starke weibliche Positionen sind mehr als nur der Blick aufs Weibliche. Die Frauen haben in der Keramik immer wieder die Führungsrolle übernommen, haben das Keramikmaterial immer an seine Grenzen gebracht und darüber hinaus. Dankeschön. Zu guter Letzt haben wir noch zwei Positionen. Eine Künstlerin aus Taiwan, die sozusagen so ein klassisches Bild geschaffen hat, wo es auch sozusagen in ihrem ganzen Werk so auch um Gender und Identitäten geht, aber auch so ein Eindringen in eine fantastische Welt. Und Alexandra Engelfried aus den Niederlanden ist eine Performerin und bildende Künstlerin, die mit ihrem Körper das Material Ton bearbeitet. Das ist oft sehr großformatig. Die Arbeit, die wir hier zeigen, ist eine, die entstanden ist beim Artist in Residence in Australien und typisch ist dieser gelbe Ton oder eben dieser Ton, der im Kontakt mit Wasser dann diese gelb strahlende Farbe annimmt.