Herzlich Willkommen aus dem Kepler Salon. Heute ohne Publikum, aber wir haben in den letzten Monaten gelernt, mit unserer Zeit, mit dem pandemischen Geschehen unserer Zeit umzugehen. Und haben uns ja beim ersten Lockdown, sind wir sozusagen oft in den virtuellen Salonraum ausgewichen. Aufgrund der neuen veranstalterischen Gebote tun wir das heute wieder. Aber wir wollen trotzdem nicht lockerlassen und dranbleiben an unserem Programm. Umso mehr freue ich mich, an meiner Seite Florian Aigner begrüßen zu dürfen. Schön, dass du da bist. Ich freue mich sehr, vielen Dank. Du bist Physiker, Wissenschaftspublizist, Wissenschaftserklärer. Wissenschaftspublizist, Wissenschaftserklärer. Warst schon im Juni 2017, wie wir zuerst im Archiv nachgeschaut haben, schon einmal im Kepler-Salon zu Gast mit deinem Buch Der Zufall, das Universum und du, das damals auch als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet wurde. Jetzt, vor nicht allzu langer Zeit, ist ein neuestes Buch, Die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl, im Brandstätter Verlag erschienen. Und in dieses Themenfeld wollen wir uns heute auch begeben. Der Untertitel dieses Buches ist eine Liebeserklärung an die Wissenschaft und oben gibt es einen gelben Button, da steht 100%ig frei von Unsinn, Aberglauben und Fake News. Ein brisanteres Thema könnte man sich, glaube ich, dieser Tage nicht vorstellen, wenn man jetzt merkt, wie viele Expertinnen und Experten unterwegs sind. Ja, brisant ist das Thema Wissenschaft immer schon gewesen. Aber es ist natürlich wahr, dass es in diesem Jahr 2020 eine ganz besondere, ganz eigene Brisanz noch erhalten hat. Das hätte ich mir so nicht gewünscht. Es ist natürlich jetzt so, dass jeder sagt, das Buch kommt genau zu der Zeit, wo man das braucht, weil wir alle über Wissenschaft reden. Das ist schön, das freut mich, trotzdem wäre es mir lieber gewesen, wir hätten keine Pandemie gehabt. Und war das ein Bauchgefühl, dieses Buch jetzt sozusagen, ich vermute der Plan liegt sozusagen im letzten Jahr oder ist schon länger, dieses Buch sozusagen zu schreiben, zu publizieren? Den Plan gab es schon länger, also das ist was, was mir eigentlich immer schon im Bauch lag, wenn man so will, ein Buch zu schreiben, in dem es darum geht, was Wissenschaft ist, wie Wissenschaft eigentlich funktioniert und warum wir uns auf die Wissenschaft verlassen können. Ich habe schon gesagt, es sind sehr viele Expertinnen und Experten unterwegs dieser Tage. viele Expertinnen und Experten unterwegs dieser Tage. Ein Freund von mir hat gesagt, woran man einen Experten, eine Expertin erkennen kann, das ist nicht das Alleinerkennungsmerkmal, aber ein Erkennungsmerkmal, das ist, dass er sagt, ich weiß es nicht, wenn er es nicht weiß. Ja, das ist ein bisschen schwierig. Vielleicht nochmal zu dem zurück, was du zuerst gesagt hast. Es geht eben um dieses Spannungsfeld zwischen der Wissenschaft und dem Bauchgefühl. Und das ist auch das Spannungsfeld, in dem wir leben, wenn wir überlegen, wer ist denn eigentlich ein Experte? Und können wir den Leuten, die sich selbst als Experten verkaufen, wirklich vertrauen? Das ist halt eine schwierige Sache. Und ich komme ja aus der Wissenschaft, aus der Physik und bin sozusagen auch in diesem Sinn mit Wissenschaft groß geworden, habe da deswegen natürlich auch einen eigenen Blick darauf. Gleichzeitig natürlich habe ich in manchen Dingen ein ganz bestimmtes Bauchgefühl und frage mich dann, soll ich mich darauf jetzt verlassen oder nicht? Und das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe eigentlich, dieser Frage nachzugehen, wie ist das mit Wissenschaft gegen Bauchgefühl? Und mein Bauchgefühl als Wissenschaftler sagt, wir sollten uns eigentlich nicht auf das Bauchgefühl verlassen, sondern lieber auf die Wissenschaft. Aber kann ich mich jetzt auf mein Bauchgefühl verlassen, wenn mein Bauchgefühl mir sagt, ich kann mich auf das Bauchgefühl nicht verlassen? Da wird es halt dann ein bisschen kompliziert. Ich meine, was ich in den Medien sozusagen präsentieren könnte, dann wäre ich reich und berühmt und auf der ganzen Welt würde man sagen, hört einfach dem Eigner zu, der hat recht und alle Probleme sind gelöst. So einfach ist es leider nicht. Also man kann sich das genau ansehen und natürlich gibt es da viele Tipps vielleicht auch, die man geben kann und Gedanken, die dabei helfen. Ich hoffe, in meinem Buch sind viele davon drinnen. Aber so die eine klare Formel, die wir uns alle wünschen würden, gerade jetzt in dieser komplizierten Zeit, die gibt es halt nicht. Man kann sich das vielleicht ein bisschen so vorstellen wie, angenommen wir hätten da einen Riesenhaufen mit Fäden und Stricken und Bändern zusammengewurschtelt, übereinandergelegt, Bändern, zusammengewurschtelt, übereinandergelegt, verknotet, so ein Riesenhaufen. Und jetzt ziehen wir da an, an irgendeinem dieser Fäden. Dann wissen wir nicht wirklich, ist das jetzt ein Faden, der einfach da nur so lose drin liegt und vielleicht da zweimal herumgewunden ist um einen anderen Faden, oder ist dieser Faden ein Teil von einem Netz vieler Fäden, die einander tragen, die fest zusammenhalten, die auf sehr, sehr stabile Weise verknüpft sind? Das ist auf den ersten Blick, wenn ich so einen Riesenhaufen von Fäden habe, nicht erkennbar. Was muss ich machen? Ich muss genau hinschauen, ich muss dem Faden nachgehen, ich muss schauen, mit welchen anderen Fäden ist er vielleicht verknotet? Sind das jetzt nur drei Fäden, die eh mit den anderen nichts zu tun haben? Oder liegt hier einfach nur ein zusammengeknülltes Riesennetz, das wirkliche Tragkraft hat und wirklich verlässlich ist? Und so ähnlich ist es bei wissenschaftlichen Fakten auch. Wenn ich jetzt mit irgendwelchen Behauptungen konfrontiert werde, in den Medien oder im Gespräch mit der Großtante, die ganz unbedingt etwas ganz wahnsinnig Wichtiges gelesen hat gestern, das unfassbar sicher stimmt und darauf können wir uns jetzt ganz garantiert verlassen. Egal, womit wir es zu tun haben, wir müssen immer schauen, woran ist es denn festgemacht? Woran sind diese Fakten festgemacht? Sind sie in Verbindung mit anderen Fakten? Was sind die Quellen? Behauptet das einfach nur irgendjemand? Ist das ein Glaube von jemandem oder kann er das argumentieren? Steckt dahinter eine wissenschaftliche Studie? Ist das eine Einzelmeinung oder ist es eine Meinung von vielen Leuten, die sich seit langer Zeit damit beschäftigen? Das alles macht einen Unterschied und das alles müssen wir einfließen lassen. Aber wir sehen hier schon, es ist nicht so einfach. Das ist immer auch ein bisschen mit Aufwand verbunden. Und letztlich ist auch ganz klar, dass niemand von uns, egal wie klug wir sein mögen, die Möglichkeit hat, alle Dinge, mit denen er jeden Tag zu tun hat, wirklich nachzuprüfen. Das ist nicht möglich. Wenn ich jetzt im Fernsehen jemanden sehe, der behauptet, Coronaviren sind vollkommen harmlos, wir müssen uns überhaupt keine Gedanken machen, was mache ich mit dieser Behauptung? Ich habe als gewöhnlicher Mensch natürlich die Möglichkeit, mich dann ans Internet zu setzen und zu recherchieren und in der Zeitung gute, hochqualitative Artikel zu lesen und mir ein Bild zu machen, aber es ist extrem schwierig und es ist wahnsinnig zeitaufwendig. Und diese Zeit haben wir einfach nicht. Wir haben jeden Tag mit hunderten Behauptungen zu tun. Wir haben nicht die Zeit, jeden Tag hunderte Behauptungen wirklich mit wissenschaftlicher fundierter Tiefe zu hinterfragen und zu analysieren. Das ist einfach nicht möglich. Und deswegen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als auch gleichzeitig darüber nachzudenken, wem sollen wir denn vertrauen. Wenn wir nicht immer an die Wurzel des Problems gehen können, dann müssen wir natürlich auch berücksichtigen, manchen Leuten sollten wir vielleicht eher trauen als anderen. Und dann gibt es natürlich Wissenschaftler, die sich mit einer bestimmten Frage seit vielen Jahren beschäftigen. Die sind vertrauenswürdiger als irgendjemand, der mir auf der Straße einfach nur was erzählt, weil er glaubt, dass das so ist. Und das sollten wir wirklich im Kopf behalten. Das ist die Expertenmeinung ist wirklich zuverlässig. Auch eine Expertenmeinung, so wertvoll und wichtig sie auch ist, ist nur eine Meinung. Und noch wichtiger ist die Gesamtschau auf die Wissenschaft. Was ist der Status der Wissenschaft insgesamt? Aber das ist natürlich relativ aufwendig herauszufinden. Ja, und unter Wissenschaftlern gibt es ja sozusagen die eine und die andere Meinung. Was ist denn wissenschaftliche Wahrheit? Ja, das hört man oft jetzt, gerade in diesen Tagen. Ja, aber warum soll ich denn der Wissenschaft glauben? Weil die widersprechen einander doch sowieso auch alle. Und ich habe doch gestern im Fernsehen den Virologen sowieso gesehen und heute ist im Fernsehen dieser andere Virologe und die sagen unterschiedliche Dinge. Das verwirrt viele Leute und ich verstehe, dass das die Leute verwirrt. Man muss aber sehr vorsichtig sein. Wenn Wissenschaftler miteinander diskutieren, dann springen sie gleich automatisch auf jene Punkte, wo sie sich nicht einig sind. Und dabei übersieht man leicht, dass sie sich über das allermeiste andere ja einig sind. Also nur weil es wissenschaftlichen Diskurs, nur weil es wissenschaftliche Kontroversen gibt, das ist ja ganz wichtig, heißt das nicht, dass jede Meinung gleich gut ist und dass die Wissenschaftler sich vollkommen uneinig sind. Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil. Wissenschaft ist so strukturiert, dass sie einen verlässlichen Kern hat, über den im Wesentlichen alle Leute übereinstimmen. Und dann an den Rändern gibt es Regionen, wo es komplizierter ist, wo wir vielleicht wirklich noch nicht so genau wissen, was der Fall ist, wo es vielleicht noch mehr Forschung braucht, wo vielleicht Fakten herumschwirren, die anderen Fakten widersprechen. Irgendwer hat einen Fehler gemacht. Müssen wir vielleicht das Experiment nochmal machen oder müssen wir ein neues Experiment machen? Das kann passieren. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es fast immer einen Kern gibt, der wirklich verlässlich ist. Und bei Corona ist das ja ganz klar. Wir wissen mittlerweile, Covid-19 ist eine Krankheit, die von Coronaviren ausgelöst wird. Und dann gibt es ein paar sehr seltsame Leute, keine Wissenschaftler oder zumindest keine ernstzunehmenden Wissenschaftler, die das bestreiten. Es gibt die wildesten Verschwörungstheorien, das kennen wir auch alle. Aber wissenschaftlich gesehen ist das ein Punkt, über den wir nicht mehr streiten müssen. Das ist klar und kein vernünftiger Mensch zweifelt daran. Also okay, wir haben Coronaviren und die lösen eine bestimmte Krankheit aus. Wir wissen auch ungefähr mittlerweile, wie gefährlich diese Krankheit ist. Das war im Jänner, Februar noch nicht so klar. Mittlerweile wissen wir viel mehr darüber. Wir können ungefähr abschätzen, auch wie die Krankheit übertragen wird, auch wenn es da noch Fragezeichen gibt. Aber wir sehen, wir haben hier einen Wissenskern, auf den wir uns verlassen können. Und dann gibt es rund um diesen Wissenskern natürlich noch so Grenzregionen, wo die Fakten noch fehlen und wo es vollkommen klar ist, dass Wissenschaftler miteinander streiten und unterschiedlicher Meinung sind. Das ist kein Hinweis auf die mangelnde Zuverlässigkeit der Wissenschaft. Ganz im Gegenteil, das ist genau das, was wir von Wissenschaft wollen. Da stellt sich für mich die Frage nach dem Zeitdruck, der so ein Geschehen ja auch mit sich bringt. Da bricht eine Pandemie aus oder wird als Pandemie erkannt und dann läuft ja die Zeit. Und Zeitdruck macht ja was. Ist der der Wissenschaft dienlich? Ich komme aus dem Bereich der Kunst. Man braucht Zeit. Ja, in der Kunst ist es wahrscheinlich auch so. Wenn man sagt, bis nächste Woche Donnerstag muss deine Sinfonie fertig sein, wird es wahrscheinlich nicht das großartigste Werk der Musikgeschichte werden am Ende. In der Wissenschaft ist es natürlich genauso. Und das ist ganz spannend, weil wir da in diesem Jahr etwas erleben, was in meiner Beobachtung noch nie so stattgefunden hat. Ich schreibe ja viel über Wissenschaft, ich forsche nicht mehr selber, sondern erzähle und schreibe über das, was andere Leute forschen, ist irgendwie die bequemere Position. Und da gab es immer so eine Grundregel, an die sich alle gehalten haben. Und diese Grundregel war, liebe Wissenschaftler, wenn ihr wollt, dass eure Arbeit in der Zeitung steht, dann schreibt es mal auf, publiziert es in einem Journal, das von anderen Wissenschaften begutachtet wird, Peer Review nennt man das, und wenn es dann erschienen ist als Publikation in einem Peer Review Journal, dann reden wir darüber. Vorher geht es die Öffentlichkeit überhaupt nichts an, weil vorher ist es einfach uninteressant, sondern einigermaßen verlässlich ist es erst, wenn es eine wissenschaftliche Publikation gibt in einem anerkannten Journal, das begutachtet ist und wenn dann andere Wissenschaftler sagen, ja, das schaut gut aus, dann beginnen wir darüber zu reden. Das war so eine der goldenen Regeln des Wissenschaftsjournalismus. Wenn jetzt irgendein Wissenschaftler sagt, ich habe gestern im Labor etwas entdeckt. Nein, das ist nichts für die Zeitung, sondern ein Schritt nach dem anderen. Und wenn es begutachtet ist, dann reden wir darüber. Und dann kam diese Corona-Pandemie. Und da geht es einfach nicht mehr, sich an diese Regel zu halten, denn die Zeitspanne, die vergeht von Experiment im Labor mit dem spannenden neuen Ergebnis bis zum Erscheinen eines wissenschaftlichen Papers, das kann ein Jahr sein oder noch länger, zumindest sind es mehrere Monate im Regelfall. Und diese Zeit haben wir nicht in einer Pandemie. Und deswegen ist es ganz klar, dass dieses Jahr bei allem, was mit Corona zu tun hat, einfach der Zeitdruck riesengroß ist. Und das ist auch gut so und ich finde es in Ordnung, dass man hier gewisse Regeln, die vorher natürlich sinnvoll waren, hier auch etwas biegt. Nur müssen wir auch darüber nachdenken, was das bedeutet. Das bedeutet einfach, dass bestimmte Ergebnisse, die an die Öffentlichkeit kommen, nicht so verlässlich sind, wie wir uns das wünschen. Nicht deswegen, weil die Wissenschaftler schlecht gearbeitet haben oder weil die Wissenschaft Unrecht hat oder weil Wissenschaft insgesamt unglaubwürdig geworden ist. in diesem Jahr auf völlig andere Art in die Öffentlichkeit bringen. In diesem Jahr wird einfach berichtet über Dinge, wo man vor zwei Jahren noch gesagt hätte, warten wir mal noch, über das reden wir dann, wenn es fertig ist. Und diesen Luxus können wir uns heute einfach nicht leisten. Das bedeutet natürlich, dass Studien erscheinen, die einander widersprechen, dass Studien erscheinen, die vielleicht auch Fehler haben, die nicht besonders gut sind. Aber das ist nichts, was uns Angst macht, was gefehlt hat, nämlich die Schwerkraft. Die kam da nicht vor und Einstein war schon klar, das muss man dann auch irgendwie auf intelligente Weise einbauen und dachte darüber nach, wie das gelingen könnte. Und immer tiefer stieg er da hinein und erkannte, das ist nicht so einfach. Das ist vor allem auch mathematisch nicht so einfach. Und er sah, dass er ganz neue Teilbereiche der Mathematik neu lernen musste, um dieser Frage auf die Spur zu kommen. Und er hatte ein paar Freunde, ein paar Mathematikerfreunde, die ihm dabei halfen. Aber es ist wirklich haarsträubend schwierige Mathematik. Also wenn wir uns an unsere Schulzeit zurückerinnern, mit welcher Mathematik wir da zu kämpfen hatten, das ist alles Kinderkram verglichen mit den Problemen, Also wenn wir uns an unsere Schulzeit zurückerinnern, mit welcher Mathematik wir da zu kämpfen hatten, das ist alles Kinderkram verglichen mit den Problemen, mit denen Albert Einstein da zu kämpfen hatte. Und so ist es auch kein Wunder, dass es fast zehn Jahre dauerte, bis Einstein ungefähr ein Gefühl dafür hatte, wo die Reise denn da hingehen muss. Und langsam kristallisierte sich dann so heraus im Jahr 1915, wie denn diese neue Theorie von Raum und Zeit aussehen könnte. Und er sprach natürlich mit vielen anderen Leuten, man wusste das, dieser Albert Einstein, der ist da einer großen Sache auf der Spur, das wusste man. Und er traf dann auch den großen David Hilbert. David Hilbert war der größte Mathematiker seiner Zeit, ein Chemie auf dem selben Level wie Albert Einstein. Und Hilbert war auch fasziniert von den Gedanken, die Einstein da formulierte. Und sie trafen sich und tauschten sich aus und erzählten einander, was sie sich so überlegt hatten. Und Einstein bemerkte, jetzt muss ich aufpassen. Wenn ich jetzt nicht schnell bin, da der größten Genies der gesamten Wissenschaftsgeschichte, Albert Einstein, der Starphysiker seiner Zeit und David Hilbert, der Starmathematiker seiner Zeit, dass diese beiden Genies gleichzeitig an derselben Frage erforschten. Die saßen beide an ihrem Tisch und versuchten die große Grundformel von Raum und Zeit zu finden. Und David Hilbert schrieb dann Einstein nochmal einen Brief und sagte, Einstein, ich habe da noch ein paar super Ideen gehabt, kommen Sie mich doch nochmal besuchen in Göttingen, besprechen wir das nochmal. Und Einstein schrieb ihm zurück und sagte, er kann nicht, er hat Magenschmerzen. Das war so, dass mein Hund hat die Hausübung gefressen, der Wissenschaftsgeschichte. In Wirklichkeit saß er daheim in Berlin und hat hart weitergearbeitet, um seine Formel zu finden. Und dann eines Tages im Herbst 1915 war es soweit. Und Einstein hat sie gefunden. Die Antwort auf die größte aller Fragen des Universums von Raum und Zeit. Und die Antwort war 43. Und zwar 43 Bogensekunden pro Jahrhundert. Das ist nämlich das Ausmaß, in dem sich die Ellipsenbahn des Merkur beim Kreisen um die Sonne verschiebt. Und das war ein ganz bemerkenswertes Phänomen. Das hatte man nämlich schon vorher festgestellt. Nach den Formeln der Gravitationstheorie, die man vorher als gültig betrachtet hatte, nach der Newton'schen Gravitationstheorie müsste sich der Merkur immer schön brav auf der gleichen Ellipsenbahn bewegen. Für alle Zeit. Man hat aber festgestellt, das stimmt nicht. Das stimmt fast, in guter Näherung ist es wahr, aber die Ellipse des Merkur, die verschiebt sich ein bisschen im Laufe der Zeit. Und man wusste nicht, wie man das erklären konnte. Man hat versucht zu überlegen, vielleicht gibt es da noch einen zusätzlichen Planeten, der den Merkur ein bisschen stört. Das hat nicht so funktioniert. Es war ein ungelöstes Problem damals. Und Einstein erkannte, dass er diesen Effekt mit seiner neuen Theorie erklären konnte. Und mit seiner neuen Formel, als er sie dann gefunden hatte, probierte er das aus. Das war der erste Test für die allgemeine Relativitätstheorie. Kann man dieses merkwürdige Verhalten des Planeten Merkur erklären? Und ja, man konnte. des Planeten Merkur erklären und ja, man konnte. 43 Bogensekunden pro Jahrhundert, das war Einsteins Ergebnis und das stimmte wunderbar überein mit den Beobachtungen, die man vorher schon gemacht hatte. Nun gut, könnte man sagen. Das ist natürlich toll, wenn man jetzt eine wissenschaftliche Theorie entwickelt und die kann etwas erklären, was man zwar beobachtet hatte, aber bisher noch nicht erklären konnte. Das ist eine tolle Sache. Aber es genügt noch nicht. Der wirkliche Superheld in der Wissenschaft ist man erst dann, wenn man etwas vorhersagen kann, was noch überhaupt niemand beobachtet hat und das dann auch wieder mit der Theorie übereinstimmt. Und auch dafür gab es eine wunderbare Möglichkeit. Auch das war relativ schnell klar. Einsteins Relativitätstheorie sagt nämlich, dass schwere, massive Objekte, wie zum Beispiel die Erde oder noch mehr die Sonne, dass solche Objekte Raum und Zeit verbiegen. Das ist jetzt schon wieder so etwas, wo unser Bauchgefühl nicht mitspielt. Was soll denn das bitte bedeuten? Raum und Zeit werdenbiegen. Das ist jetzt schon wieder so etwas, wo unser Bauchgefühl nicht mitspielt. Was soll denn das bitte bedeuten? Raum und Zeit werden verbogen durch zum Beispiel unsere Sonne. Und Einstein konnte zeigen, dass man das tatsächlich beobachten kann. Und zwar, wenn das Licht von einem weit entfernten Stern zu uns kommt und wir den beobachten von der Erde aus, dann bewegt sich dieses Licht normalerweise auf einer geraden Bahn. Wenn dieser Lichtstrahl allerdings ganz knapp an der Sonne vorbeigeht, dann wird der Lichtstrahl allerdings ganz knapp an der Sonne vorbeigeht, dann wird der Lichtstrahl gebogen und deswegen sieht es dann aus, als wäre der Stern ein bisschen woanders. Das kann man normalerweise allerdings nicht beobachten, denn ein Stern ganz knapp neben der Sonne, den sehe ich nicht, weil die Sonne so hell ist. Das heißt, ich muss warten auf eine Sonnenfinsternis. Und genau diese Sonnenfinsternis gab es dann im Jahr 1919. Und damals wurden dann tatsächlich Expeditionen auf den Weg geschickt, um mit Fotoplatten die Position der Sterne während dieser Sonnenfinsternis ganz genau zu vermessen, um zu sehen, ob es da Verbiegungen gibt. während dieser Sonnenfinsternis ganz genau zu vermessen, um zu sehen, ob es da Verbiegungen gibt, ob die Sterne ein bisschen woanders zu sein scheinen als normalerweise. Und tatsächlich hat man festgestellt bei der Sonnenfinsternis, ja, diesen Raumzeitverbiegungseffekt gibt es, so wie Einstein ihn vorher berechnet hatte. Und das war dann eigentlich der große Triumph für die Relativitätstheorie. Und auf der ganzen Welt war das ein Spitzenthema. Das war auf der Titelseite der New York Times, ja nicht irgendwo im Wissenschaftsteil, sondern darüber hat man geredet. Und so wurde Einstein auf diese Weise zum ersten richtigen Popstar der Wissenschaftsgeschichte. Wunderbare Geschichte. Du hast Mathematik schon erwähnt, sozusagen als Wissenschaft, das ist doch eine, die nimmt eine besondere Stellung ein. Das stimmt, man sieht das schon an dieser Geschichte auch. Die Mathematik erlaubt uns einfach, über unser Bauchgefühl auf ganz bemerkenswerte Weise hinauszugehen. Hätte Einstein die Mathematik nicht zur Verfügung gehabt, wäre seine Relativitätstheorie vollkommen banal gewesen. Stellen wir uns vor, da stellt sich einer hin und sagt, Raum und Zeit verbiegen sich und Massen verbiegen den Raum und die Verbogenheit des Raums bestimmt, wie sich die Massen bewegen. Dann hätten die Leute gesagt, ja, okay, hast da ein bisschen zu viel getrunken, hast da eine komische Theorie ausgedacht, aber was machen wir jetzt damit? Das ist relativ uninteressant. Interessant wird so eine Theorie erst, wenn man sie mit Mathematik füttert. Das geht natürlich nicht in allen Wissenschaften gleich gut, aber in der Physik funktioniert das ganz wunderbar. Und deswegen ist die allgemeine Relativitätstheorie eine sehr, sehr mathematische Theorie. Und gut, die Mathematik muss man natürlich auch sagen, die funktioniert ja nicht nur in Bezug auf die Beobachtung der Natur, wie im Fall von Einsteins Relativitätstheorie, sondern das wirklich Bemerkenswerte an der Mathematik ist ja eigentlich das, dass sie ganz ohne Natur auskommt, dass sie ganz ohne Beobachtung auskommt. Also die Mathematik ist die einzige Wissenschaft überhaupt, bei der Beobachtung gar nicht notwendig ist. Also ich schicke jetzt nicht irgendwelche Expeditionen in den Urwald, um Zahlenphänomene zu beobachten, oder ich mache keine Experimente, um etwas über die Primzahlen herauszulernen, sondern die Mathematik, die kann man im Kopf betreiben, ohne wirklichen Bezug auf die Wirklichkeit. Und deswegen kann man auch mathematische Wahrheiten finden, ohne Gefahr zu laufen, dass irgendwie ein Messfehler passiert ist, dass ich schlampig beobachtet habe oder ähnliches. Mit diesen Fehlern, mit diesen Problemen haben wir in allen anderen Wissenschaften zu kämpfen, in manchen mehr als in anderen, aber in der Mathematik können wir das ausschließen. Die Mathematik ist die einzige Wissenschaft, in der wir wirklich zu vollkommenen, unbestreitbaren Wahrheiten gelangen können. Und das liegt daran, dass die Mathematik die Wissenschaft ist, die beschreibt, was man überhaupt denken kann. Man kann nämlich nicht unmathematisch denken. Das geht gar nicht. Jetzt sagen viele, was soll das heißen? Ich denke doch nicht mathematisch. Naja, irgendwie schon implizit. Also ich kann mir kein Universum vorstellen, in dem 2 plus 2 5 ist. Das funktioniert nicht. Das erlaubt unser Kopf nicht. Das erlaubt die Logik nicht. In anderen Wissenschaften ist das anders. Ich kann mir ein Universum vorstellen, in dem die Gravitation ausgefallen ist, in dem ich das Problem habe, davon zu schweben und dann muss ich mich irgendwo festhalten oder am Sessel festbinden, damit ich nicht in mir vorstellen. Oder ich kann mir überlegen, wie ein Universum aussähe, das ausschließlich aus negativ geladenen Teilchen besteht. Die würden einander alle abstoßen und es wäre einfach nur eine riesengroße Teilchen-Explosion, in der nie irgendetwas Spannendes geschehen würde. Dass ein Universum, das so aussieht, könnte uns beide natürlich nicht hervorbringen, aber mein Hirn erlaubt es mir, darüber nachzudenken, was in so einem Universum der Fall wäre. Aber mein Hirn erlaubt es mir nicht, mir zu überlegen, wie ein Universum aussähe, in dem 2 plus 2 5 ist oder in dem x genau dann größer ist als y, wenn y größer ist als x oder in dem jedes Dreieck vier Ecken hat. Das geht einfach nicht. Das ist denkunmöglich. Und deswegen kann es auch in der Wirklichkeit nicht so sein. Also in diesem Sinn ist die Mathematik und die mathematische Logik quasi noch einen Schritt strenger und präziser als jede andere Wissenschaft, die immer von der Beobachtung abhängt. Das ist ein spannendes Thema. Es gibt Dinge, auf die absolut Verlass ist, die sozusagen als Wahrheit ewige Gültigkeit haben. Genau. Aber es wird ja in vielen anderen Bereichen weitergeforscht. Vielleicht wissen wir trotzdem, dass morgen... Vielleicht nicht in der Mathematik, aber in anderen Feldern von Wissenschaften, wo Dinge ausverhandelt scheinen, wo sie sozusagen Wahrheit... Naja, es gibt auch in anderen Wissenschaften schon Dinge, auf die wir uns eindeutig verlassen. Also so Aussagen wie Säugetiere brauchen Sauerstoff und wenn ich etwas vom zehnten Stock aus dem Fenster werfe, dann zerschädelt es am Boden und Heizöl ist nicht geeignet als Hundefutter. Das sind so Grundsätze, auf die wir schon alle vertrauen sollten. Und wenn nicht, dann sollte man sich definitiv keinen Hund besorgen. Also so gewisse Grundsätze gibt es in allen Wissenschaften, wo man sagen kann, okay, das ist unbestreitbar, daran zweifeln wir nicht. Aber in der Mathematik funktioniert das eben ohne dieses Problem der Beobachtung. Und es ist natürlich eine ganz, ganz wichtige Frage, kann man diese unglaubliche Präzision der Mathematik vielleicht übertragen auf andere Wissenschaften? Und das war auch so eine Zeit lang ein großer Traum in der Wissenschaftsphilosophie. Der Wiener Kreis hat sich damit ganz intensiv beschäftigt. Man hat überlegt, wenn es eben in der Mathematik gelingt, dass wir Behauptungen beweisen, die vollkommen unintuitiv sind, die wahnsinnig komplex sind, die wir mit reinem Bauchgefühl überhaupt nicht erfassen können. Aber trotzdem erlaubt es die Mathematik, hier Gewissheit zu schaffen, weil wir einfach so Schritt für Schritt vorgehen, aus einer Sache folgt die nächste, aus der folgt wieder die nächste und irgendwann kommt man dann zu einem mathematischen Satz, der hochkompliziert ist, auf den wäre ich von alleine nie gekommen, aber weil ich eben so aus einer Wahrheit die nächste folgere, mit mathematisch-logischen Schlussfolgerungen, komme ich dann irgendwie dorthin und ich habe dann eine feste Verbindung zwischen ganz einfachen Dingen, die jeder glaubt, wie zum Beispiel 2 plus 2 ist 4, und einer ganz, ganz komplizierten Sache. Aber wenn ich das eine glaube, muss ich jetzt plötzlich das andere auch glauben, weil mathematisch bewiesen ist, dass das eine zwingend aus dem anderen folgt. Das ist ja großartig. Das ist Wahnsinn. Das ist etwas vom Begeisternsten der Wissenschaftsgeschichte überhaupt. Und die Frage ist jetzt, kann man das in allen anderen Wissenschaften auch so betreiben? Und die Antwort ist nicht wirklich. Weil eben schon in der Physik, die man ja vielleicht so ein bisschen noch als Nachbarwissenschaft der Mathematik betrachten könnte, wir das Problemfern Daten, von denen wir dann überlegen müssen, ob sie zuverlässig sind oder nicht, ob das Signal, das man hier sieht, schon ausreicht, um zu sagen, wir haben ein neues Teilchen entdeckt oder ob es noch reiner Zufall sein könnte. Da beginnen schon die Unschärfen, die man in der Mathematik nicht hat. Und das ist überall so, in allen Wissenschaften. Trotzdem gibt es eben wissenschaftliche Grundsätze, auf die wir uns verlassen können. Und das ist ganz wichtig. Und trotzdem gibt es immer wieder Revolutionen, wahrscheinlich nicht in der Mathematik, aber wissenschaftliche Revolutionen, wo vor einem Tag auf etwas anderes betrachtet wird. Das stimmt. Weil es neue Erkenntnisse, neue Ergebnisse gibt. Das stimmt natürlich. Allerdings, das ist ein schwieriger Punkt. Ich glaube, viele Leute stellen sich unter wissenschaftlichen Revolutionen etwas Falsches vor. Man stellt sich so vor, wissenschaftliche Revolution, so wie eine politische Revolution. Also wenn in der Politik eine Revolution stattfindet, dann zieht das Volk durch die Straßen mit Fackeln und Waffen und dann wird vielleicht irgendein König geköpft und eine Republik ausgerufen und nichts ist mehr wie vorher. So funktioniert das in der Wissenschaft nicht. Wenn ich eine politische Revolution habe, dann ist der König nachher egal. Und entweder ist er tot oder im Gefängnis oder im Exil oder was auch immer, aber jedenfalls, er hat nichts mehr zu sagen. Es ist vollkommen egal, was die Meinung dieses Königs ist, wenn die Revolution vorüber ist. Und das ist in der Wissenschaft anders. Es ist natürlich wahr, und Thomas Kuhn hat überhaupt die ganze Wissenschaftsgeschichte so betrachtet als Abfolge wissenschaftlicher Revolutionen und hat von Paradigmenwechseln gesprochen und hat gesagt, naja, es gibt so gewisse Weltbildgrundhaltungen, auf die wir uns irgendwie einigen zu einem Zeitpunkt. Ja, so eine Art Gitter, dass wir über unsere Beobachtungen stülpen, eine Art, wie wir die Wissenschaft unserer Zeit interpretieren. Und dann kann es passieren, dass sich das ändert. Und plötzlich interpretieren wir die Welt neu. Und es wird immer sehr gern die Astronomie hergenommen, um das zu illustrieren, weil es da eben eine Reihe von solchen Paradigmenwechseln gab. Und das ist interessant, sich anzusehen. Es gab zum Beispiel mal die Sichtweise, dass die Erde in der Mitte sitzt. Und dann gibt es Planeten, die sich um die Erde bewegen und die Sonne bewegt sich auch um die Erde. Und mit dieser geozentrischen Sichtweise konnte man sehr viele Beobachtungen richtig gut beschreiben. Das hat funktioniert. Also da gab es wahnsinnig kluge Leute, hochtalentierte Mathematiker, wenn man sich ansieht, welche Präzision diese Leute zustande gebracht haben. Also es ist für mich so etwas bewundernswertes, es ist gewaltig. Die hatten keinen Taschenrechner, die hatten Teleskope, die viel schlechter sind als unsere heutigen und trotzdem, was hier für eine Präzision möglich war, mit welcher Genauigkeit man die Position von Planeten am Sternenhimmel vorausberechnen konnte, das ist gewaltig. Und zwar schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Eben mit dieser Überlegung, die Erde sitzt in der Mitte, dann kam irgendwann mal die Idee auf, vielleicht ist es doch besser, das anders zu sehen. Kopernikus. Und dann überlegt man sich, naja, was ist, wenn die Sonne in der Mitte sitzt? Und vielleicht ist die Erde nur ein Planet wie die anderen und alle bewegen sich gemeinsam um die Sonne. Und am Anfang war das gar nicht besser als das alte Weltbild. Das war nicht genau, es hat eine Weile gedauert und dann erst mit Kepler eigentlich, der dann auf die geniale Idee kam, vielleicht sind das nicht alles Kreise, sondern vielleicht kann man das mit Ellipsen besser berechnen, war dann klar, dass das das bessere Weltbild ist. Also das war jetzt ein Übergang vom Weltbild mit der Erde in der Mitte zu einem Weltbild mit der Sonne in der Mitte. Gut, in diesem Weltbild hat man dann mal auch wieder einige Zeit lang recht gut Astronomie betrieben und Isaac Newton kam dann und hat seine geniale Gravitationstheorie präsentiert und man konnte mit schönen, klaren, einfachen Formeln und ein bisschen integrieren und differenzieren, den Nachthimmel ausrechnen. Und alles war wunderbar. Und es gab schon Leute, die sagten, wir sind fertig. Vielleicht kommt man hier und dort noch ein paar kleine Details drauf, aber so im Großen und Ganzen mit Newton ist die Physik abgeschlossen. Das Wesentliche ist entdeckt. Und dann kam Albert Einstein, über den wir schon gesprochen haben. Und das war wieder ein Paradigmenwechsel. Und plötzlich war es nicht mehr so, dass die Gravitation eine Kraft war, so wie Newton sie beschrieben hat, wie Objekte miteinander einfach anziehen, sondern Gravitation wurde plötzlich zu einer Eigenschaft von Raum und Zeit, zu einer Verbiegung, zu einer geometrischen Eigenschaft der Raumzeit selbst. Okay, jetzt müssen wir uns überlegen, was bedeutet das? Jetzt haben wir diese Paradigmenwechsel eben gesehen und besprochen, aber was ist dabei eigentlich passiert? Und die zentrale Erkenntnis, wenn man ein bisschen drüber nachdenkt, ist, es ist natürlich in allen diesen Fällen eine neue Theorie gekommen, die die alte Theorie in gewissem Sinn abgelöst hat. Eine neue Theorie gekommen, die in gewissem Sinn besser war als die alte. Aber nie ist die alte dabei kaputt gegangen. Also Theorien in der Wissenschaft erleiden nicht das Schicksal vom König bei der Revolution, der vielleicht geköpft wird, sondern Theorien in der Wissenschaft, wenn eine neue Theorie kommt, werden immer nur in neues Licht gerückt. Und als man in den 60er Jahren im Apollo-Programm Raketen zum Mond schickte, hat man nicht die komplizierten Relativitätstheorieformeln von Albert Einstein verwendet, um die Bahn der Raketen zu berechnen, sondern man hat die alten Formeln von Newton verwendet. Warum hat man das gemacht? Weil sie viel, viel einfacher sind und weil sie vollkommen ausreichend dafür sind. Man hätte auch die Bahn dieser Mondraketen mit einsteinschen Formeln ausrechnen können, da wäre genau das Gleiche rausgekommen, bis auf minimale Abweichungen, aber es wäre komplizierter gewesen, es wäre vollkommen unnötig gewesen. Das heißt, wurde Newton jetzt widerlegt durch Einstein? Nein, kann man eigentlich nicht sagen. Die newtonsche Gravitationstheorie ist heute noch genauso korrekt wie vorher. Ist ja logisch, wenn sie vorher nützlich war, wenn sie vorher etwas leisten konnte, was funktioniert hat, was sich bewährt hat, was durch Beobachtungen bestätigt wurde, dann muss es auch heute noch so sein, dass genau die gleichen Dinge sich auch heute bewähren und durch Beobachtung bestätigen lassen. Es ist nur so, dass wir durch Einstein jetzt eine zusätzliche Theorie haben, die zusätzlich noch bestimmte Details richtig vorhersagen kann, die man vorher nicht vorhersagen konnte. Also Wissenschaft schreitet nicht voran im Sinn von lasst uns alles niederbrennen, was bisher da war. Alle, die das alte Weltbild vertreten, sind Trotteln und gehören weggesperrt. Nein, so funktioniert Wissenschaft niemals. Das ist nicht, wie wissenschaftliche Revolutionen funktionieren. Wissenschaftliche Revolutionen funktionieren, indem man sagt, okay, das, was wir bisher verwendet haben, war schon klug, natürlich, sonst hätten wir es ja nicht verwendet, wir sind ja nicht deppert. Aber wir haben jetzt eine neue Theorie, die ein bisschen darüber hinausgeht. Und ich kann anhand dieser neuen Theorie auch erklären, warum die alte Theorie ihre Richtigkeit hat. Und das ist ein Gedankenfehler, den viele Leute machen, die zu mir kommen und sagen, naja, aber warum soll ich dem heutigen Weltbild der Naturwissenschaft überhaupt glauben, weil wir wissen ja, es ändert sich immer alles und vielleicht ist in 100 Jahren alles anders und das, was die Wissenschaftler mir heute nicht glauben, gilt dann als absolut akzeptierte Wahrheit. Nein, so funktionieren wissenschaftliche Revolutionen nicht. Ein guter Punkt, um kurz aufzurufen, Kepler-Salon heißt ja immer Diskurs und Interaktion. Sie können via Chat in YouTube Fragen Florian Aigner stellen oder senden Sie uns eine Mail an kepler-salon at jku.at Auch im virtuellen Raum soll die Interaktion und der Diskurs Platz haben. Gibt es schon? Nein, bis jetzt nicht. Seien Sie ermuntert. Bei deinem flammenden Plädoyer für die Wissenschaft, das sehr begeistert und dem mich auch sehr fasziniert, gibt es ja sicher auch dunkle Seiten in der Wissenschaft. Ja, ja. Man muss immer unterscheiden zwischen der Wissenschaft und dem Wissenschaftsbetrieb. Ich verwende da gerne diese verbale Unterscheidung. an Fakten, an Theorien, die produziert werden. Aber der Wissenschaftsbetrieb ist, wie Menschen mit ihren Vorlieben und Wünschen und Egoismen daran arbeiten, was da tatsächlich passiert. Und das Wunderschöne an der Wissenschaft ist, sie wird von Menschen gemacht und Menschen sind großartig. Aber das Schreckliche an der Wissenschaft ist, sie wird von Menschen gemacht und Menschen sind furchtbar. Also es ist natürlich klar, dass jeder Mensch, der in der Wissenschaft arbeitet, seine Fehler hat. Und Leute, die in der Wissenschaft tätig sind, die haben genau die gleichen Fehler wie alle anderen Leute in allen anderen Lebensbereichen. Und wer versucht, das schönzureden, der irrt sich. Es gibt natürlich in der Wissenschaft Menschen, die Betrügereien begehen, die vielleicht irgendwelche Daten fälschen, die vielleicht irgendwelche Daten unter den Tisch fallen lassen, weil sie nicht so gut ins Konzept passen. Es gibt Leute, die ihre Kollegen torpedieren und anderen schaden wollen. Es gibt politische Spielereien und Streitereien. Das gibt es alles in der Wissenschaft. Und das ist traurig, denn die Wissenschaft würde wahrscheinlich schneller und besser und zielgerichteter voranschreiten, wenn das nicht so wäre, wenn wir da alle unsere menschlichen Schwächen beiseite lassen könnten. Aber das können wir halt nicht, weil wir Menschen sind. Und wir können versuchen, möglichst anständig und sauber zu arbeiten in der Wissenschaft Das sollten wir natürlich auch Aber diese hundertprozentige Sauberkeit wird es nie geben Und es gibt natürlich eine lange Liste von Schummeleien in der Wissenschaft, die auch aufgeflogen sind Zum Beispiel die schöne Geschichte vom Herrn Sammerlinders, das war ein Transplantationsmediziner. Ganz spannendes Gebiet, der hat sich beschäftigt mit der Frage, wie kann ich Gewebe transplantieren, ohne dass es abgestoßen wird. Das ist ja immer ein großes Problem, auch in der menschlichen Medizin. Er hat mit Mäusen gearbeitet und hatte schwarze und weiße Mäuse und hat den schwarzen Mäusen ein kleines Fellstück entnommen und den weißen Mäusen verpflanzt und die Hoffnung war, wenn man das richtig behandelt, dass dann dieses Fellstück angenommen wird und dass dann eine wunderschöne weiße Maus mit schwarzen Fellpünktchen entsteht und die ersten Ergebnisse sahen auch gut aus und er war ziemlich gut darin, sich zu verkaufen. Er hat auch mit den Medien gesprochen und hat viel Forschungsgeld eingeworben, war gut unterwegs. Und dann hat sich herausgestellt, so richtig gut funktionieren die Experimente aber eigentlich doch nicht. Und andere Leute haben das auch versucht und das wollte nicht so recht funktionieren. Und im Labor wurde schon ein bisschen Krisenstimmung breit. Und Samalin musste sich dann zu seinem Chef begeben, um mal zu besprechen, was denn da jetzt schiefläuft. Und so stand er da im Aufzug mit seinen Mäusen auf dem Weg zu seinem Chef und sah sich die Mäuse an und sah, naja, das sind so ein bisschen komisch graue Flecken, aber so richtig überzeugende schwarze Transplantationsflecken auf dem Fell haben die Mäuse nicht. Und wie er da so im Lift stand, kam er auf eine Idee und hat einen schwarzen Filzstift herausgenommen. Und als er dann ankam, oben im richtigen Stockwerk, hatten die Mäuse wunderschöne schwarze Flecken, sahen hervorragend aus. Damit ging er zu seinem Chef, der Chef war zufrieden. Jo, natürlich flog diese Sache auf, denn als er die Mäuse dann zurückbrachte, haben sich die Leute, die auf die Mäuse normalerweise eben aufpassen, gewundert und haben auch relativ schnell festgestellt, diese Transplantationsflecken kann man mit ein bisschen Alkohol sofort wieder wegmachen. Das ist kein gutes Zeichen in der Transplantationsmedizin. Also eine neue Leber, die man gerade transplantiert bekommen hat, soll man sich auch nicht mit möglichst viel Alkohol gleich wieder wegmachen. Andere Geschichte. andere Geschichte. Jedenfalls kam er dann drauf, dass dieser Herr Sammelin schon eine ganze Reihe von sehr, sehr bedenklichen, wissenschaftlichen Dingen gedreht hatte. Es gab da auch ein Kaninchen, von dem er behauptet hatte, er habe ihm eine neue Hornhaut verpflanzt und das Auge dieses Kaninchen sah wunderbar aus. Keine Narben, keine Abstoßungsreaktionen, überhaupt nichts. Naja, weil er mit dem Kaninchen einfach nichts gemacht hatte. Das saß einfach nur da und hatte sein Originalauge mit seiner Originalhornhaut nach wie vor. Also aus der Sicht des Kaninchens eigentlich eine gute Sache. Man könnte sagen, es war der erste vollständig vegane Tierversuch der Wissenschaftsgeschichte. Das Kaninchen hat sich gefreut wahrscheinlich. Ist jetzt im wissenschaftlichen Sinn trotzdem nicht wahnsinnig zielführend. Und ja, der Herr musste dann schließlich seinen Job verlassen und hatte keine Zukunft mehr in der Wissenschaft. Und solche Geschichten gibt es immer wieder von Leuten, die sich einfach in keiner Weise an die Verhaltensregeln der Wissenschaft halten und etwas produzieren, was aussieht wie wissenschaftliche Fakten, aber einer wirklichen Überprüfung eben nicht standhalten. Aber das Tolle daran ist, daran geht die Wissenschaft nicht kaputt. Die Wissenschaft ist wahnsinnig gut darin, solche Fehler zu entdecken, zu korrigieren und auszubessern. Und das ist eben deswegen so, weil die Wissenschaft diese Mechanismen eingebaut hat in die Art, wie sie funktioniert. Wissenschaft beruht einfach genau darauf, dass man nicht einfach nur etwas als gegeben hinnimmt und glaubt, sondern dass man überall, wie es irgendwie geht, mit dem Finger in die empfindlichsten Stellen hineinbohrt. Und wenn die Kollegen aus dem anderen Institut etwas machen, dann mache ich es auch. Ich versuche es aber noch besser zu machen, aber auf dem Weg dorthin muss ich mal zuerst das machen, was die gemacht haben. Und dann komme ich vielleicht darauf, das stimmt gar nicht. Und dann entwickelt sich wieder etwas Neues. Also dieses ständige Hinterfragen, Überprüfen, Nachschauen, stimmt das überhaupt, was die anderen sagen, das ist ganz tief in die Wissenschaft eingebaut, das ist ein wesentlicher Teil der Wissenschaft und das ist auch der Grund, warum es bemerkenswert gut gelingt, innerhalb der Wissenschaft Schummeleien, Fehler und Betrügereien aufzudecken. Wir haben eine Frage. Ja genau, im Chat hat sich jemand gemeldet und zwar der Schokobot. Und betrachten die Wissenschaft noch immer irgendwie so als etwas Verstaubtes. Und wir denken irgendwie so an Experimente aus dem 19. Jahrhundert, wenn wir über Wissenschaft nachdenken. Und Mathematik erleben viele Leute als etwas Quälerisches und man muss da irgendwie was mit Zahlen machen und am Schluss kommt eine Zahl raus und dann schlage ich es im Lösungsheft nach und wenn das dann nicht mit meiner Zahl übereinstimmt, dann bin ich traurig und alles war umsonst. Das sind so die Gedanken, die wir da in Erinnerung haben. Und das ist natürlich vollkommen falsch, weil in Wirklichkeit besteht Naturwissenschaft oder Mathematik, das besteht alles aus Abenteuern. Und das besteht alles aus Gedanken, die wir wissen wollen. Und ich glaube schon, dass es dann noch viel Raum nach oben gäbe, wie man das präsentieren kann. Ich glaube aber auch, dass da einiges passiert. Und ich bin jetzt mal vorsichtig optimistisch. Allein wenn ich mir anschaue, wie viele junge Leute es gibt, die neue Medien nutzen, um Wissenschaft ins Volk zu bringen. Plötzlich gibt es YouTube-Kanäle, die großartige Wissenschaftskommunikation machen, wo man so viel mehr lernt als in jeder Schulstunde. Es bewegt sich hier etwas. In die Schule muss das natürlich noch tiefer reinsickern. Aber ich bin mal vorsichtig optimistisch und sage, ja, ich glaube, das wird besser werden. Es gibt ja, ich glaube, das wird besser werden. Es gibt ja, ich habe das nur im Kopf, eine Studie eines Erziehungswissenschaftlers, der unterschiedliche Unterrichtsformen, abgesehen jetzt vom Inhalt und vom Thema, untersucht hat über Jahrzehnte, ob jetzt Frontalunterricht, also letztlich kommt es immer darauf an, wer der begeistert, ob das Frontalunterricht ist, letztlich kommt es immer darauf an, wer begeistert. Ob das frontal oder im Team oder was auch immer ist, es geht um Begeisterung. Es geht um Begeisterung, aber es ist halt auch so, dass man für Begeisterung oder für das Vermitteln von Begeisterung auch eine gewisse fachliche Tiefe braucht. Ich selber hatte das Glück, ich hatte so als ich 10, 11 Jahre alt war, mein erster Physiklehrer, der war ganz großartig und das hat mich sicher sehr geprägt und der wusste einfach richtig viel und man muss jetzt, man könnte sagen, man muss ja eigentlich nicht viel wissen, um Zehnjährigen etwas über Physik zu erzählen, weil das sind ja noch ganz einfache Sachen. Aber da habe ich gemerkt, dadurch, dass er einfach nicht nur doppelt so viel wusste, wie das, was er uns erzählt hat, sondern hundertmal so viel, hat er das, was er uns erzählt hat, halt auch auf andere Weise erzählt. hat er das, was er uns erzählt hat, halt auch auf andere Weise erzählt. Und ich glaube schon, dass da auch fachliche Tiefe und viel Fachwissen notwendig ist in den Schulen. Ich bin zum Beispiel gar kein Freund der Idee, dass gute Pädagogen eigentlich ja jedes Fach unterrichten können. Das höre ich manchmal. Das Wichtigste ist ja nur die pädagogische Ausbildung und wer eine pädagogische Ausbildung hat, kann ja mit den Schülern eigentlich jedes beliebige Thema erarbeiten. Da habe ich Bauchschmerzen. In manchen Bereichen mag das funktionieren, aber wenn ich jetzt mir vorstelle, ich hätte jetzt eine Klasse von zehn, elfjährigen Schülern vor mir und ich würde denen erzählen über das Universum und es tut mir leid, aber jeder Zehnjährige ist begeistert, wenn man über das Universum erzählt, wenn man es richtig macht. Das ist einfach super. Und dann schaut man sich Videos an und Bilder oder geht mal in der Nacht raus und schaut in den Sternenhimmel. Da gibt es so viele Dinge, die man tun kann. Aber wenn ich das tun will, muss ich schrecklich viel wissen. Da genügt es nicht, wenn ich ungefähr weiß, ja, da gibt es irgendwie die Sonne und wir drehen uns rum und da gibt es halt vielleicht auch noch irgendwo Sterne, die sind richtig weit weg. Nein, sondern dann muss ich auch eine Antwort haben auf seltsame Fragen. Und ich selber kann mich erinnern, ich habe meinen Physiklehrer damals gequält mit der Frage, was ist Licht eigentlich? Das ist so formuliert natürlich eine kindlich naive Frage. Und jetzt hätte der Lehrer dann die Möglichkeit gehabt zu sagen, Licht, das ist das, was der Stern halt abstrahlt. Oder Licht, das ist das, was aus der Glühbirne kommt oder so. Hat er aber nicht, sondern er hat irgendwie begonnen, dann mir so ein bisschen zu erzählen über Quantenphysik sogar und über Wellen und Teilchen. Und ich fand das spannend, habe vieles nicht verstanden. Aber dieses Erkennen auch, dass es da eine Tiefe gibt, dass es da ganze Welten gibt, die sich auftun, wenn man in die Materie ein bisschen weiter hineinsteigt, war damals wahrscheinlich verantwortlich dafür, dass meine Begeisterung entfacht wurde. Und oft sind die Unschuld der Fragen, die Kinder oft stellen, die stellen dabei in ihrer Unschuld ganz wesentliche Fragen. Das kommt natürlich vor, ja. Wie ist denn das bei wissenschaftlichen Prozessen? Stichwort Unschuld, Kreativität. Ich denke mir auch oft, wir suchen nach Antworten. Viel zentraler ist ja oft sozusagen die Fragestellungen auch neu zu denken. Es heißt ja immer, wir müssen neue Antworten finden. Wir vergessen einmal drauf, es ist ja gar nicht so einfach, neue Fragen zu stellen, das Unvorstellbare, das Unmögliche zu denken, das noch nicht erforschte, dort wo es noch keine Geländer, keine Referenzpunkte gibt. Vor allem, man muss mal erkennen, was eine gute Frage ist. Und das ist eine richtig schwere Sache in der Wissenschaft. Und das ist wahrscheinlich die forderndste Aufgabe, die es in der Wissenschaft überhaupt gibt. Denn wenn man eine Frage gestellt bekommt, darauf dann die üblichen Methoden seiner eigenen Wissenschaftsdisziplin anzuwenden und dann zu einem Ergebnis zu kommen, das fordert viel Wissen und Können, aber es geht. Das kriegt man hin. Das noch viel Schwierigere ist, überhaupt eine gute Frage zu finden. Und das merkt man auch im Wissenschaftsbetrieb. Ein großer Teil der wirklich gewöhnlichen täglichen Knochenarbeit in der Wissenschaft wird von ganz jungen Leuten gemacht. Das sind Leute, die im Labor stehen, die an ihrer Diplomarbeit arbeiten oder an ihrer Dissertation. Die sind halt so irgendwie zwischen 24 und 32 und arbeiten da. Und machen tolle Sachen. Und die Wissenschaft würde zusammenbrechen, wenn es diese Leute nicht gäbe, die in jungen Jahren da ihre Energie und ihren ganzen Elan hineinstecken in die wissenschaftliche Forschung. Aber sie sind davon abhängig, dass es Leute gibt, die mit ihnen mal überlegen, was wäre denn eigentlich ein interessantes Diplomarbeitsthema? Worüber sollte man denn überhaupt eine Dissertation schreiben? Das kommt in aller Regel nicht von diesen Leuten, weil das einfach eine Überforderung wäre, weil das gar nicht geht. Sondern da braucht es dann schon jemanden, der Jahrzehnte Erfahrung hat auf diesem Gebiet, der mit anderen Leuten aus der ganzen Welt gesprochen hat, was denn so gerade die interessanten Dinge sind, die man sich mal näher ansehen sollte und der dann ein gutes Bauchgefühl hat dafür, was denn die guten wissenschaftlichen Fragen wären. Und Albert Einstein zum Beispiel war einer, der da unsagbar gut war. Das ist gewaltig. Er hat wirklich schon mit Anfang 20 begonnen, die richtigen Fragen zu stellen. Und die spezielle Relativitätstheorie, sozusagen die Vorstufe Und die spezielle Relativitätstheorie, sozusagen die Vorstufe zur allgemeinen Relativitätstheorie, die ist als Theorie nicht kompliziert. Da ist nicht viel Mathematik drin. Also das Ausformulieren, das war nicht die große Herausforderung, aber das Geniale war, die richtigen Fragen zu stellen. So Fragen zu stellen wie, was passiert eigentlich, wenn ich mich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit bewege? Und wenn ich dann eine Lampe einschalte, wie schnell bewegt sich dann das Licht weg von mir und wie sieht das für jemand anderen aus, der vielleicht daneben steht und sich nicht bewegt? Solche Dinge. Das muss man erst mal kommen, dass man solche Fragen stellen kann. Und das war die große Stärke von Albert Einstein. Der hat eine ganze Reihe von großen Fragen gestellt. dass man solche Fragen stellen kann. Und das war die große Stärke von Albert Einstein. Der hat eine ganze Reihe von großen Fragen gestellt. Lustigerweise hat er ja seinen Nobelpreis gar nicht bekommen für die Relativitätstheorie, sondern für seine Beiträge zur Quantenphysik, die er eigentlich gar nicht so mochte. Das war nicht sein Hauptbetätigungsfeld. Aber selbst da war er eben einer, der mit unglaublicher Präzision die richtigen Fragen stellen konnte und dann auch große Beiträge dazu leistete. Und das ist etwas unglaublich Bewundernswertes. Und da weiß ich auch von mir selbst, auf dieses Niveau hätte ich es wohl nie geschafft, jemand zu werden, der mit dieser großen Präzision die richtigen Fragen stellt. Gibt es im Wissenschaftsbetrieb, also im weltweiten, auch vielleicht so Inseln, oder auch in der Wissenschaftsgeschichte, so Inseln, Menschen, die sozusagen abseits des Betriebs ganz eigene Erkenntnisse, ich denke jetzt nur ein bisschen an der Kunst, manchmal kommt man dann drauf, man entdeckt Literatur von jemandem, wo man gar nicht wusste, dass der schrieb, da geht dann eine Truhe auf und dann denkt man, das ist ja unglaublich, was das für ein Autor war. Gibt es sowas? Interessanterweise kaum. Und es ist aber eine ganz, ganz interessante Frage. Es gibt in der Mathematik ab und zu mal Fälle, wo das so ähnlich ist. Die Fermatsche Vermutung zum Beispiel wurde tatsächlich von jemandem bewiesen, den man eigentlich schon abgeschrieben hatte, wo man gesagt hat, okay, der forscht jetzt da seit zehn Jahren in seinem stillen Kämmerchen, redet eigentlich nicht wirklich mit jemandem über seine Forschung, da wird nichts mehr rauskommen und plötzlich kam der mit einer weltumwälzenden Theorie daher. Also die Mathematik hat da vielleicht noch ein bisschen eine Sonderrolle, aber grundsätzlich sollte man sich Wissenschaft so nicht vorstellen. Das ist ein Bild, das wir im Kopf haben. aber grundsätzlich sollte man sich Wissenschaft so nicht vorstellen. Das ist ein Bild, das wir im Kopf haben. Wir denken gern so in Personifizierungen. Wir haben gerne für jede Sparte unseren Superstar. Und in unserer Medienwelt ist es natürlich ganz besonders so. Wir wollen, egal worüber wir reden, wollen wir die Autorität schlechthin haben. Und wenn es um Fußball geht, dann haben wir halt unseren Fußballerklärer und in der Politik haben wir unseren Politologen, der bei jeder Nachrichtensendung kommt und jetzt bei Corona ist es auch so. Und da entwickelt sich irgendwie so, das Bild Wissenschaft wird gemacht von den großen Genies und das sind irgendwie so ehrfurchtsgebietende alte Männer und die wissen total viel und die sagen dann, was Sache ist. Aber so ist es nicht. So funktioniert Wissenschaft nicht. Das ist eine ganz, ganz schädliche und falsche Sichtweise auf die Wissenschaft. Sondern Wissenschaft wird eben genau nicht von Einzelpersonen gemacht. Natürlich gibt es Menschen, die der Wissenschaft besonders viel beizutragen haben. Und ich habe gerade gesagt, es braucht natürlich Menschen mit besonderem Talent, die die richtigen Fragen stellen, das ist schon wahr. Aber trotzdem entsteht Wissenschaft nicht durch die Genialität Einzelner, niemals. Wir müssen uns Wissenschaft viel mehr vorstellen, wie das Entstehen eines Ameisenhaufens. Da gibt es nicht die eine Chefameise, die sagt, so Leute, ich habe den Bauplan im Kopf und ihr Ameisen dort drüben, ihr nehmt jetzt diese Tannennadel und schlebt sie da drauf. Nein, nein, Moment, das ist falsch. Ihr müsst ein Tunnel nicht hier graben, sondern weiter unten. So funktioniert das nicht. Und gäbe es eine Ameisenkolonie, die das irgendwie so versuchen würde, würde die kläglich scheitern, weil das wäre einfach nicht administrierbar. Und in der Wissenschaft ist es auch so. Es gibt keinen Präsidenten der Physik und es gab nie einen, auch Albert Einstein war keiner und es wird niemals einen geben. Sondern Wissenschaft funktioniert einfach, indem viele Leute in vielen Teilen der Welt viele kleine Dinge tun, die sich auf faszinierende Weise ineinander fügen, so wie die Tannennadeln im Ameisenhaufen. Und aus diesem System ergibt sich dann etwas Tragfähiges, etwas Standhaftes. Und natürlich gibt es da auch viele Tannennadeln, die einfach dann nur runterkugeln und die rückblickend dann egal waren. Das kann passieren, das macht auch nichts. Aber insgesamt entsteht etwas Konstruktives auf diese Weise und das ist das Bemerkenswerte. Und deswegen sollten wir nicht die Stars betrachten und sagen, dieser Nobelpreisträger hat sein Fach revolutioniert, natürlich ist das schön und wir sollten Leute ehren, die Besonderes geleistet haben, bin total dafür, aber wir sollten immer gleichzeitig auch im Kopf behalten, diese Leistung, die war nur möglich, weil diese Person auf den Schultern von Riesen stand, weil diese Person zurückgreifen konnte auf ein riesengroßes Reservoir von Wissen, das vorher schon da war. Weil diese Person zurückgreifen konnte auf viele, viele helfende Hände von Leuten, an die man sich nicht erinnert, die vielleicht irgendwie eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben haben beim großen berühmten Professor und dann halt die Wissenschaft verlassen haben. Aber trotzdem wäre das Ergebnis nicht möglich, wenn diese Leute diese Arbeit nicht geleistet hätten. nicht möglich, wenn diese Leute diese Arbeit nicht geleistet haben. Und das ist aber gleichzeitig auch der Punkt, warum die Wissenschaft letztlich so vertrauenswürdig ist. Weil sie eben nicht von irgendwelchen Autoritäten per degret verkündet wird, denn solche Leute können immer falsch liegen. Sondern weil sie eben ein Netz ist, ein Zusammenwachsen aus Fakten, Beobachtungen, Experimenten, Messungen, Theorien von unzähligen Leuten. Und diese Leute verweisen alle aufeinander und haben alle gelesen, was der andere geschrieben hat und knüpfen an andere an. Und so entsteht eben durch dieses unzählige Aneinanderknüpfen ein Netz, auf das man sich verlassen kann. Und da gibt es ein paar größere, wichtigere Knotenpunkte und viele, viele kleinere, nicht ganz so wichtige Knotenpunkte. Aber es geht letztlich um das Netz als Ganzes und das ist das, was wir Wissenschaft nennen. Wahnsinnig schönes Bild. Wenn ich das gesellschaftlich denken, also umlegen könnte, dieses Zusammenwirken, dieses Netz, dann hieße ja, dass Diktatur mehr oder weniger nicht möglich ist oder vielleicht nur kurz möglich ist. Auch ein ganz wichtiger Punkt. Ich glaube, Wissenschaft und Demokratie hat ganz viel miteinander zu tun. Eine Diktatur ist nie auf lange Sicht etwas Effizientes. Es kann natürlich sein, in einer Krisensituation, dass mal kurz jemand sagen muss, wo es lang geht. Wenn ich jetzt mit 40 anderen Leuten auf einem Segelschiff bin und wir kommen in einen Sturm, dann ist es irgendwie schon ganz gut, wenn es vielleicht einen Kapitän gibt, der sagt so aus, nein, wir drehen jetzt ab und da das Segel runter. Punkt. Aber große, komplexe Aufgaben und die Wissenschaft ist so eine, können nicht so funktionieren. Und ich glaube, es ist kein Zufall, dass wir eben sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik diese Strategie entwickelt haben des vernetzten Zusammenarbeitens. Und dass in beiden Bereichen diese Strategie sich glänzend bewährt hat, entwickelt haben, des vernetzten Zusammenarbeitens. Und dass in beiden Bereichen diese Strategie sich glänzend bewährt hat, nämlich unser heutiger Wissenschaftsbetrieb, wie er sich eben über die Jahrhunderte eingependelt hat sozusagen, und die moderne Demokratie. Und das zeigt uns auch, dass Wissenschaft für die Demokratie wichtig ist. Das ist auch ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Ich glaube, dass wir gerade in einer komplizierten Zeit wie heute nicht vergessen dürfen, dass Wissenschaft und das Anerkennen wissenschaftlicher Fakten ein unabdingbares Fundament ist für Demokratie. Und wenn wir in einer Demokratie gemeinsam Probleme lösen wollen, und dazu ist Demokratie ja da, wir wollen gemeinsam ausdiskutieren, was die beste Lösung ist für bestimmte Probleme, die uns alle betreffen, dann müssen wir uns auch darauf einigen, welche Argumente wir zulassen. Wir können nicht jedes Argument gleich gewichten. Das funktioniert nicht. Demokratie funktioniert nicht, wenn der eine sagt, ich will das aber so machen, weil der Erzengel Gabriel hat mir das so eingegeben heute Nacht, dass das die beste Lösung ist. Und der andere sagt, ich habe aber mit dem Pendel das ausgependelt und das ist anders. Und der dritte sagt, ich habe aber meine verstorbene Urgroßmutter befragt mit dem spiritistischen Geisterbrett und die hat mir gesagt, eine ganz andere Lösung ist die richtige. So einigen wir uns auf nichts. Solche Argumente dürfen in einer Demokratie nicht zugelassen werden, weil sonst stoßen wir nur aufeinander und keiner weiß, welche Wahrheit jetzt die bessere ist. Deine Wahrheit oder meine Wahrheit. Es kann eben nur eine Wahrheit geben. Und das ist Wissenschaft letztlich. Wir müssen uns darauf einigen, dass wir uns an bestimmte Spielregeln halten. Und eine Spielregel muss eben sein, das, was wissenschaftlich feststeht, das, was wissenschaftlich unzweifelhaft ist, das müssen wir annehmen. Das dürfen wir nicht abstreiten, darauf müssen wir aufbauen, genau darauf müssen wir unsere Politik, müssen wir unsere Gesellschaft errichten. Und ich habe ein bisschen Angst, dass dieser Grundsatz ein kleines bisschen am Wackeln ist. Und es gab immer schon Leute, die an Verschwörungstheorien geglaubt haben. Es gab immer schon Leute, die seltsame, unsinnige, längst widerlegte Theorien propagiert haben. Das ist nicht neu. Aber ich habe schon das Gefühl, dass diese Sichtweisen, diese Theorien mit erschreckend viel Selbstbewusstsein daherkommen heute, mit erschreckend viel Selbstbewusstsein daherkommen heute, mit erschreckend viel Ablehnung gegenüber dem, was man dann etablierte Wissenschaft nennt. Und das ist sicher etwas, wo wir dagegen arbeiten müssen, denn sonst gerät letztlich auch unsere Demokratie in Gefahr. Ganz wichtige Anmerkung. Ganz, ganz wichtige Anmerkung, wie ich finde. Darf ich da gleich mal reingrätschen? Da hätte man nämlich zum Thema eher eine Frage im Chat. Es haben sich jetzt schon mehrere Leute zu Wort gemeldet, per E-Mail und im Chat. Ich versuche das chronologisch abzuhandeln. Die Martina Mahrer hat sich nämlich gemeldet, Roboterpsychologin, die auch schon mal zu Gast im Kepler-Salon war. Sie schreibt, wie soll man reagieren, wenn ein TV-Sender, siehe aktueller Anlass, Corona-Statistiken aus Kalkül, Dreistigkeit oder Dummheit völlig falsch darstellt und damit Wissenschaft in Verruf bringt? Erstens freue ich mich, dass die Martina Mara zu sieht. Und zweitens finde ich es lustig, dass sie jetzt gerade das Beispiel anspricht, das ich selber im Kopf hatte, als ich jetzt gerade darüber gesprochen habe. Vielleicht kann ich kurz erzählen, was da tatsächlich passiert ist. Ich glaube zumindest, dass sie das meint. Es wird ja bei den Corona-Zahlen, die veröffentlicht werden, immer bekannt gegeben, in welchem Bezirk es wie viele Fälle gibt. Und jetzt muss ich natürlich aus wissenschaftlicher Sicht irgendwie eine Methode finden, wie ich das vergleichbar mache, weil es ist ein Unterschied, ob ich jetzt eine bestimmte Anzahl von Corona-Infektionen in Wien habe oder in einem Landbezirk mit wenig Einwohnern. Corona-Infektionen in Wien habe oder in einem Landbezirk mit wenig Einwohnern. Deswegen berechnet man die Infektionszahl pro 100.000 Einwohner. Ja, ganz einfach. So wie ich auch nach der Nationalratswahl in Prozenten rechne und dann schaue ich mir an, wie viele Prozent der Oberösterreicher haben eine bestimmte Partei gewählt und wie viele Prozent der Vorarlberger haben eine bestimmte Partei gewählt. Die absoluten Zahlen sind unterschiedlich, aber Prozente sind da einfach ein nützliches Werkzeug. Genauso wie das ein nützliches Werkzeug ist, ist es bei Corona-Infektionszahlen halt nützlich, die Infektionszahlen pro 100.000 anzugeben. Und dann gab es da einen Nachrichtenbericht, wo jemand knallhart journalistisch aufgedeckt hat, dass da in bestimmten Bezirken oder in bestimmten Städten die Anzahl der Infektionen pro 100.000 angegeben wird. Aber das sind ja gar nicht 100.000 Leute. Das sind ja weniger als 100.000 Leute. Da werden ja Fälle dazu erfunden. Das ist doch eine Verfälschung der Statistik. Und da bin ich dann schon mal in meinem Sessel gesessen und habe nach Luft geschnappt und wusste jetzt nicht mehr so recht, wie ich da reagieren soll. Weil das ist halt genau, wie man das machen muss. Das ist genauso, wie das wissenschaftlich gemacht gehört. Natürlich muss ich diese Zahlen prozentuell umrechnen. Und weil dann eine ganz kleine Zahl rauskäme, das wären dann 0,003 Prozent oder was auch immer. Das ist unhandlich. Deswegen rechne ich es nicht auf 100, was Prozentrechnen ist, sondern ich rechne es auf 100.000, was aber genau dasselbe ist, nur eine andere Zahl. Und jetzt gibt es wirklich Leute, die darauf eine Verschwörungstheorie aufbauen und sagen, da, schaut euch die Medien an, die verfälschen die Zahlen, die erfinden da Fälle dazu. Und da muss ich wirklich sagen, da hilft nur mehr Bildung. Denn so ein grundlegendes Konzept wie Prozentrechnung, das muss man einfach verstehen. Das geht nicht anders. Ich bin natürlich gern bereit, Leuten, die das nicht verstehen, das nochmal zu erklären. Aber wir müssen irgendwie uns schon auch darauf einigen, welche Dinge kann ich als bekannt voraussetzen. Ich kann nicht immer bei Null anfangen. Ich kann, wenn ich Null anfangen. Wenn ich jetzt eine Nachrichtensendung mache über Corona-Statistik, kann ich den Leuten nicht erklären, wie man Zahlen multipliziert. Das muss irgendwie schon da sein. Und da ist letztlich auch die Schule gefragt, dieses ganz grundlegende Handwerkszeug. Das muss einfach da sein. Das ist die eine Seite. Und die andere Seite ist, wir müssen alle auch lernen, wo unsere eigenen Grenzen sind. Denn was mich auch wirklich schockiert bei solchen Fällen ist, dass es Leute gibt, die offensichtlich wirklich keine Ahnung haben von Mathematik. Und das ist aber noch nicht schlimm. Das ist okay. Es gibt Leute, die haben keine Ahnung von Mathematik. Das ist in Ordnung. Dafür muss man sich nicht schämen. Jeder hat das Recht, keine Ahnung von Mathematik zu haben. Aber dann stelle ich mich doch nicht irgendwo hin ins Internet und sage, oh, ich habe jetzt eine Verschwörung aufgedeckt. okay, das kommt mir jetzt mathematisch seltsam vor, aber ich weiß, ich bin nicht besonders gut in Mathematik, dann frage ich doch vielleicht jemanden, der sich da besser auskennt als ich. Diesen Schritt müssen wir schon schaffen. Ich zum Beispiel bin ein ziemlich unsportlicher Mensch. Ich habe überhaupt gar keine Ahnung von Turnen. Ich würde mich jetzt auch nicht ins Fernsehen stellen und Tipps über Reckübungen machen. Auf die Idee käme ich eigentlich nicht, einfach nicht. Wenn mich jemand fragen würde, wie das mit Reckturnen aussieht, dann würde ich sagen, ich glaube, ich kenne da jemanden, fragen wir den. Und ich glaube, das ist eine Fähigkeit, die wir einfach alle lernen müssen. Es ist keine Schande, etwas zu wissen. Im Gegenteil, jeder von uns ist in fast allen Gebieten des Wissens Laie. Und das ist in Ordnung. Aber wir müssen uns alle ein bisschen selbst reflektieren und müssen uns alle klar darüber werden, dass wir unseren eigenen Bauchgefühlen einfach nicht vertrauen können in den Gebieten, wo wir uns einfach nicht besonders gut auskennen. Das ist keine Schande, aber wir sollten dann vielleicht lernen, auf andere Leute zu hören. Gibt noch weitere Fragen? Ja. Die nächste ist von Flo. Er fragt, was hält Herr Aigner von Elon Musk beziehungsweise im Speziellen von dessen Firma SpaceX und deren Errungenschaften und Projekten? SpaceX finde ich super. Ich habe ein bisschen ein gespaltenes Verhältnis zu Elon Musk. Auf der einen Seite finde ich es ganz toll, dass da jemand ist, der nicht groß fragt, ja, ist das denn möglich, gibt es da realistische Strategien und was ist, wenn irgendwas nicht funktioniert, sondern einer, der einfach sagt, wir machen das jetzt. Das ist schon cool und das bewundere ich. Das ist schon cool und das bewundere ich und wenn jemand Geld verdient und das dann in solche Projekte steckt und wissenschaftliche oder technologische Forschung vorantreibt, finde ich das sehr begrüßenswert und schön. dass Elon Musk jemand ist, den man unbedingt in allen gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen ernst nehmen muss. Er sagt manchmal natürlich auch seltsame Sachen. Das ist auch sein Recht. Also kurze Antwort, ich finde es toll, was er macht. Aber wie immer, wie ich gerade gesagt habe, jeder ist fast überall Laie. Und auch jemand, der in einer bestimmten Sparte richtig gut ist, so wie Elon Musk, sollte dann nicht betrachtet werden als einer, der einfach immer recht hat. Das hat er nicht, macht aber nichts. Gut, hängt vielleicht inhaltlich auch mit der nächsten Frage zusammen. Power Elder schreibt, die Wissenschaft lebt stark von Zusammenarbeit, dennoch gibt es auch Vertreter mit gewissen Eitelkeiten. Wie würden Sie hier die Kooperationsfähigkeit von österreichischen Wissenschaftlern einschätzen? Ich glaube nicht, dass man da die Kategorie österreichische Wissenschaftler überhaupt sinnvoll definieren kann. Ich glaube nicht, dass die Wissenschaft in Österreich irgendwie anders funktioniert als in anderen Ländern. Eines kann man allerdings sicher sagen, Wissenschaftler, die nicht bereit sind zu kooperieren, das sind sicher keine Leute, die erfolgreich sind. Also es ist einfach unabdingbar, heute international zu kooperieren und sich die besten Partner auf der ganzen Welt auszusuchen, die man nur haben kann. Sonst wird man es nicht besonders weit nach vorne schaffen. Das heißt, ich glaube nicht, dass es einen relevanten Unterschied gibt, was die Kooperationsfähigkeit betrifft zwischen österreichischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlern anderswo. Es gibt nur einen Unterschied in der Kooperationsbereitschaft zwischen besseren Wissenschaftsterreichischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlern anderswo. Es gibt nur einen Unterschied in der Kooperationsbereitschaft zwischen besseren Wissenschaftlern und nicht so guten Wissenschaftlern. Ich dachte vielleicht, weil ja Elon Musk auch ein Wissenschaftler ist, der sich gerne selbst inszeniert. Ja, ich glaube, als Wissenschaftler kann man Elon Musk jetzt gar nicht sehen. Das behauptet er wahrscheinlich auch nicht. Der ist halt Firmenchef und Technikfreak. Ist okay. Und die letzte Frage bisher, wenn ich nichts übersehen habe, kommt von Schokobot, wie er da die erste Frage gestellt hat. Er möchte wissen, auf welche wissenschaftliche Frage möchte Florian eine Antwort finden, so quasi als Lebenswerk? Mein Lebenswerk wird sicher nicht in der Beantwortung einer wissenschaftlichen Frage liegen, weil ich ja selber nicht mehr wissenschaftlich forsche, sondern erzähle und schreibe über das, was andere Leute forschen. Aber wenn ich mir aussuchen dürfte, welche wissenschaftliche Fragen beantwortet werden sollten, wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann würden mir zwei gleich mal einfallen. Eine pragmatische und eine emotionale. Die pragmatische ist, wie kriegen wir das mit dem Klimawandel hin? Das wird einfach die entscheidende Frage sein der nächsten Jahrzehnte. Das ist eine Bedrohung, deren volles Ausmaß den meisten oder vielen Leuten leider nach wie vor nicht klar ist. Und das ist natürlich ein Themenkomplex, den wir nur mit mehr Wissenschaft in den Griff bekommen können, überhaupt keine Frage. Und die andere Frage, die etwas emotionalere, wo ich auch gerne eine Antwort hätte, ist, wie ist es jetzt wirklich mit dem Leben da draußen im Universum? da draußen im Universum. Sind wir als Erde auf diesem Planeten etwas ganz Besonderes, etwas Einmaliges vielleicht gar? Oder wimmelt es da in unserer Galaxie von Zivilisationen? Können wir mit denen irgendwie Kontakt aufnehmen? Können wir von denen etwas lernen oder die von uns? Das wäre natürlich schon spannend, das zu wissen. Und es war ja in den 60er, 70er Jahren so, dass man oft gesagt hat, es muss so sein. Weil es gibt so viele Sterne da draußen und die haben wahrscheinlich alle Planeten und rein mathematisch, rein zufallsmathematisch muss es doch so sein, dass manche von diesen Planeten dann im richtigen Abstand zu ihrem Stern sind, sodass es nicht zu heiß und nicht zu kalt ist, sodass ich da flüssiges Wasser halten kann und dann entwickelt sich Leben und Leben ist dann wahrscheinlich in vielen Fällen dann auch irgendwie intelligent nach einer gewissen Zeit und technologisch und überall gibt es Aliens. Das war eigentlich so fast akzeptierter Standard eine Weile. Mittlerweile ist etwas Seltsames passiert, nämlich es sind neue Fragezeichen dazugekommen. In der Wissenschaft ist es meistens so, oder wir hätten es zumindest gerne so, dass die großen Fragezeichen vielleicht verschwinden und durch Wissen ersetzt werden. vielleicht verschwinden und durch Wissen ersetzt werden. In diesem Fall ist es eher so, dass die Fragezeichen noch mehr geworden sind. Wir haben doch erkannt in manchen Punkten, dass unsere Erde etwas sehr, sehr Besonderes ist. Wir haben zum Beispiel einen extrem großen Mond, das ist untypisch. Ist der wichtig? Wir wissen es nicht genau. Es gibt schon Theorien, dass der Mond irgendwie eine stabilisierende Wirkung auf die Erdachse hat und deswegen vielleicht hilfreich sein kann. Es gibt große Gasplaneten, Jupiter und Saturn, die haben uns vielleicht vor einem größeren Bombardement mit Asteroiden bewahrt, das vielleicht sonst das Leben schon ausgelöscht hat. Es gibt ein paar so Sachen, wo man sagen muss, naja, ist schon eine Sondersituation hier, vielleicht ist das anderswo anders. Und stellen wir uns das mal vor, was würde das bedeuten, wenn wir tatsächlich alleine wären? Wenn tatsächlich unser Planet ganz, ganz außergewöhnliche Eigenschaften hat, die nur hier ermöglichen, dass sich Leben entwickelt. Das würde eigentlich das Leben auf unserem Planeten ja noch viel großartiger und kostbarer machen. Wenn es tatsächlich so wäre, dass das Leben auf unserem Planeten und das intelligentes, nachdenkendes, wissenschaftsentwickelndes Leben, so wie der Mensch etwas ist, was vielleicht auf galaktischer Skala höchst selten ist, dann bedeutet das doch eigentlich, dass wir eine noch viel größere Verantwortung haben, das Leben auf diesem Planeten zu bewahren. Und das bringt uns jetzt wieder zum Klimawandel zurück. Das bedeutet, dass das Leben vielleicht noch viel kostbarer ist, als wir bisher dachten und dass wir alles unternehmen sollten, um sicherzugehen, dass diese unsagbare, großartige, wunderschöne Vielfalt, die wir auf diesem Planeten vorfinden, auch in Zukunft bestehen bleibt. Ich muss fast ein bisschen nachklingen lassen. Wir sind ja bald gegen 21 Uhr. Zwei Fragen von meiner Seite noch. Du hast auch gesagt, wir sind ja fast in allen Bereichen Leiden, also in allen Bereichen des Wissens, auch Wissenschaftler. Jeder von uns. Es gab ja mal sowas wie Universalgelehrte. Wissenschaftler sind in den meisten. Es gab ja immer so etwas wie Universalgelehrte. Gibt es die in unserer Zeit auch? Naja, es gibt sie sicher nicht in dem Sinn, dass es Leute gibt, die das gesamte Wissen unserer Zeit überblicken und verstehen. Das ist unmöglich geworden. Das war vielleicht vor Jahrhunderten noch möglich, aber heute ist es das nicht mehr. Nicht einmal eine Disziplin wie die Physik kann von einer Person durchschaut werden. Das Wissen ist einfach so massiv angewachsen, dass man sich heute entscheiden muss, will ich hier ganz tief reinsteigen oder dort? Will ich hier mir meine Nische suchen oder anderswo? Das ist auch der Grund, warum ich persönlich nicht letztlich in der wissenschaftlichen Forschung gelandet bin, weil diese Entscheidung wollte ich nicht treffen. Mir ist es lieber, über viele verschiedene Bereiche ein bisschen was zu wissen, als über einen Bereich alles zu wissen. Also in dem Sinn gibt es Universalgelehrte sicher nicht mehr, weil das Wissen einfach so viel ist, dass es in einen einzelnen Kopf nicht mehr hineinpassen kann. Was wir aber alle versuchen könnten, ist, Universalgelehrte zu sein auf etwas niedrigerem Niveau. Man kann versuchen, Universalgelehrter zu sein auf etwas niedrigerem Niveau. Man kann versuchen, Universalgelehrter zu sein im Sinn von, ich verstehe überall so ein bisschen die Grundlagen. Und das hilft uns in Wirklichkeit wahnsinnig viel. Denn wenn ich so ein bisschen verstehe, als Physiker zum Beispiel, was Viren sind, was der unterschied ist zwischen viren und bakterien und wenn ich in anderen fachgebieten auch ein bisschen ein schnuppern kann und vielleicht ich weiß nicht bisschen ahnung von musiktheorie habe oder so bereichert dass mein leben gewaltig und ein schönes z, das wir uns vielleicht alle setzen könnten, wäre, in möglichst vielen Themenbereichen so viel Grundwissen zu erlangen, dass wir mit Staunen und mit Genuss den echten Experten auf diesem Gebiet zuhören können. Und das ist zumindest mein persönliches Ziel, was das Wissen betrifft. Zum Schluss, um zum Bauchgefühl zurückzukommen, auf dem, was du jetzt auch angesprochen hast. Es gibt ja Dinge, die man nicht beweisen kann, wie ein Bauchgefühl, eine Intuition. Da geht es ja auch nicht immer um wissenschaftliche Fragestellungen, sondern einfach, wie man durchs Leben kommt. Man ist fasziniert von Dingen. Du hast die Musik angesprochen. Es gibt Regeln in der Musik, die auch auf Mathematik sozusagen die Intervallverhältnisse und so weiter. Trotzdem gibt es so etwas wie Magie, die nicht mathematisch beweisbar ist, die stellt sich ein, wenn sie da ist. Das ist vollkommen richtig und darüber schreibe ich auch in meinem Buch. In meinem Buch versuche ich, über 250 Seiten zu erklären, warum Wissenschaft wichtig und wunderschön ist und verlässlich ist. Und dann am Schluss hebe ich aber auch hervor, dass wir das Bauchgefühl eben auch brauchen. Es ist nicht ein Entweder-oder, sondern wir brauchen natürlich beides. Wir Menschen sind Wesen, die jeden Tag mit Dingen zu tun haben, die uns wahnsinnig wichtig sind, die aber nicht in einer naturwissenschaftlichen Formel niederschreibbar sind. Das ist klar, wir sind Menschen, die leben in einer Gemeinschaft, wir leben von Traditionen, von Ritualen, von Emotionen und jetzt kann ich das natürlich wissenschaftlich untersuchen und ich kann sagen, Traditionen und Rituale kann das kann ich ja sozialwissenschaftlich untersuchen. Und das soll man auch tun und da lernt man auch viel und das ist wunderbar. Aber wenn ich jetzt überlege, wie wir nächstes Jahr den Geburtstag der Oma feiern sollen, dann gehe ich nicht in eine Bibliothek und suche nach einem Standardwerk über Geburtstagstheorie und finde dort dann die Formel, mit der ich ausrechnen kann, wie wir die beste Geburtstagsparty schmeißen. Das wird nicht funktionieren, sondern das machen wir mit Gefühl. Da reden wir miteinander und überlegen gemeinsam, was die beste Lösung ist. Und ich glaube, genauso falsch, wie es wäre, wissenschaftliche Fakten zu leugnen und sich wissenschaftlichen Fakten entgegenzustellen und sie nicht anzuerkennen, wäre es zu glauben, dass wir unser ganzes Leben mit naturwissenschaftlicher Präzision betrachten können. Nein. Wir müssen lernen, wo der Unterschied ist, wo das eine zuständig ist, wo das andere zuständig ist. Und Wissenschaft und Bauchgefühl, wir brauchen am Ende immer beides. Das perfekte Schlusswort. Vielen Dank, dass du heute hier im Kepler-Salon warst. Ich freue mich sehr, danke. In der virtuellen Erweiterung des Salonraums. Ganz wichtig, sei noch einmal darauf hingewiesen, vieles hast du gestreut, vieles auch nicht, da steckt noch vieles drin, das nachzulesen ist. Sie müssen es ja nicht unbedingt im Internet bestellen, sondern können morgen oder übermorgen in die Buchhandlung gehen. Florian Aigner, die Schwerkraft ist kein Bauchgefühl, eine Liebeserklärung an die Wissenschaft, erschienen im Brandstätter Verlag. Für heute wünsche ich noch einen schönen Abend. Bis zum nächsten Mal im Kepler Salon. Vielen Dank.