Guten Abend, schön, dass ihr, sie alle da seid. Auch in diesen Zeiten soll man Kultur und Literatur verbreiten, aber die Breite ist momentan nicht so groß durch die Corona. Der heutige Abend wird von der Graz-Autorenversammlung Regionalgruppe Oberösterreich veranstaltet. Das Erste, was ich gleich sagen muss, weil sonst vergiss ich es wieder. Wir bedanken uns sehr herzlich beim Theater Phoenix, unter anderem in Person von Harry Gebhardtl, die uns da immer Unterschlupf geben und das ist sehr angenehm für uns, weil hier fast alles möglich ist. Danke ans Haus der Arthur Phoenix. Kurz zur GAF. Zur GAF. GAF heißt, aber ich glaube, das wissen alle, Grazer Autorenversammlung. Sie wurde 1973 gegründet in Graz. Deswegen heißt es noch immer Grazer Autorenversammlung. Und wir sind die Grazer Autorenversammlung Regionalgruppe Oberösterreich. Es gibt in jedem Bundesland eine Regionalgruppe. Jede Regionalgruppe ist im Vorstand der GAF in Wien, wo jetzt der Sitz ist. Die Grazer Autorenversammlung ist ja relativ bald nach Wien übersiedelt, aus Graz weg. ist ja relativ bald dann nach Wien übersiedelt, aus Graz weg. Jede Regionalgruppe hat einen Sitz im Vorstand und bestimmt mit über das Programm sozusagen, das die Grazer Autorenversammlung Österreich macht. Ungefähr 700, gut 700 Mitglieder in ganz Österreich. Oberösterreich ist die größte Regionalgruppe mit über 60. Da sind wir sehr stolz drauf und ein kleiner Teil davon wird heute lesen. Und zwar lesen aus dem X-Blatt Nummer 6. Es geht auch vorn zu sitzen. Kostet genauso viel. Echt? Nur dann vierer. Dann erst recht. Es rentiert sich schon, wenn man mehr zahlt. Diese X-Blatt-Geschichte ist vor wann? Wie viele Jahren? Zwei Jahre? Ideenmäßig entstanden? Drei Jahre. Na gut. Du weißt das besser, glaube ich. Bist noch jünger. Ich habe einmal so eine Idee gehabt, dass es lässig wäre, Bücher in einem Automaten kaufen zu können. Ich habe dann recherchiert und bin draufgekommen, dass sich die Gladsautorenversammlung Oberösterreich das nie leisten kann, so einen Automaten zu kaufen. Die sind viel zu teuer. Habe dann ein bisschen herumgehört und geschaut und habe im Extrablatt in Linz, in der Spittelwiese, einen Automaten gefunden. Damals waren manchmal, auch nicht immer, Mannerwaffel drinnen. Und der Besitzer, ein Freund von uns beiden, hat auf meine Frage hingesagt, ja sicher machen wir das, das ist eine super Idee, und hat uns diesen Automaten gratis zur Verfügung gestellt. Dort könnt ihr, können Sie immer, auch wenn keine Veranstaltung von uns ist, ein Exemplar kaufen. Ich muss auch dazu sagen, dort sind es billiger, als wenn Sie esar kaufen. Ich muss auch dazu sagen, dort sind es billiger, als wenn Sie es live kaufen. Dort kostet es einen Euro. Das ist deswegen, weil die Männer im Abfall damals einen Euro gekostet haben. Und der Automat lässt sich nicht mehr umstellen, weil er schon so alt ist. Ist so. Wir haben dann beschlossen, wir werden zwei Euro bei persönlicher Übergabe verlangen für das Heft. Ich glaube, das ist auch nicht zu teuer, wenn man denkt, dass ein Bier schon über 4 Euro kostet. Also ist das leistbar. Okay, wichtig ist noch, es gibt einen Büchertisch draußen, das haben Sie wahrscheinlich eh schon gesehen. Und dass heute sieben Personen lesen werden, wissen Sie vielleicht noch nicht. Egal, es wird so sein. Und ich darf jetzt, soll jetzt Dino bitten, was zu sagen, Herbert, oder? Nein, er deutet nein, okay. Ich darf dann jetzt schon die erste Lesende, Corinna Antelmann, bitten, auf die Bühne zum Lesetisch. Guten Abend, Corinna. Ich nehme das ab, oder? Also, dein Text ist ein längerer Text, den du uns da vorstellen wirst. Er ist länger, als er im Heft abgedruckt worden ist. länger, als er im Heft abgedruckt worden ist. Und jetzt meine Frage dazu, wie du das Bild ausgegraben hast, das wird ja nicht auf deinem Schreibtisch gestanden sein, wo hast du es ausgegraben und was hast du als ersten Gedanken, was ist dir da eingefallen? Ich habe das Bild ein bisschen passend vielleicht zu meinem Text ausgesucht Ich habe es ausgegraben aus einem Fotoalbum Um genau zu sein, habe ich es da rausgerissen, um es einscannen zu können Und da bin ich auf Juist Das bin ich nämlich Und da ist mir eingefallen, dass ich jedes Jahr auf Juist gefahren bin Und dass ich das eigentlich gerne noch immer jedes Jahr machen würde Juist ist eine ostfriesische Insel. Ich komme nämlich aus Bremen, wie man vielleicht hört, und da ist das nicht so weit mit der Nordsee. Du wolltest noch mehr wissen, was mir eingefallen ist? Da dachte ich, ja, da war ich noch klein, saß im Sand und habe Städte gebaut mit Hölzern. Aber das Fotoalbum hast du quasi vorher auch schon öfters durchgeschaut? Ja, ich habe in Wahrheit nur vier Fotoalben, weil ich als Kind mir die Mühe gemacht habe, das einzukleben. Und die schaue ich mir immer mal an. So wie früher. So wie früher, ja. Weil es ist nicht für jeden gleich, dass er die Fotos gleich finden würde. Ich habe keine Fotoalben quasi. Ich müsste das wirklich suchen. Das macht die Sache leichter natürlich, aber die letzten 40 Jahre werden auch schwieriger. Ja, es wird immer schwieriger, glaube ich. Fotos zu finden, sonst wird das Leben immer leichter, wie du weißt. Das weiß ich nicht, aber das ist ein guter Anfang für deinen Text. Gut. Soll ich? Ja, vielleicht ganz... Ich lese tatsächlich die etwas längere Version, als sie hier drin ist. Und zwar... Warum? Ich habe im Grunde ein Essay geschrieben, also ansonsten arbeite ich literarisch, aber in diesem Fall ist der Text, der auch in diesem Buch, was Sie draußen für zwei Euro immer schwingen können oder wie heißt es, erringen können, habe ich einenese. Und zwar mir die Frage gestellt, was Fragen und Antworten geben in der Literatur heißt. Also quasi mehr auf die Arbeit, die ich mache, gehe ich in diesem Text ein. Es ist weniger fiktiv als die Überlegung, kann Literatur Antworten geben oder nicht. Und vielleicht, dass der Bogen zu dem Kind sein, auch damals auf Juist seiend oder mit der Fähre dahinfahrend, habe ich mir immer die Fragen gestellt, in der Hoffnung, Antworten zu bekommen. Und bin, jetzt sind wir wieder beim Alter, eigentlich dahin gekommen, dass die Fragen nicht weniger werden und die Antworten nicht mehr. Oder man sich mit der Frage zufrieden gibt. Genau, also das ist der Text. Der heißt der Mut zur Lücke. Als ich ein Kind war, mochte ich die Vorstellung vom Tod deshalb, weil ich glaubte, dann einem Gott gegenüber treten zu können, der mir endlich die Fragen beantworten würde, die offen geblieben sind. Ich hatte mir ein Bild gemacht von ihm. Aha. Mein Gott thronte über allem, natürlich, vor allem über den ungewissen Wassern und ähnelte der Abbildung von Neptun, wie ich sie auf dem Brunnen am Schlossplatz in Berlin gesehen hatte. Wäre ich nach Yunnan gereist, hätte Gott womöglich ein Frauengesicht bekommen, aber vielleicht auch nicht, denn damals war ich, wie alle anderen auch, von patriarchalen Bildern geprägt. Ein Opfer vorgefertigter Bilder, die unfreiwillig unsere Wahrnehmung bestimmen. Da gibt es kein Entkommen, weil Bilder nun einmal die rechte Gehirnhemisphäre ansprechen und schneller erfasst werden können als die entwicklungsgeschichtlich gesehen junge menschliche Sprache. Oder weil ein Kind ein Kind ist. Oder weil Neptun so gut aussieht. Oder weil das Antwortgeben besser zu einem Mann passt, der sich, wie ich im Übrigen auch, ohnehin berufen zu fühlen scheint, Antworten zu servieren. Zeigt sich hier vielleicht ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit? Zumindest beobachte ich seit geraumer Zeit, dass es vorwiegend die Männer sind, die nach einer Lesung auf die Autoren zu steuern, um Verbesserungsvorschläge für den soeben gelesenen Anfang des Textes zu unterbreiten oder ungefragt Antworten auf den im Text gestellte Fragen zu geben. Und ich wehre mich nicht dagegen, denn dieses Bedürfnis, Antworten geben zu wollen, kommt mir auf unheimliche Weise, trotz neu entdeckter Liebe zum Fragenstellen, heimlich bekannt vor, als irgendwie liebenswerter Mangel, der beinahe die Selbstliebe anregt. So schrieb ich jüngst in einem Roman. Sagen wir es also, wie es ist. Es hatte einen Grund, dem antwortgebenden Gott ein männliches Gesicht verliehen zu haben. Nachdem ich zu einer Jugendlichen herangewachsen war, fuhr ich beinahe jedes Jahr mit der Fähre auf eine nordfriesische Hallig, auch im jugendlichen Alter nach wie vor auf der Suche nach Antworten. Die Fragen hörten nicht auf, sondern im Gegenteil, sie umkreisten mich bis zum schwindelig werden und machten meinem Umfeld Angst. Das Bild von Neptun blieb und schlug im ersten literarischen Überschwang wilde Wellen. Und dort durch die kleinen Schaumkronen hindurch taucht Neptun auf, Neptun, der noch immer uneingeschränkte Herrscher. Sie fragt nach dem Warum, das Warum gräbt tiefe Furchen in das Meer. So der Text allein. Neptun ließ sich nicht blicken. Aber immerhin gibt es in dem Text den Versuch, das Autorinnen-Ich zu kaschieren, dass sich in allerersten Schreibversuchen gewöhnlich gern in der Ich-Perspektive aufdrängt. Zum Beispiel so. Ich fand diese Notizen eines Teenagers auf Reisen neulich beim Aufräumen. Im Übrigen befanden sie sich in einem Ordner gleich neben dem Ordner Pro Seminar Philosophie erstes Semester. Dort wiederum steht handschriftlich notiert, was der Professor uns lehrte. Philosophie beginnt mit der Frage nach dem, was etwas ist. Diesen Sommer versuchte ich es wieder. Ich ließ mich auf die Hallig übersetzen, aber Neptun blieb untergetaucht, schon allein, weil sich das Gottesbild in den letzten 30 Jahren verändert hatte, nehme ich an. Also in meinen letzten 30 Jahren. Dazwischen liegt der Versuch, schreibend selbst Antworten zu finden und zu geben, nur um anschließend in jeder zweiten Rezension lesen zu müssen. Die Autorin lässt zu wenig Platz für Fragen. Also bemühte ich mich, mir das Antwortgeben zugunsten des Fragestellens abzugewöhnen. Zumindest während des Schreibens. Ich liebe die Literatur, auch wenn sie offenbar allein Fragen stellt und es bei diesem Fragenstellen belassen sollte. Das denkst du dir ja nur aus. Kann sein. Im Philosophieordner steht, ohne Frage keine Philosophie. Ach deshalb, Antworten können nicht das Ziel des Denkens sein, verstanden. Das Lesepublikum irrt nie, obwohl ich außerhalb der Literatur doch überzeugt bin, dass wir alle ein Bedürfnis nach Antworten verspüren. Ich schreibe wir und behaupte damit zu wissen, was wir wollen. So mache ich das immer und höre die Leserinnen fluchen. Während ich, gereift und dem Antwortgeben abgeschworen, dem Fragestellen dagegen nach wie vor nicht entronnen, an meine Aufenthalte im Wattenmeer anknüpfte, las ich Möwen umschwärmt in der Deutschstunde von Siegfried Lenz. Und ich frage, wer bei uns in den Gewittern an die Tür klopft oder zuckende Rauchschwaden aus dem Ofen pafft. Wer für Dunkelheit sorgt und für Trübnis, wer im Moor seine blasse Suppe kocht, den Nebel um seine Schultern zieht, wer mit dem Dachbalken ächzt, mit den Pötten pfeift. Ich frage danach und ich befrage ihren Gang, ihr Dastehen, ihre Blicke und ihre Wörter und mit dem, was ich erfahre, kann ich nicht zufrieden sein. verstehen ihre Blicke und ihre Wörter und mit dem, was ich erfahre, kann ich nicht zufrieden sein. Na eben. Und deshalb geben wir uns nicht zufrieden und fragen weiter. Also, sprich mit mir, Neptun. Er sagt, er fühle sich nicht zuständig, denn er weiß, dass ich mich von seinen Bildern abgewendet habe. Es stimmt, es hat sich verändert. Mein Bild von Gott. Im Großen und Ganzen ist Gott natürlich geschlechtslos, bestenfalls androgyn und deshalb mit Fragen und Antworten gleichermaßen vertraut. Außerdem gibt es ja noch andere Bücher als die literarischen Bücher, in denen Gott mit seinen Antworten herausrückt. Nein, die Bibel meine ich nicht. Sie redet in Gleichnissen. Das ist zu kompliziert und das Bild des Gottvaters dann doch wieder, du weißt schon. Das Buch, das ich meine, gefällt mir ausgesprochen gut. In ihm steht, I talk to everyone, all the time. The question is not to whom I talk, but who listens. Na, was sagst du jetzt, frage ich Neptun. Und dem Gott im Buch beteure ich, die Antworten wissen zu wollen, anders als es sich die Leserschaft von Literatur zu wünschen scheint. Andererseits sind Literatinnen natürlich auch nicht Gott, Männer auch nicht. Do you really want answers? Ja doch. Gottes Antworten in Buchform vorliegen zu haben, erspart mir den Gang über den Jordan, denn ich erfahre alles, was ich schon immer wissen wollte, fast alles. Für den Rest sind die Psychologinnen zuständig, so glauben wir oftmals, aber in der Deutschstunde sieht es eher danach aus, dass der Jugendliche, der Protagonist Sigi Jebsen, die Antworten in sich selbst findet, in den ungewissen Wassern, in die er hineintaucht. muss, wenn er mehr über sich wissen will, als es Außenstehende tun. Schreibend findet er die Annäherung an das, was ist. Das nämlich kann sie, die Literatur. Die Wissenschaft dagegen kann niemals befriedigend antworten, sagen wir wahr, denn anders als die Philosophie fragt sie stets nach den Erscheinungen, nicht nach dem, was etwas ist. So werden zwar weder Sigi noch ich die Antwort auf all unsere Fragen finden, aber die Psychologinnen natürlich ebenso wenig. Denn sie hinken gewöhnlich gern dem hinterher, was als gesellschaftlich relevant erscheint. Und dann fragen sie die verschiedenen Felder vermeintlichen Gestörtseins ab, das heißt, sie fahnden nach allem, was gestört sich anfühlt und gelegentlich auch so tituliert wird, weil es im Grunde genommen allein um die Abweichung von dem geht, was Konsens sein will. Und die Abweichung gibt ihnen dann Aufschluss darüber, wo es ohnehin längst hakte. Die Antwort auf die große Frage nach dem Leben hätte ich dann doch gern. Das wollen wir doch alle. Und da die Literatur ebenso wie die Psychologie auf das gesellschaftlich Relevante zu antworten versucht, ohne dabei, wie wir gesehen haben, eine Antwort zu liefern, Ohne dabei, wie wir gesehen haben, eine Antwort zu liefern, lässt Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis die Menschen ein Programm mit dem Namen Deep Thought entwerfen. Nach nur 75.000 Generationen Wartezeit soll es eine Antwort geben. Es gibt tatsächlich eine, es gibt tatsächlich eine, bestätigte Deep Thought. Auf alles, auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem, ja. Über die Frage, ob Adams Literatur schreibt, ließe sich streiten, aber hinlänglich bekannt dürfte der Leserschaft die heiß ersehnte Antwort sein, sie lautet 42, und zeigt, dass Antworten immer nur so gut sein können, wie die Fragen nach ihnen. Wenn ihr erst einmal genau wisst, wie die Frage wirklich lautet, dann werdet ihr auch wissen, was die Antwort bedeutet. Deep Thought verspricht den Menschen, einen neuen Computer zu entwerfen. Und dieser Computer ist nichts anderes als die Erde selbst. Nur wird eben diese Erde fünf Minuten, bevor das Programm abgewickelt ist und sie die Antwort ausspucken kann, von den Vogonen gesprengt. Nach zehn Millionen Jahren Planung ist sie einer Hyperraum-Expressroute im Weg. Tja, wir kennen solche Vorkommnisse. Wir sehen, es wird weiter gefragt und weiter auf die Hallig gefahren. Und was lernen wir daraus? Glaub nicht, dass die Fragen weniger werden, je älter du wirst. Glaub nicht, dass es jemanden gibt, der aussieht wie Neptun oder ein Buch und auf alles eine Antwort weiß. Die gute Nachricht aber ist, wie zu beweisen war, das Lesepublikum hat recht. Fragen machen ohnehin mehr Sinn, als es jedwede Antwort je könnte. Und nun habe ich doch wieder geantwortet. Herzlichen Dank. Darf ich gehen? Ich darf, ich darf, ich darf nicht. Ich werde dürfen. Ja, ich darf. Andrea Trumb Text, der heißt Elke. Wladivostok, Odessa, Tokio, Tirol. Wladivostok war montags, Odessa war donnerstags, Tokio war samstags und dazwischen war Tirol. Die Elke brauchte diese Regelmäßigkeit, die Regelmäßigkeit der Tage, die Regelmäßigkeit der Welt, die Regelmäßigkeit der Jahreszeiten. Die Elke war damals, als ich noch Kind war, eine Frau aus unserem Dorf. Es ist im April gewesen, im April, der jedes Jahr kommt und der auch damals gekommen und für eine Weile geblieben ist. der jedes Jahr kommt und der auch damals gekommen und für eine Weile geblieben ist. Es ist im April gewesen, im April, als es überall nach diesem besonderen, nach diesem bedörenden, nach diesem vermehlenden Duft gerochen hat, der tausend Düfte in sich vereinte und sich durch diese Vereinigung tausendmal vermehlte. Die Elke roch nicht nach diesem Duft. Die Elke hatte noch nie so gerochen. Und die Elke hatte sich auch noch nie vermehlt. Der Vater von der Elke war sehr streng. Doch eigentlich waren es nur seine Augen, die streng waren. Es waren seine Augen, die seine Tochter bloßstellten. Und diese Augen waren überall. Überall waren seine Augen, als sehen sie in sie hinein, als sehen sie durch sie hindurch. Die Welt schien nur aus seinen Augen zu bestehen, aus seinen starrenden Augen, aus seinen strengen Augen. Und diese Augen übertrugen sich auch auf die Blicke der anderen Menschen, die die Elke anschauten. die Elke anschauten. Auch ich schaute die Elke damals an. Ich schaute sie auf der Straße an oder schaute sie auf einer Schaukel hängend an. Für die Elke waren die Blicke der Menschen das Gift, vor dem sie ihr Baby schützen musste, wenn sie mit ihm nach draußen ging, wenn sie mit ihm in den Autobus einstieg und wenn dann alle schauten, als sei sie nicht normal, nur weil sie mit einem Baby in einem Kinderwagen in einen Autobus eingestiegen war. Das Baby hieß Eberhard und die Elke liebte ihren Eberhard. Die Elke war 68 Jahre alt, hatte keinen Mann, aber dafür einen kranken, bettlägerigen Vater. Auch Eberhard, den die Elke in einem zerlumpten Kinderwagen herumführte, war bereits in die Jahre gekommen. Summ, summ, summ, der Wind, das Kind, der Eberhard. Die Wohnung von der Elke war klein, aber trotzdem groß genug, um ein Zelt zum Spielen darin zu haben. Für Eberhard, wenn er größer wurde. Denn irgendwann würde er älter werden, der Eberhard, und irgendwann würde er sogar so alt sein, dass ihn die Elke nicht mehr haben wird können. Aber mit diesen Gedanken konnte sie sich jetzt noch nicht abfinden. Nicht, solange ihr Vater noch lebte. Den Vater hatte die Elke vor einem halben Jahr aus seiner Wohnung in ihr Schlafzimmer umquartiert, während sie selbst mit dem Baby auf das ausziehbare Sofa im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung umgesiedelt war, auf dem die beiden schliefen. war, auf dem die beiden schliefen. Die Wohnung des Vaters hatte sie daraufhin um einen Spottpreis verkauft, der sie selbst überraschte. Doch war es gut, wie es war, denn das Geld war für Eberhard bestimmt, wenn er einmal groß war. Die Elke liebte ihren Eberhard. Jeden Abend, wenn die Pflegeschwester von dem Vater nach Hause gegangen war, schaute die Elke mit dem Baby zum Vater ins Schlafzimmer, der mit leicht geöffnetem Mund im Bett lag und auf einen unbestimmten Punkt auf der ihm gegenüberliegenden weißen Wand starrte. Ob er noch Gedanken hatte, fragte sich die Elke und fand, dass er mit seiner Bettlegrigkeit eine gewisse Ähnlichkeit mit Eberhard hatte, der auch nur herumlag, wenn ihn die Elke nicht in die Arme nahm. In die Arme nahm sie den Vater nicht, doch gab sie ihm jeden Tag vor dem Schlafengehen einen Kuss auf die Stirn oder auf die Wange und ließ eine schwere Hand über den Kopf des Babys streichen. Manchmal zuckte es dann leicht über das Gesicht des Vaters. Vielleicht bildete sie sich das aber auch nur ein. Tatsächlich reagierte der Vater auf fast nichts mehr, nicht einmal mehr auf Hunger oder auf Schmerzen. Seine Altersrente floss zur Gänze in die Pflege und die Elke war froh, dass jeden Tag jemand kam, um den Vater zu waschen, um den Vater zu füttern, um den Vater zu wickeln, weil sie sich ja ums Baby kümmern musste und weil sie sich deshalb nicht um den kranken Vater kümmern konnte, da zudem noch bettlägerig war und in ihrem Bett, in ihrem Zimmer lag, während sie mit ihrem Baby auf dem ausziehbaren Sofa im Wohnzimmer schlafen musste. Um den Vater sollten sich andere kümmern, diejenigen, die sein Geld dafür bekamen und seine strengen Augen aushielten. Die Elke war 68 Jahre alt, hatte kein Auto, aber dafür einen schwarzen Kinderwagen, der an den seitlichen Teilen des Stoffes schon ganz zerrissen war. Auch die Räder holperten schon ein wenig, trotzdem legte sie das Baby jeden Tag in diesen Kinderwagen, um damit nach draußen zu gehen, zum nächsten Autobus, von den strengen Augen des Vaters weg, hin zu den giftigen Blicken der Menschen. Manchmal vergaß sie die Decke für das Baby. Aber das machte nichts, denn dem Baby war nicht kalt. Dem Baby war auch schon letzten Winter nicht kalt gewesen. Es war ihm auch schon vorletzten Winter nicht kalt gewesen. Das Baby besaß diese ganz besondere Wärme, diese Wärme von innen heraus. Es besaß diese einmalige Wärme, die nur Gliederpuppen besitzen. Dankeschön. Als nächster wird Erwin Einzinger kommen und wird den Text von Hans Eichhorn vortragen, der leider Gottes schon verstorben ist. Die Nummer ist auch Hans Eichhorn gewidmet übrigens. Ja. Du und der Hans, ihr habt ja sehr viel gemeinsam gemacht. Ja. Geschrieben. Muss ich da reinreden. Ja. Und für mich Muss ich da reinreden besser. Ja. Und für mich hat sich dann das irgendwie so... Der Hans hat mir, glaube ich, als Erster für diese Ausgabe Text und Bild geschickt. Und ja, damals habe ich das dann nicht absehen können, dass es dann doch schnell gegangen ist, leider. Aber wie hast du den Hans eigentlich kennengelernt? Oder wie habt ihr euch kennengelernt? Ihr kennt euch nicht von Kindheit auf, oder? Eine Geschichte habe ich in dem, das ist der 29. September und am 29. Februar, seltener Tag, ist der Hans heuer verstorben und ich bin in den sieben Monaten jetzt seither von etlichen Literaturzeitschriften und so weiter gebeten worden, Rückblick, Nachruf, Erinnerungen an ihn zu schreiben und das Letzte war die Linzer Referentinentin, die zur Stadt gehört und Graz-Manuskripte und Salzburg-Literatur und Kritik. Und jetzt haben wir Salz aus Salzburg noch geschrieben. Und die haben auch ganz zum Schluss noch, der Hans hat wirklich bis zum Schluss gearbeitet und geschrieben und hat ihnen noch Gedichte geschickt, auch für aus Anlass des 50. Jahrjubiläums der Rauriser Literaturtage. Und wenn ich jetzt noch zwei Minuten oder drei Minuten rede, macht das nichts, weil es ist ja nur ein Gedicht, das ich dann vorlese von ihm. Vor 50 Jahren sind die Rauhiser Literaturtage da drinnen im Salzburger Land erstmals stattgefunden. Und vor 37 Jahren haben der Hans und ich uns da drinnen kennengelernt. Er hat am Attersee gelebt als Fischer und studentiert hat er schon, glaube ich, niemals damals. Und ich war schon Lehrer in Kirchdorf und das haben wir uns sehr sympathisch gefunden und befreundet. Er hat mich dann einmal besucht, beim Autobus ist er gekommen, glaube ich, nach Michelndorf. Und dann ist der Zufall eingetreten, dass seine Frau, die übrigens da ist mit den zwei Söhnen, die übrigens dem jungen Hans auf den beiden haben, weil seine Frau, das wollte ich gerade zu Ende erzählen, an derselben Schule, also an der HAK und ich habe am BAG unterrichtet, jetzt ist ein zweiter Lebensmittelpunkt der Familie Eichhorn eigentlich in Kirchdorf gewesen und haben uns fast wöchentlich getroffen, ausgetauscht und so weiter. Und zu dieser Sache Rauris im Jänner, wie ich das Programm gekriegt habe, habe ich ihn angerufen. Eine allerletzte Lesung hat er in der Alten Schmiede im Jänner gehabt. Und die hat er noch sehr gut bewältigt. Und dann hat er noch den Gleisnerpreis bekommen. Da hat er in Linz nochmal Auftritt gehabt. Und wie ich das Programm Rauris gekriegt habe, habe ich ihn sofort angerufen und gesagt, Hans, wir werden heuer wieder trainiert miteinander. Zufälligerweise, 50-Jahr-Jubiläum haben sie uns eingeladen. Und da hat er, wohl wissend, wie es ihm schon geht, gesagt, er kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass er das noch schaffen wird. Und so war es dann auch. Und die Lauriser Literaturtage, beim Begräbnis haben wir noch Leute getroffen, die gesagt haben, sehr fraglich, ob das stattfindet, das wäre im März gewesen. Und das ist dann wie erwartet verschoben worden und um ein Jahr, also im kommenden April, wollen sie es jetzt nachholen, das 50-Jahr-Jubiläum. Und da haben sie mich auch eingeladen, dass ich die Gedichte, die er da noch geschickt hat, vorlese. Es ist nur so, dass er immer von Jahr zu Jahr, auch im Vorlesen, finde ich, immer besser geworden ist. Ich bin eigentlich nur mehr am Bauch gelegen, wie gut er seine Sachen liest. Ich kann das nur vorlesen, so wie es er die liest. Aber ich habe eine große Bewunderung für seine Arbeit gehabt und für ihn als Menschen. Das finde ich nett, dass ihr euch gedacht habt, dass es was passiert, wenn ich das da heute lese. Darum bin ich jetzt da. Das war die Einführung, oder? Das war wirklich verblüffend, weil ich die, alle drei Kinder haben wir eigentlich, meine Frauen, die miterlebt, dass sie in Schlierbach in der Schule gegangen sind, im Nachbarort von Kirchdorf und wir die Kinder auch von klein auf eigentlich miterlebt haben und diese Ähnlichkeit, die da vor allem, es sind zwei Fotos drin, oder? Am Titelpilz sind sie. Genau, da vor allem. Jetzt sind sie groß, die Burschen, sie sind eh da. Ich muss nur die Brüder, aber dann sehe ich besser. Es sind eigentlich zwei Erinnerungen an seine Kindheit und die Fotos bezieht er ein. Und in dem Aufsatz, den ich für Salz würde, jetzt im Oktober, glaube ich, eine Nummer rausbringen, wo letzte Gedichte von ihm erschienen. Und da habe ich mich gebeten, dazu etwas zu schreiben. Und da habe ich auf ein Organ und auf dieses Gedicht hingewiesen, weil es mir sehr nahe gegangen ist, und auf dieses Gedicht hingewiesen, weil es mir sehr nahe gegangen ist, dass er das noch wenige Wochen vor seinem Tod so schön hingekriegt hat. Krauses Haar, sitzt du auf dem Radlbock oder hockst du in der Balkonecke? Ganz Fülle und Tagesabenteuer, fraglos, die Fülle selbst. Obwohl rundum die Armseligkeit ist, die Erinnerung, die Gnade, die Vertrautheit, das Hals über Kopf eingebettet sein. Wie alt? Fünf? Sechs? alt, fünf, sechs, egal ob mit kurzen Hosen und Gummistiefeln oder mit bloßen Füßen auf der Drecksbahn vor dem Fischerhaus dahingeschlittert, alles das Nämliche, die Fraglosigkeit und zwischen Weiden und Haselnussstauden, die in den See hängen, beobachtest du die Rotaugen und Barsche, den Hecht, der ab und zu auf der Lauer liegt. Nur die Flossen zittern leicht. Rückst du aus und erfährst, eroberst dir die Welt. Der Misthaufen neben dem Haus wird mit Verwandten und Bekannten, mit dem hölzernen Zweiradler geräumt und zum Düngen auf die Wiese hinaufbefördert. Du hast den Trubel gern, auch das Sauschlachten. den Trubel gern, auch das Sauschlachten. Dann kommt die Indianerzeit, das Basteln von Pfeil und Bogen, das Schnitzen von hölzernen Messern und Peitschen, das Ausschauhalten nach Feinden. Irgendwann wurdest du im Traum ins Weltall geschleudert, wo du deine Kreise ziehst. Immer schneller und enger, bis schließlich das Erwachen erfolgt. Angst verstört stehst du weinend im Bett. Dann die Zeit des Scharlachs, dreiwöchige Quarantäne und ein Herausfallen aus dieser Fülle. Zurück vom Krankenhaus suchst du den Graben nach Schlüssel- und Dotterblumen ab, lapst dich am ersten Vergissmeinnicht, begrüßt die österliche Natur mit der Inbrunst des Zurückgekehrten. Erst mit Beginn der Pubertät werden die Risse größer, als ob du dich gegen das Weitergeborenwerden wehren müsstest. Anmaßung der Schrift, der die Kluft nur vergrößernde Rückbindungsversuch an die verlorengegangene Fülle. Keine noch so ehrenhafte Berufsaussicht und Bildungsaneignung kann diesen Schmerz überwinden helfen. Also wirst du mittels Sprache direkt in den Höllenschlund, in den brodelnden Vulkan hinabsteigen, um teilzuhaben, um das Rätsel zu ergründen. Je mehr und je weiter du in deinem Gestrampel und Gestammel vorstößt, desto mehr wirst du darin versinken. Du wirst auf diese Art nicht vorankommen, aber du wirst überleben, länger als du glaubst, aber auch nicht so lange, bis das Rätsel sich lösen wird. Nicht so lange, bis das Rätsel sich lösen wird. Es gibt keine Lösung, wirst du später nachplappern, weil es auch kein Rätsel gibt. Und jetzt, am Ende der Kraft, stehst du vielleicht wieder vor einer Geburt. Du weißt nicht wie und was, du stöhnst unter den Begleitumständen, bis endlich alles weg und abgefallen sein wird. Dann ist das Beginnen von selbst. Das Radlbock-Gesicht und das Balkongesicht aus den vergilbten Fotografien, aus denen die Zeit spricht, die Kindheit, die Jugend, die Fülle. Eine Danksagung. Vielen Dank. Als nächster bitte Dietmar Füssler. Guten Abend, Dietmar. Ja, guten Abend. Das Foto, das du uns geschickt hast, das sieht irgendwie gestellt aus. Ist es gestellt? Ist nicht gestellt. Du hast ihn mir am Stehen gelesen. Eigentlich eher selten, aber wie es genau entstanden ist, kann ich mich nicht mehr erinnern. Das war das Buch, das ich da aktuell gelesen habe auf einem Skikurs. Also es war auf einem Skikurs, weil ich mir schon gedacht habe, bei euch zu Hause, wenn da hinten eine Hand noch ist, es war schon am Skikurs. Ich habe die Ausschreibung so interpretiert, dass man, wenn möglich, ein Foto schicken soll, das mit einer Geschichte in einer Beziehung steht. Und das ist da der Fall, weil es sogar der gleiche Skikurs ist, von dem die Geschichte handelt. Ja, alle Fragen beantwortet. Danke. Eine Rauschgeschichte. Meinen ersten Rausch hatte ich mit knapp 16 Jahren auf einem Schulskikurs. Unser Klassenvorstand hatte uns zwar ausdrücklich erlaubt, Alkohol zu trinken, allerdings zugleich angekündigt, jeden vorzeitig heimzuschicken, mit dem es in Verbindung damit Probleme gebe. mit Probleme gebe. Obwohl ich diese Drohung ernst nahm, trank ich aus Unerfahrenheit im Umgang mit geistigen Getränken gleich am ersten Abend mindestens ein Glas Bier mehr, als mir gut tat. Die Folge davon war, dass ich mich dazu verpflichtet fühlte, meinen Mitschülern und leider auch einigen Professuren wieder und wieder meine Nüchternheit zu demonstrieren, indem ich Rilkes Gedicht »Der Panther« auswendig deklamierte, alles in allem mindestens zwölfmal. All diese Demonstrationen änderten freilich nichts daran, dass ich von Minute zu Minute betrunkener wurde und schließlich befand ich sogar selbst, dass es für mich das Beste war, zu Bett zu gehen, das in unserem Fall ein Matratzenlager war. Doch kaum dass ich im Bett lag und die Augen schloss, begann sich alles um mich her zu drehen und dann wurde mir plötzlich furchtbar schlecht. Ich hatte gerade noch genug Zeit, über die anderen Matratzen hinweg zum Fenster zu klettern und es zu öffnen, dann übergab ich mich. Im Anschluss daran fühlte ich mich erheblich besser, kehrte in mein Bett zurück und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Früh am nächsten Morgen erwachte ich ernüchtert und voll Scham über das Vorgefallene. Ich kehrte zum Fenster zurück, öffnete es und blickte hinunter, in der Hoffnung, dass mein Mageninhalt auf einem Schneehaufen gelandet und vielleicht sogar über Nacht von Neuschnee bedeckt worden war. Doch leider stellte sich heraus, dass direkt unter dem Fenster ein Balkon lag, und zwar ein sichtlich verunreinigter Balkon, der noch dazu zum Zimmer unserer Mädchen gehörte. Möglicherweise hätten sie die Bescherung selbst beseitigt, ohne einer der Lehrkräfte zu verständigen, aus Solidarität mit uns Jungs. Aber verlassen wollte ich mich lieber nicht darauf. Also zog ich mich an, schlicht die Treppe hinunter und pochte leise an ihre Tür. Glücklicherweise war es Monika, die mir eröffnete, eine Mitschülerin, die mich mochte, weil ich ihr schon einige Male in Mathematik geholfen hatte. Ja, was ist denn, Didi? fragte sie schläfrig. Einer von uns hat auf euren Balkon gespieben, erklärte ich, wobei ihr wahrscheinlich schon mein Mundgeruch verriet, wer dieser eine gewesen war. Und deshalb möchte ich jetzt die Schweinerei wegputzen, bevor einer von den Professoren etwas davon merkt. Schnell, komm rein, flüsterte sie, ließ mich ein, schloss die Tür hinter mir und begleitete mich hinaus auf den Balkon. Oh je, sagte sie. Scheiße, sagte ich, denn mein Mageninhalt war nicht bloß unübersehbar, sondern außerdem auch noch über Nacht gefroren. Mageninhalt war nicht bloß unübersehbar, sondern außerdem auch noch über Nacht gefroren. Warte, ich hole Wasser, sagte sie. Innerhalb von relativ kurzer Zeit gelang es mir denn auch, die Schweinerei erst aufzutauen und dann zu beseitigen. Und nachdem ich mich noch ganz herzlich bei Monika bedankt hatte, kehrte ich in mein Matratzenlager zurück. Na Füssel, wie geht es dir denn heute? Erkundigte sich einer der Professoren beim Frühstück bei mir mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen. Danke gut, log ich, aber du kommst mir heute doch etwas blass vor, sagte er. Das liegt nur daran, dass ich kein Morgenmensch bin, behauptete ich, aber ich kann Ihnen gerne Rilkes Gedicht Der Panther aufsagen, damit Sie sehen, dass es mir wirklich gut geht. Nein, danke. Heute nicht, antwortete er. Dankeschön. Und abschließend möchte ich doch noch ganz kurz darauf hinweisen, dass es einen ganz, ganz neuen Roman von mir gibt, der erst am 15. Oktober erscheint, aber hier auf diesem Büchertisch gibt es ihn sogar heute schon. Er heißt Riccardi und erzählt die Geschichte dreier junger Künstler, deren Leben sich durch ihre Begegnung mit einem mysteriösen Bild in einen Albtraum verwandelt. Und es wartet jetzt auf den allerersten Käufer. Dankeschön. Ich darf Marlene. Das Foto hat einen Zusammenhang mit deinem Text, aber wahrscheinlich warst du nicht in demselben Alter, wie der Text spielt. Genau, also hat eigentlich nicht unmittelbar was zu tun miteinander, aber ich dachte, das ist so ein typisches offen in die Welt schauen, noch irgendwie unverbildet sein und es passt zum Kind sein. Ja, und das greife ich ein bisschen vor, aber warst du schon mal in Bozen? Später nochmal? Ja, später nochmal. Hat sich dein Eindruck verändert? Hat sich verändert, weil später war ich im Kunstgeschichte-Seminar in Bozen. Also du hast studiert. Ja, okay. Ist nicht Linz. Danke. Ja, okay, ist nicht Linz. Danke. Mein Text heißt, Italien ist ein schönes Land. Italien ist ein schönes Land, voll Trauben und Melonen. Orangen pflückt man mit der Hand, auch Feigen und Zitronen. Das ist ein Zitat aus Haji Prachis Luftballon. Eigentlich hatten mir meine Eltern versprochen, nach Italien zu fahren. Stundenlang saßen wir im Auto, es war heiß. Nur gelegentlich kurbelte mein Vater das Fenster herunter, wegen dem Zug. Er würde ein steifes Genick bekommen, meinte er, wenn er ständig das Fenster offen ließ. Mir war schlecht, schuld war ich selbst, man soll nicht lesen bei langen Autofahrten. Ich sollte einen Schluck Cola trinken und Kaugummi gegen Übelkeit hatte sie auch dabei, meinte meine Mutter. Mein Vater zündete sich eine milde Sorte nach der anderen an und schimpfte, wenn wir während den Staumeldungen miteinander redeten. Ich versuchte zu schlafen. Italien. Noch nie war ich in Italien gewesen, kannte es aber aus einem Buch. Hachi Prachi ist Luftballon. Das konnte ich auswendig. Meine Eltern waren ganz stolz darauf. Das Exemplar gibt es immer noch irgendwo. Meinen Kindern habe ich es bis jetzt aber vorenthalten, fällt mir auf. Man findet Haji Prachi im Internet auf der Seite Morgenwacht für freie europäische Völker. Allerdings ist es da anders illustriert. Ich mochte die Zeichnungen meiner Ausgabe, die Darstellung der turnenden Affen, die brennende Hexe Kniesebein. die Darstellung der turnenden Affen, die brennende Hexe Kniesebein. Ganz besonders aber die Italienseite mit einer alten Frau mit Kopftuch, die auf einem Esel reitet. Ich wollte auch auf einem Esel reiten und Zitronen von Bäumen pflücken. Und war maßlos enttäuscht, als wir in Bozen ausstiegen. Die stundenlange Fahrt, nur um in einer Stadt zu sein, die aussah wie Linz, nur mehr Tauben. Ich wollte doch nach Italien. Wir sind in Italien, sagte meine Mutter. Aber da wachsen gar keine Orangen und Zitronen und Esel gibt's auch keine. Ja, das ist dann weiter im Süden. Da muss man weiter nach Süden fahren. Und warum fahren wir dann nicht nach Süden? Ich war fassungslos. Bozen. Weit und breit kein Meer, nichts. Die einzige Freude waren Tauben, Jagen und Tortellini-Essen. Meine Mutter liebte es, durch die Stadt zu bummeln. Das macht sie auch heute noch gern, sogar in der Vorweihnachtszeit. Und es musste ja so kommen, dass ich sie, noch gern, sogar in der Vorweihnachtszeit. Und es musste ja so kommen, dass ich sie, vermutlich weil ich eine Taube gejagt hatte, inmitten der Touristen aus den Augen verlor und nicht mehr fand. Da stand ich, eine kleine, dunkelhaarige Fünfjährige mit Zöpfen, in einer fremden Stadt. Rundherum Menschen, die viel größer waren als ich. Alle wirkten fröhlich, manche ein Eis in der Hand und niemandem fiel auf, dass ich allein war. Ich drehte mich im Kreis, schaute in alle Richtungen. In irgendeinem der Cafés am Platz musste mein Vater sitzen, doch es wimmelte vor Leuten und ich wusste nicht mehr, woher ich gekommen war. Auf meine verzweifelten Mama-Rufe reagierte niemand. So viele Menschen, um keinen falle ich auf? Ich wandte mich an eine Frau mit zwei kleinen Kindern und sagte zu ihr, dass ich meine Mutter nicht mehr finden würde. Doch die Frau meinte nur, oh, mhm, und dass sie selbst nicht von hier wäre. Etwas ratlos schaute sie drein und wollte schon weiter, als mich jemand von hinten an der Schulter fasste und, da bist du ja, ausrief. Ich weinte und drückte mich an meine Mutter, die mich ermahnte, doch bei ihr zu bleiben, ich dürfte nicht einfach davonlaufen. Sie schimpfte nicht, ich hatte jedoch das Gefühl, dass sie sich gar nicht so sehr freute, mich zu sehen, wie ich mich freute, sie zu sehen, vielleicht, weil rückblickend betrachtet, wohl nur zwei oder drei Minuten vergangen waren. Ich hatte mich in meiner Kindheit auch später noch viele Male verlaufen. Ich war das Kind, das überall ausgerufen wurde. Von Mal zu Mal wurde ich weniger panisch. Irgendwann wollte ich sogar einmal Bahnhofssprecherin werden. Die Züge ansagen, die Kinder ausrufen, all das. Aber dann durchschaute ich das Prinzip öffentlicher Verkehr und dass man gar nicht verloren gehen kann, wenn man in die Lilo Richtung Linz einsteigt. Die Lilo, das ist die Linzer Lokalbahn und Linz zumindest eine Stadt. In der Lilo war ich lange Zeit zu Hause. Ich habe da meinen Platz in der Ecke immer noch. Die Reihenfolge der Stationen kann ich nicht aufsagen, auch wüsste ich nicht, wie viele es sind. Es sind viele und sie werden angesagt mit dem Nachsatz, nächster Halt auf Verlangen. Ich habe das lange Zeit nicht verstanden und irgendwas wie nächster Halt auf Erlangen gehört. Seitdem möchte ich nach Erlangen. Und so ist dann auch mein erstes Lilo-Gedicht entstanden. Zugestiegen. Zugestiegen bist du leider nie. Nächster Halt erlangen. Nächster Halt auferlangen. Nächster Halt erlangen. Nächster Halt auferlangen. Immer wieder erlangen. Zugestiegen bist du aber nie. Für sowas ist dann jedenfalls Zeit in der Lilo und wenn es Linz, Linz Hauptbahnhof heißt, muss ich aussteigen. Endstation, bitte alle aussteigen, das ist idiotensicher, Linz kann man nicht verpassen, das mit der Endstation kommt mir wirklich gelegen. Und die Endstation ist dann eigentlich ganz nett. Ich mag den Selektor-Automaten am Bahnsteig, die Rolltreppe abwärts, die Schließfächer auf der rechten, die Toilettenanlagen auf der linken Seite, den Mackey ums Eck, die Westbahn-Cappy-Trägerinnen und den ÖBB-Infostand, die Afghanen, den Bepa, die Chivo-Filiale, den Leberkass-Bepi und den Spar. Ich mag das alles, so wie ich Tankstellenbuffets mag, aber diesen Bahnhof habe ich lieber. Am liebsten den Blick auf die Abfahrtstafel. Mit der Sparschiene Italien kommst du bis nach Livorno und in Erlangen bist du in drei Stunden und 15 Minuten. Man löst ein Ticket oder kauft es im Zug. Man darf 17 Uhr nicht mit 7 Uhr verwechseln und die Bahnsteige auch nicht. Aber hat man das einmal gerafft, ist der Linzer Hauptbahnhof der vielleicht vielversprechendste Ort dieser Stadt. Danke. Als nächste bitte Judith Gruber-Ritzi. Guten Abend Judith. Es ist jetzt deine erste Lesung quasi nach dem Lockdown, oder? Ja, die letzte war Anfang März. In deinem Text geht es da um Autobiografisches? Ja, meine Großmutter war eigentlich meine Bezugsperson und sehr wichtig. Und daher habe ich auch für dieses X-Blatt dieses Foto und ein Stück aus einem Roman, der aber sehr autobiografisch ist, ausgesucht. Der heißt Drift, liegt draußen auf dem Büchertisch, das rote Buch. Und ja, ich lese jetzt nur das, was wirklich da im X-Blatt drinnen ist. Und worum geht es dann in dem ganzen Roman? Ich bin so in einem Großmutter-Mutter-Haus aufgewachsen, Ich bin so in einem Großmutter-Mutter-Haus aufgewachsen, wo der Vater eigentlich, obwohl er sehr dominant war, sehr wenig da war. Und ja, also es ist, das ist jetzt ein bisschen schwierig, so ad hoc, du hättest mir sagen sollen, was du mich fragst. Es geht einfach darum, an wem man sich eigentlich auch als Kind einmal orientiert und wie sich die Dinge dann im Lauf des Lebens auch verändern. Dass man auch hinterfragt die Rolle der einzelnen Personen in einer Familie, also in dem Fall die Rolle des Vaters vor allem. Also in dem Fall die Rolle des Vaters vor allem. Und das ist ungefähr die Geschichte in dem Roman. Und das Romanprojekt hat dich vorher schon Jahre oder Jahrzehnte beschäftigt oder ist es dann einfach gekommen? Das war eher, würde ich sagen, eher was Spontanes. Der Roman ist aber schon älter, ich glaube, der ist 2012 oder so irgendwas erschienen. Und das sind eigentlich drei Romane, die ein bisschen zusammengehören, obwohl man jeden einzeln lesen kann. Der erste ist Aurach, das ist so der Versuch, die Geschichte meiner Großmutter auch in ihrer Jugend nachzuvollziehen. Der zweite Einmündung ist dann eine Muttergeschichte, nicht so unbedingt meine. Und der dritte ist eben dann die Tochter, die eben sie mit dieser Familie auseinandersetzt. Und hast du noch einen bestimmten Bezug zum Malzkaffee? War immer nur dazugeben worden ist dann. Und Bohnenkaffee hat es in meiner Kindheit eigentlich nur gegeben, wenn wer auf Besuch gekommen ist. Und später hat irgendwann mein Vater dann angefangen, so einen italienischen Mokka zu trinken mit dieser Maschine. Es ist total abgekommen eigentlich mit dem Malzkaffee oder solche Sachen. Ich weiß gar nicht, ob man sowas überhaupt noch kriegt. Man kann es kaufen, ja. Aber das ist für mich zum Beispiel so eine Kinderzerinnerung. Malzkaffee quasi oder Feigenkaffee, so eine Mischung. Meine Mutter hat das immer gemacht und das ist meine Kinderzerinnerung. Deswegen ist es mir aufgefallen, speziell. Also für mich waren da als Kind viel wichtiger im Feigenkaffee diese kleinen Plastiksachen, die drinnen waren. Da hat es dann einen Tisch gegeben oder Sessel, eine Wiege und sowas. Die waren für mich viel wichtiger als der Kaffee. Ja, also der kleine Ausschnitt heißt Großmutter. Rosa plötzlich ganz allein mit der Großmutter. Ein Großmutter-Rosa-Haus also. Und die Großmutter nur für Rosa da. Hand in Hand gehen Großmutter und Rosa am See entlang, sammeln die großen schönen Kastanienblätter auf der Esplanade, sammeln dann Kastanien. Rosa mit dem neuen Schirm draußen auf dem Steg, Rosa mit der Großmutter am Vormittag zum Einkaufen hinauf in den Ort zur Milchfrau, ins Gemüsegeschäft, ins Lebensmittelgeschäft, zum Bäcker, nie mit der Großmutter in die Konditorei. Dorthin geht Rosa nur manchmal an Sonntagen mit der Mutter. Pariser Spitz als Lieblingssüßigkeit oder im Sommer Eis mit Schlag im kleinen Konditoreigarten, manchmal auch die Tante mit dabei, aber selten die Großmutter. In die Konditorei aber ohnehin nur ab und zu, ins Milchgeschäft, ins Gemüsegeschäft, zum Fleischhauer, zum Bäcker, ins Lebensmittelgeschäft, jeden Tag außer Sonntag. Auf dem Weg hinauf, jedes Mal vorbei am Kriegerdenkmal, auf dem der Name des Onkels steht, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs irgendwo, keiner weiß genau wo, wahrscheinlich in Polen, auf unbekannte Weise umgekommen ist. Und immer bleiben Rosa und Großmutter vor dem Kriegerdenkmal stehen. Die Großmutter bekreuzigt sich, Rosa bekreuzigt sich, weil sie der Großmutter alles nachmacht. Dann gehen sie weiter, Großmutter und Rosa Hand in Hand, zuerst zur Milchfrau, ins Gemüsegeschäft, noch zum Bäcker und wieder nach Hause, hinunter an den See. An den Nachmittagen manchmal am See entlang, hinüber zu den anderen Fischern, die noch fischen und groß geworden sind durch den Bootsverleih. Die schönen Segelboote, die knarrenden Ruderboote und in den Bootshütten das Plätschern des Wassers auf die Holzwände und der Geruch von Holz und Lack und nassen Tauen. Und über allem der Fischgeruch, der von frischem Fisch, der von gegrillten Fisch, der von geräucherten Fisch, dieser besonders stark und besonders nachhaltig und der Sehgeruch. Oder an den Nachmittagen mit der Großmutter zu deren Freundin, der Frau des Briefträgers mit dem Foxterrier ins Nachbarhaus. Die Angst Rosas vor dem Hund. Aber an der Hand der Großmutter ist alles nicht so schlimm Selbst der Hund tut Rosa dann nichts Bleibt ruhig unter dem Küchentisch sitzen Rosa hoch oben auf der Couch kann sich sicher fühlen Die Großmutter plaudert mit der Freundin Rosa sitzt auf der Couch, bewegt sich nicht viel um den Hund nicht auf sich aufmerksam zu machen hört zu und schaut beim Fenster hinaus. Die Großmutter und die Freundin trinken Malzkaffee, Rosa darf auch, manchmal sogar mit Milchschaum. Der Briefträger, ein lustiger alter Mann, Hager mit runder Brille, immer mit dem Fahrrad. Hand in Hand mit der Großmutter auch auf den Friedhof, am See entlang, links der Tennisplatz, am Haus der Köchin vorbei, hinauf zum Friedhof. An der sonnenbeschienenen Seite der alten Kapelle blind schleichen auf den warmen Steinen, manche von ihnen ohne Schwanz. Auf dem Friedhof, links vom Eingang, zweite Reihe, zehntes Grab, liegt der Großvater unter einem schmiedeeisernen Kreuz und der Onkel. Aber der liegt nicht wirklich da, nur sein Name auf der runden Tafel mit Silberbronze hinaufgeschrieben. Wo er wirklich liegt, weiß ja keiner. Eine steinerne Einfassung und viele Stiefmütterchen in Blau und Gelb und Lila. Die Großmutter und Rosa zupfen Unkraut aus, gießen, zünden eine Kerze an. Dann mit dem ausgezupften Unkraut hinter die Kapelle zum Komposthaufen und vor der Kapelle die Blindschleichen mit und ohne Schwanz, bei manchen ein nachgewachsener Stummelschwanz. und ohne Schwanz, bei manchen ein nachgewachsener Stummelschwanz. Der Rückweg nicht am See entlang, sondern auf der Hauptstraße, immer kommt jemand, mit dem die Großmutter spricht, so lieb sei das Enkelkind, heißt es dann, und irgendjemand streichelt immer über Rosas blonde Haare, und so brav das Kind, und die Großmutter mit Rosa, Hand in Hand nach Hause. Danke. Nummer 7, Erich Klingut mich, dass du wieder da bist du bist ja auch ein corona opfer ja weil ich hab mich nicht so letztendlich hab ich mich gar nicht so gefühlt corona opfer im übertragenen sinne aber auf jeden fall war deine bewegungsmöglichkeit eine zeit lang ziemlich eingeschränkt also insofern habe ich das ja immer wieder verfolgt, wie es dir da gegangen ist in Rumänien. Und ich finde es ja klasse, dass du jetzt wieder da bist, aber das Theater geht ja weiter. Es geht weiter, genau. Ich wollte etwas Allgemeines vorher sagen, bevor du mit deiner Fragestunde anfängst. Also mal danke an dich und an Kurt und ans Theater Phoenix für diese Kooperation. Ich denke mal, das ist ja nicht so selbstverständlich. Dann habe ich das mit Literatur und Bildung und Kunst, weil ich letzte Wochen erfahren habe, dass unser Kollege M. Ruth gestorben ist. Und er war damals an dieser Veranstaltung in der Kunsthochschule beteiligt. Das war irgendwann im November. Es war eine November-Veranstaltung, das weiß ich. November 2003, das war eine sehr feine Ausstellung, Literatur und bildende Kunst, da war wahrscheinlich jeder Hans Eichhorn auch dabei, bin ich mir ziemlich sicher, ihr könnt euch das eh anschauen, ich habe ja keine Angst vor Corona. Also nicht, weil ich deppert bin, sondern weil man sich nicht wahnsinnig machen lassen sollte. Und da hat er im Hut gemeinsam mit dem Richard Wall diese wunderbare Ausstellung, die leider in den oberösterreichischen Nachrichten, wie so üblich damals, überhaupt mit keinem einzigen Wort erwähnt wurde, diese Veranstaltung organisiert. Und Günter Heidinger, alias im RUT, ist eben letzte Woche gestorben. Wissen wir schon irgendwas Näheres? wissen wir schon irgendwas näheres. Ja und wenn jemand den Hans Eichhorn nicht kennt, also so als lesenden Autor, gibt es eine Sendung, die ich letztes Jahr mit ihm aufgenommen habe im September am Attersee, in Attersee, die kann man nachrufen über Radio V. Und nachdem er da unbeabsichtigt, also nicht von mir gewollt, sondern von sich aus einfach wirklich so ein Werkschau gelesen hat, ist das auch ein schöner Querschnitt durch das, was er geschrieben hat und vor allem auch, wie er gelesen hat. Und das ist ja wirklich auch sehr berührend gewesen, wie er gelesen hat weil der hans kann ich den schaust du aber tun da haben sie wirklich sehr gut gelesen hat ja also der erwin einziger schon gesagt gut das war der außertuerliche teil was gibt es für fragen er fragt nie aus wer sagt, dass das so fix ist zu dem Foto ich finde das sehr berührend wie ich es gesehen habe in dem Buch ja und ich meine weil da sehr viele Empfindungen auch irgendwie wieder hochkommen mit dem Foto. Und das ist in der Fabrikstraße 1C entstanden in Linz. Und zeigt meine Mutter und mich, also meine Mutter und mich, also ich bin noch jünger gewesen damals eindeutig. Und was lustig ist jetzt in Bezug auf das Foto, ich habe damals die Fotos nicht gehabt, wie der Aufruf gekommen ist. Und ich trottel habe dieses Album, wo die Fotos drinnen waren, woanders hingestellt und war nicht in der Lage, das irgendwann mal, das war ja so bratt, dieses Ding, das wahrzunehmen, dass ich es woanders hingestellt habe. Also insofern habe ich in Herbert dann eigentlich eher schlechte Kopien von den Fotos, die meine Schwester gehabt hat oder noch immer hat, geschickt. Anstatt eben die tatsächlichen Fotos einzukennen, die eh nicht verloren gegangen sind. Ich habe früher schon manchmal so Anwanderungen gehabt, dass ich die Fotos auf den Bren oder irgendwie schoss er jetzt muss ich das ist irgendwie muss es da darum wird es gesagt man die voraus biere die man da mitnehmen muss man das mehr es mehr geworden worden, dann war es mit dem Lesen... Schwieriger geworden. Ich habe nur eine Frage. Ich muss die Leute fragen, ob sie nur eine Frage aushalten. Also nicht mit einer kleinen Frage, sondern mit einer Zeit. Ich glaube, das geht schon. Das ist in einem Rahmen. Hast du nur einen Gegenstand, wir haben ja zwei von dir abgedruckt, hast du nur einen Gegenstand, wir haben ja zwei von dir abgedruckt, hast du nur einen Gegenstand aus deiner Kindheit? Ja, einen Affen, der klatscht. So ein automatischer. Ja, der mir auftrat hinten mit einem... Und von meiner Schwester habe ich ein oder zwei Sachen aus ihrer Puppenküche, da hat nämlich ihr vermeintlicher Vater, der sich dann als nicht ihr Vater außergestellt hat, wir haben eine sehr verworrene Geschichte alle beide, hat ihr so eine Puppenküche gepastelt. Und da habe ich noch ein oder zwei so kleine Keramikschirren. Also das hat dann eher mit der Geschichte meiner Schwester zu tun. Die Modellersenbau, die ich später gehabt habe, habe ich dann leider in späteren Jahren im Stadium der Untätigkeit, des Konsums von Drogen usw. nicht hakeln wollen oder China alles verschäubert. Die Münzensammlung ist einem befreundeten Menschen zum Opfer gefallen. Nein, der Affe ist noch da. Ich mache mich vielleicht deswegen nichts zu lustig, weil das einfach irgendwie berührend ist, wenn man so in die eigene Kindheit zurückschaut. Gut. Noch irgendwelche Fragen? Ich habe das so super ausgedruckt auf Blau, dass ich das mit diesem wunderschönen Licht gar nicht prüfen und lesen kann. Don't stare at the virus, be Corona, weil ich ein Mädchen bin. Keine jungen Jahre mit Baumklettern und Raufvereinen, aber öfter selbstständig unterwegs, als mir früher bewusst war. Mit den großen Zugmaschinen von Matti, beim Bahnhofsvorstand von Gerling zu Hause eingeladen, mit dem Schlitten auf der verschneiten Fabrikstraße unterwegs. Knabenliebe mit einem gleichaltrigen Außenseiter in der Zeit, als die Wiener Gruppe auf Tische schieß. Mutig genug, den verlorengegangenen Vater heimholen zu wollen, aus Ballischl, nahe der Katrin-Seilbahn. Er war im Gegensatz zur Mutter leider zumeist unfähig, freundliche Empfindungen zu zeigen. Zu ruppig ungelenkter Vater, zu besorgt die Mutter, die auf ihre Weise ebenfalls mutig war, im Versuch Zuneigung zu erfahren. Späte Loslösung vom Feindbild der überfürsorglichen Mutter, als ich endlich zulassen konnte, zu sehen, wie mutig und tapfer sie war, in ihrem Versuch glücklich zu werden. Wie mutig und tapfer sie war, in ihrem Versuch glücklich zu werden. Sie ließ sich scheiden, als ich neun Jahre alt war. Und viele, unter Anführungszeichen nahestehende, zerrissen sich das Maul über sie. Als ich begriff, dass ihre Zuneigung auch etwas Weiches, Freundliches, Zärtliches auf mich übertragen hatte und dass mir bewusst wurde, wie oft ich eigentlich aus ihrem Käfig aus Besorgtsein und Angst wenigstens für ein paar Stunden ausgebrochen bin. Auslöser für diese Richtungsänderungen in meinem Denken und Empfinden war eine Diagonalsendung über die 70er Jahre und das, was sich für Frauen in dieser Zeitspanne veränderte. Meine Schwester verstand die vorangehende Wut auf meine, unsere Mutter nicht. Mein ständiges Zurückschauen, meine Schwester wehrte sich gegen meine Wut, hielt sie für nicht angebracht. Wut kann man nicht einfach abstellen, schon gar nicht aufgrund von Konventionen, Verhaltensregeln, Richtlinien. Erwachsen im Sinne von mehreren Bewusstsein darüber, dass dies mein Leben ist, für das ich auch Selbstverantwortung trage, bin ich wahrscheinlich erst ab dem Alter von 40 geworden. Und heute mit gut 60 Jahren komme ich mir manchmal schon wie ein alter Depp vor. Ich vergesse Namen, Begriffe, mitunter kommen mir Termine durcheinander. Gleichzeitig funktioniert aber mein Gedächtnis, wenn es um Belange geht, die mich interessieren, noch immer ganz gut. Von Elsbeten, Hamerau, Laufen, Rosenheim bis St. Johann-Weistrach komme ich ohne Auslassungen und der Reihe nach. Und jetzt ist das Leben nicht doch schon fast vorbei, sitzt mir die Angst vor dem Tod im Nacken. Dabei verrinnt die Zeit. Man soll sich also nicht zu Tode fürchten. Danke. Ich danke allen Lesenden, ich danke allen Anwesenden. Ich glaube, dass Corona hin oder her draußen ein bisschen noch stehen und trotschen nicht schlecht war. Wir können ja dagegen ankämpfen, dass sie uns verbieten, was uns gut tut. Der Büchertisch draußen freut sich, also die Leute aus der Büchertische haben, freuen sich, wann was gekauft wird. Wäre schön so. Herbert, wann ist die nächste Veranstaltung? Die nächste Veranstaltung ist am 20. Oktober im Theater Phoenix und zwar mit dem Titel Babel Linz. Das ist ein Instagram-Projekt, was unter dem Titel Turmblau gelaufen ist, beziehungsweise eigentlich noch läuft und einige davon, die sich bei diesem Projekt beteiligt haben, werden lesen, nämlich René Bauer, Christian Futscher, Angelika Ganser, Peter Hodina, Dominika Meindl und Walli Rettenbacher. Okay, das war die Werbung. Jetzt wünschen wir, nehme ich an, noch einen angenehmen Abend, oder? Gute Nacht! Der Prohasker. Servus. Netter V-Renner, bitte. Nutzen wir es aus ein bisschen. Man kann ja Abstand halten trotzdem und sich unterhalten. Schönen Abend noch. Dankeschön.