Not now, my heart's not in it Not gonna do chores But I'll do them soon You can take your to-do list Send it to the moon Wir haben vor zwei Jahren eine Leihanfrage aus dem Franz-Gerzsch-Museum Burgdorf erhalten und es war uns sofort klar, wir möchten diese Ausstellung übernehmen und es gab wirklich die Möglichkeit einer großartigen Kooperation anlässlich des 90. Geburtstags von Franz Gerzsch. Franz Gerzsch hat 1969 eine Erleuchtung gehabt, nämlich er wird ab diesem Zeitpunkt, er hatte schon eine 20-jährige künstlerische Laufbahn hinter sich, mit Fotografie arbeiten und zwar mit selbst angefertigten Fotos, genau gesagt in des Dias, die er auf die Leinwand reproduziert und nach diesen Dias dann frei aus der Erinnerung auch zum Teil malt. Das ist der Ausgangspunkt seines Werkes, für ihn wichtig, weil er einfach sich nicht mehr um das Motiv bekümmern will, sondern nur mehr sich in die Malerei versenken und vertiefen will. Franz Gertsch hat Luciano Castelli, der damals 17 Jahre alt war, ein junger, aufstrebender Künstler, kennengelernt und hat die Gruppe um Castelli in der Villa Reckenbühl mehrfach besucht, bei ihren Partys, bei ihren Festivitäten. Es war dort eine Art Wohnkommune und Franz Gertsch war als stiller Beobachter dort. Er war ja damals schon älter und hat eigentlich diese junge Aufbruchsszene bewundert und auch ein bisschen mit seinen Bildern heroisiert und hat Ikonen dieser jungen Künstler geschaffen. Er hat Ikonen dieser jungen Künstler geschaffen. Franz Gertsch hat mehrere Themenkreise. Zum einen ist es die Familie, die er am Anfang natürlich allzeit verfügbar fotografiert und porträtiert. Seine kleinen Kinder, sei es am Berg, sei es in der Badewanne oder posierend am Kanapé. Dann ein zweiter großer Themenkreis, das sind die Künstlerfreunde, die Schweizer jungen Künstler, eine Szene, die im Aufbruch ist, die er begleitet und die er um Luciano Castelli herum porträt von Johanna Dichand oder von Patti Smith oder von Irene Staub oder das Selbstbildnis, in dem sich Franz Gertsch als Visionär eigentlich darstellt. Franz Gertsch hat Patti Smith bei einem Konzert bei seinem Galeristen kennengelernt. Er war ein Besucher, als Patti Smith dort ein Konzert gegeben hat. Er hat sie fotografiert. Patti Smith war gestört durch die Fotos. Und er hat aber reiche Fotoausbeute mit heimnehmen können. Er hat vier riesige Bildnisse von Patti Smith angefertigt. Und als Patti Smith einmal in der Schweiz ein Gastkonzert gab, lud Franz Gerzsch, die Künstlerin, ein und sie hat zum ersten Mal diese riesigen Portraits gesehen und war überwältigt, hat sich sehr bedankt und von diesem Besuch ist das Portrait Patti Smith 5 entstanden, das hier im Lentus zu sehen ist. Man sieht sie hier bei der Dankesrede. Die Herausforderungen bei so einer Ausstellung sind natürlich die großen Formate, das ganze Art Handling damit. Das beginnt schon damit, wenn die Bilder angeliefert werden. Viele reisen in klimatisierten Kisten, die sehr, sehr schwer sind und die müssen dann hier in den Ausstellungsraum geschaffen werden. Bei vielen Objekten geht das gar nicht, weil sie Überformate sind, die nicht in unseren Lift passen. Die reisen dann gerollt auf einer Rolle und werden dann erst hier vor Ort aufgespannt. Das ist so das Hauptgeschäft sozusagen. Dann beginnt natürlich noch die zweite Phase, das ist das Erstellen der Zustandsprotokolle. Da wird jeder Quadratzentimeter genau untersucht. Das macht man dann meistens auch mit Kollegen von den jeweiligen Institutionen, damit, falls ein Schaden oder irgendetwas passiert, auch während der Ausstellung ein Status quo festgehalten wird. Es wird sowohl fotografisch gemacht als auch natürlich eine Schadenskartierung auf einem Foto, wo eingezeichnet wird, irgendwelche Auffälligkeiten. Das ist bei Gertsch auch nochmal eine besondere Herausforderung, weil er ja auf einer sozusagen ungrundierten Leinwand arbeitet, die teilweise im Bild auch mit Verwendung findet, also sichtbar ist. Und wenn man sich vorstellt, man malt jetzt mit einer wässrigen Farbe auf einer ungrundierten Leinwand und da stehen noch Fasern auf, dann haftet die Farbe mal mehr und mal weniger. Und es schaut oft so aus, als wäre auch kleine Farbpartikel abgebrochen, so Malschichtausbrüche. Das ist aber Teil des Malvorgangs. Und dann wirklich festzustellen, was ist Teil des Malvorgangs und was ist jetzt schon etwas, was dann später abgeplatzt ist, das ist oft sehr, sehr schwierig. Aber das muss man dann eben genau dokumentieren. Franz Kertsch ist einer der wichtigsten, bedeutendsten Maler unserer Zeit. Er ist Fotorealist, er ist ein Meister der Meditation, auch der Kontemplation. Für mich ist er ein Zehnmeister eigentlich in der Malerei und das zeigen seine großen, großformatigen Bilder, die auch eine innere Monumentalität haben und er arbeitet ja sehr lange an einem Bild, bis zu einem Jahr. Es ist ein meditativer Malprozess, eine Kontemplation eigentlich, ein sich Versenken in die Farbe und in Licht. Dias haben ja ein ganz eigenes Licht, das spürt man dann auch in manchen Gemälden, diese fast künstliche Beleuchtung. Er verwendet gerade in der Frühzeit auch Neonfarben, die diese Bilder zu einem extremen Leuchten bringen. Das alles verändert sich aber im Schaffensprozess bis zu den 80er Jahren. Franz Gertsch ist ein unglaublich intensiver Maler. Wenn man so große Bilder sieht, vermeint man eigentlich, dass die mit großen Pinseln gemalt werden. Ganz das Gegenteil ist der Fall. Franz Gertsch reibt die Farbe in die Leinwand ein, Millimeter für Millimeter mit kleinen Pinseln arbeitet er sich, tastet sich auf den Leinwänden vor. Der Zustand ist eigentlich hervorragend. Also Sie haben ja sowohl von der Frische, der Farbe, wenn man denkt, die sind jetzt über 50 Jahre alt, aber Sie schauen aus, als wären sie vor einem halben Jahr erst fertiggestellt worden. Also das ist schon erstaunlich. Und er verwendet aber auch sehr gutes Pigmentmaterial. Also er stellt seine Farben teilweise selber her und aus guten Farbmühlen, also mit Pigmenten und verwendet wässrige Medien, also keine Ölfarbe, sondern Acrylbinder, Dispersionsfarben oder teilweise auch Tempera, die er selber sich anmischt. Also maltechnisch sehr, sehr perfekt gemacht eigentlich alles. Wenn man die Bilder abfotografiert und in einem Katalog publiziert, wirken sie wie Fotos. Und das ist ja eigentlich auch das Erstaunliche. Die Besucher werden hierher kommen und sagen, ach das ist ja eine Fotografie. Nein, es ist eben gemalt. Da muss man aber dann einen Closer Look, also wirklich mit der Nase mal hingehen, darf man natürlich nicht zu nah, aber eben diese Auflösung der einzelnen Farbflächen dann zu sehen und da sieht man wirklich, dass das eigentlich sehr großartige gekonnte Malerei ist. Während der amerikanische Fotorealismus, von dem sich Franz Gertsch auch immer gerne etwas distanziert, doch oberflächlich die Figuren darstellt, ist es bei Franz Gertsch eine Verinnerlichung. Er lebt sich in seine Porträtierten, meist sind es junge Frauen, hinein und macht Charakterbilder dieser Personen. Aber er macht jetzt ja nicht eine Kopie eines Fotos, sondern es ist schon eine malerische Transformation von einem von einem Dia. Das ist ja sowohl inhaltlich, wenn man schaut die Auseinandersetzung mit Luciano Castelli, die in dieser Travestie-Szene aufgewachsen sind, was ja auch eine Transformation ist, aber für ihn ist es auch die Transformation von einem Dia zu einem Gemälde. Das ist so eine Parallele. Und er macht das Dia, wird projiziert auf die entsprechende Größe des Bildes und dann macht er natürlich sich die ersten Umrisslinien. Muss natürlich dann das Dia wieder ausschalten. Man kann ja nicht in dem Dia-Licht malen, das sieht man ja eigentlich nicht. Das heißt, da hat er dann schon andere Fotos auch noch als Vorlage, aber er malt dann Stück für Stück fertig. Also nicht im Gesamten, also ich male jetzt nur zunächst mal den Himmel, dann male ich alles was blau ist, alles was rot ist, sondern es wird hier Stück für Stück fertig gemalt und inszeniert und dann zum Schluss noch vielleicht einige Korrekturen gemacht. Ja, natürlich ist es durch diese Auflösung eigentlich auch der Farben, auch durch die Verwendung von Leuchtpigmenten, die man ja so nicht sieht oder auch Pigmente, die auch in einer Fotografie, Fotoentwicklung nie vorkommen können, haben die Farben natürlich eine übersteigerte Wirkung im Bild. Und es ist natürlich etwas, was sich erst in unserem Auge zusammenschließt und das ist natürlich Pointillismus. Bei einigen Bildern mehr, bei anderen Bildern weniger. Also mal ist der Pinsel lockerer, großzügiger geführt, wie wir das zum Beispiel bei Medici sehen, dass er auch sehr schnell gemalt ist. Andere Bilder wie das Porträt Johanna, da entsteht wirklich nur aus pointillistischen Bildtupfen, die dann auch komplementär gegeneinander gesetzt sind. Also dann violette Schatten in einem rosa Inkarnat oder diese eben komplementären Kontraste. Das Lentus hat schon seit Ende der 70er Jahre eine wunderbare Dauerleihgabe. Die spielenden Kinder in Saint-Marie- Mer, immer ausgestellt in einer neuen Galerie, immer ausgestellt auch im Lentus. Die Linzer Besucher und Besucherinnen kennen dieses Bild und dieses Bild hat nun in der Ausstellung ein Pendant. Es gibt in Summe drei Bilder, die die spielenden Kinder in Südfrankreich zeigen und ein zweites Bild ist hierher auch aus Kiel nach Linz gereist. Ich bin froh, dass die Ausstellung hier stattfindet, weil es für mich, der ja auch von der Maltechnik her kommt, natürlich sehr toll ist, das zu studieren, wie gerade auch die Details, die ja da sehr gekonnt wiedergegeben sind. Die Zuschauer im Lentus erwartet einen Wow-Effekt. Es sind großartige Bilder, riesige Formate, die einen gefangen nehmen. Man vergisst die Bilder nicht mehr, wenn man sie einmal gesehen hat. Ah, the fascination Ah, the fascination Ah, the fascination Bye.