Warteartig Bestandsaufnahmestatus Covid-19 Nr. 28 am 7. Dezember 2020 Habe mich soeben zum Massentest angemeldet und habe einen Termin für nächsten Sonntag bekommen. Warte also auf nächsten Sonntag. Warte überhaupt grad viel. Warte, warte, warte. Warte vorwiegend. Warten ist das neue Arbeiten für all die Nicht-Systemrelevanten. Schule ist für alle, die das brauchen. Kunst ist für die Kulturverliebten, die wir nicht brauchen. Kunst kann warten. Ich warte artig. Warte, warte, warte. Bin vom Artist zum Wartist geworden. Warte auf weitere ungerechte Verordnungen, warte auf weitere ungerechte Lockdown-Lockerungen, warte bis auf Weiteres, warte und wundere mich, warte und ärgere mich, warte darauf, dass dieses verflixte Jahr endlich vorbei ist, warte nicht darauf, so bald wie möglich Skifahren zu gehen, warte mich selbst und registriere eine gewisse Unwucht. Bin unrund vor lauter gesundem Lebenswandel, eiere vor lauter Wohnzimmerbodenhaltung, bin am Boden ohne Fass, laufe aus vor lauter Unterforderung, mir rinnt das Hirn davon. Massenmaßnahmen führen bei mir unweigerlich zu Gehirnmassenverlust. Und zum Verlustieren gibt's gar nichts mehr, was man nicht essen kann. Warte ich also auf das nächste Essen? Verkürze mir die Wartezeit darauf, indem ich es selbst mache oder zumindest besorge. Warte also auf Bovidl und Marillenbuchteln von der Kärntenrei am Samstagsbauernmarkt. Warte auf Montag, Woche für Woche, weil ich da wenigstens was zu tun habe, das nicht nur Kochen, Einkaufen, Geschirrspieler einräumen, Geschirrspieler ausräumen ist. Warte auf Mittwoch, weil der Mittwoch dem nächsten Montag näher ist als der Dienstag. Warte auf gute Nachrichten, warte auf Anrufe und Mails, warte auf gute nachrichten warte auf anrufe und mails warte auf dich und dich und dich warte warte warte vergrab dich nicht ruf an mail text mich wagt nicht auf bessere zeiten füllen die schlechten zeiten mit besseren seiten schreib Briefe, Ansichtskarten, Bücher, schreib dich nicht ab, schreib mir. Donnerstag ist ein guter Tag, um mir zu schreiben. Richte dich auf und steh zu deinen Haaren oder warte zumindest darauf, dass die Haare so lang werden, dass sie wieder schon irgendwie nach was gleich schauen. die da schon irgendwie nach was gleich schauen. Warte auf den Nikolaus, der darf wenigstens kommen. Nein, das war gestern. Warte auf ein Morgen mit angenehmen Überraschungen. Warte auf ein Morgen, um endlich das neue Türchen in Sabine Freitags wüden Adventkalender öffnen zu dürfen. Kann ansonsten kaum mit überraschenden Tagesablaufsabweichungen aufwarten. Bin vom Herumchecker zum Stubenhocker geworden, bin vom Reisepoeten zum Schreibtisch-Depechen-Versender geworden, bin vom Mit-dem-Zug-Quer-durch-Österreich-Fahrer zum Auf-der-Schmelz-Lauf-Runden-Dreher geworden, bin vom Artist zum Wartist geworden. Warte artig. Warte, warte, warte. Warte auf Durchseuchung, warte auf Impfstoff, warte auf positive Schularbeiten, Ergebnisse der Homeschooling geplagten Neffen und Nichten und negative Corona-Testergebnisse. Warte also auf Sonntag, weil dann Massenscreening-Termin in der Stadthalle und bald wieder Montag. Fällt dir nichts sonst sonntags Substantielleres ein? Doch. Der Sonntag war mal Schnitzel, am Stetten bleibt immer Fritzl. Der Sonntag ist Couchsport und Tatort, ein Escort auf Reisen ist ein Ford Ford. Der Sonntag ist Family Quality Time und Couches sind das Zentrum der Welt insgeheim. Habe ich vor einem Jahr geschrieben, nicht ahnend, wie sehr das 2020 wahr werden würde und hoffentlich bald wieder Geschichte ist. wahr werden würde und hoffentlich bald wieder Geschichte ist. Genug gewartet, raus mit uns, meint Markus Köhle in der Montagsdebesche vom 7. Dezember 2020, 28. Videobotschaft. Danke fürs Zuhören, bis nächsten Montag. Tschüss.