Gulaschöpfer und Skigebieter Bestandsaufnahme Status Covid-19 Nr. 31 am 28. Dezember 2020 Es tut mir so leid, dass die Reichen grad so wenig von ihrem Reichtum haben. Gut, dass es in Österreich nur 1% Superreiche gibt. Den 10% der Normalreichen gehören hierzulande auch nur zwei Drittel des Vermögens. Der Rest darf sich an bescheidenem Wohlstand erfreuen. Das war nicht immer so und muss auch in Zukunft nicht so sein. Wir brauchen keine Vermögensteuer. Wir brauchen Vermögende, die etwas zur Parteienfinanzierung beisteuern. Denn eine Partei steuert das Land und unser Land ist unser aller Kapital. Die Tourismuseinbußen sind ein Stich in mein Herz, das doch nur für unser Land und dessen Wohlergehen schlägt. Ich werde alles tun, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Ich werde kaufen, was ich nicht brauche, tun, was ich nie machte, alle Moral und Nachhaltigkeit vergessen. Ich werde fliegen, sobald ich darf, egal wohin. Ich werde denen, die Skifahren gehen, dies nicht neiden. Ich werde brav im Park spazieren gehen und mir dieses Privilegs bewusst sein. Parks müssten nicht für das Volk geöffnet sein. Das hat halt Josef II. eingeführt aus Populismusgründen. Der hielt auch Särge mit Klappboden für praktisch. Daran könnte man heute auch wieder denken, wenn es noch schlimmer wird. Es trifft mich persönlich, dass nicht allen klar ist, dass Seilbahnen auch nur öffentliche Verkehrsmittel sind, und zwar mit besonders erschwerten Betriebs- und Beförderungsbedingungen. Nur weil mittlerweile in der U-Bahn Essen verboten ist, muss jetzt nicht auch Essen to go an Seilbahnstationen untersagt werden. Die Seilbahnbetreiber haben nämlich Konzepte entwickelt. Sie haben Plastikgeschirr eingekauft, in großen Mengen. Sie haben damit den Plastikgeschirrhersteller unterstützt, der sicher ein regionaler Kleinbetrieb ist und sein Plastik selbst züchtet, mit seinen Plastikplantagen sogar wesentlich zur Landschaftsverschönerung beiträgt, denn in diesen kargen Landschaften, in den schmalen Seitentälern, im Hochgebirge, da wächst ja sonst nichts. Die Seilbahnbetreiber haben auch Germknödel und Gulaschsuppenkonzepte entwickelt. Das Gulaschsuppenkonzept ist besonders bemerkenswert, denn es ist kein Knorr-Konzept, sondern ein Inzersdorfer, eine Inzersdorfer-Kooperation. Und Inzersdorf ist immerhin bei Wien. Das müssten sie nicht machen, die Seilbahnbetreiber und Skigebieter. So gut sind die Beziehungen auch wieder nicht, dass man nicht auch auf ein Konkurrenzprodukt zurückgreifen könnte, was man mit Felix eh auch tut. Aber Felix ist immerhin noch Burgenland, ist in Mattersburg daheim. So ganz nach dem Motto, du Felix Austria Gulasch. Die tausenden Germknödel, die in dieser Saison nicht aufgedaut werden, tun mir jetzt schon leid. Sie müssen wohl in der Sommersaison angebracht, also im Sommer in Touristen gestopft werden. Aber der Gärmknödel ist halt eher ein Winter- als ein Sommerknödel. Um den Glühwein hingegen muss man sich keine Gedanken machen. Der kann nicht schlecht werden, der ist es schon. Ansonsten aber muss man sich um alles und über alles Gedanken machen. Denn es geht ums nackte Überleben. Ums Überleben nicht nur der Gastwirtschaft, sondern der Wirtschaft im Allgemeinen. Auch der Handel braucht uns und unsere Umtauschgeschäfte. Denn wir kaufen, was wir nicht brauchen, was auch die Beschenkten oft nicht brauchen, aber eben umtauschen können. Das ist die Freiheit des Marktes. Das ist Konsumfreiheit. Das ist die Freiheit des Marktes. Das ist Konsumfreiheit. Das beschäftigt und hält alle und alles in Schwung. Das mag eine Scheiß-Kreislaufwirtschaft sein, aber es ist ein Modell, das sich bewährt hat. Eine Rezession schmerzt mich mehr als eine schlechte Rezension. Auf Bücherbasis gedeiht kein bescheidener Wohlstand. Bücher füllen keine Konten, nur Regale. Und jedes Regal, das nicht Lebensmittel beinhaltet, hat uns egal zu sein. Lebensmittel im Regal, Lebensmittelpunkt in der Küche. Alle anderen Regale sind egal Regale. Alle anderen Plätze sind Wurschtplätze, sind allenfalls noch Parkplätze bei Skigebieten. Denn Skigebietern hat alles erlaubt zu sein. Denn sie haben erstens den Virus nicht erfunden und zweitens Konzepte entwickelt. Das muss doch reichen, um wieder reicher zu werden. Leichter wird ja für viele gerade nichts. Ein Schlösschen, eine Bettenburg, ja gar eine kleine Villa oder ein Häuschen am Land kann auch eine Bürde sein. Kein Balkon hingegen ist im Winter fein. Selbst eine städtische Substandardwohnung lässt sich leichter heizen als ein Schulskisportheim. Und wen reinstecken in die Schulskisportheim-Lotterbuden, wenn jetzt dann nicht bald mit den Schulskisportwochen angefangen wird? Lotterbuden, wenn jetzt dann nicht bald mit den Schul-Skisportwochen angefangen wird. Was machen mit den eingelagerten Tonnen Kartoffelpüree, den tausenden Hagebutten-Teebeuteln? Der regionale Kartoffelpüree-Bauer hat auch eine Familie zu ernähren. Die Hagebutten-Tee-Pflückerinnen machen ihren Job zwar sehr gern, weil sie schon als Kind gerne mit Juckpulver spielten und froh sind, einen systemrelevanten Job unter freiem Himmel zu haben, aber auch auf Hagebutten-Teebeuteln will niemand sitzen bleiben und den allmächtigen Skigebietern und Seilbahnbetreibern jetzt auch noch ein Kartoffelbüree und Hagebutten-Teebeutel-Konzept abzuverlangen, ist dann doch zu viel verlangt. Denn verlangen tun gerade alle, auch wenn sie nichts tun. Und kommen wir jetzt ja niemand mit Thomas Bernhardt, es heißt ja nicht, dass sich beim Nichtstun in einem nichts tut. Das ist es ja gerade eben. Jetzt haben auf einmal alle Zeit Kritik statt Demut zu üben, sich in Videobotschaften auszukotzen, statt sich in Dankbarkeit zu ergeben. Wo kommen wir denn da hin? In einen Nächtigungsrückgang, in einen Wohlstandsrückstand, in ein negatives Wachstum und in negative Gedanken kommen wir so hin. Und dann ist alles hin, hin, hin. Und fällt dir nichts Positiveres ein zum Jahresausklang? Oh doch, besser negative Testergebnisse als negative Gedanken. Kopf hoch und guten Rutsch, sagt und wünscht Markus Köhle am 28.12.2020 in der 31. Montagsdebesche. Danke, macht es gut. Tschüss.