Herzlich willkommen zu dieser Veranstaltung. Diese Veranstaltung findet ja als Teil der Lehrredaktion statt und wir haben uns im Zuge dieser Reihe journalistische Grundbegriffe schon mit den Themen Medienwandel beschäftigt, Sprache, Medienwirkung und Medienvielfalt. Und heute geht es darum, dass wir uns die Frage stellen, wie es aktuell um das Geschlechterverhältnis im Journalismus gestellt ist. Dazu haben wir zwei Journalistinnen bei uns. Und ich darf euch gleich mal vorstellen, Sandra Nigisha. Hallo. Du leitest beim Standard das News-Team und du arbeitest dort auch als Chefin vom Dienst. Davor hast du auch mehrere Jahre für andere Medien gearbeitet, beispielsweise als TV-Nachrichtenreporterin für ATV aktuell. Und 2013 hast du das feministische Frauennetzwerk Sorority mitgegründet. Das werden wahrscheinlich auch einige von euch kennen. Ja, schön, dass du da bist. Danke. Uli Weischt, dich darf ich auch begrüßen. Du bist seit 2017 Geschäftsführerin von Radio Orange, dem größten Community-Radio in Mitteleuropa. Du lehrst an der Universität Wien als Medienexpertin und du forschst auch an den Schnittstellen von feministischen Öffentlichkeiten und Alternativmedien, Werbekritik und prekarisiertem Qualitätsjournalismus, also ein sehr breites Feld, mit dem du dich beschäftigst. Und du bist auch Erwachsenenbildnerin und Medienaktivistin. Und von deinen zahlreichen Publikationen möchte ich gern das Buch Konkurrenz in Kommunikationsberufen hervorheben, das beim Springer Verlag veröffentlicht wurde und auf das wir wahrscheinlich auch ein bisschen eingehen werden heute. Ja, schön, herzlich willkommen. Ja, schönen guten Abend. Und ich heiße Uli Weiß, das H spricht Mensch nicht, aber ich bin das eh gewohnt, weil so ein schieres H am Schluss ist, dass das jeder gerne wie das Englische lesen will. Ich höre es halt leider. Ja, ist natürlich klar, klar. Ja, gut, zum Ablauf heute. Also wir werden es ein bisschen anders gestalten als in den vergangenen Veranstaltungen. Also wir werden jetzt nicht die Impulsvorträge als Blog zu hören bekommen, sondern wir werden uns da Frage für Frage an das Thema annähern. Und dazwischen gibt es dann genug Raum auch für Diskussionen. Also wie der David schon gesagt hat, Fragen sind jederzeit möglich, weil wir uns ja auch über das Thema austauschen wollen. Und im Vorgespräch haben wir auch schon gemerkt, dass es da sehr viel zu besprechen gibt zu diesem Thema. Ich darf gleich beginnen mit dem ersten Teil in Bezug auf den Titel unserer Veranstaltung, nämlich wie steht es aktuell um das Geschlechterverhältnis im Journalismus? Inwieweit gibt es da Zahlen und Daten dazu? Inwieweit kann man das überhaupt fassen in Fakten und Daten? Sandra, ich würde dich da gerne um deinen Input dazu bitten. Also zuerst einmal Hallo auch von meiner Seite. Schön, euch kennenzulernen. Und noch kurz zu mir und meiner Sprecherinnen-Position heute. Die Marina hat es schon gesagt, ich bin Chefin vom Dienst beim STAN und ich leite das News-Team. Also wir machen die Nachrichten online von früh bis spät. Und meine Laufbahn im Journalismus war recht klassisch. Ich habe viele Jahre neben dem Studium als freie Journalistin gearbeitet, ich habe Praktika absolviert bei Print- und Fernsehmedien und nach dem Studienabschluss noch anderthalb Jahre prekär gearbeitet als Freier im Journalismus bis hin zur Anstellung bei den ATV Nachrichten. Und jetzt bin ich seit ein paar Jahren Vollzeit beim Standard, für den ich aber jetzt auch nicht sprechen möchte, also das steht mir auch nicht zu. Vielmehr möchte ich heute mit euch als Journalistin sprechen, die schon in einige Redaktionen Einblick hatte. Und ich teile auch sehr gerne meine Erfahrungen mit euch. Bei der Frage, wie es denn aktuell um das Geschlechterverhältnis im Journalismus steht, kann ich nur sagen, nicht so gut. steht, kann ich nur sagen, nicht so gut. Also pauschal für den Überblick mal die Gesamtsituation. In Österreich arbeiten derzeit etwas mehr als 5000 Menschen hauptberuflich im Journalismus und zwar mittlerweile zum größten Teil in einem fixen Anstellungsverhältnis, nachdem die Sozialversicherungen bei den Scheinselbstständigen aktiv geworden sind und in den letzten Jahren zum Beispiel und es auch Neuregelungen im KV gegeben hat. Wenn ich hier von Zahlen spreche, dann beziehe ich mich auf die Daten des österreichischen Journalismusreports, der heuer wieder im Fakultas Verlag erschienen ist, um sich mit den Daten aus den Vorjahren 2018 und 2019 beschäftigt. Dieser Journalismusreport hat vor dem letzten Erscheinen noch Journalistenreport geheißen, also nur als kleine Randnotiz, aber was ich glaube, doch ein bisschen was auch über die Branche aussagt. Was steht da alles drinnen? Also zum Beispiel, dass immer mehr Frauen in der Branche arbeiten. Mittlerweile haben wir einen Männeranteil von 53 Prozent und einen Frauenanteil von 47 Prozent. Fast die Hälfte der Frauen in der Branche arbeitet aber in Teilzeit. Das ist ähnlich wie beim österreichischen Schnitt durch alle Branchen, die in einer Anstellung sind. Bei Männern liegt die Teilzeitquote im Journalismus bei 20 Prozent. Also diese Quote ist doppelt so hoch wie im Branchenschnitt in Österreich. Da sind es nämlich nur 10 Prozent. Warum erwähne ich das? Weil Teilzeitarbeit nicht nur mit einem aliquot geringeren Gehalt einhergeht, sondern weil sie auch heißt, dass Menschen in Teilzeit geringere Karrierechancen haben und den Großteil von unbezahlter Arbeit zu Hause leisten und später auch eher natürlich in die Altersarmut schlittern können. Im Schnitt, und auch das sagt uns der Journalismusreport, sind Frauen im Journalismus besser ausgebildet, aber nur zu einem Drittel in Führungsjobs. Und je höher man rauf geht in die Richtung Top-Management, desto eher muss man die Frauen dann suchen, also quasi mit der Lupe, weil da gibt es sehr, sehr wenige. Also quasi mit der Lupe, weil da gibt es sehr, sehr wenige. Und in der Frage, wie denn der Prototyp eines Journalisten und einer Journalistin in Österreich aussieht, da fasst der Journalismusreport zusammen, ich zitiere das jetzt kurz vom Handy, würde man den Prototyp unterheimischen Journalistinnen und Journalisten beschreiben wollen mit Charakteristika, die jeweils mehrheitsfähig sind. Er wäre mit nur einem knappen Branchenvorsprung ein Mann, circa 46 Jahre alt. Er wäre in Wien bei einem Printmedium angestellt, würde Vollzeit arbeiten und hätte keinen Studienabschluss. Verdienen würde er circa 4.100 Euro brutto im Monat. Also so weit zu den Männern. Wenn man sich aber die Durchschnittsfrau im Journalismus anschaut, dann hat die einen akademischen Abschluss. Sie arbeitet ebenfalls im Printjournalismus, auch mit Fokus auf Wien und verdient im Schnitt nur rund 3.400 Euro brutto im Monat, also im Vergleich zum Männerschnitt von 4,1. Soweit die Zahlen, die uns zumindest zur Verfügung stehen. Das sind auch ein wenig heikel, wie uns die Uli dann später noch erzählen wird. Aber im Grunde sieht man da schon Schieflagen und die werden noch eindrucksvoller, wenn man sich auch die Geschlechterverteilung ansieht bei den AbsolventInnen. Publizistik studieren aktuell rund 80 Prozent der Frauen beim FH, also Journalismus-AbsolventInnen sind es 70 Prozent. Mein Bildschirm hat sich gerade... Nein, ich bin noch da. Ja, also wie schaut es aus im Geschlechterverhältnis, im Journalismus? Also in der Ausbildung kann man sagen, dass die Frauen aktuell mittlerweile überrepräsentiert sind im Vergleich zum Anzahl der Frauen in der Gesellschaft. In den Redaktionen leicht unterrepräsentiert und in den Führungspositionen auf jeden Fall stark unterrepräsentiert. Und dadurch ergeben sich natürlich auch einige Probleme. Aber bevor wir dazu kommen, ist erst mal die Ulli am Wort. Ja, super. Danke, Sandra. Ich möchte ein paar kleine Rückblicke machen, um das, was auch Sandra beschrieben hat, ein bisschen zeithistorisch einzuordnen, weil wir doch sehr gerne linear denken, alles wird kontinuierlich besser. Und diese Vorstellung ist natürlich nicht richtig, zumal es auch sehr lange Zeit eine Ankündigung gab, Zeit eine Ankündigung gab, dass im Zuge der Kommunikationstechnologien wie Internet, im Zuge der Echtzeitkommunikation eine Ära der Kommunikationsbranche ausbrechen wird. Also ich kann mich gut erinnern an die 90er Jahre, wo zum Beispiel das Zukunftsinstitut von Herrn Matthias Horx alle gefühlt fünf Minuten von einem Zeitalter der Frauen gesprochen haben, die in einer Kombination von Kommunikationsberufen zu sehen ist mit einer Vervielfachung von Informationsflüssen. Wir wissen, dass das nicht stimmt. Sandra hat auch vorher gesagt, die neueren Daten gehen davon aus, 5000 professionelle Journalistinnen und Journalisten und hat auch gesagt, was gilt denn sozusagen als Journalismus vorliegen, wie es in der gesamten Content-produzierenden freien Radioszene zum Beispiel der Fall ist. Das gilt dann nicht als professioneller Journalismus nach dem Journalismusgesetz. Und dass sozusagen auch ein Lebensverdienst sozusagen damit ein Haupterwerb hier nachgewiesen werden kann. Und sie hat auch gesagt, dass eben rund 5000 Personen aktuell als Journalistinnen und Journalisten in Österreich tätig sind. Das waren vor 20 Jahren um mehr als 1000 Personen mehr. Also es war genau umgekehrt. Wir haben in der Kommunikationsbranche erlebt, und ich sage jetzt absichtlich ein martialisches Zitat von einer PR-Professorin aus Deutschland, Barbara Behrens, mit der Aufrüstung der PR-Instrumentarien kam es zu einer gleichzeitigen Abrüstung innerhalb der Redaktionskulturen. Aber wir haben gleichzeitig eine Rhetorik, die auch gerne nach Paolo Virilio als rasenden Stillstand zu beschreiben ist. Also wir haben scheinbar einen Modernismus und sind aber in einer merkwürdigen Dauer, wie soll man sagen, Retro-Perspektive eingesperrt. Also das ist so ein bisschen der Rahmen, der erstaunt. Und eben meine Generation 50, 50 plus, wurde noch als Frau getröstet, um zu sagen, wenn mal eure Generation dran ist, dann wird sich diese Feminisierung quasi von selber abblieben lassen. Wir wissen, dem ist natürlich nie von selber entsteht gar nichts. Und das ist sozusagen diese merkwürdige Segmentierung. Die Zahlen würde ich gerne noch ein bisschen präziser, also ich kann sie nicht ganz präzise herunterbrechen, denn die Datenlage, wie auch Sandra gesagt hat, ist ja interessanterweise schwierig. Ich sage immer wieder, dass es zum Teil um eine Deformation professionell auch im Journalismus geht. Es gibt sehr wenig Berichterstattung über beispielsweise berufliche Rahmenbedingungen im Journalismus oder auch über Medienpolitik. Das haben einzelne Journalistinnen natürlich als ein Themenpoir, aber kämpfen, um beispielsweise medienpolitische Aspekte auch offen zu thematkschaft, die ich so nicht mehr kenne. Auch ist sozusagen die, wie soll man sagen, die Motivation, sich beispielsweise zu kollektivieren über die Journalismusgewerkschaft, hat nicht zugenommen, sondern eher abgenommen. Und die Daten, die wir haben, sind sozusagen aus dem Medienhaus immer wieder. Das ist eine Auftragsarbeit und die Zahlen schauen sich gerne WissenschaftlerInnen an, nicht gerne die Medienhäuser selber. Und dann vielleicht diskutieren wir noch über diese Zahlen, nämlich, dass wir uns auch, Sandra hat ja schon gesagt, es gibt einen starken Fokus auf den Printjournalismus, vielleicht auch im Fetisch der Tageszeitung Journalismus ist sozusagen eine Art der Vorstellung, was Journalismus oder eben auch Qualitätsjournalismus sein kann. Rundfunkjournalismus findet sich natürlich dann auch, wenn wir über den aktuellen Dienst sprechen, haben wir auch Vorstellungen von einer journalistischen Kernaufgabe. Was aber insgesamt zu sagen ist, dass die qualitätsjournalistischen Berufsbereiche nicht zunehmen, sondern abnehmen, eine wahnsinnige Konkurrenz ist, sich hier drinnen zu verhalten. Und dass wir sehr stark von Media Professionals ausgehen könnten, die viel breiter den Begriff der Medienarbeit auffassen und nicht auf diesen, ich sage es jetzt mal im deutschsprachigen Raum, als den rasenden Reporter, der zum Beispiel in einer strikten Befragung Dinge enthüllt. Das ist sozusagen eines der Klischees von Journalismus, wo wir alle glauben, dass wir diese Personen dann mit Namen kennen müssen. Das wäre dann erst Journalismus. Und vieles ist heute sozusagen auch Medienarbeit, die mit Journalismus, mit Recherche, mit Exklusivität wenig zu tun hat, sondern mit Online-Content auch zu schaufeln oder auch in kleinere Pakete zu sammeln. Da braucht es nicht die gleichen Kompetenzen und deswegen gibt es viele Journalistinnen, die eigentlich im Online-Kollektiv stecken und damit ein Vielfaches weniger verdienen, wie wenn sie im Journalisten-Kollektiv sind. Also das sind dann so die kleinen Feinheiten, unter welchen Kollektiven man eigentlich tätig ist. Das Zweite, was ich sagen will, ist die Segmentierung. Also wir haben eine innerliche Hierarchie, was die Journalisten und so kein Mensch arbeiten und das ist dann so ein bisschen ein Wow-Effekt, wenn Mensch sagt, sie arbeiten in einer Bezirkszeitschrift, ist das jetzt nicht unbedingt der knallende Renner. Aber das sind eigentlich die wenigen stabilen Jobs im Journalismus. Also in den Bundesländer Printzeitungen, die durchaus hochauflagig ist, da können Menschen zum Teil sogar in Pension gehen. Was insgesamt für Männer wie Frauen gilt, ist, dass es eine winzige, kleine Berufsgruppe ist, die ihr Leben lang Profi-Journalistin sein kann und es bleibt und nicht sich an den Rändern von Medienberufen verlieren, wo die Frauen dann die meiste Gruppe ist. Wir werden es dann auch ausführen, warum in andere Medienverwandte Berufe überzugehen. Da gibt es interessante naheliegende Verhältnisse, in welche Berufsbranchen JournalistInnen gerne auch gehen. Aber eben das eine war sozusagen nach den Medienvorstellungen, wo wir ziemlich genau uns eine Hierarchie vorstellen, was sind tolle Medienhäuser. Das zweite sind die Ressorts. Und darüber müssen wir auch sprechen. Weil zum Beispiel, was sich wirklich verändert hat, ist die völlige geschlechtliche Unterpräpräsentanz in den politischen Redaktionen. Das hat sich Gott sei Dank wirklich verändert. Hier sind viele junge Frauen und Männer tätig und nicht mehr vorwiegend Männer, sondern durchaus heterogene Teams auch. Ich weiß nicht, wie du das siehst, Sandra, aber da können wir noch sprechen. Dort, wo es wirklich noch so ist wie in den späten 50er Jahren, ist es im Sportresort haben zumeist eine ganz dicke Haut und haben aber eine Fülle an Diskriminierungserzählungen in den Redaktionen. Wir werden auch darüber sprechen, warum denn viele Frauen im Journalismus sich nicht als Feministin definieren wollen, weil sie irgendeinen Grabenkampf auslassen wollen. Das wäre ein Beispiel davon. Aber auch darüber werden wir sprechen. Also lange Rede, kurzer Sinn. Starke Segmentierungen nach den verschiedenen prestigeträchtigen Häusern. Und je höher, das ist sozusagen nur noch eine Wiederholung von Sandra, je höher die berufliche Position, beispielsweise Chefin von Dienst oder gar Herausgeberschaft, wenn wir im Printbereich sind, desto weniger Frauen. Dort, wo es um Praktikas geht oder um Aspirantinentum, um die erste Phase des Eintretens. Dort gibt es eine Vielzahl an jungen Frauen. Und zumeist, das sind alte Daten aus sicherlich schon älteren Provenienz aus meinem Buch, müsste ich wirklich neu recherchieren. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht. Ja, das Bild ist frozen. Okay, Uli, wir hören dich gerade nicht. Hallo? So, jetzt ist sie wieder da. Ja, und ich glaube, das hat mir jetzt Zoom gesagt. Ich war zu lang aus, Punkt, Pause. Ich bin jetzt fertig. Sonst monologisiere ich dahin. Ja, danke schon mal für diese ersten Einblicke und da haben wir schon sehr viel auch erfahren. Speziell auch fand ich wichtig, diesen Punkt, dass man so diese Idealvorstellung vom Journalismus hat, also diese großen Medienhäuser und dass der Journalismus in dieser Vorstellung auch etwas mit Status, mit Prestige zu tun hat. Auf das kommen wir vielleicht auch später nochmal zurück, wenn wir ein bisschen auch über Führungspositionen und diese männliche Machtzirkel sprechen, die ja doch auch so ein bisschen ein Streben nach Prestige darstellen, so würde ich mal sagen. Ich bin gespannt, was ihr dann auch dazu meint. Und die Realität auf der anderen Seite sieht ja oft etwas anders aus. Sandra, wie du gesagt hast, mit prekären Arbeitsverhältnissen, vielen Journalistinnen, die auch freiberuflich tätig sind oder in Teilzeit tätig sind. Mich würde noch vielleicht eure persönliche Erfahrung interessieren, weil gerade Sandra, oh, du bist da, das Bild hat gewechselt, rediert mich. Genau, du gehörst irgendwie dann nach den Zahlen, die du uns genannt hast, zu einer Minderheit. Du bist in einer Führungsposition, auch Uli, du ja auch, zwar im Community Radio, aber trotzdem. Und mich würde eure persönliche Erfahrung interessieren, auf dem Weg dorthin vielleicht. Also zum einen, was das ganze Prekariat betrifft, da bin ich eine, ich eine, darauf wollte ich später dann noch eingehen drauf, aber leider ist es so im Journalismus nach wie vor, dass man sich den Einstieg leisten können muss. Also es ist nicht so, dass man einfach Publizistik oder irgendwie eine journalistische Ausbildung, ob das jetzt das Studium ist oder neben dem Studium, dass man dann fix eine Anstellung bekommt. Und dann macht das einen Unterschied, ob ich mir quasi diesen freien Journalismus als Hobby und ich glaube, mehr kann es ganz einfach nicht sein bei diesem unterirdischen Honoraren, wo ich mir das leisten kann. Oder leichter ist es natürlich, wenn ich während des Studiums in der Eigentumswohnung meiner Eltern wohnen kann und da viel freier bin, was Jobs anbelangt. Im Journalismus, im Freien muss man sich irgendwann die Frage stellen, halte ich da noch durch? Also kann ich mir jetzt dieses Jahr die Miete leisten, möchte ich so leben? Reicht das, komme ich noch durch bis zu einer Anstellung oder reicht das eben nicht? Und das war eine Frage, mit der ich mich selbst auch beschäftigt habe. Also ich war wirklich sowas von knapp davor zu sagen, nein, ich suche mir jetzt einfach einen Job, bei dem ich monatlich ein Einkommen habe, eine Anstellung habe und schwupps, wirklich just in demselben Monat habe ich dann bei ATV als Freie noch gearbeitet. Da war zum ersten Mal das Honorar wirklich gut und dann kurz darauf habe ich die Anstellung bekommen und so bin ich überhaupt dann im Journalismus geblieben. Also das war auch viel richtige Zeit, richtiger Ort dabei. Also es wäre durchaus möglich, dass ich heute nicht im Journalismus bin. Und ja, also ich habe dann beim Standard auch gleich als CVD begonnen. Also ich war ganz normale Redakteurin bei den ATV Nachrichten, also Fernsehproduktion. Und beim Standard habe ich mich ganz einfach initiativ beworben, weil ich dann weg wollte nach drei Jahren beim ATV. Und habe dann diesen CVD-Posten, da wurde offenbar gerade gesucht, war natürlich auch nicht ausgeschrieben. Und ich habe diesen Job dann bekommen und jetzt vor einem Jahr noch die News-Team-Leitung, also Personalverantwortung, dazugekommen. Und ich habe auch den Eindruck, dass es bei mir im Unternehmen, beim Standard, auch gefördert wird, also Diversität, also dass man schaut, wer sind Ressortleitungen, wer sind die Stellvertreter, gibt es da halbwegs ein Gleichgewicht, aber auch nicht nur was Gender betrifft, sondern auch was das Alter betrifft. Also kriegen wir da eine gesunde Mischung zusammen aus dienstälteren KollegInnen und jüngeren, weil es da ganz einfach, wir bedienen ja auch unterschiedliche Kanäle, wir bedienen Print, wir bedienen Online-Video, Podcast und so weiter. Alle haben unterschiedliche Bereiche, in denen sie gut sind, was sie machen wollen und ich glaube, das ist gut, dass man halt die Teams auch so divers wie möglich zusammenstellt. Dass darauf geschaut wird beim Standard, diesen Eindruck habe ich auf jeden Fall. Ja, Uli, möchtest du was ergänzen dazu? Ah, ich hätte gerne ein paar ganz abstrakte Sachen zu mir gesagt und noch gar nichts Persönliches. Erstens einmal, urinteressant, Margret Lüneborg hat einmal in einer Studie, die ich jetzt irgendwo hingelegt habe, wurscht. Margret Lüneborg hat, ich glaube, es ging um Journalistinnen in Europa, das war die Studie. Und sie hat gesagt, man sollte eigentlich, um den Journalismus, um die Arbeitssituationen zu beforschen, sollten wir nicht nur Menschen befragen, die im Berufsbereich stehen, sondern vor allem welche, die ausgetreten sind. Warum? Weil wir damit die Mechanismen des Feldes wesentlich, wie soll man sagen, erfrischender erfassen können als die, die sich mit diesen schwierigen Formationen zurechtfinden mussten, hadernd oder vielleicht auch sogar durchaus komfortabel. Die meisten Frauen beschreiben ja auch ihre Geschichten, wo ich uns beide jetzt auch ausnehme, durch Glück. Es war ein Glück, es war ein Zufall. Ich habe es nicht intendiert. Ich mache jetzt absichtlich einen blöden Witz. Wir sind ja in Österreich, wenn man einen ehemaligen Bundeskanzler zitiert, wenn er Dritter wird, geht er in Opposition. Dann war er Dritter, dann ging er in die Führerschaft. Ich glaube, daraus können wir wahnsinnig viel lernen. Wenn junge Frauen antreten und sagen, ich will leiten, leider, leider nein, ist zu ehrgeizig, ist nicht günstig. Man möge sich eher in die Zufälligkeitspose werfen und sagen, damit habe ich aber gar nicht gerechnet. Ich glaube, ich meine das nicht zynisch. Nicht zynisch. Wenn er ernsthaft offen Karriere anstrebt als Frau, hat eine merkwürdige Konnotation von beziehungsorientierte, verbiesterter Karriereperson und wird nicht mitgetragen. Das muss überhaupt nicht bewusst sein. Ich darf hier eine alte These des italienischen Differenzfeminismus sagen, nämlich Affidamento. die Forderung, dass sich Frauen auf Frauen beziehen, ist etwas, was wir ganz erfrischend jedes Jahr an uns selbst praktizieren müssen, auch in der Selbstkritik, es ist immer öd, zu sagen, alle anderen machen es nicht, aber Achtung, auch selber, es ist interessant, unterstütze ich in der Redaktion, wie mache ich das? Beziehe ich mich auf eine Frau, die etwas geleistet hat? Oder mache ich grundsätzlich das weniger in einer automatischen Konkurrenzierung von Frau zu Frau, was eine sehr realitätsnahe, patriarchale, permanente antifeministische Grundhaltung ist, die verbindet Frauen wie Männer. Also Antifeminismus müssen wir niemanden in einer Exklusivität in vis-à-vis verordnen. Wir finden das auch durchaus bei uns, indem wir uns beobachten, dass gerne Frauen auch Frauen nicht unterstützen. Also Achtung, wir verwechseln sozusagen hier Frau sein mit Feminismen, mit bestimmten auch Gleichheitspositionen. Das muss überhaupt nicht so sein. Das kann so sein, aber ich glaube auch nicht, dass Journalistinnen, die zum Beispiel in der ÖVP gut organisiert sind, als das Wichtigste auf den Lippen haben, eine möglichst, wie soll man sagen, frauendominierte Redaktion herzustellen, die einen anderen Journalismus aus dieser Blattsituation macht. in der Führung ist sie gleich weg. Also ich möchte ein Plädoyer halten dafür, dass es nicht um die einzelnen leistungsasketischen Personenentwürfe geht und wir uns endlich im Sinne des Neoliberalismus die richtigen Tipps und Tricks und die richtige, wie soll man sagen, Leistungsaskese jetzt mal antrainieren, womöglich auch kostenpflichtig. Und dann wird schon was werden draus. Sondern dass es sehr, sehr stark um Anpassungsleistungen einer bestehenden Redaktionshierarchie auch geht. Und das macht auch ein Hire and Fire sehr realistisch. Das ist das eine. Und das zweite ist, Sandra hat etwas hochinteressantes gesagt, nämlich manche Jobs sind nicht ausgeschrieben, kein Job ist ausgeschrieben im Journalismus. Warum? Weil die Nachfrage viel höher ist als das Angebot. Und alles, was sich sozusagen informell durch Netzwerke organisieren lässt, muss nicht ausgeschrieben sein. Da kann man auch ganz lange Zeit diskutieren. Vielleicht geht es um auch ein redaktionelles, offenes Klima zu sagen, eigentlich müssen wir unsere Jobs ausschreiben, wir wollen neue Leute. Aber auch das, da können wir dann über Handlungen sprechen. Also eben, es braucht im Journalismus eine merkwürdige Kombination aus Konkurrenzierung, also um das eigene Können zu zeigen, um auch das eigene Fachwissen, auch die, wie soll man sagen, das Glück. Es geht darum, auch bei Scoops dabei zu sein. Hausnummer, alle gehen nach Hause und die wenigen in der Redaktion kriegen eine Terrorattacke in Wien. Na, die, die dann gleich was draus machen, haben plötzlich ein Gesicht. Oder denken wir an den Herrn ORF, der durch Ibiza geht, besonders hochgelobt wurde. Leider ist mir sein Name... Wurzelsberger. Ja, genau. Ich wehre mich nämlich in dem, dass ich Männernamen vergesse, aber das ist wahrscheinlich auch ihr Ansatz. Also abschließend noch... Bitte? Ja, also abschließend noch ja, diese Kooperationsaspekte, also das heißt, wir müssen einerseits konkurrenzieren im Journalismus, aber andererseits gleichzeitig starke Netzwerkkulturen aufbauen, starke Kooperationen. Wer eingeschlossen ist in informelle Netzwerke, wer auch kooperativ mit Kolleginnen und Kollegen ist, wird dann sozusagen hineingeholt oder wird auch Angebote geschickt. Also das hängen zusammen. Kooperation und Konkurrenz ist im Journalismus nicht als Widerspruch, sondern als sowohl als auch zu sehen. Und das allerletzte ist mir noch ganz wichtig, euch ein neues Buch vorzustellen, auch wieder seitenverkehrt. Das Thema Klasse, was Sandra auch angesprochen hat, ist eine Lehrstelle innerhalb der Journalismusforschung seit vielen Jahren. Also eben, das ist ein Buch von Bettina Aubenmeier und Brigitte Teisel. Klassenreise, wie die soziale Herkunft unser Leben prägt, ist ganz neu, ist letzte Woche erst druckfrisch erschienen im ÖGB-Verlag. Und abschließend jetzt wirklich noch, das war kein Satz Persönliches, nämlich diese Ausbeutung Generation Praktikum hat begonnen durch ein sichtbares Medium, also MTV, die beginnende Videomusik-Szenerie der späten 80er, frühen 90er Jahren. Da waren dann schon junge Menschen sehr dankbar, weil sie gratis zwei, drei Monate für MTV arbeiten durften. Dieses Modell hat sich institutionalisiert und wird interessanterweise vor allem von Medienhäusern gerne angenommen, die ein durchaus höheres Prestige haben. Also für alle, die das nicht wissen, Boulevardjournalismus zahlt zum Teil durchaus gut. Qualitätsjournalismus braucht in welcher Hierarchieebene, mit wie vielen Vorleistungen und in welcher Gehaltsstufe. Denn auch im Journalistenkollektiv gibt es ja 15 verschiedene Formen. Und die ORF-Journalistinnen und Journalisten geht es finanziell, muss man auch sagen, insgesamt in Summe am besten. Und den Privatjournalismus-Menschenüber gibt es keine Zahlen, Daten, Fakten. Was verdienen Privatradiojournalistinnen? Was verdienen Privatfernsehredakteurinnen? Sie sind nicht verpflichtet, diese Statistiken zu führen, deswegen haben sie sie auch nicht. Und deswegen können wir leider nicht sehen, dass es hier eine hochunterschiedliche Star-Mentalität gibt. Wenige, die gute Dinge verhandeln, verdienen Unglaubliches und die meisten dahinter relative Popeln. Aber das ist das Star-Prinzip und da sind wir ja auch in Österreich, wir reden ja nicht gerne über Gehalt. im nordischen Ländern gibt es sogar die Möglichkeit, den Steuerbescheid ins Netz zu stellen. Da geben Menschen an, wie viel Steuer sie zahlen. Und dann sehen wir auch, was sie verdienen. In Österreich ist das eher wie in Italien. Man versteckt gern und findet das dann irgendwie super, wenn man herumblöft. Und damit können Menschen, die schlecht verhandelt haben, nie vergleichen, was andere mit der gleichen Tätigkeit an mehr Geld sich herausgerissen haben. Also das ist insgesamt schwierig. Und ich glaube ja nicht, dass ich eine Karriere gemacht habe. Ich glaube ja, dass ich in unterschiedlichen Lebensphasen war. Und ich kann sagen, ich war ja F-Journalistin im Radio als sehr Junge. Und weil mich die Praxis so frustriert hat, bin ich dann in die Theorie geflüchtet und habe dann viele Jahre auch an der Uni gearbeitet bis heute, auch nur am Rand und jeder und jede, die die freien Radioszenen kennt, weiß, Mensch ist froh quasi über diesen Job. Mensch ist froh quasi über diesen Job. Ich kann über meinen Leitungsjob in Radio Orange meine vierköpfige Familie nicht ernähren. Also ich habe noch einen zweiten Job, nämlich an der Uni. Also ich würde sagen, es braucht eine große Leidenschaft zu Themen und nicht eine Sehnsucht zu Aufstieg. Das ist immer schwierig. Und es braucht sozusagen auch eine Sehnsucht nach einem Verbinden von Freizeit und Arbeit. Wer gerne die Work-Life-Balance mag, geht bitte in einen anderen Sektor. Das lässt sich leider hier sehr schwer darstellen. Können Sie immer machen, aber wird keine Gratifizierung sein. Nützt nichts. Abgrenzung nützt vielleicht in der Sozialarbeit und in der Supervision, im Journalismus nicht. Gut, und mehr sage ich jetzt gar nicht zu meiner Person, weil ich eh schon so viel spreche. Ja, danke. Was ich natürlich aus oberösterreichischer Perspektive interessant finde oder was man natürlich, wenn man im Journalismus arbeitet oder anstrebt, merkt, wenn man aus den Bundesländern kommt, diese Wien-Zentriertheit, was vielleicht für Medienfrauen aus den Bundesländern ja auch wieder eine zusätzliche Hürde ist. aus den Bundesländern ja auch wieder eine zusätzliche Hürde ist, weil ja, da gäbe es in Deutschland andere Möglichkeiten, dass nicht alles so auf den Wasserkopf hin zentriert. Wenn wir auch schon über Netzwerke, wenn ihr schon über Netzwerke auch gesprochen habt, vielleicht Sandra noch die Frage, wie nimmst du das wahr? Also Journalisten sprechen auch immer wieder von Führungsklicken in der Medienbranche. Männer fördern andere Männer und so reproduziert sich ja diese Struktur, über die wir sprechen oder diese Ungleichheit. Es ist auch die Rede von All-Boys-Networks, wo man eben dann zu Posten kommt. Inwieweit richten das auf Frauen jetzt zu? Die Uli hat es auch angesprochen. Sind Frauen weniger solidarisch miteinander oder passt man sich einfach auch an an das System und ist froh, wenn man sozusagen seinen Posten bekommt? Frage, sind Frauen weniger solidarisch tueinander? Definitiv nein. Also das würde ja sagen, als wäre das irgendwas Biologisches. Nein, also es gibt natürlich Frauen, die Frauen helfen und Frauen, die es nicht tun. Also ich merke schon auch so, also auch aus dem Journalismus, seit ich im Journalismus bin, dass es zum Beispiel vor 20, 30 Jahren wesentlich weniger Frauen im Journalismus gegeben hat und die halt dann einsam auch kämpfen mussten gegen diese ganzen männlichen Ressorts. Und ich glaube, da gehst du halt irgendwann ein oder du arrangierst dich und machst mit bei dem Ganzen. Und wenn dann heute zum Beispiel junge Kolleginnen kommen und hier reinmarschieren, ist vielleicht auch manchmal diese Bereitschaft, da zu helfen, weniger da, weil man sich selbst ja auch erkämpfen hat müssen. weil man sie selbst ja auch erkämpfen hat müssen. Andererseits gibt es natürlich auch Frauen, die seit langer Zeit dabei sind, die sagen, okay, ich muss das alles durchmachen und deswegen mache ich es jetzt anders. Ich bin die, die anderen die Hand reicht. Das ist sehr, sehr unterschiedlich. Ich finde diese Frauensolidarität irrsinnig wertvoll. Und am meisten, also ein Riesenprojekt, ein Superprojekt in meinem Leben war eben die Mitgründung der Sorority, also des Frauennetzwerks, weil es um diesen Austausch an Wissen und Erfahrung geht. Dass man einfach, es hilft so sehr, zu erfahren, auch von anderen, so wie es mir geht, das ist keine individuelle Sache, sondern so geht es sehr, sehr vielen anderen Menschen. Und dahinter stehen strukturelle Probleme, die ich als Individuum auch nicht lösen werde können alleine. Man muss auch sagen, ich finde es immer schade, wenn Frauen alleine zuständig sind als die Genderbeauftragten oder die dann Feminismus leben müssen. Diese Solidarität ist auch von Männern undathie und Empathie ist geschlechtslos. Also ich glaube, dass wir da alle aufeinander mehr Acht geben müssen und auch nicht zu sagen, okay, der ist ein Mann, der versteht das nicht und ich fordere diese Rücksichtsnahme genauso von Männern ein, wie ich sie von Frauen einfordern würde. Es ist halt nur so, dass nach wie vor Männern, und wir wissen das aus der Soziologie, du hast es vorher schon gesagt, Männer fördern eher Männer, Menschen scharen gerne gleiche Menschen um sich und dann kommt halt auch entsprechend männlicher Nachwuchs nach. Deswegen, um da dagegen zu halten, sind Frauennetzwerke natürlich irrsinnig wichtig. Und wenn es nur darum geht, dass man irrsinnig frustriert ist im Job und sich austauscht mit anderen, die sagen, ja, ich hatte das auch, ich bin so und so damit umgegangen, das Ganze beruhigt einen. Man sieht, dass es ja Lösungen gibt und das ist irrsinnig bestärkend. Also ohne diese Bestärkung ist es teilweise wirklich schwer. irrsinnig bestärkend. Also ohne diese Bestärkung ist es teilweise wirklich schwer. Ich habe schon wieder ein paar super Inputs. Ich finde das super, wie wir das diskutieren, weil die Sandra bringt so viele wichtige Dinge, die ich da und dort noch ein bisschen verstärken darf. Ich möchte einerseits sagen, ich glaube nicht, dass Frauen weniger solidarisch sind, sondern ich glaube, dass wir gesellschaftlich Aggressionen von Männern wesentlich gewohnter sind und die sogar charmant als Aktivitäten konnotieren. Also ich denke jetzt zum Beispiel, ein brüllender Fellner ist eher, wie soll man sagen, ist sicherlich kein Zeichen einer besonders interessanten Führungsformation. Jeder und jede, die in Szenen tätig war mit einem Medienmogul, weiß, dass sich hier ganz bestimmte Unterwerfungspraktiken notwendig machen, um dort bleiben zu wollen. Wenn eine Frau sich die Dinge herausnimmt, die manche Männer in Leitungsfunktionen so machen, dann sind sie ganz schnell weg. Also ich glaube, dass wir von Frauen eine zusätzliche, wie soll man sagen, Bemutterungsfunktion, eine soziale Ausgleichsfunktion gleich zusätzlich damit imaginieren und wir sehr gerne Beziehungs- und Haltungs- und Freundschaftsnoten verwechseln mit Arbeitsfähigkeiten. Also das ist das eine. Das zweite ist Deutschland, Österreich und Wasserkopf. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, hier einen historischen Ausritt zu machen, ist, hier einen historischen Ausritt zu machen. Nämlich, warum hat denn Österreich einen riesigen Wasserkopf namens Wien und warum hat das Deutschland so nicht mit den Medienzentren? Das hat mit der langen historischen Entwicklung zu tun, weil Deutschland, abgesehen davon, dass es um ein Vielfaches größer ist, vielfache Großstädte hat und dort auch durch die sehr unterschiedliche, jahrhundertelange kleine Struktur hier eine sehr, wie soll man sagen, auch eigendynamische Presse entwickeltg gab es noch zur K&K-Zeit an die 20 Tageszeitungen. Also Sie müssen sich vorstellen, was das für unglaubliche Vielfalt war. Warum sage ich das? Mit dem Ersten Weltkrieg hat sich natürlich diese Formation völlig verändert und Österreich ist klein geworden und hat einen einzigen Wasserkopf in diesem Medienzentrum sich behalten. In Deutschland ist das anders, in der Schweiz ist das anders. Da gibt es sozusagen heterogene, zum Teil auch in Konkurrenz stehende Medienzentren. Und da gibt es auch eine relativ größere Berufsfreiheit, weil dann eben beispielsweise Menschen, die in München journalistisch tätig sind, dann nach Köln gehen können oder zum Beispiel dann nach Hamburg gehen können oder nach Frankfurt gehen. und können auch sozusagen eine Versachlichung durch weniger Nähe erzeugen. Wer in Österreich sich als Journalistin ein paar Mal negativ gezeigt hat, kann schon gewissermaßen eine Vorpunzierung haben und zum Teil dann auch nicht mehr weiter wachsen. Ein Beispiel, warum Deutschland-Österreich, Österreich, Journalismus ganz unterschiedlich. Wir haben in Deutschland eine eigene Sektion, die in der Journalistengewerkschaft, Journalistinnengewerkschaft eine Sektion hat und die Interessen von Frauen im Journalismus innerhalb dieser Sektion sehr stark bündelt. Das ist anders wie in Österreich. In Österreich gibt es das nicht. Wir haben auch schon kurz gehört, dass die journalistischen Zusammenschlüsse immer schwächer werden. Und wir haben aber stattdessen etwas, was ureinteressant ist. Ich weiß nicht, Sandra, ob du das noch kennst und ob du dorthin gehst. Nämlich es gibt die österreichische Bemühung des Journalistinnenkongress. Was ist denn das? Das ist etwas, wo eine alte Dame, die Gott hab sie selig, in ihrem Alter sozusagen einen altersanarchistischen Schub in Sachen Feminismus bekommen hat, nämlich die Frau Schaumeier, eine berühmte Person, die sozusagen in der Nationalbank groß geworden ist und die im Alter dann ihr Geld gestiftet hat für eben Frauenkarrieren. Und die sind natürlich ÖVP-nahe, ist ja klar. Auch Kallert hat dann eben diesen Journalistinnenkongress aufgesetzt, und zwar in Kooperation mit der Industriellenvereinigung. Und wenn Mensch oder wenn Frau dann eben zu diesen Journalistinnenkongress kommt, jetzt eine kurze persönliche Anekdote, dann sehen wir einander. Dann gibt es einen Raum, der ist in Gold. Und dann sehen wir die vielen jungen Frauen und älteren Frauen mit unendlichem Manolo Blahniks und mit unglaublichen, wie soll man sagen, schicken Kleidern und würden uns sozusagen eher jetzt glauben, in einem Beauty-Kongress uns einzufinden. Und wer da sich zu Wort meldet ein paar Mal und auch Kritisches sagt, der weiß natürlich, dass sie sich in Nesseln setzt. Und zum Beispiel in Regimenten, wo beispielsweise die Reifeisenkasse stark drinnen steckt, man sich zunehmend eher heraushalten sollte mit vielleicht sogar politischen Statements, die als nicht mit dem Thema scheinen. Also das ist alles, finde ich, wichtig. Und noch abschließend zwei Gedanken. Das eine ist, das hat auch schon Sandra gesagt, nämlich es kommt auf die Anzahl der Personen an. Wenn Frauen in einer, oder überhaupt, wenn Menschen in einer Minderheitenposition sind, dann müssen sie sich ununterbrochen rechtfertigen und sind Projektionsfläche für ein Merkmal. Das kann eine Person nicht leisten, weil das extrem stereotypisierend ist. Also mit einem Wort, wenn Frauen Einzelpersonen sind, lässt sich ein redaktionelles Klima nicht wirklich verändern. Wenn Frauen mehrere sind und wenn Chefinnen vorhanden sind, lässt sich durchaus nachweisen, da gibt es einzelne Studien, wenn Frauen bewusst Frauen fördern aus ihrer Leitungsposition heraus, dann kann sich tatsächlich eine Art von Redaktionskulturveränderung durchsetzen. Aber das geht nur, wenn Leiterinnen sich dieser Verantwortung und auch dieser geschlechtlichen Unterstützung bewusst sind. dass Gleichstellung wichtig ist und dass viel strengere Positionen für eine Medienberichterstattung immer auch Wert haben. Ich glaube, der David zeigt auf. Ich wollte noch etwas zu MeToo sagen, das sage ich dann später. Du kannst darüber gerne noch weiterreden, aber ich wollte nur das schon für meine eigene Erinnerung, weil ich da gerne dann einhaken möchte. Aber wenn du noch weiter noch was sagen möchtest, tue ich das sehr gerne. Das ist nämlich ein Punkt, der mich persönlich sehr stärker interessieren würde. Wir haben jetzt viel über die individuellen Konsequenzen von diesen Strukturen gesprochen. Also Stichwort Prekarisierung, auch was den Frauenanteil in Führungspositionen beispielsweise anbelangt, was diese Verteilung mit Vollzeitstellen, mit Teilzeitstellen anbelangt. Und Uli hat es jetzt gerade angesprochen, dieses redaktionelle Klima, das durch vereinzelte Frauen in Führungspositionen nicht verändert werden kann. Also jetzt abgesehen von dieser strukturellen Ebene, was individuelle Konsequenzen für die einzelnen Journalistinnen hat, würde es mich jetzt noch näher interessieren, auf inhaltlicher Ebene, was bedeuten diese strukturellen Gegebenheiten denn für den Journalismus auf dieser inhaltlichen Ebene? Ob ihr da was dazu sagen möchtet? Ja, sehr gerne. Soll ich beginnen oder Uli, magst du? Okay. Es ist eh auch eine der Fragen, die ihr uns übermittelt habt, David, also welche Problemfelder ergeben sich denn durch nicht diverse Redaktionen? Also natürlich ergeben sich durch mangelnde Diversität einige Probleme, aber Diversität befasst sich ja nicht nur mit dem Gender-Aspekt, also Stichwort Mehrfachdiskriminierung. Wir haben es jetzt eh schon ein bisschen gestreift, aber da spielen ja mehrere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel Herkunft. Also die Frage, bin ich Migrantin? Wie sieht denn der Bildungs- oder der wirtschaftliche Hintergrund meiner Familie aus? Komme ich zum Beispiel aus einer ArbeiterInnenfamilie und vieles mehr? Also auch da wären Kennzahlen wichtig, die wir einfach so nicht haben. Und letztlich geht es ja beim Journalismus auch darum, also auch wenn es um Refinanzierung geht, wir müssen einfach relevant bleiben und sehr viele verschiedene Gruppen in der Gesellschaft abholen. Und dafür muss man die Lebensrealitäten anderer Menschen erkennen und verstehen und außerhalb von unserer doch, sagen wir mal, eher elitären Bubble im Journalismus. Und Journalismus hat ja auch nicht nur die Aufgabe, gesellschaftliche Entwicklungen aufzugreifen, er wirkt ja auch durch die Informationen, die wir als JournalistInnen weitergeben, meinungsbildend, er prägt Diskurse mit und da gibt es einen Riesenunterschied, wie wir zum Beispiel über Frauen berichten oder über weniger privilegierte Gruppen und wenn wir jetzt einfach beim Thema Gender bleiben, dann zeigt sich immer wieder mangelnde Sensibilität bei gewissen Themen, etwa wenn man etwas über Gewalt gegen Frauen berichtet. Und sowas hat ganz einfach Auswirkungen darüber, wie wir Geschlechter und Rollen, die ihnen zugeschrieben werden, wahrnehmen. nehmen. Zum Beispiel, auch was ich vor kurzem bin, da ist wieder drüber gestolpert, beim Thema Gewalt gegen Frauen betrifft natürlich auch sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und so weiter, eine Headline, die Tote hatte zwei Liebhaber. Berichterstattung über einen Mordfall. Und anstatt, dass man einfach schreibt, worum es geht, nämlich um einen Mord und den letzten Gewaltakt und die Verantwortung dafür hat, ausschließlich der Täter zu tragen. Stattdessen steht, die Tote hatte zwei Liebhaber als Titel. Und damit bagatellisiert man einen Mord, als wären zwei Liebhaber eine wichtige Information über einen Mord und die machen ihn eher nachvollziehbar. Und im Grunde gibt man halt dem Opfer dadurch subtil auch eine Mitschuld, die es ganz einfach nicht hat. Und ja, also da, so was passiert halt eher, wenn Sensibilität abhanden kommt. Sexistische Berichterstattung sehen wir, die Uli hat das vorhin schon gesagt, immer wieder auch im Sport, weil die Ressorts sehr stark männlich dominiert sind. Und wenn dann zum Beispiel bei einer Olympia-Medaillengewinnerin im Schwimmen im Bild steht, sexy Badenixe, die hier in ihrem Badeanzug aufreizend da sitzt, dann geht das halt einfach aus meiner Sicht nicht. Aber ich schweife jetzt ein bisschen ab. Ich versuche wieder zum Punkt zu kommen. Auch abseits von Gender gibt es Ungleichheiten im Journalismus, wo es einfach zu einem mangelnden Gespür kommt und wo einfach die Kontakte dann auch fehlen zu bestimmten Bevölkerungsgruppen, weil sie auch in Redaktionen nicht vertreten sind. Und dann gibt es aber auch noch Ungleichheiten, was die Arbeitsbedingungen selbst im Journalismus betrifft. Wir haben es vorhin auch schon angesprochen. Ein Faktor, den ich jetzt bemerke, nämlich weil ich aus Online jetzt komme, das Alter spielt eine Rolle. Die Arbeitsbedingungen selbst sind in den letzten Jahrzehnten wesentlich schlechter geworden. Das macht sich in den Gehältern deutlich und auch da gibt es einen ordentlichen W, die Redaktionen sind immer ausgedünnter und auf der anderen Seite heißt es halt viel mehr Zeitdruck, der Arbeitsaufwand, die Belastung, das ist alles gestiegen und dem gegenüber stehen dann diese großen, auch von der Uli vorhin schon angesprochen, diese großen PR-Maschinerien in der Politik oder auch in Unternehmen, das kann man sich so vorstellen, dass die wirklich Unternehmen auch ganze Redaktionen haben mit CVD-Positionen, Chefin vom Dienst zum Beispiel, also nicht nur Unternehmen, auch Parteien. Plötzlich gehört von einer Person, sie ist CVD bei den Neos. Also wusste ich auch nicht, dass es da diese journalistischen Positionen gibt. Insgesamt fehlt Zeit, fehlt Geld und dadurch Ressourcen. Und wenn wir dann auch noch davon absehen, dass Männer in Führungspositionen eher Männer fördern im Job. Und abgesehen davon ist auch die finanziell angespannte Lage ein Grund für zu wenig Vielfalt in den Redaktionen. Also es gibt zu wenige Jobs, sie werden selten ausgeschrieben. Beim Standard haben wir seit der neuen Chefredakteur Martin Kotinek, seit drei Jahren schreiben wir wieder aus. Das finde ich gut, weil man dann sieht, wer denn da draußen am Markt gerade so vorhanden ist. Man kocht nicht so sehr in der eigenen Suppe. Und um überhaupt in den Journalismus zu kommen, das habe ich vorher eh schon gesagt, muss man oft mehrere Jahre sich den freien Journalismus leisten können. Und ja, also das sind quasi so die Auswirkungen eines wenig diversen Berufsfelds, was es da die AkteurInnen betrifft. Und letztendlich macht sich das in der Relevanz eines Mediums und der Relevanz des Journalismus deutlich. Ich habe die Marke vorher aufgezeigt. Darf ich noch geschwind mich hineinschummeln oder blöd? Bitte gerne. Kann ich, ich sage jetzt nicht zehn Minuten uhrlang was, aber ich glaube, ein bisschen noch eine Ergänzung, wenn ich den David seine Frage richtig verstanden habe, unterzubrechen, schreiben oder recherchieren oder arbeiten Frauen im Journalismus anders wie Männer? Das wäre der Kern der Frage, so wie ich ihn verstanden habe. Nein, das hast du gar nicht gefragt. Ich wollte noch sagen, es ist natürlich logisch, dass die Möglichkeiten zum Beispiel, es gibt Ergebnisse in der Auslandskorrespondenz zu diesem Thema, also eben auch wie arbeiten Frauen beispielsweise in der Kriegsberichterstattung, die arbeiten anders. Warum? Weil sie zumeist eben nicht in die großen Pressekonferenzen der Militärs ausschließlich gehen, sondern zum Beispiel auch aufgrund von Möglichkeiten von Straßenberichterstattung andere O-Töne reinholen. Also das kann schon sein, dass sozusagen die Art der Möglichkeiten, in einem sozialen Raum sich zu begeben und KriegsberichterstatterInnen hocken ja meistens wahnsinnig langweilig viele, viele Stunden in öden Hotels und sind abgeschnitten. Da kennen wir dann eben diese Absprachen und diese Geschichten. Und Frauen im Journalismus versuchen dann meistens auch durch andere Recherchwege sozusagen O-Töne zu kriegen und auch vielleicht auch ein bisschen mehr eine Berichterstattung von unten zu machen, währenddessen sozusagen eine offiziale Berichterstattung sehr gerne von Auslandskorrespondenten in einer offiziellen Auseinandersetzung ist. Das ist so das eine und das zweite lasse ich jetzt. Aber es gibt sozusagen noch zu den Genres im Journalismus immer auch geschlechtliche Grenzen. Also noch eins vielleicht, wenn Sie sich erinnern, wenn es zum Beispiel um heiße Verhandlungen geht, da gibt es nicht nur einmal den O-Ton von ORF-Journalistin, wo Sie sagen, ich stehe vor der Toilette, leider können wir momentan nicht. Also Sie merken, manchmal kann man auch den Leuten aufs Klo folgen oder man geht Führungsträgern nach in die Sauna und hat dementsprechend auch noch einmal eine ganz andere Möglichkeit und geht dann gerne in Saunen. Aber was insgesamt auch noch wichtig ist, jetzt ist es mir wieder eingefallen, ist das Faktum des Augenaufschlagjournalismus. Das ist ein Begriff, der kommt von der ehemaligen, ach Gott, ihr wisst sicher, wenn ich meine Pressejournalistin, Chefredakteurin, meine Güte, sie ist ja immer so herrlich trocken, die alte Dame. Die Anneliese Rohrer? Anneliese Rohrer hat den Begriff Augenaufschlag-Journalismus erfunden. Was meint sie damit? Nämlich, dass es auch manche Redaktionen gibt, die absichtlich junge, sehr kluge Frauen ins Feld schicken, die den Augenaufschlag besonders können. Und da schicken sie sozusagen diese Frauen zum Beispiel eben zu relativ, wie soll man sagen, älteren, wir haben heute den Begriff schon von Old Boys Networks gehört. Und die Recherche ist anders, wenn eine junge Frau große Fragen stellt, die Augen rollt und dann gibt es sozusagen eine Art von tiefen Entspannung beim Vis-a-vis und dann wird plötzlich ganz viel erzählt. Also Journalistinnen können, wenn sie bestimmte Strategien des aktiven Zuhörens und des Motivierens O-Töne bringen, die auch nur in einem patriarchalen Gefüge funktionieren, weil eben dann auch Männer in Leitungssituationen nette Mädeln dann auch aufklären. Und da passieren manchmal auch viele O-Töne, die Ihnen bei einem älteren Mann vis-a-vis wohl nicht passiert werden, weil sie sich da nicht so gehen gelassen hätten. Also im Augenaufschlag Journalismus kann man interessante Episoden erzählen, wird gerne auch eingesetzt in einem Gefüge, wo wir männliche Vis-a-Vis dann auch brauchen für diese Dynamiken. Ja, ich muss jetzt ehrlich sagen, dass ich Davids Frage vergessen habe, aber ist sie beantwortet? Bevor ich Margit dann sage, dann wieder an Marget. Ja, genau. Es ist in die Richtung gegangen, Uli. Ich habe weniger gemeint, ob jetzt Frauen per se anders schreiben, anders recherchieren, sondern diese Machtstrukturen, diese Hierarchien, über die ihr schon gesprochen habt, auch was jetzt die Führungspositionen in Redaktionen anbelangt, was das auf inhaltlicher Ebene bedeutet, auf thematischer Ebene und jetzt nicht weniger, also weniger gemeint, wie jetzt Frauen an sich schreiben, sondern wie Frauen und Männer aufgrund dieser Strukturen, die da im Hintergrund aufgrund dieser Hierarchien und dieser Rollenverteilung, ob das einfach Auswirkungen im Allgemeinen hat und nicht jetzt auf unterschiedliche Arbeitsweisen, aber das ist etwas, was die Sandra ja auch eingegangen ist, wie du gesagt hast, die sexistische Berichterstattung im Sport beispielsweise oder diese mangelnde Sensibilität, die wir anbelangt, also das ist die zwei Berichte gemeint, die ich anspreche. Aber ich finde, du wolltest was sagen. Da fällt mir aber jetzt auch was dazu ein, was du jetzt gesagt hast, David, wie Frauen und Männer schreiben. Mir fällt nämlich einer von den Standard-Redakteuren ein. Und jetzt mache ich die noch, Uli, ich habe auch seinen Namen vergessen, aber wirklich, habe ihn vergessen. Und zwar, er ist eigentlich immer in irgendeiner Art und Weise, wurscht worüber er seine kleine Klasse schreibt, in irgendeiner Art und Weise ist er immer in der Unterhose. Er hat immer so eine leicht anfügliche Art zu schreiben und ich denke mir jedes Mal eigentlich, jetzt bin ich gespannt, wie er es dieses Mal bringt. Ich frage mich dann jedes Mal, warum? Und das macht keine Frau. Und wann kommt es völlig anders an? Ich weiß wirklich nicht, wie er heißt. Aber das ist jetzt eigentlich nebenbei. Ich wollte über etwas anderes sprechen. Ich wollte nämlich auf etwas zurückkommen, wo du zuerst darüber gkriegt hast, Sandra. Und zwar, mir geht es durch den Kopf, wie sind die Strukturen und wie stützen wir die persönlich oder wie gehen wir persönlich damit um? Je nachdem, ob wir davon profitieren oder ob wir uns darüber ärgern. Ob wir an die gläserne Decke starren oder ob wir auf einem gläsernen Boden stehen. Weil wir als weiße Mehrheitsösterreicherinnen einen gläsernen Boden haben, wo wir auch Privilegien genießen. Und was ist unser Auftrag da? Und was ist der Auftrag an weiße österreichische Feministinnen zum Beispiel? Im Umgang damit, mit diesen Privilegien. Ja, also natürlich gilt es auch da, die Hand zu reichen und auf andere Kolleginnen und Kollegen zu schauen. Also wenn zum Beispiel in einer Redaktion, und wir wissen, wir haben zum Beispiel sehr wenig MigrantInnen in Redaktionen, aber wenn eine Person zum Beispiel weniger gut Deutsch spricht und sich schon mal super nervös ist vor jeder Sitzung, weil da natürlich die großen Namen drinnen sitzen oder ganz einfach Leute drinnen sitzen, die hier weniger tolerant sind oder die einfach ein bisschen angsteinflößend rüberkommen können, besonders intellektuell, dann ist es halt auch schwierig, für diese Leute zu sprechen. Und umso wichtiger ist es, dass sie es aber tun und dass wir das ermöglichen und dass wir dann vielleicht, wenn eine Person nicht verstanden wird, sie unterstützen und sagen, okay, der Punkt von XY war das, ich finde das einen interessanten Ansatz, reden wir darüber. Also dass wir diese Personen nicht alleine lassen. Ich glaube, das ist irrsinnig wichtig, wenn wir uns auf der komplett individuellen Ebene bewegen. Aber mir geht es nicht nur so um Schwächen, sondern mir geht es wirklich um Privilegien, weil es ja überhaupt nicht so grundsätzlich mit Schwächen verbunden sei, einer Gruppe anzugehören, wie sie schwerer durchsitzt. Aufgrund von Herkunft zum Beispiel. Ja, aber wie ist die Frage gemein in Bezug auf Privilegien? Ja, genau. Also wie gehen wir mit unseren eigenen Privilegien um und was ist unser Auftrag? Also ich denke mir, wenn ich als Feministin mich darüber ärgere, dass ein Mann mir einen Job wegschnappt, weil er irgendwie schlechter qualifiziert ist und dann auf den eine Wut hat, dann habe ich auch eigentlich ein Bedürfnis, dass hier anders gehandelt wird. Also im Sinne von Gerechtigkeit. Und ich bin auf dem Server möglicherweise irgendwann in der Position, dass ich aufgrund meiner eigenen Herkunft eine Position kriege oder mehr Gehalt kriegt als zum Beispiel eine Kollegin oder ein Kollege, eine Migrantin zum Beispiel. Auch da kann ich nur die Antwort geben, sich seiner Privilegien bewusst zu sein und diese Privilegien, die man hat, zu nutzen, um anderen zu helfen. Wenn du jetzt gerade das Gehalt ansprichst, ich bin ein großer Fan davon, über Gehalt zu sprechen, sich abzusprechen mit anderen Leuten auf derselben Ebene, auf Redaktionsebene und sagen, wie viel verdienst denn du? Wann hast du das zuletzt verhandelt? Was hat man dir gesagt? Also das ist, ich glaube, irrsinnig wichtig, dass die Leute miteinander reden. Also in Bezug auf Gehalt wäre das jetzt meine Antwort. Danke, jetzt habe ich gerade eine Sendungsidee. Tabu, Gehaltshöhe, das ist eigentlich ein ganz spannendes Thema. Also ich rede darüber und habe immer darüber geredet mit Kolleginnen. Es gibt irrsinnig viele Einblicke. Man kann auch frustrieren natürlich. Ja, wir sind eh mittendrin jetzt auch im Thema Problemfelder. Und da möchte ich auch noch auf etwas eingehen, was in verschiedenen Medienfrauen-Netzwerken gerade aktuell auch diskutiert wird, und zwar inwieweit die derzeitige Corona-Situation sich auch auswirkt, auf die Arbeitsbedingungen und auf Medienfrauen allgemein. Und einerseits gibt es da die, es wird immer wieder gesagt, die Corona-Situation hat jetzt nicht Dinge, schlechte Situationen, sagen wir mal so, erst geschaffen, sondern existieren.