frosin das werktägliche infomagazin von radio froh auf 105,0 muslimische jugendkulturen und islamische identitäten ist das thema des heutigen frosin herzlich willkommen es begrüßt sie marina wetzelmeier muslimische jugend Jugendliche in Oberösterreich stehen zwischen unterschiedlichen Erwartungen. Auf der einen Seite die Erwartungen der Gesellschaft, dort jene der Familie, der Communities oder Freunde. In diesem Spannungsfeld steht das eigene Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wo finden die Jugendlichen Zugehörigkeit und wo nicht? Wie entscheidet sich, ob sie sich in Österreich angenommen fühlen und das, obwohl sie vielleicht in Österreich sogar geboren sind? Und wie entscheidet sich, ob sie sich im schlimmsten Fall extremistischen Strömungen anschließen? In der heutigen Sendung geht es also um Einflüsse, die die Identität muslimischer Jugendlicher prägen. Dazu gehören auch Religion sowie Musik und Popkultur. Zu diesem Themenkomplex begrüße ich zwei Gäste hier im virtuellen Studio, also leider wieder nur in Videokonferenz. Und zum einen begrüße ich die Vorsitzende der muslimischen Jugend Oberösterreich, Sarah Momani. Hallo Sarah. Hallo Marina. Und den Journalisten und Autor Thomas Ramersdorfer. Er hat sich unter anderem auf die Themen Extremismus und Jugendkulturen spezialisiert. Hallo Tom. Hallo, grüß euch. Ja, Sarah Momani, ich fange gleich mit dir an. Die muslimische Jugend Österreich feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen und sie wurde ja in Linz gegründet. Kannst du uns kurz mal erzählen, wer oder was denn die muslimische Jugend überhaupt ist? Sehr gerne. Ja, du hast es gerade angesprochen, wir werden jetzt 25 Jahre jung. Ich kann es selbst noch gar nicht glauben, wie schnell diese Zeit vergangen ist, sich in diesen 25 Jahren getan und was war der Background, dass wir überhaupt uns gegründet haben oder aus welchen Bedürfnissen heraus wir entstanden sind? Es war damals so, dass sich einige Jugendliche, die eben hier in Österreich geboren und aufgewachsen sind, wie du eben vorher angesprochen hast, es gibt ganz viele muslimische Jugendliche, die hier in Österreich geboren sind, aufgewachsen sind, wie du eben vorher angesprochen hast. Es gibt ganz viele muslimische Jugendliche, die hier in Österreich geboren sind, aufgewachsen sind. Und diese Jugendlichen haben damals, vor 25 Jahren, einfach nicht ihren Raum gefunden, wo sie sozusagen dieses österreichische, islamische ausleben können. Wo sie sagen können, ich gehöre zu Österreich, aber ich bin eben auch muslimisch, ich bin jugendlich und ich möchte irgendeinen Verein haben, ich möchte irgendeine Community haben, die diese Bedürfnisse miteinander verbindet. Diese Infrastruktur gab es damals noch nicht. Es gab zwar die unterschiedlichen Kultusvereine und die Moscheen, aber es gab nichts sozusagen, was auf eine ganzheitliche Identität einfach zugegangen ist. Und aus diesem Bedürfnis heraus ist die muslimische Jugend Österreich entstanden. Einfach so Hashtag, wir sind Österreich, wir sind Muslime, das ist unser Land. Und ja, genau. Das ist so ein bisschen der Background dazu. Du hast das eh schon angesprochen, also die muslimische Jugend betont ja immer wieder diese österreichisch-islamische Identität. Warum ist es euch so wichtig, das hervorzuheben? Und vielleicht auch noch, was hast du persönlich dafür Erfahrungen damit, mit dieser Identität? Es ist uns persönlich deswegen einfach so extrem wichtig, weil es nicht selbstverständlich ist. So traurig es auch ist, aber es ist für viele Menschen leider noch nicht selbstverständlich zu sagen, es ist normal, dass ich muslimisch bin, dass ich meine Religion ausübe, dass ich fünfmal am Tag bete, dass ich faste und dass ich mich aber genauso österreichisch fühle, weil das eine hat mit dem anderen eigentlich gar nichts zu tun. Ich vergleiche das immer, als würde man jemanden fragen, entscheide ich zwischen Frau oder Vegetarierin oder weiß ich nicht was. Das sind für mich einfach zwei Identitäten, die sich einander nicht ausschließen. Und so selbstverständlich und trivial das eigentlich auch sein sollte, ist es eben für viele Menschen nicht. Und wir wollen das betonen, einerseits innermuslimisch, dass die Jugendlichen selbst, die in diesem ewigen Teufelskreis sich auch irgendwie befinden, so, hey, was bist du denn jetzt eigentlich? Dass sie auch selbst für sich verstehen, es ist für mich okay, ich kann all das sein und das schließt sich einander nicht aus. Aber auch ein Signal an die Mehrheitsgesellschaft, wir sind da, wir sind Teil dieser Gesellschaft, wir wollen sie mitgestalten, aktiv mitgestalten, politisch mitgestalten, gesellschaftlich, sozial, auf allen Ebenen. Wir sind einfach Teil dieses Landes. Ja, Tom, du beschäftigst dich ja eher dann mit Jugendlichen, die sich mit Österreich nicht so identifizieren können, aus welchen Gründen auch immer. Also da werden wir auch dann darauf eingehen, womit das denn zusammenhängt. was auch unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit ist, dieser Schwerpunkt. Woran arbeitest du denn da gerade oder welche Entwicklungen verfolgst du denn da gerade in diesem Bereich? Ja, mein herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, in dieser Runde dabei sein zu können. Ich sehe mich aber nicht primär als Extremismusexperten dabei, weil ich diese permanente Verknüpfung von Islam und Extremismus, die ist mir, wie wahrscheinlich auch vielen unserer muslimischen Freunde, steht die wahrscheinlich schon bis oben hin. Das ist jetzt nicht der ausschlaggebende Grund, warum ich jetzt dabei bin. Glaube ich. Ich habe mich nicht eingeladen, weiß ich nicht. Mit Österreich identifizieren ist so eine Sache. Mir ist es wichtig, dass Menschen einen positiven Bezug zur Demokratie haben, einen positiven Bezug zu den Menschenrechten, zu Frauenrechten. Ob die dann sagen, sie sind österreichische Patrioten oder was auch immer, das ist mir relativ wurscht, um ehrlich zu sein. Also ich sehe mich jetzt auch nicht zwangsläufig selber so. Also das ist, glaube ich, für mich die Diskussion, die man führen sollte oder die Konfliktlinie, die es gibt, die verläuft zwischen Menschen, die Konfliktlinie, die es gibt, die verläuft zwischen Menschen, die Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, was auch immer dann noch alles dazugehört, akzeptieren auf der einen Seite und dann die Menschen, die sich nicht akzeptieren, auf der anderen Seite und nicht zwangsläufig mit einer Nationalität oder einer Religion, sollte das Ganze relativ recht wenig zum Tun haben. Auch wenn ich die Herangehensweise jetzt beispielsweise von der muslimischen Jugend hier, dieses positive Identitätsbild von Österreicher und Muslimer oder Moslem zu machen, durchaus schätze und auch verstehe, glaube ich, dass das eine Herangehensweise ist. Hast du da Vergleiche zum Beispiel? Jugendarbeit findet ja auch in den Moscheevereinen statt und in den Kultusgemeinden statt. Hast du da Vergleiche vielleicht, wo das nicht so betont wird, dass man österreichisch und islamisch sein kann? Naja, wir haben bei vielen Vereinen eine meines Erachtens recht seltsame Verquickung der Themen ethnische Nationalität oder auch Nationalismus und Islam. Auch bei türkeistimmigen Vereinen gibt es das, auch bei anderen. Es gibt es nebenbei natürlich auch bei osteuropäischen Migrantinnen, wo die Zugehörigkeit zur russisch-orthodoxen Kirche oder zur katholischen Kirche auch überbetont wird und mit Nationalismus auch in irgendeiner Form verknüpft wird. Das haben wir ganz stark. Wir haben eine alte Dominanz, muss man sagen, dieser Vereine, die natürlich seit den 80er Jahren entstanden sind, auch sich relativ gute Positionen geschaffen haben, auch unterstützt werden von Parteien oder Staaten aus den Herkunftsländern der Menschen oder aus den Herkunftsländern ihrer Eltern und Großeltern. Da gibt es jede Menge Verbindungen, auch finanzieller Natur. Und es ist natürlich eine gewisse Problemstellung. Und ich glaube, dass die Muslime der zweiten oder dritten Generation oder auch Konvertierte sich einen Islam wünschen, der nicht an dem Gängelband von nationalistischen Parteien oder sonstigen generell irgendwelchen Parteien hängt, die den Islam meines Erachtens ein bisschen missbrauchen, Parteipolitik zu machen. Und ich glaube, diesen Wunsch gibt es vermehrt. Und ich glaube, dass die muslimische Jugend ein bisschen ein Ausdruck auch davon ist, von diesem Wunsch, das übernational oder supranational oder auch antinational auszuleben in irgendeiner Art und Weise. Nicht jetzt eine Auslandsorganisation irgendeiner türkischen, bosnischen, armenischen oder arabischen Partei oder Regierung zu sein. Sarah, hast du da Vergleiche? Also die muslimische Jugend ist ja, wie es der Tom eh auch schon angesprochen hat, oder du auch schon, bewusst nicht ethnisch-kulturell organisiert, so anders als jetzt andere Vereine vielleicht. Hast du da den Vergleich, wie da die Jugendarbeit zum Beispiel in den anderen Vereinen aussieht, die aber so mehr ethnisch organisiert sind? Oder gibt es da Jugendliche, die vielleicht sich von dort gar nicht so angesprochen fühlen und dann lieber bei euch sind? Gibt es da Vergleiche? Vergleiche. Also eben schon angesprochen, wir sind halt eine von allen Seiten unabhängige Jugendorganisation und zwar von Anfang an wichtig, eine Jugendorganisation zu schaffen von und für Jugendliche. Das ist für uns einfach ein Hauptkriterium, dass man hier Jugendlichen auch das Feld bietet. Ich glaube, dass uns das sicher von vielen verschiedenen Organisationen und Vereinen auch ein bisschen abhebt, dass wir hier konkret Jugendarbeit betreiben, die auch wirklich Jugendlichen selbst das Feld bietet, hier aktiv zu sein. Aber und unsicher auch, wir sind auch einfach, würde ich sagen, mitten im Geschehen drinnen. Also wir sind sehr breit aufgestellt, beschäftigen uns mit einfach ganz vielen verschiedenen Themen und sind für viele verschiedene Altersklassen auch einfach interessant. Ich glaube, das hebt uns ein bisschen ab von anderen jungen Organisationen. Und insofern haben wir da eben, wie du gesagt hast, ein sehr breites Klientel auch. Wie bist du denn selbst zur muslimischen Jugend gestoßen? Wie bin ich selbst zur Jugend gekommen? Das ist schon lange her. Ich war damals eigentlich noch sehr jung. Ich war noch in der Unterstufe vom Gymnasium. noch sehr jung, ich war noch in der Unterstufe vom Gymnasium und für mich selber war auch immer diese Frage da, eine Frage, mit der ich auch selber oft konfrontiert wurde. Hey Sarah, woher kommst du denn? Oder möchtest du mal irgendwann da hingehen, wo deine Eltern herkommen oder was auch immer? Mich hat diese Frage immer sehr irritiert und ich habe das extrem komisch gefunden, weil ich das einfach nicht nachvollziehen konnte. Also ich bin hier in Österreich geboren und aufgewachsen, ich gehe in die Schule, Deutsch war meine Muttersprache. Ich habe nicht verstanden, zwischen was ich mich dann entscheiden müsste und war dann auch ein bisschen so auf der Suche nach etwas, was mir beides irgendwie gibt, weil die Religion war für mich schon immer etwas sehr Wichtiges, ein zentraler Teil meines Lebens, hat mich beim Aufstehen und beim Zu-Bett-Gehen begleitet und ich wollte darauf nicht verzichten. Und durch Bekannte und Freunde bin ich dann relativ schnell auf die Mieux gestoßen, wo ich dann gemerkt habe, hey, ich muss auf gar nichts verzichten. Ich bin hier zu Hause, mit mir passt alles und es passt auch, dass ich religiös bin und das eine schließt das andere halt nicht aus. Das war so mein Gang zur Mieux und ich habe mich dann sehr wohl gefühlt und einfach habe ich das auch, dieses breite Angebot geschätzt, sich als Jugendliche sich wirklich aktiv an Gesellschaft auch einzubringen, mitzugestalten, zu lernen, selbst ganz viel zu organisieren und da einfach ganz viele Social Skills auch zu erhalten. Wenn man sich Medienberichte ansieht zum Thema Jugendliche und Islam, fällt halt schon auf, dass die eher relativ, ja, sich mehr auf problematische Entwicklungen, Kontexte fokussieren und eher einseitig sind vielleicht zum Thema Religiosität, weil Sarah, du hast ja eben gesagt, für dich ist das sehr wichtig und ich habe in einer deutschen Radiosendung mal das Zitat einer Schuldirektorin gefunden. Ich lese mal kurz vor und sie berichtet aus einer Schule, dass die Religiosität junger Muslime sich in den letzten 25 Jahren Ich lese mal kurz vor. sieht sie das eher negativ, dass zum Beispiel Jugendliche sich den Islam eher konservativ auslegen und dann andere in Vorschrift machen wollen, wie sie sich zu verhalten haben, vielleicht Burschen gegenüber Mädchen und so. Tom, ich frage zuerst mal dich, wie ist es denn, laut deiner Beobachtung, hast du das Gefühl oder siehst du da Hinweise, dass Jugendliche vermehrt jetzt sich einer konservativeren Auslegung des Islams zugehörig fühlen? Und warum kann das sein? Siehst du da auch so diese Entwicklung, wie diese Schuldirektorin eben gesagt hat? Also mit 9-11 und den folgenden Debatten und Auseinandersetzungen, auch den entsprechenden Ereignissen, den sogenannten Kampf gegen den Terror und so weiter, in Afghanistan, in Prag, dem arabischen Frühling und so weiter, den Flüchtlingsströmen, die wir ab 2015 dann verstärkt im Fokus gehabt haben, Richtung Europa gehabt haben, da ist diesem Thema eine ganz andere Aufmerksamkeit gezollt worden. Meistens in einem eher kritisch bis negativen Kontext, das muss ich auch sagen. Das heißt, wir haben eine Thematisierung von jihadistischer Gewalt sehr stark. vom normalen muslimischen Leben, glaube ich jetzt einmal, weil der Fokus einfach auch auf diese problematischen Gruppierungen und Strömungen wie beispielsweise eben Sarkisten, wie beispielsweise Kornwölfe, der stark liegt. Dankbar bin ich ja, dass wir auch hier über normale Themen reden. Wie sich das muslimische Leben tatsächlich gewandelt hat, das kann ich zu wenig beurteilen. Ich glaube, wir haben in den letzten 20 Jahren überhaupt eine Revolution erlebt in der Darstellungsmöglichkeit von Menschen. Wir haben erlebt diese digitale Revolution, Wir haben erlebt, diese digitale Revolution, wo Wahrnehmung ganz, ganz deutlich verändert. Bei den Menschen jetzt mit Migrationshintergrund, die aus muslimischen Familien kommen, glaube ich, hat es sich auch sehr deutlich ausdifferenziert, dass man eben diesen traditionellen Vereinen der Väter, Großväter sich auch etwas distanziert hat, weil die Anforderungen von Menschen, die in Österreich leben und sozialisiert werden, nicht mehr gerecht werden. Also, glaube ich, kann man so zusammenfassen. Oberflächlich betrachtet, das sind natürlich lauter Individuen, die ihre eigenen Wege gehen und die größten und großen Ströme sind schwer zu beurteilen. Da muss man empirisch forschen. Das zu machen, gibt es in Österreich leider ein bisschen zu wenig. Vielleicht noch abschließend, was, glaube ich, auffallend ist, dass Jugendliche sich heute sehr flexibel und situationselastisch quasi Identitätsmerkmale Identitätsmerkmale auch zusammen clustern, muss man fast sagen, und dann teilweise halt Versatzstücke von Religionen, Versatzstücken von nationalistischen Ideologien und anderen Versatzstücken beispielsweise aus Popkulturen, die man eher aus Westen, westlichen Jugendkulturen kennt, zusammenmischend die Rechtssituation elastisch einsetzen. Also wenn man halt im Stadion ist und die Türkei spielt, dann macht man vielleicht den Wolfsgruß, ohne aber jetzt tatsächlich diese Ideologie der Grauen Wölfe hängnerlich zu haben. Aber weil es gerade passt und weil das Umfeld oder die Stimmung halt gerade in die Richtung ist, dann macht man das. Es kann aber dann am nächsten Tag schon wieder anders sein. Da reden wir jetzt von den Alltagskulturen, die wir bei jungen Menschen erleben. Sarah, wie siehst du das? Bist du auch eher der Meinung, dass sich die Wahrnehmung geändert hat, dass man jetzt einfach viel sensibler auf das Thema ist, gerade jetzt, was man eben in den Medien so sieht, in Bezug auf die Berichterstattung? Oder haben sich tatsächlich die Jugendlichen auch verändert? Also zum einen glaube ich, Menschen verändern sich immer. Also es wird sicher eine Veränderung auch in Identitätsbildung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben. Aber was mir hier ein Anliegen ist, dass man ganz stark differenziert und vor allem eben auch diese verschiedenen Perspektiven differenziert. Es gibt leider das Phänomen, dass wir sehr oft Religiosität mit traditionellem oder kulturellem vermischen. Und das passiert einerseits immer muslimisch, das passiert aber auch sehr stark, wenn man den Blick auf die Muslime richtet, wo man einfach vielleicht ganz viele Jugendliche hat oder generell Muslime, die vielleicht aus einem sehr stark traditionellen Umfeld kommen, aber wenig mit Religion vielleicht oder wenig religiös zu Hause sind, wenig praktizierend auch zu Hause sind, wo aber auch wenig religiöses Wissen herrscht, das Traditionelle dann aber religiös plötzlich ausgelegt wird oder dargestellt wird oder halt sozusagen nach außen gelebt wird. Und gleichzeitig, wenn man sozusagen von außen auf die Muslime blickt, fällt einem das sehr schwer zu differenzieren. Wer ist jetzt religiös? Aha, die betet fünfmal am Tag. Aha, die fastet. Das ist eine ganz extreme, das ist eine ganz konservative, das ist eine ganz harte Auslegung vom Islam. Ich werde oft gefragt, bist du streng islamisch? Ich kann mit solchen Zuschreibungen überhaupt nichts anfangen. Was ist streng islamisch? Also wenn ich ein Kopftuch trage, wenn ich fast bete und den Koran lese, gehöre ich dann schon in die Kategorie Islamistin, Extremistin. anlese, gehöre ich dann schon in Kategorie Islamistin, Extremistin. Das sind alles so Zuschreibungen und Adjektive, die in der heutigen Zeit sehr gefährlich, sehr inflationär gebraucht werden, finde ich. Man muss auch sehr aufpassen, wenn wir zurückgehen zu dem, was du vorher gesagt hast über diese Direktorin, ich glaube, es ist sehr gefährlich, wenn man sagt, oder wenn man in die Richtung geht, wenn ich es richtig von dir verstanden habe, dass sozusagen Jugendliche, die irgendwie mehr religiös sind oder religiöser sind, problematischer behaftet sind oder problematischer gesehen werden oder sich dann weniger irgendwie an der Gesellschaft beteiligen. So eine Aussage sehe ich für hochgradig gefährlich und auch unverantwortlich, weil es stellt all jene, die religiös sind und die vielleicht auch sozusagen dieses konstruktive Dasein als ihre religiöse Verantwortung sind, einfach plötzlich in ein Eck und spricht ihnen das ab. Und ich, ich bin keine Ausnahme, mir wird sehr oft gesagt, ja, aber du, du bist ja anders, oder ihr von der Mjöl, ihr seid ja anders, oder ihr seid ja die Guten sozusagen, oder was auch immer. jetzt ja die Guten sozusagen oder was auch immer. Menschen, die religiös sind und die sich auch gut in ihrer Religion auskennen, die ein tiefes religiöses Wissen haben, die schauen auch, dass sie konstruktiv teilhaben, wo auch immer das ist. Ist es in der Schule, ist es in der Uni, ist es in der Arbeit, weil sie das auch als ihren persönlichen religiösen Auftritt sehen, einfach gut zu den Menschen zu sein. Als bestes Beispiel, was ich da jetzt von uns als Jugendarbeit nennen kann, ist unser alljährliches Projekt Fasten, Teilen, Helfen. Fasten, Teilen, Helfen ist ein Projekt, das wir gestartet haben anlässlich des Fastenmonats Ramadan, wo die Jugendlichen von früh bis Abend weder trinken noch essen und wo wir gesagt haben, liebe Leute, der Fastenmonat Ramadan ist nicht dazu da, dass wir daheim sitzen und auf ein leckeres Essen von der Mama am Abend warten, sondern es ist dazu da, dass man sich bewegt, dass man etwas an der Gesellschaft Gutes tut. Daraus ist ein Projekt entstanden, wo wir uns karitativ beteiligen, wo die Jugendlichen ins Altersheim gehen, Rollstuhlausflüge machen, Mensch ärgere dich nicht, Runden spielen, an der Donaulände Müll sammeln. Und das sind alles Jugendliche, die fünfmal am Tag beten, die fasten, die treffen sich vorher gemeinsam, beten, lesen vielleicht Koran. Und dann gehen sie in die Donaulände Müll sammeln. Und wenn man zu diesen Jugendlichen sagt, du bist aber gescheit, religiös und sozusagen ein nicht konstruktiver Teil für diese Gesellschaft, das ist einfach nicht fair. Und wenn ich, ich lese, also diese Aussagen von, sei es jetzt von dieser Direktorin oder auch von vielen anderen, die in diese Richtung gehen, da passiert einfach ganz oft viel Frustration und vor allem viel Vermischung von sozialen Problemen, von traditionellen Problemen und von eben genau einem nicht-religiösen Wissen. Also wenn man diese klassischen Beispiele, du hast es auch vorher, glaube ich, erwähnt, wenn Burschen zum Beispiel sich dann plötzlich in der Schule ermächtigen, dass sie irgendwie über die Kleidung von Mädels oder so richten oder Haram hier, Haram da und Haram was weiß ich. Natürlich ist es ein Problem. Aber es wäre extrem fahrlässig zu sagen, es ist ein religiöses Problem. Weil es ist kein religiöses Problem, sondern es ist einfach ein soziales Problem. Und da fehlt vor allem das religiöse Wissen für diese Jugendlichen. Und ja, deswegen muss man da einfach ganz stark differenzieren. In manchen Fällen versuchen andere Vorschriften zu machen. Hat das überhaupt dann auch was mit Religion zu tun? Ist dann meine nächste Frage oder eher so ein bisschen mit Machtgehabe? Es fehlt definitiv ein religiöses Wissen, ja. Weil Jugendliche, die die Bedeutung von dem Wort Haram kennen oder auch von anderen Wörtern oder sich einfach täglich mit Religion auseinandersetzen, die sofort anlesen, die ganz genau wissen, dass man keinen Zwang auf andere Menschen ausüben darf, da würden sie nicht auf die Idee kommen, sowas von sich zu geben. Und vor allem ist es auch dieses self-fulfilling prophecy. dieses self-fulfilling prophecy. Also Menschen, ich habe das selber ja in der Schule erlebt, wenn du einen muslimischen Namen hast, du wirst von den Lehrern, also ich habe das in der Schule damals sehr dramatisch erlebt, bei jedem Anschlag, der war, ah, da haben wir eh eine Muslimin in der Klasse sitzen, na ja, erklär uns das jetzt mal theologisch. Und plötzlich wird jeder Mehmet Mustafa, Fatima und Ali zu Religionswissenschaftlern, obwohl sie selber keine Ahnung haben von irgendetwas. Und in diesem Zwang, plötzlich in dieser Position zu sein, müssen sie ja irgendwie Stellung beziehen. Und müssen sie auch irgendwie selber ihr Gesicht wahren und selber sich irgendeiner Identität plötzlich zuschreiben, weil wie sollen sie denn anders sonst in dieser Situation klarkommen? Das ist besonders für Jugendliche, die da keine Community haben, die da kein Rückgrat, also die da kein einfach jemanden haben, der ihnen das Rückgrat stärkt, der hinter ihnen steht, sehr, sehr schwierig. Und da hilft es vor allem, dass wenn wir diese Probleme sehen in der muslimischen Community, also einerseits in den muslimischen Problemen, dann ist es wichtig, dass diese Probleme angesprochen werden, es ist wichtig, dass diese Probleme behoben werden, aber es ist wichtig, dass sie eben innen muslimisch auch aufgefangen werden. Das ist etwas, was wir uns als muslimische Jugend Österreich als Ziel gesetzt haben. Wir schauen hin, wir schauen, wo sind denn Probleme? Ja, es gibt ein Problem, wenn es zum Beispiel um das Thema Machtmuster geht oder was auch immer, patriarchale Strukturen oder auch in der Schule. Ja, passt, wir schauen hin, aber dann lösen wir das Problem von innen heraus mit einem Zugang auf Augenhöhe und Wertschätzung und nicht mit einem Abtun in die Schublade und mit irgendwelchen komischen Wörtern, Extremismus, Islamismus und das war es dann. über Zuschreibungen und diese Self-Fulfilling Prophecy hat ja auch zum Beispiel Melissa Erkurt in ihrem Buch Generation Haram geschrieben, wo sie genau das beschreibt, was du gesagt hast, Sarah, also wenn von jemandem erwartet wird, wenn von einem Ali erwartet wird, dass er aufgrund seiner Herkunft und aufgrund dessen, dass er ein Junge ist, sich respektlos gegenüber der Lehrerin verhält oder grob ist oder was es sonst so eben für Zuschreibungen gibt, dann verhält er sich auch dementsprechend. Das heißt, das ist ja irgendwie so eine Art Teufelskreis. Und es gibt einen Religionswissenschaftler, der hat dann gesagt, genau das stärkt dann auch nochmal ihre Identität, diese Zuschreibung. Genau das stärkt dann auch nochmal ihre Identität, diese Zuschreibung. Tom, was sagst du dazu? Wie kann man denn diesen Teufelskreis dann eigentlich durchbrechen? Weil diese Zuschreibung, Self-fulfilling Prophecy, Identität annehmen, die von einem erwartet wird, ist ein sehr, finde ich, schwieriges Problem. Also ich glaube, wir erleben unterschiedliche Narrative, die kursieren und die beides sehr stark sind. Also was wir bei manchen Jugendlichen sehen, die in einem muslimischen Kontext, sage ich mal, aufgewachsen sind, ist, dass da eine ganz starke Haltung ist, die diverse Politiken und des sogenannten Westens ja durchaus nicht unrichtig kritisieren. Also da wird eine Geschichte dargestellt oder auch eine Geschichte hervorgekehrt, wo eine Konstruktion basiert von der russischen Invasion in Afghanistan bis Tschetschenien, den Bosnienkriegen werden und dass sie jetzt hier quasi, weil ihre Heimatländer zerstört wurden, hier gelandet sind. Und ja, an sich ist das kein erfreulicher Zustand. Also man konstruiert aus sehr vielen Ereignissen, die natürlich tatsächlich realisiert wurden, eine Identität der Verfolgung wir reden halt heute über den Islam, aber man könnte natürlich das Ganze auch über die serbestimmige Jugendliche oder kroatischstimmige Jugendliche, albanisch, ganz, ganz egal, andere Gruppierungen erzielen. Und diese Erzählung ist sehr stark und schlägt sich total mit dieser Erzählung, die beispielsweise jetzt bei politisch rechtsorientierten Jugendlichen in Österreich vorherrschen, nämlich der Islam ist böse, alle Terroranschläge werden vom Klima verursacht und die Muslime wollen die Weltherrschaft an sich reißen, was auch immer. Also das sind einmal zwei Erzählungen, die stark sind in Österreich. Und das dürfen wir nicht leugnen. Es gibt auch diese Extremismus-Petige in der Realität. Der Name gefällt mir nicht immer, Extremismus. Aber man muss sich auch gewisse Wörter zurechtlegen, mit denen man reale Phänomene auch benennen kann. Diese Problemzonen gibt es, das sind keine Problemzonen, die der Islam jetzt hauptsächlich verursacht hätte. Das darf man ja auch ganz klar sagen. Aber es gibt sie und wir müssen einen Umgang damit finden. Es gibt diese Problemjugendliche, die sich teilweise, die tatsächlich, wie Sarah richtig sagt, in der Regel kein wirkliches religiöses Wissen haben oder auch keine wirkliche religiöse Praxis leben, aber die sich aus Versatzstücken dieser Religion eine Ideologie zusammenziehen. Die gibt es, es gibt auch den politischen Missbrauch seitens von Parteien, seitens von radikalen Gruppierungen, die sich solche Entfremdungszustände zum Hut zu machen. Also über das müssen wir mal dringend reden. Aber muss ich noch einmal ganz klar sagen, ein anderes Thema wie die durchschnittlichen Muslime, die in Österreich leben. Es gibt weitestgehend sehr wenig Probleme mit tatsächlich religiösen Menschen. Also weder mit Kriminalität noch Terrorismus oder sonstigem Bezug. Also diese Debatte muss man wirklich auch von sich weisen und auch aus einer antirassistischen und auch realistischen Position ganz klar von sich weisen, weil man so mehr Schaden anrichtet, wie tatsächlich Nutzen bringt. Aber die Problemfelder, die es gibt, die muss man ansprechen. Die gibt es natürlich, wie erwähnt, auch in anderen Milieus. Die gibt es auch bei anderen Menschen mit anderen Religionen und auch mit Menschen ohne Religionen. Mich würde aber trotzdem interessieren, weil du gesprochen hast von dem, dass sich Jugendliche auch aus unterschiedlichen Elementen da eine Identität zusammenkleistern, gemischt aus vielleicht religiösen Elementen oder auch Nationalismen, das dann kombiniert wird mit Musik. Argumenten oder auch Nationalismen, das dann kombiniert wird mit Musik. Und ja, du hast zwar gesagt, du möchtest nicht als Extremismusexperte jetzt vorgestellt werden, aber du hast ein Buch geschrieben über die grauen Wölfe. Vielleicht kannst du ein paar Wörter noch dazu sagen als Erklärung, wofür die stehen. Und das, was mich am meisten eher in dem Bezug jetzt interessiert ist, du hast ein Kapitel geschrieben, das heißt, graue Wölfe sind Pop, das heißt, die verwenden ja popkulturelle Elemente, um Jugendliche anzusprechen und mich würde interessieren, welche Beispiele gibt es und wie gut kommt das tatsächlich an und welche Vermischungen passieren da? Ja, Kranwölfe sind natürlich ein großes Thema, weil sie sich auch sehr offensiv präsentieren und nach den diversen Vorfällen beispielsweise im Bühnen-Pfarrerit natürlich auch medial immer wieder präsent sind. Also im Grunde ist es eine Partei aus der Teilen der Jlisch-Harikets-Partie, die dort auch Regierungspartei ist und sozusagen von Erdogans AKP, die der Partitionspartner ist, die relativ stark auch in Österreich als reale Kraft mit den IPA 20 Vereinen, als Kultusgemeinde, der islamischen Glaubensgemeinde organisiert. Zum anderen auch, wie du gesagt hast, als eine Art Popkultur. Symbol der Stärke. Türkei verbindet gern Nationalismus mit Religion. Das ist ja eine sehr unzulässige Verknüpfung, weil den Islam hat es schon wesentlich länger als die Türkei gegeben. Und da werden einfach aus unterschiedlichsten Ideologien, teilweise aus dem Islam, das können Sprachelemente sein, das können teilweise Musikstile sein, arabeske Anklänge in der Popkultur, kleidungstechnisch, Symbole und so weiter. Da haben nebenbei auch der Gesetzgeber Feind zu schenken bei den Symbolen. Und das wird halt alles zusammengemischt, erfindet sich auch laufend neu, muss man sagen. Also da gibt es immer wieder neue Phänomene, die sich eben noch nach dem jeweiligen Modus richten. die sich eben noch nach dem jeweiligen Mot richten. Und es wird durchaus auch von politischen Parteien, und ich würde auch sagen von der Regierung aus der Türkei, gebraucht, um eine gewisse Loyalität zu erzeugen. An sich haben wir ein Zusammengehen von Jugendkulturen mit unterschiedlichen Nationalismen, teilweise auch religiös verbringenden Nationalismen, natürlich auch in anderen Bereichen. Das gibt es bei der russischen Orthodoxie genauso wie bei der polnischen katholischen Kirche und ihrer jeweiligen parteipolitischen Entsprechungen. Sarah, was setzt ihr da als Möder dem entgegen oder dieser Gefahr, dass bei manchen Jugendlichen, die jetzt, sage ich einmal, auf Identitätssuche sind, diese Vermischung passiert von Nationalismen, Einflüssen aus der Popkultur auch in diesem Bereich, die von gewissen Gruppierungen einfach auch ausgenutzt werden und der religiösen Suche nach Identität. Das kommt mir sehr komplex vor. Was habt ihr da als Mühe für einen Zugang dazu? Wie kann man denn Jugendliche ansprechen, die da so hin und her gerissen sind, wie es mir vorkommt? Also unsere Arbeit per se verstehen wir eigentlich als eine Deradikalisierungsarbeit, als eine Präventionsarbeit, indem wir einfach verschiedene Ebenen von Identität ansprechen. Das ist zum einen das, was Jugendliche einfach gerne machen. Also wir sind auf der Freizeitebene einfach sehr aktiv, wo wir schauen, dass wir sehr viele verschiedene bunte Angebote, sei es Sommercamps, Wintercamps, Sportangebote, Kulturangebote, was auch immer haben. Und dann versuchen wir aber gleichzeitig auf der religiösen Ebene Angebote zu haben. Also wo wir einfach gemeinsam dann, wenn wir eine Reise machen, also die letzte Reise ist wegen Corona, wie so viele sind in diesem Jahr ausgefallen, aber normalerweise haben wir einmal im Jahr eine sehr große Reise oder mehrere Reiseziele sogar und dann ist es für uns ganz normal, dass wir gemeinsam ein Kulturprogramm in dem jeweiligen Land haben und ein Freizeitprogramm und am Strand gemeinsam unser Gebet verrichten und das alles sozusagen bedient auch die verschiedenen Ebenen, die ein Mensch hat, nämlich zum einen dieses Bedürfnis nach Wissen, dieses Bedürfnis nach Freunden, nach Community, aber auch eben diese seelische Ebene, die wir auch sehen. Und wir versuchen einfach auf all diesen Ebenen aktiv zu sein und diese Arbeit somit ganzheitlich zu machen. Und ich glaube, ein ganz wichtiger Punkt, den wir auch versuchen zu berücksichtigen und was vielleicht auch eine Antwort auf die Frage von vorher ist, was brauchen Jugendliche denn noch oder was braucht es mehr? Wertschätzung für das, was sie sind und wir versuchen diese Wertschätzung auch strukturell zu fordern. Sei es jetzt, wir erleben es zum Beispiel sehr stark, dass muslimische Frauen aufgrund ihres Kopftuches am Arbeitsmarkt immer noch eingeschränkt sind, das heißt eingeschränkt, also hochgradig eingeschränkt werden und da fordern wir strukturelle Änderungen, möchten aber den Jugendlichen auch Werkzeuge in die Hand geben, um sich zu wehren, um sich zu trauen, um auch einfach zu wissen, was geht da, was geht da nicht, was ist da rechtlich erlaubt, was ist da nicht erlaubt und auch gegen andere diskriminierende Sachen selbst einzuschreiten. Also zum Beispiel, wir haben jedes Jahr den Black History Month, wo wir auch auf die Geschichte von Malcolm X oder Martin Luther King eingehen, wo wir versuchen, dass Jugendliche da einfach voll viel mit dazu, also sich soziale Kompetenzen aneignen, wie gehe ich um mit Rassismen, wenn die mir begegnen am Arbeitsmarkt, in der Schule, in der Uni, wo auch immer. Wie stehe ich auf dagegen? Wie stehe ich auch für andere Menschen auf? Dieses Jahr haben wir auch einen ganz wichtigen Schwerpunkt eigentlich, der ist leider wegen Corona auch ein bisschen untergegangen. Das ist unser Schwerpunkt Empower Her. Also es ist unser Jahr, wo wir eigentlich auf Frauenrechte aufmerksam machen wollen. Das ist ein ganz wichtiger Schwerpunkt in der Mühe schon seit 25 Jahren. Frauenrechte und Frauenförderung, Mädchenförderung. Und da haben wir die verschiedensten Workshops, die dann auch darauf eingehen und die verschiedensten Programme. Ich glaube, ich habe jetzt schon ein bisschen zu viel geredet und ein bisschen drumherum. deswegen stopfe ich mal kurz, vielleicht möchtest du dazwischen was fragen. Ja, es war sicher nicht zu viel, es war sehr spannend, die Einblicke in eure vielen, vielen Aktivitäten. Tom, du gibst auch immer wieder Vorträge und Workshops für Personen, die in der Sozialarbeit tätig sind, in der Jugendarbeit tätig sind, Pädagoginnen, eben auch zum Thema muslimische Jugendkulturen. Welche Themen sind denn da gerade für die Sozialarbeiter relevant? Was sind da die Herausforderungen, die sie da an dich herantragen sozusagen? dich herantragen sozusagen? Naja, ich glaube, dass die Themenkreise, die jetzt beispielsweise, ich sage jetzt mal, das Jugendproblem ist jetzt recht vielfältig geworden, wie vorher schon angedeutet, oder die Probleme von Jugendlichen sind ja vielfältig und wir haben viele Einflüsse, wo sich die Jugendlichen da und dort was rausnehmen. Natürlich, wenn die den Wolfskuss machen, dann heißt es in der Zeit, da müssen alles graue Wölfe und wenn sie irgendwas anderes machen, dann heißt es Salafisten oder was auch immer. Da muss man den Zuschreibungen einmal meines Erachtens schon vorsichtig sein, weil die halt wirklich, also wie gesagt, schon teilweise durchaus sehr flexibel sind und einmal das machen, einmal das machen. Es gibt natürlich eine Provokation, um das Symbol der Stärke der Männlichkeit, der Gewaltbereitschaft auch zu zeigen. Und für manche ist ein Tauhid-Finger auch ein Symbol dieser Gewaltbereitschaft oder auch der Entschlossenheit. Man glaubt, es ist das Symbol des IS. Und dann bin ich besonders gefürchtet auf der Straße, wenn ich das vorzeigen kann. Ähnlich wie mit anderen Symbolen Wolfsburg. Also ich glaube, die Problematik ist eine total vielfältige und wir haben sehr wenig tatsächlich in der Jugendarbeit mit Jugendlichen zu tun, die ein geschlossenes, extremistisches Weltbild haben. Also, die sind keine überzeugten und gut geschulten religiösen oder politischen Fanatiker, sondern die suchen sich halt situationselastisch entsprechende Gruppierungen. Natürlich gibt es die Propaganda von manchen Vereinen, die gibt es auf alle Fälle leider in Österreich. Es gibt die Propaganda von manchen Vereinen, die gibt es auf alle Fälle leider in Österreich. Es gibt die Propaganda aus dem Internet und natürlich mit den ganzen popkulturellen Aspekten serviert, und erreicht es ein Publikum und erzeugt dann auch Probleme auf der Straße, wie Sie in Wien oder teilweise in anderen Städten erleben. Ich glaube, im Sinne einer Generalprävention von solchen Ideologie-Elementen müsste man Themen in den Schulen sehr konkret hinterfragen oder auch sehr konkret behandeln. Also beispielsweise das Themenkreis Antisemitismus, natürlich auch Rassismus. Also ganz viele dieser Jugendlichen haben ganz massive Rassismus- und Ausgrenzungserfahrungen, die in fast keiner Biografie von Menschen, die sich irgendwie radikalisieren, fehlen. Das ist leider überall dabei. Das ist ein wesentliches Problem unserer Gesellschaft und ein wesentliches Problem, dass sich viele Menschen hier nicht mit Demokratie, Menschenrechten usw. identifizieren können. Ob sie sich mit Österreich identifizieren als Nation, ist mir ehrlich gesagt völlig egal. Genauso die Religion an sich, egal wer. Auch in gewisser Art und Weise doch eine Privatsache. in gewisser Art und Weise doch eine Privatsache. Ja, also da haben wir diese Probleme und geht dann oft mit einer sozialen Deklassierung Hand in Hand. Es sind natürlich dann oft Menschen, die aus sehr, sehr schwierigen finanziellen Verhältnissen kommen, wo es im Bildungsbereich ganz viele Schwierigkeiten gibt. Das hat die Melissa Erkert, glaube ich, schon sehr, sehr gut geschildert, wo die Problemstellungen sind, dass es dort Probleme kommt, liegt auf der Hand. Das ist eigentlich die Gemengelage, mit der wir konfrontiert sind hauptsächlich. Ja, anschließend an die Themen, die eben in der offenen Jugendarbeit auftauchen, die du geschildert hast, führt mich das eben zu der Frage, die wir auch schon angeschnitten haben, was braucht es denn, um tatsächlich den Bedürfnissen dieser Jugendlicher gerecht zu werden und auch tatsächlich, um Jugendliche aufzufangen, die eher nicht so wünschenswerte Wege eingegangen sind. Ich formuliere es mal so vorsichtig. Gerade aus dem Bereich Sozialarbeit, welche Wünsche gibt es denn da? Was braucht es da mehr? Die Frage ist jetzt eher an beide gerichtet. Ach so, okay. Ich habe jetzt nicht gewusst, an wem die Frage gerichtet ist. Eher an euch beide. Also wünsche ich uns, wann wie noch immer, dürft ihr jetzt äußern sozusagen. naja, man, wen auch immer, dürfte jetzt äußern sozusagen. Also was ich so zusammenfassend dazu nochmal sagen kann, ist, bevor man zu der Frage geht, was machen wir mit diesen Problemen, oder was machen wir mit Jugendlichen, die eventuell Herausforderungen, oder ich nenne es anders, was machen wir mit Jugendlichen, die einen nicht so konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft beitragen können aktuell, in welcher Lage sie auch immer gerade sind, muss man sich mehr die Frage stellen, wie sind sie dort hingekommen, wo sie sind. Und da ist für mich eben, sehe ich ein großes Problem in einem Strukturproblem, was wir in Österreich haben, auch an den Schulen, wie mit Identitäten, wie mit Vielfalt umgegangen wird, wie mit Diversität umgegangen wird. Viele muslimische Schüler, es ist nicht selbstverständlich, dass sie für Mädchen zum Beispiel, warum gibt es immer wieder jedes Jahr diese Kopftuchdebatte an den Schulen? Warum gibt es für junge muslimische Frauen immer wieder diese Kopftuchdebatte? Warum wird man ständig einfach nur sozusagen in diese Kopftuchschublade geschoben. Oder genauso, warum, wenn muslimische Jugendliche und Kinder an der Schule beten wollen, warum soll das ein Problem sein? Warum müssen sich manche muslimische Kinder und Jugendliche verstecken, wenn sie in der Schule beten wollen, weil sie Angst haben, dass der Lehrer da irgendwie ein Problem aus dieser Sache macht? Das heißt, was brauchen Jugendliche vor allem? Sie brauchen Wertschätzung und dass es einfach eine Normalität ist, ein normaler Ausblick in die Zukunft ist. Ich kann alles werden in diesem Land. Ich bin wertgeschätzt. Ich bin ein wertgeschätzter Teil von allen hier und ich will und muss und kann meinen Beitrag leisten, so wie ich bin und es macht keinen Unterschied, ob ich religiös oder nicht religiös bin. Wenn wir da anfangen, dann erledigen sich ganz viele andere Problemstellungen von alleine, weil sozusagen die Grundlage dafür nicht mehr gegeben ist. Aber wenn wir Jugendliche immer wieder in dieses Feld schubsen, du bist ein Problem, distanzier dich bitte von dem und distanzier dich von dem, und bitte vergiss nicht, distanzier dich von dem und bist du eh nicht so und machen wir ja mit dir einen Deradikalisierungsworkshop, weil könnte dich ja mal betreffen, dann schieben wir sie ja genau bitte in diese Richtung. Also das macht einen doch verrückt, wenn man ständig mit diesem Big Brother is watching you, dass du ja nichts Falsches machst und kaum schlägt man einen Koran im Zug auf, kommt man schon in Panik, dass man da irgendwie falsch angeschaut wird. Also wir müssen einfach weg von diesem Generalverdächtigen. Wir haben das leider gerade sehr stark in der Politik. Wird nicht unbedingt diese Wertschätzung von Vielfalt und Diversität wird nicht gerade unbedingt politisch gefördert. Umso mehr ist es wichtig, dass wir als Sozialarbeiter, Pädagogen und Jugendarbeiter drauf schauen. Ja, da kann ich mich eigentlich nur anschließen. Also diese einseitigen Zuschreibungen sind ein großes Problem und sind keine Lösung. Auch die Kopftuchdebatten und dergleichen, das ist furchtbar. Also damit gießt man eigentlich Öl ins Feuer. Und ja, muss man sich schleunigst abwohnen. Also ich glaube, wir haben ganz große Probleme, wie keine soziale Durchmischung in den Schulen und so weiter. Die werden wir jetzt nicht lösen können, weil das sind wirklich sehr lang gewachsene, jahrzehntelang gewachsene strukturelle Probleme, die viele Städte haben. Auch Wales oder Leeds, Wien. Und das ist das eine, die muss man halt einmal angehen. Und zum anderen, ja, natürlich, das Potenzial an wirklicher Radikalisierung ist, glaube ich, wäre ein sehr geringes in allen religiösen oder nicht religiösen Gruppen in Österreich. Wir haben ja doch einen relativ funktionierenden Sozialstaat und so weiter. Dass man immer wieder den Fokus auf die Muslime bewegt oder lenkt, das halte ich für falsch, auch wenn ich selbst teilweise Profiteur bin, sage ich jetzt einmal. Ich habe mich eigentlich wesentlich mehr schon mit autochtonen Rechtsextremismus befasst, aber die Leute wollen zu mir prämierbar was über die grauen Wölfe und so. Es geht mir selbst manchmal schon ein bisschen um den Zeiger, aber ich muss mich ein bisschen danach richten, für was ich beauftragt werde. Gerade wenn es um Publikationen oder Interviews geht, kann ich leider nicht bestimmen, über was ich rede, auch wenn ich viel mehr über andere Dinge reden werde. Will, ja, und das Thema Rassismus müssen wir permanent thematisieren. Es ist ein riesiges und viele Menschen in meinem Bekanntenkreis, die irgendwelche Hintergründe haben, oder auch Autochtone, die beispielsweise Kopftuch tragen, haben ein permanentes Problem, dass die rassistisch beleidigt, benachteiligt, was auch immer werden. Ich sage, wir haben das Problem, weil es ist ein Problem für uns alle, wenn wir einen Teil der Gesellschaft ausgrenzen aufgrund seiner Religion. Und die daraus erwachsenen Folgen haben wir auch alle zu tragen. Dementsprechend müssen wir hier auch alle gemeinsam an einen Strang ziehen, sage ich jetzt einmal, ohne aber jetzt unkritisch zu sein. Diese alten Konzepte der Multikultifest und so weiter, wo man einfach auch jede Art von Kritik an politischen oder religiösen Strömungen von vorher abschmettert. Das können wir, glaube ich, auch nicht brauchen. Ich glaube, wir brauchen einen offenen Diskurs, einen ehrlichen Austausch. Und der wird alle gesellschaftlichen, politischen Gruppen in dem Land dann weiterbringen. Ja, danke in dem Zusammenhang. Also es ist die gesamte Gesellschaft sozusagen gefordert. Und in dem Zusammenhang möchte ich auch noch erwähnen, darüber haben wir jetzt gar nicht so gesprochen, aber die muslimische Jugend betont ja auch, dass man jetzt nicht über Integration spricht, sondern es geht euch ja um Partizipation, soweit ich das mitbekommen habe. Das heißt, es ist ein Auftrag natürlich an die Gesellschaft, an sich mehr Teilhabe zuzulassen für die Menschen, die einfach hier leben. Das finde ich ein sehr schönes Stichwort, wollte ich noch am Schluss ergänzen. Ja, danke Sarah Momani für den Besuch und Thomas Ramersdorfer auch für deine Einschätzungen und wir sind jetzt auch schon am Ende dieser Sendung angelangt, des heutigen Frohsins. Wir haben heute über Jugendliche, muslimische Jugendliche gesprochen, über Jugendkulturen und die Suche nach Identität. Mehr Informationen zum Frosin finden Sie auf der Homepage unter fro.at und die Sendung zum Nachhören gibt es dann im Sendungsarchiv der Freien Radios unter cba.fro.at. Ich bedanke mich bei Ihnen fürs Zuhören und auch fürs Zusehen. Und wir freuen uns, wenn Sie auch beim nächsten Frosin wieder einschalten, immer werktags um 18 Uhr. Auf Wiederhören. Frosin, das werktägliche Infomagazin von Radio Froh auf 105,0.