Hallo, wir stehen hier im alten Rathaus der Stadt Linz und neben mir steht Eva Schuh. Sie ist die Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich. Das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich ist Preisträgerin des Frauenpreises der Stadt Linz im heurigen Jahr. Herzliche Gratulation Frau Schuh. Danke vielmals. Und sie wird uns jetzt ein bisschen über das Siegerprojekt Perspektive Arbeit erzählen. Bitte Frau Schuh. Ja danke vielmals. Wir freuen uns sehr über die Preisverleihung. Das Projekt Perspektive Arbeit ist speziell in der heutigen Zeit ganz wichtig, weil wir alle wissen, durch Corona ist die Arbeitslosigkeit sehr gestiegen. ist 2015 entstanden durch den ersten Social Impact Bond in ganz Österreich in Zusammenarbeit damals mit dem Sozialministerium und nachdem es evaluiert wurde und der Erfolg sehr klar rausgekommen ist, wurde es jetzt schlussendlich die Förderung vom AMS übernommen. Worum geht es im Projekt Perspektive Arbeit? Dabei geht es, gewaltbetroffene Frauen beim Einstieg bzw. Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen bzw. beim Arbeitsplatzerhalt. Uns ist es ganz wichtig, dass wir keine Doppelgleisigkeiten haben, sondern wirklich ein neues Projekt auf die Beine gestellt haben. Und deswegen haben wir auch schon mit erfahrenen Kooperationseinrichtungen zusammengearbeitet und hier die Ressourcen genützt. Das ist vor allem das Arbeitsmarktservice und der IAB. Wieso braucht es das Projekt Perspektive Arbeit? Weil gewaltbetroffene Frauen sehr viel Multiproblemlagen haben. Erstens oft gesundheitliche Probleme durch Körperverletzungen, Schmerzen, aber auch psychische Folgen, die Depressionen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen zur Folge haben, wo es dann wirklich schwierig ist, einen Arbeitsplatz zu finden bzw. auch zu erhalten. Auch die Wohnsituation ist ungeklärt oft. Kinderbetreuung durch Familienangehörige des Gewalttäters fallen weg. nicht in der Form gegeben sind und unsere Aufgabe ist, die Klientin so zu stabilisieren, damit sie sich überhaupt auf die Arbeitssuche konzentrieren kann und bereit ist für den Arbeitsmarkt. Wenn wir das geschafft haben, verweisen wir für ein allfälliges Jobcoaching an den IRB und wenn dann der Arbeitsplatz gefunden ist, machen wir auch eine Nachbetreuung. Was uns auch ganz wichtig ist, dass wir Ausbeilungen, Qualifizierungen mit den Klienten besprechen und schauen, gibt es hier Möglichkeiten, denn wir alle wissen, je qualifizierter jemand ist, desto einfacher ist es, einen Arbeitsplatz zu finden und auch diesen Arbeitsplatz zu erhalten. Danke. Können Sie uns vielleicht einen ganz kurzen Überblick geben über die vielfältigen Leistungen, die das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich anbietet? Also das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich ist zuständig für Gewalt in der Familie und sozialen Nahraum sowie Stalking-Opfer. Hier beraten wir vor allem geht es um Sicherheit, Schutz und Sicherheit der betroffenen Personen. Wenn die Polizei ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausspricht, nehmen wir aktiv mit den Klientinnen Kontakt auf, klären sie über die rechtlichen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten auf und unterstützen sie psychosozial. Und wenn es in der Folge zu einem Strafverfahren oder einem Zivilverfahren kommt, bieten wir Prozessbegleitung an. Das heißt, wir klären sie darüber auf und begleiten sie zum Verfahren. Und wie sieht es mit der derzeitigen Finanzierungssituation des Gewaltschutzzentrums aus? Also die Hauptfinanzierung ist vom Innenministerium und vom Frauenministerium. Dann bekommen wir für die Prozessbegleitung vom Justizministerium finanzielle Unterstützung. Wir haben Regionalstellen, wo Ried, Steyr und Gmunden durch das Land Oberösterreich finanziert wird und das Projekt Perspektive Arbeit wird eben durch das Arbeitsmarktservice Oberösterreich finanziert. Und was würden Sie jetzt Betroffenen von Gewalt, ganz egal, also jetzt unabhängig vom Geschlecht, raten? Sich möglichst bald Unterstützung suchen. sich möglichst bald Unterstützung suchen. Leider ist es so, dass Betroffene sich meistens erst melden, wenn die Gewalt schon sehr hoch ist. Viele sind sich auch nicht einmal sicher, ob das Gewalt ist. Wir haben die Erfahrung, immer wenn die Frage auftaucht, ist es ganz klar Gewalt. Und im Notfall natürlich, wenn eine akute Bedrohung ist, die Polizei rufen. Und als nicht direkt betroffene Person von Gewalt, wenn man jetzt unterstützend tätig werden möchte, was gäbe es da für Möglichkeiten? Und erstens kann man sich auch hier bei uns Ratsuchen. Ganz wichtig ist, es ist immer die Entscheidung des Opfers, was sie macht. Als außenstehende Person stellt man sich das immer sehr leicht vor, hier eine Trennung zu machen. Das ist nicht der Fall. Man muss einfach den Wunsch des Opfers akzeptieren, aber sie bei allen Schritten unterstützen. Eine letzte Frage noch. Wir befinden uns ja, also heute ist der 1. März, der 8. März naht mit großen Schritten. Der internationale Frauentag. Haben Sie zu diesem Tag oder generell natürlich Wünsche an die Politik? Ja, der größte Wunsch ist nach wie vor, dass daran gearbeitet wird, dass die Gleichstellung zwischen Mann und Frau passiert, weil das ist noch eine Grundursache von Gewalt, die an Frauen passiert. Und eine letzte Frage noch. Sie arbeiten ja tagtäglich mit Opfern oder Betroffenen von Gewalt. Das ist natürlich keine leichte Aufgabe. Was macht Ihnen trotzdem alle Mut und Hoffnung? Mut und Hoffnung machen die Rückmeldungen der Betroffenen, die einfach die Unterstützung sehr schätzen. Und wenn man dann die Entwicklungen, die dann die Frauen oder auch betroffene Männer, die Entwicklungsschritte sieht, dann macht das einfach Mut, hier weiterzuarbeiten. Jetzt ist hier bei mir Frau Eva Schobisberger, sie ist Stadträtin unter anderem für das Ressort Frauen. Frau Schobisberger, können Sie mir etwas zur Geschichte des Frauenpreises der Stadt Linz erzählen, bitte? Den Frauenpreis verleihen wir heuer schon zum zehnten Mal. Hintergrund ist, dass es mir einfach besonders wichtig war, zumindest einmal im Jahr ein Projekt, das sich für die Gleichstellung der Geschlechter besonders hervortut, auch auszuzeichnen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Daher wird einmal im Jahr dieser Frauenpreis verliehen. Wir haben ja in Linz, und das ist ein Alleinstellungsmerkmal, eine unglaublich breite Frauenszene und feministische Szene, wo hier gearbeitet wird und wo es viele tolle Projekte gibt. Dieses Jahr eben das bereits besprochene Projekt Perspektive Arbeit des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich. Wie kam es zur Auswahl des Projektes? Ja, dieses Projekt ist einfach, es spricht ja für sich. Wir haben insgesamt 28 Einreichungen gehabt in diesem Jahr. Und da ist es schon eine besondere Auszeichnung, wenn die Jury, die ja aus einer Vertreterin aller im Gemeinderat vertretenen Parteien besteht, also da gibt es ja sehr unterschiedliche Zugänge und Weltbilder. Und wenn sich die einstimmig einigen auf ein Projekt, dann ist das schon eine besondere Auszeichnung. Wir leben ja nach wie vor in einer Gesellschaft, die geprägt ist von einer massiven Schieflage zwischen den Geschlechtern. Also wenn man es kurz herunterbricht, Männer sind überall dort, wo es um Macht und Geld geht und Frauen überall dort, wo es um oft sogar ungedankte, meistens vor allem aber unbezahlte Sorge, Arbeit, Kinder, Familienangehörige und so weiter geht. Und der schlimmste Ausfluss dieses Missverhältnisses ist die extreme Gewalt gegen Frauen, die bei uns vorherrscht. Also wir haben da wirklich ein Männerproblem, wenn wir von Gewalt gegen Frauen sprechen. wenn wir von Gewalt gegen Frauen sprechen. Gewalt beginnt ja schon vor der physischen Gewalt, kann sich in sehr vielen Formen äußern, in struktureller, systemischer Gewalt ja auch. Was müsste sich jetzt gesamtgesellschaftlich ändern? Naja, aus meiner Sicht braucht es eine Veränderung dieser Schieflage. Die Gleichstellung der Geschlechter wird auch da was bewirken. Und da gilt es an allen Ecken und Enden anzusetzen. Wir brauchen gesetzliche Änderungen, die da unterstützen. Und eben auch so bewusstseinsbildende Maßnahmen wie Preise, die wir anlässlich des Internationalen Frauentages verleihen, um einfach einmal darauf aufmerksam zu machen. Es ist ja vielen gar nicht bewusst, wie massiv diese Schieflage eigentlich ist. Es wurden ja, ich habe mir die Preisträgerinnen, die Vergangenen ein bisschen angeschaut, es waren schon häufiger Projekte, wurden ausgezeichnet, wo es um den Schutz von Gewaltopfern geht. Jetzt hat der Verein AEF, also die Autonomen Österreichischen Frauenhäuser, gerade eine Kampagne gestartet. Schluss mit Männergewalt an Frauen, legen jetzt den Fokus auf die Täter. Wird genug getan in der Präventivarbeit? Nein, mit Sicherheit nicht. Also das muss dringend ausgebaut werden. Wir haben in der Stadt Linz, da können wir als Stadt natürlich nur einen kleinen Beitrag leisten, aber wir haben im letzten Jahr, und da bin ich froh, dass wir zumindest das machen haben können, da ein Präventivprojekt im Familienzentrum Bichlin gestartet, wo wir auch in Kooperation mit dem Gewaltschutzzentrum mit Tätern arbeiten. Das ist ja so, dass häufig, wenn jemand in diesen Gewaltmustern gefangen ist, das immer wieder zutage tritt. Ich habe da die Geschäftsführerin des Frauenhauses im Ohr, die bei einer Veranstaltung gesagt hat, sie hat jetzt schon die dritte Frau im Frauenhaus vom selben Schläger, deren Mann. Vom selben Täter. Genau, vom selben Täter, die dritte Frau im Frauenhaus. Also da sieht man, dass hier einfach dringender Bedarf ist, auch mit den Tätern zu arbeiten und präventiv einzugreifen. Ja, und meine letzte Frage. Der Frauentag ist am 8. März. Der Internationale Frauentag 1911 fand der zum ersten Mal statt, das heißt, das jährt sich zum hundertsten Mal. Frau Schobisberger, wie begehen Sie den 8. März? Na heuer auch anders als normal. Wir verleihen ja den Frauenpreis sonst immer bei einer Veranstaltung, wo es auch ums Zusammenkommen und Vernetzen geht. Der Frauentag ist ein Frauenkampftag und wir brauchen ihn einfach auch dringend, weil wir nach wie vor diese Geschlechterschieflage haben. Daher freut es mich heuer, dass ich den auch so starten kann. Um 10 Uhr gibt es eine gemeinsame Kundgebung, die hier von Bündnis 8. März ins Leben gerufen wurde. die hier von Bündnis 8. März ins Leben gerufen wurde, ein Zusammenschluss von sehr vielen Organisationen, Vereinen, der wirklich breit aufgestellt ist, wo Frauen zusammenkommen und gemeinsam protestieren und sagen, so kann es nicht weitergehen.