Herzlich willkommen an diesem frühlingshaft sonnigen Dienstagvormittag bei einer weiteren Ausgabe der Senderei Wassermeyer sucht den Notausgang hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. etwas mehr als einem Jahr erleben, hat uns ja einiges gelehrt. Sie hat uns aber vor allem auch gelehrt, den Blick und auch das Bewusstsein mehr zu schärfen für die Krisen, die wir damit auch verbunden haben und die wir auch erleben mussten und vor allem natürlich auch Krisen, die wir sehr individuell erleben. Das hat sehr unterschiedliche Auswirkungen für unser Leben, aber natürlich auch hat es uns sehr stark in Erinnerung gerufen, gerade auch in der Hochzeit der Pandemie, dass unser Leben natürlich auch mit einer gewissen Endlichkeit versehen ist. Das Sterben ist wieder stärker ins Bewusstsein gerückt und damit ergeben sich eine ganze Menge Fragestellungen. Unter anderem dazu werde ich jetzt in den kommenden 50 Minuten meiner Krisengespräche Minuten meiner Politikgespräche zu Kultur und Politik in Krisenzeiten mit meinem Gast heute hier reden, wo ich mich sehr freue. Der ist nämlich aus Leipzig zu uns gekommen in die Studie. Ich darf Sie herzlich willkommen heißen, Clara Charlotte Zeitz. Herzlich willkommen, dass Sie heute hier sind. Feine Sache, ist mal auch eine Premiere im Rahmen dieser Senderei, denn aus Deutschland ist so unmittelbar noch niemand zu uns gekommen. Das ist natürlich auch tatsächlich etwas ganz Wunderbares. Frau Zeitz, bevor wir ins Gespräch einsteigen, darf ich ein paar biografische Eckpunkte zu Ihrer Person sagen, damit auch die Zuseherinnen und Zuseher Sie gleich mal vorab ein bisschen besser kennenlernen. Sie haben in Neapel Kunst-, Film- und Theatergeschichte studiert. Sie leben als freie Autorin und Künstlerin eben in Leipzig und Sie engagieren sich auch politisch unter anderem im Vorstand des Vereins Vier, der sich gegen Gewalt an Frauen einsetzt. Was es damit auf sich hat, das wird dann auch noch im Gespräch ein großes Thema sein. Sie haben, auch das wird noch hervorgehoben, 2020 mit Ihrem Projekt Laskarina Project ein Stipendium des Goeten- und Pandemieentwicklung zulässt, in Deutschland und Griechenland präsentiert. Und sie schreiben, sie sind Publizistin, sie schreiben Kurzgeschichten und Essays, unter anderem bei PS politisch schreiben, in verschiedenen internationalen Magazinen. Sie sind Gastautorin der Zeit online, da bin ich ja auch auf sie gestoßen, beziehungsweise in der Kolumne eben 10 nach 8. Spannende Biografie, steigen wir gleich mal ein. Ich habe es eingangs schon angesprochen, dieses große Wort der Krise. Das ist etwas, was Schlagzeilen füllen kann, das auch große kollektive Aufregung erzeugt. Krise wird aber sehr vielfach auch sehr individuell erlebt. Welchen Zugang wählen Sie zum Thema Krise, zum Begriff Krise, der ja auch mal sozusagen in seinen Ursprüngen ein bisschen erörtert werden muss? Hallo erstmal, danke, dass ich da sein darf. Ich sitze jetzt heute hier erstmal als Autorin. Jede gute Geschichte braucht ein bis zwei Krisen, damit die Geschichte überhaupt funktioniert, damit der Mensch oder der Held, der Anti-Held, die Heldin, die Anti-Heldin daran wachsen kann. Global erleben wir meiner Meinung nach schon seit ein paar Jahren eine Krise. Eine globale Krise, die die Corona-Pandemie jetzt nochmal größer hervorgerufen hat oder unterstrichen hat, wo wir Menschen gerade wirklich ratlos sind. Wenn wir von dem semantischen Begriff Krise ausgehen, ist Krise vor allem immer erstmal Trennung. Es kommt aus dem Griechischen und heißt Trennung beziehungsweise Entscheidung. Es kommt aus dem Griechischen und heißt Trennung bzw. Entscheidung. Deshalb habe ich angefangen mit dem Thema, jede Geschichte braucht diesen Wendepunkt und wir stehen gerade an diesem Wendepunkt. Mit der Chance, sie umzuwandeln, um etwas neu zusammenzufügen. Jede Krise birgt in sich die Chance, etwas neu zusammenzufügen. die Chance, etwas neu zusammenzufügen. Und ich persönlich, wenn Sie jetzt davon sprechen, was meine ganz persönlichen Krisen bewirkt haben, sie haben mich herausgefordert auf eine Art und Weise, die ich mir selber niemals ausgesucht hätte. Sie haben mich von mir selber getrennt und ich habe mich danach wieder neu zusammengesetzt. Und ich sehe Krise an sich vor allem als eine Chance, von vorne anzufangen, etwas neu zusammenzusetzen. Und wir haben gerade die Chance, Dinge und Werte neu zu verhandeln. Und dafür brauchen wir vor allem die Sprache. Krise, ich glaube, das erleben sehr viele, bedeutet oft und vielfach Schmerz, auch Leiden. Tut auch mitunter wirklich sehr, sehr weh. Wie sehen Sie das? Sind wir als Menschen in der Gesellschaft, die wir leben, ich meine, wir sind fähig, auf den Mars zu fliegen mittlerweile, wir entwickeln Nanotechnologien, können innerhalb kürzester Zeit Impfstoffe gegen einen tödlichen Virus produzieren, aber sind wir ausreichend als Menschen auch darauf vorbereitet, den Krisen entgegenzutreten, die unweigerlich mal über uns hereinbrechen? Auch sozusagen physisch, psychisch, emotional, affektiv, was auch immer? weil wir in unserem Selbstoptimierungswahn verlernt haben, wirklich mit uns ins Gefühl zu gehen und wirklich mit uns selbst uns auseinanderzusetzen. Und leider Gottes zählt Leiden zum Leben dazu. Das Leben besteht aus Momenten des Glücks, der Wahrheit, der Authentizität, aber eben auch Tod, Sterben, Leid. Diese Leiderfahrungen, wenn wir mit denen nicht authentisch umgehen, dann sind wir von uns selbst abgeschnitten. Und es würde uns meiner Meinung nach sehr, sehr helfen, würden wir einen authentischeren Zugang finden zu unseren eigenen Gefühlen. Und wenn wir mit Leid oder mit Trauer oder mit Erinnerungen anders umgehen würden, hätten wir die Chance, die Wertschätzung in unser Leben zurückzubringen. Denn das ist ja genau das, was passiert, wenn man wirklich in die Tiefe, in das Leid reingeht, reinfühlt, nicht davor wegrennt, lernt man meistens sich selbst auf eine Art und Weise kennen und kann in einem authentischen Umgang damit auch in der Öffentlichkeit, auch vor anderen Menschen, nochmal diesen Lernprozess authentischer rüberbringen. Und darum geht es. Ich glaube, darum geht es, wenn wir alle lernen, wieder authentischer miteinander zu sprechen und miteinander umzugehen, können wir diese Gesellschaft wirklich verändern. Aber diese Authentizität ist ja sehr schwierig, weil wie finde ich den Weg zu meiner Authentizität? Wir alle sind enorm geprägt durch Medien, durch unglaubliche Reizüberflutungen, durch Rollenerwartungen. Wir alle stecken sehr stark in Geschlechterstereotypen. Wie kann ich hier für mich selber eine Voraussetzung schaffen, um genau mir die Möglichkeit zu geben, dass das auch so gelingen kann? Ich glaube, da gibt es keine Pauschalantwort, ehrlich gesagt. Ich glaube, da gibt es unterschiedliche Antworten. Ich kann Ihnen aber gerne meine Antwort sagen. Meiner Meinung nach braucht es neue Narrative. Es braucht neue Vorbilder, die wir neu erzählen müssen. Und in der Vergangenheit haben wir vor allem Heldinnen und Helden erzählt, die beispielhaft waren, die fehlerhaft waren, die perfekt nach außen waren. Und dieser Perfektionswahn lässt uns nicht miteinander wirklich ins Gespräch kommen, weil er eine Wand ist, eine Maske. Wenn wir diese Maske ablegen und andere Geschichten erzählen und andere Narrative erzählen, in denen wir uns wiederfinden, können wir wieder anders miteinander ins Gespräch kommen. Und dafür braucht es den Zweifel, dafür braucht es die Ruhe. Ich bin auch der Meinung, dass öffentliche Diskurse wieder anders geführt werden müssten, dass öffentliche Diskurse eher in einer Ruhe, in einem Zulassen von Ambiguitäten, im Zulassen von Pausen und Reflexionsmöglichkeiten, dann können wir wieder mit uns selbst auch einen anderen Umgang finden, der nicht immer perfekt sein muss. Keiner von uns ist perfekt. Ich komme mal noch einen Schritt zurück. Wir haben es schon ganz kurz angesprochen, der Mensch oder auch die Menschheit ist seit geraumer Zeit ja geradezu davon besessen, von dieser Idee des ewigen Lebens. Die Kosmetikindustrie zielt auf Anti-Aging-Produkte ab, also das Altern zu stoppen, sozusagen von ewiger Blüte zu sein und damit natürlich auch ein bisschen zu verdrängen, eben diese eigene individuelle Endlichkeit, dass der Tod, das Sterben, das ja sozusagen abschließender, unausweichlicher Bestandteil des Lebens ist. unausweichlicher Bestandteil des Lebens ist. Sie haben gemeint, dass wir auch sozusagen Erfahrungen machen müssen, die uns sozusagen auch in Krisensituationen dann stärken, die auch eine Resilienz erzeugen können, wenn wir Erfahrungen verfügen. Wie steht es da in der Frage um den Tod? Haben wir es verlernt, mit dem Tod zu leben? Ja, ganz klar, ja, haben wir verlernt. Ich würde gerne in dem Fall jetzt mal von meiner eigenen Erfahrung reden. Mir sind zwei Todeserfahrungen passiert und in beiden Fällen war es unheimlich schwierig, gesellschaftlich, im Umfeld darüber zu sprechen, weil ich eine der wenigen war, die überhaupt eine Erfahrung damit hatte. Das Problem ist, dass wir insgesamt die Erfahrung des Endes, des Todes, des Vergehens, des menschlichen Körpers, der altert, nach außen geschoben haben. Wir haben alternde Menschen in Altersheime geschoben. alternde Menschen in Altersheime geschoben. Wir haben Friedhöfe oder Hospize, diese Todeserfahrung an sich, dieses Vergehen und Altern des eigenen Körpers und der Liebsten, unserer Liebsten. Das ist, wenn wir das wieder hinkriegen, in unser Leben zu integrieren, können wir automatisch einen Diskurs der Wertschätzung wiederfinden. Denn wir müssen das Leben von hinten wieder mal betrachten. Wenn wir uns fragen, wie wir selber sterben oder was von uns übrig bleibt oder wie wir die Liebsten, die uns am Herzen liegen, auch wenn sie nicht mehr sind, in unseren Alltag integrieren, aktiv integrieren können, dann sind wir handlungsfähig. Und wenn wir handlungsfähig sind, dann können wir auch aktiv mit uns selbst wieder umgehen. Dieses Aussondieren unserer eigenen Mortalität führt dazu, dass wir zwar immer weiter, größer, schneller wollen, aber uns nicht mehr wirklich fragen, worum es uns geht. Worum geht es uns eigentlich wirklich? Was wollen wir in der Zeit, die wir haben, wirklich erreichen? Und diese Frage nicht zu beantworten für uns heißt, dass wir nicht wirklich wertschätzend handeln können. Wir brauchen aber diese wertschätzende Handlung. Also wenn wir die Mortalität oder die Erfahrung mit Erinnerungskultur und Tod wieder in unser Leben integrieren, können wir anders wieder mit Wertschätzung umgehen. Deswegen brauchen wir ganz unbedingt negative Gefühle, Diskurse, die auch Imperfektion zulassen und die Integration von Mortalität wieder in unser Leben. Ich habe jetzt ganz stark bei Ihren Ausführungen das Bild im Kopf, dass gerade auch totalitäre Systeme und etwa auch der Nationalsozialismus, also eine Diktatur, besondere Ausführungen, ja auch den Tod sozusagen zum Programm gemacht hat, diese nekrophilen Inszenierungen der Macht, das war immer auch auf Totenkult aufgebaut und so weiter. Ist das nicht auch ein Teil, vielleicht auch einer gesellschaftlichen Emanzipation, dass man sagt, wir haben uns auch davon gelöst, dass wir uns damit auch freier machen. Einfach mal den Blick vom Tod wegrücken, dass das eigentlich auch ein durchaus emanzipatorischer Akt ist? Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube, dass Freiheit etwas mit Befreiung zu tun mit einer, mit dem Bilden einer neuen Narrative. Und vor allem mit Authentizität. Und wenn wir so tun, als würden wir ewig existieren können, wenn wir in einen, wenn wir uns selbst, natürlich ist das eine Art Leichtigkeit, aber irgendwann ist Schluss. Irgendwann haben wir alle ein Ende und wir könnten und wir haben die Chance, es umzuwandeln. Wir haben die Chance für wirkliche Veränderungen und wir brauchen diese Veränderungen gerade. Wir haben ja gesehen, wohin es uns führt. Wir haben ja gesehen, dass die Gesellschaft sich immer mehr polarisiert hat und polemisiert hat und vergessen hat, bestimmte Gruppen mit reinzunehmen in einen gesellschaftlichen Diskurs. Wir können nicht über Exklusion diskutieren. Wir brauchen Inklusion in allen Bereichen und dafür ist es total wichtig, dass wir die eigene Endlichkeit auch integrieren, alte Menschen wieder in unser Leben ganz normal integrieren, ohne dass wir nur diesen Jugendwahn feiern. Sie haben schon die Notwendigkeit herausgestrichen, dass wir uns eigentlich wieder unserer eigenen Narrative bewusst werden oder vielleicht auch neue Narrative schaffen oder vielleicht überhaupt erst Narrative schaffen. Und ich habe mir dann gleich die Frage gestellt, wo beginne ich, wenn ich das jetzt für mich versuche anzuwenden, wo beginne ich bei mir? Und das Erste, was mir einfiel, wäre, na gestellt, wo beginne ich, wenn ich das jetzt für mich versuche anzuwenden, wo beginne ich bei mir? Und das Erste, was mir einfiel, wäre, ich beginne eigentlich mal, wenn ich einen Ort suche bei mir selbst, bei meiner Körperlichkeit, das, worauf ich aufbauen kann. anhand einer historischen Figur sozusagen auch Narrative abzuleiten, die sich vielleicht auch gegenwärtig lesen lassen, anwenden lassen. Können Sie ein bisschen mehr dazu erzählen? Ja, diese Figur, um die es da geht, die ist mir eigentlich eher zufällig letztes Jahr über den Weg gelaufen. Und zwar habe ich in Griechenland ein Kurzgeschichtenprojekt beendet und war im März 2020, kurz vor dem ersten Lockdown, auf Hydra, um dort die letzte Kurzgeschichte zu beenden. Und Hydra war aber zu teuer für mich damals und deswegen habe ich auf der Nachbarinsel Spetses geschlafen. Und diese Freiheitskämpferin und einer der letzten piraten in europa hat aufs bett ist gelebt und dort las karina bulina genau und ich bin ja dann dort sozusagen begegnet bin ins museum gegangen in ihrem museum und ich habe schon ganz ganz lange ein inneres Bild im Kopf von einer Frau auf einem Schiff mit dem Rücken zu mir, das in See sticht. Und ich baue ganz oft meine Geschichten erstmal von einem Bild auf. Ich sehe ein Bild und dann entwickelt sich eine Geschichte daraus. Ich habe sie gesehen und habe gedacht, es ist so, das ist genau diese figur die ich immer vermisst habe oder sie könnte für mich diese figur sein die ich als kind als narrative vermisst habe weil meine beiden lieblingsbücher als kind und ist und ronja räuber tochter waren also die einmal die reise dass das abenteuerliche und zum anderen aber auch das wilde und vor allem auch als mädchen das wilde und wenn ich sage wir brauchen neue neue narrative dann schreibe ich sozusagen gerade selber die das narrativ was es für mich gebraucht hätte als ich ein kind war denn es gibt kaum erzählungen von abenteurerin authentischen abenteurerin die auch wild sind die aus ihrer rolle rausgehen die sich emanzipieren die sich von etwas loslösen und ihren eigenen weg gehen und in dem fall ist es auch noch so dass es eine griechische freiheitskämpferin ist und dieses piraten haft hatte sie sich nimmt was sie will dass sie sich aus einer rolle emanzipiert in die sie gesteckt wurde sie wird nach der heirate zweimal und hat dann ihr besitz soll ja aberkannt werden und sie zieht dann alleine los und gründet eine flotte und besegelt sozusagen die europäischen meere vor allem das mittelmeer und kennen sie eine seglerin oder eine Abenteurerin auf See, die schon mal erzählt wurde? Ich bis jetzt nicht. Und wenn, auch da gibt es ein paar Geschichten zu Frauenfiguren, die aber eher gesammelt sind in Sammelbänden. Es gibt bis jetzt kaum welche, die wirklich einzeln stehen für sich und dieses Wilde irgendwie auch ausdrücken. Und ich habe dann angefangen, zu ihr zu recherchieren. Für mich ist auch vor allem interessant und spannend, dass sie nicht nur das Wilde hat, sondern auch das Meer, weil für mich Wasser immer Emotionalität ist. Das heißt, für mich verbinden sich in so einer Figur auch das Emotive der See, des Wassers, des Meeres und das Abenteuer, auf dem Wasser zu segeln, auf dem Wasser sich zu bewegen. Und ich habe dann angefangen, ihre Vorfahren zu interviewen, habe die geschichtliche Seite sozusagen aufgearbeitet. Mir geht es aber nicht um die geschichtliche Aufarbeitung, sondern mir geht es um eben ein neues Narrativ, neue Figuren zu erschaffen, mit denen wir uns anders identifizieren können. Und ich habe dann Frauen in ganz Europa interviewt und sie gefragt, was sie heute eigentlich bewegt und was sie heute eigentlich dazu bringt, aufzustehen. Weil für mich die zentrale Frage im Schreiben ist, was führt dazu, dass wir Veränderungen eingehen? Was führt dazu, dass wir den Moment des eigenen Leidens umwandeln in eine aktive Handlung und losgehen, um wirklich etwas zu verändern? Und ich glaube, das sind die Geschichten, die es wirklich braucht, denn wir brauchen Veränderungen. Wir sind gerade in einem unheimlich spannenden Moment, wo Sprache sich verändert, wo Gruppen für sich aufstehen und sich endlich höheren Gehör verschaffen. Und da braucht es Figuren, die das irgendwie auch widerspiegeln. Und die, ich habe sozusagen in diesem Projekt über Laskarina Bobulina die zeitgenössische, die transnationale, die aktuelle Frage mit reingenommen, was hat es mit diesen Frauen heute auf sich, was beschäftigt sie heute, wie wollen sie dargestellt werden, wofür brennen sie. Wofür brennen sie? Und verarbeite das jetzt zu einem Text, aber auch zu zwei Ausstellungen in Leipzig und in Thessaloniki. Dafür gibt es im Momus-Museum Thessaloniki und in der Halle 14 Zentrum für zeitgenössische Kunstsuchung in Leipzig einen großen Raum. Und das ist für mich total spannend, dass ich Sprache ist für mich handeln sprache ist höchst politisch aber sie ist sehr auf den punkt wenn ich mit sprache arbeitet dann arbeite ich dann spiele ich mit ihr dann lohnt sich sie aus sie, aber drücke bis auf den Punkt aus, was ich möchte. Und jetzt habe ich zum ersten Mal die Möglichkeit, das wieder in den Raum zu setzen und in dem Raum wieder aufs Gefühl zu gehen, was für mich eine unheimliche Chance ist, etwas zusammenzubringen, zwei Narrative zusammenzubringen. Das war jetzt eine ganze Menge, was Sie jetzt mal hier auf den Tisch gelegt habe. Ich versuche das jetzt der Reihe nach wieder aufzudröseln, weil mich natürlich sehr, sehr viele Aspekte davon noch näher interessieren, auch jetzt hier in diesem Gespräch. Das Erste ist, ist das Zufall oder kann man oder können wir Laskarina Bubulina durchaus als zeitgenössische Ikone lesen, die vielleicht uns auch Bezugspunkte, Orientierungspunkte gibt, wenn wir etwa beobachten müssen, meist sehr ohnmächtig oder tatenlos, das große Sterben im Mittelmeer, wenn Menschen, die auf der Flucht sind, zu uns kommen, eben über das Wasser versuchen, das rettende Europa zu erreichen. Griechenland ist so ein Hotspot mit fürchterlichen Bildern, wo wirklich auch Europa es offensichtlich darauf anlegt, auch hier dieses Sterben und Elend nicht nur zu tolerieren, sondern fast auch zu produzieren. Man hat die schrecklichen Bilder dieser Pushback-Maßnahmen gesehen, wo wirklich auch widerrechtlich Frontex-Polizistinnen und Polizisten, auch Menschen, die auf das Land gehen wollen, einfach zurückstoßen ins Meer. Die sind ohnehin schon völlig entkräftet. Also schreckliche Bilder, die aber wieder dieses Sterben auch sozusagen eigentlich vor uns vor Augen führen. Steht da das eine in Bezug mit dem anderen, wo wir vorher gesprochen haben, uns vor Augen führen. Steht da das eine in Bezug mit dem anderen, wo wir vorher gesprochen haben, über diese Bilder des Todes, die für uns eigentlich zunehmend abstrakter werden oder in den Hintergrund rücken und eigentlich haben wir sie aber so unmittelbar vor Augen, nur wir haben die Möglichkeit, die Augen davor zu verschließen. Ja, auf jeden Fall hat das damit zu tun. Ja, wir haben uns daran gewöhnt, dass diese Bilder existieren. zu tun. Ja, wir haben uns daran gewöhnt, dass diese Bilder existieren. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich kann nicht unpolitisch schreiben, ich kann nicht unpolitisch handeln. Für mich ist Sprache und ist Geschichten erzählen und ist auch Kunst politisch als Grundbedürfnis. Dieses Europa, was wir gerade sehen, ist nicht mein Europa. Ich kann nicht einfach zusehen, wie vor meiner Nase in diesem Meer die Menschen sterben. Und genau deshalb habe ich mir diese Figur ausgesucht, weil sie für mich etwas verkörpert. Es ist natürlich auch ein bisschen zweischneidig. Sie könnte im historischen Kontext als Nationalheldin, steht sie als Nationalheldin da, Kontext als Nationalheldin, steht sie als Nationalheldin da, die wiederum einen Nationalismusdiskurs anstoßen könnte, dem ich aber ganz bewusst aus dem Weg gehe und das ist ja meine Interpretation, das ist ja meine Chance und meine Möglichkeit unter dem Namen Laskarina Popolida meine eigene Interpretation zu schaffen und die hat ganz stark damit zu tun, welches Europa wollen wir. Denn es gibt kein Narrativ. Es gibt keinen Zusammenhalt. Es gibt eine Verwahrlosung von den Werten, die ursprünglich mal stehen sollten. Und ich kann nicht einfach nur zusehen und denken, das ist okay so, sondern das Schreiben dieser Geschichte, das Schreiben meiner eigenen Geschichten ist mein Akt, mich dazu zu positionieren und zu versuchen, etwas zu verändern. Sie erinnert mich ja auch durchaus frappant an andere historische Figuren wie etwa Jeanne d'Arc, die ja genauso eine große Projektionsfläche bis heute darstellt, einerseits von nationalistischer Aufladung sozusagen auch der nationalen Gründungsmythen Frankreichs, bis hin eine junge Frau, die sich erhebt, auch als Revolutionärin gedeutet wird. Da bin ich auch gleich bei einem Punkt, durchaus auch Frau sein, Veränderung, Revolutionärin, das greift ja eh einher mit dieser Diskussion um Narrative. Ist die Zeit gekommen, mehr von solchen revolutionären Figuren, gerade auch Frauen, Geschichte wurde von Männern geschrieben, hauptsächlich von Männern geschrieben und wo wir gelandet sind, das wissen wir. Ist die Zeit gekommen, Frauen diese radikale Veränderung zu übertragen? Sollen Sie das in die Hand nehmen? Wo kann man Revolution überhaupt heute ansetzen? Wo setze ich überhaupt an für Veränderung? Das sind ziemlich viele Fragen gewesen. Ich habe ja ein gewisses Fable für Revolution, weil weil ich selbst in eine friedliche rein geboren wurde. Ich selbst stamme aus der DDR, ehemalige DDR. Und meine Familie war sehr involviert beziehungsweise auch betroffen von der friedlichen Revolution 89. Nun habe ich mir ganz bewusst eine Figur rausgesucht, die auch diesen Revolutionsprozess durchlebt und sich dazu positionieren muss und Teil dessen ist. Und wenn wir Revolution mal mit den Worten von Hannah Arendt betrachten, dann ist Revolution vor allem erstmal ein Befreiungsakt von etwas. Und dann muss aber ein neues Narrativ geschaffen werden. Es braucht eine neue Zusammensetzung, wie wir anfangs schon eingestiegen sind. Es braucht etwas, das danach kommt. Und dieses Danach, ich glaube, wir sind gerade bei dem Befreiungsakt. Und es ist mir total wichtig, dass wir uns darüber Gedanken machen, also von alten Strukturen, und es ist mir total wichtig, dass wir uns darüber Gedanken machen, also von alten Strukturen. Und es ist mir total wichtig, dass wir uns Gedanken machen, wie wollen wir weitermachen? Wie wollen wir zusammenleben? Wie wollen wir miteinander reden? Wie wollen wir miteinander ins Gespräch kommen? Was sind unsere Werte, die uns als Gemeinschaft, als Gesellschaft und auch als Weltgemeinschaft und Weltgesellschaft zusammenhalten. Und natürlich ist da eine Figur, die weiblich ist und nicht in das passt, was wir bis jetzt erzählt haben, eine Stellvorlage. Und genau so sehe ich es auch. Ich möchte nicht einen, natürlich möchte ich keinen nationalistisch grenzbezogenen Diskurs machen und ich finde auch die Kämpferin an sich nicht nur einfach, sie ist auch für mich eine widersprüchliche Figur, aber sie birgt für mich die Chance, mich auseinanderzusetzen und auch neu zu definieren, was meine Werte sind und das in eine Geschichte zu packen, wie ich Frauen gerne sehen möchte, welche Vorbilder ich gerne selbst gehabt hätte als Kind. Und zwar, dass es zwar leidenschaftlich sein kann und vor allem herzlich, aber auch bestimmt und engagiert. Wir erleben heute ganz viele Frauen, die unheimlich engagiert sind. Und es braucht aber das Miteinander. Es braucht das Miteinander auf transnationaler Ebene, die verschiedenen Länder, die verschiedenen Kulturbereiche. Und das ist nicht immer einfach. Ich sage überhaupt nicht, dass es immer einfach ist. Es braucht diesen Dialog zwischen Männern und Frauen, zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land. Wir brauchen die gemeinsamen Diskurse wieder. Und diese gemeinsamen Diskurse, und die sind wirklich eingeschlafen in den letzten Jahrzehnten. Gibt es diese Veränderung nicht? Gibt es diese neue Gesellschaftsform nicht, die wir brauchen? Und da ist für mich Europa ganz ausschlaggebend und für mich auch der Diskurs des Feminismus und der Weiblichkeit ganz ausschlaggebend. Wer ist die Heldin von heute? Ich falte das ganz bewusst, denn wir erinnern uns noch an den Lockdown im Zuge der Corona-Pandemie des vorigen Frühjahrs. Da gab es ja kollektiv, da hat man sich verabredet. Immer um 18 Uhr wurde den Heldinnen des Alltags applaudiert, die Frauen, die im Supermarkt sind und sozusagen dort mit der Maske uns mit den wichtigsten Lebensmitteln aufrechterhalten. Die Pflegerinnen, die in einer völligen Selbstaufopferung da versucht haben, Menschenleben zu retten und so weiter und so fort. Plötzlich war die Heldin als Begriff gegenwärtig, aber ich habe noch selten etwas erlebt, was dann so schnell auch wieder sozusagen vom Tisch gewischt wurde und in Vergessenheit geraten ist. Die Heldinnen von damals sind nicht mehr die Heldinnen von heute. Und wo kann man denn tatsächlich jene Heldinnen finden, die tatsächlich sich auch ermächtigen? Sie haben zuvor gesagt, diese Laskarina Buburina ist für Sie deshalb auch faszinierend, weil sie sie einfach genommen hat. Dass deshalb auch diese Seeräuberin, diese Piratische, einfach sozusagen ein Aneignungsprozess, der nicht nur Stärke demonstriert, sondern vor allem auch Wirkmächtigkeit. Wo finde ich heute die Held also ich finde das Wort Heldin sehr schwierig, ehrlich gesagt, weil es wieder so eine Überhöhung ist an historisch gewachsenem Perfektionismus und Stärke, der, ja, für mich ist erstrebenswert, sagen wir es mal so. Erstrebenswert, wer sich engagiert, wer aktivistisch agiert, wer sich einmischt, wer diskutiert, wer hilft und das oft über die Grenzen, über die eigenen Grenzen hinaus, wer sich sozial engagiert, dafür, dass Menschen gleichberechtigt behandelt werden. Wir brauchen die Gleichberechtigung, aber nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern zwischen allen gesellschaftlichen Gruppen. Genau deswegen gibt es ja jetzt die Konflikte, die es gibt. Und ich bin froh, dass es sie gibt. Ich bin froh, dass diese gesellschaftliche Revolution jetzt gerade stattfindet. Aber es gibt nicht eine Heldin gerade. Vor allem sind es die, die sich alltäglich engagieren dafür, dass etwas besser wird. Das ist vielleicht die pauschalste Antwort, die ich geben kann. Die sich tagtäglich engagieren, die darauf Wert legen, dass verantwortungsbewusster Journalismus geführt wird, dass überhaupt Verantwortung übernommen wird. Verantwortung ist etwas, was unheimlich befreiend ist, weil es eine aktive Handlung ist und wir brauchen genau diese Verantwortung und aktive Handlungen. Und ja, für mich sind das wahrscheinlich die Heldinnen. das wahrscheinlich die Heldin. Ich habe erzählt, ich bin auf sie gestoßen durch einen Text, den sie in der Zeit online veröffentlicht haben. Der Text ist getitelt mit, es braucht Mut, um glücklich zu sein. Damit beschreiben sie einerseits sozusagen auch ihre Erfahrung mit dem gewaltvollen Tod einer sehr nahen Angehörigen in ihrer Familie, aber auch sozusagen die Schlussfolgerungen, die sie persönlich auch ziehen, sozusagen auch viele Dinge im Leben neu zu sehen. Im Untertitel entnehme ich, wir müssen verzeihen, wir müssen zweifeln. Skepsis ist durchaus sozusagen auch ein probates Instrument. Aber was mir dann noch viel mehr auch ins Auge gestochen ist, das möchte ich jetzt hier herausgreifen. Sie empfehlen hier sozusagen, wir müssen auch den Mut dahingehend entwickeln und vielleicht auch beweisen, ins Ungewisse zu springen. Es ist dieses Ungewisse. Da verknüpft sich jetzt sehr, sehr vieles von dem, was wir jetzt schon besprochen haben. Einerseits sozusagen diese starke Piratin, die ja auch Mut aufgebracht hat, ins Ungewisse zu gehen. Sie weiß nicht, was ihr morgen passiert oder was morgen mit ihr sein wird. Und was ist für sie dieses Ungewisse? Was ist für sie, dass diese Perspektive eigentlich keine Perspektive zu besitzen. Sich freimachen von den eigenen Sicherheiten, glaube ich. Oder das Bewusstsein, dass alles relativ ist und dass wir Sicherheiten nicht wirklich haben. Ich glaube, das war für mich eine der größten Lektionen in diesen Trauerprozessen insgesamt. Dass ich vorher gedacht habe, ich kann bestimmte Dinge kontrollieren, ich kann bestimmte Dinge selbst steuern. Und die Erfahrung, dass eben nicht alles steuerbar ist und nicht alles von mir kontrollierbar ist, war eine der befreiendesten in meinem Leben, weil ich verstanden habe, dass ich mich immer wieder neu einlassen muss. Und dieses einlassen ist ein ist ein zeitlich gesehen ein jetzt im heute und jetzt und hier leben und alles geben was ich kann für das ein stehen an was ich glaube und das ist wahrscheinlich mein befreiungsakt. Jetzt wirklich komplett das zu leben und zu tun, wofür ich stehen möchte und damit nicht zu warten. Ich glaube, dass Sicherheit von Angst geprägt oder Sicherheitsdenken oft von Angst geprägt ist auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Und ich will auch gar nicht verurteilen, wer Sicherheit, mehr Sicherheit braucht, aber für mich war es eine unheimliche Veränderung, mir bewusst zu werden, dass wir nichts wirklich festhalten können, sondern uns nur einlassen können. Und dieses Einlassen beinhaltet ja auch immer ein Versprechen, wir übernehmen die Verantwortung, wir wollen es anders machen und ich möchte gerne versprechen ich möchte mich einlassen ich möchte gerne verlässlich sein und indem ich mich darauf einlasse dass alles relativ ist oder alles relativ aber das ist dass der sprung ins ungewisse das befreiendste ist ich machen kann, weil ich eben nichts weiß, in Anführungsstrichen. Dadurch agiere ich. Dadurch werde ich wirklich bewusst, handle ich bewusst. Sie wurden sozusagen in die DDR, einen totalitären Staat, hineingeboren. Die Gesellschaft, ihre Familie, die Menschen, die ihnen nahestanden, haben sich dann sehr schnell wiedergefunden mit dem Fall der Mauer 1989 in einem völlig neuen System der großen Versprechungen. Also ein totalitäres System bietet eines sicher nicht, Freiheit, Demokratie, aber es bietet eigentlich vielfach Sicherheiten. Die Menschen wissen, worauf sie sich verlassen können und dann aber kommt quasi das System, das die großen Versprechungen mit sich bringt, aber eigentlich auch sehr, sehr viele Ungewissheiten und so ist es ja auch eingetreten. dann ab 90 auch in der ehemaligen DDR in Deutschland, erweiterte Bundesländer, die haben sich wiedergefunden in Arbeitslosigkeit, in sehr großen sozioökonomischen Unsicherheiten. Ist das etwas, was Sie auch geprägt hat, wir haben viel darüber geredet, wir waren viel am Diskutieren. Ich bin sowieso aufgew also in meiner Familie war das sehr stark, Narrative verarbeitet oder auch Erfahrungen verarbeitet, die, glaube ich, sehr unterschiedlich erlebt wurden von Bürgern der DDR. Natürlich habe ich, ich bin ja selber dann zehn Jahre weggegangen. Ich habe in der Schulzeit dann ein Projekt gemacht, was ein Europa-Projekt, was mich dann erst mal weggebracht hat und mich diese Reisefreiheit auch leben lassen hat. Und meine Eltern haben mich sehr darin unterstützt, dass ich auch das genau tun konnte, was sie ja erst mal nicht tun konnten. Deswegen gab es ja auch erst mal dann ein Aufmachen und in die Welt reingehen. Und ich glaube, das hat mich sehr geprägt. Mich hat sehr geprägt, dass man für das einstehen muss, was man wirklich möchte. Und ich glaube, das ist vielleicht so eine Erfahrung aus 89. Ich meine, es gibt wenige Revolutionen, die wirklich in der Art und Weise friedlich waren. Und das auf jeden Fall. in der Art und Weise friedlich waren. Und das auf jeden Fall. Und trotzdem ist meine ganz persönliche Geschichte ja trotzdem viel mit diesem Reisen in Europa und auch mit diesem gemeinsamen Dialog mit anderen Ländern verbunden. Und das sicherlich auch aus einem Kontext heraus, jetzt endlich ist es möglich. Und wenn wir jetzt zurückgucken, natürlich gibt es da sehr viel Frustration, die man auch nicht leugnen kann. Und ich bin, glaube ich, schon sehr verortet, was Sachsen angeht. Oder wenn ich mich selbst sehe, dann fühle ich mich auf jeden Fall als ein sächsisches Mädchen. Aber noch mehr sehe ich mich als Europäerin und nicht als Deutsche, ehrlich gesagt. Auch wir in Österreich haben immer wieder auch sehr eindrücklich gesehen und erlebt die Bilder aus Leipzig vor der Wende, dieser friedlichen Revolution, immer diese Demo-Züge am Montag, die Montagsdemonstrationen mit den Schlüsseln in der Hand. Das war ja eigentlich eine eindrucksvolle Manifestation von Menschen, die sich eben selbst ermächtigt haben, die eben gehandelt haben. Da komme ich jetzt auf einen ganz wichtigen Punkt, sozusagen, was sind Anstöße, damit Menschen handeln. Gleichzeitig erleben wir gegenwärtig, ich meine, ich spreche von einer Zeit noch vor der Pandemie, es gibt unzählige Studien, die eigentlich eine sehr, sehr große Zufriedenheit der Menschen ausweisen. Jetzt haben Sie zuvor gesagt, naja, aber eigentlich erleben wir Krisen schon viel länger. Wir hatten die große Finanz- und Weltwirtschaftskrise 2008, 2009. Das hat sehr, sehr viel auch an Problemen mit sich gebracht, auch im Alltag, sehr viel Verarmung. Phänomene, die wir ohnehin alle schon sehr lange kennen. Die Menschen sind dennoch zufrieden. Der Konsum blüht, er wird auch wieder aufblühen, auch jetzt nach der Pandemie. Die Menschen haben das, können sich verwirklichen, großteils, was sie sich ersehnen. Die Neigung, tatsächlich politisch etwas zu verändern, auch Dinge in die Hand zu nehmen, ist relativ gering. Man muss schon wirklich entweder große Drohbilder und Angstbilder vor Augen haben, um sich selbst zu bewegen. Wie können wir Menschen heute dazu bewegen, Sie haben schon die Narrative genannt, dann auch sozusagen ein bisschen Role Models, sozusagen Vorbilder liefern, aber auf welchen Knopf muss ich Ihrer Meinung nach drücken, damit die Menschen tatsächlich mal Dinge verändern? Damit sie sich als Subjekte und Motoren der Veränderung begreifen? Das ist ja genau die Frage, der ich selber nachgehe. Aber Sie sind sicherlich weiter als ich. Ja, also ich schreibe ja, um zu begreifen. Genau deswegen ist dieser Prozess für mich auch so wichtig dass es dass ich genau diesen das ist das ist die frage die für mich ausschlaggebend ist was was braucht ist naja wir gehen ja davon aus oder die die menschen die konsumieren die die zufrieden sind, sind privilegiert. Ich bin der Meinung, dass privilegiert nur, oder dass den Luxus eines unpolitischen Denkens und Seins sich nur leisten kann, wem nie ein Recht abgesprochen wurde. Und es gibt natürlich diese Menschen, denen diese Rechte abgesprochen wurden. Und ich glaube, dass es in der Verbindung liegt. Die Antwort liegt in der Gemeinschaft. Die Antwort liegt darin, sich die Verantwortung zu übernehmen, dass es nicht nur mich als Subjekt gibt, sondern dass wir stärker sind, wenn wir wieder ins Wir gehen. Die Antwort liegt im, wir brauchen gesamtgesellschaftliche Antworten und nicht die subjektiven, weil im Subjekt sind wir immer nur ego-behaftet, sind wir spiegelreflexiv. Aber wir können uns nicht verbinden und wir brauchen diese Verbindung wieder, dass wir handeln können gemeinschaftlich. Jetzt komme ich trotzdem nochmal kurz einen Schritt zurück, denn gerade die Frage von Wir, Gemeinschaft, das ist ja ein sehr dünnes Eis. Das ist sehr heikles, mitunter vermintes Terrain. Gerade auch aus unserer gemeinsamen Geschichte Deutschland-Österreich wissen wir, Gerade auch aus unserer gemeinsamen Geschichte Deutschland-Österreich wissen wir, welche mitunter verheerende Folgen das auch zeitigen kann durch Krieg, Eroberung, Zerstörung, Vernichtung. Identität ist oft verbunden mit Krieg. Gleichzeitig aber, und da beobachten wir jetzt seit einigen Jahren ja auch diese spannende Debatte, gerade auch in der Linken, global, der Identitätspolitiken, Sie haben schon selber gesprochen, diese Ermächtigung von Gruppen, dass sie sozusagen, die halt an den Rand gedrängt waren, die unsichtbar gemacht werden, sei es aufgrund ihrer geschlechtlichen Orientierung, was auch immer, dass sie jetzt quasi sich selbst eine Identität verpassen und sagen, hier sind wir, Raum einnehmen. Also die global aktuell sicher mächtigste identitätspolitische Bewegung ist sicherlich die Black Lives Matter Bewegung. Aber das ist natürlich, das ist auch mitunter schwierig, weil wenn wir hier einerseits tatsächlich Veränderung beobachten können, weil Veränderung herbeigeführt wird, sei es auch nur durch Sichtbarkeit oder durch Wirkmächtigkeit, weil Veränderung herbeigeführt wird, sei es auch nur durch Sichtbarkeit oder durch Wirkmächtigkeit, läuft auch oft damit einher, dass eigentlich ein Wir-Gefühl auch ein Außen schafft, das ausgegrenzt wird, das nach außen ausgrenzend wirkt. Und da habe ich noch nicht ganz verstanden, wo Sie eigentlich dann diese Gemeinschaft sehen, auch dieses Solidarische, wie wir quasi tatsächlich, Sie haben auch genannt, dass Europa, der europäischen Integration, darum ist es so schwierig, fehlt das Narrativ. Wo sehen Sie das? Wo können zum Beispiel Narrative, wo können Heldinnen, wie auch immer, dazu beitragen, dass wir diese Gemeinschaftserzählung schaffen, die wir auch tatsächlich für uns verbindlich im Leben anwenden können? Ja, ich glaube, Verbindlichkeit ist ein gutes Stichwort. Es braucht den Dialog. Es braucht eine neue Kultur des Dialogs, vor allem meiner Meinung nach. Weil, Sie haben vollkommen recht, Identität, da gibt es ja unterschiedliche Definitionen, aber Identität ist immer auch eine Grenze. Ich nehme mich wahr als Subjekt und begrenze meine Identität. Ich bin trotzdem der Meinung, dass man die eigene Identität auch mehrmals wechselt. Also dass es nicht immer die gleiche ist. Und es wird immer unterschiedliche Menschen geben mit unterschiedlichen Meinungen. Damit wir gemeinsam wirklich zusammenkommen, braucht es eine andere und eine neue Diskussionskultur. Und diese Diskussionskultur, die muss vor allem auf Empathie, Wertschätzung und ja, vielleicht auch Ambiguität. wir müssen ja nicht alle gleich sein sondern wir müssen nicht alle gleich sein und trotzdem wird es auch für mich grenzen trotzdem gibt es für mich auch persönlich grenzen mit wem ich nicht diskutieren möchte und zwar wenn diese menschlichkeit abhanden kommt im diskurs aber diese neuen diskurse die braucht es und es braucht wahrscheinlich auch gemeinsam erzählte Geschichten. Denn wir brauchen ja Erfahrungen, wir brauchen gemeinsame Erfahrungen, die nicht uns alle gleich machen. Keiner von uns wird, wir werden nicht auf einmal alle gleich werden, aber es braucht eine neue Art, sich zu verbinden. Und dafür braucht es die Sprache. Wir haben jetzt gar nicht mehr so viel Zeit auf unserer Uhr. Die schreitet rasant voran. Ich möchte noch auf eines zu sprechen kommen, ganz kurz mit Ihnen, weil das ja ganz eng zusammenhängt, das Thema Kunst. Kunst ist ein System, das eben auch Dialog ermöglicht, aber natürlich auch Dissens und auch Konflikt und auch Konfrontation. Und ich habe eingangs bei dieser kurzen biografischen Darstellung zu Ihrer Person, habe ich ja gesagt, dass Sie jetzt dann bald mal schon in Deutschland und Griechenland Ergebnisse oder Projektergebnisse des Laskarina-Projekts präsentieren werden. Sie werden das sicherlich auch auf künstlerischen Wege vermitteln. Welche Wege wählen Sie da? Wie können Sie für sich das System Kunst nützen? Wie können Sie es für sich selbst anwendbar machen, um all das, wovonflikt als etwas sehr Positives, weil daran Reibung entsteht. Das heißt, es ist einer der großen Punkte. Ich möchte Unruhe stiften, damit daran Reibung erzeugt wird und genau dieser Dialog passiert. damit daran Reibung erzeugt wird und genau dieser Dialog passiert. Erstens. Zweitens benutze ich die Sprache, benutze ich die verschiedenen Sprachen, um die verschiedenen Perspektiven deutlich zu machen. Und drittens werde ich den Zuschauer oder die Zuschauerinnen mit einbinden und das ganz aktiv. Weil ich möchte, dass es nicht nur eine Sicht von außen ist, sondern ein Erleben mit allen Sechsen, die, und genau das ist glaube ich das Wichtigste oder das für mich auch Wertvollste, ein Narrativ erfahrbar zu machen. Man kann mit die Sprache an sich oder das geschriebene Wort ist irgendwann auch dann zweidimensional oder eindimensional sogar nur. Und wenn ich etwas in den Raum setzen kann, erzeuge ich einen Raum, wo sich Menschen drin bewegen können und mir ist es ganz, ganz, ganz wichtig, dass dabei alle Sinne angesprochen werden, damit eine Erfahrung entsteht, die verändert, im besten Fall. Und im schlimmsten Fall weiß ich auch nicht. Ja, aber wir haben noch ein bisschen Zeit. Ich bleibe noch ein bisschen hartnäckig dran, auch skeptisch an ihrem Postulat des Dialogs. Denn Dialog wird ja oft, mit ihrer Ausnahme, Dialog wird ja oft von jenen im Munde geführt, die über die Macht besitzen, Menschen von Gesprächen, von Teilhabe auszuschließen. Man spricht ja hier auch in Linz, und das ist so ein neuer Trend, Bürgerbeteiligung und so weiter. Und in Wahrheit ist das ein ganz großes System des Ausschlusses. Es gibt Menschen, die hier sind, Migrantinnen, Migranten, die hier zugewandert sind. 30 Prozent in unserer Gesellschaft hier, auch in Oberösterreich, die zum Beispiel nicht berechtigt sind, an einer Wahl teilzunehmen. Man sagt, okay, Dialog, ihr könnt reden, was ihr wollt, aber ihr kriegt von uns keinen Transformationsriemen, um das tatsächlich auch in Gesellschaft zu übertragen und auch in gesellschaftliche Gegensätze. Darum frage ich hier so hartnäckig und interessiert nach, was kann denn sozusagen Kunst für einen Freiraum schaffen, auch hier tatsächlich Menschen die Möglichkeit zu geben, tatsächlich mal einen Dialog zu führen, den sie selber definieren können, der nicht sozusagen so von oben herab über sie drüber geschlüpft wird. Also es ist ja ganz klar, dass der Dialog und die Sprache der Resonanzraum sind und dann aber gesetzte Institutionen folgen müssen, damit Menschen mündig werden. ausschlaggebend aber bedürfnisse müssen ja erst mal artikuliert werden können und ich habe in meiner in meiner arbeit die erfahrung gemacht dass wenn ich mich ich habe in griechenland mich mit schriftstellerinnen getroffen mit künstlerinnen getroffen auch in italien arbeite ich immer wieder so dass ich mich mit den Kunst- und Kulturschaffenden an einen Tisch setze und mich frage, wo ist unsere Gemeinsamkeit und was können wir gemeinsam umsetzen? Und da geht es ja darum, wo trifft man sich? Was ist am Ende der gemeinsame Nenner? Natürlich sind wir ganz unterschiedlich, aber was sind die gemeinsamen Erfahrungen? Wo sind wir als Künstlerinnen ähnlich und ticken ähnlich und das versuche ich dann natürlich auch umzusetzen. Und das ist mir auch ganz wichtig, dass es auch in gemeinschaftlichen Ausstellungen in dem Fall passiert und dass dann auch die Narrative der, die ich damit eingebunden habe, mitzuhören sind. Und da ich weiß nicht, ob das jetzt Ihre Frage schon so beantwortet. Ja, ja, absolut. Ich wollte das auch nochmal sogar noch bestärken, weil ich gerade auch nochmal sozusagen wirklich abschließend daran erinnern wollte, ist genau der Grund, warum ich mich eingeladen habe, damit wir jetzt hier für 50 Minuten an diesem Tisch sitzen und uns austauschen auch sozusagen, um vielleicht mal so eine andere Form auch des Dialogs zu wagen, das vor Publikum. Wir sind nämlich jetzt am Ende der Sendezeit. Ich darf mich also noch sehr, sehr herzlich bedanken, Clara Charlotte Zeitz, viel zu kurz die Zeit wie immer, aber vielen Dank, dass Sie heute hier waren. Spannende Themen, ganze Menge Denkanstöße, nicht nur für uns hier auch bei DorfTV, das eine oder andere weiter zu spinnen, weiter zu reflektieren, zu hinterfragen, was auch immer, sondern sicherlich auch für die Zuseherinnen und Zuseher, bei denen ich mich jetzt natürlich verabschieden darf. Vielen herzlichen Dank für das Interesse und fürs Dabeisein. Die nächste Ausgabe von Wassermeyer sucht den Notausgang gibt's dann nach einer kleineren Pause dann wieder im Herbst, Spätherbst vor allem. Und ich freue mich dann, Sie wieder dabei zu haben. In diesem Sinne darf ich auch hier wieder mit dem Ersuchen schließen. Bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Tag und auf Wiedersehen.